4
‘67 4665 I 68 Wahrnehmungen am Saturn. Von H. H. Kritzinger. In dem Bestreben, meine planetographischen Studien, die bei Jupiter wenigstens hinsichtlich des Roten Fleckes zu einer abgeschlossenen Monographie fuhrten, auch auf Saturn auszudehnen, habe ich seit Beginn meiner Tatigkeit in Both- kamp auch diesen Planeton wiederholt eingestellt. Es hat sich dabei die schon von meinen Vorgangern konstatierte Tatsache beststigt gefunden, dafl man hier in der kalten Jahreszeit nur auflerst selten so gute Luftverhaltnisse antrifft, dafl die hervorragende Qualitat des Schroderschen Objtktivs von 293.5 mm Offnung auch voll ausgenutzt werden kann. Saturn ist auffallend empfindlich gegen niinderwertige Luft, weshalb ich mich in dieser Mitteilung nur auf die besten Nachte beschrinke. Das war insofern besonders geboten, als gerade der Charakter der Bikonkavitat des Schattens betrachtlich durch die Unruhe der Luft beeinflufit wird. So- lange die VergroOerung nicht iiber 350 gesteigert werden kann - die En&-Teilung pflegt bei schwacherer Ver- grokrung selten sichtbar zu sein - werden die Ergebnisse nicht einwandfrei sein, wie schon A. Hall 1877 bemerkte. Ehe ich auf meine Bothkamper Beobachtungen eingehe, sei es mir gestattet, hier einige altere Aufzeichnungen zu beriicksichtigen, die ich in betreff meiner Wahrnehmungen am I z -Zoller der Berliner Urania gemacht habe. Hinsicht- lich der Skala fur die Qualitat der Luft ist zu bemerken, daO die beste Luft durch 5 und sehr unruhige durch I be- zeichnet wurde. 1903 August gdqh40m. V = 120, L = 2-3. Zwei breite graue Bander auf der Nordhalbkugel. Ein hellgelber Fleck in der Mitte der Scheibe (?). I903 Aug. 2gdgh 15~-45~. L = 2-3. Teilung in der Nitte des B-Ringes und zwischen B und C zeitweise ver- mutet. Die Trennung des Streifenpaares auf der Kugel ist schwierig. I903 Okt. 9d gh-gh I 5”. V = 250, L = 2-3. Uber die Kugel zieht sich ein breites Band von streifiger Struktur. In der Mitte desselben zeigten sich stets helle Flecke, die wahrscheinlich durch Reflexe l) hervorgerufen werden. Der Schatten der Kugel auf dem Ringe war deutlich konkav *) und vollstandig schwarz. 1904 Sept. I 7d. V = 250, L = 3-4. hncke-Teilung beiderseits sicher erkennbar. Links auch die Teilung in der Mitte des B-Ringes vermutet. A-Ring: graugelb. B-Ring : a u k n glanzend hellgelb. C-Ring : grau-braun-gelblich ; nicht stahlblau oder dunkelviolett, am ehesten noch schokoladen- braun. Das Aquatorealband in der Richtung der Rotation stark zerfasert, bezw. flockig. Auf dem linken Henkel sah ich dicht an der Casszni-Spalte 8h I O ~ einen glanzend weiflen Fleck ”. Eine Teilung zwischen Ring B und C auf beiden Seiten vermutet. Verschwinden des Ringes 1907. 1907 Jan. ~4~6~30~. V = 250. Ring als dicke Linie leicht zu erkennen. ’) Vielleicht an der Linse des Auees selbst. 1907 Aug. 2gdghI O ~ . V = 250. Feiner Ringstrich scheint momentan in Punkte aufgeliist (?). 1907 Okt. 3d9h. V = 250, L = 2. Nach langerern Gewohnen an die Dunkelheit schien no.ch eine iiuOept blasse, hauchartige Spur des Ringes sichtbar zu sein ’). 