104
WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMERMUSIK KONZERTE KLANGKUNST PERFORMANCES GESPRÄCHE 23. – 25. APRIL 2021 Eine Veranstaltung mit dem KULTURFORUMWITTEN EXKLUSIV IM RADIO UND BEI WDR3.DE

WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

  • Upload
    others

  • View
    5

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

WITTENER TAGE FÜR NEUE

KAMMER MUSIK

KONZERTEKLANGKUNSTPERFORMANCESGESPRÄCHE

23. – 25. APRIL 2021

Eine Veranstaltung mit dem

KULTURFORUMWITTENWIT

TE

NE

R T

AG

E F

ÜR

NE

UE

KA

MM

ER

MU

SIK

202

1

wdr3.de wittenertage.de

EXKLUSIV IM

RADIO UND BEI

WDR3.DE

Page 2: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

U3U2

DIE WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMERMUSIK AUF WDR 3

FR 23. APRIL20.04 Uhr Konzert 1

21.40 Uhr Essay: Musik als Berührung

21.45 Uhr SchwesternParkMusik 1

22.30 Uhr Konzert 2

23.30 Uhr SchwesternParkMusik 2

SA 24. APRIL18.04 Uhr Konzert 3

19.00 Uhr Dialog.Portrait

20.00 Uhr Konzert 4

21.00 Uhr SchwesternParkMusik 3

SO 25. APRIL20.04 Uhr Konzert 5

21.15 Uhr Konzert 6

22.30 Uhr SchwesternParkMusik 4

23.00 Uhr Newcomer Konzert

Die angegebenen Anfangszeiten dienen nur zur Orientierung. Sie können je nach Dauer der Konzerte abweichen.

Konzerte 1 – 6 und Dialog-Portrait auch als Video bei WDR 3

WDR 3 KonzertplayerAlle Konzerte der Wittener Tage für neue Kammermusik sind nachzuhören im WDR 3 Konzertplayer

Page 3: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

23. – 25. APRIL 2021

WITTENER TAGE FÜR NEUE

KAMMER MUSIK

Die Wittener Tage finden aufgrund von Covid19 nicht als Präsenzfestival, sondern ausschließlich auf WDR3 statt.

Page 4: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

INHALT

6 GRUSSWORTE

8 GEIST UND UTOPIE

FR BIS SO, SCHWESTERNPARK

10 SchwesternParkMusik Peter Ablinger, Thomas Taxus Beck, Lilian Beidler, Farzia Fallah, Hanna Hartman, Mauro

Hertig, Georg Klein, Georgia Koumará, Dariya Maminova, Andrea Neumann, Daniel Ott,

Kirsten Reese

FR, 23. APRIL 2021, FESTSAAL

24 KONZERT 1Sasha J. Blondeau, Mauro Lanza, Céline Steiner

FR, 23. APRIL 2021, 22.30 UHR, THEATERSAAL

30 KONZERT 2Brice Pauset / Arotin & Serghei

36 ESSAY 1 Schwestern, zur Sonne, zur Freiheit! Der Wittener Schwesternpark als Kunstlandschaft

von Kornelia Bittmann

SA, 24. APRIL 2021, 11.00 UHR, MÄRKISCHES MUSEUM

40 DIALOG. PORTRAIT Brice Pauset

44 ESSAY 2 Das Unmögliche als kompositorische Denkerfahrung Aspekte der Musik von Brice Pauset

Page 5: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

SA, 24. APRIL 2021, 16.00 UHR, FESTSAAL

48 KONZERT 3 Bernhard Gander, Huihui Cheng, Hugues Dufourt, Żaneta Rydzewska von Ulrich Mosch

SA, 24. APRIL 2021, 20.00 UHR, THEATERSAAL

54 KONZERT 4Klaus Lang / Sabine Maier

58 ESSAY 3 Toccar, non toccar. Musik als Berührung von Holger Noltze

SO, 25. APRIL 2021, 11.00 UHR, FESTSAAL

62 KONZERT 5 Christian Winther Christensen, Zeynep Gedizlioğlu, Michael Pelzel, Mirela Ivičević

SO, 25. APRIL 2021, 16.00 UHR, THEATERSAAL

68 KONZERT 6 Birke Bertelsmeier, Inés Badalo, Brice Pauset

FR, 23. APRIL 2021, 16.00 UHR, MÄRKISCHES MUSEUM

74 NEWCOMER KONZERTKathrin Denner, Ziteng Ye, Selim Göncü, Dilay Doganay, Carlo Praderio

76 BIOGRAFIEN

101 IMPRESSUM

Page 6: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMERMUSIK 20216

Witten ist einer jener Orte, an denen man gewissermaßen das Ohr an die Schwelle le-gen und der herannahenden Musik lauschen kann. Einer jener Orte, an denen wir aktuel-ler, zeitgenössischer, noch nie gehörter Mu-sik begegnen, die dem Hören und Empfin-den neue Impulse gibt und dem Denken bisweilen einen Richtungswechsel.

Diesen besonderen musikalischen Raum und Rahmen zu erhalten und zu stärken, Musikerinnen und Musikern, Komponistin-nen und Komponisten Auftritte zu ermögli-chen – das war selten so wichtig wie jetzt. Gerade deshalb ist es richtig und notwendig, an dem Anspruch der Tage für neue Kammer- musik in Witten festzuhalten, den aktuells-ten Impulsen im Feld der Kammermusik eine Bühne zu geben. Das Wittener Festival stellt sich auch in der zweiten Ausgabe un-ter Pandemiebedingungen der besonderen Herausforderung, der Musik – im Einklang mit den aktuellen Auflagen – Raum zu geben.

Zeitgenössische Musik hatte es nie leicht. Sie verlangt unbedingte Offenheit und den Mut und Willen zur Auseinandersetzung. Diese Auseinandersetzung braucht Raum. Konzerte ohne Publikum, Musik ohne Öf-fentlichkeit – diesen Auswirkungen der Pan-demie müssen wir gemeinsam etwas entge-gensetzen. Umso mehr freue ich mich, dass die Tage für neue Kammermusik in Witten in ihrem Engagement für Musikerinnen und Musiker, für das Publikum und nicht zuletzt für die Entwicklung der Musik nicht nachlas-sen, sondern uns immer wieder auffordern, auch in ungewohnten Formaten den Diskurs aufzunehmen und Neues zu erfahren.

GRUSSWORTE

Ich wünsche den Tagen für neue Kammer- musik in Witten 2021 spannende Konzerte und aufregende Uraufführungen – und viel Publikum in allen Formaten, in denen man derzeit Musik erleben kann!

ISABEL PFEIFFER-POENSGEN Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Lands

Nordrhein-Westfalen

Ein zweites Festivaljahr ohne Publikum! Im Jahreslauf unserer Stadt nehmen die Witte-ner Tage für neue Kammermusik einen wich-tigen Platz ein. Dennoch müssen aber we-der die Bürger*innen unserer Stadt noch das internationale Publikum ganz auf musi-kalische Entdeckungen verzichten, die es eigentlich nur vor Ort gibt.

In diesem 53. Festivaljahr rückt ein kaum bekanntes Kleinod der Gartenkunst in den Fokus der Kammermusiktage. Nach Hohen-stein, Muttental und Hammerteich bespielen Klangkünstler*innen und Komponist*innen den historischem Schwesternpark der Diako-nissinnen von Witten. Diese einzigartige Oase in der Stadtlandschaft wird akustisch erforscht, vermessen und neu inszeniert: jetzt zu erleben als radiophone Expedition.

Mit dem städtischen Saalbau kommt aber auch in diesem Festivaljahr der traditionell wichtigste Schauplatz der Kammermusikta-ge zum Einsatz. Im Saalbau wird ein Teil der diesjährigen Uraufführungen geprobt, auf-genommen und im Rahmen des Rundfunk-festivals auf WDR 3 übertragen.

Page 7: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

7GRUSSWORTE

Wir haben gelernt, mit dem Virus zu produ-zieren, mit Abstand, mit Schnelltests und unter Zuhilfename aller nur erdenklichen Mittel. So werden wir auch dieses Jahr die Uraufführungen der Wittener Tage für Neue Kammermusik auf die Antenne bringen. Mit Schalten, zeitversetzten Aufnahmen über Ländergrenzen und über Kontinente hinweg. Aus Uraufführungen werden so Ursendun-gen. Das Kulturradio WDR 3 füllt in dieser Zeit eine Leere, die seit dem Lockdown im-mer größer geworden ist – die Sehnsucht nach Kultur, Konzerten, Uraufführungen, nach Live-Ereignissen und dabei-sein-kön-nen. In Solidarität mit den Musikern und Komponisten. Mit Beitragsgeldern, die gut angelegt sind.

MATTHIAS KREMIN Programmbereichsleiter WDR 3

Dank der Förderung durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, der Kunststiftung NRW und der guten Zusammenarbeit von WDR, Kulturforum Witten und Stadt Wit-ten können wir Ihnen spannende Klang- und Hörerlebnisse versprechen.

Ich wünsche Ihnen eine inspirierende Zeit mit anregenden musikalischen Erlebnissen.

LARS KÖNIG Bürgermeister und Kulturdezernent der Stadt Witten

In zukünftigen Ausgaben der Allgemeinen Enzyklopädie der Musik (MGG) wird man zwischen »Geist, Christian« und »Geistinger, Marie« ein neues Schlagwort einfügen müs-sen: »Geisterkonzert«. Ein Konzert, das in einem leeren Saal ohne Publikum stattfin-det, meist in einer reduzierten Orchesterbe-setzung – hygienisch, aerosolfrei und corona- konform. Das ist nun schon seit über einem Jahr Realität für die meisten Orchester und Ensembles weltweit. Konzerte ohne Publi- kum – aber nicht ohne Zuhörer! Wozu gibt es Radio?

Page 8: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMERMUSIK 20218

Schnell war klar, dass sich das Programm, wie im Vorjahr, eigentlich nur mit externen Aufnahmen retten lassen würde. In Wien, Paris oder Stuttgart: da, wo die größeren Ensembles zuhause sind. Ohne das Engage-ment der Mitwirkenden wäre das verwege-ne Unternehmen, 12 Stunden Uraufführungs- Programm vorzuproduzieren, nie möglich gewesen. Auch nicht ohne die kurzfristigen Kooperationen, ohne die Kolleg*innen im SWR, ORF und im Pariser Ircam, die unbü-rokratisch-effizient und großzügig geholfen haben. Auf S. 100 nennen wir Ross und Reiterinnen, all die vielen unterstützenden, guten Geister und auch wann und wo das Programm jeweils aufgenommen wurde.

Doch ewig nagt die Ungewissheit. Risiken und Nebenwirkungen gibt es zuhauf. Aben-teuerlich ist etwa die Arbeitsteilung bei den beiden multimedialen Werken. Im Falle von Vertigo/Infinite Screen können der Workflow und das enge Timing einen schier schwindelig machen: Allein, wenn man bedenkt, welch gewaltige Datenmenge in Gestalt einer Mehr- spuraufnahme von Wien nach Paris gebeamt werden muss, um dort die Liveelektronik zu »addieren«, bevor am Ende in Köln noch das Bildmaterial aus Berlin montiert werden muss.

Das alles, um das Programm möglichst komplett und pünktlich zum Festivalbeginn auszustrahlen, im Radio und parallel im Videostream. Dabei werden zuweilen ge-trennte Wege beschritten. Es lohnt sich also, das eine oder andere nach zu hören oder zu sehen.

»Diese Zukunft scheint unwiderruflich ver-loren, aber ihr Geist verfolgt uns«. Es ist kein Zufall, wenn Mauro Lanza diese Worte seinem neuen Streichquartettzyklus mit auf den Weg gibt. Ein Weg, der zurück in eine Zukunft führt, die so schnell altert wie der Glaube an den Fortschritt. Lanza beschwört in seiner Radio-Hommage überholte Tech-nologien und deren Pioniere, elektromagne-tische wie übersinnliche Kräfte und Geister.

Der Glaube an die Kraft des Geistes ist wichtiger denn je, um Visionen in die Tat umzusetzen. Gerade, wenn die Gefühle so gemischt sind wie im Augenblick. Eine brisante Gemengelage aus Angst und Aufbruch, Ungewissheit und Hoffnung, Ohnmacht und Mut der Verzweiflung.

Anfang März hatte ich noch gehofft, dass sich ein Präsenz-Festival ausrichten ließe. Und sei‘s nur eingeschränkt, wie im letzten Herbst, im Form eines Wittener Kammer-musiktags. Doch die Entscheidung fiel sozu-sagen vertikal. Sie trifft uns hart, immerhin nicht ganz so unvorbereitet wie 2020. Man-ches geht – mit einer Art »neuen« Routine – leichter von der Hand. Hatte im ersten Lock- down noch bleierne Schockstarre fast alles lahmgelegt, so scheint jetzt, im wellenarti-gen Auf-und-Ab, mehr möglich. Hoffentlich! Denn der Total-Stillstand bleibt als Drohku-lisse stets präsent, kann jede noch so gründ- liche Planung im Nu zunichtemachen.

GEIST UND UTOPIE

Page 9: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

9VORWORT

In einigen Fällen ist Video unabdingbar. Dies gilt allemal für die audiovisuellen Ge-samtkunstwerke. Wenn Sabine Maier und Klaus Lang Licht und Musik zwischen glei-ßenden Projektionen und raumfüllendem Klang erkunden. Unverzichtbar ist das Bild auch bei der Multimediaarbeit, die Brice Pauset mit den Videokünstlern Arotin& Serghei zusammenführt. Bezugspunkt ist der Hitchcock-Klassiker Vertigo, der aus dem Geiste der Psychoanalyse einer Neu-lektüre unterzogen wird. Der französische Komponist, der auch als Musiker und Instru-mentenbauer unterwegs ist, steht diesmal im Fokus des Festivals. Der fein abgestufte Anschlag, die taktile Nähe zum Instrument, die Berührung der Taste ist zentral für seine Musik. Davon zeugt auch seine Konzertkam-mer. Hier kommen gleich vier Flügel zum Ein-satz, die samt Orchester in einer »Kammer« verstaut werden. Unter Corona-Auflagen ist dies nur mit ausgeklügelter Maß- und Ner-venarbeit möglich.

Aus der Kammer und zugleich in die wohl schönste Grünanlage Wittens führt uns in diesem Jahr die Schwesternparkmusik. Das urbane Schmuckstück wurde um 1910 von Adolf Schluckebier entworfen, zur Rekreation der Schwestern aus dem nahen Kranken-haus. »Luft und Licht« bot ihnen der Park; liebevoll gestaltete Kleinlandschaften soll-ten sie zudem an ihre Heimat erinnern. Ideen sozialer Fürsorge verbinden sich hier mit gartenarchitektonischen Visionen.

Für eine Freiluftmusik bietet der Park An-knüpfungspunkte in Hülle und Fülle. Zwölf Klangkünstler*innen greifen sie auf, sie reflektieren die Idee der Überraschung, das »Große im Kleinen« und natürlich auch die Rolle der Schwestern – ein Thema, das eine unerwartete Brisanz bekommen hat. Die Arbeiten changieren zwischen Klangkunst und mobiler Kammermusik, verbinden Tanz, Theater und Hörspiel. Sie fügen sich zu einem Klanglabyrinth, das keinem festen Parcours folgt, sondern beim Flanieren frei zu erkunden ist: Der Spaziergang als Raum-komposition.

Ironie des Schicksals, dass nun ausgerech-net die Parkmusik pandemiebedingt nicht vor Ort stattfinden kann. Gerade sie schien im Freien am ehesten durchführbar, ist jedoch ohne Publikum, als »Geisterbahn«, kaum vorstellbar. Also verlegen wir die Schwesternparkmusik, die als Freiluftaktion 2022 in der geplanten Gestalt realisiert werden soll, jetzt in den Äther und lassen sie imaginär erstehen – als radiophone Klanglandschaft voller Überraschungen und neuer Wendungen.

HARRY VOGTRedakteur WDR 3

Page 10: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

10

FR 23. APRIL 2021 / 17.30 – 19.00 UHRSA 24. APRIL 2021 / 13.30 – 15.00 UND 21.20 – 22.30 UHRSO 25. APRIL 2021 / 13.00 – 15.00 UHRSCHWESTERNPARK

SchwesternParkMusik

1

PETER ABLINGER Warteschlange, Labyrinth (2013) 45 Absperrpfosten mit Zugband DE

2

THOMAS TAXUS BECKStille halten (2021) für selbstspielende Nistkästen, Abfallbehälter und FrauenstimmenKompositionsauftrag der Stadt Witten mit Unterstützung der Kunststiftung NRW UA

3

LILIAN BEIDLERLustwurzeln und Traumrinden (2020) Eine Intervention mit performativen Klängen Kompositionsauftrag der Stadt Witten mit Unterstützung der Kunststiftung NRW und der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia UA

4

FARZIA FALLAH15 Skulpturen (2021) für vier InstrumenteKompositionsauftrag der Stadt Witten mit Unterstützung der Kunststiftung NRW UA

Page 11: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

11

5

HANNA HARTMAN A Pool On The Moon (2021) Drei HörgelegenheitenKompositionsauftrag der Stadt Witten mit Unterstützung der Kunststiftung NRW UA Moonstones 4'

Doors 4'

Public Call Box 3'

6

MAURO HERTIGMum Hum (2021) Soundscape of an Unbornfür vier Ausführende verbunden durch Schnurtelefon Kompositionsauftrag der Stadt Witten mit Unterstützung der Kunststiftung NRW und der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia UA 8'

7

GEORG KLEIN 3 neue Schwestern (2021) Drei installative Interventionen für Stimme, Lautsprecher, ObjekteKompositionsauftrag der Stadt Witten mit Unterstützung der Kunststiftung NRW UA

8

GEORGIA KOUMARÁAll Sweet Nothings (2021) für Stroh-Bratsche soloKompositionsauftrag der Stadt Witten mit Unterstützung der Kunststiftung NRW UA 7'

Page 12: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

12

9

DARIYA MAMINOVAMargeritenwiese (2021) für fünf Instrumente und Stimme Text: Amy Levy Kompositionsauftrag der Stadt Witten mit Unterstützung der Kunststiftung NRW UA 6'

10

ANDREA NEUMANNÜberspringen (2021) Musik-Choreografie für vier Performende, vier mobile Lautsprecher Kompositionsauftrag der Stadt Witten mit Unterstützung der Kunststiftung NRW UA12'

11

DANIEL OTTSchwesternpark Fragmente (2021) Durchlässige Interventionen für Trompete, Steeldrums, Stimmen ad libitum Ostwald

Tiefental

Laubengang l & ll

Quelltal

Bachtal

Teich

Kompositionsauftrag der Stadt Witten mit Unterstützung der Kunststiftung NRW und der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia UA

12

KIRSTEN REESEHeimat:Habitate (2021) für mobile Insekten-, Menschen- und Instrumentalstimmen und ihre elektronischen Anverwandlungen Kompositionsauftrag der Stadt Witten mit Unterstützung der Kunststiftung NRW UA

Page 13: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

13

SENDUNG FR 23. APRIL 2021, GEGEN 21.45 UND 23.30 UHR SA 24. APRIL 2021. GEGEN 21.00 UHR SO 25. APRIL 2021, GEGEN 22.30 UHR WDR 3

LILIAN BEIDLER Stimme (3)

MAURO HERTIG und NINA GUO Stimme (6)

PAUL HÜBNER Trompete (11, 12)

DARIYA MAMINOWA Stimme (9)

RIE WATANABE Schlagzeug (11, 12)

ENSEMBLE GARAGE (6, 8, 9, 11, 12) ANNEGRET MAYER-LINDENBERG Viola,

Strohbratsche

NILS KOHLER Klarinette

TILL KÜNKLER Posaune

FRANK RIEDEL Saxophon

RIE WATANABE Schlagwerk

FIAT ARS (2, 11, 12)

NINA SCHIFFBAUER, VERONIKA STANGIER,

IRMGARD BLOMENKEMPER, SONJA FÜSSMANN,

ANGELIKA MAUL, JONAS DICKOPF, SAMUEL

ROTH, OLIVER SCHULTE, PETER STANGIER

Stimme

JONAS DICKOPF Einstudierung

Page 14: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMERMUSIK 20211414

ORTSGEBUNDENE ARBEITEN:

1 PETER ABLINGER

Warteschlange, Labyrinth (2013)

2 THOMAS TAXUS BECK

Stille halten (2021)

5 HANNA HARTMAN

A Pool On The Moon (2021)

7 GEORG KLEIN

3 neue Schwestern (2021)

9 DARIYA MAMINOVA

Margeritenwiese (2021)

10 ANDREA NEUMANN

Überspringen (2021)

12 KIRSTEN REESE

Heimat:Habitate (2021)

Page 15: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

1515LAGEPLAN

MOBILE ARBEITEN:

3 LILIAN BEIDLER

Lustwurzeln und Traumrinden (2020)

4 FARZIA FALLAH

15 Skulpturen (2021)

6 MAURO HERTIG

Mum Hum (2021)

8 GEORGIA KOUMARÁ

All Sweet Nothings (2021)

11 DANIEL OTT

Schwesternpark Fragmente (2021)

Page 16: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMERMUSIK 202116

Warteschlangen haben unterschiedliche und ambivalente Aspekte. Zu den unange-nehmeren gehören ausgerechnet die fort-schrittlichsten Errungenschaften der mo-dernen Zivilisation, Security-Überprüfungen im Flughafen etwa, wo der Mensch fast wie Schlachtvieh durch Maschinen und Scanner hindurchgeschleust wird. Dann gibt es die Nostalgie des Wartens, ein Warten, das es so schon gar nicht mehr gibt, das Warten der Prä-Handy und Prä-PC-Ära, wenn man an einer abgelegenen Bahnstation den Zug verpasst und keine andere Wahl hat, als auf den nächsten zu warten, stun-denlang vielleicht, ohne Telefon: Das ist Warten als Geschenk, das Herausfallen aus dem verplanten Alltag. Das Hören hat für mich etwas mit diesem Herausfallen aus der Funktion zu tun.

