Web 2.0 als Basistechnologien für CSCL-Umgebungen

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Vorabversion die finale Version ist erschienen in: CSCL-Kompendium 2.0. Haake, J., Schwabe, G., Wessner, M. (Hrsg.). 2012. Oldenbourg, Mnchen, S. 97-111

2.2

Kapitel 2.2: Web 2.0 als Basistechnologien fr CSCL-UmgebungenMartin Ebner1, Anja Lorenz21

Technische Universitt Graz, 2Technische Universitt Chemnitz

1

Einleitung

Nach der Dotcom-Blase und der damit verbundenen ersten abflauenden Euphorie gegenber den Potentialen des World Wide Webs wurde im Jahr 2004 ein neuer Begriff postuliert: Web 2.0. Dieser beschreibt aber keinen technologischen Versionssprung, sondern den Umgang der Nutzer/innen durch deren aktive Beteiligung. Es entstehen immer mehr Dienste und Applikationen, die eine Einbeziehung der Nutzer/innen ermglichen und es so immer einfacher machen, im World Wide Web zu partizipieren und eigene Inhalte zu publizieren. In diesem Beitrag wird eine erste grobe bersicht ber die wichtigsten Applikationen gegeben sowie deren typische Merkmale herausgearbeitet. Ziel ist es, eine Grundlage fr nachfolgende Kapitel zu geben, welche die speziellen Ausprgungen der Anwendungen in CSCLUmgebungen darlegen.

22.2

Web 2.0 und Social SoftwareWeb 2.0

Anders, als es die Versionsnummer vielleicht erwarten lsst, ist das Web 2.0 kein neues Internet, das entwickelt wurde, um das alte zu ersetzen. Der Begriff ist bei einem Brainstorming zwischen OReilly, bekannt als Fachverlag fr IT-Themen, und MediaLive International, Organisator von Veranstaltungen im IT-Bereich, entstanden (O'Reilly, 2007, S. 17), bei dem ein geeigneter Name fr eine Konferenz gesucht wurde, die heute unter dem Namen Web 2.0 Summit bekannt ist (siehe Web 2.0 Summit, 2011). Der dazu entstandene Blogeintrag von Tim OReilly (O'Reilly, 2005), 2007 als Journalartikel verffentlicht (O'Reilly, 2007), erlutert die Besonderheiten der vernderten Internetnutzung durch neue Anwendungen und den damit eingeluteten Paradigmenwechsel im Umgang mit dem Internet. Die wichtigsten Aspekte sind dabei User Generated Content, die dabei entstehenden Nutzernetzwerke, der Zuwachs an (Meta-)Daten und die Bereitstellung von Diensten anstelle des Einsatzes von Werkzeugen. Inhaltserstellung durch die Nutzer/innen: User Generated Content. Whrend die Erstellung von Webinhalten lange Zeit denen vorbehalten war, die zumindest Kenntnisse in HTML und Internetprotokollen hatten, ist dieses Wissen fr die Web-2.0-Anwendungen nicht mehr ntig, da diese nutzerfreundlicher und vor allem einfacher geworden waren (Back, Gronau, & Tochtermann, 2009, S. 3; Schaffert & Wieden-Bischof, 2009, S. 17ff). Nun war es jedem

mglich, ohne diese tiefere Kenntnis Beitrge auf Webseiten, z. B. in Form von Wiki-, Blogeintrgen oder Kommentaren, zu hinterlassen. Die Webseiten gewinnen damit stndig an Aktualitt und werden fr die Leser/innen relevanter (Kerres, 2009, S. 3f). Diejenigen, die frher also nur gelesen haben, werden zu Prosumern (Toffler, 1980, S. 283), also selbst aktiv (siehe Abbildung 1), was auch im CSCL Mglichkeiten zur unmittelbaren Beteiligung der Lernenden erffnet.

Abbildung 1: Nutzerrolle in Web 1.0 und Web 2.0 (vgl. Trump, Klingler, & Gerhards, 2007, S. 9)

