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WIR. WE. NAHNU
Im April 2016 zeigte die Städtische Galerie Dresden die Ausstellung „NAHNU. Auf der Flucht“, vom
15. September bis 21. Oktober 2016 wird sie im Sächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst
zu sehen sein.
Auf Grundlage dieser Ausstellung ist nun eine Wanderausstellung konzipiert worden.
Ein besonderer Reiz des Ausstellungsprojekts liegt in seiner Vielfalt. Es umfasst Arbeiten aus den
Bereichen Malerei, Grafik, Fotografie, Kunsthandwerk und Videokunst. Die Künstler kommen aus
Syrien, Libanon, Iran, Peru und Russland. Laienkünstler sind vertreten, ebenso Künstler, die schon
internationale Erfolge hatten. Manche Kunstschaffende sind 2015 in die Bundesrepublik geflüchtet,
andere leben schon seit vielen Jahren in Deutschland.
Sehr viele Arbeiten sind Portraits und lassen die Ausstellungsbesucher unmittelbar in Berührung
kommen mit Menschen aus Syrien oder anderen Ländern, die wir aus den täglichen Nachrichten her
kennen.
„Die Ausstellung in der Städtischen Galerie Dresden lädt zum Dialog ein, zur Begegnung mit
Menschen, die uns näher sind, als es vielen scheint. In der Ausstellung erhalten Migranten und
Asylsuchende die Möglichkeit, am gesellschaftlichen und öffentlichen Leben in ihrer neuen Heimat
teilzunehmen und auf Augenhöhe wahrgenommen zu werden“, sagte der Direktor der Städtischen
Museen, Dr. Gisbert Porstmann zur Eröffnung in der Städtischen Galerie.
Bei einer Ausstellungsübernahme bietet das Konzept die Möglichkeit, die Ausstellung mit Werken
von Kunstschaffenden zu ergänzen, die als Asylsuchende oder Migranten vor Ort leben.
Schirmherrschaft
Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst Dr. Eva-Maria Stange
Initiatoren
Die Ausstellung in der Städtischen Galerie und die Wanderausstellung gehen auf eine Initiative des
Vereins „Willkommen im Hochland“ zurück, der sich 2015 im Dresdner Ortsteil Pappritz gründete.
Der Verein begleitet etwa 60 Bewohner des lokalen Übergangheimes. Er wird von rund 250 Personen
unterstützt und hilft auch in benachbarten Wohnheimen.
Der Verein bemüht sich um ein gutes Miteinander von Einheimischen und Geflüchteten. Im
vergangenen Jahr wurde sein Engagement mit dem sächsischen Bürgerpreis ausgezeichnet.
Teilnehmende Künstler
18 Künstler aus Syrien, Libanon, Iran, Peru, Russland
Anzahl der Werke
Rund 80 Arbeiten aus den Bereichen Malerei, Grafik, Fotografie und Handwerk
Kosten bei Übernahme
Die künstlerischen Arbeiten werden kostenfrei zur Verfügung gestellt.
Fotos, Zeichnungen und Reproduktionen sind bereits gerahmt.
Texte für die Pressearbeit und Beschriftung wird als Datei zur Verfügung gestellt. Auf Wunsch können
Beschriftungen aus vorangegangenen Ausstellungen weitergenutzt werden.
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Ahmad Mehssen Kaddoura (*1991 Beirut, Libanon) Fotograf, in Deutschland seit 2015
„In meiner Arbeit denke ich über Schönheit nach, so wie ich sie verstehe. Meistens fotografiere ich
Alte, Kinder oder Landschaften. Das sind sicherlich ganz einfache Ansichten. Auch fotografiere ich
arme Menschen und ich versuche, ihnen ein Lächeln zu entlocken, wenn ich sie fotografiere.“
Ahmad Mehssen Kaddoura studierte Architektur und Innenraumgestaltung, außerdem arbeitete er
als Fotograf im Libanon und nahm schon an Gruppenausstellungen teil.
Häufig fotografiert er alte Menschen, Kinder und Arme. Die Aufnahmen zeigen Menschen aus
Flüchtlingslagern im Süden des Libanon. Hier leben vor allem palästinensische Flüchtlinge. Auch der
Fotograf Ahmad Mehssen Kaddoura ist Palästinenser und lebte mit seiner Familie viele Jahre in dem
Lager
Die Aufnahmen sind 2013 im südlibanesischen Flüchtlingslager Rachdyeh und in Tyros entstanden.