Und dann ist da die labyrinthisch gewunde-ne Form der Warteschlange, sich abwech-selnd nach links und wieder nach rechts zu wenden, die Windungen, die die Aufmerk-samkeit in verschiedene Richtungen lenken wie eine barocke Treppenanlage. PETER ABLINGER

PETER ABLINGER WARTESCHLANGE, LABYRINTH (2013)

Page 17: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

17SCHWESTERN PARK MUSIK

THOMAS TAXUS BECK STILLE HALTEN (2021)

Was den Kleinlandschaften des Schwestern-parks fehlt, sind die regional typischen Vo-gelstimmen, die hier nun nachträglich hinzu-gefügt werden. Über 30 selbstspielende MP3-Nistkästen und Abfallbehälter erwei-tern die natürliche Klangkulisse des Parks: Vogelrufe aus Archivaufnahmen, historische Fabrik- und Verkehrsgeräusche, das Pfeifen von Parkbesuchern sowie dreistimmige Choräle aus historischen Diakonissen- Gesangsbüchern.

Sie bilden das Klangmaterial, das sowohl in ursprünglicher, rhythmisch »roher« als auch in elektronisch bearbeiteter Gestalt erscheint. Auf der Basis dieser Klänge entstanden – den Miniaturlandschaften des Schwestern-parks entsprechend – eigenständige Miniatu-ren, die sich zwischen Naturklang und arti- fizieller Klangarchitektur bewegen. THOMAS TAXUS BECK

Page 18: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMERMUSIK 202118

Für meine Klangintervention im Schwes-ternpark nutze ich meinen weiblichen Stimmkörper als installatives Moment, als performende Skulptur. Dabei interessieren mich nicht nur die Klänge der Baumrinden, Graswurzeln, Schilfflechten, Kieselsteine, der Tanzmücken, Schattenlibellen, Ringel-würmer, des nassen Laubs, des sonnigen Staubs über den Wegen, des sich auf die Oberseite der Strauchblätter legenden Lichts. In einer Jam-Session mit seiner künstlich erbauten Natur möchte ich dem Park auch alles ablauschen, was zurück liegt in der Zeit. Dann lege ich hie und da mein Ohr an den Boden und drehe die Brust zum Himmel, horche tief nach den lustwandeln-den Schwestern, rufe nach ihren Tagträu-men und Genüssen.

Und ab und zu verbindet sich mein Körper so innig mit der Erde und meine Stimme so stark mit den feuchten Teichluftschwaden, dass sie Teil dieser vergangenen Frauenko-lonie, ihren Wehen, Lüsten und ihrem Glau-ben wird. LILIAN BEIDLER

LILIAN BEIDLER LUSTWURZELN UND TRAUMRINDEN (2021)

FARZIA FALLAH 15 SKULPTUREN (2021)

Das Stück besteht aus vier Soli jeweils für Schlagzeug, Saxofon, Posaune und Brat-sche. Es ist so konzipiert, dass die Soli ein-zeln oder simultan gespielt werden können. Aus den verschiedenen Kombinationen er-geben sich 15 Möglichkeiten: vier Soli, sechs Duos, vier Trios und ein Quartett. Die räum-liche Disposition ist ein zentraler Punkt des Stückes. Ob die Musiker*Innen beispiels- weise mit dem Gesicht oder mit dem Rücken zum Publikum stehen oder im Profil. Oder in welchem Abstand sie spielen. Mich faszi-niert das Bildhafte an der Disposition. Dazu gehört auch die jeweilige Körperhaltung und Spielpose. Mit diesen räumlich visuel-len Elementen arbeite ich skulptural. Eine Skulptur artikuliert sich in verschiede-nen Dimensionen der Zeit: Innehalten, die Zeit fesseln, eine Pose in die Luft zeichnen, die Zeit überdauern.

FARZIA FALLAH

Page 19: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

19SCHWESTERN PARK MUSIK

Aus Klängen, die mit Kunstkopftechnik auf-genommen wurden, habe ich für bestimmte Orte im Schwesternpark Witten kurze Hör-stücke komponiert. Ein räumliches Reisen im Klang, in verschiedene Richtungen, auch über Kontinente hinweg. Und ein nicht im-mer logisches oder nachvollziehbares Narra-tiv. Sitzgelegenheiten mit Kopfhörern sind im Park vorhanden. HANNA HARTMAN

HANNA HARTMAN A POOL ON THE MOON (2021)

MAURO HERTIG MUM HUM (2021)

Das Stück funktioniert wie ein umgekehrtes Flashback aus der Perspektive eines Fötus’ – ein Flash-Forward aus dem Mutterbauch in das Leben nach der Geburt. Eingehüllt vom Rauschen des Blutes, vom Knurren des Ma-gens der Mutter, von gedämpften Stimmen, wird mit den verfügbaren Mitteln eine Welt entworfen: Ohne Licht, ohne Logik und Selbst, dafür mit Sinn für Geräusch, Imitati-on und Hunger. Durch die Nabelschnur wer-den Momente im Mutterleib verstärkt und in die Zukunft projiziert – Embryo-Science- Fiction, in der Imitationen nach dem Stille Post-Prinzip durchgespielt werden; Fütter- ungsanweisungen werden blind und ohne Sinn für Tag und Nacht gesprochen und aus-geführt, die Geräuschwelt des Bauches wird hinaus in die Luft gespielt.

MAURO HERTIG

Page 20: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMERMUSIK 202120

GEORGIA KOUMARÁ ALL SWEET NOTHINGS (2021)

»Lass mich mit dir gehen. Wir werden uns ein wenig auf die steinerne Bank setzen auf die steinerne Bank auf dem Hügel, und wie uns da der Wind des Frühlings anweht, kann es sein, wir glauben, wir fliegen, denn höre ich nicht oft und auch jetzt im Rauschen meines Kleides das Rauschen von zwei gewaltigen Flügeln, die auf- und niederschwingen, und wenn du dich einschließt in den Rausch die-ses Fliegens, spürst du, wie sie deinen Hals, deine Rippen, deine Haut zusammenpressen, und derart von den Muskeln der blauen Luft, von den kräftigen Sehnen der Höhe gepackt, ist es einerlei, ob du kommst oder gehst, und ohne Bedeutung, dass meine Haare grau ge-worden sind (nicht darum bin ich traurig – ich bin traurig, weil mein Herz nicht auch grau werden will). Lass mich mit dir gehen. Ich weiß, dass jeder ganz allein zur Liebe, zum Ruhm und zum Tod unterwegs ist. Ich weiß es. Ich habe es versucht. Es nützt nichts. Lass mich mit dir gehen«.

JANNIS RITSOS, Die Mondscheinsonate

Adolf Schluckebiers Motiv, einen Park zu erschaffen, um »den im Krankenhaus arbei-tenden Schwestern eine Möglichkeit zur Erholung von ihrer schweren Arbeit« zu geben, erscheint rund 100 Jahre später angesichts des aktuellen Pflegenotstands geradezu visionär: Eine jede der aus der Fremde kommenden Schwestern sollte hier »ein Stück Anklang an die heimatliche Land-schaft finden und damit einen Platz, an dem sie sich besonders wohlfühlte«. Von einer solchen Fürsorge um das leibliche wie psychische Wohl können die heutigen, aus vielen Ländern der Welt angeworbenen Pflegekräfte nur träumen, was ihre Bezah-lung wie auch ihre respektvolle Integration betrifft.

Mit drei installativen Interventionen füge ich nun drei neue Schwestern in den Park ein, lasse sie von ihrer Lebenssituation erzählen, wie sie ihre Familien verlassen haben, um für unsere Familienangehörigen die Pflegearbeit zu übernehmen. GEORG KLEIN

GEORG KLEIN 3 NEUE SCHWESTERN (2021)

Page 21: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

21SCHWESTERN PARK MUSIK

Mein Stück ist ein weiterer Teil des Projekts #dariyasongs. in dem ich meine eigenen Lieder interpretiere. Margeritenwiese ist nach dem Parkstück benannt, in dem es aufgeführt wird. Ich singe in der Ferne, die Musiker bewegen sich während des Spiel-ens. Zeit und Raum bilden ein Chronotopos (ein Begriff des russischen Literaturwissen-schaftlers Michail Bachtin). Die Zuschauer beobachten, wie sich die Klangquellen be-wegen, wie jede ihrem eigenen Weg folgt und sich ihre Bahnen im Raum kreuzen. Als Symbol der Balance zwischen Mensch und Natur ist der Park für mich ein beson- derer Ort, ein kleiner Ort, aber Teil unseres Planeten. DARIYA MAMINOVA

DARIYA MAMINOVA MARGERITENWIESE (2021)

Kurze Interventionen, durchlässig, mit viel Raum, um sich mit anderen Klängen, komponiert und aus der Natur, zu mischen, mit viel Pausen zwischen den einzelnen Fragmenten, mit großer dynamischer Band-breite. »Wandernde Klänge«: zwei Musi-ker*innen spielen auch im Gehen, in wech-selnder Distanz zueinander, dazu gesellen sich Vokalstimmen, an der Grenze zum Hör-baren. versteckt in den Bäumen, möglichst unsichtbar.

Die Fragmente beziehen sich auf Frühlings-geräusche und auf die 14 Bereiche des Parks und ihre Namen (Ostwald, Heidetal, Tiefen-tal, etc.). Die Fragmente sind flexibel ein-setzbar, in immer neuen Konstellationen. Die Dramaturgie der Aufführung wird durch die raffinierte Landschaftsarchitektur des Schwesternparks bestimmt, die sich von keinem Standpunkt aus als Gesamtes über-blicken lässt – Hör- und Seheindrücke än-dern sich ständig: Nichts bleibt, wie es ist.

DANIEL OTT

DANIEL OTT SCHWESTERNPARK FRAGMENTE (2021)

In the NowerDeep in the grass outstretched I lie,Motionless on the hill;Above me is a cloudless sky,Around me all is still:There is no breath, no sound, no stir,The drowsy peace to break:I close my tired eyes--it wereSo simple not to wake. AMY LEVY

Page 22: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMERMUSIK 202122

ANDREA NEUMANN ÜBERSPRINGEN (2021)

Klänge ziehen Linien, kreisen oder verdich-ten sich. Sie werden weitergereicht, gewor-fen, gerollt. Sie springen von Mensch zu Lautsprecher und von Lautsprecher zu Mensch. Wann bleibt ein Klang haften, wann macht er einen Bogen, wann über-springt er uns? Inspiriert durch ein histori-sches Foto aus der »Gründerzeit« des Parks,

das Schwestern auf der Spielwiese zeigt, entwickelt sich eine Musikchoreographie, die Themen wie Ansteckung, Distanz, Hygienevorschriften, die Situation von Pflegenden zu Beginn des 21. Jahrhunderts aufgreift

ANDREA NEUMANN

Zuspielband zu Überspringen Zacarias Maia PerkussionAndrea Neumann Innenklavier, ElektronikSylvain Monchocé Bassflöte, SaxofonMarie-Louise Schneider Stimme, BratscheIulia Smeu Geige Joanna Twaddle Cello

Page 23: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

23SCHWESTERN PARK MUSIK

KIRSTEN REESE HEIMAT:HABITATE (2021)

»Das Große im Kleinen« abzubilden war eines der Anliegen bei der Gestaltung des Schwesternparks. Die einzelnen Gartenareale sollten an die Heimat der Diakonissinnen erinnern. Diese Areale bieten die Lebens-räume, die Habitate der hier beheimateten Insekten. Schmetterlinge, Bienen, Fliegen, Ameisen, Käfer, Heuschrecken, Wanzen, Läuse ... Viele Insekten sind klein und agie-ren im Verborgenen. Ohnehin sind 50 Pro-zent der Spezies wahrscheinlich noch unbe-kannt, obwohl sie für das Ökosystem von entscheidender Bedeutung sind. Sie sind das Kleine, das für das Große steht.

Die situativen Kompositionen thematisieren Heimat und Habitat, sie bieten eine mögli-cherweise postanthropozentrische Sicht auf beides, indem sie (archivierte) Insektenklänge mit elektronischen Algoritmen verbinden. Tatsächliche und spekulative Insektenklän-ge ertönen mehrkanalig in verschiedenen Lautsprecherkonstellationen, sie interagie-ren mit Instrumental- und Menschenstim-men und explorieren räumlich-akustisch die landschaftlichen Charakteristika einiger Areale im Park. KIRSTEN REESE

Page 24: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

24

FR 23. APRIL 2021 / 20.00 UHR FESTSAAL

KONZERT 1

MAURO LANZA Aether is a haunted place (2017 – 21) Zyklus für Streichquartett und Elektronik Kompositionsauftrag des WDR, ProQuartet Paris, Quatuor Diotima, Fondazione I Teatri Reggio Emilia, November Music s’Hertogenbosch Uraufführung / 32’

The 1987 Max Headroom Broadcast Incident (2017)

für Originaltonaufnahmen, Streichquartett und Elektronik

Memories of the Space Age* (2020)

für Originaltonaufnahmen von Satelliten, Streichquartett und Elektronik

The voices didn’t stop after the war (2021)

für Aufnahmen von Tonbandstimmen, Streichquartett und Elektronik

Pause

CÉLINE STEINER Vier Perlenzeichen im Gold (2020 – 21) für StreichquartettKompositionsauftrag des WDR Uraufführung / 10’

SASHA J. BLONDEAU Des mondes possibles (2021) für Streichquartett und Elektronik Kompositionsauftrag von Françoise & Jean-Philippe Billarant Uraufführung / 35’

Page 25: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

25

QUATUOR DIOTIMA YUNPENG ZHAO und CONSTANCE RONZATTI Violine

FRANCK CHEVALIER Viola

PIERRE MORLET Violoncello

IRCAM SERGE LEMOUTON Computer music design

CLÉMENT CERLES Sound Engineering

SENDUNG FR 23. APRIL 2021, 20.04 UHR WDR 3

Page 26: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMERMUSIK 202126

»Als Kind hatten wir einen Fernseher mit einer Zimmer-Antenne. Wenn die Hauptka-näle nicht zu empfangen waren, konnte man die Antenne drehen und seltsame andere Kanäle ... aus der Umgebung hören… Das war wirklich der Kern… des Films…: Was wäre, wenn die empfangenen Bilder … verstörend wären… Würdest du weiterhin nach diesen Kanälen suchen oder die Polizei anrufen?« David Cronenberg über seinen Film Videodrome

Der Zyklus basiert auf Audiodokumenten und befasst sich mit terrestrischen Geräu-schen, weißem Rauschen und Radiowellen, mit Missbrauch und Fehlfunktionen von Technologie und Trugbildern aus akusti-schen Signalen. Zugleich ist der Zyklus eine nostalgische Hommage an veraltete oder schnell alternde Technologien sowie an die mit ihnen assoziierten Zukunftsvisionen. Ihr Geist verfolgt uns ebenso wie die Mythen von toten Astronauten oder von Geister-stimmen aus Radiowellen. Diese Zukunft scheint unwiederbringlich verloren, aber ihr Geist verfolgt uns. Anklänge an die Cyber-punk-Science-Fiction der 1980er Jahre, an die technooptimistische Science Fiction von Doctor Who sind Metaphern für die von Verwandlung des vormals utopischen in dystopisches Denken.

MAURO LANZA AETHER IS A HAUNTED PLACE (2017 – 21)

Im ersten Quartett, The 1987 Max Headroom Broadcast Incident (2017), geht es um die illegale Manipulation von Sendesignalen. Das berühmteste und längste TV-Hijacking ereignete sich im November 1987 in Chica-go. Zu sehen war eine Person, die als Max Headroom verkleidet war. Headroom war eine computergenerierte Science-Fiction- Figur aus einer dystopischen, von Fernse-hen und Großunternehmen beherrschten Zukunft. Etwa zwei Drittel des Stücks bauen auf dem Hauptthema der TV-Serie Doctor Who und Fragmenten der Songs auf, die der Max Headroom-Imitator beim Hijacking summte. Ich verwende einen berceuse-arti-gen Bass, der zwischen den Frequenzen des europäischen (50 Hz) und US-amerikani-schen Stromnetzes (60 Hz) wechselt. Das zweite der drei Quartette, Memories of the Space Age (2020) verwendet historische Radioaufnahmen aus dem erdnahen Orbit, Signaltöne von Satelliten, Messgeräusche sowie Stimmen, Herz- und Atemgeräusche angeblich erstickender Raumfahrer, die um 1960 von Amateurfunkern eingefangen und veröffentlicht wurden. Dieses Material – verschoben und transponiert, um der har-monischen Struktur des Stücks zu entspre-chen – ist der Ausgangspunkt für ein Spiel mit Imitationen, das sich zu einer komple-xen dreischichtigen Polyphonie entwickelt.

Page 27: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

27KONZERT 1

Das dritte Quartett, The voices didn’t stop after the war (2021), beruht auf dem umstrit-tenen Phänomen von Geisterstimmen aus dem Äther, die erstmals in den 1930er Jah-ren vom skandinavischen Militär bemerkt und damals geheimen Nazi-Sendern zuge-schrieben wurden, jedoch nach dem Krieg nicht verstummten. Erst Ende der 1950er Jahre gelang es dem schwedischen Maler, Archäologen und Opernsänger Friedrich Jürgenson, solche Stimmen vermeintlich Verstorbener aus dem Radio aufzunehmen. Diese seltsamen sprachlichen Signale habe ich für Streichquartett transkribiert.

Zusätzlich zu diesen Archivmaterialien wer-den die Klänge der Streicher mithilfe von Modulationstechniken der Radio- und Fern-sehübertragung verändert. Die fragilen, unharmonischen Klänge der präparierten Saiten spiegeln sich in elektronischen Phä-nomenen wie Rückkopplung oder physika-lisch modellierten Schaltkreisen wider. Der Umgang mit den elektronischen Störungen und fragilen Streicherklängen ähnelt einem mühsamen Versuch, das Unzähmbare zu zähmen. MAURO LANZA

Page 28: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMERMUSIK 202128

Dieses Quartett bildet den Abschluss eines Zyklus’ über vier Anagramme von Unica Zürn. Deren Anagramme sind von absoluter, formal-kombinatorischer Strenge, zugleich berührend, tiefsinnig und voller bildlicher Phantasie. Ich versuche, das Prinzip des Anagramms sowohl poetisch als auch formal auf das Komponieren zu übertragen. Unica Zürns Anagramm Hotel de l’Espérance faszi-niert durch seine sprachliche Virtuosität. Ein sich immer schneller drehendes Accele-rando steigert sich bis zum letzten Bild: »die Zwitscherzimmer – dein Voegelzaun«, das dem Schwindelgefühl ein Ende setzt.

Die zeitlich-formale Konstellation des Gedichtes übernehme ich. Das Accelerando speist sich hier aus verschiedenen polypho-nen Kräften und poetisch-klanglichen Bil-dern und steuert auf ein plötzliches Ende zu, einem schwebenden Ruhepunkt.

CÉLINE STEINER

CÉLINE STEINER VIER PERLENZEICHEN IM GOLD (2020 – 21)

Hotel de L’Esperance, Zimmer zweiundvierzig Prinz vom Meer, du laechelst reizend, zeig’, wie du zwei seidener Ziegen prachtvolle Zimmer zerzaust. Vier Perlenzeichen im Gold, wie dem Tode zur Zierde. Perlzweig im Veilchensamen, Perlenzimt im Venuswald. Zierde, ich zoegere, dich zu spalten. Vierzig Zimmer – O Leere – wende dich weiter, perlend im Meer von Salz. Zeige zu weisen Zimmern, Tod. Leid, ich verzage, Perle zu Perle – die Zwitscherzimmer – dein Voegelzaun.

Unica Zürn, Paris 1956

Page 29: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

29KONZERT 1

Am Anfang dieses Quartetts standen sechs Räume, sechs Topgraphien mit ihren Beson-derheiten, die ich mit den Mitteln des Streichquartetts vermessen wollte. Quar-tett und Elektronik bilden manchmal den Raum, manchmal sind sie Figuren, die die verschiedenen Territorien bevölkern und erkunden. Anlass, darüber nachzudenken, was bestimmte räumliche Konfigurationen für diejenigen, die dort leben, bedeuten können.

Die Dramaturgie des Quartetts löst sich von den Territorien, die es durchquert, was nicht ohne Konflikte und Kämpfe möglich ist. Es gibt feindliche Orte der Macht und der Jagd, es gibt Regionen, die keinen Platz zum Ver-stecken bieten, und solche, die neue Bewe-gungsmöglichkeiten eröffnen. Und es gibt noch ganz andere: Orte am Rand, an der Grenze, wo Fremdheit zu einem Zuhause werden kann. SASHA J. BLONDEAU

SASHA J. BLONDEAU DES MONDES POSSIBLES (2021)

Page 30: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

30

FR 23. APRIL 2021 / 22.30 UHR THEATERSAAL

KONZERT 2

BRICE PAUSET / AROTIN & SERGHEI Vertigo / Infinite Screen (2020 – 21) eine intermediale Komposition nach Alfred Hitchcocks Vertigo für Ensemble in 6 Gruppen, 18 Bild-Module und Elektronik Kompositionsauftrag des WDR und der Stadt Witten, mit freundlicher Unterstützung der Ernst von Siemens Musikstiftung Videoinstallation produziert von Arotin & Serghei Contemporary Art, Berlin, in Kooperation mit dem Klangforum Wien, WDR, Ircam-Centre Pompidou, Paris und Espace Muraille, Genf Uraufführung / 50'

KLANGFORUM WIENALESSANDRO BATICCI Flöten, MARKUS DEUTER Bariton-Oboe, OLIVIER VIVARÈS Klarinette,

LORELEI DOWLING Fagott und Kontraforte, CHRISTOPH WALDER Bass-Wagnertuba,

JÓZSEF BAZSINKA JR. Kontrabass-Tuba, ANDERS NYQVIST Trompete, STEFAN OBMANN Posaune,

FLORIAN MÜLLER Klavier, JOONAS AHONEN Klavier, BJÖRN WILKER und ALEX LIPOWSKI Schlagwerk,

GUND JÄCH-MICKO Violine, FRANCESCA PICCIONI und DIMITRIOS POLISOIDIS Viola,

ANDREAS LINDENBAUM Violoncello, LEO MORELLO Violoncello, MICHAEL SEIFRIED Kontrabass,

PETER BÖHM Technik

TITUS ENGEL Leitung

AROTIN/SERGHEI Video

BENJAMIN LÉVY / IRCAM Computer Music Design

SYLVAIN CADARS / IRCAM Klangregie

SENDUNG FR 23. APRIL GEGEN 22.30 UHR WDR 3

Page 31: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

31KONZERT 2

Vertigo gehött zu einem Werkzyklus, der ein Portrait des 20. Jahrhunderts zeichnen soll. Nach Kataster für Solo-Instrumente und Orchester sowie der Kafka-Oper Strafen ist diese intermediale Komposition das dritte von sechs geplanten Werken. Der Zyklus soll tiefgreifende Veränderungen kartogra-phieren. In diesem Zusammenhang spielen die Wechselwirkungen zwischen Kino und Psychoanalyse eine wichtige Rolle.

