3
Ausgabe 110 | 10. Oktober 2013 WISSENSCHAFT Meta-Analyse: Zusammenhang zwischen der Exposition gegenüber ELF-EMF und dem Risiko von Brustkrebs bei Frauen Ziel dieser Studie war es, den Zusammenhang zwischen der Exposition gegenüber extrem niederfrequenten elektromagnetischen Feldern (ELF-EMF) und dem Risiko für Brustkrebs bei Frauen zu untersuchen. Dafür analysierten die Forscher Fall-Kontroll-Studien, die von 1990-2010 veröffentlicht wurden. Das Quali- täts-Effekt-Modell wurde zur statistischen Auswertung gewählt, um das Odds Ratio (OR, „Chancenverhält- nis“, d. h. Maß für das relative Risiko, durch den Einflussfaktor zu erkranken) in Abhängi gkeit von den Daten in den Studien und anhand der Qualitätspunkte zu berechnen. Untergruppen wurden in Abhängigkeit des Zustandes der Menopause, des Östrogen-Rezeptors und der Expositionsbewertung analysiert. Für alle 23 Studien, die in die Meta-Analyse eingeschlossen wurden, betrug das OR 1,07, 95% CI = 1,02- 1,13, für die Untergruppe mit positivem Östrogen-Rezeptor OR = 1,11, 95% CI = 1,03-1,20 und für die prä- menopausale Untergruppe OR = 1,11, 95% CI = 1,00-1,23. Die Ergebnisse der anderen Untergruppen zeig- te keine signifikante Assoziation zwischen ELF-EMF und Brustkrebs bei Frauen. Die Wissenschaftler schlussfolgern, dass die Exposition bei ELF-EMF mit einem erhöhten Risiko für Brust- krebs bei Frauen, besonders bei Frauen vor der Menopause und bei Östrogen-Rezeptor-positiven Frauen, zusammenhängen könnte. Allerdings sei es aufgrund der begrenzten Aussagekraft der aktuellen Studie besonders im Hinblick auf die Expositionsbewertung notwendig, bessere epidemiologische Untersuchungen durchzuführen, um den Zusammenhang zwischen ELF-EMF und Brustkrebs bei Frauen zu verifizieren. Bibliografie: Chen et al., PLoS One 2013; 8(7): e69272-1 - e69272-9. Volltext Studienzusammenfassung im EMF Portal und Kommentar von ARPANSA Eireifung bei Drosophila als ein Biomarker für die Reaktion auf elektromagnetische Feldquellen Die biologischen Modellorganismen Drosophila melanogaster und Drosophila virilis wurden verwendet, um Auswirkungen auf die Apoptose der Follikel während der Oogenese und auf den Rückgang der Fortpflanzungs- fähigkeit (Fruchtbarkeit) zu untersuchen. Insgesamt wurden 280 verschiedene Experimente mit frisch geschlüpften Fliegen durchgeführt. Sie wurden 3-7 Tage lang täglich für kurze Zeit verschiedenen elektromagnetischen Quellen ausgesetzt (GSM 900/1800 MHz Mobiltelefon, 1880-1900 MHz DECT-Basisstation, DECT Handset, Mobiltelefon-DECT Handset Kombination, 2.44 GHz WLAN, 2.44 GHz Bluetooth, 92.8 MHz FM Generator, 27.15 MHz Babyfon, 900 MHz CW RF Genera- tor und 2.44 GHz Hochfrequenz- und Magnetfeldkomponenten des Mikrowellengeräts). Untersucht wurden die Entfernung von der emittierenden Quelle, die Expositionsdauer und die Wiederholbarkeit. Alle EMF-Quellen verursachten statistisch signifikante Effekte in Bezug auf die Fruchtbarkeit und die Induktion der Apoptose, auch bei sehr niedrigen Intensitäten (0,3 V/m Bluetooth-Strahlung), weit unterhalb der ICNIRP- Richtlinien, was laut den Wissenschaftlern darauf hindeutet, dass das Oogenese-System bei Drosophila geeig- net ist, als Biomarker zu fungieren, um die potenzielle EMF Bioaktivität zu untersuchen. Es wurde keine lineare kumulative Wirkung durch die Erhöhung der Expositionsdauer oder durch die Verwendung einer EMF-Quelle nach der anderen (d.h. Handy und DECT-Handset) gefunden. Bibliografie: Margaritis et al., Electromagn Biol Med 2013; in press. Abstract

WIK-EMF-Brief_110-2013.pdf

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: WIK-EMF-Brief_110-2013.pdf

Ausgabe 110 | 10. Oktober 2013

WISSENSCHAFT

Meta-Analyse: Zusammenhang zwischen der Exposition gegenüber ELF-EMF und dem Risiko von Brustkrebs bei Frauen

Ziel dieser Studie war es, den Zusammenhang zwischen der Exposition gegenüber extrem niederfrequenten elektromagnetischen Feldern (ELF-EMF) und dem Risiko für Brustkrebs bei Frauen zu untersuchen.

