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Die Heranziehung von Millionen von ausländischen Arbeits -kräften zur Verrichtung von Zwangsarbeit war eines derherausragenden Kennzeichen der nationalsozialistischenKriegs wirtschaft. Die Volkswagenwerk GmbH machte davonkeine Ausnahme, ja sie nahm in einem überproportionalenMaße an der Verwendung unfreier Arbeitskräfte teil. Daswar in erster Linie darin begründet, daß das Werk bis zumBeginn des Zweiten Weltkrieges keine Stammbelegschafthatte bilden können. Umfassende Werbeaktionen in denweniger entwickelten Randzonen des Reiches, so am Niederrheinund in der Lausitz, desgleichen die Anwerbung vonniederländischen Arbeitskräften, waren nur begrenzt erfolgreichgewesen.
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Erinnerungsstttean die Zwangsarbeit auf dem
Gelnde des Volkswagenwerks
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Erinnerungsstttean die Zwangsarbeit auf dem
Gelnde des Volkswagenwerks
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Zwangsarbeit im Dritten Reich. Eine EinleitungHans Mommsen 3
Raum 1 Projekt Volkswagen11
31Raum 3 KZ-Hftlinge
81Raum 4 Untertageverlagerung und
Dezentralisierung des Volkswagenwerks 113Raum 5 Erinnerung
143Raum 6 Auseinandersetzung mit der Geschichte
des Volkswagenwerks im Nationalsozialismus 157Anhang:
Flur Luftschutz und Bombardierung desVolkswagenwerks die Erinnerungssttte
am historischen Ort
Foto- und Dokumentennachweis
Impressum
Farbabbildungen
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178
180
Raum 2 Die Ausweitung der Rstungsproduktion und dieSystematisierung der Zwangsarbeit
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Zwangsarbeit im Dritten Reich.Eine Einleitung.Hans Mommsen
Die Heranziehung von Millionen von auslndischen Arbeits-
krften zur Verrichtung von Zwangsarbeit war eines der
herausragenden Kennzeichen der nationalsozialistischenKriegswirtschaft. Die Volkswagenwerk GmbH machte davon
keine Ausnahme, ja sie nahm in einem berproportionalen
Mae an der Verwendung unfreier Arbeitskrfte teil. Das
war in erster Linie darin begrndet, da das Werk bis zum
Beginn des Zweiten Weltkrieges keine Stammbelegschaft
hatte bilden knnen. Umfassende Werbeaktionen in den
weniger entwickelten Randzonen des Reiches, so am Nie-
derrhein und in der Lausitz, desgleichen die Anwerbung von
niederlndischen Arbeitskrften, waren nur begrenzt erfolg-
reich gewesen.
Daher war die Errichtung von Werk und Stadt nur auf
Grund der Anwerbung italienischer Arbeitskrfte mglich,
die zunchst auf der Grundlage eines Abkommens der Deut-
schen Arbeitsfront (DAF) mit Dopo Lavoro, spter auf der
Basis von zwischenstaatlichen Vertrgen zustande kam.Doch wurden die meisten Italiener nach dem Eintritt Italiens
in den Zweiten Weltkrieg im Frhsommer 1940 wieder abge-
zogen. Seitdem war das Werk von einem chronischen
Arbeitskrftemangel betroffen, den es durch die Beschfti-
gung auslndischer Zwangsarbeiter zu berwinden suchte.
Auf dem Hhepunkt der Beschftigung in den Jahren
1943 und 1944 machten dienstverpflichtete auslndische
Arbeitskrfte und Zwangsarbeiter mehr als zwei Drittel der
Belegschaft, im Bereich der Betriebsarbeit bis zu 80 Prozentaus. Damit stand das Volkswagenwerk an der Spitze der Aus-
lnderbeschftigung, die bei den Rstungsbetrieben durch-
schnittlich 30 Prozent betrug. Unter dem Druck der Verhlt-
nisse wurde es zum Vorreiter dieser Entwicklung und
bemhte sich frhzeitig, Mittel und Wege zu finden, um die
Beschftigung von Zwangsarbeitern organisatorisch zu
erleichtern.
Nicht die Verwendung von unfreien Arbeitskrften,sondern das Ausma und die Systematisierung der Zwangs-
arbeit waren neuartig und trugen dem Dritten Reich das
Odium ein, auch in dieser Hinsicht ein Ausbeuterstaat zu
sein. Die Beschftigung von Kriegsgefangenen hatte es
bereits im Ersten Weltkrieg gegeben. Ebenso war die Anwer-
bung von Arbeitskrften aus den Benelux-Staaten eine regel-
mige Erscheinung der Zeit zwischen den Kriegen. Die
ersten Stufen der Auslnderbeschftigung im Dritten Reich
knpften daran an. Die Beschftigung von polnischen und
franzsischen Kriegsgefangenen vollzog sich im allgemeinen
im Rahmen der Genfer Konvention. Insbesondere franzsi-
sche Arbeitskrfte waren allgemein begehrt.
Die Rekrutierung von polnischen Arbeiterinnen und
Arbeitern vollzog sich nach dem Polenfeldzug zunchst auf
freiwilliger Basis, obwohl die diskriminierenden Vorschriftendes Regimes, die rassistischen Vorbehalten entsprangen und
volkspolitischen Gefahren vorbeugen sollten, frh zu
isolierter Unterbringung, zu dem Verbot, ffentliche Einrich-
tungen zu bentzen, zur besonderen Kennzeichnung durch
das Polen-Abzeichen und zu einem insbesondere sexuelle
Beziehungen einschlieenden Kontaktverbot zu Deutschen
fhrte.
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Eine qualitative Vernderung der Auslnderbeschf-tigung trat im Herbst 1941, im Zusammenhang mit den
ersten Rckschlgen der Wehrmacht gegen die Sowjetunion
und dann der Niederlage vor Moskau Ende des Jahres ein.
Die Reprsentanten des Vierjahresplanes liefen seit dem
Sommer gegen das Verbot Hitlers Sturm, sowjetische Kriegs-
gefangene im Reichsgebiet zu beschftigen, das von Hein-
rich Himmler und Martin Bormann aus ideologischen Grn-
den nachdrcklich bejaht wurde, die an dem von Goebbelsverbreiteten Klischee vom russischen Untermenschen fest-
zuhalten suchten.
Demgegenber wies Paul Pleiger, der Chef der Her-
mann Gring Werke und Leiter der Reichsvereinigung Kohle
in bereinstimmung mit der Mehrheit der Gro-
industriellen darauf hin, da sich die russischen Kriegs-
gefangenen bereits im Ersten Weltkrieg als zuverlssige
Arbeitskrfte bewhrt htten und da sich unter ihnen zahl-
reiche Facharbeiter befnden, die sowohl fr den Stein-
kohlenbergbau wie die stahl- und eisenverarbeitende Indu-
strie Verwendung finden knnten, wo sie dringend bentigt
wurden. Erst im Oktober 1941 fiel die definitive Entschei-
dung, sowjetische Kriegsgefangene im Altreich nicht nur in
der Landwirtschaft, wo sie bereits herangezogen worden
waren, sondern auch in der Industrie einzusetzen.Als Kompensation fr die rassistischen Vorbehalte der
NSDAP wurde fr die Unterbringung, Verpflegung, Behand-
lung und die Beschftigung der sowjetischen Kriegs-
gefangenen im Betrieb ein Bndel diskriminierender und
demtigender Maregelungen verordnet, durch welche die
sowjetischen Kriegsgefangenen auf die unterste Stufe der
Beschftigten gerckt wurden und sie von jedem Kontakt
mit ihren deutschen Arbeitskollegen isoliert werden sollten.
Der faktische Ausschlu aus der deutschen Gesellschaftwar das eine, eine sprbar niedrigere Entlohnung im Ver-
gleich zu deutschen Arbeitskrften auch auf Grund der soge-
nannten Polenausgleichsabgabe, die spter in verschrfter
Form auf die Gruppe der Ostarbeiter ausgedehnt wurde,
war das andere Kennzeichen der Beschftigung von polni-
schen Zivilarbeitern. Rasch wurde das Kriterium der forma-
len Freiwilligkeit des Arbeitseinsatzes im Reich gegenstands-
los, erfolgte die Anwerbung mit gewaltsamen Mitteln, die inregelrechte Menschenjagden im Generalgouvernement aus-
arteten.
Damit vollzog sich eine innere Differenzierung in dem
Millionenheer auslndischer Zwangsarbeiter. Die aus den
Beneluxlndern, zugleich Dnemark und Spanien, spter
auch aus Frankreich, dort formell im Austausch gegen fran-
zsische Kriegsgefangene, dienstverpflichteten Arbeitskrfte
arbeiteten zu den gleichen Lhnen und Sozialleistungen wie
deutsche Belegschaftsmitglieder. Die erzwungene Gemein-
schaftsunterbringung bedeutete jedoch eine erhebliche Ein-
schrnkung der persnlichen Freiheit. Zugleich wurden
Urlaubsgenehmigungen immer sprlicher erteilt, schlielich
ganz unterbunden. Als insbesondere die Niederlnder dies
mit der Flucht in ihre Heimat beantworteten, reagierte die
Gestapo mit verschrften Repressalien gegenber denen, diegeblieben waren, und bte eine Art Sippenhaft aus. Gegen
Ende des Krieges war daher die Lage der dienstverpflichteten
Arbeitskrfte aus den Benelux-Lndern, aus Dnemark, aus
dem Protektorat Bhmen und Mhren und aus Sdost-
europa nur graduell von derjenigen der Zwangsarbeiter aus
Osteuropa unterschieden.
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Angesichts dieser Sachlage verstrkte sich der schon im
Herbst einsetzende Druck der Industrie auf die Reichs-
fhrung, Arbeitskrfte aus dem besetzten sowjetischen
Gebiet, die dann als Ostarbeiter bezeichnet wurden, nach
Deutschland zu bringen und damit den empfindlichen Man-
gel an Arbeitskrften in der Rstungsindustrie zu beheben.
Daraus entwickelte sich ein umfassendes Deportations-
programm, das seit Mrz 1942 von dem zum Generalbevoll-
mchtigten fr den Arbeitseinsatz berufenen Gauleiter FritzSauckel vorangetrieben wurde. Mehr als 2,5 Millionen
Arbeitskrfte aus den besetzten Teilen der Sowjetunion
wurden ins Reichsgebiet gebracht. Nachdem sich das
Zwangsarbeitssystem eingespielt hatte, wurden die einzel-
nen Arbeitsamtbezirke im Altreich von jeweils festgelegten
Durchgangslagern aus mit Zwangsarbeitern versorgt. Im
Falle des Volkswagenwerks handelte es sich um das Trans-
ferlager Lublin, in das die zur Deportation ins Reichsgebiet
vorgesehenen Personen vorbergehend eingeliefert wur-
den. An der Menschenjagd nahmen die zivilen Behrden, die
SS und Polizei, aber auch die Wehrmacht unterschiedslos teil.
Ebenso wie bei der Beschftigung von sowjetischen
Kriegsgefangenen im Reichsgebiet wurde auch fr die
Ostarbeiter eine Vielzahl diskriminierender Vorschriften
erlassen, die ber die restriktiven Bestimmungen der Polen-erlasse noch hinausgingen. Sie entsprangen dem Motiv,
durch eine handfeste Schlechterstellung der Ost arbeiter
gegenber den brigen Belegschaftsteilen die rassistischen
Vorbehalte der Partei und SS zu befriedigen und jedwede
Fraternisierung mit der deutschen Bevlkerung zu unterbin-
den.