Alfred Hitchcocks Film Vertigo (1958), der bei der deutschen Erstaufführung Aus dem Reich der Toten hieß, steht für die Quintes-senz dessen, was das Kino der Psychoanaly-se verdankt. Aus der Beziehung zwischen Filmkunst und Psychologie entsteht eine Parabel der Erkenntnis (um mit Éric Rohmer zu sprechen). Den Film prägt die Figur der Spirale, die für das Thema der Entschei-dungsunfähigkeit steht. Man könnte beina-he sagen, dass die untergründige Struktur des Films von Anfang bis Ende sich der psychoanalytischen Methodik verdankt.

Mein Werk ist analog zum Film in zwei direkt aufeinanderfolgenden Teilen struktu-riert. Seine Motive und Elemente entspre-chen denen in Hitchcocks Vertigo: Schein-handlung, Pygmalioneffekt, manische Wiederholung, naive Faszination der Legen-de, Sturz.

Der zentralen Farb-Symbolik des Films (blau, rot, grün) entspricht die Teilung des Ensembles in Instrumentengruppen. Auf die gleiche Weise werden die formalen Konventionen auf eine Bewährungsprobe gestellt: Während Hitchcock das Rätsel drei-ßig Minuten vor Ende seines Filmes auflöst, wird die Musik im letzten Drittel aus einer selbstanalytischen, überdimensionierten Coda bestehen.

Eine letzte Parallele zum Film ist mein Ver-such einer »seconda prattica«, mit Anklän-gen an die Musik um 1600, vergleichbar mit dem Umbruch, den Hitchcock in Vertigo vollzieht, wo der erste Teil noch zu seiner »klassischen« Periode gehört, während der zweite seine »barocke« Phase eröffnet.

»Nie, in keinem Film war das Kino jemals so sehr Konstruktion und Konfession, Theater und Intimität«, schreibt Jacques Lourcelles sehr richtig in seinem Wörterbuch des Kinos. An diesen Gedanken knüpft mein Werk an in dem Versuch, die Verbindung zwischen Bild, Bewegung, Erinnerung, Identität, Mu-sik und Ort zu intensivieren. Die Guckkas-tensituation wird um die Dimension des Ki-nosaals (schwarze Box, in der rhythmische Nachahmungen projiziert werden) und der psychoanalytischen Sitzung (mit dem un-sichtbar zuhörenden Analytiker) erweitert.

BRICE PAUSET / AROTIN & SERGHEI VERTIGO / INFINITE SCREEN (2020 – 21)

Page 32: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMERMUSIK 202132

Die Besetzung des Werkes umfasst fünf Trios und ein Choral-Quartett, bestehend aus Baritonoboe, Kontrafagott, Basswag-nertuba und Kontrabasstuba. Die Elektronik verarbeitet und mischt vorher Aufgenom-menes und Livegespieltes in Echtzeit. Die bewegten Bilder rekonstruieren Sequenzen, Objekte und Farbflecke aus Alfred Hitchcocks Vertigo. BRICE PAUSET

Page 33: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

33KONZERT 2

Alfred Hitchocks Vertigo ist für uns der An-lass, über die Wahrnehmung der Signale, der Zeichensprache und über den Infinite Screen – die Bildmatrix unserer Zeit – nach-zudenken. In dem gemeinsam mit Brice Pauset entwickelten Projekt werden Ele-mente von Hitchocks Meisterwerk in eine neue intermediale musikalische und visuelle Komposition verwandelt. Ausgehend von der Farbsymbolik und Dramaturgie des Films legen die Künstler in diesem Projekt für Ensemble, Live-Elektronik und 18 simul-tan angesteuerten Screen-Modulen die DNA der kinematographischen Erzählstruk-tur frei. Mit ihrer neuen Zeichen-, Bild- und Klang-Sprache eröffnen sie mehrdimensio-nale Perspektiven.

Unser digitales Zeitalter schafft ständig neue Beziehungen zwischen Menschen, sichtbaren Zeichen, Signalen und Bildern.

Neue Technologien haben es ermöglicht, das Leben und die Kommunikation zu be-schleunigen, Reales oder Fiktives zu visuali-sieren. Die ständige Flut von Informationen und Desinformationen, die »sozialen« Netz-werke mit ihrer verwirrenden Masse an Bildern und Klängen füllen jeden freien Moment unseres Lebens.

Unser Projekt handelt vom individuellen Blick auf diese gesellschaftlichen Umbrü-che, von der Interaktion von Zeichen, Farbe, Resonanz, Licht und Klang, und wie diese digitalen Lichtzellen-Portraits auf unsere Psyche einwirken. Die Elektronik hat das Wesen und die Metaphysik der Farbe kom-plett verändert. Ursprünglich waren alle Farben gewissermaßen »passiv« reflektie-rend. Pigmente wurden gemischt, und es ging hauptsächlich um die Wirkung und Symbolik der Farbe.

Page 34: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMERMUSIK 202134

Bis zur Erfindung der Fotographie war Farbe an die Natur, an Naturpigmente und an die Symbolik dieser Stoffe gebunden. Die Foto-graphie hat die Kunst davon befreit, Realität darstellen zu müssen und einen ganz neuen, freien Einsatz der Farbe ermöglicht. Fast zeitgleich hatten Kandinsky und Schönberg begonnen, mit diesen neuen Möglichkeiten des Ausdrucks künstlerisch zu experimentie-ren, sie zu analysieren und theoretisch zu be-schreiben.

Wie in der Psychotherapie ging es dabei um einen Prozess der Aufsplitterung, um ein Eintauchen in die Mehrdeutigkeit der Zeichen. Malewitsch hat mit seinem schwar-zen Quadrat eine Urform erschaffen, einen leeren Raum, aus dem alles neu entstehen kann. Seit der Erfindung des Farbfilms geht diese Befreiung vom Darstellungszwang auf bewegte Bilder über.

Als einer der ersten Regisseure hatte Hitch-cock in Vertigo die Farbe zu einem selbstän-dig agierenden Element gemacht. Die rot, blau und grün eingefärbten Sequenzen signalisieren eine Transition des Bewusst-seinszustandes. Unser Projekt greift diesen Transitionsprozess auf und hinterfragt die Gegenwart. In unserer Zeit hat jeder sein »schwarzes Quadrat« immer dabei: Ein »schwarzer Spiegel«, der kein analoges materielles Bild von uns widerspiegelt. Die roten, blauen und grünen Lichtzellen, die uns auf der Oberfläche unserer Monitore entgegen strahlen, verhindern und löschen jede Reflexion. Man braucht eine gewisse Unschärfe und Trägheit im Bewusstsein des Betrachters, damit aus Lichtstrahlen Bildpunkte, Pixel und schließlich Zeichen werden können.

AROTIN & SERGHEI

Page 35: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

35KONZERT 2

Page 36: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMERMUSIK 202136

Und doch wirkt er von innen viel größer – weil unüberschaubar. Ganz bewusst hat der Parkplaner Schluckebier die Überraschung als Gestaltungsmittel eingesetzt. Die viel-fach gewundenen Wege führen zu immer neuen An- und Aussichten, nirgendwo lässt sich das Ganze überblicken. Man biegt um eine Ecke und schon eröffnet sich Neues. Ein Wäldchen, ein Teich, eine Heideland-schaft, eine Spielwiese, sogar ein kleines, aus Schlacken gemauertes Felsgebirge.

Dass Adolf Schluckebier sich auf dem Ge-lände überhaupt einen Park vorstellen konn-te, zeugt von visionärer Phantasie. Schla-cken aus dem Bergbau, aber auch anderer Industrieschutt war hier über Jahrzehnte abgelagert worden. Es gab Pläne, auf der Halde eine Fabrik zu bauen. Die Furcht vor Lärm und Abgasen gleich neben dem Krank- enhaus hat den Eifer der Parkpioniere befeu-ert. Nach einer großangelegten Spendenak-tion erwarb die Diakonie das Gelände, auch Bäume und Pflanzen wurden größtenteils gestiftet. Anders als damals im Landschafts-bau üblich, wollte Schluckebier das Gelände nicht einebnen, sondern Höhenunterschie-de ausarbeiten, ein kleines Gebirge auftür-men, einen Bach fließen lassen. Die schwe-ren Erdarbeiten wurden überwiegend –

Man kann ihn leicht übersehen, den schma-len Weg, der links vom Evangelischen Krank- enhaus Witten wegführt in eine andere Welt. Nach einigen Windungen steht man vor zwei Toren: Einem praktischen in Baumarktgrün und dahinter einem alten, schmiedeeisernen mit lilienförmigen Spitzen. Dies muss das Tor sein, durch das die Schwestern einst ihren Park betraten. 1906 hat der Volks-schulrektor Adolf Schluckebier den Park gegründet, als Erholungsstätte für die Dia-konissen, jene Schwestern der evangeli-schen Ordensgemeinschaft, die im Kranken-haus arbeiteten. »Licht und Luft« sollten sie bekommen, Witten war Industriestadt und die Arbeit im Krankenhaus damals mindes-tens so schwer wie heute. Schluckebiers Idee war originell. Jede der Schwestern sollte im Park ein Eckchen finden, das sie an ihre Heimat erinnert. So wurden Regionen mit klingenden Namen angelegt: Alpenro-sental, Margeritenwiese, Eichenwald, Hei-detal, Herbstwiese, Obstblütenschmuck, Kiefernhöhe und noch einige mehr.

Das »Große im Kleinen« sollte der Park ab-bilden, und klein ist er tatsächlich. Auf un-gefähr 200 mal 80 Metern erstreckt er sich zwischen dem Krankenhaus und den Stra-ßen »Lederken« und »Rheinischer Esel«.

SCHWESTERN, ZUR SONNE, ZUR FREIHEIT!

DER WITTENER SCHWESTERNPARK ALS KUNSTLANDSCHAFT

VON KORNELIA BITTMANN

Page 37: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

37ESSAY 1

man glaubt es kaum – von seinen Schülern durchgeführt: mit Schubkarren und Spaten, für einen Pfenniglohn. Offenbar war der Rektor – schwarzer Gehrock, langer Bart – charismatisch genug, um die Jungs über Jahre bei der Stange zu halten, und noch in hohem Alter sollen die Beteiligten mit leuchtenden Augen von ihrem Einsatz erzählt haben. Die Mädchen durften Butter-brote bringen.

Noch immer ist der Schwesternpark eine grüne Oase im städtischen Grau. Autolärm, Straßenbahn und das stetige Lüfterbrum-men des Krankenhauses werden zum Hin-tergrund, vor dem sich der Gesang der Vö-gel, das Rauschen des Windes und das Plät-schern des Wassers abheben. Nicht alle Landschaften, die Adolf Schluckebier so liebevoll angelegt hatte, sind im Originalzus-tand erhalten geblieben. Im Zweiten Welt-krieg fielen Bomben, Stürme warfen Bäume um, Sichtachsen wucherten zu – und auch mit Vandalismus haben Schluckebiers Nach-folger zu kämpfen.

Seit fünfzehn Jahren kümmert sich Burkhard Bredenbeck um den Erhalt des Schwestern-parks. Der Gartenbautechniker arbeitet für die Stadt Witten, die Ende der 1980er Jahre die Pflege des Parks übernommen hat. Eigen- tümer ist weiterhin das Diakoniewerk Ruhr. Bredenbeck versucht, den Park im Sinne seines Erfinders zu hegen. »Schluckebier ist mein großes Vorbild«, sagt er, und wenn die Oberin der Diakonissen ihn einen »Enkel Schluckebiers« nennt, ist das für ihn das schönste Kompliment. Die Idee der Klein-landschaften hat er konsequent weiterge-führt; nur die Regionen Deutschlands nach-

zubilden, genügt nicht mehr. Viele der heutigen Schwestern kommen von den Philippinen, Bredenbeck hat ihnen einen Bambushain angelegt.

Fürsorglichkeit prägt Bredenbecks Arbeit auch auf anderer Ebene. Jedes Tier im Park – zumindest jedes, das deutlich in Erschei-nung tritt – bekommt einen Namen. Da ist Carlotta, eine weiße Karpfendame – viel-leicht auch ein »zugeschwommener« Koi – und ihr Gefährte Karl, den Bredenbeck einst aus dem Abflussrohr des Parkteichs gerettet hat. Seitdem werde er von dem Karpfen freundlich begrüßt. Da sind die Gelbwangen- schildkröten, die vermutlich irgendwann einmal von Tierhaltern ausgesetzt wurden und im Teich eine neue Heimat gefunden haben. Auch über die verschiedenen Ratten-arten, die sich vor allem in Teichnähe blicken lassen, spricht Bredenbeck vorurteilsfrei. Etwas angespannter ist die Situation mit den Eichhörnchen, im Park werden sie »die Willies« genannt. Sie sind zwar putzig anzu-schauen, machen dem Gärtner aber Konkur-renz: Die Fülle wildwuchernder Haselnuss-sträucher geht auf ihr Konto. Was die Eichhörnchen beim Vergraben ihrer Winter-vorräte anpflanzen, dominiert inzwischen ganze Bereiche des Parks. Und unter Hasel-nusssträuchern haben es andere Pflanzen schwer. Die Nussernte fällt für die Men-schen trotzdem mager aus: Die »Willies« verzehren – oder verbuddeln – die Nüsse schon im grünen Zustand.

Page 38: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMERMUSIK 202138

Weniger invasiv ist die Vogelwelt des Parks. Neben Meisen, Rotkehlchen, Amseln, Finken, Spechten und Spatzen lässt sich gelegent-lich am Teich der Eisvogel blicken. Auch ein Fischreiher wurde schon gesichtet – was das jähe Ende einer Goldfischpopulation im Teich zur Folge hatte. Überhaupt herrscht in diesem doch so domestizierten Park das Gesetz des Dschungels. Die Wildtauben werden regelmäßig von einem Greifvogel dezimiert. Und das einzige Halsbandsittich-pärchen, das sich aus den Papageienmetro-polen Köln und Düsseldorf nordwärts gewagt hatte, ist von Krähen vertrieben worden. »Dann gibt es noch die schrägen Vögel«, seufzt Bredenbeck und deutet auf eine zerstörte Parkbank. Im Teich schwim-men gelegentlich Flaschen, immer wieder werden Blühpflanzen ausgegraben und mit-genommen. Der Park ist ein öffentlicher Ort, nicht jeder wird von der Schönheit der Natur automatisch zu Wohlverhalten ani-miert. Schon Adolf Schluckebier kannte sol-che Probleme. Zu seiner Zeit verschwanden kurz vor Weihnachten auf mysteriöse Weise die Blaufichten.

Noch mit 91 Jahren, Anfang der 50er Jahre, soll Rektor Schluckebier durch den Park gewandelt sein und sein Werk begutachtet haben. Eine Prophetenfigur mit markanten Zügen und gewaltigen Augenbrauen, der Bart inzwischen weiß. Überzeugungskraft, Durchhaltevermögen und knochenharte Arbeit haben ihn an sein Ziel gebracht, und vermutlich auch ein tiefer Glaube. Die Geschichte vom Brunnen klingt wie eine Legende. Schluckebier wollte seinen Park von Anfang an mit einem Bach und einem Teich ausstatten. Auf dem Gelände gab es

aber keine Quelle. Schluckebier folgte seiner Intuition, ließ an einer bestimmten Stelle im Park metertief graben – und siehe da, aus der einstigen Schutthalde sprudelte frisches Wasser.

Geschichte und Gegenwart, Mythos und Alltag spielen eine Rolle, wenn der Schwes-ternpark bei den Wittener Tage für neue Kammermusik zur – vorerst imaginären – Bühne für Klanginstallationen und Live- Performances wird. Für die Klangkünst-ler*innen sind dabei unterschiedliche As-pekte bedeutsam. Die Fürsorglichkeit, mit der einst an die Bedürfnisse der Kranken-schwestern gedacht wurde, macht ange-sichts niedriger Löhne und prekärer Arbeits-bedingungen im Pflegesektor nachdenklich. Georg Klein lässt in seiner Arbeit 3 neue Schwestern Pflegekräfte von heute zu Wort kommen. Sie stammen aus Vietnam, aus Po-len und aus Bosnien und haben ihre eigenen Familien zurückgelassen. Ihre Stimmen, ihre Erinnerungen an Lieder und Klänge aus der Heimat lässt Klein auf Parkbänken erklingen.

Die Freuden und Sehnsüchte der Schwes-tern von damals, die in ihrem ersten Jahr nicht nach Hause fahren durften, versucht Lilian Beidler zu ergründen. In ihrer Perfor-mance Lustwurzeln und Traumrinden will sie die »Natur abhören«, will lauschen, ob die vertraulichen Gespräche der »lustwan-delnden« Schwestern noch in alten Bäumen stecken, in den Boden gesickert sind oder im Bach murmeln.

Page 39: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

39ESSAY 1

Eine Art historischer Ornithologie betreibt Thomas Taxus Beck in seiner Installation Stille halten. In Archiven hat er Stimmen von Vögeln gefunden, die zur Gründerzeit des Parks in den unterschiedlichen Regio-nen Deutschlands nisteten. Grauortolan, Mohrenlerche und Dünnschnabelbrachvogel sind heute abgewandert oder vom Ausster-ben bedroht. Aus präparierten Nistkästen ertönt ihr Lied, kombiniert mit Chorälen, wie sie die Schwestern hätten singen kön-nen. Stille halten heißt einer von ihnen. Aus den Abfalleimern des Schwesternparks schallt derweil »historischer« Lärm: Drosch-ken, Gesenkschmieden und Sirenen – ein Klangpanorama des frühen 20. Jahrhun-derts.

Die labyrinthische Architektur des Schwes-ternparks hat Daniel Ott zur Komposition seiner Schwesternpark Fragmente angeregt. »Durchlässige Interventionen« nennt er die kurzen Stücke für Trompete und Steeldrum, in denen sich der metallische Klang beider Instrumente vermischt. Die Ausführenden sind dabei im Park unterwegs. Eine Musik, »die von Anfang an damit rechnet, gestört zu werden«. Ott liebt die Freiheit von Land-schaftskompositionen: Man darf kommen und gehen, weg- und hinhören.

Das »Große im Kleinen« ist ein Motto des Schwesternparks. Kirsten Reese richtet ihr Augen- und Ohrenmerk auf das ganz Kleine. Insekten tummeln sich – zumindest akus-tisch – in ihrer Arbeit Heimat: Habitate. Ihr Klang wird mit elektronischen Mitteln ver-fremdet – aber wo die Natur aufhört und die Kunst beginnt, ist oft schwer zu sagen. Auch Insekten arbeiten mit rhythmischen Patterns, Loops und Summtönen. Pioniere der elektronischen Musik?

Der greise Rektor Schluckebier, dessen Wohnung voll mit seltenen Pflanzen, Insek-ten und allerlei wundersamen Objekten gewesen sein soll, hätte an der kreativen Weiterführung der Schwesternpark-Idee seine Freude gehabt. Was er einst als Zweck des Parks formulierte, erweist sich heute als visionär: »Die Befreiung des Besuchers aus seiner inneren Verhaftung.«

Page 40: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

40

SA 24. APRIL 2021 / 11.00 UHRMÄRKISCHES MUSEUM

DIALOG. PORTRAIT

BRICE PAUSET im Gespräch mit MARTINA SEEBER

BRICE PAUSET Six Préludes (1999) für Cembalo 10’

Minutes (2020 – 21) für Hammerflügel Kompositionsauftrag der Stadt Witten Uraufführung / 10’

SENDUNG SA 24. APRIL 2021, 19.00 UHR WDR 3

Page 41: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

BRICE PAUSET

Cembalo (Dowd 74 Paris nach F&N Blanchet-Paris 1730) und

Hammerflügel (Graf Wien um 1821 – 22)

Page 42: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMERMUSIK 202142

Brice Pauset Prélude II

Die Kunst des nicht-mensurierten Präludi-ums im Frankreich des 17. und des frühen 18. Jahrhunderts wirft in sehr interessanter Weise die Frage nach dem Verhältnis zwi-schen dem schriftlich Fixiertem und seiner Ausführung auf. Man könnte in dieser spezi-ellen Form eine Art ausgeschriebene Impro-visation sehen. Dies mag auf die Anfänge, als man für das Cembalo auf das ursprüng-lich für die Laute entwickelte Notationsmo-dell zurückgriff, durchaus zutreffen. Durch den Übergang zum Tasteninstrument sind der harmonische Erfindungsreichtum und idiomatische Wendungen fortan jedoch von der schriftlichen Fixierung geprägt.

Es ist erstaunlich, dass zwei geniale Kompo-nisten wie Louis Couperin und Johann Jakob

Froberger ihre Musik auf gegensätzliche Weise notieren: eine nicht-mensurierte Notation bei Couperin, eine sehr sorgfältige bei Froberger, die der Autor aber »mit Diskretion» gespielt haben wollte, wobei Diskretion nicht Zurückhaltung bedeutet, sondern Augenmaß, wie es sich in dem Ausdruck »à volonté » ablesen lässt, der Weichheit und extreme Flexibilität meint.

Ich wollte eine Lösung finden, in der der bieg-same Ausdruck eines Louis Couperin und das Prinzip einer strengen Notation zusammen-finden, bis hin zu dem Punkt, an dem die von Froberger verlangte Diskretion Teil des ge-schriebenen musikalischen Diskurses wird.

