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Wie gut stimmt die kinetische Gastheorie? W. Jitschin Die kinetische Gastheorie liefert nicht nur eine anschauliche Beschreibung des Verhaltens von Gasen, sondem erlaubt auch quantitative Berechnungen, die hier fir 19 Gase getestet werden eingegangen 7. 1. 1998 angenommen 21. 1. 1998 The kinetic theory of gases allows to derive the macroscopic transport properties of gases, namely viscosity, thermal conductiv- ity and diffusion, from the microscopic char- acteristics of the molecules. As comes out, the various properties are directly interre- lated. For example, the thermal conductiv- ity of a gas can be expressed by its viscosity and heat capacity. The corresponding rela- tionship is called Eucken correlation and is briefly derived. Experimental data of the viscosity, molar heat capacity and ther- mal conductivity are given for 19 gas spe- cies in the temperature range 0 to 600 "C. These data are used in a test of the Eucken correlation. The correlation is (almost) ful- filled in case of monoatomic gases. In case of diatomic gases deviations up to 10 %, and in case of polyatomic gases devia- tions of several 10 % are observed. Im Rahmen der kinetischen Gastheorie las- sen sich die makroskopischen Transportei- genschaften von Gasen, namlich Viskosi- tat, Wgimeleitfahigkeit und Diffusion, aus wenigen mikroskopischen Eigenschaften der Gasteilchen herleiten. Es zeigt sich, daB verschiedene Eigenschaften in einem di- rekten Zusammenhang aehen. Beispiels- weise kann die Warmeleitfahigkeit eines Ga- ses durch seine Viskositat und W-ekapa- zitat ausgedriickt werden. Dieser Zusam- menhang heiBt Eucken-Korrelation und wird kurz hergeleitet. Fur 19 Gase werden im Temperaturbereich 0-600°C experimen- telle Werte fur Viskositat, molare Warmeka- pazitat und WBimeleitffiigkeit angegeben. Anhand dieser Daten wird die Eucken-Kor- relation gepriift. Diese ist bei monoatomaren Gasen (nahezu) erfullt. Bei diatomaren Ga- sen ergeben sich Abweichungen bis zu 10 % und bei polyatomaren Gasen Abweichungen von einigen 10 %. Um das Verhalten von Gasen auf einfache Weise verstehen und beschreiben zu kon- nen, wurde Mitte des letzten Jahrhunderts die kinetische Gastheorie eingefuhrt. Hier- bei stellt man sich ein Gas aus kleinen Teil- chen (Atomen und Molekulen) zusammen- gesetzt vor, die sich in thermischer Bewe- gung (,,Kinetik") befinden. Die kinetische Gastheorie erlaubt, die makroskopischen Ei- genschaften von Gasen auf die mikroskopi- schen Daten der Teilchen zuriickzufuhren. Die Gasteilchen haben einige charakteri- stische Eigenschaften, namlich 0 Masse 0 GroRe (Querschnittsflache) 0 Bewegungsenergie (Translation, Rotation, Vibration) Die Masse der Teilchen bestimmt ihre Ge- schwindigkeit: je schwerer ein Teilchen ist, desto kleiner ist seine mittlere Geschwindig- keit. Die statistische Verteilung der Ge- schwindigkeiten wurde von Maxwell heuri- stisch hergeleitet und spater von Boltzmann durch statistische ijberlegungen untermau- ert. Die theoretisch erhaltene Verteilung wird von Experimenten mit hoher Genauig- keit bestatigt (siehe z. B. Ref. 1). Die endliche GroBe der Teilchen fuhrt dazu, daB die Teilchen innerhalb eines Rau- mes nicht vollig frei fliegen, sondern gegen- seitige StoRe ausfuhren: je groaer die Quer- schnittsflache eines Teilchens ist, desto hau- figer sind StoBe und desto geringer ist die freie Weglange. In der Tat betragt bei Um- gebungsbedingungen die mittlere freie Weg- liinge weniger als 1km. Aus der Bewegung der Gasteilchen resul- tieren die Transporteigenschaften eines Ga- ses: Werden beispielsweise zwei Flachen ge- geneinander bewegt, so ubertragt das dazwi- schen befindliche Gas eine Reibungskraft (Viskositat). Befinden sich zwei Flachen auf unterschiedlichen Temperaturen, so transportiert das Gas Wgimeleistung (Wa- meleitf2higkeit). Der Transport von Rei- bungskraft und Wgimeleistung funktioniert am besten, wenn die Teilchen stoBfrei zwi- schen den Platten hin- und herfliegen. Ge- genseitige TeilchenstoBe dagegen behin- dem*den Transport. Bei ublichen Plattenab- standen und Umgebungsbedingungen tritt eine starke Behinderung des Transports durch diese Teilchen-Teilchen-StoBe ein. Je kleiner die freie Weglange ist, desto gro- Rer ist die Behinderung des Transports. Die obigen Abschnitte ergeben folgende 230 Vakuurn in Forschung und Praxis (1998) Nr. 3 230-232 0 WILEY-VCH Verlag GrnbH, D-69451 Weinheim, 1998 0947-076W98/0308-0230/$17.50+.50/0

