42
Wissenschaftliche Expedition des Berner Hirnanatomischen Institutes nach Westpakistan und Assam im Jahre 1969 zur Erforschung des Gangesdelphins (Platanista gangetica)* Von G. PILLE RI Hirnanatomisches Institut der Universität Bern inhalt Einleitung 282 Hauptausrüstung 284 Karachi District 284 Indus River 287 Zoologische Sammlungen am Indus 291 Das Indian Museum in Calcutta 296 Dr. JOHN ANDERSON (1833-1900) 297 Assam 300 Brahmaputra river 300 Kaziranga Wildlife Sanctuary (Assam) 301 Zoologische Sammlungen in Assam 304 Platanista gangetica (RoxBURCH 1801) 304 Sta mmesgeschichte 304 Lokale Namen 305 Geographische Verbreitung 305 Fangmethoden 305 Biotope 310 Aktivität 312 Schwimmverhalten 313 Blasen und Tauchen 313 Springen, Schwanzbewegungen 314 Gleiten an der Oberfläche 315 * TREVOR A. RORERTSON als Zeichen der Freundschaft und Dankbarkeit zugeeignet. Durch- geführt mit Unterstützung des Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung und der Volkart-Stiftung.

Wissenschaftliche Hirnanatomischen Institutes nach ... · Wissenschaftliche Expedition des Berner Hirnanatomischen Institutes nach Westpakistan und Assam im Jahre 1969 zur Erforschung

  • Upload
    others

  • View
    1

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Wissenschaftliche Expedition des Berner

Hirnanatomischen Institutes nach Westpakistan undAssam im Jahre 1969 zur Erforschung des

Gangesdelphins (Platanista gangetica)*

Von

G. PILLE RIHirnanatomisches Institut der Universität Bern

inhalt

Einleitung 282

Hauptausrüstung 284

Karachi District 284

Indus River 287

Zoologische Sammlungen am Indus 291

Das Indian Museum in Calcutta 296

Dr. JOHN ANDERSON (1833-1900) 297

Assam 300

Brahmaputra river 300

Kaziranga Wildlife Sanctuary (Assam) 301

Zoologische Sammlungen in Assam 304

Platanista gangetica (RoxBURCH 1801) 304

Stammesgeschichte 304Lokale Namen 305

Geographische Verbreitung 305

Fangmethoden 305

Biotope 310

Aktivität 312

Schwimmverhalten 313

Blasen und Tauchen 313

Springen, Schwanzbewegungen 314

Gleiten an der Oberfläche 315

* TREVOR A. RORERTSON als Zeichen der Freundschaft und Dankbarkeit zugeeignet. Durch-geführt mit Unterstützung des Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichenForschung und der Volkart-Stiftung.

282 Vierteljahrsschrift der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich 1970

Soziales Verhalten 315Brutpflege 315Balzverhalten, Paarungsverhalten 315Strandungen 315Epimeletic Behaviour 316Flucht und Panikverhalten 316Nahrung 316Tiergeruch 316Biocönosen 317Orientierung 317Pathologisch-anatomische Befunde 317

Verzeichnis der während der Expedition gesammelten Präparate und photographischenDokumente, die in Bearbeitung sind 318

Zusammenfassung 318Résumé 319Summary 319Literatur 320

Einleitung

Seit mehrerer JahreH galt mein Interesse den grossen Flüssen des indischen Sub-kontinenten wegen dem Vorkommen einer besonderen Delphinart, dem sogenannten«blinden» GaHgesdelphin, Platanista gangetica (ROXBURGH 1801). Bereits voH PLINIUsin seiner «Naturalis historia» erwähnt, von ROXBURGH und LEBECK gleichzeitigbeschrieben, fand diese Delphinart eine eingeheHde Darstellung erst im Jahre 1878durch JOHN ANDERSON, damals Professor der vergleichenden Anatomie in Calcutta.Eine weitere mehr osteologisch gerichtete Arbeit über Platanista hatte vor ihmDANIEL FREDERIK ESCHRICHT, der bekannte Cetologe an der UHiversität KopeH-hagen, 1851 verfasst.

In der nachfolgenden zoologischen Literatur findeH wir keine originellen Studienüber das seltsame Tier, sondern lediglich Erwähnungen, die sich meisteHs auf dasheute seltene Werk von ANDERSON beziehen. Man kann wohl sagen, dass Platanistagangetica beiHahe 100 Jahre lang von den Zoologen vergesseH wurde.

Ein erstes Präparat, der Kopf eines juveHilen Tieres aus dem Yamuna river(Ganges), kam im Jahre 1966 in meine Hände. Leider wurde der Delphin lange nachdem Tode seziert, als bereits autolytische Prozesse das ZentralHervensystem ange-griffen hatteH. Immerhin ermöglichte dieses Präparat Masse uHd Gewichte desGehirns und seiner Teile zu bestimmen und die Form des in situ fixierten Organszu erfassen.

Histologisch konnte die Cytoarchitektonik der RiHde iH den Grundzügen unter-sucht werden (PILLERI 1966; PILLERI, KRAUS, GIHR 1968).

Im Jahre 1967 erfolgte eine erste Expedition nach OstbeHgalen und Nordindien;die anatomische Ausbeute blieb aber wegen besonderer Umstände aus. Ich konntenur VerhaltensbeobachtungeH aHstellen (PILLER( 1970a). HiHgegen ist die letzteExpedition im Herbst 1969 (7. 11. 1969--27. 12. 1969) erfolgreich gewesen und hatmeinem Institut das bisher kompletteste osteologische, splanchHologische, hemato-

Jahrgang 115 G. PILLERI. Wissenschaftliche Expedition zur Erforschung des Gangesdelphins 283

logische und parasitologische Material verschafft, das je von eiHem FlussdelphiHgesammelt werden konnte. Dieses Material hat auch insofern einen besonderenWert, als es von Delphinen aus zwei voneinaHder getreHnten Flussgebieten, demIndus uHd dem Brahmaputra, stammt. Es ist m. E. noch ein offeHes Problem, ob dieIndus-Form mit der des Assamtales bzw. GangesbeckeHs systematisch gaHz ideHtischist. Es gelang uns ferner, auf der Rückreise zwei lebende Delphine aus dem uHterenIndus nach Bern mitzuHehmeH, welche weitere bioakustische uHd verhaltenspsycho-logische StudieH in Gefangenschaft ermöglichen.

Die Reise nach Westpakistan und Assam hat mich mit grundverschiedenen Bio-topen und faunistischen Gebieten iH Kontakt gebracht: mit der trocken-subtropi-schen Sind-Wüste nördlich von Karachi mit ihrer charakteristischen ReptilienfauHa,in Assam mit dem von den Tributariern des Brahmaputra durchströmten immer-grünen Dschungel und zuletzt (KaziraHga) mit dem typischeH Habitat der grossenUngulaten und Carnivoren der indischeH FauHa.

Trotz des Winters uHd der Hauptarbeit an DelphiHen, habe ich nicht unterlassen,nebenher Material zu sammeln, was ich nur konHte, zumal sich mehrere KollegeHvor meiner Abreise angeboteH hatten, diese Präparate wissenschaftlich zu verarbei-ten. Das gesammelte Material umfasst IHsekteH, Mollusken, CrustaceeH, Fische,Amphibien uHd Reptilien.

Die Expedition wurde durch die grosszügige Hilfe der VoLKART-Stiftung inWinterthur ermöglicht, und es ist eiHe angeHehme Pflicht, Herrn BALTHASAR REIN

-HART für seiH Interesse an meinen Studien sehr herzlich zu dankeH.Der Flugtransport der TeilHehmer und des Materials sowie die Ausrüstung siHd

vom Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschungfinanziert worden. Herrn Professor JEAN G. BAER bin ich für seiH Interesse und seineHilfe sehr dankbar. Mein besoHderer Dank gilt der Expeditionsassistentin MissJANET KNUCKEY. Sie hat zur photographischen Dokumentation wesentlich beige-tragen uHd mir bei den Autopsien der Delphine sowie bei Hydrophonaufnahmensehr geholfen. Sehr zu daHken habe ich auch meinem FreuHd TREVOR A. ROBERTSON

in Karachi, ferner Herrn BUCHER, Swiss Air Karachi, den Mitarbeitern der VOLKART

Pakistan Ltd. in Karachi, Herrn P. MEYER, P. VOGEL, welche u. a. die Telexverbin-dungen zwischen Expedition und dem BerHer Hirnanatomischen Institut aufrecht-erhalten haben. In Assam waren Herr Dr. D. H. LAYCOCK, Dr. S. K. DUTTA, Dr.W. HADFIELD, Mr. K. C. DUTTA uHd Mr. P. K. DUARAH sehr hilfsbereit und habenwesentlich zum Gelingen unserer Programme beigetragen. Für den Rücktransportdes Assammaterials nach Bern war Herr R. MESEBERG von der LufthaHsa in Calcuttasehr entgegeHkommend.

Das Unternehmen umfasste drei Etappen: nach dem kurzen AufeHthalt in derUmgebung Karachis wurde auf der Insel Tappu (Sukkur-area) uHd Umgebungoperiert, danach im Brahmaputra-Tal (Assam: Jorhat-area). Diese beiden Phasengalten in erster Linie der Sammlung des anatomischeH Materials uHd Verhaltens-beobachtungen von Platanista gangetica. VoH Assam führte die Reise über Calcuttawieder zurück zum gleichen Indusgebiet, um zwei DelphiHe lebend in die Schweizzu bringen. Im folgenden Bericht möchte ich chronologisch einige Aspekte derExpedition näher erörtern.

284 Vierteljahrsschrift der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich 1970

Hauptausrüstung

2 Zelte «Igloo» (Pneumatic tent)1 Luftpumpe3 Luftmatratzen3 Schlafsäcke1 Primuskocher1 elektrischer Scheinwerfer (Batterie)1 Foebus-Camping-Benzinlaterne1 Kongsberg-Harpoon-rifle mit 6 Harpunen1 Walther-Repetiergewehr (22 Magnum)2 Leica-M-H-Kamera mit kompletter Optik1 Feldstecher Zeiss (10: 50)1 Bolex-Paillard-16-mm-Filmapparat mit 4

Objektiven15 16-mm-Kolorfilme (Kodakchrome)35 Schwarzweiss-Ilford -Filme30 Ektachrome-Filme1 Chronometer1 Fluid-Kompass Silva

Kartenmaterial (Operation Navigational Chart1 : 1 000 000)

1 Hygrometer1 Schwenkthermometer1 Wasserthermometer1 Maxima-Minima-ThermometerNagra IV-L (KuDLLslu) Tape recorderHydrophon LC-32 (Atlantic Research corpora-

tion)Preamplifier (KUDELSKI, spezielle Ausführung

für Nagra IV-L)Magnetophonbänder Scotch 3 M – 175 und 2151 Kopfhörer Beyer DT 48 SFormol (normales und neutrales)Bouinsche FlüssigkeitÄthylalkohol 96%Verschiedene Reagenzien und Geräte für Histo-

logie, Hämatologie und Entomologie

Karachi District

Faunistisch betrachtet liegt Westpakistan zwischen der paläarktischen und orien-talischen Region (DARLINGTON 1957). Das Zusammentreffen beider faunistischenGebiete kommt beim Studium der Reptilien- uHd Amphibienfauna deutlich zumAusdruck (MINTON 1966). Der kurze Aufenthalt in Karachi diente den ersteH Vor-bereitungen und gab auch Gelegenheit, von ROBERTSONS Farm aus Reptilien zusammelH. Diese Farm liegt etwa eine Autostunde nordwärts von der Stadt in derSind-Wüste. Die Gegend ist frostfrei und voH April bis Oktober sehr heiss. Regen-fälle in den MoHsooHmonateH erreichen höchstens 6-8 Inches jährlich. Die Wüsteist flach, hie und da von breiteren Hügeln unterbrochen, sandig und felsig (Abb. 1).Die spärliche, typisch xerophile Vegetation besteht aus Euphorbia caducifolia, Cal-tropis procera, Capparis decidua, Cassia und Grewia popuhfolia. In dieser trockenenGegend ist die ReptilienfauHa artenreich. In der Umgebung der Farm konnte dieColubridenart Spalerosophis arenarius BOULANGER (Diadem snake, lokal «surmar»genannt) erbeutet werden (Abb. 2). Es handelt sich um eiHe Hächtliche Schlange, dieoft in den Nagernestern (Abb. 1) von Tatera indica, HARDWICKE 1807 (Indian desertgerbil) und Meriones hurrianae, JERDON 1867 (siehe PRATER 1965) lebt und sandige,an Felsen angreHzende Biotope oder flaches sandiges Land bewohHt. Der FanggeliHgt am besten nachts mit einer Petromax-Laterne. Bei Tag kann maH die Schlangeausgraben. Die Lokalfänger verfolgen genau die Spuren bis zur Endstation und sindin der Lage, das Versteck genau zu lokalisieren.

