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Heft19753] Kurze Mitteilungen 325 die ~ nach Ablage des letzten Eies eine Pause yon 2--4 bzw. 3--8 Tagen, in der die Eier unbebriitet blieben (s. auch Abschnitt 3). 3. B rut d a u e r: 1974 konnten wit in 3 F~illen die Brutdauer hinreichend genau be- stimmen (Ablage letztes Ei bis S&Iupf des letzten Jungen). In einem Fall waren die Eier markiert, in den beiden anderen F~illen fielen die geplanteu Kontrollen in eine far die Be- rechnung der Brutdauer relevante Zeit: 3) Paar I (s. auch Nr. 2) Legebeginn 30.4. oder 29.4. letztes Ei 6.5. ,, 6.5. Schlupf der Jungen (am gleichen Tag) 5.6. ,, 5.6. Einsetzen der Bebrtitung frtihestens 8.5. ,, 8.5. sp~testens 10. 5. ,, 10. 5. Brutdauer: 26--28 Tage 4) Paar H 1 : Legebeginn 28.4. letztes Ei 1.5. Schlupf des letzten Jungen 28.5. oder 29.5. Brutdauer: 27--28 Tage 5) Paar H 2: Legebeginn ? letztes Ei 4.5. oder 5.5. Schlupf des letzten Jungen 1.6. ,, 1.6. Brutdauer: 27--28 Tage Junge Steink~iuze schliipfen also wohl in der Regel nach einer 28tiigigen Bebriitung der Eier. L~.ngere Brutdauer bis zu 35 Tagen (s. ULLI~ICH1973, Tab. 3) kommt dadurch zustande, dag ~ gelegentli& nach .Ablage des letzten Eies eine mehrt~iglge Pause einlegen uud erst dann roll mit Brtiten beginnen. In der Anfangsphase der Fortpflanzungsperiode reagiert Athene noctua offenbar auf unmittelbare wirksame Faktoren mit Variation des Legeabstandes und mit Bes&leunigung bzw. VerzSgerung des Brutbeginns. Es ist naheliegend anzunehmen, daft dem Nahrungsangebot ein steuernder Einflut~ zukommt (s. B/2HLER 1964, 1965: Tyro alba; WENDLAND1972: Strix aluco und allgemein IMMELMANN 1971). Literatur BfiHL~R, P. (1964): Brutausfall bei der S&leiereule und die Frage nach dem Zeitgeber far das reproduktive System yon Tyto alba. Vogelwarte 22: 153--!58. • Ders. (1965): Experimentell ausgeliSste Friihbruten bei der Schleiereule (Tyro alba). J. Orn. 106:347. * IMMELMANN, K. (1971): Ecological aspects of Periodic Reproduction. In: FARN~R,D. S., & J, R. KING: Avian Biology, Vol. I: 342--376. Academic Press New York und London. ° ULLI~mH, B. (1973): Beoba&tungen zur Biologie des Steinkauzes (Athene noctua). Anz. orn. Ges. Bayern 12:163 bis 175. ° WENDLAND,V. (1972): l@ihrige Beobachtungen zur Vermehrung des Waldkauzes (Strix aluco L.). J. Orn. 113: 276--286. Bruno UIMch, 73 Esslingen/N., P~idagogische Hochschule Welche Bewandtnis hat es mit dem ,Brutfleck" beim ~ des Zitronenfinken(Serinus cltrlnellus)?--W~ihrend des geh~uften Auftretens yon Zitronenfinken beim Torfhaus/ Oberharz ring der eine yon uns (B.) neben Q und diesjiihrigen Ex. am 16.9. 1962 2 und am 22. 8. 1963 1 ad. ~ zur Beringung. Alle 3 ~ wiesen eine brutfleckahnliche kahle Stelle am Bauch auf, die bei den beiden ~ yon 1962 nur schwach angedeutet und mit einigen Dunen- federn bewachsen war. Auch bei dem ~ yon 1963 war die Stelle nicht (mehr?) ganz kahl wle bei einem echten Brutfleck. Ein solcher wurde bei einem ebenfalls am 16.9. 1962 ge- fangenen ad. Q festgestellt. Dieser Umstand und die wiederholten Beobachtungen -- aller- dings bereits fliigger -- JungvSgel in Gesellschaft von Alten lassen das Br~iten der Art in den 1960er Jahren im Oberharz so gut wie sicher erscheinen, woftir auch der Wiederfang

Welche Bewandtnis hat es mit dem „Brutfleck“ beim ♂ des Zitronenfinken(Serinus citrinellus)?

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Page 1: Welche Bewandtnis hat es mit dem „Brutfleck“ beim ♂ des Zitronenfinken(Serinus citrinellus)?

