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Von der Großbank zum Bienenstock „Lernen in Triesdorf“ (24): Früherer Spitzenmanager qualifizierte sich mit 59 Jahren zum Imkermeister – 45-jährige „Azubine“ aus Kärnten TRIESDORF – Götz Reimold, der Chef, wurde mit 59 Jahren Meister und ist jetzt 61. Seine „Azubine“ Anja Harder ist auch schon in den besten Jahren. Die Österreicherin im ersten Lehrjahr zählt 45 Lenze. Und noch etwas ist ungewöhnlich in der Imkerei der Landwirtschaftli- chen Lehranstalten des Bezirks in Triesdorf. Meister und Lehrling sind Akademiker. Götz Reimold hat Betriebs- und Volkswirtschaft so- wie Psychologie und Soziologie stu- diert, Anja Harder ist Tierärztin. Wie kamen der gebürtige Stutt- garter und die Kärntnerin zu den et- wa 70 Triesdorfer Bienenvölkern? Es waren viele Zufälle im Spiel. Für An- ja Harder etwa war eine wichtige Sta- tion ein Ziegenhof in Lengenfeld bei Leutershausen, in dem sie ein Prak- tikum machte. Entscheidend war, dass sie dann einen Anfängerkurs für Hobbyimker in der Triesdorfer Im- kerei (siehe unterhalb) absolvierte. Beiden gemeinsam ist, dass sie ih- re Ideale über reine Karriereüberle- gungen stellten. So macht Götz Rei- mold im Gespräch immer wieder deutlich, dass er sich stets dagegen entschied, „Karriere um jeden Preis“ zu machen. Er weiß, wovon er redet. Denn er zählte lange zum exklusiven Kreis der deutschen Manager. Nach dem Abitur absolvierte er zu- nächst eine Lehre bei einer Groß- bank, bevor er sein hauptsächlich wirtschaftswissenschaftliches Studi- um absolvierte. Seine Schwerpunkte an der Hochschule waren „Wirt- schaftsprüfung und Wirtschaftsma- thematik“. Namen seiner Arbeitgeber will Götz Reimold nicht öffentlich nen- nen. Dabei leitete er schließlich welt- weit die Gehaltsabrechnung einer deutschen Großbank. Aber er ver- zichtete auf diese Position – „weil“, so Götz Reimold, „sich die Unter- nehmenskultur immer mehr in eine angelsächsische verwandelt hat, bei der man hohe Risiken einging“. Er wechselte zu einer anderen Bank, bei der er an der Spitze der Personal- verwaltung stand: „Ich wollte in ei- nem Umfeld arbeiten, in dem das Ar- beiten Spaß macht.“ Doch ange- sichts innerbetrieblicher Intrigen und verordnetem Personalabbau, „koste es, was es wolle“, kam er vom Regen in die Traufe. Seine nächste Station war ein in- ternationaler Telefonkonzern, den jedoch nach wenigen Jahren ein aus- ländisches Unternehmen übernahm. Seine Abteilung sei, wie andere auch, ausgelagert worden. Er ging mit zu dem neuen Unternehmen und leitete dort den Standort München. Dieser wurde jedoch aufgegeben, als sein „Arbeitgeber verkauft“ wurde. „Da habe ich meine Stelle erstmals ver- loren – mit etwa 50 Jahren.“ Es folgte eine etwa zweijährige Arbeitslosig- keit: „Ich war hochgradig speziali- siert – mich gab es in jedem Unter- nehmen nur einmal“, schildert er die Problematik bei der Stellensuche. Heilen mit Bienenprodukten Wie wurden die Weichen in Rich- tung Bienen gestellt? Sein Vater hat- te als Hobby Bienen gehalten. Be- ruflich kamen die fleißigen Insekten Götz Reimold aber erst in den Sinn, als ein Bekannter zu ihm gesagt ha- be: „In Landsberg gibt es eine Im- kerschule. Du hast dich doch schon immer für Natur interessiert.“ Er drückte die empfohlene Schulbank und wurde Schatzmeister im „Deut- schen Apitherapie Bund“, der sich für das Heilen mit Bienenprodukten engagiert. Und er betreute in Teilzeit den Lehrbienenstand des Bezirks Oberbayern in Landsberg. Parallel ließ er sich von der Im- kerschule im österreichischen Warth zum Gesellen ausbilden und machte noch den Meister: „Im März 2015 – im Alter von 59 Jahren – hatte ich mei- nen Meister.“ Die Arbeitsplatzsuche war rasch erfolgreich. „Zwei Tage nach meinem 60. Geburtstag habe ich mich in Triesdorf vorgestellt.“ Er ergänzt: „Am gleichen Tag hatte ich die Zusage.