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VONEINANDER LERNEN – VERANTWORTUNGSVOLLE UNTERNEHMEN AUF ERFOLGSKURS. Leitfaden zum CSR-Preis

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Diese Publikation wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales herausgegeben. Sie darf weder von Parteien noch von Wahlbewerbern oder Wahl helfern während eines Wahlkampfes zum Zwecke der Wahlwerbung verwendet werden. Dies gilt für Europa-, Bundestags-, Landtags- und Kommunalwahlen. Missbräuchlich ist ins besondere die Verteilung auf Wahlveranstal-tungen, an Informationsständen der Parteien sowie das Einlegen, Aufdrucken oder Aufkleben parteipolitischer Informationen oder Werbe-mittel. Untersagt ist gleichfalls die Weitergabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung. Unabhängig davon, wann, auf welchem Weg und in welcher Anzahl diese Publikation dem Empfänger zugegangen ist, darf sie auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden Wahl nicht in einer Weise verwendet werden, die als Parteinahme der Bundesregierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden könnte. Außerdem ist diese kostenlose Publikation – gleichgültig wann, auf welchem Weg und in welcher Anzahl diese Publikation dem Empfänger zugegangen ist – nicht zum Weiterverkauf bestimmt.

VONEINANDER LERNEN – VERANTWORTUNGSVOLLE UNTERNEHMEN AUF ERFOLGSKURS.Leitfaden zum CSR-Preis

Vorbilder im nachhaltigen Wirtschaften 1

Vorbilder im nachhaltigen Wirtschaften Die Rolle von Unternehmen in der Gesellschaft hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert. Mit dem Rückgang staatlicher Einflussnahme und der Ausweitung weltweiter Warenströme durch die Globalisierung werden Unternehmen immer weniger als rein wirtschaftliche Akteure betrachtet, die Dienstleistungen anbieten oder Waren produzieren und vertreiben. Heute geht es auch um die entscheidenden Fragen, unter welchen Bedingungen, wie, wo und mit welchen Auswirkungen diese Dienstleistungen und Waren erzeugt werden. Von Unternehmen wird umfassendes verantwortliches Handeln erwartet – gegenüber der heimischen Belegschaft und in den Anbau- und Produktionsländern, gegenüber den Kunden, der Standortgemeinde, gegenüber Zulieferern, der Öffentlichkeit und gesellschaftlichen Anspruchsgruppen wie Vereinen, Verbänden oder Nichtregierungsorganisationen. Denn unternehmeri-sches Handeln kann neben zahlreichen positiven Effekten auch negative Auswirkun-gen auf Umwelt und Gesellschaft entfalten.

Es gibt kein Patentrezept, wie Unternehmen diese neue Rolle ausüben sollen. Klar ist: Alle Unternehmen müssen sich auf den Weg machen und für jedes Unternehmen sieht dieser Weg anders aus. Es gibt allerdings einige wichtige Hebel und Instrumente, die Unternehmen in der Umsetzung ihrer spezifischen Verantwortung nutzen können. Und: In Deutschland gibt es bereits viele kleine und große Unternehmen mit Vorbild-charakter. Nützliche Informationen und Beispiele bietet Ihnen die vorliegende Publika-tion. Sie stellt die nominierten und ausgezeichneten Unternehmen des CSR-Preises der Bundesregierung 2013 vor und spiegelt deren Erfolgsfaktoren.

Die Erfolgsgeschichten veranschaulichen, dass verantwortungsvolle Unternehmens-führung sinnvoll für Gesellschaft und Umwelt ist und zugleich wirtschaftlichen Nutzen für die Unternehmen selbst stiften kann. Denn unternehmerische Verantwor-tung bedeutet nicht nur für die Gesellschaft einen wichtigen Mehrwert. Eingebettet in die Unternehmensstrategie und konsequent umgesetzt, können so Wettbewerbsfähig-keit und Unternehmenserfolg langfristig gesichert werden.

Nutzen Sie diese Publikation als Inspiration: Schauen Sie sich an, worauf es ankommt, schauen Sie sich ab, wie es die Besten machen und schauen Sie, dass Sie sich auf den Weg machen – es lohnt sich!

CSR-Preis der Bundesregierung

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Inhalt 3

InhaltCSR-Preis der Bundesregierung 4

Wettbewerb 5 Jury 6 Methodik 8

Aktionsfelder 13

Aktionsfeld Unternehmensführung 14 Praxisbeispiel Thomas Becker — Atelier für Schmuck 17 Praxisbeispiel Deutsche Bahn 18

Aktionsfeld Markt 20 Praxisbeispiel BASF 23 Praxisbeispiel memo 25

Aktionsfeld Arbeitsplatz 27 Praxisbeispiel Bremer Straßenbahn 30 Praxisbeispiel Lebensbaum / Ulrich Walter 32

Aktionsfeld Umwelt 34 Praxisbeispiel VAUDE 38 Praxisbeispiel Neumarkter Lammsbräu 40

Aktionsfeld Gemeinwesen 42 Praxisbeispiel Microsoft Deutschland 44 Praxisbeispiel Coffee Circle 46

Wettbewerb 2013 49 Nominierte Unternehmen 2013 50 Preisverleihung 2013 51 Tradition und Inspiration: Das Making-of einer nachhaltigen Preisskulptur 53 Preisträger 2013: Portrait Tchibo 54 Preisträger 2013: Portrait HiPP 56 Preisträger 2013: Portrait Studiosus Reisen München 58 Preisträger 2013: Portrait Thomas Becker – Atelier für Schmuck 60 Sonderpreis 2013: Türenmann Stuttgart 62

Instrumente der Verantwortung – internationale Standards und Leitsätze 64

Bildnachweise 65

Bürgertelefon 67

Impressum 68

CSR-Preis der Bundesregierung

Wettbewerb 5

WettbewerbCSR steht für Corporate Social Responsibility und bezeichnet eine verantwortungsvolle Unterneh-mensführung: Faire Geschäftspraktiken, mitarbei-terorientierte Personalpolitik, sparsamer Einsatz von natürlichen Ressourcen, Schutz von Klima und Umwelt, ernst gemeintes Engagement vor Ort und Verantwortung auch in der Lieferkette – genau darum geht es beim CSR-Preis der Bundesregierung.

Mit dem 2013 erstmals durchgeführten Wettbewerb zeichnet die Bundesregierung jährlich vorbildliche und innovative Unternehmen aus, die ihre gesamte Geschäfts-tätigkeit ökonomisch erfolgreich und zugleich sozial und ökologisch verträglich gestalten. Mit dem CSR-Preis möchte die Bundesregierung herausragende Beispiele der Wahrnehmung gesellschaftlicher Verantwortung honorieren und zur Nachahmung motivieren. Vom Ein-Personen-Betrieb bis zum Global Player: Der CSR-Preis der Bundesregierung wird in vier Größenkategorien an Unternehmen aller Branchen und Regionen vergeben:

• Unternehmen mit 1–49 Mitarbeiter/innen• Unternehmen mit 50–499 Mitarbeiter/innen• Unternehmen mit 500–4.999 Mitarbeiter/innen• Unternehmen mit mehr als 5.000 Mitarbeiter/innen

Im Mittelpunkt des Wettbewerbs stehen weniger Einzelprojekte als vielmehr das ganzheitliche Handeln eines Unternehmens. Das Besondere an der Methodik: Neben Management-Befragung und Jury-Entscheidung werden Einschätzungen unabhängi-ger gesellschaftlicher Akteure durch eine Stakeholder-Befragung einbezogen. Zudem bietet der Wettbewerb anhand von Einzelauswertungen allen teilnehmenden Unter-nehmen Lern- und Wissensangebote zur kontinuierlichen Verbesserung der eigenen Leistungen.

Die Bundesregierung möchte mit dem CSR-Preis insbesondere auch kleine und mittlere Unternehmen (KMU) zur Verantwortungsübernahme motivieren. Die An forderungen an Unternehmen und die Möglichkeiten, verantwortliches Wirtschaften umzusetzen, sind von Unternehmen zu Unternehmen, von Branche zu Branche verschieden. Vor allem die Unternehmensgröße ist ein entscheidender Faktor. Deshalb basiert der CSR-Preis der Bundesregierung auf drei spezifi schen Fragebögen, die entsprechend der Mitarbeiterzahlen der Unternehmen entwickelt wurden. Für die kleinen und mittleren Unternehmen kommt ein reduzierter Fragebogen zur Anwendung, der der besonderen Situation dieser Gruppe Rechnung trägt.

Die Bundesregierung begleitet seit Jahren aktiv die Diskussion um die Wahrnehmung unternehmerischer Verantwortung und hat 2010 einen Nationalen Aktionsplan CSR ver abschiedet. Innerhalb der Bundesregierung ist das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) federführend. Wichtigstes Beratungsgremium ist das Nationale CSR-Forum. Seine 44 Expertinnen und Experten haben die Einführung des Preises empfohlen.

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Jury Gerd Hoofe (Jury-Vorsitz), beamteter Staatssekretär im Bundesministerium für Arbeit und Soziales

„Eine Gesellschaft kann nur funktionieren, wenn jeder Einzelne nach seinen Möglich-keiten zum Erhalt und der Entwicklung guter Bedingungen beiträgt. Unternehmen kommt dabei eine besondere Verantwortung zu: Dies gilt für die Schaffung fairer Arbeitsbedingungen ebenso wie für den verantwortlichen Umgang mit Ressourcen und den bewussten Blick in die Lieferkette. Es ist die Aufgabe des Staates, einen optimalen Rahmen für diese freiwilligen Anstrengungen zu bieten.“

Gerd Billen, Vorstand, Verbraucherzentrale Bundesverband e. V.

„Nicht nur, was erwirtschaftet wird, sondern vor allem, wie es erwirtschaftet wird, ist entscheidend. CSR muss als zweites Preisschild sichtbar werden, um den Wettbewerb auf dem Gebiet der nachhaltigen Unternehmensführung zu forcieren.“

Dr. Achim Dercks, Stellvertretender Hauptgeschäftsführer, Deutscher Industrie- und Handelskammertag e. V.

„Nachhaltigkeit, Verantwortung und Gemeinsinn sind Grundpfeiler des unternehme-rischen Handelns. Der CSR-Preis der Bundesregierung würdigt das Engagement, welches gerade auch im deutschen Mittelstand bereits tief verwurzelt ist.“

Dr. Jürgen Janssen, Leiter der Geschäftsstelle, Deutsches UN Global Compact Netzwerk

„Nachhaltige und verantwortungsvolle Unternehmensführung ist einer der wichtigs-ten Bausteine für eine nachhaltige Entwicklung in Deutschland und weltweit. Die Zukunftsfähigkeit unserer Wirtschaft und Gesellschaft hängt wesentlich davon ab, dass Unternehmen sich den damit verbundenen Herausforderungen stellen und innovative Lösungen erarbeiten.“

Jury 7

Prof. Dr. Edda Müller, Vorsitzende des Vorstands, Transparency International Deutschland e. V.

„Gutes Unternehmensmanagement und langfristig solider wirtschaftlicher Erfolg verlangen gesellschaftlich verantwortliches Handeln – in Deutschland und überall auf dieser Welt.“

Birgit Riess, Director – Programm Unternehmen in der Gesellschaft, Bertelsmann Stiftung

„Verantwortliche Unternehmensführung heißt, ökonomische, soziale und ökologische Zielstellungen in Balance zu bringen. Der CSR-Preis der Bundesregierung soll mit der Auszeichnung herausragender Unternehmenspraxis beispielgebend sein.“

Prof. Dr. habil. Josef Wieland, Direktor Leadership Exellence Institut Zeppelin (LEIZ) an der Zeppelin Universität

„Die Wahrnehmung gesellschaftlicher Verantwortung ist Ausdruck und Form unter-nehmerischer Wertschöpfung. Moralische Werte und ökonomischer Wert sind zwei Seiten der gleichen Medaille.“

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Methodik Der CSR-Preis der Bundesregierung richtet einen ganzheitlichen Blick auf die gesell-schaftliche Verantwortung von Unternehmen. Um die Wirkung des Unternehmens-handelns in der Breite zu erfassen, werden neben der Selbsteinschätzung der Unter-nehmen und dem Urteil einer Experten-Jury auch die Standpunkte unabhängiger Dritter einbezogen.

Methodikteam

Die Management- und Stakeholder-Befragungen wurden von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Instituts für Management der Humboldt-Universität zu Berlin und des Instituts für Ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) entwickelt, durchgeführt und ausgewertet.

Dreistufiger Bewertungsprozess

1. Phase – Management-Befragung

Zunächst beantworten die Unternehmen einen fundierten Fragebogen und geben Auskunft zu ihren Management-Ansätzen und Maßnahmen in den fünf Aktionsfel-dern „Unternehmensführung“, „Markt“, „Arbeitsplatz“, „Umwelt“ und „Gemeinwesen“. Für die kleinen und mittleren Unternehmen kommt ein reduzierter Fragebogen zur Anwendung. Auf Basis der Ergebnisse der Management-Befragung nominiert eine Jury aus Expertinnen und Experten des Nationalen CSR-Forums fünf Unternehmen je Größenkategorie für den CSR-Preis der Bundesregierung.

2. Phase – Stakeholder-Befragung

In einem zweiten Schritt werden die Selbsteinschätzungen der nominierten Unter-nehmen durch maßgebliche Anspruchsgruppen (z. B. Umwelt- oder Verbraucherver-bände, Betriebsräte) gespiegelt. Je nach Größe des Unternehmens werden zwei bis fünf Stakeholder interviewt. Einige davon benennt das Unternehmen, andere werden von den Methodikpartnern ausgewählt.

3. Phase – Jury-Entscheidung

Die Methodikpartner fassen die Auswertungen der Management-Befragung und der Stakeholder-Befragung in umfassenden Unternehmensdossiers zusammen. Die Jury diskutiert auf dieser Grundlage die Ergebnisse und wählt die Preisträgerinnen und Preisträger aus.

Management-Befragung

Unternehmen, die verantwortungsvoll wirtschaften möchten, müssen einen ganzheit-lichen Ansatz verfolgen. Unternehmerische Leistungen in einzelnen Gebieten mögen eindrucksvoll sein, können jedoch nicht die Schwachstellen in anderen Bereichen ausgleichen. Es reicht nicht, ein Umweltpionier zu sein, wenn auf der anderen Seite

Methodik 9

kritische Arbeitsbedingungen bestehen. Die Management-Befragung des CSR-Preises der Bundesregierung nimmt deshalb insgesamt fünf Aktionsfelder in den Blick:

• Unternehmensführung• Markt • Arbeitsplatz • Umwelt• Gemeinwesen

Die Aktionsfelder wurden aus dem „Gemeinsamen Verständnis von Corporate Social Responsibility (CSR) in Deutschland“ des Nationalen CSR-Forums abgeleitet (siehe Abbildung 1) und beziehen die wesentlichen Aspekte gesellschaftlicher Verantwortung von Unternehmen ein. Zusätzlich wurde das Aktionsfeld „Unternehmensführung“ integriert, das übergreifende Faktoren der Unternehmensstrategie und -steuerung umfasst.

Abb. 1: Die Aktionsfelder des CSR-Preises der Bundesregierung.

einen positiven Beitrag für das Gemeinwesen leisten

verstärkt in Bildung investieren

mit natürlichen Ressourcen schonend und ef�zient umgehen

kulturelle Vielfalt und Toleranz innerhalb des Betriebes fördern

Beschäftigte fair behandeln, fördern & beteiligen

Menschenrechte und die ILO Kernarbeitsnormen wahren

Verbraucherrechte und Verbraucherinteressen achten

in der Wertschöpfungskette verantwortungsvoll produzieren

für einen fairen Wettbewerb eintreten

Maßnahmen zur Korruptionsprävention fördern

Transparenz der Unternehmensführung herstellen

11 Themenfelder 5 Aktionsfelder

Unternehmensführung

Markt

Arbeitsplatz

Umwelt

Gemeinwesen

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Gesellschaftlich verantwortliches Unternehmenshandeln setzt voraus, dass klare Ziele und Strukturen definiert sind, die durch geeignete Maßnahmen in die Tat umgesetzt und schließlich auch sichtbar gemacht werden. Daher werden in jedem Aktionsfeld zwei Aspekte bewertet: der Management-Ansatz und eine von den Unternehmen beschriebene Maßnahme.

Management-Ansatz: Hier wird gefragt, inwieweit Strategien zur Umsetzung von CSR im Unternehmen vorhanden sind, ob und wie diese Strategien durch entsprechende Systeme und Zielvorgaben in die Unternehmenspraxis integriert werden und welche Kennzahlen dies stützen.

Maßnahme: Hier ist maßgeblich, dass eine konkrete Maßnahme mit klarer Zielsetzung vorhanden ist und die positive Wirkung sowohl für das Unternehmen als auch für die Gesellschaft klar erkennbar wird. Auch der innovative und nachhaltige Charakter der Maßnahme ist wesentlich.

Das Ergebnis der Management-Befragung führt zu einer Rangfolge der Unternehmen in der jeweiligen Größenklasse. Die fünf bestplatzierten Unternehmen jeder Größen-klasse werden für den CSR-Preis der Bundesregierung nominiert.

Fragebogen für KMU

Für kleinere und mittlere Unternehmen werden die Inhalte der fünf Aktionsfelder in verkürzter Fassung erhoben. Der Fragebogen ist entsprechend den Anforderungen an KMU und deren Handlungsmöglichkeiten angepasst worden.