Die vllig unzureichende Verpflegung bewirkte, da
trotz ihrer Arbeitswilligkeit die Arbeitsleistung der Kriegs-
gefangenen, fr deren Betreuung die Wehrmacht zustndig
war, betrchtlich unter denen der deutschen Arbeitskrfte
lag. Dazu traten bei den mindesten Versten gegen die
Betriebs- und Lagerordnung hrteste Strafmanahmen, die
hufig mit dem Tode der dem Hunger anheim gegebenen
Gefangenen endeten.
Die Volkswagenwerk GmbH fungierte als Vorreiterinund entfaltete betrchtliche Energie, um die industrielle
Beschftigung sowjetischer Kriegsgefangener trotz der
erwhnten politisch motivierten Auflagen zu realisieren und
zgerte nicht, eigene Abgesandte in die Stammlager zu
schicken, um dort Facharbeiter zu rekrutieren. Indessen
scheiterten diese Initiativen auf der ganzen Linie, da die im
Reichsgebiet befindlichen Stammlager von der verhngnis-
vollen Fleckfieberepidemie erfat wurden, die in den Lagern
hinter der Front wtete. Daher waren Ende 1941 fast keine
sowjetischen Kriegsgefangenen mehr verfgbar. Die mei-
sten waren in den Lagern in der besetzten Sowjetunion
umgekommen, da keinerlei Vorsorge getroffen war, um ihr
berleben sicherzustellen. Daher blieb eine verhltnismig
kleine Zahl sowjetischer Kriegsgefangener im Volkswagen-
werk oder wurde im Frhjahr 1942 neu rekrutiert, whrenddie groe Masse der infizierten Gefangenen in das Sterbela-
ger Bergen-Belsen eingeliefert wurde.
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Formell waren auch die Ostarbeiter, ebenso wie die
Polen, Lohnempfnger, die allerdings durchweg in die unter-
ste Lohnstufe eingereiht wurden. Aber auch diese Lhne blie-
ben weithin fiktiv. Zur Polensonderabgabe, die 15 Prozent des
Lohns unter dem Vorwand an den Fiskus abfhrte, da fr
diese Personengruppe keine Belastung durch den Wehr-
dienst eintrat, und der Verweigerung betrieblicher Soziallei-
stungen traten Abzge fr die Lagerunterbringung. Unter
dem Strich blieb fr die polnischen Arbeitskrfte kaumetwas brig. Noch schlechter waren die Ostarbeiter gestellt.
Sie wurden mit so hohen Lohnabzgen belastet, da sie
effektiv nur etwa 40 Prozent der an die brigen Belegschafts-
mitglieder gezahlten Lhne erhielten, die Abgaben fr
Unterbringung und Verpflegung nicht eingerechnet. ber-
dies brgerte es sich in vielen Betrieben ein, einfach gar
keine Lhne an die sowjetischen Zivilarbeiter zu zahlen, die
man als zivile Gefangene betrachtete.
In welchem Umfang die Banken, die Teile dieser krgli-
chen Entgelte in die besetzten Gebiete bzw. das General-
gouvernement transferierten, die dazu bestimmt waren, den
Unterhalt der Familien der Zwangsarbeiter zu gewhrlei-
sten, davon weitere Abstriche machten und wieviel von die-
sen im einzelnen lcherlichen, zusammengenommen jedoch
betrchtlichen Summen die Heimatgebiete in Osteuropaberhaupt erreichten, bedrfte einer gesonderten Unter-
suchung.
Anfangs herrschten hufig chaotische Verhltnisse.
Ostarbeiterinnen, die auf freiem Felde bei der Erntearbeit
aufgegriffen wurden, erhielten nicht die notwendige Win-
terbekleidung, oder das nur in unzureichendem Ma, des-
gleichen nicht angemessenes Schuhwerk, allenfalls Holz-
schuhe, und dies im Winter. In einzelnen Fllen so im Volks-
wagenwerk wurden Ostarbeiterinnen gezwungen, noch
mitten im Winter den langen Weg vom Lager in den Betrieb
barfu zurckzulegen. Die bald eingefhrte Entlausung voll-zog sich vielfach unter demtigenden Umstnden.
Aber auch nach einer gewissen Konsolidierung lie die
Lagerunterbringung der Ostarbeiter durchweg zu wnschen
brig, waren die sanitren Verhltnisse deplorabel und fehl-
te eine angemessene medizinische Betreuung. Vor allem
aber lagen die Ernhrungsstze weit unter denen der
Dienstverpflichteten aus dem Westen und fielen jedenfalls
zunchst so niedrig aus, da sie einen unaufhaltsamen Lei-
stungsabfall und verbreitete Unterernhrung hervorriefen.
Die Betriebe suchten nur ausnahmsweise, die Ernhrungsla-
ge der Ostarbeiter zu verbessern, obwohl sie mit der Werks-
verpflegung eine unauffllige Mglichkeit hatten, die vllig
unzureichende Versorgung in den Arbeitslagern, die eben-
falls ihrer Kontrolle unterstanden, geringfgig auszuglei-
chen. Statt dessen setzte sich allgemein die Tendenz durch,die Lebensmittelrationen mit der Arbeitsleistung zu koppeln
und einen Teil davon als Prmien auszugeben, was die weni-
ger leistungsfhigen Teile der Zwangsbelegschaft dem Hun-
ger berlie. Erst vergleichsweise spt gingen die Betriebs-
fhrungen dazu ber, gebrauchte Bekleidung in den Bene-
luxlndern einzukaufen und sie nach Befriedigung der
Bedrfnisse der deutschen Belegschaftsmitglieder an die
darbenden Zwangsarbeiter auszuteilen.
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Die desolaten Verhltnisse, unter denen die Mehrzahl
der im Reichsgebiet lebenden polnischen und sowjetischen
Zwangsarbeiter existierten, schlugen sich zwar nicht in
signifikanten Verweigerungen der Zwangsarbeiter in den
Betrieben nieder dazu war die Kontrolle durch den Werk-
schutz, die Gestapo und rtliche NSDAP-Funktionre zu
lckenlos. Jedoch versuchten viele, in anderen Beschfti-
gungsverhltnissen bessere Bedingungen anzutreffen.
Fr die spten Kriegsjahre rechnet man mit einerDunkelziffer von monatlich rund 40 000 Zwangsarbeitern,
die im Reichsgebiet diffundierten. Die Gestapo griff jeden
Monat bis zu 34 000 Menschen auf und lieferte diese wegen
Arbeitsvertragsbruchs in die seit 1940 wie Pilze aus den
Boden schieenden Arbeitserziehungslager ein, aus denen
sie nach maximal sechs Monaten physisch vllig erschpft
und seelisch gebrochen in ihre angestammten Betriebe
zurckgebracht wurden.
Das Unterdrckungsinstrument der Arbeitserzie-
hungslager, deren Methoden trotz vielfach zivilen Wach-
personals sich nicht im geringsten von denjenigen der Kon-
zentrationslager unterschieden, traf etwa jeden achten aus-
lndischen und jeden zehnten deutschen Industriearbeiter.
Dies erklrt, warum von seiten der Industriearbeiterschaft
nur ausnahmsweise offener Widerstand gegen die Repressi-onsmanahmen des Regimes aufgetreten ist.
Nach dem Versiegen des Zustromes von Ostarbeitern
sah sich die Rstungsindustrie dazu veranlat, jedes erdenk-
liche Arbeitskrftereservoir auszuschpfen, um die Produk-
tion aufrechtzuerhalten oder auszuweiten.
War man zunchst verschwenderisch mit diesen
Arbeitskrften umgegangen Kranke und Schwangere wur-
den in die Heimatgebiete zurckgeschickt, was den Erfolg
selbst der Zwangsrekrutierung in Frage stellte, ergab sich
seit 1943, auch im Zusammenhang mit den rcklufigen
deutschen militrischen Erfolgen, eine zunehmende Arbeits-
krfteknappheit. Bezeichnenderweise wurde die Schlacht
am Kursker Bogen, die als grozgige Umfassungsoperation
geplant war, dann aber auf der ganzen Linie scheiterte, auchmit der Zielsetzung geplant, zahlreiche Einheimische als
Arbeitskrfte deportieren zu knnen.
Angesichts der ideologischen Starrheit der nationalso-
zialistischen Funktionstrger, aber auch der Unbeweg-
lichkeit der mit der Zwangsarbeiterbeschftigung befaten
Verwaltungs- und Kontrollapparate ging das Regime erst
seit Mitte 1943 dazu ber, die Versorgung der Ostarbeiter in
gewissem Umfang zu verbessern, ihnen des Sonntags grs-
sere Bewegungsfreiheit auerhalb der Lager zu gewhren.
Schlielich machten deutsche Stellen den Versuch, die ein-
zelnen nationalen Gruppen, denen die Ostarbeiter angehr-
ten, als Volkstums-Verbnde zu konstituieren und sie mit
der Fiktion autonomer Rechte auszustatten. Desgleichen sah
man sich nunmehr gezwungen, ganze Familien zu deportie-
ren, die nun nicht mehr immer auseinandergerissen wur-den. Allerdings bleibt das Schicksal der Kinder, die in den
Lagern geboren oder mitgebracht wurden, bis heute weitge-
hend im Dunkeln, abgesehen von den katastrophalen Folgen,
die die zwangsweise verfgte Unterbringung neugeborener
Babys in werkseigenen Kinderheimen zur Folge hatte, so im
Falle des Kinderheims Rhen, das vom Volkswagenwerk
betrieben wurde.
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Quantitativ fiel die Zahl der von der Industrie insbeson-
dere in der regulren Produktion beschftigten KZ-Hftlinge
eher niedrig aus und betrug im Frhjahr 1944 rund 32 000
Personen, mit allerdings rasch ansteigender Tendenz. Der
grere Teil davon bestand aus jdischen Arbeitskrften, die
seit Mai 1944 nach Auschwitz deportiert und danach fr den
Einsatz im Reich ausgesondert worden waren. Darunter
befanden sich nun auch zahlreiche weibliche Hftlinge, die
in Anbetracht der Arbeitskrfteknappheit nicht, wie zuvor,unmittelbar nach der Ankunft in Auschwitz der Vergasung
anheimfielen.
Offensichtlich wurden die jdischen Arbeitskomman-
dos der Sptphase den einzelnen Rstungsbetrieben zuge-
teilt. In einzelnen Fllen wurden nun auch in privilegierter
Mischehe lebende Juden, die als Zwangsarbeiter eingesetzt
waren, an den Manahmen zur Untertageverlagerung
rstungswichtiger Betriebe beteiligt. Bei Kriegsende wurden
die meisten von ihnen abgezogen und fielen teilweise den
barbarischen Todesmrschen zum Opfer, welche die Sinnlo-
sigkeit der spten Arbeitseinsatzpolitik des Regimes wider-
spiegeln. Nennenswerte Bestrebungen seitens der Unter-
nehmensfhrungen, die Lage der eigenen jdischen
Zwangsarbeiter wie der zugeordneten KZ-Hftlinge zu
verbessern, sind nicht bekannt geworden. Offenbar hattensie sich an die Zuflucht zu dieser von der SS systematisch
ausgebauten Arbeitskraftreserve im Dritten Reich als etwas
Normales gewhnt und empfanden keinerlei moralische
Skrupel. Ihr zentrales Motiv bestand in der Auslastung der
vorhandenen Kapazitt um jeden Preis. Ein unmittelbarer
Zwang, KZ-Hftlinge zu beschftigen, ist nicht auf sie aus-
gebt worden, allerdings bestand die Befrchtung eines
Abzugs von Rohstoffen und Arbeitskrften.
