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,;I'" I Kolonialkrieg in ANGOLA \ Iponug.J ... ."".--\,'\0' z 0 va m b K a 0 k 0 ? ve f d Eroscha· Salzpfanne • Namutoni <5 Tsumeb t .0 Grootfontein Otavj, Zesfontein 0 z OtjitambiO Omaheke- OutjoO i Warerberg Sandfefd ? . . +-"".. . a Orumpepi)"",roQ ..., .. :' ' '. Atlantische, Omaruru r ",. \ ' OEpukiro· .... 1 Ozean Okombahe 0 .': D 8 m 8 , a ". i q Kreuzkap _ an d - -'-.'E 1- P" OGobabis l -c f Otjimbingwe 54 • 1 Windhoek 1 Kafaha,i WalfjschbllCht (brit.! Rehoboth . 0 iDEUTSCH-S-ODWESTA'-FRIKAI . OHoachanas •• 1 Narob • S . tf . I mpfle (heute Namibia) Q. .40 onteinj BETSCHUANA 'Z •• I LAN D Ibril.) . .OGocnas I .. GrootfonteinO I 0.. Gibeon 1 3 100 200 G, Q 4 i N 8 m 8 I n d i'., Cl Gebiet des Deutsch-Herero-Krieg,es tr Berseba : "', ,-, . D hN K. Koes i " Gebiet des eutsc - ama- neges , - i ,= . . Lüderitzbucht B h;t,· A' Keetmanshoo 1 . !=<l Wichtigste Gefec!'lZonen .... et a'noen ',"". ,. Pli •. I Lüderitz- \-'"'htP" I ! - OMissionsstation bucht or.,! / .... LandungspunktdeutscherTruppen "!"'l "" _._./ Schlacht bzw. Kampfaktion zwischen .. i . . Herero bzw. Nama und deutschen Truppen 1 •••••• Weg der Herero durch das wasserlose t ! Sandfeld der Omaheke 4 Konzentrationslager Eisenbahn Eisenbahn im Bau oder geplant llllUUI (Nach Horst Drechsler: Aufstände in Südwestafrika. 8erlin 1984) KAP K 0 L 0 NIE (brit.! Der Kolonialkrieg 1904 -1908 in Deutsch-SOdwestafrika (heute Namibial. Völkermord in Deutsch-Südwestafrika Der Kolonialkrieg (1904-1908) in Namibia und seine Folgen Herausgegeben von Jürgen Zimmerer und Joachim Zeller o ,,'I- «. .- ,,;' iII '?> 'r" .V' eh. Links Verlag, Berlin

Völkermord

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Völkermord

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    Kolonialkrieg in Deutsch-Spdwestafrik~04-1908)

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  • Jrgen Zimmerer

    Krieg, KZ und Vlkermord in Sdwestafrika Der erste deutsche Genozid

    Diese khne Unternehmung zeigt die tcksichtslose Energie der deutschen Fhrung bei der Verfolgung des geschlagenen Feindes in glnzendem Lichte. Keine Mhen, keine Entbehrungen wurden gescheut, um dem Feinde den letzten Rest seiner Widerstandskraft zu rauben; wie ein halb zu Tode gehetztes Wild war er von Wasserstelle zu Wasserstelle gescheucht, bis er schlielich willenlos ein Opfer der Narur seines eigenen Landes wurde. Die wasserlose Omaheke sollte vollenden, was die deutschen Waffen begonnen harren: Die Vernichtung des Hererovolkes. 1

    Was die offizielle deutsche Militrgeschichtsschreibung so pathetisch schilderte, war grausame Taktik in einem der blutigsten und zerstrerischsten Kolonialkriege der Geschichte. 2 Ohne jede Reue oder den Versuch der Vertuschung wurde hier ein Vernichtungskrieg beschrieben, gleichsam ein Prludium fr ein Jahrhundert des totalen Krieges, der Entfesselung bis daro unvorstellbarer Gewalt von Armeen gegeneinander und gegen die Zivilbevlkerung. Sie handelt von einem Vlkermord, der nicht nur der erste Genozid des 20. Jahrhunderts war, sondern zugleich auch der erste der deutschen Geschichte, als solcher schon auf Spteres verweisend.

    Ausgebrochen war der Krieg in den ersten Tagen des Jahres 1904 in einer Phase relativer Ruhe. Kaum jemand unter den Siedlern, den Militrs oder den Angehrigen der Kolonialverwalrung harre mit einer greren Auseinandersetzung im Herero-Land gerechnet: Nur wenige Tage zuvor war der langjhrige Gouverneur Theodor Leutwein mit dem Groteil der Schutztruppe in den Sden das Landes abgerckt, um einen lokalen Konflikt mit den Bondelzwarts mit Waffengewalt zu beenden. Wo es bisher zum Widerstand afrikanischer Herrscher gekommen war, hatten kleinere Kontingente der Schutztruppe noch immer ausgereicht, um die militrische Entscheidung zugunsten des Deutschen Reiches herbeizufhren. Anschlieend schloss man wieder Frieden, bestrafte Afrikaner, die man fr die Unruhen verantwortlich machte oder an denen man aus politischen Grnden ein Exempel statuieren wollte, und nahm ihnen Waffen, Vieh oder Land ab.

    Die Ereignisse jedoch, die sich seit dem Abend des 11. Januar 1904 im HereroLand zutrugen, gewannen schnell eine Eigendynamik, die den Feldzug in einen der verheerendsten Kolonialkriege des Deutschen Reiches verwandelten. Wie ein Lauffeuer verbreiteten sich die Gerchte von der Ermordung und Verstmmelung Hunderter Mnner, Frauen und Kinder und trugen nicht unerheblich zur Radikalisierung des Krieges bei. Spter sollte sich herausstellen, dass insgesamt 123 Deutsche bei den ersten berfllen ums Leben gekommen waren, die Herero auf Befehl

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  • ihrer Fhrung jedoch Frauen und Kinder sowie Missionare bewusst geschont und diese teilweise selbst bis zu deutschen Siedlungen geleitet hatten.

    Die Nachricht vom Kriegsausbruch riss die deutschen Beamten und Militrs aus ihren Trumen, die Afrikaner wrden sich in ihr Schicksal fgen, wrden ihren zunehmenden Landverlust, die Beschrnkung ihrer Autonomie und die bergriffe auf Leib und Leben ihrer Mnner und Frauen, f.,ltter und Tchter widerstandslos hinnehmen. Immerhin herrschte im "Schutzgebiet seit einiger Zeit weitgehend Ruhe, hatte Gouverneur Leutwein doch den Nama-Kapitn Hendrik Witbooi zur Unterwerfung gezwungen und im I'aramount-Chief der Herero, Samuell\1aharero, einen willfhrigen Bundesgenossen gefunden. Indem er formal die traditionellen Herrscher im Amt belie, blieben die einzelnen Afrikaner und Afrikanerinnen weiter ihren angestammten Fhrern und nicht der deutschen Kolonialverwaltung untertan. Dadurch hoffte Leutwein, dass der afrikanischen Bevlkerung die mit der Errichtung der Kolonialherrschaft verbundenen tief greifenden politischen und sozialen Vernderungen zunchst verborgen bleiben wrden. Zudem hatte selbst Leutwein bei weitem nicht die militrische Macht, die Afrikaner nur mit Gewalt zu unterwerfen, wie die Ereignisse nach dem 12. Januar zeigen sollten.