Stakeholder-Befragung

Um die Bewertung des Unternehmensengagements der Teilnehmer auf eine breite Basis zu stellen, werden neben der Selbsteinschätzung der Unternehmen Bewertungen gesellschaftlicher Akteure berücksichtigt. Dazu werden in der Stakeholder-Befragung insgesamt 70 Interviews mit Stakeholdern der 20 nominierten Unternehmen geführt. Nicht zuletzt aufgrund dieser Einbindung externer Anspruchsgruppen zeichnet sich der CSR-Preis der Bundesregierung durch eine besondere Seriosität und Glaubwürdig-keit aus.

Methodik 11

Was ist ein Stakeholder?

Als Stakeholder werden Personen, Gruppen oder Organisationen verstanden, die mit dem Unternehmen in Verbindung stehen, mit ihm kooperieren, Erwartungen an das Unternehmen haben oder von seinen Handlungen betroffen sind. Stake-holder können somit ganz unterschiedliche Akteure aus den Bereichen Politik, Gesellschaft, Nichtregierungsorganisationen und Wirtschaft sein. Ebenso zählen Mitarbeiter/innen eines Unternehmens bzw. deren Vertreter/innen zu den Stake-holdern.

Auswahl der Stakeholder

Die nominierten Unternehmen werden aufgefordert, Stakeholder vorzuschlagen, die über die Leistungen ihres Unternehmens im Bereich gesellschaftlicher Verantwortung Auskunft geben können. Mit Ausnahme der Kategorie 1–49 Mitarbeiter/innen werden die Unternehmensvorschläge durch die Methodikpartner um weitere Stakeholder ergänzt. Insgesamt werden 70 Befragungen durchgeführt.

• Unternehmen mit 1–49 Mitarbeiter/innen: Insgesamt werden zwei Personen interviewt; beide werden durch das Unternehmen benannt.

• Unternehmen mit 50–499 Mitarbeiter/innen: Insgesamt werden drei Interviews geführt; das Unternehmen kann zwei Stakeholder benennen, das Methodikteam des CSR-Preises der Bundesregierung ergänzt einen weiteren Interviewpartner.

• Unternehmen mit 500–4.999 Mitarbeiter/innen: Insgesamt werden vier Personen befragt; das Unternehmen kann drei Stakeholder benennen, das Methodikteam des CSR-Preises der Bundesregierung ergänzt einen weiteren Interviewpartner.

• Unternehmen mit 5.000 und mehr Mitarbeiter/innen: Insgesamt werden fünf Be fragungen durchgeführt; das Unternehmen kann drei Stakeholder benennen, das Methodikteam des CSR-Preises der Bundesregierung ergänzt zwei weitere Interviewpartner.

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Bei der Auswahl der Stakeholder wird darauf geachtet, ein möglichst breites themati-sches Spektrum abzudecken und sowohl die Innen- als auch die Außenperspektive zu berücksichtigen. Die Stakeholder werden so zusammengestellt, dass sie sich in ihrem Wissen und Beurteilungsvermögen ergänzen. Ein wesentliches Auswahlkriterium ist die Kenntnis über die Branche, das Unternehmen und/oder die von ihm beschriebenen Maßnahmen. In jedem Fall werden die Beschäftigten bzw. die Belegschaftsvertretungen der nominierten Unternehmen bei der Stakeholder-Befragung berücksichtigt.

Kapitel Headganze Seiteweiß

Aktionsfelder

Unternehmens-führung

Markt

Umwelt

Arbeitsplatz

Gemeinwesen

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Aktionsfeld: UnternehmensführungEine verantwortungsvolle Unternehmensführung ist die wichtigste Grundlage für glaubwürdiges und verlässliches unternehmerisches Gesamthandeln. Denn in der Unternehmensführung werden die entscheidenden Handlungsleitlinien entworfen und verbindliche Ziele des Unternehmens aufgestellt. Wichtig ist dabei, dass CSR als systematisch geplante und langfristig angelegte Unternehmensstrategie umgesetzt wird. Wer hier insgesamt gut positioniert sein will, muss den Grundgedanken des verantwortungsvollen Wirtschaftens gewissermaßen in der „Unternehmens-DNA“ festschreiben.

Das bedeutet zweierlei:

• In der Unternehmensstrategie müssen das Grundverständnis des nachhaltigen Wirtschaftens und die praktische Umsetzung klar integriert und beschrieben sein.

• Im Unternehmen müssen Verantwortlichkeiten, Strukturen und Prozesse so definiert sein, dass die in der Strategie festgelegte Richtung auch in die Tat umgesetzt werden kann.

Die Verankerung in den einzelnen Unternehmensbereichen, -prozessen und -systemen hat entscheidende Bedeutung für wirkungsvolles nachhaltiges Wirtschaften, weil sie langfristige Folgen für die anderen Aktionsfelder und die Ganzheitlichkeit der CSR-Strategie hat. Fehlt die verantwortliche Ausrichtung in der Unternehmensführung, kann dies auch nicht durch vorbildliches gesellschaftliches Engagement ausgeglichen werden. So bleibt etwa ein karitatives Hilfsprojekt ein Tropfen auf dem heißen Stein, wenn in der Unternehmensführung eine Zieldefinition und das systematische Vor-gehen bei der Wahrnehmung unternehmerischer Verantwortung fehlen.

Strategische Ziele, die Steuerung und Kontrolle der Zielerreichung sowie festgelegte Verantwortlichkeiten sind die Basis einer verantwortlichen Unternehmensführung.

Eine nachhaltige Unternehmensführung berücksichtigt ökonomische, ökologische und soziale Ziele gleichermaßen. Für die konkrete Ausgestaltung der Ziele gibt es kein fertiges Schnittmuster. Welche übergeordneten Zielsetzungen und Themen für ein Unternehmen besonders wichtig sind, ist abhängig von seiner individuellen Situation, von den Anforderungen der Branche/Märkte, dem Unternehmensumfeld und den Bedürfnissen der Anspruchsgruppen. Für einen Energieversorger kann der Klima-wandel eine wesentlichere Frage sein als für einen Online-Händler, bei einem Nah-rungsmittelkonzern steht das Thema Lebensmittelsicherheit eher auf der Tagesord-nung als bei einem Stahlproduzenten. Für ein Chemie-Unternehmen spielt unter Umständen die Standortgemeinde eine größere Rolle als für ein IT-Unternehmen, usw.

Nachhaltigkeitsstrategien

müssen Teil der

Gesamtstrategie eines

Unternehmens sein.

Verantwortungsvolle

Unternehmensführung

braucht übergeordnete

strategische Ziele.

Aktionsfeld: Unternehmensführung 15

Um die strategischen Nachhaltigkeitsziele erfolgreich umzusetzen, braucht ein Unternehmen verantwortliche Personen, die die Zielerreichung im Blick haben und sie mithilfe von festgelegten Strukturen und Abläufen steuern. Wenn ein Unternehmen zum Beispiel einen Frauenanteil von 25 Prozent in Führungspositionen anstrebt, muss festgelegt werden, bis wann und durch welche konkreten Handlungen das Ziel erreicht werden soll. Dazu müssen Maßnahmen ergriffen werden, um mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen. Gleichzeitig ist die Möglichkeit zu schaffen, den Erfolg der Maßnahmen regelmäßig zu überprüfen, ggf. Anpassungen vorzunehmen oder weitere Schritte einzuleiten. Für den Erfolg ist außerdem entscheidend, wer die Ziele setzt. Denn die Zuordnung der Verantwortlichkeit für Nachhaltigkeit im Unter-nehmen gibt Aufschluss darüber, wie viel Bedeutung diesem Thema beigemessen wird und wie weitreichend es umgesetzt werden kann. Am Beispiel der Frauenquote wird dies deutlich: Es macht einen Unterschied, ob eine Frauenbeauftragte allein für die Beförderung qualifizierter Frauen wirbt oder ob die Geschäftsleitung der Personal-abteilung entsprechende Zielvorgaben macht.

Risikoanalyse, Managementsysteme und Transparenz sind wichtige Treiber für die erfolgreiche Verankerung von Nachhaltigkeit in den Geschäftsprozessen.

Ein Unternehmen, das eine nachhaltige Geschäftsstrategie verfolgt, nimmt im Rahmen seiner Risikoanalysen auch ökologische und soziale Themen in den Blick, weil sie die zukünftige Geschäftstätigkeit beeinflussen können. Denn: Ein frühzeitiges Erkennen potenzieller Problemfelder oder von Veränderungen in den Rahmenbedingungen ermöglicht es dem Unternehmen, einerseits Risiken schnell und aktiv einzudämmen und andererseits Innovationen frühzeitig zu erkennen und für sich zu nutzen.

Ein wichtiges Zeichen der organisatorischen Integration von Nachhaltigkeit in die Unternehmensführung ist der Einsatz von Managementsystemen und darauf abge-stimmter Instrumente. Um rechtskonformes Verhalten (Compliance) im Unternehmen zu unterstützen, haben sich beispielsweise bei den Themen Wettbewerbsrecht und Korruption Verhaltenskodizes, Weiterbildungen, Hotlines oder Ombudsstellen zur Meldung von Verstößen bewährt. Auch die Einbettung von Compliance in die Balanced Scorecard oder in die Zielvereinbarungen der Mitarbeiterinnen und Mit-arbeiter können sinnvolle Maßnahmen sein.

Unternehmen, die verantwortungsvolles Wirtschaften ernst nehmen, bemühen sich um eine offene Kommunikation. Sie informieren die Öffentlichkeit umfassend über ökologische und soziale Auswirkungen der Unternehmensstätigkeit und über die Maßnahmen, mit denen negative Einflüsse eingedämmt werden sollen. Dazu gehört zum Beispiel der regelmäßige Austausch mit externen Anspruchsgruppen des Unter-nehmens, etwa Umweltschützern oder den Menschen, die an den Unternehmens-standorten leben. Aber auch die Belegschaft sollte auf allen Unternehmensebenen über die nachhaltigen Ansätze und Maßnahmen informiert sein.

Erfolgreiches nachhalti-

ges Wirtschaften setzt

das Engagement der

Geschäftsführung voraus.

Die Risikoanalyse nimmt

neben ökonomischen

auch ökologische und

soziale Aspekte in den

Blick.

Eine transparente

Kommunikation mit

Belegschaft und

Stakeholdern thematisiert

Auswirkungen der

Geschäftstätigkeit.

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Fragebogen zur Management-Befragung

Das wird im Fragebogen beispielsweise erhoben:

• In welcher Form das Unternehmen einen wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Beitrag zur gesellschaftlichen Entwicklung leistet, welche strategischen Ziele es sich diesbezüglich selbst gesetzt hat und wie deren Erreichung gesteuert wird.

• Inwieweit das Unternehmen nach wesentlichen internationalen Standards handelt.

• Wie übergeordnete Zielsetzungen sowie Management-, Anreiz- und Kontroll systeme zur Umsetzung der Strategie beitragen.

• Wo im Unternehmen Nachhaltigkeit organisatorisch verankert ist. • Wie ökologische und soziale Aspekte in die Analyse von Geschäfts-

und Finanz risiken einfließen.• Inwieweit das Gebot der Transparenz beachtet wird.• Ob und wie sich das Unternehmen mit seinen Anspruchsgruppen austauscht.

Das wird zum Beispiel gut bewertet:

• Eine klare organisatorische Verankerung von CSR auf Vorstands- bzw. Geschäfts-führungsebene bei gleichzeitiger Darstellung der Verantwortlichkeiten auf operativer Ebene.

• Die Einführung von Nachhaltigkeitsplänen oder -strategien, die gesellschaftliche Verantwortung in den Fokus der Geschäftsaktivitäten stellen und mit klar definierten kurz- und mittelfristigen Zielgrößen hinterlegen.

• Der Einbezug von ökologischen und sozialen Aspekten in die Geschäfts-, Finanz- und Risikoanalysen.

• Die Einführung und Zertifizierung von Managementsystemen über alle Unternehmensbereiche hinweg, sodass zum Beispiel durch Kennzahlen eine gezielte Steuerung im Sinne der Nachhaltigkeit deutlich wird.

So wird gewichtet:

• Der Managementansatz geht mit maximal 50 Punkten in die Bewertung ein.• Die Maßnahme geht mit maximal zehn Punkten in die Bewertung ein.

Praxisbeispiel: Thomas Becker - Atelier für Schmuck 17

Praxisbeispiel: Thomas Becker - Atelier für Schmuck Nachhaltigkeitsstrategie und Wert orientierung durch Leitbildentwicklung

Thomas Becker – Atelier für Schmuck ist Preisträger des CSR-Preises der Bundes-regierung 2013 in der Kategorie „Unternehmen mit 1–49 Mitarbeiter/innen“.

Fakten und Ziele:

Seit der Unternehmensgründung 1997 verfolgt Thomas Becker – Atelier für Schmuck eine Nachhaltigkeitsstrategie, die sich auf die vier Handlungsfelder „Ressourcenschonung & Klimawandel“, „Bildung“, „Familienfreundlichkeit“ und „Kultur & Kunst“ konzentriert. Ziele sind unter anderem, bis 2019 ausschließlich Recycling-Gold bzw. Gold aus eco-fairer Gewinnung für die Schmuck-Produktion zu verwenden und eine qualifizierte Berufsaus-bildung im Sinne der Nachhaltigkeit anzubieten. Über einen Leitbildprozess sind alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an der Wertedefinition und der Ausgestaltung der Nachhaltigkeitsstrategie beteiligt.

Umsetzung:

Ein wesentliches Element der Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie war die Initiierung und Entwicklung eines firmeneigenen Leitbildes durch die Geschäftslei-tung. Über einen Zeitraum von sechs Wochen wurden zunächst Werte und Ziele gesammelt und diskutiert. Schließlich wurde ein gemeinsames Unternehmensleitbild abgeleitet, das negative Auswirkungen der Geschäftstätigkeit verringern und positive Entwicklung und Entfaltung in allen vier Handlungsfeldern fördern und ermöglichen soll. Der Leitbildprozess wird mindestens einmal im Jahr wiederholt.

Unterstützt wird die Nachhaltigkeitsstrategie durch die Wanderausstellung „Ethical Gold“, die über die negativen Folgen der Goldgewinnung aufklärt. Thomas Becker hat außerdem ein Netzwerk aufgebaut, um sein Wissen weiterzugeben und möglichst vielen Goldschmieden den Umstieg auf Schmuck zu erleichtern, der aus ökologisch erzeugtem und fair gehandeltem Material hergestellt wird (ecofair). 2013 wurde in Kooperation mit der Leuphana-Universität und der Handwerkskammer Lüneburg die „Zukunftsschmiede“ ins Leben gerufen – ein Projekt, das weiteren Goldschmieden die konkrete Umsetzung von CSR und Nachhaltigkeit im Berufsalltag nahebringt.

Ergebnis:

Die Nachhaltigkeitsstrategie und die gemeinsame Entwicklung des Leitbildes und damit die Teilhabe an Entscheidungen über Ausrichtung und Kultur des Unternehmens wirken sich positiv auf die Belegschaft aus. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fühlen sich stärker verantwortlich für den Erfolg des Unternehmens. Das Ergebnis sind zum Beispiel eine geringe Fehlerquote in der Produktion und auffallend wenige Krankheitstage. Der Umsatz von ecofairem Schmuck wächst, ebenso das Bewusstsein der Konsumenten für die Problematik sowie das Wissen der Branche.

A T E L I E R F Ü R S C H M U C K

T H O M A S B E C K E R

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Praxisbeispiel: Deutsche Bahn AG Nachhaltige Konzernstrategie DB2020

Die Deutsche Bahn AG ist nominiertes Unternehmen des CSR-Preises der Bundes-regierung 2013 in der Kategorie „Unternehmen mit über 5.000 Mitarbeiter/innen“.

Fakten und Ziele:

Mit der 2012 vorgestellten Konzernstrategie DB2020 rückt die Deutsche Bahn AG Nachhaltigkeit in das Zentrum der Unternehmensführung. Die DB hat sich zum Ziel gesetzt, profitabler Marktführer, Top-Arbeitgeber und Umwelt-Vorreiter zu werden und damit die drei Dimensionen Ökonomie, Soziales und Ökologie in Einklang zu bringen.

Einklang der Dimensionen für nachhaltigen Unternehmenserfolg

Umsetzung:

Um die Erfolge in den Stoßrichtungen „Kunde und Qualität“, „Profitables Wachstum“, „Kulturwandel/Mitarbeiterzufriedenheit“ sowie „Ressourcenschonung/Emissions- und Lärmreduktion“ messbar zu machen, hat die Deutsche Bahn AG ein integriertes Zielsystem für den Konzern und die Geschäftsfelder entwickelt:

Einklang der Dimensionen für nachhaltigen Unternehmenserfolg

2 Profitables Wachstum

Wir werden das weltweit führende Mobilitäts- und LogistikunternehmenNachhaltiger Unternehmenserfolg und gesellschaftliche Akzeptanz

Profitabler MarktführerÖkonomie

Top-ArbeitgeberSoziales

Umwelt-VorreiterÖkologie

Vision

Nach haltigkeits-dimension

Stoß richtung 4 Ressourcenschonung/ Emissions- und Lärmreduktion

3 Kulturwandel/ Mitarbeiterzufriedenheit

1 Kunde und Qualität

Top1 Top10 Top1

Praxisbeispiel: Deutsche Bahn AG 19

• Dimension Ökonomie/„Profitabler Marktführer“: Für die Stoßrichtung Kunde und Qualität wird neben der Kundenzufriedenheit und der Produktqualität, hierbei insbesondere in Form der Pünktlichkeit, auch die Innovationstätigkeit herangezogen. Die Stoßrichtung Profitables Wachstum wird anhand von Wertsteuerungsgrößen wie Umsatz (70 Mrd. im Jahr 2020) und ROCE (Return on Capital Employed, ≥ 10% im Jahr 2020) sowie der Tilgungsdeckung (≥ 30% im Jahr 2020) gemessen.