BRICE PAUSET

BRICE PAUSET SIX PRÉLUDES (1999)

Page 43: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

43

Der Hammerflügelzyklus Minutes bezieht sich u. a. auf Stockhausens nicht mehr realisiertes Vorhaben, 60 Stücke über die zeitliche Unterteilung der Stunde zu kompo-nieren. Ich habe versucht, mindestens drei Bedeutungen des Wortes »minute« auf Französisch zu thematisieren: die Zeitein-heit, die Winkelmessung und die Urform eines Dokumentes (Minute ist auch das Original eines Rechtsaktes). Beim Komposi-tionsprozess werden alle drei Bedeutungen berücksichtigt.

Die Folge der 60 Stücke von jeweils unge-fähr einer Minute ist halb vollendet und soll eine Sammlung subjektiver Augenblicke werden. Das Werk ist für einen Wiener Hammerflügel der Zeit um 1820 konzipiert.

Die Verschiebung der Saiten, der Einsatz von Moderator und Doppelmoderator (Dämpfung) sowie die Kombination mehre-rer Effekte ermöglichen die Simulation räumlicher Entfernungen, die eine stärkere Wirkung entfalten als bei einem modernen Flügel.

Minutes ist außerdem eine Hommage an die weitgehend unbekannte Musikwissen-schaftlerin und Kunsthistorikern Rosamund Harding: Ihr Werk The Piano-forte (1931) war wegweisend, und ihre Studie An Anatomy of Inspiration (1940) finde ich noch heute provokant und inspirierend. BRICE PAUSET

MINUTES (2020 – 21)

DIALOG. PORTRAIT

Page 44: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMERMUSIK 202144

Jeder Komponist heute, der seine eigene Stimme erheben möchte, muss das auf sei-ne, wenn auch vielleicht ganz idiosynkrati-sche Weise tun, sei es, indem er sich in eine bestimmte Tradition einreiht oder von ihr abstößt, sei es dass er bewusst den Dialog mit den Zeugnissen der Vergangenheit und den Formen ihrer Vergegenwärtigung sucht. Und letzteres ist der Weg, den Brice Pauset seit seinen kompositorischen Anfängen En-de der 1980er Jahre gegangen ist. Ihm ging es um die − im wörtlichen Sinne − Aus-ein-ander-Setzung mit der musikalischen Vergan-genheit aus heutiger schöpferischer Perspek-tive, darum, bewusst Stellung zu beziehen.

Wer sich auch nur ein wenig mit seinem mitt-lerweile umfangreichen kompositorischen Schaffen beschäftigt, wird schnell gewahr, dass man es bei Brice Pauset mit einem literarisch wie philosophisch höchst belese-nen und in bildender Kunst bestens bewan-derten Musiker zu tun hat: Seine Werktitel (eher implizit) und seine Programmnotizen offenbaren einen ganzen geistigen und künstlerischen Kosmos. Und die Werke zeu-gen von einem ausgeprägten Bewusstsein für den eigenen geschichtlichen Ort und für sein Verhältnis zur Gesellschaft.

Ob gewollt oder nicht: Wer Musik schreibt, setzt sich mit seinem Handeln, mit der Wahl seiner Mittel und Formen ins Verhältnis zur jeweiligen musikalischen Gegenwart. Was Kunstmusik betrifft, ist die musikalische Gegenwart paradoxerweise dominiert von der ästhetischen Präsenz der Vergangenheit, insbesondere auch in technisch reproduzier-ter Form. Oder die übermächtige ästheti-sche Präsenz der Musik vergangener Epo-chen und anderer Musiken hinterlässt un-weigerlich ihre Spuren in unserem Gehör. Die Last der Vergangenheit, die schon von Komponisten des 19. Jahrhunderts empfun-den wurde und heute zusätzlich noch die »Last der Gegenwart«, ist damit ins schier Unendliche gewachsen. Fluch und Segen liegen aber wie so oft nahe beieinander: Was aus dem einen Blickwinkel als Bürde erscheint, mag sich aus anderer Sicht als unerschöpfliches Reservoir von Anregungen darstellen. Auszuweichen ist heute keine Option mehr, es sei denn, man gibt sich bewusst ge-schichts- und erfahrungsblind. Was aber bleibt, wenn der Bürde der Geschichte aus-zuweichen keine Option mehr ist? Sich der Geschichte und ihrer Präsenz zu stellen.

DAS UNMÖGLICHE ALS KOMPOSITORISCHE DENKERFAHRUNG

ASPEKTE DER MUSIK VON BRICE PAUSETVON ULRICH MOSCH

Page 45: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

45

Pauset ist kein Autor ausladender Erklär- ungen. Doch finden sich in den zumeist kur-zen, in Programmheften zahlreich publizier-ten Texten aus seiner Feder verstreute Ele-mente einer Poetik, die sich mit dem Stich-worten »Dialog mit der Vergangenheit« und »Gesellschaftskritik« umreißen lassen. Die Präferenz für das Dialogische im Verhältnis zur musikalischen Vergangenheit mag auch dem Umstand zuzuschreiben sein, dass die spielende Vergegenwärtigung von Musik, deren Entstehung historisch weit zurück-liegt, zum täglichen Brot des Cembalisten Brice Pauset gehört.

Pausets erste Schaffensjahre waren vorwie-gend kleinen Besetzungen gewidmet. Die Stücke sind geprägt von der Auseinander-setzung mit überkommenen Modellen wie etwa Chaconne oder Kanon, die aus heuti-ger Perspektive weitergedacht werden. Vor allem der Kanon und die damit verbundenen Künste beschäftigten den Komponisten im-mer wieder und fanden ihren Niederschlag in zahlreichen entsprechend betitelten Kla-vierstücken (bis heute in vier Sammlungen von Kanons), aber auch in Werken anderer Besetzung. Die ursprüngliche, als Vorwurf dienende musikalische Technik und Form wird dabei nicht selten so weit verwandelt, dass sie für das Hören weitgehend unkennt-lich, zum Rätsel wird.

Der Dialog mit der Vergangenheit kann sich aber auch wie in den 1999 entstandenen 6 Préludes für Cembalo auf verschiedene historische Weisen beziehen, musikalische Expressivität notierend zu fassen, und schein- bar Unvereinbares zu verbinden wie die freie, geschmeidige und verwirrende Ausdrucks-

haftigkeit eines Louis Couperin mit der strengen und komplex mensurierten Notati-on des Zeitgenossen Johann Jakob Froberger.

Gegenstand des Dialogs kann auch das un-ausgeführte Projekt eines Komponisten sein wie in den 1998 bei den Darmstädter Ferien-kursen uraufgeführten Huit Canons für Oboe d'amore und Instrumentalensemble, welche die von Bach im Zusammenhang mit seinen Goldberg-Variationen notierte Idee von Rätsel-Kanons aufnehmen und unter Bezugnahme auf die ersten acht Noten von deren Thema aus heutiger Perspektive um-setzen. Pauset spricht hier kritisch ins Werk gesetzten »Techniken der Vergangenheit, die in ästhetischer Hinsicht ein reiches Kon-fliktpotential eröffnen zwischen der rhetori-schen Oberfläche der Musik, dem, was sie von ihrer Organisation auf Zwischenebenen erkennen lässt, und der notwendigen Stren-ge der architektonischen Ebene«.

Komplizierter werden und partiell albtraum-hafte Züge kann der Dialog dort annehmen, wo nicht eine kompositorische Technik − diese muss sich allenfalls messen lassen an den kontrapunktischen Künsten der Alten − oder ein Verfahren Gegenstand sind, son-dern ein Werk, gar noch ein hochkarätiges: Denn das eigene Stück muss jenem, auf das es sich bezieht, letztlich Stand halten. Und die Gegenüberstellung liefert das Eigene gnadenlos dem ästhetischen Urteil aus. Das war der Fall bei der 2000 im Auftrag des WDR entstandenen Kontra-Sonate für Hammerklavier, deren zwei Sätze gedacht sind, Franz Schuberts Klaviersonate a-Moll D 845 zu rahmen.

ESSAY 2

Page 46: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMERMUSIK 202146

klingt in den Kommentaren zu verschiede-nen Werken an, sei es durch direktes An-sprechen, sei es indirekt durch Verweis auf Autoren wie Karl Marx, Joseph Dietzgen, Michel Foucault oder Alain Badiou. Aus-drücklich thematisch wird es, wie der Titel schon andeutet, in dem emblematischen auf vier Teile angelegten und noch unvollende-ten Zyklus Un-Ruhe, dessen Thema das poli-tische Engagement des Künstlers themati-siert.

Im ersten Jahrzehnt unseres Jahrhunderts begann sich in Pausets Schaffen ein Wandel abzuzeichnen. Und interessanterweise keh-ren dabei Fragen wieder, wie sie die Kompo-nisten der Nachkriegsavantgarde beschäf-tigten. Im Blick auf das Orchesterwerk Gesang (2007), dem mit Horn und Klavier besetzten ersten Stück eines Theorie der Tränen betitelten Zyklus, sprach Brice Pauset erstmals aus, was ihn damals bereits eine Weile umtrieb: Seit langem schon beschäf- tige ihn die Idee beziehungsweise Vorstel-lung, »mit den schönen, gelungenen Archi-tekturen Schluss zu machen, mit der Be-quemlichkeit des schon Bekannten, um die Bedingungen einer wenn schon nicht unvor-stellbaren, so doch wenigstens weniger ›normierten‹ Musik zu imaginieren«. Ziel sei es, heißt es im selben Jahr in Bezug auf die Wiegenlieder für Akkordeon (2007), Bedin-gungen zu schaffen, »so dass eine mögliche Musik ihrer eigenen Grammatik, ihrer eige-nen Absicht entsprechend Wirklichkeit wer-den kann«. Und im Zusammenhang mit dem Quintett Les Voix humaines stellte er gar fest, es sei »die Musik selbst, die ich dazu bringen wollte, sich zu komponieren«.

Das Werk versteht sich nicht als »Kontra-subjekt« zur Schubert-Sonate, sondern als rahmender Kommentar, der vorweg auch für die historische Klangwelt des Wiener Komponisten das Ohr präpariert, und der danach wie eine Art Resonanzraum wirkt, in dem Schuberts Klänge nachhallen und sich brechen.

Auf die für Andreas Staier geschriebene Sonate folgten weitere »Gegen-Komposi- tionen«: die Kontrapartita (2008) für den Geiger David Grimal mit jeweils vor Johann Sebastian Bachs drei Violinpartiten zu spie-lenden Einzelsätzen und das auf Ludwig van Beethovens Viertes Klavierkonzert bezogene und diesem vorangestellte Kontra- Konzert (2011).

Was für das Verhältnis zur Vergangenheit gilt, dass man sich mit jedem neuen Werk unweigerlich zu ihr in Beziehung setzt, gilt auch für den Bezug zur Gesellschaft. Der schaffende Künstler lebt nicht im luftleeren Raum. Er nimmt mit seinem Komponieren unvermeidlich Stellung zur Gesellschaft und zur politischen Welt, in der er lebt. Auch wer nicht ausdrücklich politisch Position be-zieht, tut es dennoch gerade damit auf seine Weise. Dabei handelt es sich um ein Thema, das eher unterschwellig Pausets gesamtes Schaffen durchzieht und nur gelegentlich an die Oberfläche tritt: etwa in De Aeternitate (1998) für Solosopran, über das Quintett Les Voix humaines bis hin zu Un-Ruhe (2013 – 14) auf Texte von Rosa Luxemburg, in dem der arabische Frühling thematisiert wird, und nicht zuletzt, wenn auch auf ganz andere Weise, zum in diesem Jahr in Witten urauf-geführten Vertigo. Politisches Engagement

Page 47: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

47ESSAY 2

Komponieren mithin, wenigstens in der Vor-stellung, als ein autopoietischer Prozess, für den der Komponist lediglich die Bedingun-gen schafft. Dabei gilt es, die Suche nach dem Unmöglichen und Unvorstellbaren ei-nerseits mit konstruktiver Stringenz ande-rerseits zu vereinbaren. Das Projekt der Minutes für Klavier, wie er sagt »auf halbem Weg zu einer Ganzheit und zu einer Samm-lung von momentanen Subjektivitäten«, gehört in diesen Zusammenhang. In einem noch vor der Komposition von Vita Nova (sérénades) für Violine und Ensemble (2006) unter Bezug auf Roland Barthes verfassten Text brachte Pauset auf den Punkt, worum es ihm damals ging: »Ich möchte meine Ar-beit ansiedeln auf dem doppelten Terrain ei-ner Überschreitung der Moderne mittels je-ner Leerstellen, die sie selbst bewirtschaftet hat (die Vergangenheit, die Struktur, die De-konstruktion) und einer Beunruhigung, die ein auf dem musikalischen Feld abwesender Begriff zu erzeugen vermag: das Unmögli-che«. Wobei das Unmögliche nicht etwa als Ordnungsbegriff gemeint sei, sondern als Denkerfahrung − so der Komponist 2008 im Zusammenhang mit der in Donaueschingen uraufgeführten Fünften Symphonie Die Tän-zerin −, eine Erfahrung, die »zur Konstrukti-on von gebrochenen, unbequemen, manch-mal unauflösbaren musikalischen Dramatur-gien« führe, die es gleichwohl aber musika- lisch zu übersetzen gelte.

ULRICH MOSCH

Page 48: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

SA, 24. APRIL 2021 / 16.00 UHRFESTSAAL

KONZERT 3

ŻANETA RYDZEWSKA Zauberwürfel (2021) für fünf Blechbläser Kompositionsauftrag des WDR Uraufführung / 10'

BERNHARD GANDER Messing 5 (2021) für Blechbläser Kompositionsauftrag des WDR Uraufführung / 8'

Pause

HUIHUI CHENG Sonic leak (2020)für E-Gitarre, Saxophon, Klavier, Schlagzeug und Elektronik Kompositionsauftrag des WDR Uraufführung / 15'

HUGUES DUFOURTL'Atelier rouge d'après Matisse (2020) für E-Gitarre, Saxophon, Klavier und Schlagzeug Kompositionsauftrag des WDR, von Wien Modern und des Felicja Blumental Music Center/Ensemble Nikel Deutsche Erstaufführung / 22'

48

Page 49: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

SENDUNG SA 24. APRIL 2021, 18.04 UHR WDR 3

ENSEMBLE SCHWERPUNKT CECILIE MARIE SCHWAGERS Horn

JANNE MATIAS JAKOBSSON Tuba

MATTHEW BROWN Trompete

MATTHEW SADLER Trompete

MIKAEL RUDOLFSSON Posaune

ENSEMBLE NIKEL BRIAN ARCHINAL Percussion

YARON DEUTSCH E-Gitarre

ANTOINE FRANCOISE Klavier

PATRICK STADLER Saxophon

49

Page 50: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMERMUSIK 202150

Das Stück ist vom Prinzip des Zauberwürfels inspiriert: vom Beobachten verschiedener Aktionen auf der Suche nach der Lösung. Was entspräche der Idee des Zauberwürfels beim Komponieren? Wer kann ihn drehen? Besteht unser einziges Ziel darin, die Aufgabe zu lösen? Was wäre, wenn wir Teil dieses Zauberwürfels wären? ŻANETA RYDZEWSKA

ŻANETA RYDZEWSKA ZAUBERWÜRFEL (2021)

Page 51: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

51KONZERT 3

Messing 5 bezieht sich auf das Material Messing, einer Legierung aus Kupfer und Zink, aus der Blechblasinstrumente herge-stellt werden.

Die Ordnungszahlen der Elemente im Perio-densystem von Kupfer (29) und Zink (30) liefern den Grundstock für die rhythmische (29/8- und 30/8-Motive) und formale Struk-tur.

BERNHARD GANDER MESSING 5 (2021)

Die Verformung und Bearbeitung des Materials (Blech) durch Biegen und Klopfen finden sich in den melodischen und rhyth-mischen Motiven des Stückes wieder.

BERNHARD GANDER

Page 52: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMERMUSIK 202152

Theatralische Elemente erhöhen das Aus-druckspotential der Musik. Mit der Körper-lichkeit der Darsteller zu arbeiten, kann zu neuen musikalischen Situationen führen. Die physische Präsenz auf der Bühne bildet für mich oft den Ausgangspunkt für die Schaffung musikalischer Gestalten.

Oft beobachte ich die Gesten der Musiker: wie sie spielen, eine Phrase vorbereiten oder sich Zeichen geben. Obwohl ich die Materialien als Komponistin kontrolliere und organisiere, versuche ich, die Interakti-onen der Performer einzubeziehen.

In Sonic Leak ist das Dämpfen von zentraler Bedeutung. Mit der Erweiterung der theat-ralischen Spielräume werden semantische Ebenen freigelegt: Verhüllen, Verdecken, Zurückhalten, Verneinen, Stummschalten. Das Dämpfen ist eine bekannte Spieltech-nik, die zur Musik gehört. Ich möchte ihr theatralisches Potential untersuchen.

HUIHUI CHENG

HUIHUI CHENG SONIC LEAK (2020)

Page 53: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

53KONZERT 3

HUGUES DUFOURT L'ATELIER ROUGE D'APRÈS MATISSE (2020)

L'atelier rouge ist eines der vier Interieurs symphoniques, die Henri Matisse 1911 für den Sammler Sergej Schtschukin malte. Die Symbolik des Farbrhythmus und die nach-lässige Ordnung verraten die Distanzierung von der westlichen Vergangenheit. Das vor-herrschende Ausdrucksmittel ist die Farbe. L’atelier rouge wird von einem einheitlichen Farbton beherrscht, es gibt weder Tiefe noch räumliche Beziehungen, die Konstruk-tionsmittel werden vernachlässigt. Die Zeichnung befreit sich von den Zwängen

des Clair-obscur und nähert sich der dekora-tiven Abstraktion. Meine Komposition ent-wickelt sich auf dem Weg über ungewöhnli-che Verbindungen: Saxophon-Multiphonics, verstärktes Waterphone, Geräusche der E-Gitarre und Klänge aus dem Innenraum des Klaviers. Die Formen des traditionellen Diskurses unterwerfen sich den deformie-renden Aktionen und folgen einer Logik der reinen Spannung.

HUGUES DUFOURT

Page 54: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

SA 24. APRIL 2021 / 20.00 UHRTHEATERSAAL

KONZERT 4

KLAUS LANG / SABINE MAIER nirgends. (2020 – 21) für Ensemble und projiziertes Licht Covid19-gerechte Filmversion, gedreht in einem Modell mit Zuspiel der aufgenommenen MusikKompositionsauftrag des WDR und von Ensemble Ascolta; gefördert aus Mitteln des Innovationsfonds des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-WürttembergUraufführung / 40’

54

SENDUNG SA, 24. APRIL, 20.00 UHR WDR 3

Page 55: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

55KONZERTTITEL / DATUM 2021 55

ENSEMBLE ASCOLTAMARKUS SCHWIND Trompete

ANDREW DIGBY Posaune

ERIK BORGIR Violoncello

HUBERT STEINER E-Gitarre

FLORIAN HOELSCHER Keyboard

BORIS MÜLLER Percussion

JULIAN BELLI Percussion

Page 56: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMERMUSIK 202156

In unserer gemeinsamen Arbeit erkunden wir unterschiedliche Raum-, Klang- und Lichtsituationen zwischen Stille und Dun-kelheit einerseits sowie gleißendem Licht und raumfüllendem Klang andererseits: von absoluter Dunkelheit über projizierte Lichtrechtecke und voll den ausgeleuchte-tem Raum bis zu blendender Helligkeit.

Zu den Lichtsituationen treten Klangstruk-turen, die zunächst statisch wirken, sich aber stetig verändern und analog zur Licht-gestaltung feinste Schattierungen und Nuancen wahrnehmbar machen.

Die kompositorische Struktur besteht aus pa-rallel verlaufenden Klangschichten zwischen Rauschen und Diatonik, die manchmal trans-parent, manchmal »deckend« gestaltet sind.

Für die Gestaltung der Lichtwelt werden Technologien genutzt, die fast in Vergessen-heit geraten sind. Als ästhetische Mittel die-nen alte, längst ausrangierte Apparaturen (8/16 mm Film- und Dia-Projektoren, Schein-werfer), die ein Eigenleben entwickeln. Die Projektoren sind auf der Bühne ebenso präsent wie die Musiker. Ihre Betriebsgeräusche ver-mitteln zwischen Auditivem und Visuellem.

KLAUS LANG / SABINE MAIER NIRGENDS. (2020 – 21)

Page 57: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

57KONZERT 4

Synchronizität zwischen Musik und Bild ist nicht intendiert, nur in wenigen Momenten kommt es zu absichtsvollem Zusammen-spiel. Auf diese Weise entsteht mit reduzier-ten Mitteln ein komplexes audiovisuelles Geflecht. Dabei werden Klang und Raum nicht benutzt, um etwas zu erzählen oder zu belehren, sie werden erforscht und können die ihnen eigene, reiche Schönheit entfalten. KLAUS LANG / SABINE MAIER

Page 58: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMERMUSIK 202158

Unvergessen die Studierende, die sich nach dem Besuch eines Konzerts der Wittener Tage für neue Kammermusik über das aller-hand Lautgeräusch organisierende Stück ei-nes mutmaßlich junggenialen Komponisten beschwerte. Das habe ihr weh getan. »Ich will aber nicht, dass Musik mir weh tut«. Eine intensive Diskussion über Musik, Aus-druck, Botschaft, Wohlklang schloss sich an. Durfte das das? – Zweifellos sprachen wir über eine ästhetische Erfahrung, und dies in ihrer physisch basalsten Form. Die Klänge, elektronisch deformiert und technisch ver-stärkt, traten ihr zu nah; es kam der Hörerin vor wie eine Perversion des idealen An-spruchs von Kunst: uns zu berühren. Die Wahrnehmung der Aufführung als einer Art von Gewaltausübung war dabei gebunden an die materiellen Voraussetzungen eines analogen Live-Ereignisses, in diesem kon-kreten Fall der Konzertraum im Wittener Saalbau, geschlossene Türen, feste Bestuh-lung und der soziale Kontext »Konzert«, die ein spontanes Abstandnehmen von der Lautquelle für sie unmöglich machten, abge-schnitten von Fluchtmöglichkeiten, eine temporäre Ausweglosigkeit. Als Radiohöre-rin hätten ihr Gegenmittel zu Gebote ge-standen: Leiserdrehen, Abschalten. Dass beide Wege des Entziehens den Absichten des Komponisten vermutlich eher nicht ent-sprochen hätten, tut wenig zur Sache. Musik und Zwang passen nicht zusammen.