Dafür analysierten die Forscher Fall-Kontroll-Studien, die von 1990-2010 veröffentlicht wurden. Das Quali-täts-Effekt-Modell wurde zur statistischen Auswertung gewählt, um das Odds Ratio (OR, „Chancenverhält-nis“, d. h. Maß für das relative Risiko, durch den Einflussfaktor zu erkranken) in Abhängigkeit von den Daten in den Studien und anhand der Qualitätspunkte zu berechnen. Untergruppen wurden in Abhängigkeit des Zustandes der Menopause, des Östrogen-Rezeptors und der Expositionsbewertung analysiert.

Für alle 23 Studien, die in die Meta-Analyse eingeschlossen wurden, betrug das OR 1,07, 95% CI = 1,02-1,13, für die Untergruppe mit positivem Östrogen-Rezeptor OR = 1,11, 95% CI = 1,03-1,20 und für die prä-menopausale Untergruppe OR = 1,11, 95% CI = 1,00-1,23. Die Ergebnisse der anderen Untergruppen zeig-te keine signifikante Assoziation zwischen ELF-EMF und Brustkrebs bei Frauen.

Die Wissenschaftler schlussfolgern, dass die Exposition bei ELF-EMF mit einem erhöhten Risiko für Brust-krebs bei Frauen, besonders bei Frauen vor der Menopause und bei Östrogen-Rezeptor-positiven Frauen, zusammenhängen könnte. Allerdings sei es aufgrund der begrenzten Aussagekraft der aktuellen Studie besonders im Hinblick auf die Expositionsbewertung notwendig, bessere epidemiologische Untersuchungen durchzuführen, um den Zusammenhang zwischen ELF-EMF und Brustkrebs bei Frauen zu verifizieren.

Bibliografie: Chen et al., PLoS One 2013; 8(7): e69272-1 - e69272-9. Volltext

Studienzusammenfassung im EMF Portal und Kommentar von ARPANSA

Eireifung bei Drosophila als ein Biomarker für die Reaktion auf elektromagnetische Feldquellen

Die biologischen Modellorganismen Drosophila melanogaster und Drosophila virilis wurden verwendet, um Auswirkungen auf die Apoptose der Follikel während der Oogenese und auf den Rückgang der Fortpflanzungs-fähigkeit (Fruchtbarkeit) zu untersuchen.

Insgesamt wurden 280 verschiedene Experimente mit frisch geschlüpften Fliegen durchgeführt. Sie wurden 3-7 Tage lang täglich für kurze Zeit verschiedenen elektromagnetischen Quellen ausgesetzt (GSM 900/1800 MHz Mobiltelefon, 1880-1900 MHz DECT-Basisstation, DECT Handset, Mobiltelefon-DECT Handset Kombination, 2.44 GHz WLAN, 2.44 GHz Bluetooth, 92.8 MHz FM Generator, 27.15 MHz Babyfon, 900 MHz CW RF Genera-tor und 2.44 GHz Hochfrequenz- und Magnetfeldkomponenten des Mikrowellengeräts). Untersucht wurden die Entfernung von der emittierenden Quelle, die Expositionsdauer und die Wiederholbarkeit.

Alle EMF-Quellen verursachten statistisch signifikante Effekte in Bezug auf die Fruchtbarkeit und die Induktion der Apoptose, auch bei sehr niedrigen Intensitäten (0,3 V/m Bluetooth-Strahlung), weit unterhalb der ICNIRP-Richtlinien, was laut den Wissenschaftlern darauf hindeutet, dass das Oogenese-System bei Drosophila geeig-net ist, als Biomarker zu fungieren, um die potenzielle EMF Bioaktivität zu untersuchen. Es wurde keine lineare kumulative Wirkung durch die Erhöhung der Expositionsdauer oder durch die Verwendung einer EMF-Quelle nach der anderen (d.h. Handy und DECT-Handset) gefunden.