• Dimension Soziales/„Top-Arbeitgeber“: In der Stoßrichtung Kulturwandel und Mitarbeiterzufriedenheit werden die Zufriedenheit der Mitarbeiter/innen, die Arbeitgeberattraktivität sowie die Robustheit gegenüber demografischen Verände-rungen erfasst.

• Dimension Ökologie/„Umwelt-Vorreiter“: Für die Stoßrichtung Ressourcenschonung/ Emissions- und Lärmreduktion sind Ziele in Hinblick auf die Reduzierung von CO2-Emissionen und Lärmbelastung sowie die Steigerung der Material-und Ressour-ceneffizienz definiert.

Elemente des neuen Zielsystems werden zukünftig auch eine zentrale Rolle bei der Zahlung variabler Gehaltsanteile spielen: Neben ökonomischen Kennzahlen werden auch die Zufriedenheit von Kund/innen und Mitarbeiter/innen sowie ökologische Ergebnisse die variable Vergütung maßgeblich beeinflussen.

Für die organisatorische Verankerung wurde die Position des Chief Sustainability Officer (CSO) eingeführt, der das Thema Nachhaltigkeit für den gesamten DB-Konzern verantwortet. Zudem hat die DB das Competence Center Nachhaltigkeit eingerichtet, in dem alle entscheidenden Unternehmensbereiche durch die Leiter der Fachabtei-lungen vertreten sind. Es dient als konzernweites Steuerungs- und Koordinierungsgre-mium für sämtliche Themen und Projekte im Bereich Nachhaltigkeit, z. B. der Kon-zeption des ersten DB Nachhaltigkeitstages oder der Planung des ersten integrierten Berichts. Durch das Competence Center wurden verschiedene Arbeitsgruppen eingerichtet, u. a. zu den Themen Stakeholderdialog und Monitoring des Zielsystems. Im Bereich Konzernstrategie hat die DB darüber hinaus die Abteilung Nachhaltigkeits-management eingerichtet.

Die Strategie DB2020 hat außerdem Eingang in das Leitbild sowie in die Konzern-richtlinien des DB-Konzerns gefunden. Dies unterstützt, dass eine gemeinsame Diskussion der drei Nachhaltigkeitsdimensionen und ihres Einklangs alltäglich wird. So enthalten seit dem Jahr 2012 alle Konzernvorstandsbeschlüsse neben der üblichen Einschätzung zu den finanziellen Auswirkungen auch Angaben zu sozialen und ökologischen Effekten.

Ergebnis:

Bis 2012 wurden die weltweiten spezifischen CO2-Emissionen um 12,3 Prozent im Vergleich zu 2006 reduziert. Die Mitarbeiterbefragung 2012 in über 40 Ländern war die erste weltweite in der Geschichte der DB. Rund um den Globus haben sich 61 Prozent der rund 300.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beteiligt. Die Anregungen und die Kritik werden sehr ernst genommen; intensive Folgeprozesse werden auf allen Ebenen des Konzerns durchgeführt.

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Aktionsfeld: Markt Verbraucherinnen und Verbraucher können heute weltweit aus einer Vielzahl an Angeboten wählen. Dienstleistungen können fern von Konsumenten erbracht, Produkte und Komponenten in verschiedenen Teilen der Erde hergestellt werden. Nicht überall gelten jedoch gleich strenge Anforderungen an Dienstleistungsstandards, an Produkteigenschaften und an Herstellungsbedingungen. Deshalb sind für bewusst handelnde Marktakteure neben der Einhaltung von Gesetzen und einem fairen Umgang mit Partnern, Wettbewerbern und Konsumenten vor allem die Verantwor-tung für das Produkt oder die Dienstleistung sowie für die Lieferkette entscheidend.

Zur Verantwortung für das Produkt oder die Dienstleistung zählen neben Qualität und Sicherheit auch ein schonender Umgang mit natürlichen Ressourcen, die Wah-rung von Verbraucherinteressen und Angebote für die Lösung gesellschaftlicher Probleme.

Ressourcenschonung: Das Produkt oder die Dienstleistung verbraucht über die gesamte Nutzungsdauer möglichst wenig Ressourcen, zum Beispiel indem

• bereits bei der Entwicklung von Produkten und Dienstleistungen Nachhaltigkeits-kriterien für den gesamten Lebenszyklus berücksichtigt werden.

• die ökologische Verträglichkeit der Produkte durch den Einsatz umweltschonender oder recycelter Materialien erhöht wird.

• klimarelevante Emissionen, die durch die Anwendung der Produkte oder bei der Erbringung der Dienstleistungen entstehen, durch ein verbessertes Produktdesign oder eine verbesserte Prozessplanung verringert werden.

• Produkte nach ihrer Verwendung zurückgenommen, repariert, ressourcenschonend in die einzelnen Komponenten zerlegt und weiterverwertet werden.

Verbraucherinteressen: Das Unternehmen berücksichtigt die Interessen seiner Kundinnen und Kunden, zum Beispiel indem

• es den Gesundheitsschutz für die Verbraucherinnen und Verbraucher sowie speziell den Kinder- und Jugendschutz über die gesamte Nutzungsdauer garantiert.

• Kennzeichnungen auf Produkten und Dienstleistungen über die Eigenschaften und Qualität informieren.

• Grundsätze zum verantwortungsvollen Marketing berücksichtigt und ethische Standards in der Werbung eingehalten werden – dies speziell, wenn die Zielgruppe Kinder und Jugendliche sind.

• es sorgsam und verantwortungsvoll mit Kundendaten umgeht.

Unternehmensverantwor-

tung für Produkt oder

Dienstleistung.

Nachhaltige Produkte

und Dienstleistungen

schonen Ressourcen.

Ein verantwortungsvoller

Marktakteur berücksich-

tigt die Interessen seiner

Verbraucherinnen und

Verbraucher umfassend.

Aktionsfeld: Markt 21

Gesellschaftliche Probleme: Das Unternehmen trägt mit seinen Produkten oder Dienstleistungen zur Lösung gesellschaftlicher Probleme in verschiedenen Regionen und Märkten bei, zum Beispiel indem

• es Kundinnen und Kunden hilft, Ressourcen wie Strom oder Wasser einzusparen. • es besondere Angebote für einkommensschwache Kundengruppen gibt.• angepasste Leistungen die regionale Versorgungssicherheit sicherstellen.

Zunehmend lagern Unternehmen Produktionsbereiche aus und lassen Produkte bzw. Komponenten im Ausland fertigen. Diese Situation stellt die Unternehmen vor die Herausforderung, eine oft mehrstufige Lieferkette zu koordinieren und zu überwachen. In der Öffentlichkeit werden häufig die unzulänglichen Arbeitsbedingungen an Produktionsstandorten in Entwicklungs- und Schwellenländern angeprangert. Zunehmend fordern Verbraucherinnen und Verbraucher sowie zivilgesellschaftliche Organisationen daher eine umwelt- und sozialverträgliche Herstellung ein. Unterneh-men, die Missständen wie schlechten Arbeitsbedingungen oder Umweltverschmut-zung in ihren Zulieferbetrieben weltweit nicht genügend Aufmerksamkeit schenken, drohen Imageschäden und Umsatzeinbußen.

Verantwortung für die Lieferkette zeigt ein Unternehmen zum Beispiel, indem

• Grundsätze, Verhaltenskodizes und Maßnahmen zur Einhaltung der jeweiligen Gesetze und Richtlinien eingeführt werden, die Regelverstöße in Bezug auf Korruption, Geldwäsche, wettbewerbswidriges Verhalten oder Kartellbildung vermeiden.

• geregelte Arbeitszeiten, angemessene Entlohnung, verständliche Vertragsgestaltung, Einhaltung der Menschenrechte und Arbeitsschutzmaßnahmen in Zulieferbetrieben durch unternehmenseigene, branchenweite oder branchenübergreifende Verhaltens-kodizes gewährleistet werden.

• die Bedingungen in den Zulieferbetrieben und die Einhaltung bestimmter Verhaltens-kodizes (z. B. SA 8000) zertifiziert werden.

• Umweltauswirkungen aus den einzelnen Wertschöpfungsstufen, wie beispielsweise CO2-Emissionen, Abwasser- und Abfallaufkommen, überprüft werden und negative Effekte, zum Beispiel durch Maßnahmen zur Abfallreduzierung und Abwasserreini-gung, durch ressourcenschonenden Materialeinsatz sowie umweltschonende Logistik minimiert werden.

• die Einhaltung ökologischer und sozialer Kriterien durch Kontroll- und Monitoring-instrumente sowie Audits und Stichproben überprüft wird.

• in Kooperation mit den Zulieferern und gegebenenfalls Partnern vor Ort Schulungs-maßnahmen für eine Verbesserung der Bedingungen im Zulieferbetrieb durchgeführt werden.

Die Lieferkette gehört in

das Verantwortungsspekt-

rum eines Unternehmens.

Grundsätze, Verhaltens-

kodizes und Maßnahmen

sollten auch für die

Zulieferbetriebe gelten

und vor Ort eingefordert

und überprüft werden.

Die Lieferkette gehört in

das Verantwortungs-

spektrum eines

Unternehmens.

Grundsätze, Verhaltens-

kodizes und Maßnahmen

sollten auch für die

Zulieferbetriebe gelten

und vor Ort überprüft

werden.

22

Fragebogen zur Management-Befragung

Das wird im Fragebogen beispielsweise erhoben:

• Ob Nachhaltigkeitskriterien bei der Beschaffung und Lieferantenauswahl berücksichtigt werden.

• Ob kritische Zulieferer (nach sozialen und ökologischen Aspekten) identifiziert werden.

• Welche Themenfelder Bestandteil verbindlicher Regeln und mit operativen oder strategischen Zielen hinterlegt sind.

• In welchen Themenfeldern die Unternehmensleistung anhand von Kennzahlen überprüft wird.

Das wird zum Beispiel gut bewertet:

• Die Verankerung verbindlicher Regeln für wesentliche Themenfelder. • Die Festlegung von operativen oder strategischen Zielen für wesentliche

Themenfelder. • Die Überprüfung der wesentlichen Themenfelder anhand von Kennzahlen.• Die Anwendung von Prozessen zur Identifikation kritischer Zulieferer.• Die Berücksichtigung sozialer und ökologischer Beschaffungskriterien für einen

möglichst großen Teil der Produktpalette.• Die Umsetzung von Programmen zur Leistungsverbesserung in den Bereichen

Produktverantwortung, Verbraucherinteressen und Lieferkette.• Die Durchführung einer innovativen Maßnahme mit positiver Wirkung für das

Unternehmen und die Gesellschaft.

So wird gewichtet:

• Der Managementansatz ging mit maximal 40 Punkten in die Bewertung ein.• Die Maßnahme ging mit maximal 20 Punkten in die Bewertung ein.

Praxisbeispiel: BASF SE 23

Praxisbeispiel: BASF SE BASF CO2 -Bilanz und Produkte für den Klimaschutz

BASF SE ist nominiert für den CSR-Preis der Bundesregierung 2013 in der Kategorie „Unternehmen mit 5.000 Mitarbeiter/innen und mehr“.

Fakten und Ziele:

Die BASF SE errechnet jährlich detailliert, bei welchen Schritten entlang der gesamten Wertschöpfungskette wie viele CO2-Emissionen freigesetzt werden. Daraus leitet BASF Ziele und Maßnahmen ab und entwickelt gezielt Klimaschutzprodukte für ihre Kunden. Rund ein Drittel der jährlichen Forschungsaufwendungen entfallen auf die Entwicklung von Produkten und Prozessen für mehr Klimaschutz.

Umsetzung:

Basis für die Aktivitäten zur Vermeidung von Treibhausgasemissionen bildet das Wissen darüber, welche Emissionen im Lebenszyklus der BASF-Produkte entstehen:

• Einerseits wird ermittelt, welche Produkte im Portfolio zur Reduzierung von Treib-hausgasemissionen beitragen. Für diese Klimaschutzprodukte berechnet BASF, um wie viele Tonnen CO2 die Emissionen im Vergleich zu einer marktrelevanten alternati-ven Technologie reduziert werden. Die Basis für die Berechnungen bilden spezifische Lebenszyklusanalysen (LCAs), die mithilfe der geprüften Ökoeffizienz-Analyse- Methodik der BASF durchgeführt werden.

• Entlang der gesamten Wertschöpfungskette der BASF wird ermittelt, wie viele Emissionen bei welcher Aktivität entstehen: von der Bereitstellung von Rohstoffen und Vorprodukten über eigene Produktion und die Nutzung der produzierten Endprodukte bis hin zur Entsorgung der BASF-Produkte am Ende ihres Lebens.

Als weltweit einziges Industrieunternehmen veröffentlicht BASF bereits seit 2008 diese umfassende CO2-Bilanz jährlich und erhält so Hinweise darauf, wo die Stell-schrauben für die Vermeidung von Treibhausgasemissionen sind und in welchen Bereichen das Unternehmen auf dem richtigen Weg ist, um die Ziele zur Reduktion von Treibhausgasen einzuhalten.

24

Ergebnis:

Für das Unternehmen:

Im Jahr 2012 hat BASF mit ihren Klimaschutzprodukten, wie Dämmstoffen und Kunststoffbauteilen für die Automobilindustrie, rund 7,2 Milliarden Euro (neun Prozent des Umsatzes der BASF-Gruppe) erwirtschaftet (2011: 6,7 Milliarden Euro). Organisches Wachstum dieser Produktgruppen und gezielte Forschungsaktivitäten sollen den BASF-Umsatz mit Klimaschutzprodukten weiter erhöhen.

Für die Gesellschaft:

Die Klimaschutzprodukte ermöglichten BASF-Kunden im Jahr 2012, ihren eigenen CO2-Fußabdruck von rund 1.770 Millionen Tonnen auf etwa 1.450 Millionen Tonnen zu verkleinern. Durch die Verwendung von Produkten wie Dämmstoffen, Katalysatoren für die Industrie und Automobilleichtkunststoffen wurden im Jahr 2012 demnach insgesamt 320 Millionen Tonnen Treibhausgasemissionen vermieden.

Praxisbeispiel: memo AG 25

Praxisbeispiel: memo AGEinführung des Mehrweg-Versandsystems „memo Box“

memo AG ist nominiert für den CSR-Preis der Bundesregierung 2013 in der Kategorie „Unternehmen mit 50–499 Mitarbeiter/innen“.

Fakten und Ziele:

Für den umweltverträglichen Warenversand entwickelte die memo AG ein Mehrweg-Versandsystem, das alternativ zu Karton-Verpackungen eingesetzt wird. Die „memo Box“ wurde im Jahr 2009 als Weiterentwicklung der Postbox der Deutschen Post AG eingeführt. Das Ziel: Ressourcenschonung durch die Vermeidung von Kartonagenab-fall, Steigerung der Produktsicherheit im Warenversand sowie ergonomische Vorteile für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durch eine Vereinfachung des Packvorganges.

Umsetzung:

Kundinnen und Kunden der memo AG können sich ihre Ware in einem stabilen Behälter aus umweltverträglichem, recyclingfähigem Polypropylen senden lassen. Der Versand in der „memo Box“ kostet keinen Aufpreis, sofern die Box innerhalb von 14 Tagen zurückgeschickt wird. Bei Bedarf kann die „memo Box“ auch für Warenrück-sendungen genutzt werden. Zudem können Kunden die „memo Box“ in Kombination mit dem Wertstoffrücksendesystem „memo Wertstoff Box“ nutzen.

Ergebnis:

Für das Unternehmen:

Der Anteil der „memo Box“ am Versand lag im Jahr 2012 bei 13 Prozent. Das Verpacken der Ware in die Boxen ist für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Logistik bequemer, leichter und schneller zu handhaben als bei den üblichen Versandkartonagen. Die Ware ist in den „memo Boxen“ vor Nässe und Beschädigungen geschützt. Damit erhöht sich die Kundenzufriedenheit. Mit der „memo Box“ schafft sich die memo AG ein Alleinstellungsmerkmal und erhöht die Kundenbindung. Zudem verbinden Kunden und andere Stakeholder der memo AG die grüne Box eindeutig mit dem Unternehmen – eine ideale Maßnahme zur Wiedererkennung.

26

Für die Gesellschaft:

Die lange Lebensdauer der stabilen Boxen schont wertvolle Ressourcen: Pro Jahr werden über 20 Tonnen Kartonagenanfall vermieden. Die Ökobilanzierung ergab, dass die „memo Box“ nach 55 Umläufen ökologischer ist als der herkömmliche Versand-karton. Seit Februar 2012 wurden erstmalig die Versandzyklen verfolgt. Seit dem waren die Boxen durchschnittlich bereits 53-mal im Umlauf. Wesentliche Verschleißerschei-nungen sind nicht zu erkennen. Daher sind deutlich über 55 Umläufe im Mehrweg-Versandsystem leicht zu erreichen.

