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Portraits: Ann-Kathrin Kramer,Anna Thalbach,Antonio Wannek, Björn Bugri,Franziska Weisz,Herbert Knaup,Ina Weisse,Jana Pallaske,Jasmin Tabatabai,Karoline Eichhorn,Katharina Küpper,Katharina Wackernagel,Lorna Ishema,Luise Bähr,Matthias Matschke,Max Felder,Milan Peschel,Natalia Rudziewicz,Nikeata Thompson,Patrick Mölleken,Peter Ketnath,Ralph Kretschmar,Simon Böer,Sonja Gerhardt,Stephan Grossmann,Stephan Kampwirth,Thomas Arnold,Tyron Ricketts,Victor Schefé,Wotan Wilke Möhring Titel: Wotan Wilke Möhring fotografiert von Olaf Kroenke WHO IS OK WWW.WhOMag.eu € 12 $ 15 £ 7 gerMan issue #50

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Portraits: Ann-Kathrin Kramer,Anna Thalbach,Antonio Wannek,Björn Bugri,Franziska Weisz,Herbert Knaup,Ina Weisse,Jana Pallaske,Jasmin Tabatabai,Karoline Eichhorn,Katharina Küpper,Katharina Wackernagel,Lorna Ishema,Luise Bähr,Matthias Matschke,Max Felder,Milan Peschel,Natalia Rudziewicz,Nikeata Thompson,Patrick Mölleken,Peter Ketnath,Ralph Kretschmar,Simon Böer,Sonja Gerhardt,Stephan Grossmann,Stephan Kampwirth,Thomas Arnold,Tyron Ricketts,Victor Schefé,Wotan Wilke MöhringTitel: Wotan Wilke Möhring fotografiert von Olaf Kroenke

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Und das ist sie wieder: die deutschsprachige Ausgabe unseres Portraitmagazins. Ein Roadtrip durch Berlin und Hamburg während des Berlinale Filmfestivals. Wir lieben die spannungsgeladene Atmosphäre zu dieser Zeit, die Alarmbereitschft und die Treffen mit wunderbaren Künstlern an wunderbaren Orten. Herausgekommen sind tolle Statements. Und Bilder für die Ewigkeit. Alle Portraits, Making-of’s und Videoclips im Magazin und auf unseren Plattformen, www.whomag.eu mit dem TV-Channel WMTV, und auf www.facebook.com/WHOMAGZ

Viel Spaß und gute Unterhaltung.

Tyron ricketts (House of Weekend)„Follow your bliss.“

Seit drei Jahren wohnt Tyron nun schon in den USA. Erst verschlug es ihn in die Stadt der Engel — zurzeit lebt er in New York, in der Stadt, die niemals schläft. An Berlin schätzt er, dass man so sein kann, wie man ist — es geht entspannter und weniger oberflächlich zu.Ursprünglich hatte Tyron mit dem Statement „artists are the gatekeepers of truth“ geliebäu-gelt, weil Künstler über ihr Spiel die Wahrheit ausdrücken können, (meistens) ohne dafür direkte negative Konsequenzen erleiden zu müssen. Dadurch sind sie in der Lage, das auszudrücken, was sie wirklich bewegt.Wenn man sich traut, dem zu folgen, was einen glücklich macht, oder der Arbeit nachzugehen, die einen erfüllt, entsteht in allem Handeln eine Strahlkraft die auch andere Menschen positiv beeinflusst. Das Schauspiel, seine Arbeit in der Sankofa Organisation, Reisen und Surfen sind genau die Dinge, die diese Strahlkraft in ihm wachsen lassen. Tyron hofft, dass ihn sein Weg schon bald wieder zurück nach Berlin führen wird.

Foto: ava Dreessen

Fotos: Olaf KroenkeProduktion: Britta Meures|Production-WorldNotizen: Jana Görner, Catharina Dethlefs

Unterwegs, Olaf fotografiert Wotan Wilke Möhring, WHO online

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sonja gerhardt (Friedrichsstadtpalast)„Hab immer Vertrauen in dich selbst!“

Wir treffen Sonja am Friedrichsstadtpalast. Diesen Treffpunkt hat sie sich ausgesucht, weil an diesem Ort ihr Wunsch, Schauspielerin zu werden, gereift ist. Dort sammelte sie schon mit sechs Jahren erste Bühnenerfahrungen, hat als Fliegenpilz bei der Kinderrevue „Hänsel und Gretel“ getanzt und auch bei vielen anderen Revuen das Publikum erfreut. Über zehn Jahre war sie begeistert dabei! Das Tan-zen ist auch heute noch ihre große Leidenschaft. In Vorbereitung auf den Kinofilm „Dessau Dancers“, in dem Sonja die weibliche Hauptrolle spielt, nahm sie bei einem Choreographen über mehrere Wochen Breakdance-Unterricht. Der Spielfilm thematisiert, wie der Breakdance, als eine Art friedliche Rebel-lion gegen den Staat, in die Deutsche Demokratische Republik gekommen ist.Auf der Berlinale feiert Sonja die Weltpremiere ihrer neuen Serie „Deutschland 83“. Wieder geht es um die DDR. In der Serie spielt sie die ostdeutsche Freundin eines Doppelagenten, der von der Stasi aus der DDR als West-Agent in die Bundesrepublik Deutschland geschickt wird.

Sie selbst hat keine Erinnerungen mehr an das geteilte Deutschland. Sonja ist im Jahr des Mauer-falls geboren und hat sich durch Bekannte und Lektüre ihr Wissen über die damalige Zeit angeeignet. Unsere Fotos entstehen direkt an der ehemaligen Spreegrenze – um darauf aufmerksam zu machen, wie glücklich wir uns schätzen können, dass wir wieder „ein Volk“ sind.Obwohl sie als eine der letzten von einer Veranstaltung der Berlinale nach Hause gekommen und erst um 7 Uhr ins Bett gefallen ist, sieht sie beim Shooting unglaublich frisch aus und ist bestens gelaunt. Da wundert man sich nicht über ihr Motto, immer Vertrauen in sich selbst zu haben, auch mal andere Wege einzuschlagen und Neues auszuprobie-ren. Dabei ist ihr Ehrlichkeit wichtig, genauso wie Authentizität — Sonja selbst achtet sehr darauf, immer auf dem Boden zu bleiben.

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Thomas arnold (Alte Nationalgalerie)„Am besten lügt man mit der Wahrheit.“

Thomas finden wir auf dem ersten Absatz der Natio-nalgalerie, weil er den Ausblick so liebt — weshalb er ihn dann das letzte Mal 1982 genossen hat, erschließt sich uns nicht ganz. Aber wir freuen uns sehr, dass wir der Anlass sind, zu dem er ihn wieder in voller Pracht genießen kann.Inzwischen wohnt Thomas übrigens in Potsdam — er genießt den Gegensatz zur Stadt und wohnt dort sehr ruhig — und ist neben seinen Theater- und Filmrol-len auch Dozent an der Filmuniversität Babelsberg (ehemals Potsdamer Filmhochschule HFF) — klasse, wenn Leute weitergeben, was sie wissen und können, denn: Thomas ist ein Schauspieler der „alten Schule“, der die so alte Kunst noch richtig erlernt hat. So gab es früher am Theater täglich Sprecher-zieher und eine Person, die für die passenden Bewegungen zuständig war — für jeden Schauspieler; die alten genauso wie die jungen. Für Thomas beginnt Kunst, wenn man beginnt, gegen die Figur zu gehen, wenn man z.B. einen alten und fetten Hamlet besetzt.Auch wurde im Theater viel mehr darauf geachtet, dass die Schauspieler sich bis ins hohe Alter entwickeln konnten, dass sie auch gelassen wurden, ihnen diese Entwicklung gegönnt wurde. Dafür ist die abwechselnde Besetzung von Haupt- und Nebenrol-le förderlich. Jeder wächst an einer anderen Rolle — im Gegensatz zur Hauptrolle kann die Nebenrol-le viel mehr Arbeit sein (wenn man versucht, alles ohne Worte auszudrücken bzw. möglichst wenig zu reden und mehr zu spielen). Er hat Angst, dass das verloren geht.Thomas persönlich kommt am besten „von außen nach innen“ in die Rolle. Also liest er seine Rolle, versucht, sie zu erfassen und „in den Körper zu

kriegen“. Erst dann ist er in der Lage, die Sätze der Figur zu spielen. Denn das mag er am liebsten: Texte nach Möglichkeit spielen. Wie im realen Leben brauchen die Rollen Zeit. Zeit, um sich zu entwickeln. Diese muss ihnen durch Drehbuch und Schnitt zugestanden werden. Thomas hat zu Hause noch das Drehbuch von „Die Stille nach dem Schuss“, weil es für ihn eines der wenigen Drehbücher ist, das fast Literatur ist.Jetzt genießt Thomas das Gefühl, auch Dozent zu sein und hat mit seinen Studierenden im zweiten Jahr einen Film gedreht. Hier wurde sehr auf den Figurenaufbau geachtet — die Bedeutung jeder Kleinigkeit, jedes Fingers, jedes Muskelzuckens. Es wurde dann auch vier Tage geprobt, sodass am Drehtag nur noch abgefilmt werden musste, alles gestimmt hat. Hier kann man davon ausgehen, dass die Rollen alle Zeit bekamen, die sie brauchen, um sich voll zu entfalten.Wir bieten Thomas an, ihn ein Stück mitzunehmen, damit er bei der Kälte nicht noch mehr frieren muss, als er das bereits für die Bilder getan hat. Aber er möchte laufen, weil er das Viertel so liebt: Von der Friedrichstraße bis zu den Hackeschen Höfen ist alles voller Flair und repräsentiert für ihn Berlin in seiner ganzen Schönheit und Vielfalt.Er muss noch Text für ein neues Theaterstück lernen, dass er mit einem Freund zusammen macht.Also winkt Thomas uns zum Abschied und verschwindet in sein Berlin.

