11
Vorbereitung der Stadt München auf eine Influenzapandemie Referat für Gesundheit und Umwelt Abteilung Gesundheitsschutz Caroline Dreweck Stand: 28.2.2006 Influenzaviren: Wesentliche Unterschiede 1. Saisonale Grippe 8.000 - 15.000 Todesfälle pro Jahr 2. Geflügelpest HPAI A/H5, A/H7 Berichte: FLI, OIE, WHO 3. Pandemievirus 1918 Spanische Grippe: H1N1 1957 Asiatische Grippe: H2N2 1968 Hongkong Grippe: H3N2 20xx ?? : H?N?

Vorbereitung der Stadt München auf eine Influenzapandemie · Vorbereitung der Stadt München auf eine Influenzapandemie Referat für Gesundheit und Umwelt Abteilung Gesundheitsschutz

  • Upload
    others

  • View
    3

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Vorbereitung der Stadt München auf eine Influenzapandemie · Vorbereitung der Stadt München auf eine Influenzapandemie Referat für Gesundheit und Umwelt Abteilung Gesundheitsschutz

Vorbereitung der Stadt Münchenauf eine Influenzapandemie

Referat für Gesundheit und Umwelt

Abteilung Gesundheitsschutz

Caroline Dreweck

Stand: 28.2.2006

Influenzaviren: Wesentliche Unterschiede1. Saisonale Grippe

8.000 - 15.000 Todesfälle pro Jahr

2. Geflügelpest HPAI A/H5, A/H7Berichte: FLI, OIE, WHO

3. Pandemievirus1918 Spanische Grippe: H1N11957 Asiatische Grippe: H2N21968 Hongkong Grippe: H3N220xx ?? : H?N?

Page 2: Vorbereitung der Stadt München auf eine Influenzapandemie · Vorbereitung der Stadt München auf eine Influenzapandemie Referat für Gesundheit und Umwelt Abteilung Gesundheitsschutz
Page 3: Vorbereitung der Stadt München auf eine Influenzapandemie · Vorbereitung der Stadt München auf eine Influenzapandemie Referat für Gesundheit und Umwelt Abteilung Gesundheitsschutz

6

RGU-GS München 2.3.2006

Pandemie –Lessons from 1918Zwei Mechanismen

1. Gen-Reassortment aviär + human Virusim Mischgefäß

2. 1918: aviäres Influenzavirus adaptive Mutation direkt auf Menschen

Drei Voraussetzungen1. Influenza A Virus mit neuen Oberflächenantigenen

→ Bevölkerung hat keine Immunität2. Virus ist im Menschen vermehrungsfähig3. Effiziente Mensch-zu-Mensch Übertragung

Quelle: Belshe, NEJMed Nov 2005Taubenberger et al

Page 4: Vorbereitung der Stadt München auf eine Influenzapandemie · Vorbereitung der Stadt München auf eine Influenzapandemie Referat für Gesundheit und Umwelt Abteilung Gesundheitsschutz

7

RGU-GS München 2.3.2006

Current phase of alert in the WHO globalinfluenza preparedness plan (Abfrage: 28.2.06)

„Die allgemeine Gefahreneinschätzung zum Risiko einer Pandemie ändert sich nicht. Dies wäre nur der Fall, wenn der Erreger die Fähigkeit erlangt, sich effizient von Mensch zu Mensch auszubreiten.“

Page 5: Vorbereitung der Stadt München auf eine Influenzapandemie · Vorbereitung der Stadt München auf eine Influenzapandemie Referat für Gesundheit und Umwelt Abteilung Gesundheitsschutz

„Die Influenzapandemie stellt eine Bedrohung für die gesamte Bevölkerung dar, deren Bewältigung weit über den Gesundheitsbereich hinausgeht. Die dabei anstehenden Aufgaben sollen grundsätzlich innerhalb der bestehenden Systeme und den vorhandenen Strukturen gelöst werden.