“ Seit 1. Oktober leitet der frühere Manager nun die Triesdorfer Imkerei. KURT GÜNER Götz Reimold, der Leiter der Triesdorfer Imkerei, und seine Auszubildende Anja Harder präsentieren stolz einige ihrer zahlreichen Bienen. Foto: Jim Albright Lernen in Triesd rf Tierärztin begeisterte sich für Ziegenkäse und Triesdorfer Bienenvölker Anja Harder konnte als Veterinärin ihre Ideale nicht verwirklichen – In Norwegen und Franken das Käsen erlernt – Nach Imker-Lehre Meistertitel als Ziel TRIESDORF (kg) – Die Landwirt- schaftlichen Lehranstalten in Triesdorf strahlen weit über West- mittelfranken hinaus. Dies beweist, dass sich eine 45-jährige Österrei- cherin dort zur Imkerin ausbilden lässt. Ebenso wie ihr Chef Götz Rei- mold ist Anja Harder in puncto Bie- nen sozusagen eine Spätberufene. Doch eine Leidenschaft für Tiere hatte sie schon in ihrer Kindheit. „Seit meinem fünften Lebensjahr war mein Traum, Tierärztin zu wer- den.“ Dies betonte sie, nachdem sie gemeinsam mit ihrem Ausbilder Götz Reimold neue Königinnen für die Bienenvölker eingesetzt hatte. Unterdessen wurden die Bienen von Reimold mit kühlem Rauch beru- higt. Nicht nur für solche Aufgaben zeigt die Auszubildende viel Ge- schick. Für die Bekämpfung von Krankheiten der Bienen – einer der Schwerpunkte der Lehre – bringt sie viele Vorkenntnisse mit. Mit Tier- krankheiten kennt sich die Kärnt- nerin hervorragend aus. Denn sie hat in Wien erfolgreich ein Studium der Veterinärmedizin absolviert. Doch ihre Vorstellungen von einer Arbeit als Tierärztin kollidierten mit der Realität in den Ställen. „Ich konnte meine Ideale in der Praxis nicht verwirklichen“, sagt sie rück- blickend. Doch sie verfügte neben der Tiermedizin über ein weiteres potenzielles wirtschaftliches Stand- bein. Denn sie ließ sich zur Restau- rantfachfrau ausbilden und arbeitete in diesem Beruf. Indes fühlt sie sich in Ballungs- zentren nicht wohl: „Ich bin ein Landmensch.“ Neben der Vorliebe fürs Land und den Umgang mit Tie- ren sei Käseherstellung ihre Passion. Weil sie dafür statt Kuhmilch Zie- genmilch verwenden wollte, zog es sie nicht auf eine der vielen Almen in den österreichischen Alpen. „Ich war zwei Jahre in Norwegen, um das Käsen zu lernen“, berichtet sie. In et- wa 1600 Meter Höhe habe sie dort Ziegen versorgt. Es war dann auch der Ziegenkäse, der sie beruflich nach Deutschland brachte. „Ich habe mich um eine Praktikantenstelle auf einem klei- nen Ziegenhof in Lengenfeld bei Leutershausen beworben.“ Nach dem Praktikum entschied sie sich dafür, weiterhin auf dem Hof mitzu- arbeiten, und auch weiter dort zu wohnen. Eines Tages erwähnte sie, dass sie sich für Bienen interessiere. Darauf- hin stellte der Landwirt einen Kon- takt zu einem Weidenbacher Imker her. Ihm half Anja Harder intensiv. Nachdem sie in der Imkerei der Lehranstalten einen Grundkurs ab- solviert hatte, war ihre Liebe zu den Bienen endgültig geweckt. Sie be- warb sich erfolgreich als Auszubil- dende und startete am 1. September. Ihre Lehre dauert zwei Jahre. Doch die Veterinärin hat weitere Pläne: „Ich möchte sicherlich auch die Meisterprüfung machen“, sagt sie. In unserer Serie „Lernen in Tries- dorf“ stellen wir ein bundesweit ein- maliges Bildungszentrum ausführlich vor. Preise für Handwerkerfrauen Engagement für Ehefrauen von Handwerkern wird gewürdigt ANSBACH/BECHHOFEN (kg) Sie engagieren sich seit Langem für die Emanzipation von Frauen, die in einen Handwerksbetrieb eingehei- ratet haben oder zusammen mit ih- rem Ehemann einen gründen. Die Rede ist von den Unternehmerfrau- en im Handwerk Westmittelfran- ken. Die Vorsitzende Marianne Weinmann war in der Organisation mit inzwischen etwa hundert Mit- gliedern sozusagen eine Frau der ersten Stunde. Nun wird sowohl ihr Einsatz als auch die Tätigkeit des Vereins mit Preisen gewürdigt. Die Unternehmerfrauen im Hand- werk Westmittelfranken bekommen den Georg-Ehnes-Gedächtnispreis, wie Marianne Weinmann gestern mitteilte. Die nach dem verstorbe- nen früheren Ansbacher Landrat be- nannte Auszeichnung der CSU Ans- bach-Land sei mit 750 Euro dotiert. Die CSU-Kreisgeschäftsstelle veran- staltet