In der Ökobilanzierung hat die memo AG ermittelt, dass die Emissionen nochmals um rund 65% gesenkt werden können, wenn die Box aus Recyclingmaterial hergestellt wird. Dann wäre die „memo Box“ bereits nach weniger als 20 Durchläufen eine ökologisch sinnvolle Alternative zum Wellpappenkarton. Aus diesem Grund hat sich die memo AG das Ziel gesetzt, die „memo Box“ zukünftig aus Recyclingmaterial zu fertigen und den Anteil der Warensendungen mit der „memo Box“ weiter zu erhöhen.

Aktionsfeld: Arbeitsplatz 27

Aktionsfeld: Arbeitsplatz Ein fairer Umgang mit den Beschäftigten zählt zu den Kernelementen verantwortlichen Unternehmenshandelns. Die Personalpolitik des Unternehmens sollte grundlegende Arbeitnehmerrechte und faire Beschäftigungsbedingungen sicherstellen, Mitarbeite-rinnen und Mitarbeiter angemessen einbinden, Aus- und Weiterbildungsprogramme umsetzen, die Chancengleichheit stärken, Vielfalt fördern und die Gesundheit der Beschäftigten erhalten. Der Schutz und die Förderung der Beschäftigten gehören nicht nur zu den sozialen Verpflichtungen jedes Unternehmens, sondern sind auch entschei-dend für dessen Zukunftsfähigkeit.

Eine gute Personalpolitik erreicht zweierlei:

• Einerseits können Wettbewerbsvorteile realisiert werden, wenn ein Unternehmen vorausschauend auf gesellschaftliche Entwicklungen reagiert und die Ausschöpfung aller Potenziale fördert und fordert. Eine partnerschaftliche und umsichtige Personal-politik hilft dem Unternehmen, langfristig erfolgreich zu wirtschaften. Denn sie trägt dazu bei, Zufriedenheit und Motivation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu erhöhen und gleichzeitig hochqualifizierte Talente zu gewinnen und zu binden.

• Andererseits werden Risiken eines Ansehensverlustes ausgeschlossen oder begrenzt, die durch negative Schlagzeilen über den Umgang eines Unternehmens mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern entstehen können. Versäumnisse im Bereich der Personalpolitik können auch nicht durch vorbildliche Prozesse in anderen Aktionsfel-dern, etwa eine ausgeglichene Klimabilanz, ein biologisch erzeugtes oder fair gehan-deltes Lebensmittelsortiment, oder soziale Projekte in den Standortgemeinden ausgeglichen werden.

Ohne die Teilhabe und Unterstützung der Beschäftigten ist verantwortliches Unter-nehmenshandeln nicht möglich. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind diejeni-gen, die den CSR-Gedanken im Unternehmen mit Leben füllen und die Strategien der Unternehmensführung in allen Abteilungen umsetzen. Nur wenn die Strategie des Unternehmens in der Breite der Belegschaft Akzeptanz findet, kann sie Wirkung entfalten. Gleichzeitig sind die Beschäftigten wesentliche Adressaten nachhaltigen Unternehmenshandelns. Im Umgang mit den Beschäftigten zeigt sich, ob das Unter-nehmen seinen sozialen Ansprüchen auch nach innen gerecht wird.

Verantwortungsvoll handelnde Unternehmen setzen ihre personalpolitischen Maß-nahmen nicht nur für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Deutschland um. Gerade die Beschäftigten an ausländischen Standorten sind häufig mit erheblichen sozialen und wirtschaftlichen Problemen belastet und bedürfen besonderer Unter-stützung.

Orientierung für eine nachhaltige Personalpolitik im In- und Ausland bieten aner-kannte Normen und Standards, wie beispielsweise die Kernarbeitsnormen der Inter-national Labour Organization (ILO) oder die zehn Prinzipien des Global Compact der

Beschäftigte füllen die

CSR-Strategie mit Leben

und tragen sie als

glaubwürdige Botschafter

nach außen.

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Vereinten Nationen (UN). Über bestehende Tarif- und Betriebsvereinbarungen hinaus können Unternehmen weiterführende Standards oder eigene Verhaltenskodizes setzen.

Die folgenden Handlungsfelder zählen zu den Kernthemen verantwortlicher Personal politik:

Faire Arbeitsbedingungen

Unternehmen müssen die Einhaltung grundlegender Arbeitnehmerrechte sicher-stellen. Diese sind beispielsweise in den ILO-Kernarbeitsnormen festgeschrieben. Daneben sollte besonderes Augenmerk auf eine faire Entlohnung gerichtet werden – nicht nur für die Stammbelegschaft, sondern auch für Leihbeschäftigte.

Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz

Der Schutz der Gesundheit aller Beschäftigten hat für viele Unternehmen höchste Priorität. Neben der Einhaltung gesetzlicher Vorgaben setzen immer mehr Unterneh-men freiwillige Maßnahmen im Rahmen eines betrieblichen Gesundheitsmanage-ments um. So können beispielsweise durch gezielte Mitarbeiterinformationen Unfall-risiken am Arbeitsplatz minimiert oder durch Präventionsprogramme die Gesundheit der Beschäftigten langfristig gefördert werden.

Aus- und Weiterbildung

Eine zukunftsfähige Personalpolitik findet Antworten auf gesellschaftliche Fragestel-lungen wie den Umgang mit dem demografischen Wandel oder dem Fachkräftemangel. Mit Ausbildungsprogrammen für benachteiligte Jugendliche oder mit Weiterbildungs-maßnahmen, die lebenslanges Lernen ermöglichen, kommen Unternehmen ihrer gesellschaftlichen Verantwortung nach und sichern gleichzeitig ihre wirtschaftliche Zukunftsfähigkeit.

Vielfalt und Chancengleichheit

Die Förderung von Vielfalt und Toleranz im Betrieb hilft dem Unternehmen, die Kompetenzen und Erfahrungen unterschiedlicher Gruppen gewinnbringend einzu-setzen. Vielfalt kann durch unterschiedliche Programme gefördert werden, beispiels-weise durch die Anpassung von Arbeitsplätzen und -abläufen an die Bedürfnisse älterer Beschäftigter oder Förderprogramme für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit Migrationshintergrund.

Die konsequente Förderung von Frauen im Unternehmen gilt nicht nur als eine gesellschaftspolitische Notwendigkeit, sondern hilft auch, die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Eine glaubwürdige Frauenförderung setzt dabei Ziele für alle Hierarchie-ebenen und nimmt sich auch des Themas Lohndifferenzen an. Die Einrichtung familienfreundlicher Strukturen, z. B. durch Unterstützung für Alleinerziehende oder die Möglichkeit von Teilzeitarbeit auch für Führungskräfte, trägt zur Chancengleich-heit im Unternehmen bei.

Die Einhaltung internatio-

naler Arbeitnehmerrechte

und eine faire Bezahlung

sind Grundlage einer

verantwortlichen

Personalpolitik.

Wer die Vielfalt aller

Beschäftigten berücksich-

tigt, kann aus einem

Reichtum an Fähigkeiten

und Erfahrungen

schöpfen. Gezielte

Förderprogramme sorgen

für gleiche Startbedin-

gungen und optimale

Karrieremöglichkeiten.

Aktionsfeld: Arbeitsplatz 29

Mitarbeiterzufriedenheit und Partizipation

Verantwortlich handelnde Unternehmen beziehen ihre Mitarbeiterinnen und Mit-arbeiter, über die gesetzlichen Mitbestimmungsregeln hinaus, in wesentliche Ent-scheidungen ein. Dazu werden Mechanismen geschaffen, mit denen die Wünsche und Anregungen der Beschäftigten aufgenommen und umgesetzt werden. Neben Mitarbeiterbefragungen können beispielsweise ein betriebliches Vorschlagswesen oder beidseitige Feedbackprozesse als geeignete Instrumente eingesetzt werden.

Fragebogen zur Management-Befragung

Das wird im Fragebogen beispielsweise erhoben:

• An welchen Standards sich die Personalpolitik der Unternehmen orientiert.• In welcher Weise die Interessenvertretung der Beschäftigten geregelt ist. • Ob die Arbeitsverhältnisse im Unternehmen über Tarifverträge geregelt sind.• Welche Themenfelder Bestandteil verbindlicher Regeln und mit operativen oder

strategischen Zielen hinterlegt sind.• In welchen Themenfeldern die Unternehmensleistung anhand von Kennzahlen

überprüft wird.

Das wird zum Beispiel gut bewertet:

• Eine unternehmensweite Ausrichtung der Personalpolitik an Betriebs- oder Konzernvereinbarungen und/oder internationalen Rahmenvereinbarungen.

• Die Festlegung verbindlicher Regeln für wesentliche Themenfelder. • Die Festlegung von operativen oder strategischen Zielen für wesentliche

Themenfelder. • Die Überprüfung der Unternehmensleistung in wesentlichen Themenfeldern

anhand von Kennzahlen. • Die Durchführung einer innovativen Maßnahme mit positiver Wirkung für das

Unternehmen und für seine Beschäftigten.

So wird gewichtet:

• Der Managementansatz ging mit maximal 40 Punkten in die Bewertung ein.• Die Maßnahme ging mit maximal 20 Punkten in die Bewertung ein.

30

Praxisbeispiel: Bremer Straßenbahn AGGesunderhaltung der Beschäftigten im Bereich Infrastruktur durch das Projekt „saluteC“

Bremer Straßenbahn AG ist nominiert für den CSR-Preis der Bundesregierung in der Kategorie „Unternehmen mit 500–4.999 Mitarbeiter/innen“.

Fakten und Ziele:

Das Projekt „saluteC“ ist ein Gesundheitsprogramm der Bremer Straßenbahn AG für die Belegschaft im Bereich Infrastruktur. Insgesamt 114 der 140 Beschäftigten aus dem Gleisbau, Hochbau und Fahrleitungsbau beteiligten sich an „saluteC“. Das Ziel ist die Senkung des Krankenstandes, die Verbesserung der Mitarbeiterzufriedenheit, die Reduzierung arbeitsbedingter Belastungen sowie die Vermeidung von Arbeitsunfällen.

Umsetzung:

SaluteC wird in Kooperation mit dem „Institut für angewandte Prävention und Leis-tungsdiagnostik (IPL)“ umgesetzt und finanziell unterstützt durch die Krankenversiche-rung BKK firmus und den Unfallversicherungs träger Verwaltungs-Berufsgenossen-schaft. Es besteht aus fünf Modulen:

1. Führungskräftetraining: Führungskräfte lernen in einem zweitägigen Seminar, wie sie mit ihrer eigenen Gesundheit umgehen, welche Wirkung ihre Verhaltensweisen auf die Belegschaft hat und wie sie Stress und psychische Belastungen bewältigen.

2. Arbeitsplatzbegehung: Dabei werden bio-psycho-soziale Anforderungsprofile erstellt (z. B. körperliche Belastungen, Witterungsverhältnisse, Zeitdruck) und durch bildgestützte Beobachtungen, Befragungen sowie durch die Durchführung arbeits-platzbezogener Messungen zur Erfassung der körperlichen Belastung ergänzt.

3. Individuelle Beratung am Arbeitsplatz: In 30- bis 60-minütigen Gesprächen erfolgt eine Beratung am jeweiligen Arbeitsplatz zu Ergonomie und gesundheitsbewusstem Lebensstil. Die Gespräche werden in einem Zeitraum von sechs bis acht Wochen dreimal wiederholt, eine erneute Erfolgskontrolle erfolgt nach etwa sechs Monaten.

4. Allgemeine Informationsveranstaltungen: In Gruppen von bis zu 30 Personen werden Informationen zu gesundheitsrelevanten Themen wie z. B. Training von Herz und Kreislauf sowie des Haltungs- und Bewegungssystems vermittelt.

5. Evaluation: Geprüfte Instrumente und Verfahren erfassen weitere gesundheitsrele-vante Aspekte (z.B. Funktion des Herz-Kreislauf-Systems, Ausdauerleistung, Rücken- und Haltungsanalyse). Der Abschlussbericht stellt die durchgeführten Maßnahmen sowie Evaluationsdaten dar und liefert Ansätze für weitere gesundheitsfördernde Interventionen.

Praxisbeispiel: Bremer Straßenbahn AG 31

Ergebnis:

Für das Unternehmen:

Die Lebensqualität der Belegschaft hat sich durch das Projekt saluteC positiv entwi-ckelt. Bei Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die vor der Maßnahme angegeben hatten, unter Schmerzen zu leiden, ist die Lebensqualität vom 72 auf 84 Prozent gestiegen. Bei den Schmerzfreien stabilisierte sich die Lebensqualität auf hohem Niveau (83 Prozent). Die Krankenquote im Bereich hat sich von 8,8 Prozent (2009) auf fünf Prozent (2012) verringert.

Für die Gesellschaft:

Durch das Projekt „saluteC“ konnten die arbeitsbedingten Belastungen reduziert werden und es kam zu einer deutlichen Verringerung der Beschwerden der Beschäftigten.

Der Ablauf gestaltete sich nach folgendem Muster:

1 Monat

3 Monate

6 Monate

Auftaktveranstaltung

Arbeitsplatzanalysen

Ergebnispräsentationund

MA Gewinnung

1. Beratungsgespräch

2. Beratungsgespräch

1. Testung

3. Beratungsgespräch

4. Beratungsgespräch

2. Testung

3. Testung

Ergebnispräsentation

Info 3 + Ergebnispräsentation

Info 1

Info 2

32

Praxisbeispiel: Lebensbaum/ Ulrich Walter GmbH Ausbildungsoffensive

Lebensbaum/Ulrich Walter GmbH ist nominiert für den CSR-Preis der Bundes-regierung 2013 in der Kategorie „Unternehmen mit 50–499 Mitarbeiter/innen“.

Fakten und Ziele:

Die Ulrich Walter GmbH hat im Jahr 2010 eine Ausbildungsoffensive gestartet, mit der sie jungen Menschen in der Region eine Perspektive geben sowie gleichzeitig moti-vierte und kompetente Fachkräfte gewinnen und binden möchte. Eines der Ziele war die Verdoppelung der Ausbildungsquote auf dauerhaft über zehn Prozent.

Umsetzung:

Als Teil der Ausbildungsoffensive wurde 2010 ein duales Studium eingerichtet, das in Kooperation mit der Fachhochschule für Wirtschaft und Technik Vechta und der Alanus Hochschule Alfter umgesetzt wird. Neben den bestehenden Ausbildungsgängen für Industriekaufleute, Fachkräfte für Lebensmitteltechnik sowie Fachkräfte für Lagerlogistik wird seit 2012 auch der Ausbildungsberuf Maschinen- und Anlagenführer angeboten. Zusätzlich zum Betriebsrat wurde eine Jugend- und Auszubildendenver-tretung eingerichtet.

Die Ausbildungsoffensive beinhaltet:

• systematische Ausbildungsplanung und das Kennenlernen aller Abteilungen• wöchentliche Weiterbildungsstunde für abteilungsübergreifende Zusammenhänge• frühzeitige Wissensvermittlung und Sensibilisierung zu CSR-relevanten Themen• individuell ergänzte externe Schulungen und Praktika• Aktivitäten wie Betriebsbesichtigungen, Aktionstage zur Mitarbeit in Umwelt-

schutzprojekten, Teilnahme an Wettbewerben usw.• Kooperationen mit Schulen und Engagement im Rahmen von Berufsfindungs-

Veranstaltungen, z. B. Projektwochen von Schulklassen im Unternehmen• Kooperationen mit Universitäten, Angebot bezahlter Praktika, Abschlussarbeiten

Praxisbeispiel: Lebensbaum/Ulrich Walter GmbH 33

Ergebnis:

Für das Unternehmen:

Die Ausbildungsquote konnte seit 2009 mehr als verdoppelt werden. Mit 17 Auszubilden-den und drei Studenten im dualen Studiengang lag die Ausbildungsquote zu Be ginn des Ausbildungsjahres 2013/2014 bei 14,4 Prozent. Alle in den Jahren 2012 und 2013 zur Prüfung angemeldeten Auszubildenden konnten ihre Ausbildung erfolgreich abschließen. Eine der Auszubildenden schaffte es 2013 unter die Prüfungsbesten. Im Jahr 2012 konnten alle Auszubildenden, im Jahr 2013 alle bis auf einen übernommen werden. Im Ausbildungsjahr 2010/11 wurde in Kooperation mit der Agentur für Arbeit darüber hinaus ein Umschüler ausgebildet und anschließend ebenfalls übernommen.

Für die Gesellschaft:

Mit der Ausbildungsoffensive wird ein Beitrag geleistet, um in der Region die Qualifi-zierung von motivierten Nachwuchskräften mit Interesse für soziale und ökologische Themen sicherzustellen. Jungen Menschen wird eine Erwerbsperspektive in ihrer Heimat gegeben, wodurch die Regionalentwicklung nachhaltig gestärkt wird.

34

Aktionsfeld: Umwelt Unabhängig vom Status als Dienstleistungsunternehmen, produzierendes Gewerbe, Ein-Personen-Betrieb oder Großkonzern: Jede unternehmerische Tätigkeit hat Folgen für die Umwelt. Vor allem bei großen produzierenden Unternehmen sind diese meist offensichtlich: Ein hoher Energieverbrauch, lange Logistikketten, große Abfallmengen und ein beträchtlicher Schadstoffausstoß können zu erheblichen ökologischen Be - lastungen führen. Für Deutschland als einem der führenden Industrieländer ergibt sich daraus die Herausforderung, stabiles Wachstum bei gleichzeitig sinkendem Res - sourcenverbrauch und geringeren schädlichen Emissionen zu erzielen. Aber nicht nur Industrieprozesse haben Umweltauswirkungen, auch Dienstleistungsunternehmen verbrauchen Energie, Papier oder Wasser und produzieren umweltbelastende Klima-gase – sei es durch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die mit dem Pkw zur Arbeit fahren oder durch die im Betrieb eingesetzten Büromaterialien und Informations-technologien.

