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25.01.2017 Seite 0 Andreas Tietz
Zukunftsforum Ländliche Entwicklung, Berlin
Andreas Tietz Thünen-Institut für Ländliche Räume, Braunschweig
Zukunftsforum Ländliche Entwicklung - Wie viel Bodenlenkung verträgt der ländliche Raum? Berlin, 25.01.2017
Was wissen wir über die Verteilung von Boden in Deutschland? Erkenntnisse aus den Studien des Thünen-Instituts und offene Fragen
© Fotoliá
25.01.2017 Seite 1 Andreas Tietz
Zukunftsforum Ländliche Entwicklung, Berlin
Was wissen wir über die Verteilung von Boden in Deutschland?
Gliederung
1. Bodenverteilung in der Landwirtschaft
2. Pachtfläche und Pachtmarkt
3. Eigentumsfläche und Kaufmarkt
4. Bodeneigentum juristischer Personen und Share Deals
5. Offene Fragen
25.01.2017 Seite 2 Andreas Tietz
Zukunftsforum Ländliche Entwicklung, Berlin
Bodenverteilung in der Landwirtschaft
Quelle: Statistisches Bundesamt (2014)
Alte Bundesländer
Eigentumsfläche
4.882.000 ha
Pachtfläche
6.301.000 ha
238.400 Betriebe
Neue Bundesländer
Pachtfläche
3.983.000 ha
Eigentumsfläche
1.534.000 ha
22.100 Betriebe
Eigentums- und Pachtfläche landwirtschaftlicher Betriebe (2013)
25.01.2017 Seite 3 Andreas Tietz
Zukunftsforum Ländliche Entwicklung, Berlin
Wandel der Agrarstruktur: Im Westen stärker über Pacht, im Osten über Kauf
0
5
10
15
20
25
30
35
40
45
50
1999 2003 2007 2010 2013
LF/B
etri
eb
(h
a)
Alte Bundesländer
Eigentumsfläche Pachtfläche
0
50
100
150
200
250
300
1999 2003 2007 2010 2013LF
/Bet
rie
b (
ha)
Neue Bundesländer
Eigentumsfläche Pachtfläche
Quelle: Statistisches Bundesamt (div. Jgg.)
Pachtanteil 51% 55% 55% 55% 56% 89% 80%
72% 86%
75%
25.01.2017 Seite 4 Andreas Tietz
Zukunftsforum Ländliche Entwicklung, Berlin
2. Pachtmarkt: Datenquellen
• Wichtigste Quelle: Agrarstrukturerhebung
Selbstauskunft der Betriebe, alle 3 (Stichprobe) bzw. 10 Jahre (Vollerhebung)
Publikation auf Ebene der Länder (alle 3 Jahre) und Kreise (alle 10 Jahre)
Angaben (2013) für: Zahl Betriebe Fläche mit Angaben
Durchschnitt aller gepachteten Flächen
195.000 8.852.700 ha (88% der Pachtfläche insg.)
Flächen mit Pachtpreis-änderungen der letzten 2 Jahre
25.300 621.700 ha (6% der Pachtfläche insg.)
Wenig aussagekräftige Daten
25.01.2017 Seite 5 Andreas Tietz
Zukunftsforum Ländliche Entwicklung, Berlin
Entwicklung der Pachtpreise
0
100
200
300
400
500
600
1999 2001 2003 2005 2007 2010 2013
Pac
htp
reis
(€
/ha
LF)
NiedersachsenNeupachten
Bestands-pachten (NI)
Mecklenburg-VorpommernNeupachten
Bestands-pachten (MV)
Quelle: Statistisches Bundesamt
Neupachten und Bestandspachten für LF insgesamt
25.01.2017 Seite 6 Andreas Tietz
Zukunftsforum Ländliche Entwicklung, Berlin
Regionale Unterschiede der Pachtpreise
Neupachten 2013 in Euro/ha LF
Quelle: Statistisches Bundesamt
416
176 170
263
251
252
219
520
487
510
298
161
117 25%
1% 1%
10%
39%
11%
21%
31%
36%
7%
15%
39%
-8%
Wachstum von 2010 bis 2013
25.01.2017 Seite 7 Andreas Tietz
Zukunftsforum Ländliche Entwicklung, Berlin
3. Kaufmarkt: Datenquellen
• Erfassung und Auswertung aller Kauffälle für Boden durch Gutachterausschüsse für Grundstückswerte
„Flaschenhals“: Notarielle Beurkundung
Bereinigung um außergewöhnliche Fälle
• Zwangsversteigerung, Verkäufe unter Verwandten, Bauerwartungsland
• außergewöhnliche Preise (?)
