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1 ........................................................................................................................ Wilde 13 Ausgabe 1/2013 Wilde 13 ..................................................................................................................................................................... Der Newsletter des Absolventenvereins Wilde 13 - Freunde des Instituts für Journalismus und Public Relations e.V. Hörfunk: Eigentlich mag Mahes Musik Interview: Michael Peters räumt ab Verlosung: Wilde 13 verlost zwei Bücher Preis: Young Professionals aus Gelsenkirchen Lokalzeitung: Eine Frage des Herzbluts S. 1 S. 3 S. 4 S. 5 S. 6 Eigentlich mag Matthes Musik Als Musikjournalist im Radio darf Matthes Köppinghoff nicht nur seine Idole interviewen, sondern muss gelegentlich auch auf Konzerte geliebter und weniger geliebter Bands gehen. Er behält den Spaß am Job. Beim NDR fühlt er sich pudelwohl.

Wilde 13 - w-hs.de · war die Stratos-Nummer von Red Bull ein Kracher. Auch wenn hier eher die Käuflichkeit von Nachrichten-Redak-tionen vorgeführt wurde. Es gibt momentan eine

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Wilde 13.....................................................................................................................................................................

Der Newsletter des Absolventenvereins Wilde 13 - Freunde des Instituts für Journalismus und Public Relations e.V.

Hörfunk: Eigentlich mag Matthes Musik

Interview: Michael Peters räumt ab

Verlosung: Wilde 13 verlost zwei Bücher

Preis: Young Professionals aus Gelsenkirchen

Lokalzeitung: Eine Frage des Herzbluts

S. 1

S. 3

S. 4

S. 5

S. 6

Eigentlich mag Matthes Musik

Als Musikjournalist im Radio darf Matthes Köppinghoff nicht nur seine Idole interviewen, sondern muss gelegentlich auch auf Konzerte geliebter und weniger geliebter Bands gehen. Er behält den Spaß am Job. Beim NDR fühlt er sich pudelwohl.

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Bei N-JOY, dem Jugendsender des NDR, arbeitet Mat-thes in der Musikredaktion, ist als Reporter unterwegs, schreibt Texte und knippst gelegentlich Fotos für den On-lineauftritt. Und da er jeden Tag quasi rund um die Uhr Radio hört, hat sich auch sein Musikkonsum etwas ver-ändert. „Ich mag jede Musik, wenn sie gut gemacht ist. Dann ist es egal, ob es Rock, Funk, Hip-Hop oder Elektro ist. Hauptsache, sie ist gut und ehrlich“, sagt der JPR-Ab-solvent. Zuhause legt er dann lieber eine gute alte Vinyl-Platte auf.

Ein Faible hat Matthes besonders für britische Acts. Als er Noel Gallagher, ehemaliger Mastermind von

Oasis, interviewte, ging für ihn auch ein kleiner Traum in Erfüllung: „Da

habe ich ausnahmsweise mal ein gemeinsames Foto ge-

macht und mir eine Platte signieren lassen. Beides

habe ich zum allerers-ten Mal gemacht“, ge-

steht er. Für ein Bier mit dem streitbaren Briten reichte die Zeit jedoch nicht. Dennoch genießt Matthes solche Momente. „Ich habe irgend-wann Graham Coxon von Blur getrof-fen, ich habe Pulp und Suede foto-grafieren d ü r f e n .

Scooter habe ich auch getroffen. Da bleibt nicht mehr viel übrig.“

Matthes warnt zugleich davor, ohne professionelle Dis-tanz in ein Interview zu gehen. Denn Fantum könne ein Gespräch ziemlich leicht zerstören. „Es ist gut, wenn man einen Künstler interviewt, zu dem man keine große Bezie-hung hat, und dann hinterher denkt: ‚Das war ein schö-nes Gespräch, das hat Spaß gemacht‘.“

Spaß macht ihm auch die Arbeit an dem neuen Sender NDR Blue – eine neue Welle, die im Digitalradio und In-ternet empfangbar ist. Dort gibt es nahezu ausschließlich musikjournalistische Inhalte aus N-JOY, NDR2 und NDRin-fo. Außerdem werden je eine Morgen- und eine Abend-strecke produziert. „Diese beiden Strecken mache zu wei-ten Teilen ich. Da kriegst du ein Sammelsurium aus Soul, Elektro, Funk und knallharten Rock um die Ohren und das hört sich trotzdem im gesamten Paket sehr harmonisch an.“

