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Nr. 11/1950 - DIE STPiRKE - 308 Starkepuder, der wenig Staub entwickelt (Chem. Eng. Sept. 1950, S. 167). In USA bringt die National Starch Prod. lnc. ein neues Starkepuder fur Formzwecke in der SiiRwarenindustrie unter der Bezeichnung "Moulding Stard? L" heraus. Diese Trocken- starke zeichnet sich dadurch aus, da13 sie beim Mahlen besonders wenig Staub entwickelt, auch wenn ihr Wassergehalt durch wie- derholtes Trocknen auf 6-7 Oio herabgesetzt ist. Dadurch wird die Feuergefahr vermindert. "Moulding Starch L" wurde ZU- sammen mit den Versicherungsanstalten entwickelt. SiiSwaren- fabriken, die nur diese Starke als Formstarke verwenden, wird eine Verminderung ihrer Feuerversicherungspramien gewahrt. Der neuen Starke wird weiter nachgeriihmt, da5 sie auch nach wiederholtem Trocknen und Mahlen ihre urspriinglichen Eigen- schaften nicht verliert und sich in ihr die Formen sehr klar ein- driicken lassen. Die Herstellungsweise isc nicht angegeben. Dr. Wei8 F. M. Hildebrandt u. K. W. Warren: Stlrke als Mittel ge- gen Verkrustung von Verdampferheizrohren (Ind. Eng. Chem. 47, 754 [1949]. Ref.: Chem.-In%.-Techn. 2% 487 [1950]). Die Verfasser untersuchen die Ursachen der Krustenbildung beim Verdampfen von Kalziumsulfarlosungen. Verhindert kann die Krustenbildung durch Zusatz von kauflichen Krustenver- hutungsmitteln werden. Abdeckung der Heizschlangen rnit einer Harzschicht fuhrte zu einem sponranen Abbliitrern der Krusten. Die gleiche Wirkung hatte ein Zusatz von Stfrke zur einzudampfenden Lijsung. Die An- wesenheit von Sulfat-Ionen vermehrt die Neigung zur Krusten- bildung. Bei Schaumbildung ist die Neigung zur Verkrustung besonders groR. Bei Zugabc von Entschaumern geht sie stark zuruck. Dr. WeiR Dr. H. Fincke: Genuamittel und Leckermittel als Begriff und Ordnungsbezeichnung des Lebensmittelgesetzes (Dtsch. Lebensmittelrundsch. 46, S. 198-201 [Sept. 19501). Der Verfasser verweist einleitend auf die Begriffsverwirrung bei der Bezeichnung und Einreihung von Lebensmitteln in den Rahmen der gebrauchlichen und auch gesetzlich festgelegten Be- zeichnungen hin. Diese ist dadurch entstanden, da13 die Be- urteilung in bunter Abwechslung teils von physiologischen, teils von psychologischen Gesichcspunkren aus vollzogen wird. SO versteht man unter ,,Genu5mittel" einmal Giiter, die keinen wesentlichen Nahrwert haben, ein andermal Guter, die beim Verzehr einen besonders hohen GenuR vermitteln. Bei der rein naturwissenschaftlichen Betrachtungsweise darf man aber nur die M o g 1 i c h k e i t eines Genusses ins Auge fassen und die- sen keineswegs bei jedem Einzelindividuum voraussetzen, weil die Geschmacksbewertung von Mensch zu Mensch und von Volk zu Volk sehr schwankt. Urn Ordnung in diese Begriffsverwir- rung zu bringen, sollen als G e n u R m i t t e 1 nur solche ange- sehen werden, bei denen die Nahrstoffe zuriicktreten und die vorwiegend StoAe ohne eigentlichen Nahrwert enrhalten, die beim (ungemischten) Verzehr oder Verbrauch besonders ange- nehme Wirkungen unter Zuriicktreten des Geschrnackes aus- losen. Dies sind vor allem Koffein, Alkohol und Nikotin. Hin- gegen rechnen andere ahnliche Stoffe, die erst in Mischung rnit Lebensmitteln diesen einen charakteristischen G e s h a c k geben und deren GenuDwert erhohen, zu den W u r z m i t t e 1 n. Ab- gelehnt wird die Auffassung und rechtliche Definition, wonach GenuCmittel Lebensmittel ohne wesentlichen Nahrwert sind, die eine angenehme Empfindung durch Beeinflussung des Nerven- systems hervorrufen. Abgelehnt wird auch die vorgeschlagene Gliederung Beythienr wegen verschiedener Tnkonsequenzen, be- sonders aber deshalb, weil Beythien alle purinbasenhaltigen Venehrstoff e unter .Genu5mittel" einreiht und so Tabak, Kaf- fee, Alkohol u n d K a k a o zusammenwirft. Dies ist besonders abwegig, weil Beythien die gesamten Verzehrguter in zwei Gruppen einteilt, und zwar in ,,Nahrungsmittel" und ,,Genu& mittel", wodurch der Kakao trotz seines hohen Niihrwertes nicht mehr zu den ,Nahrungsmicteln" zahlt. Diese Auffassung BeyfbienJ hat leider wegen seiner sonstigen berechtigten