1
18 Nr. 185 | Montag, 13. August 2018 STUTTGARTER ZEITUNG KREIS ESSLINGEN Esslingen Bahnsurfer riskiert sein Leben Ein unbekannter S-Bahnsurfer hat sich am Donnerstagabend im Esslinger Stadtteil Ober- esslingen laut der Polizei in „absolute Lebens- gefahr“ gebracht. Laut einer Mitteilung war der etwa 18 Jahre alte Mann gegen 19.45 Uhr auf dem Puffer der S-Bahnlinie 1 in Richtung Herrenberg mitgefahren. Dabei wurde er von einem parallel zu den Gleisen fahrenden Auto- fahrer beobachtet, der die Polizei alarmierte. In Untertürkheim wurde die S-Bahn gestoppt, doch von dem Surfer fehlte jede Spur. jüv Nürtingen Böschung fängt Feuer Weggeworfene Glutstücke aus einer Shisha- Pfeife waren am frühen Samstagmorgen ver- mutlich die Ursache für einen kleineren Brand an der Böschung entlang des Neckarradwegs in Nürtingen. Ein zufällig vorbeikommender Mitarbeiter eines Rettungsdienstes stellte gegen 1 Uhr fest, dass am Ufer des Neckars im Bereich der Schlosserstraße ein Gebüsch brannte. Er konnte bis zum Eintreffen der von ihm alarmierten Feuerwehr die Flammen mit zwei Feuerlöschern eindämmen. Dadurch ver- hinderte er ein Ausbreiten des Feuers. jüv Neuffen Rücksichtloser Zweiradfahrer Ein 18-Jähriger hat sich am Samstag als Ver- kehrsrowdy erwiesen. Laut der Polizei überhol- te er mit seiner rot-weißen Aprilia gegen 18 Uhr zwischen Kohlberg und Neuffen zunächst mit sehr hohem Tempo ein Auto, bevor er in Neuffen wegen eines über einen Zebrastreifen gehenden Fußgängers und später wegen eines Radfahrers Vollbremsungen einlegen musste. Danach raste er – zum Teil nur auf dem Hinter- rad – davon und überholte weitere Autos mit überhöhter Geschwindigkeit. Die Polizei, 0 70 22/9 22 40, bittet um Hinweise. jüv Polizeibericht Der Esslinger Autor Olaf Nägele liest von 15 Uhr an im Pflegeheim in Esslingen-Berk- heim, Badstraße 12, aus seinen Büchern. Laut einer Ankündigung des Veranstalters, dem För- derverein des Altenzentrums, ist Olaf Nägele zwar bekennender Schwabe, aber weit entfernt „von schwäbischer Behäbigkeit und dialekta- lem Schenkelklopfhumor“. Der Eintritt ist frei. Heute Kreis Esslingen Kontakt Redaktion Kreis Esslingen Innere Brücke 2, 73728 Esslingen Postfach 10 09 30, 73709 Esslingen Telefon: 07 11/39 69 86-10 Telefax: 07 11/39 69 86-77 E-Mail: [email protected] Eine mode- und selbstbewusste Kandidatin J eden Tag schafft sie es nicht. Wenn Priscilla Balz es sich allerdings ein- richten kann, setzt sie sich montags, dienstags, mittwochs, donnerstags und freitags um 15 Uhr vor den Fernseher. Um diese Uhrzeit läuft auf Vox nämlich ihre Lieblingssendung „Shopping Queen“. Die- se Woche wird sie die Styling-Doku beson- ders genau verfolgen, denn in der aktuellen Staffel ist die Frau aus Wolfschlugen selbst mit von der Partie. „Es ist wirklich toll, dass ich mitmachen durfte. Ich wollte das schon immer“, sagt die 34-Jährige, die sich selbst als sehr modebewusst bezeichnet. Bereits nach der ersten Ausstrahlung der Sendung im Jahr 2012 hatte sie Feuer ge- fangen. „Von da an habe ich fast täglich ge- schaut, denn Mode und Kleider sind genau mein Ding“, schwärmt Balz, die an