5
SCHWERPUNKT WEB-TO-PRINT 12 Deutscher Drucker | Nr. 8 | 23.4.2015 | print.de Wie funktionieren eigentlich moderne Online-Druckereien? VOLLAUTOMATISIERUNG ALLER GESCHÄFTSPROZESSE ó Online-Druckereien müssen täglich eine Vielzahl an variablen Produkten just-in-time zu wettbewerbsfähigen Konditionen produzieren und liefern. Hierzu wird Business-Software benötigt, die alle Geschäftsprozesse und Funktionen in einem einheitlichen System integriert und automatisiert – bei voller betriebswirtschaftlicher Kontrolle des Geschehens. Doch wie geht das genau? AUSGANGSLAGE ó Die Umsatzentwicklung der Druckereibranche in Deutschland ist unbestritten rückläufig, wäh- rend Online-Druckereien ihren Anteil an diesem Gesamtumsatz stetig weiter ausbauen. Trotzdem wird allgemein angenommen, dass sich auch die- ser Markt in den nächsten Jahren konsolidieren wird. Fachleute empfehlen den Unternehmen, die bereits auf dem Feld Online-Printing agieren, und solchen, die es anstreben, modularisierte und weitgehend automatisierte Prozesse einzusetzen, um langfristig das eigene Überleben zu sichern. Geschäftsprozessautomation ist also die unver- zichtbare Voraussetzung, ein hohes Volumen an Kundenaufträgen in stark unterschiedlichen Auf- lagen, hoher Varianz und Individualität in kürzes- ter Zeit wirtschaftlich produzieren und liefern zu können. Einerseits ist ein hohes Auftragsvolumen notwendig, um Einzelaufträge sinnvoll zusam- menzufassen, andererseits muss dieses Volumen mit einem Minimum an administrativem Auf- wand abwickelbar sein – bei wachsenden Anfor- derungen an den Kundenservice. LÖSUNGSARCHITEKTUR. Die in allen Indus- trien grundlegenden Geschäftsprozesse sollten mit einer möglichst weit verbreiteten Standard- Business-Software abgebildet werden, die es er- möglicht, druckereispezifische Prozesse mithilfe von Entwicklungstools der Standard-Software hin- zuzufügen. Ergebnis ist ein hochintegriertes, einheitliches System mit definierten Schnittstellen zur Drucke- reitechnik, das grundlegend durch den Standard- Softwarehersteller und branchenbezogen durch ein branchenkundiges Softwarehaus laufend opti- miert und erweitert wird. In der Regel in Entwick- lungspartnerschaft mit führenden Druckereiun- ternehmen. GRUNDLAGEN Um einen hochautomatisierten Auftragsdurch- lauf zu ermöglichen, sind zunächst die Grundla- gen zu schaffen, die sich auf fünf Bereiche konzen- trieren: ó der Webshop als Frontend zum Kunden mit Integration zum Verkauf in beiden Richtun- gen, ó der Verkauf mit seinen Produkten, Varianten, Grund- und Aufpreisen, Zahlungs- und Lie- ferbedingungen und sonstigen Stammdaten, ó die Kalkulation auf der Grundlage von Ferti- gungswegen, Leistungskatalog, Rohmateria- lien, Fracht- und Paketdiensttarifen, ó der Einkauf mit seinen Einzel- und Gemein- kostenmaterialien, Lieferanten und Preislisten, AUS DER PRAXIS In enger Zusammenarbeit mit der Dr. Lauter- bach & Partner GmbH (Zweibrücken) und der Schmitthenner Software & Consulting GbR (Potsdam) zeigt Deutscher Drucker auf, wie eine professionelle Web-to-Print-Gesamtlö- sung für Online-Druckereien aussehen kann. Prozesse und Workflows, wie hier beschrie- ben, sind heute in der Praxis bei führenden Online-Druckereien größtenteils Standard. Auftragsgewinnungsprozesse • Anfragenabwicklung • Variantenkalkulation • Preisfindung & Angebote • Kunden-/Serviceaufträge Materialwirtschaft • Beschaffung • Lagerwirtschaft • Lagerplatzverwaltung • Materialfluss-Steuerung • Etikettendruck Personalwirtschaft • Zeitwirtschaft • Personalabrechnung Planungsprozesse • Material-/Kapazitätsplanung • Intercompany Business • Produktionsplanung • Optimierung Auftragsfolge Produktion und Rückmeldung • Betriebsdatenerfassung • Maschinendatenerfassung • Elektronische Auftragstasche • Produktionscontrolling • Instandhaltung • Qualitätsmanagement Versand und Abrechnung • Transportplanung • Paketdienstintegration • Fakturierung von Waren • Fakturierung von Services • Reklamationsmanagement Finanzen und Controlling • Finanzbuchhaltung • Anlagenbuchhaltung • Kostenstellenrechnung • Vor- und Nachkalkulation • Ergebnisrechnung • Management Reporting Webshop-Integration • Automatische Auftragsanlage • Stammdatensynchronisierung • Laufende Statusmeldungen • Übergabe der Produkte und Varianten an den Shop mit Grund- und Aufpreisen Integration Druckvorstufe • PDF-Workflow mit Preflight- Check-Integration • JDF-Anbindung Druckvorstufe • JDF-Anbindung Belichter • Integration Druckplattenstapler • JDF-Anbindung Offsetdruck Ausschießautomation • Mathematische Falzarten- definition • Findung optimaler Fertigungswege • Automatische Produktzer- gliederung • Generierung von Sammelbogen nach Lieferprioritäten, • Gesamt-PDF-Ausgabe mit Marken • Anbindung Druckplattenstapler Automatisierte Kalkulation • Leistungskatalog typischer Verfahren und Maschinen • Erschwernis- und Leistungs- minderungsfaktoren • Regelwerk für Ausschuss-, Rüst- und Leistungsvorgaben • Generierung von Standard- und Individualprodukten • Pflege von Erfahrungswissen • Findung kritischer Auflagen bei alternativen Fertigungswegen • Frachtkostenberechnung Finishing & Distribution Cockpit • Aufteilung der Auflage nach beliebig vielen Lieferadressen • Packoptimierung pro Lieferung • Elektronische Paketdienst- integration und Fracht- abwicklung per Spedition • Reseller-Abwicklung • Versandetikettendruck • Tracking-Code-Paketverfolgung Staffelpreisfindung im Tableau • Zielpreis-/Preisuntergrenzen- vorschläge für beliebige Staffeln • Aufpreisprinzip für Varianten und Zusatzleistungen • Deckungsbeitragsrechnung • Berücksichtigung von Risiken für Bogenauslastung, Verwurfs- und Mehrfachnutzen • Automatische Interpolation von Preisen für Zwischenauflagen • Erstellung von Preislisten und Datei-Export an Webshop Sonstige Spezifika • Statuskontrolle am Kundenauftrag • Automatische Aufhebung der Sperre bei Zahlungseingang und Preflight-Check-OK • Neuberechnung Lieferdatum bei Auftragsfreigabe • BDE-Sammelrückmeldung für Kleinaufträge • Sammelnachkalkulation Grundlegende Prozesse und Funktionen Spezifische Prozesse und Funktionen

