Wissen nicht wissen20110503

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  • 1. Wenn wir nicht wissen,was wir wissenund was wir nicht wissen Information, Wissen, Nichtwissen Prof. Dr. Stefan Gradmann Deutsche Gesellschaft fr Informationswissenschaft und Informationspraxis (DGI) Humboldt-Universitt zu Berlin / School of Library and Information Science [email_address]

2. bersicht Wissen, Nicht-Wissen, Unwissen und Halbwissen Information, Informieren, Desinformation Informare! -> Wissen? Daten Information Wissen Kunst (Denken? Weisheit??) Fokussierung und Kontextualisierung Informare! -> Verstehen. Und Wissen um das Nicht-Wissen. 3. Ein sehr kurzer Vortragber Nicht-Wissen 7. Wovon man nicht sprechen kann, darber mu man schweigen.(Ludwig Wittgenstein, Tractatus logico-philosophicus) 4. Beginn einer etwas lngeren Version: Sokrates

  • (Platon, Apologie des Sokrates) 5. Ich wei, dass ich nicht(s) wei. 6. Wie arrogant ist dieser Satz?

7. (Un)known (Un)knowns There are thing [sic!] we know that we know.There areknown unknowns . That is to say there are things that wenowknow we dont know . But there are alsounknown unknowns . There are things we dont know we dont know.So when we do the best we can and we pull allthis information together, and we then say well thats basicallywhat we see as the situation, that is reallyonly theknown knownsand theknown unknowns . And each year, wediscover a few more of those unknown unknowns.( Donald Rumsfeld on analysis on intelligence information, 6 thJune 2002) 8. Desinformation

  • ... the absence of evidence is not evidence of absence.(Donald Rumsfeld) 9. Der Kontext: Desinformation!
    • ... die gezielte Verbreitung falscher oder irrefhrender Informationen (Wikipedia)
  • Ist Desinformation eine Form von Information?

10. Das Meer der Unwissenheit Wir leben in einer fragmentari-sierten, partikularisierten Welt. Grenzen der Professionen, der Theorien, der Erfahrungen, der Wahrnehmungen werden zu Grenzen der Welt eines jeden. Wissen auf einem Felde wird durch Unwissen auf anderen Feldern erkauft. Wir wissen immer mehr von immer weniger, und mit unseren Erfahrungen und Wahrnehmungen ist es ebenso. Das Meer der Unwissenheit wchst, die Kontinente des Wissens werden fur den einzelnen immer kleiner .(Jurgen Mittelstra, Glanz und Elend der Geisteswissenschaften) 11. -> Fragen

  • Informare! -> Wissen? 12. Istmehr Information = mehr Wissen? 13. Oder gilt gar umgekehrt:
    • wenigerInformation =mehrWissen? 14. MehrInformation =wenigerWissen?
  • Ist das Sprechen ber das nicht gewusste Nichtwissen nur in Form einer Antinomie denkbar? 15. Wie hngen Information und Wissen zusammen? 16. Und davon abgeleitet:was muss eigentlich das Ziel dieser Konferenz sein?

17. Eine informationswissenschaftliche Antwort 18. Daten (schmutzig) 19. Daten + Muster: Information 20. Information + Kontext: Wissen 1939 - ..., 1941, 1943, , 1947, 1949, ... 21. Jenseits von Wissen: Take Five http://itunes.apple.com/de/album/dave-brubecks-greatest-hits/id157427923 22. Untiefen des Nichtwissens Robert Wieczorek, 2009 Dsseldorf Mischtechnik auf Zeichenpapier(15 cm x 20 cm)Mit Dank an Judith Pfeffing 23. DIKW: Das Standardmodell (1)

  • Nicht-diskrete, nicht-binre bergnge in einemKontinuum . Keine 'Pyramide', keine 'Hierarchie'. 24. Daten
    • Atomare Einheiten ohne inhrente Struktur 25. ohne stringente Beziehungen untereinander 26. Daten selbst habenkeine Bedeutung 27. Phonetische Ebenein der Sprache
  • Information
    • Daten + Muster 28. Bedeutungsvolle Daten 29. Phonologische / lexikalische Ebenein der Sprache

30. DIKW: Das Standardmodell (2)

  • Wissen
    • Informationals 'ntzlicher' Teil von sozialem oder semantischem ' Kontext ' 31. Kontextualisierung ermglicht einfacheInterpolationenunddeterministische Schlsse 32. Syntaxebenein der Sprache
  • Weisheit (Aspekte nach Rowley & Slack, 2008)
    • embedded in or exhibited throughaction ; 33. sophisticated and sensitiveuse of knowledge ; 34. exhibited throughdecision making ; 35. exercise ofjudgementin complex real-life situations; 36. requires consideration ofethical and social considerations ; 37. builds onintuition ,communication , andtrust .