• Jährliche Publikation der bereinigten Daten durch die Statistischen Ämter
Daten auf Ebene der Länder und Kreise
Gesamtmarkt ist (etwas) größer als die publizierten Daten
25.01.2017 Seite 8 Andreas Tietz
Zukunftsforum Ländliche Entwicklung, Berlin
Wieviel Landwirtschaftsfläche wird gehandelt?
• Alte Bundesländer: ca. 41.000 ha/Jahr (2011-2015) von insgesamt 11,6 Mio. ha LF
• Neue Bundesländer: ca. 68.000 ha/Jahr (2011-2015) von insgesamt 5,5 Mio. ha LF
Bodenmobilität = verkaufte LF/Jahr (Ø 2011 - 2015)
in Prozent der LF je Bundesland
0,2
1,0 0,8
1,0
1,3
0,6
0,5
0,5
0,4
0,3
0,3
1,8
Quelle: Statistisches Bundesamt
25.01.2017 Seite 9 Andreas Tietz
Zukunftsforum Ländliche Entwicklung, Berlin
Entwicklung der Kaufwerte für landwirtschaftlichen Boden in Deutschland
0
5.000
10.000
15.000
20.000
25.000
30.000
35.000
40.000
45.000
1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011 2013 2015
Kau
fwe
rt (
Euro
/ha
FdlN
)
Bayern Niedersachsen Alte Bundesländer
Mecklenb.-Vorpommern Neue Bundesländer
Quelle: Statistisches Bundesamt
25.01.2017 Seite 10 Andreas Tietz
Zukunftsforum Ländliche Entwicklung, Berlin
Regionale Unterschiede der Kaufwerte
Kaufwerte 2015 in 1.000 Euro/ha FdlN
Quelle: Statistisches Bundesamt
47
10 11
15
20
13
14
31
26
39
25
12
10 102%
139% 124%
202%
314%
44%
12%
126%
119%
43%
35%
301%
10%
Wachstum von 2007 bis 2015
25.01.2017 Seite 11 Andreas Tietz
Zukunftsforum Ländliche Entwicklung, Berlin
Wer sind die Käufer von Agrarflächen?
• Großes Publikumsinteresse an Investition in Agrarfläche
• Kaum Daten zu Käufergruppen verfügbar
• Relativ wirksame Regulierung des Bodenmarkts durch das Grundstückverkehrsgesetz (GrdstVG)
hat als Nachfrage und Preis dämpfendes Instrument vermutlich eine hohe Wirkung
Umgehungsmöglichkeiten
• Vermutung: Käufer von Agrarflächen sind überwiegend Landwirte und nichtlandwirtschaftliche „Insider“
institutionelle Anleger sind eher die Ausnahme
25.01.2017 Seite 12 Andreas Tietz
Zukunftsforum Ländliche Entwicklung, Berlin
4. Bodenverteilung in juristischen Personen: ein Thema der neuen Bundesländer (noch?)
Quelle: Statistisches Bundesamt (2014)
Alte Bundesländer
Eigentumsfläche
56.400 ha
Pachtfläche
53.700 ha
1.700 Betriebe, Ø 64,8 ha
Neue Bundesländer
Pachtfläche
2.200.800 ha
Eigentumsfläche
610.200 ha
3.600 Betriebe, Ø 780,8 ha
Eigentums- und Pachtfläche landwirtschaftlicher Betriebe der Rechtsform „Juristische Person“ (2013)
25.01.2017 Seite 13 Andreas Tietz
Zukunftsforum Ländliche Entwicklung, Berlin
Intransparente Eigentümerstruktur bei juristischen Personen
• Eigentümerstrukturen juristischer Personen spielen eine Rolle:
weder in der Agrarstatistik
noch im landwirtschaftlichen Förderrecht (1. Säule)
noch im Grundstückverkehrsgesetz
• Umverteilung von Boden auf dem Weg des Share Deal (= Kauf der Geschäftsanteile von Unternehmen mit Bodeneigentum) unterliegt keiner bodenrechtlichen Kontrolle
BMEL-Aufträge an das Thünen-Institut mit Blick auf überregional aktive Investoren
25.01.2017 Seite 14 Andreas Tietz
Zukunftsforum Ländliche Entwicklung, Berlin
Thünen-Studie „Überregional aktive Kapital-eigentümer in ostdeutschen Agrarunternehmen“
Thünen Report 35 (12/2015)
Forschungsfragen:
• Welche Bedeutung haben überregional aktive Investoren als Anteilseigner landwirtschaftlicher Unternehmen?
Anteil an allen juristischen Personen
Anteil an der bewirtschafteten Fläche
• Wie haben sich die Anteile im Zeitablauf seit 2007 entwickelt?
