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D 8512 [email protected] Montag, 18. Mai 2015 Der Beitrag „#MitOlli...2“ unter www.youtube.com/bun- deswehr. Seit 2010 Generalinspekteur: General Volker Wieker. 51. Jahrgang Nr. 19 „Wir nehmen die Probleme sehr ernst“ General Volker Wieker im Interview über die Mängel am G 36. Berlin. Ob das Sturmgewehr G 36 durch ein neues ersetzt werden muss, ist „völlig offen“. Das hat der Generalinspek- teur der Bundeswehr, General Volker Wieker, im Interview mit der Redaktion der Bundes- wehr gesagt. Die Soldaten seien vorerst gefordert, sich auf die fest- gestellten Mängel einzustel- len. „Ich muss den Soldaten Handlungssicherheit vermit- teln, indem ich kurzfristig reagiere und die Soldaten in den Einsätzen anweise, über das Anschießen eines neuen Haltepunktes in den jeweili- gen klimatischen Verhältnis- sen, durch eine Magazinierung der Munition mit Leuchtspur und durch einen Waffenmix ihre Wirkungsüberlegenheit zu erhalten.“ Das sei durch tak- tische Ausbildung möglich, letztlich könne so aber nur eine Reduzierung der Symp- tome erreicht werden. „Mittel- fristig müssen wir uns natürlich Gedanken darüber machen, wie wir das Problem insgesamt lösen“, sagte General Wieker. Zum jetzigen Zeitpunkt sei noch nicht klar, ob Nachbes- serungen am G 36 möglich seien. Zu den von unabhän- gigen Experten festgestellten Mängeln am Standardgewehr sagte Wieker: „Es sind unter- schiedliche Ursachen festge- stellt worden, die im Einzelnen noch zu bewerten sind.“ Streukreis weitet sich durch Hitze Die Streukreisaufweitung durch schussindizierte Wärme hänge wahrscheinlich mit dem Rohr zusammen. Wieker: „Also muss man Veränderun- gen am Rohr vornehmen.“ Die Treffpunktverlagerung durch klimatische Bedingungen habe hingegen vermutlich mit dem Verbundstoff zwischen dem Rohr und der optischen Einrich- tung zu tun, so dass es zu Ver- ziehungen komme. Die Unter- suchungen am G 36 wurden im Auftrag des Verteidigungs- ministeriums in Zusammen- arbeit mit dem unabhängigen Ernst-Mach-Institut in Freiburg (EMI), der Wehrtechnischen Dienststelle für Waffen und Munition (WTD 91) sowie dem Wehrwissenschaftlichen Institut für Werk- und Betriebsstoffe und dem Bundesrechnungshof durchgeführt. Test unter extremen Bedingungen Laut General Wieker handelte es sich bei der Unter- suchung um eine „physikali- sche Messreihe, die diese Waffe unter extremen Bedin- gungen“ bewertet habe. Auch eine Klimakammer sei zum Einsatz gekommen. Das Ergebnis: Bei schuss- indizierter Erwärmung und bei klimatischen Einflüssen wie Hitze oder Feuchtigkeit kommt es zu einer Streukreis- aufweitung. Wieker: „Das müs- sen wir sehr ernst nehmen.“ Das gesamte Interview mit General Voker Wieker als Video auf www.bundeswehr.de, die Stellungnahme des Vertei- digungsministeriums zu Medi- enberichten auf www.bmvg.de. NACHRICHTEN POLITIK Mazedonien rumort Spannungen zwischen unter- schiedlichen ethnischen Gruppen sorgen weiterhin für Unruhen im Land. Seite 4 STREITKRÄFTE Auf der Suche Mit dem 3. Minensuchgeschwader auf der Ostsee. Die gefährliche Suche nach alter Munition, Bom- ben und Minen. Seite 6/7 SOZIALES Hilfe für Afghanen Marcus Grotian hat ein Netz- werk für afghanische Ortskräfte gegründet, die jetzt in Deutsch- land leben. Seite 11 VIDEO DER WOCHE: Tag zwei für Hauptfeldwebel Oliver Bender auf dem Segel- schulschiff „Gorch Fock“. Hat er seine erste Nacht in der Hänge- matte gut überstanden? Wo packt er heute mit an? Unser Video bietet Einblicke vom Leben an Bord aus erster Hand. Sie möch- ten einen Vorschlag machen, welchen Bereich der Bundes- wehr Olli als nächstes unter die Lupe nehmen sollte? Schreiben Sie Ihre Vorschläge in die Kom- mentare zum Video. Alle 14 Tage finden Sie auf dem YouTube- Kanal der Bundeswehr eine neue Folge über Ollis Erlebnisse. (eb)

„Wir nehmen die Probleme sehr ernst“

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Page 1: „Wir nehmen die Probleme sehr ernst“

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[email protected]

Montag, 18. Mai 2015

D e r B e i t r a g

„#MitOlli...2“ unter

www.youtube.com/bun-

deswehr.

Seit 2010 Generalinspekteur: General Volker Wieker.

51. Jahrgang Nr. 19

„Wir nehmen die Probleme sehr ernst“

General Volker Wieker im Interview über die Mängel am G 36.

Berlin. Ob das Sturmgewehr G 36 durch ein neues ersetzt werden muss, ist „völlig offen“. Das hat der Generalinspek­teur der Bundeswehr, General Volker Wieker, im Interview mit der Redaktion der Bundes­wehr gesagt.

Die Soldaten seien vorerst gefordert, sich auf die fest­gestellten Mängel einzustel­len. „Ich muss den Soldaten Handlungssicherheit vermit­teln, indem ich kurzfristig reagiere und die Soldaten in den Einsätzen anweise, über das Anschießen eines neuen Haltepunktes in den jeweili­gen klimatischen Verhältnis­sen, durch eine Magazinierung der Munition mit Leuchtspur und durch einen Waffenmix ihre Wirkungsüberlegenheit zu erhalten.“ Das sei durch tak­tische Ausbildung möglich, letztlich könne so aber nur eine Reduzierung der Symp­tome erreicht werden. „Mittel­fristig müssen wir uns natürlich Gedanken darüber machen, wie wir das Problem insgesamt lösen“, sagte General Wieker.

Zum jetzigen Zeitpunkt sei noch nicht klar, ob Nachbes­serungen am G 36 möglich seien. Zu den von unabhän­gigen Experten festgestellten Mängeln am Standardgewehr sagte Wieker: „Es sind unter­schiedliche Ursachen festge­stellt worden, die im Einzelnen noch zu bewerten sind.“

Streukreis weitet sich durch Hitze

Die Streukreisaufweitung durch schussindizierte Wärme hänge wahrscheinlich mit dem

Rohr zusammen. Wieker:„Also muss man Veränderun­gen am Rohr vornehmen.“ Die Treffpunktverlagerung durch klimatische Bedingungen habe hingegen vermutlich mit demVerbundstoff zwischen demRohr und der optischen Einrich­tung zu tun, so dass es zu Ver­ziehungen komme. Die Unter­suchungen am G 36 wurdenim Auftrag des Verteidigungs­ministeriums in Zusammen­arbeit mit dem unabhängigenErnst­Mach­Institut in Freiburg (EMI), der WehrtechnischenDienststelle für Waffen und

Munition (WTD 91) sowie dem Wehrwissenschaftlichen Institut für Werk­ und Betriebsstoffe und dem Bundesrechnungshof durchgeführt.

Test unter extremen Bedingungen

Laut General Wieker handelte es sich bei der Unter­suchung um eine „physikali­sche Messreihe, die dieseWaffe unter extremen Bedin­gungen“ bewertet habe.Auch eine  Klimakammersei zum Einsatz gekommen. Das Ergebnis: Bei schuss­ indizierter Erwärmung undbei klimatischen Einflüssenwie Hitze oder Feuchtigkeit kommt es zu einer Streukreis­aufweitung. Wieker: „Das müs­sen wir sehr ernst nehmen.“

Das gesamte Interview mitGeneral Voker Wieker alsVideo auf www.bundeswehr.de, die Stellungnahme des Vertei­digungsministeriums zu Medi­enberichten auf www.bmvg.de.

NACHRICHTEN

POLITIK

Mazedonien rumortSpannungen zwischen unter­schiedlichen ethnischen Gruppe n sorgen weiterhin für Unruhen im Land. Seite 4

STREITKRÄFTE

Auf der SucheMit dem 3. Minensuchgeschwader auf der Ostsee. Die gefährliche Suche nach alter Munition, Bom­ben und Minen. Seite 6/7

SOZIALES

Hilfe für AfghanenMarcus Grotian hat ein Netz­werk für afghanische Ortskräfte gegründet, die jetzt in Deutsch­land leben. Seite 11

VIDEO DER WOCHE:

Tag zwei für Hauptfeldwebel Oliver Bender auf dem Segel­schulschiff „Gorch Fock“. Hat er seine erste Nacht in der Hänge­matte gut überstanden? Wo packt er heute mit an? Unser Video bietet Einblicke vom Leben an Bord aus erster Hand. Sie möch­ten einen Vorschlag machen,welchen Bereich der Bundes­wehr Olli als nächstes unter die Lupe nehmen sollte? Schreiben Sie Ihre Vorschläge in die Kom­mentare zum Video. Alle 14 Tage finden Sie auf dem YouTube- Kanal der Bundeswehr eine neue Folge über Ollis Erlebnisse. (eb)

Page 2: „Wir nehmen die Probleme sehr ernst“

2 aktuell INTERN 18. Mai 2015

Die Mission im Mittelmeer geht weiter: Die Fregatte „Hessen“ hat vergangene Woche erneut in Seenot geratene Flüchtlinge an Bord genommen – insgesamt 263 Männer, 28 Frauen, zwei Kinder – und ein Baby. Ein Teil der Geretteten trieb in überfüllten Schlauchbooten auf dem offenen Meer. Weitere Informationen auf www.bundeswehr.de.

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ISSN: 1618-9086Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Filme, Fotos und Zeichnungen wird keine Gewähr übernom-men. Namensbeiträge geben die Meinung des Ver-fassers wieder. Sie entsprechen nicht unbedingt der Auffassung der Redaktion oder des BMVg. Nach-druck nur mit Genehmigung der Redaktion. Leser-briefe per E-Mail werden nur mit wirklichem Namen und Adresse berücksichtigt, außerdem behält sich die Redaktion das Recht auf Kürzung vor.

ZITAT

„Ich glaube, dass wir unsere Identität für immer behalten, also nicht in eine ewige Ursuppe einfließen.“

Der EKD-Ratsvorsitzende und bayerische Landesbischof, Heinrich Bedford-Strohm, über das ewige Leben in Christ und Welt.

KALENDERBLATT

Vor 40 Jahren: Am 21. Mai 1975 beginnt in Stuttgart Stammheim der aufsehenerregendste Strafprozesse der westdeutschen Nachkriegsge-schichte. Auf der Anklagebank sitzen Gudrun Ensslin, Andreas  Baader, Ulrike Meinhof und Jan-Carl Raspe – die führenden Köpfe der Terror-organisation „Rote Armee Fraktion“ (RAF).

Vor 50 Jahren: Am 18. Mai 1965 wird die britische Queen  Elizabeth II. in Köln mit 21 Salutschüssen empfangen. Der Besuch ist der teuerste und prächtigste Staatsbesuch in der Geschichte der damals noch jun-gen Bundesrepublik.

Vor 55 Jahren: Am 23. Mai 1960 gibt Israel die Entführung des frü-heren SS-Obersturmbannführers Adolf Eichmann durch den Geheim-dienst Mossad bekannt. Eichmann war ab 1939 für den Transport von Juden in die osteuropäischen Vernichtungslager verantwortlich. Er versteckte sich in Argentinien und wurde 1962 in Israel hingerichtet.

Vor 170 Jahren: Am 19. Mai 1845 sticht Arktisforscher Sir John Franklin in See, um die Nordwestpassage zwischen Atlantik und Pazifik zu erforschen. Von der Franklin-Expedition kehrt kein Über-lebender zurück.