38. DIKW -> DIWD

  • Komplexitt reduzieren! 39. Substitution des reichen aber diffusen Konzeptes Weisheit durch Denken (oder Kunst?) 40. Mentale Aktivitt, die wir noch nicht (vollstndig) auf Maschinen bertragen knnen. 41. Nicht-deterministisch 42. Semantische Ebenein der Sprache (Weisheit wre eher auf der pragmatischen Ebene angesiedelt) 43. DIKW -> DIWD

44. Visualisierung von DIWD (1) 45. Visualisierung von DIWD (2) 46. Visualisierung von DIDW (3) 47. Visualisierung von DIWD (4) 48. Thesen zur Fokussierung

  • Wir wissen sehr viel ber den bergang von Daten zu Information. 49. Wir sind noch weit davon entfernt, den bergang von Wissen zum kreativen Denken so zu begreifen, dass er implementierbar werden knnte. 50. Der kritische Fokus unserer Kurzzeit-Agenda mu imbergang von Information zu Wissenliegen. 51. Methoden der Kontextualisierung von Information sind damit erfolgskritische Bausteine:
    • Soziale Kontextualisierung (social web) 52. Semantische Kontextualisierung (linked open data)

53. Semantische Kontextualisierung: RDFund Linked Open Data 54. Entitten und Links im Informations-WWW der 'Dokumente'

  • HTTP URIs identifizieren Entitten und Links verbinden diese aber es fehlt etwas! 55. Was fr Arten von Entitten sind 'Louvre.html' und 'LaJoconde.jpg'? 56. Wie verhalten sich diese Entitten zueinander?
    • Eine Maschine kann beide Fragen nicht beantworten. 57. Menschen knnen dies: wir erkennen impliziten Kontext!

58. Syntaktische Erweiterung des WWW der Dokumente(1)

  • Wir verwenden eine einfache, formalisierte Syntax fr Aussagen ber Entitten und Links: RDF
  • Oder, allgemeiner, 'Tripel' ...
  • S und P mssen durch URIs identifizierte Entitten des WWW, O kann ein Literal sein.

59. Syntaktische Erweiterungdes WWW der Dokumente(2)

  • Wir fgen eine Schema-Sprache hinzu (RDFS) mit Elementen wie Klassen, Hierarchien von Klassen und Eigenschaften, Vererbung und Untersttzung fr einfache, deterministische Schlussmechanismen. 60. Und knnen damit Strukturen in Aggregationen von Tripeln bringen, in denen leichtgewichtige Ontologien formulierbar werden:

61. Das 'Web der Dinge' missverstanden! Aus Ronald Carpentiers Blog unterhttp://carpentier.wordpress.com/ 2007/08/08/1-2-3/ Was ist an diesemBildgrundfalsch ? 62. Erweiterung des Umfangs des WWW zu einem 'Web der Dinge' 63. Und das Resultat ist Linked Data Copyright 2008 W3C (MIT, ERCIM, Keio) http://www.w3.org/2008/Talks/0617-lod-tbl/#(4) 64. Die 'Cloud' derLinked Open Data Europeana-Objekte Kontextoptionen

  • DBpedia 65. VIAF 66. GND 67. Geonames 68. LCSH 69.

70. Und wo ist das 'Semantic Web' geblieben?

  • Semantic Webdone right ( TBL http://www.w3.org/2008/Talks/0617-lod-tbl/#(3 ) 71. ->Was war vor 2008 am 'Semantic Web' sofalsch ?
    • Das Erbe der Knstlichen Intelligenz (Agenten, komplexe Logiken) 72. Meist unternehmensbasierte Intranetanstze mit wenig Sichtbarkeit im WWW 73. Mibrauch des Attributs Semantisch
  • I called this graph the Semantic Web, but maybe it should have beenGiant Global Graph !(TBL,http://dig.csail.mit.edu/breadcrumbs/node/215 ) 74. => Linked Open Data erweitert das Web der Dokumente und Informationen inSyntaxundUmfang ,und macht aus dem Web einen Wissensgenerator

75. Ein Beispiel fr Kontextualisierung: Europeana 76. Ein Beispiel (1) 77. Ein Beispiel(2) 78. Ein Beispiel(3) 79. Ein Beispiel(4) 80. Ein Beispiel(5) 81. Ein Beispiel(6) 82. Ein Beispiel(7) Adam & Eva 83. Zur Zielsetzung der Informare! 84. Informare -> Wissen!

  • Useful, powerful and beautiful ways tomake sense of our world (David Weinberger) 85. Beispiele im Konferenzprogramm:
    • "Information in Raum und Zeit" (Prof. Dr. Werner Kuhn) 86. "Der semantische Desktop Denkwrdiges Informationsmanagement" (Prof. Dr. Andreas Dengel) 87. "Content-Veredelung und vernetzte Inhalte" (Stefan Geiler) 88. Semantik - oder wie aus simplen Texten zukunftsweisende Ressourcen werden (Ursula Welsch / Ingrid S. Goldstein)

89. Informare! -> Verstehen!

  • Wrde die weltweite Gesellschaft nur vernnftig sein, knnte das bis heute erreichte Wissen der Menschheit aus dieser Erde ein Paradies machen. In der Tat ist sie kein Paradies, sondern ein Irrenhaus -doch nicht, weil wir etwa nicht genug wissen . ( JosefWeizenbaum, 2008) 90. oder weil wir etwanicht ber genug Information verfgen, 91. sondern weil wir nicht genugverstehen ! 92. Daraus ergbit sich ein zweiter Imperativ fr unsere Konferenz:Verstehen!Oder: die Voraussetzungen fr 'Verstehen' schaffen!

93. Verstehen und Nicht-Wissen

  • Verstehen ist eine elementare Bedingung deskonstruktiven Umgangs mit Nicht-Wissen . 94. Ziel muss sein ...
    • mit dem Meer des Unwissens umzugehen, ohne darin zu ertrinken 95. ohne es durch den exklusiven Filter etwa einer einzigen Suchmaschine scheinbar zureduzieren und damit letztlich erneut zuvergrern 96. die Leere zwischen den 'Kontinenten des Wissens' durch Denken und Verstehen zu berbrcken.
  • "Legt man Wert darauf, dass das Bekannte (oder zumindest das, was man dafr hlt) mit dem Unbekannten in Harmonie lebt, muss man einen Trick anwenden. Und dieser Trick besteht - natrlich - im Nachdenken." (Haruki Murakami)