hohen Wertschltzung Verbreitung auch in der iibrigen Literatur ge- fundcn. Von der wissenschaftlichen Abgrenzung weicht der po- pulare Sprachgebrauch erheblich ab. Im Volke wird 31s ,,Ge- nuRmittel" hiiufig das bezeichnet, was einen "besonderen" Ge- nu5 vermittelt, wobei es gleichgultig ist, ob das Mittel nahrstoff- reich oder nihrstoffarm ist. Die "Besonderheit" liegt hfufig in der Seltenheit und damit auch Kostspieligkeit begriindet, z. B. Kaviar, Hummer, Ananas. Diese andere Anwendung des Be- griffes ,,GenuRmittel" (vom naturwissenschaftlichen Begriffsin- halt abweichend) findet sich aber auch in amtlichen und halb- amtlichen Auslassungen und Kommentaren. So hat man z. B. bei Speiseeis auf gesetzliche Normen des Mindestnahrwertes ver- zichtec, ,,solange Speiseeis (im Gegensatz zu USA) noch Ge- nuamittel bleibt". Die Volksmeinung scheint dazu zu neigen, alles was bei den Hauptmahlzeiten mit dem Ziel der Sattigung verzehrt wird, als Nahrungsmittel, was nebenbei genossen wird, als ,,GenuSmittel" zu bezeichnen. Der Verfasser schlagt nun vor, der Volksrneinung und dern Sprachgebrauch nachzugeben, und auch rechtlich aus dem Begriff ,,Nahrungsmittel" das abzutren- nen, was das Volk ,Genu8mittel" nennt. Re c h t 1 i c h sol1 jedoch der Begriffsinhalt ,,GenuRrnitrel" auf die eingangs ge- gebene Definition beschrankt bleiben, also nur Kaffee, Tee und Alkohol umfassen. Fur den Rest des popularen Begriffsinhaltes ,,Genu8mittel" sol1 r e c h c 1 i c h eine neue Bezeichnung gesucht werden. In Anlehnung an den Sprachgebrauch Anfang des 19. Jahrhunderts schliigt der Verfasser ,,L e c k e r m i t t e I" vor und gibt hierfiir folgende Definition: "Lebensmittel, bei denen man hervorheben will, daR sie vorwiegend wegen des beim GenuR unmittelbar sich geltend machenden angenehmen Geschmacksempfindens genossen werden, tumeisc mehr wegcn der Seltenheit und ihres Ansehens bei Feinschmeckern, im all- gerneinen nicht als Teile der regelmaRigen Nahrung, sondern zusatzlich und bei besonderen Gelegenheiten." I Buchbesprechungen I Werner Kollath: Der Vollwert der Nahrung und seine Be- deutung fur Wachstum und Zellersatz. Scuttgart 1950. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH. 300 Seiten mit 168 Abbildungen und 40 Tabellen. Gb. DM 32.50. In dem Buch ,Der Vollwert der Nahrung und seine Bedeu- tung fur Wachstum und Zellersatz" hat W. Kollath ausfiihrlich iiber die experimentellen Grundlagen berichtet. Er stellt die Forderung auf, mehr Ehrfurcht vor den Naturprodukten zu haben und weist kritisch und iiberzeugend darauf hin, daR un- sere Nahrung so naturlich wie moglich sein soll. Wissenschaftler und Prakriker haben ebenso wie die Hersteller und die Lebens- mittelindustrie die gro5e Verpflichtung, das U n b e k a n n t e in der Natur zu beachcen und so beizutragen, da5 die bedroh- liche Zunahme der Zivilisationskrankheiten einen Riickgang er- fahren. Eine besondere Aufmerksamkeit schenkt der Autor einer Wirkstoff gruppe, den Auxonen oder Vermehrungsstoffen sowie dem Bios und den Auxinen. An Hand 2Ojahriger Untersuchun- gen und wissenschaftlicher Forschungsarbeiten wird eine Ein- fiihrung in die Aufgaben der modernen Nahrungsforschung ge- bracht, in der er sich mit dem Wahstum als Produkt pus An- lage und Umwelt befant in Abhangigkeic von den Auxonen. Es wird hier auf die physiogenetische und pathogenetische Bedeu- tung hingewiesen und auf die Folgen der Abwesenheit dieser Stoffe in den Nahrungsmitteln. Die unspezifischen und spezi- fischen Ursachen der Mangelkrankheicen werden behandelt und vor der mechanischen Verfeinerung oder der Zerteilung als Ur- sache der Wirkstoffverluste gewarnt. Die bevolkerungspolitische Seite wird gestreift. Entwidrlungsgeschichtliche und anatomische Grundlagen lei- ren den 2.Teil ein, der sich mit den aplastisch-konsumptiven Mangelkrankheiten beschaftigt, ferner mit den hypoplastisch- mesotrophen Mangelkrankheiten und liefert hierfur ein reich- haltiges experimentelles Untersuchungsmarerial. Besonders in- teressieren die Eigenschaften der Auxine und ihre Stellung zu den Vitaminen sowie der Hinweis, da13 keines der klassischen

