32
... wenn Kultur den Bunker rockt

wenn Kultur den Bunker rockt · 2012-09-13 · Vorworte 04 Einleitendes 06 Musizieren im Bunker 08 Presseauswertung 12 Aktionen im Einzelnen 14 Preisverleihung Region Stuttgart 21

  • Upload
    others

  • View
    1

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: wenn Kultur den Bunker rockt · 2012-09-13 · Vorworte 04 Einleitendes 06 Musizieren im Bunker 08 Presseauswertung 12 Aktionen im Einzelnen 14 Preisverleihung Region Stuttgart 21

... wenn Kultur den Bunker rockt

Page 2: wenn Kultur den Bunker rockt · 2012-09-13 · Vorworte 04 Einleitendes 06 Musizieren im Bunker 08 Presseauswertung 12 Aktionen im Einzelnen 14 Preisverleihung Region Stuttgart 21

Vorworte 04

Einleitendes 06

Musizieren im Bunker 08

Presseauswertung 12

Aktionen im Einzelnen 14

Preisverleihung Region Stuttgart 21

Ein paar Fakten zum Schluss 22

Schlussworte 28

Stadtjugendring Stuttgart e.V.Forschungsgruppe Untertage e.V.

Die Idee hinter „Bunker-Rock“

Die Band „Exitus“Die Band „Luxusmüll“Die Band „Nelson Valdez“Die Band „Seelenlos“Die Band „HiRes“Die Band „Spratzel Strull“

Historischer Stadtteilspaziergang in FeuerbachHistorische Stadtrundfahrt durch StuttgartKleiner Bunkerrundgang durch Stuttgarts Osten Zeitzeugeninterview mit Frau Ursula Gulden Open Air auf dem MarienplatzAbschlusskonzert zu „Bunker-Rock“ in der Röhre

Forschungsgruppe Untertage e.V.Stadtjugendring Stuttgart e.V.

Impressum

Herausgeber:

v.i.S.d.P.:

Redaktion:

Fotos:

Gestaltung/Layout:

Auflage:Druck:

Stadtjugendring Stuttgart e.V.Junghansstr. 5, 70469 Stuttgartfon: (0711) 23 72 60, fax: (0711) 237 26 90mail: [email protected]: www.sjr-stuttgart.de

Rainer Mayerhoffer

Alexander Schell, Marc Fischer, Norbert Prothmann, Sabine Prothmann

SJR-Archiv, Sabine Prothmann, Die Bandfotos stammen von den jeweiligen Bands

Aytekin Celik

1000 Druckhaus Stil

Stuttgart, 2012

Inhalt - Impressum

Vorwort des Stadtjugendrings Stuttgart e.V.

Warum wir uns mit Bunkern beschäftigenSeit Jahrzehnten ist der Stadtjugendring Stuttgart e.V. im Bereich der politisch-historischen Jugendbildung engagiert. Mit vielfältigen Veranstaltungen, Seminaren, Dokumentationen und Exkursionen hat der Stadtjugendring Stuttgart e.V. in der Vergangenheit die Zeit des Nationalsozialismus mit Jugendlichen aufgearbeitet.

Einen besonderen Schwerpunkt bilden die seit über 30 Jahren in Stuttgart realisierten Stadtrundfahrten und Rundgänge, bei denen die Auswirkungen des nationalsozialistischen Handelns auf lokaler Ebene vor allem für Jugendliche verdeutlicht werden.

Gemeinsam mit der Forschungsgruppe Untertage e.V. hat der Stadtjugendring Stuttgart e.V. das Jugendkulturprojekt „Bunker-Rock“ initiiert, bei dem die heutige und damalige Bestimmung der Schutzbauten über das Gesamtjahr 2011 in den öffentlichen Fokus gerückt wurde.

Die Bunker, einst geplant um der Bevölkerung Schutz vor Bombardierung zu bieten, erfüllen schon längst andere Aufgaben. Viele der Bunkeranlagen werden von Stuttgarter Bands und Kulturschaffenden als Proberäume genutzt. Damit sind die Schutzbauten längst Bestandteil der Jugendkultur geworden. Dadurch können auch aktuelle Bezüge hergestellt werden. Rassismus und Faschismus in Deutschland haben, wie die aktuellen Vorkommnisse bestätigen, 1945 nicht aufgehört.

In Form von kulturellen Aktivitäten, verbunden mit informativen Elementen, konnte sich ein breites Publikum über die einstige und heutige Nutzung der Schutzbauten informieren. Uns war es wichtig, die Nutzergruppen von heute, für die einstige Bestimmung der Bunkeranlagen zu sensibilisieren.

Mit der Betonung der Bunker in Stuttgart rückt das Schicksal der deutschen Bevölkerung während des Zweiten Weltkriegs in den Mittelpunkt. Ebenfalls nicht vergessen werden sollte, dass allein in Stuttgart, mehrere zehntausend Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter unter zum Teil menschenunwürdigen Bedingungen gefangen gehalten wurden. Sie duften zum größten Teil die Bunker nicht betreten und waren den Bomben schutzlos ausgeliefert.

Das antifaschistische Credo „Nie wieder Krieg – Nie wieder Faschismus“ stand Pate für dieses nicht alltägliche Geschichtsprojekt.

Vorworte 03

Jörg Titze, 1. Vorsitzender SJR Stuttgart

Page 3: wenn Kultur den Bunker rockt · 2012-09-13 · Vorworte 04 Einleitendes 06 Musizieren im Bunker 08 Presseauswertung 12 Aktionen im Einzelnen 14 Preisverleihung Region Stuttgart 21

Vorworte 04

Einleitendes 06

Musizieren im Bunker 08

Presseauswertung 12

Aktionen im Einzelnen 14

Preisverleihung Region Stuttgart 21

Ein paar Fakten zum Schluss 22

Schlussworte 28

Stadtjugendring Stuttgart e.V.Forschungsgruppe Untertage e.V.

Die Idee hinter „Bunker-Rock“

Die Band „Exitus“Die Band „Luxusmüll“Die Band „Nelson Valdez“Die Band „Seelenlos“Die Band „HiRes“Die Band „Spratzel Strull“

Historischer Stadtteilspaziergang in FeuerbachHistorische Stadtrundfahrt durch StuttgartKleiner Bunkerrundgang durch Stuttgarts Osten Zeitzeugeninterview mit Frau Ursula Gulden Open Air auf dem MarienplatzAbschlusskonzert zu „Bunker-Rock“ in der Röhre

Forschungsgruppe Untertage e.V.Stadtjugendring Stuttgart e.V.

Impressum

Herausgeber:

v.i.S.d.P.:

Redaktion:

Fotos:

Gestaltung/Layout:

Auflage:Druck:

Stadtjugendring Stuttgart e.V.Junghansstr. 5, 70469 Stuttgartfon: (0711) 23 72 60, fax: (0711) 237 26 90mail: [email protected]: www.sjr-stuttgart.de

Rainer Mayerhoffer

Alexander Schell, Marc Fischer, Norbert Prothmann, Sabine Prothmann

SJR-Archiv, Sabine Prothmann, Die Bandfotos stammen von den jeweiligen Bands

Aytekin Celik

1000 Druckhaus Stil

Stuttgart, 2012

Inhalt - Impressum

Vorwort des Stadtjugendrings Stuttgart e.V.

Warum wir uns mit Bunkern beschäftigenSeit Jahrzehnten ist der Stadtjugendring Stuttgart e.V. im Bereich der politisch-historischen Jugendbildung engagiert. Mit vielfältigen Veranstaltungen, Seminaren, Dokumentationen und Exkursionen hat der Stadtjugendring Stuttgart e.V. in der Vergangenheit die Zeit des Nationalsozialismus mit Jugendlichen aufgearbeitet.

Einen besonderen Schwerpunkt bilden die seit über 30 Jahren in Stuttgart realisierten Stadtrundfahrten und Rundgänge, bei denen die Auswirkungen des nationalsozialistischen Handelns auf lokaler Ebene vor allem für Jugendliche verdeutlicht werden.

Gemeinsam mit der Forschungsgruppe Untertage e.V. hat der Stadtjugendring Stuttgart e.V. das Jugendkulturprojekt „Bunker-Rock“ initiiert, bei dem die heutige und damalige Bestimmung der Schutzbauten über das Gesamtjahr 2011 in den öffentlichen Fokus gerückt wurde.

Die Bunker, einst geplant um der Bevölkerung Schutz vor Bombardierung zu bieten, erfüllen schon längst andere Aufgaben. Viele der Bunkeranlagen werden von Stuttgarter Bands und Kulturschaffenden als Proberäume genutzt. Damit sind die Schutzbauten längst Bestandteil der Jugendkultur geworden. Dadurch können auch aktuelle Bezüge hergestellt werden. Rassismus und Faschismus in Deutschland haben, wie die aktuellen Vorkommnisse bestätigen, 1945 nicht aufgehört.

In Form von kulturellen Aktivitäten, verbunden mit informativen Elementen, konnte sich ein breites Publikum über die einstige und heutige Nutzung der Schutzbauten informieren. Uns war es wichtig, die Nutzergruppen von heute, für die einstige Bestimmung der Bunkeranlagen zu sensibilisieren.

Mit der Betonung der Bunker in Stuttgart rückt das Schicksal der deutschen Bevölkerung während des Zweiten Weltkriegs in den Mittelpunkt. Ebenfalls nicht vergessen werden sollte, dass allein in Stuttgart, mehrere zehntausend Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter unter zum Teil menschenunwürdigen Bedingungen gefangen gehalten wurden. Sie duften zum größten Teil die Bunker nicht betreten und waren den Bomben schutzlos ausgeliefert.

Das antifaschistische Credo „Nie wieder Krieg – Nie wieder Faschismus“ stand Pate für dieses nicht alltägliche Geschichtsprojekt.

Vorworte 03

Jörg Titze, 1. Vorsitzender SJR Stuttgart

Page 4: wenn Kultur den Bunker rockt · 2012-09-13 · Vorworte 04 Einleitendes 06 Musizieren im Bunker 08 Presseauswertung 12 Aktionen im Einzelnen 14 Preisverleihung Region Stuttgart 21

Einleitende Worte der Forschungsgruppe Untertage e.V.

Die Forschungsgruppe Untertage e.V. ist ein gemeinnütziger und überregionaler Verein mit Sitz in Stuttgart. Die Gründung erfolgte im Jahr 2005 und seit April 2006 sind wir unter VR720121 im Vereinsregister beim Registergericht Stuttgart eingetragen.

Die Forschungsgruppe Untertage e.V. war der erste Verein in Stuttgart und Umgebung, der sich auf gemeinnütziger und nichtkommerzieller Basis für die Erforschung, Wiederentdeckung, Dokumentation sowie den Erhalt von Luftschutzanlagen, Bunkern und anderen Untertageanlagen eingesetzt hat. Der Schwerpunkt unseres Vereins liegt seit seiner Gründung im württembergischen Raum.

Wir betreiben eine regelmäßige Ausstellung im ehemaligen Luftschutzstollen Gaishalde in Bietigheim, die immer am ersten Sonntag im April, Juli und September zu erleben ist. Wir arbeiten dort eng mit dem örtlichen Geschichtsverein zusammen.

Gerade in den letzten Jahren hat das Interesse der Bevölkerung an der jüngeren Geschichte und ihren stummen Zeugen deutlich zugenommen. Die rapide schwindende Zahl von Zeitzeugen hinterlässt immer größere Lücken in der Erinnerung. Das Wissen einer ganzen Generation droht zu beträchtlichen Teilen in Vergessenheit zu geraten.Dies ist für uns Motivation und Ansporn, die noch zugänglichen Daten und Fakten und die daraus gewonnenen Forschungsergebnisse der Allgemeinheit, durch Ausstellungen, Führungen, Publikationen und weiteren Medien zugänglich zu machen.

So war für uns die Idee des gemeinsamen Projekts „Bunker-Rock“ mit dem Stadtjugendring Stuttgart e.V. naheliegend. Mehrere Bunker im Besitz der Stadt Stuttgart sind als Proberäume an Musiker vermietet. Andererseits nimmt das Wissen um das Vorhandensein dieser Bunker, ihrer Funktion und ihrer Geschichte in der Bevölkerung der Stadt immer mehr ab.Was also liegt näher, als die Musiker einmal aus ihren Bunkern herauszuholen, sie ihre Musik der Öffentlichkeit präsentieren zu lassen und dabei die Geschichte dieser Bunker zu erzählen?

Wir stellten fest, dass in den Bunkern sehr unterschiedliche Stilrichtungen anzutreffen sind. Da ist ein DJ neben einer Funk- und Rockband eingemietet. Rock- und Popmusiker üben neben Jazzern und einer Metalband. Auch das Alter der Musiker ist sehr unterschiedlich. Wir trafen auf zwanzigjährige Newcomer sowie alte „Bunkerhasen“, die schon seit 15 Jahren dort musizieren.

Wir wollten in Erfahrung bringen, wie sie den Bunker empfinden, in dem sie proben und was sie über ihn wissen. Dazu haben wir ihnen einen Fragebogen vorgelegt. Die Antworten sind in diese Dokumentation eingeflossen. Wir haben Führungen zu Bunkern und Relikten aus dem Bombenkrieg veranstaltet. Dabei entstanden spontane und teilweise sehr überraschende Gespräche zwischen Vertretern unterschiedlicher Generationen. So zum Beispiel an einem unserer Infostände, als eine Zeitzeugin erzählte, wie sie mit ihren Geschwistern und der Mutter mehrere Monate in den Bunkern lebte, dass diese immer nur drei Tage am Stück in einem Bunker bleiben konnten. Die Mutter verbrachte die Tage damit, Essen und die Bleibe für die nächste Nacht zu organisieren. Das Nomadenleben hörte erst in einem Übergangslager aus Holzbaracken in der Wolframstraße auf.

So haben die Bunker in denen heute gerockt wird, alle eine Fülle von Geschichten zu erzählen. Sie wurden nahezu alle mit dem Einsatz von Zwangsarbeitern (überwiegend Kriegsgefangenen) gebaut. Es waren nicht genug andere Arbeitskräfte verfügbar. Die Schutzplätze im Bunker waren nur für Deutsche und sie waren knapp. Die Zwangsarbeiter mussten draußen bleiben. Unter den Opfern der Bombenangriffe auf Stuttgart waren 770 Ausländer. Die allermeisten davon waren Zwangsarbeiter.

Für viele Deutsche sicherten die Bunker das Überleben. Nach Kriegsende wurden daraus provisorische Wohnheime für Ausgebombte, Flüchtlinge und Heimkehrer.

Vorworte04

Wer sich heute mit der Geschichte dieser Bunker beschäftigt, findet eine Fülle von Geschichten. Dazu gehören die Geschichten aus dem Krieg genauso, wie die aus der Nachkriegszeit. Und dazu gehört auch die heutige Nutzung. Diese Bunker sind heute Proberaum, Lagerhaus, Werbeträger, Antennenstandort oder Reserveraum für den Katastrophenschutz. Manche Bunker sind wie ein ganz normales Gebäude vermietet. In solchen entsteht seit Jahrzehnten Musik unterschiedlichster Stile. Auch diese Vielfalt war uns wichtig.

Vier der Bunker in Stuttgart sind heute Museen und können besichtigt werden. Doch im Kern sind alle Bunker Orte der Erinnerung und der Mahnung. Ohne die Geschichte des Krieges wären Sie nicht vorhanden. Sie stehen dafür, dass im Krieg jeder Opfer werden kann. Dass die Logik des Krieges sich für Gerechtigkeit nicht interessiert. Sie stehen dafür, dass der beste Weg, sinnlose Opfer zu verhindern nicht der Bau von Bunkern ist, sondern die Vermeidung von Krieg. Für diese Botschaft sollte man die Bunker erhalten.

Am Ende des Projekts haben alle Beteiligten und Zuschauer, Besucher und Teilnehmer ein breiteres Bewusstsein für die Geschichte und Kultur, die in den Bunkern heute entsteht, für persönliche Schicksale, für das Denken der jeweils anderen Generationen, für die Stadt und ihre Vielfalt erhalten.

Uns als einem der beiden veranstaltenden Vereine hat das Projekt sehr viel Spaß und Freude bereitet und es hat auch unseren Horizont erweitert. Dass unser Projekt vom Förderpreis der Region Stuttgart mit dem dritten Preis in der Kategorie „Kunst und Kultur“ ausgezeichnet wurde, war für uns eine überraschende Krönung eines spannenden Jahres voller Aktivitäten und eine Bestätigung für unsere Konzeption. Diese Dokumentation vermittelt einen Überblick über das Projekt.

Norbert Prothmann, Forschungsgruppe Untertage e.V.

05

Page 5: wenn Kultur den Bunker rockt · 2012-09-13 · Vorworte 04 Einleitendes 06 Musizieren im Bunker 08 Presseauswertung 12 Aktionen im Einzelnen 14 Preisverleihung Region Stuttgart 21

Einleitende Worte der Forschungsgruppe Untertage e.V.

Die Forschungsgruppe Untertage e.V. ist ein gemeinnütziger und überregionaler Verein mit Sitz in Stuttgart. Die Gründung erfolgte im Jahr 2005 und seit April 2006 sind wir unter VR720121 im Vereinsregister beim Registergericht Stuttgart eingetragen.

Die Forschungsgruppe Untertage e.V. war der erste Verein in Stuttgart und Umgebung, der sich auf gemeinnütziger und nichtkommerzieller Basis für die Erforschung, Wiederentdeckung, Dokumentation sowie den Erhalt von Luftschutzanlagen, Bunkern und anderen Untertageanlagen eingesetzt hat. Der Schwerpunkt unseres Vereins liegt seit seiner Gründung im württembergischen Raum.

Wir betreiben eine regelmäßige Ausstellung im ehemaligen Luftschutzstollen Gaishalde in Bietigheim, die immer am ersten Sonntag im April, Juli und September zu erleben ist. Wir arbeiten dort eng mit dem örtlichen Geschichtsverein zusammen.

Gerade in den letzten Jahren hat das Interesse der Bevölkerung an der jüngeren Geschichte und ihren stummen Zeugen deutlich zugenommen. Die rapide schwindende Zahl von Zeitzeugen hinterlässt immer größere Lücken in der Erinnerung. Das Wissen einer ganzen Generation droht zu beträchtlichen Teilen in Vergessenheit zu geraten.Dies ist für uns Motivation und Ansporn, die noch zugänglichen Daten und Fakten und die daraus gewonnenen Forschungsergebnisse der Allgemeinheit, durch Ausstellungen, Führungen, Publikationen und weiteren Medien zugänglich zu machen.

So war für uns die Idee des gemeinsamen Projekts „Bunker-Rock“ mit dem Stadtjugendring Stuttgart e.V. naheliegend. Mehrere Bunker im Besitz der Stadt Stuttgart sind als Proberäume an Musiker vermietet. Andererseits nimmt das Wissen um das Vorhandensein dieser Bunker, ihrer Funktion und ihrer Geschichte in der Bevölkerung der Stadt immer mehr ab.Was also liegt näher, als die Musiker einmal aus ihren Bunkern herauszuholen, sie ihre Musik der Öffentlichkeit präsentieren zu lassen und dabei die Geschichte dieser Bunker zu erzählen?

Wir stellten fest, dass in den Bunkern sehr unterschiedliche Stilrichtungen anzutreffen sind. Da ist ein DJ neben einer Funk- und Rockband eingemietet. Rock- und Popmusiker üben neben Jazzern und einer Metalband. Auch das Alter der Musiker ist sehr unterschiedlich. Wir trafen auf zwanzigjährige Newcomer sowie alte „Bunkerhasen“, die schon seit 15 Jahren dort musizieren.

Wir wollten in Erfahrung bringen, wie sie den Bunker empfinden, in dem sie proben und was sie über ihn wissen. Dazu haben wir ihnen einen Fragebogen vorgelegt. Die Antworten sind in diese Dokumentation eingeflossen. Wir haben Führungen zu Bunkern und Relikten aus dem Bombenkrieg veranstaltet. Dabei entstanden spontane und teilweise sehr überraschende Gespräche zwischen Vertretern unterschiedlicher Generationen. So zum Beispiel an einem unserer Infostände, als eine Zeitzeugin erzählte, wie sie mit ihren Geschwistern und der Mutter mehrere Monate in den Bunkern lebte, dass diese immer nur drei Tage am Stück in einem Bunker bleiben konnten. Die Mutter verbrachte die Tage damit, Essen und die Bleibe für die nächste Nacht zu organisieren. Das Nomadenleben hörte erst in einem Übergangslager aus Holzbaracken in der Wolframstraße auf.

So haben die Bunker in denen heute gerockt wird, alle eine Fülle von Geschichten zu erzählen. Sie wurden nahezu alle mit dem Einsatz von Zwangsarbeitern (überwiegend Kriegsgefangenen) gebaut. Es waren nicht genug andere Arbeitskräfte verfügbar. Die Schutzplätze im Bunker waren nur für Deutsche und sie waren knapp. Die Zwangsarbeiter mussten draußen bleiben. Unter den Opfern der Bombenangriffe auf Stuttgart waren 770 Ausländer. Die allermeisten davon waren Zwangsarbeiter.

Für viele Deutsche sicherten die Bunker das Überleben. Nach Kriegsende wurden daraus provisorische Wohnheime für Ausgebombte, Flüchtlinge und Heimkehrer.

Vorworte04

Wer sich heute mit der Geschichte dieser Bunker beschäftigt, findet eine Fülle von Geschichten. Dazu gehören die Geschichten aus dem Krieg genauso, wie die aus der Nachkriegszeit. Und dazu gehört auch die heutige Nutzung. Diese Bunker sind heute Proberaum, Lagerhaus, Werbeträger, Antennenstandort oder Reserveraum für den Katastrophenschutz. Manche Bunker sind wie ein ganz normales Gebäude vermietet. In solchen entsteht seit Jahrzehnten Musik unterschiedlichster Stile. Auch diese Vielfalt war uns wichtig.

Vier der Bunker in Stuttgart sind heute Museen und können besichtigt werden. Doch im Kern sind alle Bunker Orte der Erinnerung und der Mahnung. Ohne die Geschichte des Krieges wären Sie nicht vorhanden. Sie stehen dafür, dass im Krieg jeder Opfer werden kann. Dass die Logik des Krieges sich für Gerechtigkeit nicht interessiert. Sie stehen dafür, dass der beste Weg, sinnlose Opfer zu verhindern nicht der Bau von Bunkern ist, sondern die Vermeidung von Krieg. Für diese Botschaft sollte man die Bunker erhalten.

Am Ende des Projekts haben alle Beteiligten und Zuschauer, Besucher und Teilnehmer ein breiteres Bewusstsein für die Geschichte und Kultur, die in den Bunkern heute entsteht, für persönliche Schicksale, für das Denken der jeweils anderen Generationen, für die Stadt und ihre Vielfalt erhalten.

Uns als einem der beiden veranstaltenden Vereine hat das Projekt sehr viel Spaß und Freude bereitet und es hat auch unseren Horizont erweitert. Dass unser Projekt vom Förderpreis der Region Stuttgart mit dem dritten Preis in der Kategorie „Kunst und Kultur“ ausgezeichnet wurde, war für uns eine überraschende Krönung eines spannenden Jahres voller Aktivitäten und eine Bestätigung für unsere Konzeption. Diese Dokumentation vermittelt einen Überblick über das Projekt.

Norbert Prothmann, Forschungsgruppe Untertage e.V.