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herbert Knaup (St.Pauli Theater)„In der Ruhe liegt die Kraft.“

Die Hamburger Reeperbahn morgens 11 Uhr. Wir treffen Herbert Knaup vor dem St. Pauli Theater, wo er in dem Stück „Eine Stunde Ruhe“ zu sehen ist. Für ihn ist das Theater die beste Ausdrucksform für einen Schauspieler, denn er kann einfach freier agieren. Beim Betreten des Theaters durch den Hintereingang setzt Herbert seine Mütze ab. Er sagt, es sei eine Art Aberglaube und es gehöre sich, an so einem kulturell wertvollen Ort seine Kopfbedeckung abzunehmen. Wir bekommen eine kleine Führung durch das Theater, bevor wir mit den Fotos starten, und staunen nicht schlecht, wie viel Charme diese Räume doch versprühen. In der Garderobe angekommen, setzt er seine Brille ab. Er sagt:„Ohne Brille sehe ich nix, das ist gut“. Der gebürtige Allgäuer hat uns mit seinem Witz und seiner offenen Art definitiv in den Bann gezogen.

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Franziska Weisz (Shan Rahimkhan, Gendarmenmarkt)„Du bist, was du tust und was du nicht tust.“

Franziska treffen wir im Salon von Shan Rahimkhan am Gendarmenmarkt, einem der schönsten und ausge-zeichneten Salons Europas. Sie freut sich, dass sie entlastet wird, was die Haare angeht. Franziska kann und mag sich selbst schminken, aber bei den Haaren hört es auf. Sie lag mal mit dem Lockenstab im Clinch und hat sich ein Loch in die Schulter gebrannt. Sowas hinterlässt Spuren. Franziska lacht. Franziska war bei der Eröffnung der Berlinale. Sie hat sich den Eröffnungsfilm „Keiner will die Nacht“ angeschaut. Obwohl es ein Frauenfilm sein soll, konnte sie damit leider nicht wirklich etwas anfangen. Aber am Abend davor hat sie einen fantastischen Film über Filmmusik gesehen. Das ist für sie das Beste aus beiden Welten, denn Musik ist ihr Hobby. Sie singt in einer Rockband, deren Namen sie nicht nennen möchte. Die Musik soll für sich selbst stehen. Beim Filmdreh kommen — genau wie auf der Bühne — die Glücksgefühle in den Flow (ja, das ist wirklich der psychologische Fachbegriff für den Moment, in dem sich das Hirn abschaltet und man einfach „macht“, den Moment lebt, ohne ihn wirklich fassen zu können). Wir wollen ihr glauben.

Entspannung findet Franziska über Bewegung — für Meditation wäre sie viel zu energiegeladen. Beim Rennen, Boxen oder Singen und Tanzen kommt sie bei sich an. Also immer dann, wenn die Aktivität aus-reichend viel von ihr absorbiert, dass das Hirn ausgeschaltet ist. Auch Heimwerken findet sie toll. Steckdosen auswechseln, Böden abziehen und neu lackieren, Tapeten herunterreißen. Filme liefern ihr Ideen für ihr Zuhause. Letzteres hat sie übrigens noch nicht lange. Sie legt quasi noch eine Art Fluchtverhalten aus ihrem Studium an den Tag: Sie wollte bis vor kurzem noch so leben, dass sie innerhalb eines halben Tages umziehen kann. Als sie vor neun Jahren nach Berlin kam, lebte sie die ersten beiden Jahre in Untermietverhältnissen. Also auch ohne eigene Möbel, was den Ortswechsel sehr einfach gemacht hat. Eine praktisch denkende Frau.An der Berlinale stört sie nur das Wetter, an sich selbst die eigene Eitelkeit. Franziska mag sich auf hohen Schuhen. Oft führt das nach 20 Minuten zu Schmerzen, die wiederum viel zu viel ihrer Aufmerk-samkeit auf die Füße lenken. Ihre Lieblingsschuhe sind Maßschuhe, Schnürschuhe, quasi Männerschuhe. Aber für die Berlinale siegt die Eitelkeit. Und „wer schön sein will, muss leiden“: Wir schauen auf ihre Schuhe und können alles Weitere nur erahnen! Hoffentlich waren es der Empfang vom Medienboard und die Place to B-Party wert.

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Jana Pallaske (No Fire No Glory)„Tune your instrument and take responsibility!“

Die Location hat sich Jana ausgesucht — extra für das WHOMAG. Jede Kleinigkeit passt und ist durch-dacht. Den Namen findet sie großartig! Der Kaffee ist aber auch prima — faszinierende Welt des Third Wave-Kaffees (und wer sie nicht kennt: Das hat nichts mit Nostradamus oder der Serie „First Wave“ zu tun). Extra für uns hat das „No Fire No Glory“ trotz der ollen Winteröffnungszeiten länger die Türen geöffnet — herzlichen Dank dafür!Eigentlich ist es erstaunlich, dass Jana die Ästhetik des Cafés gefällt, da sie seit ihrem 18. Lebensjahr quasi „nomadische Tendenzen“ entwickelt hat und zwischen Kalifornien und Asien pendelt. Sie hat Wurzeln in Berlin, auch ihre Großeltern leben hier. Aber eigentlich kommt sie eher zum Arbeiten her, um die nächsten Jobs zu koordinieren. Jana liebt und braucht die Natur und genießt es, barfuß zu gehen. Sie hat großen Respekt vor Menschen, die in der Stadt leben, da es dort wesentlich schwieri-ger ist, ihrem Statement zu folgen.Jeder sollte zelebrieren, was ihm gegeben ist — das „Stimmen des Instrumentes“ bezieht sich daher nicht auf wirkliche Musikinstrumente, sondern auf den Vierklang von Körper, Geist, Gedanken und Gefühlen. Das benötigt Disziplin, die Jana jedoch aufbringt. So macht sie täglich und wetterunabhängig Yoga, tanzt und singt, wenn es — draußen an der frischen Luft — möglich ist.Im Endeffekt zelebriert sie die Schöpfung und das Leben. Hier schließt auch der zweite Teil des Satzes an. Der Mensch soll Verantwortung für sich selbst und die „Co-Creation“, die Mitschöpfung, übernehmen. So kann jeder entscheiden — in der Popkultur, im Mainstream ist es angesagt, das Opfer zu sein. Dazu betont Jana lapidar: „victim or victor.“ Die Wahl bleibt jedem selbst überlassen.Sie selbst hat mühsam erlernt, dass wir durch nichts definiert werden, sondern uns selbst gestalten können und müssen. Es ist die eigene Entscheidung, sich von anderen und den Umständen abhängig zu machen. Sie ist inzwischen ganz bei sich angekommen und freut sich, demnächst ihr musikalisches und visuelles Projekt „JEDi¥ESS“ vorzustellen, für das sie seit zehn Jahren zunächst unbewusst gearbeitet hat. Dafür hat sie ungefähr 100 Songs und Videos erstellt, die sie auf der ganzen Welt aufgenommen sowie zusammengefügt hat.Seit 2012 fügten sich all diese intuitiv eingefan-genen „puzzle pieces (of the lifepath of a free spirit)“ für sie immer bewusster zu einem großen multimedialen „magic carpet“zusammen. Janas Motto lautet: „Welcome to the first day of the rest of your life.“ Und dazu erscheint von „JEDi¥ESS“ auch bald die passende Single.

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ralph Kretschmar (Frau honig)„Ein Neuanfang ist der Moment, an dem das bewusste Denken jenes Weglaufen vor dem Erlebten nicht mehr argumentieren kann.“

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Victor schefé (Shan Rahimkhan, Gendarmenmarkt)„LÖWE!“

Sein Statement (ein Motto hat er nicht) ist genauso simpel, wie er es mag (eigentlich ist er ein typi-scher Löwe, der keine unnötige Welle macht, sein Ziel erreicht, ohne Energie zu vergeuden) — aber Victor selbst ist vielschichtig und für ihn gilt: Der Mensch gedeiht im Wechsel. Der Schauspieler macht keinen Unterschied zwischen großen und kleinen Produktionen, deutschen oder internationa-len. Für jede Rolle hat er sich bewusst entschie-den. Abwechslung, Herausforderung, Spielfreude. Das gilt für Bond, Spielberg oder Tatort gleichermaßen. Bei internationalen Produktionen ist der Umfang ein anderer. Die Projekte schlagen „außenherum“ größe-re Wellen, was aber nichts mit Victor oder seinem Einsatz zu tun hat. Victor mag den Wechsel und was Neues — das macht den Beruf für ihn aus. Alles andere wäre langweilig. Die Berlinale nutzt Victor ganz besonders, um nicht zu sagen „fast nur“, für Business. Direkt vom Bond-Set aus London zurück, ist er eigentlich absolut erschöpft. Ausgeruht wäre das Filmfestival angenehmer. Er reißt sich zusammen, denn eigentlich ist er immer mit Freude dabei. Berlinale ist ein Stück Heimat. Obwohl: Victor wohnt zwar hier, ist aber eigentlich nie da. In jedem Fall stehen jetzt noch einmal fünf anstrengende Tage „in Richtung Zukunft“ an. Alte und neue Bekannte werden getroffen. Es wird geschaut, wie man die nächsten Jahre miteinander gestalten möchte.