    Diese Einschtzung, die Afrikaner knnten sich an die Fremdherrschaft gewhnen, war von Anfang an illusorisch. Der offiziell gefrderte Zuzug von immer mehr Deutschen - fr die Siedlungskolonie Deutsch-Sdwestafrikaia I'rogramm- musste die Probleme mit der indigenen Bevlkerung im Laufe der Zeit yerschrfen, zumal einige der Ankmmlinge ein ausgesprochenes Herrenmenschentum an den Tag legten. Vor allem Vergewaltigungen, die von den traditionellen afrikanischen Eliten nicht mehr geahndet werden konnten, brachten die Bevlkerung nicht nur gegen die Deutschen auf, sondern untergruben zugleich die Stellung der afrikanischen Herrscher. Letztere konnten nichts tun, da das duale Rechtssystem es afrikanischen Autoritten nicht erlaubte, ber Weie zu richten, whrend deutsche Gerichte Verbrechen an Afrikanern und Afrikanerinnen kaum ahndeten. Erschwerend kam seit 1896 der Ausbruch der Rinderpest im sdlichen Afrika

    hinzu. Binnen relativ kurzer Zeit starben bis zu 95 Prozent der Herden; es kam zu sich rasch ausbreitenden Epidemien, verursacht durch Wasser aus Quellen, die durch verwesende,Tiere verseucht waren, durch den Verzehr von Tierkadavern und die allgemeine Unterernhrung. Diese forderten Tausende von Opfern und fhrte zum Zusammenbruch des die traditionellen Eliten sttzenden Wirtschafts- und Patronagesystems. Mit der Erosion der sozialen und politischen Strukturen sank nicht nur die Fhigkeit, sich gegen die zunehmenden bergriffe von Weien zu verteidigen; durch die allgemeine Verarmung wurden Herero zudem erstmals gezwungen, ihre Arbeitskraft im greren Stil an weie Farmer und Unternehmer sowie an die Kolonialverwaltung zu verkaufen.3 Parallel zur Schwchung der Herero stiegen die Forderungen der Siedler nach Land, wurden Schulden rcksichtsloser eingetrieben, traten die Weien insgesamt unverschmter auf. Es ist in der Forschung umstrirten, wer 1904 den ersten Schuss abgab. Vieles deu

    tet darauf hin, dass am Anfang Provokationen des Distriktschefs von Okahandja, Leutnant Zrn, standen, die eskalierten.4 Fest steht dagegen, dass der Angriff der

    Die Protagonisten des Kolonialk~ieges von 1904 bis 1908, Bildmontage aus einem 1907 erschienenen Kolonialbuch mit dem Titel: Deutsch-Sd-West-Afrika- Bilder aus den Kriegen gegen die Hereros und Hottentotten",

    Herero am 12. Januar unerwartet erfolgreich war, nicht zuletzt deshalb, weil die Schutztruppe sich im Sden des Landes befand. Innerhalb weniger Tage hatten die Herero bereits ganz Zentralnamibia mit Ausnahme der Militrstationen besetzt und Siedlungen und Farmen geplndert. Diesen Erfolg nutzten sie jedoch nicht zu einem raschen Sieg ber die in den befestigten Pltzen verschanzten Deutschen, sondern ermglichten diesen, ihre Krfte zu sammeln und durch zustzliche Soldaten aus dem Reich zu verstrken. Durch diese rasch entsandten Truppen wurde die drohende Niederlage abgewendet. Es folgte eine Phase kleinerer Gefechte, aber ohne entscheidenden Sieg der einen oder anderen Seite. Die angelandeten Ersatztruppen aus dem Reich und aufgebrachte Siedler unternahmen ihrerseits Vergeltungsaktionen und verbten Massaker, die auch die noch unbeteiligten Herero in den Krieg trieben. Zwar wies Leutwein im Mai 1904 die Behauptung zurck, es habe einen Befehl

    gegeben, keine Gefangenen zu machen. Er rumte jedoch ein, dass die deutschen Soldaten, nach allem was geschehen sei, nicht mit besonderer Schonung vorgehen wrden und bisher noch keine unverwundeten Gefangenen gemacht worden seien. Auch auerhalb der eigentlichen Kriegshandlung als Viehdiebe und Marodeure festgenommene Afrikaner wrden vielfach vom Gericht zum Tode verurteilt.5 In

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  • einem Krieg ohne feste Kampfverbnde auf afrikanischer Seite konnte unter dem Begriff Marodeur jedoch fast alles verstanden werden. Man wollte auf deutscher Seite Rache und Bestrafung der Afrikaner. Zugleich

    bot der Krieg die willkommene Gelegenheit, die Land- und Eigentumsfrage zu eigenen Gunsten zu verndern. Kapitn Gudewill vom Kanonenboot Habicht, das als erste Verstrkung in Sdwestafrika eingetroffen war, gibt einen guten Einblick in die herrschende Stimmung: Der Krieg ist in ein zweites Stadium getreten. Die hrteste Bestrafung des Feindes ist notwendig als Shne fr die zahllosen, grausamen Morde und als Garantie fr eine friedliche Zukunft. Um Ruhe und Vertra uen der Weissen herzustellen ist vllige Entwaffnung und Einziehung von smtlichen Lndereien und Vieh einzigstes Mittel. 6 Andere waren noch radikaler, sprachen davon, man werde aufrumen, auf

    hngen, niederknallen bis auf den letzten Mann, kein Pardon geben.7 Diese den Vlkermord vorwegnehmende Rhetorik wurde in den ersten Monaten des Krieges so stark, dass Leutwein sich gezwungen sah, dem entgegenzutreten. Obwohl er selbst die Forderung nach der bedingungslosen Kapitulation der Herero teilte, warnte er vor unberlegten Stimmen [00'], welche die Hereros nunmehr vollstndig vernichtet sehen wollen. Dagegen standen seiner Meinung nach nicht nur menschenfreundliche Grnde. Denn abgesehen davon, dass sich ein Volk von 60000 bis 70000 Menschen nicht so leicht vernichten lasse, war Leutwein der Meinung, man werde die Herero noch als kleine Viehzchter und besonders als Arbeiter brauchen. Dass man sie politisch tot mache, ihre politische und soziale Organisation zerstre und sie in Reservate zurckdrnge, welche fr ihre Bedrfnisse gerade ausreichen, sah er als legitimes und sinnvolles Kriegsziel an. Individuelle Schuld war dafr nicht ausschlaggebend, denn ausdrcklich sollten sich auch unbeteiligte Afrikaner der Entwaffnung und der Absperrung in Reservate fgen mssen. 8 Eine Zukunft innerhalb eigener politischer und sozialer Strukturen, mit einem selbstbestimmten Fhrer an der Spitze und mehr oder weniger groer Handlungsautonomie besaen die Herero in den Augen der deutschen Verantwortlichen also bereits zu diesem Zeitpunkt nicht mehr.

    Es ist an dieser Stelle ntig, auf einige Missverstndnisse hinzuweisen, denen die Interpretation de( Geschichte des Krieges wie auch der Nachkriegszeit immer wieder ausgesetzt ist. Politische und militrische Ziele sind noch niqht die Realitt, und Anordnungen und Befehle drfen nicht mit ihrer tatschlichen Durchfhrung, geschweige denn ihrer Wirksamkeit verwechselt werden. Genau so, wie die deutschen Siedler, Soldaten und Beamten in den ersten Tagen des Krieges, als die Herero die Initiative an sich gerissen hatten und das Geschehen dominierten, deshai b nicht zu passiven Opfern ihrer afrikanischen Gegner geworden waren, sondern Gegenstrategien entwickelten, reagierten auch die Herero flexibel auf die Entwicklungen, als die Schutztruppe das Heft des Handeins strker in die Hand bekam. Die Herero - und das gilt auch fr Nama - waren zu keiner Zeit, weder als sie sich auf die Siegerstrae befanden, noch als sich das Kriegsglck gegen sie zu wenden begann, passive Opfer. 9 Leutwein konnte bereits im Februar 1904 seine Vorstellungen ber Kriegsfh-

    Deutsche Schutztruppensoldaten mit Feldgeschtzen, Postkarte, um 1905/06.

    rung und Kriegsziele nicht mehr einbringen, denn am 9. Februar war ihm mitgeteilt worden, dass der Groe Generalstab in Berlin die Leitung des Feldzuges bernommen hatte. Nur knapp zwei Wochen spter wurden ihm alle Friedensverhandlungen ohne ausdrckliche Genehmigung des Kaisers verboten: offenbar auf Intervention von Siedlern aus Sdwestafrika, denen seine Politik schon vor Kriegsbeginn nicht radikal genug gewesen war und die nun einen vorschnellen Frieden frchteten. Damit war sowohl der langjhrige Gouverneur wie auch die Berliner Kolonialabteilung entmachtet. Fragt man nach den Unterschieden zu frheren militrischen Auseinandersetzungen im Schutzgebiet, zu WeichensteIlungen in Richtung Vlkermord, so stt man auf diese Einmischung Berlins, auf die Entscheidung, diesen Feldzug durch einen ortsfremden Offizier leiten zu lassen.

