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Weingart auf der Spur von Stadt - Muthesius …...Weingart auf der Spur von 5 Musik, Träume, fremde Länder und ihre Landschaften sind entscheidene Anregungen und Einflüsse meiner

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Weingart auf der Spur von

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Musik, Träume,fremde Länderund ihre Landschaften

sindentscheidene Anregungenund Einflüsse meinerBilderwelt.

Wolfgang Weingart

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Hausdach inder Altstadt von Jerusalem.

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Mauerteilein denRuinenfeldernvon Palmyra.

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Luftaufnahme der Altstadt von Damaskus.

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Ruinenfelderum dieTempelbezirkein Palmyra.

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Ruinen der Omayyden-Stadt Anjarim Libanon.

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Ausgrabungs-gebiet um dieTempelbezirkein Palmyra.

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Luftaufnahme ausgetrockneter Flusstäler in der syrischen Wüste.

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Luftaufnahme über den Feldern der syrischen Wüste.

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Luftaufnahme ausgetrockneter Flusstäler in der syrischen Wüste.

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Während der dreijährigen Ausbildung zum Schriftset-zer entstanden Druckversuche mit einem kreisförmig gesetzten Satz. Eines Morgens fiel mir unser Setzkasten auf den Boden. Er war gefüllt mit der kleinsten Schrift unserer Setzerei, einer 6 Punkt halbfetten Berthold Akzidenz Grotesk. Beim Zusammensuchen der Schrift kam mir ein berufs-fremder Einfall: Die Buchstaben in einen angefertig-ten Kartonring zu stellen, bis dieser gefüllt war. Das Schriftbild war nach oben gestellt, der untere Teil der Buchstaben nach unten. Ich konnte aus einem Schrift-satz zwei Druckflächen erhalten: Den oberen Teil, und durch vorsichtiges Umdrehen den unteren Teil. Der ungewohnte Abdruck dieser Satzrückseite ergab sich durch den Gießvorgang der Einzelbuchstaben. Um einen Verlauf von Hell nach Dunkel zu drucken, schnitt ich mit einem Zirkel verschieden große Kreise in einzelne Papiere. Bei einem mehrmaligen Übereinanderdrucken und Abdecken bestimmter Teile des Rundsatzes erhielt ich eine Hell-Dunkel-Wirkung. Der Satz war während des Druckens beweglich und verschob sich schrittweise in eine Richtung: Die Buchstaben begannen ruckweise zu stürzen und ich erhielt eine zusätzliche Wirkung von Hell nach Dunkel. Aufschlussreich war die Ent-deckung, dass der Abdruck eine unverkennbare eigene Werkspur hinterließ, die sich bei allen Druckversuchen in der Handdruckpresse wiederholte. Die Ergebnisse erinnerten mich an das Überfliegen von Wüstendörfern, an verschachtelte Straßen aus dem alten Damaskus der sechziger Jahre und an die von ver-schiedenen Reisen in diesen Gegenden mitgebrachten Aufnahmen.

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Bei meiner Schriftsetzerlehre gehörten Linien in allen Längen und Stärken zu meiner täglichen Arbeit. In unserer Druckerei setzten wir Linien ausschließlich waagerecht oder senkrecht, und ich hatte über andere satztechnische Möglichkeiten nicht nachgedacht. 1964, im Unterricht bei Armin Hoffmann, war die erste über mehrere Wochen andauernde Grundübung: Die Linie.Hier entdeckte ich, dass diese erste Grundübung auch mit Hilfe verschieden langer und starker Messinglinien und dem nötigen Satzmaterial technisch einfach nach-vollziehbar war. Ich begann Linienbilder zu entwerfen, zu setzen und auf der Handdruckpresse zu drucken. Neben dem unregelmäßigen Schulbesuch arbeitete ich stundenweise als Hilfssetzer in einer Basler Verlagsset-zerei. Als Ausgleich währen der Mittagsruhe entstan-den weitere handgebogene Linienbilder, die ich ohne vorangegangenes Entwerfen unmittelbar in die Hand-druckpresse stellte und vervielfältigte.Einige dieser Ergebnisse erinnerten an schroffe, tief eingekerbte Schluchten einer weiten, ausgetrockne-ten Flusstälerlandschaft oder an das Unendliche der Steppen- und Wüstenlandschaften. Lehrreiche Ähn-lichkeiten mit der ersten Aufgabe bei Armin Hoffmann entdeckte ich auf den darauf folgenden Reisen im liba-nesischen Grabungsort Baalbek, in der über zweitau-send Jahre alten, in der syrischen Wüste gelegenen Karawanenstadt Palmyra und in den am Stadtrand von Damaskus gelegenen, aus Lehm gebauten Abbruch-häusern. Die Besuche verband ich mit dem Aufneh-men ausgewählter Bauten, die in ihren Darstellungen an die Aufgabenstellungen aus Basel erinnerten und sich gegenseitig ergänzten: Linien begannen mich für immer zu begeistern.