Ein Programm also, das ein wenig abweicht vom Main-stream. N-JOY legt, wie viele andere Sender auch, sehr viel Wert auf zielgruppenspezifische Musik, dennoch kommt es auch bei N-JOY vor, dass sich Hörer über Lieder oder deren Texte beschweren: zum Beispiel zu Whistle von Flo Rida. Ein Lied mit ziemlich zweideutigen Textpassagen. Die Redaktion bespricht eine solche Kritik dann gemein-sam mit dem Musikchef. „Wir machen das so, dass der Chef den Hörern dann persönlich zurückschreibt oder sie direkt anruft.“ Schließlich könne man aus einem Song wie S&M von Rihanna nicht einfach M&M machen.

Nur in sehr wenigen Fällen komme es vor, dass Lieder gekürzt oder gar geändert werden. „Manche Songs ha-ben unmögliche Rap-Parts. Da greift die Faustregel, dass Hip-Hop im Radio eher nicht funktioniert“, sagt Matthes.

Entweder hat dann die Plattenfirma bereits eine Ausgabe ohne Rap-Part oder die NDR-Produzenten machen selbst einen sauberen Schnitt.

Für Matthes Köppinghoff gibt es keinen sauberen Schnitt. Er lebt seinen Job auch im Privaten, entweder auf Konzer-ten, mit CDs oder sogar mit einer eigenen Radiosendung. Bei dem Internetsender ByteFM (Preisträger des Grimme Online Awards 2009) moderiert Matthias seine eigene Sendung „Champagne Supernova“. Was er dort macht, möchte er aber nicht als „Austoben-neben-dem-Berufs-alltag“ verstehen. „Ich bin mit der Sendung tatsächlich eher eingeschränkt, es geht nur um englische Musik. Das ist ein ehrenamtliches Hobby.“ Ein Hobby, das ihm zugleich hilft, in der Übung zu bleiben: „Damit ich beim Sprechen nicht einroste.“ Schließlich ist er sonst nicht so häufig on air zu hören.

Mehr Information

n Die Sendung Champagne Supernova läuft bei ByteFM jeden zweiten Freitag zwi-schen 17 und 18 Uhr.

n Der neue Sender NDR Blue ist von über-all auch im Stream zugänglich.

n Nch dem bachelor legt der 30-Jährige noch einen Master in Musikjournalismus für Rundfunk und Multimedia in Karlsruhe nach. Für seine Abschlussarbeit reiste er da-mals einige Wochen mit einem Mini durch Europa, auf der Suche nach Britpop. Dabei entstand auch das Bild auf Seite 1.

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Du hast kürzlich mit der Agentur komm.passion den Preis für die In-terne Kommunikation bei der Deut-schen Post DHL gewonnen. Wie kam es dazu?Wir waren mit unserer Kampagne „Challenge First Choice“ schon in Berlin bei den PR Report Awards no-miniert gewesen, gingen aber leider leer aus. Umso schöner, dass es in Wiesbaden geklappt hat, denn das Projekt war wirklich bemerkenswert.In aller Kürze: First Choice ist ein inter-nes Konzernprogramm bei unserem Kunden DPDHL, mit dem das Unter-nehmen systematisch seine Prozesse optimiert. Man kann sich vorstellen, dass es bei den unzähligen Transpor-ten und Logistik-Dienstleistungen, die DPDHL jeden Tag möglich macht, immer wieder Ideen gibt, Prozesse zu verbessern. Also beispielsweise durch intelligentere Zustellungssysteme oder spritsparendere Auslieferungsrouten Geld zu sparen oder die Umwelt zu schonen. First Choice beinhaltet also einen Werkzeugkas-ten, mit dem Führungskräfte in ihren Bereichen Potenziale für Verbesserung finden und ausschöpfen können. Wir von komm.passion haben bis 2011 dieses interne Pro-gramm betreut.