Zahlreiche Gesetze und Verordnungen regeln den betrieblichen Umweltschutz. Viele Unternehmen gehen darüber hinaus mit freiwilligen Maßnahmen voran und tragen auf diese Weise zum Umwelt- und Klimaschutz bei. Für die Menschen in Deutschland ist Umwelt- und Naturschutz eine Notwendigkeit. Die ernsthafte Auseinandersetzung damit hat eine lange Tradition. Der Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen – auch in Verantwortung für folgende Generationen – ist im Grundgesetz festgeschrieben.

So haben sich immer mehr Unternehmen eine umweltfreundliche sowie ressourcen-schonende Produktion und Unternehmensorganisation zum Ziel gesetzt und ihre Forschungsabteilungen mit der Entwicklung umweltschonender Prozesse und Verfah-ren beauftragt. Konkrete Maßnahmen des betrieblichen Umweltschutzes reichen von schnell umsetzbaren Maßnahmen, wie dem Einsatz von Recyclingpapier oder dem Einkauf energieeffizienter Geräte, bis zu komplexen Prozessoptimierungen im gesamten Produktionsablauf. Große Unternehmen haben in der Regel Umweltabteilungen ein gerichtet und betreiben ein systematisches Umweltmanagement. Aber auch kleine Unternehmen beobachten meist sehr genau, welche Auswirkungen ihr Handeln auf die Umwelt hat und entwickeln oft innovative Maßnahmen, um den Ressourcenver-brauch zu reduzieren und negative Auswirkungen auf die Umwelt so gering wie möglich zu halten.

Das wachsende Engagement für eine Verbesserung der ökologischen Unternehmens-leistung hat viele Gründe. Ein besonders triftiger ist, dass sich Umweltschutz rechnet: Die meisten Unternehmen haben erkannt, dass ein sparsamer Einsatz von Energie und Rohstoffen nicht nur zur Entlastung der Umwelt beiträgt, sondern dem Unter-nehmen auch dabei hilft, Prozesse zu optimieren und Kosten einzusparen. Zudem ist das Umweltengagement auch für die Außenwahrnehmung von entscheidender Bedeutung: Kundinnen und Kunden erwarten einen wirksameren Beitrag der Unter-nehmen zum Umwelt- und Klimaschutz. Sie fordern umweltfreundlich hergestellte Produkte und Dienstleistungen ein und richten ihre Kaufentscheidungen verstärkt daran aus, ob diese Erwartungen erfüllt werden.

Gesetze und Verordnun-

gen regeln den betriebli-

chen Umweltschutz.

Viele Unternehmen

tragen darüber hinaus mit

freiwilligen Maßnahmen

zum Umweltschutz bei.

Wer weniger Ressourcen

und Energie verbraucht,

kann Kosten sparen und

seine Kunden überzeu-

gen. Denn: Umwelt-

freundliches Verhalten ist

zunehmend ein Kaufkrite-

rium.

Aktionsfeld: Umwelt 35

Frei nach dem Motto „Was man nicht messen kann, kann man nicht steuern“ gilt: Wer die eigenen Umweltauswirkungen verringern will, muss sie zunächst kennen. Erst wenn das Unternehmen weiß, wie viel Wasser ein Prozess verbraucht oder die interne Entstehungsursache und Menge schädlicher Klimagase kennt, kann es bei den ent-scheidenden Stellschrauben ansetzen. Wer den Ausgangswert ermittelt hat, kann sich ein Ziel setzen und schließlich überprüfen, inwieweit das Ziel erreicht wurde.

Um den Umweltschutz im Unternehmen dauerhaft zu verankern, ist eine kontinuier-liche Erfassung und Kontrolle der Umweltleistungen sinnvoll. Umwelt- und Energie-managementsysteme wie ISO 14001, EMAS oder ISO 50001 helfen Unternehmen, ihre Umweltleistung zu erfassen und gezielt Verbesserungsmaßnahmen umzusetzen.

Für eine systematische Optimierung sind klare Verantwortlichkeiten für Umwelt-themen im Betrieb genauso wichtig wie die Festlegung verbindlicher Leitlinien und -standards – auch über gesetzliche Mindestanforderungen hinaus.

Ausländische Betriebsstätten sollten gleichermaßen in die Umweltschutzbemühungen einbezogen werden – gerade an Standorten mit schwacher Regulierung. Vorreiterunter-nehmen setzen daher nicht nur in Deutschland, sondern weltweit hohe Umweltstan-dards um und tragen so zur Lösung regionaler ökologischer Probleme bei.

Ein zentrales Themenfeld des betrieblichen Umweltschutzes ist der Klimaschutz. Ein wesentliches Ziel jedes Unternehmens sollte deshalb auch die Verringerung der pro - duktionsbedingten CO2-Emissionen durch eine Steigerung der Energieeffizienz sein. Der Einsatz energieeffizienter Anlagen wird von den meisten Unternehmen als betriebs-wirtschaftliche Notwendigkeit betrachtet, da er hilft, den Energieverbrauch zu senken und damit Kosten zu reduzieren. Nachhaltige Unternehmen gehen noch einen Schritt weiter und entwickeln eigene Verfahren zur Verringerung des Energieverbrauchs oder nutzen Energie aus erneuerbaren Quellen. Ein Abfallunternehmen, das aus Bioabfällen seinen eigenen Kraftstoff entwickelt und damit die Müllfahrzeug-Flotte antreibt, minimiert die Kosten und entlastet die Umwelt.

Auch ein effizienter Einsatz von Rohstoffen, Hilfsmitteln oder Büromaterialien trägt sowohl zum Umweltschutz als auch zur Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen bei. Durch die Verringerung des Materialeinsatzes oder durch die Nutzung von Recycling-materialien und ökologisch verträglichen Rohstoffen können positive Umweltwirkun-gen erzielt werden.

Weitere Handlungsfelder des betrieblichen Umweltschutzes sind Abfallvermeidung und umweltschonende Abfallverwertung, der Schutz von Artenvielfalt und Biodiversi-tät, die Reduzierung des Transport- und Verkehrsaufwandes oder die Verringerung von Lärmbelastungen und schädlichen Emissionen, die in Luft, Wasser und Boden gelangen.

Wer Umweltauswirkun-

gen verringern will, muss

diese zunächst messen.

Umweltmanagement-

systeme helfen bei der

Erfassung und Kontrolle

der Umweltleistungen.

36

Fragebogen zur Management-Befragung

Das wird im Fragebogen beispielsweise erhoben:

• An welchen Standards sich die Umweltpolitik der Unternehmen orientiert.• Welche Themenfelder Bestandteil verbindlicher Regeln und mit operativen

oder strategischen Zielen hinterlegt sind.• In welchen Themenfeldern die Unternehmensleistung anhand von Kennzahlen

überprüft wird.

Das wird zum Beispiel gut bewertet:

• Eine unternehmensweite Ausrichtung der Umweltpolitik an Branchen - verein barungen oder Multi-Stakeholder-Initiativen, die über die gesetzlichen Bestimmungen hinausgehen.

• Ein unternehmensweites zertifiziertes Umweltmanagementsystem.• Die Verankerung verbindlicher Regeln für wesentliche Themenfelder. • Die Festlegung von operativen oder strategischen Zielen für wesentliche

Themenfelder. • Die Überprüfung der Unternehmensleistung in wesentlichen Themenfeldern

anhand von Kennzahlen. • Die Durchführung einer innovativen Maßnahme mit positiver Wirkung für

das Unternehmen und für die Umwelt.

So wird gewichtet:

• Der Managementansatz ging mit maximal 40 Punkten in die Bewertung ein.• Die Maßnahme ging mit maximal 20 Punkten in die Bewertung ein.

Aktionsfeld: Umwelt 37

38

Praxisbeispiel: VAUDE Sport GmbH & Co. KGZiel: Nachhaltigster Outdoor-Ausrüster Europas bis 2015

VAUDE Sport GmbH & Co. KG ist nominiertes Unternehmen des CSR-Preises der Bundesregierung 2013 in der Kategorie „Unternehmen mit 500–4.999 Mitarbeiter/innen“.

Fakten und Ziele:

Das Unternehmen VAUDE Sport GmbH & Co. KG hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2015 Europas nachhaltigster Outdoor-Ausrüster zu werden. Dazu sollen unter anderem Ressourcenverbrauch und Treibhausgasemissionen reduziert sowie die gesamte Produktion und Geschäftstätigkeit klimaneutral gestellt werden. Seit 2008 erfasst und bewertet VAUDE im Rahmen der EMAS-Zertifizierung die Treibhausgasemissionen an seinem Firmensitz in Tettnang. In Kürze sollen die Produktionsstandorte in China sowie Büros in den Niederlanden, Spanien, der Schweiz und Shanghai folgen.

Umsetzung:

Seit 2009 verwendet VAUDE für die Produktion, Logistik und Verwaltung am Standort Tettnang ausschließlich Strom aus erneuerbaren Energiequellen. Photovoltaik-Anla-gen auf dem Firmengelände decken nahezu den gesamten eigenen Strombedarf. Die Ölheizung wurde durch eine moderne Erdgasheizung ersetzt. Ein Energiemanagement-system identifiziert direkte und versteckte Energieverbraucher im Unternehmen, diese werden daraufhin geprüft und optimiert. Eine Geschäftsreise-Richtlinie und ein Mobilitätskonzept setzen Anreize für emissionsarmes Reisen und Pendeln. Alle verbleibenden Emissionen mit Ausnahme des Pendelverkehrs werden durch Zahlun-gen an ein nach dem „myclimate Gold Standard“ zertifiziertes Klimaschutzprojekt kompensiert.

Ergebnis:

Für das Unternehmen:

Die Klimaschutzmaßnahmen erzielen neben den positiven Effekten für die Umwelt an einigen Stellen auch Kostenersparnisse. Zudem haben sie zu innovativen Lösungen in Marketing und Vertrieb geführt. Die Produkte, die am Standort Tettnang hergestellt werden, sind von der Organisation myclimate als „klimaneutral“ gekennzeichnet und heben sich dadurch von Wettbewerbern ab. Das Umwelt-Engagement wird für den Kunden sichtbar und verleiht dem Unternehmen Glaubwürdigkeit.

Praxisbeispiel: VAUDE Sport GmbH & Co. KG 39

Für die Gesellschaft:

Das Unternehmen VAUDE konnte die CO2-Emissionen am Standort Tettnang von 2011 bis 2012 um 23 Prozent senken. Die Außenkommunikation der Maßnahme gegenüber Kundinnen und Kunden erhöht den Druck auf andere Hersteller, ebenfalls die Umweltbelastungen der Produktion in den Blick zu nehmen. Mit dem Kompensa-tionsbetrag von VAUDE wird ein Klimaschutzprojekt in China nach dem „myclimate Gold Standard“ unterstützt, das selbst zur Reduzierung von klimaschädlichen Emissi-onen beiträgt und die Luftqualität in China und somit die Gesundheit vieler Familien verbessert. Traditionelle Kohleherde in ländlichen Haushalten in der Provinz Shanxi werden durch saubere Gasherde ersetzt, die mit Biomasse vorrangig aus Mais-Abfällen betrieben werden.

40

Praxisbeispiel: Neumarkter Lammsbräu Gebr. Ehrnsperger KGEinführung von Kulturlandplänen zur langfristigen Stärkung von Naturschutz und Artenvielfalt auf Biohöfen

Neumarkter Lammsbräu Gebr. Ehrnsperger KG ist nominiertes Unternehmen für den CSR-Preis der Bundesregierung 2013 in der Kategorie „Unternehmen mit 50–499 Mitarbeiter/innen“.

Fakten und Ziele:

Die Neumarkter Lammsbräu Gebr. Ehrnsperger KG will den Natur- und Umwelt-schutz auf den Biohöfen ihrer Vertragspartner weiter ausbauen und unterstützt dazu seit 2010 jährlich zwei Höfe mit „Kulturlandplänen“. Ein Kulturlandplan enthält hofspezielle und langfristig angelegte Maßnahmen, die Naturschutz und Artenvielfalt auf den Höfen fördern. Jedes Jahr kommen zwei weitere Kulturlandpläne für Mit-gliedsbetriebe der Erzeugergemeinschaft hinzu.

Umsetzung:

Bei der Erarbeitung von Kulturlandplänen entwickeln Landwirte zusammen mit einer Naturschutzberaterin von Bioland hoftypische Naturschutz-Maßnahmen für die nächsten acht bis zehn Jahre. Mit Blühstreifen, Streuobstwiesen, der naturnahen Gestaltung von Hecken und Gräben oder dem Anlegen von Feuchtbiotopen schaffen sie beispielsweise vielfältige Lebensräume für Pflanzen und Tiere. Die Landwirte entschei-den eigenverantwortlich, welche Maßnahmen sie zu welchem Zeitpunkt umsetzen. Nach etwa vier Jahren wird die Situation erneut analysiert, ggf. werden einzelne Ziele und Maßnahmen angepasst und neue Impulse gegeben. Im Rahmen von Hofveranstal-tungen und naturkundlichen Spaziergängen bringen die Landwirte ihre Aktivitäten auch außenstehenden Interessierten näher, was den Kontakt intensiviert und das gegen-seitige Verständnis erhöht.

Ergebnis:

Für das Unternehmen:

Primäres Ziel der Kulturlandplan-Förderung ist ausdrücklich nicht, Vorteile für das Unternehmen zu erzielen, sondern die Artenvielfalt zu fördern. Gleichwohl profitiert die Brauerei von einem noch glaubwürdigeren Image, weil sie sich konkret und nach - weisbar für mehr Naturschutz und Biodiversität einsetzt. Die Maßnahmen stärken den Vorbild-Charakter der involvierten Landwirte in ihren Netzwerken und regen ihr unmittelbares Umfeld zum Nachdenken an. Durch die Maßnahme kann der Kontakt zwischen Erzeugergemeinschaft, Neumarkter Lammsbräu und Menschen in der Region verstärkt werden.

Praxisbeispiel: Neumarkter Lammsbräu Gebr. Ehrnsperger KG 41

Für die Gesellschaft:

Biodiversität ist wichtig für die Funktionalität natürlicher Systeme. Alle Menschen profitieren von gesunden Böden, die Wasser speichern können, der natürlichen C-Sequestrierung in der Erde, sauberem Trinkwasser und vielem mehr. Durch die Kulturlandpläne wird den Menschen das Thema Biodiversität in der Region nahe-gebracht und findet weitere Nachahmer.

42

Aktionsfeld: GemeinwesenUnternehmen sind ein Teil der Gesellschaft. Sie tragen positiv zur wirtschaftlichen Entwicklung bei und prägen das Gemeinwesen mehr oder weniger stark. Eine partner-schaftliche und dialogorientierte Beziehung zu unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen ist Voraussetzung für gute Nachbarschaft. Dabei geht es einerseits ganz konkret um die Menschen, die von der Geschäftstätigkeit des Unternehmens betroffen sind, aber auch um das Wohlergehen der Gemeinschaft als Ganzes. Insbesondere die Gemeinschaft am Standort eines Unternehmens spielt eine wichtige Rolle. Hier gilt es, zwei Aspekte zu berücksichtigen:

Chancen realisieren: Einerseits profitieren Unternehmen von einem intakten Umfeld: von wohlgesonnenen Nachbarn, einer guten Infrastruktur, qualifiziertem Fachpersonal, attraktiven Wohngebieten mit guten Bildungschancen und Freizeitangeboten sowie wirtschaftlichem Wohlstand und Kundinnen und Kunden mit ausreichender Kauf-kraft.

Risiken vermeiden: Andererseits kann eine belastete Beziehung zur Standortgemeinde große Probleme für das Unternehmen mit sich bringen. Unzureichende Kommunikation, fehlendes gegenseitiges Verständnis für Bedürfnisse und Notwendigkeiten führen zu mangelndem Vertrauen, Abwehr- und Protesthaltungen, Imageverlusten und gefähr-den die Geschäftsgrundlage des Unternehmens auf lange Sicht.

Gelungenes Engagement sollte die Wirkung stets in den Blick nehmen und einen Mehrwert für die Gesellschaft und das Unternehmen schaffen. Deswegen sollten sich Unternehmen vor der Entscheidung für ein bestimmtes Engagement über ihre Ziele klar sein. Welche Wirkung soll mit dem Engagement für die Gesellschaft erzielt werden? Welche Wirkung soll das Engagement für das Unternehmen haben?

Unternehmensengagement ist dann besonders wirksam, wenn es die Leistungsfähig-keit des Unternehmens auf lange Sicht stärkt. Das kann auf unterschiedliche Weise erreicht werden. Zum Beispiel fördern Unternehmen mit Investitionen in die lokale und regionale Infrastruktur ihr Umfeld. Damit schaffen sie bessere Voraussetzungen für die eigene Geschäftstätigkeit. Oder sie erhalten im Gegenzug für ihre Unterstüt-zung von Forschungs- und Bildungseinrichtungen Zugang zu aktuellen Forschungs-ergebnissen und Kontakt zu potenziellen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern.