die Preisverleihung am 7. Februar 2017 in der neu gestalteten Mittelschule in Bechhofen (Kreis Ansbach). „Diese Auszeichnung ist eine Wertschätzung für unser Tun in den letzten 18 Jahren, darüber freu- en wir uns sehr“, betonte Weinmann. Sie selbst erhält am Montag im Wirtschaftsministerium eine Staats- medaille für besondere Verdienste um die bayerische Wirtschaft. „Ich nehme die Medaille stellvertretend für unsere derzeitigen und auch frü- heren Vorstandsmitglieder entgegen, ohne diese Frauen hätte unser Un- ternehmer-Frauen-Verein nie diesen Stellenwert“, so Weinmann gestern. Vorsitzende der Unternehmerfrauen im Handwerk Westmittelfranken, Ma- rianne Weinmann. Foto: Güner Zu wenig Auszubildende Ziel: Mehr Nachwuchskräfte in Hauswirtschaft – Tagung TRIESDORF (kg) – „Die enorme Zahl an Teilnehmern aus ganz Bay- ern zeigt, dass sich diese Veran- staltung am Standort Triesdorf in- zwischen gut etabliert hat.“ Diese Bilanz zog gestern Judith Regler- Keitel, die Leiterin des „Fortbil- dungszentrums Hauswirtschaft Triesdorf“, zu einer Tagung. Es ka- men rund 260 Fachkräfte aus haus- wirtschaftlichen Betrieben, Ausbil- derinnen, Lehrkräfte beruflicher Schulen, Bildungsberaterinnen und Studierende. Veranstalter war das Staatsminis- terium für Ernährung, Landwirt- schaft und Forsten. Die Reihe „Le- benslanges Lernen in der berufli- chen Bildung“ greife, so Regler-Kei- tel, seit 2011 jährlich aktuelle The- men der Hauswirtschaft auf und ver- knüpfe Wissen aus der Hochschule mit Erfahrungen aus dem Berufsall- tag. Im Mittelpunkt stand dieses Jahr die demografische Entwicklung, heißt es weiter in einer Pressemit- teilung. Dr. Bernhard Opolony, Ab- teilungsleiter im bayerischen Ge- sundheits- und Pflegeministerium, betonte die Bedeutung hauswirt- schaftlicher Dienstleistungen im Rahmen der neuen Pflegegesetzge- bung. Eines der gesetzlichen Ziele sei es, alten Menschen durch Unterstüt- zungsleistungen einen möglichst langen Verbleib im gewohnten Um- feld zu ermöglichen. Dr. Manfred Geißendörfer verwies als weiterer Referent auf die Notwendigkeit ei- nes Angebotes an hauswirtschaftli- che Serviceleistungen in regionalen Konzepten der Daseinsvorsorge. Al- lerdings fehle der berufliche Nach- wuchs im hauswirtschaftlichen Be- rufsfeld. Gisela Miethaner, Ministerialrätin am Landwirtschaftsministerium, ist zuständig für die Berufsbildung Hauswirtschaft. Sie appellierte an die Ausbildungsbetriebe, über das An- gebot eines Schülerpraktikums jun- ge Menschen für die Hauswirtschaft zu begeistern und dadurch zukünf- tige Auszubildende zu gewinnen. Die Referenten der Hochschule in Triesdorf stellten eine umfangreiche Studie zur Datenerhebung in der Ge- meinschaftsverpflegung vor und in- formierten über die Gesundheitsge- fahren durch mangelnde Hygiene in der Küche sowie über notwendige Hygienemaßnahmen, so die Presse- mitteilung. „Luther reicht nicht“ Ausstellung in Bad Windsheim BAD WINDSHEIM (epd) Das Museum Kirche in Franken in Bad Windsheim zeigt ab dem morgigen Samstag, 26. November, die Wan- derausstellung „Luther reicht nicht“. Der Titel der Ausstellung wolle deutlich machen, dass es nicht im- mer nur um das Wort, nicht immer nur um Martin Luther gehe, sondern dass „unterschiedliche sinnliche und ästhetische Erfahrungen einen Zu- gang zu Religion und Reformation eröffnen können“, heißt es in der Ankündigung. Die Schau will außerdem themati- sieren, dass sich die Kirche in einem ständigen Reformationsprozess be- findet („ecclesia semper reforman- da“). Dieser ziele darauf ab, der Bot- schaft und dem Wirken Jesu zu ent- sprechen und Kirche nach dem Wort und Auftrag Jesu erlebbar zu ma- chen. Das Ausstellungsprojekt wur- de gemeinsam vom Arbeitskreis Kir- che und Kunst in Unterfranken, der bayerischen evangelischen Landes- kirche und dem Kunstreferat der Diözese Würzburg realisiert. „Luther reicht nicht“ ist bis zum 6. Januar in Bad Windsheim zu sehen. FLZ Nr. 274 Freitag, 25. November 2016 A12 D12 N12 R12 A12 D12 N12 R12