Vor 1690 Jahren: Am 20. Mai 325 eröffnete der römische Kaiser Konstantin I. der Große (280-337) das erste ökumenische Konzil von Nicäa. Konstantin der Große war der erste Kaiser, der sich zum Christentum bekannte. (eb)

EDITORIAL

Der 12. Mai 1965 markiert ein historisches Datum. Vor 50 Jah-ren tauschten Deutschland und Israel erstmals Botschafter aus. Mit Blick auf die Verbrechen, die im Namen Deutschlands am jüdi-schen Volk begangen wurden, wird die Aufnahme der diplo-matischen Beziehungen 20 Jahre nach dem Ende des Holocaust oft als Wunder bezeichnet. Ein Wun-der, das von Beginn der sechziger Jahre an auf beiden Seiten schwer erkämpft war. Und ein Wunder, das sich in der Nachbetrachtung als ein Segen herausgestellt hat.

Die politische Verständigung ist im Laufe der Jahre nämlich auch zu einer gesellschaftlichen geworden. Heute ist Berlin, wo 1942 auf der Wannseekonferenz die „Endlösung der Judenfrage“ auf zynische Weise „organi-siert“ wurde, ein beliebtes Rei-seziel für junge Israelis. Umge-kehrt begeben sich Deutsche wie selbstverständlich auf Studien- und Urlaubsreisen nach Tel Aviv und Jerusalem.

Die Freundschaft, die sich zwi-schen beiden Ländern entwi-ckelt hat, ist jedoch mehr als ein Wunder. Sie ist ein einmaliges Zeichen der Vergebung einerseits und des Schuldeingeständnisses andererseits in einer allzu oft von Schuldverdrängung, Rache

und Vergeltung geprägten Welt. „Israel ist der wichtigste Partner Deutschlands im Nahen Osten“, betonte auch Verteidigungsmi-nisterin Ursula von der Leyen in der vergangenen Woche wäh-rend ihrer Israel-Reise, über die die aktuell in dieser Ausgabe berichtet (Seite 3).

Zu einer guten Freundschaft gehört auch Ehrlichkeit. Nicht trotz, sondern gerade wegen der Verantwortung Deutschlands gegenüber Israel ist es daher angebracht, wenn die Bundes-regierung auch zu kontrover-sen Themen im Nahen Osten, wie dem Siedlungsbau oder der Zwei-Staaten-Lösung, ihre Mei-nung äußert, auch wenn diese sich bisweilen von der israe-lischen Sichtweise unterscheidet.

Stefan RentzschRedakteur Militärgeschichte/Sport

Page 3: „Wir nehmen die Probleme sehr ernst“

18. Mai 2015 MINISTERIUM / HINTERGRUND aktuell 3

Zu Gast bei Freunden50 Jahre deutsch-israelische Beziehungen.

von Jan Marberg

Tel Aviv. „Langfristig“, „vielfäl-tig“, „vertraut“: Verteidigungs-ministerin Ursula von der Leyen sieht die deutsch-israelischeZusammenarbeit im BereichSicherheitspolitik auf einem„außergewöhnlich“ hohenNiveau. „Mit keinem anderenLand der Welt haben wir so viele, so vielfältige intensive Beziehun-gen in der Sicherheitspolitik wie mit dem israelischen Verteidi-gungsministerium“, sagte dieMinisterin vergangene Wochewährend ihrer Reise nach Israel nach einem Gespräch mit ihrem Amtskollegen Moshe Yaalon.Israel sei der wichtigste Partner Deutschlands im Nahen Osten,sagte von der Leyen. Die Zusam-menarbeit sei von Vertrauen und Langfristigkeit geprägt. Pro Jahr gebe es 70 unterschiedliche bila-terale Projekte.

Anlass der Reise: DerBeginn der deutsch-israeli-schen Beziehungen vor 50 Jah-ren. Am 12. Mai 1965 hatten die Bundesrepublik Deutschland und

Israel erstmals Botschafter ausge-tauscht. Dem war eine jahrelange Zusammenarbeit auf wirtschaft-lichem und rüstungspolitischem Gebiet vorausgegangen. Bereits am 10. September 1952 hatten Israel, die Jewish Claims Con-ference und die Bundesrepublik in Luxemburg ein Wiedergutma-chungsabkommen unterzeichnet.

Zwischen den Ländern besteht unter anderem eine enge Rüs-tungskooperation. So wurde wäh-rend des Besuches der Ministerin bekannt, dass Deutschland Israel finanziell beim Kauf von vier Korvetten für die israelische Marine unterstützen wird (siehe Kasten).

Bei einem Besuch derHolocaust-Gedenkstätte YadVashem erinnerte von der Leyen an „die unfassbaren Verbrechen“, die in deutschem Namen verübt wurden. „Möge uns dieser Ort eine Mahnung sein, jederzeit gegen Unmenschlichkeit, Aus-grenzung und Verfolgung aufzu-stehen“, sagte die Ministerin. Vor 50 Jahren hätten die Menschen Israels den Deutschen die Hand

gereicht. Heute verbinde beide Staaten ein tiefes Vertrauen, das seinesgleichen suche.

Die Ministerin führte außer-dem Gespräche mit dem israe-lischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu. Auf der Agenda standen unter anderem

die sicherheitspolitische Situ-ation im Nahen Osten und dasgeplante Atomabkommen mitdem Iran. Israel fühlt sich durch Teheran bedroht, fürchtet denBau einer Atombombe und iststrikt dagegen, dass der Iran nuk-leares Material zivil nutzen darf.

Gedenken in Yad Vashem: Die Ministerin legt einen Kranz nieder.

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Verbündete: Ursula von der Leyen und Moshe Yaalon.

Vier neue Korvetten für Israel kommen aus Deutschland

Tel Aviv. Israel hat vier Kriegsschiffe aus Jahrelang wurde über den Deal ver- sollen laut Verteidigungsminister Jaalon bis deutscher Produktion bestellt – und Deutsch- handelt. Verteidigungsministerin Ursula 2020 geliefert werden. Mit den Kriegsschif-land trägt etwa ein Drittel der Kosten. Der von  der Leyen sagte in Tel Aviv, die Bun- fen könne der Schutz der israelischen Gas-israelische Verteidigungsminister Mosche desregierung habe sich nach sorgfältiger plattformen im Mittelmeer g ewährleistet wer-Jaalon teilte vergangene Woche mit, ein Ver- Abwägung zu einer finanziellen Beteiligung den. Zuletzt war im September ein U-Boot trag mit der Werft ThyssenKrupp Marine entschlossen. Deutschland trage damit zum nach Israel geliefert worden. Auch bei die-Systems sei unterzeichnet. Das Auftrags- Schutz und zur Existenzsicherung Israels bei. sem Geschäft finanzierte die Bundesrepublik volumen beläuft sich auf rund 430 Millio- Die Korvetten – es handelt sich um eine ein Drittel der Baukosten als Militärhilfe für nen Euro. modifizierte Version des Typs Meko 80 – Israel. (eb)

Geleast: Eine Heron-Aufklärungsdrohne

Foto: Bundeswehr MALE-Drohne: Entwicklung beginnt

Absichtserklärung für europäisches System soll diese Woche in Brüssel unterzeichnet werden.

Berlin. VerteidigungsministerinUrsula von der Leyen wird diese Woche eine Absichtserklärung für eine Definitionsstudie für die Entwicklung einer neuen europä-ischen Aufklärungsdrohne unter-zeichnen – am Rande des Rats für Auswärtige Beziehungen in Brüssel.

Gemeinsam mit Frankreich und Italien sollen die technischen Forderungen an das neue Sys-tem definiert, sowie der zeitliche und finanzielle Rahmen geklärt werden. Ende 2017 soll dann der

Auftrag für die Entwicklung einer neuen Generation von Drohnen der MALE-Klasse erteilt wer-den. MALE steht für „Medium Altitude Long Endurance“ – also ein unbemanntes Fluggerät, das sich in mittlerer Höhe mit großer Reichweite bewegt. Die Stärke dieser Systeme liegt in der opti-schen und elektronischen Aufklä-rungsfähigkeit. Drohnen dieser Klasse können beispielsweise am Boden operierende Truppen begleiten und mit – im Fall der Fälle lebenswichtigen – Infor-

mationen in Echtzeit versorgen.Die Drohne soll auch bewaff-net werden können, um Soldatenim Gefecht präzise Feuerunter-stützung zu geben. Dabei gilt:Über den Einsatz der bewaffnetenDrohnen wird in jedem Einzel-fall der Bundestag entscheiden.

Die Neuentwicklung eineseigenen europäischen Drohnen-systems hat laut Verteidigungs-ministerium entscheidende Vor-teile. Ein exklusiver Zugriff aufdie Technik des neuen Luftfahr-zeugs ist garantiert und die spe-

zifischen Anforderungen für die Zulassung im europäischen Luftraum können berücksich-tigt werden. Die Einführung der Drohne ist für das Jahr 2025 geplant.

Bislang verfügt die Bundes-wehr nicht über eigene waffen-fähige Drohnen. Der Leasing-vertrag für Heron-Drohnen, die in Afghanistan ausschließlich für Aufklärungszwecke im Einsatz sind, ist Ende März für ein wei-teres Jahr mit Israel verlängert worden. (lin)

NATO und EU kooperieren Antalya. Die Bedrohung durch „hybride“ Kriegsführung nimmt zu, Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hat sich in diesem Zusammenhang wiederholt für eine engere Zusammenarbeit mit anderen EU- und NATO-Part-nern ausgesprochen. Vergangene Woche hat NATO-Generalsekre-tär Jens Stoltenberg mitgeteilt, die NATO und die EU wollten sicher-stellen, dass sich ihre Strategien gegen hybride Kriegsführung ergänzen. Nur so könne effektiv reagiert werden, sagte Stoltenberg beim Treffen der NATO-Außen-minister im türkischen Antalya. 22 NATO-Mitgliedstaaten gehö-ren auch der EU an. (eb)

Suder besucht IT-Experten

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Rheinbach. Mit dem Net-work Operations Centre ist das Betriebszentrum IT-System der Bundeswehr (BITS) in der Lage, das IT-System der Bundes-wehr weltweit zu überwachen. Während eines Besuchs in der Tomburg-Kaserne in Rhein-bach hat sich Staatssekretärin Katrin Suder jetzt persönlich ein Bild von den technischen Mög-lichkeiten gemacht. In Rheinbach werden unter anderem die bei-den Kommunikationssatelliten der Bundeswehr, COMSATBw 1 und 2, gesteuert. (vie)

Brauksiepe im Fo

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Munitionsdepot Dorsten. Das Munitionsdepot Wulfen ist das größte der Bun-deswehr – vergangene Woche hat Staatssekretär Ralf Brauksiepe sich bei einem Besuch über die Umsetzung der Umstrukturie-rung informiert. Im Zuge der Neuausrichtung wird das Depot im Ruhrgebiet erweitert. In 381 Lagerhäusern liegt Munition verschiedenster Art – von der Patrone bis zur Artillerierakete. In Wulfen wird unter anderem die Munition für die NATO Res-ponse Force oder die EU Battle Group bereitgehalten. (rw)

Page 4: „Wir nehmen die Probleme sehr ernst“

4 aktuell POLITIK / HINTERGRUND 18. Mai 2015

Krise in MazedonienEthnische Spannungen führen zu immer

heftigeren Auseinandersetzungen.

von Vivien-Marie Bettex

Skopje. Die Bundesregierung, die Europäische Union, die Ver-einten Nationen und die NATO warnen vor einer erneuten Eska-lation ethnischer Spannungen auf dem Balkan.

Nach heftigen Gefechten in Mazedonien mit 22 Toten und Dutzenden Verletzten sagte NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg: „Ich fordere jeden auf, sich zurückzuhalten und eine weitere Eskalation im Inter-esse des Landes und der gesam-ten Region zu vermeiden.“ Er ver-folge die Entwicklung mit Sorge.