05

Page 6: wenn Kultur den Bunker rockt · 2012-09-13 · Vorworte 04 Einleitendes 06 Musizieren im Bunker 08 Presseauswertung 12 Aktionen im Einzelnen 14 Preisverleihung Region Stuttgart 21

Die Idee hinter „Bunker-Rock!

Die meisten kennen ihn vom sehen, den Hochbunker am Pragsattel, der heute als überdimensionale Werbetafel fungiert. Einigen ist der Bunker unterhalb des Marienplatzes im Stuttgarter Süden ein Begriff und manche haben schon einmal von dem Bunker unter dem Marktplatz gehört, welcher nach dem Zweiten Weltkrieg lange Zeit als Hotel genutzt wurde.

Heute dienen einige der einstigen Schutzbauten jungen Bands und Kulturschaffenden als Rückzugsmöglichkeit. Die ehemaligen Bunkeranlagen sind somit Teil einer lebendigen Jugendkultur in der Stadt geworden.

Dokumentation und Musik im GleichklangIn Form einer Kultur- und Konzertreihe mit insgesamt fünf Veranstaltungen in direkter Nähe der ehemaligen Bunkeranlagen, haben wir über das Gesamtjahr 2011 eine Sensibilisierung der beteiligten Kulturschaffenden, als auch einer jungen Öffentlichkeit hergestellt.

Aufbereitet und dargestellt wurde die Geschichte der Bunkeranlagen mittels einer Ausstellung, die Parallel zu den jeweiligen Konzerten zu sehen war. Somit konnten sich die zumeist jungen Besucherinnen und Besucher, über die historischen Hintergründe der Bauwerke informieren, in denen die beteiligten Bands heute proben.

Mit „Bunker-Rock!“ haben wir

- Eine junge Öffentlichkeit mit der Stuttgarter Lokalgeschichte zwischen 1933 und 1945 in Berührung gebracht und eine Sensibilisierung herbeigeführt.

- Ressourcen und Fähigkeiten der jungen Künstlerinnen und Künstler aktiv in unser Vorhaben eingebunden.

- Eine Verknüpfung von historischen Bezügen und aktuellen Tendenzen hergestellt.- Die Persönliche Auseinandersetzung mit den Themenfeldern Demokratie, Diktatur,

Zusammengehörigkeit und Ausgrenzung ermöglicht.

- Politisch historische Ereignissen auf eine von jungen Menschen akzeptierte Darstellungsform ermöglicht.

Die Aktivitäten im Überblick

Datum Aktivität Ereignis

16.04.2011 Historischer Stadtspaziergang in Feuerbach „Auf den Spuren der Luftangriffe“

Aufgesucht wurden Bunkeranlagen und weitere noch sichtbare Spuren des Zweiten Weltkrieges in Stuttgart-Feuerbach.

04.06.2011 Historische Stadtrundfahrt zu Bunkeranlagen in Stuttgart

Insgesamt sieben Bauwerke wurden im Rahmen einer dreistündigen Stadtrundfahrt angesteuert und deren geschichtliche Bedeutung umrissen.

25.06.2011 „Kleiner Bunkerrundgang Stuttgart-Ost“

Zeitzeugen berichteten über deren Kindheitserlebnisse im Hochbunker in der Talstraße, welcher in den 1950er Jahren als Übergangswohnheim diente.

16.07.2011 Open-Air-Konzert auf dem Marienplatz

Drei Bands, welche ihre Proberäume im Tiefbunker unter dem Marienplatz haben, boten eine Auswahl ihres Könnens. Eine Begleitausstellung informierte das zahlreich erschienene Publikum über die Geschichte dieses Ortes.

14. und15.12.2011 Finale von Bunker-Rock in der Stuttgarter Röhre „Musik an historischem Ort“

Fünf Bands, die in den ehemaligen Stuttgarter Bunkern Probemöglichkeiten nutzen, musizierten in der Stuttgarter Röhre, die ebenfalls historische Bezüge zum Zweiten Weltkrieg aufweist. Eine Begleitausstellung informierte über die ursprüngliche Bestimmung des Wagenburgtunnels.

„Ich kam einmal als Junge mit dem Zug in Stuttgart an, am Hauptbahnhof, als der Alarm begann. Das war Ende 1944. Das Bahnhofsgebäude war schwer beschädigt. Wir eilten aus zum Ausgang. Da hat man uns dann gleich ins Wagenburgtunnel geschickt. Ein Luftschutzwart rief „schnell, schnell, dort zum Wagenburgtunnel.Die Häuser an der Schillerstraße waren alle zerstört. Die Strasse war mit Trichtern und Trümmern übersät. Die konnte man gar nicht mehr benutzen. Links und rechts hatte man die Trümmer zu Wällen aufgetürmt. Über diese führte eine Art Trampelpfad zum Wagenburgtunnel. Wir hofften nur, dass wir rechtzeitig in den Bunker kamen.“

Manfred Kurz, persönliche Erinnerung.

Einleitendes 0706

Page 7: wenn Kultur den Bunker rockt · 2012-09-13 · Vorworte 04 Einleitendes 06 Musizieren im Bunker 08 Presseauswertung 12 Aktionen im Einzelnen 14 Preisverleihung Region Stuttgart 21

Die Idee hinter „Bunker-Rock!

Die meisten kennen ihn vom sehen, den Hochbunker am Pragsattel, der heute als überdimensionale Werbetafel fungiert. Einigen ist der Bunker unterhalb des Marienplatzes im Stuttgarter Süden ein Begriff und manche haben schon einmal von dem Bunker unter dem Marktplatz gehört, welcher nach dem Zweiten Weltkrieg lange Zeit als Hotel genutzt wurde.

Heute dienen einige der einstigen Schutzbauten jungen Bands und Kulturschaffenden als Rückzugsmöglichkeit. Die ehemaligen Bunkeranlagen sind somit Teil einer lebendigen Jugendkultur in der Stadt geworden.

Dokumentation und Musik im GleichklangIn Form einer Kultur- und Konzertreihe mit insgesamt fünf Veranstaltungen in direkter Nähe der ehemaligen Bunkeranlagen, haben wir über das Gesamtjahr 2011 eine Sensibilisierung der beteiligten Kulturschaffenden, als auch einer jungen Öffentlichkeit hergestellt.

Aufbereitet und dargestellt wurde die Geschichte der Bunkeranlagen mittels einer Ausstellung, die Parallel zu den jeweiligen Konzerten zu sehen war. Somit konnten sich die zumeist jungen Besucherinnen und Besucher, über die historischen Hintergründe der Bauwerke informieren, in denen die beteiligten Bands heute proben.

Mit „Bunker-Rock!“ haben wir

- Eine junge Öffentlichkeit mit der Stuttgarter Lokalgeschichte zwischen 1933 und 1945 in Berührung gebracht und eine Sensibilisierung herbeigeführt.

- Ressourcen und Fähigkeiten der jungen Künstlerinnen und Künstler aktiv in unser Vorhaben eingebunden.

- Eine Verknüpfung von historischen Bezügen und aktuellen Tendenzen hergestellt.- Die Persönliche Auseinandersetzung mit den Themenfeldern Demokratie, Diktatur,

Zusammengehörigkeit und Ausgrenzung ermöglicht.

- Politisch historische Ereignissen auf eine von jungen Menschen akzeptierte Darstellungsform ermöglicht.

Die Aktivitäten im Überblick

Datum Aktivität Ereignis

16.04.2011 Historischer Stadtspaziergang in Feuerbach „Auf den Spuren der Luftangriffe“

Aufgesucht wurden Bunkeranlagen und weitere noch sichtbare Spuren des Zweiten Weltkrieges in Stuttgart-Feuerbach.

04.06.2011 Historische Stadtrundfahrt zu Bunkeranlagen in Stuttgart

Insgesamt sieben Bauwerke wurden im Rahmen einer dreistündigen Stadtrundfahrt angesteuert und deren geschichtliche Bedeutung umrissen.

25.06.2011 „Kleiner Bunkerrundgang Stuttgart-Ost“

Zeitzeugen berichteten über deren Kindheitserlebnisse im Hochbunker in der Talstraße, welcher in den 1950er Jahren als Übergangswohnheim diente.

16.07.2011 Open-Air-Konzert auf dem Marienplatz

Drei Bands, welche ihre Proberäume im Tiefbunker unter dem Marienplatz haben, boten eine Auswahl ihres Könnens. Eine Begleitausstellung informierte das zahlreich erschienene Publikum über die Geschichte dieses Ortes.

14. und15.12.2011 Finale von Bunker-Rock in der Stuttgarter Röhre „Musik an historischem Ort“

Fünf Bands, die in den ehemaligen Stuttgarter Bunkern Probemöglichkeiten nutzen, musizierten in der Stuttgarter Röhre, die ebenfalls historische Bezüge zum Zweiten Weltkrieg aufweist. Eine Begleitausstellung informierte über die ursprüngliche Bestimmung des Wagenburgtunnels.

„Ich kam einmal als Junge mit dem Zug in Stuttgart an, am Hauptbahnhof, als der Alarm begann. Das war Ende 1944. Das Bahnhofsgebäude war schwer beschädigt. Wir eilten aus zum Ausgang. Da hat man uns dann gleich ins Wagenburgtunnel geschickt. Ein Luftschutzwart rief „schnell, schnell, dort zum Wagenburgtunnel.Die Häuser an der Schillerstraße waren alle zerstört. Die Strasse war mit Trichtern und Trümmern übersät. Die konnte man gar nicht mehr benutzen. Links und rechts hatte man die Trümmer zu Wällen aufgetürmt. Über diese führte eine Art Trampelpfad zum Wagenburgtunnel. Wir hofften nur, dass wir rechtzeitig in den Bunker kamen.“

Manfred Kurz, persönliche Erinnerung.

Einleitendes 0706

Page 8: wenn Kultur den Bunker rockt · 2012-09-13 · Vorworte 04 Einleitendes 06 Musizieren im Bunker 08 Presseauswertung 12 Aktionen im Einzelnen 14 Preisverleihung Region Stuttgart 21

Kurzinfo „Exitus“

Die Death-Metal-Band „Exitus“ besteht seit 2006. Geprobt wird in einem rund 12 qm großen Raum im Bunker unter dem Marienplatz. Das Besondere, so „Heinze“, eines der Bandmitglieder sei, dass man im Bunker ungestört Musik machen könne und das mitten in der Stadt. Über die geschichtlichen Hintergründe ihres Probenortes habe man sich schon früher einmal Gedanken gemacht, als diese den Bunker für Bandaufnahmen genauer unter die Lupe nahmen. Den Reiz an „Bunker-Rock“ beschreibt Heinze mit der Tatsache, dass durch das Projekt auch echten „Undergroundbands“ eine Plattform gegeben werden konnte.

Kurzinfo „Nelson Valdez“

Die Band startete in 2002 unter dem Namen „Deaf ´n´Dumb“ und firmiert seit 2006 als „Nelson Valdez“. Ihren Musikstil bezeichnet die Band als Rock mit Punk- und Metaleinflüssen. Gefragt nach den Besonderheiten als „Band im Bunker,“ nennen diese den Verlust des Zeitgefühls bei längeren Aufenthalten im Proberaum. Auch das mit dem Licht und der ausreichenden Belüftung sei so eine Sache für sich. „Bunker-Rock“ sei ein für die Band „kulturell wertvoller Event“ gewesen, bei dem die Gesichte der Bunker in der Stadt gezeigt wurde.

Kurzinfo „Luxusmüll“

Den Musikstil geben „Luxusmüll“ mit deutschsprachigem alternativem Punkrock an. Die seit 2007 existierende Band hatte ihren Proberaum bis 2010 im Bunker unter dem Marienplatz. „Wenn man als Band in einem Bunker probt“, so schildert Christoph Wassermann, eines der Mitglieder von Luxusmüll, „ ist die Abgeschiedenheit. Man ist ganz für sich, keine SMS, keine Anrufe“. Berührungspunkte zur Bunkergesichte hatte die Band bereits vor „Bunker-Rock“, als diese im Rahmen einer Fernsehdokumentation über das musizieren im Bunker berichteten. „An Bunker-Rock hat uns gefallen“, so Wassermann weiter, „dass wir mit anderen Bands, die ebenfalls in Bunkern Musik machen, auf einer Bühne stehen konnten. Gut ist auch, dass durch das Projekt die Bunker und deren Geschichte der Bevölkerung näher gebracht wurde, damit diese nicht in Vergessenheit gerät“.

Kurzinfo „Seelenlos“

Die Motörhead-Coverband „Seelenlos“ kann auf eine lange Bandhistorie zurück blicken, die bis ins Jahr 1997 zurück reicht. Geprobt wird im Hochbunker in der Schreiberstraße. Das Üben im Bunker bedeutet für die Band eine Kreativitätssteigerung. Ebenfalls würde, durch die Schall geschützte Lage, potentielle Streitigkeiten mit Nachbarn vermieden. „Zur Anfangszeit habe man sich schon Gedanken darüber gemacht, was während der Bombenangriffe hier los gewesen sei“, erinnert sich Martin Hummel, Sänger und Gitarrist der Band Seelenlos. Das Projekt „Bunker-Rock“ habe gezeigt, dass die Stadt Stuttgart eine unkonventionelle Lösung zur Unterstützung der Stuttgarter Musikszene gefunden habe.

Musizieren im Bunker 0908

Page 9: wenn Kultur den Bunker rockt · 2012-09-13 · Vorworte 04 Einleitendes 06 Musizieren im Bunker 08 Presseauswertung 12 Aktionen im Einzelnen 14 Preisverleihung Region Stuttgart 21

Kurzinfo „Exitus“

Die Death-Metal-Band „Exitus“ besteht seit 2006. Geprobt wird in einem rund 12 qm großen Raum im Bunker unter dem Marienplatz. Das Besondere, so „Heinze“, eines der Bandmitglieder sei, dass man im Bunker ungestört Musik machen könne und das mitten in der Stadt. Über die geschichtlichen Hintergründe ihres Probenortes habe man sich schon früher einmal Gedanken gemacht, als diese den Bunker für Bandaufnahmen genauer unter die Lupe nahmen. Den Reiz an „Bunker-Rock“ beschreibt Heinze mit der Tatsache, dass durch das Projekt auch echten „Undergroundbands“ eine Plattform gegeben werden konnte.

Kurzinfo „Nelson Valdez“

Die Band startete in 2002 unter dem Namen „Deaf ´n´Dumb“ und firmiert seit 2006 als „Nelson Valdez“. Ihren Musikstil bezeichnet die Band als Rock mit Punk- und Metaleinflüssen. Gefragt nach den Besonderheiten als „Band im Bunker,“ nennen diese den Verlust des Zeitgefühls bei längeren Aufenthalten im Proberaum. Auch das mit dem Licht und der ausreichenden Belüftung sei so eine Sache für sich. „Bunker-Rock“ sei ein für die Band „kulturell wertvoller Event“ gewesen, bei dem die Gesichte der Bunker in der Stadt gezeigt wurde.

Kurzinfo „Luxusmüll“

Den Musikstil geben „Luxusmüll“ mit deutschsprachigem alternativem Punkrock an. Die seit 2007 existierende Band hatte ihren Proberaum bis 2010 im Bunker unter dem Marienplatz. „Wenn man als Band in einem Bunker probt“, so schildert Christoph Wassermann, eines der Mitglieder von Luxusmüll, „ ist die Abgeschiedenheit. Man ist ganz für sich, keine SMS, keine Anrufe“. Berührungspunkte zur Bunkergesichte hatte die Band bereits vor „Bunker-Rock“, als diese im Rahmen einer Fernsehdokumentation über das musizieren im Bunker berichteten. „An Bunker-Rock hat uns gefallen“, so Wassermann weiter, „dass wir mit anderen Bands, die ebenfalls in Bunkern Musik machen, auf einer Bühne stehen konnten. Gut ist auch, dass durch das Projekt die Bunker und deren Geschichte der Bevölkerung näher gebracht wurde, damit diese nicht in Vergessenheit gerät“.

Kurzinfo „Seelenlos“

Die Motörhead-Coverband „Seelenlos“ kann auf eine lange Bandhistorie zurück blicken, die bis ins Jahr 1997 zurück reicht. Geprobt wird im Hochbunker in der Schreiberstraße. Das Üben im Bunker bedeutet für die Band eine Kreativitätssteigerung. Ebenfalls würde, durch die Schall geschützte Lage, potentielle Streitigkeiten mit Nachbarn vermieden. „Zur Anfangszeit habe man sich schon Gedanken darüber gemacht, was während der Bombenangriffe hier los gewesen sei“, erinnert sich Martin Hummel, Sänger und Gitarrist der Band Seelenlos. Das Projekt „Bunker-Rock“ habe gezeigt, dass die Stadt Stuttgart eine unkonventionelle Lösung zur Unterstützung der Stuttgarter Musikszene gefunden habe.

Musizieren im Bunker 0908

Page 10: wenn Kultur den Bunker rockt · 2012-09-13 · Vorworte 04 Einleitendes 06 Musizieren im Bunker 08 Presseauswertung 12 Aktionen im Einzelnen 14 Preisverleihung Region Stuttgart 21

Kurzinfo „the HiRes“

In der aktuellen Besetzung stehen „the HiRes“ seit 2006 mit synthetischem Rock aus Stuttgart auf der Bühne. Der Proberaum befindet sich im Hochbunker im Wolfbusch. „Die dicken Wände seien eines der Vorzüge des Probenortes“, meint Kirsten Jantschke, Sängerin von the HiRes. Berührungspunkte mit der Geschichte des Bunkers habe es ab und an schon gegeben. Beispielsweise sei einmal eine ältere Frau erschienen und habe gefragt, was denn jetzt in dem einstigen Bunker untergebracht sei. Eine intensivere Auseinandersetzung mit der Vergangenheit ihres Probenortes sei aber erst mittels „Bunker-Rock“ entstanden.

Kurzinfo „Spratzel Strull“

Bereits in den 1970er Jahren wurden Bunkeranlagen an Bands vermietet. Eine dieser Gruppen war „Spratzel Strull“, die von 1971 bis 1973 im Rosensteinbunker in Bad Cannstatt probten. „Spratzel Strull“ spielten eine Mischung aus Rock , Blues und Jazz. Hardy Sikler erinnert sich noch daran, dass mit geringem Aufwand ein Schallschutz in deren Proberaum installiert werden konnte. In den frühen 1970er Jahren“, so Sikler weiter, „wurden wir öfter von älteren Leuten mit den Geschehnissen des Rosensteinbunkers und weiterer Schutzbauten konfrontiert. Das hier nun Musik, wenn auch Geheul, zu hören ist, wurde aber weitestgehend positiv aufgenommen“.

Seine Erinnerungen an die damalige Zeit hat Hardy Sikler in seinem Buch „Spot on – mit einer Stuttgarter Band durch die Wilden 70er Jahre“ nachgezeichnet.

Ausstellung zu Bunker-RockDie zu „Bunker-Rock!“ gehörende 12 teilige Ausstellung kann unentgeltlich beim Stadtjugendring Stuttgart e.V. ausgeliehen werden. Themen der Ausstellung sind beispielsweise: Der Marienplatz Bunker, die Rolle der Zwangsarbeiter und der Wagenburgtunnel.

„Unten in der Dillmannstrasse […] ist jetzt ein Stollen […] bis zur Zeppelinstrasse durchgestoßen; alles wandert jetzt zum Stollen. Es gibt Wettläufe. Wer wird Stollenerster? Das heißt, wer hat so Angst, dass er auf den Flügeln dieser Angst zuerst am Stollen anlangt? Der Verkehr im Stollen ist geregelt: Frauen Sitzplätze, Männer Stehplätze. Jedermann braucht eine Zulassungs-Dauerkarte. Im Hause Dillmannstrasse 16 mit heute neun Personen, von denen ich der älteste bin, erhielten sämtliche Bewohner diese Karte mit einer einzigen Ausnahme.“ Reinhold Maier: „Ende und Wende. Tagebuchaufzeichnungen 1944-1946“ S. 49.

Die Ausnahme war Reinhold Maier. Der spätere erste Ministerpräsident Württemberg-Badens war mit einer Jüdin verheiratet, die 1939 nach England emigrierte. Der Stollenwart hatte Reinhold Maier die Einlasskarte verweigert: „Der soll zu seiner Frau nach England!“ (ebd.)

1110

Page 11: wenn Kultur den Bunker rockt · 2012-09-13 · Vorworte 04 Einleitendes 06 Musizieren im Bunker 08 Presseauswertung 12 Aktionen im Einzelnen 14 Preisverleihung Region Stuttgart 21

Kurzinfo „the HiRes“

In der aktuellen Besetzung stehen „the HiRes“ seit 2006 mit synthetischem Rock aus Stuttgart auf der Bühne. Der Proberaum befindet sich im Hochbunker im Wolfbusch. „Die dicken Wände seien eines der Vorzüge des Probenortes“, meint Kirsten Jantschke, Sängerin von the HiRes. Berührungspunkte mit der Geschichte des Bunkers habe es ab und an schon gegeben. Beispielsweise sei einmal eine ältere Frau erschienen und habe gefragt, was denn jetzt in dem einstigen Bunker untergebracht sei. Eine intensivere Auseinandersetzung mit der Vergangenheit ihres Probenortes sei aber erst mittels „Bunker-Rock“ entstanden.

Kurzinfo „Spratzel Strull“

Bereits in den 1970er Jahren wurden Bunkeranlagen an Bands vermietet. Eine dieser Gruppen war „Spratzel Strull“, die von 1971 bis 1973 im Rosensteinbunker in Bad Cannstatt probten. „Spratzel Strull“ spielten eine Mischung aus Rock , Blues und Jazz. Hardy Sikler erinnert sich noch daran, dass mit geringem Aufwand ein Schallschutz in deren Proberaum installiert werden konnte. In den frühen 1970er Jahren“, so Sikler weiter, „wurden wir öfter von älteren Leuten mit den Geschehnissen des Rosensteinbunkers und weiterer Schutzbauten konfrontiert. Das hier nun Musik, wenn auch Geheul, zu hören ist, wurde aber weitestgehend positiv aufgenommen“.

Seine Erinnerungen an die damalige Zeit hat Hardy Sikler in seinem Buch „Spot on – mit einer Stuttgarter Band durch die Wilden 70er Jahre“ nachgezeichnet.

Ausstellung zu Bunker-RockDie zu „Bunker-Rock!“ gehörende 12 teilige Ausstellung kann unentgeltlich beim Stadtjugendring Stuttgart e.V. ausgeliehen werden. Themen der Ausstellung sind beispielsweise: Der Marienplatz Bunker, die Rolle der Zwangsarbeiter und der Wagenburgtunnel.

„Unten in der Dillmannstrasse […] ist jetzt ein Stollen […] bis zur Zeppelinstrasse durchgestoßen; alles wandert jetzt zum Stollen. Es gibt Wettläufe. Wer wird Stollenerster? Das heißt, wer hat so Angst, dass er auf den Flügeln dieser Angst zuerst am Stollen anlangt? Der Verkehr im Stollen ist geregelt: Frauen Sitzplätze, Männer Stehplätze. Jedermann braucht eine Zulassungs-Dauerkarte. Im Hause Dillmannstrasse 16 mit heute neun Personen, von denen ich der älteste bin, erhielten sämtliche Bewohner diese Karte mit einer einzigen Ausnahme.“ Reinhold Maier: „Ende und Wende. Tagebuchaufzeichnungen 1944-1946“ S. 49.