Heft19753 ] Kurze Mitteilungen 325

die ~ nach Ablage des letzten Eies eine Pause yon 2--4 bzw. 3--8 Tagen, in der die Eier unbebriitet blieben (s. auch Abschnitt 3).

3. B r u t d a u e r : 1974 konnten wit in 3 F~illen die Brutdauer hinreichend genau be- stimmen (Ablage letztes Ei bis S&Iupf des letzten Jungen). In einem Fall waren die Eier markiert, in den beiden anderen F~illen fielen die geplanteu Kontrollen in eine far die Be- rechnung der Brutdauer relevante Zeit: 3) Paar I (s. auch Nr. 2) Legebeginn 30.4. oder 29.4. letztes Ei 6.5. ,, 6.5. Schlupf der Jungen (am gleichen Tag) 5.6. ,, 5.6. Einsetzen der Bebrtitung frtihestens 8.5. ,, 8.5.

sp~testens 10. 5. ,, 10. 5. Brutdauer: 26--28 Tage 4) Paar H 1 : Legebeginn 28.4. letztes Ei 1.5. Schlupf des letzten Jungen 28.5. oder 29.5. Brutdauer: 27--28 Tage 5) Paar H 2: Legebeginn ? letztes Ei 4.5. oder 5.5. Schlupf des letzten Jungen 1.6. ,, 1.6. Brutdauer: 27--28 Tage

Junge Steink~iuze schliipfen also wohl in der Regel nach einer 28tiigigen Bebriitung der Eier. L~.ngere Brutdauer bis zu 35 Tagen (s. ULLI~ICH 1973, Tab. 3) kommt dadurch zustande, dag ~ gelegentli& nach .Ablage des letzten Eies eine mehrt~iglge Pause einlegen uud erst dann roll mit Brtiten beginnen. In der Anfangsphase der Fortpflanzungsperiode reagiert Athene noctua offenbar auf unmittelbare wirksame Faktoren mit Variation des Legeabstandes und mit Bes&leunigung bzw. VerzSgerung des Brutbeginns. Es ist naheliegend anzunehmen, daft dem Nahrungsangebot ein steuernder Einflut~ zukommt (s. B/2HLER 1964, 1965: Tyro alba; WENDLAND 1972: Strix aluco und allgemein IMMELMANN 1971).

L i t e r a t u r

BfiHL~R, P. (1964): Brutausfall bei der S&leiereule und die Frage nach dem Zeitgeber far das reproduktive System yon Tyto alba. Vogelwarte 22: 153--!58. • Ders. (1965): Experimentell ausgeliSste Friihbruten bei der Schleiereule (Tyro alba). J. Orn. 106:347. * IMMELMANN, K. (1971): Ecological aspects of Periodic Reproduction. In: FARN~R, D. S., & J, R. KING: Avian Biology, Vol. I: 342--376. Academic Press New York und London. ° ULLI~mH, B. (1973): Beoba&tungen zur Biologie des Steinkauzes (Athene noctua). Anz. orn. Ges. Bayern 12:163 bis 175. ° WENDLAND, V. (1972): l@ihrige Beobachtungen zur Vermehrung des Waldkauzes (Strix aluco L.). J. Orn. 113: 276--286.

Bruno UIMch, 73 Esslingen/N., P~idagogische Hochschule

Welche Bewandtnis hat es mit dem ,Brutfleck" beim ~ des Zitronenfinken(Serinus cltrlnellus)?--W~ihrend des geh~uften Auftretens yon Zitronenfinken beim Torfhaus/ Oberharz ring der eine yon uns (B.) neben Q und diesjiihrigen Ex. am 16.9. 1962 2 und am 22. 8. 1963 1 ad. ~ zur Beringung. Alle 3 ~ wiesen eine brutfleckahnliche kahle Stelle am Bauch auf, die bei den beiden ~ yon 1962 nur schwach angedeutet und mit einigen Dunen- federn bewachsen war. Auch bei dem ~ yon 1963 war die Stelle nicht (mehr?) ganz kahl wle bei einem echten Brutfleck. Ein solcher wurde bei einem ebenfalls am 16.9. 1962 ge- fangenen ad. Q festgestellt. Dieser Umstand und die wiederholten Beobachtungen - - aller- dings bereits fliigger - - JungvSgel in Gesellschaft von Alten lassen das Br~iten der Art in den 1960er Jahren im Oberharz so gut wie sicher erscheinen, woftir auch der Wiederfang

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eines am 16.9. 1962 am Torfhaus beringten ad. ~ an derselben Stelle am 28.8. 1963 sprechen k/Snnte.