Wie funktionieren eigentlich moderne Online-Druckereien? · zu pflegen. Dazu gehören Materialarten, Materi-alstamm, Materialvarianten und das Coding. Die automatische Bezugsquellenfindung

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Wie funktionieren eigentlich moderne Online-Druckereien? · zu pflegen. Dazu gehören Materialarten, Materi-alstamm, Materialvarianten und das Coding. Die automatische Bezugsquellenfindung

SCHWERPUNKT WEB-TO-PRINT

12 Deutscher Drucker | Nr. 8 | 23.4.2015 | print.de

Wie funktionieren eigentlichmoderne Online-Druckereien?VOLLAUTOMATISIERUNG ALLER GESCHÄFTSPROZESSE ó Online-Druckereien müssen täglich eine Vielzahlan variablen Produkten just-in-time zu wettbewerbsfähigen Konditionen produzieren und liefern. Hierzu wirdBusiness-Software benötigt, die alle Geschäftsprozesse und Funktionen in einem einheitlichen System integriertund automatisiert – bei voller betriebswirtschaftlicher Kontrolle des Geschehens. Doch wie geht das genau?

AUSGANGSLAGE

ó Die Umsatzentwicklung der Druckereibranchein Deutschland ist unbestritten rückläufig, wäh-rend Online-Druckereien ihren Anteil an diesemGesamtumsatz stetig weiter ausbauen. Trotzdemwird allgemein angenommen, dass sich auch die-ser Markt in den nächsten Jahren konsolidierenwird. Fachleute empfehlen den Unternehmen,die bereits auf dem Feld Online-Printing agieren,

und solchen, die es anstreben, modularisierte undweitgehend automatisierte Prozesse einzusetzen,um langfristig das eigene Überleben zu sichern.Geschäftsprozessautomation ist also die unver-zichtbare Voraussetzung, ein hohes Volumen anKundenaufträgen in stark unterschiedlichen Auf-lagen, hoher Varianz und Individualität in kürzes-ter Zeit wirtschaftlich produzieren und liefern zukönnen. Einerseits ist ein hohes Auftragsvolumennotwendig, um Einzelaufträge sinnvoll zusam-

menzufassen, andererseits muss dieses Volumenmit einem Minimum an administrativem Auf-wand abwickelbar sein – bei wachsenden Anfor-derungen an den Kundenservice.