Teilweise geschah dies im Hinblick darauf, die Wettbe-
werbsfhigkeit der Unternehmen in dem knftigen Frie-
denszustand zu gewhrleisten. Sicherlich hatten die Unter-
nehmen die Mglichkeit, das Angebot von KZ-Hftlingen zu
umgehen. Indessen scheuten sie sich ebensowenig, diesen
Schritt zu tun, wie dies fr die Beschftigung von Wehr-
machtsstrafgefangenen oder nach dem Sommer 1943 fr die
italienischen Militrinternierten galt. Dabei kann unterstellt
werden, da die Unternehmen andere Arbeitskrfte bevor-zugt htten, aber der Arbeitsmarkt war leergefegt.
Es lag daher nahe, vor allem fr auergewhnliche
Manahmen, nicht zuletzt die Unterbringung der Produk-
tion unter die Erde, Konzentrationslagerhftlinge zu
beschftigen, im Falle der Volkswagenwerk GmbH zuerst in
der Absicht, eine im Hinblick auf die sptere Friedens-
produktion erforderliche Leichtmetallgieerei zu errichten.
Die Anforderungen wurden in diesem Fall nicht an die rtli-
chen Arbeitsbehrden, sondern an das SS-Wirtschafts-
verwaltungshauptamt gerichtet, und die Betriebe hatten
vielfach Gelegenheit, ihnen geeignet erscheinende Hftlinge
in den Konzentrationslagern auszuwhlen. Die Unter-
bringung der Hftlinge in KZ-Auenlagern erfolgte auf Rech-
nung des SS-Wirtschaftsverwaltungshauptamts. Die Firmen
entrichteten fr Facharbeiter tglich 6 Reichsmark, fr unge-lernte Arbeiter und weibliche Arbeitskrfte 4 Reichsmark.
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Es entbehrte jedoch des rassistischen Grundzugs, der
die nationalsozialistische Zwangsarbeiterpolitik charakteri-
sierte. Denn die Manahmen des NS-Regimes, die slawi-
schen Arbeitskrfte, welche die Propaganda als Untermen-
schen hinstellte, von der deutschen Bevlkerung zu zer-
nieren Goebbels befrchtete zugleich eine Ansteckung
durch bolschewistische Ideen gab den Ansto zu eskalie-
renden diskriminierenden Manahmen, die Ostarbeiter und
Polen, nicht zuletzt auch den weiblichen Arbeitskrften je-den sozialen Kontakt innerhalb und auerhalb der Betriebe
vorenthalten sollten und die in Rcksicht auf die rassistisch
indoktrinierte Bevlkerung von miteinander wetteifernden
Behrden erfunden wurden.
Gewi gab es in den Betrieben auch Anzeichen der
Sympathie und des Mitleids, aber es war gefhrlich, dies
offen zu zeigen, und nahezu unmglich, den unglcklichen
Arbeitskollegen zu helfen, ihnen zustzliche Lebensmittel
zukommen zu lassen und sie als Menschen zu behandeln.
Sicherlich waren die Verhltnisse in den Betrieben unter-
schiedlich, und in Kleinbetrieben, auf den Bauernhfen und
bei privaten Einstzen gab es Hilfe von der deutschen Bevl-
kerung. Aber bei den Einstzen auerhalb der Industrie, bei
der Beseitigung von Bombenschden, beim Straenbau, in
der Bauindustrie, welche die Zwangsarbeiter berwiegendber die Organisation Todt bezog, pflegten die Ressenti-
ments des Aufsichtspersonals und der argwhnischen
Parteifunktionre alle Gesten der Mitmenschlichkeit in den
Anfngen zu ersticken.
Betrachtet man das vorstehend skizzierte System der
Zwangsarbeit im Dritten Reich, so ergibt sich eine umfassen-
de Gewhnung daran, groe Teile der Industrieproduktion
und der Energie- und Grundstofferzeugung, aber auch der
Landwirtschaft, mittels des Einsatzes von Zwangsarbeitern
der verschiedenen Kategorien einschlielich von Kriegs-
gefangenen und KZ-Hftlingen zu betreiben. Im gro-
industriellen Sektor setzte dies bestimmte Anpassungen der
Produktionstechniken fr die Verwendung von angelerntenArbeitskrften im groen Stil voraus. Der bergang zur
Fliefertigung diente vorwiegend dieser Umstellung, und er
war keineswegs allein durch den Willen zur langfristigen
Rationalisierung der Produktion bestimmt.
Es gibt Indikatoren dafr, da sich das Management
darauf einstellte, die industrielle Massenfertigung in dem
vom Reich beherrschten knftigen Groraum Europa/Afrika
mit berwiegend ungelernten Arbeitskrften aus den unter-
worfenen Gebieten zu betreiben und den deutschen Beleg-
schaften, die durchweg aus Facharbeitern bestehen sollten,
Meister- und Vorarbeiterfunktionen zuzuweisen. Das
tatschlich eintretende kriegswirtschaftliche System des NS-
Regimes nahm diese Vision unter unmenschlichen Lebens-
und Ausbeutungsbedingungen fr die groe Mehrheit der
Zwangsarbeiter vorweg und fhrte sie gleichzeitig ad absur-dum.
Sicherlich war der bergang zur Zwangsarbeit im
Zweiten Weltkrieg nicht auf das Dritte Reich beschrnkt, und
besa sie Vorstufen im Ersten Weltkrieg. Vor allem die
Sowjetunion hatte seit der Entkulakisierung ein System der
Zwangsarbeitslager entwickelt, das an die Tradition der
zaristischen Autokratie anknpfte.
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Projekt Volkswagen
Die Vision einer Massenmotorisierung nach amerikanischem
Vorbild gewann in Deutschland in den spten 20er Jahren an
Bedeutung. Das nationalsozialistische Regime wollte dieseIdee fr sich nutzen. Als Ergebnis der Suche nach geeigneten
Fachleuten erhielt Ferdinand Porsche im Juni 1934 vom Reichs-
verband der deutschen Automobilindustrie den Auftrag,
einen Volkswagen zu entwickeln. Im Mai 1937 zog die Deut-
sche Arbeitsfront (DAF) das Vorhaben an sich.
Am Mittellandkanal bei Fallersleben sollte ein eigenstndiger
Musterbetrieb zur Fliefertigung von bis zu 1,5 Millionen
Fahrzeugen im Jahr entstehen. Bau und Betrieb oblagen der1937 in Berlin gegrndeten Gesellschaft zur Vorbereitung des
Deutschen Volkswagens mbH, im September 1938 in Volks-
wagenwerk GmbH umbenannt, einem Tochterunternehmen
des DAF-Wirtschaftskonzerns.
Infolge des Kriegsbeginns drohten die ehrgeizigen Plne zur
Errichtung der grten und modernsten Automobilfabrik der
Welt zu scheitern, zumal da die Priorittensetzung der Kriegs-
wirtschaft die Herstellung ziviler Fahrzeuge ausschlo. Das
Unternehmen pate sich diesen Bedingungen an, indem es
auch branchenfremde Rstungsauftrge bernahm.
Ressourcen- und Arbeitskrftemangel erschwerten den Bau
der Fabrikanlage, so da bereits seit Mitte 1938 auslndische
Arbeiter, insbesondere aus Italien, herangezogen wurden.Dem neugegrndeten Unternehmen fehlte zudem fr die
Inbetriebnahme des Werkes eine Stammbelegschaft. Seit
Mitte 1940 beschftigte es auch unfreie Arbeitskrfte aus
militrisch besetzten Lndern.
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Ferdinand Porsche, Denkschrift zum deutschen
Volkswagen, Mai 1934
Anfang der dreiiger Jahre entwickelten mehrere Automobil-
unternehmen, darunter Ford, preiswerte und fr breite Ku-
ferschichten gedachte Personenkraftwagen, die unter dem
Begriff Volkswagen vermarktet wurden. Es kann damit abschlieend gesagt werden,
da die Schaffung eines deutschen Volkswagens nach
den ausgefhrten Gedankengngen
zweifellos eine Grotat der Regierung wre,
die die Wirtschaft in reichem Mae befruchten wrde
und dem deutschen Volk Arbeit und Freude in
hohem Ausma zuteil werden liee.
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Mit handschriftlichen Notizen versehene Planskizze
des Werkes von Fritz Kuntze, dem spteren Leiter des
Kraftwerkes, August 1937
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Titelbild der Werbebroschre Dein KdF-Wagen,
1. August 1938
Die Deutsche Arbeitsfront stellte den Kraft durch Freude-
Wagen in den Mittelpunkt ihrer sozialutopischen Propagan-
da. Ein eigenes KdF-Sparen sollte den Pkw-Kauf erleichtern.
Das niedrige Einkommensniveau begrenzte aber die Akzep-
tanz dieses Ratensparsystems, an dem bis zum Frhjahr 1945
insgesamt 336000 Sparer teilnahmen. Bis Kriegsende liefen630 KdF-Wagen vom Band.
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Prsentation des KdF-Wagens auf der MitteldeutschenIndustrieausstellung in Halle/Saale,
23. September bis 9. Oktober 1938
Werbemanahmen, wie Rundfahrten und Ausstellungen,
erhhten die Popularitt des Volkswagens enorm. Die Natio-
nalsozialisten stilisierten den KdF-Wagen zur Ikone der
modernen Mobilittsphantasien.
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Modell des Volkswagenwerks,
Februar 1938
Die von den renommierten Industriearchitekten Rudolf
Mewes, Fritz Schupp, Martin Kremmer und Karl Kohlbecker
entworfene Werksplanung orientierte sich stark am Vorbild
der Ford-Fabrik River Rouge in Detroit/USA. Der Entwurf sah
einen Fabrikkomplex gigantischen Ausmaes vor. Kriegsbe-
dingt wurden von ursprnglich drei Ausbaustufen lediglichvier Fabrikationshallen sowie das Kraftwerk fertiggestellt.
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Blick vom Dach des Kraftwerkes auf die Werkshallen
und die Sdrandbebauung,
7. Juni 1939
Der Bau der Werksanlagen stockte infolge der Kriegsvorberei-
tungen. Die von der Deutschen Arbeitsfront angestrebte
Musterfabrik blieb insbesondere durch den Wegfall fast
smtlicher betrieblicher Sozialeinrichtungen ein Torso.
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Besichtigung des Prewerkes durch Adolf Hitler,7. Juni 1939
In der vorderen Reihe von rechts Dr. Bodo Lafferentz, der Leiter
des DAF-Amtes Kraft durch Freude und der Hauptgeschfts-
fhrer der Volkswagenwerk GmbH, Ferdinand Porsche, Adolf
Hitler und Robert Ley, der Fhrer der DAF. Die Deutsche
Arbeitsfront, die mitgliederstrkste NS-Organisation, domi-
nierte den Aufsichtsrat der Volkswagenwerk GmbH. Sie nutz-
te Vermgenswerte der zwangsweise aufgelsten Gewerk-
schaften zur Finanzierung des Werksbaus.
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Blick auf die Sheddcher der Werkshallen
und das Kraftwerk, 1939
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Der Grundstein des Volkswagenwerks, der 1998 auf demWerksgelnde in Wolfsburg wiedergefunden wurde
Die Grundsteinlegung des Werkes fand am 26. Mai 1938 in
Anwesenheit politischer Prominenz und mehr als 50 000 Hin-
zubeordneter statt. Hitlers Rede wurde von der Deutschen
Arbeitsfront als einstndiger Befehlsempfang inszeniert.