Wie gut stimmt die kinetische Gastheorie?

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Wie gut stimmt die kinetische Gastheorie?

W. Jitschin

Die kinetische Gastheorie liefert nicht nur eine anschauliche Beschreibung des Verhaltens von Gasen, sondem erlaubt auch quantitative Berechnungen, die hier f i r 19 Gase getestet werden

eingegangen 7. 1. 1998 angenommen 21. 1. 1998

The kinetic theory of gases allows to derive the macroscopic transport properties of gases, namely viscosity, thermal conductiv- ity and diffusion, from the microscopic char- acteristics of the molecules. As comes out, the various properties are directly interre- lated. For example, the thermal conductiv- ity of a gas can be expressed by its viscosity and heat capacity. The corresponding rela- tionship is called Eucken correlation and is briefly derived. Experimental data of the viscosity, molar heat capacity and ther- mal conductivity are given for 19 gas spe- cies in the temperature range 0 to 600 "C. These data are used in a test of the Eucken correlation. The correlation is (almost) ful- filled in case of monoatomic gases. In case of diatomic gases deviations up to 10 %, and in case of polyatomic gases devia- tions of several 10 % are observed.

Im Rahmen der kinetischen Gastheorie las- sen sich die makroskopischen Transportei- genschaften von Gasen, namlich Viskosi- tat, Wgimeleitfahigkeit und Diffusion, aus wenigen mikroskopischen Eigenschaften der Gasteilchen herleiten. Es zeigt sich, daB verschiedene Eigenschaften in einem di- rekten Zusammenhang aehen. Beispiels- weise kann die Warmeleitfahigkeit eines Ga-

ses durch seine Viskositat und W-ekapa- zitat ausgedriickt werden. Dieser Zusam- menhang heiBt Eucken-Korrelation und wird kurz hergeleitet. Fur 19 Gase werden im Temperaturbereich 0-600°C experimen- telle Werte fur Viskositat, molare Warmeka- pazitat und WBimeleitffiigkeit angegeben. Anhand dieser Daten wird die Eucken-Kor- relation gepriift. Diese ist bei monoatomaren Gasen (nahezu) erfullt. Bei diatomaren Ga- sen ergeben sich Abweichungen bis zu 10 % und bei polyatomaren Gasen Abweichungen von einigen 10 %.

Um das Verhalten von Gasen auf einfache Weise verstehen und beschreiben zu kon- nen, wurde Mitte des letzten Jahrhunderts die kinetische Gastheorie eingefuhrt. Hier- bei stellt man sich ein Gas aus kleinen Teil- chen (Atomen und Molekulen) zusammen- gesetzt vor, die sich in thermischer Bewe- gung (,,Kinetik") befinden. Die kinetische Gastheorie erlaubt, die makroskopischen Ei- genschaften von Gasen auf die mikroskopi- schen Daten der Teilchen zuriickzufuhren.

Die Gasteilchen haben einige charakteri- stische Eigenschaften, namlich 0 Masse 0 GroRe (Querschnittsflache) 0 Bewegungsenergie (Translation,

Rotation, Vibration) Die Masse der Teilchen bestimmt ihre Ge-

schwindigkeit: je schwerer ein Teilchen ist,

desto kleiner ist seine mittlere Geschwindig- keit. Die statistische Verteilung der Ge- schwindigkeiten wurde von Maxwell heuri- stisch hergeleitet und spater von Boltzmann durch statistische ijberlegungen untermau- ert. Die theoretisch erhaltene Verteilung wird von Experimenten mit hoher Genauig- keit bestatigt (siehe z. B. Ref. 1).