Kumanovo: 22 Tote

Hintergrund: Der Zusammenstoß zwischen Polizei und Angreifern, die der sogenannten „Albani-schen Befreiungsarmee“ nahe-stehen sollen, hatte am vorver-gangenen Sonnabend mit einer Razzia in einem mehrheitlich von ethnischen Albanern bewohnten Viertel der Stadt Kumanovo begonnen. Nach Angaben der mazedonischen Regierung hatte die Polizei Hinweise auf einen bevorstehenden terroristischen Anschlag, durchsuchte deswegen Haus für Haus. Dabei kam es zu heftigen Gefechten. Auf der Sei-ten der Angreifer sollen bis zu 70 bewaffnete Kämpfer betei-ligt gewesen sein. 14 Angreifer und acht Polizisten kamen ums Leben, ganze Straßenzüge wur-den schwer beschädigt, mehrere

Häuser komplett zerstört. Nach Angaben der Regierung trugen einige der Toten Uniformen der Albanischen Kosovo-Befreiungs-armee „UCK“.

Der Protest nimmt zu

Die Spannungen zwischen Alba-nern und anderen Volksgruppen in Mazedonien haben in der Ver-gangenheit immer wieder zu hef-tigen Krisen geführt. Rund ein Viertel der 2,1 Millionen Einwoh-ner Mazedoniens – eine frühere jugoslawische Teilrepublik – sindethnische Albaner. Ein Auf-stand im Jahr 2001 im Norden Mazedoniens führte mit Hilfe internatio naler Vermittler zum Rahmenabkommen von Ohrid, das den Albanern mehr Rechte zusagte. In den vergangenen Jah-ren haben albanische Politiker immer wieder kritisiert, dass die bisher erfolgte Umsetzung des Abkommens nicht ausreiche.

Dass die Regierung seit Monaten in einer tiefen Krise steckt, macht die Lage im Land um so kritischer. Oppositions-chef Zoran Zaev wirft der Regie-rung vor 20 000 Menschen illegal abgehört zu haben, darunter Poli-tiker, Journalisten und geistliche Führer. Außerdem wird Minister-präsident Nikola Gruevski vorge-worfen, in einen Bestechungss-kandal verwickelt zu sein.

Bei Krawallen im Zugeeiner Demonstration gegen die mazedonische Regierung wur-den Anfang Mai mindestens

19 Menschen verletzt. Einige Demonstranten warfen Gegen-stände auf den Regierungssitz, schlugen Scheiben des Gebäudes ein, beschädigten in der Nähe abgestellte Autos und zündeten Abfalleimer an.

Menschen verlassen das Land

Nach Berichten des auf dem Balkan führenden Nachrichten-portals „Balkan Insight“ gab es Ende April einen weiteren Vor-fall. 40 Kosovo-Albaner sollen in eine Polizeiwache in der Ort-schaft Gosince an der Grenze zum Kosovo eingedrungen sein und die Bildung eines albani-schen Staates in Mazedonien

gefordert haben. Nach Einschät-zung des Auswärtigen Amts hat sich die Lage in der Stadt Kuma-novo zwar wieder beruhigt. Eine weitere Eskalation sei jedoch nicht auszuschließen. „Es wird daher empfohlen, die Region um Kumanovo bis auf weiteres zu meiden“, teilte das Amt vergan-gene Woche auf seiner Internet-seite mit. Vor dem Hintergrund der verworrenen Situation in dem Land, forderte NATO- Generalsekretär Stoltenberg eine transparente Untersuchung des Vorfalls in Kumanovo.

Monat für Monat flüchten Hun-derte Menschen aus dem Land. Im März beantragten 1186 Per-sonen mit mazedonischem Pass Asyl in Deutschland.

Das große Dauerbündnis Vor 60 Jahren tritt Deutschland der NATO bei – die Rolle der Bundesrepublik hat sich gewandelt.

Berlin. Das vielbeschworene Rote Telefon ist kein Relikt des Kalten Krieges. Seit weni-gen Wochen ist die Leitung zwi-schen NATO und russischem Militär wieder geschaltet – auch auf Betreiben der Bundesregie-rung hin. 60 Jahre nach Deutsch-lands NATO-Beitritt am 9. Mai 1955 gewinnt die Allianz an neuer Bedeutung. Die Zeiten der geopolitischen Entspannung sind vorbei, die Bündnisvertei-digung steht wieder im Vorder-grund.

„Angesichts der bedrohlichen Krisen und Herausforderungen, vor die Europa und Amerika sich

gleichermaßen gestellt sehen,bleiben Geschlossenheit und Ent-schlossenheit der Allianz für uns ein hohes Gut. Die S i c h e r -heit aller Ve rbü n -deten der Allianz ist und bleibt unteilbar“, heißt es in einer Mitteilung derBundesregierung zum 60. Jah -restag des Deutschland-Beitritts.

„Die alte Bundesrepublik hatte sich in ihrer Abhängigkeit von der NATO-Beistandsgarantie ganz

gut eingerichtet. Sie bot bestmög-lichen Schutz. Eine aktive Vor-reiterrolle in der Bestimmung

der kollek-tiven Vertei-digungspo-litik wurdew e d e e r w a r t e t , noch warsie von den P a r t n e r n

wirklich gewünscht“, schreibt der Friedensforscher Hans Joachim Giessmann in seinem Beitrag „Deutschland 60 Jahre in der NATO: Eine euroatlantische Partnerschaft“ für die Bundes-

r

wehr-Publikation Reader Sicher-heitspolitik. Die USA blieben zwar weiterhin die stärkste nati-onale Kraft der NATO, aber ihre globalen Interessen ließen sie stärker als in der Vergangenheit auf die Eigenverantwortung ihrer Verbündeten setzen. Das Fazit des Wissenschaftlers: „Deutsch-land wird sich der Konsequenzen daraus noch stärker bewusst wer-den müssen.“ (vmd)

Afghanistan-Einsatz auch nach 2016 Antalya. Die NATO will auch nach dem Ende der Mission„Resolute Support“ im Jahr2016 in Afghanistan bleiben. Die Außenminister der Allianz einig-ten sich bei ihrem Treffen im türkischen Antalya am vergan-genen Mittwoch mit der afgha-nischen Regierung auf „Leit-linien“ für eine neue Mission. Sie wird erstmals „von Zivilisten“ geleitet, aber weiter eine „mili-tärische Komponente“ haben, sagte NATO-GeneralsekretärJens Stoltenberg. Unterdessen wurden bei einem Angriff der radikalislamischen Taliban bei einem Angriff auf ein Gästehaus im afghanischen Kabul 14 Men-schen getötet. (eb)

China und Russland starten Manöver

Peking. China und Russland planen, in dieser Woche ihr ers-tes gemeinsames Militärmanö-ver im Mittelmeer zu begin-nen. Bereits in der vergangenen Woche gab es eine Auftaktzere-monie im südrussischen Novor-ossiysk (Foto), am 16. Mai soll die Übung im Mittelmeer star-ten. Das Manöver beinhalte den Einsatz scharfer Munition, teilte ein Armeesprecher in Peking mit. Seinen Angaben zufolge richtet sich die Übung „nicht gegen eine dritte Partei“. (eb)

Jemen: Botschafter aus Iran abgezogen

Riad. Aus Protest gegen die mutmaßliche Rolle des Iran im Konflikt mit den schiitischen Huthi-Rebellen im Jemen (Foto) hat die jemenitische Regierung ihren diplomatischen Geschäfts-träger aus Teheran abberufen. Grund für die Abberufung von Botschaftschef Abdullah al-Sirri sei Teherans „Einmischung in unsere Angelegenheiten undseine Unterstützung für dieHuthis“, teilte die Pressestelle des nach Saudi-Arabien geflo-henen jemenitischen Präsidenten Abd Rabbo Mansur Hadi vergan-gene Woche mit. (eb)

Protest: Eine Demonstration Anfang Mai gegen die Regierung.

Zerstört: Kumanovo nach den Gefechten vom 9. und 10. Mai.

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Der gesamte Essay

von Hans Joachim

Giessmann unter

www.bmvg.de

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Page 5: „Wir nehmen die Probleme sehr ernst“

18. Mai 2015 EINSATZ / BUNDESWEHR aktuell 5

Training rettet LebenWiederholungsausbildung der ersten Gefechtsverbände in Mali abgeschlossen.

Segou. Langfristig erfolg­reich sein – das ist das Ziel des „Re­Trainings“ der European Training Mission Mali (EUTM Mali). Nach ihrem Einsatz im Norden des Landes werden die malischen Gefechtsverbände nun weitere neun Wochen an ihrem Heimatstandort geschult. Deutsche Soldaten übernahmen die Infanterie­, Pionier­ und Logistikausbildung.

Welten prallen aufeinander

„Als ich zum ersten Mal die Waffenkammer gesehen habe, war ich fassungslos“ (Foto unten), schildert Hauptfeldwebel  G.seine ersten Eindrücke. „Die Gewehre waren nicht gelagert, sondern lagen mehr oder weniger auf einem Haufen.“ Viel zu tun für die deutschen Logisti­ker, die den Maliern die Grundsätze der Materialla­gerung und des Materialerhalts vermitteln sol­len. Schließlich funktionieren die besten Waffen und das modernste Gerät nicht, wenn es nicht sorg­fältig aufbewahrt und in Schuss gehalten wird. „Klar, da prallen Welten aufeinander“, resümiert der Hauptfeldwebel am Ende der Ausbildung. „Ich glaube aber, dass die Malier verstanden haben, worum es uns geht und

dass sie langfristig von unserem Know­How profitieren können.“

Gute Ausbildung ist der beste Schutz

Eine Gruppe malischer Infanteristen liegt in

der prallen afrika­nischen Sonne. Neben ihnen der deutsche Aus­bilder. Geduldig zeigt er ihnen,

wie sie unter Zeit­druck Störungen an

ihren Gewehren behe­ben können. Infanteris­

tische Grundlagenausbildung gehörte für die Reichenhaller Gebirgsjäger und ihre malischen Kameraden genauso zum Ausbil­dungsprogramm, wie das Üben von komplexen Gefechtssitua­tionen.

Am Ende der neunwöchigen Ausbildung wurden die mali­schen Soldaten für den Einsatz am Checkpoint und im Orts­ und Häuserkampf geschult. Dies wurde immer wieder durch Aus­bildungen in Erster Hilfe und Unterrichte zum Schutz der Zivil­bevölkerung ergänzt.

Grundausbildung – nur anders

Eine Ausbildung, die an eine Grundausbildung erinnert und doch ganz anders ist. Schließlich waren die malischen Soldaten schon selbst oft in Gefechten. Erfahrungen, von denen auch die deutschen Soldaten profitieren und die immer wieder in das Trai­ning eingeflossen sind.

Entsprechend ist der Umgang zwischen den deutschen Soldaten und ihren malischen Kameraden

von gegenseitigem Respektgeprägt. Für Oberfeldwebel H. eine eindrucksvolle Erfahrung: „Am Rande der Ausbildung hat mir ein Malier berichtet, dass er im Gefecht überlebt hat, weil er durch Angehörige von EUTM Mali ausgebildet wurde. Das ist eine hohe Verantwortung für uns, und eine Bestätigung, dass unsere Ausbildung im Ernstfall das Leben unserer malischen Kameraden retten kann.“

Nach Abschluss der Ausbil­dung trennen sich erst einmal die Wege. Während die interna­tionalen Trainer nach Koulikoro zurückkehren, werden die einhei­mischen Soldaten dringend im Norden des Landes benötigt. Sie sichern die Unterzeichnung des für Mitte Mai erwarteten Frie­densabkommens ab und sollen möglichen neuen Spannungen vorbeugen. (eb)

Beinahe fünf SterneOrientalische Köstlichkeiten für deutsche Soldaten in der Türkei.