    Oberbefehlshaber wurde Generalleutnant Lothar von Trotha, der sich bereits bei Kolonialkmpfen in Deutsch-Ostafrika (1894-1897) und in China (1900) den Ruf eines besonders erbarmungslosen Militrs erworben hatte. Er war dem Kaiser direkt unterstellt und erhielt seine Weisungen durch den Chef des Generalstabes. Zwar kannte er weder Land noch Leute, dafr besa er eine feste Vorstellung von einem zuknftigen Rassenkrieg. Er glaubte, dass Afrikaner nur der Gewalt weichen wrden, und war gewillt, diese mit krassem Terrorismus und selbst mit Grausamkeit auszuben. So soUten die aufstndischen Stmme mit Strmen von Blut vernichtet werden. IO Noch whrend seiner Anreise, also keineswegs in der Hitze des Gefechtes oder

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  • angesichts militrischer Schwierigkeiten und Niederlagen, ermchtigte er vom Schiff aus seine Offiziere in Sdwestafrika, alle bewaffneten Rebellen sofort standrechtlich erschieen zu lassen. Gleichzeitig versuchte er, die Kontrolle ber die von seinen Soldaten vorgenommenen Erschieungen zu gewinnen: a) Jeder kommandierende Offizier ist befugt, farbige Landeseinwohner, die bei

    verrterischen Handlungen gegen deutsche Truppen auf frischer Tat betroffen werden, z. B. alle Rebellen, die unter den Waffen mit kriegerischer Absicht betroffen werden, ohne vorgngiges gerichtliches Verfahren nach dem bisherigen Kriegsgebrauch erschiessen zu lassen.

    b) Alle anderen farbigen Landeseinwohner, die von deutschen Militrpersonen wegen des Verdachts strafbarer Handlungen festgenommen sind, werden durch besondere Feldgerichte abgeurteilt.

    c) Die Mannschaften sind zu belehren, dass eigenmchtige Strafvollstreckung gegen Farbige nach den allgemeinen gesetzlichen Vorschriften ber Krperverletzung, Totschlag und Mord mit den strengsten Strafen geahndet wird, und dass( ihnen der Waffengebrauch ausserhalb des Gefechts nur zur eigenen Verteidigung und zur Verhinderung von Fluchtversuchen zusteht. 11

    Spontane bergriffe hatte es bereits in der Anfangsphase des Krieges gegeben> und Soldaten erschossen> wie der letzte Absatz des Befehls nahe legt, offenbar auch weiterhin wahllos gefangene Afrikaner. Von Trothas Befehl gebot zwar der Willkr Einzelner Einhalt, machte gleichzeitig jedoch Massaker unp Terror zu einem geplanten Instrument deutscher Kriegsfhrung. Wer den Deutschen Widerstand leistete, wurde erschossen.

    Die von Trotha ersehnte Schlacht fand schlielich am 11. August 1904 am Waterberg statt, wo sich ein Groteil des Herero-Volkes, offensichtlich in Erwartung eines Friedensangebotes - ganz in der Tradition der Leutwein'schen Politik - mit Frauen und Kindern sowie ihren Viehherden versammelt hatte. Sie brachte zwar die militrische Entscheidung zugunsten der Schutztruppe, aber der Groteil der Herero entkam aus dem Kessel und floh in das weitgehend wasserlose Sandfeld der Omaheke-Halbwste im Osten des Schutzgebietes. Damit war der Krieg im Grunde militrisch entschieden, und die eigentlich genozidale Phase begann, denn die deutschen Truppen tri~ben nun die Herero zangenfrmig in Richtung Omaheke vor sich her. Schon dabei mssen sich entsetzliche Szenen abgespielt hilben: Kranke und hilflose Mnner, Weiber und Kinder, die vor Erschpfung zusammengebrochen waren, lagen, vor Durst schmachtend, in Massen [... ] im Busch, willenlos und ihr Schicksal erwartend. 12 Wo die nachrckenden deutschen Einheiten auf Herero trafen, kam es zu willkrlichen Erschieungen, wie Hauptmann Bayer schrieb: Hin und wieder fiel rechts und links ein Schuss im Dornbusch, wenn unsere Patrouillen auf Nachzgler stiessen. 13

    Sptestens zu diesem Zeitpunkt hatte sich die Vorstellung innerhalb der deutschen militrischen Fhrung durchgesetzt, dass die Omaheke vollenden knnte, was die deutschen Waffen begonnen hatten: Die Vernichtung des Hererovolkes, wie es in der eingangs zitierten Passage des offiziellen Kriegsgeschichtswerkes hie. Deutsche Soldaten besetzten deshalb systematisch die bekannten Wasserstellen entlang des

    Gefangene Afrikaner in Ketten. um 1907/08. Der Mann ganz links trgt eine Passmarke um den Hals.

    Wstensaums, und Anfang Oktober ordnete von Trotha in seiner berchtigten Proklamation zudem an, alle aus der Omaheke zurckkehrenden Herero zu erschieen:

    Die Hereros sind nicht mehr deutsche Untertanen. Sie haben gemordet und gestohlen, haben verwundeten Soldaten Ohren und Nasen und andere Krperteile abgeschnitten, und wollen jetzt aus Feigheit nicht mehr kmpfen. Ich sage dem Volk: Jeder, der einen der Kapitne an eine meiner Stationen als Gefangenen abliefert, erhlt tausend Mark, wer Samuel Maharero bringt, erhlt fnftausend Mark. Das Volk der Herero mu jedoch das Land verlassen. Wenn das Volk dies nicht tut, so werde ich es mit dem Groot Rohr (!) dazu zwingen. Innerhalb der deutschen Grenze wird jeder Herero mit oder ohne Gewehr, mit oder ohne Vieh erschossen, ich nehme keine Weiber oder Kinder mehr auf, treibe sie zu ihrem Volk zurck oder lasse auf sie schieen.

    Weiter przisierte er, dass zur Wahrung des guten Rufes der deutschen Soldaten der Befehl zum Schieen auf Weiber und Kinder so zu verstehen sei, da ber sie hinweggeschossen wird, um sie zum Laufen zu zwingen. Er nehme mit Bestimmtheit an, da dieser Erla dazu fhren werde, keine mnnlichen Gefangenen mehr zu machen, aber nicht zu Grausamkeit gegen Weiber und Kinder ausarte. Diese wrden schon fortlaufen, wenn zweimal ber sie hinweggeschossen werde. 14 Einziges Rckzugsgebiet war aber die Omaheke, wo als Folge dieses Befehls Tausende verdursteten.

    Die humanitre Katastrophe, die sich dort abspielte, war den Deutschen bekannt: Die Offiziere und Mannschaften, die die Herero immer weiter in das wasserlose Gebiet hetzten, sahen, was sie anrichteten. Stellvertretend fr viele schrieb Ludwig von

