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Hirnblutung 32 IN|FO|NEUROLOGIE & PSYCHIATRIE 2012; Vol. 14, Nr. 4 Journal Screen Salman RA, Hall JM, Horne MA et al; for the Scottish Audit of Intracranial Vascular Malformations (SAIVMs) Collabora- tors. Untreated clinical course of cerebral cavernous mal- formations: a prospective, population-based cohort study. Lancet Neurol 2012; 11: 217 – 24 Zerebrale Cavernome Wie ist die Prognose? Fragestellung: Wie sind Spontanverlauf und Blutungsrisiko bei unbehandelten zerebralen Cavernomen? Hintergrund: Zerebrale Cavernome treten bei einem von etwa 600 neurologisch gesunden Menschen auf. Ihre Bedeutung wurde erst mit Einführung der Kernspintomografie erkannt, da sie meist im CT nicht sichtbar sind. Sie können im Prinzip drei Komplikationen hervorru- fen: zerebrale Blutung, fokal-neurologische Ausfälle und epileptische Anfälle. Zuverlässige Zahlen zum Spontanverlauf fehlten bislang. Patienten und Methodik: Die prospektive populationsbezogene Studie erfasste alle Fälle von Cavernomen zwischen 1999 und 2003. Primärer Endpunkt war die Kombination aus intrazerebralen Blu- tungen oder fokal-neurologischen Ausfällen mit Ausnahme von epi- leptischen Anfällen in Zusammenhang mit Cavernomen. Ergebnisse: Die Erstdiagnose eines Cavernoms wurde bei 139 Patienten gestellt. Davon hatten 24 multiple Cavernome. Bei 47% erfolgte die Diagnose zufällig, bei 25 % im Rahmen der Abklärung epileptischer Anfälle, bei 12% nach intrakranieller Blutung und bei 15% bestanden fokal-neurologische Ausfälle. 63% der Cavernome waren lobär, 14 % im Hirnstamm, 13 % im Kleinhirn und 6 % in den Basalganglien lokalisiert. Das 5-Jahres-Risiko für eine erste Blutung (2,4%) war deutlich geringer als das Risiko einer erneuten Blutung (29,5 %). Das 5-Jahres-Risiko des primären Endpunktes betrug 9,3 %, für ein erneutes Auftreten nach fünf Jahren 42,4%. Die meisten Ereignisse traten im ersten Jahr nach Diagnosestellung auf. Schlussfolgerungen: Das Risiko einer zerebralen Blutung oder eines neu aufgetretenen fokal-neurologischen Defizites bei Caver- nomen ist größer als das Risiko eines Erstereignisses. Kommentar: Diese Studie ist die erste populationsbezogene Untersuchung zur Häufigkeit und den klinischen Konsequenzen von Cavernomen. Wichtig ist die Information, dass Cavernome offenbar relativ harmlos sind, solange sie keine Symptome erzeu- gen. Wenn es aber zu einer ersten Blutung gekommen ist, nimmt das Risiko erneuter Blutungskomplikationen deutlich zu. Daher muss die Entscheidung, ob ein Cavernom operativ versorgt wird, relativ rasch getroffen werden. Die Studie hat epileptische Anfälle in Zusammenhang mit Cavernomen ausdrücklich ausgenommen, da diese Ergebnisse getrennt publiziert werden. Hans-Christoph Diener, Essen Qualität Sie lesen Damit das auch so bleibt, befragen wir Sie in Kooperation mit in den nächsten Wochen. Ihr Urteil ist uns wichtig. Bitte nehmen Sie teil! W i r s t e h e n f ü r Q u a l i t ä t . K o m m u n ik a t io n s f o r s c h u n g i m G e s u n d h e its w e s e n e . V .

Wie ist die Prognose?

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Hirnblutung

32 IN|FO|Neurologie & Psychiatrie 2012; Vol. 14, Nr. 4

Journal Screen

Salman RA, Hall JM, Horne MA et al; for the Scottish Audit of Intracranial Vascular Malformations (SAIVMs) Collabora­tors. Untreated clinical course of cerebral cavernous mal­formations: a prospective, population­based cohort study. Lancet Neurol 2012; 11: 217–24

Zerebrale Cavernome

Wie ist die Prognose?

Fragestellung: Wie sind Spontanverlauf und Blutungsrisiko bei unbehandelten zerebralen Cavernomen?

Hintergrund: Zerebrale Cavernome treten bei einem von etwa 600 neurologisch gesunden Menschen auf. Ihre Bedeutung wurde erst mit Einführung der Kernspintomografie erkannt, da sie meist im CT nicht sichtbar sind. Sie können im Prinzip drei Komplikatio nen hervorru-fen: zerebrale Blutung, fokal-neurologische Ausfälle und epileptische Anfälle. Zuverlässige Zahlen zum Spontanverlauf fehlten bislang.

Patienten und Methodik: Die prospektive populationsbezogene Studie erfasste alle Fälle von Cavernomen zwischen 1999 und 2003. Primärer Endpunkt war die Kombination aus intrazerebralen Blu-tungen oder fokal-neurologischen Ausfällen mit Ausnahme von epi-leptischen Anfällen in Zusammenhang mit Cavernomen.

Ergebnisse: Die Erstdiagnose eines Cavernoms wurde bei 139 Patienten gestellt. Davon hatten 24 multiple Cavernome. Bei 47% erfolgte die Diagnose zufällig, bei 25% im Rahmen der Abklärung epileptischer Anfälle, bei 12% nach intrakranieller Blutung und bei 15% bestanden fokal-neurologische Ausfälle. 63% der Cavernome waren lobär, 14% im Hirnstamm, 13% im Kleinhirn und 6% in den Basalganglien lokalisiert. Das 5-Jahres-Risiko für eine erste Blutung (2,4%) war deutlich geringer als das Risiko einer erneuten Blutung (29,5%). Das 5-Jahres-Risiko des primären Endpunktes betrug 9,3%, für ein erneutes Auftreten nach fünf Jahren 42,4%. Die meisten Ereignisse traten im ersten Jahr nach Diag nosestellung auf.

Schlussfolgerungen: Das Risiko einer zerebralen Blutung oder eines neu aufgetretenen fokal-neurologischen Defizites bei Caver-nomen ist größer als das Risiko eines Erstereignisses.

Kommentar: Diese Studie ist die erste populationsbezogene Untersuchung zur Häufigkeit und den klinischen Konsequenzen von Cavernomen. Wichtig ist die Information, dass Cavernome offenbar relativ harmlos sind, solange sie keine Symptome erzeu­gen. Wenn es aber zu einer ersten Blutung gekommen ist, nimmt das Risiko erneuter Blutungskomplikationen deutlich zu. Daher muss die Entscheidung, ob ein Cavernom operativ versorgt wird, relativ rasch getroffen werden. Die Studie hat epileptische Anfälle in Zusammenhang mit Cavernomen ausdrücklich ausgenommen, da diese Ergebnisse getrennt publiziert werden.

Hans-Christoph Diener, Essen

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Damit das auch so bleibt,

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