Land

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1962 begann ich mit dem Buchstaben M zu arbeiten.Den Aufbau und das Aussehen unserer sechsundzwan-zig Buchstaben empfand ich sehr unterschiedlich: Im B sah ich eine zerbrechliche Blume, im Z einen grell aufleuchtenden Blitz und im Buchstaben L die beiden erkennbaren, ungleich langen Uhrzeiger. Im M begeis-tere mich die Ausstrahlungskraft wegen seiner beiden links und rechts pfeilartig zusammengehenden Winkel. Um im Buchstaben W erkannte ich einen davonfliegen-den Vogel.Der Buchstabe M begleitete mich über Jahre hinweg. In Holz geschnitten, und später in Basel ab April 1965 mit Hilfe vorhandener Plakatschirften aus der Schul-setzerei, während der Hospitantenzeit bei Emil Ruder. Neben dem Gebrauch von Plakatschriften baute ich mir einen größeren weißen Kartonwürfel zusammen und klebte auf die sechs Seiten jeweils den Buchstaben M. Ich nahm mit einer alten Rolleiflex verschiedene Stellungen des Würfels auf. Durch diese Vorrichtung konnte ich unterschiedlichste Stellungen auf einem Negativfilm festhalten und mit den erstellten verschie-den großen Papiervergrößerungen wieder vermischen, um sie zu neuen Bildern zusammenzustellen. Ich stellte mir einen ähnlichen Schriftkasten wie in den Setzereiem aus den aufgenommenen Würfelverzerrun-gen zusammen. Es wurde eine vergleichbare Beweg-lichkeit und Austauschbarkeit mit dem Buchstaben M möglich, den ich über-, neben- und ineinander auf einem Karton zusammenstellte. Einige dieser Buchstabenbilder erinnerten mich an die groben Umrisse syrischer Steppenfelder während eines Fluges von Palmyra nach Damaskus, oder an die Wand-bilder von Nathdwara im indischen Radschasthan.

Formen

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31WeingartWolfgang Weingart wurde 1941 in Deutschland gebo-ren und lebte die ersten 13 Jahre seines Lebens im Salemertal im südlichen Teil Deutschlands. Im April 1955 begann er an der Merz-Akademie in Stuttgart eine zweijährige Ausbildung im Bereich der angewandten Graphik und Kunst, sein Freifach war Typographie. Von 1960 bis 63 absolvierte er eine dreijährige Lehre als Schriftsetzer, eng verbunden mit dem bekannten Begriff „Schweizer Typographie“. Namen wie Basel, Karl Gerstner, Emil Ruder, Armin Hofmann, Siegfried Odermatt, Carlo Vivarelli und die Fachzeitschrift „Neue Grafik“ wurden in den Lehrlingstoff immer wieder ein-bezogen. Während seiner Lehrzeit bot ihm Armin Hof-mann an, ob er in naher Zukunft einmal Lust hätte, bei ihm an der Basler Kunstgewerbeschule Typographie zu unterrichten, was er nicht vergaß. Im April 1964 zog Wolfang Weingart nach Basel, besuchte dort als Hospitant unregelmäßig die Schule und begann im April 1968 zu unterrichten. Fragen zur Ausbildung und Weiterbildung in der Typographie hatten Weingart immer wieder beschäftigt. Die Schwei-zer Typographie und die Typographie der Basler Schule der fünfziger bis Ende der sechziger Jahre hattten einen einflussreichen Stellenwert: verschiedene Ausbildungs-orte im In- und Ausland machten die „Schweizer Typo-graphie“ in ihren Unterrichtsstunden zu einem festen Wertbegriff.Wolfgang Weingart hat zahlreiche Beiträgen zum Thema Typographie veröffentlicht, über dreissig Jahre bei der Fachzeitschrift „Typographische Monatsblät-ter“ mitgearbeitet und begann, seine typographischen Vorstellungen über die Schweizer Grenzen hinaus der Fachwelt bekannt zu machen.

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um so größer der Schwierig-keitsgrad.

Je einfacher die Aufgaben-stellung,

Wolfgang Weingart

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Ein Projekt in Kooperation mit dem Museum für Kunst & Gewerbe in Hamburg. Austellung über Wolfgang Weingart von 20. Juli 2017 bis 14. August 2017. Konzept und Entwurf Ayje Nürnberg, Stand 07/2017, Projektbetreuung Prof. Silke Juchter und Prof. Wolfgang Sasse, Schrift Times Regular, Text: artifiche.com, Mein Weg zur Typografie von Wolfgang Weingart, Bildnachweis und Zitatnachweis: Mein Weg zur Typografie vonWolfgang Weingart, goruma.de. Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg Steintorplatz 20099 Hamburg T.: 040 428134-880F.: 040 428134-999 [email protected], Dienstag bis Sonntag: 10-18 Uhr, Donnerstag: 10-21 Uhr, Donners-tag an oder vor Feiertagen: 10-18 Uhr

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