Die Ausnahme war Reinhold Maier. Der spätere erste Ministerpräsident Württemberg-Badens war mit einer Jüdin verheiratet, die 1939 nach England emigrierte. Der Stollenwart hatte Reinhold Maier die Einlasskarte verweigert: „Der soll zu seiner Frau nach England!“ (ebd.)

1110

Page 12: wenn Kultur den Bunker rockt · 2012-09-13 · Vorworte 04 Einleitendes 06 Musizieren im Bunker 08 Presseauswertung 12 Aktionen im Einzelnen 14 Preisverleihung Region Stuttgart 21

„Die ganze Siedlung ist bei Fliegeralarm in den Bunker in der Föhrstrasse gegangen. Neuwirtshaus hat immer wieder Bomben abbekommen, die wahrscheinlich für das Heinkelwerk im benachbarten Wald bestimmt waren. Die Einschläge hat man im Bunker gehört und auch das Beben des Bodens gespürt. Wenn das vorbei war, wollten immer alle gleich aus dem Bunker raus, und nach ihren Häusern sehen. Es sind ja immer auch Brandbomben geworfen worden. Aber an diesem Tag machte der Bunkerwart die Tür nicht auf. Er saß in der Schleuse, direkt an der Bunkertüre und regte sich nicht. Jetzt sahen wir, dass ihm durch den Luftdruck eines Nahtreffers die Lunge geplatzt war.“ Marianne Götz, persönliche Erinnerung.

Presse 1312

Page 13: wenn Kultur den Bunker rockt · 2012-09-13 · Vorworte 04 Einleitendes 06 Musizieren im Bunker 08 Presseauswertung 12 Aktionen im Einzelnen 14 Preisverleihung Region Stuttgart 21

„Die ganze Siedlung ist bei Fliegeralarm in den Bunker in der Föhrstrasse gegangen. Neuwirtshaus hat immer wieder Bomben abbekommen, die wahrscheinlich für das Heinkelwerk im benachbarten Wald bestimmt waren. Die Einschläge hat man im Bunker gehört und auch das Beben des Bodens gespürt. Wenn das vorbei war, wollten immer alle gleich aus dem Bunker raus, und nach ihren Häusern sehen. Es sind ja immer auch Brandbomben geworfen worden. Aber an diesem Tag machte der Bunkerwart die Tür nicht auf. Er saß in der Schleuse, direkt an der Bunkertüre und regte sich nicht. Jetzt sahen wir, dass ihm durch den Luftdruck eines Nahtreffers die Lunge geplatzt war.“ Marianne Götz, persönliche Erinnerung.

Presse 1312

Page 14: wenn Kultur den Bunker rockt · 2012-09-13 · Vorworte 04 Einleitendes 06 Musizieren im Bunker 08 Presseauswertung 12 Aktionen im Einzelnen 14 Preisverleihung Region Stuttgart 21

Historischer Stadtteilspaziergang am 16.4.2011 in Feuerbach „Auf den Spuren der Luftangriffe“

Der Auftakt unserer Veranstaltungsreihe führte uns am 16. April 2011 vom Bahnhof Feuerbach quer durch den Ort bis zum Föhrich. Anhand historischer Bilder zeigten wir den Teilnehmenden die Zerstörungen, die die Luftangriffe in Feuerbach angerichtet hatten. An ausgewählten Stationen zitierten wir aus Zeitzeugenberichten und historischen Quellen, um die Ereignisse zu veranschaulichen. Wissenswertes aus Stadt-, Industrie- und Kriegsgeschichte flossen in die Führung ein und lieferten mit den noch sichtbaren Spuren der Kriegszeit ein plastisches Bild.

Noch heute haben etliche Häuser in Feuerbach Original-Luftschutzklappen vor den Kellerfenstern und am Bahnhof Feuerbach befinden sich zwei ehemalige öffentliche Luftschutzbunker. Der markante Hochbunker wurde bereits unmittelbar nach Kriegsbeginn 1939 für Reisende und Pendler errichtet. Der Tiefbunker wurde 1940/1941 für die Bevölkerung zwischen Feuerbacher Bahnhof und Wilhelm-Geiger-Platz gebaut. Beide Bunker beherbergen heute Museen. Das benachbarte Gelände der Firma Gebrüder Schoch GmbH ist bis heute durch Chromat verseucht, das beim Luftangriff 1944 in den Boden gelangte.

Der Spaziergang führte weiter zur einstigen Adolf-Hitler-Straße (Stuttgarter Straße), zum ehemaligen Areal der Lederfabrik Roser. Nach der Betriebsschließung 1994 wurde das 53.000 qm große Areal zwischen 2001 und 2004 neu bebaut. Die zwei noch erhaltenen Gebäude der Lederfabrik (Verwaltungsgebäude und Maschinenhaus) stammen von Paul Bonatz. Auf dem Werksgelände waren im Krieg Zwangsarbeiter untergebracht. Die Fabrik wurde 1944 durch einen Luftangriff fast völlig zerstört. In einem Deckungsgraben starben mehrere Zwangsarbeiter.

In der Oswald Hesse Straße und der Fahrionstraße waren 1944 zwei Luftschutzstollen in den Hang getrieben worden. Von dort führte der Rundgang zum früheren Sitz der Firma Thürrauch. Der Familienbetrieb war in der Metallverarbeitung tätig. Hier arbeitete der Kommunist Jakob Kraus auch noch nach seiner ersten Haftstrafe von 1933-1939. Nach erneuter Verhaftung kam er in den Händen der Gestapo 1943 ums Leben. Die Splitterschutzzelle der Firma stand an der Straßenkreuzung Klagenfurterstraße/Dieterlestraße. Dort lag bis in die 1970er Jahre der Aushub des Luftschutzstollens in der Brandgasse am Straßenrand. Der Abraum des Stollens in der Kräherstraße ist noch heute vorhanden.

Eine Besonderheit dieses Rundgangs war der Halt an der letzten Kriegsruine Feuerbachs an der Alten Steige. Die aus einem weitgehend intakten Raum bestehende Ruine war über Jahre völlig zugewachsen. Im Zuge des Grundstücksverkaufs wurde das Areal gerodet und die Ruine war für wenige Monate sehr gut zu sehen. Im September 2011 wurde sie abgetragen.Der westlichste Bunker in Feuerbach liegt in der Föhrichsiedlung unter einem Spielplatz. Er wurde 1940/1941 für die Bewohner der umliegenden Siedlung gebaut. Auch hier wurden im Krieg etliche Gebäude schwer getroffen und teilweise zerstört. Der Bunker ist heute an Musiker als Proberaum vermietet.

Zu diesem Spaziergang ist ein Faltplan erschienen, der auf Anfrage bei den Projektpartnern Stadtjugendring Stuttgart e.V. und Forschungsgruppe Untertage e.V. angefordert werden kann.

Historische Stadtrundfahrt zu Hochbunkeranlagen in Stuttgart am 04.06.2011

„Prof. Bonatz ist der Auffassung, daß die Gestaltung der Luftschutzhochbauten eine architektonisch und städtebaulich dankbare Aufgabe bietet.“ Dieses Zitat wirft ein bislang wenig beachtetes Licht auf den Erbauer des Stuttgarter Hauptbahnhofs. Der renommierte Architekt, der auch zahlreiche Villen und Neckarschleusen baute, wurde 1940 auch in die Baumaßnahmen für Luftschutzbunker einbezogen.

Die Beiräte für Luftschutzfragen der Stadt Stuttgart diskutierten und besichtigten mit Prof. Bonatz die geplanten Standorte. Dieser regte die Verkleidung mit Werkstein an und entwarf die Fassaden, von denen nur zwei letztlich realisiert wurden. Den Hochbunker am Pragsattel entwarf er selbst. Wenn man sich mit seinem Schaffen und seiner Karriere beschäftigt, spricht aus dem Zitat keine ideologische Verblendung. Der Architekt so vieler Zweckbauten meinte es wohl Wort für Wort wie er es sagte. Es war eine Notwendigkeit geworden, Bunker für die Bevölkerung zu bauen. Die Gestaltung schien ihm eine „dankbare Aufgabe“. Nicht mehr und nicht weniger.

Auf der Rundfahrt erläuterten wir die spezifischen Unterschiede von Hochbunkern gegenüber unterirdischen Anlagen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Angebots erfuhren mehr über die Lage und Konzeption der Schutzbauten. Wir gingen näher auf die Zustände in den Bunkern während des Krieges ein und deren Umgestaltung zu Notunterkünften in den Nachkriegsjahren.

Wir stellten die unterschiedlichen architektonischen Typen der Hochbunker in Stuttgart vor: Den Winkelturm an Feuerbacher Bahnhof, die Bonatz-Fassade und eines der nur noch zwei erhaltenen Pyramidendächer auf einem Bunker in Steinhaldenfeld, sowie die Sonderkonstruktionen in Neuwirtshaus, am Siegelberg und in der Talstraße, die sich alle baulich fast vollständig in ihre Umgebung einfügen.

Auch die Entstehung dieser Bunkeranlagen durch Einsatz von Zwangsarbeitern wurde erläutert, sowie die selektive Zugangsberechtigung für „Volksgenossen“ die Zustände in den Bunkern während der Luftangriffe, ihre Nachkriegsnutzung und deren heutige Funktion.

„Neulich fragte am Telefon eine Klientin aus Reutlingen, ehe sie hierher reiste, ob auch ein guter Bunker in der Nähe meines Büros sei, und rückte dann mit dem Vorschlag heraus ich möchte zu der von ihr gewünschten Besprechung in den Wagenburgtunnel kommen. “ Reinhold Maier: „Ende und Wende. Tagebuchaufzeichnungen 1944-1946“ S. 42.

Aktionen 1514

Page 15: wenn Kultur den Bunker rockt · 2012-09-13 · Vorworte 04 Einleitendes 06 Musizieren im Bunker 08 Presseauswertung 12 Aktionen im Einzelnen 14 Preisverleihung Region Stuttgart 21

Historischer Stadtteilspaziergang am 16.4.2011 in Feuerbach „Auf den Spuren der Luftangriffe“

Der Auftakt unserer Veranstaltungsreihe führte uns am 16. April 2011 vom Bahnhof Feuerbach quer durch den Ort bis zum Föhrich. Anhand historischer Bilder zeigten wir den Teilnehmenden die Zerstörungen, die die Luftangriffe in Feuerbach angerichtet hatten. An ausgewählten Stationen zitierten wir aus Zeitzeugenberichten und historischen Quellen, um die Ereignisse zu veranschaulichen. Wissenswertes aus Stadt-, Industrie- und Kriegsgeschichte flossen in die Führung ein und lieferten mit den noch sichtbaren Spuren der Kriegszeit ein plastisches Bild.

Noch heute haben etliche Häuser in Feuerbach Original-Luftschutzklappen vor den Kellerfenstern und am Bahnhof Feuerbach befinden sich zwei ehemalige öffentliche Luftschutzbunker. Der markante Hochbunker wurde bereits unmittelbar nach Kriegsbeginn 1939 für Reisende und Pendler errichtet. Der Tiefbunker wurde 1940/1941 für die Bevölkerung zwischen Feuerbacher Bahnhof und Wilhelm-Geiger-Platz gebaut. Beide Bunker beherbergen heute Museen. Das benachbarte Gelände der Firma Gebrüder Schoch GmbH ist bis heute durch Chromat verseucht, das beim Luftangriff 1944 in den Boden gelangte.

Der Spaziergang führte weiter zur einstigen Adolf-Hitler-Straße (Stuttgarter Straße), zum ehemaligen Areal der Lederfabrik Roser. Nach der Betriebsschließung 1994 wurde das 53.000 qm große Areal zwischen 2001 und 2004 neu bebaut. Die zwei noch erhaltenen Gebäude der Lederfabrik (Verwaltungsgebäude und Maschinenhaus) stammen von Paul Bonatz. Auf dem Werksgelände waren im Krieg Zwangsarbeiter untergebracht. Die Fabrik wurde 1944 durch einen Luftangriff fast völlig zerstört. In einem Deckungsgraben starben mehrere Zwangsarbeiter.

In der Oswald Hesse Straße und der Fahrionstraße waren 1944 zwei Luftschutzstollen in den Hang getrieben worden. Von dort führte der Rundgang zum früheren Sitz der Firma Thürrauch. Der Familienbetrieb war in der Metallverarbeitung tätig. Hier arbeitete der Kommunist Jakob Kraus auch noch nach seiner ersten Haftstrafe von 1933-1939. Nach erneuter Verhaftung kam er in den Händen der Gestapo 1943 ums Leben. Die Splitterschutzzelle der Firma stand an der Straßenkreuzung Klagenfurterstraße/Dieterlestraße. Dort lag bis in die 1970er Jahre der Aushub des Luftschutzstollens in der Brandgasse am Straßenrand. Der Abraum des Stollens in der Kräherstraße ist noch heute vorhanden.

Eine Besonderheit dieses Rundgangs war der Halt an der letzten Kriegsruine Feuerbachs an der Alten Steige. Die aus einem weitgehend intakten Raum bestehende Ruine war über Jahre völlig zugewachsen. Im Zuge des Grundstücksverkaufs wurde das Areal gerodet und die Ruine war für wenige Monate sehr gut zu sehen. Im September 2011 wurde sie abgetragen.Der westlichste Bunker in Feuerbach liegt in der Föhrichsiedlung unter einem Spielplatz. Er wurde 1940/1941 für die Bewohner der umliegenden Siedlung gebaut. Auch hier wurden im Krieg etliche Gebäude schwer getroffen und teilweise zerstört. Der Bunker ist heute an Musiker als Proberaum vermietet.

Zu diesem Spaziergang ist ein Faltplan erschienen, der auf Anfrage bei den Projektpartnern Stadtjugendring Stuttgart e.V. und Forschungsgruppe Untertage e.V. angefordert werden kann.

Historische Stadtrundfahrt zu Hochbunkeranlagen in Stuttgart am 04.06.2011

„Prof. Bonatz ist der Auffassung, daß die Gestaltung der Luftschutzhochbauten eine architektonisch und städtebaulich dankbare Aufgabe bietet.“ Dieses Zitat wirft ein bislang wenig beachtetes Licht auf den Erbauer des Stuttgarter Hauptbahnhofs. Der renommierte Architekt, der auch zahlreiche Villen und Neckarschleusen baute, wurde 1940 auch in die Baumaßnahmen für Luftschutzbunker einbezogen.

Die Beiräte für Luftschutzfragen der Stadt Stuttgart diskutierten und besichtigten mit Prof. Bonatz die geplanten Standorte. Dieser regte die Verkleidung mit Werkstein an und entwarf die Fassaden, von denen nur zwei letztlich realisiert wurden. Den Hochbunker am Pragsattel entwarf er selbst. Wenn man sich mit seinem Schaffen und seiner Karriere beschäftigt, spricht aus dem Zitat keine ideologische Verblendung. Der Architekt so vieler Zweckbauten meinte es wohl Wort für Wort wie er es sagte. Es war eine Notwendigkeit geworden, Bunker für die Bevölkerung zu bauen. Die Gestaltung schien ihm eine „dankbare Aufgabe“. Nicht mehr und nicht weniger.

Auf der Rundfahrt erläuterten wir die spezifischen Unterschiede von Hochbunkern gegenüber unterirdischen Anlagen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Angebots erfuhren mehr über die Lage und Konzeption der Schutzbauten. Wir gingen näher auf die Zustände in den Bunkern während des Krieges ein und deren Umgestaltung zu Notunterkünften in den Nachkriegsjahren.

Wir stellten die unterschiedlichen architektonischen Typen der Hochbunker in Stuttgart vor: Den Winkelturm an Feuerbacher Bahnhof, die Bonatz-Fassade und eines der nur noch zwei erhaltenen Pyramidendächer auf einem Bunker in Steinhaldenfeld, sowie die Sonderkonstruktionen in Neuwirtshaus, am Siegelberg und in der Talstraße, die sich alle baulich fast vollständig in ihre Umgebung einfügen.

Auch die Entstehung dieser Bunkeranlagen durch Einsatz von Zwangsarbeitern wurde erläutert, sowie die selektive Zugangsberechtigung für „Volksgenossen“ die Zustände in den Bunkern während der Luftangriffe, ihre Nachkriegsnutzung und deren heutige Funktion.

„Neulich fragte am Telefon eine Klientin aus Reutlingen, ehe sie hierher reiste, ob auch ein guter Bunker in der Nähe meines Büros sei, und rückte dann mit dem Vorschlag heraus ich möchte zu der von ihr gewünschten Besprechung in den Wagenburgtunnel kommen. “ Reinhold Maier: „Ende und Wende. Tagebuchaufzeichnungen 1944-1946“ S. 42.

Aktionen 1514

Page 16: wenn Kultur den Bunker rockt · 2012-09-13 · Vorworte 04 Einleitendes 06 Musizieren im Bunker 08 Presseauswertung 12 Aktionen im Einzelnen 14 Preisverleihung Region Stuttgart 21

In der Nacht vom 24. auf den 25. August 1940 erfolgte kurz nach Mitternacht der erste Luftangriff auf Stuttgart. Zwanzig britische Bomber hatten die deutsche Luftabwehr überwunden , um die Daimlerwerke in Untertürkheim anzugreifen. Es traf hauptsächlich Gaisburg, wo vier Menschen starben sowie Wohngebäude in Untertürkheim.

Da der 25. August ein Sonntag war, strömten die Stuttgarter in Scharen zu den beschädigten Häusern im Kanonenweg (heute Haußmannstraße), um die Schäden zu betrachten.

Ab November 1940 wurden auch in Stuttgart in großem Umfang Bunker gebaut. In der Sickstraße entstand ein Hochbunker. Zwischen Hackstraße und Parkstraße wurden zwei Tiefbunker direkt nebeneinander gebaut. Später entstand in der Abelsbergstraße noch ein Luftschutzstollen.

Wir zeigten die Eingänge und Lüftungskamine der Tiefbunker und die Fassadengestaltung des Hochbunkers Sickstraße, die von Paul Bonatz entworfen wurde. Der Bunker besaß ein ziegelgedecktes Pyramidendach, das im Krieg zerstört wurde.Auch die Auflagen zur „Entfestigung“ wurden anhand der eingesprengten Fenster und des vermauerten zweiten Zugangs erläutert. Als einer von zwei Bunkern in Stuttgart besitzt der Bunker in der Sickstraße noch ein Wasserbecken, um Kleidung gegen Funkenflug befeuchten zu können.

Der Spaziergang gab zudem einen kurzen Einblick in die Siedlungsgeschichte der Straßenbahnersiedlung und der Raitelsbergsiedlung und führte zum Hochbunker Talstraße. Hier erläuterten wir unter anderem, die Unterschiede in der architektonischen Konzeption zum Bunker in der Sickstraße und streiften die Geschichte Gaisburgs und des Gaswerks.

Besichtigung Hochbunker Talstraße

Für die Teilnehmenden dieses Angebots konnten wir eine Sonderführung durch den Hochbunker in der Talstraße anbieten. Das Bauwerk mit 470 qm Grundfläche steht quer zur Straße und wurde optisch in die architektonische Umgebung eingepasst. Der 1942 errichtete Bunker befindet sich noch heute in „Zivilschutzbindung“ und ist für den Katastrophenfall unter anderem mit Betten und Wasserschläuchen bestückt. Im Ernstfall könnte dieser bis zu 800 Personen aufnehmen. Daher ist das Bauwerk für die Öffentlichkeit normalerweise nicht zugänglich.Der Bunker wurde während des „Kalten Krieges“ modernisiert und erhielt eine moderne Lüftungsanlage, neue Filter und Türen, um auch im Falle eines Atomkrieges Schutz bieten zu können.

Auch heute sind noch Teile der Originalausstattung erhalten, beispielsweise die Metalltüren zu den Räumen und auch einzelne Stahltüren in den beiden Untergeschossen.Eine Zeitzeugin, die nach dem Krieg in diesem Bunker wohnte, schuf eine beklemmende Authentizität und gab eindrucksvolle Einblicke in die Zeit kurz nach dem Zweiten Weltkrieg.

Kleiner Bunkerrundgang Stuttgart-Ost am 25.06.2011 Bunkerführung Stuttgart Ost Zeitzeugeninterview

„Ich war damals 15. Da bin ich noch ein Jahr zur Schule gegangen. 1955 mussten wir dann hier rein, oder wieder zurück. Eine andere Möglichkeit hatte man nicht.“

„Ja, die Treppe hoch und die dritte Tür“ (lacht).

„Meine Mutter und ich hatten in diesem Raum eine Doppelbettcouch stehen, die wir abends ausgezogen haben. Dabei ragte die Couch soweit vor, dass wir die Türe nur einen Spalt weit aufmachen konnten, wenn wir zur Toilette wollten. Das kann man sich gar nicht vorstellen; mit 15 Jahren gemeinsam mit der Mutter auf der Couch schlafen zu müssen. Neben der Couch hatten wir damals einen kleinen Tisch mit zwei Hockern stehen.“

„Einen Wecker hatten wir noch, der stand auf dem Tisch. Damals im Krieg hat meine Mutter alles verloren. Musste ihre ganzen Sachen drüben lassen und hat hier drinnen wieder von Neuem anfangen müssen.“

„Meine Mutter und ich waren hauptsächlich zum Schlafen hier, da wir beide tagsüber gearbeitet haben. Es gab aber auch Leute, die mit ihren Kindern fast den ganzen Tag hier drinnen waren. Am Wochenende konnte man auch nirgends wo hin. Es gab ja zu der Zeit nichts.“

„Wir hatten bloß auf dieser Etage einen größeren Raum, in dem sich jeder treffen konnte. Den haben wir dann als Küche benutzt. In einer kleinen Ecke hatte jeder zwei Kochplatten zur Verfügung. Wir hatten bloß ein paar Töpfe und zwei Teller, so war das früher.“

„Es gab Gemeinschaftstoiletten, eine Dusche hatten wir nicht, ich weiß noch, dass ich mich an einer Waschschüssel gewaschen habe.“

„Frau Gulden, wie alt waren Sie, als Sie und Ihre Mutter nach Stuttgart kamen?“

„Haben Sie das Zimmer, in dem Sie und Ihre Mutter Mitte der 1950er Jahre gelebt hatten, sofort wiedergefunden?“

„Wissen Sie noch, wie es damals in dem Rund 12 qm großen Raum ohne Fenster ausgesehen hat?“

„Sonst besaßen Sie nichts?“

„Haben Sie den ganzen Tag zu zweit in diesem Raum verbracht?“

„Welche weiteren Räumlichkeiten standen Ihnen damals zur Verfügung?“

... und Toiletten oder Duschen?“

Frau Ursula Gulden kam 1954 zusammen mit ihrer Mutter als Flüchtling aus der ehemaligen DDR nach Stuttgart.

Mehr als zwei Jahre lebten diese im einstigen Bunker in der Talstraße, der nach dem Zweiten Weltkrieg als Übergangswohnheim diente.

16 17

Page 17: wenn Kultur den Bunker rockt · 2012-09-13 · Vorworte 04 Einleitendes 06 Musizieren im Bunker 08 Presseauswertung 12 Aktionen im Einzelnen 14 Preisverleihung Region Stuttgart 21

In der Nacht vom 24. auf den 25. August 1940 erfolgte kurz nach Mitternacht der erste Luftangriff auf Stuttgart. Zwanzig britische Bomber hatten die deutsche Luftabwehr überwunden , um die Daimlerwerke in Untertürkheim anzugreifen. Es traf hauptsächlich Gaisburg, wo vier Menschen starben sowie Wohngebäude in Untertürkheim.