Wirkungsvoll ist Nachhaltigkeitsengagement vor allem dann, wenn es nah am eigenen Kerngeschäft ausgerichtet ist oder das Unternehmen seine Kernkompetenzen einsetzt. Wenn zum Beispiel ein Energieversorger Schuldenberatung für zahlungsunfähige Kunden anbietet, statt einfach den Strom abzustellen, profitieren alle davon: der Kunde, weil er für sich und seine Familie Möglichkeiten für einen Ausweg aus der Schuldenfalle erhält; der Stromversorger, weil er Einnahmeausfälle langfristig redu-ziert. Wenn ein Tischler seine Auszubildenden in einem Altenheim einsetzt, wo sie in Eigenregie eine neue Küche planen und bauen, so erfreut das nicht nur die Heimbe-wohner – auch die Auszubildenden profitieren und gewinnen an Selbstbewusstsein

Gelungenes Engagement

im Gemeinwesen nutzt

der Gesellschaft und dem

Unternehmen.

Engagement ist dann

besonders sinnvoll, wenn

es am Kerngeschäft

ausgerichtet ist.

Aktionsfeld: Gemeinwesen 43

und Erfahrung. Daher ist der Prozess zur Auswahl geeigneter Themenfelder stets von Bedeutung und spiegelt die nachhaltige Ausrichtung des Unternehmens.

Für die meisten Unternehmen ist das Engagement für das Gemeinwesen eine Selbst-verständlichkeit, die oft traditionell gewachsen ist. Wie ein Unternehmen hier aktiv wird, hängt dann von persönlichen Beziehungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbei-ter oder den Interessenschwerpunkten der Unternehmensleitung ab. Eine Reihe von Unternehmen führt bestehendes Engagement automatisch fort, ohne je die Themen-felder oder die Wirkung zu hinterfragen. Dabei ist es häufig zielführender, sich den gesellschaftlichen Problemfeldern an den jeweiligen Unternehmensstandorten zu widmen und auf dieser Basis Maßnahmen langfristig anzulegen.

Grundsätzlich können auch ein kurzfristiges Engagement oder vereinzelte Maßnahmen wirkungsvoll sein und zum Beispiel für Wohlwollen und Sinnstiftung innerhalb der Belegschaft sorgen. Die Förderung von Kunst und Kultur oder von Sport und Vereins-arbeit oder Projekte und Initiativen im Umweltbereich wie zum Beispiel Renaturie-rungsmaßnahmen oder Initiativen zum Tier- oder Klimaschutz werden gerne unter-stützt. Aber auch bei einem Engagement, das fern vom eigentlichen Kerngeschäft und den eigenen Kompetenzen liegt, gilt: Ein Unternehmen sollte stets prüfen, wie das Engagement so umgesetzt werden kann, dass es für das Unternehmen und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einen Mehrwert bietet. Dabei kann auch das ehren-amtliche Engagement der Mitarbeiter, das sogenannte Corporate Volunteering, eine Rolle spielen. Auch die Zusammenarbeit mit anderen Akteuren, zum Beispiel mit zivilgesellschaftlichen Organisationen (NGOs), kann das Unternehmensengagement sinnvoll ergänzen.

Fragebogen zur Management-Befragung

Das wird im Fragebogen beispielsweise erhoben:

• Welches für das Unternehmen die relevanten Themenfelder sind.• Wie die relevanten Themenfelder vom Unternehmen ausgewählt werden.• Welche Maßnahmen im Gemeinwesen vom Unternehmen durchgeführt werden.

Das wird zum Beispiel gut bewertet:

• Die Orientierung der Auswahl der Themenfelder an den Kernkompetenzen sowie an den gesellschaftlichen Auswirkungen der Geschäfts- und Auftragstätigkeit.

• Das kontinuierliche und längerfristige Engagement unter Einbindung anderer Akteure.

• Die Durchführung einer innovativen Maßnahme mit positiver Wirkung für das Unternehmen und die Gesellschaft.

So wird gewichtet:

• Der Managementansatz ging mit maximal 20 Punkten in die Bewertung ein.• Die Maßnahme ging mit maximal 40 Punkten in die Bewertung ein.

Die Einbindung von

Beschäftigten durch

Corporate Volunteering

oder die Zusammenarbeit

mit Partnern können

Unternehmensengage-

ment sinnvoll begleiten.

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Praxisbeispiel: Microsoft Deutschland GmbHBildungsinitiative „Schlaumäuse - Kinder entdecken Sprache“

Microsoft Deutschland GmbH ist nominiertes Unternehmen des CSR-Preises der Bundesregierung 2013 in der Kategorie „500–5.000 Mitarbeiter/innen“.

Fakten und Ziele:

2003 gründete die Microsoft Deutschland GmbH die Initiative „Schlaumäuse – Kinder entdecken Sprache“. Sie unterstützt den Spracherwerb in Kitas und Grundschulen mit einer Lernsoftware, die spielerisch für den Schuleintritt erforderliche Grundfertigkei-ten vermittelt. Das Ziel ist, bei den Kleinsten die Grundvoraussetzung für Bildungs-chancen zu schaffen und durch Investition in Bildung die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland zu stärken. Seit der Gründung der Initiative wurden mehr als 9.000 Schulen und Kitas unterstützt und damit Tausende Kinder im Alter von fünf bis sieben Jahren erreicht.

Umsetzung:

Für die Initiative wurde eine Lernsoftware entwickelt, die kostenlos an Bildungsein-richtungen abgegeben wird. Inzwischen liegt eine dritte Version der Schlaumäuse vor, die kostenfrei im Windows Store heruntergeladen oder direkt im Browser genutzt werden kann. Ergänzt wird die Sprachförderung mittels Lernsoftware durch eine Fortbildung für Erzieherinnen und Erzieher und die Zusammenarbeit mit der Stiftung Lesen. Außerdem wurde ein Schlaumäusebeirat gegründet, dem einige ausgesuchte Kindertagesstätten angehören und der sich mit Empfehlungen und Verbesserungs-vorschlägen im Bereich der Sprachförderung einsetzt, die in die Initiative einfließen.

Unternehmen aus dem Partnernetzwerk von Microsoft werden aktiv als Förderer eines Kindergartens oder einer Grundschule gewonnen, um sich auf lokaler Ebene für die Initiative einzusetzen. Auch zahlreiche Microsoft-Beschäftigte bringen sich ehrenamtlich als lokale Unterstützer bzw. Paten ein.

Ergebnis:

Für das Unternehmen:

Jedes Jahr beteiligen sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Microsoft Deutschland GmbH ehrenamtlich an dem Projekt. Die Beteiligungsquote stieg dabei stetig. Partner konnten als lokale Förderer gewonnen werden. Mit den Schlaumäusen konnte sich Microsoft als glaubwürdiger Ansprechpartner beim Thema frühkindliche softwarege-stützte Sprachlernförderung etablieren.

Praxisbeispiel: Microsoft Deutschland GmbH 45

Für die Gesellschaft:

Insgesamt wurden über 150.000 Kinder gefördert und 20.000 Erzieherinnen und Erzieher im Rahmen des Projekts fortgebildet. Im Rahmen einer Evaluierung von 300 Kindern in 30 Kitas durch Prof. Dr. Gerd Mannhaupt von der Erziehungswissenschaft-lichen Fakultät der Universität Erfurt konnte nachgewiesen werden, dass die Kinder durch die Lernsoftware ihre Sprachkompetenz verbessert haben.

Eine große Rolle spielt die Ermutigung von Eltern, Kindern ein sprachanregendes Umfeld zu schaffen. Das Projekt macht deutlich, dass gesellschaftliches Engagement wichtig ist und Spaß machen kann.

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Praxisbeispiel: Coffee CircleCoffee Academy

Coffee Circle ist nominiertes Unternehmen für den CSR-Preis der Bundesregierung 2013 in der Kategorie „Unternehmen mit 1–49 Mitarbeiter/innen“.

Fakten und Ziele:

Nachfrage nach billigem Kaffee minderer Qualität ist ein Grund für die schlechten Lebensumstände der äthiopischen Kaffeebauern und Ursache ökologischer Belastungen. Um auf diese kritische Situation aufmerksam zu machen, eröffnete Coffee Circle von Juli bis September 2012 ein temporäres Café in Berlin-Mitte. In der „Coffee Academy“ wurde Wissen rund um Kaffeeanbau und fairen, direkten Handel vermittelt. Die Ziele sind, ein Bewusstsein für Herausforderungen und soziale Wirkung des Kaffeekonsums zu schaffen, die Wertschätzung für Produkt und Vielfalt zu steigern und Spenden für äthiopische Kaffeebauern zu sammeln.

Umsetzung:

In Seminaren und Workshops wurden Verbraucherinnen und Verbrauchern verschie-dene Aspekte der Wertschöpfungskette von Kaffee nähergebracht und das neuartige Handelskonzept von Coffee Circle erläutert. In einem Erlebnisraum konnten sie Kaffee selbst zubereiten, beim Rösten assistieren und die Unterschiede diverser Bohnen und Röstungen schmecken. Auf dem Speiseplan standen ausschließlich sozial und ökologisch nachhaltig produzierte Speisen und Getränke von lokalen Anbietern. Nicht zuletzt wurde auch ein neues Spendenkonzept erprobt: Pro Tasse Kaffee wurden zehn Cent für ein selbstgewähltes Projekt gespendet. Dabei konnten die Spender zwischen drei Projekten in Äthiopien wählen: Zur Auswahl standen die Finanzierung von Solarzellen für die Stromversorgung einer Gesundheitsstation in der Kooperative Ilketunjo, eine Bio-Zertifizierung der Kooperative Ilketunjo sowie der Neubau einer Schule für mehr als 1.000 Kinder der Kooperative Doyo.

Ergebnis

Für das Unternehmen:

Coffee Circle konnte die eigene Markenbekanntheit und -bindung erhöhen. Täglich besuchten zahlreiche Menschen die Coffee Academy, die dort nicht nur in Ruhe eine Tasse Kaffee genossen, sondern sich dabei auch über Kaffeeanbau und die Formen des fairen und direkten Handels informierten. Die Coffee Academy wurde auch von Kunden der Gastronomie und Hotellerie sehr gut angenommen. Das Konzept wurde deshalb im Nachgang als „Best Practice Case“ auf Partnercafés übertragen, die nun als Multipli-katoren bzw. Markenbotschafter Coffee Circle unterstützen. Coffee Circle nimmt

Praxisbeispiel: Coffee Circle 47

diesen Erfolg zum Anlass, im Laufe des nächsten Geschäftsjahres eine eigene Rösterei mit ausreichend Platz für ein Bildungszentrum und einen Kaffee-Erlebnisraum zu eröffnen.

Für die Gesellschaft:

Die Coffee Academy erzielte Spenden von über neun Euro pro Kilogramm Kaffee, die zu 100% in die Umsetzung der drei beworbenen Entwicklungsprojekte flossen. So wurde zum Beispiel die Bio-Zertifizierung der Kooperative Ilketunjo mit 3.481,- Euro finanziert und damit für 462 Kaffeefarmer und deren Familien die Möglichkeit geschaffen, höhere Erträge für ihren Kaffee zu erwirtschaften. Bei der Auswahl der Projekte konnte man sich in eine Liste eintragen, um über den weiteren Projektverlauf informiert zu werden. Das Spendenkonzept wurde in die Gastronomie übernommen und Partnercafés werden fortan mit Kommunikationsmaterialien Ideen und Ziele des Projekts weitertragen.

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Wettbewerb 2013

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Nominierte Unternehmen 2013

BSAG Das Beste aus der Natur. Das Beste für die Natur.

A T E L I E R F Ü R S C H M U C K

T H O M A S B E C K E R

NOMINIERTE IN DER KATEGORIE„UNTERNEHMEN MIT 1-49 MITAREITERINNEN UND MITARBEITER“

NOMINIERTE IN DER KATEGORIE„UNTERNEHMEN MIT 50-499 MITAREITERINNEN UND MITARBEITER“

NOMINIERTE IN DER KATEGORIE„UNTERNEHMEN MIT 500-4.999 MITAREITERINNEN UND MITARBEITER“

NOMINIERTE IN DER KATEGORIE„UNTERNEHMEN MIT 5000 UND MEHR MITAREITERINNEN UND MITARBEITERN“

Preisverleihung 2013 51

Preisverleihung 2013Am 24. April 2013 hat die Bundesregierung erstmals im Rahmen einer feierlichen Preisverleihung nachhaltig handelnde Unternehmen mit dem CSR-Preis ausgezeichnet. Insgesamt 20 Unternehmen in vier Größenkategorien wurden für den CSR-Preis der Bundesregierung 2013 nominiert.

Vor 400 Gästen aus Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft überreichte Gerd Hoofe, beamteter Staatssekretär im Bundesministerium für Ar beit und Soziales und Vorsitzender der Jury, im Berliner Postbahnhof die Auszeichnungen an die Repräsentanten Tchibo GmbH, HiPP GmbH und Co. Produktion KG, Studiosus Reisen München und Thomas Becker – Atelier für Schmuck. Zudem wurde der Sonderpreis der Jury an die Firma Türenmann Stuttgart GmbH vergeben.

Gerd Hoofe:

„Viele Unternehmen in Deutschland sind sich ihrer großen, über die reine Geschäftstätigkeit hinausgehenden Verantwortung gegen-über der Gesellschaft bewusst und handeln danach. Die Trägerinnen und Träger des CSR-Preises der Bundesregierung 2013 haben vorausschauendes und verantwortliches Handeln vorbildlich in ihrem betrieblichen Alltag verankert und lebendig gemacht. Diese besonders gelungenen Beispiele sollen Schule machen und Ansporn sein, dass Unternehmen auf breiter Front nicht nur ökonomisch, sondern auch sozial und ökologisch am Gemeinwohl orientiert handeln.“

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Ein Kunstwerk aus Edelstahl: Der Award wurde unter Berücksichtigung ökologischer Bedingungen von Hand angefertigt.

Tradition und Inspiration: Das Making-of einer nachhaltigen Preisskulptur 53

Tradition und Inspiration: Das Making-of einer nachhaltigen Preis-skulpturUnternehmen, die mit dem CSR-Preis der Bundesregierung ausge-zeichnet werden, erhalten eine eigens für diese Auszeichnung gestalte-te Preisskulptur. Die elegante Endlos-Schleife aus gebürstetem Edel-stahl ist ein Unikat und übersetzt das Logo des Wettbewerbs kreativ in den dreidimensionalen Raum. Gefertigt wurden die Awards von Jörg Hofmann, einem Metallbildner aus Baden-Württemberg. Früher hießen Metallbildner Gürtlermeister und im Mittelalter hatte jede größere Stadt einen eigenen Vertreter dieses Handwerks. Auch wenn Jörg Hofmann heute keine Schmuckgürtel und Schnallen mehr herstellt, bevorzugt er die Bezeichnung Gürtlermeister, weil darin sowohl das handwerkliche als auch das künstlerische Element mitschwingt.

Seine kunstvollen Unikate aus Metall fertigt Jörg Hofmann in einer ins-pirierenden Kulisse, die zu seiner Tätigkeit passt: Seine Metallwerkstatt hat er in der ehemaligen Drechslerei der Alten Sägemühle bei Walden-buch eingerichtet. „Der Ort strahlt Ruhe aus und es schwingt der Elan von jahrzehntelanger Werkkunst mit. Das sind optimale Be dingungen, um Metallarbeiten herzustellen, die vielleicht etwas größere Sorgfalt und etwas mehr gute Ideen benötigen als andere“, sagt Jörg Hofmann.

Die Auftraggeber kommen aus aller Welt und sind Privatleute, Unter-nehmen, Gemeinden, Kirchen – oder auch die Bundesregierung. Die zeitlose Trophäe des CSR-Preises der Bundesregierung wirkt fi ligran und solide zugleich und gibt dem Betrachter so manches Rätsel auf: So fi ndet sich zum Beispiel auf dem Endlosband keine Naht und es stellt sich die Frage, wie das dünne Edelstahlband am Glassockel befestigt ist. Erst bei genauer Betrachtung zeigt sich, dass die Unterkante des Bandes so verstärkt ist, dass die Kleinskulptur optisch perfekt auf dem Sockel ruht.

Mit dem CSR-Preis der Bundesregierung werden Unternehmen aus -gezeichnet, die sich auf den Weg gemacht haben, ihre Wirtschaftsweise nachhaltig zu gestalten. Der Gedanke der Nachhaltigkeit spiegelt sich in der Preisskulptur wider – und zwar nicht nur in der Herstellung, sondern auch in der Herkunft der verwendeten Materialien: So stammt das verarbeitete Edelstahl zu einem großen Teil aus Recycling, der Sockel besteht zu einem hohen Prozentsatz aus recyceltem Glas.

Weitere Informationen fi nden Sie unter http://www.metallwerkstaette.deGürtlermeister Jörg Hofmann fertigte die Preisskulptur für den CSR-Preis der Bundes-regierung in Handarbeit.

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Preisträger 2013: Tchibo in der Kategorie „Unternehmen mit 5.000 und mehr Mitarbeiter/innen“

• Branche: Handel• Anzahl Mitarbeiter/innen: 12.300• Hauptsitz: Hamburg

Die Tchibo GmbH wurde 1949 in Hamburg gegründet und ist bis heute zu 100 Prozent im Besitz der Familie Herz. Tchibo ist der viertgrößte Kaffeeröster der Welt und Markt - führer in Deutschland, Österreich und Osteuropa. Die wöchentlich wechselnden Non Food Sortimente, Röstkaffee und das Kapselsystem Cafissimo vertreibt Tchibo in mehr als 1.000 eigenen Filialen, online über www.tchibo.de und in mehr als 10.000 Depots im Lebensmittel-Einzelhandel. Tchibo übernimmt in der Tradition des ehrbaren Kaufmanns Verantwortung und hat seit 2006 Nachhaltigkeit in die Unternehmens-strategie integriert.