Gemessen am weiten Spektrum dessen, was in Witten an Unerhörtheit gepflegt wird, waren die Lautheitsexzesse dieses Abends allerdings eher eine Ausnahme. Häufiger sind hier Grenzgänge in die entgegenge-setzte Richtung zu erleben: Klänge am Ran-de des Nicht-mehr-Klingens, des Eben-noch- Hörbaren. Pppp, dal niente. Auch die Reali-sierung von Beinahe-Stille ist übrigens an räumliche Gegebenheiten gebunden, was dann spürbar wird, wenn in die fragilste dal-niente-Dynamik eines Streichquartetts wie von fern ein Autohupen aus der Witte-ner Restwelt herübertönt. (Über der Kölner Philharmonie sind dies die Skateboardfah-rer, die durch einen Stille-Wachdienst fern-gehalten werden müssen.)

Die Pandemie hat diese Zusammenhänge nicht aufgehoben, aber in ein anderes Licht gerückt, sie hat die technisch vermittelte Gleichzeitigkeit allfälliger Live-Streams um die visuelle Ebene erweitert. Live-Streams sind etwas durchaus anderes als Radio mit Bild, auf der Ebene der Produktion, der Re-zeption, der Ästhetik, und wo bald alle Kon-zert- und Opernhäuser, Symphonieorchester oder Solo-Geiger aus leeren Sälen oder Wohnzimmern streamen, hat sich der Kampf ums Dasein=Wahrgenommenwerden in der Ökonomie der Aufmerksamkeit un-versehens verschärft. Die Konkurrenz um die schmaler werdenden Fenster der Kon-

TOCCAR, NON TOCCAR MUSIK ALS BERÜHRUNG

VON HOLGER NOLTZE

Page 59: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

59ESSAY 3

zentration bei gleichzeitig explodierendem Angebot segmentiert das mögliche Publi-kum, auch wenn Gutes, was Kunst angeht, ja nicht sattmacht, sondern hungrig auf mehr.

Weil gerade viel bedacht wird, welche Fol-gen die wohl notwendigen Hygienemaßnah-men, Versammlungsverbote und Abstands-gebote für »die Kultur«, insbesondere Musik haben, wird auch die Frage diskutiert, was die digitale Vermittlung mit einer ästheti-schen Erfahrung macht. Darüber wird auch im Radio gesprochen. Dabei war zuletzt, sei-tens einer herausragenden Vertreterin der Musikkritik, das Argument zu hören, das analoge Live-Ereignis einer musikalischen Aufführung werde durch die Übertragung per Internet zur »Zweidimensionalität« »entseelt«. Und von anderer Seite: Die Digi-talisierung »zermahle« allen Stoff in Nullen und Einsen. Entseelung, Zermahlung: merk-würdige Abwehrreflexe, überhaupt eine merkwürdige Argumentation, die sich kon-sequenterweise ja auch an Radiomusik und überhaupt musikalischen Speicherverfahren abarbeiten müsste. Was hörte einst Thomas Manns Castorp, verzückt von Verdis Aida, durch das Knistern und Rauschen des brand- neuen Grammophons auf dem Zauberberg? War er einer Entseelungs-Maschine erlegen, sein Berührtwerden durch die Konserve also fauler Zauber?

Hinter der kurzschlüssigen Abwehr steckt vielleicht ein Grauen vor der unbeherrsch-baren Überfülle von Inhalten und ihrer un-endlichen, verlustfreien Kopierbarkeit im di-gitalen Neuland. Denn die Allverfügbarkeit: alles, zu jeder Zeit, überall, scheint der kon-

zentrierten Einmaligkeit: jetzt und hier, ent-gegenzustehen. Fürchtet man die Entzaube-rung des besonderen Moments, den Aura-verlust durch technische Reproduzierbarkeit, weil im Lockdown das analoge Original zwangs- weise durch sein mediales Abbild ersetzt wird? Wird, wäre hier zurückzufragen, die Radioübertragung, durch unvermeidlich un-zählige Digitalverfahren hindurch, nur durch die analoge »Ur«-Aufführung beglaubigt? Ist die ästhetische Erfahrung ans gleichzeitige Dabeisein im Raum gebunden, weil nur so sinnliche Gewissheit erlangt werden kann? – Mir scheint das eine überraschend anti-quarische Diskussion, erklärbar am ehesten durch die alles durchdringende Gewalt der neuen Medien. Wir sehen uns überfordert, wie auch nicht.

Genauer aber wäre nach den Bedingungen dessen zu fragen, worauf jede künstlerische Kommunikation, auf welchen Wegen und mit welchen Mitteln auch immer, doch wohl zie-len sollte: auf Bewegung und Berührung, wie verschieden sie auch ausfallen mögen. Bewe-gung, Berührung: beide Begriffe taugen als Kriterien gelingender Kommunikation; aus Sicht von Musikern und mit Blick auf spezi-fisch musikalisch-künstlerische Wirksamkeit wird das sofort konkret: als tänzerisches Be-wegtwerden und als emotionale »Rührung«. Dem passiven Berührtwerden auf Seiten des Publikums steht das aktive Berühren im durchaus technischen Sinn gegenüber: »Toc-cata, komt von dem ital. Worte Toccate, wel-ches so viel heisset / als Anrühren«, so steht es in Friedrich Erhardt Nieds Musicalischer Handleitung 1721, »Toccare tamburro, toccar tromba, die Trommel schlagen / die Trompete blasen / das Spiel rühren«.

Page 60: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMERMUSIK 202160

Michael Praetorius hatte den Begriff bereits hundert Jahre zuvor folgendermaßen be-stimmt: »Tocata, ist als ein Præambulum, oder Præludium, welches ein Organist / wenn er erstlich vff die Orgel oder Clavicym- balum greifft / ehe er ein Mutet oder Fugen anfehet / aus seinem Kopff vorher fantasirt, mit schlechten entzelen griffen / vnd Colora-turen.« Praetorius Formulierung öffnet also gleich drei Dimensionen: Die Toccata wird bezogen auf Tasteninstrumente, toccare meine das initiale Präludieren mit angemes-senen griffen und Coloraturen, also einem frei fantasierenden Einspielen mit improvi-satorischem Charakter.

Das englische touch schlägt einen ähnlichen Bogen, meint den Kontakt, die Verbindung zum Instrument (»Anschlag«) wie zum Publi-kum. Wir haben es also mit einer Art Ket-tenreaktion zu tun: Das Berühren des Inst-ruments löst, wenn es gelingt, die Berüh-rung des oder der Hörenden aus, oder auch nicht, wenn trotz aller Kunst der, der be-wegt werden soll, einschläft, wenn zum Beispiel Monteverdis Orfeo auch mit den virtuosesten Koloraturen in Possente Spirto den Unterweltwächter Caronte nicht zu bewegen versteht: Der Fährmann schläft einfach ein.

Von Monteverdis Styx zu den gegenwärti-gen Lockdown-Streams, deren Kritiker*in-nen sie wohl als Ströme eines digitalen To-tenreichs sehen mögen, endlos entseelte Zahlenkolonnen. Zu fragen wäre allerdings genauer, ob ein »Geisterkonzert« im leeren Saal, also ohne Publikum, live oder nicht, die beschriebene Wirkungskette der Berührun-gen prinzipiell unterbricht, die Herstellung von Nähe und Intimität per se verhindert, entseelt, zermahlt. Oder ob das Berührt- oder Nichtberührtwerden doch stärker von den Faktoren abhängt, die den künstleri-schen Kommunikationsprozess zunächst bestimmen: Text/Werk, seine sinnliche Darstellung/Klanglichkeit in der Ausfüh-rung, schließlich die Rezeptivität, die Kon-zentrations- und Aufnahme-/Verstehensbe-reitschaft des Publikums. Warum, wäre zu fragen, braucht Musik, die für den idealen Rezeptionsraum einer »Kammer« gedacht ist, einen »Saal«, ist nicht schon das Radio, der private Raum, eine jedenfalls nicht grundsätzlich minderwertige Alternative? Schafft nicht auch das Hören über winzige Stöpselkopfhörer eine andere, bemerkens-werte Intimität? Ein Stadtspaziergang mit Brice Pauset auf den Ohren kann ein inter-essanter Selbstversuch sein. Es verändert sowohl Brice Pausets Musik als auch die Wahrnehmung der Stadt. Wir erleben gerade, wo vieles Vertraute nicht mehr geht, eigentlich nichts absolut Neues, son-dern einen weiteren Schritt der Medialisie-rung, im Sinne einer Lösung von Ort und Präsenz, und durch die barrierefreie Verfüg-barkeit auch der Veralltäglichung. Man kann das als Verlust beschreiben, sich aber auch für neue Möglichkeiten der Durchdringung von Kunst und Welt interessieren.

Page 61: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

61ESSAY 3

Unsere Ohren und Hirne sind längst geübt im Umgang mit einem Nebeneinander ganz verschiedener Musik-Rezeption, ob live und analog, konserviert, digitalisiert, durch Ap-paraturen aller Art geschickt, konzentriert oder zerstreut nebenbei. Bleibt die Frage, gerade für ein Festival der Uraufführungen, ob und wie sich der aktuell mögliche Weg-fall eines Publikums vor Ort in den Akt der Kreation einschreibt. Es wird davon abhän-gen, welche Bedeutung eine Komponistin, ein Komponist der Dimension des Kommu-nikativen in seiner Kunst beimisst, wie ent-schieden schreibt sie, schreibt er sozusagen mit einer inneren Sichtachse auf Hörerin und Hörer als Gegenüber im gemeinsamen Raum der Aufführung? Und schließlich: Was verändert der Verlust von sichtbarem Publi-kum, die Spannung, die von anwesenden Menschen ausgeht, ihre Aufmerksamkeit auf ein Gelingen oder Misslingen einer Auf-führung? Tatsächlich ist das »Geisterkon-zert« aus Sicht der Musikerinnen und Musi-ker eine neue Konstellation, der Studio-Situation nicht unähnlich, aber ohne die Möglichkeit der Korrektur. Das ist sicher ungewohnt (eher nicht, seit es Radioüber-tragungen gibt); was daraus für die künstle-rische Qualität einer Aufführung folgt, wird auch von der Haltung der Künstlerinnen und Künstler abhängen. Die einen brauchen das Feedback aus dem Saal, andere schätzen die Konzentration auf die Sache, ohne Husten und Rascheln.

Non toccare – pericolo di morte: Was für che-mische Gefahrgüter oder Zeitbomben gilt, darf die Sache der Musik nicht sein, inklusi-ve sogar der Option, wehzutun: sofern sol-ches Zunahetreten künstlerisch plausibel gemacht wird. Todesgefahr ist auszuschlie-ßen, nicht aber, dass es ums Ganze gehen sollte. Das temporäre, hygienebedingte Ver-meiden physischer Nähe ist nicht das Ende der Musik. Es zwingt zum Nachdenken über ihre Entstehungs- und Wirkungsbedingun-gen. Und wenn wir dann wieder zusammen-sitzen, sei es im Wittener Saalbau oder an-derswo, wird es etwas anderes sein als einst zuvor.

Page 62: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

62

SO 25. APRIL 2021 / 11.00 UHR FESTSAAL

KONZERT 5

SENDUNG SO 25. APRIL 2021, AB 20.04 UHR WDR 3

CHRISTIAN WINTHER CHRISTENSEN In touch (2021) für fünf Musiker Kompositionsauftrag des WDR Uraufführung / 10'

MIRELA IVIČEVIĆ Subsonically Yours (2021) für Ensemble Kompositionsauftrag des WDR Uraufführung / 12'

Pause

ZEYNEP GEDIZLIOĞLU Eksik – Entzug (2021) für Ensemble Kompositionsauftrag des WDR Uraufführung / 12'

MICHAEL PELZEL Dark side of Telesto (2021) für Ensemble Kompositionsauftrag des WDR und der Stadt Witten, mit Unterstützung der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia und des Kanton Zürich Uraufführung / 22'

Page 63: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

63

KLANGFORUM WIEN ALESSANDRO BATICCI Flöten

OLIVIER VIVARÈS Klarinetten

ANDERS NYQVIST Trompete

KRASSIMIR STEREV Akkordeon

BJÖRN WILKER Schlagwerk

FLORIAN MÜLLER Midi-Klavier

JOONAS AHONEN Klavier

ANNETTE BIK Violine

DIMITRIOS POLISOIDIS Viola

ANDREAS LINDENBAUM Violoncello

PETER BÖHM Technik

TITUS ENGEL Dirigent

ENSEMBLE ASCOLTA MARKUS SCHWIND Trompete

ANDREW DIGBY Posaune

ERIK BORGIR Violoncello

HUBERT STEINER Gitarren

FLORIAN HOELSCHER Klavier

BORIS MÜLLER Percussion

JULIAN BELLI Percussion

LIN LIAO Dirigentin

Page 64: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMERMUSIK 202164

Neben dem Pianisten und den drei Streichern gibt es einen weiteren Musiker, der Midi Keyboard spielt. Die Musik bedient auf sub-tile Weise Klischees der klassischen und neuen Musik. Vielleicht ist dies der Grund für die traditionelle Form in vier Sätzen, die tonal und strukturell miteinander verbun-den sind. Tribut oder Kritik? Oder beides? Oder vielleicht etwas ganz anderes. In einer Rezension beschrieb ein Journalist mein Klavierkonzert als bombastisches Klischee. Obwohl als Kritik gedacht, ist es wahr-scheinlich doch die treffendste Beschrei-bung meiner Musik. CHRISTIAN WINTHER CHRISTENSEN

CHRISTIAN WINTHER CHRISTENSEN IN TOUCH (2021)

Page 65: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

65KONZERT 5

MIRELA IVIČEVIĆ SUBSONICALLY YOURS (2021) Subsonically Yours: na ja, fast »subsonisch«, also langsamer als der Schall. Ein Explosions-geräusch hinter dicken Mauern. Ich-Selbst-Sein unter Einschränkungen. Ein kleiner Raum für einen Urknall. Dunkelheit, ein paar Lichtstrahlen. Ein kleines Knacken, ein Universum.

MIRELA IVIČEVIĆ

Page 66: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMERMUSIK 202166

Einige Gedanken und Gefühle beim Schrei-ben dieses Stücks: Distanz. Abstand. Über-legungen zu Sinn oder Bedeutung von An- und Abwesenheit. Hörbare Bewegungen, die sich in sichtbare Klänge verwandeln – oder umgekehrt. Klang der Stille. Aber auch: Stille im Klang. Die Stimme im Klang – und ihre Abwesenheit. Klang der Abwesenheit.

Mein Interesse liegt nicht darin, Dinge durch die Musik zu vermitteln. Das, was nicht repräsentiert werden kann, das, was es selbst ist, manifestiert sich in einer Hal-tung des Sich-Entziehens, des Abstandneh-mens. Es gibt einen Abstand, der die von mir geschriebene Musik vom Leben trennt.

Beim Komponieren versuche ich, diese Idee stets im Blick zu halten. Alle Ereignisse umkreisen das zentrale Phänomen des Sich-Entziehens Dieser Zustand treibt mich, weiter zu schreiben. Er triggert mich, Eksik – Entzug von Augenblick zu Augenblick weiter zu gestalten, auch für den kommenden Schritt. Jetzt, weiter.

ZEYNEP GEDIZLIOĞLU

ZEYNEP GEDIZLIOĞLU EKSIK – ENTZUG (2021)

Page 67: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

67KONZERT 5

Der Titel bezieht sich auf das Konzeptalbum The dark side of the moon von Pink Floyd aus dem Jahre 1973. Die Melancholie und mys- teriöse Dunkelheit der Musik dieser Band hat mich schon immer berührt und beein-druckt. In meiner Komposition entwächst die Musik gongartigen Klängen, mehr und mehr entsteht ein Hallraum, ein imaginärer, traumhafter sonorer Ort, in dem sich mono- chrome Strukturen verästeln, ausdifferen-zieren und auswuchern. Das Werk endet in

kompletter Ruhe und Stagnation, quasi auf einem energetischen Gefrierpunkt. Das Be-sondere an dem kleinen Saturnmond Teles-to ist seine extreme Helligkeit im Sonnen-system (heller als Schnee). Die Komposition lebt vom Kontrast zwischen ruhigen, dunk-len und düsteren Momenten und sehr hel-len, schillernden, gleißenden und dynamisch überwältigenden Passagen.

MICHAEL PELZEL

MICHAEL PELZEL DARK SIDE OF TELESTO (2021)

Page 68: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

68

SO 25. APRIL 2021 / 16.00 UHRTHEATERSAAL

KONZERT 6

BIRKE BERTELSMEIER Frischzellenkur (2021) für Kammerorchester Kompositionsauftrag der Stadt Witten mit Unterstützung der Kunststiftung NRW Uraufführung / 10'

INÉS BADALOEntropia (2017) für Orchester Deutsche Erstaufführung / 12'

Pause

BRICE PAUSET Konzertkammer (2010/2020) für Klavier und Kammerorchester Kompositionsauftrag des WDR und der Stadt Witten Uraufführung / 35'

I Entrées, II Transicion, III Scherzo, IV Variations, V Hoquetus mineur,

VI Modulations, VII Hoquetur majeur, VIII Marche IX Finale

SENDUNG SO 25. APRIL 2021, AB 20.04 UHR WDR 3

Page 69: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

69

JEAN-PIERRE COLLOT Klavier

WDR SINFONIEORCHESTER

Slava Chestiglazov, Ye Wu, Cristian-Paul Suvaiala, Jerzy Szopinski 1. Violine

Barennie Moon, Jikmu Lee, Weronika Figat, Ea Jin Hwang 2. Violine

Stephan Blaumer, Katja Püschel Viola

Oren Shevlin, Simon Deffner Violoncello

Stanislau Anishchanka, Axel Ruge Kontrabass

Jozef Hamernik, Martin Becker Flöte

Manuel Bilz Oboe

Jérémy Sassano Englischhorn

Laszlo Kuti*, Ralf Ludwig, Tim Kieselhofer* Klarinette

Mathis Kaspar Stier Fagott

Stephan Krings Kontrafagott

Jochen Ubbelohde*, Ludwig Rast,

Marlene Pschorr Horn

Peter Mönkediek, Frieder Steinle Trompete

Kris Garfitt, Frederik Deitz, Stefan Schmitz Posaune

Hans Nickel Tuba

Emily Hoile Harfe

Peter Stracke, Johannes Steinbauer, Johannes Wippermann, Pascal Klaiber* Pauke/Schlagzeug

Paulo Alvares*, Lorenzo Soulès* Klavier

*Gäste

MICHAEL WENDEBERG Leitung

Page 70: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMERMUSIK 202170

Die Idee der Frischzellenkur, sich mit frem-den Zellen (hauptsächlich von Schweinen, Kühen, Schafen) zu verjüngen, ist so absurd (und fast überall verboten), dass ich diese Methode als Grundlage meines Stückes ge-wählt habe. Ich kombiniere sie mit Fatras, einer mittelalterlichen französischen Dicht-kunst. Fatras sind irrationale Verse, voller Wortspiele, Assoziationen und Unsinn, aber mit einer rigiden Struktur, an der ich mich in meinem Stück orientiere. Das Schöne an Fatras ist, dass sich darin straflos über Gott und König lustig gemacht werden konnte. Wie in den Fatras der erste und letzte Vers die Überschrift bilden, sind Anfang und Ende auch der Frischzellenkur fast selbst-ständige Teile.

BIRKE BERTELSMEIER FRISCHZELLENKUR (2021)

Die Frage, die ich mir bei diesem Stück stelle: Ist eine Verjüngungskur in der Musik möglich? Verjüngen Motive aus älteren Werken eine Komposition oder führen sie wie bei der medizinischen Frischzellenkur in eine Sackgasse? Oder können Zellen zeit-genössischer Techniken ein Werk verjüngen oder frisch wirken lassen? Oder ist eigent-lich alles absurd?

BIRKE BERTELSMEIER

Page 71: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

71KONZERT 6

INÉS BADALOENTROPIA (2017)

Entropie bezeichnet in der Natur den Grad von Unordnung und Chaos. Zugleich hat En-tropie jedoch auch mit Ordnung zu tun. Ähn-liches wird von Anderem unterschieden, Ge-trenntes ballt sich zusammen, es entsteht ei-ne Harmonie des Kontrasts. Die Dichotomie von Unordnung/Ordnung ist im gesamten Stück präsent. Es gibt Momente, in denen scheinbar zufällig angeordnete Elemente do-minieren. Sie gehorchen jedoch einer genau-en Konzeption, in der musikalische Gesten und Klangfarben miteinander verwoben sind. Sie bilden Strukturen und sorgen für das Gleichgewicht des Gesamtwerks.

Alles in allem handelt es sich um ein geord-netes Chaos, um eine Illusion, die oberfläch-lich einen starken Eindruck von Unordnung und Zufälligkeit vermittelt. Tatsächlich ist jedoch alles das Ergebnis einer strengen, aber versteckten Ordnung: wie in den Pro-zessen der Natur oder den Gesetzmäßigkei-ten des Kosmos.

INÉS BADALO

Page 72: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMERMUSIK 202172

Das Prinzip des Konzerts beruht auf der Idee des Dialogs. Während des Komponie-rens der ersten Fassung meiner Konzert- kammer, die 2010 für das Klangforum Wien entstand, interessierte ich mich besonders für die Idee des Dialogs, für die möglichen Beziehungen zwischen Solist und Orchester.

In meinem Stück verändern sich die Struktu-ren des Dialogs, der zugleich einen Konflikt darstellt. Die Komposition zeigt, was sich aus dieser Struktur entwickeln kann, wenn

ich sie ihren eigenen Gesetzen folgend ins Extrem treibe. Wie in anderen meiner jüngeren Stücke habe ich mich entschieden, formal nicht von einem vorherbestimmten Rahmen auszugehen. Es wird sicherlich weitere Versionen der Komposition geben: Der Begriff des vollendeten, in sich ge-schlossenen Werkes ist in meinen Augen fremd geworden.