Da der 25. August ein Sonntag war, strömten die Stuttgarter in Scharen zu den beschädigten Häusern im Kanonenweg (heute Haußmannstraße), um die Schäden zu betrachten.

Ab November 1940 wurden auch in Stuttgart in großem Umfang Bunker gebaut. In der Sickstraße entstand ein Hochbunker. Zwischen Hackstraße und Parkstraße wurden zwei Tiefbunker direkt nebeneinander gebaut. Später entstand in der Abelsbergstraße noch ein Luftschutzstollen.

Wir zeigten die Eingänge und Lüftungskamine der Tiefbunker und die Fassadengestaltung des Hochbunkers Sickstraße, die von Paul Bonatz entworfen wurde. Der Bunker besaß ein ziegelgedecktes Pyramidendach, das im Krieg zerstört wurde.Auch die Auflagen zur „Entfestigung“ wurden anhand der eingesprengten Fenster und des vermauerten zweiten Zugangs erläutert. Als einer von zwei Bunkern in Stuttgart besitzt der Bunker in der Sickstraße noch ein Wasserbecken, um Kleidung gegen Funkenflug befeuchten zu können.

Der Spaziergang gab zudem einen kurzen Einblick in die Siedlungsgeschichte der Straßenbahnersiedlung und der Raitelsbergsiedlung und führte zum Hochbunker Talstraße. Hier erläuterten wir unter anderem, die Unterschiede in der architektonischen Konzeption zum Bunker in der Sickstraße und streiften die Geschichte Gaisburgs und des Gaswerks.

Besichtigung Hochbunker Talstraße

Für die Teilnehmenden dieses Angebots konnten wir eine Sonderführung durch den Hochbunker in der Talstraße anbieten. Das Bauwerk mit 470 qm Grundfläche steht quer zur Straße und wurde optisch in die architektonische Umgebung eingepasst. Der 1942 errichtete Bunker befindet sich noch heute in „Zivilschutzbindung“ und ist für den Katastrophenfall unter anderem mit Betten und Wasserschläuchen bestückt. Im Ernstfall könnte dieser bis zu 800 Personen aufnehmen. Daher ist das Bauwerk für die Öffentlichkeit normalerweise nicht zugänglich.Der Bunker wurde während des „Kalten Krieges“ modernisiert und erhielt eine moderne Lüftungsanlage, neue Filter und Türen, um auch im Falle eines Atomkrieges Schutz bieten zu können.

Auch heute sind noch Teile der Originalausstattung erhalten, beispielsweise die Metalltüren zu den Räumen und auch einzelne Stahltüren in den beiden Untergeschossen.Eine Zeitzeugin, die nach dem Krieg in diesem Bunker wohnte, schuf eine beklemmende Authentizität und gab eindrucksvolle Einblicke in die Zeit kurz nach dem Zweiten Weltkrieg.

Kleiner Bunkerrundgang Stuttgart-Ost am 25.06.2011 Bunkerführung Stuttgart Ost Zeitzeugeninterview

„Ich war damals 15. Da bin ich noch ein Jahr zur Schule gegangen. 1955 mussten wir dann hier rein, oder wieder zurück. Eine andere Möglichkeit hatte man nicht.“

„Ja, die Treppe hoch und die dritte Tür“ (lacht).

„Meine Mutter und ich hatten in diesem Raum eine Doppelbettcouch stehen, die wir abends ausgezogen haben. Dabei ragte die Couch soweit vor, dass wir die Türe nur einen Spalt weit aufmachen konnten, wenn wir zur Toilette wollten. Das kann man sich gar nicht vorstellen; mit 15 Jahren gemeinsam mit der Mutter auf der Couch schlafen zu müssen. Neben der Couch hatten wir damals einen kleinen Tisch mit zwei Hockern stehen.“

„Einen Wecker hatten wir noch, der stand auf dem Tisch. Damals im Krieg hat meine Mutter alles verloren. Musste ihre ganzen Sachen drüben lassen und hat hier drinnen wieder von Neuem anfangen müssen.“

„Meine Mutter und ich waren hauptsächlich zum Schlafen hier, da wir beide tagsüber gearbeitet haben. Es gab aber auch Leute, die mit ihren Kindern fast den ganzen Tag hier drinnen waren. Am Wochenende konnte man auch nirgends wo hin. Es gab ja zu der Zeit nichts.“

„Wir hatten bloß auf dieser Etage einen größeren Raum, in dem sich jeder treffen konnte. Den haben wir dann als Küche benutzt. In einer kleinen Ecke hatte jeder zwei Kochplatten zur Verfügung. Wir hatten bloß ein paar Töpfe und zwei Teller, so war das früher.“

„Es gab Gemeinschaftstoiletten, eine Dusche hatten wir nicht, ich weiß noch, dass ich mich an einer Waschschüssel gewaschen habe.“

„Frau Gulden, wie alt waren Sie, als Sie und Ihre Mutter nach Stuttgart kamen?“

„Haben Sie das Zimmer, in dem Sie und Ihre Mutter Mitte der 1950er Jahre gelebt hatten, sofort wiedergefunden?“

„Wissen Sie noch, wie es damals in dem Rund 12 qm großen Raum ohne Fenster ausgesehen hat?“

„Sonst besaßen Sie nichts?“

„Haben Sie den ganzen Tag zu zweit in diesem Raum verbracht?“

„Welche weiteren Räumlichkeiten standen Ihnen damals zur Verfügung?“

... und Toiletten oder Duschen?“

Frau Ursula Gulden kam 1954 zusammen mit ihrer Mutter als Flüchtling aus der ehemaligen DDR nach Stuttgart.

Mehr als zwei Jahre lebten diese im einstigen Bunker in der Talstraße, der nach dem Zweiten Weltkrieg als Übergangswohnheim diente.

16 17

Page 18: wenn Kultur den Bunker rockt · 2012-09-13 · Vorworte 04 Einleitendes 06 Musizieren im Bunker 08 Presseauswertung 12 Aktionen im Einzelnen 14 Preisverleihung Region Stuttgart 21

„Wie sind Sie denn an frische Luft gekommen?“

„War es hier damals eher warm oder kalt?“

„Wissen Sie noch, mit wie vielen Personen Sie hier unten zusammen gelebt haben?“

„Welche Erinnerungen haben Sie an das damalige Zusammenleben?“

„Wenn man mit so vielen Menschen auf engem Raum zusammen ist, dann war es doch sicher ziemlich laut?“

„Wie sah ihre persönliche Situation zu dieser Zeit aus?“

„Mussten Sie damals Miete bezahlen?“

„Wann und wo haben Sie dann eine Wohnung gefunden?“

Frau Gulden, vielen Dank für das Gespräch!“

Das Interview wurde im Rahmen eines Bunker-Rundgangs im Stuttgart Osten von Marc Fischer (Stadtjugendring Stuttgart e.V.) geführt.

„Es gab Lüftungsklappen, die Jeder für sich selbst aufmachen konnte, dadurch kam von außen ein bisschen frische Luft ins Zimmer.“

„Es war immer eine konstante Wärme. Sommer wie Winter. Mit der Zeit hat man sich aber daran gewöhnt.“

Wie viele damals hier drinnen waren weiß ich nicht mehr genau. Jedenfalls war zu diesem Zeitpunkt der Bunker vollkommen belegt.“

„Tagsüber waren sowieso fast immer alle Türen offen. Und abends, wenn dann alle schlafen gegangen sind, hat Jeder wieder die Türe zu gemacht. Ansonsten waren sie offen, die meisten jedenfalls.“

„Nein, gar nicht. Es war eher relativ ruhig.“

„Wir sind 1954 aus Rostock gekommen. Wir hatten die Absicht, bei meinem Onkel zu bleiben, dort haben wir auch eine Zeit lang gewohnt. Damals wurde die Aufenthaltsgenehmigung immer wieder abgelehnt und so hätte meine Mutter nach einem Dreivierteljahr später zurück sollen. In dem Moment dachte ich mir, dass ich unter keinen Umständen dorthin zurück gehen würde. Sonst wäre ich mit Sicherheit wieder eingesperrt worden. Kurz danach lernte meine Mutter im Flüchtlingsamt eine Dame kennen; die dort gearbeitet hat. Sie kam mit meiner Mutter ins Gespräch und meinte, dass sie im Moment jemanden für Ihren Haushalt und zum Betreuen der Kinder suchen würde. Daraufhin hat dann meine Mutter bei ihr angefangen zu arbeiten. 30 DM im Monat inklusive Essen hat sie damals bekommen. Ich musste aber weiterhin bei meinem Onkel zu Mittag essen. Da die Dame vom Flüchtlingsamt uns nicht anders unterkriegen konnte, mussten wir zurück in den Bunker. So gingen wir wieder zurück und haben, bis wir eine Wohnung bekommen haben, in diesem Bunker gelebt.“

„Nein, wir mussten nichts dafür bezahlen. Das hat damals die Stadt bezahlt.“

„Das war so um 1957. Als wir endlich unsere erste Wohnung in Zuffenhausen gekriegt haben, hatten wir zwei kleine getrennte Zimmer, mit einer Kochnische und einer Toilette. Klein; aber wir hatten wenigstens was. Und zum Glück hatten wir endlich Fenster.“

„Der Himmelsraum über Stuttgart füllte sich mit Fliegern, die kreuz und quer dahinflogen. Kurz vor 3 Uhr hatte ich meine Schäflein alle im Luftschutzkeller versammelt, und als fürsorglicher pater familias verschloss ich die Luftschutztüre hinter mir. Schon schlugen die ersten Sprengbomben ein, die ich jedoch zur Beruhigung meiner Gemeinde ür Abschüsse der schweren Flak bei der Charlottenbuche erklärte. Die späteren waren nicht mehr umzudeuten.“

Reinhold Maier: „Ende und Wende. Tagebuchaufzeichnungen 1944-1946“ S. 42.

Open Air Konzert auf dem Marienplatz am 16.07.2011

Der Marienplatz im Stuttgarter Süden wird eher selten als Veranstaltungsort genutzt. Umso größer war die Freude, dass wir mit „Bunker-Rock“ ein Open-Air Live-Konzert auf dem Marienplatz veranstalten konnten.

Der unter dem Marienplatz gelegene Bunker bietet unter anderem Platz für Proberäume der Bands „EXITUS“, „Jamin Rotation“ und „Nelson Valdez“.

Durch Bunker-Rock brachten wir diese drei Bands aus den Untiefen des Bunkers auf den Marienplatz. Bei bestem Festival Wetter lockte dieser Event 600 zumeist Jugendliche Zuhörerinnen und Zuhörer. Doch nicht nur Musikliebhaber kamen bei diesem Event auf ihre Kosten.

Außer der Bühne fanden noch mehrere Ausstellungspavillons Platz auf dem Marienplatz. Hier wurde die Geschichte des Marienplatzbunkers beleuchtet und in den geschichtlichen Kontext eingeordnet. Unter anderem erfuhren die Besucherinnen und Besucher, dass 15 Menschen bei einem Bombentreffer ums Leben kamen und 22 weitere verletzt wurden. Das Interesse an der Ausstellung übertraf unsere Erwartungen bei weitem.

So unterschiedlich wie die Musikrichtungen der Bands waren auch die Besucher der Ausstellung. Alle Altersklassen waren vertreten und gaben uns die Möglichkeit, interessante Gespräche zu führen und die eine oder andere Wissenslücke zu schließen.

Ein gelungenes Open-Air-Festival und eine sehr gut angenommene Ausstellung lassen hoffen, dass der Marienplatz auch in den kommenden Jahren Schauplatz ähnlicher Veranstaltungen werden wird.

18 19

Page 19: wenn Kultur den Bunker rockt · 2012-09-13 · Vorworte 04 Einleitendes 06 Musizieren im Bunker 08 Presseauswertung 12 Aktionen im Einzelnen 14 Preisverleihung Region Stuttgart 21

„Wie sind Sie denn an frische Luft gekommen?“

„War es hier damals eher warm oder kalt?“

„Wissen Sie noch, mit wie vielen Personen Sie hier unten zusammen gelebt haben?“

„Welche Erinnerungen haben Sie an das damalige Zusammenleben?“

„Wenn man mit so vielen Menschen auf engem Raum zusammen ist, dann war es doch sicher ziemlich laut?“

„Wie sah ihre persönliche Situation zu dieser Zeit aus?“

„Mussten Sie damals Miete bezahlen?“

„Wann und wo haben Sie dann eine Wohnung gefunden?“

Frau Gulden, vielen Dank für das Gespräch!“

Das Interview wurde im Rahmen eines Bunker-Rundgangs im Stuttgart Osten von Marc Fischer (Stadtjugendring Stuttgart e.V.) geführt.

„Es gab Lüftungsklappen, die Jeder für sich selbst aufmachen konnte, dadurch kam von außen ein bisschen frische Luft ins Zimmer.“

„Es war immer eine konstante Wärme. Sommer wie Winter. Mit der Zeit hat man sich aber daran gewöhnt.“

Wie viele damals hier drinnen waren weiß ich nicht mehr genau. Jedenfalls war zu diesem Zeitpunkt der Bunker vollkommen belegt.“

„Tagsüber waren sowieso fast immer alle Türen offen. Und abends, wenn dann alle schlafen gegangen sind, hat Jeder wieder die Türe zu gemacht. Ansonsten waren sie offen, die meisten jedenfalls.“

„Nein, gar nicht. Es war eher relativ ruhig.“

„Wir sind 1954 aus Rostock gekommen. Wir hatten die Absicht, bei meinem Onkel zu bleiben, dort haben wir auch eine Zeit lang gewohnt. Damals wurde die Aufenthaltsgenehmigung immer wieder abgelehnt und so hätte meine Mutter nach einem Dreivierteljahr später zurück sollen. In dem Moment dachte ich mir, dass ich unter keinen Umständen dorthin zurück gehen würde. Sonst wäre ich mit Sicherheit wieder eingesperrt worden. Kurz danach lernte meine Mutter im Flüchtlingsamt eine Dame kennen; die dort gearbeitet hat. Sie kam mit meiner Mutter ins Gespräch und meinte, dass sie im Moment jemanden für Ihren Haushalt und zum Betreuen der Kinder suchen würde. Daraufhin hat dann meine Mutter bei ihr angefangen zu arbeiten. 30 DM im Monat inklusive Essen hat sie damals bekommen. Ich musste aber weiterhin bei meinem Onkel zu Mittag essen. Da die Dame vom Flüchtlingsamt uns nicht anders unterkriegen konnte, mussten wir zurück in den Bunker. So gingen wir wieder zurück und haben, bis wir eine Wohnung bekommen haben, in diesem Bunker gelebt.“

„Nein, wir mussten nichts dafür bezahlen. Das hat damals die Stadt bezahlt.“

„Das war so um 1957. Als wir endlich unsere erste Wohnung in Zuffenhausen gekriegt haben, hatten wir zwei kleine getrennte Zimmer, mit einer Kochnische und einer Toilette. Klein; aber wir hatten wenigstens was. Und zum Glück hatten wir endlich Fenster.“

„Der Himmelsraum über Stuttgart füllte sich mit Fliegern, die kreuz und quer dahinflogen. Kurz vor 3 Uhr hatte ich meine Schäflein alle im Luftschutzkeller versammelt, und als fürsorglicher pater familias verschloss ich die Luftschutztüre hinter mir. Schon schlugen die ersten Sprengbomben ein, die ich jedoch zur Beruhigung meiner Gemeinde ür Abschüsse der schweren Flak bei der Charlottenbuche erklärte. Die späteren waren nicht mehr umzudeuten.“

Reinhold Maier: „Ende und Wende. Tagebuchaufzeichnungen 1944-1946“ S. 42.

Open Air Konzert auf dem Marienplatz am 16.07.2011

Der Marienplatz im Stuttgarter Süden wird eher selten als Veranstaltungsort genutzt. Umso größer war die Freude, dass wir mit „Bunker-Rock“ ein Open-Air Live-Konzert auf dem Marienplatz veranstalten konnten.

Der unter dem Marienplatz gelegene Bunker bietet unter anderem Platz für Proberäume der Bands „EXITUS“, „Jamin Rotation“ und „Nelson Valdez“.

Durch Bunker-Rock brachten wir diese drei Bands aus den Untiefen des Bunkers auf den Marienplatz. Bei bestem Festival Wetter lockte dieser Event 600 zumeist Jugendliche Zuhörerinnen und Zuhörer. Doch nicht nur Musikliebhaber kamen bei diesem Event auf ihre Kosten.

Außer der Bühne fanden noch mehrere Ausstellungspavillons Platz auf dem Marienplatz. Hier wurde die Geschichte des Marienplatzbunkers beleuchtet und in den geschichtlichen Kontext eingeordnet. Unter anderem erfuhren die Besucherinnen und Besucher, dass 15 Menschen bei einem Bombentreffer ums Leben kamen und 22 weitere verletzt wurden. Das Interesse an der Ausstellung übertraf unsere Erwartungen bei weitem.

So unterschiedlich wie die Musikrichtungen der Bands waren auch die Besucher der Ausstellung. Alle Altersklassen waren vertreten und gaben uns die Möglichkeit, interessante Gespräche zu führen und die eine oder andere Wissenslücke zu schließen.

Ein gelungenes Open-Air-Festival und eine sehr gut angenommene Ausstellung lassen hoffen, dass der Marienplatz auch in den kommenden Jahren Schauplatz ähnlicher Veranstaltungen werden wird.

18 19

Page 20: wenn Kultur den Bunker rockt · 2012-09-13 · Vorworte 04 Einleitendes 06 Musizieren im Bunker 08 Presseauswertung 12 Aktionen im Einzelnen 14 Preisverleihung Region Stuttgart 21

Abschlußevent in der Stuttgarter Röhre

„Finale von Bunker-Rock“ – Musik an historischem Ort!“, so die Ankündigung des Abschlussfestivals in Sachen „Bunker-Rock!“ in der Stuttgarter Röhre am 14. Und 15.12.2011.

Die Wahl des Veranstaltungsorts wurde mit Bedacht gewählt, denn die Röhre, die sich seit 1985 in einem Teil des Wagenburgtunnels befindet, weist ebenfalls Bezüge zum Zweiten Weltkrieg auf. In den Tunnelanlagen, welche die Stuttgarter Innenstadt heute mit dem Osten der Stadt verkehrstechnisch verbindet, fand die damalige Bevölkerung Schutz vor den Bombenangriffen.

Eröffnet wurde das Festival am 14.12.2011 von der Death Metal-Band „Exitus“, welche Klänge der härteren Gangart im Gepäck hatten. Anschließend waren „Seelenlos“ mit Coversongs der Hard-Rock-Band Motörhead zu hören.

Mit Punk-Rock Stücken made in Germany von „Luxusmüll“ wurde am 15.12.2011 gestartet. Anschließend waren noch einmal „Seelenlos“ mit deren Interpretationen von Motörhead zu erleben. Den Schlusspunkt setzte die Band „the HiRes“ mit synthetischem Rock aus Stuttgart.

Im Foyer der Röhre erfuhren die rund 200 Besucherinnen und Besucher, dass es sich beim Wagenburgtunnel um den größten Bunker in Stuttgart handelte. Ursprünglich als Straßentunnel geplant, fand das Projekt aber rasch Eingang in das Luftschutzprogramm der Nationalsozialisten, um die damalige Bevölkerung vor Luftangriffen schützen zu können. Bei dem begonnenen Bauwerk handelte es sich nicht um eine durchgehende Tunnelröhre, sondern um mehrere Stollen, welche an verschiedenen Stellen in den Hang getrieben wurden und untereinander verbunden waren. In der begleitenden Ausstellung wurden Zeitzeugenberichte veröffentlicht, welche die Enge in den Stollen während der Luftangriffe eindrucksvoll schilderten.

„Bunker-Rock!“ vom Forum Region Stuttgart ausgezeichnet

Am 10.11.2011 erhielt das vom Stadtjugendring Stuttgart e.V. und der Forschungsgruppe Untertage e.V. realisierte Jugendkulturprojekt “Bunker-Rock – wenn Kultur den Bunker rockt!” einen Förderpreis des Forum Region Stuttgart in der Kategorie Kunst und Kultur.

Die Jury lobte die Kombination zwischen künstlerischen Elementen und der geschichtlichen Auseinandersetzung mit dem Ort, in dem sich die Probenlokale der beteiligten jungen Kulturschaffenden befinden.

Gewürdigt wurde auch das Gesamtkonzept, bei dem die Besucherinnen und Besucher der jeweiligen Aktivitäten in Form von Ausstellungen über die ehemaligen Bunkeranlagen und deren Geschichte ansprechend informiert wurden.

2120 Preisverleihung

Page 21: wenn Kultur den Bunker rockt · 2012-09-13 · Vorworte 04 Einleitendes 06 Musizieren im Bunker 08 Presseauswertung 12 Aktionen im Einzelnen 14 Preisverleihung Region Stuttgart 21

Abschlußevent in der Stuttgarter Röhre

„Finale von Bunker-Rock“ – Musik an historischem Ort!“, so die Ankündigung des Abschlussfestivals in Sachen „Bunker-Rock!“ in der Stuttgarter Röhre am 14. Und 15.12.2011.

Die Wahl des Veranstaltungsorts wurde mit Bedacht gewählt, denn die Röhre, die sich seit 1985 in einem Teil des Wagenburgtunnels befindet, weist ebenfalls Bezüge zum Zweiten Weltkrieg auf. In den Tunnelanlagen, welche die Stuttgarter Innenstadt heute mit dem Osten der Stadt verkehrstechnisch verbindet, fand die damalige Bevölkerung Schutz vor den Bombenangriffen.

Eröffnet wurde das Festival am 14.12.2011 von der Death Metal-Band „Exitus“, welche Klänge der härteren Gangart im Gepäck hatten. Anschließend waren „Seelenlos“ mit Coversongs der Hard-Rock-Band Motörhead zu hören.

Mit Punk-Rock Stücken made in Germany von „Luxusmüll“ wurde am 15.12.2011 gestartet. Anschließend waren noch einmal „Seelenlos“ mit deren Interpretationen von Motörhead zu erleben. Den Schlusspunkt setzte die Band „the HiRes“ mit synthetischem Rock aus Stuttgart.

Im Foyer der Röhre erfuhren die rund 200 Besucherinnen und Besucher, dass es sich beim Wagenburgtunnel um den größten Bunker in Stuttgart handelte. Ursprünglich als Straßentunnel geplant, fand das Projekt aber rasch Eingang in das Luftschutzprogramm der Nationalsozialisten, um die damalige Bevölkerung vor Luftangriffen schützen zu können. Bei dem begonnenen Bauwerk handelte es sich nicht um eine durchgehende Tunnelröhre, sondern um mehrere Stollen, welche an verschiedenen Stellen in den Hang getrieben wurden und untereinander verbunden waren. In der begleitenden Ausstellung wurden Zeitzeugenberichte veröffentlicht, welche die Enge in den Stollen während der Luftangriffe eindrucksvoll schilderten.

„Bunker-Rock!“ vom Forum Region Stuttgart ausgezeichnet

Am 10.11.2011 erhielt das vom Stadtjugendring Stuttgart e.V. und der Forschungsgruppe Untertage e.V. realisierte Jugendkulturprojekt “Bunker-Rock – wenn Kultur den Bunker rockt!” einen Förderpreis des Forum Region Stuttgart in der Kategorie Kunst und Kultur.