Modege- schäften nicht einfach nur vorbeigehen kann. So ihr die Zeit zum Stöbern fehlt, ins- piziert sie zumindest die Schaufensteraus- lagen. Wie sind die Farben kombiniert? Passt der Stil? Welche Teile sind besonders geschmackvoll? Würde mir etwas gefallen? Die Frage, ob ihr etwas stehen würde, stellt sie sich nie. „Ich kann fast alles anzie- hen und gut aussehen“, sagt sie selbstbe- wusst und erzählt, dass sie jahrelang als Model gearbeitet und sich dabei immer to- tal geehrt gefühlt habe „so schöne Sachen tragen zu dürfen“. Woher ihr ursprüngli- ches Interesse an Styling-Fragen rührt, weiß sie selbst nicht genau. „Ich habe Mode einfach im Blut“, sagt die Mutter einer bald zweijährigen Tochter und lächelt. Kein Wunder also, dass sie es als höchst span- nend empfindet, wenn in der Sendung „Shopping Queen“ jede Woche fünf Frauen an fünf aufeinanderfolgenden Tagen gegeneinander antreten, um die eine mit dem besten Stil und dem besten Gespür für Mode zu werden. Für Balz rührt die Span- nung vor allem daher, weil die fünf Kandi- datinnen immer nur wenige Stunden Zeit haben, um ihr Outfit auszusuchen. „Ich fin- de es interessant, wie unterschiedlich die Geschmäcker sind und wie schnell manche Frauen einen super Look hinkriegen.“ Die Aufgabe, die die gebürtige Keniane- rin und die vier anderen Kandidatinnen aus dem Raum Stuttgart in den Sendungen in dieser Woche zu meistern haben, passt zum Wetter. „Hello Sunshine – genieße den Sommer mit deiner neuen Designerson- nenbrille“, lautet das Motto der aktuellen Staffel. Balz findet das ein „super Thema“ und „eher einfach“. Der Horror wäre für sie die Vorgabe Dreiviertelrock gewesen, „denn bis man da etwas Passendes findet, muss man lange suchen“. Als Regel gilt, dass jede Kandidatin von „Shopping Queen“ 500 Euro bekommt und vier Stunden Zeit hat, um mit dem Geld bei- spielsweise Kleider, Schuhe, Strümpfe, Schmuck sowie Accessoires zu kaufen und sich die Haare stylen sowie das Gesicht schminken zu lassen. Wer die Joker-Option nutzt, bekommt zwar 200 Euro mehr Bud- get, aber dafür auch eine Stunde weniger Zeit. „So oder so ist der Zeitdruck riesig. Kandidatin bei „Shopping Queen“ zu sein sei so stressig wie noch nie, urteilt Balz, die diese Situation allerdings als „positiven Stress“ bezeichnet. Zwar sei sie nach der Zusage, bei der Styling-Doku mitmachen zu dürfen, ziemlich nervös und aufgeregt gewesen. An ihrem großen Shopping-Tag in Stuttgart und während der Dreharbeiten war sie eigenen Angaben zufolge aber ein- fach nur glücklich, den Star-Designer Gui- do Maria Kretschmer persönlich kennen- lernen und sich selbst beweisen zu dürfen. Vor der Kamera zu stehen, habe ihr viel Spaß gemacht. „Ich freue mich schon sehr darauf, mich diese Woche selbst in der Sen- dung zu sehen.