Werner Kollath: Der Vollwert der Nahrung und seine Bedeutung für Wachstum und Zellersatz. Stuttgart 1950. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH. 300 Seiten mit 168 Abbildungen

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Nr. 11/1950 - DIE S T P i R K E - 308

Starkepuder, der wenig Staub entwickelt (Chem. Eng. Sept. 1950, S. 167). In USA bringt die National Starch Prod. lnc. ein neues

Starkepuder fur Formzwecke in der SiiRwarenindustrie unter der Bezeichnung "Moulding Stard? L" heraus. Diese Trocken- starke zeichnet sich dadurch aus, da13 sie beim Mahlen besonders wenig Staub entwickelt, auch wenn ihr Wassergehalt durch wie- derholtes Trocknen auf 6-7 O i o herabgesetzt ist. Dadurch wird die Feuergefahr vermindert. "Moulding Starch L" wurde ZU-

sammen mit den Versicherungsanstalten entwickelt. SiiSwaren- fabriken, die nur diese Starke als Formstarke verwenden, wird eine Verminderung ihrer Feuerversicherungspramien gewahrt. Der neuen Starke wird weiter nachgeriihmt, da5 sie auch nach wiederholtem Trocknen und Mahlen ihre urspriinglichen Eigen- schaften nicht verliert und sich in ihr die Formen sehr klar ein- driicken lassen. Die Herstellungsweise isc nicht angegeben.

Dr. Wei8 F. M . Hildebrandt u. K . W . Warren: Stlrke als Mittel ge-

gen Verkrustung von Verdampferheizrohren (Ind. Eng. Chem. 47, 754 [1949]. Ref.: Chem.-In%.-Techn. 2% 487 [1950]). Die Verfasser untersuchen die Ursachen der Krustenbildung

beim Verdampfen von Kalziumsulfarlosungen. Verhindert kann die Krustenbildung durch Zusatz von kauflichen Krustenver- hutungsmitteln werden. Abdeckung der Heizschlangen rnit einer Harzschicht fuhrte zu einem sponranen Abbliitrern der Krusten. D i e g l e i c h e W i r k u n g h a t t e e i n Z u s a t z v o n S t f r k e z u r e i n z u d a m p f e n d e n L i j s u n g . Die An- wesenheit von Sulfat-Ionen vermehrt die Neigung zur Krusten- bildung. Bei Schaumbildung ist die Neigung zur Verkrustung besonders groR. Bei Zugabc von Entschaumern geht sie stark zuruck. Dr. WeiR