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Automobilunternehmenund Krieg
Im September 1939 unterbrach der Beginn des Zweiten Welt-
krieges die Unternehmensentwicklung. Vorhaben, denen eine
unmittelbare wehrwirtschaftliche Bedeutung fehlte, etwadie Komplettierung der Maschinenausstattung oder die
Reprsentationsbauten, hatten nun hinter Rstungsinteres-
sen zurckzustehen. Zugleich mute sich das Unternehmen
eines Versuchs des Junkers-Konzerns erwehren, die ungenutz-
ten Fabrikhallen fr den Bau von Kampfflugzeugen zu ber-
nehmen.
Die Existenzkrise des Unternehmens entstand, weil das aufdie zivile Pkw-Produktion ausgelegte Volkswagenwerk der
kriegswirtschaftlichen Mobilmachung weitgehend unvorbe-
reitet gegenberstand. Das Volumen der Rstungsauftrge
zur Herstellung von Bomben oder Zusatztanks aus Holz
veranlate die Geschftsfhrung im Mrz 1940 zu der zutref-
fenden Feststellung, die Produktionshallen stnden zum
groen Teil noch unausgenutzt leer.
Um so mehr setzte das Volkswagenwerk darauf, den Fort-
bestand des Werkes durch die bernahme von Flugzeug-
reparaturen zu sichern. Die Bemhungen, eine militrische
Variante des KdF-Wagens zu entwickeln, blieben zunchst
ergebnislos. Obwohl die Umwandlung der entstehenden
Automobilfabrik in einen Rstungsbetrieb voranschritt, sollte
die zivile Pkw-Fertigung unmittelbar nach einem fr die
baldige Zukunft erwarteten Kriegsende wieder aufgenom-men werden knnen.
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Organisationsplan der Volkswagenwerk GmbH,
8. Januar 1940
HAUPTGESCHFTS- U. BETRIEBSFHRER:Dr. Lafferentz Dr. Porsche
GESCHFTS- u. stellvertr. BETRIEBSFHRER:Dyckhoff fr Werk Fallersleben
GESCHFTS- u. stellvertr. BETRIEBSFHRER:
Schmidt fr Vorwerk Braunschweig
VERWALTUNGSTELLVERTRETER
BERLINSchmidt Apel Dyckhoff
WERKSLEITUNG
Dr. Lafferentz Dr. Porsche
VORWERK
TECHN.-LEITUNG KAUFM.-LEITUNG GEFO.-LEITUNG KUNDENDIENSTu.TEILE
Hanssenv. RutenbergApelDyckhoff
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Die Anfngeder Zwangsarbeit
Arbeiter fehlten bereits beim Bau der Werksanlagen. Die Deut-
sche Arbeitsfront warb ber ihre italienische Schwester-
organisation fr einen befristeten Zeitraum mehr als 3 000Bauarbeiter an. Auch der Anlauf der Produktion wurde mit
auslndischen Aushilfen bewerkstelligt, die vor allem aus den
Niederlanden, aus Italien, Belgien und Dnemark stammten.
Hinsichtlich ihrer Entlohnung, Versorgung und Behandlung
waren diese Wanderarbeiter den deutschen Beschftigten
gleichgestellt. Im Volkswagenwerk geriet die Beschftigung
auslndischer Ersatzarbeitskrfte wegen der fehlenden
Stammbelegschaft zur Dauerlsung.
Mit 300 polnischen Frauen, die im Juni 1940 vom Landes-
arbeitsamt Niedersachsen zugeteilt und in dem als kriegs-
wichtig eingestuften Bau von hlzernen Abwurfbehltern
eingesetzt wurden, gelangten die ersten unfreien Arbeits-
krfte ins Werk. Polnische Brger unterlagen zahlreichen
Diskriminierungen, die der Polizeiapparat Heinrich Himmlers
im Mrz 1940 mit den sogenannten Polen-Erlassen verfgthatte.
Mit der Rekrutierung von zunchst 700, spter von ber 1 000
deutschen Militrstrafgefangenen stieg die Beschftigung
unfreier Arbeitskrfte. Die Gefangenen waren seit Februar
1941 in einem mit Stacheldraht umzunten Bereich des
Gemeinschaftslagers untergebracht und dort der Willkr ihrer
Bewacher ausgeliefert.
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Aufstellung der Maschineneinrichtung im Prewerk, 1939
Das Volkswagenwerk verfgte ber modernste Fabrikations-
anlagen. Die zahlreichen, teilweise aus den USA importierten
Spezialmaschinen, die dem Ein-Produkt-Unternehmen einen
hohen Rationalisierungsgrad sicherstellen sollten, erschwer-
ten nach Kriegsbeginn die Umstellung auf die Rstungsferti-
gung.
Produktion hlzerner Abwurfbehlter fr Flugzeuge, 1940
Die bernahme von Rstungsfertigungen machte zahlreiche
Improvisationen erforderlich. Paradoxerweise erzielte die
modernste Automobilfabrik 1940 mit der Herstellunghlzerner Zusatztanks fast die Hlfte ihres Gesamtumsatzes.
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Bisher fehlt es auerdem an einer festen,
planvollen Auftragserteilung an das Werk.
Stndige Auftragsnderungen nach Art und Umfang
lieen so die hochqualifizierte Belegschaft
aus der reinen Aufbauttigkeit und der Anlaufsarbeit
der Gerte heraus nur in ganz geringem Umfang so z. B.
bei der Fertigung hlzerner Abwurfbehlter,
von Bomben SC 250 K zu produktiven Rstungsarbeiten
kommen. Deshalb liegen noch heute sehr groe Flchen
ausgezeichneten Fabrikraumes brach.
Zwangsarbeiterinnen bei der Fertigung
der hlzernen Abwurfbehlter, 1942
Am Arbeitsplatz waren die Zwangsarbeiterinnen erheblichen
gesundheitlichen Belastungen ausgesetzt, da sie bei der
Behlterproduktion Heileim ohne Schutzvorrichtungen
verarbeiteten. Grundregeln des Arbeitsschutzes wurden
miachtet.
Rstungskommando Braunschweig, Zusammenhngender
berblick ber die rstungswirtschaftliche Entwicklung vom
1.4.1940 bis 30.6.1940, 9. Juli 1940
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Im Werk River Rouge sind 75 000, in den VereinigtenStaaten 140 000 Fordarbeiter beschftigt. (...) Ford ist der
einzige Groe in den USA, der in seinen Werken,
ohne Unterschied, Neger und Weie einstellt. Die Neger
werden vornehmlich fr schwere Arbeiten, wie in der
Schmiede und Gieerei, herangezogen.
Ghislaine Kaes, Privatsekretr und Neffe Ferdinand Porsches,
Vortrag ber die Nordamerikareise des Herrn Dr. Ing. h.c.
Ferdinand Porsche im Jahre 1936, 29. Januar 1937
Der automatisierte Betrieb bentigt eine andere
Zusammensetzung seiner Gefolgschaft wie ein normaler
Betrieb. (...) Die eigentlichen Maschinenarbeiter
knnen (...) ungelernte und angelernte Krfte sein, denn ein
gelernter deutscher Facharbeiter wird sich nicht dazu
hergeben, Werkstcke nur einzulegen und heraus-
zunehmen. (...) Wir werden voraussichtlich fr dieBedienung der automatischen Maschinen in nicht
allzu langer Zeit primitivere Menschen aus dem Osten und
Sden heranziehen, und unsere hher qualifizierten Krfte
besser ansetzen, als Einrichter und Werkzeugmacher.
Otto Dyckhoff, Technischer Direktor und Geschftsfhrer der
Volkswagenwerk GmbH, Vortrag ber die Automatisierung
in der Fertigung mit besonderer Bercksichtigung des
Volkswagenwerkes, Mrz 1941
Das auf die betrieblichen Verhltnisse bertragene fordis-
tische Fabrikkonzept ermglichte, in groer Zahl ungelernte
und angelernte Arbeitskrfte einzusetzen. Nachdem die
Eroberungspolitik der NS-Diktatur sich die Bevlkerung der
besetzten Gebiete zur Beute gemacht hatte, griff auch im
Werk eine rassistische Hierarchisierung. Zwangsweise depor-tierte und diskriminierte unfreie Arbeiter rckten in die min-
derqualifizierten Positionen ein.
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Das P-Abzeichen, Reichsgesetzblatt, 8. Mrz 1940
Polnische Arbeiterinnen und Arbeiter sollten jederzeit
und von jedermann als solche erkannt werden.
Private Aufnahme von Frau Stanisl/awa Krukowska, auf der
Rckseite beschriftet: Rhen, 1. September 1940
Die 14- bis 32jhrigen Frauen, die das Landesarbeitsamt Nie-
dersachsen im Juni 1940 dem Behlterbau des Volkswagen-
werks zuwies, waren infolge der sogenannten Polen-Erlasse
vom 8. Mrz 1940 schwerwiegenden Diskriminierungen aus-gesetzt. Die Polizeiverordnung ber die Kenntlichmachung
im Reich eingesetzter Zivilarbeiter und -arbeiterinnen polni-
schen Volkstums machte es ihnen zur Pflicht, ein exakt defi-
niertes, seriell hergestelltes, fest mit der Kleidung verbunde-
nes P-Abzeichen zu tragen.
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Gruppenfoto polnischer Arbeiterinnen, 1941.
In der Mitte sitzend Regina Strojkowska im Alter von
43 Jahren, von links stehend: Janina Jatczak, Zofia Chrostek,
Krystyna Strojkowska, Leokadia Balcerzak
Neben der rassistisch motivierten Stigmatisierung durch das
P waren faktisch alle Lebensuerungen der Zwangsarbei-
terinnen aus Polen strikt reglementiert: Zum nchtlichen Aus-
gehverbot und zum Ausschlu vom ffentlichen Leben ein-
schlielich aller kulturellen und geselligen Veranstaltungen
kam, da sie mit der Etablierung eines Auslndersonderrechts
ausschlielich dem staatsterroristischen Polizeiapparat unter-
standen.
Portrt von Krystyna Strojkowska im Alter von 16 Jahren,
1941
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Portrt von Eugenia K. Kardas. Auf der Rckseite schrieb die
junge Frau: Fr meine liebsten Eltern aus der Gefangen-
schaft in einem fernen Land Tochter Gienia. Ruchem
[Rhen], d. 4. Mrz 1941
Die den Zwangsarbeiterinnen aus Polen zugewiesene Unter-
kunft im 12 Kilometer entfernten, frheren Arbeitsdienstlager
in Rhen lag weit abseits von Werk und Stadt, um sie von der
brigen Belegschaft zu isolieren.
Aufnahme von drei polnischen Arbeiterinnen, in der Mitte
Eugenia K. Kardas, November 1942
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Die Ausweitung der Rstungsproduktionund die Systematisierung derZwangsarbeit
Durch die bernahme von Groauftrgen fr die Rstung im
Sommer 1941 wurde die wirtschaftliche Konsolidierung der
Volkswagenwerk GmbH mglich. Allerdings geriet die Zivilop-
tion des Unternehmens allmhlich in den Hintergrund. Die
seit dem Sommer 1940 langsam anlaufende Produktion des
Kbelwagens, der militrischen Variante des KdF-Wagens, die
Herstellung von Bunkerfen und vor allem die Luftrstung
trugen zu der aufstrebenden Unternehmensentwicklung bei.
Die chronisch gewordene Arbeitskrfteknappheit fhrte zur
Ausweitung des Zwangsarbeitereinsatzes. Als eines der ersten
Unternehmen beschftigte die Volkswagenwerk GmbH abOktober 1941 sowjetische Kriegsgefangene. Vom Frhjahr 1942
an arbeiteten im Volkswagenwerk Zivilisten aus den besetz-
ten sowjetischen Territorien, die Ostarbeiter.