“ Darüber, wie sie abge- schnitten hat, hüllt sie freilich den – modi- schen – Mantel des Schweigens. Die Ausstrahlungen im Fernsehen Der Shop- ping-Tag mit Priscilla Balz wird bei VOX am Donnerstag, 16. August, ausgestrahlt. Der Be- ginn ist um 15 Uhr. Bereits an diesem Montag startet die Staffel mit fünf Kandidatinnen aus dem Raum Stuttgart. In der Sendung am 17. Au- gust wird die Gewinnerin gekrönt. Wolfschlugen Die 34-jährige Priscilla Balz ist diese Woche in der Fernsehsendung „Shopping Queen“ zu sehen. Von Tanja Liebmann Priscilla Balz genießt es, vor Film- und Fotokameras zu stehen. Foto: Horst Rudel Deizisau/Plochingen Zweiradfahrer flüchtet filmreif Ein unbekannter Fahrer eines Kleinkraft- rades hat sich am Freitagmittag in Deizisau und in Plochingen eine laut der Polizei filmreife Verfolgungsfahrt mit einer Strei- fenwagenbesatzung geliefert. Die Polizis- ten wollten ihn gegen 17 Uhr im Bereich der Zeppelinstrasse kontrollieren. Als der Zweiradfahrer das Polizeiauto entdeckte, flüchtete er mit hoher Geschwindigkeit zu- nächst über Feld- und Verbindungswege. Sämtliche Signale mit der Aufforderung anzuhalten, habe der Zweiradfahrer igno- riert. Selbst die Treppe an einer Fußgän- gerbrücke im Bereich des Bruckenwasens in Plochingen habe ihn nicht aufhalten können, er sei diese einfach hinuntergefah- ren. Um den Flüchtenden und andere Ver- kehrsteilnehmer nicht weiter zu gefähr- den, habe die Streifenwagenbesatzung die Verfolgung abgebrochen. Der rasende Zweiradfahrer konnte trotz des Einsatzes eines Polizeihubschraubers und weiterer Streifenwagen nicht ausfindig gemacht werden. Bei dem Zweirad handelt es sich um ein orangefarbenes Kleinkraft- rad, vermutlich der Marke KTM. Die Poli- zei, Telefonnummer 07 11/3 99 00, bittet um Zeugenhinweise. jüv Wenn Handwerk und Hightech sich finden G reift die modebewusste Dame zum Schneeflockenbürstchen,um ihre Augenpartie zu unterstreichen, re- agieren die Scheinwerfer eines Autos der Premiumklasse autonom auf die jeweiligen Lichtverhältnisse im Straßenverkehr oder weisen die Problemlösungen für die Luft- und Raumfahrtindustrie gar in die Weiten des Alls – dann könnten da die Hochdorfer dahinterstecken. Dies sind freilich nur we- nige Beispiele einer breiten Palette von Branchenprodukten, zu deren Herstellung die Firma Leonhardt die technischen und werkzeugmäßigen Voraussetzungen bei- steuert. Den Schlüssel eines offenkundigen Erfolgsrezepts, das dem Unternehmen bin- nen acht Jahren bereits fünfmal die Auf- nahme in den exklusiven Kreis der „Top- 100-Innovatoren“ beschert hat, sieht Fir- menchef Wolfgang Leonhardt (61) „in der Verbindung bester Handwerkskunst mit Hightech“. Die auch noch ge- bräuchliche Bezeich- nung Graveurbetrieb mag inzwischen etwas antiquiert klingen, aber sie umschreibt im Falle Leonhardt gleichwohl treffend die Anfänge des knapp 60 Jahre alten Fami- lienbetriebs. Und die Chronik der Hoch- dorfer Firma ist zudem ein Paradebeispiel für unternehmerischen Pioniergeist. Ehe sich der aus Sachsen stammende Gründer Günter Leonhardt, der Vater des heutigen Inhabers, als gelernter Stahlgra- veur selbstständig machte, hatte er erst bei der Esslinger „Gravieranstalt“ und dann beim Werkzeugbauer Pfletschinger und Gauch in Plochingen gearbeitet. An seinem Wohnort Hochdorf, so erzählt Wolfgang Leonhardt, wurde der Sprung in die Selbst- ständigkeit zunächst dadurch erschwert, dass damals in Privathaushalten kaum der zur Fertigung nötige Starkstrom zur