Eine weitere, in dieser GegeHd relativ häufige Art ist Eryx conicus, SCHNEIDER1801 (RussEL's saHd boa). Auch diese Schlange (Abb. 2) bewohnt flache sandigeAreale mit spärlicher Vegetation. Mehr in felsenfreien, flachen und saHdigen Gebietenkonzentriert ist die indische Sandboa, Eryx johni (RussEL 1801). Diese Art (Abb. 2)führt eine Hächtliche Lebensweise; sie ist in PakistaH, den angreHzeHden Gebieten

Jahrgang 115 G. PILLERI. Wissenschaftliche Expedition zur Erforschung des Gangesdelphins 285

Abb. l. A, B typisches Biotop von Spalerosophis arenarius in der Sind-Wüste; C = Nesteingang vonTatera indica.

286 Vierteljahrsschrift der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich

1970

Abb. 2. A = Spalerosophis arenarius, B = Eryx johni (dunkel gefärbt im Vordergrund, beachte denverstümmelten Schwanz), C = Eryx conicus.

Jahrgang 115 G. PILLERI. Wissenschaftliche Expedition zur Erforschung des Gangesdelphins 287

von Afghanistan und Iran weit verbreitet uHd reicht ostwärts bis zu den zentralenProvinzen IHdiens. JuHgtiere sind hell und werden mit zunehmendem Alter dunkel-braun. Der Schwanz ist sehr oft narbig verstümmelt, da das Tier, weHn es angegriffenwird, sich spiralig einrollt und dem Feinde (Fuchs, Schakal) statt dem Kopf denSchwaHz darbietet. Aktive VerteidiguHg wird dabei nicht geleistet.

WähreHd meines Aufenthaltes hatten wir Gelegenheit, durch die lokalen Schlan-geHfänger auch andere Arten zu Gesicht zu bekommen, die an zoologische HäHdleroder den serotherapeutischen Instituten in Karachi und Hyderabad vermittelt wer-den. Sehr häufig wird in den feuchten Gebieten östlich vom Indus und im Delta-gebiet der Python (Python molurus LIN.) erbeutet (Abb. 3). Für uHsere SammluHgerwarben wir eiH kleineres Exemplar von Pseudocerastes persicus (DuMERIL andBIBRON 1854). Dieses Exemplar der persischen HorHviper war 150 Meilen von Karachiin der Mekran Area im August 1969 gefangen worden. Von den Sauria bekam ichdurch lokale Fänger mehrere Exemplare des Indian Monitor, Varanus griseus(DAUDIN 1803) aus der TattagegeHd (Abb. 3).

Von der Karachigegend fuhren wir mit einem Landrover über Hyderabad nachSukkur. Hier wurden 2 Lokalboote gemietet und damit die IHsel Tappu im Induserreicht. Diese Boote (Abb. 4) sind sehr geräumig, aber laHgsam, da sie von einemeiHzelnen Heckruder durch einen Mann oder im seichten Wasser von zwei Männernbefördert werden, die mit je einem Bambusstab am Flussboden stemmeH. VomSteven aus «gehen» sie entlaHg der Bordwand zum Heck und stosseH mit demBambusrohr das Boot vorwärts. Die Fahrtgeschwindigkeit beträgt bei dieseH Beför-derungsmethoden etwa 4 km/h.

Auf Tappu, nördlich von der Lloyd Barrage, wurde das Zeltlager in der Näheeines natürlichen Tümpels errichtet, in welchem die frisch gefangeHen DelphiHegehalten werden konnten. Mit den Booten wurden ausserdem mehrere Exkursionenflussaufwärts unterHommen uHd Beobachtungen an den Delphinen im Indus durch-geführt.

Indus river

Von seinem Ursprung im Tibet, etwa 100 Meilen von dem des Brahmaputra ent-fernt, bis zum Arabischen Meer durchläuft der Indus ein Gebiet voH etwa 1400Meilen, wovon rund 1000 Westpakistan zufallen. Schon zur Zeit der Harappa-Kultur(1500 v. Chr., WHEELER 1960) uHd in den folgendeH JahrhunderteH bis zur Mogul-Periode hatte man Versuche unternommen, das Wasser des Indus und seiner Neben-flüsse zur BewässeruHg des Ackerlandes zu benützen. Eindrucksvolle RuiHen derWasserwerke aus diesen fernen Kulturepochen wurden in unserer Zeit durch Aus-grabungen ans Licht gefördert (Mohenjo Daro, Harappa). Die letzte gewaltigePhase in der Entwicklung des BewässeruHgssystems dieses Flusses fällt in die Mittedes XIX. Jahrhunderts, als britische Ingenieure dauerhafte diversions works, alsbarrages oder headworks bekannt, zu konstruieren begannen. Diese Werke sind anstrategischen Stellen des Flusses angebracht, um die BewässeruHgskanäle zu kon-trollieren (Abb. 5). Das ganze Kanalsystem hat eine Länge von 10000 Meilen und

288 Vierteljahrsschrift der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich

1970

Abb. 3. A = Varanus griseus, B, C = Python inolurus molurus.

Jahrgang 115 G. PILLER!. Wissenschaftliche Expedition zur Erforschung des Gangesdelphins 289

Abb. 4. Die beiden Boote der Expedition auf dem Indus. Im Hintergrund des oberen Bildes siehtman die Sukkur- und Rohribrücke.

290 Vierteljahrsschrift der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich

1970

Abb. 5. Keti Shah Bela Forest auf dem östlichen Flussufer mit Kanal (C), der in den Indus (Pfeil)einmündet.

bewässert jährlich 33 MillioHen Acres LaHd. Es stellt das grösste kontinuierlicheBewässerungssystem der Welt dar (TAYLOR 1965).

Die Segmentierung des Indus durch die barrages hatte zur Folge, dass die Fluss-delphiHe iH getrennte Populationen aufgesplittert wurdeH. Über den Bestand derPopulationen zwischen den einzelnen barrages sind leider noch keine UntersuchuHgendurchgeführt worden.

Wie die meisten grossen uHd kleinen Sandbänke des Indus erhebt sich die InselTappu auch in der TrockeHzeit wenig vorn Niveau des Flusses, und ihre Form istden dyHamischen Schwankungen des jährlichen Monsoon uHd der Drainage derLloyd Barrage unterworfen. Sie ist zum kleinen Teil mit hohem Schilf bedeckt undwird in deH Wintermonaten landwirtschaftlich ausgenützt. IH den meisten geogra-phischen Karten (siehe z. B. operatioHal navigation charts ONC/H 8,1 : 1000000)hat sie eine läHgliche Form und trennt somit den main river, der voH Nordosten diebreite Sukkurebene iH grossen Windungen durchläuft, in zwei Arme. Der östlichebreitere Arm ist tiefer und hat etwas mehr StrömuHg; der westliche ist schmäler, dasWasser weniger tief und die StrömuHg geringer. Die Insel selbst wird durch mehrereQuerkanäle in einzelne Sandbänke unterteilt. Die nördlichen . Bänke von Tappuwerden lokal auch Alif Kachan genanHt. Die Ostufer des Indus – vis-à-vis von Tappu –sind mit grösseren Bäumen (Acacia arabica, leucophloea, Prosopis, Salvadora) be-wachsen und gehören zum Keti Shah Bela forest (Abb. 6).

Jahrgang 115 G. PILLERI. Wissenschaftliche Expedition zur Erforschung des Gangesdelphins 291

Abb. 6. Hydrophonaufnahme der Laute von Platanista vom Flussufer aus: 1 = Hydrophonkabel,2 = Vorverstärker, 3 = Mikrophon, 4 = Nagra-IV-L-Tonbandgerät.

Am wärmsten Tag meines AufeHthaltes, am 15. 11. 1969, erreichte die Lufttem-peratur im Schatten ein Maximum von 37° C; das Durchschnittsmaximum betrug32,1° C. Das TemperaturmiHimum lag tagsüber bei 16° C, bei einem DurchschHittvon 19,5° C. Die Nächte hatteH ein Temperaturmaximum von 23° C bei eiHemDurchschnitt von 20,3° C. Das Nachtminimum war am 19. 11. 1969 10° C; dasdurchschnittliche Nachtminimum betrug 15,7° C. Die Luftfeuchtigkeit auf demFluss . war nachts am höchsteH (85%) und in den MittagsstuHdeH am HiedrigsteH.Frühmorgens uHd abeHds betrug sie 74-78%. Die Temperatur des Flusses sank am20. 11. 1969 auf 18° C, sonst blieb sie immer bei 20° C oder darüber. Die SoHnen-bestrahlung führte zu einer täglichen Erhöhung der Wassertemperatur um 2-5° C.

Während der ganzen Periode meines Aufenthaltes hatte ich nur an einem Tagganz wenig RegeH. Im Januar-Februar kann die Lufttemperatur auf Tappu nochweiter gegen 0° C absinken.

Zoologische Sammlungen am Indus

Neben der anatomischeH und bioakustischen Arbeit am Delphin konnte ichmehrere Arten von Wasserschildkröten im Indus fangen. Sehr häufig ist die ArtLissemys punctata (LACEPEDE 1788). Die Art ist auch im GaHges anzutreffeH und

292 Vierteljahrsschrift der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich 1970

Abb. 7. Oben, Fischerkinder am Indus mit Kulareenetzen; unten, in der Nähe der Insel Tappufrisch gefangener Nlystus (spec.).

Jahrgang 115 G. PILLERT. Wissenschaftliche Expedition zur Erforschung des Gangesdelphins 293

Abb. 8. Fangmethode der Sindifischer im Indus für Delphine: a = Trikhur, b = Kulareenetz.

kann ein Gewicht von 4,5 kg erreichen. Das häufige Vorkommen der «IHdian flat-shell turtle» im Schwimmareal voH Platanista gangetica, das ich als eine lockereBiocönose gedeutet habe (PILLERI 1970), ist iHteressant. Einige ArteH, Kachuga tecta,Tryonix gangeticus, Lisseniys punctata, Hardella thurgi, wurden lebeHd nach Bernverschickt, um damit ethologische Studien durchzuführen.

Von Ophidien habe ich nur zwei SchlaHgenarten erhalten: Xenochrophis (Natrix)piscator (SCHNEIDER 1799) uHd Cobra (Naja naja naja LIN. 1758, davon nur Haut-reste). Xenochrophis piscator wurde in copula am Strand von Tappu gefaHgen. ErstiH der Narkose befreite sich der PeHis mit dem mächtigen Schwellkörper vom weib-lichen Geschlechtsorgan. Häufiger – während und nach dem MonsooH bei hohemWasserstand – hält diese WasserschlaHge iH den Monaten Dezember und JanuarWinterschlaf und ist in Haupt- und NebeHflüssen sowie tiefereH Kanälen eher selteH(MINTON 1966). Mehr nachtaktiv, sieht man sie Hur in der kalten Saison bei Tag.

Von den Sauria wurde ein aus dem Keti Shah Bela forest stammendes lebendesExemplar von Heridactylus brooki (GRAY 1845), voH Sukkur mehrere H. flaviviridis(RUPPEL 1835) nach Bern mitgenommeH.

Sehr zahlreich – besonders am östlichen Ufer des Indus (Keti Shah Bela forest) –

Abb. 10. Spuren im Schlamm eines erwachsenen Tieres (Keti Shah Bela Forest) und Jungtier von Lutrogale perspicillata.

296 Vierteljahrsschrift der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich 1970

perspicillata sindica, POCOCK 1940 (Abb. 10). Ich sah auf dem schlammigen Ufer oftFussspuren, und junge Tiere wurden von manchen Lokalfischern gefangen. Meistenswerden die jungen Otter auf den Menschen geprägt uHd danach im Indus zumFischen eingesetzt.