Darum wurde Tchibo ausgezeichnet:

Seit 2006 ist Nachhaltigkeit ein integraler Bestandteil der Tchibo Geschäftsstrategie. Auf dem Weg zur einer 100 Prozent nachhaltigen Geschäftstätigkeit optimiert Tchibo kontinuierlich Produkte und Prozesse. Mit der Integration von Nachhaltigkeit in alle Organisationseinheiten und über alle Prozesse ist Nachhaltigkeit zum Bestandteil der Tchibo Produkt- und Prozessqualität geworden. Das Management von CR wird zentral durch den Direktionsbereich Unternehmensverantwortung gesteuert, der an den Vorstandsvorsitzenden berichtet. Der Direktionsbereich Unternehmensverantwortung berät die Fachbereiche bei der Definition, Umsetzung und Überprüfung ihrer Ziele und bei der Produkt- und Prozessoptimierung.

Mit dem Qualifizierungsprogramm WE (Worldwide Enhancement of Social Quality) geht Tchibo die Herausforderungen in der Lieferkette der Gebrauchsartikel offensiv an und bezieht die Zulieferer in das verantwortungsbewusste Handeln ein. Bis heute haben 225 Produzenten das Programm beendet oder befinden sich in der laufenden Qualifizierung. Das Programm WE schafft nachhaltige und menschenwürdige Arbeits-bedingungen in der Produktion. Es setzt an einem der wesentlichsten Einflussfaktoren an: den sozialen Beziehungen zwischen Beschäftigten und Management. Über ausge-bildete Mediatoren und Trainer wird ein Dialog zwischen Management, Belegschaft, ihren Interessenvertretern und Tchibo Einkäufern initiiert, der zu konkreten Aktions-plänen bzgl. Sozial- und Umweltstandards und Effizienz sowie Produktqualität führt.

Tchibo leistet auch einen Beitrag zur Energiewende und setzt sich aktiv für den Klimaschutz ein: Seit 2006 wurden die transportbedingten CO2-Emissionen durch Gestaltung effizienterer Transportprozesse um 30 Prozent reduziert. Nach vollständi-ger Umstellung auf Ökostrom an allen Tchibo Standorten in Deutschland bietet Tchibo seinen Kunden seit 2010 auch ein eigenes ok-Power zertifiziertes Ökostrom-produkt „Tchibo Grüner Strom“.

Preisträger 2013: Tchibo 55

Dr. Markus Conrad über unternehmerische und gesellschaftliche Verantwortung:

„Eine nachhaltige Geschäftspolitik ist seit 2006 integraler Bestandteil unserer Strategie. In der Tradition des ehrbaren Kaufmanns übernehmen wir Verantwortung für unser Handeln.“

Was ist für Sie der zentrale Hebel, um die Herausforderungen in der internationalen Lieferkette langfristig und dauerhaft in den Griff zu bekommen?

Wir sehen konkret zwei Hebel: Ein konzentriertes Lieferantenportfolio und partnerschaftliche Beziehungen zu den wichtigsten Lieferanten: Beides zusammen ermöglicht den Durchgriff auf Herstellungsbedingun-gen und erlaubt die kontinuierliche Weiterentwicklung von Umwelt-, Sozial- und Produktionsstandards. Transparenz entlang der gesamten Lieferkette erleichtert die Durchsetzung auch anspruchsvoller Sozial- und Umweltstandards. Zusätzlich setzen wir auch auf Allianzen von Regierun-gen, Unternehmen, Gewerkschaften und Nichtregierungsorganisationen.

Ihre spontane Einschätzung bitte: Wollen Ihre Kunden nachhaltige Produkte kaufen?

Die Nachfrage nach Produkten, die unter umwelt- und sozial verträglichen Bedingungen produziert wurden, steigt. Der deutsche Konsument ist im internationalen Vergleich aber immer noch sehr preissensitiv. Gekauft werden Produkte jedenfalls nur dann, wenn neben der Qualität aus Sicht der Konsumenten auch der Preis überzeugt. Wir müssen daher in die Kommunikation an die Verbraucher investieren.

Wagen Sie einen Blick in die Zukunft: Wo sehen Sie Ihr Unternehmen und Ihre Branche im Hinblick auf verantwortungsvolle Geschäftsführung in zehn Jahren?

Als Hamburger Familienunternehmen bestimmt die Orientierung am langfristigen Erfolg und das Leitbild des „ehrbaren Kaufmanns“ seit über 60 Jahren unser Handeln. Die Marke Tchibo genießt nicht umsonst ein sehr hohes Konsumentenvertrauen und steht für Qualität und faire Preise. In diesem Sinne werden wir auch weiter Verant-wortung übernehmen und unsere Aktivitäten an die sich weiterentwickelnden Möglichkeiten anpassen.

Dr. Markus Conrad, Vorstandsvorsitzender Tchibo GmbH, Preisträger 2013

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Preisträger 2013: HiPPin der Kategorie „Unternehmen mit 500–4.999 Mitarbeiter/innen“

• Branche: Nahrungsmittel • Anzahl Mitarbeiter/innen: ca. 2.000• Hauptsitz: Pfaffenhofen/Ilm• Anzahl Standorte: 4

Die HiPP GmbH & Co. Produktion KG stellt Premium-Babynahrung her und ist einer der weltweit größten Verarbeiter biologisch erzeugter Rohstoffe. Das Familienunterneh-men widmet sich seit über 50 Jahren dem biologischen Anbau, der sich auf drei wesent-liche Säulen stützt: Gesunder Boden, unbehandeltes Saatgut und natürliches Wachstum. Nachhaltigkeit und CSR sind bei HiPP fest verankert, nicht nur in der Geschäftsleitung: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind fundamentaler Teil dieser Unternehmens-kultur und tragen sie aktiv mit. Der ethische und faire Umgang mit der Belegschaft, den Lieferanten, Partnern und Kunden ist dabei ein zentrales Anliegen des Unternehmens.

Darum wurde HiPP ausgezeichnet:

HiPP verfolgt einen ganzheitlichen CSR-Ansatz mit strategischen und operativen Zielen. Das Thema Nachhaltigkeit ist durch klar definierte Prozesse im gesamten Unternehmen in den Organisationsstrukturen und Unternehmensprozessen verankert. So verfügt HiPP über ein zertifiziertes und validiertes Umweltmanagementsystem (EMAS, DIN EN ISO 14001). Ferner gibt es in allen Firmenbereichen Nachhaltigkeits-verantwortliche, die das Thema unternehmensintern vorantreiben und die über ein interdisziplinäres Team koordiniert werden. Der verantwortungsvolle Umgang mit Mitarbeiter/innen, Kunden und Partnern wird durch eine Ethik-Charta und Nachhaltig-keitsleitlinien unterstützt.

Das geschlossene und strenge Kontrollsystem der gesamten Wertschöpfungskette inkl. Dokumentation von der Saatguterzeugung über die Futtermittelproduktion, die land- wirtschaftliche Produktion, die Herstellung der Produkte und den Vertrieb bis hin zum Einzelhandel ist in der Lebensmittelbranche einzigartig. Durch dieses überzeugende Qualitätsmanagement hat HiPP eine Vorbildfunktion in der Branche speziell im Berich biologische Produktion von Lebensmitteln und Babynahrung. Als Multiplikator konnte HiPP durch Partnerschaften mit anderen Unternehmen, Verbandsarbeit und im Austausch mit den Lieferanten das Thema weiter voranbringen und somit ein wichti-gen Beitrag zur Ökologisierungsdebatte in der europäischen Landwirtschaft leisten.

HiPP produziert an Standorten in Deutschland, Österreich und Ungarn klimaneutral, beispielsweise durch die Nutzung regenerativer Energiequellen. Zudem unterstreicht das Unternehmen sein Klimaschutzengagement durch die Unterstützung von Kompostierungsprojekten in der Wüste. HiPP konnte in den letzten zehn Jahren ihren Energieverbrauch um 50 Prozent senken und recycelt 97 Prozent aller Abfälle.

Das Beste aus der Natur. Das Beste für die Natur.

Preisträger 2013: HiPP 57

Claus Hipp über den Umgang mit Lebensmitteln, Konsumgewohnheiten und Haltung:

„Unser Ziel ist, die sensible Balance von Natur, Mensch und Wirtschaft so zu erhalten, dass wir Lebensqualität und Zukunfts-fähigkeit für die nächsten Generationen erhalten.“

Welche Rolle spielen Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei der Umsetzung Ihrer Nachhaltigkeits-Aktivitäten?

Ohne die Begeisterung meiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter könnten wir die Nachhaltigkeitsaktivitäten nicht umsetzen. Bei HiPP wird Nachhaltigkeit aktiv gelebt. Jeder Mitarbeiter erhält mit Eintritt in das Unternehmen und in der Folge jährlich eine Schulung zum Nachhaltigkeitsmanagement. In den Nachhaltigkeits - leitlinien von HiPP ist der Ressourcenschutz als Ziel fest verankert.

Wie setzt man „verantwortungsvolle“ Produkte im Massenmarkt durch?

Qualität, Glaubwürdigkeit und Vertrauen sind Grundvoraussetzungen für den Erfolg verantwortungsvoller Produkte. Das strenge Qualitätsmanagement von HiPP schafft die Basis für das Funktionieren dieses harmonischen Dreiklangs.

Neben der Vermarktung spielt aber auch das gesellschaftliche und ökologische Engage-ment eine Rolle. Durch ein zertifiziertes Umwelt- und Nachhaltigkeitsmanagement, fairen Umgang mit Mitarbeitern, Erzeugern und Lieferanten sowie den direkten Dialog mit den Verbrauchern, den HiPP z. B. über seinen Elternservice führt, wird gegenseitiges Vertrauen und Transparenz geschaffen.

Wagen Sie einen Blick in die Zukunft: Wo sehen Sie den Lebensmittelmarkt im Hinblick auf verantwortungsvolle Geschäftsführung in zehn Jahren?

Das Qualitätsbewusstsein der Verbraucher wird in den nächsten Jahren weiter steigen und die Themen „Regionalität“ sowie „Rückverfolgbarkeit der Produkte“ immer mehr an Bedeutung gewinnen.

Claus Hipp, Unternehmensgründer und Geschäfts-führer HiPP GmbH & Co. Produktion KG, Preisträger 2013

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Preisträger 2013: Studiosusin der Kategorie „Unternehmen mit 50–499 Mitarbeiter/innen“

• Branche: Tourismus• Anzahl Mitarbeiter/innen: 310• Hauptsitz: München• Anzahl Standorte: 1

Mit 233 Mio. Euro Umsatz und 90.620 Teilnehmerinnen und Teilnehmern im Jahr 2013 ist Studiosus Reisen München GmbH der führende Studienreise-Anbieter in Europa. Reisen in mehr als 100 Länder weltweit sind aktuell im Angebot des mittel-ständischen Unternehmens in Familienbesitz. Die Programme zeichnen sich durch ihre intensive Begegnung mit Land und Leuten, die hohe Qualität der Reiseleitung und eine flexible Reisegestaltung aus. Zufriedene Kundinnen und Kunden sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, faire Beziehungen mit den Geschäftspartnern, die Wahrnehmung der gesellschaftlichen Verantwortung und ein angemessener wirt-schaftlicher Ertrag stellen die zentralen Unternehmensziele dar. Die vier wichtigsten Säulen der Unternehmensstrategie sind Qualitäts- und Sicherheitsmanagement, Innovationsförderung und nachhaltiges Wirtschaften.

Darum wurde Studiosus ausgezeichnet:

Studiosus verfolgt einen ganzheitlichen CSR-Ansatz mit klaren Zielen und berück-sichtigt in der Geschäftsstrategie neben ökonomischen auch ökologische und soziale Aspekte. Durch konkrete Strukturen und Prozesse sind diese fest im Unternehmen verankert. So hat Studiosus beispielsweise ein zertifiziertes und validiertes Umweltma-nagement-System (DIN EN ISO 14001/EMAS) und interne Ausschüsse, in denen sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verschiedener Funktionsbereiche und Hierarchie-stufen dauerhaft mit Themen wie sozial verantwortlichem Reisen und Umweltschutz am Unternehmenssitz und auf Reisen auseinandersetzen.

Kundinnen und Kunden und Kooperationspartner wie Hotels, Agenturen und Bus-gesellschaften werden mit den wesentlichen Aspekten des sozial verantwortlichen Reisens vertraut gemacht und erhalten von Studiosus konkrete Vorgaben. Besonders überzeugend ist das starke Menschenrechtsengagement, das Leistungspartner zur Einhaltung der Menschenrechte und ILO-Kernarbeitsnormen verpflichtet, eigene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Menschenrechtsfragen schult und eine Melde-stelle für Verstöße betreibt. Ein zertifiziertes Sicherheitsmanagement macht Studiosus zum Multiplikator und zum Vorbild in der Branche für Kunden und Partner und damit zu einem gefragten Ansprechpartner in Sachen Reisesicherheit.

Preisträger 2013: Studiosus 59

Norbert Schüle über fremde Kulturen, nachhaltigen Tourismus und Menschenrechte:

„Alle Reisen von Studiosus müssen ökologisch vertretbar und von sozialer Verantwortung geprägt sein.“

Kann Ferntourismus überhaupt nachhaltig sein?

Ja, wenn er ökologisch vertretbar und von sozialer Verantwortung geprägt ist. Tourismus bietet Entwicklungsländern Chancen, Infrastruktur aufzubauen, Arbeitsplätze zu schaffen, lokale Wirtschaftskreisläufe zu fördern, Naturschätze zu bewahren und so auch die Armut der Bevölkerung zu reduzieren. Neben der Hotel- und Gastronomiebranche profitieren auch Bereiche wie Landwirtschaft, Handwerk und Kunsthandwerk und der Transportsektor von einer zunehmenden Zahl ausländischer Gäste. Die vergleichsweise hohen CO2-Emissionen, die durch Langstreckenflüge bei Fernreisen entstehen, sollten aber immer in einem ver-nünftigen/angemessenen Verhältnis zur Aufenthaltsdauer stehen. Daher bietet Studiosus seinen Gästen Reisen an, die länger sind als üblich. Zudem können unsere Kunden ihren Urlaubsflug durch eine freiwillige Spende an ein Klimas-chutzprojekt der Studiosus Foundation e. V. ausgleichen.

Was kann ein Touristikunternehmen tun, um die Achtung von Menschenrechten auch in Reiseländern sicherzustellen, in denen gesundheitsschädigende Arbeitsbedingungen und Kinderprostitution existieren?

Eine Menge. Nachdem der Ruggie-Bericht 2011 erstmals einen verbindlichen Rahmen für die Menschenrechtsverantwortung von Unternehmen festgelegt hat, haben wir beispielsweise unsere Verträge mit Hotels, Bus- und Reiseagenturen überarbeitet. Dabei wurden neue Vereinbarungen zur Achtung der Menschenrechte bezüglich der Arbeitsbedingungen von Angestellten der Partner-Agenturen und -Hotels aufgenom-men, die sich an den Kernarbeitsnormen der Internationalen Arbeitsorganisation ILO orientieren. Seit März 2012 gibt es bei Studiosus zudem eine Meldestelle für Menschen-rechtsangelegenheiten im Unternehmen, an die Kunden und andere Anspruchsgruppen vermeintliche Menschenrechtsverletzungen im Kontext von Studiosus-Reisen melden können.

Wagen Sie einen Blick in die Zukunft: Wo sehen Sie Ihre Branche im Hinblick auf verantwortungsvolle Geschäftsführung in zehn Jahren?

Die sozial verträgliche Gestaltung von Begegnungen mit fremden Kulturen, das Thema Menschenrechte im Tourismus und der Umwelt- und Klimaschutz bleiben auf der Agenda und werden die Tourismusbranche weiterhin fordern. Die Erfahrung der Vergangenheit zeigt aber auch, dass über den Erkenntnisgewinn immer wieder neue Elemente hinzutreten und sich in einem dynamischen Prozess Schwerpunkte verlagern.

Norbert Schüle, Leiter Qualitätsmanagement Studiosus Reisen München GmbH, Preisträger 2013

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Preisträger 2013: Thomas Becker — Atelier für Schmuckin der Kategorie „Unternehmen mit 1–50 Mitarbeiter/innen“

• Branche: Goldschmiede (Handwerk)• Anzahl Mitarbeiter/innen: 7 plus Inhaber• Hauptsitz: Hamburg• Anzahl Standorte: 1

Thomas Becker hat in seinem Betrieb einen kontinuierlichen Leitbildprozess ange stoßen und setzt sich für Familienfreundlichkeit ein. Thomas Becker – Atelier für Schmuck ist eine Goldschmiede, die in einem siebenköpfigen Team gemeinsam hochwertige Trauringe, Schmuck-Unikate und Kleinserien aus umweltschonend gewonnenen und fair gehandelten Edelmetallen und Edelsteinen fertigt. Zum Dienstleistungsangebot gehören auch die Umarbeitung, die Reparatur und das Recycling von Schmuck, Münzen und Zahngold. Im Rahmen der eco-fairen Materialbeschaffung, die sich am Umweltschutz und an fairer Handelspraxis orientiert, wurde gemeinsam mit der Stiftung Oro Verde ein Young-Leaders-Projekt aufgebaut, das für Kompetenzsteige-rung und Wertschöpfung bei den Zulieferern vor Ort sorgt und auch die Themen Biodiversität und Klimaschutz in den Blick nimmt.