Nutzernetzwerke. OREILLY bezeichnet die bei der Nutzerbeteiligung entstehenden Netzwerke als einen zentralen Aspekt der Web-2.0-ra (O'Reilly, 2007, S. 24). Durch die Kommunikation der Autoren und Autorinnen mit den Leser/innen auch ber Webseiten hinweg entstehen Autorengemeinschaften (Trump, Klingler, & Gerhards, 2007, S. 12), in denen sich jede/r Nutzer/in aus einer individuellen Motivation heraus beteiligt. Die Gemeinschaft wurde also weder formell gegrndet, noch haben die Autorinnen und Autoren fest definierte gemeinsame Ziele oder Interessen (Koch & Richter, 2008, S. 7). Hierdurch sind Nutzernetzwerke auch stark von Online-Communities zu unterscheiden, welche sich aus gemeinsamen Bedrfnissen, Absichten oder Interessen heraus bilden (Schaffert & Wieden-Bischof, 2009, S. 11f), und knnen eher mit dem im CSCL angesiedelten Konzept der Communities of Practice (Lave & Wenger, 1991, S. 30) verglichen werden. Mit Nutzerprofilen bieten viele Plattformen ihren Nutzern und Nutzerinnen die Mglichkeit, sich selbst darzustellen und mit anderen zu kommunizieren. Beitrge und Kommentare werden mit diesem Profil verknpft und erhalten so einen persnlichen Aspekt (Schmidt, 2006, S. 39). Die Profile knnen durch Freundschaften, Kontakte oder Follower auch oft explizit miteinander verknpft werden und bilden ein soziales Netzwerk, dessen Verbindungen unterschiedlich stark sein knnen (vgl. Granovetter, 1973). Das Web 2.0 ist keine reine technologische, sondern vor allem eine soziale Revolution, die auf dieser Nutzerbeteiligung und -vernetzung basiert (Downes, 2005). (Meta-)Daten. Neben der gewachsenen Anzahl datengetriebener Anwendungen (vgl. Back, Gronau, & Tochtermann, 2009, S. 3), beispielsweise zum Austausch von Fotos und Musik oder fr Nutzerprofile, sind es vor allem die Metadaten(-banken), die Informationen oder Dienste aufwerten (O'Reilly & Battelle, 2009, S. 4). Durch sie knnen die Inhalte durchsucht und gefiltert werden. Dienste statt Werkzeuge. Nachdem das Web 1.0 hauptschlich aus HTML-Dokumenten bestand, die durch Hyperlinks verbunden waren, werden Anwendungen immer mehr direkt ber das Internet zur Verfgung gestellt. Aus dem Web of Hyperlinks entwickelt sich ein Web of Applications (Ebner, 2010; Tuchinda, Szekely, & Knoblock, 2008). Die bentigten Operationen werden nicht auf dem Anwender-PC, sondern von einem Webservice ausgefhrt (O'Reilly, 2007, S. 18ff). Die serverseitige Software wird dabei kaum noch als ein Produkt, sondern immer mehr als eine Dienstleistung betrachtet, die teilweise ber mehrere Anbieter

Vorabversion die finale Version ist erschienen in: CSCL-Kompendium 2.0. Haake, J., Schwabe, G., Wessner, M. (Hrsg.). 2012. Oldenbourg, Mnchen, S. 97-111 hinweg bereitgestellt wird (Trump, Klingler, & Gerhards, 2007, S. 12), stndig verfgbar ist und die technischen Barrieren bis zur Anwendung oft auf eine Anmeldung bei dem Anbieter reduziert. Die Webangebote werden dabei stndig auch mehrmals tglich aktualisiert und weiterentwickelt, was ihnen den Ruf einbrachte sich in einem fortwhrenden Beta-Status zu befinden (O'Reilly, 2007, S. 30).

2.3

Social Software

Web-2.0-Anwendungen werden dann als Social Software bezeichnet, wenn sie Interaktionen innerhalb einer Nutzergemeinschaft gezielt untersttzen (Koch & Richter, 2008, S. 12). Sie ermglichen das Finden, Herstellen und Vertiefen sozialer Kontakte und bringen so Menschen miteinander in Beziehung, whrend im Web 1.0 vor allem Verbindungen zwischen Daten durch Hyperlinks hergestellt wurden (Baumgartner, 2006, S. 2f). Dabei ist Social Software selbst per se nicht sozial, sondern wird es erst durch den gemeinsamen Gebrauch der Nutzer/innen (Schmidt, 2006, S. 38). Hierzu muss der Funktionsumfang einfacher HTML-Seiten unter Verwendung verschiedenster Web-Technologien, wie PHP, Ajax oder REST erweitert werden. Fr einen tieferen Einblick in Webtechnologien verweisen wir auf SAFRAN, LORENZ & EBNER (2011). KOCH UND RICHTER unterscheiden drei Basisfunktionen, die von Social Software mehr oder weniger untersttzt werden (Koch & Richter, 2008, S. 54ff):

Das Identitts- und Netzwerkmanagement stellt Funktionalitten zur Selbstdarstellung in den Nutzerprofilen und Aufbau von Kontaktnetzwerken bereit. Ein Informationsmanagement bringt Personen mit den von ihnen erstellten Inhalten in Beziehung und erlaubt ihnen das Finden, Bewerten und Verwalten von Inhalten. Zudem stellt Social Software Mglichkeiten zur Interaktion und Kommunikation mit anderen Personen bereit, um die Netzwerkbildung zu untersttzen.

Die Frage, was nun genau zu Social Software gehrt, ist stark umstritten. KOCH UND RICHTER unterscheiden Weblogs, Wikis (Gruppeneditoren), Social-Taggingund -Bookmarking-Anwendungen, Social-Networking-Anwendungen und Instant Messaging als Anwendungsklassen von Social Software (Koch & Richter, 2008, S. 13). BAUMGARTNER zhlt dagegen Wikis, Podcasts, Instant Messanger und Weblogs nicht dazu, da sie nicht zwingend zur Bildung sozialer Netzwerke fhren (Baumgartner, 2006, S. 4f). Es besteht aber eine weit verbreitete Einigkeit darber, dass die Personennetzwerke in Social Software von den Nutzerinnen und Nutzern selbst (bottom-up) und nicht wie in Groupware von einer organisierenden Instanz (top-down) gebildet werden (Koch & Richter, 2008, S. 20). Wir mchten beide Aspekte kombinieren, um auch zuknftigen Entwicklungen Raum zu lassen. In Abbildung 2 stellen wir die Basisfunktionen nach KOCH & RICHTER als drei Kanten eines Wrfels dar, in dem Weblogs, Wikis usw. einen Teilbereich einnehmen. Weblogs zeichnen sich durch die Mglichkeit der Kommunikation und des Informationsmanagements aus, jedoch bieten sie nur wenig Mglichkeit sich mit anderen Personen zu vernetzen. hnlich ist es bei Wikis, die zunchst Informationstrger sind. Erst in den letzten

Jahren haben sich Dienste entwickelt, die gezielt die Bildung von sozialen Netzwerken untersttzen. Diese finden sich im Schnittpunkt der Achsenmaxima wieder.

