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57 Weltwoche Nr. 34.13 Illustration: Bianca Litscher (www.sukibamboo.com) Auto Freude am Kurven Wer weitgehend auf praktischen Nutzen verzichten kann, ist mit dem BMW Z4 sehr fröhlich unterwegs. Von David Schnapp D as Auto ist in den allermeisten Fällen ein Nutzgerät, eine Transportgelegenheit für Menschen und Güter, und so gesehen eine nüchterne Erscheinung. Glücklich ist darum, wer ein Auto ohne jeglichen praktischen Nutzen fahren kann, zum Beispiel einen Supersport- wagen wie den Bugatti Veyron Grand Sport Vitesse (Weltwoche Nr. 29/2013). Wer hingegen beim Preis und beim Sozialprestige aus Rück- sicht auf seine Umgebung etwas vorsichtiger sein muss, der könnte mit einem BMW Z4 glücklich werden, obwohl auch der kein Son- derangebot ist. Aber in der Version mit der um- ständlichen Bezeichnung sDrive35is ist der kompakte Flitzer tatsächlich «Ausdruck purer Fahrfreude», wie die Werbung verspricht. Es geht schon los, wenn man den Startknopf drückt und der Motor mit einer lustigen Auspuff-Fanfare erwacht, die vom Leistungs- vermögen des Reihen-Sechszylinders mit doppelter Turboaufladung künden soll – einem Meisterstück der BMW-Ingenieure. Nach ein paar Kilometern in der bayrischen Fahr- maschine ist die Stimmung am Lenkrad aus- gezeichnet. Bei 1600 Kilogramm Leergewicht macht der Antrieb aus dem Z4 beinahe einen fröhlichen Gokart, der schon vor jeder Kurve die Vorfreude ansteigen lässt. Wenn man dann noch die Einstellung «Sport+» wählt, wird die Traktionskontrolle gelockert, und das Heck zuckt wie gewünscht am Kurvenausgang. Dabei sieht man souverän darüber hinweg, dass der Z4 als Roadster mit Metallfaltdach seit 2009 fast unverändert gebaut wird. Das ist bei einigen Bedienelementen sowie dem Dis- play zwischen den beiden Rundinstrumenten sichtbar, bleibt aber ohne Einfluss auf die Lust an der Bewegung, die einen jedes Mal über- kommt, wenn man in diesen Wagen steigt. Röhren, Blubbern, Sprotzen Während die hochgezüchteten M-Modelle mit Achtzylindermotoren von BMW einen fast schon dezenten, basslastigen Sound produzie- ren, ist der Motorenlärm des 35is erfreulich präsent. Es röhrt laut beim Beschleunigen, sprotzt und blubbert beim Runterschalten – der perfekte Soundtrack für schnelle Kurven. Bei Autobahngeschwindigkeit wird es im Innenraum relativ laut, der Motor hingegen arbeitet mit angenehmer Laufruhe. Ganz ohne Alltagsnutzen ist der Z4 freilich nicht, bei geschlossenem Dach kann man zwei kleine Koffer mitnehmen. Aber eigentlich dürfte ein solches Auto vollständig unpraktisch sein. Man ist mit leichtem Gepäck unterwegs, weil es ja nur um die «pure Fahrfreude» geht. Zu Tisch Jugend kocht Von David Schnapp W ohin bewegt sich die Spitzenküche in der Schweiz? Auf diese Frage erhoffte man sich diese Woche eine Antwort am ersten Schweizer Cook-Tank: Bei der Veranstaltung des erfolgreichen deutschen Online-Gourmet- magazins Sternefresser mit Unterstützung von V-Zug, trafen sich Spitzenköche zum intimen Austausch über ihre Arbeit. Ein Koch, ein Gericht – so klar und einfach ist die Vorgabe beim Cook-Tank –, wobei sich die Protagonisten für ein Oberthema entschei- den mussten, entweder «Würzen mit unge- wöhnlichen Zutaten» oder «Mehr als Käse». Danach wird in grosser Runde gegessen, und die Kollegen kommentieren, loben und kriti- sieren die Teller, die ihnen vorgesetzt werden. In der geräumigen Küche des Gourmetrestau- rants «Focus» im imposanten «Park Hotel Vitznau» standen am vergangenen Montag einige der besten Köche der Schweiz, die einen modernen bis avantgardistischen Stil pflegen. Als Gernegutesser kann man erfreut berich- ten, dass die Weiterentwicklung der Hoch- küche im Land gesichert ist. Die Vielfalt ist gross, die Ideen sind zahlreich, und von den jungen Köchen darf man sich viel erhoffen für die Zukunft: Fabian Inderbitzin etwa, der Foie gras mit Karotte und Ziegenfrischkäse kombi- nierte, oder Markus Arnold, der zurzeit mit Milchsäurebakterien experimentiert und ein schönes Käsegericht mit fermentierter Roh- milch, Butterbohnen und Pfirsich zeigte. Der hochtalentierte Nenad Mlinarevic machte aus Ziegenfrischkäse mit Sanddorn, Malz und Ce- realien einen weiteren erfrischenden Käsegang, und der junge Gardemanger Patrick Koschnack vom «Einstein» in Aarau zog alle Geschmacks- register, als er geflämmten Lachs mit einem geräucherten Eistee-Gelee, Stangensellerie, Gurke, frittierten Radieschen, Ingwer-Biskuit, Apfel-Sauerrahm-Creme und Chili-Kresse zu einem grossen Ganzen kombinierte. Fazit: Die Jugend kocht gut, und den etwas arrivierteren Teilnehmern wie Tanja Grandits, Andreas Caminada, Rolf Fliegauf oder Peter Knogl scheinen die Ideen zum Glück auch nicht auszugehen. Cook-Tank Schweiz: Fotos, Videos und mehr auf www.sternefresser.de BMW Z4 sDrive35is Leistung: 340 PS, Hubraum: 2979 ccm Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h Preis: Fr. 77 600.–; Testwagen: Fr. 90 910.–