Kahramanmaras. „Ohne Mampf kein Kampf.“ Oft scherz­haft gesagt, ist durchaus etwas Wahres an dieser Weisheit. Doch was essen eigentlich die Soldaten im Einsatz? In Kahramanmaras bei dem Deutschen Einsatzkon­tingent Active Fence Turkey, ist ein türkischer Caterer für die Zubereitung von Getränken und Mahlzeiten verantwortlich. In der Kantine arbeiten Stabsunter­offizier Eric M. und Oberstabs­gefreiter René R. (Foto: links), gemeinsam mit ihren türkischen Kollegen. Beide sind gelernte Köche. Eric M. hat seine Aus­bildung in einem Fünf­Sterne­ Hotel absolviert, René R. in einem Vier­Sterne­Hotel.

Zusammen mit dem türkischen Küchenchef erstellen die beiden Soldaten den Menüplan. Ziel ist es, orientalische Köstlichkeiten nach deutschen Gewohnheiten

zuzubereiten. Gekocht werden die Speisen dann gemeinsam. Die Zusammenarbeit funkti­oniert sehr gut: „Wir wurden sogar schon auf eine türkische Hochzeit eingeladen“, berichtet René R.

Schon früh am Morgen beginnt die Arbeit für „Ringel“ und „Manny“, wie sie vom Team genannt werden. Den ganzen Tag kochen die beiden, bereiten vor, schmecken ab, packen auch ma l Lunchpakete.Dabei tragensie auch die

Foto: Bundeswehr

Verantwor­tung dafür, das s d i e G e r i c h t e nach den gül­tigen Richt­

linien zubereitet werden. Sauber­keit und Hygiene sind dabei von besonderer Bedeutung.

Manchmal werden noch spe­zielle Wünsche der Soldaten erfüllt. An Geburtstagen kann Kuchen gebacken, für ein Gril­len Fleisch bereitgestellt wer­den. Auch kulinarische Themen­abende bieten eine willkommene Abwechslung und kommen sehr

gut an.Die Kantine des Feldla­

gers ist ein beliebter Treff­punkt. „Wir bekommen sehr positive Rückmeldun­gen“, freut sich René R. Die Arbeit macht beiden Spaß. „Aber anstrengend ist es schon. Da ist es schön, von den Kame­

raden Anerkennung zubekommen.“ Beide wissen, dass das Essen im Einsatz für die Motivation beson­ders wichtig ist – und sind auch schon wieder in der

Küche verschwunden. (eb)

Fahrzeuge und Patronen eingetroffen

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Erbil. Eine weitere Material­lieferung hat den Norden des Iraks erreicht. Diesmal an Bord der „Antonow AN­124“: Rund 2,5 Millionen Patronen für die Gewehre G 36 und G 3, ver­schiedene Fahrzeuge und zusätz­liche Sanitätsausstattung für die Peschmerga und ihren Kampf gegen die Terrormiliz „Isla­mischer Staat“. Das Material wurde unmittelbar nach dem Ent­laden an die kurdische Regional­regierung übergeben. Weitere Transporte sind in den kommen­den Wochen geplant. (eb)

Typisierung gegen KrebsPrizren. Auf Initiative der Sanitätseinsatzkompanie des 40.  Deutschen Einsatzkontin­gents KFOR hat vor kurzem eine Typisierung für Stammzellen­spender stattgefunden. An der aktuellen Aktion beteiligten sich 62 Soldaten des Kontingents. Jährlich erkranken Tausende Menschen an Blutkrebs. Doch dieser kann nur mittels Knochen­markspende geheilt werden. Um im Kampf gegen die Krankheit zu helfen, wird die Sanitätsein­satzkompanie die freiwillige Registrierung auch weiterhin vorantreiben. (eb)

Französische Marine unterstützt

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Dschibuti. Eine umfangreiche Materialversorgung der Fre­gatte „Karlsruhe“ hat kürzlich mit französischer Unterstützung stattgefunden. Nur mit Hilfe eines Landungsboots, inklusive der französischen Besatzung, war es der Deutschen Verbin­dungs­ und Unterstützungs­gruppe möglich, Material und Ersatzteile an Bord der „Karls­ruhe“ zu bringen. Die Lage ließ eine diplomatische Anmel­dung und somit ein Einlaufen in Dschibuti nicht mehr zu. So wurden die 2,5 Tonnen Material an Bord der Fregatte außerhalb der dschibutischen Hoheitsge­wässer verbracht. (eb)

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Unter Beobachtung: Malische Kräfte trainieren den Orts- und Häuserkampf unter deutscher Anleitung.

Page 6: „Wir nehmen die Probleme sehr ernst“

6 aktuell aktuell 7BUNDESWEHR

Die Welt ein bisschen sicherer machenSie suchen nach alter Munition, Bomben und Minen – ein Einblick in das 3. Minensuchgeschwader in Kiel.

Kiel. Seeminen zu beseitigen, ist ohne Frage ein gefährlicher Job. Allein im Zweiten Welt-krieg wurden mehr als 100 000 Seeminen in der Ost-und Nord-see verlegt. Sie zu finden und unwirksam zu machen, ist eine der Aufgaben des 3. Minensuch-geschwaders in Kiel.

Fregattenkapitän Axel Schraderist Kommandeur des Verbandes mit diesem heiklen Auftrag. Im Interview erklärt er die Heraus-forderungen und die Besonder-heiten des Minensuchens.

Sie sind seit vergangenem Jahr Kommandeur des 3. Minen­suchgeschwaders. Wie war der Start und welche Themen­schwerpunkte haben Sie sich gesetzt?

Ein bisschen war es für mich, wie nach Hause kommen. Unser oberstes Ziel ist es, das Geschwader personell zukunfts-sicher aufzustellen. Seefahrt soll Spaß machen, planbar sein und attraktiv.

Wie sieht es derzeit mit der personellen und materiellen Einsatzlage aus?

Wir spüren, dass die Boote gut 20 Jahre alt sind. Da kommt es immer wieder zu Engpässen in der Verfügbarkeit. Das ist natür-lich ärgerlich, manchmal jedoch unvermeidbar. Unser großes Augenmerk liegt jedoch auf dem Personal. Zu wenig Personal führt zu weniger Planbar-keit und insgesamt zu weniger Attraktivität des Dienstes.

Welche Einsatz­ und Übungs­vorhaben stehen an? Wo sind die Schwerpunkte?

Der Schwerpunkt wird in Zukunft die Teilnahme an den zwei ständigen NATO Minensuch-Verbänden sein.Diese Einsätze sind Taktgeber für die Basisausbildung, die Ein-satzvorbereitung und den Ein-satz der Boote.

Welche Erfahrungen aus den früheren Verwendungen in der Minensucherei sind jetzt beson­ders wertvoll für Sie?

Themen wie Personalnot und die Verfügbarkeit der Boote sind mir aus meinen früheren Verwendun-gen im Geschwader bekannt, wenn auch nicht so stark ausge-prägt. Unsere Planun-gen gehen jetzt dahin, dass die Besatzun-gen, wie schon bei den U-Booten prak-

tiziert, von den Bootsplattformenentkoppelt werden. Dann kön-nen Ausbildungs-, Einsatz- undInstandsetzungszyklen besseraufeinander abgestimmt wer-den. Bei den ganzen Fragen zu dieser Umstrukturierung sindmir meine persönlichen Erfah-rungen sehr hilfreich.

Wie wird sich die internationale Zusammenarbeit bei den Minen­suchern entwickeln? Wer sindda die Hauptpartner?

Minenkampf wird weiter-hin in internationalem Umfeldstattfinden. Da alle Länderihre Kapazitäten und Boots-

zahlen reduzieren, werden

die „Standing NATO Mine-countermeasure Groups“ noch mehr Bedeutung erhalten. Hier beispielhaft einige Länder zu nennen, würde den anderen gegenüber ungerecht sein.

Die Technik der Minenjagd ent­wickelt sich stetig weiter. Stehen da in nächster Zeit Modernisie­rungen an?

Größte Änderung wird die zusätzliche Befähigung von drei Booten der Klasse 332 zur Führung von Hohlstäben, also kleinen, fernlenkbaren Booten sein. Die Klasse 332 wird dann die Standardplatt-form für alle drei Verfahren

der Seeminenabwehr, also das Minensuchen mit Fernlenk-drohnen, die Minenjagd und der Minentaucher-Einsatz. Außer-dem soll in den nächsten Jahren noch eine autonom agierende Unterwasserdrohne mit großer Reichweite beschafft werden.

Was ist das Besondere an den Minensuchern?

Minensucher vermitteln nach wie vor das Erlebnis der See-fahrt. Wir sind viel in interna-tionalen Bereichen unterwegs und man kann was von der Welt sehen. Die Besatzungen sind wie Familien – es gibt also eine intensive emotionale Bindung. Außerdem machen wir ständig die Welt ein bisschen sicherer, weil wir alte Munition, Bom-ben und Minen beseitigen, die noch immer seit den letz-ten Kriegen an europäischen Küsten liegen.

Die Fragen stellte Peter Straub.

Der Minenjäger und seine Seefüchse

Kiel. Oberbootsmann Michael Wilk ist Sonarmeister. Schon als Wehrpflichtiger diente er auf Minen-suchbooten. Über ver-schiedene Lehrgänge hat er sich weiter-qualifiziert und seine Dienstzeit verlängert. Seinem Spezialgebiet, der Sonartechnik, ist er dabei stets treu geblie-ben. „Angefangen habe ich als Sonargast, dann kamen verschiedene Fachlehrgänge im Operationsdienst sowie weitere Sonar- und Englischlehr-gänge dazu. Höhepunkt war ein dreimonatiger „Mine Warfare“-Speziallehrgang, erklärt er. Als Sonarmeister ist er jetzt an zentraler Stelle auf einem Minenjagdboot eingesetzt. Sein Haupt-Arbeitsplatz befindet sich an den

verschiedenen Konsolen in der Operationszentrale. Ihm unterstehen ein Sonarmaat und vier Sonargasten.

Die Minenjagdboote suchen aktiv mit ihrer Sonaraus-rüstung nach Minen. Dazu sind sie mit einem extrem leisen Langsam-Fahrantrieb ausgerüstet. Wird dann bei einer Suchfahrt ein Unterwasserkontakt entdeckt, schickt das Boot einen „Seefuchs-India“ zur näheren Identifika-tion ins Wasser. Diese „Seefüchse“ sind k abelgesteuerte, kleine Unterwasserfahrzeuge, die mit Nahbereichssonar und Kamera den erkannten Unterwasserkontakt näher identifizieren.

Die Steuerung dieser Unterwasserdrohnen ist die zweite Hauptaufgabe des Oberbootsmanns. „Ist es eine Mine, schicken wir einen „Seefuchs-Charlie“, der ist mit einer Hohlladung ausgerüstet, die eine Mine unter Wasser zer-stören kann. Wir nennen das ‚einen Seefuchs schießen‘“, erklärt Wilk.

In seiner langjährigen Seefahrtszeit auf den Minenjagd-booten hat er einige internationale Manöver und Einsätze in Nord- und Ostsee und im Mittelmeer erlebt. Einer der Höhepunkte war die Teilnahme an der Munitionsbesei-tigung im englischen Kanal. Dort liegt immer noch viel

Munition aus dem Zweiten Weltkrieg. „Mit unserem Sonar konnten wir 2013 mehrere Fliegerbomben ent-decken und mit den Seefüchsen unschädlich machen“, erzählt er stolz. Seine berufliche Zukunft hat Wilk fest im Blick. „Ich kann mir vorstellen, Berufssoldat zu wer-den und noch einige Jahre zur See zu fahren. Größtes Ziel wäre es dann, einmal nach San Diego versetzt zu werden. Dort gibt es eine Stelle für einen Sonarmeister in der internationalen Minenjagdplanung“, berichtet er begeistert. In der nächsten Zeit bleibt er weiterhin im 3. Minensuchgeschwader. Das fünfte und dritte Minen-suchgeschwader werden Ende des Jahres unter dem Namen der Dritten zusammengelegt. Die Besatzungen werden ab dann von den Bootsplattformen getrennt und nicht mehr auf ihren fest zugeteilten Booten zur See fahren. Für die Soldaten wird künftig weiterhin die Ein-satzlage fordernd sein und auch die Teilnahme an inter-nationalen Manövern und Minensuchverbänden ist im Geschwader fest geplant. Das bedeutet weiterhin bis zu sechs Monate Abwesenheit im Jahr von zu Hause. „Damit muss man leben“, so der junge Familienvater, „wir sind eben bei der Marine“.