Abbildung 2: Klassifizierung von Social Software

Neben den Basisfunktionalitten haben sich grundstzliche Techniken und Konzepte in Social Software etabliert (vgl. Trump, Klingler, & Gerhards, 2007, S. 12f): Permalinks sind unvernderliche URLs, die dafr sorgen, dass die Inhalte immer am gleichen Ort abrufbar sind. Nur so ist der Zugang fr verschiedene Webdienste gewhrleistet, welche die meist datenbankgesttzten Inhalte filtern, auswerten und aggregieren. Trackbacks untersttzen die Vernetzung der Inhalte bei deren Verlinkung auf einer anderen Webseite. Vor allem bei Weblogs ist es blich, Autorinnen und Autoren hierdurch einen Hinweis auf die neue Verbindung zu hinterlassen. MashUp ist das Konzept und die Umsetzung, Inhalte, Dienste oder Applikation von verschiedenen Webservern miteinander zu kombinieren (Tuchinda, Szekely, & Knoblock, 2008; Nagler, Korica-Pehserl, & Ebner, 2007). Es werden verschiedene Datenquellen benutzt um einen neuen Dienst anzubieten. Voraussetzung ist, dass diese Datenquellen eine API (Application Programming Interface), also eine geeignete Schnittstelle bereitstellen. Ein Beispiel fr ein MashUp ist die Applikation locr (2011), welche mit globalen Koordinaten versehene Bilder mit Google Maps und Wikipediaeintrgen kombiniert. RSS (Really Simple Syndication) ist ein XML-Format, das neue Inhalte einer Webseite Abonnementen in Form der sogenannten RSS-Feeds zur Verfgung stellt (Downes, 2005). Durch hochgradig dynamische Webinhalte ist es ntig geworden, dass interessierte Nutzer/innen von den Webseiten selbst ber Neuigkeiten informiert werden (O'Reilly, 2007, S. 24f). Zum Lesen der Feeds sind spezielle Reader ntig, die mittlerweile als Desktopanwen-

Vorabversion die finale Version ist erschienen in: CSCL-Kompendium 2.0. Haake, J., Schwabe, G., Wessner, M. (Hrsg.). 2012. Oldenbourg, Mnchen, S. 97-111 dung, Webdienste oder Browser-Plugins verfgbar sind, welche in definierten Zeitabstnden die Feeds auf Neuigkeiten berprfen (Nagler, Korica-Pehserl, & Ebner, 2007). Tags werden zur Verschlagwortung von Webressourcen verwendet und bilden fr die Nutzer/innen ein individuelles Schlagwortsystem, das sie beim Wiederfinden von URLs (Bookmarks), Bilder und anderen medialen Inhalten untersttzt (Golder & Huberman, 2005, S. 199). Die vergebenen Tags knnen durch andere Nutzer/innen eingesehen und als Hilfestellung zu ihrer Verschlagwortung des Inhalts vorgeschlagen werden (vgl. Hotho, 2009, S. 26). Das dabei entstehende nutzerbergreifende Ordnungssystem wird Folksonomie genannt, ein Kunstwort aus Folk (engl. fr Leute) und Taxonomie (Smith, 2004). Zur Visualisierung werden hufig Tagclouds (Schlagwortwolken) herangezogen, die einen schnellen berblick ber die vergebenen Schlagwrter geben. Ein Schlagwort wird innerhalb der Wolke umso grer und dicker dargestellt, desto fter der Tag verwendet wurde. Gegenber klassischen Ordnungssystemen, wie den von vornherein in Kategorien geordneten Taxonomien, haben Tags vor allem den Vorteil, dass sie die Sprache der Nutzer/innen wiedergeben (Mathes, 2004, S. 7), unterliegen aber wiederum dem Problem der fehlenden Qualittskontrolle (vgl. Reamy, 2009) und sind beispielsweise durch Tippfehler auch fehleranflliger.

2.4

Folgen

Durch die Mglichkeit des Mitmach-Webs wurden Grenzen aufgebrochen, die neben neuen Mglichkeiten fr die Nutzer/innen auch Herausforderungen und Probleme mit sich bringen (Kerres, 2007, S. 10f). Die Mglichkeit, Inhalte einfach und nahezu ohne technologische Hrden zu erstellen und sofort zu online zu verffentlichen ist eine groe Herausforderung hinsichtlich der Qualittssicherung (Gaiser & Thillosen, 2009, S. 187). Oftmals fehlt diese gnzlich, was zur Unsicherheit im Umgang mit Inhalten aus dem Internet vor allem in Hinblick auf die Nutzungs- und Verwertungsrechte beitrgt. Obwohl die Webseiten, Anwendungen und Medien Eigentmer/innen haben, gehren die Nutzer/innen selbst auch zu deren Autorinnen und Autoren. Durch Nutzerprofile steigt zudem der Anteil persnlicher Daten im Netz. Diese werden zur stndigen Verfgbarkeit immer mehr durch Internetdienste gespeichert und gelangen so in teilweise ffentlich zugngige Bereiche. Auch die Speicherung und weitere Verwendung der Nutzerdaten durch die Social-Software-Anbieter selbst wird immer wieder kritisiert und die Nutzung dieser Tools fr den Lehrbereich bleibt daher bis heute umstritten. Unterschiedliche Ausrichtungen der Social Networks machen es zudem schwer, private von beruflichen Informationen zu trennen.