Verfü- gung stand. Zu seinem Glück konnte der Firmen- gründer in spe im Wolfskehlenweg ein be- scheidenes Häusle mieten, dessen Besitzer als Mitarbeiter der Neckarwerke über die erforderliche „Saftquelle“ verfügte. Und so kam es, dass Günter Leonhardt unter einem Dach mit Hühnern und Hasen und bei viel Handarbeit mit Spritzgießformen den Modellbaufirmen Märklin in Göppin- gen und Graupner in Kirchheim/Teck zu- arbeitete. Die Innovationsfreude der Leonhardts lässt sich allein an der Entwicklung der Werkstattgröße ablesen. Von anfänglich zwölf Quadratmetern im Wolfskehlenweg stieg sie sukzessive auf heute 475 Quadrat- meter im 1970 in der Mozartstraße eröffne- ten Firmendomizil. Auch die Zunahme beim Personal von neun (1970) auf jetzt 30 Mitarbeiter zeugt von Dynamik; wie sich Wolfgang Leonhardt erinnert, kam den am- bitionierten Unternehmenszielen seines Vaters seinerzeit entgegen, dass der einst in Hochdorf ansässige Drehautomatenher- steller Traub ins nahe Reichenbach abwan- derte – und etliche qualifizierte Mitarbei- ter bei Leonhardt anheuerten. Als weiteren Gradmesser für Prosperität betont das Unternehmen, dass sich in den vergange- nen vier Jahren ein Umsatzplus von nahe- zu 30 Prozent ergeben habe. Und: Man ha- be selbst in wirtschaftlichen Krisenzeiten noch nie Kurzarbeit einführen müssen, verkündet Wolfgang Leonhardt, Firmen- chef seit 1992, mit unüberhörbarem Stolz. Das Jahr 1970 markiert nicht nur den Bau des neuen Stammsitzes, sondern auch die Fertigung des ersten Spritzgießwerk- zeugs für Hochleistungskeramik, einem Werkstoff, der nach wie vor einen innovati- ven Schwerpunkt in der Hochdorfer Mo- zartstraße bildet. In Kooperation mit der Universität Stuttgart hat man nach Fir- menangaben aus dem ursprünglichen Iso- lationsmaterial einen leitenden und ero- dierbaren Werkstoff entwickelt, der wider- standsfähiger als Stahl oder Hartmetall sei. Einen Coup mit frommem Hintergrund, der verfahrenstechnisch an die Ursprünge des Hochdorfer Unternehmens anknüpft, landete Leonhardt im April 2005. Im Nach- klang zur Amtseinführung von Joseph Aloisius Ratzinger als Papst Benedikt XVI. hatten die Verlage von „Bild“ und „Welt- bild“ in einer Sonderauflage von 100 000 Stück jenes Evangelienbuch herausge- geben, das Benedikt bei einer Messe auf dem Petersplatz den Gläubigen präsentier- te. Die Werkzeuge für die Prägung des reich verzierten metallenen Buchdeckels stam- men aus dem schwäbischen Hochdorf. Und die Firma Leonhardt findet sich daher auch im Impressum der „Goldbibel“ verewigt. Vorzeigebetrieb Die Spur zu einem der innovativsten Mittelständler der Republik führt nach Hochdorf – zum Werkzeug- und Formenbauer Leonhardt. Angefangen hat alles vor bald 60 Jahren in einer bescheidenen Werkstatt im Wolfskehlenweg. Von Gunther Nething Kann sich über den Erfolg und die Auszeichnungen seines Unternehmens freuen: Firmenchef Wolfgang Leonhardt Fotos: Horst Rudel Die „Goldbibel“, deren prächtiger Buchdeckel mit Werkzeug aus Hochdorf geprägt wurde. „Mode und Kleider sind genau mein Ding.“ Priscilla Balz, Wolfschlugen Selbst in ernsten Krisenzeiten gab es nie Kurzarbeit.