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  • Estorff, der schon vor der Schlacht am Waterberg zu den Kritikern der Vernichtungspolitik von Trothas gehrt hatte, ber das sich den deutschen Verfolgern bietende Bild: [I]ch folgte ihren Spuren und erreichte hinter ihnen mehrere Brunnen, die einen schrecklichen Anblick boten. Haufenweise lagen die verdursteten Rinder um sie herum, nachdem sie diese mit letzter Kraft erreicht hatten, aber nicht mehr rechtzeitig harten trnken knnen. Die Herero flohen nun weiter vor uns in das Sandfeld. Immer wiederholte sich das schreckliche Schauspiel. Mit fieberhafter Eile harten die Mnner daran gearbeitet, Brunnen zu erschlieen, aber das Wasser ward immer sprlicher, die Wasserstellen seltener. Sie flohen von einer zur anderen und verloren fast alles Vieh und sehr viele Menschen. Das Volk schrumpfte auf sprliche Reste zusammen, die allmhlich in unsere Gewalt kamen, Teile entkamen jetzt und spter durch das Sandfeld in englisches Gebiet. Es war eine ebenso trichte wie grausame Politik, das Volk so zu zertrmmern, man htte noch viel von ihm und ihrem Herdenreichtum retten knnen, wenn man sie jetzt schonte und wieder aufnahm, bestraft waren sie genug. Ich schlug dies dem General von Trotha vor, aber er wollte ihre gnzliche Vernichtung. 15 In ihrer Not schnitten manche Herero ihren Rindern die Kehlen auf, um ihr Blut

    trinken zu knnen, oder pressten den letzten Rest Feuchtigkeit aus dem Mageninhalt verendeten Viehs. Vielen half auch das nicht, und Tausende kamen ums Leben, wenn sich auch eine genaue Zahl der Opfer nicht angeben lsst. 16 Estorffs letzte Bemerkung belegt, dass es Trotha mit derVer,nichtung der He

    rero durchaus ernst war. Es handelte sich nicht nur um ein Brechen der militrischen Widerstandskraft, sondern um den Massenmord an Mnnern, Frauen und Kindern, Kriegern und Nicht-Kriegern, Alten undjungen; einen Massenmord, den auch die militrischen Verantwortlichen in Berlin, wie das Eingangszitat belegt, als vllig normal empfanden und den keiner zu vertuschen suchte. Es ist der vorstzliche Kampf auch gegen Frauen und Kinder, die intendierte physische Vernichtung eines ganzen Volkes, die ihn zum Vlkermord und damit zum ersten Genozid der deutschen Geschichte werden lie. Genozid wurde nach dem Zweiten Weltkrieg als rechtliche Norm durch die Ver

    einten Nationen definiert; danach bedeutet der Begriff "eine der folgenden Handlungen, die in der Absicht begangen wird, eine nationale, ethnische, rassische oder religise Gruppe als solche ganz oder teilweise zu zerstren: a) Ttung von Mitgliedern der Gruppe; b) Verursachung von schwerem krperlichen oder seelischen Schaden an Mitglie

    dern der Gruppe; c) vorstzliches Auferlegen von Lebensbedingungen fr die Gruppe, die geeignet

    sind, ihre krperliche Zerstrung ganz oder teilweise herbeizufhren; d) Verhngung von Manahmen, die auf die Geburtenverhinderung innerhalb der

    Gruppe gerichtet sind; e) gewaltsame berfhrung von Kindern der Gruppe in eine andere Gruppe. 17 Legt man diese Definition im Sinne einer historischen Analysekategorie zugrunde - wie man das ja auch zur Charakterisierung der Ermordung der europischen Juden durch die Deutschen, des Holocaust, tut-, so ist das Verhalten von Trothas und

    D(;:~t$ch -SiHhve~tafrjka. Wf.HF"r CE,,""NCl:NEIl IlU1Enos IN OKAHANUI.JA.

    Das Konzentrationslager in Okahandja. zeitgenssische Postkarte.

    der deutschen Armee eindeutig als Genozid zu identifizieren. Sowohl die, fr das Vorliegen eines Vlkermordes zentrale, Intention ist gegeben als auch die Ausfhrung, und zwar hinsichtlich der direkten Ermordung (Punkt a) wie der Vertreibung in die Wste (Punkt cl. Daran ndert auch die Tatsache nichts, dass Kaiser Wilhelm H. den "Schiebefehl von Trothas nach einigen Wochen wieder aufhob. Zu diesem Zeitpunkt war das Verbrechen bereits geschehen. Als der" Schiebefehl kassiert wurde, ging es nicht um humanitre Bedenken.

    Man hatte in erlin vielmehr Angst, dieser knnte im Ausland zu Propagandazwecken gegen das Deutsche Reich verwendet werden. Vor allem aber sprachen militrische Erfordernisse fr einen Wechsel der Strategie, denn letztendlich scheiterte die bisherige an der Weite des Landes und an den unter den Schutztruppensoldaten grassierenden Typhus- und Malaria-Epidemien, die eine dauernde Kontrolle des gesamten Wstensaums unmglich machten. So gelang es immer wieder kleinen Gruppen von Herero, heimlich durch die deutschen Reihen ins Schutzgebiet zurckzukehren. Die von ihnen ausgehende Gefahr konnte nur durch ihre freiwillige Unterwerfung, verbunden mit ihrer Internierung bis zum Ende des Krieges, gebannt werden.

    Zudem wurden die deutschen Truppen lngst an anderer Stelle gebraucht, whrend der Kampf gegen die versprengten Reste der Herero, das verkehrte Gesamtverfahren gegen das unglckliche Volk [... l, starke militrische Krfte in undankbarer Aufgabe fesselte, wie von Estorff schrieb. Im Sden des Landes hatten nmlich mittlerweile auch die Nama, bis zur Schlacht am Waterberg noch Verbndete der Deutschen, ihrerseits den Kampf gegen die Schutztruppe aufgenom

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  • men. 18 Aus diesem Grund pldierte schlielich sogar Generalsrabschef von Schlieffen fr eine Aufhebung des Vernichtungsbefehls, ohne sich inhaltlich von der Strategie von Trothas zu distanzieren, wie er an den Reichskanzler schrieb: Da er [Trotha] die ganze Nation vernichten oder aus dem Land treiben will, darin kann man ihm beistimmen. [... ] Der entbrannte Rassenkampf ist nur durch die Vernichtung oder vollstndige Knechtung der einen Partei abzuschlieen. Das letztere Verfahren ist aber bei den jetzt gltigen Anschauungen auf Dauer nicht durchzufhren. Die Absicht des Generals v. Trotha kann daher gebilligt werden. Er hat nur nicht die Macht, sie durchzufhren. 19

    Ausschlaggebend fr den Kriegseintritt der Nama waren die vor allem in Siedlerkreisen kursierenden Forderungen, nun, da starke Truppen im Land standen, auch die Nama zu entwaffnen und endgltig zu unterwerfen. Aus den Fehlern der Herero lernend - sie hatten erkannt, mit welchen Schwierigkeiten die Verfolgung der flchtenden Herero fr die Schutztruppe verbunden war -, vermieden die Nama eine offene Feldschlacht und begannen einen Guerillakrieg. Da sie das Land besser kannten und beweglicher waren, gelang es ihnen, die Vorteile der umfangreicheren und besser ausgersteten Schutztruppe auszugleichen, den Krieg in die Lnge zu ziehen, viele Krfte zu fesseln und allmhlich zu zermrben. Die deutsche Seite reagierte auch hier mit einer Strategie der Vernichtung, die bewusst Frauen und Kinder einschloss. Systematisch versuchte die Schutztruppe, Wasserstellen zu besetzen und den Gegner - wie in der Omaheke - durch Verdtlrsten-Lassen umzubringen. Zugleich setzte man auf eine "Suberung des Landes durch Masseninternierungen. So rief von Trotha in Ergnzung seiner Vernichtungspolitik die Nama auf, sich zu ergeben. In der entsprechenden Proklamation drohte er ihnen offen mit dem Schicksal der Herero: "An die aufstndischen Hottentotten. Der mchtige groe deutsche Kaiser will dem Volk der Hottentotten Gnade gewhren, da denen, die sich freiwillig ergeben, das Leben geschenkt werde. Nur solche, welche bei Beginn des Aufstandes Weie ermordet oder befohlen haben, da sie ermordet werden, haben nach dem Gesetz ihr Leben verwirkt. Dies tue ich Euch kund und sage ferner, da es den wenigen, welche sich nicht unterwerfen, ebenso erge,hen wird, wie es dem Volk der Hereros ergangen ist, das in seiner Verblendung auch geglaubt hat, es knne mit dem mchrigen!deutschen Kaiser und dem groen deutschen Volk erfolgreich Krieg haben. Ich frage Euch, wo ist heute das Volk der Hereros, wo sind heute seine Huptlinge? Samuel Maharero, der einst Tausende von Rindern sein eigen nannte, ist gehetzt wie ein wildes Tier, ber die englische Grenze gelaufen; er ist so arm geworden wie der rmste der Feldhereros und besitzt nichrs mehr. Ebenso ist es den anderen Groleuten, von denen die meisten das Leben verloren haben, und dem ganzen Volk der Hereros ergangen, das teils im Sandfeld verhungert und verdurstet, teils von deutschen Reitern gettet, teils von den Ovambos gemordet ist. Nicht anders wird es dem Volk der Hottentotten ergehen, wenn es sich nicht freiwillig stellt und seine Waffen abgibt. Ihr sollt kommen mit einem weien Tuch an einem Stock mit Euren ganzen Werften, und es soll Euch nichts geschehen. Ihr werdet Arbeit

    bekommen und Kost erhalten, bis nach der Beendigung des Krieges der groe deutsche Kaiser die Verhltnisse fr das Gebiet neu regeln wird. Wer hiernach glaubt, da auf ihn die Gnade keine Anwendung findet, der soll auswandern, denn wo er sich auf deutschem Gebier blicken lt, da wird auf ihn geschossen werden, bis alle vernichtet sind. Fr die Auslieferung an Ermordung Schuldiger, ob tot oder lebendig, setze ich folgende Belohnung: Fr Hendrik Witbooi 5000 Mark, Strmann 3000 Mark, Cornelius 3000 Mark, fr die brigen schuldigen Fhrer 1000 Mark. gez. Trotha20