Von der Insel Tappu kehrte ich am 21. 11. 1969 Hach Sukkur zurück und fuhrmit dem Landrover Hach Karachi. Hier wurde das erste Material mit Air-Cargonach Bern verschickt. Danach flog ich Hach Calcutta. Die alte Hauptstadt Bengalensund – in der britischen Zeit – von ganz IndieH iHteressierte mich vor allem deshalb,weil im vorigen Jahrhundert JOHN ANDERSON am dortigen Museum gewirkt hatte.Wie bereits in der Einleitung erwähnt, hatte ANDERSON gründliche Untersuchungenüber die asiatischeH Süsswasser- und marinen Cetaceen verfasst (Platanista gangetica,Orcellafluminalis, Balaenoptera edeni). Der Typus von Balaenoptera edeni (ANDERSON

1878) und osteologisches Material von Platanista sind im Calcutta-Museum auf-bewahrt. Auch sonst ist die PersöHlichkeit dieses echt viktorianischen Forschers understklassigen zoologischeH Sammlers sehr fasziniereHd. Da er auch in seinem Heimat-lande relativ wenig bekaHnt ist, lasse ich eine kurze biographische Skizze und eineChronologie der EntwickluHg des IHdischeH Museums folgen.

Das Indian Museum in Calcutta

Der Ursprung dieses Museums wurzelt in der von Sir WILLIAM JONES 1784 be-grüHdeten Asiatic Society of BeHgal. Es war ein däHischer Botaniker, Dr. NATHANIEL

WALLICH (1785-1854), welcher der Gesellschaft 1814 vorschlug, die verschiedeHenSammlungen der Mitglieder in einem Museum zu vereinigen. Das dama lige beschei-dene Museum hatte nur zwei AbteilungeH : 1. eine ethnologische uHd technische und2. eiHe geologische uHd zoologische. 1840 entstand ebenfalls im Schosse der Gesell-schaft ein weiteres Museum für angewandte Geologie, das aber 1856 von dem neu-begründeten Geological Survey of India iH der Hastings Street eiHverleibt wurde.1865 wurde der Regierung für den Bau eines grossen einheitlichen Indischen Museumsein Memorandum vorgelegt. 1866 vermachte die Asiatische Gesellschaft dem Museumihre ganzen Sammlungen; aber erst 1875 im neuen Haus unter der SuperiHtendenzvoH JOHN ANDERSON wurden sie dem Publikum geöffnet.

Das Museum wurde iH folgende, heute noch bestehende Sektionen untergliedert:1. Archäologie, 2. KuHst, 3. AHthropologie, 4. Geologie, 5. Gewerbe (mit aHge-wandter Botanik), 6. Zoologie. Die zoologische Abteilung hat im Zweiten Weltkriegerheblich gelitten. Die meisten Sammlungen wurden nach BaHaras in das Kaiser-schloss am VaruHafluss tibersiedelt. Während der ganzen Kriegszeit war das Museums-gebäude von Militärpersonal besetzt, was auch zum SchadeH der Restbeständeführte. Dazu kam noch eine Überschwemmung der Kellerräume des Schlosses amVaruna, die dem dort aufbewahrten Material erheblichen Schaden zufügte. Einegrosse restauratorische Arbeit war notwendig, um die Sammlungen auf den heutigenStand zu bringen. Das Museum ist heute in den HäHden von Prof. A. K. BHATTA-

CHARYYA, einem Archäologen, der von mehreren AbteiluHgsleitern für die anderenSektionen koadjuviert wird.

Jahrgang 115 G. PILLERI. Wissenschaftliche Expedition zur Erforschung des Gangesdelphins 297

Dr. John Anderson (1833-1900)

JOHN ANDERSON stammte aus einer schottischen Bankierfamilie und wurde am4. Oktober 1833 in Edinburgh geboren. An der Universität in EdiHburgh promovierteer im Jahre 1861 zum Doktor der Medizin. Seine Thesis «Contributions to Zoology»bezeugt das frühzeitige Interesse für zoologische Fragen uHd wurde mit einer Gold-medaille ausgezeichnet. Auch die weiteren Arbeiten waren zoologischen Inhaltes, soz. B. «On an apparently new form of Holothuria» und «On the anatomy of Saccu-lina» (beide in Ann. and Mag. Nat..Hist. 1862 publiziert). Nach zwei Jahren Lehr-tätigkeit als Professor der Naturgeschichte am Free Church College in Edinburghkam er, seinem Bruder Dr. T. ANDERSON folgend, nach Indien. Der Bruder, ebenfallsArzt, gehörte zum Medical Service der East Indian Company, beschäftigte sichnebenbei inteHsiv mit botanischen Fragen uHd wurde später für eiHige Jahre Super-intendent des BotanischeH Gartens in Calcutta. Es war das Jahr 1864, eine für dieindische Zoologie sehr glückliche Zeit. Das grosse Werk von JERDON über die «IndianBirds» (1862-1864) war gerade vollendet uHd eiHe Reihe sehr fleissiger Zoologenwar dabei, die VertebratenfauHa dieses wichtigen Teiles des British Empire zu erfor-schen : BLYTH (Catalogue of mammals, 1863), GÜNTHER (Indian Reptiles, 1864),FERDINAND STOLICZKA, FRANCIS DAY, VALENTINE BALL, BEDDOME, BLANFORD

(FauHa of British India, Mammalia 1888-4891), GODWIN AUSTEN, HUME, THEOBALD.

Die asiatische Gesellschaft von Bengalen war allmählich im Besitze wertvollerSammlungen von archäologischen Funden, MaHuskripten, MünzeH und auch vonvielen zoologischen und geologischen ObjekteH. Die rapide Zunahme dieser Samm-lungen hatte deH Gedanken der Erbauung eines grösseren Museums in CalcuttareifeH lassen. In der Auswahl des Kurators entschloss man sich für JOHN ANDERSON.

Damals 32 Jahre alt, wurde er bald danach Superintendent uHd gleichzeitig Professorder vergleichenden Anatomie am Medical College in Calcutta. Für 21 Jahre (1865bis 1886) war es ihm beschieden, die FühruHg der Heuen IHstitution zu lenken.

Tiefgreifende politische ÄnderungeH und Schicksalsschläge haben das kulturelleund wirtschaftliche Leben Calcuttas in der folgenden Zeit wesentlich verändert. DieSpuren des Wirkens dieses Mannes iH der indischen Zoologie sind aber nicht aus-gelöscht.

EiHe von der Witwe und den Freunden JOHN ANDERSONS 1901 gestiftete Büste(Abb. 11) blickt vom zweiten Stock des Museums durch die Arkaden des stillenGartenhofes hinüber zum strahlenden Marmordenkmal der KöHigin Victoria. Trotzder Patina der Zeit, welche Inschriften und Gesichtszüge zu überschatten beginnt,schaffen die beiden Gestalten dieser Etage des Museums eine besoHdere Atmosphäreund vermitteln dem besuchenden Naturwissenschaftler eiHe eindrückliche Stimmunglebendiger Vergangenheit. Die Anfangstätigkeit ANDERSONS richtete sich - nebenvielen zoologischen Aufgaben - zuerst auf die archäologischen und ethnologischenSammlungen. Ein zweibändiges Werk mit Beschreibungen der archäologischenBestände stammt aus dieser Zeit (Catalogue aHd Handbook of the ArchaeologicalCollection, 1883). Daneben stellt er eine ethnologische Serie mit anthropologischerSammluHg der indischeH Rassen zusammen und begann die arteHreiche Sammlung

298 Vierteljahrsschrift der Naturforschenden Gesell schaft in Zürich 1970

JOHN ANDERSON, M. D., F. R. S.

First Superintendent of the Indian Museum1865-1886.

BESIDES ORGANIZING AND ARRANGING THE ZOOLOGICAL AND ARCHAEOLOGICALSECTIONS OF THIS MUSEUM, HE MADE LARGE COLLECTIONS AND MANY

DISCOVERIES IN YUNNAN AND MERGUI, AND ACHIEVED ENDURINGDISTINCTION BY HIS ORIGINAL CONTRIBUTIONS TO VERTEBRATE ZOOLOGY.

PRESENTED TO THE MUSEUM BY HIS WIDOW AND FRIENDS 1901.

Abb.

Jahrgang 115 G. PILLExi. Wissenschaftliche Expedition zur Erforschung des Gangesdelphins 299

indischer SchildkröteH. Die Arbeit im Calcutta-Museum wurde durch die Teilnahmean zwei wisseHschaftlichen ExpeditioHeH nach Nordburma und YunHan unterbro-chen. ANDERSON war gleichzeitig Expeditionsarzt und Naturwissenschaftler. DieExpeditioHen hatten die Aufgabe, zwischen Burma und den Städten Canton oderShanghai eine VerbinduHg über ChiHa zu finden. Dieser Plan giHg jedoch nicht inErfüllung. Die erste Mission unter dem Kommando voH Colonel G. B. SLADENstartete von Calcutta Ende des Jahres 1867, erreichte Momein in Yunnan und kehrteEnde 1868 nach Indien zurück. Die zweite Expedition uHter der Führung von ColonelH. BROWNE fuhr im Januar 1875 ab, wurde unweit der birmaHischen Grenze aufchinesischem Gebiet heftig attackiert und musste zurückkehren. Mr. MARGERY, einMitglied des chinesischen KoHsulardienstes, welcher der Expedition um eiHen Tagvorauseilte, wurde mit seinen Begleitern ermordet. Trotz dieser Schwierigkeiten undder häufigen Gefechte gelaHg es ANDERSON, eiH umfangreiches Material v. a. anSäugetieren, Reptilien und Amphibien heimzubringen. Die ExpeditioHserfahrungensind als Tagebuch «Mandalay to MomieH» (1876) spannend geschildert. Die detaillier-ten zoologischen Ergebnisse sind zusammengefasst im Monumentalwerk «Anato-mical and Zoological Researches comprising aH Account if the two Expeditions toWestern YunnaH in 1875 and 1878 aHd a Monograph of the two Cetacean GeneraPlatanista and Orcella» (gedruckt in Calcutta 1878). Von den zwei FoliobäHden(1 Tafelband) wurden 250 Exemplare gedruckt, wovon nur ein kleiner Teil iH denHandel gelangte. In diesem Werk wurden neben morphologischen Studien an ver-schiedenen Vertebraten als neue Cetaceenarten die Balaenoptera edeni uHd derIrrawaddy-Delphin Orcella fluminalis (inzwischen iH Synonimie geraten) beschrieben.Daneben fiHdet Platanista gangetica an Hand zahlreicher Exemplare eine eiHgehende,vor allein anatomisch-systematisch gerichtete Darstellung.

Eine dritte zoologische Sammelreise führte ihn im Jahre 1881-1882 nach Tenas-serim und dem Mergui-Archipel, währenddessen er sich der Meeresfauna widmete(Contribution to the Fauna of Mergui and its Archipelago, 1889). Bei dieser Gelegen-heit untersuchte er auch den EingeboreHenstamm der «Selung» uHd verfasste ausser-dem eine historische Studie über die Inseln, welche vorher ThailaHd gehört hatten(English Intercourse with Siam, 1889).

ANDERSON war 1879 Fellow der Royal Society geworden. Im Jahre 1883-1884fand iH Calcutta die internatioHale Ausstellung unter dem Patronat des Duke ofCONNAUGHT statt. ANDERSON gehörte dem Exekutivkomitee der ExhibitioH aH undwar Chairman der Fine Art section.

Im Jahre 1886 zog er sich vom indischen Dienst zurück, bereiste mit seiner FrauJapan und liess sich dann in London nieder. Mehrere WiHter verbrachte er in Ägyp-ten, wo er sich dem Studium der Fische, Amphibien, Reptilien uHd Säugetiere desoberen Niltales widmete. Weitere zoologische Reisen führten ihn nach Arabien(A Contribution to the Herpetology of Arabia, 1898), Algerien uHd TunesieH.

Im Jahre 1898 folgte die Publikation des eIsten Bandes der «Zoology of Egypt»,das beste faunistische Werk aus dieser Zeit. Der Aufenthalt iH Calcutta hatte seineGesuHdheit unterminiert, und ANDERSON konnte sich später, trotz des milden Klimasam Nil und Mittelmeer, von einer chronischen katarrhalen InfektioH nie mehrrichtig erholeH. Als er im Sommer 1900 in Buxton (England) weilte, erkrankte er an

300 Vierteljahrsschrift der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich 1970

eiHer Pneumonie, die am 15. August 1900 fatal endete. Die «Zoology of Egypt»koHHte durch seine Frau, der tapferen Begleiterin uHd Förderin seiner Forschungen,vollendet werden.