Die Jury lobte die Kombination zwischen künstlerischen Elementen und der geschichtlichen Auseinandersetzung mit dem Ort, in dem sich die Probenlokale der beteiligten jungen Kulturschaffenden befinden.

Gewürdigt wurde auch das Gesamtkonzept, bei dem die Besucherinnen und Besucher der jeweiligen Aktivitäten in Form von Ausstellungen über die ehemaligen Bunkeranlagen und deren Geschichte ansprechend informiert wurden.

2120 Preisverleihung

Page 22: wenn Kultur den Bunker rockt · 2012-09-13 · Vorworte 04 Einleitendes 06 Musizieren im Bunker 08 Presseauswertung 12 Aktionen im Einzelnen 14 Preisverleihung Region Stuttgart 21

Ein paar Fakten zum Schluß

Luftschutzbunker des Zweiten Weltkriegs in Stuttgart

Das Bunkerbauprogramm des Deutschen Reiches während des Zweiten Weltkriegs gilt als das größte Bauprogramm der Geschichte. In einem Zeitraum von ca. 4 Jahren entstanden im Reichsgebiet Tausende ober- und unterirdische Luftschutzbunker in sehr unterschiedlichen Größen. Allein das von

1Leo Winkel entworfene und patentierte Winkelturmkonzept wurde rund 200 Mal umgesetzt . Die größten Hochbunker, die jemals für den Zivilschutz errichtet wurden, waren die Flaktürme in Berlin,

2Hamburg und Wien, von denen einzelne bis zu 18.000 Schutzplätze boten .

Bauprogramm

In der Nacht vom 25. auf den 26. August 1940 flog die britische Luftwaffe den ersten massiven Luftangriff auf Berlin. Bereits in der Nacht zuvor, am 25. August 1940 war kurz nach Mitternacht der

3erste Luftangriff auf Stuttgart mit 20 Bombern erfolgt. Dieser traf Gaisburg, wo vier Menschen starben . Waren bislang vor allem die Keller massenhaft und systematisch zu Luftschutzräumen ausgebaut worden, so folgte am 10. Oktober 1940 der Erlass zum sogenannten „Luftschutz-Führersofortprogramm“. Es war eine Weisung Hitlers an alle Städte, aber auch an die Reichsbahn, für die Bevölkerung öffentliche Luftschutzräume in ausreichender Anzahl zu schaffen.

In Stuttgart begannen als Konsequenz am 21.11.1940 die Beratungen mit den Beiräten für Luftschutzfragen. Nach diesen Gesprächen erfolgte am 28.11.1940 die Auftragsvergabe für eine ganze

4Reihe von unter- und oberirdischen Luftschutzbauten .

Aus diesem Bauprogramm stammen fast alle Hochbunker in Stuttgart, unter anderem in der Altstadt von Bad Cannstatt, Eiernest, Böheimstraße, Neuwirtshaus, Siegelbergsiedlung, Raitelsbergsiedlung, Bad Cannstatt Wilhelmsplatz, Steinhaldenfeldsiedlung, Wallmer sowie in Wangen und der Wolfbuschsiedlung. Auch die Tiefbunker in der Innenstadt unter dem Marktplatz, dem Wilhelmsplatz

5und dem Leonhardsplatz wurden im Rahmen dieser ersten Welle beauftragt und gebaut .

Hochbunker und Tiefbunker

Hochbunker sind massive fensterlose Betonhäuser mit Gasschutz-Einrichtung. Nach Überlieferungen scheint es zumindest für die Niederlande und Italien Überlegungen für Luftschutztürme gegeben zu haben, die dem Konzept Leo Winkels ähnelten. Unklar ist, ob diese auch umgesetzt wurden. Aus keinem europäischen Land, außer Deutschland, ist ein Hochbunker-Programm bekannt. Allerdings bauten die Deutschen Hochbunker zum Teil in besetzten Gebieten. Tatsächlich haben die Hochbunker zahlenmäßig am Gesamtaufkommen der realisierten Bunkeranlagen einen relativ kleinen Anteil.Allerdings waren viele der wesentlich häufiger gebauten Bunkertypen für deutlich weniger Menschen ausgelegt. Während Deckungsgräben und Röhrenbunker für 100 bis mehrere Hundert Personen ausgelegt waren, wurden die Stuttgarter Hochbunker für 1.200 – 2.200 Menschen ausgelegt. In Städten

6wie Berlin gab es Großbunker für bis zu 5.000 Menschen .Andrea Heinemann und Heike Zieher kommen in ihrem Buch „Bunker update – Vorschläge zum heutigen Umgang mit Bunkern in innerstädtischen Lagen“ zu dem Schluss: „Stellt man die durchschnittlichen zur Verfügung stehenden Nutzungsflächengrößen der einzelnen Typen in ein

7Verhältnis zueinander, springt vor alle die Flächengröße der Hochbunker ins Auge“ .

Hochbunker und Luftschutztürme wurden bereits in den frühen 1930er Jahren konzipiert. Ihr großer Vorteil gegenüber Tiefbunkern lag einerseits in der geringeren Menge Beton pro Schutzplatz und andererseits in den geringeren Baukosten sowie der geringere Platzbedarf. Für Tiefbunker war das Ausheben einer Grube notwendig, in die der Bunker hinein gebaut werden konnte. Nicht selten waren Gruben von 1000 – 3000 qm notwendig. Damit war auch die Auswahl der Bauplätze eingeschränkt, da Tiefbunker im Gegensatz zu Stollen, üblicherweise in offener Bauweise errichtet wurden.

Bei einem Hochbunker von 15 x 15 m reichte eine Baugrube von 260-270 qm. Danach konnte im Wesentlichen im normalen Hochbau gearbeitet werden.Die relativ ungenauen Bombenwürfe ließen einen Treffer auf dem Bunker recht unwahrscheinlich wirken. Da bei einem Hochbunker die Sprengkraft einer in unmittelbarer Nähe detonierenden Bombe auf offener Straße zu einem beachtlichen Teil verpufft, bzw. sich gar nicht auf der Höhe der oberen Stockwerke entfalten kann, war es möglich, mit vergleichsweise dünnen Wänden zu arbeiten.

Ein Tiefbunker erfordert eine stabile Deckenplatte auf der gesamten Fläche und dicke Seitenwände, um die im Boden verlaufenden Schockwellen einer neben der Außenwand einschlagenden Bombe abzufangen.Auch ein anderes Problem von Tiefbunkern entfällt bei Hochbunkern weitgehend: Je nach Untergrund muss ein beträchtlicher Aufwand betrieben werden, um Tiefbunker trocken zu halten. Hochbunker haben in der Regel keine Probleme mit eindringender Feuchtigkeit.Wie bei jedem Hochbau, war es auch beim Hochbunker relativ einfach, eine große Platzkapazität durch eine erhöhte Anzahl von Stockwerken zu erreichen.

Der erste Hochbunker in Stuttgart war der 1938/1939 errichtete Winkelturm am Martin-Schrenk-Weg in 8Untertürkheim. Alle anderen Hochbunker wurden nach Kriegsausbruch begonnen .

Standorte

In Stuttgart wurden vor und während des zweiten Weltkriegs 16 reguläre Hochbunker mit individuellem Zuschnitt und vier normierte Luftschutztürme, auch Winkeltürme genannt, errichtet. Die meisten dieser Bauwerke sind noch heute erhalten. Abgerissen wurden die Winkeltürme am Wilhelmsplatz Bad Cannstatt, am Karl-Benz-Platz, dem Martin-Schrenk-Weg in Untertürkheim sowie der Hochbunker in der Wilhelmstraße in Bad Cannstatt.

Die Winkeltürme wurden in Stuttgart als Sonderluftschutzräume oder an Verkehrsknotenpunkten aufgestellt. Der Turm am Bahnhof Feuerbach stand auf Reichsbahngelände und sollte Reisenden, Pendlern und Arbeitern Schutz vor Luftangriffen bieten. Auch die Winkeltürme am Wilhelmsplatz in Bad Cannstatt und am Karl-Benz-Platz in Untertürkheim hatten eine ähnliche Funktion. Der Winkelturm am Martin-Schrenk-Weg diente dem Werksluftschutz und war somit nicht öffentlich.

Die größte Hochbunkerdichte neben Heslach wies Bad Cannstatt mit drei Bauwerken zwischen Wilhelmsplatz und Rosensteinbrücke auf. Einer der höchsten Bunker Stuttgarts wurde in der Wilhelmstraße 4 errichtet. Nur einen Steinwurf entfernt stand ein Winkelturm. Über die Hälfte der Stuttgarter Hochbunker entstanden in den Siedlungen Neuwirtshaus, Wolfbusch, Siegelberg, Steinhaldenfeld, Wallmer, Raitelsberg und Eierstraße.

Bautechnische Beratung und Bauzeit

Trotz einer Höhe von bis zu acht oberirdischen Stockwerken, wurden die Stuttgarter Hochbunker in ihren Proportionen den örtlichen Gegebenheiten angepasst.Die Pläne der nach dem „Sofortprogramm“ zu errichtenden Hochbauten wurden Prof. Paul Bonatz vorgelegt. Die Beiräte für Luftschutzfragen besuchten auf einer Rundfahrt mit Bonatz alle erwogenen Standorte. Bonatz hatte kaum Änderungsvorschläge und war größtenteils mit den eingereichten Lösungen einverstanden. Er regte an, die Luftschutzbauten mit Werkstein zu verkleiden. Diese Maßnahme wurde u.a. auch von NS-Reichsstatthalter Wilhelm Murr befürwortet. Der zuständige Luftschutzreferent der Stadt Stuttgart, Oberbaurat Richard Scheuerle, zeigte sich mit der Unterstützung

9durch Bonatz sehr zufrieden .

Im Februar 1941 war das Bauprogramm voll im Gange. Oberbaurat Scheuerle konnte am 13.02.1941 berichten, dass derzeit an etwa 35 Stellen bombensichere Luftschutzräume gebaut werden.Am 24. Juni 1941 lieferte Scheuerle erneut einen Zwischenstand über die Fortschritte bei der Errichtung von 36 Luftschutzbauten (14 Tiefbauten, 19 Hochbauten, 1 Reichsbahnbunker und 2 Werkluftschutzbauten). Demnach waren 19 Projekte bis zum Rohbau gediehen. Auf den Baustellen

10arbeiteten zu dieser Zeit 797 deutsche und 887 kriegsgefangene Arbeiter .Nach einem Erlass des Reichsministers der Luftfahrt und Oberbefehlshabers der Luftwaffe, Hermann Göring, vom 04. Juni 1941, sollte nach Abschluss dieses Programms eine weitere Welle von Luftschutzbaumaßnahmen folgen. Dafür hatte der örtliche Luftschutzleiter bereits 118 Objekte

11festgelegt .

Eine größere Zahl von Hochbunkern entstand in Stuttgart daraus nicht mehr. Die Bauwerke Schreiberstraße in Heslach, die Talstraße 71 in Gaisburg und der Hochbunker am Pragsattel dürften ihren Ursprung in diesem zweiten Programm haben. Auch etliche unterirdische Bauwerke fallen zeitlich in diese zweite Welle.

2322 Fakten

Page 23: wenn Kultur den Bunker rockt · 2012-09-13 · Vorworte 04 Einleitendes 06 Musizieren im Bunker 08 Presseauswertung 12 Aktionen im Einzelnen 14 Preisverleihung Region Stuttgart 21

Ein paar Fakten zum Schluß

Luftschutzbunker des Zweiten Weltkriegs in Stuttgart

Das Bunkerbauprogramm des Deutschen Reiches während des Zweiten Weltkriegs gilt als das größte Bauprogramm der Geschichte. In einem Zeitraum von ca. 4 Jahren entstanden im Reichsgebiet Tausende ober- und unterirdische Luftschutzbunker in sehr unterschiedlichen Größen. Allein das von

1Leo Winkel entworfene und patentierte Winkelturmkonzept wurde rund 200 Mal umgesetzt . Die größten Hochbunker, die jemals für den Zivilschutz errichtet wurden, waren die Flaktürme in Berlin,

2Hamburg und Wien, von denen einzelne bis zu 18.000 Schutzplätze boten .

Bauprogramm

In der Nacht vom 25. auf den 26. August 1940 flog die britische Luftwaffe den ersten massiven Luftangriff auf Berlin. Bereits in der Nacht zuvor, am 25. August 1940 war kurz nach Mitternacht der

3erste Luftangriff auf Stuttgart mit 20 Bombern erfolgt. Dieser traf Gaisburg, wo vier Menschen starben . Waren bislang vor allem die Keller massenhaft und systematisch zu Luftschutzräumen ausgebaut worden, so folgte am 10. Oktober 1940 der Erlass zum sogenannten „Luftschutz-Führersofortprogramm“. Es war eine Weisung Hitlers an alle Städte, aber auch an die Reichsbahn, für die Bevölkerung öffentliche Luftschutzräume in ausreichender Anzahl zu schaffen.

In Stuttgart begannen als Konsequenz am 21.11.1940 die Beratungen mit den Beiräten für Luftschutzfragen. Nach diesen Gesprächen erfolgte am 28.11.1940 die Auftragsvergabe für eine ganze

4Reihe von unter- und oberirdischen Luftschutzbauten .

Aus diesem Bauprogramm stammen fast alle Hochbunker in Stuttgart, unter anderem in der Altstadt von Bad Cannstatt, Eiernest, Böheimstraße, Neuwirtshaus, Siegelbergsiedlung, Raitelsbergsiedlung, Bad Cannstatt Wilhelmsplatz, Steinhaldenfeldsiedlung, Wallmer sowie in Wangen und der Wolfbuschsiedlung. Auch die Tiefbunker in der Innenstadt unter dem Marktplatz, dem Wilhelmsplatz

5und dem Leonhardsplatz wurden im Rahmen dieser ersten Welle beauftragt und gebaut .

Hochbunker und Tiefbunker

Hochbunker sind massive fensterlose Betonhäuser mit Gasschutz-Einrichtung. Nach Überlieferungen scheint es zumindest für die Niederlande und Italien Überlegungen für Luftschutztürme gegeben zu haben, die dem Konzept Leo Winkels ähnelten. Unklar ist, ob diese auch umgesetzt wurden. Aus keinem europäischen Land, außer Deutschland, ist ein Hochbunker-Programm bekannt. Allerdings bauten die Deutschen Hochbunker zum Teil in besetzten Gebieten. Tatsächlich haben die Hochbunker zahlenmäßig am Gesamtaufkommen der realisierten Bunkeranlagen einen relativ kleinen Anteil.Allerdings waren viele der wesentlich häufiger gebauten Bunkertypen für deutlich weniger Menschen ausgelegt. Während Deckungsgräben und Röhrenbunker für 100 bis mehrere Hundert Personen ausgelegt waren, wurden die Stuttgarter Hochbunker für 1.200 – 2.200 Menschen ausgelegt. In Städten

6wie Berlin gab es Großbunker für bis zu 5.000 Menschen .Andrea Heinemann und Heike Zieher kommen in ihrem Buch „Bunker update – Vorschläge zum heutigen Umgang mit Bunkern in innerstädtischen Lagen“ zu dem Schluss: „Stellt man die durchschnittlichen zur Verfügung stehenden Nutzungsflächengrößen der einzelnen Typen in ein

7Verhältnis zueinander, springt vor alle die Flächengröße der Hochbunker ins Auge“ .

Hochbunker und Luftschutztürme wurden bereits in den frühen 1930er Jahren konzipiert. Ihr großer Vorteil gegenüber Tiefbunkern lag einerseits in der geringeren Menge Beton pro Schutzplatz und andererseits in den geringeren Baukosten sowie der geringere Platzbedarf. Für Tiefbunker war das Ausheben einer Grube notwendig, in die der Bunker hinein gebaut werden konnte. Nicht selten waren Gruben von 1000 – 3000 qm notwendig. Damit war auch die Auswahl der Bauplätze eingeschränkt, da Tiefbunker im Gegensatz zu Stollen, üblicherweise in offener Bauweise errichtet wurden.

Bei einem Hochbunker von 15 x 15 m reichte eine Baugrube von 260-270 qm. Danach konnte im Wesentlichen im normalen Hochbau gearbeitet werden.Die relativ ungenauen Bombenwürfe ließen einen Treffer auf dem Bunker recht unwahrscheinlich wirken. Da bei einem Hochbunker die Sprengkraft einer in unmittelbarer Nähe detonierenden Bombe auf offener Straße zu einem beachtlichen Teil verpufft, bzw. sich gar nicht auf der Höhe der oberen Stockwerke entfalten kann, war es möglich, mit vergleichsweise dünnen Wänden zu arbeiten.

Ein Tiefbunker erfordert eine stabile Deckenplatte auf der gesamten Fläche und dicke Seitenwände, um die im Boden verlaufenden Schockwellen einer neben der Außenwand einschlagenden Bombe abzufangen.Auch ein anderes Problem von Tiefbunkern entfällt bei Hochbunkern weitgehend: Je nach Untergrund muss ein beträchtlicher Aufwand betrieben werden, um Tiefbunker trocken zu halten. Hochbunker haben in der Regel keine Probleme mit eindringender Feuchtigkeit.Wie bei jedem Hochbau, war es auch beim Hochbunker relativ einfach, eine große Platzkapazität durch eine erhöhte Anzahl von Stockwerken zu erreichen.

Der erste Hochbunker in Stuttgart war der 1938/1939 errichtete Winkelturm am Martin-Schrenk-Weg in 8Untertürkheim. Alle anderen Hochbunker wurden nach Kriegsausbruch begonnen .

Standorte

In Stuttgart wurden vor und während des zweiten Weltkriegs 16 reguläre Hochbunker mit individuellem Zuschnitt und vier normierte Luftschutztürme, auch Winkeltürme genannt, errichtet. Die meisten dieser Bauwerke sind noch heute erhalten. Abgerissen wurden die Winkeltürme am Wilhelmsplatz Bad Cannstatt, am Karl-Benz-Platz, dem Martin-Schrenk-Weg in Untertürkheim sowie der Hochbunker in der Wilhelmstraße in Bad Cannstatt.

Die Winkeltürme wurden in Stuttgart als Sonderluftschutzräume oder an Verkehrsknotenpunkten aufgestellt. Der Turm am Bahnhof Feuerbach stand auf Reichsbahngelände und sollte Reisenden, Pendlern und Arbeitern Schutz vor Luftangriffen bieten. Auch die Winkeltürme am Wilhelmsplatz in Bad Cannstatt und am Karl-Benz-Platz in Untertürkheim hatten eine ähnliche Funktion. Der Winkelturm am Martin-Schrenk-Weg diente dem Werksluftschutz und war somit nicht öffentlich.

Die größte Hochbunkerdichte neben Heslach wies Bad Cannstatt mit drei Bauwerken zwischen Wilhelmsplatz und Rosensteinbrücke auf. Einer der höchsten Bunker Stuttgarts wurde in der Wilhelmstraße 4 errichtet. Nur einen Steinwurf entfernt stand ein Winkelturm. Über die Hälfte der Stuttgarter Hochbunker entstanden in den Siedlungen Neuwirtshaus, Wolfbusch, Siegelberg, Steinhaldenfeld, Wallmer, Raitelsberg und Eierstraße.

Bautechnische Beratung und Bauzeit

Trotz einer Höhe von bis zu acht oberirdischen Stockwerken, wurden die Stuttgarter Hochbunker in ihren Proportionen den örtlichen Gegebenheiten angepasst.Die Pläne der nach dem „Sofortprogramm“ zu errichtenden Hochbauten wurden Prof. Paul Bonatz vorgelegt. Die Beiräte für Luftschutzfragen besuchten auf einer Rundfahrt mit Bonatz alle erwogenen Standorte. Bonatz hatte kaum Änderungsvorschläge und war größtenteils mit den eingereichten Lösungen einverstanden. Er regte an, die Luftschutzbauten mit Werkstein zu verkleiden. Diese Maßnahme wurde u.a. auch von NS-Reichsstatthalter Wilhelm Murr befürwortet. Der zuständige Luftschutzreferent der Stadt Stuttgart, Oberbaurat Richard Scheuerle, zeigte sich mit der Unterstützung

9durch Bonatz sehr zufrieden .

Im Februar 1941 war das Bauprogramm voll im Gange. Oberbaurat Scheuerle konnte am 13.02.1941 berichten, dass derzeit an etwa 35 Stellen bombensichere Luftschutzräume gebaut werden.Am 24. Juni 1941 lieferte Scheuerle erneut einen Zwischenstand über die Fortschritte bei der Errichtung von 36 Luftschutzbauten (14 Tiefbauten, 19 Hochbauten, 1 Reichsbahnbunker und 2 Werkluftschutzbauten). Demnach waren 19 Projekte bis zum Rohbau gediehen. Auf den Baustellen

10arbeiteten zu dieser Zeit 797 deutsche und 887 kriegsgefangene Arbeiter .Nach einem Erlass des Reichsministers der Luftfahrt und Oberbefehlshabers der Luftwaffe, Hermann Göring, vom 04. Juni 1941, sollte nach Abschluss dieses Programms eine weitere Welle von Luftschutzbaumaßnahmen folgen. Dafür hatte der örtliche Luftschutzleiter bereits 118 Objekte

11festgelegt .

Eine größere Zahl von Hochbunkern entstand in Stuttgart daraus nicht mehr. Die Bauwerke Schreiberstraße in Heslach, die Talstraße 71 in Gaisburg und der Hochbunker am Pragsattel dürften ihren Ursprung in diesem zweiten Programm haben. Auch etliche unterirdische Bauwerke fallen zeitlich in diese zweite Welle.

2322 Fakten

Page 24: wenn Kultur den Bunker rockt · 2012-09-13 · Vorworte 04 Einleitendes 06 Musizieren im Bunker 08 Presseauswertung 12 Aktionen im Einzelnen 14 Preisverleihung Region Stuttgart 21

Konzepte

Da im Bereich der Siedlungen die Möglichkeit bestand, Freiflächen neben der bestehenden Wohnbebauung zu nutzen, ohne eine historisch gewachsene Enge, wie beispielsweise im Zentrum Bad Cannstatts vorzufinden, konnte ein Bunkergrundtyp an mehreren Stellen errichtet werden, so dass nicht überall vollkommen individuell geplant und gebaut werden musste. Daher sind die Siedlungsbunker in der Sattelstraße, der Sickstraße, in Steinhaldenfeld, im Kirschenweg und am Seelachwald im Wesentlichen baugleich. Die beiden Bunker in der Sattelstraße haben lediglich ein oberirdisches Stockwerk mehr.

Diese Bunker haben einen etwa quadratischen Grundriss und zwei ebenerdige Zugänge. Davon führt einer über einen Eingangsbereich zum Treppenhaus, das mittig an einer Außenmauer liegt. Der andere Zugang führt direkt zu den Räumen im Erdgeschoss. Die einzelnen Räume sind um einen U-förmigen Gang angeordnet, in der Größe genormt (6 qm) und mit Stahltüren versehen. Neben dem Treppenhaus liegen in jedem Stockwerk die Toiletten-/Waschräume.

Alle diese Luftschutzbauten sollten mit Werkstein verkleidet und mit einem Pyramidendach an die Siedlungsbebauung angepasst werden. Diese Optik weist heute kein einziger Stuttgarter Hochbunker auf. Die Bunker in der Föhrstraße und in der Talstraße zeigen sich hingegen noch heute in der ursprünglich geplanten Optik.

