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8 Der Selbständige 04-2020 Klimawandel: Prof. Fritz Vahrenholt hält politisch gewollte Reduzierung der CO2-Emissionen für Unsinn – „Nur Stimmen und Stimmung zählen“ Was Merkels „Pillepalle“ kostet

Was Merkels „Pillepalle“ kostet

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Klimawandel: Prof. Fritz Vahrenholt hält politisch gewollte Reduzierungder CO2-Emissionen für Unsinn – „Nur Stimmen und Stimmung zählen“

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Das Adjektiv „umstritten“ istfest verbandelt mit demNamen Fritz Vahrenholt.

Dabei ist das Mainstream-Etikett„umstritten“ unumstritten die per-fideste Form psychologischer De-montage, wenn es darum geht, ei-ne unbeliebte Person in eine be-stimmte Ecke zu stellen. Derehemalige Hamburger Umweltse-nator und SPD-Spitzenpolitikersteht seit geraumer Zeit in derEcke der „Klimawandel-Leugner“,weil er etwas ausspricht, was nichtdem Leitbild der gesellschaftlichanerkannten Debatte entspricht.Damit ist er zwar als Wissen-schaftler umstritten, aber für nichtwenige auch interessant, wie aufWelt online zu lesen war.

Eine seiner Thesen hat ihn auchunlängst den Job bei der Deut-schen Wildtierstiftung gekostet,weil er einen Brief an die Abgeord-neten des Deutschen Bundes -tages geschrieben hatte, in dem er die politisch gewollte Reduzie-rung der CO2-Emissionen auf null CO2-Emissionen als „sinnlos“ be-zeichnet.

China erhöht CO2-Ausstoß um 70 %In einem Gespräch mit BDS-Haupt-geschäftsführer Joachim Schäferhob der studierte sowie diplomier-te Chemiker und Universitätspro-fessor hervor, dass er die Pläne derBundesregierung, in 30 Jahren auffossile Energiequellen verzichtenzu wollen, für Unsinn halte. Dasmache auch deshalb, global gese-hen, keinen Sinn, weil China in dennächsten zehn Jahren 250 Kohle-kraftwerke bauen und so seinenCO2-Ausstoß um 70 Prozent erhö-hen werde. Vahrenholt wörtlich:„Da macht unser Anteil weltweitnicht viel Unterschied.“ Mehrnoch: „Am Ende muss Deutsch-land Strom aus Tschechien, Polenund Frankreich importieren – alsoStrom aus Kohle- und Atomkraft-werken“.

Was Fritz Vahrenholt besondersumtreibt, ist die nach seinen Wor-ten kaum nachvollziehbare Hal-tung der Bundeskanzlerin, die, wiesie den Bundestagsabgeordnetender Union zu verstehen gab, kein„Pillepalle“ mehr zu akzeptieren

gedenkt und leichtfertig verkündethabe: „wir wollen bis 2050 kliman-eutral sein“. Eine Haltung, die Vah-renholt wie folgt umreißt: „NurStimmen und Stimmung zählen“.Wie auch bei anderen Fragen spiel-ten ökonomische oder sonstigeRationalitäten keine Rolle mehr, soVahrenholts Kritik.

Vor allem kritisiert Vahrenholt,dass Merkels „Pillepalle“ bei Ein-

„DeutscheHaushalte werden mit320,00 Euromonatlich belastet.“

haltung des CO2-Reduktionszielsjeden deutschen Haushalt mit320,00 Euro belasten werde – mo-natlich wohlgemerkt, nicht jähr-lich. Diese Zahlen habe er sichnicht zusammenfantasiert, unter-strich Vahrenholt, sondern seienErgebnisse einer Untersuchungvon Experten der Nationalen Aka-demie der Wissenschaften Leopol-dina, der Deutschen Akademie der

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Technikwissenschaften und derUnion der Deutschen Akademiender Wissenschaften.