Assam

In Calcutta widmete ich eiHige Tage dein Indian Museum, der Asiatic Society ofBengal, dem Zoological Survey of India und dem Botanischen Garten und flog am30. 11. 1969 mit der Air India Hach Gauhati im Brahmaputratal (Assam). Hierersuchte ich um die nötige Bewilligung zur Weiterfahrt nach Jorhat. SämtlicheGrenzgebiete in Assam sind seit den politischen Schwierigkeiten iH den Nagahillsfür Besucher geschlosseH, und die erlaubten, mehr zeHtralen Territorien könHen erstnach vorheriger Anmeldung beim District CommissioHer bereist werden. Für dieStrecke Gauhati-Jorhat (etwa 300 km) zog ich einen verlotterten Wagen dem Flug-zeug vor, um mehr von der interessaHten GegeHd zu seheH. In Jorhat hatte ich dieUnterstützung der Tocklai Experimental Station, dem grössten Forschungslabora-torium für die TeepflaHze. Die Station liegt aH der Stadtgrenze uHd hat folgendeAbteilungen: BodeHbiologie, BotaHik (uHd PflaHzeHphysiologie), Ackerbau, Pflanzen-schutz (Pesticide, eHtomologische und mykologische AbteiluHg), Verarbeitung uHdDegustation, technische Entwicklung, Statistik und Administration.

Die Teegärten von Assam gehen auf das Jahr 1825 zurück. In dieser Zeit eHtdeckteein Engländer im Dschungel dieser Gegend eineH Baum, der ihm unbekannt war.Nach der Bestimmung im Botanischen Garten von Calcutta stellte sich heraus, dassder unbekannte Baum eine dein chinesischeH Teestrauch (Thea sinensis L.) eHg ver-wandte Camelienart war. 1835 folgte eine erste Expedition, um die Möglichkeiteiner Anlage von Teegärten zu untersuchen. Die grossen Chancen wurden rascherkannt, und man einigte sich, chinesische Teesträucher zusammeH mit der eHde-mischen Art (Thea assamica MAST.) zu kultivieren, so dass heute eiHe Menge Hybriden.entstanden sind. Man versucht diese in den letzten Jahren voneiHaHder zu trenHeH,um Verbesserungen der Qualität zu ermöglichen. Mit dem Assamtee steht IndieHin der Weltproduktion an erster Stelle.

Der Direktor der TeestatioH, Herr Dr. D. H. LAYCOCK, lud mich ein, in Tocklaieinen Vortrag über meine Cetaceenstudien zu halten. Hierbei hatte ich auch dieGelegenheit zu einem Einblick iH die verschiedeHen ForschuHgslaboratorien. Nachdem Besuch in der Teestation wandte ich meiHe ganze Aufmerksamkeit deH Delphi-nen des Brahmaputra zu.

Brahmaputra river

Der Brahmaputra entspringt eiHem Gletscher in den Kailas raHge des Himalaya(Tibet), durchquert das nordöstliche Indien (Assam) und Ostpakistan auf einerGesamtlänge von 1800 Meilen. Der etwa 6 MeileH breite Fluss durchmisst in Assametwa 450 MeileH und bildet viele InselH. In Monsoonzeiten überflutet der Brahma-putra seine Ufer und erscheint wie ein Binnenmeer. In Ostpakistan fliesst der mächtige

Jahrgang 115 G. PILLERI. Wissenschaftliche Expedition zur Erforschung des Gangesdelphins 301

Strom für weitere 150 Meilen südwärts bis zur Einmündung in den Ganges nahe vonGoalundo. Der Padma river ist die gemeinsame Fortsetzung beider Flüsse. Er mündetin das breite Estuarium des MeghHa river, der zur Bengalbucht fliesst.

Bekannterweise ist die Strömung des Hauptflusses im Assamtal stark, der Flussdurch starke Wirbelbildung nicht uHgefährlich und die Wasserfläche auch im Winterenorm ausgedeht. Aus dieseH Gründen und in AHbetracht der ZeitspaHne, die unszur Verfügung stand, habe ich für die ethologischeH Beobachtungen kleinere Neben-flüsse ausgesucht. Nach ausgiebiger Exploration mehrerer Biotope wurde das Gebietals Beobachtungsstation ausgewählt, wo der Bhogdoi und Kakadanga river in denGela Bil river zusammenfliessen (Abb. 15). Der Gela Bil fliesst in den Dhausini river,der direkt in den Brahmaputra einmündet. Für die Fahrten auf den Flüssen wurden«Nao», aus einem Stamm Azarholz gebaute Lokalkanus verwendet.

Weitere Ausflüge führten mich nach Kaziranga, wo in einem kleinen See Delphinevorkommen, und zu einigen Orten am Brahmaputra selbst. Die Zeit des Besuchesin Assam fiel in den BegiHn der kalten Jahreszeit, die durch den Nord-Ost-Monsooncharakterisiert ist. Nebel und geringe Regenfälle sind häufig iH dieser Zeit.

Kaziranga Wild Life Sanctuary (Assam)

Kein Zoologe oder Tourist, der die ProviHz Assam bereist, wird sich entgehen las-sen, das Schutzgebiet von Kaziranga am südlichen Ufer des Brahmaputra zu besucheH.Hier findet sich einer der letzten Bestände des indischen Panzernashorns (Rhinocerosunicornis LIN., Abb. 12). Die Population soll aus 400 TiereH bestehen. Weiterekleinere Schutzgebiete siHd das Jaldapara-sanctuary in Westbengalen, das Nord•-Kamrup-Schutzgebiet am Nordufer des Brahmaputra und das Sonai-Rupai-Gebietim Darrang-Distrikt. 97 km von Jorhat und 216 km voH Gauhati entfernt, umfasstKaziranga eine Fläche voH 430 km2. Die gesamte Anzahl Panzernashörner in IHdienwird auf 450 Tiere geschätzt. 40 (?) weitere Tiere sollen in Nepal vorkommen. Trotzder Anstrengungen der indischeH Regierung kommt es immer wieder vor, dassWilderer des HorHes wegen Rhinoceros abschiessen. Das Horn wird zu Pulver ver-rieben und findet als Aphrodisiacum Verwendung. Der Preis für ein einzelnes HornkanH 6000 Rupies erreichen. Eine bewaffnete Patrouille auf ReitelefaHten koHtrolliertdas Gebiet und hatte vor nicht allzulanger Zeit ein Gefecht mit Wilderern, welchedabei einen Mann verloren. Unter den Tieren hat das Nashorn keine Feinde. Seitder letzten Milzbrandepidemie im Jahre 1949, an welcher 40 Tiere eingiHgen, siHdkeine epidemischen Krankheiten mehr aufgetreten. Der jährliche Monsoon wirktsich auf das Schutzgebiet uHgünstig aus. In dieser Jahreszeit suchen viele Tiere vorder Überschwemmung in deH Mikierbergen Zuflucht. Eine AusdehHung des Schutzesauf dieses Gebiet ist in der Regenzeit schwieriger. Man plant deshalb, einen Teilder Berge in das Reservat einzugliedern.

Die Nahrung des Nashorns besteht aus jungen Trieben des ElefaHtengrases, ausSchilf und SumpfkräuterH (Eichornia crassipes). Biocönosen mit Vögeln sind viel-fach untersucht worden. Auf dem Rücken des Nashorns – oder in seiner nächsten

302 Vierteljahrsschrift der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich

1970

Abb. 12. Rhinoceros unicormis (Kaziranga, Assam).

Abb. 13, Pine Herde von Wasserbüffel (Bubalus bubalis). Photo Dr. R. Banerjee im KazirangaReservat, Assam,

Jahrgang 115 G. PTLLERI. Wissenschaftliche Expedition zur Erforschung des Gangesdelphins 303

Abb. 14. Auf den Menschen (Dr. R. Banerjee) geprägter Hylobates hoolock (Assam).

Umgebung – werden folgende Vogelarten angetroffen: Bubulcus ibis (Kuhreiher),Acridotheres tristis (Hirtenstar), Ardea cinerea rectirostris (Graureiher) und Ardeapurpurea (Purpurreiher).

Ausser dem Nashorn leben in Kaziranga Hoch zahlreiche Büffel (Bubalus bubalisL., Abb. 13), Schweinhirsche (Axis porcinus ZIMMERMANN 1780), Tiger und Leopard.Durch das AbbrenHen des DschuHgels der Mikierberge siHd auch die Biotope derHulocks (Hylobates hoolock HARLAN 1834) stark eingeschränkt worden. Diese Affen-art (Abb. 14) war früher in Kaziranga recht häufig. Auch die LippeHbären gehöreHheute zu den grossen SelteHheiten des Tierreservates (ULLRICH 1964, 1965, FISHER

et al. 1969, MUKHERJEE 1966). Zur Zeit meiHes kurzen Besuches (Dezember) nisteteeine Kolonie Pelikane auf den Bäumen.

304 Vierteljahrsschrift der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich 1970

Zoologische Sammlungen in Assam

Auch in dieser Gegend ist die Ausbeute aH Insekten wegeH der Winterzeit vor-wiegend auf Coprophagen beschränkt gewesen. Neben einigen Siisswassermollusken,-krabben und -krebsen ist die SammluHg an Süsswasserfischen bedeutend geweseH.Von den Amphibien koHnten einige Raniden gefangen werden. Die Reptilien (Che-lonia) umfassen Emys (trijuga?, lebeHd mitgenommen), Batagur (Hardella) thurgiGRAY 1831 und zwei jüngere Exemplare der schönen Trionyx peguensis GRAY 1 870(siehe detaillierte Beschreibung bei ANDERSON 1878). Allgemein zoologisch betrachtetist Assam noch eine Terra incognita, und der geeignete Fachmann könHte in dieserGegend wunderschöne Studien über jede Tiergruppe durchführen.

Platanista gangetica (Roxburgk 1801)

Die folgeHde kurze Abhandlung über den Gangesdelphin ist ein Résumé derBeobachtungen am Brahmaputra und Lndus, die hier aus Übersichtsgründen zusam-mengeschlossen werden.

Stammesgeschichte

Wie die Stammesgeschichte der übrigen Cetaceenfamilien verliert sich auch dieder Platanistidae, zu der der Gangesdelphin, der La-Plata-Delphin (Pontoporiablainvillei), der chinesische Flussdelphin (Lipotes nexillifer) und der Amazonas-delphin (In/a geoffrensis) gehören, iH die geologische Vergangenheit – man kannwohl sagen – noch ohne Spuren. Schon die diskontinuierliche Verbreitung sprichtfür den starken Niedergang dieser Familie seit dem Jungtertiär uHd auch für einefrühzeitige Isolierung (THENIUS und HOFER 1960).

In der orientalischen Region hat die Erhebung des Himalaya einerseits und dieAbtrennung in der Kreide-Tertiärzeit von Australien und Madagaskar andererseitsauf die Ausbreitung und DiffereHzierung der gesamten orientalischen FauHa weseHt-lich eiHgewirkt. Das grosse dreieckige Plateau der indischen Halbinsel, ehemals einseichtes Meer, verlandete schon sehr früh – vor dem Himalayagebiet. Die indischeHalbinsel gehörte in der Eozänzeit zu eiHer grossen LaHdstrecke, die mit Afrika inVerbindung stand. Nach Osten dehnte sich ein Meer, das sich nordöstlich bis insheutige Assamtal erstreckte. Ein anderes Meer im NordwesteH bedeckte Persien,BelutschistaH, die Indusebene und einen Teil der oberen Gangesebene. Ein nord-westlicher Arm dieses Meeres reichte das IHdustal hinaus bis Ladak. Himalaya undTibet waren bereits verlandet, erhöhten sich aber noch unbedeutend über das Meeres-niveau (siehe WEGENER 1942, LYDEKKER 1901).

Es ist anzunehmen, dass die Süsswasserdelphine ursprünglich Meeresbewohnerwaren und sich nach Hebung des Kontinents allmählich zu reinen Flusstieren umge-bildet haben. Der La-Plata-Delphin macht davon eine Ausnahme, da er sowohl ander Mündung des Rio de la Plata als auch im Meer an der Küste Uruguays vor-kommt. Die Etappen dieser Anpassung konnten jedoch durch Fossilfunde bis heutenicht unterbaut werden.