Am 27. August 1941 wurde bekannt, dass für die optische Ausgestaltung von Bunkern keine weiteren 12Mittel mehr bereitgestellt würden . Damit lässt sich die Fertigstellung der Hochbunker im Wolfbusch

und in der Sickstraße relativ gut datieren, da diese als einzige noch die von Prof. Bonatz vorgesehene Sandsteinverkleidung erhielten. Der Pragturm ist der einzige Bunker, welcher von Bonatz selbst

13entworfen und geplant wurde .

Tiefbunker wurden überwiegend in der Stuttgarter Innenstadt und vor den wichtigen Bahnhöfen (Hauptbahnhof, Feuerbach und Untertürkheim) gebaut. Die Bahnhofsvorplätze, bzw. die Innenstadtplätze boten ausreichend Raum für die Baugruben und die zwei bis vier Treppenabgänge. Auch diese Bunker sind hinsichtlich Ihrer Aufteilung weitgehend genormt. Sie wurden ebenfalls in kleine 6 qm große Zellen unterteilt. Die Zwischenwände wurden mit Backstein gemauert. Die Zellen sind links und rechts von Längsgängen angeordnet, an deren Enden sich je ein Gemeinschaftsbereich befindet. Dort sind neben den Bunkerein- und -ausgängen die Toiletten und Waschräume untergebracht sowie Technik- und ggf. Sanitätsräume.

Bombensichere Luftschutzräume?

Mit zunehmender Größe der eingesetzten Abwurfmunition waren auch die Bunker nicht mehr unverwundbar. In Stuttgart überlebten die Insassen den Krieg in den Hochbunkern meist unverletzt. Viele der Bauwerke wiesen nur leichte bis gar keine Schäden auf. Demgegenüber erhielten die Tiefbunker unter dem Hindenburgplatz 1943 und Marienplatz 1944 je einen Volltreffer, bei denen es

14Tote und Verletzte gab . Die Tiefbunker am Rathaus und am Diakonissenplatz mussten in den Bombennächten evakuiert werden. Allerdings mag die Bilanz für die Stuttgarter Hochbunker auch dadurch so positiv ausfallen, dass viele von ihnen in den eher aufgefächerten Siedlungen und nicht in der engen Bebauung der Innenstadt standen. Sie waren weder den Flächenbränden direkt ausgesetzt, noch im Zentrum der schwersten Bombardements.

In anderen Städten erhielten Hochbunker Volltreffer die teilweise Dutzende Todesopfer forderten, z.B. in 15 16 17Frankfurt , Hamburg , Mühlheim/Ruhr oder auf dem Focke-Wulf-Gelände in Bremen .

Bei den 53 Luftangriffen auf Stuttgart starben 4.477 Menschen, 770 davon waren Ausländer und 89 Ortsfremde. Hinzu kommen 85 Vermisste, die zu den Toten hinzugezählt werden. Das ergibt in Summe 4.562 Tote. Die Alliierten Bomberflotten verloren bei Angriffen auf Stuttgart ca. 300 meist viermotorige

18Bomber mit einem Personal von über 2.400 Mann, von denen rund 1.600 ums Leben kamen .

Nachkriegsnutzung

Die Kriegsbilanz war für die Deutschen Städte katastrophal. Den Heilsversprechen von nationaler Größe, Weltmacht und dauerhaftem Wohlstand durch den Nationalsozialismus, die man bereitwillig geglaubt hatte, folgte ein Krieg von ungeahnter Zerstörungskraft.Die Einwohnerzahl Stuttgarts hatte sich von 458 429 (17.05.1939) auf 266 067 (30.04.1945) reduziert. Von etwa 150 000 Wohnungen waren 52 000 völlig zerstört und weitere Zehntausende mehr oder minder beschädigt. 67,8 Prozent der Wohngebäude waren zerstört oder beschädigt. 4,9 Millionen Kubikmeter Trümmermasse mussten beseitigt werden. Zahlreiche Häuser von aktiven Parteimitgliedern oder SS-Angehörigen wurden beschlagnahmt, um ehemalige Zwangsarbeiter aus den Lagern unterzubringen. Am 31.Dezember 1946 waren 739 Häuser und 1630 Wohnungen bzw. 6.415 Räume

19beschlagnahmt sowie 104.705 qm Wohnfläche in Kasernen und Hotels .Von den 20 großen Hotels in Stuttgart hatten nur drei den Krieg überstanden: Das Hotel Ketterer in der Marienstraße 3, das Reichsbahnhotel im Nordflügel des Hauptbahnhofs und das Graf Zeppelin. Von ehemals 3.600 Fremdenbetten standen in Stuttgart nur noch 300 in den genannten Hotels zur

20Verfügung .In die zerstörte Stadt strömten nun die Kriegsheimkehrer, zuvor Evakuierte, Vertriebene. Im Januar 1946 lebten in Stuttgart bereits wieder 367.193 Menschen, im Dezember 1946 waren es 416.913.

21Demgegenüber wurden 1946 10.069 Wohnungen wieder instandgesetzt .In der Folge wurden viele Bunker als Wohnheime, Notunterkünfte oder Hotels genutzt. Es waren vor allem die Tiefbunker in der Innenstadt (Marktplatz, Wilhelmsplatz, Leonhardsplatz, Diakonissenplatz, Marienplatz), in denen ein Hotelbetrieb aufgenommen wurde. Der einzige Hochbunker, in dem ein

22Bunkerhotel eingerichtet wurde, war der Hochbunker in der Badstraße .Von Januar auf Februar 1946 stieg die Einwohnerzahl um über 4.000 auf 371.250 Einwohner. Davon „wohnten“ 663 Menschen in Bunkern. Ende Juli/Anfang August 1946 überschritt die Einwohnerzahl die Marke von 400.000. Zu diesem Zeitpunkt waren bereits 1739 Personen in Bunkern untergebracht. Diese Zahl stieg bis 1948 auf 2.309 Personen an. Am 1. Juli waren es noch immer 1.729 Menschen, darunter 257 Familien mit 294 Kindern. Die größte Personengruppe stellten aber die 881

23alleinstehenden Männer, die zum.Beispiel auch im Hochbunker am Pragsattel untergebracht waren .

Von der Notunterkunft zur Widerinstandsetzung

Manche Bunker waren noch bis in die 1960er Jahre als Wohnheime oder Obdachlosenasyle genutzt (z.B. Steinhaldenfeld und Pragsattel bis 1961).1964 erging in Folge der politisch veränderten Verhältnisse der Beschluss zur Widerinstandsetzung ehemaliger Luftschutzbauwerke für den Zivilschutz. Dabei konnte zwar auf zahlreiche erhaltene Bunker zurückgegriffen werden, doch waren die Investitionen beträchtlich. Die Bauwerke waren für Angriffe mit Sprengmunition und Gas ausgestattet. Die Lüftungs- und Filteranlagen waren jedoch veraltet und teilweise unbrauchbar geworden.

Durch den Entfestigungsbeschluss waren in die meisten Hochbunker Fenster eingesprengt worden, die zwar der Nutzung als Notunterkunft dienlich waren, den Zweck als Schutzraum aber aufhoben. Die Zwischennutzung selbst hatte ebenfalls ihre Spuren hinterlassen. Die Bauwerke waren nicht für den Daueraufenthalt von Menschen konzipiert. Dies führte zum Beispiel die sanitären Anlagen an die Belastungsgrenze und erhöhte den Modernisierungsbedarf. Dieser umfasste auch einen Schutz vor radioaktiver Strahlung.So war es nicht verwunderlich, dass die Instandsetzungsarbeiten extrem zäh und punktuell verliefen. Während in Feuerbach schon in den 1960er Jahren mit der Widerinstandsetzung begonnen wurde (Tiefbunker 1965-1975, Winkelturm 1964-1966), wurde die Instandsetzung des Bunkers im Kirschenweg in Wangen erst 1990-1994 durchgeführt. Es war der letzte Bunker, der in Stuttgart instandgesetzt wurde.

Seit dem Rückzug des Bundes aus dem Zivilschutz befinden sich die meisten Hochbunker in Stuttgart im Eigentum der Stadt. Durch unterschiedliche Maßnahmen wie Außenwerbung, Vermietung oder als Standort für Mobilfunkantennen stehen den Instandhaltungskosten auch Einnahmen gegenüber. Der Bunker in der Badstraße brachte 2005 ca. 50.000 EUR an Mieteinnahmen ein.

24 25

Page 25: wenn Kultur den Bunker rockt · 2012-09-13 · Vorworte 04 Einleitendes 06 Musizieren im Bunker 08 Presseauswertung 12 Aktionen im Einzelnen 14 Preisverleihung Region Stuttgart 21

Konzepte

Da im Bereich der Siedlungen die Möglichkeit bestand, Freiflächen neben der bestehenden Wohnbebauung zu nutzen, ohne eine historisch gewachsene Enge, wie beispielsweise im Zentrum Bad Cannstatts vorzufinden, konnte ein Bunkergrundtyp an mehreren Stellen errichtet werden, so dass nicht überall vollkommen individuell geplant und gebaut werden musste. Daher sind die Siedlungsbunker in der Sattelstraße, der Sickstraße, in Steinhaldenfeld, im Kirschenweg und am Seelachwald im Wesentlichen baugleich. Die beiden Bunker in der Sattelstraße haben lediglich ein oberirdisches Stockwerk mehr.

Diese Bunker haben einen etwa quadratischen Grundriss und zwei ebenerdige Zugänge. Davon führt einer über einen Eingangsbereich zum Treppenhaus, das mittig an einer Außenmauer liegt. Der andere Zugang führt direkt zu den Räumen im Erdgeschoss. Die einzelnen Räume sind um einen U-förmigen Gang angeordnet, in der Größe genormt (6 qm) und mit Stahltüren versehen. Neben dem Treppenhaus liegen in jedem Stockwerk die Toiletten-/Waschräume.

Alle diese Luftschutzbauten sollten mit Werkstein verkleidet und mit einem Pyramidendach an die Siedlungsbebauung angepasst werden. Diese Optik weist heute kein einziger Stuttgarter Hochbunker auf. Die Bunker in der Föhrstraße und in der Talstraße zeigen sich hingegen noch heute in der ursprünglich geplanten Optik.

Am 27. August 1941 wurde bekannt, dass für die optische Ausgestaltung von Bunkern keine weiteren 12Mittel mehr bereitgestellt würden . Damit lässt sich die Fertigstellung der Hochbunker im Wolfbusch

und in der Sickstraße relativ gut datieren, da diese als einzige noch die von Prof. Bonatz vorgesehene Sandsteinverkleidung erhielten. Der Pragturm ist der einzige Bunker, welcher von Bonatz selbst

13entworfen und geplant wurde .

Tiefbunker wurden überwiegend in der Stuttgarter Innenstadt und vor den wichtigen Bahnhöfen (Hauptbahnhof, Feuerbach und Untertürkheim) gebaut. Die Bahnhofsvorplätze, bzw. die Innenstadtplätze boten ausreichend Raum für die Baugruben und die zwei bis vier Treppenabgänge. Auch diese Bunker sind hinsichtlich Ihrer Aufteilung weitgehend genormt. Sie wurden ebenfalls in kleine 6 qm große Zellen unterteilt. Die Zwischenwände wurden mit Backstein gemauert. Die Zellen sind links und rechts von Längsgängen angeordnet, an deren Enden sich je ein Gemeinschaftsbereich befindet. Dort sind neben den Bunkerein- und -ausgängen die Toiletten und Waschräume untergebracht sowie Technik- und ggf. Sanitätsräume.

Bombensichere Luftschutzräume?

Mit zunehmender Größe der eingesetzten Abwurfmunition waren auch die Bunker nicht mehr unverwundbar. In Stuttgart überlebten die Insassen den Krieg in den Hochbunkern meist unverletzt. Viele der Bauwerke wiesen nur leichte bis gar keine Schäden auf. Demgegenüber erhielten die Tiefbunker unter dem Hindenburgplatz 1943 und Marienplatz 1944 je einen Volltreffer, bei denen es

14Tote und Verletzte gab . Die Tiefbunker am Rathaus und am Diakonissenplatz mussten in den Bombennächten evakuiert werden. Allerdings mag die Bilanz für die Stuttgarter Hochbunker auch dadurch so positiv ausfallen, dass viele von ihnen in den eher aufgefächerten Siedlungen und nicht in der engen Bebauung der Innenstadt standen. Sie waren weder den Flächenbränden direkt ausgesetzt, noch im Zentrum der schwersten Bombardements.

In anderen Städten erhielten Hochbunker Volltreffer die teilweise Dutzende Todesopfer forderten, z.B. in 15 16 17Frankfurt , Hamburg , Mühlheim/Ruhr oder auf dem Focke-Wulf-Gelände in Bremen .

Bei den 53 Luftangriffen auf Stuttgart starben 4.477 Menschen, 770 davon waren Ausländer und 89 Ortsfremde. Hinzu kommen 85 Vermisste, die zu den Toten hinzugezählt werden. Das ergibt in Summe 4.562 Tote. Die Alliierten Bomberflotten verloren bei Angriffen auf Stuttgart ca. 300 meist viermotorige

18Bomber mit einem Personal von über 2.400 Mann, von denen rund 1.600 ums Leben kamen .

Nachkriegsnutzung

Die Kriegsbilanz war für die Deutschen Städte katastrophal. Den Heilsversprechen von nationaler Größe, Weltmacht und dauerhaftem Wohlstand durch den Nationalsozialismus, die man bereitwillig geglaubt hatte, folgte ein Krieg von ungeahnter Zerstörungskraft.Die Einwohnerzahl Stuttgarts hatte sich von 458 429 (17.05.1939) auf 266 067 (30.04.1945) reduziert. Von etwa 150 000 Wohnungen waren 52 000 völlig zerstört und weitere Zehntausende mehr oder minder beschädigt. 67,8 Prozent der Wohngebäude waren zerstört oder beschädigt. 4,9 Millionen Kubikmeter Trümmermasse mussten beseitigt werden. Zahlreiche Häuser von aktiven Parteimitgliedern oder SS-Angehörigen wurden beschlagnahmt, um ehemalige Zwangsarbeiter aus den Lagern unterzubringen. Am 31.Dezember 1946 waren 739 Häuser und 1630 Wohnungen bzw. 6.415 Räume

19beschlagnahmt sowie 104.705 qm Wohnfläche in Kasernen und Hotels .Von den 20 großen Hotels in Stuttgart hatten nur drei den Krieg überstanden: Das Hotel Ketterer in der Marienstraße 3, das Reichsbahnhotel im Nordflügel des Hauptbahnhofs und das Graf Zeppelin. Von ehemals 3.600 Fremdenbetten standen in Stuttgart nur noch 300 in den genannten Hotels zur

20Verfügung .In die zerstörte Stadt strömten nun die Kriegsheimkehrer, zuvor Evakuierte, Vertriebene. Im Januar 1946 lebten in Stuttgart bereits wieder 367.193 Menschen, im Dezember 1946 waren es 416.913.

21Demgegenüber wurden 1946 10.069 Wohnungen wieder instandgesetzt .In der Folge wurden viele Bunker als Wohnheime, Notunterkünfte oder Hotels genutzt. Es waren vor allem die Tiefbunker in der Innenstadt (Marktplatz, Wilhelmsplatz, Leonhardsplatz, Diakonissenplatz, Marienplatz), in denen ein Hotelbetrieb aufgenommen wurde. Der einzige Hochbunker, in dem ein

22Bunkerhotel eingerichtet wurde, war der Hochbunker in der Badstraße .Von Januar auf Februar 1946 stieg die Einwohnerzahl um über 4.000 auf 371.250 Einwohner. Davon „wohnten“ 663 Menschen in Bunkern. Ende Juli/Anfang August 1946 überschritt die Einwohnerzahl die Marke von 400.000. Zu diesem Zeitpunkt waren bereits 1739 Personen in Bunkern untergebracht. Diese Zahl stieg bis 1948 auf 2.309 Personen an. Am 1. Juli waren es noch immer 1.729 Menschen, darunter 257 Familien mit 294 Kindern. Die größte Personengruppe stellten aber die 881

23alleinstehenden Männer, die zum.Beispiel auch im Hochbunker am Pragsattel untergebracht waren .

Von der Notunterkunft zur Widerinstandsetzung

Manche Bunker waren noch bis in die 1960er Jahre als Wohnheime oder Obdachlosenasyle genutzt (z.B. Steinhaldenfeld und Pragsattel bis 1961).1964 erging in Folge der politisch veränderten Verhältnisse der Beschluss zur Widerinstandsetzung ehemaliger Luftschutzbauwerke für den Zivilschutz. Dabei konnte zwar auf zahlreiche erhaltene Bunker zurückgegriffen werden, doch waren die Investitionen beträchtlich. Die Bauwerke waren für Angriffe mit Sprengmunition und Gas ausgestattet. Die Lüftungs- und Filteranlagen waren jedoch veraltet und teilweise unbrauchbar geworden.

Durch den Entfestigungsbeschluss waren in die meisten Hochbunker Fenster eingesprengt worden, die zwar der Nutzung als Notunterkunft dienlich waren, den Zweck als Schutzraum aber aufhoben. Die Zwischennutzung selbst hatte ebenfalls ihre Spuren hinterlassen. Die Bauwerke waren nicht für den Daueraufenthalt von Menschen konzipiert. Dies führte zum Beispiel die sanitären Anlagen an die Belastungsgrenze und erhöhte den Modernisierungsbedarf. Dieser umfasste auch einen Schutz vor radioaktiver Strahlung.So war es nicht verwunderlich, dass die Instandsetzungsarbeiten extrem zäh und punktuell verliefen. Während in Feuerbach schon in den 1960er Jahren mit der Widerinstandsetzung begonnen wurde (Tiefbunker 1965-1975, Winkelturm 1964-1966), wurde die Instandsetzung des Bunkers im Kirschenweg in Wangen erst 1990-1994 durchgeführt. Es war der letzte Bunker, der in Stuttgart instandgesetzt wurde.

Seit dem Rückzug des Bundes aus dem Zivilschutz befinden sich die meisten Hochbunker in Stuttgart im Eigentum der Stadt. Durch unterschiedliche Maßnahmen wie Außenwerbung, Vermietung oder als Standort für Mobilfunkantennen stehen den Instandhaltungskosten auch Einnahmen gegenüber. Der Bunker in der Badstraße brachte 2005 ca. 50.000 EUR an Mieteinnahmen ein.

24 25

Page 26: wenn Kultur den Bunker rockt · 2012-09-13 · Vorworte 04 Einleitendes 06 Musizieren im Bunker 08 Presseauswertung 12 Aktionen im Einzelnen 14 Preisverleihung Region Stuttgart 21

Fußnoten:

1 Foedrowitz, Michael, „Die Luftschutztürme der Bauart Winkel in Deutschland 1936 bis heute“ (Waffen-Arsenal Band 175), Podzun-Pallas-Verlag, Wölfersheim-Berstadt, 1998

2 Angerer, Henning: „Flakbunker – Betonierte Geschichte“, Ergebnisse Verlag, Hamburg, 20003 Bardua, Heinz: „Stuttgart im Luftkrieg 1939 – 1945“, Klett-Verlag, Stuttgart, 19674 Chronik der Stadt Stuttgart 1933-1945, Klett-Cotta, Stuttgart, 19825 ebda6 S. Andrea Heinemann, Andrea / Zieher Heike: „Bunker update – Vorschläge zum heutigen Umgang mit Bunkern

in innerstädtischen Lagen“.Verlag Dorothea Rohn, Dortmund, 20087 ebda8 Zielfleisch, Rolf: „Stuttgarter Bunkerwelten“, typoform-Verlag, Stuttgart 20069 Chronik der Stadt Stuttgart 1933-1945, Klett-Cotta, Stuttgart, 198210 ebda11 ebda12 ebda13 Zielfleisch, Rolf, „Hochbunker Pragsattel“, Schutzbauten Stuttgart e.V., 200814 Chronik der Stadt Stuttgart 1933-1945, Klett-Cotta, Stuttgart, 198215 Krämer, Karl: „'Christbäume' über Frankfurt, Büchergilde Gutenberg, Frankfurt, 1983. Der Hochbunker in der Mühlgasse

wurde 1943 von einer 1000 Kg-Bombe seitlich aufgerissen. 16 Hauschild-Thiesen, Renate: „Die Hamburger Katastrophe vom Sommer 1943 in Augenzeugenberichten“, Verein für

Hamburgische Geschichte, Hamburg, 1993. Bei den „Gomorrha“-Angriffen wurde der Hochbunker Wielandstraße durch einen Bombentreffer seitlich aufgerissen.

17 Foedrowitz, Michael, „Die Luftschutztürme der Bauart Winkel in Deutschland 1936 bis heute“ (Waffen-Arsenal Band 175), Podzun-Pallas-Verlag, Wölfersheim-Berstadt, 1998 Im Oktober 1944 erhielt ein Winkelturm auf dem Focke-Wulf-Gelände in Bremen einen Volltreffer, bei dem 5 Menschen starben. Es war der einzige Vorfall, bei dem ein Winkelturm den Bombardements nicht standhielt.

18 Bardua, Heinz: „Stuttgart im Luftkrieg 1939 – 1945“, Klett-Verlag, Stuttgart, 196719 Statistische Blätter des Statistischen Amtes der Stadt Stuttgart 194620 Lersch, Edgar, Poker, Heinz H., Sauer, Paul (Hrsg): „Stuttgart in den ersten Nachkriegsjahren“, Klett-Cotta, Stuttgart, 199521 Statistische Blätter des Statistischen Amtes der Stadt Stuttgart 194622 Stadt Stuttgart, Liste der Fremdenzimmer, 194723 Statistische Blätter des Statistischen Amtes der Stadt Stuttgart 1946

Noch erhaltene Hochbunker in Stuttgart

Feuerbach, PragsattelFeuerbach, Wiener PlatzFeuerbach, SchraderwegWolfbusch, Am SeelachwaldNeuwirtshaus, FöhrstraßeBad Cannstatt, Badstraße 51Gaisburg, Talstraße 71Raitelsberg, Sickstraße 171Steinhaldenfeld, Kolpingstraße 90Steinhaldenfeld, Zuckerbergstraße 80Untertürkheim, Sattelstraße 46Untertürkheim, Sattelstraße 70Wangen, Kirschenweg 12Heslach, Böheimstraße 64/1Heslach, Schreiberstraße 44Heslach, Eierstraße 114/1

Noch erhaltene Tiefbunker in Stuttgart

Bad Cannstatt, Überkinger Straße 10Bad Cannstatt, Waiblinger Straße 11Feuerbach, Föhrichstraße 39/1Feuerbach, Wiener Platz 3Innenstadt, Hindenburgplatz (entfernt)Innenstadt, Leonhardsplatz 29Innenstadt, Marktplatz 22Innenstadt, Wilhelmsplatz 16Raitelsberg, Parkstraße 20/1Raitelsberg, Parkstraße 20/2Süd, Marienplatz 18Untertürkheim, Karl-Benz-Platz 9/1West, Forststraße 28

Von den 13 regulären Tiefbunkern aus dem Bauprogramm sind 12 noch heute existent. Lediglich der Tiefbunker unter dem Hindenburgplatz (heute Arnulf-Klett-Platz) wurde im Rahmen der Arbeiten für Straßenbahntunnel und Arnulf-Klett-Passage entfernt.