LÖSUNGSARCHITEKTUR. Die in allen Indus-trien grundlegenden Geschäftsprozesse solltenmit einer möglichst weit verbreiteten Standard-Business-Software abgebildet werden, die es er-möglicht, druckereispezifische Prozesse mithilfevon Entwicklungstools der Standard-Software hin-zuzufügen.

Ergebnis ist ein hochintegriertes, einheitlichesSystem mit definierten Schnittstellen zur Drucke-reitechnik, das grundlegend durch den Standard-Softwarehersteller und branchenbezogen durchein branchenkundiges Softwarehaus laufend opti-miert und erweitert wird. In der Regel in Entwick-lungspartnerschaft mit führenden Druckereiun-ternehmen.

GRUNDLAGEN

Um einen hochautomatisierten Auftragsdurch-lauf zu ermöglichen, sind zunächst die Grundla-gen zu schaffen, die sich auf fünf Bereiche konzen-trieren:ó der Webshop als Frontend zum Kunden mit

Integration zum Verkauf in beiden Richtun-gen,

ó der Verkauf mit seinen Produkten, Varianten,Grund- und Aufpreisen, Zahlungs- und Lie-ferbedingungen und sonstigen Stammdaten,

ó die Kalkulation auf der Grundlage von Ferti-gungswegen, Leistungskatalog, Rohmateria-lien, Fracht- und Paketdiensttarifen,

ó der Einkauf mit seinen Einzel- und Gemein-kostenmaterialien, Lieferanten und Preislisten,

AUS DER PRAXIS

In enger Zusammenarbeit mit der Dr. Lauter-bach & Partner GmbH (Zweibrücken) und derSchmitthenner Software & Consulting GbR(Potsdam) zeigt Deutscher Drucker auf, wieeine professionelle Web-to-Print-Gesamtlö -sung für Online-Druckereien aussehen kann.Prozesse und Workflows, wie hier beschrie-ben, sind heute in der Praxis bei führendenOnline-Druckereien größtenteils Standard.

Auftragsgewinnungsprozesse• Anfragenabwicklung• Variantenkalkulation• Preisfindung & Angebote• Kunden-/Serviceaufträge

Materialwirtschaft• Beschaffung• Lagerwirtschaft• Lagerplatzverwaltung• Materialfluss-Steuerung• Etikettendruck

Personalwirtschaft• Zeitwirtschaft• Personalabrechnung

Planungsprozesse• Material-/Kapazitätsplanung• Intercompany Business• Produktionsplanung• Optimierung Auftragsfolge

Produktion und Rückmeldung• Betriebsdatenerfassung• Maschinendatenerfassung• Elektronische Auftragstasche• Produktionscontrolling• Instandhaltung• Qualitätsmanagement

Versand und Abrechnung• Transportplanung• Paketdienstintegration• Fakturierung von Waren• Fakturierung von Services• Reklamationsmanagement

Finanzen und Controlling• Finanzbuchhaltung• Anlagenbuchhaltung• Kostenstellenrechnung• Vor- und Nachkalkulation• Ergebnisrechnung• Management Reporting

Webshop-Integration• Automatische Auftragsanlage• Stammdatensynchronisierung• Laufende Statusmeldungen• Übergabe der Produkte und

Varianten an den Shop mitGrund- und Aufpreisen

Integration Druckvorstufe• PDF-Workflow mit Preflight-

Check-Integration• JDF-Anbindung Druckvorstufe• JDF-Anbindung Belichter• Integration Druckplattenstapler• JDF-Anbindung Offsetdruck

Ausschießautomation• Mathematische Falzarten-

definition• Findung optimaler Fertigungswege• Automatische Produktzer-

gliederung• Generierung von Sammelbogen

nach Lieferprioritäten,• Gesamt-PDF-Ausgabe mit Marken• Anbindung Druckplattenstapler