Weltwoche – Jugend kocht

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David Schnapp in der Schweizer Weltwoche über den ersten CookTank der Sternefresser im Alpenland.

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57Weltwoche Nr. 34.13Illustration: Bianca Litscher (www.sukibamboo.com)

Auto

Freude am KurvenWer weitgehend auf praktischen Nutzen verzichten kann, ist mit dem BMW Z4 sehr fröhlich unterwegs. Von David Schnapp

Das Auto ist in den allermeisten Fällen ein Nutzgerät, eine Transportgelegenheit

für Menschen und Güter, und so gesehen eine nüchterne Erscheinung. Glücklich ist darum, wer ein Auto ohne jeglichen praktischen Nutzen fahren kann, zum Beispiel einen Supersport-wagen wie den Bugatti Veyron Grand Sport Vitesse (Weltwoche Nr. 29/2013). Wer hingegen beim Preis und beim Sozial prestige aus Rück-sicht auf seine Umgebung etwas vorsichtiger sein muss, der könnte mit einem BMW Z4 glücklich werden, obwohl auch der kein Son-derangebot ist. Aber in der Version mit der um-ständlichen Bezeichnung sDrive35is ist der kompakte Flitzer tatsächlich «Ausdruck purer Fahrfreude», wie die Werbung verspricht.

Es geht schon los, wenn man den Startknopf drückt und der Motor mit einer lustigen Auspuff-Fanfare erwacht, die vom Leistungs-vermögen des Reihen-Sechszylinders mit doppelter Turbo aufladung künden soll – einem Meisterstück der BMW-Ingenieure. Nach ein paar Kilometern in der bayrischen Fahr-maschine ist die Stimmung am Lenkrad aus-gezeichnet. Bei 1600 Kilogramm Leergewicht

macht der Antrieb aus dem Z4 beinahe einen fröhlichen Gokart, der schon vor jeder Kurve die Vor freude ansteigen lässt. Wenn man dann noch die Einstellung «Sport+» wählt, wird die Traktionskontrolle gelockert, und das Heck zuckt wie gewünscht am Kurvenausgang.