Und noch etwas, was Fritz Vah-renholt aufregt: Weil sich in denländlichen Regionen unzählige In-itiativen gegen den weiteren Zubauvon Windkraftanlagen wehrtenund Kommunalpolitiker kaum nochneue Windparks genehmigten,empfehle das Umweltbundesamt,wegen des drohenden Scheiternsder Energiewende an der Bürger -akzeptanz, Windräder nicht nur auflandwirtschaftlichen Flächen son-dern auch zusätzlich in Wäldern zubauen, weil der Wald größtenteilsin öffentlicher Hand sei und derNaturschutz dort selten Wider-stand leiste. Kommentar Vahren-holt: „Wald wird vernichtet, der eigentlich CO2 binden soll. Der Kli-maschutz zerstört sich selbst.“

Sichere KernkraftwerkeWelche Alternativen gibt es fürFritz Vahrenholt, um der Erderwär-mung sinnvoll zu begegnen?

Eine Option, Windkraft- und So-larenergie zu ersetzen, sieht FritzVahrenholt in CO2-freien Kohle-kraftwerken (CCS) sowie in Gas-kraftwerken, die später mit CO2-frei erzeugtem Methan betriebenwerden. Aber auch durch sichereKernkraftwerke ohne langlebigeRückstände (Dual-Fluid-Reakto-ren) sowie durch die Herstellungsynthetischer Kraftstoffe und dieFusionsenergie kann nach Ansichtdes gestandenen Sozialdemokra-ten das Problem der steigenden Erderwärmung gelöst werden.Weiterhin plädiert Vahrenholt fürein Aufforstungsprogramm von 1 Billion Bäume, das zu einer Re-duzierung der weltweiten CO2-Emissionen um rund 25 Prozentführen würde. Auf dem jetzigenWeg weiterzugehen, allein mitWindkraftwerken und Solarener-gie eine hochentwickelte Indus-triegesellschaft mit jederzeit ver-fügbarem und wettbewerbsfähi-gem Strom zu versorgen, werdeschiefgehen. Auf der Strecke blie-ben die industriellen Arbeitsplätzeund unser Wohlstand. Und: „Nie-mand auf der Welt wird uns auf die-sem Wege folgen“, so Vahrenholt.

„Unerwünschte Wahrheiten“Seine neu gewonnenen Kennt-nisse will der Ex-Umweltsenator ineinem weiteren wissenschaft-lichen und politischen Buch veröf-fentlichen. Der Titel liest sich wieeine Kampfansage an seine Kriti-ker: „Unerwünschte Wahrheiten“.Das Buch baut auf den Erkenntnis-sen auf, die Vahrenholt in seinemersten Bestseller „Die kalte Son-

ne“ bereits veröffentlicht hat undsoll auf der kommenden Frankfur-ter Buchmesse vorgestellt werden.

Zwischen Prof. Fritz Vahrenholtund Joachim Schäfer wurde einwei teres Gespräch vereinbart,dass für Ende April diesen Jahresterminiert wurde und in dem die „unerwünschte Wahrheiten“ deut-lich gemacht und erläutert werdensollen. A.S. n

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Prof. Dr. Fritz Vahrenholt (* 8. Mai 1949 in Gelsenkirchen-Buer)ist ein deutscher Politiker (SPD), Manager, Wissenschaftlerund Buchautor.

Nach einigen beruflichen Stationen in der Umweltverwal-tung des Bundes (Umweltbundesamt) und des Landes Hessen(Umweltministerium) wurde Vahrenholt 1984 im Alter von 35Jahren vom Senat unter Bürgermeister Klaus von Dohnanyizum Staatsrat (Staatssekretär) der Hamburger Umweltbehör-de ernannt. 1990 wurde er von Bürgermeister Voscherau zumChef der Senatskanzlei berufen und vertrat Hamburg bei denVerhandlungen über den Einigungsvertrag zwischen derBundesrepublik Deutschland und der DDR.