Von der Großbank zum Bienenstock · da“).Dieserzieledaraufab,derBot-schaftunddemWirkenJesuzuent-sprechenundKirchenachdemWort und Auftrag Jesu erlebbar zu ma-chen.DasAusstellungsprojektwur-degemeinsamvomArbeitskreisKir-cheundKunstinUnterfranken,der

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Page 1: Von der Großbank zum Bienenstock · da“).Dieserzieledaraufab,derBot-schaftunddemWirkenJesuzuent-sprechenundKirchenachdemWort und Auftrag Jesu erlebbar zu ma-chen.DasAusstellungsprojektwur-degemeinsamvomArbeitskreisKir-cheundKunstinUnterfranken,der

Von der Großbank zum Bienenstock„Lernen in Triesdorf“ (24): Früherer Spitzenmanager qualifizierte sich mit 59 Jahren zum Imkermeister – 45-jährige „Azubine“ aus Kärnten

TRIESDORF – Götz Reimold, derChef, wurde mit 59 Jahren Meisterund ist jetzt 61. Seine „Azubine“Anja Harder ist auch schon in denbesten Jahren. Die Österreicherinim ersten Lehrjahr zählt 45 Lenze.Und noch etwas ist ungewöhnlich inder Imkerei der Landwirtschaftli-chen Lehranstalten des Bezirks inTriesdorf. Meister und Lehrlingsind Akademiker. Götz Reimold hatBetriebs- und Volkswirtschaft so-wie Psychologie und Soziologie stu-diert, Anja Harder ist Tierärztin.

Wie kamen der gebürtige Stutt-garter und die Kärntnerin zu den et-wa 70 Triesdorfer Bienenvölkern? Eswaren viele Zufälle im Spiel. Für An-ja Harder etwa war eine wichtige Sta-tion ein Ziegenhof in Lengenfeld beiLeutershausen, in dem sie ein Prak-tikum machte. Entscheidend war,dass sie dann einen Anfängerkurs fürHobbyimker in der Triesdorfer Im-kerei (siehe unterhalb) absolvierte.Beiden gemeinsam ist, dass sie ih-

re Ideale über reine Karriereüberle-gungen stellten. So macht Götz Rei-mold im Gespräch immer wiederdeutlich, dass er sich stets dagegenentschied, „Karriere um jeden Preis“zu machen. Er weiß, wovon er redet.Denn er zählte lange zum exklusivenKreis der deutschen Manager.Nach dem Abitur absolvierte er zu-