Die endliche GroBe der Teilchen fuhrt dazu, daB die Teilchen innerhalb eines Rau- mes nicht vollig frei fliegen, sondern gegen- seitige StoRe ausfuhren: je groaer die Quer- schnittsflache eines Teilchens ist, desto hau- figer sind StoBe und desto geringer ist die freie Weglange. In der Tat betragt bei Um- gebungsbedingungen die mittlere freie Weg- liinge weniger als 1km.

Aus der Bewegung der Gasteilchen resul- tieren die Transporteigenschaften eines Ga- ses: Werden beispielsweise zwei Flachen ge- geneinander bewegt, so ubertragt das dazwi- schen befindliche Gas eine Reibungskraft (Viskositat). Befinden sich zwei Flachen auf unterschiedlichen Temperaturen, so transportiert das Gas Wgimeleistung (Wa- meleitf2higkeit). Der Transport von Rei- bungskraft und Wgimeleistung funktioniert am besten, wenn die Teilchen stoBfrei zwi- schen den Platten hin- und herfliegen. Ge- genseitige TeilchenstoBe dagegen behin- dem*den Transport. Bei ublichen Plattenab- standen und Umgebungsbedingungen tritt eine starke Behinderung des Transports durch diese Teilchen-Teilchen-StoBe ein. Je kleiner die freie Weglange ist, desto gro- Rer ist die Behinderung des Transports.

Die obigen Abschnitte ergeben folgende

230 Vakuurn in Forschung und Praxis (1998) Nr. 3 230-232 0 WILEY-VCH Verlag GrnbH, D-69451 Weinheim, 1998

0947-076W98/0308-0230/$17.50+.50/0

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Tabelle 1: Veneichnis der benutzten Formelzeichen

~

Wasserstoff Kohlenmonoxid Stickstoff Sauerstoff Chlor

Methan Ammoniak Wasserdampf Athylen Kohlendioxid Distickstoffoxyd Schwefeldioxyd Benzol Chloroform

I GroRe 1 Zeichen I SI-Einheit, Wen I

HZ 2,016 CO 28,O 1 N2 28,013 0 2 32.00 Clz 70,906

CH4 16,043 NH3 17.03 H20 18,015 Cztz4 28,054

NzO 44,013

C6H6 78,113 CHC13 119,378

coz 4 4 , O l

SO? 64,058

I molare Gaskonstante molare Masse Viskositat Wmelei tfhigkeit molare Wuekapazitat, p=const molare W%rxnekapazit;it, V=const Verhaltnis der Warmekapazitaten

8,3145 J . mol-' . K-' kg . mol-' kg . m-1 . s-1

W . m-1 . K-1

J . mol-' . K-', monoatomar: cmp = 5 /2 R J . mol-' . K-', monoatomar: c , ~ = '12 R y = cmP / c m ~ monoatomar: y = 5/3

Aussage: Je groBer ein Teilchen ist, desto kleiner ist die freie Weglange und damit auch Viskositiit und Warmeleiflahigkeit.

Die Wieleitfahigkeit eines Gases hangt femer davon ab, wieviel Wmeenergie ein- zelne Gasteilchen transportieren. Bei monoa- tomaren Gasen kann ein Teilchen Energie nur in Form seiner Translationsbewegung trans- portieren. Bei diatomaren und polyatomaren Gasen kann ein Teilchen zusatzlich Energie in Form von Rotations- und Vibrationsener- gie transportieren. Die Speicherfiihigkeit eines Gases fur Energie ist gerade die War- mekapazitiit. Daher wird die W-eleit- fahigkeit eines Gases um so grol3er sein, j e grol3er dessen Wiekapaz i t i i t ist.

Die Zusammenhange zwischen den mikro- skopischen Eigenschaften der Gasteilchen und den makroskopischen Transporteigen- schaften des Gases konnen im Rahmen der kinetischen Gastheorie hergeleitet werden. In einer rigorosen Behandlung mu13 die sta- tistische Geschwindigkeitsverteilung be- riicksichtigt werden. Ferner muR der StoB zweier Gasteilchen realistisch beschrieben werden: Bei groBeren Abstanden zeigen Gasteilchen eine schwach anziehende Kraft, die mit Annaherung zunachst in ihrer GroBe zunimmt, um dann wieder abzuneh- men und in eine abstoBende, rasch zuneh- mende Kraft uberzugehen. Die mathemati- sche Behandlung dieses Problems ist fur ein monoatomares Gas moglich, wenn- gleich rechnerisch aufwendig (Chapman, 19 14). Einige Ergebnisse dieser Rechnun- gen sind in Ref. 2 und Ref. 3 angegeben. Im folgenden sol1 die Warmeleitfahigkeit von Gasen genauer betrachtet werden.