1991 wurde er von der Hamburgischen Bürgerschaft aufVorschlag von Bürgermeister Voscherau zum Umweltsenator

gewählt. Er wurde 1993 wiedergewählt und schied, nachdemVoscherau im Oktober 1997 zurücktrat und eine rot-grüne Lan-desregierung gebildet wurde, ebenfalls aus dem Senat aus.

Vahrenholt wechselte im Februar 1998 in den Vorstand derDeutschen Shell AG und übernahm u.a. die neugegründeteSparte der Erneuerbaren Energien. 2001 wurde er zum Vor-standsvorsitzenden der REpower Systems AG berufen, einemkleinen mittelständischen Windkraftunternehmen mit Sitz inHamburg. Vahrenholt brachte das Windkraftunternehmendurch eine Kapitalerhöhung von 80 Millionen Euro im März2002 an die Börse und verließ das Unternehmen, als es für 1,3 Milliarden Euro vom indischen Wettbewerber Suzlon 2007übernommen wurde. Von Februar 2008 bis Juli 2012 war erVorstandsvorsitzender des neugegründeten RWE-Tochter-unternehmens RWE Innogy GmbH. Mit jährlichen Investitionenvon rund 1 Milliarde Euro wurde das Unternehmen binnen 5 Jahren zu einem der führenden Investoren in Wind-, Wasser-und Biomassekraftwerke in Europa.

Im Alter von 63 Jahren, am 1. August 2012, wurde Vahren-holt vom Kuratorium der Deutschen Wildtier Stiftung zum Alleinvorstand und Nachfolger des Gründers der Stiftung,Haymo Rethwisch, ernannt. Die Stiftung, die vom Stifter miteinem Stiftungskapital von 150 Millionen ausgestattet wurde,setzt sich für den Schutz und die Förderung heimischer Wild-tiere ein. Am 19.12.2019 wurde Vahrenholt wegen seiner kli-mawissenschaftlichen Position vom Präsidium der Stiftungentlassen.

Seit 1999 ist er Honorarprofessor an der Universität Ham-burg im Fachbereich Chemie. n

Zur Person

Besuchen Sie uns im Web unter www.bds-dgv.de

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von Prof. Fritz Vahrenholt

Obwohl sich die Diskussion über dieKlimaprognosen des IPCC im we-sentlichen über die Temperaturent-

wicklung bis 2100 erstreckt, ist die Be-schäftigung mit der Entwicklung dernächsten 30 Jahre von viel größerer Be-deutung. In dieser Zeit werden die politi-schen Ziele der CO2 Minderung gesetzt.Die Strukturentscheidungen und finanziel-len Rahmenbedingungen darüber, wie wiruns mit Energie versorgen wollen, fallen indiesen Zeitraum. Überraschungen hin-sichtlich der Temperaturentwicklung wer-den die politischen Entscheidungen starkbeeinflussen.

Judith Curry , ehemals Professorin fürGeo- und Atmosphärenwissenschaftenam Georgia Institute of Technology, hatsich mit der vor uns liegenden Tempera-turentwicklung von 2020 bis 2050 be-schäftigt.

Sie legte für ihre Betrachtung das IPCC-Szenario RCP 4.5 zugrunde, das einemEntwicklungspfad entspricht, der die

Erfüllung des Pariser Abkommens zurGrundlage hat. Danach steigen die CO2-Emissionen bis 2050 immer weniger an,um nach 2050 bis 2100 auf die Hälfte derheutigen Emissionen abzufallen. Die Tem-peraturantwort berechnet Curry dem 5.Sachstandsbericht des IPCC zufolge miteiner Bandbreite von 0,52 bis 0,7 Grad bis2050. Da dieser Wert durch wenig über-zeugende Modelle berechnet wurde, stelltCurry diesem IPCC- Wert den von ihr undLewis ermittelten Wert einer Temperatur-steigerung von 0,35 °C gegenüber.