Victor ist umgänglich und freundlich, trotz Hunger. Er ist noch gar nicht dazu gekommen, etwas zu essen. Wie passend, dass Schefé auch die Namens-herkunft „großer Hunger“ hat — und welch ein Zufall, dass plötzlich Mario Barth im Raum steht und Cupcakes überreicht … Gern würde er mehr Filme sehen während der Berlinale, aber bis Mittwoch oder sogar Donnerstag schafft er das keinesfalls. Noch bis vor ein paar Jahren hatte er immer das Doppelprogramm aus Meetings sowie Empfängen auf der einen und Filmen auf der anderen Seite. Leider machen seine Augen das inzwischen nicht mehr mit. Das Alter verschont wirklich niemanden!Allerdings ist Victor nicht so alt, wie er sein könnte mit den Rollen, die er spielt: Gerade arbeitet er wie ein Zeitreisender. Seine Filme, die bald in die Kinos kommen, spielen im 15. Jahr-hundert, in den 1960ern und „morgen“. Victor liebt Abwechslung und Extreme. Er ist sehr gern mit Men-schen zusammen, genießt aber auch das Alleinsein — gern sogar tagelang. Kein Gerede, einfach Ruhe. Beide Seiten sind ein Teil von ihm. Eigentlich ist er eher Nachtmensch, steht aber durch die Arbeit häufig sehr früh auf. Reisen als solches mag er nicht, ist aber gern oft an anderen Orten. Soviel zu „der Weg ist das Ziel“.

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nikeata Thompson (House of Weekend)„Jamaican heart, British style and German education!“

Nikeata lebt in Berlin und leidet nicht unter den dortigen Temperaturen. Auch nicht bei der Fotoses-sion über den Dächern der Stadt bei leichten Minusgraden. Aber sie ist gerade zugegeben Härteres gewohnt: Ihr letztes Videoshooting war vor ein paar Wochen in Finnland. Mitten im Schnee. Bei -11 °C. In einem ärmellosen Kleidchen. Dort musste sie sich viel mehr bewegen, um sich aufzu-heizen. Nein, damit das Video im Eis gut aussah, hat sie sich die Kälte nicht anmerken lassen. Komplett eingefroren, aber sehr zufrieden mit einem atemberaubenden Ergebnis.Langweilig wird es mit Nikeata nie — sie bewegt sich ungeheuer gern, auch durch ihren Hintergrund als Choreografin. Und wenn sie auf einer Feier ist — dann steppt mit ihr der Papst im Kettenhemd!Dabei hat das alles nichts mit Geld zu tun, sondern mit Gefühl und Stil.Ihren Bewegungsdrang kanalisiert Nikeata in Ber-lin jetzt wieder im Studio. Sie macht derzeit eine Workshoptour durch Deutschland unter dem Motto „Back to the roots“, mit bis zu 200 Teilnehmern pro Workshop. Für sie ist es etwas ganz Besonderes, da sie auf tanzbegeisterte Menschen zwischen 2 und 61 Jahren trifft, die ihr viel Motivation schenken und sie immer wieder inspirieren.

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Max Felder (Bodemuseum)„ ... “

Wie schade, wenn man sich an einer Stelle verabre-det, die total schön sein soll, aber wir sie nicht so einfach finden können. Wir kurven also durch Baustellenabsperrungen und Umleitungen. Letzten Endes sammeln wir Max auf der Straße auf — nur um ihn gleich wieder in die Kälte zu schicken. Aber glücklicherweise ist er nicht kälteempfindlich. Nur an den Ohren — wenn die einmal kalt sind, dauert es ewig, bis sie sich wieder aufheizen.Zum Aufwärmen haben wir ihm die Frage gestellt, was er vorzieht: Kaffee oder Tee. Die Antwort: Tee. Wenn man ihn aber wirklich glücklich machen möchte, gibt es eine tolle heiße Schokolade. Entweder mit richtiger Schokolade drin und dunkel oder weiß. Bei der Wahl zwischen Mittagessen und Frühstück wählt Max auch direkt Mittagessen. Frühstück isst er zwar gerne, aber dafür ist er meist zu spät dran. Er genießt es, lange (und so viel wie möglich) zu schlafen. Frühstück in Hotels ist Luxus. Max war vor kurzem in Malaysia und dort gab es neben Nudeln auch das traditionelle Frühstück: Sehr scharfer Reis in einem Bananenblatt! Natürlich hat er den probiert. Überhaupt reist Max gern, seine nächste Reise geht nach Hong Kong. Sein Lieblingsziel ist Nordamerika (obwohl ihn der Superbowl nicht gepackt hat — da kommt er nicht richtig rein), gefolgt vom asiati-schen Raum. Letzterer interessiert ihn sehr, weil sehr viel in Bewegung ist.Auch Sport findet er toll – Paragliding zum Beispiel. Er liebt es auch, auf Bergen oder an Schluchten zu stehen und hinunterzuschauen. Wenn man so kurz vor dem Fallen ist, dass der ganze Körper kribbelt, wenn man genau weiß, „geh einen Schritt weiter und es ist alles vorbei.“ Aber wenn

man auch weiß: „Hier bist du sicher, es ist alles in Ordnung.“ Ein Kumpel ist mit ihm in einem alten VW -Bus von New York nach Los Angeles gefahren und sie wollten zum Grand Canyon. Max hat gerade geschlafen, aber sein Kumpel hat beim Grand Canyon so geparkt, dass Max die Tür aufgemacht und direkt in die Schlucht geschaut hat …Er spielt gern mit Freunden Basketball und Fußball. Bei Fußball verfolgt er die Liga, aber richtig live bei Spielen ist er eher bei Basketball — da kommt dieselbe Stimmung auf wie bei Fußball, aber das Stadion ist kleiner und die Atmosphäre damit familiärer. Max wohnt in München und geht da auch zum Basketball. Hier auf der Berlinale guckt er sehr gern Filme, wenn ihm seine Termine nicht dazwischenkommen. Daher hat er nicht unendlich viele. Ansonsten ist er gerade wieder vollauf beschäftigt als Synchronsprecher und hat ein sehr interessantes Hörbuch aufgenommen, aber da kommt noch mehr: „Das Studio ruft.“

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Matthias Matschke (Volksbühne Berlin)

Matthias treffen wir vor der Volksbühne, wo er sein erstes Engagement schon während des Schauspielstu-diums hatte und auch nach dem Shooting noch Termine wahrnimmt. Er ist sehr freundlich und ehrlich. Nachdem er vor inzwischen anderthalb Dekaden von Anke Engelke für „Ladykracher“ entdeckt wurde, lief es für ihn sehr gut. Zumindest ist er nicht auf das reine „Spaßfach“ festgelegt und setzt sich mehr und mehr als Charakterschauspieler durch bzw. in den Köpfen fest. Für die Fotos wechseln wir zum Buchladen „Books“ quasi gleich nebenan. Matthias kennt die Leute, die

Luise Bähr (Paul-Löbe-Haus)„Um alt zu werden, darf man keine Grundsätze haben“

Luise hat sich beschwert; freie Platzwahl für ein Shooting in Berlin! Eine Unendlichkeit der Mög-lichkeiten. Wegen der Ästhetik hat sie sich das Paul-Löbe-Haus ausgesucht. Sie liebt die Grafik des Ensembles und die Bäume ohne Blätter.Ursprünglich ist Luise ein Frankfurter Mädsche, eine „Schlüpsche“. Frankfurt „hat was“, wobei das meist nur ein Satz von Leuten ist, die „optisch arbeiten“. Jetzt in Berlin wohnt sie im Graefekiez, einem kleinen Kiez mit Sozial- und Altbaustruktur. Zwar wurde auch dort „mächtig“ gentrifiziert, aber es sind noch viele „Originale“ da, was die Atmosphäre deutlich entspannt.In ihrer neuen Serie „Männer! Alles auf Anfang“ ist Luise in der Rolle einer neurotischen Nymphomanin zu sehen und darf sich emotional so richtig austoben. Oft traut man ihr das aufgrund ihres zierlichen Erscheinungsbildes gar nicht zu. Aber auch in „Die Bergretter“ mimt sie die „Action-Braut“ und macht alle Stunts — soweit es die Versi-cherung zulässt — selbst. Uns begleitet Nieselre-gen mit einem Anflug von Schnee. Kälte? Gibt es für Luise nicht. Sie dreht gerade für sechs Wochen bei -18 °C auf einem Gletscher. Die eiskalte Berlinale- Luft empfindet sie dagegen als frühlingshaft.Die Berlinale ist in den ersten Tagen voller Termine für sie, aber am letzten Wochenende freut sich Luise schon auf entspanntes Filmegucken. Dann weiß sie schon, was sich lohnt, und die meisten Leute sind sogar schon wieder weg. So kann sie die Berlinale dann sutje ausklingen lassen.Bisher hat es Luise immer geschafft, in jedem ihrer Filme irgendwo ein Kuscheltier unterzubringen. So wie auch auf unserem Bild den „Berliner Teddy“.Nächstes Jahr feiert Luise übrigens ihr 30-jähri-ges Schauspieljubiläum: Bereits mit sechs Jahren stand sie das erste Mal auf der Theaterbühne. Ihr Alter nimmt man ihr aber nicht ab. Sie selbst führt das auf ihre Stupsnase zurück, mit der sie sehr gut lebt, weil sie oft jünger geschätzt wird. Wenn das die Auswahl der Rollenangebote nicht erweitert...

im Books arbeiten: „Wenn wir jetzt fragen, ob wir hier ein Foto machen dürfen, dürfen wir das dann?“ Wer könnte dazu schon Nein sagen. In den letzten 25 Jahren hätte er den Winter trotz Wetterschwermut noch immer überstanden, sagt er humorvoll. So steht er auch hier für uns seinen Mann und wir hoffen, dass es viele tolle Projek-te gibt, die ihn und uns nicht nur über die Winter hinwegtrösten.Immerhin ist er auch gern als Stand-Up unterwegs – und das nicht nur in Berlin.