Dr. H . Fincke: Genuamittel und Leckermittel als Begriff und Ordnungsbezeichnung des Lebensmittelgesetzes (Dtsch. Lebensmittelrundsch. 46, S . 198-201 [Sept. 19501). Der Verfasser verweist einleitend auf die Begriffsverwirrung

bei der Bezeichnung und Einreihung von Lebensmitteln in den Rahmen der gebrauchlichen und auch gesetzlich festgelegten Be- zeichnungen hin. Diese ist dadurch entstanden, da13 die Be- urteilung in bunter Abwechslung teils von physiologischen, teils von psychologischen Gesichcspunkren aus vollzogen wird. SO versteht man unter ,,Genu5mittel" einmal Giiter, die keinen wesentlichen Nahrwert haben, ein andermal Guter, die beim Verzehr einen besonders hohen GenuR vermitteln. Bei der rein naturwissenschaftlichen Betrachtungsweise darf man aber nur die M o g 1 i c h k e i t eines Genusses ins Auge fassen und die- sen keineswegs bei jedem Einzelindividuum voraussetzen, weil die Geschmacksbewertung von Mensch zu Mensch und von Volk zu Volk sehr schwankt. Urn Ordnung in diese Begriffsverwir- rung zu bringen, sollen als G e n u R m i t t e 1 nur solche ange- sehen werden, bei denen die Nahrstoffe zuriicktreten und die vorwiegend StoAe ohne eigentlichen Nahrwert enrhalten, die beim (ungemischten) Verzehr oder Verbrauch besonders ange- nehme Wirkungen unter Zuriicktreten des Geschrnackes aus- losen. Dies sind vor allem Koffein, Alkohol und Nikotin. Hin- gegen rechnen andere ahnliche Stoffe, die erst in Mischung rnit Lebensmitteln diesen einen charakteristischen G e s h a c k geben und deren GenuDwert erhohen, zu den W u r z m i t t e 1 n. Ab- gelehnt wird die Auffassung und rechtliche Definition, wonach GenuCmittel Lebensmittel ohne wesentlichen Nahrwert sind, die eine angenehme Empfindung durch Beeinflussung des Nerven- systems hervorrufen. Abgelehnt wird auch die vorgeschlagene Gliederung Beythienr wegen verschiedener Tnkonsequenzen, be- sonders aber deshalb, weil Beythien alle purinbasenhaltigen Venehrstoff e unter .Genu5mittel" einreiht und so Tabak, Kaf- fee, Alkohol u n d K a k a o zusammenwirft. Dies ist besonders abwegig, weil Beythien die gesamten Verzehrguter in zwei Gruppen einteilt, und zwar in ,,Nahrungsmittel" und ,,Genu& mittel", wodurch der Kakao trotz seines hohen Niihrwertes nicht mehr zu den ,Nahrungsmicteln" zahlt. Diese Auffassung BeyfbienJ hat leider wegen seiner sonstigen berechtigten hohen

Wertschltzung Verbreitung auch in der iibrigen Literatur ge- fundcn. Von der wissenschaftlichen Abgrenzung weicht der po- pulare Sprachgebrauch erheblich ab. Im Volke wird 31s ,,Ge- nuRmittel" hiiufig das bezeichnet, was einen "besonderen" Ge- nu5 vermittelt, wobei es gleichgultig ist, ob das Mittel nahrstoff- reich oder nihrstoffarm ist. Die "Besonderheit" liegt hfufig in der Seltenheit und damit auch Kostspieligkeit begriindet, z. B. Kaviar, Hummer, Ananas. Diese andere Anwendung des Be- griffes ,,GenuRmittel" (vom naturwissenschaftlichen Begriffsin- halt abweichend) findet sich aber auch in amtlichen und halb- amtlichen Auslassungen und Kommentaren. So hat man z. B. bei Speiseeis auf gesetzliche Normen des Mindestnahrwertes ver- zichtec, ,,solange Speiseeis (im Gegensatz zu USA) noch Ge- nuamittel bleibt". Die Volksmeinung scheint dazu zu neigen, alles was bei den Hauptmahlzeiten mit dem Ziel der Sattigung verzehrt wird, als Nahrungsmittel, was nebenbei genossen wird, als ,,GenuSmittel" zu bezeichnen. Der Verfasser schlagt nun vor, der Volksrneinung und dern Sprachgebrauch nachzugeben, und auch rechtlich aus dem Begriff ,,Nahrungsmittel" das abzutren- nen, was das Volk ,Genu8mittel" nennt. R e c h t 1 i c h sol1 jedoch der Begriffsinhalt ,,GenuRrnitrel" auf die eingangs ge- gebene Definition beschrankt bleiben, also nur Kaffee, Tee und Alkohol umfassen. Fur den Rest des popularen Begriffsinhaltes ,,Genu8mittel" sol1 r e c h c 1 i c h eine neue Bezeichnung gesucht werden. In Anlehnung an den Sprachgebrauch Anfang des 19. Jahrhunderts schliigt der Verfasser ,,L e c k e r m i t t e I" vor und gibt hierfiir folgende Definition: "Lebensmittel, bei denen man hervorheben will, daR sie vorwiegend wegen des beim GenuR unmittelbar sich geltend machenden angenehmen Geschmacksempfindens genossen werden, tumeisc mehr wegcn der Seltenheit und ihres Ansehens bei Feinschmeckern, im all- gerneinen nicht als Teile der regelmaRigen Nahrung, sondern zusatzlich und bei besonderen Gelegenheiten."