3

Basistechnologien

In den folgenden Abschnitten werden Social-Software-Anwendungen und deren grundlegende Konzepte beschrieben. Dabei unterscheiden sich die konkreten Anwendungen insbesondere hinsichtlich individueller Anpassbarkeit (Themen) und funktionaler Erweiterungsmglichkeiten (Add-Ons/Plug-Ins), was auch den Open-Source-Lizenzmodellen zuzuschreiben ist, unter denen eine Vielzahl der Anwendungen verffentlicht werden. Hierdurch knnen bentigte Funktionen von der Nutzergemeinschaft selbst entwickelt und verbreitet werden. Bei der Auswahl konkreter Anwendungen muss daher der tatschlich bereitgestellte bzw.

durch Erweiterungen erreichbare Funktionsumfang geprft und mit dem alternativer Anwendungen verglichen werden.

3.2

Social Networking Services

Abbildung 3: Beispiel eines Nutzerprofils bei Facebook

Social Networking Services (kurz Social Networks, vgl. hierzu auch Kapitel 2.1, Abschnitt 4.8: Soziale Netzwerke) stellen das Identitts- und Netzwerkmanagement in den Vordergrund (Koch, Richter, & Schlosser, 2007, S. 450), indem sie ihren Nutzerinnen und Nutzern die Mglichkeit geben, sich in Profilen selbst darzustellen und sich ber Freundschaften oder Kontakte miteinander in Verbindung zu setzen. Dabei entsteht ein soziales Netzwerk aus Personen und deren Verbindungen zueinander, die entweder durch explizite Kontakte entstanden sind, oder implizit durch Kommunikation gebildet werden (Richter & Koch, 2009, S. 4). Die sozialen Netzwerke sind dabei nicht klar nach auen abgegrenzt, sondern enthalten auch schwache Verbindungen, im Gegensatz zu den festen Gruppen des kollaborativen Ansatzes der Communities of Practice (vgl. Lave & Wenger, 1991). Social Networks sind zwar auch als alleinstehende Anwendungen erfolgreich, die Mglichkeit zur Vernetzung mit anderen Personen wird aber immer mehr auch in andere Dienste integriert. So liegt der Fokus von Microblogging- und Media-Sharing-Anwendungen zwar auf dem Teilen von Nachrichten bzw. Medien, der Nutzen entsteht aber durch die Kommunikation und das Weiterverbreiten in den Netzwerken. Ebenso vergrern Social Networks ihren Funktionsumfang immer mehr, indem Inhalte und Informationen mit anderen geteilt

Vorabversion die finale Version ist erschienen in: CSCL-Kompendium 2.0. Haake, J., Schwabe, G., Wessner, M. (Hrsg.). 2012. Oldenbourg, Mnchen, S. 97-111 (Informationsmanagement) und gegenseitig geliked oder ge+, kommentiert und an das eigene Netzwerk weitergegeben (Interaktion und Kommunikation) werden knnen. Grundstzliche Funktionalitten von Social Networks werden in Abbildung 3 am Beispiel der Nutzungsoberflche von Facebook (2011) dargestellt (vgl. Koch & Richter, 2008, S. 55). Weitere bekannte Social Networks sind Google+ (2011), XING (2011), LinkedIn (2011), StudiVZ (2011) oder Diaspora (2011). 1. 2. Die Untersttzung des Identittsmanagements erfolgt in einem Nutzerprofil, in dem sich Personen selbst darstellen knnen, z. B. durch Fotos und Interessenangaben. Stimmen Informationen des Nutzerprofils mit denen anderer Personen berein, knnen diese zur Erweiterung des sozialen Netzwerkes vorgeschlagen werden. In Social Networks zur Pflege beruflicher Kontakte (z. B. Xing) kann der Abgleich von gesuchten und vorhandenen Kompetenzen zur Kontakt- und Expertensuche herangezogen werden. Ein wesentlicher Aspekt ist das Untersttzen der Netzwerkawareness, also der Kenntnis darber, was die Personen im eigenen sozialen Netzwerk gerade tun. Beim Betrachten eines Profils kann durch verschiedene Elemente der Kontextawareness untersttzt werden, z. B. durch Hervorheben gleicher Interessen, das Herstellen eines gemeinsamen Kontextes untersttzt werden. Schlielich umfasst das Kontaktmanagement alle Funktionen, durch die das persnliche soziale Netzwerk gepflegt werden kann, also das Knpfen und Lsen von Verbindungen. Die Daten zu den jeweiligen Personen werden von denen selbst im Profil gepflegt.

3. 4.

5.

Die Vernetzung von Nutzerinnen und Nutzer im computergesttzten Lernen ist sowohl fr das gezielte gemeinsame Lernen in Gruppen interessant, ermglicht aber auch die bertragung kollaborativer, offener und informeller Lernkonzepte (Cross, 2007) auf (verteilte) computergesttzte Szenarien. Diese Integration erfolgt in der Regel auf einem von zwei Wegen: Einerseits werden die bestehenden Social Network Services fr Lehraktivitten benutzt, siehe z. B. (Ractham & Firpo, 2011). Andererseits werden innerhalb traditioneller CSCLWerkzeuge wie Lernmanagementsystemen zunehmend Funktionalitten aus Social Network Services integriert. So ist es beispielsweise beim Online-Campus der Universitt DuisburgEssen (2011) mglich, externe RSS-Feeds oder Tweets mit bestimmten Hashtags in Lernmodule oder gruppen zu integrieren, sodass die Kommunikation auerhalb der Lernumgebung auch hier zur Verfgung steht. Als Beispiel fr das Lernen in Unternehmen erhht Saba Social Learning (2011) die Sichtbarkeit der Lernaktivitten durch automatisierte Meldungen in sog. Activity-Streams, die auf dem Microblogging-Prinzip aufbauen. Die Nutzer/innen knnen sich miteinander vernetzen, Bookmarks und Ressourcen speichern und mit anderen teilen.