Die Vorbereitungen auf eine Pandemie ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und gelingt nur durch gemeinsame Anstrengung aller Akteure.“

Bayerischer Influenzapandemie-Rahmenplan

Entwurf StMUGV Stand: 7.2.06

Page 6: Vorbereitung der Stadt München auf eine Influenzapandemie · Vorbereitung der Stadt München auf eine Influenzapandemie Referat für Gesundheit und Umwelt Abteilung Gesundheitsschutz

Ambulante Versorgung

Unterneh-men und Betriebe

ÖffentlicherGesund-

heitsdienst

Bürger

Infra-struktur

StationäreVersorgung

Hilfsorga-nisationen / Rettungs-

dienst

Öffentliche Sicherheit

und Ordnung

Apotheken

Akteure

Aufgaben der Gesundheitsämter• Vorwiegend beratend und koordinierend

• Rechtsgrundlage: Infektionsschutzgesetz und Bay. Gesundheitsdienst und Verbraucherschutzgesetz

1. SurveillanceFrüherkennung, Diagnostik, Meldewesen

2. Seuchenhygienische Maßnahmenzur Verhütung und Bekämpfung von übertragbaren Krankheiten (Schutz der gesamten Bevölkerung)

3. Koordinierung / Mitarbeit als fachlich zuständige Behörden

Page 7: Vorbereitung der Stadt München auf eine Influenzapandemie · Vorbereitung der Stadt München auf eine Influenzapandemie Referat für Gesundheit und Umwelt Abteilung Gesundheitsschutz

KoordinierungsaufgabenMitarbeit im Krisenstab

Information und fachliche Einweisung der Krisen- und Katastrophen-Reaktionsstrukturen

Mithilfe bei der Überprüfung bzw. Anpassung bereits bestehender Katastrophenpläne und bei der Schulung von Personal im Vorfeld

Dialog mit Ärztlichem Kreisverband und Kranken-häusern zur Planung der Pandemievorbereitung und Ressourcenplanung für das Bestattungswesen

Risikokommunikationwww.muenchen.de/infektionenwww.lgl.bayern.dewww.stmugv.bayern.de/vogelgrippe.htm

14

RGU-GS München 2.3.2006

RisikokommunikationAufgabe der Risikokommunikation ist das Erzeugen von Vorwissen.

“Die operativ – taktische Kommunikation in Krisen greift nur, wenn eine langfristig angelegt Risikokommunikation vorhergeht.“W. Dombrowski, Universität Kiel

Sachliche, zeitnahe Information der Bevölkerung und Fachöffentlichkeit.

Offene Information der Öffentlichkeit, wenn aus Sicht der Lage, Strategien geändert werden müssen.

Page 8: Vorbereitung der Stadt München auf eine Influenzapandemie · Vorbereitung der Stadt München auf eine Influenzapandemie Referat für Gesundheit und Umwelt Abteilung Gesundheitsschutz

1. 2. 3. 4.Spitzenwochen

2 6

68 % der Erkrankten

Verlauf einer Influenza-Pandemie

4 8 Wochen

Erkr

ankt

e

95 % der Erkrankten

• Erkrankungsrate 15 – 50% der Bevölkerungam wahrscheinlichsten: 30%

• Krankheitslast: Ablauf in Wellen

16

RGU-GS München 2.3.2006

Modellrechnung für München 1,27 Mio (nach Meltzer Fluaid, 2000 und Fock, 2001)

Erkrankungsrate 30% - Zeitraum von 8 Wochen ohne Therapie- und Prophylaxemaßnahmen in Bezug auf Arztkonsultationen,

Hospitalisierungen und Todesfällen

70% nicht erkrankt

200.000Arztbesuche

15% ohne Arzt-

besuch

Darunter1600 Todesfälle

6000Krankenhaus-einweisungen

0,5%

Page 9: Vorbereitung der Stadt München auf eine Influenzapandemie · Vorbereitung der Stadt München auf eine Influenzapandemie Referat für Gesundheit und Umwelt Abteilung Gesundheitsschutz

17

RGU-GS München 2.3.2006

Mögliche Zusatzbelastung für die Krankenhäuser in München im Pandemiegipfel

1.200

1.7001.500

800

0

500

1.000

1.500

2.000

1. PW 2.PW 3. PW 4. PW

Belegte Betten

Nach: Tabelle 6, Nationaler Influenzapandemieplan 2005

Annahmen:Erkrankungsrate 30%

4 Gipfelwochen (PW)

68% stationäre Fälle (n = 4000)