Waren die unfreien Arbeiter anfnglich Aushilfskrfte in
befristeten Rstungsvorhaben, wurden Zwangsarbeiter
gleichermaen Kriegsgefangene wie Zivilarbeiter alsbald
zum betrieblich unverzichtbaren Bestandteil der produktivenBelegschaft. Die 11 334 Personen aus unterschiedlichen Her-
kunftslndern bildeten am 30. April 1944 unter den 17 365
Beschftigten die Mehrheit der Gesamtbelegschaft. Fr jede
Auslndergruppe galten eigene Vorschriften. Aus rassisti-
schen Grnden etablierte das NS-Regime bei der Behandlung
und Versorgung ein West-Ost-Geflle, das sowjetische Kriegs-
gefangene, Ostarbeiter und Zwangsarbeiter aus Polen
gegenber Arbeitern aus Westeuropa drastisch benach-
teiligte.
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Abholbereite Kbelwagen des Typs VW 82 vor der
Nordrandbebauung, 1942
Die Serienfertigung der militrischen Variante des KdF-
Wagens lief Mitte 1940 an. Die Planvorgaben konnten in derRegel nicht erfllt werden. Dennoch trug die Kraftfahrzeug-
fertigung 1943 41,5 Prozent oder 93 Millionen Reichsmark zum
Gesamtumsatz von 225 Millionen Reichsmark bei.
Karosseriebau und Montageband des Schwimmwagens
vom Typ VW 166, 1943
Der VW 166, ein allradgetriebenes Amphibienfahrzeug, ging
Mitte 1942 in Produktion. Die Gesamtfertigung betrug bisKriegsende 14 276 Fahrzeuge, die vor allem beim Heer und der
Waffen-SS Verwendung fanden.
Halbautomatische Schweivorrichtungen erlaubten im Karos-
seriebau die Arbeit im Takt.
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Taktstrae fr Ju-88-Tragflchen, 1941
Auftrge der Luftwaffe ermglichten die Expansion des Unter-
nehmens. Mit Ausnahme des Jahres 1941 lag der Umsatzanteil
der Luftwaffe whrend des Krieges weit ber 50 Prozent.
Bauplan eines Schwimmwagens vom Typ VW 166
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Tr des Kbelwagens vom Typ VW 82, Januar 1944
Im Mrz 1942 erhielt das Volkswagenwerk das Fertigungs-
monopol fr militrische Personenkraftwagen. Hierdurch
wurde der Kbelwagen zum meistgebauten deutschen
Militr-Pkw. Eine Mindestauslastung der Fabrikationsanlagen
und Montagebnder sowie wachsende Umstze waren die
Folge.
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Die Zahl der sowjetischen Kriegsgefangenen erhhte sich im
Frhjahr 1942 auf 850 Mann. Diese muten im Werk vor allem
die krperlich schweren und besonders schmutzigen Arbeiten
verrichten. Den Schikanen von Werkschutz und Wehrmachts-
bewachung ausgesetzt, litten sie unter miserabler Behand-
lung und schlechtester Versorgung. Lohnzahlungen erfolgten
nicht. Die sowjetischen Kriegsgefangenen strengten sich aber
nach Krften an, den Anforderungen zu gengen, damit sie
nicht in das Stalag zurckgeschickt wurden, wo die Sterblich-
keit auerordentlich hoch war.
Sowjetische Kriegsgefangene
In dem Kriegsgefangenen-Mannschafts-Stammlager XI D
Fallingbostel wurden Anfang Oktober 1941 die ersten 650
sowjetischen Kriegsgefangenen fr den betrieblichen Arbeits-
einsatz im Volkswagenwerk ausgewhlt. Damit erhielt erst-
mals ein Unternehmen sowjetische Kriegsgefangene zuge-
wiesen, bevor dies seit Ende Oktober 1941 generelle Praxis
wurde.
Zuvor hatte die Wehrmacht sowjetische Kriegsgefangene wil-
lentlich verhungern lassen. Die wenigen berlebenden Mn-
ner waren in katastrophalem gesundheitlichen Zustand. Um
ihre Arbeitsfhigkeit zu erzielen, setzte sich das Volkswagen-
werk im November 1941 fr eine Aufpppelung der sowjeti-
schen Kriegsgefangenen ein. An ihrer chronischen Unter-
ernhrung nderte sich aber nur wenig. Zudem grassierte im
Januar 1942 Flecktyphus. Die Kriegsgefangenen kamen in
Rhen in Quarantne. Die Erkrankten wurden in das als Ster-
belager gefrchtete Kriegsgefangenenlazarett Bergen-Belsen
transportiert.
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Mit lfarbe (SU) kenntlich gemachter sowjetischer
Kriegsgefangener am Montageband, 1942
Sowjetische Kriegsgefangene sollten durch Kolonneneinsatz
auch am Arbeitsplatz von den sonstigen Beschftigten isoliertwerden. Dies stand aber einer effektiven Arbeit entgegen, so
da sie seit Frhjahr 1942 den unterschiedlichsten Produk-
tionsbereichen zugeteilt wurden.
Sowjetische Kriegsgefangene bei der Fahrwerksmontage,
1942
Unter den sowjetischen Kriegsgefangenen befanden sich
zahlreiche Metallfacharbeiter.
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Bei schwerer Arbeit in der Eisengieerei, 1944
Das Volkswagenwerk entrichtete an die Wehrmacht fr die
sowjetischen Kriegsgefangenen 48 Pfennig je geleistete
Arbeitsstunde. Den Kriegsgefangenen verblieben am Tag
lediglich 20 Pfennig, die in sogenanntem Lagergeld entrichtet
wurden.
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Personalkarte des sowjetischen
Kriegsgefangenen Alexandr Mingaljew
Der 1910 geborene Offizier geriet im Juli 1942
in Gefangenschaft. Er war im Zivilberuf
Autotechniker. Am 9. Dezember 1944 wurdeer vom Stalag Sandbostel in das Arbeitskom-
mando 104 nach Fallersleben gebracht.
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Personalkarte von Wladimir Andrjuschenko
Am 18. Juni 1942 wurde Wladimir Andrju-
schenko gefangengenommen. Als Beruf gab
er Kraftfahrer und Schlosser an. Nach Auf-
enthalten in verschiedenen Kriegsgefange-nenlagern gelangte er am 9. Dezember 1944
in das Arbeitskommando 104 in Fallersleben,
wo er bis zum 12. Mrz 1945 arbeitete. Neun
Tage spter nahm ihn der Sicherheitsdienst
(SD) in Haft.
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Bericht des Sonderausschusses VI (Panzer-
wagen) ber den Besuch beim Volkswagen-
werk in Fallersleben, 10. Januar 1942
Der Ministerialdirektor Dr. Werner Mansfeld,
Leiter der Geschftsgruppe Arbeitseinsatzbeim Beauftragten fr den Vierjahresplan,
schildert den Einsatz sowjetischer Kriegsge-
fangener im Volkswagenwerk als organisa-
torische Herausforderung. Beschrieben wird
die Auswahl der Gefangenen durch Beauf-
tragte des Volkswagenwerks.
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Aus dem Kriegstagebuch des Rstungskommandos
Braunschweig, 19411942
5. Dezember 1941
Die Arbeitsleistung der sowj. K.G. bezeichnete das VWW als
gut; irgendwelche Schwierigkeiten, Sabotageabsichten usw.
sind bisher noch nicht beobachtet worden. (...) Eine bessere
Verpflegung wegen des heruntergekommenen Krperzu-
standes ist ntig, denn bereits nach 4-stndigem Arbeitsein-
satz tritt ein erheblicher Leistungsabfall ein.
27. Mrz 1942
Einsatz der russ. KG ist lediglich eine Ernhrungsfrage.Zur Zeit steht das Verhltnis noch von zwei zu einem
deutschen Arbeiter. Vom Fleckfieber geheilte und den
Betrieben wieder zur Verfgung gestellte KG-Russen wiegen
nur noch durchschnittlich 80 Pfund, mssen also erst bis
zum Einsatz gepflegt werden. Russ. KG durchweg willig, und
wenn satt, leistungsfhig.
3. Februar 1942
Von 865 bisher dem Volkswagenwerk zugewiesenen
sowjet. KG sind inzwischen 37 gestorben, davon 3 an Fleck-
typhus. 30 Russen, die spter zugewiesen wurden und
behelfsmig getrennt im Werk untergebracht sind, sind
gesund geblieben und arbeiten zufriedenstellend, whrend
835 Russen nicht arbeiten. 230 von dieser Anzahl sind nach
Bergen transportiert worden.
27. Juli 1942
Der Wirkungsgrad des gesamten Russeneinsatzes hngt
nur von der Verpflegung ab.
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Zivilarbeiter aus den besetzten Landesteilen der Sowjetunion
wurden in der Behrdensprache als Ostarbeiter bezeichnet.
Sie bildeten sowohl im Deutschen Reich als auch im Volkswa-
genwerk die grte Auslndergruppe. Die Rekrutierung vonOstarbeitern setzte im Frhjahr 1942 ein, nachdem mehr als
die Hlfte der sowjetischen Kriegsgefangenen infolge von
Unterernhrung, Krankheiten und Massenerschieungen
gestorben war. Bis zum Mai 1944 wuchs ihre Zahl im Unter-
nehmen auf mehr als 4 800 Personen an zur Hlfte Frauen,
aber auch Jugendliche und Kinder.
Zumeist unter massiver Gewaltanwendung deportiert, warenOstarbeiter zahlreichen rassistischen Diskriminierungen
ausgesetzt. Sie lebten in einem mit Stacheldraht abgeteilten,
bald berfllten Bereich des Gemeinschaftslagers. Die Arbei-
ter durften sich nicht frei bewegen und waren der Willkr des
Werkschutzes ausgeliefert. Ostarbeitern blieb als Lohn nur
ein Taschengeld. Auch die Versorgung mit Lebensmitteln und
Kleidung war vllig unzureichend. Zwar kam es 1943 im Zuge
des massiven Arbeitskrftemangels zu manchen Erleichterun-
gen. Eine grundlegende nderung ihrer Arbeits- und Lebens-
bedingungen fand jedoch nicht statt.
Ostarbeiter
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Arbeiterin bei Schweiarbeiten, 1943
Hufig erlitten Ostarbeiter Arbeitsunflle. Ursachen waren
mangelhafter Arbeitsschutz, ungengende Einweisung, aber
auch krperliche Erschpfung infolge schlechter Ernhrung.
Arbeiterin im Prewerk, 1943
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Ostarbeiterinnen bei der Motorenmontage, 1943
Mehr als die Hlfte der aus der Sowjetunion Deportierten
waren Frauen.
Zwangsarbeiterinnen in provisorischen Fertigungsbereichen
des Prewerks, 1944
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Httest du nur gesehen, was fr eine Suppe sie uns am
Morgen gegeben haben. Nichts als Gras und Stroh.
Das kann ich doch nicht essen!
Die junge russische Zwangsarbeiterin Olga P. in einem Brief
an ihren niederlndischen Freund Piet W., 1944
Ostarbeiterinnen und Ostarbeiter als Besucher einerSportveranstaltung, Aufnahme von 1943
Viele Ostarbeiter wurden nach Deutschland deportiert,
ohne mehr mitnehmen zu knnen, als sie auf dem Leib
trugen. Daher erwarb das Volkswagenwerk im Herbst 1942
grere Mengen Kleidung. Diese wurde jedoch der deutschen
Belegschaft im Tausch gegen gebrauchte Stcke angeboten.