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Jasmin Tabatabai (Volksbühne Berlin)„Auf der Suche nach Gelassenheit.“

Auch Jasmin treffen wir in der Volksbühne, die übrigens immer voller wird. Jasmin hat schon Recht — wir haben uns den „stressigsten Ort der Welt“ ausgesucht für unser Treffen mit ihr. Zumal sie schon mit aufdringlicheren (professionellen?) Auto-grammjägern konfrontiert wird und unzählige Bilder mit ihr gemacht werden müssen.Jasmin stellt daher fest: Immer mehr Leute wissen jetzt, dass sie hier viele bekannte Personen treffen, was den Andrang erklärt. Trotz des Zeit-drucks ist sie sehr bemüht, signiert alles und ist geduldig und freundlich — auch bei Personen, bei denen wir als Unbeteiligte schon massiv die Augen verdrehen, weil sie einfach unhöflich sind.Da Jasmin auch gleich wieder verabredet ist und wir natürlich keine Verspätung verantworten wollen, bleibt neben dem Shooting nicht wirklich viel Zeit zum Reden.Sagen wir einfach, die laut BamS beliebteste deutsche Schauspielerin ist sehr beschäftigt, u. a. mit ihrem Buch „Rosenjahre“, und sie mag Männer, die wissen, was sie wollen — zumindest, wenn die Männer Fotografen sind, beschleunigt das zumindest alles! Und nein, wir möchten nicht zeigen, wie man nach zwei Tagen Berlinale aussieht, sondern wie prima man einfach so, ohne Vorberei-tung, aussehen und auf welche Ausstrahlung man sich verlassen kann.„Rosenjahre“ ist teilweise biografisch, geht aber mehr darum, wie ihre Eltern sich kennengelernt haben. Aber die Allrounderin ist auch mit Musik wieder sehr aktiv und da soll sich ebenfalls etwas Neues anbahnen …

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stephan grossmann (Hotel Savoy)„Ohne Leidenschaft und Gefühl geht es nicht.“

Wir treffen Stephan Grossmann im Hotel Savoy im alten Berliner Westen. Der relaxte Typ ist unser i-Punkt auf dieser Session bei herrlichstem Sonnen-wetter. Unser Set ist so einfach wie spontan, das Team bereit und so geht es gleich los. Während wir uns locker durch die Location bewegen, mache ich die Fotos aus den Situationen heraus,eigentlich wie immer, und ich fühle mich diesem Mann sehr vertraut. Das ist eigentlich auch nicht ungewöhnlich, kennen wir ihn doch aus vielen wunderbaren Auftritten aus Fernsehen, Film und Theater. Moment mal: eigentlich kennen wir doch nur seine Figuren, die uns mitnehmen und uns im Gedächtnis bleiben. So schnell diese Begegnung anfing, ist sie auch leider schon wieder vorbei, denn unser Takt heute ist flott und wir müssen weiter. Ich rufe Stephan ein paar Tage später an und erfahre dann doch noch etwas von dem Schauspieler Stephan Grossmann.Dass er diesen Beruf ergreifen wollte, wusste er schon früh. Als er sechszehn war, stand fest: Das ist sein Job. Unklar war ihm allerdings, wie er dieses Ziel erreichen könnte. Zwei Jahre später bot sich die Möglichkeit, ohne lange Umwege direkt Schauspiel studieren zu können. Das bezeichnet er bis heute als großes Glück. Erfolg ist nichts Selbstverständliches, er hat sich durchgebissen. Vor dem Film kam das Theater, er kam früh ans deutsche Theater in Berlin ... auch das bezeichnet er als Glück. Ihm ist keine Rolle zu klein, das macht ihn groß. Und das ist unser Glück.

anna Thalbach (Aquarium des Tierparks)„I am not anti-social, I am anti-idiot.“

Anna hat sich das Aquarium des Berliner Zoos als „Ort des Shootings“ ausgewählt. Dass wir uns hier treffen, war ihr Wunsch wegen der Quallen. Wir stimmen zu: Neben allen anderen Meeresbewohnern, die hier gezeigt werden, sind die Malayen-Quallen die abgefahrensten. Übrigens trägt Anna ihre grobe Wollmütze vor dem Aquarium mit den Quallen nicht, weil letztere so zart sind. Könnten wir nicht alle mehr etwas Sensibilität vertragen? Eine Art trockenen Humor hat sie sich übrigens bewahrt. So hat ihre Mutter sie früher „Cyrano“ genannt (nach Cyrano de Bergerac), was uns zu der Frage veranlasst, ob sie ihre Nase denn nicht mögen würde: „Weiß nicht, ich habe nur die eine …“Übrigens ist Anna derzeit absolut im Stress. So ist sie zwar gestern zum Eröffnungsfilm gekommen, aber nicht zur Eröffnungsfeier. Für Parties fehlt ihr schlichtweg die Zeit. Zumal die Galaveranstaltungen

den Zuschauern ein falsches Bild der Schauspielerei vermitteln. Jetzt ist sie aktiv im Theater und geht auch auf Tournee. Das Spielen selbst macht ihr Spaß, aber es sei schon anstrengend, jeden Tag woanders zu schlafen. Daher ist ihr Grundzustand derzeit Übermüdung – auch wegen der Proben und des Textlernens. Das ist bei Filmen einfacher, weil man sich dort den Text nur ins Kurzzeitgedächtnis einprägen muss. Für das Theater arbeitet Anna zum Textlernen mit einer gewissen Eurythmie. So kann sie sich über ihre Position auf der Bühne ihren Text merken – „wenn ich hier bin, sage ich …“ und „wenn ich hier bin und so und so stehe, muss ich sagen …“Anna ist aber nicht auf TV oder Theater festgelegt, sie moderiert auch und spricht Hörbücher. Auch für Werbung wäre sie zu haben — aber nur für ein tolles Nischenprodukt. Im Endeffekt ist sie zwar ein Filmmädchen, aber es ist immer das am spannendsten, womit sie sich gerade beschäftigt.

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Lorna ishema (Haus der Berliner Festspiele)„Schwarz/Weiß — und die ganze Welt dazwischen.“

Wir haben die Ehre, die erste Stipendiatin der Deutschlandstiftung Integration für darstellende Künstler, den „Schauspielnachwuchs“, kennenzulernen — und wir sind begeistert: Lorna sieht nicht nur fantastisch aus, sie ist auch sehr professionell und hat eine besondere Tiefe.Die Schirmherrin der Stiftung ist die Bundeskanzle-rin Angela Merkel — das drückt die Tragweite dieser Auszeichnung angemessen aus. Während des Stipendi-ums des „Geh deinen Weg-Programms“ wird Lorna zwei Jahre lang von insgesamt fünf Mentoren begleitet — um ihren Weg finden und gehen zu können. Dabei setzt jeder der Mentoren unterschiedliche Schwerpunkte und wird dadurch zu anderen Zeitpunk-ten relevant. Ziel ist, dass Lorna danach für alle Aspekte der Schauspielerei, Selbstvermarktung, Presse, Rollenauswahl, etc. genügend vorbereitet ist … Da schwirrt einem schon der Kopf! In jedem Fall kann dadurch festgehalten werden: „An der Spitze ist es doch nicht so einsam.“

Derzeit ist Lorna nur für die Filmfestspiele in Berlin, weil sie zwei Verpflichtungen hat in München — auf den Brettern, die die Welt bedeuten: Nämlich einmal in den Kammerspielen mit Luk Percevals Inszenierung von J. M. Coetzees „Schande“ und einmal im Volkstheater mit Sybille Bergs „Und jetzt: Die Welt“. Im Endeffekt pendelt sie zwischen München und Berlin, wobei sie auch anderen Teilen Deutschlands verbunden ist. Aufgewachsen ist sie z. B. in Hannover – und den astrein hochdeutschen Dialekt hört man. Lorna liebt ihre Wahlheimat München, hat sich aber den bayrischen Dialekt nicht angewöhnt — oder präsentiert ihn uns nicht. Berlin ist im Gegensatz zu München wild und bunt, ist schön, aber nicht so heimelig, weil ihre Freunde hauptsächlich in München sind. Lorna freut sich jedenfalls riesig auf das Theatertreffen im Haus der Festspiele. Das ist einer der schönsten kulturellen Orte in Berlin und das wichtigste Treffen für Theateraffine im ganzen deutschsprachigen Raum. Für sie ist es magisch, sich den Geschichten hingeben zu können.Aufgrund ihrer ganzen Art und Umgangsweise waren wir etwas überrascht, dass Lorna überhaupt für die Deutschlandstiftung Integration in Frage kommt, da sie bereits seit ihrem fünften Lebensjahr in Deutschland zu Hause ist — ihre Eltern kommen aus Uganda. Die Frage, ab wann man deutsch ist, beantwortet die Stiftung also anders als wir.

Und wenn jemand nach München kommt: Die Stücke laufen noch eine Weile!

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Milan Peschel (Shan Rahimkhan, Gendarmenmarkt)„Neugierig bleiben!“

Neugier ist sehr wichtig, sagt Milan. Für das Leben und das Schaffen als Künstler, zum Behalten der Bodenhaftung und der Aufmerksamkeit. Er versucht, sich den neugierigen Blick eines Kindes zu bewahren. Vorschnellen Urteilen gegenüber ist er abgeneigt. Er verbittet sich die Arroganz, zu wissen, wie alles geht. Milan mag den Blick hinter die Kulissen; er möchte verstehen, was Dinge bedeuten, wie sie entstehen.Milan wohnt in Berlin und ist daher zur Berlinale vor Ort. Was ihm in diesem Jahr für das Festival fehlt, ist Zeit. Er bereitet gerade seine Thea-terinszenierung vor. Proben in Heidelberg stehen an. Viel Spielraum für anderes bleibt nicht. Während der Berlinale wird er es nur zu wenigen ausgewählten Empfängen und Treffen schaffen. Dabei würde er gerne viele Filme sehen. Zwei Filme ganz besonders: Sebastian Schippers „Victoria“ heute und „Als wir träumten“ von Andreas Dresen, der am Montag im Wettbewerb läuft. Er wünschte, es wäre leichter an Premierenkarten zu kommen. Das kann man(n) ruhig mal betonen: Johannes Oerding zum Beispiel bekommt ein Zeitschriftenabo und kistenweise Lieblingsbonbons, nur weil er es einmal erwähnt hat. Wir würden die Daumen drücken und auf Unterstützung durch WHOMAG hoffen, wenn wir nicht um unseren Erscheinungstermin wüssten.Milan mag Kino, TV und Theater gleichermaßen. Er dreht viele Filme, inszeniert Theaterstücke und malt. Für sein Schauspiel wurde er mehrfach ausgezeichnet. Gerade hat er synchronisiert. In Kürze läuft ASTERIX in den Kinos an. Er leiht der Titelfigur seine Stimme. Dann startet DER NANNY von und mit Matthias Schweighöfer in den Kinos – Milan spielt die Titelfigur. Zu der Zeit wird er bereits sein Theaterstück inszenieren. In Heidelberg. Milan runzelt die Stirn. Alles ist eine Frage der Zeit. In seiner Freizeit liegt er gern auf der faulen Haut. Dafür kann man auch gern in Berlin bleiben, was er sowieso macht, wenn die Kinder Schule haben. Ansonsten genießt er es, raus aufs Land zu fahren. Milan ist ein Genießer und er arbeitet gern. Arbeit macht das Leben aus. Wenn da aber gerade nichts ansteht, schaut er Filme, liest, kocht etwas und heizt das Haus durch seine Anwesenheit: Jeder Mensch strahlt 100 Watt ab, wenn das nicht energieeffizient und nachhaltig ist?!

