Ein blauer Fleck am Oberschenkel und eine Verbrennung an der Wade - das sind die einzigen schlechten Erinnerungen der letzten drei tollen gemeinsamen Wochen mit Anne.

Gleich an ihrem 2.Tag fuhren wir auf die im Westen gelegene Halbinsel Samana. Die ersten Sonnenstrahlen tankten wir am Strand von Las Galeras.

Der erste von vielen Traumstränden mit feinem Sand, kristallklarem Wasser und schattenspendenden Palmen im 45° Winkel. Am nächsten Morgen packten wir unsere Sachen auf eine Guagua, die größere Variante eines carro publicos, und erreichten so El Limon im Norden der Insel. Dort verbrachten wir den Tag an einem paradiesisch einsamen Strand, dessen Panorama an das Buch 'Wo die wilden Kerle wohnen' erinnert und die Meeresströmungen unsere Schwimmkünste herausforderte.

Las Terrenas ist eine extrem touristisch geprägte Stadt, es wird mehr französisch als spanisch gesprochen. Fährt man allerdings mit einem Motoconcho, ein Motorradtaxi, ein Stück

stadtauswärts, findet man auch hier einen wunderschönen Strand. Dem Auspuffrohr des Motoconcho hielt Annes Sonnencreme allerdings nicht stand und so sieht man noch heute ihre Brandnarbe.

Doch das hielt sie nicht vom nächsten Abenteuer ab: im Gegensatz zu den anderen Touristen machten sich die zwei Mädchen ohne Führer und Pferde auf die Suche nach dem Wasserfall El Limon im Landesinneren. Trotz einer wilden Kuhherde und illegalen Schleichwegen erreichten wir schließlich den beeindruckenden Wasserfall.

Zurück in Santa Barbara de Samana konnten wir endlich unsere lang geplante Waltour machen. Die riesigen Tiere trauten sich bis wenige Meter vor das Boot und wir konnten einige Blicke auf ihre Flossen und Rücken werfen. Das Ambiente des Tourismusdampfers milderte leider die Attraktion.

Zu Hause in Santo Domingo machten wir zunächst einen Spaziergang durch die Zona Colonial, das

Altstadtviertel.

Zum Auswählen des geeigneten Turnierplatzes für Millis Projekt, führte uns unser Weg nach Sabana perdida, eines der armen Stadtviertels Santo Domingos, wodurch Anne die Groesse der Stadt wahrnehmen und ein anderes Leben zu Gesicht bekommen konnte. Auf dem Markt der die Hauptstraße säumt, wird einfach alles verkauft, unter anderem Schweinsköpfe und ganze geschlachtete Kälber, die ungekühlt auf Holztischen in der prallen Sonne liegen. Mit Stacheldraht gesicherte Schulen ließen Anne erst mal an ein Gefängnis denken. Die Unterschiede zu Europa und selbst zum Stadtkern Santo Domingos zeigen sich hier extrem. Durch Annes Fragen sind mir viele Dinge wieder bewusst geworden, die fuer mich schon Alltag und Gewohnheit geworden sind. Die Dom Rep ist vielleicht entwickelter als Nicaragua, aber trotz allem noch ein sehr armes Land, was Anne, die direkt aus Deutschland kam, mehr wahrnehmen konnte, als ich, die schon vier Monate in Entwicklungslaendern unterwegs war.

Um noch mehr des dominikanischen Lebensstils zu bekommen, fuhren wir an den laut Dominikaner 'schönsten Strand' Boca Chica - ein Partystrand mit viel Rum, Sonne und Menschen, also das krasse Gegenteil der einsamen Straende Samanas. Die Touristenangebote nutzten wir aber trotzdem und buchten eine Schnorcheltour. So tauchten wir in den Lebensraum von Seeigel, Korallen, Trompeten- und Tigerfische ein.

Noch am gleichen Abend machten wir uns auf den Weg nach Santiago, der zweitgrößten Stadt des Landes. Hier wurden wir Teil eines sehr europäischen Geburtstages und eines dominikanischen Tanzabends.

Am folgenden Tag trafen wir in La Vega, der Hauptstadt des Karnevals, auf viele bunte, kreative und aufwendig gestaltete Kostüme. Ein Brauch des Festes ist, dass die verkleideten Teufel mit einer Art Ball an der Schnur die Leute schlagen. Beliebtes Opfer sind weiße Frauen, wofür Millis Oberschenkel den Beweis liefert.