Die Ostarbeiterinnen und Ostarbeiter erhielten abgelegte
Kleider, fr die sie den vollen Preis entrichten muten.
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Ausschnitte aus dem Film Fremd-Vlkische im VW
Der Werksfotograf Fritz Heidrich drehte zwischen 1942 und
1944 einen Film ber die auslndischen Arbeiterinnen und
Arbeiter.
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Nachdem von Sommer 1943 an alle im Landkreis Gifhorn
geborenen auslndischen Kinder aufgenommen wurden,
verschrfte sich die Situation. Da zuvor nur 20 Babys betreut
worden waren, waren weder die Einrichtungen der seitOktober 1943 genutzten Baracken am Schachtweg noch das
russische und polnische Pflegepersonal auf die Versorgung
von 120 Suglingen eingestellt.
Den grassierenden Krankheiten und der Enge versuchte das
Volkswagenwerk entgegenzuwirken, indem das Auslnder-
kinder-Pflegeheim im Juni 1944 nach Rhen verlagert wurde.
Die polnischen und russischen Suglinge wurden aber auchdort unmittelbar nach der Geburt von ihren Mttern
getrennt. Das Pflegepersonal war berfordert und zumeist
schlecht ausgebildet. Bis Kriegsende starben 365 Kinder an
den Folgen von Verwahrlosung und unzureichender Ver-
sorgung.
Der aufsichtfhrende Werksarzt Dr. Hans Krbel wurde von
einem britischen Militrgericht zum Tode verurteilt und am7. Mrz 1947 hingerichtet.
Kinder der Zwangsarbeiterinnen
Unter den deportierten Ostarbeiterinnen befanden sich
zahlreiche Schwangere. Auerdem wurden Familien samt
ihren Kleinkindern in das Volkswagenwerk transportiert.
Darber hinaus konnten in den Lagern sexuelle Kontakte trotzstrikter Verbote und Zwangsmanahmen nie vllig unterbun-
den werden.
Nur bis Dezember 1942 wurden Schwangere in ihre Heimat
abgeschoben. Die Leitung des Volkswagenwerks richtete
danach im Ostlager eine Baracke fr die Entbindungen und
zur Unterbringung der Suglinge ein.
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Polnisches Elternpaar am Grab seines Kindes,4. Juni 1945
Das Auslnderkinder-Pflegeheim des Volkswagenwerks,1944
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Warum hat sich kein Mensch der Kinder angenommen?
Da bei den Kindern waren zwei deutsche Schwestern, undnoch eine Schwester, eine deutsche. Das waren keine jungen
Schwestern mehr, die zwei. Die muten doch sehen, da
Kinder sterben, Kinder liegen in den Lusen und in dem
Ungeziefer. (...) Kinder mit Krtze vom Kpfchen bis zum Zeh
runter. Und solche Kinder werden gebadet, zwei, drei Kinder,
vier Kinder, alles in derselben, in der Badewanne, nicht
ausgewaschen, in demselben Wasser. Und das istdurchgegangen wie die Pest.
Sara Frenkel, polnische Jdin, arbeitete unter falscher
Identitt als Krankenschwester im Stadtkrankenhaus
und wurde fr einen Monat nach Rhen versetzt.
Interview von 1991
Ich wei nicht genau, wohin man die werdenden Mtter
zur Entbindung brachte. Nicht weit von Wolfsburg
(ca. 12 km) war ein Kinderhort oder eine Suglingskrippe,
in der die Mtter ihre Kinder lassen muten, und selbst
natrlich zur Arbeit geschickt wurden. Die Eltern oder die
Mtter konnten ihre Kinder jeden Sonntag besuchen,aber leider lebten die Kinder dort nur ein paar Monate,
kein Kind lnger als ein halbes Jahr, danach starben sie aus
verschiedenen Grnden. Ich hatte Bekannte, die ein
paar Jahre lter waren als ich, sie liebten sich und wollten
nach dem Kriege heiraten. Auch sie hatten ein Kind und
besuchten es jeden Sonntag, aber nur fnf Monate die
Verzweiflung war gro.
Aus dem schriftlichen Erinnerungsbericht des ehemaligen
polnischen Zwangsarbeiters Julian Banas, 1991
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Franzsische Zivilarbeiter undKriegsgefangene
Das Volkswagenwerk beschftigte seit dem Frhjahr 1943
rund 1 000 franzsische Kriegsgefangene, die dem Arbeits-
kommando 1366 des Kriegsgefangenen-Mannschafts-Stamm-
lagers XI B Fallingbostel zugeteilt waren. Die Wehrmacht botden Kriegsgefangenen im Rahmen eines deutsch-franzsi-
schen Abkommens die berfhrung in den Zivilstatus an. Nur
300 Franzosen gaben allerdings der greren Freizgigkeit fr
Zivilarbeiter den Vorrang gegenber dem Kriegsgefangenen-
schutz durch die Genfer Konvention.
Auer Kriegsgefangenen wurden auch 1 500 im Rahmen des
Service du Travail Obligatoire (STO) zwangsrekrutierteZivilfranzosen eingesetzt. Im Juli 1943 kamen auf freiwilliger
Basis weitere 400 Jungarbeiter hinzu, die der Jeunesse
Ouvrire Franaise Travaillante en Allemagne (JOFTA), der
Jugendorganisation Vichy-Frankreichs, angehrten.
Wenngleich sowohl Kriegsgefangene als auch STO-Arbeiter
durch Zwangsmanahmen zur Arbeitsaufnahme veranlat
wurden, waren Franzosen, insbesondere die kollaborierendenJOFTA-Mitglieder, zusammen mit den brigen Westeuropern
unter den auslndischen Arbeitern privilegiert. Sie bten teil-
weise Schlsselfunktionen aus. Dennoch konnten auch sie
Opfer von willkrlichen Repressalien und Schikanen werden.
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Franzsische Zivilarbeiter in ihren Sonntagsanzgen vor
einer Baracke des Gemeinschaftslagers, 1943
Franzsische Zivilarbeiter nutzten ihre Bewegungsfreiheit
und besuchten die sprlichen Unterhaltungsangebote.
Franzsische Zivilarbeiter vor ihrer Baracke, 1943
Selbstironisch bewertete am 12. September 1943 die Gruppe
franzsischer Zivilarbeiter ihren sechsmonatigen Aufenthaltim Volkswagenwerk mit dem Sinnspruch Beraubt der Liebe
und des Weins (Privs damour et de pinard).
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Bei den frz. Kgf. [franzsischen Kriegsgefangenen] erhlt
das Werk fr zwei Drittel (...) der BeschftigtenLangarbeiterzulage. Vergleicht man die ausgegebene
Nahrungsmittelmenge mit der erhaltenen Zuteilung,
so ergibt sich eine Differenz zugunsten des Werkes, aus der
das Werk in freiem Ermessen Kuchen und Mittagessen an
den hohen Feiertagen zur Ausgabe gelangen lassen will.
K[omman]dof[hrer], Komp[anie] und Bat[aillon] sind
hiermit nie einverstanden gewesen und haben der F[irm]a
nachgewiesen, dass erhebliche Nahrungsmittelmengen vor
allem den frz. Kgf. vorenthalten wurden. (...) Auf die ins
Auge springenden unverhltnismssig grossen Differenzen
bei den frz. Kgf. aufmerksam gemacht, erwidert das Werk,
dass hier Berechnungsfehler unterlaufen seien mssen.
Dies ist anzunehmen, aber selbst dann bleiben noch
unertrgliche Einsparungen, vor allem, wenn man bedenkt,
dass die F[irm]a mit der Arbeitsleistung der frz. Kgf.durchweg zufrieden ist und einige unter ihnen
Schlsselstellungen einnehmen, wie der frz. Kgf., der jeweils
in drei Nchten fehlerlos die Lohnbuchhaltung fr 17 500
Gefolgschaftsmitglieder fertigstellt.
Aus einem Berichtsentwurf des
Sonderbeauftragten Fritz Tuber, 1944
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Die zumeist noch unter 20jhrigen Mnner legten eine
bemerkenswerte intellektuelle Unabhngigkeit und ein aus-
geprgtes Selbstbewutsein an den Tag. Wegen ihrer offen-
kundigen Distanz zum NS-Regime galten sie als dickkpfigund aufsssig. Bei Widersetzlichkeiten gerieten aber auch
Niederlnder in die Mhlen des Strafsystems. Am 17. Juli 1943
schritten Werkschutz und Gestapo nach einem spontanen
Musikumzug franzsischer und niederlndischer Arbeiter mit
Gummiknppeln und Schuwaffen ein und wiesen 40
Personen nach Verhren in das berchtigte Arbeitserzie-
hungslager 21 in Salzgitter-Watenstedt ein. Die Betroffenen
kehrten nach drei Wochen als andere Menschen zurck.
Niederlnder im Volkswagenwerk
Am 15. Mai 1943 kamen 205 niederlndische Studenten in das
Volkswagenwerk, die nach der verweigerten Loyalitts-
erklrung gegenber der deutschen Besatzungsmacht zur
Zwangsarbeit veranlat wurden. Den greren Teil der nieder-lndischen Arbeiter stellten jedoch im Rahmen von Aus-
hebungsaktionen rekrutierte Dienstverpflichtete. Im Frhjahr
1944 arbeiteten insgesamt 750 Niederlnder im Werk.
Die Niederlnder waren im Hinblick auf Entlohnung,
Versorgung und Unterbringung in einer deutschen Beschf-
tigten gleichgestellten Situation. Zudem nahmen viele
Studenten aufgrund ihrer Sprachkenntnisse und technischenQualifikation Scharnierfunktionen zwischen dem deutschen
Leitungspersonal und den auslndischen Arbeitskrften ein.
Den halbwegs freizgigen Rahmen nutzten sie zur Ent-
wicklung eigener Lebensformen. Hufig ging die Initiative zu
gemeinsamen Veranstaltungen mit anderen Zwangsarbeiter-
gruppen von ihnen aus.
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Kleine Gruppe niederlndischer Studenten vor ihrer Baracke,
Sptsommer 1943
Niederlndische Studenten vor einer der Steinbaracken aufdem Laagberg, nach der Befreiung
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Gruppenfoto der niederlndischen Studenten,
September 1943
Von den insgesamt 255 Studenten, die seit dem Frhsommer
1943 im Volkswagenwerk arbeiteten, waren Anfang 1944 nur
noch 170 in Fallersleben. Die brigen hatten den Heimat-
urlaub zur Flucht genutzt.
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Titelblatt des Verordnungsblattes fr die
besetzten niederlndischen Gebiete,
13. Mrz 1943
Auf der Basis dieser Verordnung wurden
hollndische Studenten unter Androhung,
sie ins KZ einzuweisen, gedrngt, eine
Loyalittserklrung zu unterschreiben.
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Aus einem Schreiben des Oberstaatsanwaltes amLandgericht Hildesheim an den Oberreichsanwalt beim
Volksgerichtshof Berlin, Betrifft Ermittlungsverfahren gegen
den hollndischen Studenten der Physik Marinus Kop, jetzt
Kontrolleur im Volkswagenwerk, Stadt des KdF-Wagens,
Lager 12, 27. April 1944
Der am 28.3.1921 in Leeuwaarden, Verwaltungsbezirk
Friesland, geborene Beschuldigte kam im Jahr 1943zum Arbeitseinsatz in das Reichsgebiet. (...) Seit Juli 1943
arbeitet er im Volkswagenwerk, wo er zuletzt als Kontrolleur
in der Inspektionsabteilung ttig war.