Jahrgang 115 G. PILLERI. Wissenschaftliche Expedition zur Erforschung des Gangesdelphins 305

Lokale Namen

Der GangesdelphiH wird in der Urdusprache Süs oder Süsü, iH Hindi nenHtman in S o o n s e, S o o s o o, S o o s a. In der bengalischen Sprache heisst das TierSüsük, Sishük, in Sanskrit Sisiimar, iH Sindi Bhulan oder auch Sünsar. InAssam wird der Delphin Hiho oder Seho geHannt, in Sylhet und Cachar heisst erHuhh (siehe auch ANDERSON 1878, BLANFORD 1888-1891). Das H dieser letztenBenennungen wird stark inspiriert ausgesprochen und weist onomatopoetisch aufden besonderen Laut des Tieres beim Blasen hin.

Geographische Verbreitung

Im Indus ist der Delphin in einem Areal Lat 24° bis Lat 34° Nord anzutreffen.Wenn wir die Verbreitungskarte von ANDERSON (1878) mit einer Karte der IndusplaiHs vergleichen, sehen wir, dass Platanista gangetica im Indus und seinen Neben-flüssen zwischen der nördlichsten und südlichsten Barrage vor dem Indusdelta vor-kommt. Im GaHges lebt Platanista in einem Areal, das sich zwischen dem 77. und89. östlichen Längengrad erstreckt. Sie ist auch in den meisten NebeHflüssen anzu-treffen. Im Brahmaputra findet man den Delphin im gesamten Hauptfluss ostwärtsbis Long 95° und Lat 27° 30' Nord uHd ist häufig in den breitereH Nebenflüssen zubeobachten.

Im oberen Verlauf des Karnaphuli river (Ostpakistan) soll das Tier – nach Anga-ben lokaler Leute – auch vorkommen. Der Karnaphuli hat keiHe Verbindungen mitdem Brahmaputra und mündet getrennt von diesem in die Bengalische Bucht südlichvom Sandwir Channel. Der Staudamm von Rangamati, etwa 55 km von der Mün-dung des Flusses gebaut, soll angeblich die oberen Delphinpopulationen von denenunterhalb des Dammes abgeschlossen haben (PILLERI 1970). Leider besitzen wirkeiHe Berichte über die tiergeographische Situation vor und nach dem Bau desDammes.

Fangmethoden

Während im vorigen Jahrhundert Gangesdelphine noch aH vieleH Orten ihresVorkommens im indischen Subkontinent von lokalen FischerH regelmässig gefangenwurden, erfolgt der FaHg heutzutage selten oder ist mehr akzidentell, wenn zufälligein Tier mit deH Fischen ins Netz gerät. Die beste Fangsaison ist für den Indus(Westpakistan) im WiHter nach den MonsoonmonateH, weHH der Fluss das tiefsteNiveau erreicht hat. Als Nachtfresser kommt das Tier schon gegen Abend ins seichteWasser und jagt Hach FischeH. Als Seitenschwimmer kaHH es bis in Gebiete desFlusses vordringen, wo das Wasser eine Tiefe von nur 30 cm aufweist. Hier wirdmitten im seichten Wasser vor der Jagd eine Plattform mit einem Holztripod iH denSchlamm gesteckt (Abb. 7, 8). Die Plattform wird in der Sindisprache Bhati undder dreifach gegabelte Stamm Trikhur genannt. Der Fischer steht unbeweglichauf dem Bhati und hält mit nach oben gestreckteH Armen das spezielle Netz, dasKularee, in seineH Händen. Das ruHde Netz wird durch einen Bambusring undkonisch disponierte Stöcke gestützt. Kommt eine Platanista in erreichbare Nähe,

306 Vierteljahrsschrift der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich

1970

Abb. 15. FischeIszenen am Gela 'Bil River (Assam).

Jahrgang 115 G. PILLERI. Wissenschaftliche Expedition zur Erforschung des Gangesdelphins 307

Abb. 16. Delphinfang in Assam: oben, 1. Versuch im Gela Bit River mit Treibbooten und quer

angelegtem Netz; unten, durch Abriegelung des Kakadanga River mittels einer Bambusbarriere.

308 Vierteljahrsschrift der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich 1970

dann wirft der Fischer das Kularee schnell auf das Tier, springt gleichzeitig von derPlattform und bemächtigt sich des Tieres mit den Händen. Manchmal wird er dabeivon einem zweiten Fischer unterstützt, der vom Ufer aus herbeieilt.

Eine Variante dieser Methode stellt der Fang vorn Ufer aus ohne Plattform dar.Ein Fischer hält das Netz mit erhobenen Armen bereit, ein zweiter hockt in derNähe mit einer Rute, an deren Leine ein 10 cm langer lebender Fisch hängt. Diefeine Leine wird mit einer Nadel uHterhalb der Rückenflosse durchgestossen. Dieserlebende Köder lockt die Delphine, die in der gleichen Weise wie von der Plattformaus gefangen werden. MaHchmal bedienen sich die Fischer zum Delphinfang trai-nierter Fischotter (Lutra perspicillata). Der Otter treibt die Fische aHs Ufer undsomit auch die Platanista, die vom Ufer aus mit einem Kularee gefangen wird.

Über eine besondere Methode zum Fang der Platanista im Barak river (Cachar,Assam) hat mir Herr S. DEB RoY, Sibsagar (Assam), berichtet. Der Fang soll miteiner schweren Harpune erfolgen, welche durch eine einfache Hebelvorrichtung vomBoot auf das Tier geworfen wird. Die Harpune beschreibt in der Luft eine Hyperbelund soll zu «99%» aller Fälle den Delphin treffeH. JOHN ANDERSON (1878) schreibtvon den gleichen Cachar-Leuten, dass sie die Harpune von Hand aus direkt auf dieDelphine werfen.

Zum Fangen der Delphine in Assam, die sonst nicht gefangen werden, haben wirfolgende Methoden angewendet. Westlich vorn Camping-Platz wurde der Gela Bilriver durch eine Bambusbarriere quer abgeschnitteH. Die EiHmündung des Kaka-danga river wurde durch zwei Boote abgeschlossen, deren Ruderer durch ständigesSchlagen der Ruder auf dem Wasser die Tiere akustisch abschreckteH. Der Planwar, die Tiere gegen die Bambusbarriere zu treiben und sie mit einem grossen, mitSchwimmkugeln und Senkern versehenen Netz, das schnell von einem grösserenBoot quer über den Fluss geworfen wurde, einzuschliessen (Abb. 16). Kleinere Bootewurden eingesetzt, um die Aktion flussaufwärts zu sichern. Alle Fischer schlugenmit ihren Rudern auf das Wasser und schrien sehr laut. Die Tiere flüchteten gegendie Barriere, schneller schwimmend und mit vo llen Sprüngen aus dem Wasseremporschnellend. Das SpriHgen trat immer häufiger auf, je näher die Boote heran-rückten. Das grosse Boot ging voran und spanHte in kürzester Zeit das grossen Netzvom Nord- zum Südufer des Gela Bil. Mit gleicher Geschwindigkeit waren aberalle 8 Tiere unterhalb des Netzes geschwommen, noch bevor dieses den Flussgrunderreichen konnte.

Es wurde ein zweiter Versuch unternommen, jedoch mit dem gleichen Erfolg.Alle Tiere hatten das Gefahrenobjekt rasch gekreuzt und kamen ostwärts vom Netzwieder zum Vorschein. Die Methode musste geändert werden. Die Bambusbarrierewurde in den Kakadanga river ostwärts verlagert, das grosse Boot wartete am Nord-ufer mit dem langen Netz, und es wurde veIsucht, die Delphine gegen die neueBarriere zu treiben. Kaum waren die kleineren Kanus vor dem grösseren Boot

Abb. 17. a = blasende Platanistn, Oberkiefer parallel der Wasserlinie; b = blasendes Tier mit demganzen Kopf aus dem Wasser; c = erste Phase des Tauchens; d = in 30 cm tiefem Wasser auf der

linken Körperseite schwimmende Platanista im Indus.

Jahrgang 115 G. PILLERI. Wissenschaftl iche Expedition zur Erforschung des Gangesdelphins 309

310 Vierteljahrsschrift der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich 1970

vorbeigerudert, spannte dieses das Netz schnell quer im Fluss. Prompt danach wurdeetwas weiter davor eiHe zweite Bambusbarriere (Abb. 16) in den Fluss eingelassen,dem Netz parallel, die durch mehrere Tauchversuche von den Fischern auf ihreDurchlässigkeit geprüft wurde. Erst daHn gelang es, die Delphine abzuriegeln. Dasabgeschlossene Flussgebiet war etwa 50 m lang. Die DelphiHe konHten an verschie-denen Tagen mit deH kleinen quer geworfeneH Netzen von den Kanus gefaHgenwerden. Der FaHg erforderte aber jedesmal mehrere StundeH Arbeit, da die Tieredie Gefahr des Netzes geschickt vermeiden koHnten. Von den sechs gefaHgenenTiereH (Abb. 18) waren alle Weibchen trächtig uHd starben sehr schHell im Netz,bevor man sie aus dem Wasser holen konHte. Nur die beiden Männchen konntenHoch lebend aus dem Wasser geborgen werdeH.

Biotope

Flüsse: Im Indus kommt das Tier in Haupt- und Nebenflüssen vor, die alle inder offenen Ebene verlaufen. Das flache Land und die Bremswirkung der Barragesbedingen einen langsamen, ungleichmässigen, aber ruhigen Strom. Die Küsten sindflach oder erodiert (Abbruchufer). Einige Abschnitte sind kultiviert, andere wiederumvon trockenem Dornbusch, selten einmal von Wald bewachsen. Der Boden istsandig-schlammig, sehr weich. Das trübe Wasser bei Sukkur hatte eine GesamthärtevoH 12,0; die Sichtweite voH der Oberfläche iH die Tiefe betrug etwa 2-3 cm.

Die Delphine halten sich von den Barrages fern uHd vermeiden die küHstlichenBewässeruHgskanäle. Sie schwimmen tagsüber im tiefen Wasser, oft nicht weit vomFlussufer entfernt uHd kommen nachts ins seichte Uferwasser, um Fische zu erbeu-ten. Diese Aufenthaltsorte, in welchen die Tiere in lockeren GemeiHschaften von8-10 Individuen schwimmen, sind sehr oft in Front eiHes Bewässerungs- oder Navi-gationskanales gelegeH, wo auch meHschliche SiedluHgen, Boote und sonstigesmenschliches Treiben vorkommeH. Die Nachbarschaft der Flussbevölkerung scheintals ökologischer Faktor eine gewisse Bedeutung zu haben.

Neben diesen ortsstäHdigen Gemeinschaften, die man schlechthin lockere SchulennenHen könnte, findet man Einzeltiere mitten im Strom. Aber auch diese scheineneine ziemlich ausgeprägte Ortsständigkeit zu haben, und wir konHten die gleicheAnzahl Tiere isoliert oder zusammen an verschiedenen Tagen um die gleiche Zeitan deHselben Orten treffen. Ob es sich urH echte Territorien handelt und ob diesevon den Futterquellen abhängig sind, aber auch, welche Schwankungen die Schwimm-gebiete in . den Jahreszeiten haben, bleibt Hoch zu erforschen.

Auch im Ganges (Calcutta area, BotaHischer Garten: Hooghly river) ist Platanistasehr ortsstäHdig und soll nur in den MoHsoonzeiten die kleineren Flüsse aufsuchen(ANDERSON 1878). Im Ganges und unteren Brahmaputra sind die Biotope – wie ich1967 beobachten konnte – denen des Indus vergleichbar.

Im mittleren Verlauf des Brahmaputra (Assam) ist das Tier im grossen Strom

Abb. 18. Im Gela Bil River (Assam) gefangene Platanista: A = a, B, C = 1? . Beachte den deutlichenGeschlechtsdimorphismus in der Schnabellänge.

Jahrgang 115 G. PILLERI. Wissenschaftliche Expedition zur Erforschung des Gangesdelphins 311

312 Vierteljahrsschrift der Naturforschenden Gese llschaft in Zürich 1970

des main river zu sehen, aber auch häufig iH der Nähe von SiedluHgen, EiHmünduH-gen von KaHälen, verankerten Schiffen oder alten Schiffswracks.