Dabei sieht man souverän darüber hinweg, dass der Z4 als Roadster mit Metallfaltdach seit 2009 fast unverändert gebaut wird. Das ist bei einigen Bedienelementen sowie dem Dis-play zwischen den beiden Rundinstrumenten sichtbar, bleibt aber ohne Einfluss auf die Lust an der Bewegung, die einen jedes Mal über-kommt, wenn man in diesen Wagen steigt.

Röhren, Blubbern, Sprotzen

Während die hochgezüchteten M-Modelle mit Achtzylindermotoren von BMW einen fast schon dezenten, basslastigen Sound produzie-ren, ist der Motorenlärm des 35is erfreulich präsent. Es röhrt laut beim Beschleunigen, sprotzt und blubbert beim Runterschalten – der perfekte Soundtrack für schnelle Kurven. Bei Autobahngeschwindigkeit wird es im Innenraum relativ laut, der Motor hingegen arbeitet mit angenehmer Laufruhe.

Ganz ohne Alltagsnutzen ist der Z4 freilich nicht, bei geschlossenem Dach kann man zwei kleine Koffer mitnehmen. Aber eigentlich dürfte ein solches Auto vollständig unpraktisch sein. Man ist mit leichtem Gepäck unterwegs, weil es ja nur um die «pure Fahrfreude» geht.

Zu Tisch

Jugend kochtVon David Schnapp

Wohin bewegt sich die Spitzenküche in der Schweiz? Auf diese Frage erhoffte

man sich diese Woche eine Antwort am ersten Schweizer Cook-Tank: Bei der Veranstaltung des erfolgreichen deutschen Online-Gourmet-magazins Sternefresser mit Unterstützung von V-Zug, trafen sich Spitzenköche zum intimen Austausch über ihre Arbeit.

Ein Koch, ein Gericht – so klar und einfach ist die Vorgabe beim Cook-Tank –, wobei sich die Protagonisten für ein Oberthema entschei-den mussten, entweder «Würzen mit unge-wöhnlichen Zutaten» oder «Mehr als Käse». Danach wird in grosser Runde gegessen, und die Kollegen kommentieren, loben und kriti-sieren die Teller, die ihnen vorgesetzt werden. In der geräumigen Küche des Gourmetrestau-rants «Focus» im imposanten «Park Hotel Vitznau» standen am vergangenen Montag einige der besten Köche der Schweiz, die einen modernen bis avantgardistischen Stil pflegen.

Als Gernegutesser kann man erfreut berich-ten, dass die Weiterentwicklung der Hoch-küche im Land gesichert ist. Die Vielfalt ist gross, die Ideen sind zahlreich, und von den jungen Köchen darf man sich viel erhoffen für die Zukunft: Fabian Inderbitzin etwa, der Foie gras mit Karotte und Ziegenfrischkäse kombi-nierte, oder Markus Arnold, der zurzeit mit Milchsäurebakterien experimentiert und ein schönes Käse gericht mit fermentierter Roh-milch, Butterbohnen und Pfirsich zeigte. Der hochtalentierte Nenad Mlinarevic machte aus Ziegenfrischkäse mit Sanddorn, Malz und Ce-realien einen weiteren erfrischenden Käsegang, und der junge Gardemanger Patrick Koschnack vom «Einstein» in Aarau zog alle Geschmacks-register, als er geflämmten Lachs mit einem geräucherten Eistee-Gelee, Stangensellerie, Gurke, frittierten Radieschen, Ingwer-Biskuit, Apfel-Sauerrahm-Creme und Chili-Kresse zu einem gros sen Ganzen kombinierte.

Fazit: Die Jugend kocht gut, und den etwas arrivierteren Teilnehmern wie Tanja Grandits, Andreas Caminada, Rolf Fliegauf oder Peter Knogl scheinen die Ideen zum Glück auch nicht auszugehen.

Cook-Tank Schweiz: Fotos, Videos und mehr auf www.sternefresser.de

BMW Z4 sDrive35is

Leistung: 340 PS, Hubraum: 2979 ccmHöchstgeschwindigkeit: 250 km/hPreis: Fr. 77 600.–; Testwagen: Fr. 90 910.–