Was hat die Idee zu etwas Besonderem gemacht?Prozessverbesserungs-Programme wie First Choice basieren auf komplizier-testen mathematischen und stochasti-schen Rechenmodellen. Das Prinzip da-hinter heißt „Six Sigma“ und ist wirklich unendlich komplex und theoretisch. Und damit unattraktiv. Wir haben also schnell festgestellt, dass First Choice ein kleines Imageproblem hatte – es wirkt ein bisschen wie ein „Eierkopf-Thema“ für Menschen mit großen Brillen und wenig Freilauf. So zumindest das Kli-schee. Wir haben dann dem Thema durch ansprechende Bildmotive und sehr klare redaktionelle Texte Spannung verliehen. Letztlich konnten Mitarbeiter im Intranet Business-Probleme verstei-gern, die für das ganze Unternehmen sichtbar im Intranet gelöst wurden – mit den Methoden von First Choice.

Die Arbeit in einer Agentur soll ja manchmal sehr fordernd sein. Ist die Auszeichnung für Dich der Lohn für harte Alltagsarbeit?Ich denke, das kann man schon so sagen. Agenturen ticken nun mal ein bisschen an-ders, als es Kommunikationsabteilungen von Unternehmen tun. Deadlines sind in der Regel knapper, Tage dementsprechend länger. Da man im Namen von Kunden arbei-

Michael Peters räumt abEnde November in Wiesbaden: Der Internationale Deutsche PR Preis wird verliehen. Ein Gewinner ist JPR-Absolvent

Michael Peters. Er gewinnt mit derAgentur komm.passion in der Kategorie Interne Kommunikation. Ein Gespräch über Kampagnen-Ideen, Wertschätzung und Eierkopf-Themen.

Lohn für die Arbeit: Michael Peters (r.) bei der Preisverleihung.

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tet, die man in ihren Unternehmen unterstützt, kriegen die berühmten Lorbeeren für die eigene Arbeit in der Regel andere. Da ist es natürlich schön, wenn eigene Kampagnen, in denen immer viel Arbeit und Leiden-schaft stecken, ausgezeichnet werden. Das setzt aller-dings voraus, dass man seine Projekte oder Konzepte überhaupt einreichen darf. Manches muss gänzlich ge-heim bleiben.

Gibt es eine Kommunikationsidee, die Du selbst so au-ßergewöhnlich findest, dass Du sie auszeichnen wür-dest?In Deutschland fällt mir da gerade nichts ein. Natürlich war die Stratos-Nummer von Red Bull ein Kracher. Auch wenn hier eher die Käuflichkeit von Nachrichten-Redak-tionen vorgeführt wurde. Es gibt momentan eine Kampagne in Amerika, die mich sehr begeistert. Es handelt sich um die SuperBowl-Kampagne der amerikanischen Biermarke BudLight, die American Football stark sponsort. Die ganze Saison lang hat BudLight mittels sozialer Netzwerke die ver-rücktesten und speziellsten Fan-Rituale erhoben und zeichnet die besten jetzt aus. Die Gewinner fahren zum SuperBowl. Claim der Kampagne: „It’s only weird, if it doesn’t work“. Meiner Meinung nach das Beste an in-tegrierter Kommunikation einschließlich Werbung zur-zeit. Deutschland ist ja immer noch ein bisschen hin-terher, was Mut und Kreativität in Kampagnen angeht. Das gilt übrigens für interne Kommunikation noch viel stärker als ohnehin schon. Da wird viel immer gleicher Konzern-Einheitsbrei gemacht - was schade ist. So et-was wie First Choice zeigt ja, dass selbst komplexe Pro-zesse richtig Spaß machen können.

Jetzt mitmachen: Die Wilde 13 verlost zwei Bücher

Im Interviewband „Wege in den Traumberuf Jour-nalismus“ erzählen deutsche Top-Journalisten wie Frank Schirrmacher, Peter Kloeppel, Matthias Mül-ler von Blumencron oder Anne Will, wie sie in den Journalismus kamen. Sie blicken auf ihren Werde-gang zurück und geben wertvolle Tipps, die dabei helfen das Ziel zu erreichen. Insgesamt kommen elf Journalisten zu Wort. Sie decken viele Themenge-biete ab: von Sport- über Kriegsberichterstattung bis hin zur Verarbeitung politscher Nachrichten in Zeitschriften, Fernsehen und Internet.