Wenn Handwerk und Hightech sich finden · 2018-08-14 · klang zur Amtseinfhrung von Joseph Aloisius Ratzinger als Papst Benedikt XVI. hatten die Verlage von ¹Bildª und ¹Welt-bildª

  • Upload
    others

  • View
    2

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Wenn Handwerk und Hightech sich finden · 2018-08-14 · klang zur Amtseinfhrung von Joseph Aloisius Ratzinger als Papst Benedikt XVI. hatten die Verlage von ¹Bildª und ¹Welt-bildª

18 Nr. 185 | Montag, 13. August 2018STUTTGARTER ZEITUNGKREIS ESSLINGEN

Esslingen

Bahnsurfer riskiert sein LebenEin unbekannter S-Bahnsurfer hat sich am Donnerstagabend im Esslinger Stadtteil Ober-esslingen laut der Polizei in „absolute Lebens-gefahr“ gebracht. Laut einer Mitteilung war der etwa 18 Jahre alte Mann gegen 19.45 Uhr auf dem Puffer der S-Bahnlinie 1 in Richtung Herrenberg mitgefahren. Dabei wurde er von einem parallel zu den Gleisen fahrenden Auto-fahrer beobachtet, der die Polizei alarmierte. In Untertürkheim wurde die S-Bahn gestoppt, doch von dem Surfer fehlte jede Spur. jüv

Nürtingen

Böschung fängt FeuerWeggeworfene Glutstücke aus einer Shisha-Pfeife waren am frühen Samstagmorgen ver-mutlich die Ursache für einen kleineren Brand an der Böschung entlang des Neckarradwegs in Nürtingen. Ein zufällig vorbeikommender Mitarbeiter eines Rettungsdienstes stellte gegen 1 Uhr fest, dass am Ufer des Neckars im Bereich der Schlosserstraße ein Gebüsch brannte. Er konnte bis zum Eintreffen der von ihm alarmierten Feuerwehr die Flammen mit zwei Feuerlöschern eindämmen. Dadurch ver-hinderte er ein Ausbreiten des Feuers. jüv

Neuffen

Rücksichtloser ZweiradfahrerEin 18-Jähriger hat sich am Samstag als Ver-kehrsrowdy erwiesen. Laut der Polizei überhol-te er mit seiner rot-weißen Aprilia gegen 18 Uhr zwischen Kohlberg und Neuffen zunächst mit sehr hohem Tempo ein Auto, bevor er in Neuffen wegen eines über einen Zebrastreifen gehenden Fußgängers und später wegen eines Radfahrers Vollbremsungen einlegen musste. Danach raste er – zum Teil nur auf dem Hinter-rad – davon und überholte weitere Autos mit überhöhter Geschwindigkeit. Die Polizei, 0 70 22/9 22 40, bittet um Hinweise. jüv

Polizeibericht

Der Esslinger Autor Olaf Nägele liest von 15 Uhr an im Pflegeheim in Esslingen-Berk-heim, Badstraße 12, aus seinen Büchern. Laut einer Ankündigung des Veranstalters, dem För-derverein des Altenzentrums, ist Olaf Nägele zwar bekennender Schwabe, aber weit entfernt „von schwäbischer Behäbigkeit und dialekta-lem Schenkelklopfhumor“. Der Eintritt ist frei.

Heute

Kreis Esslingen

Kontakt

Redaktion Kreis EsslingenInnere Brücke 2, 73728 EsslingenPostfach 10 09 30, 73709 EsslingenTelefon: 07 11/39 69 86-10Telefax: 07 11/39 69 86-77E-Mail: [email protected]

Eine mode- und selbstbewusste Kandidatin

J eden Tag schafft sie es nicht. WennPriscilla Balz es sich allerdings ein-richten kann, setzt sie sich montags,

dienstags, mittwochs, donnerstags und freitags um 15 Uhr vor den Fernseher. Um diese Uhrzeit läuft auf Vox nämlich ihreLieblingssendung „Shopping Queen“. Die-se Woche wird sie die Styling-Doku beson-

ders genau verfolgen,denn in der aktuellenStaffel ist die Frau ausWolfschlugen selbstmit von der Partie.