3.3

Wikis

Abbildung 4: Elemente von Wikis am Beispiel von Wikipedia (Wikipeda, 2011)

Wikis sind Content-Management-Systeme und bestehen aus Webseiten, deren Inhalte von mehreren Personen gemeinsam (kollaborativ), bearbeitet werden knnen. Besonders kennzeichnend fr Wikis sind die integrierte Versionskontrolle und die Linkkonsistenz (Walker, 2003; Ebner, Schn, & Nagler, 2010). Die Autorengruppe kann dabei von einer fest eingegrenzten Gemeinschaft bis hin zu einem offenen Personenkreis reichen, wie es bei Wikipedia (2011), dem wohl bekanntesten Wiki, der Fall ist. Bei der Bearbeitung der Dokumente sind die Autorinnen und Autoren gleichberechtigt, wobei Bereiche, die gerade bearbeitet werden, fr andere in dieser Zeit gesperrt werden (Schmidt, 2006, S. 38). Im Mittelpunkt stehen also die Inhalte (Informationsmanagement), whrend die Identitt der einzelnen Autorinnen und Autoren eher eine untergeordnete Rolle spielt. Auch deren Interaktion und Kommunikation findet nur am Rande der Inhalte in den jeweiligen Diskussionsseiten statt und ist meistens auf die Aushandlung von Unstimmigkeiten oder Fehlern in den Wiki-Artikeln ausgerichtet. In Wikis werden meist folgende Funktionalitten bereitgestellt (siehe Abbildung 4): 1. Die Textbearbeitung kann abschnittsweise erfolgen und wird durch eine einfache Syntax zur Formatierung oder einen WYSIWYG-Editor (What You See Is What You Get) untersttzt, der die Texte bereits formatiert anzeigt.

Vorabversion die finale Version ist erschienen in: CSCL-Kompendium 2.0. Haake, J., Schwabe, G., Wessner, M. (Hrsg.). 2012. Oldenbourg, Mnchen, S. 97-111 2. 3. 4. 5. 6. Zum Finden von Dokumenten stehen Volltext- und Titelsuche bereit (Mller & Gronau, 2009, S. 13), die in vielen Wikis ein Hauptelement zur Navigation sind. Durch die Versionskontrolle knnen nderungen nachvollzogen und ltere Dokumentversionen wieder hergestellt werden (Schmidt, 2006, S. 38). Soziale Prozesse, wie das Klren von Unstimmigkeiten in den Eintrgen, finden bei Wikis am Rande, z.B. in Diskussionsseiten statt (Mller & Gronau, 2009, S. 14). Die Verknpfung zu anderen Seiten erfolgt durch (unidirektionale) Hyperlinks. Durch das Setzen von Hyperlinks auf noch nicht vorhandene Webseiten kann der Bedarf an noch zu erstellenden Inhalten signalisiert werden. (Mller & Gronau, 2009, S. 10ff).

Gerade in offenen Wikis, bei denen jeder die Mglichkeit hat, mitzuarbeiten, besteht das Problem der fehlenden Qualittskontrolle. Schreiben Nutzer/innen beabsichtigt oder unbeabsichtigt falsche Informationen in ein Wiki, mssen diese erst entdeckt und richtiggestellt werden. Bei entsprechend groen Nutzerzahlen knnen diese Fehler aber schnell korrigiert werden. In Wikipedia fhrt die aktive Beteiligung einer groen Zahl (freiwilliger) Autorinnen und Autoren dazu, dass die Online-Enzyklopdie (nur) hnlich viele Fehler wie ein traditionelles Lexikon aufweist, das von Fachautoren verfasst und begutachtet wurde (vgl. Giles, 2005). In der Lehre eigenen sich Wikis vor allem zum gemeinsamen Schreiben komplexer Texte (Karlhuber & Wageneder, 2011), zur Koordination und Dokumentation von Projektarbeiten (Strand, Udas, & Lee, 2004) oder zur Erstellung gemeinsamer Wissenssammlungen (Kalb, Kummer, & Schoop, 2011). Dem Gegenber steht aber der ntige starke Bezug zum Lehrkontext und die entsprechende Betreuung bei der Einbettung in die Lehrveranstaltung (Ebner, Kickmeier-Rust, & Holzinger, 2008), um die jeweilige Anwenderakzeptanz zu finden.