Burgard, Jan Philipp; Schröder, Moritz-Marco: Wege in den Traumberuf Journalismus - Deutsch-lands Top-Journalisten verraten ihre Erfolgsge-heimnisse. Münster, Solibro-Verlag, 2012.

Wer eines dieser Bücher gewinnen will, muss folgende Frage beantworten: Seit wann exis-tiert das Institut für Journalismus und Public Relations an der Westfälischen Hochschule? Wer die Antwort weiß, schickt sie per Email un-ter Angabe des Stichworts „Wilde13“ an Oliver Körting.Email:

Einsendeschluss ist der 28.02.2013.

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Guter PR-Nachwuchs kommt aus Gelsenkirchen

Mitte Januar feierte die Initiative #30u30 in Hamburg Premiere. Hier trafen sich die talentiertesten PR-Nach-wuchskräfte zum Austauschen, Teamworken und Ken-nenlernen. Zu der Gruppe zählten auch drei Absolven-ten aus Gelsenkirchen: Laura Fischer, Patricia Schiel und Michael Peters wurden von Vertretern der Branche aus-gewählt und nominiert.Es war toll, so viele motivierte und interessante Per-sönlichkeiten kennen zu lernen“, sagt Laura Fischer, die inzwischen als Community Managerin in der Internen Kommunikation bei der Otto Group tätig ist. „Dabei waren junge Talente aus Agenturen, Unternehmen und Hochschulen“ – wie Patricia Schiel. Sie hat vor wenigen Monaten ihre Bachelorarbeit in Gelsenkir-chen geschrieben. Bei der Initiative #30u30 konnte sie trotzdem gleich richtig einsteigen.Zu Beginn durfte jeder Teilnehmer eine Pecha Kucha-Präsentation zu einem selbstgewähl-ten Thema halten. Laura Fischer ent-schied sich für einen Vortrag über Cor-porate Blogs: „Social Media ist meine große Leidenschaft.“ Danach ging es in Gruppenar-

beit an ein vorgegebenes Thema. Mit einem Use Case ausgestattet arbeiteten die Teams für eineinhalb Stun-den an Ideen. Dann mussten das gesamte Konzept und die Präsentation stehen. „In unserem fiktiven Fall ging es um die Markteinführung eines neuen Trendgetränks“, erzählt Laura.Am Abend waren dann alle mit der Vorstellung ih-rer Ideen dran: „Die Gruppen hatten sehr vielfältige und innovative Ideen und teilweise sehr interessan-te Präsentationsformen“, stellt Patricia fest. Gewon-nen hat dann die Gruppe um Laura Fischer und Patri-cia Schiel. „Nach Berlin werden aber nur drei Sieger geschickt, nämlich die drei, die wiederum bei den Präsentationen morgens die meisten Punkte abge-

räumt haben“, sagt Patricia. Denn in der Bundeshaupt-stadt wartet die nächste Ehrung. Und auch hier waren die beiden Damen aus dem Hause JPR ganz vorne mit dabei.Laura Fischer und Patricia Schiel werden also im Mai zur Verleihung der PR-Report Awards fahren. Dort repräsen-tieren sie nicht nur die jungen Köpfe aus der PR, sondern erhalten den Preis als Young Professionals des Jahres. Schon jetzt war das #30u30-Camp ein große Bereiche-rung für sie: „Der Tag verging wie im Flug“, sagt Laura. „Es war schön, so viele JPRler wiederzutreffen“, Für je-den, der dabei war, sei die Nominierung zu der Initiati-ve eine große Ehre und das Camp ein unvergessliches Erlebnis.

Unter dem Titel #30u30 suchten Branchenkenner die besten Young Professionals unter 30 Jahren. Gleich drei Teilnehmer des Camps haben ihre Wurzeln an der Westfälischen Hochschule.