„Es ist wirklich toll,dass ich mitmachendurfte. Ich wollte dasschon immer“, sagt die34-Jährige, die sich

selbst als sehr modebewusst bezeichnet.Bereits nach der ersten Ausstrahlung derSendung im Jahr 2012 hatte sie Feuer ge-fangen. „Von da an habe ich fast täglich ge-schaut, denn Mode und Kleider sind genaumein Ding“, schwärmt Balz, die an Modege-schäften nicht einfach nur vorbeigehenkann. So ihr die Zeit zum Stöbern fehlt, ins-piziert sie zumindest die Schaufensteraus-lagen. Wie sind die Farben kombiniert? Passt der Stil? Welche Teile sind besondersgeschmackvoll? Würde mir etwas gefallen?

Die Frage, ob ihr etwas stehen würde,stellt sie sich nie. „Ich kann fast alles anzie-hen und gut aussehen“, sagt sie selbstbe-

wusst und erzählt, dass sie jahrelang alsModel gearbeitet und sich dabei immer to-tal geehrt gefühlt habe „so schöne Sachentragen zu dürfen“. Woher ihr ursprüngli-ches Interesse an Styling-Fragen rührt,weiß sie selbst nicht genau. „Ich habe Modeeinfach im Blut“, sagt die Mutter einer baldzweijährigen Tochter und lächelt. KeinWunder also, dass sie es als höchst span-nend empfindet, wenn in der Sendung„Shopping Queen“ jede Woche fünf Frauenan fünf aufeinanderfolgenden Tagengegeneinander antreten, um die eine mit

dem besten Stil und dem besten Gespür fürMode zu werden. Für Balz rührt die Span-nung vor allem daher, weil die fünf Kandi-datinnen immer nur wenige Stunden Zeithaben, um ihr Outfit auszusuchen. „Ich fin-de es interessant, wie unterschiedlich dieGeschmäcker sind und wie schnell mancheFrauen einen super Look hinkriegen.“

Die Aufgabe, die die gebürtige Keniane-rin und die vier anderen Kandidatinnen ausdem Raum Stuttgart in den Sendungen indieser Woche zu meistern haben, passt zumWetter. „Hello Sunshine – genieße denSommer mit deiner neuen Designerson-nenbrille“, lautet das Motto der aktuellen Staffel. Balz findet das ein „super Thema“und „eher einfach“. Der Horror wäre für siedie Vorgabe Dreiviertelrock gewesen,

„denn bis man da etwas Passendes findet,muss man lange suchen“.

Als Regel gilt, dass jede Kandidatin von„Shopping Queen“ 500 Euro bekommt undvier Stunden Zeit hat, um mit dem Geld bei-spielsweise Kleider, Schuhe, Strümpfe,Schmuck sowie Accessoires zu kaufen und sich die Haare stylen sowie das Gesichtschminken zu lassen. Wer die Joker-Optionnutzt, bekommt zwar 200 Euro mehr Bud-get, aber dafür auch eine Stunde weniger Zeit. „So oder so ist der Zeitdruck riesig.Kandidatin bei „Shopping Queen“ zu sein sei so stressig wie noch nie, urteilt Balz, diediese Situation allerdings als „positivenStress“ bezeichnet. Zwar sei sie nach derZusage, bei der Styling-Doku mitmachenzu dürfen, ziemlich nervös und aufgeregtgewesen. An ihrem großen Shopping-Tagin Stuttgart und während der Dreharbeitenwar sie eigenen Angaben zufolge aber ein-fach nur glücklich, den Star-Designer Gui-do Maria Kretschmer persönlich kennen-lernen und sich selbst beweisen zu dürfen.Vor der Kamera zu stehen, habe ihr viel Spaß gemacht. „Ich freue mich schon sehrdarauf, mich diese Woche selbst in der Sen-dung zu sehen.“ Darüber, wie sie abge-schnitten hat, hüllt sie freilich den – modi-schen – Mantel des Schweigens.