Darum wurde Thomas Becker – Atelier für Schmuck ausgezeichnet:

Die besondere Stärke des kleinen Unternehmens ist der ganzheitliche CSR-Ansatz, Nachhaltigkeit über alle Aktionsfelder hinweg zu praktizieren. Thomas Becker zeigt Verantwortung in der Lieferkette, denn einerseits bezieht das Unternehmen zertifi-ziertes Gold und Silber aus Kleinbergbau mit ökologischen und sozialen Standards und nutzt ebenso recycelte Rohstoffe. Andererseits unterstützt Thomas Becker die Schulung von fünf Mitarbeiter/innen bei seinem Lieferanten Oro Verde mit einer Anschubfinanzierung von 15.000 Euro. Die Mitarbeiter werden in Ökologie und Biodiversität, umweltschonender Goldgewinnung und fairem Handel sowie in der Begleitung der dauerhaften Einhaltung der ecofair-Kriterien geschult.

Die Mitarbeiter/innen sind durch die stetige Weiterentwicklung des Leitbildes aktiv an Planungs- und Entscheidungsprozessen über Ausrichtung und Kultur des Unternehmens beteiligt. Des Weiteren ist Thomas Becker seit zwei Jahren Obermeister der Hamburger Gold- und Silberschmiede-Innung, die auf sein Wirken hin eine Selbstverpflichtung zum Gebrauch von eco-fairem Gold und weitere Maßnahmen für nachhaltiges Wirt-schaften vereinbart hat. Dies verdeutlicht die Multiplikator- und Vorbildfunktion seines Unternehmens in der Branche.

A T E L I E R F Ü R S C H M U C K

T H O M A S B E C K E R

Preisträger 2013: Thomas Becker —Atelier für Schmuck 61

Thomas Becker über verantwortungsvollen Konsum und die Kraft des Handwerks „made in Germany“:

„Unser Handeln ist Ausdruck unserer Freiheit und ist untrennbar mit Verantwortung verbunden, weil es sich auf uns, unsere Stakeholder und die Umwelt auswirkt.“

Welchen Herausforderungen begegnen gerade Kleinunternehmen, die Nachhaltigkeit in ihrer Geschäftsstrategie verankern möchten?

Oftmals scheinen die notwendigen Ressourcen zu fehlen: Zeit, Geld, Know-how, aber auch grundlegendes strategisches Denken. Man muss sich bewusst dafür entscheiden, nachhaltig zu wirtschaften, und dann oft eigene Wege finden. Trotz geringer Marktmacht und oftmals wenig Förderung lohnt es sich auch für Kleinunternehmen, nachhaltig zu wirtschaften. Umso wichtiger ist dabei, dass die Belegschaft mitgenom-men wird. Gerade in kleinen Betrieben müssen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dahinter stehen.

Welche Konsequenzen hatte Ihre Entscheidung, nur eco-faires und zertifiziertes Edelmetall zu verwenden?

Betriebsintern mussten das Beschaffungsmanagement und die Verarbeitung komplett umgestellt werden. Viel wichtiger war aber die Öffnung nach außen: Wir haben neue Partner gesucht, denen Nachhaltigkeit ebenso wichtig ist wie uns. Die Kommunikation mit unseren Kunden ist viel interessanter geworden, da wir nun neben der reinen produktbezogenen Beratung einen wertebezogenen Dialog führen. Mittlerweile stehen wir im Diskurs mit unterschiedlichen Interessengruppen wie Verbänden und NGOs, Politikern und Universitäten, aus dem wir viele Impulse für unsere weitere Unternehmensentwicklung bekommen.

Wagen Sie einen Blick in die Zukunft: Wo sehen Sie Ihre Branche im Hinblick auf verantwortungsvolle Geschäftsführung in zehn Jahren?

Die Kunden werden immer häufiger danach fragen, wie es um das verantwortungs-volle Handeln von Unternehmern steht. Darin sehe ich eine große Chance gerade für kleine Unternehmen und Handwerksbetriebe, da diese die Nachfrage schneller, individueller und authentischer beantworten können. Wenn passgenaue und konti-nuierliche Bildungs- und Beratungsangebote für kleine Handwerksunternehmen die methodischen Werkzeuge vermitteln, sehe ich darin einen großen Fortschritt bei der verantwortlichen Unternehmensführung auf volkswirtschaftlicher Ebene. Deutsch-land als Land der guten Handwerker kann hier Vorreiter sein und sich so von Billig- und Schwarzarbeitern deutlich abheben. „Made in Germany“ bekommt so eine neue Dimension.

Inhaber Thomas Becker – Atelier für Schmuck, Preisträger 2013

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Sonderpreis 2013: Türenmann Stuttgart

• Branche: Bauindustrie, Handwerk• Anzahl Mitarbeiter/innen: 31• Hauptsitz: Stuttgart• Anzahl Standorte: 1

Die Türenmann Stuttgart GmbH & Co. KG ist ein Spezialist für Bauelemente mit fast 40 Jahren Erfahrung. Fenster, Türen, Glas und Innenausbau sowie Reparaturen gehören in das Portfolio von Türenmann. Von der Beratung bis zur Montage steht das Unter-nehmen mit fachlichem Rat zur Seite. Die 31 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erarbeiteten 2012 einen Umsatz von 3,6 Millionen Euro. Türenmann ist ein Tochter-unternehmen der Türenmann GmbH (Holding). Ein fester Bestandteil der Ausbildung bei Türenmann sind die sogenannten „Azubi-Projekte“, die immer einen sozialen Unterstützungscharakter haben.

Darum wurde Türenmann Stuttgart GmbH & Co. KG ausgezeichnet:

Der Spezialist für Bauelemente schickt seine Auszubildenden in soziale Einrichtungen, wo sie in Eigenregie zum Beispiel Gartenspielhäuser für Kindergärten, Wohn- und Küchenmöbel für Blindenschulen und Behindertenheime bauen. Mit dem Sonderpreis wurde honoriert, dass der Fachbetrieb die Arbeit in sozialen Projekten als festen Bestandteil in den Ausbildungsplan aufgenommen hat und so beispielhaft gesellschaft-liches Engagement mit einem Mehrwert in der Ausbildung verknüpft.

Sonderpreis 2013: Türenmann Stuttgart 63

Tobias Rehder und Timo Leiss über Selbst- bewusstsein und den Stolz, etwas Gutes zu tun:

„Die sozialen und fachlichen Kompetenzen unserer Mitarbeiter in einem regionalen und intakten Umfeld entscheiden die Zukunft. Daran arbeiten wir!“

Herr Rehder, was hat Sie bewogen, die Arbeit für ein soziales Projekt obligatorisch in den Ausbildungsplan aufzunehmen?

Es war mir wichtig, unsere Azubis über die Anforderungen ihrer Ausbildungsinhalte hinaus zu qualifizieren. Sie lernen, selbstständig zu agieren, Verantwortung zu tragen und entwickeln dadurch Selbstbewusstsein. Gleichzeitig tun sie etwas Gutes und ihre soziale Kompetenz wird gestärkt. Die Verbindung zwischen fachlicher Qualifikation und sozialem Bewusstsein stärkt unsere Auszubildenden für die Zukunft!

Herr Rehder, und was hat Ihr Betrieb davon?

Unsere Azubis lernen Verantwortung zu tragen und erfahren Wertschätzung für ihr Tun. Das Ergebnis sind motivierte und engagierte Mitarbeiter. Genau das brauchen wir!

Timo Leiss, mit welchen Erfahrungen im Gepäck kommt man als Auszubildender aus der Arbeit an so einem Projekt zurück?

Es ist einfach toll, so ein Projekt mitmachen zu dürfen. Beim ersten Kundenge-spräch war die Aufregung groß, aber ich habe während dieser Zeit gelernt, damit umzugehen. Ich bin selbstbewusster geworden und die Möglichkeit, mit meiner Arbeit etwas Gutes tun zu können, hat mich sehr stolz gemacht.

Tobias Rehder, Geschäftsführer Türenmann Stuttgart, Sonderpreis 2013

Timo Leiss, Auszubildender Türenmann Stuttgart, Sonderpreis 2013

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Instrumente der Verantwor-tung – internationale Standards und LeitsätzeEine Vielzahl von unterschiedlichen CSR-Standards und -Instrumenten fußt auf diesen internationalen Vereinbarungen und Normen:

OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen: Die OECD-Leitsätze verpflichten die teilnehmenden Staaten zu ihrer Einhaltung durch die Einrichtung Nationaler Kontaktstellen. Die Leitsätze liefern Unternehmen einen freiwilligen Rahmen für nachhaltiges und verantwortungsbewusstes Handeln innerhalb der neun Themen-felder Menschenrechte, Arbeitsnormen, Zahlung von Steuern, Verbraucherschutz, Schaffung von Transparenz, Umweltschutz, Wettbewerbsregeln, Korruptionsbekämp-fung sowie Wissenschaft, Forschung und Technologietransfer.

UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte: Diese für Unternehmen freiwilligen Leitprinzipien legen dar, wie Staaten und Unternehmen das „Protect, Respect and Remedy“-Rahmenwerk der Vereinten Nationen implementieren können. Dieses definiert die Pflichten von Staaten und die Verantwortung von Unternehmen für die Einhaltung der Menschenrechte in der Wirtschaft.

Erklärung der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) über die grundlegenden Prinzipien und Rechte bei der Arbeit (ILO-Kernarbeitsnormen): Diese acht Überein-kommen basieren auf den vier Grundprinzipien Vereinigungsfreiheit und Recht auf Kollektivverhandlungen, Beseitigung der Zwangsarbeit, Abschaffung der Kinderarbeit sowie Verbot der Diskriminierung in Beschäftigung und Beruf. Alle acht Übereinkom-men wurden von Deutschland ratifiziert.

Grundsatzerklärung der ILO über „Multinationale Unternehmen und Sozialpolitik“: Die dreigliedrigen Grundsätze sind als Richtlinien für multinationale Unternehmen, Regierungen sowie Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbände zu verstehen. Die Erklärung enthält Handlungsprinzipien zu den Themen Beschäftigung, Ausbildung, Arbeits- und Lebensbedingungen sowie Arbeitsbeziehungen.

Zehn Prinzipien des United Nations Global Compact: Dieser Katalog besteht aus Grundwerten der Bereiche Menschenrechte, Arbeitsnormen, Umweltschutz und Korruptionsbekämpfung, zu deren Unterstützung und Umsetzung sich Mitglieds-unternehmen freiwillig verpflichten.

ISO 26000: Diese nicht-zertifizierbare internationale Norm dient Unternehmen als Leitfaden, nach welchem sie ihre Strukturen und Prozesse an Nachhaltigkeitsprinzipien ausrichten können.

Bildnachweise 65

BildnachweiseTitelseite Logo des CSR-Preises der Bundesregierung © Scholz & Friends Berlin GmbH

S. 1 Logo CSR-Preis der Bundesregierung © Scholz & Friends Berlin GmbH

S. 4 Foto Award CSR-Preis der Bundesregierung © Scholz & Friends Berlin GmbH

S. 6 Foto beamteter Staatssekretär Gerd Hoofe © BMAS

S. 6 Foto Gerd Billen © Verbraucherzentrale Bundesverband e.V.

S. 6 Foto Dr. Achim Dercks © Deutscher Industrie- und Handelskammertag e. V.

S. 6 Foto Dr. Jürgen Janssen © Deutsches UN Global Compact Netzwerk

S. 7 Foto Prof. Dr. Edda Müller © Transparency International Deutschland e. V.; Bildnachweis Danetzki

S. 7 Foto Birgit Riess © Bertelsmann Stiftung

S. 7 Foto Prof. Dr. habil. Josef Wieland © Leadership Excellence Institut Zeppelin (LEIZ)

S. 9 Eigene Abbildung: Die Aktionsfelder

S. 13 Icons der Aktionsfelder © Scholz & Friends Berlin GmbH

S. 17 Logo Thomas Becker – Atelier für Schmuck

S. 18 Logo Deutsche Bahn AG

S.18 Abbildung: Deutsche Bahn AG

S. 23 Logo BASF SE

S. 25 Logo memo AG

S. 30 Logo Bremer Straßenbahn AG

S. 31 Abbildung: Bremer Straßenbahn AG

S. 32 Logo Lebensbaum/Ulrich Walter GmbH

S. 38 Logo Vaude Sport GmbH & Co. KG

S. 40 Logo Neumarkter Lammsbräu Gebr. Ehrnsperger KG

S. 44 Logo Microsoft Deutschland GmbH

S. 46 Logo Coffee Circle

S. 49 Nominierungsfoto der ALSCO Berufskleidungs-Service GmbH an der Preis-verleihung des CSR-Preises der Bundesregierung 2013 am 24. April 2013 in Berlin © Gero Breloer Film & Photography

S. 50 Logos der nominierten Unternehmen des CSR-Preises der Bundesregierung 2013 nach Größenklassen

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S. 51 Foto Preisverleihung 2013: Die nominierten Unternehmen des CSR-Preises der Bundesregierung bei der Preisverleihung am 24. April 2013 in Berlin © Gero Breloer Film & Photography

S. 51 Foto Preisverleihung 2013: Über 400 Gäste nahmen an der feierlichen Prämierung im Berliner Postbahnhof teil. © Gero Breloer Film & Photography

S. 51 Foto Preisverleihung 2013: Preisträger Prof. Claus Hipp (Mitte) erhielt den CSR-Preis der Bundesregierung vom beamteten Staatssekretär Gerd Hoofe (rechts) und Jurymitglied Arno Tomowski (links). © Gero Breloer Film & Photography

S. 51 Foto Preisverleihung 2013: Dr. Markus Conrad (Mitte) nahm den CSR-Preis der Bundesregierung 2013 für die Tchibo GmbH entgegen. Den Preis übergaben der beamtete Staatssekretär Gerd Hoofe (links) und das Jurymitglied Prof. Josef Wieland (rechts). © Gero Breloer Film & Photography

S. 53 Fotos 1-5: Gürtlermeister Jörg Hofmann fertigt die Preisskulptur für den CSR-Preis der Bundesregierung in Handarbeit. © Metallwerkstätte

S. 54 Logo Tchibo GmbH

S. 55 Foto Dr. Markus Conrad, Vorstandsvorsitzender Tchibo GmbH © Tchibo GmbH

S. 56 Logo Hipp GmbH & Co. Produktion KG

S. 57 Foto Prof. Claus Hipp, Unternehmensgründer und Geschäftsführer HiPP GmbH & Co. KG © HiPP GmbH & Co. Produktion KG

S. 58 Logo Studiosus Reisen München GmbH

S. 59 Foto Norbert Schüle, Leiter Qualitätsmanagement Studiosus Reisen München GmbH © Studiosus Reisen München GmbH

S. 60 Logo Thomas Becker – Atelier für Schmuck

S. 61 Foto Thomas Becker, Inhaber Atelier für Schmuck © Thomas Becker – Atelier für Schmuck

S. 62 Logo Türenmann Stuttgart GmbH & Co.KG

S. 62 Foto Auszubildende der Firma Türenmann bauen ein Spielhaus in der Kita in der Scharenbergstraße in Stuttgart © Türenmann Stuttgart

S. 63 Foto Geschäftsführer der Firma Türenmann Tobias Rehder (Mitte) nimmt mit den Auszubildenden Timo Leiss (links) und Dennis Hauck (rechts) den Sonder-preis entgegen. © Gero Breloer Film & Photography

S. 63 Foto Tobias Rehder © Türenmann Stuttgart

S. 63 Foto Timo Leiss © Türenmann Stuttgart

Bürgertelefon 67

Bürgertelefon

Montag bis Donnerstag von 8 bis 20 Uhr Sie fragen – wir antworten

Rente: 030 221 911 001

Unfallversicherung/Ehrenamt: 030 221 911 002

Arbeitsmarktpolitik und -förderung: 030 221 911 003

Arbeitsrecht: 030 221 911 004

Teilzeit, Altersteilzeit, Minijobs: 030 221 911 005

Infos für behinderte Menschen: 030 221 911 006

Europäischer Sozialfonds/Soziales Europa: 030 221 911 007

Mitarbeiterkapitalbeteiligung: 030 221 911 008

Informationen zum Bildungspaket: 030 221 911 009

Gehörlosen/Hörgeschädigten-Service: E-Mail: [email protected] Gebärdentelefon: [email protected]

www.bmas.de | [email protected]

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Impressum

Herausgeber: Bundesministerium für Arbeit und Soziales, Referat Information, Publikation, Redaktion 53107 Bonn

Stand: November 2013

Wenn Sie Bestellungen aufgeben möchten:

Best.-Nr.: A 424 Telefon: 030 18 272 272 1 Telefax: 030 18 10 272 272 1 Schriftlich: Publikationsversand der Bundesregierung Postfach 48 10 09 18132 Rostock E-Mail: [email protected] Internet: http://www.bmas.de

Gehörlosen/Hörgeschädigten-Service: E-Mail: [email protected] Gebärdentelefon: [email protected]

Satz/Layout: Grafischer Bereich des BMAS, Bonn Druck: Hausdruckerei, Bonn CSR-Preis der Bundesregierung – Wettbewerbsbüro – Dr. Kristina Nolte E-Mail: [email protected] Telefon: 030 700 186 454 c/o Scholz & Friends Reputation Litfaß-Platz 1 10178 Berlin

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