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11.05.2010 Prof. Dr. Ernst Halbmayer | VO Einführung in die Methoden der KSA 1 VO Einführung in die Methoden der Kultur- und Sozialanthropologie 4.Einheit Projektentwicklung: von der Idee zum Forschungsprojekt

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11.05.2010 Prof. Dr. Ernst Halbmayer | VO Einführung in die Methoden der KSA 1

VO Einführung in die Methoden der Kultur- und

Sozialanthropologie

4.EinheitProjektentwicklung: von der Idee

zum Forschungsprojekt

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Zentrale erkenntnistheoretische und methodologische Differenzen

• Diachron vs. Synchron

• Deduktiv vs. Induktiv

• Universalistisch vs. Partikularistisch

• Quantitativ vs. Qualitativ

• Naturwissenschaftlich vs. Geisteswissenschaftlich

– Nomothetisch vs. Ideographisch

– Erklären vs. Verstehen

– Gesetzmäßigkeiten vs. Nachvollzug des Sinns

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Nicht-positivistische Wissenschaftstheoretische Paradigmen

• Wilhelm Dilthey (1833-1911) Natur/Geisteswissenschaften– nomothetisch/ ideographisch– erklären / verstehen– Gesetzmäßigkeiten / Nachvollzug des Sinns

• Hermeneutik: die "Kunst" des Verstehens und der deutenden Auslegung von Texten, Verhaltensweisen und Kulturmustern. Gadamer, Habermas (Sinnkritik), Geertz Konsenstheorie der Wahrheit

• Pragmatismus: Charles S. Peirce, William James, John Dewey, George Herbert Mead. die Bedeutung einer Sache liegt in den Konsequenzen, die sich aus dem praktischen

Handeln ergeben. Diese Konsequenzen müssen erfahren werden und diese Erfahrung ist immer perspektivisch geprägt. Die handlungspraktischen Konsequenzen, d.h die Bedeutung welche Phänomene für die Handelnden haben, werden somit zum Wahrheitskriterium innerhalb des Pragmatismus.

• Phänomenologie: (griech. phainomenon „Sichtbares, Erscheinung“; logos „Rede, Lehre“) ist die Lehre bzw. Untersuchung der Erscheinungen, des Phänomens als Gegebenes im Gegensatz zum Logos, der Zugangsart. Edmund Husserl (1859-1938)

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Von der Idee/dem Interesse zum empirischen Forschungsvorhaben

• Interesse: Phänomenbereich• z.B. „Minderheiten in Österreich“ • zu Allgemein• zu Unspezifisch

• Interesse an einem Phänomenbereich ist noch keine wissenschaftliche Fragestellung!

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Wie kommt man zur Fragestellung?

1. Spezifizieren des Phänomenbereiches: – sachlich– örtlich– zeitlich– sozial

2. Literaturrecherche– Schlagwörter

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Arten von Literatur

Aus: Bettina Beer, Hans Fischer (eds.) Wissenschaftliche Arbeitstechniken in der Ethnologie. Eine Einführung. Reimer: Berlin. S. 51

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Möglichkeiten der Literatursuche

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Umgang mit Literatur

• Kübel oder Scheinwerfer• Exzerpieren• Ablagesysteme

• Pflichtliteratur: Bettina Beer, Hans Fischer (eds.) (2000) Wissenschaftliche Arbeitstechniken in der Ethnologie. Eine Einführung. Reimer: Berlin S.26-48.