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Babak Nayebi (*1961 in Teheran, Iran) Maler, in Deutschland seit 1986
„Als Künstler muss man politisch sein“
Als junger Mann erlebt Babak Nayebi 1979 die islamische Revolution und schloss sich der
Studentenbewegung an, die gegen die islamischen Fundamentalisten protestierte. Er wurde
festgenommen und saß sechs Monate im Gefängnis. Er immigrierte 1986 nach Westdeutschland. Von
1993 bis 1997 studierte er Malerei und Grafik an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden.
Heute lebt er in seiner Wahlheimat Dresden, an der ihm besonders gefällt, dass die Kunst hier eine so
große Tradition hat. Immer wieder spiegeln sich politische und philosophische Fragestellungen in
seinen Arbeiten wider.
Seit 1986 hat Babak Nayebi in Deutschland, Österreich, Irland und dem Iran ausgestellt.
Preise und Stipendien
1996 DAAD Kunstpreis für ausländische Studierende in Dresden
1997 Jahresstipendium des DAAD für Irland
2004 Otto Niemeyer-Holstein Stipendium
2006 Kunstpreis der Kunsthalle Villa Kobe, Halle
Babak Nayebi, Auseinander laufen unsere Wege oft auf der Kreuzung des Erwachsenwerdens, 2007-
2012 Öl auf Leinwand
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Enas Arabi (*1971, As-Suwayda City, Syrien)
Malerin, in Deutschland seit 2015
Enas Arabi hat an der Universität in Damaskus Kunst studiert und ihre Arbeiten in Einzel- und
Gruppenausstellungen in Damaskus, Beirut, Latakia und den Vereinigten Arabischen Emiraten
gezeigt. Alle ausgestellten Arbeiten hat Enaz Arabi nach ihrer Ankunft in Dresden gemalt. Sie zeigen
scheinbar androgyne Wesen mit seltsamem Schmuck. So kostbar und edel dieser auch wirkt, ist er
zugleich auch eine Fessel, Kette oder Schloss.
Enas Arabi, 2 Portraits, 2015
Acryl auf Leinwand
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Fares Garabet (*1963 in Damaskus, Syrien) Cartoonist, Illustrator, Maler, in Deutschland seit 2016
„Kunst ist für mich eine Möglichkeit, meine Sicht des Lebens auszudrücken, und eine Waffe, um
Menschlichkeit zu verteidigen.“
Kunst hat Fares Garabet in Damaskus (1981-86) und Rom (1988-89) studiert. An der Helwan
Universität in Kairo kamen Animation und Buchkunst (MA 1996, PHD 1998) dazu. Seit 1993 war er
Dozent und Professor an der Internationalen Universität für Wissenschaft und Technik in Damaskus,
zuletzt als Dekan.
Fares Garabet hat sich in arabischen Ländern und international einen Namen gemacht. Seine
Arbeiten waren in Einzel- und Gruppenausstellungen in Frankreich, Belgien, Kroatien, Kuba, Japan,
Türkei und dem Iran zu sehen. Bekannt wurde er aber vor allem durch die Veröffentlichungen seiner
Cartoons, die er in Zeitschriften, Büchern und im Internet in arabischen Ländern, aber auch in Europa
und den USA veröffentlichte.
Seine Arbeiten wurden 2005 (Dubai Press Club) und 2012 (King Abdullah II Preis für Design,
Jordanien) mit Preisen gewürdigt.
Cartoons von Fares Garabet aus den vergangenen Jahren
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Hazim Arabi (*1986 in As-Suwayda City, Syrien) in Deutschland seit 2015
Hazim Arabi studierte Jura an der Universität von Damaskus. In den letzten Jahren hat er sich
vermehrt künstlerischen Studien in den Bereichen Grafik und Webdesign gewidmet. Diese
Beschäftigung führte zu ersten Ausstellungen in Syrien.
Die Arbeiten von Hazim Arabi sehen aus wie zufällig und beiläufig entstehende, oft grell gefärbte
Kritzeleien, die sich dynamisch mit orientalischer Ornamentik verbinden.
Hazim Arabi, Anspruchsvoll, 2015
Hazim Arabi, Vertikale Verdunkelung, 2016
Hazim Arabi, Arabisches Momentum, 2015 Faserstift auf Papier
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Louai Darwich (*1973 in Benghazi - Libyen) Innenraumgestalter, in Deutschland seit 2015
Louai Darwich ist orientalischer Ornamentiker. Seine Arbeit ist fest verwurzelt in der arabischen
Kultur und im syrischen Alltag, wo Innenräume in repräsentativen und privaten Räumen gerne mit
aufwendigen Holzvertäfelungen verkleidet werden. Für die Expo 2000 in Hannover wirkte Louai
Darwich bei der Gestaltung des syrischen Pavillons mit.