Luftangriffe auf Stuttgart - Gegenmaßnahmen, Schäden, Folgen

Zahl der Luftangriffe auf Stuttgart 1940 - 45 53Zahl der Fliegeralarme in Stuttgart 1940 - 45 428Zahl der öffentlichen Luftwarnungen in Stuttgart 1940 - 45 472

Tote durch Luftangriffe 4.562Verwundete 8.908

Alliierte Verluste bei Luftangriffen auf StuttgartBomber (ca.-Angaben) 300Besatzung insgesamt (ca.-Angaben) 2400

Veränderungen im GebäudebestandGebäudebestand in Stuttgart 1939 70.000- davon total zerstört bzw. nur Neuaufbau möglich 23.000- mittelschwer (zu 33%) beschädigt 20.000- leicht beschädigt 28.000- unbeschädigt 2.000

Wohnungsbestand in Stuttgart 1939 143.000- davon unbewohnbar 57% (Stand April 1946) 81.510

Bevölkerungsentwicklung in StuttgartBevölkerung Stuttgarts 1939 456.807Bevölkerung Stuttgarts April 1946 379.168Bevölkerung Stuttgarts Juni 1946 390.072

Von den Alliierten beschlagnahmte- Häuser 573- Wohnungen (Stand Ende Juni 1946) 1.296

Luftschutzbunker in StuttgartHochbunker 20- davon noch vorhanden 16Tiefbunker 13- davon noch vorhanden 10

Luftschutzstollen ca. 400- davon öffentliche Schutzräume in Beton ausgeführt 10- "Großluftschutzräume" in Straßentunneln 2- davon noch bestehend keiner

Ausbau der Luftschutzplätze in Stuttgart- Zahl der Baustellen für bombensichere Luftschutzräume Februar 1941 35- Zahl der Baustellen für bombensichere Luftschutzräume Juni 1941 36

Wohngebäude, deren Keller zu Luftschutzkellern ausgebaut wurden (Februar - Ende August 1941) 6.170Anzahl der Hausbewohner 76.877

Wohngebäude, deren Keller zu Luftschutzkellern ausgebaut wurden (gesamt Anfang Oktober 1941) 7.329Wohngebäude, deren Keller zu Luftschutzkellernausgebaut wurden (gesamt Juni 1942) 14.000Anzahl der Hausbewohner 176.158

Anzahl der Schutzplätze in öffentlichen Bunkern Juni 1942 60.000Anzahl der in Kellern geschaffenen Schutzraumplätze vom Februar 1941 - Mai 1944 305.000Schutzraumplätze in öffentlichen Luftschutzräumen (Mai 1944) 19.300Schutzraumplätze in bombensicheren Bunkern (Mai 1944) 68.160Schutzraumplätze in bombensicheren Betonstollen, dem Wagenburg- und dem Schwabtunnel (Mai 1944) 38.100Schutzraumplätze in Pionierstollen (Mai 1944) 42.000Schutzraumplätze in behelfsmäßigen Deckungsgräben (Mai 1944) 4.500

Eingesetzte Arbeitskräfte auf den Bunkerbaustellen Juni 1941 1684- davon Zwangsarbeiter 887

Eingesetzte Arbeitskräfte in den Bautrupps für Luftschutzkeller Oktober 1941 507- davon Zwangsarbeiter 137

Quellen: - Statistische Blätter des Statistischen Amtes der Stadt Stuttgart, 1946- Eugen Mertz: ""Stuttgart im Aufbau"", Klett Verlag, Stuttgart 1945,- Chronik der Stadt Stuttgart 1933-1945, Klett-Cotta, Stuttgart 1982- "Stuttgart im Zweiten Weltkrieg"", Bleicher Verlag, Gerlingen

dta rut nS de fah hc rsi tt es ni h uc ns daf Sit tan dA t“ r usi n

e dr gk äst ni ge ebr ”

Aantifaschistischestadtrundfahrtenstadtrundgänge

für Jugendgruppen und Schulklassen

Nähere Infos unter:www.stadterkundungen-stuttgart.de

2726

Page 27: wenn Kultur den Bunker rockt · 2012-09-13 · Vorworte 04 Einleitendes 06 Musizieren im Bunker 08 Presseauswertung 12 Aktionen im Einzelnen 14 Preisverleihung Region Stuttgart 21

Fußnoten:

1 Foedrowitz, Michael, „Die Luftschutztürme der Bauart Winkel in Deutschland 1936 bis heute“ (Waffen-Arsenal Band 175), Podzun-Pallas-Verlag, Wölfersheim-Berstadt, 1998

2 Angerer, Henning: „Flakbunker – Betonierte Geschichte“, Ergebnisse Verlag, Hamburg, 20003 Bardua, Heinz: „Stuttgart im Luftkrieg 1939 – 1945“, Klett-Verlag, Stuttgart, 19674 Chronik der Stadt Stuttgart 1933-1945, Klett-Cotta, Stuttgart, 19825 ebda6 S. Andrea Heinemann, Andrea / Zieher Heike: „Bunker update – Vorschläge zum heutigen Umgang mit Bunkern

in innerstädtischen Lagen“.Verlag Dorothea Rohn, Dortmund, 20087 ebda8 Zielfleisch, Rolf: „Stuttgarter Bunkerwelten“, typoform-Verlag, Stuttgart 20069 Chronik der Stadt Stuttgart 1933-1945, Klett-Cotta, Stuttgart, 198210 ebda11 ebda12 ebda13 Zielfleisch, Rolf, „Hochbunker Pragsattel“, Schutzbauten Stuttgart e.V., 200814 Chronik der Stadt Stuttgart 1933-1945, Klett-Cotta, Stuttgart, 198215 Krämer, Karl: „'Christbäume' über Frankfurt, Büchergilde Gutenberg, Frankfurt, 1983. Der Hochbunker in der Mühlgasse

wurde 1943 von einer 1000 Kg-Bombe seitlich aufgerissen. 16 Hauschild-Thiesen, Renate: „Die Hamburger Katastrophe vom Sommer 1943 in Augenzeugenberichten“, Verein für

Hamburgische Geschichte, Hamburg, 1993. Bei den „Gomorrha“-Angriffen wurde der Hochbunker Wielandstraße durch einen Bombentreffer seitlich aufgerissen.

17 Foedrowitz, Michael, „Die Luftschutztürme der Bauart Winkel in Deutschland 1936 bis heute“ (Waffen-Arsenal Band 175), Podzun-Pallas-Verlag, Wölfersheim-Berstadt, 1998 Im Oktober 1944 erhielt ein Winkelturm auf dem Focke-Wulf-Gelände in Bremen einen Volltreffer, bei dem 5 Menschen starben. Es war der einzige Vorfall, bei dem ein Winkelturm den Bombardements nicht standhielt.

18 Bardua, Heinz: „Stuttgart im Luftkrieg 1939 – 1945“, Klett-Verlag, Stuttgart, 196719 Statistische Blätter des Statistischen Amtes der Stadt Stuttgart 194620 Lersch, Edgar, Poker, Heinz H., Sauer, Paul (Hrsg): „Stuttgart in den ersten Nachkriegsjahren“, Klett-Cotta, Stuttgart, 199521 Statistische Blätter des Statistischen Amtes der Stadt Stuttgart 194622 Stadt Stuttgart, Liste der Fremdenzimmer, 194723 Statistische Blätter des Statistischen Amtes der Stadt Stuttgart 1946

Noch erhaltene Hochbunker in Stuttgart

Feuerbach, PragsattelFeuerbach, Wiener PlatzFeuerbach, SchraderwegWolfbusch, Am SeelachwaldNeuwirtshaus, FöhrstraßeBad Cannstatt, Badstraße 51Gaisburg, Talstraße 71Raitelsberg, Sickstraße 171Steinhaldenfeld, Kolpingstraße 90Steinhaldenfeld, Zuckerbergstraße 80Untertürkheim, Sattelstraße 46Untertürkheim, Sattelstraße 70Wangen, Kirschenweg 12Heslach, Böheimstraße 64/1Heslach, Schreiberstraße 44Heslach, Eierstraße 114/1

Noch erhaltene Tiefbunker in Stuttgart

Bad Cannstatt, Überkinger Straße 10Bad Cannstatt, Waiblinger Straße 11Feuerbach, Föhrichstraße 39/1Feuerbach, Wiener Platz 3Innenstadt, Hindenburgplatz (entfernt)Innenstadt, Leonhardsplatz 29Innenstadt, Marktplatz 22Innenstadt, Wilhelmsplatz 16Raitelsberg, Parkstraße 20/1Raitelsberg, Parkstraße 20/2Süd, Marienplatz 18Untertürkheim, Karl-Benz-Platz 9/1West, Forststraße 28

Von den 13 regulären Tiefbunkern aus dem Bauprogramm sind 12 noch heute existent. Lediglich der Tiefbunker unter dem Hindenburgplatz (heute Arnulf-Klett-Platz) wurde im Rahmen der Arbeiten für Straßenbahntunnel und Arnulf-Klett-Passage entfernt.

Luftangriffe auf Stuttgart - Gegenmaßnahmen, Schäden, Folgen

Zahl der Luftangriffe auf Stuttgart 1940 - 45 53Zahl der Fliegeralarme in Stuttgart 1940 - 45 428Zahl der öffentlichen Luftwarnungen in Stuttgart 1940 - 45 472

Tote durch Luftangriffe 4.562Verwundete 8.908

Alliierte Verluste bei Luftangriffen auf StuttgartBomber (ca.-Angaben) 300Besatzung insgesamt (ca.-Angaben) 2400

Veränderungen im GebäudebestandGebäudebestand in Stuttgart 1939 70.000- davon total zerstört bzw. nur Neuaufbau möglich 23.000- mittelschwer (zu 33%) beschädigt 20.000- leicht beschädigt 28.000- unbeschädigt 2.000

Wohnungsbestand in Stuttgart 1939 143.000- davon unbewohnbar 57% (Stand April 1946) 81.510

Bevölkerungsentwicklung in StuttgartBevölkerung Stuttgarts 1939 456.807Bevölkerung Stuttgarts April 1946 379.168Bevölkerung Stuttgarts Juni 1946 390.072

Von den Alliierten beschlagnahmte- Häuser 573- Wohnungen (Stand Ende Juni 1946) 1.296

Luftschutzbunker in StuttgartHochbunker 20- davon noch vorhanden 16Tiefbunker 13- davon noch vorhanden 10

Luftschutzstollen ca. 400- davon öffentliche Schutzräume in Beton ausgeführt 10- "Großluftschutzräume" in Straßentunneln 2- davon noch bestehend keiner

Ausbau der Luftschutzplätze in Stuttgart- Zahl der Baustellen für bombensichere Luftschutzräume Februar 1941 35- Zahl der Baustellen für bombensichere Luftschutzräume Juni 1941 36

Wohngebäude, deren Keller zu Luftschutzkellern ausgebaut wurden (Februar - Ende August 1941) 6.170Anzahl der Hausbewohner 76.877

Wohngebäude, deren Keller zu Luftschutzkellern ausgebaut wurden (gesamt Anfang Oktober 1941) 7.329Wohngebäude, deren Keller zu Luftschutzkellernausgebaut wurden (gesamt Juni 1942) 14.000Anzahl der Hausbewohner 176.158

Anzahl der Schutzplätze in öffentlichen Bunkern Juni 1942 60.000Anzahl der in Kellern geschaffenen Schutzraumplätze vom Februar 1941 - Mai 1944 305.000Schutzraumplätze in öffentlichen Luftschutzräumen (Mai 1944) 19.300Schutzraumplätze in bombensicheren Bunkern (Mai 1944) 68.160Schutzraumplätze in bombensicheren Betonstollen, dem Wagenburg- und dem Schwabtunnel (Mai 1944) 38.100Schutzraumplätze in Pionierstollen (Mai 1944) 42.000Schutzraumplätze in behelfsmäßigen Deckungsgräben (Mai 1944) 4.500

Eingesetzte Arbeitskräfte auf den Bunkerbaustellen Juni 1941 1684- davon Zwangsarbeiter 887

Eingesetzte Arbeitskräfte in den Bautrupps für Luftschutzkeller Oktober 1941 507- davon Zwangsarbeiter 137

Quellen: - Statistische Blätter des Statistischen Amtes der Stadt Stuttgart, 1946- Eugen Mertz: ""Stuttgart im Aufbau"", Klett Verlag, Stuttgart 1945,- Chronik der Stadt Stuttgart 1933-1945, Klett-Cotta, Stuttgart 1982- "Stuttgart im Zweiten Weltkrieg"", Bleicher Verlag, Gerlingen

dta rut nS de fah hc rsi tt es ni h uc ns daf Sit tan dA t“ r usi n

e dr gk äst ni ge ebr ”

A

antifaschistischestadtrundfahrtenstadtrundgänge

für Jugendgruppen und Schulklassen

Nähere Infos unter:www.stadterkundungen-stuttgart.de

2726

Page 28: wenn Kultur den Bunker rockt · 2012-09-13 · Vorworte 04 Einleitendes 06 Musizieren im Bunker 08 Presseauswertung 12 Aktionen im Einzelnen 14 Preisverleihung Region Stuttgart 21

Eine umfassende Auseinandersetzung mit den zwölf Jahren Diktatur und Gewaltherrschaft hat bei vielen Zeitzeugen aus unterschiedlichsten Gründen nicht stattgefunden. Stattdessen erleben sie, dass sie viele Dinge wirklich geglaubt haben, die bei späteren Generationen auf massive Ablehnung und Kritik stoßen. In einer solchen Situation flüchten sie hinter die Aussage „es war halt so“ und verstummen.An unserem Zelt standen zwei Frauen. Eine Zeitzeugin und eine junge Frau, kaum zwanzig. Diese hatte eingeworfen die ältere Generation möchte oft gar nicht über die Geschichte sprechen. Und ich sagte: „Liegt es nicht mitunter daran, dass die Jungen auch einfach die falschen Fragen stellen? – Dass wir den Alten oft gar nicht das Gefühl vermitteln, dass wir ihre Geschichten hören wollen?“ Die alte Dame schaute fast erleichtert. „Doch“, sagte sie bestimmt, „ich habe schon so oft gehört ‚das interessiert uns nicht', da sage ich lieber nichts. Wenn mich jemand wirklich fragen würde, dann würde ich auch erzählen wie es war“.Wir haben an unseren Zelten viele dankbare Stimmen von Zeitzeugen gehört, die genau dieses Gefühl bekommen haben: Es interessiert sich doch jemand für ihre Geschichte. Nun ist jede persönliche Erzählung auch eine Erzählung aus ganz persönlicher Perspektive, oft mit ganz persönlichen Ansichten garniert. Diese mögen uns befremdlich oder auch falsch erscheinen, sie mögen uns zuwider laufen. Aber wenn wir nicht zuhören, was die Zeitzeugen zu erzählen haben, werden sie eines Tages für immer verstummt sein. Sie werden ihre Geschichten mit ins Grab genommen haben und wir werden uns die Geschichte aus zweiter und dritter Hand erzählen lassen müssen.Wir haben jetzt noch die Möglichkeit der Generation der Kinder von damals direkt zuzuhören. Aber sie sprechen nur, wenn wir sie richtig fragen. Sie haben über die Jahrzehnte hinweg damit gelebt, dass ihnen Lügen eingetrichtert wurden. Es wurde ihnen immer wieder gesagt. Aber viele haben keine Möglichkeit gefunden, damit distanziert und sachlich umzugehen. Sie haben es als Ablehnung ihrer Geschichte verstanden. Sie wollen nicht mehr belehrt werden, was richtig ist und was falsch, nicht mehr in ihrem Alter.Wenn wir die Zeitzeugen jetzt befragen, werden sie schweigen, oder ihre Geschichte so erzählen, wie sie sie verinnerlicht haben. „Es war nicht alles schlecht“ ist einer der häufigen Sätze. Eine Schutzbehauptung, die es vielen ermöglich hat, nicht in einen unlösbaren Konflikt zu geraten, weil sie in einem System aufgewachsen sind und oft gelernt hatten, dieses gut zu finden (letztlich hatten diese Kinder auch keine Vergleichsmöglichkeit), das auf Verbrechen und Gewalt aufgebaut war und Europa in den größten Krieg der Geschichte gestürzt hat. Ein System, das die Eltern, Onkel, Tanten, Nachbarn vielleicht sogar noch demokratisch gewählt hatten.Wenn diese Zeitzeugen heute doch noch ihre Geschichte erzählen, tun sie das, weil sie endlich noch einmal darüber sprechen möchten. Es ist Ihnen dann egal, ob wir mitschreiben, ob wir als einziger zuhören oder als ganze Gruppe. Es ist häufig noch einmal ein Blick zurück nach langer Zeit. Sie tun diesen nur, wenn sie die Gewissheit haben, dass sie nicht wieder nur über richtig und falsch belehrt werden sollen. Wenn sie den Eindruck bekommen, man will ihnen nicht zuhören, sondern man will sie von etwas überzeugen werden sie verstummen. Womöglich für immer.

Fazit

„Bunker-Rock“ war für uns eine sehr interessante Erfahrung. Der eher didaktische Ansatz aus der Jugendarbeit des Stadtjugendrings traf auf unseren Ansatz, die Geschichte anhand von Zeugnissen aller Art möglichst unkommentiert der Gegenwart gegenüberzustellen, um auch den Kontrast zu erhalten, der zwischen der damaligen und der heutigen Zeit liegt. Wir haben gesehen, dass genau diese sehr unterschiedliche Herangehensweise erstaunliche Diskussionen hervorbrachte. Sie hat bei den Veranstaltern zum Nachdenken angeregt. Sie hat sehr unterschiedliche Reaktionen bei unseren Besucherinnen und Besuchern hervorgerufen. Und auch von ihnen ging manch eine(r) etwas nachdenklicher und eventuell auch an der Geschichte interessierter nach Hause.

Norbert Prothmann, Forschungsgruppe Untertage e.V.

Ein Resumée

Die Arbeit der Forschungsgruppe Untertage e.V. ist dokumentarisch, auf Fakten basiert. Der Verein hat keinen didaktischen, erzieherischen Ansatz und keine Lernziele. Unsere Ausstellungen zeigen Zeugnisse der Geschichte, historische Dokumente, Originalgegenstände und sachliche Texte, die auf Wertung verzichten.Auf der anderen Seite brachte der Stadtjugendring seine jahrzehntelange Erfahrung in Jugendarbeit und politischer Bildung in dieses Projekt mit ein. So entstand für die beiden Projektpartner eine Atmosphäre ständigen gegenseitigen Austauschs, die wir sehr spannend fanden.Wir haben unseren möglichst dokumentarischen Ansatz und unsere fachliche Kompetenz mit den didaktischen Methoden und der Erfahrung des Stadtjugendrings kombiniert, um eine neuartige und möglichst lebendige Form der Präsentation für dieses Thema zu schaffen.Historische Bauwerke, Orte, Dokumente und Gegenstände sind Zeugnisse der Vergangenheit, die alle eine Geschichte erzählen. Es sind Geschichten aus der Geschichte, die historische Ereignisse plastischer und auch begreifbarer machen.Die noch existierenden Bunker sind Orte, die man aufsuchen und anfassen kann. In manchen von ihnen entsteht seit Jahren Musik, die überwiegend ein jugendliches Publikum anspricht. Wir wollten die Auseinandersetzung mit diesen Zeugnissen anregen und dabei helfen, sich eine Vorstellung von den Realitäten der Geschichte zu machen. Dazu haben wir gemeinsam Rundgänge organisiert, eine Dokumentation und eine Ausstellung erarbeitet und bei den Konzerten Informationen zur Geschichte dieser Orte bereit gestellt.Geschichte ist ein Thema, das auch unbequeme Seiten hat. Und so haben wir bei unserer gemeinsamen Konzeption auch bewusst ein paar Ecken und Kanten stehen lassen. Wir haben Raum für Diskussionen geschaffen und den Austausch zwischen den Generationen ermöglicht. Die Lebhaftigkeit und Vielfalt der Gespräche hat unsere Konzeption und die Kombination der beiden methodischen Ansätze bestätigt,Gerade wenn es um die Geschichte der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts geht, finden sich viele, die nur ihre eigene Meinung bestätigt bekommen möchten, und die jede abweichende Meinung als falsch, politisch bedenklich, gefährlich oder fahrlässig brandmarken. Wir wollten dazu beitragen, solche eingefahrenen Denkmuster aufzubrechen und einen offenen Blick auf die Geschichte zu ermöglichen. Wir haben gesehen, dass dies immer wieder gelungen ist.

Über das Zuhören….