Die Warmeleitfahigkeit wird unter ande- rem durch die Warmekapazitat bestimmt. Man unterscheidet zwischen der W m e k a - pazitat bei konstantem- Druck (cmp) und der Warmekapazitat bei konstantem Volu-

men (c,~). Mit guter Genauigkeit gilt die Umrechnung: cmp = cmv + R. Die benutz- ten Symbole sind in Tabelle 1 erkliirt. Da experimentelle Werte in den Datentabellen meist nur f i r cmp und nicht fur c , ~ angege- ben werden, wird in den spateren Formeln nur cmp benutzt.

Fur das Verhaltnis der Wiekapazi ta ten bei konstantem Druck bzw. konstantem Vo- lumen erhalt man:

Die rigorose Behandlung der Transportei- genschaften eines monoatomaren Gases lie- fert folgende Beziehung zwischen der Wt- meleifhigkeit einerseits und Viskositat und Wtirmekapazitat andererseits (siehe z. B. Ref. 2 und Ref. 3):

h = 3 / 2 . q . cmp/M (2)

Man kann versuchen, diese Beziehung fur diatomare und polyatomare Gase zu verall- gemeinem. Empirisch wurde die folgende Beziehung gefunden (Eucken, 1913):

(3)

Nimmt man fury den Wert nach Gleichung (1) und setzt diesen in Gleichung (3) ein, so erhalt man nach Umstellen folgende Bezie- hung:

(4) 9 R - = 1 + - . - 4 c m P - R

1 . M

q . (cmp - R)

Diese Beziehung zwischen h und q einer- seits und cmp andererseits wird auch als Euk- ken-Korrelation bezeichnet [4]. Es wurden auch andere Beziehungen vorgeschlagen (sog. modifizierte Eucken-Korrelation), die bei monoatomaren Gasen mit Gleichung (4) identisch sind, jedoch bei diatomaren und polyatomaren Gasen hiervon abwei- chen [4].

Urn zu untersuchen, ob die theoretische Formeln die experimentellen Daten be- schreiben, kann man das Verhaltnis K aus

linker Seite und rechter Seite der Gleichung (4) bilden:

1st die Eucken-Korrelation erfullt, so sollte K den exakten Wert K=l haben.

Urn die Gultigkeit der Eucken-Korrelation umfassend zu untersuchen, benotigt man ex- perimentelle Werte aller in der Gleichung (5 ) auftretenden Gaseigenschaften. Beim Durchschauen renommierter Tabellenwer- ke wurden schlieBlich Daten von 19 Gase im Temperaturbereich 0 ... 600 "C gefunden (Tab. 2): q und cmp aus Ref. 5, h aus Ref. 6.

Da ein Vergleich der numerischen Werte von Transporteigenschaften verschiedener Gase aufschluBreich ist und auch in anderen Anwendungen die Stoffdaten benotigt wer- den, wurden die Daten aufgezeichnet (Abb. 1 bis 3).

Die Viskositat (Abb. 1) ist proportional zum Verhaltnis aus Wurzel der Teilchen- masse und der Querschnittsflache. Bei- spielsweise kann man die Daten der Edel- gase betrachten. Helium ist das kleinste Teil- chen uberhaupt und hat somit die kleinste Querschnittsflache. Da seine Masse recht gering ist, liegen seine q-Werte etwa im Mit- telfeld aller Gase. Die anderen Edelgase sind etwas groRer, haben aber wesentlich hohere

Tabelle 2: Aufgefuhrte Gase

I Symbol I M (g / mol) Gasart

Helium Neon Argon

Xenon Krypton

He Ne Ar Kr Xe

4,003 20,183 39,948 83,80

131.30

231 Vakuum in Forschung und Praxis (1998) Nr. 3

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Massen. Deshalb liegen deren q-Werte deut- lich hoher.

Die molare Warmekapazitat (Abb. 2) re- sultiert aus der Wiirmespeicherung der Gas- teilchen. Bei Edelgasen gibt es nur translato- rische Energie und die Wmekapazitat ist vergleichsweise Mein. Bei komplizierteren Molekulen wird W i e auch durch Rotation und interne Vibration gespeichert. Insbeson- dere das Benzol (C&,j) besitzt zahlreiche Vi- brationszustande, so daB seine molare War- rnekapazitat bei hoheren Temperaturen eine Zehnerpotenz uber der von Edelgasen liegt.