Mehr Information

n Bei einer Pecha Kucha-Präsentation gibt es strenge Regeln: Man muss genau 20 Fo-lien zeigen, die jeweils nach 20 Sekunden wechseln. Die Präsentation dauert damit genau 6:40 Minuten.

n Die 30unter30 Initiative kommt ur-sprünglich aus den USA. Zum Beispiel kürt das Magazin Forbes regelmäßig die 30 in-novativsten Jungunternehmer. Aber auch im Journalismus gibt es diese Liste bereits - ebenfalls mit .

Foto: PR Report/Kati Jurischka

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Seit Frühjahr 2011 bist Du Lokalchef der Sächsi-schen Zeitung in Riesa. Damals kamst Du nur ein Jahr nach dem Volontariat dorthin. Wie hast Du die Chefetage von Dir überzeugt?Ich habe zu der Zeit als Blattmacher bei der Ober-hessischen Presse in Marburg gearbeitet – und hat-te dort auch viele Freiheiten. Und doch war der Reiz enorm groß, mich auf diese Stelle zu bewerben. Der Gedanke daran, ein Blatt in vorderster Front weiterzuentwickeln und voranbringen zu können, war letztlich entscheidend. Dass der Wechsel zur Sächsischen Zeitung dann so reibungslos geklappt hat, davon war ich selbst überrascht. Es ist schließ-lich nicht selbstverständlich, ein paar Monate nach dem Volontariat Redaktionsleiter bei einer großen Regionalzeitung zu werden. Im Vorstellungsge-spräch selbst habe ich ganz einfach meine Vorstel-lung von moderner Lokalberichterstattung darge-legt. Einige Wochen später dann lud man mich ein zweites Mal nach Dresden ein – und hat mir gleich den Vertrag vorgelegt.

Du hast vorher viele historisch geprägte Themen bearbeitet, Themen aus der NS-Zeit oder die Tita-

nic-Recherche. Inwiefern haben Dir diese zum Teil sehr umfangreichen Nachforschungen geholfen?Wer jemals für Regionalzeitungen frei gearbeitet hat, weiß, dass dort keine üppigen Honorare zu be-kommen sind. Deshalb habe ich nach einer Sparte gesucht, die sich gleichzeitig an mehrere Redakti-onen verkaufen lässt. Da kam mir mein persönli-ches Interesse an Geschichte zugute. Aber sie muss in der Zeitung spannend erzählt sein – und dafür braucht man starke Themen und dazu möglichst noch Zeitzeugen. Die lose Aneinanderreihung der Geschehnisse im Kessel von Stalingrad bekommt man in jedem Geschichtsbuch zu lesen. Das Gesicht eines Soldaten, der Weihnachten im Schützengra-ben neben seinem toten besten Freund verbringen musste, erscheint auf Seite 3 der Regionalzeitung. Es gab Geschichten, die gleichzeitig in zwölf Blät-tern abgedruckt worden sind. Da lohnt sich dann auch der Aufwand. Am Ende habe ich so meine ge-samte Studienzeit finanziert.

Das Riesaer Team ist die jüngste Redaktion in-nerhalb der Sächsischen Zeitung. Glaubst Du, es macht einen Unterschied, ob die Kollegen deutlich

„Zeitungmachen ist eine Frage des Herzbluts und nicht des Alters“Jens Ostrowski ist Lokalchef bei der Sächsischen Zeitung in Riesa. Er führt die jüngste Redaktion der Zeitung. Im Interview spricht er über seine Visionen für eine moderne Lokalzeitung, die Rolle als junger Chef und erklärt, wieso ausgerechnet Riesa der tollste Ort ist, um Journalismus zu machen.

Redaktionsleiter: Jens Ostrowski

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älter sind als der Chef?Ich denke, es kommt nicht aufs Alter an. Wenn der Redak-tionsleiter seine Kollegen fachlich überzeugen und dazu noch mitreißen kann, wird er automatisch akzeptiert. Außerdem habe ich in den letzten zehn Jahren gemerkt, dass es keine Frage des Alters ist, ob eine Redaktion eine gute Zeitung macht oder eben nicht. Mir sind Kollegen mit 40 Jahren Berufserfahrung über den Weg gelaufen, die ihr Blatt richtig rocken, die überraschende Themen setzen und auf ausgefallene Optiken stehen. Dann sind mir junge Kollegen begegnet, die Zeitung so verstehen, wie sie vor dreißig Jahren gemacht wurde. Das Klischee von dynamischen Jungen und eingestaubten Alten ist also völliger Quatsch. Zeitungmachen ist eine Frage des Herzbluts und nicht des Alters.