I Buchbesprechungen I Werner Kollath: Der Vollwert der Nahrung und seine Be-

deutung fur Wachstum und Zellersatz. Scuttgart 1950. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH. 300 Seiten mit 168 Abbildungen und 40 Tabellen. Gb. DM 32.50. In dem Buch ,Der Vollwert der Nahrung und seine Bedeu-

tung fur Wachstum und Zellersatz" hat W. Kollath ausfiihrlich iiber die experimentellen Grundlagen berichtet. Er stellt die Forderung auf, mehr Ehrfurcht vor den Naturprodukten zu haben und weist kritisch und iiberzeugend darauf hin, daR un- sere Nahrung so naturlich wie moglich sein soll. Wissenschaftler und Prakriker haben ebenso wie die Hersteller und die Lebens- mittelindustrie die gro5e Verpflichtung, das U n b e k a n n t e in der Natur zu beachcen und so beizutragen, da5 die bedroh- liche Zunahme der Zivilisationskrankheiten einen Riickgang er- fahren. Eine besondere Aufmerksamkeit schenkt der Autor einer Wirkstoff gruppe, den Auxonen oder Vermehrungsstoffen sowie dem Bios und den Auxinen. An Hand 2Ojahriger Untersuchun- gen und wissenschaftlicher Forschungsarbeiten wird eine Ein- fiihrung in die Aufgaben der modernen Nahrungsforschung ge- bracht, in der er sich mit dem Wahstum als Produkt pus An- lage und Umwelt befant in Abhangigkeic von den Auxonen. Es wird hier auf die physiogenetische und pathogenetische Bedeu- tung hingewiesen und auf die Folgen der Abwesenheit dieser Stoffe in den Nahrungsmitteln. Die unspezifischen und spezi- fischen Ursachen der Mangelkrankheicen werden behandelt und vor der mechanischen Verfeinerung oder der Zerteilung als Ur- sache der Wirkstoffverluste gewarnt. Die bevolkerungspolitische Seite wird gestreift. Entwidrlungsgeschichtliche und anatomische Grundlagen lei-

ren den 2.Teil ein, der sich mit den aplastisch-konsumptiven Mangelkrankheiten beschaftigt, ferner mit den hypoplastisch- mesotrophen Mangelkrankheiten und liefert hierfur ein reich- haltiges experimentelles Untersuchungsmarerial. Besonders in- teressieren die Eigenschaften der Auxine und ihre Stellung zu den Vitaminen sowie der Hinweis, da13 keines der klassischen

D I E S T A R K E 309 Nr. 1212. Jahrg.