1907 Nov. gdgh. V = 120. Ring unzweifelhaft auf beiden Seiten erkennbar. Sicher keine Tauschung durch Nachbilder des Schattenstrichs auf der Kugel. 1907 Nov. 19~8~ sorn. Ring so deutlich erkennbar wie Dione, die gerade in der Nahe des linken Ringhenkels steht. Anscheinend wies der Ring symmetrisch angeordnete Knoten auf. Man gewann den Eindruck, als ob zwischen den ein- zelnen Ringebenen merkliche Neigungen bestehen. Unter den eben berichteten Wahrnehmungen habe ich die bikonkave Figur des Schattens hier weiter verfolgt, ein Problem, das einer meiner Vorganger, Herr Dr. GuthnzcR, zum Gegenstand einer besonderen Abhandlung gemacht hat 5). Er untersucht darin die Spur des Schattenzylinders des Pla- neten auf dem Ringe und gibt Tafeln zur Erleichterung der Reduktion der Beobachtungen. Es ist die Frage, in welcher Weise diese am zweckmaaigsten anzustellen sind. Neben der ungefahren Beschreibung kommt zunachst die direkte zeich- nerische Wiedergabe in Frage. GuthnZcR hat sich folgender- maflen geholfen 6, : ))Die Kriimmung des Schattens wurde mit der des Planetenrandes oder des tiufleren Ringrandes verglichen und der Punkt bestimmt, wo die Krummung der- jenigen des Schattens gleich zu sein schien . Wi~tz verfuhr in der Weise ?), daO er die Pfeilhohe der Krummung mit der Fadendicke verglich. Seine Befurchtung, dabei die Auf- falligkeit der Erscheinung zu uberschatzen, scheint darin ihre Bestatigung zu finden, daO er (im Mittel) fur Anfang No- vember 1905 fur eine Sehne von 2136 die Pfeilhohe 0153 fand. In seiner Arbeit, Saturn and its ring, 1875-1889, in den Washington Obs. 1885 (1889) hat A. Hall eine Menge von Beobachtungsnotizen betr. die Gestalt des Schattens der Kugel auf dem Ringe niedergelegt. Es geht daraus hervor, dafl die anomale Form von Mitte 1876 bis Anfang 1881 recht oft gesehen wurde, dagegen spater nicht mehr. Nach dem N. A. verschwand der King 1878 Febr. 6 bis MIrz I. Hall bemerkt im Hinblick darauf (I. c. p. 16): ))I think that this appearance, seen when the ring is very narrow, arose from the shortness of the outline and a little bluntness of the ends of the shadow. After the ring was well opened the curvature of the outline always appeared natural or turned away from the ball<. Nach dem zusammenfassenden Urteil, das Hall sich daruber bildete steht fur ihn die Realitat des Phanomens in Zweifel, da er fand, dafl der Grad der Krummung von der Ruhe der Luft abhangig ist. Obige E r k l h n g la& ein Verschwinden der abnormen Krummqng etwa bei einer Erhebung der Erde um mehr als I 6’ verrnuten. Bei - 14’ wird noch skonvex(( und bei - 20’ rkonkava konstatiert. Diese an sich naheliegende und ein- leuchtende Auffassung Halls wird durch die Beobachtungs- ) Mitt. d. Sternw. Bothkamp. rgog. ’) A. N. 177.309. 7 Die Schattenfigur also bikonkav. Diese Bezeichnung weicht von der sonst geilbten ab! 6) 1. c. p. 5. ”) Vermutlich ein entoptischer Reflex des Planeten selbst. ‘) Letzte Wahrnehmung vor dem Verschwinden am 4. Oktober. *) A. h’.90.151-154.