Automatisierte Kalkulation• Leistungskatalog typischer

Verfahren und Maschinen• Erschwernis- und Leistungs-

minderungsfaktoren• Regelwerk für Ausschuss-, Rüst-

und Leistungsvorgaben• Generierung von Standard-

und Individualprodukten• Pflege von Erfahrungswissen• Findung kritischer Auflagen

bei alternativen Fertigungswegen• Frachtkostenberechnung

Finishing & Distribution Cockpit• Aufteilung der Auflage nach

beliebig vielen Lieferadressen• Packoptimierung pro Lieferung• Elektronische Paketdienst-

integration und Fracht-abwicklung per Spedition

• Reseller-Abwicklung• Versandetikettendruck• Tracking-Code-Paketverfolgung

Staffelpreisfindung im Tableau• Zielpreis-/Preisuntergrenzen-

vorschläge für beliebige Staffeln• Aufpreisprinzip für Varianten

und Zusatzleistungen• Deckungsbeitragsrechnung• Berücksichtigung von Risiken

für Bogenauslastung, Verwurfs-und Mehrfachnutzen

• Automatische Interpolation vonPreisen für Zwischenauflagen

• Erstellung von Preislisten undDatei-Export an Webshop

Sonstige Spezifika• Statuskontrolle am Kundenauftrag• Automatische Aufhebung der

Sperre bei Zahlungseingangund Preflight-Check-OK

• Neuberechnung Lieferdatum beiAuftragsfreigabe

• BDE-Sammelrückmeldung fürKleinaufträge

• Sammelnachkalkulation

Grundlegende Prozesse und Funktionen

Spezifische Prozesse und Funktionen

Page 2: Wie funktionieren eigentlich moderne Online-Druckereien? · zu pflegen. Dazu gehören Materialarten, Materi-alstamm, Materialvarianten und das Coding. Die automatische Bezugsquellenfindung

SCHWERPUNKT WEB-TO-PRINT

ó der Bereich Finanzen und Controlling mitder Kostenstellenrechnung, der Bildung vonStundensätzen, dem finanziellen Kalkulati-onsschema mit Zielpreis und Preisuntergren-ze-Definitionen, Gemeinkosten- und Risiko-zuschlägen.

WEBSHOP-INTEGRATION. Der Webshop wirdüber Standard-Technologie an das Verkaufsmo-dul angebunden. Umgekehrt erhält der Webshoplaufende Auftragsstatus-Informationen aus demStandard-System. Wesentliche Arbeitspakete beimAufbau der Grundlagen sind die Datenexporteüber Produkte, feste Produktspezifikationen, va -riable, produktbezogene und generelle Zusatz-optionen sowie die zugehörigen Grund- und Auf-preise. Die Gliederung des Produktspektrums nachProduktgruppen wie Flyer, Folder, Magazine, Pla-kate, Blocks etc. und die Festlegung der entspre-chenden festen und variablen Attribute stehenam Anfang.

KALKULATION. Im Mittelpunkt der Grundla-genarbeit steht die Kalkulation der Shop-Produk-te und deren Varianten auf Basis von Leistungs-katalogen und optimalen Fertigungswegen. ImBereich Magazine sind die Produkte automatischin Teilprodukte zu zergliedern. Grundsätzlich wer-den auch konkurrierende Fertigungswege auto-matisiert kalkuliert und auflagenabhängig diejeweils wirtschaftlichste Fertigungsversion gefun-den, beispielsweise Einzel- versus Zusammen-druck, Einfach- versus Doppelproduktion, Ver-gleich verschiedener Formatklassen, Paketdienstversus Spedition, Verwurf versus 2. Druckform.Eine wichtige Funktion ist die automatische Be -stimmung der optimalen Verpackung unter Be -rücksichtigung der Paketgewichtsgrenzen.

Die Vielzahl der Staffelmengen erfordert eineGliederung der Herstellkosten nach Setup undRun, um in gesicherten GrenzauflagenbereichenKostenableitungen vornehmen zu können. Wei-tere Gliederungen sind Bogen- und Einzelpro-

dukt-abhängige Kostenelemente sowie Eigen- undFremdkosten. Bei Veränderungen der Kosten- undLeistungsgrundlagen ist eine automatisierte Re-Kalkulation des gesamtem Produkt- und Varian-tenspektrums nach Produktgruppen möglich.

PREISFINDUNG. Weitere wesentliche Grundla-genarbeit ist die Preisfindung der Produkte und

Varianten mithilfe eines Preistableaus. Aufgrundder Kalkulationsdaten werden hier für Hundertevon Mengen (Staffel), Zielpreise und Preisunter-grenzen vorgeschlagen. Der Verkaufspreis für Eck-auflagen wird manuell oder aufgrund frei defi-nierbarer Soll-Deckungsbeiträge automatischfixiert, Preise für Zwischenauflagen über Interpo-lation massenhaft generiert. Das System kennt

Ausschnitt aus der Vorkalkulation.

Ausschnitt aus der Verkaufspreisfindung.