3. Minensuchgeschwader

Kulmbach-KlasseFrankenthal-KlasseDie Minenjagdboote des 3. Minensuchgeschwaders gehören zur „Frankenthal-Klasse“ (Typ 332). Sie sind aus amagne-tischem Stahl gebaut und besitzen ein hochauflösendes Minenjagdsonar, mit dem Minen am Meeresgrund gefunden und identifiziert werden. Sie sind mit zwei Minenjagddrohnen „Pinguin B3“ ausgerüstet. Die Minentaucher an Bord können Sprengladungen an den Minen anbringen. Die Besatzung umfasst 42 Soldaten. Die Bewaffnung besteht aus einem 40-Millimeter-Geschütz beziehungsweise zukünftig aus einem 27-Millimeter-Marineleichtgeschütz (MLG). Die neueren Minenjagdboote der „Kulmbach“-Klasse (Typ 333) verfügen ebenfalls über eine Unterwasserortungsanlage (Sonar), die minenähnliche Objekte ortet und durch den Einsatz einer neu-artigen und sehr kompakten Minenjagddrohne – „Seefuchs“ genannt – identifiziert. Die Besatzung besteht aus 37 Soldaten. Bewaffnet sind die Boote mit zwei 40-Millimeter- Geschützen beziehungsweise zukünftig mit zwei 27-Millimeter-MLG.

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Kommandeur des 3. Minensuchgeschwaders: Fregattenkapitän Axel Schrader ist zu seinen maritimen Wurzeln zurückgekehrt.

Ein Arbeitsplatz auf und unter Wasser

Für Oberleutnant zur See Philipp Powierski beginnt nun der wahre Alltag des Marineoffiziers. Als 4.  Wachoffizier und Minentaucheroffizier dient er auf dem Minentaucher-Einsatzboot „Bad Rappenau“. „Diese Verwendung war der Optimalfall, ich freue mich auf den Dienst hier an Bord und das anstehende Einsatzpro-gramm“, berichtet er. Den ersten Kontakt zur Bundeswehr hatte er während seiner Grundwehrdienstzeit in der Sani-tätsstaffel der Marine in Stadum. Das berufliche Umfeld gefiel ihm und er bewarb sich erfolgreich für die Laufbahn der Marineoffiziere. Er durchlief alle Stationen der Offi-ziersausbildung und entschied sich erst gegen Ende des Studiums der Erziehungs- und Bildungswissenschaften für eine Laufbahn als Minentaucher. „Die Kombination aus Seefahrt und Minentaucherei war eine besondere Herausforderung, der ich mich stellen wollte“, erzählt er. Nach Abschluss der seemännischen Lehrgänge ging es für ihn erst einmal ordentlich ins Wasser. Nach zwei Monaten Schwimmtaucherausbildung folgte eine harte sechsmonatige Spezialausbildung zum Minentaucher. An deren Ende stand die Aushändigung des begehrten Minentaucherabzeichens.

Jetzt ist er 4. Wachoffizier und vorwiegend in der nau-tischen Schiffsführung tätig. Daneben ist Powierski auch

noch einer der Minentaucher an Bord. Eingesetzt wer-den diese Spezialkräfte bis in Wassertiefen von rund 50 Metern. Ihre Aufgabe ist es, im Küstenvorfeld, an Strandabschnitten und in Häfen Sprengmittel- und Minen-freiheit herzustellen. Dazu stehen modernste Tauchgeräte zur Verfügung. „Für uns Minentaucher ist es wichtig, eine völlig amagnetische und geräuschlose Tauchausrüstung zu haben“, erklärt der Oberleutnant. „Unser Atemgerät ist ein geschlossenes Kreislaufgerät, das ohne die beim Sporttauchen bekannten Luftblasen arbeitet. Dadurch wird ein nahezu geräuschloses Tauchen möglich.“ Neben den Minentauchern ist die REMUS Unterwasserdrohne (Remote Environmental Monitoring Unit System) ein

wichtiger Sensor an Bord des Tauchereinsatzbootes „Bad Rappenau“. Dieses 40 Kilogramm schwere, 1,60 Meter lange und autonom fahrende Unterwasserfahrzeug ist in der Lage, einen einprogrammierten Suchkurs abzufahren und mit Hilfe eines Unterwassersonars den Meeresgrund zu scannen. Die Suchergebnisse werden anschließend an Bord ausgewertet. Detektierte und klassifizierte Objekte werden danach von den Minentauchern angetaucht, iden-tifiziert und schließlich, wenn nötig, gesprengt.

In der Flotte gibt es nur zwei Minentauchereinsatzboote, die „Bad Rappenau“ und die „Rottweil“. Beide gehören zu der „Frankenthal-Klasse“. Ihre Ausrüstung und Fähig-keiten sind innerhalb der NATO einzigartig. Ab Juli 2015 ist der Einsatz des Bootes bei der Standing Nato Mine Countermeasures Group 1 (SNMCMG 1) geplant. Danach geht es in Nord- und Ostsee und im Ärmelkanal in einem internationalen Verband auf Munitions- und Minensuche. Dann wird Powierski wieder öfter als Minentaucher ein-gesetzt sein. Die Küstengebiete in diesen Gewässern sind dafür bekannt, dass dort noch zahlreiche Bomben, Muni-tion und Minen auf dem Meeres grund liegen. Ihr eigenes Motto wird den Minentauchern dann wieder stärker ins Bewusstsein rücken: „Nec aspera terrent“ – Widrigkei-ten schrecken nicht. (pst)

Page 7: „Wir nehmen die Probleme sehr ernst“

8 aktuell BUNDESWEHR 18. Mai 2015

Kobras sind echte Poser Veterinäre der Bundeswehr lernen für Auslandseinsätze den Umgang mit gefährlichen Tieren.

von Thomas Emmerich

München. Hornviper, Mokassin Otter und Speikobra sind nur einige der vielen Giftschlangen der Auffangstation für Reptilien München. Veterinäre und Gesund- heitsaufseher der Bundes wehr erlernen hier bei einem Lehrgang den Umgang mit gefährlichen Tieren. Dies ist besonders für die Auslandseinsätze wichtig.

Denn Gesundheitsaufseher und Veterinäre sind die ersten Ansprechpartner im Auslands-einsatz, wenn Tiere in Camps und Unterkünften gefunden werden. Sie müssen schnell und überlegt handeln und wissen, wie man die Tiere einfängt, ohne sich selbst und andere zu gefährden. Genau das erlernen sie von Markus Baur, dem Lei-ter der Auffangstation.

„Er bringt es uns super bei.“ Mit diesen Worten drückt Ober-feldveterinärin Sabine Sauer ihre Begeisterung über die Ausbil-dung des Reptilienexperten aus, die bei dem Lehrgang weiter-gegeben wird. Baur vermittelt theoretische und praktische Grundlagen zum Umgang mit Giftschlangen und ihre Verbreitung in den Einsatz-gebieten.

Es sind erstaunlich viele Arten, gerade in Mali und Afghanistan, die dem Men-schen gefährlich werden kön-nen. Aber auch im Kosovo fänden sich Giftschlangen wie Aspisviper und Kreuzotter,erklärt der Reptilienfachmann. Neben der Beschreibung der Giftwirkung wird auch auf die Verhaltensweisen der verschie-

denen Arten eingegangen. So erlernen die Soldaten, dass Ottern und Vipern wesentlich träger sind als Kobras und Mambas. Kobras

seien richtige Poser, die fauchen

und zischen, erläutert der E x p e r t e .

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Sie seien aber eigentlich sehr fair.

Eine ausgestopfte Krawatte, alte Gummischläuche und Spielzeugschlangen bilden

die Übungsgegenstände bei der praktischen Ausbildung. Die an dem Lehrgang teilneh-mende Tierärztinnen erhalten einen sogenannten Schlangen-haken, einen langen Stab mit einer Metallschlaufe am Ende. Baur erklärt den richtigen Ein-satz des Geräts: „Ihr müsst immer hinter der Schlange sein, macht geschmeidige Bewegun-gen und lasst ihr Freiräume.“ Er demonstriert es an der Kra-

watte. „Führt den Haken vor den Kopf der Schlange, lasst sie drüber kriechen

und hebt sie anschlie-ßend in fließenden

Bewegungen an“, so der Tierarzt weiter.

Die Gif t -s c h l a n g e n -terrarien der Auffangsta-tion befin-den sich in einem sehr e n g e n , t r o p i s c h w a r m e nR a u m . Hier sind T i e r e unterge-b r a c h t , die durch

ihren Biss Atemläh-

m u n g e n , schwere Nek-

rosen und innere Blutungen aus-

lösen können. Viele Toxine der hier befindlichen

Schlangen arten führen unbe-handelt zum Tod. Dies ist im

Blick auf Auslands einsätze ein wichtiger Aspekt.

Brillenschlangen, Wasser-, Monokel- und Speikobras sind die Herausforderungen des Lehr-gangs. Beeindruckendes Fau-chen und Zischen tönt aus ver-schiedenen Boxen und Fässern. Die Mitglieder des Lehrgangs nehmen, auf Aufforderung des Ausbilders, Platz auf dem Boden des Unterrichtsaals. „Verhaltet euch wie ein Baum“, wieder-holt Baur immer wieder. Der Schlangenfachmann öffnet eine Box und holt eine schnelle und wendige Brillenschlange heraus. Züngelnd erkundet das Reptil den Raum und kriecht zwischen den Veterinärinnen hindurch. Alles geht gut.

Baur verlädt das Reptil wie-der sanft in seine Box: „Ihr seht, es sind ganz friedliche Tiere, die ihr Gift sicherlich nicht an euch verschwenden wollen.“ Dies sei eine beeindruckende Erfahrung gewesen, an die ich mich noch lange erinnern werde, betont Lehrgangsteilnehmerin Ober- stabsveterinär Julia Riehm.

Der Fachtierarzt für Reptilien und Ausbilder für Gefahrtiere, Markus Baur, lobt am Ende des Lehrgangs die teilnehmenden Sanitätsoffiziere für ihr beson-nenes Verhalten im Umgang mit den Giftschlangen: „Ich bin immer wieder begeistert über die Professionalität der Soldaten in meinen Lehrgängen.“

Die Stacheln aufgestelltBei der Übung „Igel“ in Estland demonstrieren die Bundeswehr und ihre Partner die Abwehrbereitschaft der Allianz.

Ämari/Estland. Ein wei-teres Beispiel für den deut-schen Beitrag zum intensiven Engagement der NATO in Ost-europa: In Estland hat am ver-gangenen Mittwoch die Flug- abwehrraketengruppe 61 mit ihrer dritten Staffel die Übung „Igel“ („SIIL 2015“) beendet.

Die teilnehmenden Bündnis- Nationen symbolisierten die Stacheln des Igels, die als gemeinsames Ganzes die Ab-wehrbereitschaft der Allianz demonstrierten. Nach zwei Wochen Manöver auf der Ämari Air Base in Estland, von der aus das Air-Policing des Bündnisses über dem Baltikum stattfindet, erklärte der Kontingentführer, Oberstleutnant Henning P.: „Dies

war ein sehr gelungenes Übungs-vorhaben hier in Estland.“ Die Jets der NATO-Partner flo gen dabei anspruchsvolle Tief- flugoperationen. Diese stellten für die zum Schutz des Flugplatzes eingesetzten deutschen leichten Flugabwehrsysteme OZELOT und die polnischen SA-8-Crews somit besonders fordernde Sze-narien dar. Maschinen wie die „A10 Thunderbolt“, „Suchoi-22  Fitter“ oder „Robinson R44“ flo-gen simuliert Angriffe gegen die Basis, aber auch direkt gegen OZELOT sowie die polnischen SA-8-Stellungen.