Wir standen am Bahnhofsvorplatz in Feuerbach vor dem Bus. „Die jungen Leute wollen doch unsere Geschichten eh nicht hören. Die sagen immer nur: Du mit Deinen alten Geschichten. Das interessiert uns doch nicht.“ So sprach eine ältere Dame, die als Kind den Krieg miterlebt hat. Zusammen mit einer Bekannten wollte sie bei der Stadtrundfahrt dabei sein und noch einmal ein paar Schauplätze der Stuttgarter Geschichte aus einem selten präsentierten Blickwinkel betrachten: Einer Rundfahrt, die zu verschiedenen Hochbunkern führte. „Uns interessieren Ihre Geschichten. Wir hören zu“, sagte ich. Die Dame und ihre Begleiterin schauten mich erstaunt und fast misstrauisch an.Bei unseren Ausstellungen und Aktionen haben wir immer wieder die Erfahrung gemacht, dass beides stimmt und beides falsch ist. Die Jungen wollen oft Geschichten hören, aber sie wissen nicht, wie sie der Generation der Zeitzeugen das Vertrauen signalisieren können, das nötig ist, damit diese auch wirklich etwas von ihrer Geschichte preisgeben. Denn oft ist das Wissen dort auch eingemauert. Diese Generation, die im Dritten Reich aufgewachsen ist, hat die vom Propagandaministerium und von der Partei verordnete „Wahrheit“ schon mit der Muttermilch oder - je nach Jahrgang - im Kindergarten eingeflößt bekommen. Doch die Verheißungen der Nationalsozialisten lösten sich spätestens in den Bombennächten in Rauch auf. Am Ende waren Millionen Menschen tot, die Städte verwüstet und die Verantwortlichen oft verschwunden. Die kleinen Täter, die lauten Mitläufer, die Bunkerwarte, die Werksleiter, die Ortsgruppenleiter, die Scharführer, die überzeugten Parteigänger waren oft noch am Leben, in der Nachbarschaft, im Betrieb, als Kunden des Einzelhändlers, als Mieter oder Vermieter, als Gastwirt oder Händler an der Ecke. Sie alle waren nicht verschwunden. Ihnen allen wurde nun gesagt, es sei alles falsch gewesen.Eine Zeitzeugin erklärte an einem unserer Stände: „Wir waren alle traumatisiert. Und da gab es keine Psychologen, wie heute, die sich darum gekümmert hätten. Wir mussten einfach weiterleben und weitermachen. Das hat niemanden interessiert, wie es uns ging. Ein ganzes Volk war traumatisiert.“

2928 Schlussworte

Page 29: wenn Kultur den Bunker rockt · 2012-09-13 · Vorworte 04 Einleitendes 06 Musizieren im Bunker 08 Presseauswertung 12 Aktionen im Einzelnen 14 Preisverleihung Region Stuttgart 21

Eine umfassende Auseinandersetzung mit den zwölf Jahren Diktatur und Gewaltherrschaft hat bei vielen Zeitzeugen aus unterschiedlichsten Gründen nicht stattgefunden. Stattdessen erleben sie, dass sie viele Dinge wirklich geglaubt haben, die bei späteren Generationen auf massive Ablehnung und Kritik stoßen. In einer solchen Situation flüchten sie hinter die Aussage „es war halt so“ und verstummen.An unserem Zelt standen zwei Frauen. Eine Zeitzeugin und eine junge Frau, kaum zwanzig. Diese hatte eingeworfen die ältere Generation möchte oft gar nicht über die Geschichte sprechen. Und ich sagte: „Liegt es nicht mitunter daran, dass die Jungen auch einfach die falschen Fragen stellen? – Dass wir den Alten oft gar nicht das Gefühl vermitteln, dass wir ihre Geschichten hören wollen?“ Die alte Dame schaute fast erleichtert. „Doch“, sagte sie bestimmt, „ich habe schon so oft gehört ‚das interessiert uns nicht', da sage ich lieber nichts. Wenn mich jemand wirklich fragen würde, dann würde ich auch erzählen wie es war“.Wir haben an unseren Zelten viele dankbare Stimmen von Zeitzeugen gehört, die genau dieses Gefühl bekommen haben: Es interessiert sich doch jemand für ihre Geschichte. Nun ist jede persönliche Erzählung auch eine Erzählung aus ganz persönlicher Perspektive, oft mit ganz persönlichen Ansichten garniert. Diese mögen uns befremdlich oder auch falsch erscheinen, sie mögen uns zuwider laufen. Aber wenn wir nicht zuhören, was die Zeitzeugen zu erzählen haben, werden sie eines Tages für immer verstummt sein. Sie werden ihre Geschichten mit ins Grab genommen haben und wir werden uns die Geschichte aus zweiter und dritter Hand erzählen lassen müssen.Wir haben jetzt noch die Möglichkeit der Generation der Kinder von damals direkt zuzuhören. Aber sie sprechen nur, wenn wir sie richtig fragen. Sie haben über die Jahrzehnte hinweg damit gelebt, dass ihnen Lügen eingetrichtert wurden. Es wurde ihnen immer wieder gesagt. Aber viele haben keine Möglichkeit gefunden, damit distanziert und sachlich umzugehen. Sie haben es als Ablehnung ihrer Geschichte verstanden. Sie wollen nicht mehr belehrt werden, was richtig ist und was falsch, nicht mehr in ihrem Alter.Wenn wir die Zeitzeugen jetzt befragen, werden sie schweigen, oder ihre Geschichte so erzählen, wie sie sie verinnerlicht haben. „Es war nicht alles schlecht“ ist einer der häufigen Sätze. Eine Schutzbehauptung, die es vielen ermöglich hat, nicht in einen unlösbaren Konflikt zu geraten, weil sie in einem System aufgewachsen sind und oft gelernt hatten, dieses gut zu finden (letztlich hatten diese Kinder auch keine Vergleichsmöglichkeit), das auf Verbrechen und Gewalt aufgebaut war und Europa in den größten Krieg der Geschichte gestürzt hat. Ein System, das die Eltern, Onkel, Tanten, Nachbarn vielleicht sogar noch demokratisch gewählt hatten.Wenn diese Zeitzeugen heute doch noch ihre Geschichte erzählen, tun sie das, weil sie endlich noch einmal darüber sprechen möchten. Es ist Ihnen dann egal, ob wir mitschreiben, ob wir als einziger zuhören oder als ganze Gruppe. Es ist häufig noch einmal ein Blick zurück nach langer Zeit. Sie tun diesen nur, wenn sie die Gewissheit haben, dass sie nicht wieder nur über richtig und falsch belehrt werden sollen. Wenn sie den Eindruck bekommen, man will ihnen nicht zuhören, sondern man will sie von etwas überzeugen werden sie verstummen. Womöglich für immer.

Fazit

„Bunker-Rock“ war für uns eine sehr interessante Erfahrung. Der eher didaktische Ansatz aus der Jugendarbeit des Stadtjugendrings traf auf unseren Ansatz, die Geschichte anhand von Zeugnissen aller Art möglichst unkommentiert der Gegenwart gegenüberzustellen, um auch den Kontrast zu erhalten, der zwischen der damaligen und der heutigen Zeit liegt. Wir haben gesehen, dass genau diese sehr unterschiedliche Herangehensweise erstaunliche Diskussionen hervorbrachte. Sie hat bei den Veranstaltern zum Nachdenken angeregt. Sie hat sehr unterschiedliche Reaktionen bei unseren Besucherinnen und Besuchern hervorgerufen. Und auch von ihnen ging manch eine(r) etwas nachdenklicher und eventuell auch an der Geschichte interessierter nach Hause.

Norbert Prothmann, Forschungsgruppe Untertage e.V.

Ein Resumée

Die Arbeit der Forschungsgruppe Untertage e.V. ist dokumentarisch, auf Fakten basiert. Der Verein hat keinen didaktischen, erzieherischen Ansatz und keine Lernziele. Unsere Ausstellungen zeigen Zeugnisse der Geschichte, historische Dokumente, Originalgegenstände und sachliche Texte, die auf Wertung verzichten.Auf der anderen Seite brachte der Stadtjugendring seine jahrzehntelange Erfahrung in Jugendarbeit und politischer Bildung in dieses Projekt mit ein. So entstand für die beiden Projektpartner eine Atmosphäre ständigen gegenseitigen Austauschs, die wir sehr spannend fanden.Wir haben unseren möglichst dokumentarischen Ansatz und unsere fachliche Kompetenz mit den didaktischen Methoden und der Erfahrung des Stadtjugendrings kombiniert, um eine neuartige und möglichst lebendige Form der Präsentation für dieses Thema zu schaffen.Historische Bauwerke, Orte, Dokumente und Gegenstände sind Zeugnisse der Vergangenheit, die alle eine Geschichte erzählen. Es sind Geschichten aus der Geschichte, die historische Ereignisse plastischer und auch begreifbarer machen.Die noch existierenden Bunker sind Orte, die man aufsuchen und anfassen kann. In manchen von ihnen entsteht seit Jahren Musik, die überwiegend ein jugendliches Publikum anspricht. Wir wollten die Auseinandersetzung mit diesen Zeugnissen anregen und dabei helfen, sich eine Vorstellung von den Realitäten der Geschichte zu machen. Dazu haben wir gemeinsam Rundgänge organisiert, eine Dokumentation und eine Ausstellung erarbeitet und bei den Konzerten Informationen zur Geschichte dieser Orte bereit gestellt.Geschichte ist ein Thema, das auch unbequeme Seiten hat. Und so haben wir bei unserer gemeinsamen Konzeption auch bewusst ein paar Ecken und Kanten stehen lassen. Wir haben Raum für Diskussionen geschaffen und den Austausch zwischen den Generationen ermöglicht. Die Lebhaftigkeit und Vielfalt der Gespräche hat unsere Konzeption und die Kombination der beiden methodischen Ansätze bestätigt,Gerade wenn es um die Geschichte der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts geht, finden sich viele, die nur ihre eigene Meinung bestätigt bekommen möchten, und die jede abweichende Meinung als falsch, politisch bedenklich, gefährlich oder fahrlässig brandmarken. Wir wollten dazu beitragen, solche eingefahrenen Denkmuster aufzubrechen und einen offenen Blick auf die Geschichte zu ermöglichen. Wir haben gesehen, dass dies immer wieder gelungen ist.

Über das Zuhören….

Wir standen am Bahnhofsvorplatz in Feuerbach vor dem Bus. „Die jungen Leute wollen doch unsere Geschichten eh nicht hören. Die sagen immer nur: Du mit Deinen alten Geschichten. Das interessiert uns doch nicht.“ So sprach eine ältere Dame, die als Kind den Krieg miterlebt hat. Zusammen mit einer Bekannten wollte sie bei der Stadtrundfahrt dabei sein und noch einmal ein paar Schauplätze der Stuttgarter Geschichte aus einem selten präsentierten Blickwinkel betrachten: Einer Rundfahrt, die zu verschiedenen Hochbunkern führte. „Uns interessieren Ihre Geschichten. Wir hören zu“, sagte ich. Die Dame und ihre Begleiterin schauten mich erstaunt und fast misstrauisch an.Bei unseren Ausstellungen und Aktionen haben wir immer wieder die Erfahrung gemacht, dass beides stimmt und beides falsch ist. Die Jungen wollen oft Geschichten hören, aber sie wissen nicht, wie sie der Generation der Zeitzeugen das Vertrauen signalisieren können, das nötig ist, damit diese auch wirklich etwas von ihrer Geschichte preisgeben. Denn oft ist das Wissen dort auch eingemauert. Diese Generation, die im Dritten Reich aufgewachsen ist, hat die vom Propagandaministerium und von der Partei verordnete „Wahrheit“ schon mit der Muttermilch oder - je nach Jahrgang - im Kindergarten eingeflößt bekommen. Doch die Verheißungen der Nationalsozialisten lösten sich spätestens in den Bombennächten in Rauch auf. Am Ende waren Millionen Menschen tot, die Städte verwüstet und die Verantwortlichen oft verschwunden. Die kleinen Täter, die lauten Mitläufer, die Bunkerwarte, die Werksleiter, die Ortsgruppenleiter, die Scharführer, die überzeugten Parteigänger waren oft noch am Leben, in der Nachbarschaft, im Betrieb, als Kunden des Einzelhändlers, als Mieter oder Vermieter, als Gastwirt oder Händler an der Ecke. Sie alle waren nicht verschwunden. Ihnen allen wurde nun gesagt, es sei alles falsch gewesen.Eine Zeitzeugin erklärte an einem unserer Stände: „Wir waren alle traumatisiert. Und da gab es keine Psychologen, wie heute, die sich darum gekümmert hätten. Wir mussten einfach weiterleben und weitermachen. Das hat niemanden interessiert, wie es uns ging. Ein ganzes Volk war traumatisiert.“

2928 Schlussworte

Page 30: wenn Kultur den Bunker rockt · 2012-09-13 · Vorworte 04 Einleitendes 06 Musizieren im Bunker 08 Presseauswertung 12 Aktionen im Einzelnen 14 Preisverleihung Region Stuttgart 21

„Bunker-Rock“!Abschließende Worte seitens des Stadtjugendring Stuttgart e.V.

Mit „Bunker-Rock – wenn Kultur den Bunker rockt“! hat der Stadtjugendring Stuttgart e.V. im politisch-historischen Jugendbildungsbereich Neuland betreten. Bei unseren bisherigen Angeboten, die wir hauptsächlich für Jugendliche in Form von alternativen Stadtrundfahrten und Rundgängen durchführen, stehen vor allem sichtbare Orte und Plätze mit nationalsozialistischen Bezügen im Mittelpunkt. Die geschichtlichen Hintergründe von heute noch vorhandenen und teils von jungen Kulturschaffenden genutzten ehemaligen Schutzbauten des Zweiten Weltkriegs, spielten bei unserer bisherigen vermittelnden Arbeit eine eher untergeordnete Rolle.

Gemeinsam mit der Forschungsgruppe Untertage e.V., welche sich mit den geschichtlichen Hintergründen von Schutzbauten in der Region und darüber hinaus beschäftigt, ist es gelungen, die damalige und heutige Bestimmung der Schutzbauten in den öffentlichen Fokus zu rücken.

Die Kombination aus Jugendkulturveranstaltungen, gepaart mit begleitenden Informationen über die einstige und heutige Bestimmung der einzelnen Bunkeranlagen, erlaubte eine vertiefende Auseinandersetzung mit den Themenfeldern, Krieg, Tod, Zerstörung sowie der heutigen zivilen Nutzung. Sowohl für die anwesenden Besucherinnen und Besucher der jeweiligen Veranstaltungen, als auch für die in den Schutzbauten anzutreffenden Künstlergruppen, konnte eine Sensibilisierung für dieses Themenfeld beobachtet werden. Die durch „Bunker-Rock“! entstandenen Erkenntnisse bilden sinnvolle Ergänzungen für unsere politisch-historische Jugendbildungsarbeit.

Für den Stadtjugendring Stuttgart e.V. eröffnete die Kooperation mit der Forschungsgruppe Untertage e.V. neue Horizonte in der Stuttgarter Stadtgeschichte. Eine Besonderheit stellt hierbei der Bestimmungswandel der einst für kriegerische Auseinandersetzungen errichteten Anlagen, hin zu einem lebendigen jugendkulturellen Ort dar.

Deutlich wurde außerdem, dass es bei der geschichtlichen Darstellung von Bunkeranlagen, einer klaren Einordnung und Positionierung bedarf. Eine reine, nur auf geschichtlichen Fakten beruhende Präsentationsform, würde den damaligen Ereignissen nicht gerecht werden. Die Bunkeranlagen wurden unter unmenschlichen Bedingungen errichtet. Der Aufenthalt während der Bombardements war für die sich in den Schutzräumen befindlichen Menschen mit Tod, Leid und Trauer verbunden. Darüber hinaus darf nicht vergessen werden, dass beim Bau der Anlagen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter eingesetzt wurden. Ebenfalls erhielten aus Sicht der Nationalsozialisten „missliebige Personen“ keinen Zugang zu den Bunkeranlagen, somit waren diese den Luftangriffen schutzlos ausgeliefert.

Der Stadtjugendring Stuttgart e.V. und die Forschungsgruppe Untertage e.V. beabsichtigen auch zukünftig, in kleinräumigeren Aktivitäten, jugendkulturelle Aspekte mit historischen Bauwerken des Zweiten Weltkriegs zu verbinden.

Die durch das „Bunker-Rock!“- Projekt entstandene Ausstellung wird weiterentwickelt und dient als Ergänzung unserer bisherigen, hauptsächlich an Schulklassen gerichteten, politisch-historischen Bildungsarbeit.

Wenn wir Ihr Interesse an der Ausstellung geweckt haben, sprechen Sie uns doch einfach an. Gerne verleihen wir die Ausstellung.

“…und dann sind wir hingekommen ans Wagenburgtunnel, natürlich überfüllt… Und die Polen, die haben ja außen stehen müssen und haben geschrien vor Angst. Und ich habe auch geschrien, das war grauenhaft. Und das vielleicht nachts um elfe. Und immer noch bum bum! Und da haben wir immer gedrückt und immer gedrückt und geschoben, und irgendwann bin ich halt ohnmächtig geworden. … Das war die schrecklichste Nacht meines Lebens. … Ich fahre auch nie durchs Wagenburgtunnel.“

(Berte B. in Margarete Dörr, „Wer diese Zeit nicht miterlebt hat …“, Band 2, S. 272).

Das Erscheinungsbild der rechten Szene hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt. Die Rechtsextremisten versuchen heute durch ein bürgerliches Erscheinungsbild und die Gründungen von Bürgerinitiativen den Eindruck zu vermitteln, dem Allgemeinwohl zu dienen. Bei allen Veränderungen der rechten Szene sind die populistischen, stumpfsinnigen Parolen jedoch vielfach die gleichen geblieben. Diese Parolen begegnen uns öfters als uns lieb ist auch bei Vereinsfeiern, am Rande von Sportfesten, in der U-Bahn oder auch in unserer Lieblingskneipe. Leider stehen wir oft genug völlig sprachlos diesen Parolen gegenüber. Wir wissen zwar, dass der Wahrheitsgehalt der Parolen gleich Null ist, sind aber so fassungslos, dass uns die entsprechenden Gegenargumente nicht immer direkt auf der Zunge liegen.

Mit unserer Fortbildung werden wir dieser “Sprachlosigkeit” Abhilfe schaffen. Unter anderem werden die Redefähigkeit und die eigenen politischen Argumentationsstrategien verbessert. Im Rahmen der Fortbildung wird außerdem ein Überblick über die rechte Szene vermittelt.

Termine können ab einer Gruppengröße von 10 Personen individuell vereinbart werden. Maximal können 16 Personen an der Fortbildung teilnehmen. Für die Durchführung des Argumentationstrainings sollten 5-7 Stunden eingeplant werden. Zielgruppe sind Jugendleiterinnen und Jugendleiter, Vereinsaktive und sonstige Interessierte egal welchen Alters.

Fortbildungsangebot des Stadtjugendring Stuttgart e.V.

Rechtsextremismus - Stammtischparolen und wie wir ihnen begegnen

Das Projekt „Bunker-Rock“ wurde unterstützt von:

Ausstellung gefördert durch:

Rückfragen und Anmeldungen:Alexander Schell, Stadtjugendring Stuttgart e.V.Fachbereich Politisch-historische JugendarbeitTel: 0711 23626-31Mail: [email protected]

30 31

Page 31: wenn Kultur den Bunker rockt · 2012-09-13 · Vorworte 04 Einleitendes 06 Musizieren im Bunker 08 Presseauswertung 12 Aktionen im Einzelnen 14 Preisverleihung Region Stuttgart 21

„Bunker-Rock“!Abschließende Worte seitens des Stadtjugendring Stuttgart e.V.

Mit „Bunker-Rock – wenn Kultur den Bunker rockt“! hat der Stadtjugendring Stuttgart e.V. im politisch-historischen Jugendbildungsbereich Neuland betreten. Bei unseren bisherigen Angeboten, die wir hauptsächlich für Jugendliche in Form von alternativen Stadtrundfahrten und Rundgängen durchführen, stehen vor allem sichtbare Orte und Plätze mit nationalsozialistischen Bezügen im Mittelpunkt. Die geschichtlichen Hintergründe von heute noch vorhandenen und teils von jungen Kulturschaffenden genutzten ehemaligen Schutzbauten des Zweiten Weltkriegs, spielten bei unserer bisherigen vermittelnden Arbeit eine eher untergeordnete Rolle.

Gemeinsam mit der Forschungsgruppe Untertage e.V., welche sich mit den geschichtlichen Hintergründen von Schutzbauten in der Region und darüber hinaus beschäftigt, ist es gelungen, die damalige und heutige Bestimmung der Schutzbauten in den öffentlichen Fokus zu rücken.

Die Kombination aus Jugendkulturveranstaltungen, gepaart mit begleitenden Informationen über die einstige und heutige Bestimmung der einzelnen Bunkeranlagen, erlaubte eine vertiefende Auseinandersetzung mit den Themenfeldern, Krieg, Tod, Zerstörung sowie der heutigen zivilen Nutzung. Sowohl für die anwesenden Besucherinnen und Besucher der jeweiligen Veranstaltungen, als auch für die in den Schutzbauten anzutreffenden Künstlergruppen, konnte eine Sensibilisierung für dieses Themenfeld beobachtet werden. Die durch „Bunker-Rock“! entstandenen Erkenntnisse bilden sinnvolle Ergänzungen für unsere politisch-historische Jugendbildungsarbeit.

Für den Stadtjugendring Stuttgart e.V. eröffnete die Kooperation mit der Forschungsgruppe Untertage e.V. neue Horizonte in der Stuttgarter Stadtgeschichte. Eine Besonderheit stellt hierbei der Bestimmungswandel der einst für kriegerische Auseinandersetzungen errichteten Anlagen, hin zu einem lebendigen jugendkulturellen Ort dar.

Deutlich wurde außerdem, dass es bei der geschichtlichen Darstellung von Bunkeranlagen, einer klaren Einordnung und Positionierung bedarf. Eine reine, nur auf geschichtlichen Fakten beruhende Präsentationsform, würde den damaligen Ereignissen nicht gerecht werden. Die Bunkeranlagen wurden unter unmenschlichen Bedingungen errichtet. Der Aufenthalt während der Bombardements war für die sich in den Schutzräumen befindlichen Menschen mit Tod, Leid und Trauer verbunden. Darüber hinaus darf nicht vergessen werden, dass beim Bau der Anlagen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter eingesetzt wurden. Ebenfalls erhielten aus Sicht der Nationalsozialisten „missliebige Personen“ keinen Zugang zu den Bunkeranlagen, somit waren diese den Luftangriffen schutzlos ausgeliefert.

Der Stadtjugendring Stuttgart e.V. und die Forschungsgruppe Untertage e.V. beabsichtigen auch zukünftig, in kleinräumigeren Aktivitäten, jugendkulturelle Aspekte mit historischen Bauwerken des Zweiten Weltkriegs zu verbinden.

Die durch das „Bunker-Rock!“- Projekt entstandene Ausstellung wird weiterentwickelt und dient als Ergänzung unserer bisherigen, hauptsächlich an Schulklassen gerichteten, politisch-historischen Bildungsarbeit.

Wenn wir Ihr Interesse an der Ausstellung geweckt haben, sprechen Sie uns doch einfach an. Gerne verleihen wir die Ausstellung.

“…und dann sind wir hingekommen ans Wagenburgtunnel, natürlich überfüllt… Und die Polen, die haben ja außen stehen müssen und haben geschrien vor Angst. Und ich habe auch geschrien, das war grauenhaft. Und das vielleicht nachts um elfe. Und immer noch bum bum! Und da haben wir immer gedrückt und immer gedrückt und geschoben, und irgendwann bin ich halt ohnmächtig geworden. … Das war die schrecklichste Nacht meines Lebens. … Ich fahre auch nie durchs Wagenburgtunnel.“

(Berte B. in Margarete Dörr, „Wer diese Zeit nicht miterlebt hat …“, Band 2, S. 272).

Das Erscheinungsbild der rechten Szene hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt. Die Rechtsextremisten versuchen heute durch ein bürgerliches Erscheinungsbild und die Gründungen von Bürgerinitiativen den Eindruck zu vermitteln, dem Allgemeinwohl zu dienen. Bei allen Veränderungen der rechten Szene sind die populistischen, stumpfsinnigen Parolen jedoch vielfach die gleichen geblieben. Diese Parolen begegnen uns öfters als uns lieb ist auch bei Vereinsfeiern, am Rande von Sportfesten, in der U-Bahn oder auch in unserer Lieblingskneipe. Leider stehen wir oft genug völlig sprachlos diesen Parolen gegenüber. Wir wissen zwar, dass der Wahrheitsgehalt der Parolen gleich Null ist, sind aber so fassungslos, dass uns die entsprechenden Gegenargumente nicht immer direkt auf der Zunge liegen.

Mit unserer Fortbildung werden wir dieser “Sprachlosigkeit” Abhilfe schaffen. Unter anderem werden die Redefähigkeit und die eigenen politischen Argumentationsstrategien verbessert. Im Rahmen der Fortbildung wird außerdem ein Überblick über die rechte Szene vermittelt.

Termine können ab einer Gruppengröße von 10 Personen individuell vereinbart werden. Maximal können 16 Personen an der Fortbildung teilnehmen. Für die Durchführung des Argumentationstrainings sollten 5-7 Stunden eingeplant werden. Zielgruppe sind Jugendleiterinnen und Jugendleiter, Vereinsaktive und sonstige Interessierte egal welchen Alters.

Fortbildungsangebot des Stadtjugendring Stuttgart e.V.

Rechtsextremismus - Stammtischparolen und wie wir ihnen begegnen

Das Projekt „Bunker-Rock“ wurde unterstützt von:

Ausstellung gefördert durch:

Rückfragen und Anmeldungen:Alexander Schell, Stadtjugendring Stuttgart e.V.Fachbereich Politisch-historische JugendarbeitTel: 0711 23626-31Mail: [email protected]

30 31

Page 32: wenn Kultur den Bunker rockt · 2012-09-13 · Vorworte 04 Einleitendes 06 Musizieren im Bunker 08 Presseauswertung 12 Aktionen im Einzelnen 14 Preisverleihung Region Stuttgart 21

... wenn Kultur den Bunker rockt