Page 3: Wie funktionieren eigentlich moderne Online-Druckereien? · zu pflegen. Dazu gehören Materialarten, Materi-alstamm, Materialvarianten und das Coding. Die automatische Bezugsquellenfindung

SCHWERPUNKT WEB-TO-PRINT

14 Deutscher Drucker | Nr. 8 | 23.4.2015 | print.de

die Grenzauflagen bei konkurrierenden Ferti-gungsversionen und legt automatisch die ent-sprechenden Kosten zugrunde. Die Preisfindungerfolgt unter Berücksichtigung von Flächenäqui-valenzen, Bogenauslastungs-, Einteilungs- undVerwurfsrisiko. Neben den produktbezogenenGrundpreisen werden die Aufpreise abhängig vonvariablen Zusatzoptionen berechnet oder fixiertund als Datenexport dem Shop zur Verfügunggestellt.

BESCHAFFUNG. Im Einkaufsbereich sind dieDaten zu Einzel- und Gemeinkostenmaterialienzu pflegen. Dazu gehören Materialarten, Materi-alstamm, Materialvarianten und das Coding. Dieautomatische Bezugsquellenfindung setzt diePflege von Lieferantenmaterialinfosätzen mitEinkaufspreisen und Preisstaffeln voraus. Zu- undAbschläge sind abhängig von variablen Attribu-ten zu hinterlegen. Die Kalkulation greift auto-matisch auf aktuelle Einkaufspreise zu. Bei Ände-rungen erfolgt eine entsprechende Aktualisierung.

VOREINGESTELLTE SYSTEME. Standardsyste-me sind auf spezielle Belange des Kunden ein-stellbar, ohne dass eine Programmierung erfor-derlich ist. Hierzu zählen Organisationsstrukturenwie Kostenrechnungskreise, Buchungskreise, Wer-ke, Verkaufs- und Einkaufsorganisationen sowie

die Lagerorganisation. Grundlegende Prozesseund spezifische Lösungskomponenten sind bereitsfertig im Auslieferungssystem voreingestellt.

WESENTLICHE GESCHÄFTSPROZESSE

SHOP-BESTELLUNG, Preflight, Kundenauftrags-freigabe: Der Prozess beginnt mit einer Kunden-bestellung im Webshop. Die Bestellung wird mitihren Bestellpositionen erfasst und kann beiBedarf abgeändert werden. Der Kunde hat ver-schiedene Zusatzoptionen zur Auswahl, die denVerkaufspreis bestimmen. Am Ende des Bestell-vorgangs werden alle Daten inklusive des berech-neten Verkaufspreises einschließlich Begleitin-formationen wie Zahlungsart und Lieferpriori-tät über eine technische Schnittstelle an das Stan-dardsystem übergeben, dort erfolgt die vollauto-matische Anlage des Kundenauftrags mit beliebigvielen Positionen und bei Bedarf mehreren Lie-feradressen pro Bestellposition.

Druckvorlagen gelangen über den Shop in einenOrdner auf dem FTP-Server. Erst wenn die Druck-vorlagen vollständig sind, wird der Preflight-Checkdurch das Standardsystem angestoßen, um dieDateien eindeutig zu kennzeichnen. Der Pre-flight-Check vergleicht die Druckvorlage mit derProduktspezifikation und meldet automatisch dasErgebnis, welches automatisch an den Shop trans-

feriert wird. Im Falle einer Warnung ist ein Updateder Kundenauftragsposition möglich, ansonstenerfolgt Rückweisung bzw. Annahme. Bei „Druck-vorlage OK“ wird eine PDF-Datei erzeugt und einDateipfad an das Standardsystem weitergeleitet,welches den Status der Kundenauftragspositionaktualisiert, diese mit der entsprechenden PDF-Datei verknüpft und die URL des Dateipfadesspeichert.

Bei Zahlungseingang erfolgt eine automatischeMeldung aus dem Finanzwesen, die den Statusder Kundenauftragsposition aktualisiert. Erst wenndie Druckvorlage OK und der Zahlungseingangerfolgt ist, wird die Sperrung des Kundenauftragsautomatisch aufgehoben, der Liefertermin neuberechnet und der Auftrag über die Sequenzpla-nung an die vollautomatische Bogeneinteilungs-software (Composer) weitergeleitet.

BOGENEINTEILUNG, Gesamt-PDF-Freigabe Fer-tigungsauftrag: Nach Freigabe der Kundenauf-tragsposition generiert das Standardsystem Plan-aufträge mit Kapazitätsbedarfen und Ecktermi-nen, die via Sequenzplanung an den Composertransferiert und dort sekundenschnell in Sam-melbogen unter Berücksichtigung der Lieferprio-ritäten eingeteilt werden. Ein Performance-Indi-kator zeigt mangelnde Bogenauslastungen, Auf-lagensplits und Verwurfsmengen an. Wenn derspäteste Startermin für den Druck noch in derZukunft liegt, gehen schlechte Bogeneinteilungenzurück in den Auftragspool und werden später inneuen Kombinationen erneut automatisch ein-geteilt. Der Composer zeigt die einzelnen Druck-bilder auf dem Druckbogen pixelreduziert an undschießt in Abhängigkeit der Grenzauflagen zwi-schen Einzel- und Zusammendruck entsprechendautomatisch aus.