    Entscheidend fr die Interpretation dieses Dokumentes im Hinblick auf die Intention der militrischen Fhrung ist das Schicksal, das die Nama in der Gefangenschaft erwartete. Und hierbei kann mit Fug und Recht von einer Fortsetzung der mrderischen Politik gesprochen werden. Den andauernden Guerillakrieg konnte jedoch weder dieser Aufruf noch seine wenig spter erfolgte Rcknahme beenden. Auch der Tod des charismatischen Fhrers der Nama, Hendrik Wirbooi, der am 25. Oktober 1905 den Folgen einer Schussverletzung erlag, tat dem Widerstand der Nama keinen Abbruch. Unterkapitne wie Cornelius Strmann, Jacob Marengo, Johannes Christi an, Abraham Morris und Simon Kopper fhrten den Kampf weiter. Vereinzelte berflle und Gefechte zogen sich bis 1908 hin, wenn auch beschrnkt auf den Sden des Landes, wo sich die Nama immer wieder in die Kalahari oder ber die Grenze in die britische Kapkolonie zurckziehen konnten. Erst am 20. September 1907 wurde Jacob Marengo in deutsch-britischer Kooperation von der Kap-Polizei auf sdafrikanischem Tertitorium erschossen. Simon Kopper musste schlielich als Gegenleistung fr seine Einstellung der Kampfhandlungen eine jhrliche deutsche Pension ausbezahlt werden. Auch der in der Hochphase des Krieges wieder aufgeflammte Widerstand der Bondelzwarts konnte nur durch einen Sonderfrieden beendet werden.

    Das Erscheinungsbild dieses Krieges war jedoch nicht nur durch die eigentlichen Kampfhandlungen geprgt, sondern mindestens ebenso sehr durch die berall errichteten Lager, die bald nach der Aufhebung des "Schiebefehls von Trothas bei allen greren Siedlungen eingerichtet wurden. Dabei ist zwischen den von der Mission gefhrten "Sammellagern, die dazu dienten, die versprengten und in Verstecken lebenden Herero unter Kontrolle zu bringen, und den von der Militradministration errichteten "Konzentrationslagern zu unterscheiden. Die Konzentrationslager - deren Name ursprnglich auf spanischen und US-amerikanischen Gebrauch zurckgeht, vor allem aber durch den Sdafrikanischen Krieg weltweit berchtigt wurde - fungierten als Internierungslager und rckrumige Auffanglager zu den bereits erwhnten Sammelstellen. In ihnen wurden zudem "Stmme aus dem Gebiet des Guerillakampfes festgesetzt, um den Kmpfern so den Rckhalt in der Bevlkerung zu nehmen. Bereits darin zeichnet sich der Unterschied zu Kriegsgefangenenlagern europischen Typs ab, dienten sie doch bewusst der Inhaftierung nicht nur von Kombattanten, sondern auch von Frauen, Greisen und Kindern. Dies ist ein weiterer Hinweis darauf, dass es sich um einen Krieg gegen ganze Vlker handelte.

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  • Die Konzentrationslager erfllten unterschiedliche Funktionen. Neben der eigentlichen Konzentrierung der Herero und Nama, um deren Untersttzung fr die Kmpfer zu unterbinden, dienten sie auch als Arbeitslager, um private wie staatliche Stellen mit den dringend bentigten Arbeitskrften zu versorgen. Holten kleinere Arbeitgeber die Gefangenen tglich zur Arbeit auf ihren Betrieben ab, so richteten grere Unternehmen wie die Schifffahrtslinie Woermann sogar eigene Camps ein. Zugleich hoffte man die Gefangenen, indem man sie in den Lagern zur Arbeit erzog, disziplinieren und auf ihre neue Rolle als Arbeitskrfte in der Nachkriegszeit vorbereiten zu knnen. In diesem Sinne schrieb der Nachfolger Leutweins als Zivilgouverneur, Friedrich von Lindequist: Die Heranziehung der Hereros zur Arbeit whrend der Kriegsgefangenschaft ist fr dieselben sehr heilsam, ja es ist geradezu ein Glck fr sie, da sie, bevor ihnen die volle Freiheit zurckgegeben wird, arbeiten lernen, da sie sonst sich voraussichtlich weiter arbeitsscheu im Lande herumtreiben und, nachdem sie ihren ganzen Rinderbestand verloren haben, ein elendes Leben fristen wrden.21 Auf deutscher Seite gab es aber auch den Gedanken der Vergeltung: Je mehr

    das Hererovolk am eigenen Leibe nunmehr erst die Folgen des Aufstandes empfindet, desto weniger wird ihm auf Generationen hinaus nach einer Wiederholung des Aufstandes gelsten. Unsere eigentlichen kriegerischen Erfolge haben geringeren Eindruck auf sie gemacht. Nachhaltigere Wirkung verspreche ich mir von der Leidenszeit, die sie jetzt durchmachen, ohne mit dieser Meinungsusserung brigens eine Lanze fr die Proklamation des Generalleutnants v. Trotha v. 2. Oktober vorigen Jahres brechen zu wollen. Wirtschaftlich bedeutet der Tod so vieler Menschen allerdings einen Verlust. 22 Der stellvertretende Gouverneur Tecklenburg sprach hier ber die Bedingungen

    im Konzentrationslager Swakopmund, die keineswegs eine Ausnahme bildeten. Noch schlimmer sah es auf der Haifischinsel vor Lderitzbucht aus, dem grten Gefangenenlager.23 Dort wurden sowohl Herero wie Nama interniert und ihrem Schicksal berlassen. Dabei bedeutete die Inhaftierung auf der Haifischinsel fr viele schon wegen der rauen klimatischen Bedingungen und der mangelhaften Verpflegung durch die Deutschen den sicheren Tod. Ein Augenzeuge, Missionar Laaf aus Lderitzbucht, schilderte die Verhltnisse so: Es waren um jene Zeit [Anfang 1906] etwa 2000 kriegsgefangene Herero auf dem uersten Ende der Haifischinsel interniert. [... ] Soweit die Leute gesund waren, wurden sie bei der Truppe und der anderen weien Bevlkerung in Dienst gestellt. Zu diesem Zweck durften sie die Haifischinsel verlassen, kehrten aber jeden Abend wieder dorthin zurck. [... ] Infolge der groen Strapazen und Entbehrungen, die die Gefangenen im Felde erlitten hatten, waren sie sehr schwach, und es herrschte viel Elend und Krankheit unter ihnen. Dazu kam, da ihnen das nasse, rauhe Seeklima anfangs nicht zusagte, und da sie auch ganz ihren gewohnten Verhltnissen entrissen waren. Die Einlieferung weiterer 1700 Gefangener im September 1906 verschrfte die

    Lage noch. Besonders die Nahrung war meist vllig unzureichend, da unter anderem das verteilte Mehl zum Brotbacken ungeeignet war, frisches Fleisch fehlte oder die Hlsenfrchte aus Mangel an Brennmaterial nicht gar gekocht werden konn-