Wahrnehmungen am Saturn

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Wahrnehmungen am Saturn

‘67 4665 I 68

Wahrnehmungen am Saturn. Von H. H. Kritzinger. In dem Bestreben, meine planetographischen Studien,

die bei Jupiter wenigstens hinsichtlich des Roten Fleckes zu einer abgeschlossenen Monographie fuhrten, auch auf Saturn auszudehnen, habe ich seit Beginn meiner Tatigkeit in Both- kamp auch diesen Planeton wiederholt eingestellt. Es hat sich dabei die schon von meinen Vorgangern konstatierte Tatsache beststigt gefunden, dafl man hier in der kalten Jahreszeit nur auflerst selten so gute Luftverhaltnisse antrifft, dafl die hervorragende Qualitat des Schroderschen Objtktivs von 293.5 mm Offnung auch voll ausgenutzt werden kann. Saturn ist auffallend empfindlich gegen niinderwertige Luft, weshalb ich mich in dieser Mitteilung nur auf die besten Nachte beschrinke. Das war insofern besonders geboten, als gerade der Charakter der Bikonkavitat des Schattens betrachtlich durch die Unruhe der Luft beeinflufit wird. So- lange die VergroOerung nicht iiber 350 gesteigert werden kann - die En&-Teilung pflegt bei schwacherer Ver- grokrung selten sichtbar zu sein - werden die Ergebnisse nicht einwandfrei sein, wie schon A. Hall 1877 bemerkte.

Ehe ich auf meine Bothkamper Beobachtungen eingehe, sei es mir gestattet, hier einige altere Aufzeichnungen zu beriicksichtigen, die ich in betreff meiner Wahrnehmungen am I z -Zoller der Berliner Urania gemacht habe. Hinsicht- lich der Skala fur die Qualitat der Luft ist zu bemerken, daO die beste Luft durch 5 und sehr unruhige durch I be- zeichnet wurde.

1903 August gdqh40m. V = 1 2 0 , L = 2-3. Zwei breite graue Bander auf der Nordhalbkugel. Ein hellgelber Fleck in der Mitte der Scheibe (?).

I903 Aug. 2gdgh 15~-45~. L = 2-3. Teilung in der Nitte des B-Ringes und zwischen B und C zeitweise ver- mutet. Die Trennung des Streifenpaares auf der Kugel ist schwierig.

I903 Okt. 9d gh-gh I 5”. V = 250, L = 2-3. Uber die Kugel zieht sich ein breites Band von streifiger Struktur. In der Mitte desselben zeigten sich stets helle Flecke, die wahrscheinlich durch Reflexe l) hervorgerufen werden. Der Schatten der Kugel auf dem Ringe war deutlich konkav *) und vollstandig schwarz.

1904 Sept. I 7d. V = 250, L = 3-4. hncke-Teilung beiderseits sicher erkennbar. Links auch die Teilung in der Mitte des B-Ringes vermutet. A-Ring: graugelb. B-Ring : a u k n glanzend hellgelb. C-Ring : grau-braun-gelblich ; nicht stahlblau oder dunkelviolett, am ehesten noch schokoladen- braun. Das Aquatorealband in der Richtung der Rotation stark zerfasert, bezw. flockig. Auf dem linken Henkel sah ich dicht an der Casszni-Spalte 8h I O ~ einen glanzend weiflen Fleck ”. Eine Teilung zwischen Ring B und C auf beiden Seiten vermutet.

V e r s c h w i n d e n d e s R i n g e s 1907. 1907 Jan. ~ 4 ~ 6 ~ 3 0 ~ . V = 2 5 0 . Ring als dicke Linie

leicht zu erkennen.

’) Vielleicht an der Linse des Auees selbst.

1907 Aug. 2gdgh I O ~ . V = 250. Feiner Ringstrich scheint momentan in Punkte aufgeliist (?).

1907 Okt. 3d9h. V = 250 , L = 2. Nach langerern Gewohnen an die Dunkelheit schien no.ch eine iiuOept blasse, hauchartige Spur des Ringes sichtbar zu sein ’).

1907 Nov. gdgh. V = 1 2 0 . Ring unzweifelhaft auf beiden Seiten erkennbar. Sicher keine Tauschung durch Nachbilder des Schattenstrichs auf der Kugel.

1907 Nov. 1 9 ~ 8 ~ sorn. Ring so deutlich erkennbar wie Dione, die gerade in der Nahe des linken Ringhenkels steht. Anscheinend wies der Ring symmetrisch angeordnete Knoten auf. Man gewann den Eindruck, als ob zwischen den ein- zelnen Ringebenen merkliche Neigungen bestehen.