In der Winterzeit ist das Wasser des Brahmaputra etwas klarer als das des Indus.Die Strömung des main river ist stark, das Wasser wirbelreich. In den kleinerenFlüssen (von etwa 15-25 m Breite) fanden wir das Tier aH Orten koHzentriert, woebenfa lls meHschliche Siedlungen und reger Bootsverkehr vorhanden waren. DieseFlüsse verlaufen stellenweise durch immergrüneH Dschungel. Hier siHd die hellen,belichteteH Zonen seltener, dafür sind mehr SchatteHplätze vorhanden. Nach unserenErfahrungen siHd Flussteile, wo eifrig von Menschen gefischt wird, öfters auchSchwimmplätze von Platanista. Die häufige Nachbarschaft menschlicher Siedlungenhabe ich im Biotop von Inia geoffrensis im Rio Ibare (Bolivia) auch beobachtet(PILLERI 1969).

Seen: Nur der Fall vom Nehe-Beal-See (Kaziranga, Assam) ist mir bekannt, woeinige DelphiHe in dem kleinen, im WiHter vom Fluss abgetrennten See seit Jahrenleben.

Klimatisch ist das Industal dem Ganges-Tiefland ähnlich. Im Ganges-Delta istdas Bild ganz anders. Hier begleiten oft dichte Dschungel und immergrüner tropi-scher Regenwald den Flusslauf. Es wurde mir berichtet, dass Platanista auch iH denSundarbans von BeHgalen nicht selten wäre. Wie weit das Tier in den Mangroven-bereich der Deltaregion vordringt, dort wo auch Haie vorkommen sollten, bleibtnoch zu erforscheH. Klimatisch ist das Deltagebiet und viele Biotope im Assamtalmit den höchsten FeuchtigkeitsprozeHten von den GebieteH des Ganges und IHdus-tieflandes grundverschieden. Wir wissen Hoch nicht, welche Rolle diese klimatischenFaktoren in der Ökologie der entsprechenden Delphinpopulationen spielen.

Aktivität

Während meiner Beobachtungen habe ich das Tier dauernd in Bewegung gesehen.Niemals habe ich ein Sistieren an der Wasseroberfläche beobachtet, wie dies marineArten oft tun (PILLERI aHd KNUCKEY 1969). Unbewegliches Sistieren am Grund(s. z. B. Inia geoffrensis, PILLERI 1969) oder ähnliches Ruheverhalten kanH man imtrüben Wasser nicht nachweiseH. Für die Beobachtungen an gefangenen Tieren imklareH Wasser verweise ich auf die andere Arbeit (PILLERI, GIHR und KRAUS 1970).An allen besuchten Orten haben wir die Beobachtung gemacht, dass die Aktivitätvon Platanista gangetica nachts reger ist als während des Tages. Vor allem dasErbeuten der Nahrung so ll nach meinen Erfahrungen vorwiegend in den Abend-und Nachtstunden stattfinden, was auch mit Beobachtungen an Tieren in Gefangen-schaft ziemlich übereinstimmt. Von einem ausgesprochenen Nachttier oder Nacht-fresser kann man Hicht gut sprecheH; es besteht aber ein Tagesrhythmus mit Schwer-punkt in der Nachtzeit. ANDERSON (1878) ist der MeiHung, das Tier (Calcutta area)fresse sowohl währeHd des Tages als auch während der Nacht. Der Delphin, den erfür 10 Tage gefangeH hielt, hatte aber ausschliesslich nachts gefresseH.

Allgemein betrachtet waren die DelphiHe der assamischen Flüsse auch tagsübertemperamentvoller und gerieten bei Fangversuchen in ein PanikverhalteH, das viel

Jahrgang 115 G. PILLERI. Wissenschaftliche Expedition zur Erforschung des Gangesdelphins 313

vehementer®erschien als die gleiche Reaktion der Tiere im Indus. Das «Wedeln» mitdem Schwanz in der Luft am Schluss der Sprungbewegung wurde bei Tieren desIndus niemals beobachtet. Ob diese Unterschiede wesentlich sind und qualitativerNatur, d. h. eine taxonomische Bedeutung haben, ist Hoch nicht bewiesen. Nachmeinen Erfahrungen wirkt der allgemeine Verhaltenshabitus der Delphine in Assambei einer ersten AHalyse als etwas Besonderes. Die Frage, ob wir zwei systematischtrennbare Formen von Platanista vor uns habeH, ist vor allem biometrisch undanatomisch zu beantworten.

Schwimmverhalten

Platanista gangetica ist ein gewaHdter, auf kurze Strecken rascher Schwimmer,der auch dem Brahmaputrastrome durchaus gewachseH ist. Normalerweise ist dieSchwimmgeschwindigkeit 3-4 Meilen, in der Panik doppelt so viel oder mehr. DasSchwimmen erfolgt, wie ich im Indus oft verfolgen konnte, in Seitenlage, meistensin rechter Seitenlage (PILLERI 1970). Diese besondere Schwimmart konnten wir anzwei gefangenen Tieren, die seit dem 28. 12. 1969 im Bassin unseres Institutes gehal-ten werdeH, bestätigen. Im tiefen trüben Wasser kann man das Schwimmen in Seiten-lage nicht verfolgen. Im seichten Wasser ist diese Schwimmart aber evident, wenndas Tier eine Brustflosse, die eine Hälfte der Schwanzflosse oder sogar eine ganze(meistens linke) Körperhälfte aus dem Wasser zeigt (Abb. 17). Die treibende Kraftwird, wie bei allen Delphinen, von der Schwanzflosse geliefert; nur ist diese beimSeitenschwimmen vertikal gehalten und bewegt sich kräftig nach rechts und links.Die in die Tiefe ragende Flosse berührt den Boden. Man hat oft den Eindruck, siegreife fast am Bodenschlamm und trage auch bei, die Fortbewegung des Tieres zufördern.

Seitenschwimmen ist bei Walen nicht bekannt. Der Pottwal legt sich gelegentlichauf die Seite an der Meeresoberfläche und verweilt so, wie Flugaufnahmen dasbestätigt haben. Delphinus delphis kann – aber Hur phasenweise – iH Rückenlageschwimmen (PILLERI und KNUCKEY 1969). Von den FlussdelphiHeH schwimmt Iniageoffrensis wie die Meeresarten gerade uHd kanH sich drehend um die eigene Körper-achse ins seichte Wasser begebeH. Ein typischer Seitenschwimmer ist der Amazonas-delphin aber nicht, und ich habe voH «tumbling in shallow water» bei Inia gesprochen(PILLERI 1969).

Bei den Tieren im Indus stand das Schwimmen auf der rechten Seite im Vorder-grund. Die Schwimmart von den anderen FlussdelphiHen Sotalia fluviatilis, Ponto-poria blainvillei und Lipotes vexillifer ist noch Hicht untersucht worden, nun sicher zusein, dass Seitenschwimmen ausschliesslich beim Gangesdelphin vorkommt.

Blasen und Tauchen

Das Blasen kaIn in drei Formen auftreten:

1. Das Tier kommt an die Oberfläche, Hur deH Melon zeigeHd. Das Atemgeräuschist kurz und leise.

314 Vierteljahrsschrift der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich 1970

2. Das Tier zeigt beim Blasen den Kopf; die Wasserlinie stimmt mit der Zahnreiheüberein, d. h. der Oberkiefer ragt aus dem Wasser parallel zur Wasseroberfläche(Abb. 17). Das Atemgeräusch ist kräftiger.

3. Der ganze Kopf bis zum Hals erscheint schräg aus dem Wasser (Abb. 17). DieKörperbeugung beim Tauchen ist sehr stark, uHd man sieht vom Tier ein Dreieck,dessen oberes Eck die Schwanzflosse bildet. Auch in diesem Fall ist das Atem-geräusch lauter.

Bei allen drei Bewegungen ist der Melon mit dem Blasloch Hach oben gegen denHimmel gerichtet. Alle drei BeweguHgsformen sind TeilabschHitte eines mehr oderweniger vollständigen Schwimmkreises, der unter Wasser erfolgt, währenddessender Delphin sich von der Seitenlage iH gerader Körperhaltung zum Blasen dreht(siehe die Beobachtungen in Gefangenschaft, PILLERI, GIHR, KRAUS 1970). Dietypische volle Bewegung umfasst also eine DrehuHg um die eigene Körperachse um90° von der Seitenlage nach oben, dann Blasen, wieder Drehung um 90° um dieeigene Achse und Purzelbewegung unter Wasser. Als Variante kann die Purzel-bewegung ausbleiben; das Tier kommt in Seitenlage und schwimmt weiter in dergleichen oder in eiHer lateralen Richtung, je nach SituatioH.

Die Tauchzeiten können variieren. Als minimales Intervall zwischen zwei Blasenhabe ich 10" gemessen, als längstes 3' (Hur 1 mal von sämtlichen Beobachtungen).Durchschnittlich taucht es 30-60", was mit den Beobachtungen von ANDERSON

(1878) uHgefähr übereinstimmt.Verglichen mit marinen Arten (z. B. Tursiops truncatus) ist die ganze ApHoe von

Platanista kürzer. Von Inia geoffrensis habe ich noch kein Vergleichsmaterial.

Springen, Schwanzbewegungen

Allgemein erfolgt das Springen bei den Delphinen in Assam häufiger als bei denIndustieren. Meine Beobachtungen reichen aber nicht aus, um damit einen klarenUnterschied behaupten zu können. Das Tier schnellt mit dem RückeH Hach obenin der ganzen Körperlänge bogenförmig aus dem Wasser. Der SchwaHz kommtgerade zum Vorschein, wenn die Schnabelspitze das Wasser erreicht. Diese Sprüngeunterscheiden sich Hicht wesentlich von denen des AmazoHasdelphins, Inia geoffrensis(PILLERI 1969).

Im tiefen Wasser bleibt der SchwaHz des Tieres beim SchwimmeH, Blasen undTauchen meistens unter der Oberfläche und kommt beim Springen zum Vorschein.Beim sehr kräftigen Springen, z. B. in der Panik, aber auch ohne solche, kann dasTier mit dem Schwanz, der fast vertikal aus dem Wasser ragt, einige (auf- uHd abwärtsgerichtete) «Wedelbewegungen» 2-3mal durchführeH. Der Schwanz ist dabei amstärksten gespannt, und der Bewegungsablauf erinnert an eine federnde Vibration.Dieses «Wedeln» in der Luft war typisch für die Tiere der Assam-Flüsse.

Als Hächste Folge dieser Phase könnte man das SchwaHzschlagen ansehen, dasmit dem SchwanzrückeH (d. h. der dorsalen Schwanzfläche auf die Wasseroberflächeerfolgt, indem der Körper, extrem gebeugt, eine komplette Purzelbewegung imWasser ausführt, während der SchwaHz Hoch in der Luft ist. Ich bin nicht sicher,

Jahrgang 115 G. PILLERI. Wissenschaftliche Expedition zur Erforschung des Gangesdelphins 315

ob bei Platanista auch ein aktives SchwaHzschlageH mit der veHtralen Fläche desSchwanzes auf dem Wasser besteht, wie bei mariHeH Arten beschrieben wurde(PILLERI und KNUCKEY 1969). Die Frage bleibt offen, wie weit man diese Bewegungenals ethologische EiHheiten des Schwimmverhaltens oder nur als Teilbewegungeneiner ganzen Ablaufeinheit zu betrachten sind. Bei Delphinus delphis haben die Teil-bewegungen an sich Einheitscharakter. Das Tier kann z. B. in normaler Körperlagerhythmisch mit dem Kopf oder mit dem Schwanz, oder auch in Rückenlage mit demKopf auf das Wasser schlagen. Platanista ist durchaus sehr wendig; die Bewegungenfliessen aber leichter ineinander über. Der Meeresdelphin hat eine differenzierteKontrolle der Motorik und kann die SchwimmbewegungeH auch iH rhythmischerFolge eiHzeln ausprägen.

Gleiten an der Oberfläche

Diese Bewegung, die bei Delphinus delphis beschrieben wurde (PILLERI undKNUCKEY 1969), ist bei Platanista gaHz selten und scheint mehr akzidentell zuerfolgen.

Soziales Verhalten

Dieser psychologische Bereich wird eine dankbare Aufgabe der künftigen For-schung sein, da wir darüber praktisch noch ganz im Dunkeln sind. Platanista gangeticaist solitär oder gesellig. Man findet – und zwar immer an den gleichen Orten – Einzel-tiere, oft mitten im Fluss, und kleine Gruppen von 8-10 Tieren, die lose beisammenschwimmen. Die soziale Struktur dieser lockeren Schulen, sowie die Bedingungen,warum manche Tiere isoliert schwimmen, kennen wir nicht.