Wie war es für Dich, sich in die Rolle des Redaktionslei-ters einzufinden? An die Umstellung muss man sich gewöhnen. Plötzlich geht es nicht mehr nur darum, Themen zu finden, Ter-mine wahrzunehmen und etwas für die eigene Seite zu schreiben. Plötzlich geht es um das große Ganze. Um Etatfragen, um Personalplanung, um sämtliche admi-nistrative Aufgaben, die mit Journalismus rein gar nichts zu tun haben. Dazu kommt der redaktionelle Alltag, aus dem man sich in einer fünfköpfigen Redaktion nicht komplett herausnehmen kann. Freiräume sind aber wichtig, wenn man die Zeitung weiterentwickeln möch-te. Die Konzeptplanung von Serien, neuen Rubriken, Formen der Leser-Blatt-Bindung brauchen Zeit, die man sich nehmen muss.

Wie hast Du Dich auf die Führungsposition vorberei-tet?Mithilfe eines Konzepts, das ich nur für mich persönlich aufgeschrieben habe. Was sind meine Vorstellungen von

einer guten Lokalzeitung? Was kann man sofort, was erst nach einer gewissen Zeit und was kann man gar nicht umsetzen? Man darf nicht den Fehler machen, alles auf einmal zu wollen. So kann man weder die Leser noch die Kollegen für sich gewinnen.

Als junge Redaktion steht ihr vor der Herausforderung für eine alternde Leserschaft zu schreiben. Wie versucht ihr, auch die jüngeren Leser ins Boot zu holen?Dass der Altersdurchschnitt unserer Abonnenten steigt, alarmiert uns. Wir werden aber nicht den Fehler ma-chen und eine Seniorenzeitung produzieren. Wir setzen auf eine Themenmischung, die für alle Generationen et-was bereithält. Wir machen eine Zeitung für die ganze Familie, weil wir nur so bei potenziellen – auch jungen – Neuabonnenten punkten können. Man braucht dazu eine durchgehend sauber gestaltete Zeitung mit einzel-nen optischen Höhepunkten. Alles in allem ist das der tägliche Versuch, Henri Nannens berühmten Küchenruf zu provozieren: „Hast Du schon gelesen, was in der Zei-tung steht?” So landet die Azubi-Serie in den Händen des Enkels. So gelangt der Kita-Test zur jungen Famili-enmutter. Und so erfährt auch der Nichtleser, dass der Bürgermeister beim Diebstahl von gemeindeeigenen Pflastersteinen erwischt wurde. Wann immer ein Nicht-leser unsere Zeitung in die Hände bekommt, muss er Themen finden, die ihn brennend interessieren. Je öfter das geschieht, desto größer die Chance, dass er künftig für unsere Inhalte zahlt.

Wie würdest Du die Entwicklung der Riesaer Ausgabe

beschreiben, seitdem Du dort bist?Wir haben im Team eine ganze Menge verändert, uns thematisch breiter und teilweise neu aufgestellt, neue Serien und lockere Rubriken eingeführt. Dazu haben wir den Lokalteil um eine ganze Seite erweitert. Vor allem aber haben wir unser lokales Erscheinungsbild verän-dert. Dafür arbeiten wir täglich hart am Layout, versu-chen immer das Optimum rauszuholen. Denn wem nützt die beste Geschichte, wenn sie nicht gelesen wird, weil sie optisch nicht anspricht? Ich behaupte, die Optik ist ebenso wichtig wie der Inhalt. Alles in allem haben wir aber noch immer Luft nach oben.

Was ist für Dich das Besondere am Lokaljournalismus?Man läuft den Menschen, über die man schreibt, immer wieder über den Weg. Morgens beim Bäcker, nachmit-tags auf der Straße, abends im Kino. Saubere und fai-re Berichterstattung ist deshalb im Lokalen besonders wichtig. Hofberichterstattung aber geht gar nicht.