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simon Böer (Pomodorino & Saporito)„Gedanken sind Bausteine.“

Simon als Friedrichshainer Bewohner seit 1999 treffen wir stilecht am Petersburger Platz. Nachdem der von uns ausgewählte Laden geschlossen hat, nimmt uns Simon spontan mit zu seinem Lieblingsitaliener: Das Pomodorino & Saporito verfügt über ein phänomenal schönes Interieur und es gibt klasse Cappuccino (auf den wir von Giulio sogar eingeladen werden).Die Schauspielschule hat ihn vor 20 Jahren nach Berlin verschlagen und er freut sich sehr, durch längere Zeit in Neukölln die soziale Bandbreite kennengelernt zu haben. Dadurch konnte er seine eigenen Vorurteile bekämpfen, weil die krassesten „Gangster“ auf der Straße manchmal eben liebe Menschen sind und er ihnen auf Augenhöhe begegnen konnte. Schade ist natürlich, dass durch die voranschreitende Gentrifizierung viele dieser Leute ihr Zuhause verlassen müssen …Eigentlich war Simon während seiner Zivildienstzeit nebenbei als Barkeeper und Türsteher tätig, was ihm auch gereicht hätte — das Geld war gut. Aber seine Eltern wollten gern, dass er etwas Vernünfti-ges macht – wahrscheinlich hätten sie ihn am liebsten als Juristen oder Mediziner gesehen, aber sie haben seine (als alter Waldorfschüler) Neigung zum Schauspiel akzeptiert und ihn unter-stützt. Seine Eltern haben ihm schon immer beigebracht, dass man alles werden und machen kann,

was man sich wirklich von Herzen vornimmt. In diesem Sinne sind die oben genannten Gedanken Bausteine.Simon wollte nur auf eine staatliche Schauspiel-schule, was er dann auch geschafft hat — gut so, denn da er niemanden im „Business“ kannte und mit keinem bekannt bzw. verwandt war, wäre ihm ein Quereinstieg wahrscheinlich auch verwehrt geblieben und der Gedanke viel Geld für eine unsichere, private Ausbildung zu investieren, lag ihm fern.Wir lernen Simon als einen freundlichen, offenen Menschen kennen — erfolgreicher Schauspieler wird man nicht nur durch Talent, sondern insbesondere durch ganz viel Glück, dass man zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen ist. Ihm ist das geglückt und er kann seit über zehn Jahren damit seine Familie ernähren. Darauf ist er stolz und dem Schicksal dankbar.Die Berlinale kann er nur bedingt genießen, da er bereits in Kürze nach Südafrika fliegt, um einen Film mit Ulli Baumann zu drehen, der sogar einer seiner Lieblingsregisseure ist. Ein Jackpot, wie er sagt. Bei der Berliner Kälte kann man seine Freu-de darüber sehr gut nachvollziehen! Er würde gern vorher noch einen Film sehen — aber wer schafft das schon bei so einem vollen Programm?

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stephan Kampwirth (Hegestraße)„Good things happen when you‘re naked“

Wir treffen Stephan auf einem Hinterhof in Hamburg -Eppendorf, er kommt leger und cool um die Ecke und sagt, er habe heute morgen noch überlegt, einen Anzug anzuziehen — Wir finden in top so wie er ist. Die Berlinale in diesem Jahr ist für ihn ein Anlass, seinen im Herbst 2015 erscheinenden Film „Agnes“ zu promoten: Nach einem Roman von Peter Stamm, umgesetzt von Regisseur Johannes Schmid und Nora Lämmermann, ein „Art House“-Film über die Liebe zweier Menschen zwischen Realität und Fiktion.

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ann-Kathrin Kramer (Volksbühne Berlin)

Ann-Kathrin ist sehr entspannt — obwohl wir uns den hektischsten Platz ausgesucht haben. Diverse Leute drängen auf sie ein, um Autogramme und gemeinsame Fotos zu ergattern. Ann-Kathrin stört das nicht, weil es dazu gehört und es sehr nette Leute sind. Dieser Andrang ist ja auch eine Hommage an sie. Gleichzeitig mag sie Stille sehr gern. Ihr Mann und sie sind auch während der Berlinale in einem sehr ruhigen Hotel, sodass sie sich absolut erholt wieder in den Trubel stürzen kann.Was Ann-Kathrin nicht mag, ist, wie Menschen manchmal miteinander umgehen. Wenn man ins Flugzeug einsteigt und alle drängeln und motzen, rüpelhaft sind, obwohl es dabei nicht einmal um etwas geht. Der Flieger hebt ja deswegen keine Sekunde früher ab. Erschreckend wie es aussähe, wenn es mal wirklich um etwas ginge. In solchen Momenten in Menschenmengen gefangen zu sein, das muss Horror sein. Auch Egomanie, Borniertheit und Oberflächlich-keit bringen sie auf die Palme.Bei der Berlinale findet man Ann-Kathrin auch nur bei ausgewählten Veranstaltungen — Klasse statt Masse. Sie möchte lieber einen Regisseur treffen und etwas Konkretes planen, als sich in die nächste Feier zu stürzen. Sie genießt es, bei dieser „Klassenfahrt“ Menschen (geplant) wiederzu-treffen, die man sehen möchte — oder über Personen

zu „stolpern“, die man schon gar nicht mehr auf dem Schirm hatte. Diese Form der Berlinale genießt sie bis Sonntag, danach ist die Familie wieder wichtiger: Die Trennung zwischen Beruflichem und Privatem, öffentlicher Person und Privatperson, findet sich auch in der Wahl des Wohnsitzes. Die Familie lebt ländlich und ist naturverbunden. Dies ist der Gegenpol zu dem Lärm und Gewühl der Groß-stadt sowie den Dreharbeiten, bei denen sie dauernd unter Menschen ist. Ihr Zuhause ermöglicht es ihr, aus dem Bedürfnis, immer und überall dabei sein zu müssen, herauszukommen und nicht gehetzt zu sein. Viele Kollegen handhaben es ebenso.Ann-Kathrin mag also Kontraste. Auch schreibt sie gern und freut sich auf ihr nächstes Buch … was irgendwann erscheinen wird. Denn hier zeigen sich die Kontraste: Es gibt Zeiten, in denen es damit kaum vorangeht — und dann wiederum „fluppt“ es.

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Peter Ketnath (Savoy Hotel)„Go with the flow, Peter!“

Das wurde in Nordamerika immer zu ihm gesagt und für ihn bedeutet es, dass eh alles wiederkommt und man sich entspannen kann — alles passt irgendwie; das Leben verläuft in Kreisen. Relaxen mag er inzwischen auch wieder in Nordamerika — Mr Bush jr. hatte es ihm längere Zeit verleidet.Gelassenheit trägt Peter in sich, er hat ein gewisses Urvertrauen. Alles kommt zu seiner Zeit und so — er wirft sich nicht in Abenteuer, einfach nur um sich hineinzuwerfen. Stattdessen ist Peter offen für Neues. Daraus ergeben sich auch Abenteuer, jedoch mit einer anderen Ausgangslage. So ist er jetzt nicht mehr nur Schauspieler, sondern auch freischaffender Creative Producer und dreht viel in Brasilien und Lateinamerika.In Deutschland hat er zwei Wohnsitze, pendelt zwischen Stuttgart und Berlin. So dreht er weiter SOKO und spielt noch zumindest ein Jahr den Kommissar. Zur Berlinale ist er natürlich in Berlin, wo wir ihn im Savoy treffen. Peter hat sich die Location zwar nicht ausgesucht, fühlt sich aber aufgrund der filmischen Vergangenheit des Hotels sehr wohl — wie man sieht. Die chillige Lounge des Hotels gegenüber vom Delphi Filmpalast am Zoo hat viel Berlinalegeschichte, sodass Suiten im Hotel auch monatelang wegen der Berlinale an Cineasten vermietet wurden.Peter hat viel zu tun (großes Pensum!) und pendelt neben Deutschland auch zwischen den Kontinenten.