BRICE PAUSET

BRICE PAUSET KONZERTKAMMER (2020)

Page 73: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

73KONZERT 6

Das Konzert als Kammer. Schwingt im Titel etwas Klaustrophobisches mit, oder ist es einfach eine Anspielung auf die Kammer-musik?Beides. Der Titel ist eine Hommage an die Tradition des Kammerkonzerts und die Wiener Musik des 20. Jahrhunderts, er beschreibt aber auch eine Situation, eine geschlossene Kammer. Das Geschehen findet innerhalb dieses Raums statt.

Gibt es ein Narrativ?Auslöser war die Finanzkrise von 2008. Ich fand es extrem interessant zu beobachten, inwiefern die Akteure der Finanzwelt Teil eines Systems sind und von den Strukturen beherrscht werden. Nach großen Gewinnen knallen die Champagnerkorken, am nächs-ten Tag stehen die Broker und Trader am Rand des Suizids. Es sind dieselben Perso-nen, aber in unterschiedlichen Situationen. Und es gibt eine Struktur, die diese unter-schiedlichen Situationen möglich macht.Was ich hier auf die Musik zu übertragen versuche, ist diese Abhängigkeit von Struk-turen. In diesem Fall ist das Soloklavier – auch wenn es paradox klingt – das Neben-produkt einer Gesamtsituation. Die Ge-samtsituation ist das Orchester. Dazwischen gibt es Verbindungen, die durch das zweite Klavier innerhalb des Orchesters oder die beiden zusätzlichen Klaviere am Schluss des Stücks geschaffen werden.

Wenn die musikalische Struktur eine politisch-gesellschaftliche Aufstellung ist, ist dann das Klavier das Produkt des Orchesters, also der Mensch das Produkt des Systems oder umgekehrt? Ich bin hoffnungslos Strukturalist. Wir glau-ben zwar, dass wir frei sind und persönliche Entscheidungen treffen, aber das ist nicht der Fall. Die Strukturen in den unterschied- lichen Schichten der Gesellschaft formen uns. Natürlich gibt es auch Handlungsmög-lichkeiten in die andere Richtung. Die Struk-turen sind jedoch extrem stark, viel stärker, als wir denken.

In Konzertkammer habe ich sehr viele, unter-schiedliche Verbindungen zwischen dem Klavier als »Patient« und dem Orchester als »Agent« geschaffen. Wenn es Konflikte gibt, sind sie Teil dieser Verbindungen.

Nicht nur das Individuum, sondern auch das System besteht aus Personen. Spiegelt sich das in der Musik?Es gibt Bedeutungsübertragungen vom Kla-vier auf das Orchester und umgekehrt. Ich betrachte das Klavier – Anschlag, Resonanz, Dämpfung, aber auch die Konstellation von Tasten und Pedalen – extrem phänomenolo-gisch. Diese Aspekte versuche ich, orchest-ral zu simulieren. Zu Beginn des Stückes gibt es Elemente, die man fast nicht als musikali-sche Phänomene bezeichnen kann, die aber trotzdem Metaphern des Klavierspiels sind.

BRICE PAUSET IM GESPRÄCH MIT MARTINA SEEBER

Page 74: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Musik und Tanz Köln und der Folkwang Universität der Künste Essen. Mit freundlicher Unterstützung der Kunststiftung NRW Begrenzte Publikumskapazität. Besuch der Aufführung nur mit separater Eintrittskarte möglich.

74

SENDUNG SO 25. APRIL 2021, GEGEN 23.00 UHR WDR 3

FR 24. APRIL 2020 / 16 UHR MÄRKISCHES MUSEUM

NEWCOMER KONZERT

KATHRIN DENNER vertical loop task II (2013/16) für Flöte, Oboe, Klarinette, Horn, Klavier, Violine, Viola, Violoncello und Kontrabass Deutsche Erstaufführung / 7 '

ZITENG YE Resonanz (2017/20) für Flöte, Klarinette, Violine, Viola, Violoncello und Klavier Uraufführung / 7'

SELIM GÖNCÜ dimINNUENDO (2016) für Flöte, Oboe, Bassklarinette, Horn, Schlagzeug, zwei Violinen, Viola, Violoncello Deutsche Erstaufführung / 6'

DILAY DOGANAY Antirrihinum (2019) für Flöte, Oboe, Klarinette, Violoncello und Kontrabass Deutsche Erstaufführung / 5'

CARLO PRADERIO indurre (2019) für Altflöte, Oboe, Klarinette, Horn, Schlagzeug, Klavier, zwei Violinen, Viola und Violoncello Uraufführung / 10'

IEMA ENSEMBLE 2019/20

LINA ANDONOVSKA Flöte / TAMON YASHIMA Oboe / LEONEL QUINTA Klarinette / YA CHU YANG Horn /

NOAH ROSEN Schlagzeug / THIBAUT SURUGUE Piano / TOMOKI PARK Piano / YEZU WOO Violine /

HOLLY WORKMAN Violine / NEFELI GALANI Viola / YI ZHOU Cello / JAKOB KRUPP Kontrabass/

MARC HAJJAR Dirigent / LUCIA KILGER Klangregie

Page 75: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Musik und Tanz Köln und der Folkwang Universität der Künste Essen. Mit freundlicher Unterstützung der Kunststiftung NRW Begrenzte Publikumskapazität. Besuch der Aufführung nur mit separater Eintrittskarte möglich.

75NEWCOMER KONZERT

auf elegante Melodien, frei improvisierte Gesten wechseln mit Beats und Loops. Manchmal lösen sich die Gegensätze ab, manchmal gehen sie Verbindungen ein. Der erste Teil von dimINNUENDO ist von lauten, rohen, pene tranten Gesten, von verzerrten Trillern und perkussiven Unterbrechungen bestimmt. Die zweite Hälfte ist harmonisch und dunkel. Sie ist von weichen Resonanzen geprägt, wie vom Widerhall eines unharmo-nischen Beckenschlags. Dennoch melden sich die Dissonanzen und Störungen des Beginns zurück. Das Stück endet, bevor die Erinnerungen Überhand gewinnen.

DILAY DOGANAY ANTIRRIHINUM (2019)

Auf der ganzen Welt verdrängen die Men-schen, dass sie sterblich sind. Seltsamer- weise werden sie gerade von den Blumen an den Tod erinnert, die sie zu Lebzeiten in ihre Gärten pflanzen.

CARLO ELIA PRADERIO INDURRE (2019)

Versteht man das Ensemble als Einheit, kon-zentrieren sich die Musiker jeweils auf die anderen, sie verzichten zugunsten der kol-lektiven Identität auf ihre Individualität. In einer Musik zwischen Wachen und Traum bewegt sich ein instabil schwebender Klang von Instrument zu Instrument. Er wird ge-schichtet, er verliert sich und überschreitet die Grenzen der Instrumente.

Der Begriff Loop in der Musik bezeichnet ursprünglich ein an beiden Enden zusammen- geklebtes Stück eines Tonbandes. Diese Art der Wiederholung spielt hier nur eine marginale Rolle. Die Komposition nutzt die Wiederholung als aufbauende und form-gebende Kraft. So ist es nicht das mecha-nische Wiederholen, sondern das variative Zurückkehren zu einem Ausgangsmaterial, was sich die Komposition lebendig entfalten lässt. Wenige musikalische und strukturelle Elemente kehren – sich sowohl vertikal als auch horizontal wiederholend – in unter-schiedlichen Stimmen wieder und verflech-ten sich zu plastischen Texturen.

ZITENG YE RESONANZ (2017/2020)

Wenn immer mehr Menschen angesichts der Widrigkeiten aufwachen und sich von geistigen Fesseln befreien, wird sich diese Kraft in eine mächtige Waffe verwandeln. Für den Menschen, dessen Subjektbewusst-sein fortwährend erwacht.

SELIM GÖNCÜ dimINNUENDO (2016)

Durch die Balance von Gegensätzen versu-che ich, fragile Verbindungen herzustellen. Geräuschtexturen stehen reinen Tönen gegenüber, aggressive Ausbrüche treffen

KATHRIN A. DENNER VERTICAL LOOP TASK (2013/16)

Page 76: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMERMUSIK 20217676

Peter Ablinger, 1959 in Schwanenstadt/ Österreich geboren. Studium (Graphik und Jazzklavier) in Linz, privater Kompositions-unterricht bei Gösta Neuwirth, Studium an der Musikhochschule Wien bei Roman Haubenstock-Ramati und Erich Urbanner. 1982-90 Lehrtätigkeit an der Musikschule Berlin-Kreuzberg, 1988 Gründung des En-sembles Zwischentöne. 1990 – 92 Leitung des Festivals Klangwerkstatt Berlin. Neuere Werke: Umgekehrte Perspektive, Eine Materi-alsammlung (1990 – 2020), 4 Weiss für gro-ßes Streichorchester und weißes Rauschen (2018/19), Corona Suite, Pieces to entertain myself; Wider die Natur, extended flute project, Vakuum, Weiss/Weisslich 32h (alle 2020), Wonders of Noise (Video 2021).

Arotin & Serghei Alexander Arotin, 1970 in Wien geboren. Österreichisch-französischer Künstler, Kura-tor, Komponist und Regisseur, aufgewach-sen zwischen Wien, Paris und Moskau. Ab 4 Jahren Klavierunterricht, Auftritte im Burgtheater und in der Staatsoper Wien. Studium in Wien (Klavier, Komposition, Mu-siktheorie, Orchesterleitung). Meisterkurs für Komposition bei Luigi Nono, Regieprak-tikum bei Giorgio Strehler. Meisterkurs für Film- und Theaterregie bei Axel Manthey und Klaus Zehelein. Studien zu Wagner und Skrjabin. Erste Realisationen bei den Salz-burger Festspielen, im Künstlerhaus Wien, bei den Wiener Festwochen.

Serghei Victor Dubin, 1973 in Chisinau, Moldawien geboren. Künstler, Kurator und Regisseur. Ausbildung in Ballett, Musik und Theater in Chisinau. Studium an der Univer-sität Chisinau (Sprachgeschichte und Philo-sophie), Moskau (Journalismus), Montpellier und Wien (Kunstgeschichte und Archäolo-gie). Gemeinsame Projekte von Arotin & Serghei (Auswahl): Free Space (2007) Mute Space / Blacklight (2010 – 11), Happy Day Balance (kinetische Installation), My East Is Your West (2012), Infinite Screen (Installation, 2013 – 15).

Inés Badalo, 1989 in Portugal geboren. Stu-dium (Komposition und Gitarre) am Conser-vatorio Superior de Música de Badajoz und der Escola Superior de Música de Lisboa. Preisträgerin des Concurso Internacional de Composición Manuel de Falla, Prémio de Composição Sociedade Portuguesa de Auto-res/Antena 2, Premio Francisco Guerrero Marín – Jóvenes Compositores de la Funda-ción SGAE/CNDM. Werke (Auswahl): Toru für Gitarre (2014), Policromia Vidrada für Gi-tarre (2016), Música para uma galeria für Bassklarinette (2018), Quimera Etérea für Streichquartett (2018), Sumi-e für zwei Per-kussionisten (2019), Al-inbiq für Blechbläser-quintett (2020), Electrum für zwei Perkussio-nisten (2020).

Page 77: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

7777BIOGRAPHIEN / KOMPONISTEN

Thomas Taxus Beck, 1962 geboren, Studi-um der Musikwissenschaft, Kunstgeschichte und Germanistik in Köln, Komposition bei Bojidar Dimov und Elektronische Kompositi-on bei Hans Ulrich Humpert. Seit 2007 kompositorischer Leiter der Response-Pro-jekte der Kölner Philharmonie. Dozent an der Rheinischen Musikschule für Kompositi-on und Musiktheorie. Neuere Werke: Posta-ral II Variable Komposition für vier bis belie-big viele Querflöten, simultan spielbar mit Postaral II (2019), Im anderen Auge 4 graphi-sche Kompositionen für variable Besetzun-gen (2020) sowie Ein Dreiklang ist kein Wald oder Praxisschock Kompositionspädagogik Sachdienliche Hinweise für Schule und Mu-sikschule (ConBrio 2020).

Lilian Beidler, 1982 in Bern geboren. Studi-um in Bern (Music and Arts, Contemporary Arts Practice) und an der Goldsmiths Uni-versity London (Performance Making). Preisträgerin des Musikpreises 2015 des Kantons Bern. Dozentin an der Hochschule der Künste Bern für Elektroakustische Kom-position. Neuere Werke: running (Perfor-mance, 2015), réciproque (Performance, 2016), M, I, N, C&O, etc (Performance, 2017), Stadtereignisse (Künstlerisches Experiment, 2017), ART MARA – Women’s Ground (Künst-lerisches Experiment, 2018), Ohr-Weide- Sa-lix Aurita (Ausstellung, 2018) Performance with Voicetrument and dancer Neda Notash (Performance, 2019), Pierce my Skin (Ausstel-lung, 2020).

Birke Bertelsmeier, 1981 in Hilden gebo-ren. Studium (Klavier und Komposition) in Köln, Karlsruhe und am IRCAM in Paris. Karlsruher Kompositionspreis 2014, Kompo-sitionsförderpreis der Ernst von Siemens Musikstiftung 2015. Neuere Werke: vom blauen Himmel für Chor, Kinderchor, Or-chester, zwei Solisten und Orgel, Gib mir dein (Musiktheater, 2017), Kennst du das für Ensemble (2018), de ente für Fagott, großes Ensemble und Elektronik, zapzarap für Mandola, Gitarre und Harfe, gebissen für Orchester, Ouroboros für Violine und Klavier, Sunnuntag für Ensemble und sechs Sänger (2019), the world to come für Sopran, Chor und Orchester, Diva Machina für Ensemble, Finale für Ensemble (2020).

Sasha J. Blondeau, 1986 in Briançon gebo-ren. Studium (Klavier und Saxofon) in Gap, Kompositionsstudium in Lyon und Paris. Preis der Francis und Mica Salabert Stiftung (2012), Sacem »Claude Arrieu«-Preis 2018. Residenz in der Villa Médicis in Rom (2018/19). Neuere Werke: L’oeil-exact für Vi-oline, Urphänomen I für Violine und Cello (2018), Ponentio (Mehrkanalinstallation), Contre-espace für Ensemble, Atlas I: In princi-pio für Sopran, Klarinette, Trompete, Schlag-zeug und Elektronik, Atlas II: Ils portent en eux un passé qui s’immisce für Violine und Elektronik (2019), Monstrum für Flöte, Klari-nette, Oboe, Viola und Cello, Urphänomen IIb für Klavier und Elektronik (2020).

Page 78: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMERMUSIK 202178

Huihui Cheng, 1985 in Wu-Chang in China geboren. Kompositionsstudium an der CCOM Beijing und an der Musikhochschule Stuttgart. Erster Preis beim Internationalen Isang-Yun-Wettbewerb und 2016 Giga- Hertz-Produktionspreis des ZKM. Werke (Auswahl): Umlaut für Sopran, Violine und Tonband (2017), Narcissus und Echo für So-pran, Alt, Klarinette, Cello, Schlagzeug, Elektronik und Video, Meine Inseln für Stim-me, Schlagzeug und Tonband (2018), The tower window towards the sea für Ensemble und Tonband, SEA.M.S für Sheng und Elek- tronik, Your turn (Kartenspiel-Performance), Ball’s singing für Harfe und Elektronik (2019).

Kathrin A. Denner, geboren 1986 in Unterfranken. Kompositionsstudium bei Theo Brandmüller und Wolfgang Rihm sowie aktuell bei Johannes Schöllhorn in Freiburg. Lehrbeauftragte an der Hoch- schule für Musik Karlsruhe. Preisträgerin des Deutschen Musikwettbewerbs 2013, Deutscher Musikautorenpreis der GEMA (2018).

Dilay Doganay, 1999 in Izmir in der Tükei geboren. Violinstudium, seit 2017 Komposi-tion in Izmir. Meisterkurse bei u. a. Marco Stroppa, Helena Tulve, Ipke Starke, Sarah Nemtsov, Sergej Maingardt und Vassos Nicolau.

Hugues Dufourt, 1943 in Lyon geboren. Studierte in Genf Klavier, Komposition und Philosophie. Mitbegründer und 1975 – 81 Lei-ter des Ensembles L'Itinéraire. Gründete 1977 das CRISS (Collectif de recherche inst-rumentale et de synthèse sonore). Musikali-scher Leiter der Gruppe Forum in Lyon (1985 – 89). Neuere Werke: Le Mani del violi-nista d’après Giacomo Balla für Violine und Orchester (2015), L’Amérique d’après Tiepolo für Klavier und Ensemble, Ur-Geräusch für Orchester (2016), Le Supplice de Masyas d’après Titien für vier Streichinstrumente (2017), Tombeau de Debussy für Klavier (2018), Les courants polyphoniques für vier Saxofone (2019).

Page 79: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

79BIOGRAPHIEN / KOMPONISTEN

Farzia Fallah, 1980 in Teheran geboren, studierte dort Elektronik und Signalverar-beitung sowie Klavier. Weitere Studien (Komposition) bei Alireza Mashayekhi in Teheran, bei Younghi Pagh-Paan und Jörg Birkenkötter in Bremen sowie in Köln und Freiburg. Mitglied von Kollektiv3:6Koeln. Aufenthaltsstipendium Künstlerhaus Shreyahn (2018), Videokunst Förderpreis Bremen (2016). Neuere Werke (Auswahl): Lalayi II für Violine, Viola und Violoncello (2017), ein weiterer Augenblick des stehenden Jetzt für Schlagzeug, Klavier und Video (2018), disPosition für Gong, Plattenglocke und zwei sich im Raum bewegende Schlag-zeuger (2019), how unspeakable für Klarinet-te, Trompete, Schlagzeug, Violoncello und Kontrabass (2020).

Bernhard Gander, 1969 in Lienz geboren. Studium am Tiroler Landeskonservatorium, in Graz bei Beat Furrer, am UPIC in Paris und am Schweizerischen Zentrum für Com-putermusik. Auszeichnungen: Musikförder-preis der Stadt Wien für Komposition 2004, Erste Bank Kompositionspreis 2005, SKE Publicity Preis 2009, Ernst Krenek Preis 2012. Neuere Werke: Cold Cadaver with Thir-teen Scary Scars für E-Bass, Drums, Ham-mond-Orgel und Ensemble (2015/16), Blood Beat für Orchester (2016), 0666/666666 call me! für Bass und Ensemble (2017/18), Eleven Evil Elves für Saxophonquartett (2018), Maxi-mal Funeral für zwei Naturtrompeten und Kammerorchester (2018/19), Schwarze Perlen

für Klavierquartett, Oozing Earth für Stim-me, Extreme Metal Drummer und Ensemble (2019), Evil Elves: Level Eleven für Orchester (2020).

Zeynep Gedizlioglu, 1977 in Izmir geboren. Studium bei Wolfgang Rihm und Michael Reudenbach in Karlsruhe. 2010/11 Aufent-halt am IRCAM in Paris. Auszeichnungen: Komponisten-Preis der Ernst von Siemens Musikstiftung 2012, Composer of the Year bei den 5. Donizetti Classical Music Awards in Istanbul 2014, Heidelberger Künstlerin-nenpreis 2018, Kunstpreis Berlin 2019. Neu-ere Werke: Jetzt – mit meiner linken Hand für Ensemble (2014), Notes from the silent one für Streichorchester (2015), Verbinden und Abwenden für Ensemble und Orchester (2016), Kelimeler / Words für fünf Stimmen (2014/17), Sights of Now für zwei Klaviere und Streichquartett (2017), Blick des Abwe-senden für Klavier und Orchester (2018) , Simdi für zwei Klaviere, Nacht für großes En-semble, Riss für Ensemble und Sprecherin (2020).

Selim Göncü, Kompositionsstudium in Salzburg, Graz und aktuell in Berkley/Kalifornien bei Franck Bedrossian, Clemens Gadenstätter und Edmund Campion. Composer in Residence des Ensemble Échappé in New York.

Page 80: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMERMUSIK 202180

Hanna Hartman geboren 1961 in Uppsala/ Schweden, studierte Theater- und Literatur-wissenschaft in Uppsala Stockholm sowie Radio und interaktive Medienkunst am Dra-matiska Institutet und am EMS Stockholm. Auszeichnungen: Karl-Sczuka-Preis (2005), Phonurgia Nova Preis (2006 & 2016), Villa Aurora Los Angeles (2010), Rosenberg Preis (2011) und Palma Ars Acustica (2018). Neue-re Werke: Die Mückenmaschine für Stimmen (2016), Die Kartoffel Fanfare für Superball und verstärkte Kartoffelstärke (2017), The Boiler Room für Bassklarinette, Cello und verstärkte Objekte (2018), The Happiness Machine für Ensemble, Termite Territory für fünf Kartonspieler (2019).

Mauro Hertig, 1989 in der Schweiz gebo-ren. Studium in Zürich und Graz bei Isabel Mundry, Beat Furrer und Klaus Lang. Kurse und Meisterklassen bei Georges Aperghis, Helmut Lachenmann, Elliott Sharp, Felix Profos und Peter Ablinger. Neuere Werke: Ein Lied geht um die Welt / A Song Travels the World Konzeptuelles Online-Stück (2017), Die Perfekte Passivität (Landschaftsoper), Our Ear für Alt- Saxophon und Viola (2018), Home Hand für Alt-Saxophon, Schlagzeug, E-Gitarre und Keyboard, The Great Mirror für Doppel-Vokalquartett (2019). Buchpubli-kation: Höranalyse. Neue Werkzeuge der musikalischen Wahrnehmung (2019).

Mirela Ivičević, geboren 1980 in Split/ Kroatien. Studium an der Musikakademie Zagreb, Medienkomposition und angewand-te Musik in Wien sowie Komposition in Graz. Preise und Stipendien: Staatsstipendium des Österreichischen Bunderkanzleramts, Josip Štolcer Slavenski Preis, Berliner Künstlerpro-gramm des DAAD. 2010 – 2016 Co-Kuratorin und Produzentin des Festivals Dani Nove Glazbe Split. Mitbegründerin des Wiener Black Page Orchestra. Neuere Werke: Case black für Ensemble und Elektronik (2016), YY für Flöte, Kontrabass, Kontrabass-Pät-zold-Flöte und Cembalo, Her Absence Filled the World für Streichorchester (2017), Dream-work für Ensemble, Elektronik und Film (2018), Sweet Dreams für Ensemble (2019).