Unter den eben berichteten Wahrnehmungen habe ich die bikonkave Figur des Schattens hier weiter verfolgt, ein Problem, das einer meiner Vorganger, Herr Dr. GuthnzcR, zum Gegenstand einer besonderen Abhandlung gemacht hat 5) . Er untersucht darin die Spur des Schattenzylinders des Pla- neten auf dem Ringe und gibt Tafeln zur Erleichterung der Reduktion der Beobachtungen. Es ist die Frage, in welcher Weise diese am zweckmaaigsten anzustellen sind. Neben der ungefahren Beschreibung kommt zunachst die direkte zeich- nerische Wiedergabe in Frage. GuthnZcR hat sich folgender- maflen geholfen 6, : ))Die Kriimmung des Schattens wurde mit der des Planetenrandes oder des tiufleren Ringrandes verglichen und der Punkt bestimmt, wo die Krummung der- jenigen des Schattens gleich zu sein schien . Wi~tz verfuhr in der Weise ?), daO er die Pfeilhohe der Krummung mit der Fadendicke verglich. Seine Befurchtung, dabei die Auf- falligkeit der Erscheinung zu uberschatzen, scheint darin ihre Bestatigung zu finden, daO er (im Mittel) fur Anfang No- vember 1905 fur eine Sehne von 2136 die Pfeilhohe 0153 fand. In seiner Arbeit, Saturn and its ring, 1875-1889, in den Washington Obs. 1885 (1889) hat A. Hall eine Menge von Beobachtungsnotizen betr. die Gestalt des Schattens der Kugel auf dem Ringe niedergelegt. Es geht daraus hervor, dafl die anomale Form von Mitte 1876 bis Anfang 1881 recht oft gesehen wurde, dagegen spater nicht mehr. Nach dem N. A. verschwand der King 1878 Febr. 6 bis MIrz I .

Hall bemerkt im Hinblick darauf (I. c. p. 1 6 ) : ))I think that this appearance, seen when the ring is very narrow, arose from the shortness of the outline and a little bluntness of the ends of the shadow. After the ring was well opened the curvature of the outline always appeared natural or turned away from the ball<. Nach dem zusammenfassenden Urteil, das Hall sich daruber bildete steht fur ihn die Realitat des Phanomens in Zweifel, da er fand, dafl der Grad der Krummung von der Ruhe der Luft abhangig ist.

Obige E r k l h n g la& ein Verschwinden der abnormen Krummqng etwa bei einer Erhebung der Erde um mehr als I 6’ verrnuten. Bei - 14’ wird noch skonvex(( und bei - 20’

rkonkava konstatiert. Diese an sich naheliegende und ein- leuchtende Auffassung Halls wird durch die Beobachtungs-

‘) Mitt. d. Sternw. Bothkamp. rgog.

’) A. N. 177.309. 7 Die Schattenfigur also bikonkav. Diese Bezeichnung weicht von der sonst geilbten ab! 6 ) 1. c. p. 5. ”) Vermutlich ein entoptischer Reflex des Planeten selbst. ‘) Letzte Wahrnehmung vor dem Verschwinden am 4. Oktober. *) A. h’.90.151-154.

Page 2: Wahrnehmungen am Saturn

Astronom. Nachr. Bd. 195.

I I I

Tafel 5.

I I I

Th. Albrecht. Verlauf der Polbewegung 1906.0-1 91 3.0.

Page 3: Wahrnehmungen am Saturn

ergebnisse I 9 I z - I 3 n i c h t bestatigt. Vielmehr wird man imrner mehr zu der Ansicht gedrangt, da5 die Ebenen der einzelnen Ringabschnitte in bezug auf eine ideale Ringebene merkliche Neigungen besitzen. Die Untersuchung der Be- wegmg der Knotenlinien derselben ware fiir die Erforschung des Saturnringes von gcoikr Bedeutung.