    Das Konzentrationslager in Windhoek, zeitgenssische Postkarte, um 1905/06. Im Bildhintergrund die Alte Feste.

    ten. Viele erkrankten an Skorbut oder Typhus. Weiter heit es in dem Bericht Laafs: Mehr aber noch, als diese belstnde, trug die Abgeschlossenheit auf der uersten Ecke der Haifischinsel dazu bei, den Lebensmut in den Leuten zu ertten. Sie wurden allmhlich dem Elend gegenber apathisch. Durch drei hohe Stacheldrahtzune waren sie von der Auenwelt getrennt. [... ] - Tglich mehrte sich die Zahl der Kranken. Um die Leute nutzbringend zu beschftigen, hatte man im Anfang mit den Stmmen groe Sprengarbeiten begonnen. Man wollte auf [der] dem Robertshafen zugekehrten Seite ein Quai anlegen. Bei diesen Sprengarbeiten wurden anfnglich nahezu 500 Mnner eingestellt. In kurzer Zeit aber verringerte sich diese Zahl derart, da die Sprengarbeiten eingestellt werden muten. Kaum gab es noch einen Pontok [= Htte], in dem nicht ein oder mehrere Kranke sich befanden. Einige groe Rume, ebenfalls mit Scken hergestellt, wurden als Lazarett eingerichtet. Die Verpflegung war aber keineswegs den Bedrfnissen der Kranken angepat. Den Skorbutkranken wurde die Kost hingestellt; und dann hie es: ,Vogel fri oder stirb.< War da nicht ein mitleidiger Verwandter, der dem Kranken half, dann konnte er verhungern. !... ] In jener Zeit war die Sterblichkeit entsetzlich gro. Es kamen an manchen Tagen bis 27 Sterbeflle vor. Karrenweise wurden die Todten (!) zum Friedhofe gebracht.24 Nicht einmal der Bedarf an Arbeitskrften fhrte also dazu, dass die Kriegsge

    fangenen besser versorgt wurden, lieber wurde die Einstellung der Bauarbeiten in Kauf genommen. Kritik an den Internierungsbedingungen kam vor allem von den Geistlichen. Schlielich konnten die beiden Missionare Laaf und Nyhof angesichts des Elends den Kommandeur von Lderitzbucht, Hauptmann von Zlow, in einer

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  • Unterredung von der Notwendigkeit einer nderung der katastrophalen Verhltnisse berzeugen. Nach Darstellung Laafs fragte von Zlow deshalb Oberst von Deimling, den Befehlshaber der Sdtruppen, ob es nicht besser sei, die Gefangenen von der Haifischinsel zu bringen und auf dem Festland zu internieren, da sie seiner Ansicht nach keinen Lebensmut mehr htten. Darauf habe er zur Antwort erhalten, da, so lange er [DeimlingJ etwas zu sagen htte, kein Hottentott die Haifischinsellebend verlassen drfe.25 Zwischen Oktober 1906 und Mrz 1907 kamen monatlich zwischen 143 und 276 Gefangene um. Insgesamt starben in diesem Zeitraum von 1795 Gefangenen 1032, von den 245 berlebenden Mnnern waren nur 25 arbeitsfhig, whrend sich die brigen nur noch an Stcken fortbewegten, wie von Estorff in einem Bericht schrieb. 26 Obwohl der "Schiebefehl widerrufen worden und von Trotha im November

    1905 nach Deutschland zurckgekehrt war, hielt offensichtlieb ein Teil der Offiziere an dessen Vernichtungspolitik fest. Im Lager auf der Haifischinsel kam es zu einer bewussten Ermordung durch Vernachlssigung. Die Auswahl der Opfer erfolgte allein aufgrund ihrer tatschlichen oder angenommenen ethnischen Zugehrigkeit; individuell begangene"Verbrechen oder Widerstandshandlungen spielten als Motiv fr die Internierung keine Rolle. Intendiert war die Zerstrung ganzer "Stmme, aus deutscher Sicht: "rassischer Einheiten. Deshalb kann auch diese Politik gem Punkt c der Genozid-Konvention der Vereinten Nationen (vorstzliches Auferlegen von Lebensbedingungen fr die GI:uppe, die geeignet sind, ihre krperliche Zerstrung ganz oder teilweise herbeizufhren), gewertet werden - von der Ttung einzelner Mitglieder der Gruppe (Punkt a) oder der"Verursachung von schwerem krperlichen oder seelischen Schaden an Mitgliedern der Gruppe (Punkt b), durch die auch die berlebenden gezeichnet waren, ganz zu schweigen.

    Die Lage auf der Haifischinsel besserte sich erst, als mit Ludwig von Estorff ein Offizier zum Kommandeur der Schutztruppe ernannt 'wurde, der schon vorher zu den Kritikern von Trothas gehrt hatte. Er fhlte sich in seiner Ehre als Offizier verletzt und wollte deshalb fr "solche Henkersdienste keine Verantwortung mehr bernehmen, zumal unter den Gefangenen auch solche waren, denen er selbst bei ihrer bergabt: eine andere Behandlung zugesichert hatte. Deshalb ordnete er im April 1907 die Verlegung des Lagers auf das Festland an, wora).lf die Sterblichkeit aufgrund der besseren klimatischen Bedingungen sofort erheblich zurckging. Wenn auch die Verhltnisse im Konzentrationslager auf der Haifischinsel be

    sonders verheerend waren, zu einem Massensterben von Internierten kam es auch andernorts. Nach einer Aufstellung der Schutztruppe starben zwischen Oktober 1904 und Mrz 1907 insgesamt 7682 Gefangene. Das entspricht zwischen 30 und 50 Prozent der insgesamt Inhaftierten. Zwar wurde das Ende der Krieges bereits am 31. Mrz 1907 erklrt, jedoch

    wurde die Kriegsgefangenschaft erst am 27. Januar 1908, an "Kaisers Geburtstag, aufgehoben und die letzten Herero und Nama entlassen. Aus diesem Grund und weil die Lager nicht von den Kmpfen zu trennen sind, ist es angebracht, als Dauer des Krieges den Zeitraum von 1904 bis 1908 anzugeben. Die Entlassenen

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    Bildrnontage aus einem 1938 erschienenen Kolonialbuch.

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  • blieben auch danach einer srraffen Kontrolle unterworfen. Denn mittlerweile war mit den drei so genannten Eingeborenenverordnungen von 1907 der Grundstock fr ein deutsches Eingeborenenrecht geschaffen worden, das die Afrikaner direkt deutschen Normen unterwarf, die rassische Privilegiengesellschaft festschrieb und einen halbfreien Arbeitsmarkt einfhrte. Alle Afrikaner mussten Passmarken tragen und wurden in Eingeborenenregister eingetragen, ihre Freizgigkeit wurde aufgehoben. Es herrschte Arbeitszwang, und mehr als zehn Familien durften nicht zusammen wohnen.27

    Bereits whrend des Krieges war fast das gesamte Land der Herero und Nama enteignet und ihre politischen Organisationen aufgelst worden. Wenn es dem kolonialen Staat auch nicht gelang, die Herero und Nama zu vernichten, so nderte diese Politik zusammen mit dem vorangegangenen Vlkermord doch grundlegend die Macht- und Sozialverhltnisse in Deutsch-Sdwestafrika. Und dass im heutigen Namibia das meiste Farmland immer noch in Hand weier Farmer ist, nahm hier seinen Ausgang. Der Krieg gegen die Herero und Nama hatte jedoch nicht nur Folgen fr Nami

    bia, sondern auch fr die weitere deutsche Geschichte, denn er stellt einen wichtigen Schritt hin zum nationalsozialistischen Vernichtungskrieg dar. In bersee wurde eine Art der Kriegsfhrung vorweggenommen, die nur 40 Jahre spter auch in Europa zum Tragen kam. Die Einordnung als Rassenkrieg, das Abdrngen in lebensfeindliche Gegenden, die Zerstrung der Nahrungsgrund.lagen, die summarischen Exekutionen und die Vernichtung durch Vernachlssigung sind deutliche Parallelen. Und dieser Krieg war in Deutschland bekannt. Bcher und Zeitschriftenartikel thematisierten die militrische Erfahrung, und Gustav Frenssens Roman Peter Moors Fahrt nach Sdwest wurde binnen kurzer Zeit zum populrstenJugendbuch bis nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges.28