Wieder in Santo Domingo, begleiteten wir ein paar Jugendliche aus dem Programm in die Uni. Die Klassenzimmer sind ueberfuellt, laut und es ist stickig und heiss. Die Motivation der Schueler ist unterschieldich, eben wie bei uns. Aber es ist normal, dass man sein Handy oder Blackberry auf dem Tisch liegen hat und auch rangeht wenn es klingelt. Um uns von der Arbeit und den Ausfluegen zu entspannen, gingen wir zum Yoga, was auf einer Dachterrasse mitten in der Zona Colonial angeboten wird. So kann man waehrend der Uebungen die Daemmerung und den Sternenhimmel geniessen.

Richtig dominikanisch fuhren wir in dem gepimpten Auto eines Arbeitskollegen mit sehr lauter Reagetton-Dembow-Musik zum Flughafen, um Thomas, einen Freund aus Erlangen, abzuholen. Nebenbei: Dembow ist ein angesagter Musikstil hier in der DomRep, dessen Texte meistens von Frauen und Geld erzaeheln und doch eher sehr sinnlos sind. Der Tanzstil dazu schockt mich jedesmal aufs Neue. Ein jugendlicher Dominkaner hat ihn mir als Sex mit Klamotten beschrieben - und genau das ist es auch.

Auch Thomas hatte nicht viel Zeit seinen Jetlag auszuschlafen, da wir uns gleich am naechsten Tag ein Auto mieteten und unsere Kuestentour in den Suedwesten starteten.

Auf der Karte koennt ihr unsere Route verfolgen, dessen Ziel der laut Reisefuehrer schoenste Strand der Welt war. Auf dem Weg dorthin haben wir zwei Stops an zwei verschiedenen Straenden

eingelegt,die beide auch sehr schoen waren. Doch die Bahia de las Agulias, die Adlerbucht, (unten )ist zumindest fuer uns 3, der schoenste Strand der Welt, den wir bisher gesehen haben. Man erreicht sie nur mit einem kleinen Boot, weshalb man auf dem weissen Strand sehr einsam entlanglaufen kann und auch das kristallklare, leuchtend blaue Wasser ungestoert geniessen kann.

Nach einer Nacht im Zelt mit Meeresblick,

erkundeten wir - ebenfalls sehr einsam- den Nationalpark ... Menschen bekam man so gut wie nie zu sehen, dafuer aber Kuehe, Huehner, Riesenechsen und eine

beeindruckende Natur, die sich staendig aenderte. Zur Abkuehlung hielten wir an drei Lagunen, in die man von unterschiedlicher Hoehe hineinspringen konnte. Auf dem Rueckweg waren wir dann weniger alleine, denn sobald wir uns an einem Strand niedergelassen haben, kamen entweder Jugendliche oder Kinder, die uns gut unterhielten.

Das Lieblingsspiel war Die Tuete weht im Wind und auf Platz 2 war Wer findet den schoensten Stein?. Die Tour durch den Suedwesten hat mir bisher am besten gefallen, die Straende und die Natur dort sind noch sehr unberuehrt und man trifft eigentlich keine Touristen. Die Menschen leben dort noch ein sehr einfaches, leider oft sehr armes Leben.

Doch sie sind trotzdem so offen und hilfsbereit, dass es mich oft aergert, dass ich so misstrauisch bin, was einem aber auch von allen Seiten eingeredet wird.

Als Abschlussabenteuer starteten wir noch eine Flusswanderung durch dominikanischen Dschungel.

An Annes letztem Tag zeigten wir Thomas noch die schoene Altstadt Santo Domingos, wo man unter anderem in der Regel aelteren Herren beim Domino spielen, zusehen kann,

und liessen die tollen - viel zu kurzen - drei gemeinsamen Wochen noch einmal Revue passieren.

P.S.: Das klingt jetzt vielleicht so als wuerde ich nur noch Urlaub machen, aber so ist es nicht! Meine Arbeit laeuft weiterhin sehr gut und Samstag und Sonntag habe ich ein Training mit zwei Mannschaften. Die naechsten Tage werde ich davon genauer berichten.

Bis dann, karibische Gruesse

Eure Milli