Die Radarsysteme konnten mit großer Genauigkeit die Luftziele aufklären, die es zu bekämpfen galt. Ergebnis: „Effective on Target“.

Für Oberfeldwebel Marcel C., ein erfahrener Waffenträgerkom-mandant OZELOT, war dies die letzte Übung seiner aktiven Dienstzeit. Nach zehn Jahren Bundeswehr beginnt für ihn Ende

des Jahres die Umschulung zum Forstwirt. Seine Erwartungen an den Einsatz in Estland waren hoch: „Ich habe mich freiwillig für diese Übung gemeldet, weil ich trotz meiner langen Dienst-

zeit bislang noch keine Erfah-rung in der Zusammenarbeit auf NATO-Ebene sammeln konnte.“ Der Austausch unter den diver-sen Nationen sei sehr gut verlau-fen – und er selbst habe dazu-gelernt. Er sagte: „Gerade in den Nachbesprechungen mit den A10-Piloten erfuhr ich im d irekten Gespräch, wie die Übungsangriffe verliefen, ob ich simuliert das Ziel bekämpft habe, oder ob ich vorher auf-geklärt wurde.“ Alles in allem konnte der Oberfeld webel zum Abschluss dann sagen: „Meine Erwartungen wurden ebenso erfüllt wie die aller Übungsteil-nehmer.“ (nb)

Mehr auf www.luftwaffe.de

Kooperation beim Katastrophenschutz

Potsdam. Das Landeskom-mando Brandenburg ist künftig erster Ansprechpartner der pol-nischen Armee für den grenz-überschreitenden Katastrophen-schutz. Ranghohe Militärs der polnischen Streitkräfte und der Bundeswehr kamen am vergan-genen Dienstag in Potsdam zu einem Expertengespräch zusam-men. Thema war das bilatera le Krisenmanagement im Katastro -phenfall. Brandenburg kommt dabei eine besondere Rolle zu. Die polnische Delegation unter der Führung des Armed Forces Opera tional Command traf im Rahmen der Gespräche auch mit dem Kommandeur des Kom-mandos Territoriale Aufgaben der Bundeswehr, Generalmajor Hans-Werner Wiermann, zu- sammen. (lkb)

Nielson informiert sich in UlmUlm. Vizeadmiral ManfredNielson, Inspekteur der Streit -kräftebasis, hat sich kürzlichvom Befehlshaber des Multina-tionalen Kommandos Operative Führung, Generalleutnant Richard Roßmanith, in die wichtigen Schritte auf dem Weg zur Zertifi-zierung als NATO Joint Task Force HQ einweisen lassen. Dabei sagte Nielson dem Ulmer Kommando seine Unterstützung zu und dankte für die Gelegenheit eines Einblicks in den Stand der Arbeiten. (cvp)

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Voll konzentriert: Die Flugabwehrraketengruppe 61 übt zwei Wochen auf der Militärbasis Ämari in Estland.

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Der Beitrag „Gefähr-

liche Tiere“ unter

www.youtube.com/

bundeswehr.

Page 8: „Wir nehmen die Probleme sehr ernst“

18. Mai 2015 INNERE FÜHRUNG / MILITÄRGESCHICHTE aktuell 9

Vom Sitzkrieg zum BlitzkriegVor 75 Jahren: Die Wehrmacht beginnt ihren Westfeldzug mit einem Überraschungsangriff.

Geschichte. Ausgerechnet eine peinliche Panne stand 1940 am Anfang einer der größten Siege der deutschen Militärgeschichte. Seit dem Überfall auf Polen 1939 befanden sich Großbritannien und Frankreich im Krieg mit Hitler deutschland. Polen wurde zur blutigen Generalprobe, nicht nur für einen pragmatischen Blitzkrieg, sondern auch für deut-sche Kriegsverbrechen und den Holocaust. Im Westen dagegen herrschte die Ruhe des „Sitzkrie-ges“. Hitler wollte dort im Herbst 1939 den Kampf beginnen.

Die folgenden insgesamt 29 Verschiebungen des Angriffs kamen der Wehrmacht gele-gen, denn man hatte nach dem Polenfeldzug schlicht kaum noch Munition. Und die am Schlieffen-plan des Jahres 1914 ausgerich-tete Operation versprach wenig Gutes. Das hatte auch Hitler rea-lisiert und bezeichnete das Ganze als „Gedanken eines Kriegsschü-lers“. Die Generäle hätten, so Hitler, „zwar ihren Clausewitz, aber zu wenig Karl May gelesen“. Wie man das operative Wunder des Polenfeldzuges auf den Wes-ten übertragen sollte, blieb unklar. Der Zufall half nach.

Das Pannentreffen von Münster

Am 9. Januar 1940 trafen sich im westfälischen Müns-ter zwei Majore der Luftwaffe. Helmut Reinberger sollte am Abend streng geheime Pläne für den Westfeldzug per Bahn nach Köln bringen. Das Treffen endete bei diversen Bieren zu spät. Ganz Kamerad, bot Major

Erich Hönmanns an, Reinberger nach Köln zu fliegen. War schon der Transport der Aufmarschan-weisung per Flugzeug ein Dienst-vergehen, geschah noch Schlim-meres. Hönmanns verflog sich und musste in Belgien notlan-den. Im Nachhinein erwies sich die Panne gleich mehrfach als nützlich. Das Bekanntwerden der Aufmarschpläne veranlasste die Westmächte zu umfangreichen Truppenbewegungen, die der deutschen Aufklärung die Feind-absicht offenbarten.

Aber Hitler tobte. Ein neuer Plan musste her. Der war kaum besser, aber nun sollten die Fak-toren Bewegung und Überra-schung aufwiegen, was als Faktor Feuer materiell nicht zur Verfü-gung stand. Denn quantitativ und bei den meisten Waffensystemen auch qualitativ war die Wehr-

macht im Vergleich unterlegen. Zu Kriegsbeginn waren von 157 Divisionen nur ganze 16 voll-motorisiert. Der Panzer war die Ausnahme. Trotzdem stand fest: Dieser Faktor der Angriffskraft durfte nicht für „kleingeistige Operationsentwürfe“ vergeudet werden.

Operation Sichelschnitt

Wenn das deutsche Heer im Westen angreifen sollte, dann nur zum entscheidenden Schlag. So dachte der Chef des Generalst abes der Heeresgruppe A, General-leutnant Erich von  Manstein. Er legte in Konkurrenz zum Chef des Generalstabes des Heeres, Gene-ral der Artillerie Franz Halder , einen Angriffsplan vor. In die-sem konnte Hitler dann schließlich

Elemente seiner eigenen Überle-gungen sehen.

Im Zentrum von Mansteins Idee stand der sogenannteSichelschnitt: Ein mehr als küh-ner Angriff mit den motorisier-ten Kräften des Heeres durch die Ardennen und die Schwach-stelle der französischen Maginot- Linie bei Sedan zur Mündung der Somme bei Abbeville. So soll-ten die französischen und briti-schen Truppen in Belgien und

Nord-Frankreich eingeschlossen und vernichtet werden. Ein Vor-täuschen des Schwerpunktes im Norden in den Niederlanden und Belgien sollte dafür sorgen, dass der Feind sich im Glauben an die Neuauflage des Schlieffenplans quasi von selbst in die operative Falle begibt.

Am 10. Mai 1940 begann der Angriff. Die Überraschung gelang. Wo der Plan nicht aus-reichte und die oberste Führung der Mut verließ, hatten Führer vor Ort wie die Generäle Guderian und Rommel die aus ihrer Sicht notwendige Initiative ergrif-fen. Nach drei Tagen standen die Panzer bei Sedan, nach zehn Tagen bereits an der Mündung der Somme. Die Vernichtung des Feindes bei Dünkirchen gelang jedoch nicht; etwa 370 000 Briten und Franzosen wurden evakuiert. Aber Frankreich war am Ende.

Waffenstillstand von Compiègne

Am 22. Juni 1940 wurde im Wald von Compiègne der Waf-fenstillstand am historischen Ort der deutschen Kapitulation von 1918 geschlossen. Für Hitler nur eine Etappe seiner Kriegsträume, wie er seinem Wehrmachtsstabs-chef bekannte: „Jetzt haben wir gezeigt, wozu wir fähig sind. Glauben Sie mir, Keitel, ein Feld-zug gegen Russland wäre dage-gen nur ein Sandkastenspiel.“

Autor: Oberstleutnant Dr. Heiner Bröckermann ist Historiker an der Unteroffizierschule des Heeres in Münster.

Sichelschnitt: Die Panzerkampfwagen der Wehrmacht rollen 1940 durch die Ardennen.

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Compiègne: Waffenstillstands-verhandlung im Salonwagen.

Das Fiasko der Kaiserlichen Marine

Buch. Es geschieht ja nicht oft, dass marine-historische Bücher die Bestsellerlisten stürmen. Der Frankfurter Autor Nicolas Wolz hat dies mit „Und wir verrosten im Hafen – Deutschland, Großbritannien und der Krieg zur See 1914 - 1918“ bereits zum zweiten Mal geschafft. Grund genug, dieses Buch hier vorzustellen.

Ab August 1914 lagen sich in der Nord-see mit der britischen Grand Fleet und der deutschen Hochseeflotte vier Jahre lang die beiden größten Schlachtflotten der Welt ein-satzbereit gegenüber. Gefechte waren selten. Das „lange Warten“ auf die Schlacht frust-rierte vor allem die deutschen Seeoffiziere. Der Seekrieg verlagerte sich auf den Minen-krieg und auf U-Boote. Sie wurden zu einem Mythos und galten als „Wunderwaffe“.

Aus Tagebüchern und Briefen wird deut-lich, wie in der Hochseeflotte der mono-tone Bereitschaftsdienst und vor allem die Unterschiede zwischen Offizieren und Mann-schaften bei der Verpflegung dazu führten, dass das Vertrauensverhältnis zwischen bei-den Dienstgradgruppen verlorenging. Davon waren freilich nur Besatzungen auf Groß-kampfschiffen, nicht aber auf U-Booten, Tor-pedobooten und Minenräumbooten betroffen.Im Sommer 1917 eskalierte die innere Krise der Flotte. Es kam zu offenen Gehorsamsver-weigerungen und zur Vollstreckung von zwei fragwürdigen Todesurteilen. Die Marine, so Korvettenkapitän Ernst von Weizsäcker 1918 in seinem Tagebuch, hielt ihre Versprechun-gen nicht und entfachte den Umsturz.

Eine moderne Gesamtdarstellung des See-krieges 1914-18, die auch die Kriegserfah-rungen und den Alltag der Offiziere und Mannschaften mit einbezieht, gab es bislang nicht. Nicolas Wolz hat über diesen Seekrieg

eine spannende Übersicht vorgelegt – vom deutschen Flottenbau vor 1914 bis zur Selbst-versenkung der Flotte in Scapa Flow 1919.

Das Buch setzt – auch mit der beeindru-ckenden Fülle ausgewerteter Literatur und Primärquellen – Maßstäbe für eine solide und gut verständliche Geschichtsschreibung.

Nicolas Wolz: „Und wir verrosten im Hafen – Deutschland, Großbritannien und der Krieg zur See 1914 - 1918“, 352 Seiten, dtv, 2013, 21,90 Euro, ISBN 978-3-423-28025-9

aktuell verlost drei Bücher. Einfach eine E-Mail mit Adresse und Betreff „Seekrieg“ bis zum 25. Mai senden an: [email protected]

Autor: Kapitän zur See a.D. Dr. Werner Rahn ist Historiker und war Amtschef im Militär-geschichtlichen Forschungsamt.

Bw Classix

Filmbeiträge aus sechs Jahr-zehnten Bundeswehr – das sind die Bw Classix. Mal informativ, mal humorvoll berichten sie über die politischen und gesell-schaftlichen Verhältnisse ver-gangener Zeiten.