Wenn in Deutschland die Winterpause losgeht, fliegt er wieder in den Sommer und dreht in Lateinamerika: In Brasilien hat er im letzten Jahr auch in der erfolgreichsten Komödie mitgespielt. Diese Vielfalt verdankt er der Berlinale: Hier wurde er durch seine Sprachkenntnisse vor ein paar Jahren für den brasilianischen und lateinamerikanischen Markt gecastet. Auch dieses Jahr wird er in Brasilien wieder einen Film drehen — in Deutschland funktioniert es aufgrund der unterschiedlichen Drehpläne leider zeitlich nicht. Außerdem schreibt Peter und genießt es, viele Dinge parallel zu tun. Er mag Abwechslung sehr gern und verfolgt gern immer andere Projekte. In Deutschland kommt er nicht zum Filmemachen, weil es sich meistens mit den Drehplänen der Serie überschneidet. Bei der Berlinale hat er aber immerhin ein bisschen Zeit für Filme, auch wenn das leider wieder zu kurz kommt. Er hat zu viele Termine, weil er jetzt mit einer Produktionsfirma als Freelancing Creative Producer zu tun hat für den europäischen Filmmarkt. Ihm macht es so jedoch auf der Berlinale mehr Spaß — als Schauspieler nur auf Empfängen zu sein wäre ja auch todlangweilig. Als Creative Producer ist er auch ein bisschen Bindeglied zwischen Lateinamerika und hier, während gleichzeitig die europäische Connection verstärkt wird. Durch seinen Beruf reist er relativ viel, meistens berufsbedingt nach Lateinamerika. Die Zeit dort mit Arbeiten empfindet er fast intensiver als einen touristischen Aufenthalt — weil er Dinge anders wahrnimmt und die Mentalität mehr erlebt.Die Kombination von Familienleben und Meditation lässt Peter entspannen, wobei er das Geheimnis seiner Meditation nicht mit uns teilen mag — er hat sie über viele Jahre entwickelt. Seine Familie kommt ihn teilweise während seiner Winterdrehs besuchen, seine Stieftochter ist dreizehn, seine Söhne sind elf und drei. Eine ge-sunde Basis ist für Kinder wichtig, die haben sie aber auch. So kommen sie ihn einmal im Jahr in Lateinamerika für drei bis vier Wochen besuchen — vor drei Jahren waren es sogar einmal sieben Wochen. Für seine Kinder ist ihm wichtig, dass sie schon früh Unabhängigkeit lernen, dass sie nicht von seiner Anwesenheit abhängen. Sie sollen auch andere Kulturen erleben, aber positiv im Sinne eines Urvertrauens seitens der Kinder, dass alles so stimmt und richtig ist, wie es ist.Menschlich mag Peter Offenheit und Ehrlichkeit besonders. Wenn die anderen auch offen und ehrlich sind, kommt man mit fast allen Menschen klar. Unehrlichkeit und eine berechnende Art sind für Peter hingegen totale Abtörner.

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ina Weisse (Hackesche Höfe)„Weitermachen.“

Frau Weisse ist sehr beschäftigt, so haben wir wirklich Glück, dass wir sie per Fahrrad auf dem Weg zur S-Bahn noch abfangen können. Ina ist eine der wenigen Personen, die bei gefühlt arktischen Temperaturen noch mit dem Fahrrad unterwegs ist. Das ist doch einmal gelebte Nachhaltigkeit — auch wenn sie dafür drei Paar Strümpfe übereinander tragen muss! Ina ist gerade sehr in Eile. Sie dreht einen Dokumentarfilm über die Neue Nationalgalerie und den Beginn der Renovierungsarbeiten. Für die nächsten fünf Jahre wird das Museum geschlossen: Die letzten Bilder aus dem Untergeschoss sind ge-rade verpackt worden. Außerdem beginnt Ina in zwei Wochen mit den Dreharbeiten zu ihrem nächsten Film. In dem spielen Hannelore Elsner und Matthias Habich ihre Eltern. Ina ist während des Shootings (sie mag gestellte Fotos nicht …) und auch beim Interview sehr zurückhaltend. Überhaupt macht sie einen sehr sympathischen und keinesfalls aufmerksamkeitshei-schenden Eindruck. Wir freuen uns darauf, sie bald wieder in Fernsehen und Kino zu sehen — auch wenn sie hinter der Kamera ebenfalls fantastische Arbeit leistet!

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Björn Bugri (Café SETs)„Back to the roots.“

Björn begeistert uns in seinem eleganten Zwirn und empfiehlt uns gleich seinen Maßschneider: tailorintown.com. Natürlich ist das Bessere der Feind des Guten, sodass er jetzt kaum noch Ware von der Stange tragen mag. Abgesehen von der Eleganz erspart Maßkleidung viel Zeit, weil man sich nicht jedes Jahr neu einkleiden muss und deshalb mehr Zeit für andere Dinge hat, wie z. B. Sport: Meer und Berge genießt Björn sehr. Er ist passionierter Skifahrer und steht seit seinem dritten Lebens-jahr auf Skiern. Am liebsten fährt er dafür in die Schweiz, aber leider muss er damit aus gesundheitlichen Gründen gerade pausieren. Er liebt Sport und regelmäßige Bewegung.Aber er kehrt nicht nur optisch zu den Wurzeln zurück — Björn wohnt jetzt auch wieder in Wilmers-dorf, wohin es ihn bereits in seiner Studienzeit verschlagen hat. Er kennt aber auch andere Kieze, hat ewig lang in Kreuzberg gewohnt, dann auf dem Prenzelberg, im Wedding und jetzt die Rückkehr zu den Wurzeln, seiner ersten Anlaufstel-le. Er mag das ursprüngliche alte, das schöne gewachsene Westberlin, wobei auch die jetzigen Hipsterviertel ihn fasziniert haben, sonst hätte er dort nicht gewohnt. An unserem Treffpunkt, dem SETs, war er ebenfalls schon, aber jetzt ist es sehr voll — was auch für die Qualität spricht.Die von ihm jetzt gemeinten Roots sind aber auch in Berlin allgemein, das er gerade genießt. Vorher war er für das ZDF ein halbes Jahr an der Ostsee — für „Kripo Holstein-Mord und Meer“. Er hat die Zeit sehr genossen und hatte keine Sehnsucht nach Berlin, aber jetzt freut er sich doch, wieder hier zu sein. So geht er zu diversen Parties und Empfängen, genießt aber auch das gemütliche Spazierengehen und den Sonnenschein bei arktischen Temperaturen. Seinen Erholungsfaktor erlebt Björn ebenfalls hier, er muss nicht für drei Monate nach Thailand: Björn ist gern weg, kommt aber auch gern zurück. Björn macht gerade viel für das Fernsehen und hat daher ein großes Pensum. Er muss also viel Text „fressen“, gerade bei Serien. So wurde eine Folge in sieben Tagen gedreht und die vier bis fünf Tage Drehpause wurden schon für das Lernen für die nächste Folge genutzt. Zwar kennt er mit der Zeit seine Rolle und kann sich spontan einfinden, aber Vorbereitung war dennoch nötig.Aber der Stress macht ihm nichts aus, denn wenn ein Projekt vorbei ist, hat man als Schauspieler ja manchmal auch mehr Freizeit. Jetzt kommen nur noch gelassene Feiern, die er entspannt und ruhig angeht. Dasselbe gilt für die Treffen mit Regisseuren und Produzenten für die neuen Projekte. Da auf der Berlinale sowieso keine Jobs vergeben werden, kann er die restliche Tage dann in Ruhe genießen, denn: Was kommt, das kommt.

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natalia rudziewicz (U-Bahn Eppendorfer Baum)„When you really put your heart in the work, you don’t think of how you look. And I think that’s the beauty of it.“ — Juliette Binoche

Unter den U-Bahnschienen am Eppendorfer Baum treffen wir die gebürtige Hamburgerin Natalia.Was sie mag? Direktheit, Humor und Geradlinigkeit sagt sie — wie aus der Pistole geschossen. Ihren Job vor der Kamera, die Schauspielerei, beschreibt sie wie einen großen Zauberwürfel, welcher sich aus vielen Komponenten zusammen-setzt. „Für mich hängt die Arbeit aller Depart-ments unabdingbar miteinander zusammen. Ich mag es, im Kollektiv Geschichten zu erzählen. So setzten sich viele kleine Ideen zu einer großen zusammen.“

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Katharina Küpper (Starbuck’s am Potsdamer Platz)„Wer ehrlich ist, braucht keine Angst vor‘m Fettnäpfchen haben“

…wie viele Starbuck‘s gibt es am Potsdamer Platz eigentlich? Im dritten finden wir uns endlich … und Katharina hat sich den Starbuck’s ausgesucht, weil sie dachte, dass er einfach zu lokalisieren ist. Tja, vielleicht auch zu einfach. Außerdem ist Katharina gern ironisch, was bei vielen nicht so ankommt ... immerhin war der Treffpunkt nicht ironisch. Katharinas Aussage zu den Komplikationen: „Es war schwierig.“ Aber es hat noch ein gutes Ende gefunden. Wir lernen sogar ihren Mann Peter kennen — sie haben bald ihren ersten Hochzeitstag und freuen sich schon auf das vorangehende Yogaretreat. Dadurch dürften sie auch spätestens am Tag selbst entspannt sein. Vielleicht hilft das auch, um die „Hülle“, die man sich um sich selbst aufbaut, etwas zu verringern. Diese hat sie selbst direkt am Morgen wieder erlebt, als sie Regina Ziegler im Frühstückssaal ehrlich sagte, dass sie Regina klasse findet, dass ihre Arbeit spitze ist. So ein Lob ist in Deutsch-land für viele schwer zu akzeptieren. Katharina liegt menschliche Nähe am Herzen — diese ist hier jedoch z. T. Mangelware. So waren Peter und sie in der Stadt der Engel gestrandet, ohne zu wissen, wo sie sind, und ohne Möglichkeit, ihre „Zielperson zu kontaktieren“. Da hat ihnen hat ein Firmenchef weitergeholfen und sie uneigennützig unterstützt. Das hat beide sehr beeindruckt und so möchten sie

auch sein. Katharina steht dazu, dass sie ihre Mei-nung sagt und ihr Verhalten nicht unbedingt daran anpasst, wem sie gegenüber steht. Ihrer Meinung nach ist das auch die Zukunft der Schauspielerei — denn es geht immer mehr darum, ehrlich und authen-tisch zu sein und auch zu wirken. Beim ZDF scheint das prima anzukommen. Motzgurke TV bei KIKA läuft bereits in der dritten Staffel. Bei „Kripo Hol-stein-Mord und Meer“ sind zwei erfolgreiche Staffeln bereits ausgestrahlt; ob es eine dritte gibt, ist derzeit noch unklar. Bei Peter läuft es aber auch nicht schlecht – auch er ist Schauspie-ler. Sonst hätten sie sich vielleicht gar nicht kennengelernt. Sie kennen sich nämlich schon aus der Schauspielschule – die Hochzeit kam also relativ lange nach dem Beziehungsstart.Katharina hat einen Werbespot für die Targobank gedreht. Dafür war sie in Kapstadt und Stellen-bosch. Peter ist mitgekommen und sie waren noch schön klettern und auch sonst unterwegs: Katharina hat vor Freude geweint, als sie auf dem Sozius einer Harley unterwegs war. Der Ausblick vom Tafelberg aus war so atemberaubend, dass sie vollkommen überwältigt war…