Georg Klein, 1964 in Öhringen geboren, studierte Toningenieur/Kommunikations-wissenschaft an der TU München, später an der TU Berlin. Seit 2010 Dozent u. a. an der Universität der Künste Berlin. Mitbegründer der Gruppe Errant Sound in Berlin. Aus-zeichnungen: Gustav-Mahler-Kompositions-preis 1999. Neuere Werke (Auswahl): under-grounded (Begehbare Raumblase mit inter-aktiver Installation 2016), Grün Hören (Interaktive Klanginstallation 2017), The Sound before Silence (Klang-Video-Installati-on mit Objekten, 2018), toposonie::engelbe-cken (Soundwalk), Warten (Klang-Video- Installation), The Dry and the Wet (Klang-Video-Installation, 2019), Niland (Audio- visuelle Installation, 2020).

Page 81: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

81BIOGRAPHIEN / KOMPONISTEN

für Orgel und großes Orchester (2020), cantica christinae I-III für verschiedene Besetzungen (2020/21).

Mauro Lanza, 1975 in Venedig geboren. Studium (Klavier, Komposition, Musikwis-senschaft) in Venedig, Kurse u. a. bei Brian Ferneyhough, Salvatore Sciarrino, Gérard Grisey und Alessandro Solbiati und am IR-CAM in Paris. Dozent und Composer in Re-search am IRCAM. Nach 2004 Gastdozent in Montréal, Cuneo, Barcelona und Det-mold. Gastprofessor an der UDK Berlin. Neuere Werke: Disiecta membra für sechs Stimmen (2015), Regnum lapideum für En-semble und elektromechanische Instrumen-te (2016), Fossilia für zehn elektromechani-sche Instrumente (2017), How to proceed (Tanzperformance), Experiments in the revi-val of organisms für Orchester (2018).

Sabine Maier, 1971 in der Steiermark gebo-ren. Ausbildung als Drogistin Fotografin, Meisterklasse an der Höheren Graphischen Bundes-Lehr- und Versuchsanstalt in Wien. Arbeit als Restauratorin und Theaterfoto-grafin. Inszenatorische Kooperationen mit Komponist*innen und Schriftsteller*innen. 1999 Mitgründerin des Kunstlabels Mach-feld. Arbeiten im Bereich Fotografie, Instal-lation, Bildende Kunst, Kunst im öffentli-chen Raum, Medien- und Radiokunst.

Georgia Koumará, 1991 in Thessaloniki ge-boren. Kompositionsstudium in Thessaloniki und Köln. Meisterkurse u. a. bei Georges Aperghis, Brian Ferneyhough, Franck Bedrossian, Philippe Manoury, Alberto Posadas, Georg Friedrich Haas, Hans Thomalla. Seit 2010 Mitglied des Ensembles 6daEXIT für improvisatorische und interme-diale Musik. Neuere Werke (Auswahl): Lucid Dreamers #2 für zwei gespiegelte Schagzeuger, zwei Performer, präparierte Zither und präparierte Flöte (2018), Tricksters Parade für Solo-Drumset und Ensemble, Die wunderliche Gasterei für Solo-Performer und Ensemble, Sprawling bodies für Strohvioline, Strohviola undElektronik, wurst für Soloperformer mitEffektpedal (2019).

Lang Klaus, 1971 in Graz geboren. Studium (Komposition und Orgel) in Graz und Bremen bei Hermann Markus Preßl, Beat Furrer und Younghi Pagh-Paan. Kurse bei Klaus Huber, Peter Ablinger, James Tenney und LaMonte Young. Seit 2006 Professor für Komposition in Graz. Gründung des Verlages Zeitvertrieb Wien/Berlin. Neuere Werke: molten trees für zwei Klaviere und zwei Schlagzeuge (2017), Der verschwundene Hochzeiter (Oper, 2018), coelum obscurum für Ensemble (2019), allmenden für Saxophonquartett und Har-monium, der besuch vom kleinen tod (Kinder-oper), pflaumenblüten. Staub. für Chor, Streichorchester, 3 Posaunen und Orgel, ionisches licht für Orchester, tönendes licht

Page 82: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMERMUSIK 202182

Dariya Maminova, 1988 in St. Petersburg geboren, studierte dort Klavier und Kompo-sition, später in Detmold bei Fabien Lévy und aktuell in Köln. Gründung des MAMI NOVA project gemeinsam mit ihrer Schwes-ter Malika. Zusammenarbeit mit bildenden Künstlern aus Ghana, Äthyopien, Mosam-bique, Südafrika und Namibia. Neuere Wer-ke: Microstories für Ensemble, Meander für Stimme und Vibrafon, Multidimensional spa-ce für präpariertes Klavier (2018), Emptiness? für Gitarrenquartett und Liveelektronik, Wonne der Wehmuth für gemischten Chor a cappella und Klavier, I don’t know whether the Earth is spinning or not… für Sänger und Ensemble (2019), An evening für Stimme, Klavier und E-Gitarre (2020).

Andrea Neumann, 1968 in Freiburg/Breisgau geboren. Klavierstudium an der Hochschule der Künste in Berlin. Entwick-lung des Innenklaviers, Arbeit als Compo-ser-Performerin. Mitglied im Splitter Or-chester, Phosphor, N.E.W., Contagious. Lehraufträge an der UDK Berlin und an der Universität Potsdam. Seit 2020 Professorin für freie Improvisation an der Hochschule für Musik Basel. Neuere Werke: drehwurm (mit Sabine Ercklentz, 2016), Nashaz (mit Sharif Sehnaoui, Michael Thieke, Michael Vorfeld, 2016), refound (mit Mads Emil Niel-sen, 2018), Framework Fragments (mit Mads Emil Nielsen, 2020), verschieben / verschrä-gen (mit Ignaz Schick, 2020).

Daniel Ott, 1960 in Grub/Schweiz geboren. Klavierstudium, Arbeit als Lehrer und in frei-en Theatergruppen. Kompositionsstudium bei Nicolaus A. Huber in Essen und bei Klaus Huber in Freiburg. Seit 2005 Professor für Komposition und experimentelles Musik- theater an der Universität der Künste Berlin. 1990 Gründung des Festivals für neue Mu-sik in Rümlingen, seit 2016 mit Manos Tsan-garis künstlerischer Leiter der Münchener Biennale. Neuere Werke: Stadthaus I-III für Orchester, Solisten und Zuspielungen (2017), Chavorgia für Klarinette, Akkordeon und Blechbläser, Fin al Cunfin (Musikthea-ter, 2019), berlin westhafen – umschlagplatz klang für Ensembles und Gäste (2020).

Brice Pauset, 1965 in Besançon geboren. Studien (Klavier, Violine, Kammermusik, Analyse, Komposition, Philosophie) u. a. bei Michel Philippot, Alain Bancquart, Gérard Grisey und Michel Zbar in Paris und Leuven. Weitere Studien bei Franco Donatoni und Brian Ferneyhough sowie am IRCAM. Künstlerische Leitung des Ensembles Cont-rechamps. Seit 2008 Professor für Komposi-tion in Freiburg. Neuere Werke: Musik mit Hebewerk für Ensemble, Wonderful deluxe für Kontratenor fünf Stimmen und Ensemb-le (2015), Narration hégémonique für Akkor-deon, Kataster für Ensemble und Orchester (2017), Après une lecture de Marx: II. Tombeau de Mary-Ann Walkley für Ensemble (2018), Strafen (Oper nach Kafka, 2019).

Page 83: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

83BIOGRAPHIEN / KOMPONISTEN

Michael Pelzel, 1978 in Rapperswil/Schweiz geboren. Studium (Klavier, Orgel, Komposi-tion) an den Musikhochschulen von Luzern, Basel, Stuttgart, Berlin und Karlsruhe. Orga-nist der reformierten Kirchgemeinde Stäfa am Zürichsee. Preise und Stipendien: Busoni- Kompositionspreis (2011), Aufenthaltssti-pendium berliner künstlerprogramm daad (2014), Komponisten Förderpreis der Sie-mens Musikstiftung (2017). Neuere Werke: vague écume des mèrs für Streichquartett (2013), Sculture di suono für großes Ensemble (2014), Danse diabolique für Bläser, Harfe, Klavier und Schlagzeug (2016), zwanzig kla-vierstücke; as time goes by für Cello (2018), Mysterious Benares Bells für Orchester mit Elektronik; Last Call (Musiktheater, 2019).

Carlo Elia Praderio, 1993 in Varese/Italien geboren. Studium in Mailand bei Gabriele Manca. Masterstudent am Conservatoire National Supérieur de Musique in Paris bei Stefano Gervasoni, Yan Maresz und Luis Naon.

Kirsten Reese, 1968 in Kiel geboren. Stu- dium (Flöte, elektronische Musik und Kom- position) in Berlin und New York. 2002 – 07 Dozentin an der Musikhochschule Hamburg, 2011 in Bern, seit 2012 Professorin an der Kath. Hochschule für Sozialwesen Berlin, seit 2007 Dozentin und Gastprofessorin an der UDK Berlin. 2018 Dozentin bei den Darmstäd-ter Ferienkursen. Neuere Werke: Phantom Synchron mit Daniel Ott, Sebastian Quack, Enrico Stolzenburg. Eine musikalische Ortser-kundung (2015), Atmende Kugel für sechs Stimmen und rotierende Lautsprecherkugel (2017), Light Green Rituals für Fairlight CMI und Ensemble (2017/2018), Neglou Performa-tive Installation im Schwimmbad; Purpoise für drei Synthesizer (2019).

Żaneta Rydzewska, 1991 in Polen geboren. Studium (Komposition) in Köln und an der Fry-deryk-Chopin- Musikuniversität in Warschau (Komposition und Klarinette). Preise: Interna-tionaler Kompositionswettbewerb AKOM, II. Internationalen Kompositionswettbewerb Pa-tri Patrie in Katowice, Marek Stachowski III Kompositionswettbewerb in Krakau. Bernd- Alois-Zimmermann-Stipendium Köln 2019. Neuere Werke: where Musiktheater für Geige und zwei Bratschen; data processing für Ensemble; naural beats für Orchester; sit back and relax für Klavier, Percussion, Kontrabass, Elektronik und Licht (2019), blots für Klarinet-te, Klavier und Elektronik; defence mechanisms Doppelkonzert für Klarinette, Percussion und Orchester (2020).

Page 84: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMERMUSIK 202184

Céline Steiner, 1991 in Baden-Baden gebo-ren. Geigenstudien an der Musikhochschule Freiburg, Barockvioline am Conservatoire de Strasbourg. Gründung des Ensembles L’Académie des Cosmopolites. Kompositi-onsstudium an der Musikhochschule Frei-burg und Paris. Neuere Werke: Le petit livre de la subversion hors de soupcon für Männer-vokalquartett (2017), Les larmes-mosaïques refouillées für Cello und Klavier (2018), L’En-volant für Oboe und Cello (2018), Postlude à l’image du silence für Orchester (2018), Mali-na (Kammeroper, 2018 – 19), Ma ronce für Horn solo (2019), Olivier-voile-or für Ham-merflügel (2019).

Christian Winther Christensen, 1977 in Dänemark geboren. Studium am Königlich Dänischen Konservatorium (Komposition) bei Bent Sørensen, Niels Rosing-Schow, Hans Abrahamsen und Hans Peter Stubbe Teglbjærg sowie in Paris bei Frédéric Durieux. Preisträger des Léonie-Sonning-Talentpreis sowie dem Schierbeck-Preis und Stipendiat des dänischen Statens Kunstfond. Neuere Werke: Chorale für Akustikgitarre, E-Gitarre, Altflöte, Bassklarinette, Klavier, Geige, Vio-la, Cello (2016 – 2017), Piano Concerto für Klavier (2018), Freunde für vier Musiker (2018), Dark Sleep für Stimme, Gitarre und zwei kleine Bildschirme (2018 – 2019), Viola Concerto für Geige (2019).

Ziteng Ye, geboren 1992 in Wuhan/China. Studium in Wuhan. 2014 Anerkennungs- preis der China Asian Music Week, 2015 dritter Preis des Samadis Kompositions-wettbewerbs. Seit 2019 Studium bei Mark Andre und Manos Tsangaris.

Page 85: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

85BIOGRAPHIEN / INTERPRETEN

ascolta, 2003 in Stuttgart gegründet mit der Besetzung Trompete, Posaune, Schlag-zeug, Klavier, Cello und Gitarre/E-Bass. Uraufführung von mehr als 250 Werken u. a. von Marco Stroppa, Dieter Schnebel, Salvatore Sciarrino, Pierluigi Billone, Fran-cesco Filidei, Beat Furrer, Isabel Mundry, Olga Neuwirth und Hans Thomalla. Arbeit mit szenischen Konzertformaten und mit Video-, Performance- und Multimedia- Künstlern. CDs (Auswahl): Ming Tsao (Mode), Chaya Czernowin Sheva (Wergo), Rolf Riehm aprikosenbäume gibt es (Cybele), Annette Schmucki arbeiten / verlieren. die wörter (Musiques Suisses/Grammont Por-trait).

Jean-Pierre Collot, in Metz geboren. Studi-um bei Jean-Claude Pennetier, Christian Ivaldi und Jean Koerner in Paris (CNSM). 1993 – 99 Zusammenarbeit mit dem Ensem-ble Intercontemporain. 2003 – 17 Mitglied des ensemble recherche. Als Solist Auftritte u.a. unter Leitung von Pierre Boulez. Seit 2005 Dozent bei der Sommerakademie in Freiburg. CDs (Auswahl) Stefan Wolpe, Er-ich Itor Kahn, Brian Ferneyhough, Karlheinz Stockhausen (Wergo), Jean Barraqué (Win-ter&Winter), Claude Debussy/Salvatore Sci-arrino (Winter&Winter), Spectral Visions of Goethe: Schubert/Liszt/Dufourt (Win-ter&Winter).

Titus Engel, Dirigent, geboren 1975 in Zü-rich. Studium in Zürich, Berlin und Dresden. Dirigate beim Orchestre de l'Opéra de Paris, Orchester der Deutschen Oper Berlin, Salz-burg, WDR Sinfonieorchester, SWR Sinfo-nieorchester, Staatsoper Stuttgart, Berner Symphonieorchester, Mahler Chamber Orchestra. 2000 – 2012 musikalische Lei-tung des Ensemble courage. CDs (Auswahl): Elena Mendoza Szenen aus Niebla (Wergo), Bernhard Gander Wegda! (Kairos), Sergej Newski Autland (Wergo), Benjamin Schwei-zer (Wergo), Klangrede (bastille musique), Gordon Kampe (col legno), Charles Ives (Accentus Music).

Ensemble Garage, 2009 in Köln gegründet von Brigitta Muntendorf und Rodrigo Lopez Klingenfus. Gastspiele u. a. bei Festival Acht Brücken Köln, ’aXes Festival Krakau, Donau-eschinger Musiktage, Ultraschall Berlin, Tonlagen Festival Hellerau, now! Essen, Eclat Stuttgart, De Bijloke Gent, Musikthea-ter im Revier Gelsenkirchen, Darmstädter Ferienkurse. Uraufführungen u. a. von Jago-da Szmytka, Oliver Schneller, Sergej Main-gardt,Yasutaki Inamori, Patrick Frank und Rodrigo López Klingenfuss. CDs: Brigitta Muntendorf (Col legno) Jagoda Szmytka (Wergo), Clara Iannotta (edition RZ), Steffen Krebber (Wergo).

Page 86: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

86 WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMERMUSIK 2021

Ensemble Nikel, gegründet 2006 von Yaron Deutsch (E-Gitarre), Patrick Stadler (Saxophon), Brian Archinal (Schlagzeug) und Antoine Françoise (Klavier). Uraufführungen u. a. von Pierluigi Billone, Chaya Czernowin, Jose Maria Sanchez Verdu, Philippe Hurel, Raphael Cendo, Clemens Gadenstätter, Ste-ven Takasugi, Katherine Young, Sarah Nemtsov und Stefan Prins. CDs (Auswahl): a decade: Czernowin, Momi, Prins, Hurel, Sanchez Verdu, Wertmüller, Gadenstätter, Thurley, Barden, A. Schubert (Eigenverlag), Marco Momi (Kairos), Chaya Czernowin Heart Chamber (Naxos), Gadenstätter (Kairos).

Ensemble Schwerpunkt, Blechbläser-quintett gegründet 2009 in Hannover von Studierenden der Hochschule. Debüt-Kon-zert beim LjudOLjud Festival in Stockholm. Preise: Felix-Mendelssohn-Bartholdy-Wett-bewerb (2012), 1. Preis Internationaler Jan Koetsier Wettbewerb (2013). Uraufführun-gen von Benedict Mason, Johannes X Shachtner, Vassos Nicolaou, Paul Hübner, Eres Holz, Jun-Eun Park. CD: Werke von Francesoni, Carter, Berio… (Neos).

fiat ars, Kammerchor der Katholischen Hochschulgemeinde Köln für sakrale Musik. Regelmäßige Konzerte und Mitwirkung bei Gottesdiensten in Köln und Umgebung. Repertoireschwerpunkte: geistliche A-cap-pella-Literatur, von Motetten alter Meister über Psalmvertonungen der Romantik bis hin zu zeitgenössischer Musik. Leitung seit der Gründung 2006: Jonas Dickopf.

Nina Guo, Vokalperformerin, Studium an der UDK Berlin und am New England Con-servatory of Music in Boston. Stipendiatin der Darmstädter Ferienkurse für Neue Musik, Preisträgerin des New England Con-servatory's John Cage Award. Auftritte bei Festivals wie Seanaps Festival, Active Listening Festival 48 Hours Neukölln, Oh My Ears, Musiktheatertage Wien. Zusam-menarbeit mit Jennifer Walshe, Katherine Balch, John Aylward.

Paul Hübner, Trompeter, Komponist, Im-provisator und Performer, 1985 in Bernkas-tel-Kues geboren. Studium bei Malte Burba und Mike Svoboda. Aufführungen u. a. beim Lucerne Festival, Münchner Biennale, War-schauer Herbst, Acht Brücken in Köln, Wien Modern. Mitglied der Gruppen Trio 3R und mam.manufaktur für aktuelle Musik. Film- und Hörspielmusiken. Uraufführungen u. a. von Peter Ablinger, Adriana Hölszky, Dmitri Kourliandski, Julio Estrada. Handbuch über experimentelle Spieltechniken auf Blech- blasinstrumenten (Breitkopf & Härtel).

IEMA-Ensemble, 2003 als Ensemble der Internationalen Ensemble Modern Akade-mie gegründet. Ausbildungs- und Förder-programm für jährlich bis zu 20 Stipendiaten (Instrumentalisten, Dirigenten, Klangregis-seure und Komponisten). Seit 2006 in Kooperation mit dem Masterstudiengang »Zeitgenössische Musik« der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main. Jährlich bis zu 30 Konzerte im In- und Ausland.

Page 87: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

87

Ircam, Forschungsinstitut für Akustik/ Musik, 1977 im Centre Pompidou in Paris gegründet. Leiter: Pierre Boulez, Laurent Bayle, Bernard Stiegler, Frank Madlener. Eigenes Ensemble für zeitgenössiche Musik (Ensemble InterContemporain). Technologi-sche Forschungen zur Liveelektronik, Akus-tik, Computermusik, Entwicklung eigener Software. Jahreskurse für Kommponist*in-nen. Uraufführungen von Werken u. a. von Georges Aperghis, Luciano Berio, Pierre Boulez, Unsuk Chin, Jonathan Harvey, Jean-Michel Jarre, Emmanuel Nunes, Kaija Saariaho, Marco Stroppa.

Klangforum Wien, Ensemble für zeitgenös-sische Musik, 1985 von Beat Furrer gegrün-det. Seit 2018/19 ist Bas Wiegers Erster Gastdirigent. Eigener Konzertzyklus im Wie-ner Konzerthaus, weltweite Gastspiele. CDs (Auswahl): Beat Furrer Die Blinden (pan clas-sics), Jean Barraqué (cpo), Giacinto Scelsi (kairos), Wolfgang Rihm, Matthias Pintscher, Beat Furrer, Hans Zender Schuberts Winter-reise (Kairos), Jacques Offenbach La vie Pari-sienne (col legno), Olga Neuwirth Constructi-on in Space; Bählamms Fest (Kairos), Georg Friedrich Haas in vain; Einklang freier Wesen (Kairos), Pierluigi Billone Mani.Long (durian).

Serge Lemouton Computer Music Design. Studium in Lyon (Violine, Musikwissenschaft und Komposition und Computermusik). Seit 1992 im Team des IRCAM. Zusammenarbeit mit Komponist*innen wie Florence Baschet, Laurent Cuniot, Michael Jarrell, Jacques Lenot, Jean-Luc Hervé, Michaël Levinas, Magnus Lindberg, Tristan Murail, Marco Stroppa, Philippe Manoury, Luca Francesconi und Fréderic Durieux.

BIOGRAPHIEN / INTERPRETEN

Benjamin Lévy Computer Music Design. Musiker, Komponist und Musikinformatiker. Seit 2008 Arbeit am IRCAM, Entwicklung von Programmen vor allem zur Improvisation. Als Computermusiker Kollaborationen im Bereich Neue Musik, Jazz, freie Improvisation, Theater und Tanz, u.a. mit dem Choreogra-phen Aurélien Richard oder dem Regisseur Benjamin Lazar. Lin Liao, Dirigentin, geboren in Taiwan. Stu-dium (Komposition und Klavier) in Taipei/Taiwan. Dirigierstudium in Wien. Meister-kurse u.a. bei Bernhard Haitink und Leif Se-gerstam. Assistenz bei Peter Eötvös. Zusam-menarbeit mit Ensemble Modern, Ensemble Intercontemporain, Collegium Novum Zü-rich, WDR Sinfonieorchester, Rotterdam Philharmonic Orchestra, RSO Wien, Bee-thoven Orchester Bonn, Orquestra Metro-politana de Lisboa, Hong Kong New Music Ensemble, National Taiwan Symphony Or-chestra und Taipei Symphony Orchestra. Auftritte bei Festivals wie Ultraschall Berlin, ManiFeste in Paris, Klangspuren Schwaz, Taiwan International Music Festival.