Man kann sich leicht iiberzeugen, da5 bei mittlerer VergroOerung der EjnfluB der Annaherung des Fadens an den Schatten besonders storend wirkt. Trotzdem glaube ich nicht, daO man mit Hall, der die gelegentliche Storung der Auffassung des Parallelismus von Geraden zum Vergleich heranzieht, hier eine optische Tauschung annehmn m u5. Allerdings wird man nicht bestreiten konnen, da5 bei besserer Qualitat der Luft die Oskulation der aut3eren Schattengrenze durch einen Kreis l) von zu geringer Ordnung ist, als daB es nicht sofort auffallen mii5te. Bekanntlich ist sie nahe dem C-Ring noch nahezu parallel der Begrenzung des Pla- neten, biegt dann aber nahe dem A-Ring scharf nach der Kugel zu um.

Wahrend die a u k r e Schattenkurve haufiger in Kreis- form gezeichxaet wurde, sind die soeben geschilderten Ab- weichungen davon wohl selteser. Die erstgenannte Gestalt sol1 schon auf W. Nerschls Zeichnung 2, vertreten sein, viel- leicht sogar sehon bei Q. Cassini. Es mangelt mir hier durch- aus an Materi& das genauer zu untersuchen, doch hoffe ich, dem spater auf den Grund gehen zu konnen. Zu erwahnen ist noch die Skizze, die 1874 Sept. 8 von Holden gemacht und von Trouvelot publiziert wurde Sehr stark ausgepragt findet sich die einfache Kriimmung auch auf A. Mascaris vier Zeichnungen 1895 4), sach denen die Neigung des B- Ringes gegen den A-Ring so gro5 gewesen sein SOH, da5 die Cassini- Spalte schon bei einem halben Ringradius vom 2uOeren Rande aus aufhort. Ahnlich sind auch die zwei Zeichnungen von Wonaszek ails dem Jahre 1896 5 ) , d' ie von Gufhnich ') und die von Maggini 1910 Sept. 29 '). Wesent- lich mehr Detail bietet die sehr gut ausgefiihrte Darstellung durch Trowelof 1874 Dez. 30, die mir allerdings nur in der Reproduktion im *Sirius< zuganglich war. Wie ein scharfer Zahn schneidet der hellste Teil des B-Ringes in den geraden Kugelschatten ein. Betrachtet man diese Zeichnung monokular aus einigen Metern Entfernung, so verschwindet die Spitze und der Schatten nimmt die sonst dargestellte Gestalt an.

Die eigenartige Form, die der a n o m a l e S c h a t t e n links auf meiner Zeichnung hat, ist iibrigens schon von 3. Terby 1887 sehr tihnlich gesehen worden 8). Allerdings reichte diesmal der Schatten oicht, wie dort dargestellt, bis zum A- Ring selbst. Ganz Wtsprechend hat Ranyard vor der Oppo- sition den Planeten 1883-84 gezeichnet, nur la5t der Holz- schnitt 9, leider nicht die erwiinschten Halbtone erkennen.

Eine allgemeine Erklarung dieses Phanomens ist nicht ohne weiteres zu geben. Solange die Distanz des Planeten von der Erde kleiner als die von der Sonne ist und man die kronozentrische Elongation der Erde von der Sonne in der Nahe der Opposition und die Differenz der Elevations- winkel von Sonne und Erde vernachlassigen will, ist es ja geometrisch evident, daB der Schatten auf beiden Seiten auf- treten kann. Priifen wir daraufhin die eben erwahnten Falle, zu denen ich noch einen hinzunehme, dessen Mitteilung ich Herrn Th. B. R. Phillips verdanke. Wenn auch die beiden ersten Daten ganz ungenaue sind, so schadet das insofern wenig, als noch mit Sicherheit daraus hervorgeht, daO A > r war. Die Gleichheit trat namlich 1884 am 2 5 . Februar und 1887 am 9. April cin.

Datum logA logy log(~/A)

1884 Jan. I ? 0.917 0.958 0.041 r887 Febr. 14? 0.917 0.957 0.040 1912 Okt. 29 0.913 0.958 0.045 1913 Febr. 2 0 0.958 0.957 9.999 (!)

Bei den ersten drei wiirde die eben erwahnte Erklarung vielleicht geniigen. Bei meiner Beobachtung keinesfalls ! Es ware dringend zu wiinschen, da5 dieses allerdings nur bei besserer Luft erkennbare Phanomen genauer verfolgt wiirde.