Arbeiten von Louai Darwichs in der Ausstellung NAHNU.Kunst auf der Flucht. 01. April bis 08. Mai
2016 in der Städtischen Galerie Dresden
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Nazanin Zandi (*1973 in Kerman, Iran) Malerin, Grafikerin, Illustratorin, Betreiberin des Malomaten (Roboter, der auf Wunsch Unikate zeichnet) in Deutschland seit 1996
„In den letzten Jahren bin ich immer wieder gefragt worden: Woher hast du so unglaubliche Ideen,
woher kommt die Inspiration für deine wunderschönen Bilder? Meine Antwort: Beim Malen und
Zeichnen bin ich nie vorbereitet. Die Ideen fließen durch mich, es sind unbewusste Bewegungen, die
ich auf Papier oder auf Leinwand festhalte. Es sind Erlebnisse des eigenen Lebens, lustige Wortspiele
auf den unterschiedlichen Sprachen, die ich spreche. Es sind aber auch harte Themen ausgedrückt in
Kontrast mit fröhlichen grellen Farben, einzelne prägnante Sätze aus Büchern, die in meinem Gehirn
urplötzlich Form annehmen, es sind Provokationen. So habe ich z. B. die „unsichere Liebe“ dargestellt
als zwei sich küssende Menschen, aber auch wie eine offene Sicherheitsnadel, die meinen Finger
bluten lässt.“
Nazanin Zandi wurde 1973 in Kerman, Iran geboren. Ihre Schulzeit verbrachte sie in Italien und
Frankreich, später studierte sie Architektur in Paris und Dresden. Ihre sprachlichen Fähigkeiten setzte
sie als Dolmetscherin ein, sie entwickelte Architekturprojekte und arbeitete als Relocation
Consultant.
Seit 1999 ist sie hauptberuflich Malerin, Illustratorin und Grafikdesignerin. Internationale Aufträge
und Ausstellungen machten sie über Deutschland hinaus einem größeren Publikum bekannt. Heute
lebt und arbeitet Nazanin Zandi in Dresden.
Über ihre Arbeit schreibt Nazanin:
Nazanin Zandi, Fluchtwasserembolie, 2015 Holz, Aquarellfarbe, Spielzeugwaage
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Olga Guse ( *1981 in Saratov, Russland) Video Künstlerin, in Deutschland seit 2003
Olga Guse hat in Saratov Kunstgeschichte studiert. Ihre Videoarbeiten und ihre Kurzfilme werden auf
internationalen Festivals gezeigt und sind schon mehrfach mit Preisen ausgezeichnet
Preise
2015 The Digital Graffiti at Alys Beach Festival, Alys Beach, USA
2015 INCUBARTE International Art Festival, Valencia, Spain
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Pilar Bergner, geb. Badillo Vásquez (*1969 in Lima, Peru) Kunstpädagogin, in Deutschland seit 2004
Pilar Bergner hat an der Staatlichen Kunstfachhochschule in Lima Theaterpädagogik, Tanz und
Kunsterziehung studiert und anschließend an der Staatlichen Universität „San Marcos“ in Lima
unterrichtet. Nach ihrer Heirat zog Pilar Bergner 2004 nach Dresden.
Puppen von Pilar Bergner in der Ausstellung NAHNU. Kunst auf der Flucht. 01. April bis 08. Mai 2016
in der Städtischen Galerie Dresden
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Rabea Al Sayed (*1978 in Damaskus, Syrien) Innenarchitekt, in Deutschland seit 2015
Rabea Al Sayed hat als Innenarchitekt in Syrien und in Dubai gearbeitet.
Rabea Al Sayed, Chemisch 2015 Acryl auf Leinwand
Das dreiteilige Bild erinnert in seiner Figurenkomposition auf den ersten Blick an Darstellungen der
Kreuzigungsszene oder der Pieta. Die Scheibe hinter den Köpfen wirkt wie ein Heiligenschein.
Noch einen anderen Sinnzusammenhang stellt Rabea Al Sayed her, indem er die Kreise in Bezug setzt
zum Zeichen für chemische Waffen, die Baschar al-Assad im syrischen Bürgerkrieg wiederholt
eingesetzt hat. Hier überlagert sich christliche Ikonographie der Leidensgeschichte Jesu mit dem Leid
der syrischen Zivilbevölkerung.
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Saad Al Ashek (*1982 in Rakka, Syrien) in Deutschland seit 2015
Saad Al Ashek hat keine künstlerische Ausbildung. Im Asylbewerberheim hat er seine Freude am
Zeichnen entdeckt. Es ist seine erste Teilnahme an einer Ausstellung.