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ExzerpierenExzerpte

Bettina Beer, Hans Fischer (eds.) Wissenschaftliche Arbeitstechniken in der Ethnologie. Eine Einführung. Reimer: Berlin. S. 36

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ExzerpierenExzerpte

Bettina Beer, Hans Fischer (eds.) Wissenschaftliche Arbeitstechniken in der Ethnologie. Eine Einführung. Reimer: Berlin. S. 36

Zettelkasten:http://zettelkasten.danielluedecke.de/

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Wissenschaftliche Fragestellung

• Konkret• Eindeutig• Beantwortbar (Methode)• Erlaubt neues Wissen zu generieren

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Forschungsprojekt

• Theoretische Einbettung• Forschungsablauf• Ressourcen

– Zeit– Geld– Mitarbeiter– Infrastruktur

• Institutionelle Anbindung• Projekt

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Kontexte des Forschungsprojektes

Endeckungszusammenhang• Empirisches Problem• Theoretische Probleme• Soziales Problem• Auftrag

Begründungszusammenhang• Methodik mit deren Hilfe das Problem untersucht wird• Wahl der Methoden• Auswertungsverfahren

Verwertungszusammenhang• Interventionsmöglichkeiten, Applied Anthropology• Publikations- und Verbreitungsstrategien• Interessen des Auftraggebers

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Ethik der Forschung

• Ethik gegenüber den Untersuchten

• Ethik im Umgang mit Ergebnissen

• Ethik gegenüber der wissenschaftlichen Gemeinschaft– Plagiate

• Ethik gegenüber der Öffentlichkeit

• Ethik gegenüber Sponsoren, Geld- und Arbeitsgebern

• Ethik gegenüber Regierungen– Politische Rolle von sozialwissenschaftlicher Forschung

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Human Terrain System

• Human Terrain System (HTS) Programs der US-amerikanischen Streitkräfte. • 200 Millionen Dollar teure Programm seit 2006• Um kulturelle Wissenslücken zu überbrücken mit kämpfenden Einheiten nach

Afghanistan und in den Irak. Ein HTT setzt sich zusammen aus zwei Sozial- bzw. KulturwissenschaftlerInnen, zwei militärischen GeheimdienstanalystInnen und einem/r TeamführerIn

• Unter Bedingungen des Krieges ist – (1) eine eindeutige Identifizierung der ForscherInnen im Feld nicht möglich, da sie Uniform

tragen, an der Waffe ausgebildet sind und Waffen im Feld bei sich führen dürfen. Darüber hinaus kann

– (2) unter diesen Umständen von einer freiwilligen Zustimmung der Erforschten zur Forschung nicht die Rede sein. Da die Verwendung und Veröffentlichung der gesammelten Daten in der Hand der militärischen Führung liegt, kann

– (3) weder eine Nutzung zum Schaden der Erforschten verhindert noch – (4) die Verbreitung von wissenschaftlich relevantem Wissen ermöglicht werden. Der

langfristige Schaden für die Reputation der Disziplin und für nicht-militärische WissenschaftlerInnen, die in diesen Regionen forschen möchten, ist

– (5) nicht zu ermessen. Aus diesen Gründen veröffentlichte die American Antropological Association 2007 ein Statement, in dem sie das Engagement von AnthropologInnen in HTT’s missbilligt.

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Literatur• Barth, F. et al (2005) One Discipline, Four Ways: British, German, French, and American

Anthropology. Chicago und London: University of Chicago Press

• Bettina Beer, Hans Fischer (eds.) (2000) Wissenschaftliche Arbeitstechniken in der Ethnologie. Eine Einführung. Reimer: Berlin p. 27-48 (Pflicht!)

• Boas, Franz. 1896. "The limitations of the comparative method in anthropology." Science 4(November):901-8.

• Gingrich, Andre; Richard Fox (eds.) (2002) Anthropology, by comparison. London. Routledge

• Malinowski Bronislaw (1979) Argonauten des westlichen Pazifiks. Frankfurt/Main: Syndikat. p.11-48 (Pflicht!)

• Urry, J. (1984) A history of field methods. In: Ellen, R.F. (ed.) Ethnographic Research. A Guide to General Conduct. London [u.a.]: Academic Press. p. 35-61.

• Tylor, Edward B. 1994. On a Method of Investigating the Development of Institutions; Applied to Laws of Marriage and Descent. In The Collected Works of Edward Burnett Tylor. Journal Articles 1863-1900. London: Routledge. [1889]