Für damalige Verhältnisse hochmodern: Der simu-lierte Luftkampf unter rea-listischen Bedingungen. In voller Montur wappnet sich der Pilot mittels computer-gesteuerter Kriegsführung für den Ernstfall und wird so eins mit seinem Flugzeug.

Der Beitrag „Luft-

kampf im Saal“ unter

www.youtube.com/

bundeswehr.

Page 9: „Wir nehmen die Probleme sehr ernst“

10 aktuell SPORT 18. Mai 2015

Ruderer glänzen zum AuftaktDie Athleten des Deutschen Ruderverbandes (DRV) dominieren im slowenischen Bled.

von Carsten Oberhagemann und Stefan Rentzsch

Bled. Für die deutschen Riemen-ruderer hat die Saison begonnen. Nach einer Serie von Trainingsla-gern ging es Mitte Mai zum Wett-kampf ins slowenische Bled. Der Auftakt in Südosteuropa diente als erste Standortbestimmung und bot zugleich den Sportlern die Gelegenheit, sich für die Bootsklassen zu empfehlen.

Am meisten Aufsehen erreg-ten die Achterboote. Bundestrai-ner Ralf Holtmeyer nutzte den Weltcup auf dem Bleder See, um verschiedene Besatzungen zu testen. So gingen im Finale der Königsklasse gleich zwei deutsche Boote an den Start. Auf den ersten 500 Metern ging es noch knapp zu. Doch spätes-tens ab dem mittleren Abschnitt der 2000 Meter-Strecke konnte sich „Deutschland 1“ mit den Stabsunteroffizieren (FA)Richard Schmidt, Felix Drahotta und Anton Braun entscheidend absetzen.

Gold und Bronze für die Achter

Im Ziel betrug der Vorsprung auf die zweitplatzierten Polen eine dreiviertel Bootslänge. Team „Deutschland 2“, dem auch Ober-maat (BA) Alexander Egler sowie Hauptgefreiter Peter Kluge ange-hören, fehlte nach einem harten Bord-an-Bord-Kampf im Ziel gerade einmal zwölf hundertstel Sekunden auf die Osteuropäer.

„Beide Boote haben gut geru-dert. Platz eins und drei – das zeigt, dass wir eine gute Breite

haben“, sagte Ralf Holtmeyer nach dem Finale in der Königs-klasse zufrieden. Der ein oder andere Athlet musste sich aller-dings erst noch daran gewöhnen, in einem Weltcup gegen die eige-nen Mannschaftskollegen anzu-treten. „Der Druck ist ganz schön hoch, wenn man bei einer interna-tionalen Regatta auch noch gegen die interne Konkurrenz fahren muss“, stellte Anton Braun fest. Der 25- Jährige schien jedoch Blut geleckt zu haben: „Das Ren-nen hat aber insgesamt Lust auf mehr gemacht.“

Eine komplett deutsche Ange-legenheit war der Wettkampf der Vierer ohne Steuermann. Gleich vier Boote schickte der DRV in das Rennen. Es entwickelte sich ein spannender Dreikampf zwi-schen den topgesetzten Teams, aus dem das Quartett Schmidt, Drahotta, Braun und Eric Johannesen als Sieger hervor-ging. Das junge Team „Deutsch-land 3“ sorgte für eine kleine Überraschung, als es knapp vor

„Deutschland 2“ als Zweiter ins Ziel kam.

Qual der Wahl für die Trainer

Die Ergebnisse im Vierer sind wichtige Anhaltspunkte für die Zusammenstellung der Forma-tionen. Nach Gold, Silber und Bronze in der Bootsklasse kann sich Holtmeyer über eine große Auswahl freuen, auch wenn sich die Sportler noch auf die neue Bootsform einstellen müs-sen. „Wir hatten noch ein paar Schwierigkeiten, einen ökono-mischen Streckenschlag zu fin-den. Das hat sich noch ein biss-chen aufwändig angefühlt. Wir sind aber froh, dass wir uns durch-gekämpft und gewonnen haben“, freute sich Eric Johannesen.

Das glänzende Ergebnis der deutschen Ruderer komplettierten Kristof Wilke und Toni  Seifert. Die beiden ehemaligen Welt-meister im Achter setzten sich im Zweier ohne Steuermann mit gut

einer Sekunde Vorsprung gegen das Duo aus Chile durch. Bei den Frauen fuhr zudem das aktuelle Weltmeisterboot den Sieg im Doppelvierer ein.

Im deutschen Lager bleibt man trotz des starken Abschneidens mit vier Gold-, einer Silber- und zwei Bronzemedaillen auf dem Boden: „Die Ergebnisse machen uns nicht übermütig. Es haben schon einige starke Nationen gefehlt“, bremste Cheftrainer Marcus Schwarzrock die Eupho-rie. „Dennoch zeigen die Erfolge, dass wir grundsätzlich auf dem richtigen Weg sind.“

Achtertrainer Holtmeyer ver-weist auf den ersten Saisonhöhe-punkt: „Wohl erst bei der Europa-meisterschaft in Posen wissen wir, wo wir stehen“, sagte der 59-Jährige. Die EM Ende Mai wird der erste große Härtetest für die DRV-Ruderer. Spannend wird es jedoch bereits am kom-menden Donnerstag. Dann wird das Team Deutschlandachter für die EM vorgestellt.

Erfolg auf der MatteDie Freistil-Ringer der Bundeswehr überzeugen bei den Deutschen Meisterschaften.

Tuttlingen. Rassige Kämpfe und schöne Techniken: Bei den Deutschen Meisterschaften im Freistil-Ringen bekamen die Fans des klassischen Kampfsports einiges geboten. Auch die Sport-ler der Bundeswehr lieferten im schwäbischen Tuttlingen eine starke Vorstellung ab. Die Athle-ten der Sportfördergruppe Bruch-sal kehrten mit vier Titeln heim.

Einziger Titelverteidiger war Oberfeldwebel Marcel Ewald. Der 31-Jährige setzte sich im Fliegen gewicht mit einer souverä-nen Leistung gegen seinen Final-gegner Emanuel Krause durch und wiederholte damit seinen Triumph vom Vorjahr. Eine tadellose Vor-stellung lieferte auch Obergefreiter Tim  Müller ab. In der stark

besetzten Gewichtsklasse bis 70 Kilogramm gewann er das Final-match gegen Lennard Wickel erst in den Schlusssekunden.

Im Halbschwergewicht bis 97 Kilogramm ließ Hauptgefreiter Gabriel Seregelyi nichts anbren-nen. Nach seinem Finalsieg

gegen den aufstrebenden Genna-dij Cudinovic hinterließ er beim Sportdirektor des Deutschen Rin-ger-Bundes, Jannis Zamanduridis, einen außerordentlich guten Ein-druck: „Gabriel hat hier eine super Turnierleistung geboten“, befand Zamanduridis.

Im Schwergewicht musste S tabsunte rof f iz ie r (FA) Johannes Kessel hingegen eine bittere Niederlage hinnehmen.Sein Finalkontrahent Robin Ferdinand überrumpelte ihn bereits nach 34 Sekunden mit einem anspruchsvollen Schulter-wurf. Kopfschüttelnd und ent-täuscht über seine Unachtsam-keit verließ der 25-Jährige die Matte.

Bei den Frauen sicherte sich Stabsunteroffizier (FA) Jaqueline  Schellin bereitsihren dritten Meistertitel im Fliegengewicht. Kurz nach dem 60. Geburtstag ihres Trai-ners Rainer Kamm machte sie ihm damit ein nachträgliches Geschenk. (sr)

Frauen-Doppel feiert ersten TurniersiegBadminton. ObergefreiterLara Nicola Käpplein hat bei den Slovenia International2015 in Medvode den ersten Platz im Damendoppel geholt. Die 19- Jährige gewann zusam-men mit Linda Efler das Finale gegen die Engländerinnen Chloe Birch und Jenny Wallwork in drei knappen Sätzen. „Wir sind sehr glücklich, dass wir endlich wie-der unsere Topleistung abrufen konnten und uns somit unseren ersten internationalen Titel ge-sichert haben“, sagte Käpplein nach dem Spiel. Das junge Duo durfte sich über ein Preisgeld von 5000 US-Dollar freuen. (sr)

Sportschützen mit Zielwasser

Sportschießen. Die Sportschüt-zen der Bundeswehr haben beim traditionsreichen „Grand Prix Liberation“ im tschechischen Pilsen für eine Medaillenflut gesorgt. In der Disziplin Sport-gewehr gewannen Feldwebel Silvia Rachl (Foto) die Gold- und Oberfeldwebel Beate Gauß die Bronzemedaille. Zusammen mit Amelie Kleinmanns holten sich die beiden zudem Mann-schafts-Gold. Oberfeldwebel Monika Karsch setzte sich im Wettbewerb mit der Sportpistole gegen die Konkurrenz durch. Bei den Männern errang Hauptge-freiter Michael Heise mit der Luftpistole den Sieg in der Mann-schaftswertung. (sr)

Judoka auch in Baku erfolgreichJudo. Die Judoka der Bundes-wehr haben ihre Grand-Prix- Erfolgsserie in Baku fortgesetzt. Eine Woche nach der Bronze-medaille in Zagreb sicherte sich Stabsgefreiter Jasmin Külbs auch in der aserbaidschanischen Haupt-stadt Bronze. Die 23- jährige Pfäl-zerin setzte sich im entscheiden-den Kampf in der Klasse über 78 Kilogramm gegen Ksenia Chibisova aus Russland durch. Ebenfalls dritte Plätze erreichten Stabsunteroffizier (FA) Miryam Roper-Yearwood in der Klasse bis 57 Kilogramm und Gefreiter Dominic Ressel im Wettbewerb bis 81 Kilogramm. Das Trio fei-erte damit eine gelungene Gene-ralprobe für die Europameister-schaft, die Ende Juni an gleicher Stelle ausgetragen wird. (sr)

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Kurs Richtung Europameisterschaft: Die Kraftpakete des DRV – hier im Achter.

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Silber: Johannes Kessel (rechts) unterliegt Robin Ferdinand.

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18. Mai 2015 SOZIALES / PERSONAL aktuell 11

Wenn Juri mit zur Arbeit gehtDas Eltern-Kind-Zimmer hilft nicht nur bei Kitastreik, sondern auch in anderen Notfällen.

Köln. „Wir streiken!“ Für berufs-tätige Eltern, deren Zögling täg-lich den Kindergarten besucht, ist der unbefristete deutschland-weite Kitastreik eine logistische Herausforderung. Wohin mit dem oder der Kleinen? Wer Glück hat, kann sein Kind bei den Groß-eltern unterbringen, sofern sie im gleichen Ort wohnen. Einige können von zu Hause aus arbei-ten. Doch die meisten Eltern mit Kleinkindern haben keine Betreuungsalternative und gera -ten schlichtweg unter Druck.

Bisher 348 Spielparadiese

Ob Kita-Streik oder Brücken-tag, die Bundeswehr hat an vie-len Standorten für derartige Notfälle das sogenannte Eltern-Kind- Zimmer eingerichtet. Die Notfallbetreuung steht vor allem Mitarbeitern zur Verfügung, die im Büro tätig sind. Deutschland-weit gibt es bisher 348 kleine Spieleparadiese für den Bun-deswehr-Nachwuchs. Geplant sind bundesweit noch 61 weitere

Eltern-Kind-Zimmer. Eines die-ser Zimmer befindet sich im Bun-desamt für Personalmanagement in Köln. Juri Fischbach ist drei Jahre alt, und für ihn gibt es nichts aufregenderes, als mit Papa zum Dienst zu fahren und die Beleg-schaft kräftig aufzumischen. Der Papa, das ist Hauptmann

Achim Fischbach. Er ist Sachge-bietsleiter, zuständig für die Per-sonalführung der Feldwebel- und Unteroffizieranwärter: „Da meine Frau auch von zu Hause ausarbeiten muss, ist es gut, wenn ich hier die Möglichkeit habe, Juri und seine Schwester Stella im Notfall mitzubringen. „Das

Eltern-Kind-Zimmer in Köln ist ein bunter kleiner Spiele park, der alles hergibt, was das Kinderherz begehrt: Märchenbücher, Spiel-sachen, bunte Wände und eine kleine Burg.