3.4

Weblogs

Eine erste Definition von Weblogs (vgl. hierzu auch Kapitel 2.1, Abschnitt 4.4: Blogs und Microblogs) geht auf WALKER (Walker, 2003) zurck, der diese als eine regelmig mit neuen Beitrgen versehene Webseite sieht, deren Anordnung in chronologisch umgekehrter Reihenfolge passiert, der neueste Eintrag (Post) also zuerst angezeigt wird. In der Regel knnen Posts kommentiert werden (Kommunikation und Interaktion) und sind durch Permalinks direkt verlinkbar (Robes, 2009, S. 18). Die Posts sind meist textueller Natur, aber auch das Einbetten von Bildern, Audio, Video oder anderen Multimediadaten ist mglich (Informationsmanagement). Die Gesamtheit aller Weblogs wird als Blogosphre bezeichnet (Schmidt, 2006, S. 36). Ein Weblog enthlt typischerweise folgende Elemente (siehe Abbildung 5): 1. 2. 3. Der Blogtitel ist der Name, das Erkennungsmerkmal des Weblogs. Jeder Post besitzt einen Titel, also eine berschrift. Um das Auffinden von Beitrgen und zudem eine grobe Einteilung des Blogs und dessen Eintrgen zu untersttzen, kann jeder Post mit Tags versehen werden.

4. 5. 6. 7. 8.

Fr eine Grobstrukturierung besteht zudem die Mglichkeit, Kategorien zu definieren, denen die einzelnen Beitrge zugeordnet werden. Typisch ist die Sidebar, die z. B. Navigationselemente und ein Suchfeld enthlt. Die Tagcloud ist blicherweise in der Sidebar angeordnet und gibt einen visuellen berblick ber die im Weblog verwendeten Schlagwrter. In dem Blogroll findet man Verlinkungen zu anderen vom Blogger favorisierten Blogs. Jeder Eintrag erhlt einen Permalink, der es ermglicht, einen Beitrag durch einen dauerhaft verfgbaren Hyperlink gezielt anzusprechen.

Abbildung 5: Elemente von Blogs (Buchem, Appelt, Kaiser, Schn, & Ebner, 2011, S. 3)

Vorabversion die finale Version ist erschienen in: CSCL-Kompendium 2.0. Haake, J., Schwabe, G., Wessner, M. (Hrsg.). 2012. Oldenbourg, Mnchen, S. 97-111 Vielleicht das wesentlichste Charakteristikum eines Weblogs ist seine Subjektivitt: der/die Blogger/in uert oftmals seine ganz persnliche Sichtweise (Schiefner & Ebner, 2008). Dies hat auch dazu gefhrt, dass man bei Blogs auch von Online-Journalen und OnlineTagebchern spricht. Im Lehr- (Templeton, 2008) und Lernbereich kommen sie hufig bei Gruppenarbeiten, als Lern- (Buchem, Appelt, Kaiser, Schn, & Ebner, 2011, S. 6) und Projekttagebcher (Kuhlmann & Sauter, 2008, S. 190)bis hin zu E-Portfolios zum Einsatz. Die Einfachheit, ohne Programmierkenntnisse Beitrge zu verfassen, lie Weblogs sehr schnell Verbreitung finden und sich als Publikationsmedium von Individuen etablieren.

3.5

Microblogging

Abbildung 6: Elemente von Microblogging-Post am Beispiel von Twitter (Buchem, Appelt, Kaiser, Schn, & Ebner, 2011, S. 4). Twitter ist der derzeit grte Vertreter der Microblogging-Plattformen. Whrend 2007 etwa 5000 Beitrge (Tweets) pro Tag versendet wurden, waren es Anfang 2010 in etwa 50 Mio. Tweets am Tag, also 600 pro Sekunde (Weil, 2010). Twitter hat sich vor allem als Kommunikationsplattform herauskristallisiert, die Informationen wesentlich schneller verbreiten kann als herkmmliche Medien (Ebner, Lienhardt, Rohs, & Meyer, 2010).

Obwohl eine gewisse hnlichkeit im Namen vorliegt, haben Microblogs (vgl. hierzu auch Kapitel 2.1, Abschnitt 4.4: Blogs und Microblogs) wenig mit den traditionellen Weblogs zu tun. TEMPLETON beschreibt Microblogging als eine Art Schmalspur-Blogging, welches sich durch sehr kurze und bndige Beitrge (zumeist auf 140 Zeichen limitiert) auszeichnet und zum Austauschen von Neuigkeiten oder Nachrichten (Informationsmanagement) sowie zur reinen Kommunikation verwendet wird (Templeton, 2008; Ebner, Lienhardt, Rohs, & Meyer, 2010). Die in Microblogs verfassten Nachrichten sind oft ffentlich zugngig, sodass Nutzer/innen anderen Nutzer/innen folgen knnen, indem sie deren Nachrichten abonnieren (Identittsmanagement). Daraufhin erscheinen die Nachrichten dieser Person im sogenannten Informations-Stream. Im Unterschied zu anderen Plattformen ist ein wechselseitiges Abonnement nicht erforderlich. Die wesentlichen Elemente eines typischen Microblogging-Beitrages sind in Abbildung 6 am Beispiel von Twitter (2011) dargestellt:

1.

2. 3.

4. 5.

6.

7.