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Patrick Mölleken (Waldorf Astoria)„In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst.“

In der futuristischen Lang Bar des Waldorf Astoria treffen wir Patrick: Wegen des filmischen Hinter-grundes und des Crossover Effects zwischen Anlehnungen an Fritz Langs Metropolis und amerikanischer Diner-Einrichtung hat sich Patrick diese Bar ausgesucht — abgesehen von dem Umstand, dass die Drinks echt lecker sind. Dennoch trinkt er heute nur einen Cappuccino. Sein Statement hat er von Augustinus von Hippo übernommen. Patrick ist sich sicher, dass man stets fest von seinen eigenen Ideen, Wünschen und Träumen überzeugt sein sollte, um andere Menschen mit der eigenen Begeisterung anzustecken und für seine Sache zu gewinnen — ob im Beruf oder im alltäglichen Leben, ob vor oder hinter der Kamera. Vor allem solle man sich selbst vertrauen. Nur wer an seine Arbeit und seine Vision glaubt, kann den Funken überspringen lassen. Genauso sei es im Schauspiel: Man muss sich mit voller Überzeugung in eine Rolle „reinknien“, um den Zuschauer oder Zuhörer berühren zu können.Patrick ist Rheinländer und aufgrund der Berlinale vor Ort. Er ist gerne in der Hauptstadt. Die Berliner Filmfestspiele sind wie ein Klassen-treffen der Filmbranche. Im Rahmen dessen genießt Patrick die vielen großartigen Filme, die beglei-tenden tollen Events — und die Begegnungen mit alten Freunden und neuen Kontakten. Neben seiner Tätigkeit als Schauspieler ist Patrick auch Sprecher — für die unterschiedlichsten Bereiche: Hörbücher, Hörspiele, Synchronisationen, Video-spiele und Werbung. Das ist sein zweites Standbein. Und für das Hörspiel „Wie man unsterblich wird“ erhielt er 2010 den Deutschen Hörbuchpreis.Man kann fast nicht glauben, dass der knapp 21-Jährige mittlerweile schon sein zehnjähriges TV-Jubiläum feiert. Begonnen hat alles mit den Dreh-arbeiten zu seiner damaligen Lieblingsserie „Alarm für Cobra 11“, in der er erste Erfahrungen vor der Kamera sammelte. Auf das Actiongenre ist Patrick jedoch nicht festgelegt. Es ist gerade die Arbeit an den unterschiedlichsten Produktionen und Charakteren, die ihn an der Schauspielerei fasziniert. Einige bestimmte Rollen empfand er als besonders intensiv — vor allem in der Vorbereitung. So zum Beispiel die des Amokläufers „Kilian“ in dem Film „WIR“. Oder seine Rolle als „Manfred Rommel“ in dem Kriegsdrama „Rommel“ — als Filmsohn von Ulrich Tukur, der den Wüstenfuchs verkörperte. Patrick sagt, er hat sich seiner komplexen Figur über zahlreiche Recherchen und mit ganz viel

Respekt genähert. Als Schauspieler trägt man immer eine gewisse Verantwortung, aber gerade solche Rollen, die wahre Begebenheiten und dabei so viel Leid realisieren, erfordern besonders viel Konzent-ration und Vorbereitung.In „Allein unter Irren“ spielte Patrick einen Asperger-Autisten. Das Thema beeindruckte ihn nachhaltig. Die Vorbereitungen auf den Dreh waren eine große Herausforderung: Nur eine Woche hatte er damals nach Abschluss eines anderen Filmprojekts Zeit, um sich in das Fachgebiet einzuarbeiten. Über einen Freund machte er Bekanntschaft mit einem betroffenen Autisten, der bereit war, über seine Krankheit zu sprechen und ihm von den spezifischen Merkmalen, wie beispielsweise der einhergehenden Emotionslosigkeit und den sogenannten „Inselfähig-keiten“, zu berichten. Das Treffen half dem jungen Schauspieler sehr, ein Gefühl für diese schwierige Lebenssituation entwickeln zu können.Patrick spielt grundsätzlich sehr intuitiv. Seiner Meinung nach hat man als Schauspieler die Aufgabe, seine Rolle wirklich zu leben. Die Herangehensweise ist hier immer dieselbe: Der Schlüssel zu jeder Fi-gur liegt in ihren Emotionen. Man muss sich auf die Rolle einlassen, sich mit ihr auf eine Ebene bege-ben, sie verstehen. Kritisch sieht er dagegen eine in erster Linie „technische“ Herangehens-weise, da diese für ihn grundsätzlich etwas Unnatürliches impliziert. Wenn man seine Figur eben nicht nur einfach „spielt“, sondern wirklich wie sie „fü hlt“, ergeben sich die eigenen Handlungen auf jeden gegebenen Reiz von selbst. Versagt diese Intuition jedoch, bleibt keine andere Möglichkeit, als Techniken und Werkzeuge heranzuziehen, um die geforderten Emotionen zu erzeugen. Techniken quasi als ein „Backup für den Notfall“.Für seine Rolle als Wehrmachtssoldat „Adam“ in „A Good Story“ schrieb Patrick wochenlang fiktive Tagebucheinträge. Der Kurzfilm unter der Regie von Martin-Christopher Bode und der Kameraführung von Hollywood-Größe Christopher Doyle gewann zahlreiche internationale Auszeichnungen, u. a. als „Best International Short“ und als „Film of the Festival“ auf dem 21th Raindance Filmfestival London. Damit sicherte er sich eine Qualifizierung für die Oscars.Patricks Lieblingsrolle, von der er hofft, irgend-wann einmal ein Pendant spielen zu dürfen, ist die des, von Al Pacino verkörperten, Michael Corleone in seinem Lieblingsfilm „Der Pate“. Hierbei reizt ihn besonders die Entwicklung der Figur: Ein junger Mann, der sich anfangs noch gegen die mafiösen Strukturen und Machenschaften seiner Familie wehrt, wird durch die gegebenen Umstände und familiären Ereignisse vom Unschuldigen zum Mitläufer — und schließlich zum Gefährlichsten aller Beteiligten.Außerdem gefällt Patrick der Look der 1920er und 1940er Jahre — er ist ein großer Fan dieser Zeit. Zum Shooting treffen wir ihn lässig in Jeans, T-Shirt und Lederjacke an. Letztere mag er besonders und nicht nur er fühlt sich dadurch an James Dean erinnert.

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Katharina Wackernagel (Delphi Filmpalast)„Du kannst nicht vorgeben, Honig zu sein, wenn du eine Bratwurst bist.“

Katharina ist dieses Wochenende sehr ausgebucht, sie ist sogar noch bis Dienstag im Stress. Da freuen wir uns natürlich umso mehr, dass sie sich auf dem Weg zum nächsten Termin noch kurz Zeit für uns genommen hat. Im Anschluss an die stressi-gen Termine freut sich Katharina schon sehr darauf, Filme auf der Berlinale zu genießen. Sie kauft ihre Tickets übrigens via Zufallsprinzip im Internet — sie geht dahin, wofür es noch Karten gibt.Soviel Stress muss man sich aber ja auch nichtmachen, einen Film unbedingt im Rahmen derBerlinale zu sehen. In Berlin gibt es so viele Kinos, dass man den Film immer sehen kann, wenn man möchte. Katharina setzt sich also für mehr Entspannung ein, was den Filmkonsum auf der Berlinale angeht. Irgendwann möchte sie auf jeden Fall „Victoria“ sehen. Sie hat von Freunden schon gehört, dass der Film der „absolute Hammer“ sei. Neben den offiziellen Terminen arbeitet Katharina gerade an einem Kinofilm (bzw. dessen Vermarktung), den sie mit ihrem Bruder produziert und finanziert hat: bestefreunde! Jonas Grosch hat das Buch geschrieben und Regie geführt. Der Film selbst kommt in Kürze in die Kinos, davor einen Preview. Wenn man selbst einen Kinofilm herausbringen will, sollte einem bewusst sein, dass es ein Fulltimejob ist: Ein Film macht wirklich viel Arbeit, wenn man selbst mit Finanzierung, Produktion und allen Details zu tun hat. Dann wird es doch sehr umfänglich und ist eine lange Beschäftigung. Mal abgesehen von Werbung, falls die Finanzierung noch nicht ganz steht — wie es bei

„bestefreunde“ der Fall war. Da haben Katharina und ihr Bruder sich Facebook und Medien zunutze gemacht — zumal auch die Berlinale sehr günstig ist, um Leute auf den Film aufmerksam zu machen.Passend zu ihrem Statement aus dem Film gibt es auch Postkarten zur Veröffentlichung, auf deren Rückseite eine kleine Packung Bio-Akazienhonig zu finden ist … da freuen wir uns doch schon sehr auf ihre Kinotour, um uns für den Honig zu bedanken.Noch Anfang des Jahres hat Katharina mit Karoline Eichhorn in Hamburg Theater gespielt, Anfang April geht es wieder los mit „Stralsund“ für das ZDF, und bis dahin steht die Kinotour und Promotion für „Beste Freunde“ an. Langweilig wird Katharina also nicht.Ein wichtiger Teil ihres Lebens ist Freiheit. Das passt einerseits zum Beruf, bei dem man sich nie festlegt und nie weiß, was das Jahr so bringt, ist aber andererseits ein extremer Widerspruch zur Arbeit an sich, denn man muss sein Leben extrem nach der Dispo organisieren und hat nur wenig Spielraum für „Extravaganzen“. Eine Zusage beinhaltet damit einen ganz festen Plan. Durch diese zweite Seite der Schauspielerei ist es für Katharina sehr wichtig, zwischendurch so frei wie möglich ihr Leben zu leben.Auch ein eigenes Projekt ist deshalb genial, weil man einen Schritt raus aus der Abhängigkeit wagt — man ist nicht mehr davon abhängig, wer einen anruft, haben will und letzten Endes besetzt. Diese Abhängigkeit gibt es auch im Spiel selbst, weil man dort vom jeweiligen Partner abhängt. Die Dynamik muss passen. Macht man etwas selbst, nach seinen eigenen Vorstellungen, ist man hier eine Spur freier. Also sollte Katharina die Tour mit „bestefreunde“ wohl wirklich genießen!