In GefangeHschaft schwimmen oft zwei Weibchen oder ein PärcheH zusammeH.Man sieht dieses paarweise Schwimmen sehr deutlich, wenn die Tiere iH eiH frischesBecken traHsferiert sind. Danach lockert sich das Paar uHd das NebeHeiHandererfolgt nur mehr gelegentlich. Bei Inia geoffrensis hatte ich iH BolivieH (RegeHzeit)Paare oder Einzeltiere angetroffen.

Nursery behaviour

BLYTH (1859) berichtet, dass das Kalb mit dem Schnabel die Mutter an derBrustflosse packt und sich von der Mutter ziehen lässt. Andere Beobachtungen überdie Kalb-Mutterbeziehungen konnte ich nicht in ErfahruHg bringen. In Assam hatteich vier 99 im Dezember obduziert, die alle trächtig waren. Die Föten wareH etwa25 cm laHg. Demnach sollte die Geburt gegen Ende des Winters oder zu Beginn desSommerHmonsoon erfolgen.

Balzverhalten, Paarungsverhalten

Darüber ist bisher nichts bekannt.

Strandungen

Wurden von den lokalen FischerleuteH nie beobachtet.

316 Vierteljahrsschrift der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich 1970

Epimeletic behaviour

Ob Hilfeleistungen bei Platanista bestehen, bleibt noch zu erforschen.

Flucht- und Panikverhalten

Bei VerfolguHg einer Gruppe im offenen Fluss gehen die Tiere auseinander uHdrekomponieren daHn am gleichen Platz die ursprüngliche Gruppe. IH eHgen offeneHFlüssen taucht manchmal das Tier, äHdert die Schwimmrichtung und kreuzt dasGefahrobjekt uHter Wasser. Das Verhalten ist aber Hicht so konstant wie bei Iniageoffrensis (PILLERI 1969). In der Panik bei Aufhebung der Fluchtmöglichkeit (engeAbriegelung des Schwimmgebietes) werden die Tauchzeiten länger und die sicht-baren Gebärden ausserhalb des Wassers entsprechend reger mit heftigem SpriHgen.Die Heftigkeit in einer solchen Situation war bei den Delphinen in Assam viel aus-geprägter als bei den IndustiereH.

Gefangen schlägt das Tier stark um sich, wird aber bald etwas ruhiger und bleibtauch während langer Transporte uHd ohne Wasser ziemlich ruhig (PILLERI 1970).

Nahrung

Bei allen Autopsien habe ich Fische oder Fischreste im Magen gefunden. DieBestimmung der Fischarten durch Spezia listen ist noch nicht abgeschlosseH.

Auffallend ist die Grösse der Fische, schätzungsweise 30-35 cm, die erwachseneAssamexemplare von Platanista erbeuten können. ANDERSON (1878) gibt als Nah-rung vorwiegend Fische an, ausserdem aber Hoch Flusskrevetten (shrimps). Einevon ihm selbst harpunierte Platanista aus dem Hooghly river (Calcutta) hatte denMagen ausschliesslich mit shrimps angefüllt. Flusskrabben wie bei Inia geoffrensis(PILLERI 1969) habe ich bei Platanista nicht gefunden, obwohl sie in den Flüssenvon Assam sehr häufig sind. Nematoden sind bei allen Tieren konstant vorkommendeMagenparasiten. Ob die Pflanzensamen und Chitinstrukturen von IHsekten direktvon Platanista aufgenommen werden oder von Fischen stammen, ist noch nichtganz sicher, obwohl die letzte AHnahme wahrscheinlicher wäre. Im Magen vonmarinen Delphinen (Delphinus delphis, Grampus griseus) sind oft Pflanzenreste oderSamen (z. B. Maiskerne) zu finden (PILLERI und KNUCKEY 1969).

Tiergeruch

Im Gebiet, wo Gangesdelphine schwimmen, wird nicht selten eiH besondererunangenehmer Geruch wahrgenommeH, der ferne an Darminhalt erinnert. Vielleichtstammt diese Exalation aus dem Magen. Es könnte sich um erbrochenen Mageninhalt(nicht verdaute Gräten von Fischen) handeln, die ich in grosser Menge neben denobligaten Nematoden im Magen gefundeH habe; die Gräten hatten einen ähnlichenGeruch. Dieser besondere Geruch war sowohl an Tieren des IHdus als auch derassamischer Flüsse wahrnehmbar. Nach BeobachtuHgen an den beiden Tieren inGefangenschaft scheiHt der volatile Geruchsstoff von Urin zu stammeH (PILLERI,

GIRR und KRAUS 1970).

Jahrgang 115 G. PILLERI. Wissenschaftliche Expedition zur Erforschung des Gangesdelphins 317

BiocöHosen

Mit grosser Häufigkeit habe ich im Schwimmareal der Delphine im Indus Wasser-schildkröten der Art Lissemys (Emyda) punctata angetroffen. Während der Expe-dition konnten wir mehrere aquatile Schildkrötenarten sammeln, jedoch fand sichkeine von diesen – wie Lissemys – in der Nähe der Delphine. Ich neige dazu, keinepure Koinzidenz in diesem Beisammensein zu erblicken, obwohl Lissemys punctatakeiHe selteHe Art im IHdus ist.

OrieHtieruHg

Am Indus und in unserem Laboratorium durchgeführte bioakustische Unter-suchungeH sprechen für eine Orientierung der Platanista gangetica nach dem Sonar-Typus. Auch die Morphologie des Gehirnes und das Kaliber der Hirnnerven mitÜberwiegen des Nervus acusticus bei hochgradiger Atrophic des opticus sprechenfür eine akustische Dominanz uHter den Sinnesapparaten. Sehr deutlich kommt daszum Vorschein, wenn man versucht, das Tier mit konventionellen Netzen zu fangen(siehe Fangversuche in den Verhaltensprotokollen). Der DelphiH kann der Gefahrin geschickter Weise ausweicheH; es braucht Stunden, bis maH in einem relativkleiHen und ganz abgeschlossenen Flussareal unter Einsatz mehrerer Boote undNetze einen Delphin fängt. Mit dem gleichen Apparat ist das Tier in der Lage, dieBeute zu erwerben. Wie ich mich überzeugen konHte, kann das Tier in kompletterDunkelheit eines Schwimmbassins die Fische mit dem Schnabel faHgen und ver-speisen. Sowohl im trüben Wasser der indischen Flüsse mit dem schlammigen Bodenals auch im klaren Wasser eines Schwimmbeckens fuHktioniert der akustischeApparat mit der gleicheH Leistung.

Das Auge von Platanista ist extrem zurückgebildet. Der atrophische Prozess istaber selektiv vor sich gegangen und hat – wie meiHe Präparate und ANDERSONS

BefuHde (1878) zeigen – in erster LiHie die Linse uHd den Ciliarkörper samt demPigmentepithel betroffen. Die Netzhaut ist vorhanden und laminiert. Der Nervusopticus ist sehr dünn, enthält aber noch mehrere Fasern. Ich vermute, diese Faserngehören ausschliesslich dem Tractus retino-hypothalamicus und vermitteln demZwischenhirn Lichtimpulse, die unter anderem vegetative Funktionen zu iHduzierenhaben. Das könnte womöglich auch die NahrungsaufHahme beim Gangesdelphinvorwiegend in der Dämmerung und in der Nacht erklären.

Pathologisch-anatomische Befunde

Beim Tier Nr. 8 (Gela Bil river, Assam) faHd sich eine abgeheilte Amputation desOberkiefers. Eine ähnliche, jedoch etwas weHiger ausgedehHte pathologische Ver-änderuHg hatte ich bei einem Amazonasdelphin (Inia geoffrensis) aus dem Rio Ibarefestgestellt (PILLERT und GIHR 1969). Der Schnabel und vor allem das distale Stückdes Oberkiefers scheint eine besoHdere Vulnerabilität bei Platanistidae zu habeH.Welche pathogenetische Faktoren dabei eine Rolle spielen, bleibt zu erforschen. Dieausgeprägte ZahHcaries, die häufig die adulte Inia befällt (Ness 1966, PILLERI undGIHR 1969), war beim Gangesdelphin nicht nachweisbar; bei dieser Art fanden sichin den älteren Individuen mehr Zahnabrasionen.

318 Vierteljahrsschrift der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich 1970

Verzeichnis der während der Expedition gesammelten Präparate und photographischenDokumente die in Bearbeitung sind

Mammalia: Platanista gangetica

Komplettes Skelett von 12 Tieren aus Westpakistan (Indus) und Assam (Brahmaputra).Hirnschädelpräparat (juvenil) aus dem Gela Bil River (Assam).Situs thoracis et abdominis von 12 Tieren.Gehirne, Augen und Hypophysen von 10 Tieren.4 Embryonen (Assam).Blutplasma von 12 Tieren.Blut- und Knochenmarkausstriche.Milch.Ham- und Stuhlproben.Susu-ÖI aus dem Fett von Indus- und Assamdelphinen.2 lebende Gangesdelphine aus dem unteren Indus.

Reptilia: Chelonia, Ophidia und Sauria, plures vom Indus, der Sindwüste und von Assam,z. T. lebend transportiert.

Amphibia: mehrere Exemplare (Ranidae und Bufonidae) aus dem Indus und dem BrahmaputraRiver.

Pisces: grosse Fischsammlung aus dem Indus (Sukkur Area), dem Gela Bil River (Assam) unddem Brahmaputra (North River bank).

Arthropod a: zahlreiche Crustacea aus dem Gela Bil River und dem Indus.

Mollusca: mehrere Exemplare aus dem Indus und Gela Bil River.

Insect a: mehrere Coleoptera, Hymenoptera, Orthoptera, Hemiptera aus Westpakistan undAssam, insgesamt etwa 2000 Exemplare.

Wasserproben aus dem Indus und Brahmaputra.Schlammproben aus dem Indus und Gela Bil River.300 m 16-mm-Farbfilm800 Schwarz-Weiss-Negative.800 Farbdiapositive.

Zusammenfassung

Die Publikation stellt eineH kurzen Rapport iiber eine zweimonatige Expeditionnach Westpakistan (uHterer Indus) und Assam (Brahmaputratal) dar, deren Haupt-ziel das Studium des Gangesdelphins (Platanista gangetica) war. Daneben konntenauch Tiere anderer Gruppen (Mammalia, Reptilia, Amphibia, Insecta) gesammeltoder beobachtet werdeH. Ein Kapitel ist der Geschichte des Indischen Museums inCalcutta und dein Leben und Wirken JOHN ANDERSONS (Superintendent am IndianMuseum in den Jahren 1865-1886) gewidmet. Dieser Forscher hat im vorigen Jahr-hundert eine bedeutende Rolle in der Entwicklung der indischen Zoologie gespielt.Das Verhalten von Platanista gangetica wird eingehend analysiert. Die verschiedenenBiotope sind beschrieben. Es werden das Schwimmverhalten, Tauchen, Blasen,Springen sowie das Flucht- und Panikverhalten untersucht. Der Gangesdelphin istein Seitenschwimmer und kann sich in Seitenlage in bis 20 cm tiefem Wasser fort-bewegen. Der Delphin kommt in Einzelexemplaren oder als lockere Schule von 5-10Individuen vor. Sowohl die Einzeltiere als auch die Schulen sind sehr ortsbeständig.

Jahrgang 115 G. PILLERI. Wissenschaftliche Expedition zur Erforschung des Gangesdelphins 319

In der Nähe der Schulen ist oft ein besonderer unaHgenehmer Geruch spürbar. ImSchwimmareal der Delphine im Indus kommt sehr oft biozönotisch (?) die Schild-kröte Lissemys punctata vor. Die akustische Orientierung und die spezielle Funktiondes rudimentären Auges sind erwähHt. Es werden sch liesslich einige pathologischeBefunde und Angaben über den untersuchten Mageninhalt angeführt. Nach dendurchgeführten Beobachtungen ist Platanista gangetica mehr Hachtaktiv. Die Unter-schiede im Verhalten der Delphine aus dem Indus und solcher in Assam siHd hervor-gehoben und die verschiedenen Fangmethoden beschrieben.