Im Hintergrund wurden bereits Materialbe-darfe berechnet, Bestände reserviert, Fehlbestän-de ermittelt, Bestellanforderungen generiert undan den Einkauf weitergeleitet.

Bei Akzeptanz der Bogeneinteilungen erfolgtdie Generierung von Bogen- und Einzelfertigungs-aufträgen sowie die Übergabe an das Planungs-system. Dort werden die Aufträge automatischein- und bei Kapazitätsengpässen automatischauf alternative Maschinen umgeplant. Für einenbestimmten Planungshorizont wird ein Optimie-rungslauf gestartet, der die optimale Fertigungs-reihenfolge ermittelt und Kapazitätsbedarfsein-Composer-Einteilungsvorschlag mit grafischem Content.

Geschäftsprozess Shop-Bestellung, Preflight-Check, Zahlungseingang undFreigabe Kundenauftragsposition.

Geschäftsprozess Sequenzplanung, Composing (Ausschießautomation) und Frei-gabe Fertigungsaufträge.

Page 4: Wie funktionieren eigentlich moderne Online-Druckereien? · zu pflegen. Dazu gehören Materialarten, Materi-alstamm, Materialvarianten und das Coding. Die automatische Bezugsquellenfindung

SCHWERPUNKT WEB-TO-PRINT

sparungen sofort berechnet und sowohl in dergrafischen Plantafel als auch im Fertigungsauf-trag selbst anzeigt. Ergebnis der automatisiertenPlanung ist eine verbindliche Fertigungsreihen-folge mit exakten Start- und Enduhrzeiten proMaschine. Nach Freigabe des Planungshorizonteswerden die Fertigungsaufträge automatisch andas BDE-System übertragen.

Parallel zur Übergabe der Fertigungsaufträge andas Planungssystem erfolgt auch die Übergabe anden PDF-Builder, der ein Gesamt-PDF des Druck-bogens mit allen Marken, Druckkontrollleiste,Barcodes für die Druckplattenerkennung ausgibtund die Generierung von XML-Dateien für RIP, JDFund den Prepress-Workflow anstößt.

Die Druckplattenherstellung erfolgt automati-siert. Der Plattenabkanter liest den Barcode, sta-pelt die Druckformen auf druckmaschinenbezo-genen Wagen in der geplanten Auftragsfolge undsendet automatisch die Information „Platten fer-tig“ an den Bogenfertigungsauftrag.

PRODUKTION & RÜCKMELDUNG. Mit Freiga-be der Bogen- und Einzelfertigungsaufträge be-ginnt im Lager die Bereitstellung der Rohware.Die Rohwarenpaletten sind mit Barcode-Etiket-ten gekennzeichnet, sodass sowohl die Bereitstel-lung zur Produktion als auch die Entnahme aufFertigungsaufträge über Scanner erfolgen kann.

An den BDE-Terminals wird der Arbeitsvorratpro Maschine in rüstoptimaler Reihenfolge verfüg-barkeitsgeprüft und minutengenau nebst allenFertigungsanweisungen und mitgeltenden Doku-menten papierlos angezeigt.

Die Druckmaschinen sind über JDF/JMF-Schnitt-stellen voll in BDE, Planung und die Geschäfts-ebene integriert, sodass die Rückmeldetätigkeitsich auf ein Minimum beschränkt. Das Standard-system erlaubt die Anbindung aller Maschinenin einem einheitlichen System. Die Planschneidererhalten über Schnittstelle Schneidedaten ausdem Composer, die nur noch mit der Schneide-folge zu vervollständigen sind.

Das BDE-System arbeitet grundsätzlich ereig-nisbezogen und erfasst automatisch Rüst-, Pro-duktions- und Störzeiten, Produktionsmengen,Ausschuss und den tatsächlichen Personaleinsatz.Farben, Lacke, Verpackungsmaterial werden auto-matisch via Backflushing auf Fertigungsaufträge

entnommen, Zeiten, Mengen und Personalein-satz automatisch verbucht und stehen für Pro-duktionsplanung, Steuerung und Auftragsfort-schrittskontrolle sowie im Controlling für Abwei-chungsanalysen und finanzielle Auswertungenzur Verfügung.