Vitamine in der Lage sei, das Wachstum dcr Versuchstiere her- beizufuhren. Die Vitamine A, B, C, B?, B,, D,, Carotin, Niko- tinsaureamid konnen fur sich allein nicht wirken, sondern be- diirfen (mit Ausnahme von B,) der Anwesenheit von Wachs- tumsfaktoren und des B, zur Vorbedingung. An sich ist man geneigt, diese Faktoren in dem grofien B2-Komplex zu belassen, in den man alle jene Faktoren einordnet, die bei den anderen Vitaminen nicht unterzubringen sind, deren Fehlen aber auch nicht in kurzer Zeit so scharf umrissene Mangelkrankheiten wie Avitaminosen hervorrufen. Vielmehr kommen solche Faktoren immer mehr oder weniger gemeinsam vor, so dad die Mangel- symptome meist scharf auf das Fehlen des einen oder anderen Faktors zuruckzufuhren sind. Hier kennt man 40 Faktoren he- terogenen Charakters, Wachstumsfaktoren, die der Verfasser als V e r m e h r u n g s f a k t o r e n bezeichnet, da sich ihre Be- deutung nicht nur auf das Wachstum allein, sondern iiber das ganze Leben erstreckt. Solche Faktoren gibr es als wasserlosliche und fettlosliche, die in Knollen, Wurteln, griinen Blattern, Ge- treidevollkorn, Nussen, Milch, Eigelb und nach Untersuchun- gen des Autors in Erbsen, Bohnen, Kastanien, Gras, Schimmel- pilzen u. a. vorkommen. Sie sind sehr luftempfindlich und wer- den durch reduzierende Stoffe geschiitzt. Mit zahlreichen Bei- spielen beweist der Autor, dafi bei entsprechend groRer Brot- zufuhr eine annahernde ,,Bestkost" erreicht wird, allerdings mit Mengen, die praktisch nicht moglich sind. Solche Vermehrungs- stoffe, wie sie im Getreide vorkommen, werden durch den Back- prozeR auf etwa l/$ herabgesetzt. Gekeimtes Getreide ist beson- ders reich an solchen Vermehrungsstoffen. Grog angelegte Ver- suchsreihen brrichten uber die Verteilung und das Schicksal der Auxone in der menschlichen Nahrung: Getreide, Milch, Milch- produkre, Kartoffeln, Fleisch, Fruchtsffte usw. Einen besonde- ren Abschnitr widmet der Autor den hirzelabilen Spurenstoffen, den Aromastoffen und den Eigenfermenten und beschlieRt seine Abhandlung mit Vorschlagen zur vollwertigen Ausnutzung des Getreides und bringt hierfiir recht bemerkenswerte Gedanken- gange, die nicht nur fur den Wissenschaftler, den Nahrungsphy- siologcn und den Lebensmittelchemiker und -technolo, men, son- dern auch fu r die Lebensmittclinduscrie richtungweisend sind.

Das wertvolle Buch wurde von der Wissenschaftlichen V e r - lagrgerelfschaft, Stcrttgart, sehr wohl ausgestattet und gedruckt. Es soll auch in der Biicherei des Lebensmittelchemikers nicht fehlen. W. Diemair, Frankfurt a. M.

1 Von Hochschulen und Forschungseinrichtungen 1 ~~

Prof. Hermann Staudinger, Direktor des Chemischen Insti- tuts der Universitat Freiburg i. B., ist fur seine wissenschaft- tichen Arbeiren auf dem Gebiet der Zelluloseforschung von der Gesellrchaft der Finnirchen Chemiker die g o 1 d e n e M i t - g 1 i e d s n a d e I verliehen worden.

Kursus uber Betriebskontrolle in der Stgrkeindustrie Vom 7. bis 9. November 1950 fand in der Zentralanstalt f i ir

Getreideuerurbeitung, Detmold, der erste Kursus uber Betriebs- kontrolle in der Starkeindustrie start. Nach den einfiihrenden Worten von Professor Pelshenke sollte es sich zunachst um einen Einfuhrungskursus handeln mit dem Ziel, die Moglichkeiten und Notwendigkeiten fur eine Modernisierung und Standardi- sierung der verschiedenen Untersuchungsmethoden zu erortern. Dariiber hinaus sollte dern technischen Personal der Starke- fabriken Gelegenheit gegeben werden, Laboratoriumsmethoden zur Untersuchung der Rohstoffe auf ihre Eignung und der Fer- tigfabrikate auf ihre Qualitat kennen und durch ihre prakrische Durchfuhrung auch handhaben zu lernen. Der Kursus stand unter der Leitung von Dr. Riiggeberg.

Der Teilnehmerkreis umfaRte nicht nur Laboranten und Techniker, sondern auch Betriebsleiter und mit Enrwicklungs- arbeiren beauftragte Chemiker aus Getreide- und Kartoffel- starkefabriken sowie der starkeverarbeitenden Industrie.

Das Kursusprogramm war unter dem Gesichtspunkt zusam- mengestellt, diesem auf den ersten Blidc rechr bunten Teilneh-

merkreis Stoff zu ausgiebigem Meinungsaustausch zu liefern. Von dieser Mijglichkeit wurde in erfreulichem Mafie Gebrauch gemacht, zumal Dr. Wegner , vom Sturkeforrchungrinrtittrt Ber- lin, durch seine Erfahrungen die Diskussionen zusatzlich be- lebtc. SO konnren wertvolle Anregungen und Erfahrungen aus- getauscht werden.