Résumé

La publicatioH presente un bref rapport d'une expedition de deux mois au Pakistanoriental (region au-dessous de l'Indus) et dans l'Assam (plaiHe du Brahmaputra) etdont le but principal fut l'etude du dauphin du Gange (Platanista gangetica). A cotede cela des animaux d'autres groupes oHt pu etre collectionnes ou observes (mammi-feres, reptiles, amphibiens, insectes). Un chapitre a ete consacre ä l'histoire du Museeindien de Calcutta et a la vie et ä l'ceuvre de JOHN ANDERSON, surinteHdant du Museeindien peHdant les annees 1865 a 1886; au siècle dernier ce savant a joue un roleessentiel dans revolution de la zoologie indienne. Le comportement de Platanistagangetica est analyse de facon detainee. Les differeHts biotopes en sont decrits.L'investigation porte sur sa faron de nager, de plonger, de respires, d'effectuer dessauts et egalement sur son comportement en etat de panique et de fuite. Le dauphiHdu GaHge a la possibilite de nager sur le cote et pent nager, en cette position lateraledans l'eau, jusqu'ä 20 cm sous la surface. Le dauphiH avance isolement ou en troupepeu serree de cinq ä dix individus. Tant les animaux isoles que ceux en groupe sonttres constants d'un lieu donne. Aux alentours de la troupe s'exhale souvent uneodeur particulierement desagreable et qui la signale. Dans la zone d'habitat desdauphins de l'Indus on trouve tres frequemment la presence biocenotique (?) de latortue Lissemys punctata. Le texte fait mention egalement de l'orientatioH par l'acous-tique et de la fonction speciale de Plzen rudimentaire. Il se termine sur quelquesconstatations pathologiques et informations sur les trouvailles du contenu de l'esto-mac. Selon les observatioHs effectuees la plus grande activite de Platanista gangeticaest nocturne. Ont ete miles encore en evideHce les differences de comportement desdauphins de l'Indus et de ceux de l'Assam et decrits les divers procedes de capture.

Summary

The publication contains a short report on the expedition to West Pakistan(lower Indus) and Assam (Brahmaputra Valley), the chief aim of which was to studythe Ganges dolphin (Platanista gangetica). Specimens belonging to other groups(mammals, reptiles, Amphibia, Insecta) were also collected or observed. One chapteris given to the history of the IndiaH Museum in Calcutta aHd the life and work ofJohn Anderson (Superintendent of the Indian Museum from 1865-1886). This

320 VierteljahIsschrift der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich 1970

investigator played an important role during the last ceHtury in the development ofIndian zoology. The behaviour of Platanista gangetica is analysed in detail. Thevarious biotopes are described. Behaviour during swimming, diving, blowiHg andleaping is discussed, together with flight and panic behaviour patterns. The Gangesdolphin swims oH its side, in which position it penetrates into water as shallow as20 cm. The dophins are observed alone or in scattered schools of 5-10 iHdividuals.Both the lone animals and the schools show a marked tendency to keep to the samespot. A peculiar, uHpleasant odour is often noticed in the neighbourhood of theschools. A turtle belonging to the species, Lissemys punctata, occurs frequently inthe vicinity of the Indus dolphin. Reference is made to acoustic orieHtation and thespecial function of the rudimentary eyes. Finally, some pathological findiHgs arereported together with details on stomach conteHts examined. According to theobservations made, Platanista gangetica is more active at night. The differences inthe behaviour of the Indus aHd Assam dolphins are pointed out and a descriptionis given of the various methods used for capture.

Literatur

(Die mit * angeführten Arbeiten sind im Bericht zitiert)

ALCOCx, A.: John Anderson. First Superintendent of the Indian Museum, 1865-1886. In: TheIndian Museum 1814-1914, p. 111-116, Calcutta 1914.

ALI, S.: The Book of Indian Birds. 8th Ed., Bombay Nat. Hist. Soc. Bombay 1968.ALI, S. and FUTEHALLY, L.: Common birds. Nat. Book Trust, India, New Delhi 1967.*ANDERSON, J.: Anatomical and Zoological Researches; comprising an Account of the Zoological

Results of the two Expeditions to Western Yunnan in 1868 and 1875 and a Monograph of thetwo Cetacean Genera, Platanista and Orcella. 2 vols., B. Quaritch, London 1878.

*ANDERSON, J.: Mandalay to Momien: a Narrative of the two Expeditions to Western China of1868 and 1875 under Colonel Edward B. Sladen and Colonel Horace Browne. 479 p., Macmillan,London 1876.

*ANDERSON, J. and SCLATER, W. L.: Catalogue of Mammalia in the Indian Museum Calcutta.2 vols. Indian Museum, Calcutta 1881-1891.

BAUER, L.: Länderkunde von Asien and Australien. 4. Aufl. Oldenbourg, München-Düsseldorf 1954.BLANFORD, W. T.: Scientific Results of the Second Yarkand Mission based upon the collections

and notes of the late Ferdinand Stoliczka. 94 p., Govt. of India, Calcutta 1879.*BLANFORD, W. T.: Fauna of British India: Mammalia. 617 p., Taylor and Francis, London/

Calcutta/Bombay 1888-1891.*BLYTH: J. Asiat. Soc. Bengal, Calcutta 28, 493 (1859). Zit. bei J. ANDERSON, 1878.ELLERMAN, J. R.: Rodentia (in two parts). In: The Fauna of India including Pakistan, Burma and

Ceylon, ed. by M. L. Roonwal (Mammalia), Zool. Survey, Calcutta 1961.ELLERMAN, J. R. and MORRISON-SCOTT, T. C. S.: Checklist of Palaearctic and Indian Mammals

1758 to 1946. British Museum, London 1951.*EscHRICHT, D. F.: Om Gangesdelphinen. Danske Vidensk. selsk. Skr., Ste R., 2, 347-387 (1851).FINN, F.: Sterndale's Mammalia of India. Thacker, Spink & Co., Calcutta and Simla 1929.*FISHER, J., SIMON, N. and VINCENT, J.: The Red Book - Wildlife in Danger. Collins, London 1969.FRASER, F. C. and PuRVES, P. E.: Hearing in Cetaceans: Evolution of the accessory air sacs and

the structure and function of the outer middle ear in recent cetaceans. Brit. Mus. (Nat. Hist.),Zool., Vol. 7, no. 1, 140 p., London 1960.

G. A. B.: John Anderson: 1833-1900. Proc. Roy. Soc. London 75, 113-116 (1905).GEE, E. P.: The Wildlife of British India, 4th Ed., Collins, London 1969.

Jahrgang 115 G. PILLERI. Wissenschaftliche Expedition zur Erforschung des Gangesdelphins 321

GHARPUREY, K. G.: Snakes of India and Pakistan. Popular Prakashan, Bombay 1962.

GRUMMER, G.: Pflanzen und Tiere tropischer Gebiete. 238 p. Volkseigener Verlag, Berlin 1967.

GÜNTHER, A. C. L. G.: The Reptiles of British India. Ray Soc., London 1864.Indian Museum General Guide Book, Calcutta 1959.*LYDEKKER, R.: Die geographische Verbreitung und geologische Entwicklung der Säugetiere.

Costenoble, Jena 1901.* MINTON, S. A.: A contribution to the herpetology of West Pakistan. Bull. Amer. Mus. Nat. Hist.

N. Y. 134, l-184 (1966).MouscH, H.: Als Naturforscher in Indien. 276 p., Fischer, Jena 1930.

* MUKHERJEE, A. K.: Extinct and wanishing birds and mammals of India. Indian Museum, Calcutta1966.

* NESS, A. R.: Dental caries in the Platanistid Whale Inia geoffr•ensis. J. Comp. Path. 76, 271-278

(1966).*PILLERI, G.: Über die Anatomie des Gehirns des Gangesdelphins Platanista gangetica. Rev. Suisse

Zool. 73, 113-118 (1966).*PILLERI, G.: On the behaviour of the Amazon Dolphin Lria geoJJrensis. Rev. Suisse Zool. 76,

57-91 (1969).*PILLERI, G.: Einige Beobachtungen über Habitat und Verhalten von Platanista gangetica in Ost-

bengalen und Indien. Atti Mus. Storia Naturale Trieste (1970a, im Druck).*PILLERI, G.: Platanista gangetica, a dolphin that swims on its side. Rev. Suisse Zool. 77, 305-307

(1970).* PILLERI, G.: Observations on the behaviour of Platanista gangetica in the Indus and Brahmaputra

River. In: Investigations on Cetacea, Vol. H, ed. by G. Pilleri, Bern 1970b.*PILLERI, G.: On the capture and transport to Switzerland of two live Platanista gangetica from the

Indus River. In: Investigations on Cetacea, ed. by G. Pilleri, vol. II, Bern 1970.*PILLERI, G. und GIHR, M.: Zur Anatomie und Pathologie von Inia geoffr•ensis, De Blainville 1817

aus dem Beni, Bolivien. In: Investigations on Cetacea, ed. by G. Pilleri, Vol. I, p. 94-106, Bern1969.

*PILLERI, G. and KNUCKEY, J.: Behaviour patterns of some Delphinidae observed in the WesternMediterranean. Z. Tierpsychol. 26, 48-72 (1969).

*PILLERI, G., GIHR, M. and KRAUS, C.: The structure of the cerebral cortex of the Gangetic dolphin(Platanista gangetica). Z. mikr. anat. Forschg. 79, 373-388 (1968).

*PILLERI, G., GIHR, M. and KRAUS, C.: Feeding Behaviour of Platanista gangetica in captivity.In: Investigations on Cetacea, ed. by G. Pilleri, vol. H, Bern 1970.

PLARR, V. G.: Men and women of the time. A dictionary of contemporaries. Rontledge & Sons,London 1895.

PococK, R. I.: The Fauna of British India, including Ceylon and Burma (2 vols. Primates andCarnivora). Taylor and Francis, London 1939, 1941.

PRAHDAN, K. S.: A Guide to the Zoological Galleries Indian Museum. Calcutta 1966.

PRATER, S. H.: The Book of Indian Mammals. 2th Ed. Bombay Nat. Hist. Soc., Bombay 1965.

Ross COCKRILL, W.: The Water Buffalo. Science J., Febr. 1970, p. l-8.

*BoxsURGH, W.: An Account of a new Species of Delphinus, An Inhabitat of the Ganges. Asiat.Res. or Trans. of the Soc. instituted in Bengal etc. (Print. verbatim from the Calcutta Ed.)London, 7, 170-174 (1803).

SMITH, M. A.: Fauna of British India, including Ceylon and Burma. Reptilia, 3 vols. Taylor &Francis, London 1931, 1935, 1943.

SRIVASTAVA, G. I.: Fishes of Eastern Uttar Pradesh. Vishwavidyalaya Prakashan, Varanasi 1968.

SRIVASTAVA, S. N. P., MURTHY, M. V. N., DUBE, A.: A Guide to the geological galleries of theIndian Museum, Calcutta 1963.

STERNDALE, R. A.: Natural History of the Mammalia of India and Ceylon. Thacker, Spink and Co.,Calcutta 1884.

*TAYLOR, G.: Water, History and the Indus Plain. Natural Hist. N. Y. 54, 40-49 (1965).Tea Research Association. Aunual scientific report 1967-1968. Publ. by Tocklay Experim. Station,

Jorhat (Assam), p. l-126, Jorhat 1968.

322 Vierteljahrsschrift der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich 1970

* THENIUS, E. und HOFER, H.: Stammesgeschichte der Säugetiere. 322 p. Springer, Berlin /Göttingen/Heidelberg 1960.

TROUESSART, E. L.: Catalogus mammalium tam viventium quarr fossilium. Fasc. V. Friedländer& Sohn, Berolini 1898.

* ULLRICH, W.: Zur Biologie der Panzernashörner (Rhinoceros unicornis) in Assam. Der Zool.Garten 28, 225-250 (1964).

* ULLRICH, W.: Neue Feststellungen über den Schutz des Panzernashornes (Rhinoceros unicornis)in Bengalen und Assam. Der Zool. Garten 31, 101-103 (1965).

W. T. B.: John Anderson, M. D., L. L. D., F. R. S. Nature 62, 529-531 (1900).* WEGENER, A.: La formazione dei continenti e degli oceani. Einaudi, Torino 1942.* WHEELER, M. Sir: Indian Civilization. 2nd Ed., 144 p., Cambridge University Press, Cambridge

1960.WHISTLER, H.: Pupular Handbook of Indian Birds. 4th Ed. by N. B. KINNEAR, Oliver & Boyd,

Edinburgh and London 1963.