Bibliografie: Margaritis et al., Electromagn Biol Med 2013; in press. Abstract

Page 2: WIK-EMF-Brief_110-2013.pdf

EMF Brief | 10.10.2013 Seite 2 von 3

Ameisen können als Bioindikatoren genutzt werden, um biologische Wirkungen elektromagnetischer Felder von einigen drahtlosen Geräten aufzudecken

Die heutige Gesellschaft ist mit einer zunehmenden Anzahl von Anwendungen konfrontiert, die sich drahtlo-ser Kommunikation bedienen. Gleichzeitig ist ein zunehmendes Bewusstsein über potenziell schädliche Auswirkungen der damit verbundenen elektromagnetischen Felder auf lebende Organismen festzustellen. Derzeit ist realistisch nicht zu erwarten, dass die drahtlose Kommunikation abnehmen oder in naher Zukunft verschwinden wird. Das Ziel dieser aktuellen Studie war es, Mechanismen hinter möglichen Auswirkungen von drahtlosen Geräten sowie der Wirksamkeit möglicher Lösungen zu untersuchen.

Um Effizienz und Effektivität zu gewährleisten, entwarfen und validierten die Wissenschaftler einen schnellen und einfachen Test an Ameisen, die dabei als biologisches Modell verwendet wurden, um Wirkungen von drahtlosen Geräten, wie Handys, Smartphones, Schnurlos-Telefonen (DECT), WLAN–Router usw. zu entde-cken. Diese Untersuchungen beinhalteten die Quantifizierung der Fortbewegung von Ameisen unter natürli-chen Bedingungen und in der Nähe dieser drahtlosen Geräte.

Beobachtungen, numerische und statistische Ergebnisse erlaubten die Feststellung etwaiger Effekte einer Strah-lungsquelle auf diese Lebewesen.

Bibliografie: Cammaerts et al., Electromagn Biol Med 2013; in press. Volltext

POLITIK UND RECHT

Schweiz: Standortwahl von Mobilfunkantennen mittels Dialogmodell

Der Regierungsrat des Kantons Zürich sieht die Lösung zur optimierten Planung von Mobilfunkstandorten im Dialogmodell, das keiner gesetzlichen Regelung bedarf. Diesem gaben auch die Gemeinden in der Vernehmlassung den Vorzug.

Der Regierungsratsbeschluss Nr. 938/2013 ist unter www.rrb.zh.ch verfügbar. Die Zusammenfassung der Vernehmlassungsergebnisse ist im Internet unter www.luft.zh.ch, Rubrik «Elektrosmog», einsehbar.

Weitere Informationen in der Pressemitteilung des Züricher Kantons: http://www.zh.ch/

Ziel des Dialogmodells ist es, die Gemeinden als Bewilligungsbehörden früher in die Planung einzubeziehen und ihnen so mehr Mitspracherecht bei der Standortwahl zu gewähren. Das Modell sieht vor, dass die Gemeinden mindestens einmal jährlich von den Betreibern über die Planung neuer Antennen informiert werden, und allenfalls Alternativstandorte im Umkreis von 200 Metern vorschlagen können. So sollen auch Bauvorhaben gebündelt und eine Parallelplanung der verschiedenen Anbieter verhindert werden.

Weitere Informationen unter: http://www.limmattalerzeitung.ch/limmattal/

Israel: Erziehungsministerium erlässt Richtlinien zur Begrenzung von WLAN in Schulen

Laut einer Meldung der GSMA hat das israelische Erziehungsministerium Richtlinien erlassen, die die Nutzung von WLAN in Schulen einschränken sollen.

Weitere Informationen dazu unter: http://www.gsma.com/publicpolicy/

Pressemitteilung des Vereins für Elektrosensible und Mobilfunkgeschädigte e.V. dazu unter:

http://www.elektrosensibel-muenchen.de/

TECHNIK

Hamburg: Pilotprojekt "HotSpot-City" gestartet

Die Deutsche Telekom hat in Hamburg ihr erstes zusammenhängendes WLAN-Gebiet gestartet. Im ersten Schritt hat die Telekom den Hafenbereich mit den touristischen Zentren um die Landungsbrücken, den Fischmarkt und das Cruise Terminal Altona ausgebaut. Der weitere Ausbau ist geplant. Rund 500 einzelne Hotspots betreibt die Telekom bereits in Hamburg an Standorten wie am Flughafen, oder in Cafés. Auch an diesen Zugängen ist das Surfen ab sofort in der ersten Stunde kostenlos.

http://www.pressebox.de/deutsche-telekom-ag-4/

http://www.teltarif.de/wlan-telekom-hamburg-technik-hintergrund/news/52535.html

Page 3: WIK-EMF-Brief_110-2013.pdf

EMF Brief | 10.10.2013 Seite 3 von 3

Aufladen von elektronischen Geräten ohne Kabel

Forscher am Fraunhofer-Institut für Elektronische Nanosysteme ENAS haben eine neue Technologie “SUPA Wireless” (“Smart Universal Power Antenna”) gemeinsam mit ihren Kollegen der Universität Paderborn und vier mittelständischen Technologiefirmen entwickelt. Mit der Technologie “SUPA Wireless” soll es möglich sein, elektronische Geräte statt via Kabel über neuartige Antennen mit Strom zu versorgen (Prinzip eines Induktionsherdes, Qi-Technik).