Verweildauer von 10 Tagen

ohne externe Einweisungen

Versorgungsgrad bei hoher Zahl Erkrankter

Zeit

Vers

orgu

ngsg

rad

Erkr

ankt

e

HöhepunktBeginn Ende

Beginn: Maximalversorgung möglichHöhepunkt: evtl. Katastrophenmedizin

notwendig

Bettenkapazität in München: ca 12.000 bis 2.000 pro Woche

= 15-20%

Page 10: Vorbereitung der Stadt München auf eine Influenzapandemie · Vorbereitung der Stadt München auf eine Influenzapandemie Referat für Gesundheit und Umwelt Abteilung Gesundheitsschutz

19

RGU-GS München 2.3.2006

Vorbereitung der Krankenhäuser

• Keine Schwerpunktbildung!

• Beibehaltung der flächendeckenden Versorgung §108 SGB V zugelassene KH gemäß Versorgungsauftrag

• Therapiefreiheit rechtlich nicht eingeschränkt

• Alle Krankenhäuser müssen sich auf Influenza-pandemiepatienten einstellen:Anpassung von KH Alarm- und Einsatzplänen (Art.8 BayKSG)und Hygieneplänen (§ 36 IfSG)

• Verantwortung für Personalschutz gem. BioStoffVO

Pandemie-Impfstoff• frühestens nach 3–6 Monaten verfügbar• Forschungs- und Entwicklungs-

Vorhaben des Bundes (20 Mio. €)- Zulassung eines Modellimpfstoffs (Mock-Up)- Erhöhung der Produktionskapazität- Vollversorgung (2 Impfungen in 8 Wochen: 160 Mio Dosen)- Produktion: Hühnerei (Langfristziel: Zellkultur)

• Priorisierung (bei Knappheit)1. Medizinisches Personal (amb. und stat. Akut-Versorgung)2. Personal zur Sicherstellung von öffentlicher Struktur und Sicherheit3. Risikogruppen nach aktueller epidemiologischer Lage(nationale Pandemiekommission)

Page 11: Vorbereitung der Stadt München auf eine Influenzapandemie · Vorbereitung der Stadt München auf eine Influenzapandemie Referat für Gesundheit und Umwelt Abteilung Gesundheitsschutz

Bayerisches BeschaffungskonzeptAntivirale Arzneimittel

• 1,9 Mio Therapieeinheiten (15% der Bevölkerung)

Präparat Therapieeinheiten Lieferung

Oseltamivir API 1.064.000 21.12.2005Tamiflu® – Kapseln 320.000 30.06.2006Relenza® Diskhaler 491.048 12/05 - 03/06

• Mischbevorratung

• ausreichend für Therapie von1. Schlüsselpersonal (8,5 % der Bevölkerung)

Bayern: 0,55 Mio. (bei 50 % Erkrankungsrate)

2. Risikogruppen (30 % der Bevölkerung) Bayern: 1,35 Mio. (bei 30 % Erkrankungsrate)

Aufstockung der

Medikamentenvorräte für 20%

der Bevölkerung!

21. Februar 2006

Bericht aus der Kabinettssitzung

Angesichts der dynamischen Entwicklung der

Tierseuche stockt Bayern seine Vorräte an

antiviralen Medikamenten auf und deckt damit den

kompletten medizinischen Bedarf der bayerischen

Bevölkerung ab. Bayern erfüllt damit auch in vollem

Umfang den nationalen Pandemieplan und die

Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation

WHO für eine Vorrats-Quote von 20 Prozent.

Logistik & Verteilung

Abgabe auf Rezept nach ärztlicher Verschreibung an Erkrankte aus• Risikogruppen • Schlüsselpersonal (Berechtigungsschein)

Bayerische Niederlassungen

Arzneimittel-Großhandel

Tamiflu® –Kapseln

OseltamivirAPI

Relenza®

Diskhaler

ZentrallagerZentrallager

Pharmazeutischer Lohnhersteller: Kleingebinde (50g = 50 TE)Ärzte: Therapiefreiheit,

strikte Indikationsstellung

Kontrolle, ggf. Steuerung (z.B. gebietsweise kontin-gentierte Belieferung)