nächst eine Lehre bei einer Groß-bank, bevor er sein hauptsächlichwirtschaftswissenschaftliches Studi-um absolvierte. Seine Schwerpunktean der Hochschule waren „Wirt-

schaftsprüfung und Wirtschaftsma-thematik“.Namen seiner Arbeitgeber will

Götz Reimold nicht öffentlich nen-nen. Dabei leitete er schließlich welt-weit die Gehaltsabrechnung einerdeutschen Großbank. Aber er ver-zichtete auf diese Position – „weil“,

so Götz Reimold, „sich die Unter-nehmenskultur immer mehr in eineangelsächsische verwandelt hat, beider man hohe Risiken einging“. Erwechselte zu einer anderen Bank, beider er an der Spitze der Personal-verwaltung stand: „Ich wollte in ei-nem Umfeld arbeiten, in dem das Ar-

beiten Spaß macht.“ Doch ange-sichts innerbetrieblicher Intrigenund verordnetem Personalabbau,„koste es, was es wolle“, kam er vomRegen in die Traufe.Seine nächste Station war ein in-

ternationaler Telefonkonzern, denjedoch nach wenigen Jahren ein aus-

ländisches Unternehmen übernahm.Seine Abteilung sei, wie andere auch,ausgelagert worden. Er ging mit zudem neuen Unternehmen und leitetedort den Standort München. Dieserwurde jedoch aufgegeben, als sein„Arbeitgeber verkauft“ wurde. „Dahabe ich meine Stelle erstmals ver-loren – mit etwa 50 Jahren.“ Es folgteeine etwa zweijährige Arbeitslosig-keit: „Ich war hochgradig speziali-siert – mich gab es in jedem Unter-nehmen nur einmal“, schildert er dieProblematik bei der Stellensuche.

Heilen mitBienenproduktenWie wurden die Weichen in Rich-

tung Bienen gestellt? Sein Vater hat-te als Hobby Bienen gehalten. Be-ruflich kamen die fleißigen InsektenGötz Reimold aber erst in den Sinn,als ein Bekannter zu ihm gesagt ha-be: „In Landsberg gibt es eine Im-kerschule. Du hast dich doch schonimmer für Natur interessiert.“ Erdrückte die empfohlene Schulbankund wurde Schatzmeister im „Deut-schen Apitherapie Bund“, der sichfür das Heilen mit Bienenproduktenengagiert. Und er betreute in Teilzeitden Lehrbienenstand des BezirksOberbayern in Landsberg.Parallel ließ er sich von der Im-

kerschule im österreichischen Warthzum Gesellen ausbilden und machtenoch denMeister: „ImMärz 2015 – imAlter von 59 Jahren – hatte ich mei-nen Meister.“ Die Arbeitsplatzsuchewar rasch erfolgreich. „Zwei Tagenach meinem 60. Geburtstag habeich mich in Triesdorf vorgestellt.“ Erergänzt: „Am gleichen Tag hatte ichdie Zusage.“ Seit 1. Oktober leitet derfrühere Manager nun die TriesdorferImkerei. KURT GÜNER

Götz Reimold, der Leiter der Triesdorfer Imkerei, und seine Auszubildende Anja Harder präsentieren stolz einige ihrerzahlreichen Bienen. Foto: Jim Albright

Lernen in

Triesd rf

Tierärztin begeisterte sich für Ziegenkäse und Triesdorfer BienenvölkerAnja Harder konnte als Veterinärin ihre Ideale nicht verwirklichen – In Norwegen und Franken das Käsen erlernt – Nach Imker-Lehre Meistertitel als Ziel

TRIESDORF (kg) – Die Landwirt-schaftlichen Lehranstalten inTriesdorf strahlen weit über West-mittelfranken hinaus. Dies beweist,dass sich eine 45-jährige Österrei-cherin dort zur Imkerin ausbildenlässt. Ebenso wie ihr Chef Götz Rei-mold ist Anja Harder in puncto Bie-nen sozusagen eine Spätberufene.Doch eine Leidenschaft für Tierehatte sie schon in ihrer Kindheit.