Die Ausstrahlungen im Fernsehen Der Shop-ping-Tag mit Priscilla Balz wird bei VOX am Donnerstag, 16. August, ausgestrahlt. Der Be-ginn ist um 15 Uhr. Bereits an diesem Montag startet die Staffel mit fünf Kandidatinnen aus dem Raum Stuttgart. In der Sendung am 17. Au-gust wird die Gewinnerin gekrönt.

Wolfschlugen Die 34-jährige Priscilla Balz ist diese Woche in der Fernsehsendung „Shopping Queen“ zu sehen. Von Tanja Liebmann

Priscilla Balz genießt es, vor Film- und Fotokameras zu stehen. Foto: Horst Rudel

Deizisau/Plochingen

Zweiradfahrer flüchtet filmreifEin unbekannter Fahrer eines Kleinkraft-rades hat sich am Freitagmittag in Deizisauund in Plochingen eine laut der Polizeifilmreife Verfolgungsfahrt mit einer Strei-fenwagenbesatzung geliefert. Die Polizis-ten wollten ihn gegen 17 Uhr im Bereich derZeppelinstrasse kontrollieren. Als der Zweiradfahrer das Polizeiauto entdeckte,flüchtete er mit hoher Geschwindigkeit zu-nächst über Feld- und Verbindungswege.Sämtliche Signale mit der Aufforderunganzuhalten, habe der Zweiradfahrer igno-riert. Selbst die Treppe an einer Fußgän-gerbrücke im Bereich des Bruckenwasensin Plochingen habe ihn nicht aufhalten können, er sei diese einfach hinuntergefah-ren. Um den Flüchtenden und andere Ver-kehrsteilnehmer nicht weiter zu gefähr-den, habe die Streifenwagenbesatzung die Verfolgung abgebrochen.

Der rasende Zweiradfahrer konnte trotzdes Einsatzes eines Polizeihubschraubersund weiterer Streifenwagen nicht ausfindiggemacht werden. Bei dem Zweirad handeltes sich um ein orangefarbenes Kleinkraft-rad, vermutlich der Marke KTM. Die Poli-zei, Telefonnummer 07 11/3 99 00, bittetum Zeugenhinweise. jüv

Wenn Handwerk und Hightech sich finden

G reift die modebewusste Dame zumSchneeflockenbürstchen,um ihreAugenpartie zu unterstreichen, re-

agieren die Scheinwerfer eines Autos derPremiumklasse autonom auf die jeweiligenLichtverhältnisse im Straßenverkehr oderweisen die Problemlösungen für die Luft-und Raumfahrtindustrie gar in die Weitendes Alls – dann könnten da die Hochdorfer dahinterstecken. Dies sind freilich nur we-nige Beispiele einer breiten Palette vonBranchenprodukten, zu deren Herstellungdie Firma Leonhardt die technischen undwerkzeugmäßigen Voraussetzungen bei-steuert. Den Schlüssel eines offenkundigenErfolgsrezepts, das dem Unternehmen bin-nen acht Jahren bereits fünfmal die Auf-nahme in den exklusiven Kreis der „Top-100-Innovatoren“ beschert hat, sieht Fir-menchef Wolfgang Leonhardt (61) „in der

Verbindung besterHandwerkskunst mitHightech“.

Die auch noch ge-bräuchliche Bezeich-nung Graveurbetriebmag inzwischen etwasantiquiert klingen,aber sie umschreibt im

Falle Leonhardt gleichwohl treffend dieAnfänge des knapp 60 Jahre alten Fami-lienbetriebs. Und die Chronik der Hoch-dorfer Firma ist zudem ein Paradebeispielfür unternehmerischen Pioniergeist.

Ehe sich der aus Sachsen stammendeGründer Günter Leonhardt, der Vater desheutigen Inhabers, als gelernter Stahlgra-veur selbstständig machte, hatte er erst beider Esslinger „Gravieranstalt“ und dann beim Werkzeugbauer Pfletschinger und Gauch in Plochingen gearbeitet. An seinemWohnort Hochdorf, so erzählt WolfgangLeonhardt, wurde der Sprung in die Selbst-ständigkeit zunächst dadurch erschwert, dass damals in Privathaushalten kaum der zur Fertigung nötige Starkstrom zur Verfü-gung stand.