Nach diesen allgemeinen Ausfuhrungen mochte ich zum Schlu5 einige Beobachtungsnotizen folgen lassen. Farben- wahmehmungen, wie z. B. blaue Tonung des Siidpols, halte ich fur sehr ungewi5 und konnte mich, falls dergleichen auftrat, stets iiberzeugen, da5 atmospharische Dispersion im Spiele war. Einen hellen Fleck habe ich nur 1913 Febr. 1 9 ghzom M. E. Z. 30' jenseits des Zentralmeridians gesehen, den ich aber spater nicht wiederfand. In betreff des Ringes habe ich notiert, daO der A-Ring au5en braunlich war und nach der Cassini-Spalte zu an Helligkeit gewann. Die Henry- Zone ist mir nie so glanzend aufgefallen, wie sie haufiger

1912 Okt. 9 I I ~ Z O ~ - I Z ~ ~ " ' M . E . Z . 1913 Febr. 20 8 h ~ ~ m - 9 h ~ n ' . V = 550.

') Solange man sich jedoch mit dieser Annaherung begniigen mu5, ergibt sich z. B. folgendes einfache Beobachtungsverfahren : Man schatzt oder mi5t mikrometrisch die Koordinaten des scheinbaren Krtimmungsmittelpunktes des Schattenrandes in bezug auf ein nach den Achsen des Ringes orientiertes System.

9 Phil. Trans. 1806 p. 466. ') A. N. 139.81-86. ') Bothk. Mitt. I , (1904 Okt. 20). *) A. N. 116.329. 9 A. N. $2.1-4. ') A.N. 145.155-160. ') A . N . 186.79. ') M. N. 44 442.

Page 4: Wahrnehmungen am Saturn

gezeichnet wurde. Der B-Ring war in seiner hellsten Gegend reingelb. Rechts wurde an der Grenze vom helleren zum dunkleren Abschnitt eine Teilung am 20. Februar wie friiher vermutet. Zwischen dem B- und dem braunvioletten C-Ring habe ich wiederholt bestimmt eine Teilung gesehen, die nicht auf Kontrastwirkung zu beruhen schien. Auch Twby hat diese gezeichnet. Lau l) sah dort keine Spalte. Auf den

Sternwarte Bothkamp, 1913 Mai 3.

+ a 6

E M 2 9

Henkeln scheinen kleine helle Flecke die Cassini- Spalte dauernd zu tangieren; es handelt sich aber offenbar um eine optische Tauschung. Ein derartiger Fleck scheint von Laic fur das Auftreten des bikonkaven Kugelschattens ver- antwortlich gemacht zu werden. Die von Trouvdot gezeich- neten Zacken des Ringes an der Cassini-Spalte habe ich auch bei guter Luft nie gesehen.

H. H. Kritsinger.

2 beob. Korr. helioz.

g a km km km

1913 M . E . Z . & s Geschw. auf die 0 Geschw.

I) A.N. 191.113-118.

Ih25m5 I 0 33.0

7 48.5 7 38.5

Beobachtungen von Radialgeschwindigkeiten am Coude- Spektrographen der Wiener Sternwarte. Von AdoGf Hnatek.

31m +49.3 20 +48.5 25 +45.4 23 +43.2

Im folgenden sind die Resultate einer Anzahl von Auf- nahmen zusammengestellt, welche mit dem CoudC - Spektro- graphen der Wiener Universitatssternwarte erhalten worden sind. Der von 0. Toepfer und Sohn in Potsdam gebaute Spektrograph wurde Anfang Dezember 19 I 2 beim Rothschild- Coude montiert und kon?te nach Erledigung der Justierungs- arbeiten und der genauen Priifung seiner einzelnen Teile, sowie nach Beseitigung einiger kleiner Fehler bereits im Februar I 9 I 3 in Verwendung genommen werden, soda0 von da ab die regularen Beobachtungen ihren Anfang nehmen.