Auf dem Col de Bretolet (Walliser Alpen) ring R. WINI~r~ER (Basel), wie er uns dankens- werterweise brieflich mitteilte, jeweils bis etwa Mitte August 1972 14, 1973 9 und 1974 13 ad. c~ dieser Art, yon denen er be i je einem typisch d-farbigen Ex. yore 19.7. 1972 und 30. 7. 1974 ,,einen ausgepr~igten Brutfle&" bemerkte))

rdber die Brutbiologie des Zitronenfinken fehlt es anscheinend immer noch an exakten Beobachtungen aus der Freiheit. Aus den bisher vorliegenden Ver6ffentlichungen diirfte abet hervorgehen, dag wie bei anderen Finkenarten das ~) allein das Nest baut und auch allein brfitet. Es wird w~ihrend der Bebrtitung des Geleges vom d im Nest gefiittert. Davon war schon vor fast 150 Jahren v. BALDENSTEIN (1827) nach freilich etwas unzureichenden eigenen Feststellungen iiberzeugt. Ebenso hebt v. Tsc~tvDi (1860) hervor, dag das d dem brfitenden

,,sorglich und emsig" Nahrung zutriigt. Dieses Yerhalten hat JOUARD (1930) nach Beobach- tungen aus dem Jahre 1923 in den Walliser und Waadtl~inder Alpen besditigt, desgleichen SAn~L (1963) bei einer erfolgreichen Volierenbrut und vordem schon G~NGL~t~ (!903) bei einer migglfickten Gefangenschaftsbrut. Planbeobachtungen an mehreren Nestern des Zitro- nenfinken der Bayerischen Alpen dutch M. KAmss t (Nachlagmanuskript in der Staatl. Vogdschutzwarte Garmisch-Partenkirchen) bestiitigen elndeutig die Richtigkeit der vorauf- geffihrten spiirlichen Literaturd~ten.

Nach diesen Feststellungen ,,darf" das d des Zitronenfinken folglich keinen Brutfle& haben, und BEcR~r¢ glaubt sich auch erinnern zu k/innen, dat~ es kein echter Brutfle& war, den er bei den 3 erwiihnte~ d fan&

In der durchgesehenen Literatur habe ich (R.) nut einen Hinweis auf eine entsprechende Beobachtung gefunden: KIRN~R (1964) berichtet, dag das c~ des in Gefangenschaft brfitenden Paares w~.hrend der Brutzeit ,,auf der rechten Seite unterhalb der Brust einen an Gr~ige zunehmenden Fleck aufwies. Es sah so aus, als wenn jemand mit zwei Fingern Federn ge- zupft h~itte".

Dieser Befund dfirfte mit den vorstehend an Wildvfigeln noch im August/September ge- machten Feststellungen identlsch sein. Es ergeben sich nun die Fragen, ob 1. dieser Pseudo-Brutfle& beim miinnlichen Zitronenfink w~ihrend der Sommermonate allge-

mein verbreitet ist und 2. welche biologische Bedeutung ihm zukommt?

Frage 1 liege sich vielleicht dutch Priifung der in den Sammlungen vorhandenen Pr~iparate klS.ren. Frage 2 diirfte schwieriger zu beantworten sein. Kfinnte der ,,Brutfleck" beim miinn- lichen Zitronenfink mit dem Hudern zusammenh~ingen, sofern ein solches yon den d iiber- haupt ausgefibt wird?

L i t e r a t u r

v. BALD~NSTmN, C. (1827): Nachrichten fiber den Zitronenfink (Fringilla citrinella). N. Alpina 2 : 4 3 - - 5 4 (Zitiert nach dem Nachdruck in: v. BURG, G. (1923): Die V/Sgel der Schweiz. Liefg. XIV: 2643--2652. Bern u. Genf.) • GENTLER, J. (1903): Etwas fiber den Zitronenzeisig. Gef. Welt 32: 99. • JOt*ARD, H. (1930): Der Zitronenzeisig als Winterbrfiter. Orn. Mber. 38: 137--139. • KIRNER, O. (1964): Beobachtungen, Erkenntnisse und Fragen bei der Ziichtung des Zitronengirlitzes. Gef. Welt 88:29--31 u. 50--53. • SAi3EL, K. (1963): Melne Beobach- tungen bei der Haltung und Zfichtung des Zitronengirlitzes (,,Serinus" citrineIla) in der Gartenvoliere. Gef. Welt 87: 1--4, 24--28 u. 41--45. • v. TscI~UDt, F. (1860): Das Thier- leben der Alpenwelt. 5. Auflage. Leipzig.

Peter Becker, 32 Hildesheim, Dammstrage 25; Herbert Ringleben, 294 Wilhelmshaven, Freiligrathstrage 17'4

x) Es sei angemerkt, dab die ViSgel im Harz und am Col de Bretolet lediglich nach der Gefieder- f~irbung, nicht durda Sektion als (~ bestimmt wurdem