Der Post oder Tweet ist der eigentliche Betrag und in der Regel auf 140 Zeichen beschrnkt. Dies rhrt daher, dass in den Anfngen das Senden und Empfangen der Nachrichten per SMS vorgesehen war. Diese sind auf 160 Zeichen beschrnkt, die brigen 20 Zeichen waren zum Senden zustzlicher Informationen, wie beispielsweise der Nutzername des Absenders, vorgesehen. Durch die zunehmenden Verbreitung von Smartphones, WLAN und mobilen Internetzugang hat sich das Versenden von Tweets per SMS aber nicht durchgesetzt. RT steht fr Re-Tweet und bezeichnet das wiederholte Posten einer Nachricht, um sie weiter im Netzwerk zu verbreiten. @ in Kombination mit einem Usernamen adressiert den Beitrag an eine/n Benutzer/in. Diese/r wird darber benachrichtigt, dass er in einem Tweet erwhnt (Mentions) oder direkt angesprochen wurde, z. B. als Antwort auf eine vorherige Nachricht (Reply). Zum Einsparen von Zeichen haben sich URL-Shortener als Drittanbieter im Microblogging etabliert, die lange URLs in kurze (dafr nicht lesbare) Links umwandeln. Wird vor einem Wort ein Doppelkreuz gesetzt, wird es zum Hashtag und ermglicht die Filterung von Tweets nach diesem Schlagwort. So knnen z. B. offizielle Hashtags bekanntgegeben werden, um alle Nachrichten zu einer Veranstaltung oder einem Thema anzuzeigen und die Nutzer/innen, die darber schreiben, zusammenzubringen (#cebit2011, #tatort). Hashtags knnen aber auch Stimmungen oder Meinungen vermitteln (#FeelGood, #fail). Metadaten werden automatisch erfasst und beschreiben beispielsweise Sendezeitpunkt oder die verwendete Software. Beim Versenden von Nachrichten von mobilen Endgerten knnen die bermittelten GPS-Daten auch den Standpunkt des Nutzers anzeigen. Die Person, die diesen Post verfasst hat, wird Microblogger oder Twitterer genannt.

Im Kontext von Lernaktivitten bieten sich Microblogging-Werkzeuge vor allem bei der Untersttzung informeller Nutzernetzwerke an, die darber kommunizieren, Ressourcen austauschen und gegenseitig Feedback geben knnen (Buchem, Appelt, Kaiser, Schn, & Ebner, 2011, S. 6f). Zudem gibt es Anstze zum Einsatz von Microblogging zur Erhhung der Interaktion bei Massenlehrveranstaltungen durch sogenannter Twitterwalls (Ebner, 2011).

3.6

Media Sharing

Zusammen mit den bisher angefhrten Social-Software-Anwendungen haben sich OnlineDienste mit Fokus auf die Speicherung, Verwaltung und Weitergabe von Medien herausgebildet (Informationsmanagement). Als zentrales Konzept hat sich Social Tagging zur Beschreibung der Medien etabliert: Anstatt Bilder, Videos, Texte oder Musik nach einer Taxonomie und damit in vorher festgelegten Kategorien abzulegen, whlen die Nutzer/innen selbst Schlagwrter, die ihrer Meinung nach das Medium beschreiben. Die verwalteten Inhalte knnen, mssen aber auch nicht von den Nutzerinnen und Nutzern selbst erstellt worden sein (Schmidt, 2006, S. 43). Zum Beispiel knnen bei Flickr (2011) eigene Bilder hochgeladen, mit Tags versehen, in Alben verwaltet und anderen Internetnutzerinnen und Nutzern gezeigt werden. Diese knnen die Bilder kommentieren, mit weiteren Tags versehen und in ihre Sammlungen aufnehmen.

Vorabversion die finale Version ist erschienen in: CSCL-Kompendium 2.0. Haake, J., Schwabe, G., Wessner, M. (Hrsg.). 2012. Oldenbourg, Mnchen, S. 97-111 In Abbildung 7 sind typische Funktionalitten dieser Media-Sharing-Plattformen am Beispiel von YouTube (2011) zu sehen: 1. 2. Im Nutzerprofil sind relevante Nutzerdaten abgelegt. Hierzu gehren vor allem die von den Nutzerinnen und Nutzern hochgeladenen und bewerteten Medien. Das Zentrum von Media-Sharing-Plattformen ist die Medienverwaltung, die Funktionalitten zum Speichern, Verwalten und Verffentlichen eigener Medien bereitstellt. Auch fremde Medien knnen markiert und mit Tags versehen werden. Die von den Nutzerinnen und Nutzern bereitgestellten Medien werden zusammen mit deren Profilen angezeigt und knnen so als dessen Medienportfolio betrachtet werden. Die favorisierten, bewerteten und kommentierten Medien anderer Nutzer/innen werden ebenfalls angezeigt und spiegeln die Interessen der Nutzerinnen und Nutzer wider. Das Weiterleiten von Kommentaren und Empfehlungen an das soziale Netzwerk der Nutzerinnen und Nutzer werden oft in Media-Sharing-Anwendungen untersttzt. Beispielsweise knnen Videos aus YouTube auf Twitter oder Facebook empfohlen werden. Zum Auffinden von Medien steht ein Feld zur Suche bereit.

3. 4. 5.

6.

Abbildung 7: Elemente von Media Sharing Anwendungen am Beispiel von YouTube. Auf der derzeit erfolgreichsten Video Sharing Plattform werden pro Minute ca. 20h neue Videomaterialien hochgeladen (Junee, 2009) und tglich etwa eine Milliarde Videos gesehen (The Sydney Morning Herald, 2009)

Die in Media-Sharing-Anwendungen geteilten Medien bilden einen wertvollen Ressourcenpool fr CSCL: Tutorials auf Youtube oder Abbildungen auf Flickr knnen in Lernmaterialien integriert oder in Blended-Learning-Szenarien eingebunden werden. Gleichermaen knnen Lehrende die von ihnen erstellten Ressourcen ber diese Plattformen bereitstellen. Kritisch bleibt jedoch der Umgang mit dem Urheberrecht. Viele Anwendungen bieten aber bereits die zustzliche Verffentlichung eines Lizenzmodelles an (zumeist Creative Commons), die die rechtlichen Bestimmungen regeln. Weitere Hinweise findet man in EBNER & SCHN: Offene Bildungsressourcen (2011).