Die Warmeleitfahigkeit (Abb. 3) zeigt eine sehr starke Abhangigkeit von der Gas- art. Helium hat eine sehr hohe Wiirmeleitfa- higkeit, da seine Teilchen leicht und schnell sind und - wegen ihrer geringen GroRe - vergleichsweise wenig gegenseitige, den W i e t r a n s p o r t behindernde StoRe aus- iiben. Xenon hat eine sehr geringe Warme- leitfahigkeit, da seine Teichen schwer und langsam sind und das Teilchen nur translato- rische Energie transportieren kann.

Fur den Test der Eucken-Korrelation wurde der Koeffizient K gemad Gleichung 5 aus den experimentellen Daten berechnet und aufgezeichnet (Abb. 4). Fur monoato- mare Gase ergibt sich der erwartete Wert K=l innerhalb weniger Prozent. Die beob- achteten Abweichungen sind schwer zu be- werten: Es kann sein, daR es sich dabei um tatsachliche Abweichungen von der Eucken- Korrelation handelt. Es ist aber auch - nach Meinung des Autors - nicht auszuschlieBen, daR die experimentellen Daten fur q, cmP oder h fehlerbehaftet sind.

Bei den diatomaren und insbesondere bei den polyatomaren Gasen zeigen sich deutli- che Abweichungen von der Eucken-Korrela- tion, die als tatsachliche Abweichungen ein- zustufen sind. In der Literatur werden modi- fizierte Eucken-Korrelationen angegeben [4]. Im Rahrnen der vorliegenden Arbeit wurden auch diese Korrelationen getestet. Dabei ergab sich bei einigen Gasen eine bes- sere, bei anderen Gasen eine schlechtere ijbereinstimmung. Irn groRen und ganzen ergab sich keine deutliche Verbesserung. Dieses Ergebnis sollte bei eingehender Be- trachtung nicht uberraschen: Der Transport von Warme durch ein Gases erfolgt uber zahlreiche Teilchen-Teilchen-StoBe, bei de- nen jeweils Translations-, Rotations- und Vibrationsenergien je nach Aufbau der Gas- teilchen und Heftigkeit des StoRes ausge- tauscht werden. Die der Eucken-Korrelati- on zu Grunde liegende, vereinfachende Be- schreibung von Gasteilchen lediglich durch Masse, GroRe und Bewegungsenergie ver- nachlassigt Effekte durch die innere Struk-

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Abb. 1: Viskositat einiger Gase. Experi- mentelle Daten nach Ref. 5.

Abb. 2: Molare Warmekapazitat einiger Gase. Experimentelle Daten nach Ref. 5.

4

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Abb. 3: Warmeleitfahigkeit einiger Gase. Experimentelle Daten nach Ref. 6.

Abb. 4: Test der Eucken-Korrelation. K ist in Gleichung (5) definiert.

tur der Molekule und kann daher diese auch nicht beriicksichtigen.

Zusammenfassend laRt sich feststellen, daR die im Rahmen der kinetische Gastheo- rie hergeleitete Eucken-Korrelation zwi- schen Viskositat, Warmekapazitat und War- meleitung eines Gases die experimentellen Daten recht gut beschreibt. Verschiedene Gase unterscheiden sich in ihrer spezifi- schen Warmeleitfahigkeit um bis zu zwei Zehnerpotenzen. Trotzdem liefert die Euk- ken-Korrelation bei den Edelgasen eine (nahezu) richtige und bei den anderen Ga- sen eine noch gut brauchbare Vorhersage der Wieleitfahigkeit.

* Die experimentellen Daten wurde von H e m M. Tekneci erfaRt.

[ 11 W. Jitschin, Vakuum in der Praxis 2,218 (1990).

[2] W. Jitschin, Vakuum in der Praxis 5, 35 (1993) und Vakuum in Forschung und Praxis 7, 215 (1995).

[3] W. Jitschin, Vakuum in Forschung und Praxis 10(2), 138 (1998).

[4] R. C. Reid, J. M. Prausnitz und B. E. Poling, The Properties of Gases and Liquids, New York: McGraw-Hill (1987), Kapitel 10.2 und 10.3

[5] G. W. C. Kaye und T. H. Laby, Tables of Physical and Chemical Constants, New York: J. Wiley, 15. Auflage (1986)

[6] W. Blanke, Thermophysikalische Stof- groyen, Berlin: Spirnger (1989)

m 232 Vakuurn in Forschung und Praxis (1998) Nr. 3