Wickeltisch neben dem Arbeitsplatz

Ein Wickeltisch steht auch in der Ecke. Der Papa hat natür-lich seinen eigenen Tisch, mit einem Computer. „Nun, ist das halt mein Arbeitsplatz“, erklärt er. Und dieser Arbeitsplatz bie-tet ihm die Möglichkeit, wäh-rend der dienstlichen Tätigkei-ten gleichzeitig das Kind zu beaufsichtigen. Das Kind istbeschäftigt und gut versorgt.Natürlich kommt es vor, dassdas Eltern-Kind- Zimmer schon belegt ist. Dann teilen die Kame-raden und Kollegen sich die Auf-sicht, und die Kleinen können miteinander spielen. Die Eltern-Kind-Zimmer sind ein Beitrag zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf/Dienst in der Bundeswehr. (eb)

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Unmittelbare HilfeOberleutnant Marcus Grotian hat ein Netzwerk für ehemalige afghanische Ortskräfte gegründet.

Prenzlau. Es ist kurz nachMitternacht. OberleutnantMarcus  Grotian sitzt nochimmer am Laptop. Er schreibt E-Mails und telefoniert. Obwohl es schon spät ist, hat er ein offe-nes Ohr für die ehemaligen afg-hanischen Ortskräfte. Gemeinsam mit 99 anderen „Paten“ aus ganz Deutschland betreut der 37-Jäh-rige Menschen aus Afghanistan, die für die Bundeswehr gearbei-tet haben und deswegen von Tali-ban bedroht werden. Nun leben sie im Exil und fangen noch ein-mal ganz von vorn an. Grotian unterstützt sie dabei ehrenamt-lich. Er geht mit ihnen auf Ämter, hilft bei der Wohnungs- und Job-suche. Von seinen Vorgesetzten im Prenzlauer Fernmeldebatail-lon 610 erfährt er übrigens breite Unterstützung.

Nun hat Grotian den Verein

„Patenschaftsnetzwerk Afghani-sche Ortskräfte“ gegründet. Die-ser dient als Forum, damit sich Afghanen und Paten bundesweit vernetzen und über Probleme aus-tauschen und gegenseitig helfen können. Vor allem bietet er aber der Gesellschaft, und damit jedem Bürger die Möglichkeit sich eben-falls zu engagieren. Erste Erfolge kann der Verein bereits vorwei-sen: Drei Afghanen konnte eine Wohnung vermittelt werden. (pfr)

Haben sie Fragen an Oberleutnant Grotian? Am Mittwoch wird er ab 14 Uhr der Facebook-Seite der Bundeswehr Fragen beantworten.

Kinderbetreung: Vater und Sohn im Eltern-Kind-Zimmer.

Gewinnauslosung

aktuell 14/2015 Internationales Spargelkoch-buch mit 70 Rezepten aus 33  Ländern von Henning Lühr und Lothar Spielhoff. Über je ein Spargelkochbuch dürfen sich Christine Fuchs und Peter Hentig freuen.

aktuell 15/2015Feinster Ohrenschmaus: Je eine CD von Brian Wilson erhalten Christiane Holländer und Andreas Shu.

aktuell 17/2015glutenfrei! 100 Leckere Rezepte für alle, die auf Glu-ten verzichten wollen oder müssen. Über je ein Buch dürfen sich Corinna Sellmann und Ewald Fisser freuen.

Herzlichen Glückwunsch!

Den Chat mit Marcus

Grotian am Mittwoch

um 14 Uhr finden Sie

unter www.facebook

. de/bundeswehr.

Was ist Ihr Hauptcharakterzug?Aufgeschlossenheit.

Was ist Ihr höchstes Gut?Geliebt zu werden.

Was können Sie besonders gut kochen?Omelett – Das kann ich auf Sternekoch-Niveau.

Welche Eigenschaften schätzen Sie an einem anderen Menschen am meisten?Professionalität und ehrbares Verhalten.

Wer sind Ihre Helden in der Wirklichkeit?Die vielen gemeinnützigen und selbstlos tätigen Menschen die ichtreffe, seitdem ich das Patenschaftsnetzwerk gegründet habe. Außer-dem Politiker. Leider ist es üblich geworden, von der Couch aus alles schlecht zu reden, anstatt aufzustehen und es selbst besser zu machen.

Wozu können Sie nicht „Nein“ sagen?Zu Nachtisch.

Wie können Sie am besten entspannen?Beim Cabrio fahren.

Wie lautet Ihr Lebensmotto?Was jemand sagt, zeigt dir, wer er gern sein möchte. Was jemandtut, zeigt dir, wer er ist.

Welches Wort oder welche Redewendung gebrauchen Sie häufig?Wer „so“ sagt, hat Reserven.

Was wäre Ihre berufliche Alternative?Anwalt.

Mit wem würden Sie gern einen Monat lang tauschen?Mit dem Schauspieler Robert Downey Junior.

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Zentrale für Beschä-digtenversorgung

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Düsseldorf. Hilfe aus einer Hand: Unterstützung erhalten alle Bundeswehrangehörige, die in Ausübung ihres Dienstes veletzt wurden, jetzt von zentraler Stelle: das Bundesamt für Personal-management der Bundeswehr mit seinen hierfür zuständigen Bereichen am Standort Düssel-dorf kümmert sich um Fürsorge- und Rentenleistungen. Noch bis Ende 2014 wurden die Solda-tinnen und Soldaten bei Verlet-zungen während ihrer Dienstzeit von der Bundeswehrverwaltung und nach dem Ausscheiden von den zuständigen Länderbehör-den versorgt. Die neue Zentrale in Düsseldorf mit rund 180 Mit-arbeitern wird nun zum allei-nigen Ansprechpartner für alle Bundeswehrangehörigen und deren Hinterbliebenen, die eine wehrdienstbedingte gesundheit-liche Schädigung erlitten haben. Das garantiert eine einheitliche Rechtsanwendung und berück-sichtigt die Besonderheiten der Auslands einsätze der Bundes-wehr. Darüber hinaus verhindert es doppelte Begutachtungen und das mehrfache Hin- und Herver-senden von Akten. Das Verfah-ren soll dadurch entbürokrati-siert und erheblich beschleunigt werden. (dok)

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12 aktuell VERMISCHTES 18. Mai 2015

SUDOKUSenden Sie die vier Lösungszahlen, die sich aus den farbigen Feldern ergeben, per E-Mail mit dem Betreff “Sudoku 19/2015” und Ihrer Postanschrift an:

[email protected]

Einsendeschluss:Sonntag dieser Woche

Der Gewinn: Eine Outdoor-Kaffeepresse

Lösung der Ausgabe 17/2015:9 2 3 7

Gewonnen hat:Christian Seidler

Spielregeln: Füllen Sie das Raster mit den Zahlen von 1 bis 9. In jeder Zeile und jeder Spalte darf jede Zahl nur einmal vorkommen. Zudem kommt auch in jedem 3 x 3 Feld jede Zahl nur einmal vor. Doppelungen sind nicht erlaubt. Aus allen richtigen Einsendungen wird der Gewinner ausgelost. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

19/2015

Viel Glück!

Warga, Jasmine: „Mein Herz und andere schwarze Löcher “, Gelesen von Inka Löwendorf, 7 Stunden 14 Minuten, Argon Verlag 2015, ISBN 978-3-8398-4699-5. Audio-CD 15,99 Euro

Auf in den UrlaubReisetrends: Urlaubsziele mit Wow-Faktor sind dieses Jahr sehr gefragt.

Berlin. Die Tage werden länger und wärmer, schon schweifen die Gedanken gerne Richtung Urlaub ab: Sonne, Meer, Strand – viel-leicht auch Berge, sattes Grün, frische Luft.

Rügen, Ibiza, Kuba? Oder doch lieber Norwegen? „An den gro-ßen Trends der vergangenen Jahre wird sich auch 2015 nicht viel ändern: Die Deutschen ver-bringen ihren Urlaub am liebsten im Inland – da stehen Bayern und Mecklenburg-Vorpommern an erster Stelle“, sagt Sybille Zeuch vom Deutschen Reise-Verband.

England, Irland und Frankreich

Auch das Ausland lockt: Ganz vorne liegen dabei die Regionen direkt am Mittelmeer, gefolgt von Westeuropa mit England, Irland und Frankreich. „Spanien ist weiterhin Spitzenreiter bei den Urlaubsbuchungen - besonders beliebt sind die Balearischen und Kanarischen Inseln“, erklärt Zeuch.

In der Beliebtheitsskala fol-gen Italien und die Türkei. „2014 konnten sich Griechen-land und Tunesien in Bezug auf Besucherzahlen deutlich erho-len. Wir erwarten, dass sich die-ser Trend fortsetzen wird“, sagt

Zeuch. Im neuesten „Best in Travel“-Buch von Lonely Planet haben sich die Redakteure indes auf andere Ergebnisse geeinigt.Dort gilt Singapur als eines der besten Reiseländer. Warum? Es ist zwar eine der teuersten aberauch sichersten Metropolen der Welt und hat den Wow- Faktor:bunt, chaotisch, glitzernd. Zudem feiert Singapur den 50. Jahr estag seiner Unahängigkeit. Wow-Faktor haben auch die Philippi-nen. Mit mehr als 7100 Inselnbietet das Archipel im Pazifikeine der schönsten Küstenlinien der Welt: Korallenriffe, weißeStrände und Mangrovenwälder.

Außerdem wurde 2015 zumBesuchsjahr ausgerufen und man darf sich auf viele Events freuen.

Empfehlung 2015: Südamerika

Eine bizarre aber atemberau-bende Landschaft in Südamerika gehört zu den besonders empfoh-lenen Regionen 2015: Die Ata-cama Wüste im Norden Chiles. Dort kann man Sternen himmel mit Astronomen vom Projekt ALMA, dem größten Radio-teleskop der Welt, beobachten. Weitere Trends in diesem Jahr: Der klassische Winterurlaub in

den Bergen weicht immer mehr den Urlaubs zielen mit Sonnen-garantie. Das ergab eine Studie, die im Auftrag der Internatio-nalen Tourismusbörse gemacht wurde. Die Flucht vor schlechtem Wetter nimmt zu – in den ver-gangenen sieben Jahren nahm die Zahl der Urlauber, die eine Winterreise mit Sonnengarantie bevorzugten, um 50  Prozent zu. Dann entflieht man hierzu-lande gerne in die Türkei, nach Ägypten oder Thailand. Auch im Trend: Kreuzfahrten, die werden immer erschwinglicher und somit beliebter bei jungen Urlaubern. (eic)

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Traumstrand: Reiseziele gibt es viele, man muss sich nur entscheiden.

Eine Geschichte von Liebe und Leid

Hörbuch. Das Herz von Aysel fühlt sich an wie ein großes schwarzes Loch, das alles ver-schlingt. Das Leben hat für sie keinen Sinn mehr und sie sucht nur noch nach dem richtigen Zeitpunkt es zu beenden. Im Internet lernt sie Roman kennen. In ihm scheint sie den perfekten Komplizen für ihr Vorhaben gefunden zu haben. Während die beiden ihren gemeinsamen Tod planen, spürt Aysel plötz-lich, wie sehr sie sich auf die Treffen mit Roman freut. Auf einmal ist der Gedanke, dass alles plötzlich zu Ende sein könnte, vollkommen unerträg-lich. Die Geschichte „Mein Herz und andere schwarze Löcher“ ist teilweise vorhersehbar, dennoch einfühlsam und kurzweilig. Der Roman wird authentisch gelesen von Inka Löwendorf. (pfr)