Kop, der offenbar sehr deutschfeindlich eingestellt ist,
hat, seitdem er sich in Deutschland aufhlt, seinen in
Holland lebenden Angehrigen und Bekannten Briefe
unter Umgehung des vorgeschriebenen Weges zukommen
lassen. (...) Kop uert sich in den Briefen ber die angeblich
schlechte Behandlung von Arbeitern des Werks und
von Kriegsgefangenen. Auerdem spricht er davon,
da in der Fabrik, in der er arbeite, die geheime Waffe
hergestellt werde (...).
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Wehrmachtsgericht Potsdam an den Oberreichsanwalt beim
Volksgerichtshof, 20. September 1944
Der niederlndische Student Marinus Willem Georg Kop
wurde am 15. August 1944 wegen des Verrats von Staats-
geheimnissen und wegen Volksverrats durch Lgenhetze zum
Tode verurteilt. Ihm wurde der Versuch zur Last gelegt,Informationen ber die VW-Werksanlagen nach Holland wei-
tergegeben zu haben. Marinus Kop wurde am 18. September
1944 hingerichtet.
Der niederlndische Student Marinus Kop
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Nach dem Sturz Benito Mussolinis und dem Waffenstill-
standsabkommen Italiens mit den Alliierten setzte die
deutsche Wehrmacht Anfang September 1943 die zuvor
verbndeten italienischen Militrangehrigen mit Waffen-gewalt fest. Mehrere hunderttausend italienische Soldaten
wurden in Kriegsgefangenenlager im Deutschen Reich trans-
portiert, um ihre Arbeitskraft auszubeuten. Im Oktober 1943
kamen etwa 1 000 der sogenannten italienischen Militrinter-
nierten aus dem Kriegsgefangenen-Mannschafts-Stamm-
lager XI B Fallingbostel in das Volkswagenwerk. Einen Monat
spter folgten 200 italienische Offiziere.
Behandlung und Versorgung der italienischen Militr-
internierten glichen denen der sowjetischen Kriegsgefan-
genen. Den vermeintlichen Verrtern schlugen politische
und moralische Diffamierungen der Nationalsozialisten
unverhllt entgegen. Militrinternierte wurden bei den
geringsten Anlssen angeschrien und mihandelt. Sie
durften nicht mit Zivilarbeitern sprechen. Da es an Nahrung,
Bekleidung und Schuhwerk mangelte, war die gesundheit-
liche Verfassung vieler Militrinternierter im Winter 1943/44
erbrmlich.
Eine nderung des rechtlichen Status erfolgte im Sommer
1944, als etliche Militrinternierte auf Drngen der sogenann-
ten Marionettenregierung im Norden des geteilten Italiens zu
Zivilarbeitern gemacht wurden. Nur fr wenige verbesserten
sich jedoch die Lebensumstnde.
Italienische Militrinternierte
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Die Situation ist vielfach schlimmer und bedrohlicher,
als dieser kurze Bericht, der Einzelheiten vermeidet,erkennen lsst. Sofortiges Handeln ist dringend erforderlich,
um ein Sterben, wie wir es bei den Russen hatten,
zu vermeiden, und zu verhindern, dass die berlebenden
moralisch minderwertig oder vllig gleichgltig,
uns feindlich oder fr eine zu spt kommende Propaganda
unzugnglich werden. Dagegen haben meine dauernden
Besuche grosser und kleiner Kommandos mich berzeugt,
dass die Norditaliener unsere Freunde und gleichwertige
Arbeitskrfte werden knnen, und dass die Sditaliener in
ihrer Kindlichkeit leicht zu behandeln und zu lenken sind
und nach allerdings mhevoller Erziehung sich etwas
unserer Kultur angleichen und statt Arbeitsleistungen von
10-20% solche von 50-60% vollbringen knnen. Das ist aber
nur mglich, wenn die Sdf. [Sonderfhrer] als Bindeglied
zwischen Werk und Wehrmacht eingesetzt werdenund sich bewhren.
Auszug aus dem Bericht von Sonderfhrer Tuber, Kriegs-
gefangenen-Mannschafts-Stammlager XI B Fallingbostel,
an Major Kalder, Oberkommando der Wehrmacht, Betr.:
Italienische Militr-Internierte, 23. Februar 1944
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Personalkarte des italienischen
Militrinternierten Renato Callegari
Renato Callegari wurde am 9. September
1943 gefangengenommen. Nach dem Ein-
satz in einem Arbeitskommando in Slfeld
kam er am 15. Dezember 1943 zur Zwangs-
arbeit in die Stadt des KdF-Wagens. Hier
starb er am 21. April 1944 durch einen
Betriebsunfall, bei dem er einen Schdel-
bruch erlitt.
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Personalkarte von Dionisio Argenti
Der 1921 geborene Soldat geriet am 12. Sep-
tember 1943 auf Kreta in Gefangenschaft.
ber das Kriegsgefangenen-Mannschafts-
Stammlager XB Sandbostel kam er zur
Zwangsarbeit ins Volkswagenwerk. Er starb
nach dreieinhalb Monaten am 24. Februar
1944 an Entkrftung.
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Personalkarte von Angelo Antonini
Angelo Antonini wurde am 9. September
1943 gefangengenommen. Seit dem 10.
November 1943 arbeitete er in der Stadt des
KdF-Wagens. Er starb am 29. Januar 1944 an
Lungenentzndung und wurde auf dem
Waldfriedhof beerdigt.
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Von da aus wanderte ich von einem Lager zum anderen
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Von da aus wanderte ich von einem Lager zum anderen,
zur Zwangsarbeit im offenen Gelnde, mit Schaufelund Hacke, machte Fundamente fr die Baracken, die
anderen Unglcklichen wie uns dienen sollten. Der Ort
nannte sich glaube ich KdF, nahe bei Fallersleben (...).
Nicht weit von unserem Lager gab es eine riesengroe
Fabrik fr Amphibienfahrzeuge und Flugzeugmotoren,
ebenso wie fr Tragflchen. (...)
Diese Arbeit mit Schaufel und Hacke war beschwerlich und
die Verpflegung drftig. Recht schnell litt mein Krper
darunter so sehr, da ich (mit Hilfe einer hlichen
Diarrhoe) auf 45 Kilo abmagerte. Unter diesen
Bedingungen, bei dieser Arbeit und einer Klte von 15 bis 18
Grad unter Null, wrde ich in Krze tot sein. (...)
Ich konnte auf keinen Fall dieses Leben weiterfhren. Da ich
jedes Mal, wenn ich mich krank meldete, abgelehnt wurde,
weil (so sagte mir der Dolmetscher) man weder Blut nochirgendwelche Wunden sah, dachte ich mir etwas aus.
Mitten in der Nacht, whrend alle schliefen, ging ich an den
glhend heien Ofen in der Baracke und prete mit
Todesverachtung meinen linken Fu an die Rckseite. (...)
Am nchsten Morgen meldete ich mich krank,
und man schrieb mich arbeitsunfhig fr die Arbeit an den
Baracken. (...) da ich in der Kche arbeitete, kam ich wieder
ein wenig zu Krften. Auch der Durchfall wurdemit Tabletten behandelt.
Cesare Pilesi, ehemaliger italienischer Militrinternierter in
Fallingbostel, Fallersleben, Schnebeck und Mittelbau-Dora.
Sein Bericht erschien 1984 in Italien als Buch.
d k d
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Unterdrckungsapparat und
willkrliche Gewalt
Die NS-Diktatur wirkte weit in den Betrieb hinein. Die
Geheime Staatspolizei unterhielt im Werk ein eigenes Bro.
Den Gestapo-Beamten stand ein militrischer Abwehr-
beauftragter zur Seite, der als Hilfsorgan fungierte. Er hatteauf die Einhaltung der Geheimvorschriften zu achten und
sollte staatsfeindliche Bestrebungen unverzglich melden.
Wichtigstes Instrument der berwachung und Strafausbung
bildete aber der betriebseigene Werkschutz. Posten und
Patrouillen kontrollierten nicht nur das Werksgelnde, son-
dern auch die Lager und die Umgebung der Stadt, um
Unangepatheit, vermeintliche Sabotage oder Arbeits-verweigerung zu ahnden. Der Katalog an Straf- und Willkr-
manahmen war lang, Prgel an der Tagesordnung. Meister
und Vorarbeiter nahmen krperliche Zchtigungen entweder
selbst oder mit Hilfe des herbeigerufenen Werkschutzes vor.
Bunkerarrest konnte mit Essensentzug und weiteren
Repressalien verschrft werden.
Zunchst gab die Werksleitung Meldungen ber vermeint-liche Verfehlungen an die Gestapo weiter, die die Einweisun-
gen in das auf dem Werksgelnde gelegene Straflager 18 ver-
anlate. Andere Zwangsarbeiter wurden in das besonders
gefrchtete Arbeitserziehungslager 21 bei Salzgitter transpor-
tiert. Da dort zahlreiche Inhaftierte starben oder infolge ihres
heruntergekommenen Gesundheitszustandes die Arbeit nicht
wieder aufnehmen konnten, setzte sich die Praxis durch, da
die innerbetriebliche Gewaltanwendung mglichst ohneEinschaltung der Gestapo erfolgte.
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SS-Obersturmfhrer Albert Liese
Bis 1940 nahm der SS-Sondersturm Volkswagenwerk die
betrieblichen Wach- und Sicherungsfunktionen wahr. Dann
wurde der SS-Sturm in den betriebseigenen Werkschutzumgewandelt, der spter auch fr die Bewachung der Aus-
lnderlager zustndig war.
SS-Wache auf der Fugngerbrcke ber den
Mittellandkanal, 1939
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1. Postkarte zur Kontaktaufnahme
mit dem Werk nach Feindeinwirkung
2. Seifenkarten
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3. Essensmarken
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4. Befehl zum Baden, Laagberg, 7. Februar 1945
5. Urlaubsschein
Der Stempelaufdruck der Verbandsstelle Mechanische Werk-
statt besttigte, da Johan Rotman den Betriebsarzt aufge-
sucht hatte.
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1. 8. Originaldokumente in der Ausstellung,
zur Verfgung gestellt von Johan Rotman
Eine Flle von Bescheinigungen, Besttigungen und Stempeln
dokumentiert die allgegenwrtige Reglementierung, die den
Alltag der Zwangsarbeiter bestimmte.
6. Kontrollkarte fr den Auslandsbriefverkehr
8. Bademarke
7. Karte Sonderzuteilung
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Fotografie und selbstgefertigter Ring aus Aluminium des
ehemaligen franzsischen Zwangsarbeiters Pierre Bernard
mit dem Bild seiner Frau
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KZ-Hftlinge
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Die erste Initiative zum Einsatz von KZ-Hftlingen ging von
der SS aus, als der Reichsfhrer-SS, Heinrich Himmler, im Mrz
1941 den Vorschlag unterbreitete, jdische Zwangsarbeiter
und KZ-Hftlinge beim Stadtbau einzusetzen. Wenngleichdiese berlegungen nicht in die Tat umgesetzt wurden,
ebnete das Vorhaben dem Unternehmen den Weg fr eine
Kooperation mit der SS.
Im Januar 1942, als die SS die Arbeitskraft von KZ-Hftlingen
strker ausnutzen wollte, vereinbarten die Leitung des
Volkswagenwerks und der Reichsfhrer-SS, da eine lange
geplante Leichtmetallgieerei von KZ-Hftlingen gebaut
werden sollte. Zu diesem Zweck wurde im April 1942 auf dem
Werksgelnde das KZ Arbeitsdorf eingerichtet, das 800
Hftlinge aufnahm. Es existierte bis Oktober 1942.