Ein geselliges Beisammensein und eine Autofahrt in den Teu- toburger Wald vertiefren auch den Kontakc zwischen Veran- staltern und Teilnehmern, so daI3 der Kursus in einer ver- trauensvollen Atrnosphire verlief.

Bundesgesundheitsrat gegrundet

Auf BeschluB der Bundesregierung ist bei dem Bundesmini- ster des Innern ein B u n d e s g e s u n d h e i t s r a t gebildet worden. Aufgabe des Bundesgesundheitsrates ist es, die Bundes- regierung bei der Vorbereitung der Gesundheitsgesetzgebung zu beraten und Anregungen an sie heranzutragen. Zu Mitgliedern des Bundesgesundheitsrates, deren Zahl auf hochstens 80 be- schrankt bleiben soll, werden geeignete Vertreter der am Ge- sundheitsdienst beteiligten Fachwissenschaften, Berufsgruppen, offentlichen und privaten Verbinde sowie der I n d u s t r i e n und erfahrene Einzelpersonen auf Vorschlag des Bundesmini- sters des Innern von der Bundesregierung im Einvernehmen mit den Landesregierungen fur die Dauer von 4 Jahren berufen. Nach der von der Bundesregierung erlassenen Geschaftsordnung werden scandige Ausschiisse des Bundesgesundheitsrates fur fol- gende Gebiete gebildet: 1. Gesundheitswesen im allgemeinen (einschliefilich Heilpersonalwesen), 2 . Seuchenbekampf ung, 3. Ge- sundheitsfursorge, L e b e n s m i t t e l ii b e r w a c h u n g , 5. Arzneiversorgung (einschlieRlich des Verkehrs mit Giften), 6. Veterinarwesen, 7. Medizinalstatistik. Aufierdem konnen vom Bundesminister des Innern Ausschiisse zur Beratung von Sonder- fragcn eingesetzt werden (MVE).

4.

Aus der Wircsdiafispolitik

Stand der Einfuhrbewilligungen fur Kartoffeleneugnisse

Die AuRenhandelsbanken in Westdeutschland und Westberlin haben in der Zeit vom 1. bis 15. Oktober 1950 Einfuhrbewilli- gungen fur Kartoffeln und Kartoffelerzeugnisse lediglich no& in Hohe von DM 24.065,21 genehmigt. Dafur sollten aus Hol- land fur DM 17.928,92 D e x t r i n und fiir DM 6.139,30 K a r - t o f f e I s t a r k e m e h 1 eingefiihrt werden.

Im Rahmen der Liberalisierung lagen fur die Warengruppe Kartoffeln und Kartoffelerzeugnisse bis zum Stichtag Meldun- gen uber weitere devisenmai3ig genehmigte Einfuhrbewilligun- gen nicht vor.

Aus der Zusammenstellung der vorliegenden Einfuhrbewilli- gungen im liberalisierten und Freilisten-Verfahren nach dem Stande vom 15. Oktober 1950 ergibt sich ein Saldo yon $ 10.724.842,88 = DM 45.097.964,31.

In der ersten Novemberhalfte 1950 wurden zur Einfuhr im liberalisierten und Freilisten-Verfahren nur no& 14.683,37 $ fiir hollandisches Dexrrin und Kartoffelstarkemehl genehmigt. Fur keines der anderen 16 ECA-Lander wurden zum Import von Erzeugnissen der Kartoffelstfrkeindustrie Devisen im Rah- men der Liberalisierung zur Verfiigung gestellt.

Einfuhr -Ausschreibungen

IAC-Nr. 3778 Dextrin aus Kartoffelstarkemehl ,,Superior" Verlautbarung Nr. 717 vorn 13. 11. 50. verfiigbar: Dollar 80 000.- Herkunftsland P o 1 e n

Die mit Verlautbarung Nr. 668 (Bundesanzeiger Nr. 192 vom 5.10. und Nr. 204 vom 21.10.50 unter IAC-Nr. 3718 ausge- schriebene Einfuhr von Halbrohreis und Bruchreis aus B r a s i - I i e n , Werrgrenze 1 Million Dollar, ist It. Mitteilung im Bun- desanzeiger Nr. 228 vom 25. 11. 50 mit sofortiger Wirkung zu- riickgezogen worden,