Bei Kleinauflagen ist es möglich, eine beliebiglange Liste von Einzelfertigungsaufträgen amBDE-Terminal zu markieren, um die Rückmel-dung zusammenzufassen. Der einmalig rückge-

meldete Zeitverbrauch bezieht sich so auf alle Ein-zelaufträge und wird gemäß Mengen- oder Plan-zeit-Relation automatisch gesplittet und auf Ein-zelaufträge verbucht.

Die Steuerung des innerbetrieblichen Materi-alflusses erfolgt ebenfalls über Barcodes und mo-bile Scanner. Das System erzeugt on Demand Sta-pelflaggen zur eindeutigen Kennzeichnung undStapelverfolgung. Bei Sammelbogen werden aucheinzelauftragsbezogene Stapelflaggen mit pixel-

BDE-Terminal: Vorgangsanmeldung – Sammelrückmeldung durch Markierung mehrerer Vorgänge. Das heißt,die rückgemeldete Zeit wird automatisch auf die Einzelvorgänge verteilt.

Automatische Produktionsplanung und Optimierung der Fertigungsfolgen.

Page 5: Wie funktionieren eigentlich moderne Online-Druckereien? · zu pflegen. Dazu gehören Materialarten, Materi-alstamm, Materialvarianten und das Coding. Die automatische Bezugsquellenfindung

SCHWERPUNKT WEB-TO-PRINT

16 Deutscher Drucker | Nr. 8 | 23.4.2015 | print.de

reduzierter Abbildung des Drucks erzeugt, dienach dem Schneiden zur Kennzeichnung undZusammenführung der Stapel bei mehrteiligenProdukten dienen. Die laufend erfassten Ist-Datenwerden online im Planungssystem angezeigt undgenerieren Verzögerungsmeldungen bei Planab-weichungen, die Verbuchungen laufen im Hinter-grund voll in das Controlling integriert.

Bei mehrteiligen Produkten wie Magazinenwerden die Teilprodukte automatisiert fertigge-meldet und bestands- und lagerrelevant gebucht.Auch hier erfolgt eine Barcode-Kennzeichnungals Grundlage für die elektronische Aufzeichnungaller Materialbewegungen.

Für Wareneingangs-, Inprocess- und Endkon-trolle dienen Prüfaufträge zur Erfassung und Aus-wertung von Prüfergebnissen sowie der Generie-rung von Prüfzertifikaten. Inprocess-Kontroll-funktionen sind in die Betriebsdatenerfassungintegrierbar.

VERPACKEN, VERSAND, FAKTURIERUNG.Die Verpackung der Waren erfolgt gemäß hinter-legter Verpackungsvorschriften mit Bezug zurKundenauftrags-Position, die in beliebig vieleWarenempfänger aufgeteilt ist. Die Liefereintei-lung wird vom Webshop automatisch übertra-gen. Pro Teilmenge erfolgt eine Neuauflösung derVerpackungsvorschrift, die im Rahmen der Paket-dienstrichtlinien Verpackungsart und Anzahl derVersandeinheiten optimiert. Pro Versandeinheitwird ein Versandetikett zur Kennzeichnung derPakete automatisch ausgedruckt. Über ein Finish -ing & Distribution-Cockpit erfolgt automatischeine übersichtliche Darstellung aller Anweisungen.Der Etikettendruck löst automatisch den Waren-eingang der Fertigware mit den finanziellen Hin-tergrundprozessen aus.

Die Paketdienst-Software ist vollständig inte-griert. Die Versandetiketten entsprechen exaktden Vorgaben der Paketdienste. Jedes Paket erhälteine eindeutige Identnummer sowie den TrackingCode, der eine lückenlose Verfolgung jedes einzel-nen Paketes ermöglicht. Pro Lieferung ist die Infor-mation über Anzahl Pakete, Empfänger, Tracking-Code, Cash-Paket bei Nachnahme etc. in Formvon Versandlisten, die den Versanddepots elektro-

nisch übermittelt werden, verfügbar. Die Rück-verfolgung im Reklamationsfall ist somit gewähr-leistet. Abhängig vom Frachtgewicht erfolgt einKostenvergleich zwischen Spedition und Paket-dienst, im Falle Spedition wird die Verpackungs-vorschrift automatisch angepasst und ein Spedi-tionsauftrag erzeugt, der die logistische und finan-zielle Abwicklung sicherstellt.

Die gekennzeichneten Pakete und Paletten ste-hen dem Versand zur Übergabe an den Paket-dienst bzw. Spediteur zur Verfügung, der Druck derLieferdokumente erfolgt automatisch, ebenso dieMeldung an den Shop über die vollzogene Liefe-rung mit allen Begleitinformationen.