3.7

Social Bookmarking

Abbildung 8: Elemente von Social Bookmarking am Beispiel von Mister Wong. Das derzeit wohl bekannteste SocialBookmarking-System ist del.icio.us, dass 2003 von Joshua Schachter verffentlicht und auf den Vorschlgen seiner Nutzer weiterentwickelt wurde (Hotho, 2009, S. 25).

Social Bookmarking ist mit den Media-Sharing-Angeboten vergleichbar, allerdings werden hierbei nicht unterschiedliche Multimediadaten abgelegt und geteilt, sondern Referenzen auf diverse Webseiten, sogenannte Hyperlinks (Informationsmanagement). Die Favoriten oder Bookmarks des lokalen Webbrowsers werden also auf einem ffentlich zugngigen Webserver gespeichert, auf dem sie wiederum mit Tags versehen und mit verschiedenen Nutzer/innen geteilt werden knnen.

Vorabversion die finale Version ist erschienen in: CSCL-Kompendium 2.0. Haake, J., Schwabe, G., Wessner, M. (Hrsg.). 2012. Oldenbourg, Mnchen, S. 97-111 Die wesentlichen Elemente von Social Bookmarking sind in Abbildung 8 dargestellt: 1. 2. 3. 4. 5. Das Nutzerprofil enthlt eine Kurzbeschreibung der Benutzer/innen und bietet Zugang zu den von ihnen gespeicherten Links. Die gespeicherten Bookmarks knnen mit einer Kurzbeschreibung, Tags und oftmals auch einem kleinen Screenshot zur Vorschau versehen werden. Wesentlich ist eine Suchfunktion, die es erlaubt, nach Inhalten und Personen zu suchen. Die Darstellung als Tagcloud trgt zum leichteren Auffinden der Inhalte bei. Oft besteht die Mglichkeit, Bookmarks durch andere bewerten zu lassen. Die Darstellung, wie oft ein Bookmark gespeichert wurde, wird ebenfalls hufig untersttzt, um auf die Beliebtheit der Ressource schlieen zu knnen.

Neben der Mglichkeit, Lernmaterialien ber Social-Bookmark-Plattformen zu verlinken oder ber einen bestimmten Hashtags zu sammeln, wie das beispielsweise beim Open Course Zukunft des Lernens 2011 getan wurde (diigo, 2011), werden auf speziellen Plattformen wie Edutags (2011) umfassende Sammlungen fr Lernmaterialien und Ressourcen angestrebt.

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Zusammenfassung und Ausblick

Durch das Web 2.0 kann jeder leicht Inhalte online bereitstellen und sich an der Kommunikation im Netz beteiligen. Das hat auch Folgen fr das technologiegesttzte Lernen und Lehren. Whrend in den Anfngen des WWW diskutiert wurde, wie man Lehr- und Lerninhalte transportieren und -bereitstellen kann, steht heute im Mittelpunkt, wie von Lernenden erzeugte Inhalte didaktisch sinnvoll integriert werden knnen. Um die Jahrtausendwende bedeutete E-Learning hauptschlich den Einsatz von Lernmanagementsystemen, in denen (interaktive) Lernmaterialien hinterlegt und einem Benutzerkreis zugnglich waren, dem zudem verschiedene klassische Kommunikationskanle angeboten wurden. Durch den zunehmenden Einfluss von Web 2.0 ergeben sich neue Blickwinkel auf das technologiegesttzte Lehren und Lernen. Inhalte werden zunehmend (ber Social Software) verteilt angeboten, die Lernenden knnen strker in den Lehr- und Lernprozess integriert werden und OnlineKollaboration wird zum Teil des Lehr- und Lernsettings. Das WWW wird zum tglichen Bestandteil der Lernenden. DOWNES (Downes, 2005) bezeichnete als Erster den Einsatz von Social Software in didaktischen Settings als E-Learning 2.0 und vielerorts fliet es derzeit in unsere Bildungssysteme ein, wie es auch weiter im Lehrbuch fr Lernen im Lehren mit Technologien (Ebner & Schn, 2011) zu sehen ist. Zusammen mit den rasanten Entwicklungen der Internettechnologien zeigt sich, dass Lernen zuknftig viel individueller gestaltet werden kann. Inhalte, Dienste und Applikationen knnen auf die Lernenden persnlich zugeschnitten werden und durch die Zunahme an mobilen Endgerten vielerorts zugnglich sein. Man spricht heute von m-Learning (mobile Learning) und u-Learning (ubiquitous Learning; allgegenwrtiges Lernen). Systemisch gedacht wird sich ein Wandel von lehrerzentrierten Lernmanagementsystemen zu persnlichen, durch MashUp integrierte oder auf MashUp gesttzte Lernumgebungen (Personal Learning Environment) vollziehen.

Whrend im Web 2.0 die Lernenden strker in den Mittelpunkt rcken und zu aktiven Akteurinnen und Akteuren im Lehr- und Lernprozess werden, stellt es sie gleichermaen vor die Herausforderung, mit der enormen Informationsmenge umzugehen. Es wird ntig, die Lerninhalte ebenso wie die Online-Angebote gezielt auf die individuellen Bedrfnisse abzustimmen und dennoch im Einklang mit den Anforderungen des gemeinsamen Lernens zu bringen. Lernen ist ein sozialer Prozess und das sollte langfristig mit Technologien bestmglich untersttzt werden.

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