„Seit meinem fünften Lebensjahrwar mein Traum, Tierärztin zu wer-den.“ Dies betonte sie, nachdem siegemeinsam mit ihrem AusbilderGötz Reimold neue Königinnen für

die Bienenvölker eingesetzt hatte.Unterdessen wurden die Bienen vonReimold mit kühlem Rauch beru-higt.Nicht nur für solche Aufgaben

zeigt die Auszubildende viel Ge-schick. Für die Bekämpfung vonKrankheiten der Bienen – einer derSchwerpunkte der Lehre – bringt sieviele Vorkenntnisse mit. Mit Tier-krankheiten kennt sich die Kärnt-nerin hervorragend aus. Denn sie hatin Wien erfolgreich ein Studium derVeterinärmedizin absolviert.Doch ihre Vorstellungen von einer

Arbeit als Tierärztin kollidierten mitder Realität in den Ställen. „Ich

konnte meine Ideale in der Praxisnicht verwirklichen“, sagt sie rück-blickend. Doch sie verfügte nebender Tiermedizin über ein weiterespotenzielles wirtschaftliches Stand-bein. Denn sie ließ sich zur Restau-rantfachfrau ausbilden und arbeitetein diesem Beruf.Indes fühlt sie sich in Ballungs-

zentren nicht wohl: „Ich bin einLandmensch.“ Neben der Vorliebefürs Land und den Umgang mit Tie-ren sei Käseherstellung ihre Passion.Weil sie dafür statt Kuhmilch Zie-genmilch verwenden wollte, zog essie nicht auf eine der vielen Almenin den österreichischen Alpen. „Ich

war zwei Jahre in Norwegen, um dasKäsen zu lernen“, berichtet sie. In et-wa 1600 Meter Höhe habe sie dortZiegen versorgt.Es war dann auch der Ziegenkäse,

der sie beruflich nach Deutschlandbrachte. „Ich habe mich um einePraktikantenstelle auf einem klei-nen Ziegenhof in Lengenfeld beiLeutershausen beworben.“ Nachdem Praktikum entschied sie sichdafür, weiterhin auf dem Hof mitzu-arbeiten, und auch weiter dort zuwohnen.Eines Tages erwähnte sie, dass sie

sich für Bienen interessiere. Darauf-hin stellte der Landwirt einen Kon-

takt zu einem Weidenbacher Imkerher. Ihm half Anja Harder intensiv.Nachdem sie in der Imkerei derLehranstalten einen Grundkurs ab-solviert hatte, war ihre Liebe zu denBienen endgültig geweckt. Sie be-warb sich erfolgreich als Auszubil-dende und startete am 1. September.Ihre Lehre dauert zwei Jahre. Dochdie Veterinärin hat weitere Pläne:„Ich möchte sicherlich auch dieMeisterprüfung machen“, sagt sie.

In unserer Serie „Lernen in Tries-dorf“ stellen wir ein bundesweit ein-maliges Bildungszentrum ausführlichvor.

Preise für HandwerkerfrauenEngagement für Ehefrauen von Handwerkern wird gewürdigt

ANSBACH/BECHHOFEN (kg) –Sie engagieren sich seit Langem fürdie Emanzipation von Frauen, die ineinen Handwerksbetrieb eingehei-ratet haben oder zusammen mit ih-rem Ehemann einen gründen. DieRede ist von den Unternehmerfrau-en im Handwerk Westmittelfran-ken. Die Vorsitzende MarianneWeinmann war in der Organisationmit inzwischen etwa hundert Mit-gliedern sozusagen eine Frau derersten Stunde. Nun wird sowohl ihrEinsatz als auch die Tätigkeit desVereins mit Preisen gewürdigt.

Die Unternehmerfrauen im Hand-werk Westmittelfranken bekommenden Georg-Ehnes-Gedächtnispreis,wie Marianne Weinmann gesternmitteilte. Die nach dem verstorbe-nen früheren Ansbacher Landrat be-nannte Auszeichnung der CSU Ans-bach-Land sei mit 750 Euro dotiert.Die CSU-Kreisgeschäftsstelle veran-staltet die Preisverleihung am 7.Februar 2017 in der neu gestaltetenMittelschule in Bechhofen (KreisAnsbach). „Diese Auszeichnung isteine Wertschätzung für unser Tun inden letzten 18 Jahren, darüber freu-en wir uns sehr“, betonte Weinmann.Sie selbst erhält am Montag im

Wirtschaftsministerium eine Staats-medaille für besondere Verdiensteum die bayerische Wirtschaft. „Ichnehme die Medaille stellvertretendfür unsere derzeitigen und auch frü-heren Vorstandsmitglieder entgegen,ohne diese Frauen hätte unser Un-ternehmer-Frauen-Verein nie diesenStellenwert“, so Weinmann gestern.