1944 griff das Volkswagenwerk erneut auf KZ-Hftlinge
zurck und beteiligte sich damit an der Ausbeutung dieser
letzten Arbeitskraftreserve der NS-Diktatur. Neben dem
Einsatz von KZ-Hftlingen in den Untertagebetrieben kam es
Ende Mai 1944 auch in der Stadt des KdF-Wagens zur Ein-
richtung von KZ-Auenlagern, dem Laagberg-Lager sowie
dem Mnnerkommando in Halle 1 und dem Frauenkom-
mando in Halle 1. Insgesamt leisteten whrend des Zweiten
Weltkrieges schtzungsweise 5 000 KZ-Hftlinge fr das
Volkswagenwerk Zwangsarbeit.
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Zwangsarbeiter-, Straf- und Konzentrationslager auf demWerksgelnde und in der Stadt des KdF-Wagens
Zwangsarbeiterlager
1 Gieereilager
3 Hafenlager
6 Gemeinschaftslager
7 Militrstraf- und Kriegsgefangenenlager
8 Ostlager9 Reislinger Lager
10 Laagberg Lager
12 Barackenlager Hohenstein
Straf- und Konzentrationslager
2 KZ Arbeitsdorf
4 KZ-Auenlager in Halle 1
11 KZ-Auenlager Laagberg
5 Straflager 18
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Das Arbeitsdorf
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Aufgeteilt in verschiedene Arbeitskolonnen, muten die
Hftlinge schwere Bauarbeiten ausfhren. Wegen ungeeigne-
tem Baugert und der groen Arbeitshetze, die die SS-Wachen
ausbten, kam es zu zahlreichen Arbeitsunfllen. Bewaffnete
SS-Mnner und Hundestreifen bewachten das mit einem
Maschendrahtzaun umgrenzte Baugrundstck.
Rstungsminister Albert Speer stornierte den Gieereibau
aufgrund fehlender kriegswirtschaftlicher Dringlichkeit, so
da die SS das KZ Arbeitsdorf im Oktober 1942 auflste und
die Hftlinge geschlossen nach Sachsenhausen schickte.
KZ-Hftlinge sollten den seit Oktober 1939 ruhenden Bau der
Leichtmetallgieerei 1942 vollenden. Die werkseigene Herstel-
lung von Aluminiumguteilen war sowohl fr den Rstungs-
bedarf als auch die Nachkriegsproduktion der zivilen
KdF-Limousine vorgesehen. Die SS beabsichtigte, ihre wirt-
schaftlichen Bestrebungen zu intensivieren und ihren Einflu
innerhalb der Rstungsindustrie auszudehnen. Sie ma dem
Vorhaben groe Bedeutung bei, weshalb sie das sogenannte
Arbeitsdorf als selbstndiges Konzentrationslager eta-
blierte.
Im April 1942 trafen die ersten Hftlinge aus dem KZ
Neuengamme ein, spter folgten Transporte aus Sachsen-
hausen und Buchenwald. Unter den 800 Hftlingen waren die
aus politischen Grnden Inhaftierten in der Mehrzahl. Viele
von ihnen saen bereits jahrelang, manche schon seit dem
Beginn der NS-Diktatur in Schutzhaft. Die Hftlinge lebten
in den fensterlosen Luftschutzkellern der Gieerei, die kaum
gelftet werden konnten. Diese waren so feucht, da das
Kondenswasser von der Decke herabtropfte.
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Die Leichtmetallgieerei nach dem Abtransport
der KZ-Hftlinge, 1942
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Bewilligungsantrag Nr. 1 a zur Errichtung
des Hftlingslagers Gieerei,
16. Februar 1942
Die Geschftsleitung der Volkswagenwerk
GmbH genehmigte im Februar 1942 die
Bereitstellung von 210 000 Reichsmark, umdas Hftlingslager Gieerei zu errichten. Es
sollten Baracken fr 1 000 Hftlinge und 170
Wachmannschaften gebaut werden.
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Die Gruppe der 300 jdischen
Metallfacharbeiter aus Auschwitz
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Dies nderte sich nach ihrem Transport in die Untertagefabrik
nach Tiercelet, wo sie Ende Juni 1944 auf 500 ebenfalls in
Auschwitz fr Volkswagen ausgesuchte jdische Hftlinge
trafen. Die Verhltnisse waren dort wesentlich schlechter.
Nachdem der von der SS dominierten Mittelwerk GmbH der
Hauptauftrag zur Groserienfertigung der Fi 103 bertragen
worden war, verlieen diese KZ-Hftlinge das Volkswagen-
werk und wurden im Oktober 1944 in das KZ Mittelbau-Dora
transportiert. Dort fanden viele den Tod.
Metallfacharbeiter aus Auschwitz
Das Volkswagenwerk fertigte die Flugbombe Fi 103, die soge-
nannte V 1, deren Serienfertigung Anfang 1944 anlief. Um fr
die Flugbombenproduktion Arbeitskrfte zu erhalten, fuhr der
Betriebsingenieur Arthur Schmiele im Mai 1944 in das
Konzentrationslager Auschwitz und whlte dort Facharbeiter
aus.
Schmiele stellte aus den kurz zuvor eingetroffenen Trans-
porten ungarischer Juden eine Gruppe von 300 Metall-
facharbeitern zusammen, die im Hauptwerk am Montage-
band der Flugbombe Fi 103 eingewiesen wurden. Die Mnner
sollten die Kernbelegschaft des als KL-Betrieb bezeichneten
unterirdischen Fertigungs- und Montagewerkes in Tiercelet
bilden und andere Hftlingsarbeitskrfte anlernen.
Nach den Erfahrungen in Auschwitz erschien den Hftlingen
das Volkswagenwerk fast wie eine Rettung. Sie fanden bei
ihrer Ankunft im Werk in den fr ihre Unterbringung vor-
bereiteten Rumen in der Nhe der Luftschutzbunker der
Halle 1 ein eigenes Bett, Laken und Duschgelegenheiten vor.
Diese Facharbeitskrfte galten als nur schwer ersetzbar fr die
Fi-103-Serienfertigung. Drangsalierungen blieben deshalb die
Ausnahme.
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Lkw-Abtransport getarnter Flugbomben vor der
Sdrandbebauung des Hauptwerkes, 1944
Wegen der Geheimhaltung des Fi-103-Projekts unterlagen die
KZ-Hftlinge einer nahezu vollstndigen Isolierung.
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Plan Unterkunftsraum fr 300 Strafgefangene einschl.
Wachmannschaft in der Waschkaue 3 u. 4 vom
Werkzeugbau, 1944
Im Sockelgescho der Halle 1 im darberliegenden Hallen-
gescho befand sich die Produktionslinie der Fi 103 wurden
Waschkauen zu Hftlingsunterknften umgebaut. Neben 150
doppelstckigen Betten waren eine Waschanlage, Aborte
sowie ein Duschraum vorhanden.
Der ehemalige Hftling Eliesar Farkas, 1989: Die Fabrik war
oben, das Schlafzimmer war unten.
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Seitenruder der Flugbombe Fi 103
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Schablone zur Beschriftung von Flugbomben Fi 103
Bugspitze der Fi 103
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Mit Draht umwundene Preluftkugel der Fi 103
Jede Flugbombe enthielt zwei dieser 75 Liter fassenden
Druckluftbehlter.
Das Laagberg-Lager
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Auszehrung durch die extreme Arbeitsbelastung, Hunger,
Krankheiten und unberechenbare Drangsalierungen durch die
SS prgten die Lage der Hftlinge. Mindestens 30 Mnner
starben bis zur Rumung des Lagers am 7. April 1945, mehr als
100 weitere Hftlinge bis zur Befreiung in Wbbelin Anfang
Mai 1945.
800 Hftlinge aus dem KZ Neuengamme trafen am 31. Mai
1944 auf dem Laagberg ein, um dort einen Barackenkomplex
zu errichten. Zunchst waren sie damit beschftigt, ihre
Unterknfte bezugsfertig zu machen. Noch im Juli 1944 gab es
kein flieendes Wasser, so da die Hftlinge unter Durst und
unter den sanitren Verhltnissen litten. Die grten Qualen
gingen fr die Hftlinge, darunter 350 Franzosen sowie jeweils
mehr als 100 Niederlnder, Russen und Polen, aber von den
Willkrakten der SS aus. Der Lagerkommandant Johannes
Pump und der sptere stellvertretende Lagerkommandant
Anton Peter Callesen zielten mit der schikansen Behandlung
auf die Brechung jeglicher Widersetzlichkeit und der individu-ellen Identitt ab. Berchtigt waren Callesens pedantische
Ordnungs- und Sauberkeitsrituale, die ihm als Vorwand fr
Mihandlungen dienten.
Die KZ-Hftlinge muten krperlich schwere Ausschach-
tungs- und Bauarbeiten ausfhren, sofern sie nicht auf dem
Werksgelnde bei der Trmmerrumung und bei Verlade-
arbeiten eingesetzt wurden. Obwohl sie stndig angetriebenwurden, konnten die Hftlinge die Baumanahme wegen
ihres verheerenden gesundheitlichen Zustandes, der nachls-
sigen Organisation und der Materialengpsse nur in sehr
begrenztem Mae voranbringen. Produktive Arbeit blieb die
Ausnahme.
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Wachturm des KZ-Kommandos Laagberg, 1945
Das von einem elektrisch geladenen Zaun umschlossene KZ-
Lager auf dem Laagberg verfgte zur lckenlosen Kontrolle
der Umzunung ber fnf, spter sechs Wachtrme, die mit
Maschinengewehren und Suchscheinwerfern ausgestattet
waren.
Baracke des KZ-Lagers Laagberg
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Dnisches Polizeifoto des stellvertretendenLagerkommandanten Anton Peter Callesen
Callesen, den die Hftlinge Saukerl (Peau de vache) nann-
ten, war als sadistischer Antreiber verhat. Die Gefangenen
entwickelten untereinander ein Warnsystem, um nicht von
ihm berrascht zu werden.
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Planungsskizze des Laagberg-Lagers
Zum Konzentrationslager gehrten die
Baracken 1, 2, 43, 6 und 7 sowie seit Mrz 1945
Baracke 14. Von den zu errichtenden 37
Mannschaftsbaracken mit den dazugehri-
gen Nebengebuden wurden in der gesam-ten, knapp einjhrigen Bauzeit nur zwei
Drittel begonnen. Die Hftlinge stellten
allein die SS-Lagerwache, die Trafostation fr
den elektrischen Zaun und eine Wasch -
baracke fertig.
Obwohl das Bauvorhaben seit Oktober 1944
bedeutungslos geworden war, wurden
Hetze und Schikanen bei den Bauarbeiten
fortgesetzt.
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Samstag 7. April
Abmarsch vom KZ
Sonntag 8. April
Einen Toten aufgefunden
Montag 9. April
Zwei Flchtlinge erschossen
Grdicke, Adolf, Zeuge
Behrens, Transport (Vorsfelde)
Zettel mit kurzen Notizen zu Ereignissen auf dem Laagbergin den Tagen der Rumung des KZ
In der zweiten Hlfte des Jahres 1944 wurden auf dem
Laagberg in der auerhalb des KZ-Kommandos gelegenen
Baracke 8 niederlndische Studenten untergebracht. Einem
der Bauleitung zugeteilten Niederlnder steckten Hftlinge in
unbeobachteten Momenten Mitteilungen zu.
Frauenkommando Halle 1
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Die Bewachung be