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Wahrnehmungsförderung im Pflegealltag Workshop 2. Pflegesymposium 08.09.2001 Neurologische Klinik GmbH Bad Neustadt/Saale Karin Meier, Physiotherapeutin Klaus Fischer, Krankenpfleger

Wahrnehmungsförderung im Pflegealltag Workshop 2. Pflegesymposium 08.09.2001 Neurologische Klinik GmbH Bad Neustadt/Saale Karin Meier, Physiotherapeutin

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Wahrnehmungsförderung im Pflegealltag

Workshop2. Pflegesymposium 08.09.2001

Neurologische Klinik GmbH Bad Neustadt/Saale

Karin Meier, PhysiotherapeutinKlaus Fischer, Krankenpfleger

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Wahrnehmen

SchmeckenRiechenSpürenHörenSehen

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Wahrnehmungskonzept

Aspekte menschlicher Verhaltensweisen Verhalten ist zielgerichtet Verhalten ist eingebunden in die physikalische Welt jeder hat den Wunsch, darüber zu kommunizieren

Annahme Hirnverletzte behalten diese Ziele

Problem Hirnverletzung bewirkt Verhaltensänderung Hirnverletzung erschwert Alltagshandlungen Patient gerät in eine „andere Welt“

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Spür-Rezeptoren

in der Haut

in Gelenken, Muskeln, Sehnen

Berührung

Druck

Temperatur

Schmerz

Stellung

Bewegung

Spannung

Kraftaufwand

taktil kinästhetisch(Oberflächen- (Bewegungs-empfinden) empfinden)

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„Quellen“ der Spürinformation

ich werde bewegt

ich bewege mich

WIDERSTAND

entsteht,

verändert sich

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Widerstand entsteht durch:

Umwelt-

Grenzen

äußere Grenzen

äußere Quellen

taktile Quellen

anatomischeGrenzen

innere Grenzen

innere Quellen

kinästhetische Quellen

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Explorationsmuster

Beschaffenheit: Erkundung durch:

Temperatur

Oberflächenbeschaffenheit

Konsistenz/Verformbarkeit

3-Dimensionalität

Kontur

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Die besondere Rolle des Spürens

Gleichzeitig motorisch ausführend und wahrnehmend

gegenseitig wirksam

multimodal

3-dimensional

ermöglicht Entdeckung der Kausalität

erfaßt die physikalische Wirklichkeit

ist immer eingebettet in Handeln

Grundlage der Handlungsfähigkeit

nicht durch andere Sinne kompensierbar

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Definition „Wahrnehmung“

Wahrnehmung ist ein aktiver Such- und Konstruktionsprozess, der zu sinnlichem Erkennen führt.

bezieht sich auf das Hier und Jetzt beinhaltet erkundende Aktivität benutzt den taktil-kinästhetischen Anteil als Grundlage gibt registrierten Eindrücken eine Deutung kann aktiv Vorstellungen konstruieren benutzt und aktualisiert gespeicherte Erfahrung

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Hinweise auf Wahrnehmungsstörungen

Inkonstanz der Selbständigkeit

geringe Frustrationstoleranz

fehlende Variabilität in Problemlösungen

Mißverhältnis zwischen sprachlichem Ausdruck und der Selbständigkeit

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Hinweise auf Wahrnehmungsstörungen

Mißverhältnis zwischen motorischem Potential und Handlungsfähigkeit

Mißverhältnis zwischen Sprachpotential und Kommunikationsfähigkeit

Mißverhältnis zwischen auditiver/visueller und taktil-kinästhetischer Wahrnehmung

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Hinweise auf Wahrnehmungsstörungen

Unfähigkeit, den Tonus der Unterlage/dem Gegenstand anzupassen

Unfähigkeit, Handlungsreihenfolgen einzuhalten

Unfähigkeit, Körper/Augen/Mund auf Bewegung vorzubereiten

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Wahrnehmungskonzept

Fragestellung welche Wahrnehmungsangebote sind sinnvoll, um den

Weg „in die Welt“ zu finden? Wie kann ich dem Patienten helfen, zu lernen?

Antwort im Wahrnehmungskonzept ich helfe dem Patienten, mit der physikalischen Welt in

Kontakt zu kommen ich ermögliche ihm unmittelbare Interaktionen

Methode Führen zum Spüren und Bewegen

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Wahrnehmungsstörung

... wenn die Informationssuche nicht zur Problemlösung beiträgt ...

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Hinweise, daß Patient ins Spüren kommt

Tonus kann sich an Unterlage anpassen

Unruhe läßt nach

„Geplapper“ verstummt

Geräusche können ausgeblendet werden

Optische Reize können ausgeblendet werden

Augen koordinieren sich mit Bewegung

kleine Handlungsschritte werden übernommen

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Hören oder Spüren?oder beides gleichzeitig?

Bedenke: die Kanalkapazität ist begrenzt verbale Anweisung setzt voraus, daß der Lösungsweg

bekannt ist die Handlungserfahrung ist sprachfrei gespeichert

Deshalb: zu Beginn der Handlung das „Was“, aber nicht das „Wie“

formulieren erst nach dem Handlungsschritt Kernsatz formulieren erst nach der Handlung Emotionen verbalisieren

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Führen im Alltag

„Pflegerisches Führen“

bei schwerbetroffenen Patienten in der Frühphase

bei ausgeprägten Tonuserhöhungen, die abhängig sind von

der Lage dem Kontakt zur

Umwelt dem Tempo und

ausmaß der passiven Bewegung

bei unruhigen Patienten

bei vegetativ instabilen Patienten

bei pflegerischen Tätig-keiten im Bett, beim Lagewechsel, beim Transfer

der Helfer löst die Probleme

Wechsel zwischen Spüren und Bewegen:

Körperteil 1 Körperteil 2

Druck Bewegen

DruckBewegen

Druck Bewegen

Patient soll verläß-liche Erfahrungen machen können in der Frage:

wo ist mein Körper in Bezug zur Unterlage (Welt)

der Patient soll Spüren und Bewegen angstfrei erleben und genießen können

der Tonus passt sich der Unterlage an

das Körperteil läßt sich leichter bewegen

das Gegendrücken läßt nach

die Unruhe läßt nach

Wann Methode Ziel Wahrnehmung

Hinweise

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Führen im Alltag

„Intensives Führen“

bei Patienten

die Handlungs-absichten zeigen

die zu handeln beginnen

die in Handlung wenig explorieren, schnell aufgeben, wenig Variabilität zeigen, steckenbleiben

Wechsel zwischen Spüren und Bewegen (siehe „pflegerisches Führen“)

der ganze Körper wird bei der Handlung geführt

Helfer und Patient erkunden und lösen das Problem gemeinsam

Patient soll verläß-liche Erfahrungen machen können in der Frage:

wo ist mein Körper in Bezug zu einer, zwei, drei Unterlagen?

Wie kann ich Gegensände und Körperposition verändern

wie ist der Bezug „hinein-hinaus“ „Teil-Ganzes“ „Quelle-Weg-Ziel“

der Tonus paßt sich der Unterlage an

der Tonus paßt sich an den Gegenstand an

der Patient übernimmt kleine Handlungsschritte

die Augen richten sich auf den Gegenstand

die Augen, die Haltung gehen der Bewegung voran

Ausrichtung auf äußere Geräusche und optische Reize nimmt ab

Wann Methode Ziel Wahrnehmung

Hinweise