    Zieht man die hohe Aufmerksamkeit in Betracht, die diesem Krieg im Deutschen Reich zuteil wurde, und die enorme Popularitt, die gerade Kriegserinnerungen bis weit ber die Mitte des 20. Jahrhunderts hinaus besaen und ihm einen Platz in der kollektiven Erinnerung zuwiesen, so kann man sicherlich von einer Tradition der Kriegsfhrung sprechen. Bedeutsam ist der Vlkermord in Deutsch-Sdwestafrika auch als Vorgeschichte

    des Holocaust. Schon allein durch Begriffe wie Konzentrationslager und Vlkermord deutet sich eine Verbindung zu den Massenverbrechen whrend des Dritten Reiches an. 29 Wenn man sich auch vor vorschnellen Gleichsetzungen hten sollte, so gibt es tatschlich strukturelle hnlichkeiten zwischen dem Genozid an den HererO und Nama und dem Holocaust, ber die nachzudenken es sich lohnt. Da zwischen dem ersten und dem zweiten von Deutschen verbten Vlkermord weniger als 40 Jahre liegen, wre zudem das Fehlen eines Zusammenhanges erstaunlicher als dessen Vorhandensein. So steht der Kolonialkrieg in Deutsch-Sdwestafrika in einer allgemeinen Ge

    schichte des Vlkermordes in der Neuzeit an einer entscheidenden Schnittstelle zwischen den von Siedlerzusammenrottungen und lokalen Milizen verbten Massakern der amerikanischen und australischen Frontier30 und dem mit quasi "industriellen

    Zeitgenssische Karikatur auf den Oberkommandierenden der Schutztruppe in Deutsch-Sdwestafrika. Generalleutnantlothar von Trotha (lustige Bltter 1904. No. 411.

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  • Hendnk Witbooi (auf dem Stuhl sitzendl mit seinen Soldaten. vor 1904. Oie Mnner tragen das fr die Witbooi-Nama typische weie luch um den Hut.

    Methoden betriebenen Massenmord im Dritten Reich. Er stellt ein Bindeglied dar zwischen den frheren Vlkermorden niedrigen staatlichen Organisationsgrades und den brokratisierten Verbrechen des Nationalsozialismus.

    Es ist immer wieder eingewandt worden, dass sich der Holocaust durch die Rolle, die der Staat dabei spielte, von allen anderen Massenmorden in der Geschichte unterscheide. Dies ist jedoch eine arg verkrzte und im Grunde ahistorische Sichtweise. Sicherlich spielte der Staat bei Genoziden in den Kolonien eine andere Rolle als im Holocaust. Da er in den Siedlungsgebieten in Amerika und Australien weit schwcher ausgeprgt war als in Deutschland zwischen 1933 und 1945, braucht dies jedoch nicht zu verwundern. Nimmt man ab~r nicht den brokratischen Zentralstaat des Dritten Reiches zum

    Mastab, sondern bercksichtigt die jeweilige historische Entwicf:lungsstufe des Staates, so werden aus grundstzlichen Unterschieden graduelle: Es ndern sich zwar die Formen, die das Morden annimmt - in Abhngigkeit vom Brokratisierungsgrad des Staates, der dieses durchfhrt bzw. durchfhren lsst -, als Gemeinsamkeit bleibt jedoch die Bereitschaft, bestimmte Gruppen von Menschen zu vernichten.

    Es ist nicht zuletzt dieser ultimative Tabubruch, der zuerst in Kolonien vollzogen wurde und dann im Holocaust seine radikalste Ausprgung fand, welcher die Genozide miteinander verbindet. Er trug dazu bei, den Holocaust denkbar und mglich zu machen, mgen die Motive fr die Ermordung von Juden, Sinti und Roma, von Homosexuellen oder Behinderten dabei im Einzelnen auch noch so unterschiedlich gewesen sein.

    'Was als weiterer Unterschied bestehen bleibt, ist die Form des Massenmordes. Vollzog sich der Genozid in den amerikanischen Neuenglandstaaten vor allem in Massakern, verbt durch Siedler und lokale Milizen, so trat bereits im 19. Jahrhundert im australischen Queensland oder in den USA der Staat selbst in Gestalt der Armee oder der Native Police in Erscheinung. Der Vlkermord an den Herero und Nama steht dann fr eine nochmals gesteigerte Form, den genozidalen Eroberungs- und Pazifizierungskrieg, in dem grere Truppenkontingente unter einem einheitlichen Oberkommando ber einen lngeren Zeitraum zum Einsatz kommen. Zugleich finden sich in ihm bereits Anfnge einer brokratischen Form der Vernichtung im Lager. Diese den modernen Verwaltungsstaat voraussetzende Form des Massenmordes, wie sie fr den Holocaust als kennzeichnend betrachtet wird - dafr steht im Grunde die Chiffre Auschwitz, die ja Massaker und Massenerschieungen als Erscheinungsformen des Holocaust weitgehend in den Hintergrund gedrngt hat - und als solche Eingang ins globale Gedchtnis der Menschheit gefunden hat, ist in Anstzen, als Ermordung durch Vernachlssigung, auch schon in Sdwestafrika vorhanden. Dort gab es freilich nicht die aktive, industrielle Ttung, wie sie nach 1941 in den nationalsozialistischen Vernichtungslagern praktiziert wurde. Der deutsche Krieg gegen die Herero und Nama ist also weder ein lokales Er

    eignis der namibischen oder deutschen Geschichte noch ein isoliertes Ereignis der Kolonialgeschichte. Vielmehr ist er ein herausgehobenes Ereignis in einer globalen Geschichte der Entfesselung der Gewalt, wie sie in den beiden Weltkriegen ihren Hhepunkt finden sollte. Auschwitz ist die Chiffre fr den perversen Hhepunkt staatlicher Gewalt gegen die eigene und fremde Bevlkerung. Der Krieg gegen die Herero und Nama war ein entscheidender Schritt in dieser Entwicklung und ein Menetekel vom Beginn des 20. Jahrhunderts fr das, was noch kommen sollte.

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  • 19 Disrriktsamt Gobabis an GoU\'ernement Windhuk, 31. 10.08. In: Ebd., BI. 42a. 20 Bezitksamt Gibeon an Gouvetnement Windhuk, 23. 10.08. In: Ebd., BI. 33a-34b. 21 Bezirksamt Karibib an Gouvernement Windhuk, 15.2.11, NAN ZBU W.ll!. B.5. Bd. I,

    BI. 11a f. 22 Landwirtschaftlichet Verein Okahandja an Kaiserliches Gouvernement Windhuk, 16.12.12,

    NAN ZBU w.m. B.l. Bd. 1, BI. 35a. 23 Fatmerverein Gobabis an Kaiserliches Gouvernement Windhuk, 9.2.13. In: Ebd., BI. 39a. 24 Bezirksamt Outjo an Gouvernement Windhuk, 4.3.13. In: Ebd., BI. 29a. Das Gouvernement

    schloss sich ausdrcklich dieser Position an, wie die Randglossen belegen.

    Der Kolonialkrieg 1904-1908

    Krieg, KZ und Vlkermord in Sdwestafrika 1 Die Kmpfe der deutschen Truppen in Sdwestaftika. Auf Grund amrlichen Materials bearbeitet

    von der Kriegsgeschichtlichen Abteilung I des Groen Generalstabes. 2 Bde. Berlin1906/07, d.l, S.211.