Hast Du eine Lieblingslokalreportage, die Du als Bei-spiel anführen könntest?Es gibt keine direkte Lieblingsreportage. Dafür gibt es zu viele spannende Geschichten aus Riesa und Umgebung zu erzählen. Dafür bietet die Region einfach alles, was man braucht: Hier sitzt die NPD-Bundesführung mit ih-rem rechten Verlagshaus, hier verzockt der Kämmerer Millionen an Steuergeldern, hier brechen Häftlinge aus dem Gefängnis aus, hier trafen 1945 Ost- und Westfront aufeinander, hier gab es ein Kriegsgefangenenlager mit 30 000 umgekommenen Sowjetsoldaten, hier werden Stahl, Nudeln, Seife, Autoreifen und Silizium hergestellt, hier ist der Wahlkreis des Verteidigungsministers, hier werden im Amtsgericht täglich interessante Fälle ver-handelt und, und und. Kurzum: Riesa ist die spannend-ste Redaktion, die ich bislang kennengelernt habe.

„Man läuft den Menschen, über die man schreibt, immer

wieder über den Weg.“

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Liebe Mitglieder der Wilden 13,

wie lange darf man eigentlich ein gutes Neues Jahr wünschen, lautete die wirklich bewegende Frage eines überregionalen Leitmediums. An die Antwort können wir uns nicht mehr erinnern, war wohl zu relevant. Ein No-Go hätte uns auch nicht gehindert, Euch jetzt noch alles Gute zu wünschen: Gesundheit, Zufriedenheit, interessante Aufgaben, gutes Einkommen und usw. usf.

Das Protokoll unserer Mitgliederversammlung vom November 2012 findet Ihr als Download auf der W13-Website. Im Schnelldurchgang: 99 Mitglieder am Stichtag, etwa 2000 Euro Vereinsver-mögen, erfolgreiches Engagement bei W13-Absolventenpreise und W13-Recherchestipendien. Zu letzterem wurde aktuell ein einstimmiger Beschluss gefasst: Unser Recherchestipendium be-trägt ab jetzt 200 Euro pro Arbeit.

In diesem Jahr werden wir wieder einen Anlauf machen, uns beim JPR-Cup zu präsentieren, auch gern mit Würstchen und Labsal. - Ein interessanter Vorschlag kam von Theresa Küter-Luks: Zu einem aktuellen Thema aus Forschung oder Praxis arbeiten JPR-Studenten und –Absolventen einmal im Jahr in einer Art Meisterkurs oder „Masterclass“ zusammen. Der Input erfolgt über Absolventen, die in diesem Bereich arbeiten oder forschen. Was haltet Ihr davon? Über Rückmel-dungen und Themenvorschläge würden wir uns freuen!

Unsere Anerkennung als gemeinnütziger Verein ist übrigens weiterhin gesichert - dank unseres Engagements für die „Förderung der Volks- und Berufsbildung sowie der Studentenhilfe“. Also vergesst nicht, Euren Vereinsbeitrag steuerlich abzusetzen! Und weil wir gerade beim Geld sind: Anfang März werden wir die Beiträge für 2013 abbuchen. Bitte noch schnell die neuen Kontoda-ten durchgeben ([email protected]), wenn Ihr seit Februar 2012 das Konto gewechselt habt, denn Falschbuchungen kommen uns teuer zu stehen!

Last but not least: In Kürze möchten wir unsere Mitgliederdatenbank aktualisieren. Wir werden daher alle Mitglieder der Wilden 13 persönlich per Post oder E-Mail anschreiben und einen Fra-gebogen schicken. Also bitte nicht wundern, sondern mitmachen!

Beste Grüße von Eurem W13-VorstandChristian Thieme – Julia Jax – Reinhild Rumphorst

Wild

e 13

Impressum

Wilde 13 - Freunde des Instituts für Journalismus und Public Relations e.V.Neidenburger Str. 4345897 GelsenkirchenV.i.S.d.P.: Oliver Körting Mail: [email protected]: 0209 - 9596 854

Auf ein erfolgreiches Jahr