• Untersuchungsregion: Nur neue Bundesländer
25.01.2017 Seite 15 Andreas Tietz
Zukunftsforum Ländliche Entwicklung, Berlin
Methodik
• Fallstudien in 8 Landkreisen in 4 Bundesländern
• Flächendeckende Erhebung online verfügbarer Daten
– Handelsregister
– Unternehmensdatenbank „Dafne“
– Suchmaschinen
• Vollerhebung juristischer Personen der Rechtsformen:
– eG ̶ AG
– GmbH ̶ GmbH & Co. KG
676 Unter-
nehmen
500.000 ha LF
(≈50% der Gesamt-LF)
25.01.2017 Seite 16 Andreas Tietz
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Methodik der regionalen Fallstudien
Analyse der Anteilseigner (GmbH), ihrer Zahl, aktuellen Zusammensetzung und Änderungen seit 2007
eG, AG: Vorstandsmitglieder + Zahl der Genossen/Aktionäre
Einstufung der Anteilseigner (Vorstände) anhand ihrer Eigenschaften
• Familienzugehörigkeit, Wohnort
• Weitere Beteiligungen in und außerhalb der Region und der Branche
• Mehrheitsverhältnisse im Unternehmen
Bildung von 8 Unternehmenskategorien (Fallgruppen)
25.01.2017 Seite 17 Andreas Tietz
Zukunftsforum Ländliche Entwicklung, Berlin
Kategorien der Investoren: Fallgruppen in der Untersuchung
1. Regional aktives Einfamilienunternehmen
2. Regional aktives Mehrfamilienunternehmen
3. Unternehmen mit externem Kapitalgeber (Minderheit)
Ortsansässig Überregional aktiv
4. Überregional aktiver Landwirt
5. Überregional aktive landwirtschaftliche Holding
6. Unternehmen der vor- und nachgelagerten Industrie
7. Nichtlandw. Investor mit einem Agrarunternehmen
8. Nichtlandw. Investor mit mehreren Agrarunternehmen
Nichtlandwirtschaftlich Landwirtschaftsnah
Wohnort < 50 km vom Sitz des
Unternehmens
Wohnort > 50 km entfernt und
weitere Beteiligungen nach Branche
25.01.2017 Seite 18 Andreas Tietz
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Anteil der Unternehmen in Fallgruppen nach Region (Stand 2014)
25.01.2017 Seite 19 Andreas Tietz
Zukunftsforum Ländliche Entwicklung, Berlin
Wechsel der Mehrheitseigentümer 2007 bis 2014: 80 Fälle (zuvor regional aktive Eigentümer)
25.01.2017 Seite 20 Andreas Tietz
Zukunftsforum Ländliche Entwicklung, Berlin
Mit Share Deals übergegangenes Eigenland im Vergleich zur verkauften Fläche laut Kaufstatistik
0 1.000 2.000 3.000 4.000
Nordsachsen
Bautzen
Sömmerda
Schmalkalden-Meiningen
Stendal
Anhalt-Bitterfeld
Vorpommern-Rügen
Mecklenb. Seenplatte
Hektar pro Jahr (Ø 2007-2014)
Eigenland in Share Deals (geschätzt) Flächenkauf laut Statistik
Umfang der Fläche, die via Share Deals den Eigentümer wechselt, ist beachtlich (21% der verkauften LF im Durchschnitt der Fallregionen)
Bodenmobilität
Kaufmarkt Share Deals
1,4% 0,4%
1,1% 0,4%
1,6% 0,0%
1,0% 0,1%
0,9% 0,1%
0,9% 0,1%
0,4% 0,2%
0,9% 0,1%
25.01.2017 Seite 21 Andreas Tietz
Zukunftsforum Ländliche Entwicklung, Berlin
5. Fazit: Offene Fragen
• Kenntnisse über die Entwicklung des Pachtmarkts sind unzureichend
• Kaufmarkt: Anteile von Landwirten und Nichtlandwirten unter den Käufern sind weitgehend unbekannt
• Daten zur Verteilung von Bodeneigentum (Eigentumskonzentration) sind nicht verfügbar
• Personelle Verteilung von Bodeneigentum unter Berücksichti-gung von Unternehmensanteilen ist weitgehend unbekannt
25.01.2017 Seite 22 Andreas Tietz
Zukunftsforum Ländliche Entwicklung, Berlin
5. Fazit: Offene Fragen
Will man stärker als bislang in den Bodenmarkt eingreifen, sollte klar benannt werden:
• Welches sind die Fehlentwicklungen, denen entgegengewirkt werden soll?
• Welche Werkzeuge sind hierfür am besten geeignet?
25.01.2017 Seite 23 Andreas Tietz
Zukunftsforum Ländliche Entwicklung, Berlin
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
https://www.thuenen.de/de/lr/projekte/bestimmungsgruende-und-auswirkungen-der-entwicklungen-auf-landwirtschaftlichen-bodenmaerkten