Karoline eichhorn (Delphi Filmpalast)„Lieber Schein als Sein.“

Die Hamburgerin kommt für die Berlinale nach Berlin — als Schauspieler muss man sich ja für ein paar Tage bei den Empfängen zeigen, das gehört sich einfach. Genau auf dem Weg zu einem solchen durften wir ihr auch begegnen — und dass genau der Delphi Filmpalast auf ihrer Route liegt, passt doch prima!Bis jetzt hat Karoline einen Film gesehen, der sie auch zu ihrem Statement inspiriert hat: 45 Jahre.Das Paar im Film war 45 Jahre verheiratet und damit sehr lebenserfahren. Dennoch bringt eine Nachricht sie ins Wanken. Die Freundin, die der Ehemann vor seiner jetzigen Frau hatte, war verschollen und wurde nun eingefroren in einem Gletscher gefunden.

Dieser Umstand bringt die Ehe auseinander, wobei beide so tun, als wäre das nicht so.Karoline findet es Wahnsinn, was es ausmacht, nicht kommunizieren zu können, obwohl man sich so genau und gut kennt, wie die beiden Figuren im Film. Wir alle begegnen viel zu häufig fehlender Kommunikation. Karoline wünscht sich daher Ehrlich-keit, sieht aber auch die Gefahren:Sobald man ehrlich ist, bekommt man eine „reingewürgt“, weil es nicht konform ist mit den gesellschaftlichen Konventionen. Dabei sollte man glücklich sein, wenn einem jemand die Wahrheit sagt. Aber auf Grund der Konventionen kann man häufig nicht ehrlich sein.In ihrer Freizeit mag Karoline genau das Gegenteil ihres Berufes — sie geht quasi in die Pole. Sie liebt es, Menschen zu begegnen, sich mit ihnen zu unterhalten und auseinanderzusetzen. Zentral sind dabei wahre Begegnungen – am besten gepaart mit Ehrlichkeit?!Karoline mag — neben Menschen — auch Bienen sehr gern und hat extra für sie schon Blumen auf ihrem Balkon gesät.

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antonio Wannek (Berliner TSC)„Wer Erleuchtung erlangen möchte, muss die Bestie verstehen.“ — MC Basstard

Antonio zähmt seine Bestie durch das Schauspiel, wo er meistens den Antagonisten mimt — und mit Hilfe des Kampfsports. Deshalb auch das eigentliche Boxsetting im Berliner TSC. Hier hat er sich zwei Wochen lang auf den Film „Die Kunst des Verlierens“ vorbereitet, in dem er in der Rolle eines Ex-Boxers zu sehen ist. Zusammen mit dem Hauptdarsteller Lukas Steltner, der im Film seinen Bruder spielt, hatte er im Berliner TSC für eine gemeinsame Kampfszene trainiert.Antonios favorisierte Kampfkunstart ist Jeet Kune Do, die von Bruce Lee erfunden wurde. „Formlos sein wie Wasser. Wenn du Wasser in eine Tasse füllst, wird es zur Tasse.“, sagte Lee einst, was sich natürlich auch wunderbar auf die Schauspielerei übertragen lässt.Antonio und MC Basstard, von dem er das Statement übernahm, haben eine Zeit lang zusammen gewohnt und stehen auch heute noch in Kontakt. MC Basstard bringt demnächst sein neues Horrorcore Rap-Album raus: MDZ (Meister der Zeremonie, was die deutsche Übersetzung der MC-Bedeutung „master of ceremony“ ist). Geplant ist im Rahmen dessen auch ein gemeinsames Musikvideo: Antonio übernimmt dabei die Regie - den Part des Regisseurs hat er in der Vergangenheit schon öfter eingenommen.Antonio ist sehr tiefgründig, was viele Leute auf den ersten Blick vielleicht nicht vermuten würden. Seinen Weltschmerz kann er — im Gegensatz zu vielen anderen — nicht ausblenden: „Wir sind täglich von dermaßen viel Elend umgeben, es gibt unglaubliches Leid auf der Welt. Wir zerstören mit der Natur die Basis unseres Lebens.“ All das will Antonio gar nicht ausblenden, auch wenn er nicht immer mit einer Hass- und Trauermaske herumlaufen mag. Er möchte das Elend sehen und dagegen angehen: „Was soll ein Mensch alleine tun?, fragte sich die halbe Menschheit.“ Wenn jeder einen kleinen Schritt macht, ist im Großen und Ganzen schon viel erreicht. Mit großer Klarheit sieht Antonio unsere heutige Form von Brot und Spielen, wobei er — ebenso wie die Berlinale — inhärenter Teil dieser Spiele ist, die von den aktuellen Problemen ablenken. Auch deshalb mag er den Rummel um die Berlinale nicht wirklich. Zwar kann er die Berliner Filmfestspiele inzwischen mehr genießen, aber die teilweise vorherrschende Oberflächlichkeit und Ignoranz sind für ihn nach wie vor nicht nachvollziehbar.

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Wotan Wilke Möhring (Shan Rahimkhan,Gendarmenmarkt)„Lieber Freude als Laune.“

Wotan freut sich gern. Launenhaftigkeit mag er überhaupt nicht. Die Welt ist ohnehin kompliziert genug. Seine Kinder mag er aber immer — auch dann, wenn sie mal launisch sind (was nicht nur bei seinen zwei Mädels häufiger vorkommt!).Dass er sich gern freut und er es auch mag, wie sich Freude in anderen reflektiert, erleben wir hautnah bei unserem Treffen vor dem Medienboard Empfang, beim Shooting im Salon von Shan Rahimkhan. Derzeit genießt er die Berlinale in vollen Zügen, aber die erste Woche reicht ihm. Wotan mag die Leute dort gern ein- bis zweimal treffen, aber was soll man im ganzen Veranstaltungsstress noch beim dritten Mal sagen?Abgesehen vom einen oder anderen Empfang, der auf der Agenda steht, möchte er sich gern noch „Victoria“ von Sebastian Schipper anschauen — ansonsten kommen die Filme aus Zeitgründen leider zu kurz … Er selbst stellt bei der Berlinale keinen Film vor. Dafür dreht er gerade in Berlin „Sex & Crime“. Wotan mag Zeit, die nicht verplant ist – und er mag gute Drehbücher, auch wenn sie relativ selten sind ... Wenn der Text beim Lesen des Buches nicht zur Figur passt, dann wird er auch in der filmischen Umsetzung nicht passen.Ihm ist der Unterschied zwischen geschriebenem und gesprochenem Wort sehr wichtig. Wotan hat Respekt vor dem geschriebenen Wort. Und vor der Ausarbeitung und Umsetzung eines Drehbuchs.Wichtig ist, dass Änderungs- und Anpassungswünsche aus der Rolle argumentiert werden, so wie alles immer aus der Rolle kommen (und gelassen werden)

muss. Das heißt, dass man bei jeder Figur davon ausgeht, dass sie in ihrer Welt das Richtige tut — das greift auch für die „Bösen“.In der Darstellung ist es unterschiedlich: Mal ist es leichter, eine Rolle zu spielen, die viele Überschneidungen mit dem eigenen Leben hat, manchmal greift das genaue Gegenteil.Dreharbeiten sind von Urvertrauen gegenüber dem Regisseur geprägt, weil er einem zeigt, wie er die Figur sieht und wie er sie haben will. Ein Schauspieler macht sich bei jeder Szene „nackt“ und lässt Blicke in sein Inneres zu. Hieraus formt der Regisseur das Endergebnis — auch beim Schnitt müssen die Darsteller ihm vertrauen. Bei Dreharbeiten kommt es zu einem Punkt, an dem man selbst die eigene Rolle so gut kennt, dass man den Regisseur quasi entlasten kann. Auch mit textlichen Anpassungen vom Darsteller.Jeder kann das erfüllen, was im Drehbuch steht — aber „das Quäntchen extra“ macht einen aus. Dafür ist der Regisseur wichtig, sonst bietet man immer „second best“ an: Das, was man schon kann. Gute Regisseure führen einen zu dem, was man noch nicht kennt, zum Neuland. Da kommt man nicht immer hin, also nicht bei jedem Film und jeder Szene. Manche Regisseure wollen einen dahin treiben. Wenn das gelingt, ist es ungeheuer viel wert — weit mehr als das Drehangebot als solches.

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Published byOlaf KroenkeCreation Editing Imagingby WHO MagazineArtdirection byKunhild HaberkernProduced by www.production-world.defor WHO MagazinePhotographs by Olaf KroenkeMaking of images and clipsby Ava Dreessen Britta MeuresAlexander SiemersCatharina DethlefsCopywriters, logs byJana GörnerCatharina DethlefsMusic written and performed by Olaf Kroenke

ContributorsKunhild HaberkernAva DreessenOlaf KroenkeKirsten BaetzelBritta MeuresAlexander SiemersJana Görner

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