    2 Die Geschichte des Krieges und des Vlketmordes habe ich ausfhrlicher dargestellt in: Zimmerer,Jrgen: Deutsche Herrschaft ber Afrikaner. Staatlicher Machtanspruch und Wirklichkeit im kolonialen Namibia. 2. Autl., Hamburg 2002; Ders.: Kriegsgefangene im Kolonialkrieg. Der Krieg gegen die Hetero und Nama in Deutsch-Sdwestafrika (1904-1907). In: Overmans, Rdiger (Hg.): In der Hand des Feindes. Kriegsgefangenschaft von det Antike bis zum Zweiten Weltkrieg. Kln u. a. 1999, S. 277 -294. Don finden sich auch ausfhrliche Hinweise auf und eine Auseinandersetzung mit der ForschungslitetalUr. Im Folgenden verweise ich deshalb nur auf einige grundlegende neue re Werke sowie Quellenbelege. '

    3 Zu den Hereto vor, whrend und nach dem Krieg vgl. Gewald, Jan-Bart: Herero Heraes. A SocioPolitical History of the Herero of Namibia 1890 -1923. Oxford 1999; Krger. Gesine: Kriegsbewltigung und Geschichtsbewutsein. Realitt, Deutung und Verarbeitnng des deutschen Kolonialkrieges in Namibia 1904 bis 1907. Gllingen 1999.

    4 Vgl. dazu auch den Beitrag vonJan-Ban Gewald Kolonisierung, Vlkermord und Wiederkehr in diesem Band.

    5 Leutwein an Kolonialabteilung, 17.5.04, zit. nach: Dtechsler, Horst: Sdwestafrika unter deutscher Kolonialherrschaft. Der Kampf der Herero und Nama gegen den deutschen Imperialismus (1884-1915).2. Aufl., Berlin 1984, S. 153 f.

    6 Gudewill an Chef des Admiralstabes der Marine (Abschrift durch Admiralstab an Kapitnleutnant Varrenttapp), 4. 2. 04, Bundesatchiv-Milittarchiv Freiburg (BA-MA), Nachrichtenbro des Reichsmari,neamts (RM 3)/v. 10263, BI. 38a.

    7 Missionat Elger an Rheinische Missionsgesellschaft, 10.2.04, zit. nach: Drefhsler: Sdwestaftika, S. 146 f. .

    8 LeulWein an Kolonialabteilung, 23. 2. 04, zit. nach: Ebd., S. 149 f. 9 Vgl. dazu auch den Beitrag von Jan-Bart Gewald Kolonisierung, Vlkermord und Wiederkehr.

    Und auch fr das 19. Jahrhundert ist diese Annahme falsch, wie Gesine Ktget in ihrem Beitrag Das Goldene Zeitalter der Viehzchter in diesem Band zeigt.

    10 Trotha an LeulWein, 5.11. 04, zit. nach: Drechsler: Sdwestafrika, S. 156. 11 Bekanntmachung v. Trothas, An Bord des Dampfers Eleonore Woermann, Juni 1904, Natio

    nal Archives of Namibia, Windhoek (NAN) Zentralbureau des GouvememenlS (ZBU) Geheimakten IX. A. Bd. 1, BI. lb.

    12 Generalstabswerk Bd.I, S. 203, zit. nach: Lundtofte, Hentik: I believe that the nation as such must be annihilated ... - Tbe Radicalization of the German Suppression of the Herero Rising in 1904. In: Jensen, Steven L. B. (Hg.): Genocide. Cases, Comparisons and Contemporary Debates. Tbe Danish Center for Holocaust and GenocideStudies 2003, S. 15 -53, hier S. 38.

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    13 Bayer, Maximilian: Mit dem Hauptquanier in Sdwestafrika. Ber/in 1909, S. 162, zi!. nach: Lundtofte: I believe, S. 35.

    14 Proklamation von T rothas, Osombo-Windhuk, 2.10.04, Bundesarchiv Berlin-Lichterfelde (BAB), Reichskolonialamt R 1001/2089, BI. 7a f. Es handelt sich dabei um eine Abschrift. Andere Abschriften der Proklamation finden sich auch im Bundesarchiv/Militrarchiv Freiburg und in den National Archives in Windhoek. Um die Intention dieser Proklamation wie ber die gesamte Vernichtungsstrategie von Trothas gibt es in der Forschung Kontroversen. Zu den Kritikern der These vom Vernichtungskrieg vgl. zusammenfassend Lau, Brigille: Uncenain Cenainties. The HereroGerman War o( 1904. In: Dies., HislOry and Historiograph)' - 4 Essays in reprin!. Hg. von Annematie He)'Wood. Windhoek 1995, S. 39 -52. Einen guten berblick ber die Debam gibt: Dedering, Tilman: The German-Herero War of 1904. Revisionism of Genocide or Imaginary Historiography? In: Journal of Southern African Studies 19(1993)1, S. 80-88.

    15 Estorff, Ludwig von: Wanderungen und Kmpfe in Sdwestafrika, Ostafrika und Sdafrika 1894- 1910. Hg. von ChrislOph-Friedrich Kutscher. Windhoek 1979, S. 117.

    16 Ani;esichts des Fehlens genauet Zahlen sowohl ber die Vorkriegsbevlkerung der Herero - die Schtzungen schwanken zwischen 70000 und 100000, wobei die Opfer der Rinderpest und ihret folgen noch nicht bercksichtigt sind - als auch ber die Nachkriegsbevlkerung, die auf 17000 bis 40 000 geschtzt wurde, lassen sich auch keine genauen Angaben ber die Verluste whrend des Krieges machen. Selbs! fr die Strke der Schutzttuppe sind keine przisen Zahlen zu ermitteln, allerdings drften zwischen 14000 und 19000 Soldaten ZUIll Einsatz gekommen sein. Zu den verschiedenen Schtzungen und zur Problematik der Zahlen allgemein vgl. Lau: Uncerrain Cenainties, S. 43-46.

    17 Ar!. 2, Vereinte Nationen: Konvention zur Verhtung und Bestrafung von Vlkermord, 9. 12. 1948: d!. Fassung abgedruckt bei: Chalk, Frank; Jonassohn, Kurt: Genozid - Ein historischer berblick. In: Dabag, Mihtan; Platt, Kristin (Hg.): Genozid und Moderne. Bd.l: Struknuen kollektiver Gewalt, Opladen 1998. S. 294 -308, hier S. 295.

    18 Vgl. dazu auch den Beitrag von Wemer Hillebrecht in diesem Band. 19 Schlieffen an Blow, 23. 11. 04, zit. nach: Drechsler: Sdwestafrika, S. 166. 20 Proklamation an die Nama, von Trotha, 22. 4.1905, abgedruckc in: Die Kmpfe der deutschen

    Truppen, Bd.ll, S. 186. 21 Gouvernement Windhuk an Kolonialabteitung Berlin, 17.4.06, BAB R 1001/2119, BI. 42a-43b. 22 Gouvernement Windhuk an Kolonialabteilung Berlin, 3. 7. 05, BA R 1001/2118, BI. 154a -155a. 23 Vgl. dazu auch die Beittge von Casper Etichsen zu Lderitzbucht und Joachim Zeller zu Swa

    kopmund in diesem Band. 24 Chtonik der Gemeinde Lderitzbucht, Archives of the Evangelical-Lutheran Church in the Re

    public ofNamibia (AELCRN) V. 16, BI. 21-26. 25 Chronik der Gemeinde Lderitzbucht, AELCRN V. 16, BI. 26 f. 26 Estodf an Schutztruppe, 10.4.07, BAB R 100112140, BI. 88a f. 27 Vgl. dazu auch meinen Beitrag Der koloniale Musterstaat? in diesem Band. 28 Vgl. dazu auch den Beitrag von Medardus Brehl in diesem Band. 29 Hier kann die Beziehung zwischen Vlkermorden im kolonialen Kontext und dem Holocaust nur

    sehr skizzenhaft wiedergegeben wetden. An anderer Stelle habe ich das ausfhrlicher dargestellt: Zimmerer, Jrgen: Colonial Genocide and the Holocaus!. Towards an Archeology of Genocide.. In: Moses, Ditk A. (Hg.): Genocide and Settler Society. Fromier Violencc and Child Removal in Australia. New York (im Druck); Decs.: Kolonialer Genozid? Vom Nutzen und Nachteil einer historischen Kategorie. In: Schaller, Dominik J. u. a. (Hg.): Enteignet- Vertrieben - Ermorder. Beitrge zur Genozidforschung. Zrich (im Druck).

    30 Zum Begriff und Konzepc der Ftontier vgl. Marx, Christoph: Grenzflle. Zu Geschichte und Potential des Frontierbegriffs.ln: Saeculum 54(2003)1 (im Druck).

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