Da die Beschreibung des Spektrographen demnachst in den Annalen der Wiener Sternwarte detailliert erfolgen wird, sei hier nur kurz bemerkt, daO derselbe ein Einprismen- system darstellt, welches speziell der Aufnahme schwicherer Steme, etwa von der GroOenklasse 3m5 ab, dienen sol].

Er besitzt einen Kollimator von 1007 mm Brennweite und zwei Kameras, die Kamera A rnit 580 mm und die Kamera B mit 300 mm Brennweite. Das Kollimatorobjektiv und das Objektiv der Kamera A sind dreiteilige Apochromate, das Objektiv der Kamera B ist ein Tessar. Die gesamte Optik des Spektrographen ist von Zei5 in Jena geliefert. Das Halten des Sterns erfolgt ebenso wie beim Bruce-Spektro- graphen des Yerkes Observatory am Spalt.

Die Konstruktion des Spektrographen ist derart durch- gefiihrt, da5 derselbe, auf einer im Beobachtungsraum des Rothschild - CoudC hergestellten l'raversenanlage hangend, auch wahrend des Beobachtens ohne jedwede feste Verbin- dung mit dem Okularkopf des Coude selbst bleibt. Das System ist daher von den bei anderen Spektrographen immer als Funktion des Stundenwinkels auftretenden Biegungen vollig frei. Da aber bei dieser Konstruktionsart Spalt und brechende Kante stets horizontal stehen, war es nicht mliglich, die Verbreiterung der Spektren auf dem bisher iiblichen Wege durch Laufenlassen des Stems am Spalt zu erzielen. Diese Verbreiterung wird hier dadurch erreicht, daO der ganze Spektrograph durch ein Triebwerk um geringe, der ge- wunschten Spektrenbreite entsprechende Betrage vor dem Stern hin und her gefuhrt wird. Diese innerhalb der Grenzen von 0.0 mm bis 0 .5 mm auf jede beliebige Spektrenbreite einstellbare rhythmische Bewegung des Spektrographen erfolgt derart langsam und stetig, daO Fehler in keiner Weise da- durch hervorgerufen werden konnen.

Die folgenden Sterne sind aus einer Serie von etwa 90 Aufnahmen, die bisher erzielt worden sind, ausgewahlt.

1 0 14.5 37 7 5 5 . 0 30

+53.2 +49.7

Marz 3 n 4 = 6 )' 7

10 1 7 . 0 1 0 51.5 I I 12.0 10 0.5 8 22.0 10 10.0

7 45.0

Febr. 24 )) 25 = 26

M a z I

40 +47.8 45 +23.9 40 +11.9 5 5 -29.2 42 + 2.6 60 -32.9 60 8.8

Febr. 26 .= 27

M a z 2

)) 14 16

)) I 7

)) I2

1 1 5.0 35 10 51.0 45 9 57.5 45 10 59.0 50 10 21.0 44

Febr. 26 * 27

Marz 3

= 14 = I 2

+43.8 -20.3 -23.2 - 0.6 -28.6

-21.9 - 28.2 - 28.3 - 28.4 Mittel

- 28.4 - 28.4 - 28.5 - 28.8 Mittel

-22.8 -22.8 -24.1 - 26.8 -27.1

-27.6 -27.7

- 23.0 - 23.4 - 24.6 - 27.0 -27.4

- 18.3 - '9.9 - 20.4 Mittel

+21.4 +20.3 +17.1 + 14.8 + 18.4

+24.8 +21.3

+25.9 + 14.7 +21.7

+ 2 5.0 + 1.1 - 12.2 - 56.0 - 24.5 - 60.5 - 18.9

+ 20.8 - 43.7 -41.8 -27.6 - 56.0

- 49.6 - 44.2 -49.1 -47.8

Bemerkungen. I ) 8 Aurigae. 1900.0: 5h52m54a '37" 12'20~ 2?9

Typus Az. Entsprechend dem Spektraltypus zeigt das Spek- trum a u k r den breiten Wasserstofflinien eine ziemliche Zahl auOerst feiner und zarter Metallinien, die nur schwer erkenn- bar und meObar sind. Die auf Messungen einer Anzahl von