Vorsitzende der Unternehmerfrauenim Handwerk Westmittelfranken, Ma-rianne Weinmann. Foto: Güner

Zu wenig AuszubildendeZiel: Mehr Nachwuchskräfte in Hauswirtschaft – Tagung

TRIESDORF (kg) – „Die enormeZahl an Teilnehmern aus ganz Bay-ern zeigt, dass sich diese Veran-staltung am Standort Triesdorf in-zwischen gut etabliert hat.“ DieseBilanz zog gestern Judith Regler-Keitel, die Leiterin des „Fortbil-dungszentrums HauswirtschaftTriesdorf“, zu einer Tagung. Es ka-men rund 260 Fachkräfte aus haus-wirtschaftlichen Betrieben, Ausbil-derinnen, Lehrkräfte beruflicherSchulen, Bildungsberaterinnen undStudierende.

Veranstalter war das Staatsminis-terium für Ernährung, Landwirt-schaft und Forsten. Die Reihe „Le-benslanges Lernen in der berufli-chen Bildung“ greife, so Regler-Kei-tel, seit 2011 jährlich aktuelle The-men der Hauswirtschaft auf und ver-knüpfe Wissen aus der Hochschulemit Erfahrungen aus dem Berufsall-tag.Im Mittelpunkt stand dieses Jahr

die demografische Entwicklung,heißt es weiter in einer Pressemit-teilung. Dr. Bernhard Opolony, Ab-teilungsleiter im bayerischen Ge-sundheits- und Pflegeministerium,betonte die Bedeutung hauswirt-schaftlicher Dienstleistungen im

Rahmen der neuen Pflegegesetzge-bung.Eines der gesetzlichen Ziele sei es,

alten Menschen durch Unterstüt-zungsleistungen einen möglichstlangen Verbleib im gewohnten Um-feld zu ermöglichen. Dr. ManfredGeißendörfer verwies als weitererReferent auf die Notwendigkeit ei-nes Angebotes an hauswirtschaftli-che Serviceleistungen in regionalenKonzepten der Daseinsvorsorge. Al-lerdings fehle der berufliche Nach-wuchs im hauswirtschaftlichen Be-rufsfeld.Gisela Miethaner, Ministerialrätin

am Landwirtschaftsministerium, istzuständig für die BerufsbildungHauswirtschaft. Sie appellierte an dieAusbildungsbetriebe, über das An-gebot eines Schülerpraktikums jun-ge Menschen für die Hauswirtschaftzu begeistern und dadurch zukünf-tige Auszubildende zu gewinnen.Die Referenten der Hochschule in

Triesdorf stellten eine umfangreicheStudie zur Datenerhebung in der Ge-meinschaftsverpflegung vor und in-formierten über die Gesundheitsge-fahren durch mangelnde Hygiene inder Küche sowie über notwendigeHygienemaßnahmen, so die Presse-mitteilung.

„Lutherreicht nicht“Ausstellung in Bad Windsheim

BAD WINDSHEIM (epd) – DasMuseum Kirche in Franken in BadWindsheim zeigt ab dem morgigenSamstag, 26. November, die Wan-derausstellung „Luther reichtnicht“.

Der Titel der Ausstellung wolledeutlich machen, dass es nicht im-mer nur um das Wort, nicht immernur um Martin Luther gehe, sonderndass „unterschiedliche sinnliche undästhetische Erfahrungen einen Zu-gang zu Religion und Reformationeröffnen können“, heißt es in derAnkündigung.Die Schau will außerdem themati-

sieren, dass sich die Kirche in einemständigen Reformationsprozess be-findet („ecclesia semper reforman-da“). Dieser ziele darauf ab, der Bot-schaft und dem Wirken Jesu zu ent-sprechen und Kirche nach dem Wortund Auftrag Jesu erlebbar zu ma-chen. Das Ausstellungsprojekt wur-de gemeinsam vom Arbeitskreis Kir-che und Kunst in Unterfranken, derbayerischen evangelischen Landes-kirche und dem Kunstreferat derDiözese Würzburg realisiert. „Lutherreicht nicht“ ist bis zum 6. Januar inBad Windsheim zu sehen.

FLZ Nr. 274 Freitag, 25. November 2016

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