Vor ein paar Wochen fand er das Bild einer alten Frau im Internet. Er erkannte in dem Bild ein Abbild
der syrischen Tragödie und zeichnete es.
Saad Al Ashek, Mutter, 2016
Bleistift
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Samer Eid (*1978 in Aleppo, Syrien)
Fotograf und Grafikgestalter, in Deutschland seit 2014
Samer Eid lernte Fotografie und angewandte Kunst. In Syrien nahm er bereits an Ausstellungen teil.
Fotografie beschreibt er mit den Worten: „Fotografie hält Momente fest, die niemals wiederkehren.
Dadurch werden sie zeitlos.“
In seinen digitalen Arbeiten setzt er sich mit dem syrischen Bürgerkrieg auseinander: Sterben der
Zivilbevölkerung durch Aushungern; rote Linien, die nicht mehr zu erkennen sind, weil sie zu oft
überschritten wurden; die scheinbar schiere Unmöglichkeit, eine Lösung für diesen Konflikt zu
finden; Hoffnungen von Geflüchteten.
Samer Eid, Hungerkiller, 2013
Samer Eid, Rote Linien, 2016
15
Wael Al Wareeth (*1982 in Damaskus, Syrien) Grafik Gestalter, in Deutschland seit 2015
Wael Al Wareeth studierte Grafik Design und Visuelle Kommunikation. Schon während seines
Studiums nahm er an Einzel- und Gruppenausstellungen in Syrien und Jordanien teil. Seine Arbeiten
wurden lokal und international ausgezeichnet.
Ein Schwerpunkt seiner Arbeit ist arabische Kalligraphie, Grafikdesign und Digital Art.
Wael Al Wareeth ist einer der Initiatoren der Ausstellung „NAHNU. Kunst auf der Flucht“, die im
Frühjahr 2016 in der Städtischen Galerie Dresden gezeigt wurde.
Wael Al Wareeth, Das dritte Auge, 2014
Giclee auf Leinwand
Wael Al Wareeth, Das Lied der Deutschen, 2016 Giclee auf Leinwand
16
Yaser Ali (*1982 in Al Qamishly, Syria)
Cartoonist, in Deutschland seit 2015
„Meine Zeichnungen flüstern und schreien und singen mit den Menschen. Ich bevorzuge die Karikatur,
weil sie die Kunst ist, die am dichtesten an die Probleme, Leiden und Sorgen herankommt und sie sich
nicht einengen oder beschneiden lässt. Unter den Künsten ist sie die fähigste und mutigste. Ich
träume davon, immer zeichnen zu können.“
Yaser Ali studierte Innenarchitektur, arbeitete für das Fernsehen und unterrichtete Malerei. Vor
allem aber arbeitete er für eine Reihe arabischer Zeitschriften, die seine Cartoons veröffentlichten. In
Syrien nahm er an Einzel- und Gruppenausstellungen teil.
Cartoons von Yaser Ali aus den vergangenen Jahren
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Youssef Safwan (*1986 in Beirut, Libanon) Fotograf, in Deutschland seit 2015
Youssef Safwan fotografiert seit 2004. Die gezeigten Fotografien entstanden 2008 in Beirut in dem
Viertel um die Hamra Straße und die Amerikanische Universität und zeigen Obdachlose.
Über den obdachlosen Ali entstanden viele Legenden. Eine davon war, dass er im Libanesischen
Bürgerkrieg Furchtbares erlebt hätte und mitansehen musste, wie seine ganze Familie Massakern
zum Opfer gefallen sei. Ali war sehr beliebt und wurde von vielen mit Lebensmitteln versorgt oder
ganz einfach zu einer Tasse Kaffee eingeladen. Wenn es nachts kalt war, ließ man ihn auch schon mal
im eigenen PKW übernachten. Dennoch fand man ihn eines Tages erfroren in der Nähe des
Haupteingangs zur Amerikanischen Universität. Viele Zeitschriften brachten Nachrufe und in den
sozialen Medien erinnerte man an ihn. Eine Initiative startete, die sich der vielen Obdachlosen um
das Hamra Viertel annehmen wollte, um Alis Tod dadurch einen Sinn zu geben.
Mit seinen Fotografien erinnert er die europäischen Betrachter daran, dass es auch im Nahen Osten
einen Alltag jenseits des Krieges mit ganz individuellen Problemen, wie etwa Obdachlosigkeit, aber
auch Mitmenschlichkeit und Solidarität gibt.
Youssef Safwan, Eine obdachlose Frau macht sich schön, 2008
Youssef Safwan, Ein armer Mann mit Beinprothese verkauft religiöse Bücher, 2008
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Dr. Christine Bücher
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