Nun muss man feststellen, dass diesdie zu erwartenden Werte sind, wenn derSonneneinfluss nahezu Null ist, keine Vul-kaneruptionen stattfinden und die AMOebenfalls einen Einfluss von Null hat.

Tatsächlich berechnet das IPCC denSonneneinfluss bis 2100 auf der Basis des23. Solarzyklus, der immerhin der dritt-stärkste Solarzyklus seit 1850 war. Derjetzige 24. Zyklus ist der schwächste seit1850. Und wir können davon ausgehen,dass der 25. ebenso schwach sein wird.Das IPCC tut in seinen Modellberechnun-

gen so, als ob die Solarzyklen so stark blei-ben werden wie der 23. Selbst Rahmstorfund Feulner hatten in einer Publikation ausdem Jahre 2010 einen Effekt von -0,1 bis -0,26 °C im Falle einer solaren Abschwä-chung eingeräumt. Dabei sind nicht einmalstärkere Effekte aus der Veränderung desMagnetfeldes und einer Wolkenverände-rung (Svensmark-Effekt) berücksichtigt.

So nimmt also Curry konservativ für diesolaren Effekte -0,1 bis - 0,26°C an.

Hinsichtlich der vulkanischen Eruptio-nen und der damit verbundenen Abküh-lung sehen die Modelle ebenso keinen Ef-fekt im Verlaufe des 21. Jahrhunderts vor.Aber es gibt eine statistische Erwartungvon Vulkaneruptionen bis 2050, indemman einfach die Statistik des letzten Jahr-hunderts zugrundelegt.

Curry nimmt daher einen Effekt von -0,12°C Temperaturrückgang für diesen Effekt an.

Den größten Effekt hat die Nichtbe-rücksichtigung der atlantischen multide-kadischen Oszillation, die wir hier schonseit Jahren beschreiben.

Wie wird sich das Klima von 2020 bis 2050 entwickeln?

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Der AMO-Index zeigt, dass der Absturzder atlantischen Temperaturen mit hoherWahrscheinlichkeit in den nächsten Jahrenzu erwarten ist. Seit dem letzten Phasen-wechsel von 1995 sind 25 Jahre vergangen.Curry berücksichtigt daher in ihrem semi-empirischen Ansatz eine Abkühlung von -0,2 bis -0,3 °C bis 2050. Natürlich wird inder 2. Hälfte dieses Jahrhunderts die AMOwieder in die positive Phase zurückschwin-gen, aber bis 2050 muss dieser Effekt alsAbkühlung berücksichtigt werden.

Curry kommt insgesamt zu folgendemErgebnis (siehe Kasten):

Wenn alle Abkühlungseffekte nicht ein-treten und die stärkste CO2-Wirkung zu-grundegelegt wird, erwärmt sich der Globusum 0,7 °C bis 2050. Im mittleren moderatenFall, kommt es zu kaum einer Erwärmung.Sollten die von Curry und Lewis ermittelteCO2-Wirkung von 0,35 °C mit allen kühlen-den Effekten zusammenkommen, kommtCurry zu einer Abkühlung von -0,5 °C.

Was das Ausbleiben einer Erwärmung -um beim mittleren Fall zu bleiben - für politi-sche Konsequenzen hat, kann man sichleicht ausmalen. Diese Unwägbarkeit ist denmeisten Klimaforschern bewusst.

Aber keiner von Ihnen wagt es ihren Zau-berlehrlingen von Fridays for future zu wider-sprechen und sie darauf hinzuweisen: eskönnte auch sein, dass in den nächsten 30 Jahren gar nichts passiert.

Schliesslich leben die Alarmisten in Ver-bänden und Politik davon, dass schon in den nächsten 12 Jahren das Ende derMenschheit droht, wenn nicht sofort gehandelt wird.

Das könnte spannend werden, wenn trotzsteigender CO2 Emissionen - und dafür sorgen schon allein Indien und China - dieErwärmung bis 2050 ausbleibt. n

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