Zu seinem Glück konnte der Firmen-gründer in spe im Wolfskehlenweg ein be-scheidenes Häusle mieten, dessen Besitzerals Mitarbeiter der Neckarwerke über dieerforderliche „Saftquelle“ verfügte. Und sokam es, dass Günter Leonhardt unter einem Dach mit Hühnern und Hasen undbei viel Handarbeit mit Spritzgießformen den Modellbaufirmen Märklin in Göppin-gen und Graupner in Kirchheim/Teck zu-arbeitete.

Die Innovationsfreude der Leonhardtslässt sich allein an der Entwicklung der Werkstattgröße ablesen. Von anfänglichzwölf Quadratmetern im Wolfskehlenwegstieg sie sukzessive auf heute 475 Quadrat-meter im 1970 in der Mozartstraße eröffne-ten Firmendomizil. Auch die Zunahmebeim Personal von neun (1970) auf jetzt 30Mitarbeiter zeugt von Dynamik; wie sichWolfgang Leonhardt erinnert, kam den am-bitionierten Unternehmenszielen seinesVaters seinerzeit entgegen, dass der einst inHochdorf ansässige Drehautomatenher-steller Traub ins nahe Reichenbach abwan-derte – und etliche qualifizierte Mitarbei-

ter bei Leonhardt anheuerten. Als weiterenGradmesser für Prosperität betont dasUnternehmen, dass sich in den vergange-nen vier Jahren ein Umsatzplus von nahe-zu 30 Prozent ergeben habe. Und: Man ha-be selbst in wirtschaftlichen Krisenzeitennoch nie Kurzarbeit einführen müssen, verkündet Wolfgang Leonhardt, Firmen-chef seit 1992, mit unüberhörbarem Stolz.

Das Jahr 1970 markiert nicht nur denBau des neuen Stammsitzes, sondern auchdie Fertigung des ersten Spritzgießwerk-zeugs für Hochleistungskeramik, einemWerkstoff, der nach wie vor einen innovati-ven Schwerpunkt in der Hochdorfer Mo-zartstraße bildet. In Kooperation mit derUniversität Stuttgart hat man nach Fir-menangaben aus dem ursprünglichen Iso-lationsmaterial einen leitenden und ero-dierbaren Werkstoff entwickelt, der wider-standsfähiger als Stahl oder Hartmetall sei.

Einen Coup mit frommem Hintergrund,der verfahrenstechnisch an die Ursprünge des Hochdorfer Unternehmens anknüpft,landete Leonhardt im April 2005. Im Nach-klang zur Amtseinführung von JosephAloisius Ratzinger als Papst Benedikt XVI.hatten die Verlage von „Bild“ und „Welt-bild“ in einer Sonderauflage von 100 000 Stück jenes Evangelienbuch herausge-geben, das Benedikt bei einer Messe aufdem Petersplatz den Gläubigen präsentier-te. Die Werkzeuge für die Prägung des reichverzierten metallenen Buchdeckels stam-men aus dem schwäbischen Hochdorf. Unddie Firma Leonhardt findet sich daher auchim Impressum der „Goldbibel“ verewigt.

Vorzeigebetrieb Die Spur zu einem der innovativsten Mittelständler der Republik führt nach Hochdorf – zum Werkzeug- und FormenbauerLeonhardt. Angefangen hat alles vor bald 60 Jahren in einer bescheidenen Werkstatt im Wolfskehlenweg. Von Gunther Nething

Kann sich über den Erfolg und die Auszeichnungen seines Unternehmens freuen: Firmenchef Wolfgang Leonhardt Fotos: Horst Rudel

Die „Goldbibel“, deren prächtiger Buchdeckel mit Werkzeug aus Hochdorf geprägt wurde.

„Mode und Kleider sind genau mein Ding.“Priscilla Balz, Wolfschlugen

Selbst in ernsten Krisenzeiten gab es nie Kurzarbeit.