Weitere Informationen in der Pressemitteilung des Frauenhofer Institut: http://www.fraunhofer.de/

Weitere mögliche Einsatzmöglichkeiten unter: http://www.welt.de/Strom-ueber-die-Luft-zum-Akku

Der Hersteller von WLAN Technologie OSSIA hat im September sein kabelloses Aufladesystem „Cota“ vorgestellt, das automatisch gezielt Energie an mehrere Geräte in einem Abstand von bis zu 10 m liefern können soll. Diese intelligente Antennen-Technologie nutzt sogenannte Phased Arrays, um Energie ohne die Verwendung von Induktionsspulen, Ultraschallwellen, Magnetresonanz, Lade-Pads oder –Matten zu übertragen.

Weiter Informationen unter:

http://www.telecoms.com/177722/wireless-charging-tech-with-30ft-range-showcased/

http://business.chip.de/news/Smartphones-Kabellos-laden-aus-10m-Entfernung_64339181.html

Elektrosmog als Kommunikationsmedium

Forscher an der Universität von Washington haben ein funkbasiertes Kommunikationssystem entwickelt, das gänzlich ohne Stromversorgung auskommen soll. Die „Ambient Backscatter“-Technik reflektiert oder absorbiert vorhandene Fernseh- und Mobilfunksignale und nutzt diese sowohl als Energiequelle als auch als Kommunika-tionsmedium.

Ein Demonstrations-Video und eine Publikation finden Sie unter: http://abc.cs.washington.edu/

http://www.elektroniknet.de/kommunikation/wireless/artikel/100507/

http://www.welt.de/wissenschaft/article119053830/Ein-Funkgeraet-das-ohne-Batterie-funktioniert.html

http://www.blick.ch/life/digital/nie-mehr-leerer-akku-id2413905.html

SONSTIGES

USA: Poster über elektromagnetische Strahlung aus dem Jahr 1944 entdeckt

Beim Aufräumen des Archivs des Lawrence Livermore National Laboratory (LLNL) soll eine Infografik über elektromagnetische Strahlung aus dem Jahr 1944 entdeckt worden sein. Das Poster soll Auskunft über den damaligen Wissensstand zu Röntgenstrahlen, Licht- und Radiowellen geben. Die LLNL hat ihr Fundstück ins Internet hochgeladen.

Zum Download unter: http://www.flickr.com/photos/llnl/9403051123/

http://www.flickr.com/photos/

http://www.shortnews.de/

Schweiz: Endbericht zum Monitoring von EMF im Raum Basel

Im Juni 2013 hat das Schweizerische Tropen- und Public Health-Institut seinen Endbericht „Zeitliche und räum-liche Verteilung hochfrequenter elektromagnetischer Felder (HF-EMF) im Raum Basel“ veröffentlicht. Das Ziel dieses Monitorings war die Untersuchung der zeitlichen und räumlichen HF-EMF Strahlenbelastung im Raum Basel zwischen 2010 und 2012. Der Bericht soll damit auch eine Grundlage bilden, um getroffene Maßnahmen zur Strahlungsreduktion zu evaluieren oder allenfalls neue Maßnahmen zu planen.

http://www.gesundheitsschutz-bs.ch/Bericht_NIS-Monitoring_Gesundheitsamt_BS_FINAL.pdf

Flyer des Dachverbandes Elektrosmog Schweiz und Liechtenstein

Der Dachverband Elektrosmog Schweiz und Liechtenstein hat – gestützt auf die Beratungspraxis seiner Mitgliedsverbände – drei Flyer zu gesundheitlichen Aspekten im Zusammenhang mit elektromagnetischen Feldern veröffentlicht.

Download der Flyer unter: http://www.funkstrahlung.ch/

Impressum: WIK GmbH | Christine Plückers (V.i.S.d.P.) | Arbeitsgruppe EMF & Umwelt | Rhöndorfer Straße 68

53604 Bad Honnef | Deutschland | Telefon: 02224 9225-0 | [email protected] | www.wik-emf.org