Nach erfolgter Lieferung stehen die Aufträgezur automatischen Fakturierung im Fakturavorratzur Verfügung. Die Fakturierung erfolgt samtfinanzieller Buchungen im Finanzwesen vollau-tomatisch. Der Kunde erhält nach Info an denShop automatisiert E-Mails mit PDF-Anhang.

Kunden- und Fertigungsaufträge sind kollektivabschließbar. Die vollständige Integration allerBereiche und Module ermöglicht dem ControllingAuswertungen zu Fertigungsabweichungen, Pro-fitabilitätsanalysen nach Produktgruppen, Pro-dukten, Aufträgen, Kunden und anderen Markt-segmenten, Soll-Ist-Vergleiche nach Kostenstel-len und eine Vielzahl weiterer Auswertungen. Dergeschlossene Informations-, Material- und Werte-fluss führt damit automatisiert zu aktuellen Füh-rungszahlen, die im Management InformationCockpit grafisch aufbereitet und verdichtet ange-zeigt werden.

WEITERE ANWENDUNGSGEBIETE. Die auf-gezeigten Geschäfts- und Automationsprozessekönnen, mit vertretbarem Aufwand angepasst,

auch in Akzidenz-Bogen- und Rollendruckereieneffektiv eingesetzt werden.

IMPLEMENTIERUNGSSTRATEGIE

Es ist zu empfehlen, die verfügbare Gesamtlösungzu klaren Konditionen und Fristen ohne wesent-liche konzeptionelle Änderungen zu implemen-tieren, um möglichst schnell in Time & Budget ei -nen geordneten Produktivstart zu erreichen. NachProduktivsetzung der Gesamtlösung können An -passungen und Optimierungen aufgrund gewon-nener Erfahrung mit der neuen Software wesent-lich besser beurteilt und priorisiert werden.

DELTA-ANALYSE. Im Rahmen einer kurzen Del-ta-Analyse werden die vorhandenen Prozesse aufabsolut notwendige Anpassungen auf Software-und Prozessseite analysiert, mit dem Ziel, dieInvestition zu sichern, in dem das Fundamentdes Standard-Systems nicht verlassen wird unddie gesamte Anwendung optimierungs- und ent-wicklungsfähig bleibt.

DIE QUALIFIZIERUNG DER MITARBEITER istein wesentlicher Vorteil für Akzeptanz und schnel-le Übernahme der neuen Sofware. Die gute Auf-nahme des strategischen Ansatzes, möglichst alleProzesse zu verbessern, führt zu besserer Nutzungder neuen Software. Die klare Struktur der neuenGesamtlösung führt im Tagesgeschäft zu einfa-cheren und schnelleren Betriebsabläufen bis hinzur Automatisierung. Es ist kostengünstiger, wennalle Diskussionen vor Realisierung der Gesamtlö-sung abgeschlossen sind. Oberstes Ziel ist ein kon-tinuierlicher Übergang auf die neue Software-Umgebung ohne Unterbrechung des Geschäftsbe-triebs; nur mit gut ausgebildeten, motiviertenMitarbeitern ist der Erfolg sicher.

INTEGRATIONSTEST und Go Live-Vorberei-tung: Nach Abschluss der Anpassungs- und Rea-lisierungsarbeiten steht das Gesamtsystem zumIntegrationstest bereit. Wenn alle Prozesse undFunktionen integriert und fehlerfrei ablaufen,erfolgt die Systemfreigabe. Danach werden Altda-ten möglichst automatisiert übernommen unddie Endanwender ausgebildet. Kurz vor Produk-tivstart erfolgt die Übernahme aller Bestände.

PRODUKTIVSTART. Die Inbetriebnahme derneuen Lösung erfolgt ganzheitlich zum Stichtag„Turn key & Go“. Der Betriebsanlauf sollte vomImplementierungsteam solange begleitet werden,bis ein reibungsloser Ablauf erreicht ist. Nach Pro-jektabschluss sollte das Support-Team des Imple-mentierers die laufende Betreuung der Anwen-dungen übernehmen. (ms)

Strategische Entscheidung

Delta-Analyse

Deltakonzept erstellen

Deltakonzept freigeben

Key-User Schulung

Realisierung Deltakonzept

Integrationstests

Systembereitschaft

Altdatenübernahme

End-User-Training

Go Live-Entscheidung

Bestandsübernahme

Go Live

Anlaufunterstützung

Projektabschluss

Übergang Support

Delta-Analyse Realisierung Go Live-Vorbereitung Produktivstart

Ausschnitt aus dem Management Information Cockpit.