Page 88: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMERMUSIK 202188

Quatuor Diotima, Streichquartett, 1996 von Preisträgern der Pariser und Lyoner Mu-sikhochschulen gegründet. Preise: FNAPEC Wettbewerb Paris, Londoner Streichquar-tettwettbewerb. Konzerttourneen nach Ja-pan, USA, Mexiko, Mittel- und Südamerika, China und Korea. Zahlreiche Uraufführun-gen von Auftragswerken. CDs (Auswahl): Leoš Janáček (Alpha), Lachenmann/Nono (Assai), Berg/Schönberg/Webern (Naïve), Dieter Schnebel (Neos), Chaja Czernowin (Wergo), Alberto Posadas (Kairos), American Music (Naïve), Regis Campo (Signature), Pierre Boulez (Megadisc), Miroslav Snrka (Naïve). Martina Seeber, 1967 in Wattenscheid ge-boren. Studium der Musikwissenschaften, Romanistik und Philosophie in Köln. Journa-listische Ausbildung an der Deutschen Hör-funkakademie. Arbeit als freie Moderatorin und Autorin für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk und Printmedien.

Rie Watanabe, Schlagzeugerin, 1979 auf Hokkaido/Japan geboren. Studium in Tokyo und Karlsruhe. 1999 bis 2005 Mitglied des Ching-Dong Orchesters chantiki tornade in Tokio, Mitglied des Ensemble Bois in Tokio, seit 2006 Duo Rhygo für Schlagzeug und elektronische Musik mit Shingo Inao, seit 2012 Duo Vertige mit der Harfenistin Mirjam Schröder. Gast bei verschiedenen Ensembles: musikfabrik, Klangforum Wien, Ensemble Resonanz, hand werk. Preis der Suntry Music Foundation. Stipendien: Japa-nese Government Overseas Study Program for Artists, IEMA, Kulturstiftung des Bundes und Nomura Foundation (Japan).

WDR Sinfonieorchester 1947 vom damali-gen Nordwestdeutschen Rundfunk als WDR- eigenes Orchester gegründet. Zusammenar-beit und Aufnahmen mit namhaften Dirigen- ten wie Otto Klemperer, Sir Georg Solti, Dimitri Mitropoulos, Herbert von Karajan, Claudio Abbado u. a. Ur- und Erstaufführun-gen mit Werken von u. a. Hans Werner Henze, Mauricio Kagel, Luciano Berio, Luigi Nono, Bernd Alois Zimmermann und Karlheinz Stockhausen. Chefdirigent seit der Saison 2019/20 ist Cristian Măcelaru.

Michael Wendeberg, Dirgent und Pianist, geboren 1974 in Ebingen. Studierte Diri- gieren in Saarbrücken sowie Klavier. 2000 – 2005 Pianist des Ensemble Intercon-temporain. 2011 – 2018 musikalischer Leiter und seit 2018 Erster Gastdirigent des Ensemble Contrechamps in Genf. Erster Kapellmeister an der Oper Halle seit 2016. Gastdirigent bei u. a. Staatskapelle Berlin, Junge Deutsche Philharmonie, Klangforum Wien, Remix Ensemble Porto, Ensemble Musikfabrik und Sinfonietta Basel. CDs (Auswahl): Klaus Huber Tenebrae (Timpani), Lied: Strahl 2 (edition rz), Marina Khorkova Collision (Wergo), Pierre Boulez Constellation- Miroir, Klavierwerke (bastille musique).

Page 89: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

ANZEIGE

Die Reihe über Komponisten

Die »MUSIK-KONZEPTE« verbinden Traditionund Innovation, Geschichte und Gegenwart.Im Fokus stehen Komponisten und ihre Werke sowie aktuelle musikhistorische und musik-ästhetische Fragen.

Die »MUSIK-KONZEPTE« hören genau hin.Musik gewinnt an Bedeutung, wenn man sich mit ihr beschäftigt, sie spielt, sie hört – und über sie nachdenkt.

Die »MUSIK-KONZEPTE« wollen gelesen sein.Die Reihe richtet sich an musikwissenschaftlichVersierte und allgemein musikalisch Interessierte.

MUSIK-KONZEPTEHerausgegeben von Ulrich Tadday

Das Jahresabonnement kostet € 72,–, ein Studenten-Abonnement: € 54,–. Die Versandkosten betragen für Deutschland € 8,80, Europa € 16,–, Übersee € 24,–.

MUS

IK-KONZEPTE

Sándor Veress

192/193 IV / 2021 Ulrich Tadday (Hrsg.)

MU

SIK

- KO

NZE

PTE

192

/19

3 S

ánd

or

Ver

ess

Sándor VeressSándor Veress

MUS

IK-KONZEPTE

Martin Smolka

191 I / 2021 Ulrich Tadday (Hrsg.)

MU

SIK

- KO

NZE

PTE

191

Mar

tin

Sm

olk

a

Martin SmolkaMartin SmolkaMUS

IK-KONZEPTE

Giacomo Puccini

190 7 / 2020 Ulrich Tadday (Hrsg.)

MU

SIK

- KO

NZE

PTE

190

Gia

com

o P

ucc

ini

Giacomo PucciniGiacomo Puccini

Ulrich Tadday (Hrsg.)Ulrich Tadday (Hrsg.)

MUS

IK-KONZEPTE

György Kurtág

Sonderband XI / 2020 Ulrich Tadday (Hrsg.)

MU

SIK

- KO

NZE

PTE

Son

der

ban

d G

yörg

y K

urt

ág

Auch im

Aboerhältlich

Page 90: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

������������������

ANZEIGE

Page 91: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

������������������

WERGO, Weihergarten 5, 55116 Mainz, Deutschland [email protected] | www.wergo.de

Jetzt neu bei WERGOWERGO

Ludwig van Beethoven | Harrison Birtwistle

A Bag of Bagatelles Nicolas Hodges

Gerd Zacher Event(ualitie)s Solo and Duo Compositions Hasti Molavian | Evelin Degen | Klavierduo Bächli Schneider | Thomas Günther | Alfred Pollmann | Juan Allende-Blin | Matthias Geuting

Philippe Manoury

Lab.Oratorium Rinnat Moriah | Tora Augestad | Patrycia Ziolkowska | Sebastian Rudolph | SWR Vokalensemble | Lab.Chor | IRCAM | Nicolas Stemann | Gürzenich-Orchester Köln | François-Xavier Roth

Younghi Pagh-Paan

Seidener Faden – Kammermusik E-MEX Ensemble Christoph Maria Wagner

Giacinto Scelsi

Suite 8 & 11 per pianoforte Sabine Liebner

WER

681

02 (

CD

) Pr

oduk

tion

: WD

R

WER

739

62 (

CD

)

WER

739

42 (

2 C

Ds)

WER

739

72 (

CD

) K

opro

dukt

ion

mit

D

euts

chla

ndfu

nk

WER

732

82 (

CD

) K

opro

dukt

ion

mit

D

euts

chla

ndfu

nk

WER

739

92 (

CD

) K

opro

dukt

ion

mit

D

LF K

ultu

r

Enno Poppe

Filz | Stoff | Wald Tabea Zimmermann Ensemble Resonanz | Enno Poppe

Ersteinspielungen mit Ersteinspielung Ersteinspielungen

Ersteinspielung Ersteinspielungenmit Ersteinspielungen

WER_492_Witten_2021_148x210_4c_Layout 1 04.03.2021 20:50 Seite 1

ANZEIGE

Page 92: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

ADRIANA HÖLSZKY // g renzWELTEN / zeitENDENKlangbilder für einen BlechbläserPaul Hübner - Trompete, Flügelhorn, Euphonium & Alphorn

ADRIANA HÖLSZKY // ROSES OF SHADOW / MESSAGE

NCD4183_Holszky_Booklet_Druck.indd 1 08.11.17 09:56

ADRIANA HÖLSZKY Kompositionen in Surround Sound. Bewegung im Raum. Klangkosmos.

Im Handel erhältlich ab 24.09.2021

www.neuklangrecords.de · www.shop.bauerstudios.de · www.paul-huebner.com

NEUKLANG_Anzeige_Holszky_148x105_02indd.indd 1NEUKLANG_Anzeige_Holszky_148x105_02indd.indd 1 24.03.21 10:3424.03.21 10:34

ANZEIGE

Jean-Pierre Collot »Spectral Visions of Goethe« * Hugues Dufort, Franz Schubert, Franz Liszt, Carl Czerny WINTER & WINTER Nº 910 262-2

Jean-Pierre Collot »Universe« ** Claude Debussy, Salvatore Scarrino WINTER & WINTER Nº 910 237-2

Jean-Pierre Collot »Espaces Imaginaires« Jean Barraqué, Richard Wagner WINTER & WINTER Nº 910 257-2

Ensemble Recherche »Schnee« * Hans Abrahamsen WINTER & WINTER Nº 910 159-2

JEAN-PIERRE COLLOT PIANO

WINTER & WINTER konzipiert mit dem Ausnahmekünstler JEAN-PIERRE COLLOT einen Kanon der außergewöhnlichsten Klavierwerke der Weltliteratur. Nach Hans Abrahamsens »Schnee« mit Ensemble Recherche, entsteht sein erstes Soloalbum »Universe«: Claude Debussy im Dialog mit Salvatore Sciarrino. 2019 erscheint »Espaces Imaginaires« mit Ersteinspielungen von Meisterwerken Jean Barraqués und einer fast unbekannten Transkription von Richard Wagners Vorspiel zum dritten Akt von Tristan und Isolde. 2020 folgt »Spectral Visions of Goethe«: Rastlose Liebe, An Schwager Kronos, Meeresstille, Erlkönig und Gretchen am Spinnrade inspirieren Schubert, Liszt, Czerny und den Zeitgenossen Hugues Dufourt, sich dem Sturm und Drang zu widmen. In Vorbereitung ist eine neue Klangrede und Gegenrede zwischen Beethoven und Helmut Lachenmann.*

* Eine Produktion von WDR, Köln ** Eine Co-Produktion von Radio Bremen Erhältlich im Fachhandel und über www.winterandwinter.com und Digital

WINTER & WINTER · Viktoriastrasse 28 · 80803 München · [email protected]

© S

usie

Kno

ll, M

ünch

en

Inserat.Witten.qxp_Layout 1 25.03.21 14:24 Seite 1

Page 93: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

ADRIANA HÖLSZKY // g renzWELTEN / zeitENDENKlangbilder für einen BlechbläserPaul Hübner - Trompete, Flügelhorn, Euphonium & Alphorn

ADRIANA HÖLSZKY // ROSES OF SHADOW / MESSAGE

NCD4183_Holszky_Booklet_Druck.indd 1 08.11.17 09:56

ADRIANA HÖLSZKY Kompositionen in Surround Sound. Bewegung im Raum. Klangkosmos.

Im Handel erhältlich ab 24.09.2021

www.neuklangrecords.de · www.shop.bauerstudios.de · www.paul-huebner.com

NEUKLANG_Anzeige_Holszky_148x105_02indd.indd 1NEUKLANG_Anzeige_Holszky_148x105_02indd.indd 1 24.03.21 10:3424.03.21 10:34

Jean-Pierre Collot »Spectral Visions of Goethe« * Hugues Dufort, Franz Schubert, Franz Liszt, Carl Czerny WINTER & WINTER Nº 910 262-2

Jean-Pierre Collot »Universe« ** Claude Debussy, Salvatore Scarrino WINTER & WINTER Nº 910 237-2

Jean-Pierre Collot »Espaces Imaginaires« Jean Barraqué, Richard Wagner WINTER & WINTER Nº 910 257-2

Ensemble Recherche »Schnee« * Hans Abrahamsen WINTER & WINTER Nº 910 159-2

JEAN-PIERRE COLLOT PIANO

WINTER & WINTER konzipiert mit dem Ausnahmekünstler JEAN-PIERRE COLLOT einen Kanon der außergewöhnlichsten Klavierwerke der Weltliteratur. Nach Hans Abrahamsens »Schnee« mit Ensemble Recherche, entsteht sein erstes Soloalbum »Universe«: Claude Debussy im Dialog mit Salvatore Sciarrino. 2019 erscheint »Espaces Imaginaires« mit Ersteinspielungen von Meisterwerken Jean Barraqués und einer fast unbekannten Transkription von Richard Wagners Vorspiel zum dritten Akt von Tristan und Isolde. 2020 folgt »Spectral Visions of Goethe«: Rastlose Liebe, An Schwager Kronos, Meeresstille, Erlkönig und Gretchen am Spinnrade inspirieren Schubert, Liszt, Czerny und den Zeitgenossen Hugues Dufourt, sich dem Sturm und Drang zu widmen. In Vorbereitung ist eine neue Klangrede und Gegenrede zwischen Beethoven und Helmut Lachenmann.*

* Eine Produktion von WDR, Köln ** Eine Co-Produktion von Radio Bremen Erhältlich im Fachhandel und über www.winterandwinter.com und Digital

WINTER & WINTER · Viktoriastrasse 28 · 80803 München · [email protected]

© S

usie

Kno

ll, M

ünch

en

Inserat.Witten.qxp_Layout 1 25.03.21 14:24 Seite 1

ANZEIGE

Page 94: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

Dt. u. Frz.240 S., Notenbeisp., Pb., € 29.–, 978-3-95593-073-8

➜ www.wolke-verlag.de

Querschnitt 111 Werke aus 50 Jahren

Wittener Tagefür neue Kammermusik

Querschnitt111 Werke aus 50 Jahren

Wittener Tagefür neue Kammermusik

herausgegeben vonHarry Vogt und Rainer Peters

wolke

Dieses Buch ist ein Querschnitt durch fünf Jahr-

zehnte prall gefüllter Programme der Wittener

Tage für neue Kammermusik. Darin finden sich

von Abrahamsen bis Zimmermann, von Aperghis

bis Zender, von Cage bis Kagel, von Rihm bis

Riehm einige Werke, die Musikgeschichte

geschrieben haben.

Die Auswahl aus mehr als 1 000 Ur- und Erstauf-

führungen umfasst 111 Werke, die repräsentativ

sind für das Festival, für Formen, Formate und

Formationen: Vom Solo über diverse Ensemble-

Konstellationen bis zu Kammerorchester oder

Musiktheater; die Besetzungen sind vokal,

instrumental, gemischt, konzertant, elektronisch

erweitert, experimentell, performativ, installativ,

bewegen sich im Grenzbereich zu Film, Literatur

oder Klangkunst, erfassen Gattungen wie Assem-

blage, Horchstation oder Hörfilm, die eigens für

Witten erfunden wurden.

Die Werkportraits denken über Machart, Bedeu-

tung, Wert und Neuartigkeit der Werke nach,

enthalten Biografisches, skizzieren Entstehung

und das Drumherum, streifen die Rezeption, das

„Nachleben“, die Resonanz und Wirkungsge-

schichte.

Das Buch lässt sich als Kurz-Geschichte des

Festivals und der neueren Kammermusik lesen.

herausgegeben

von Harry Vogt

und Rainer Peters

320 Seiten

Abbildungen

gebunden, 32.– €

ISBN 978-3-95593-111-7

ANZEIGE

Page 95: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

Erhäl t l ich im Fachhandel und über shop@bast i l lemusique.de

ANZEIGE

Page 96: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

ANZEIGE

Mark BardenANATOMY | WER 6434 2 (2021)ensemble mosaik, DSO Berlin, Peter Rundel, Helen Bledsoe, Ashot Sarkissjan, Séverine Ballon, Joseph Houston u.a.

Deutscher Musikrat gemeinnützige Projektgesellschaft mbHwww.musikrat.de/edition

Clara IannottaEARTHING | WER 6433 2 (2020)

JACK Quartet

Huihui ChengWER 6432 2 (2020)

Ensemble uBu, ensemble mosaik,Youmi Kim, Neue Vocalsolisten u.a.

edition

zeitgenössischemusik

Mark BardenANATOMY | WER 6434 2 (2021)ensemble mosaik, DSO Berlin, Peter Rundel, Helen Bledsoe, Ashot Sarkissjan, Séverine Ballon, Joseph Houston u.a.

Deutscher Musikrat gemeinnützige Projektgesellschaft mbHwww.musikrat.de/edition

Clara IannottaEARTHING | WER 6433 2 (2020)

JACK Quartet

Huihui ChengWER 6432 2 (2020)

Ensemble uBu, ensemble mosaik,Youmi Kim, Neue Vocalsolisten u.a.

edition

zeitgenössischemusik

Page 97: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

97

WDR 3 NEUE MUSIK – KONZERTE 2021/22

SA 2. OKTOBER 2021 KÖLN FUNKHAUS WALLRAFPLATZ

MUSIK DER ZEIT [1] 70

JUSTE JANULYTE UA

MANOS TSANGARIS

PETER ABLINGER UA

DARIYA MAMINOVA UA

BRIGITTA MUNTENDORF UA

KLAUS OSPALD UA

IANNIS XENAKIS

IGOR STRAWINSKY

KARLHEINZ STOCKHAUSEN

MAURICIO KAGEL

JOHN CAGE

YORK HÖLLER

BERND ALOIS ZIMMERMANN

PIERRE-LAURENT AIMARD / Klavier

WDR RUNDFUNKCHOR UND

WDR SINFONIEORCHESTER

ENNO POPPE / Leitung

PHØNIX16

TIMO KREUSER / Leitung

SA 30. OKTOBER 2021 / 19.00 UHR KÖLN FUNKHAUS WALLRAFPLATZ

MUSIK DER ZEIT [2] TETRAS

HÈCTOR PARRA UA

IANNIS XENAKIS

JENNIFER WALSHE UA

ALESSANDRINI UA

VANESSA PORTER / Schlagzeug

JACK QUARTET

DI 21. DEZEMBER 2021 / 19.00 UHRKÖLN FUNKHAUS WALLRAFPLATZ

MUSIK DER ZEIT [3] SCHRAUBEN

ENNO POPPE

EDGARD VARÈSE

IANNIS XENAKIS

GIORGIA KOUMARÁ UA

SCHLAGQUARTETT KÖLN

STUDIERENDE DER HFMT KÖLN

EDICSON RUIZ / Kontrabass

SA 15. JANUAR 2022 / 20.00 UHRKÖLN FUNKHAUS WALLRAFPLATZ

MUSIK DER ZEIT [4] ZOOM

PETER EÖTVÖS UA

STEVEN DAVERSON UA

IANNIS XENAKIS

MARCUS WEISS / Saxophon

WDR SINFONIEORCHESTER

ELENA SCHWARZ / Leitung

Mark BardenANATOMY | WER 6434 2 (2021)ensemble mosaik, DSO Berlin, Peter Rundel, Helen Bledsoe, Ashot Sarkissjan, Séverine Ballon, Joseph Houston u.a.

Deutscher Musikrat gemeinnützige Projektgesellschaft mbHwww.musikrat.de/edition

Clara IannottaEARTHING | WER 6433 2 (2020)

JACK Quartet

Huihui ChengWER 6432 2 (2020)

Ensemble uBu, ensemble mosaik,Youmi Kim, Neue Vocalsolisten u.a.

edition

zeitgenössischemusik

Page 98: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

98

FR 8. APRIL 2022 / 20.00 UHRKÖLN FUNKHAUS WALLRAFPLATZ

MUSIK DER ZEIT [5] FLUGBAHNEN

MIROSLAV SRNKA UA

SARAH NEMTSOV UA

IANNIS XENAKIS

JAN ESRA KUHL UA

PŘEMYSL VOJTA und SAAR BERGER / Horn

ENSEMBLE NIKEL

WDR SINFONIEORCHESTER

TITUS ENGEL / Leitung

FR 29. APRIL 2022KÖLNER PHILHARMONIE

MUSIK DER ZEIT [6] ACHT BRÜCKEN

SOFIA GUBAIDULINA

LIZA LIM UA

WDR SINFONIEORCHESTER

CRISTIAN MĂCELARU / Leitung

SO 8. MAI 2022 / 16.00 UHR WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMERMUSIK 2022

Neue Werke u. a. von

HANS ABRAHAMSEN, GEORGES APERGHIS,

MALIN BÅNG, HARRISON BIRTWISTLE,

FRANCESCO FILIDEI, LUCA FRANCESCONI,

BEAT FURRER, ARNULF HERRMANN,

BETSY JOLAS, HUNJOO JUNG,

HELMUT LACHENMANN, SARAH NEMTSOV,

MITHATCAN ÖCAL, NAOMI PINNOCK,

ENNO POPPE, REBECCA SAUNDERS

NINA ŠENK, ELNAZ SEYEDI,

CHIYOKO SLAVNICS, MIKEL URQUIZA

SA 4. JUNI 2022 KÖLN FUNKHAUS WALLRAFPLATZ

MUSIK DER ZEIT [7] EONTA

REBECCA SAUNDERS

IANNIS XENAKIS

AGATA ZUBEL UA

TEODORO ANZELLOTTI / Akkordeon

NICOLAS HODGES / Klavier

ENSEMBLE SCHWERPUNKT

WDR RUNDFUNKCHOR und

WDR SINFONIEORCHESTER

PETER RUNDEL / Leitung

Page 99: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

99

CD-DOKUMENTATIONEN DER WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMERMUSIK.

2009 Schöllhorn, Gander, Sharp, Royé, Ott, Froleyks, Kaul,

Kubisch, Parra, Nunes, Aperghis, Dufourt

2010 Cerha, Adámek, Widmann, Pintscher, Poppe, Haas,

Dahinden, Bång, Hölszky

2011 Zender, Posadas, Lachenmann, Gervasoni, Pesson,

Herrmann, Cheung, Birtwistle, Holliger, Dusapin,

Eötvös + DVD Tsangaris, Ott, Froleyks, Ablinger,

Reese

2012 Clarke, Nikodijevic, Muntendorf, Nunes, Scelsi,

Abrahamsen, Lanza, Lang, Pinnock, Steen-Andersen,

McCormack, Park, Haltli/Knox/Nystrøm/de Saram

2013 Tsao, Illés, Jamet, Kaleli, Ammann, Chin, Lang,

+ DVD Aperghis, Tsangaris, Hülcker, Stache, Kaul,

Ablinger, Wittendrin

(Radio-Reportage)

2014 Prins, Mitterer, Iannotta, Bedrossian, Murail, Pelzel,

Abrahamsen, Rihm, Saunders, Manoury

2015 Furrer, Žuraj, Clarke, Eizirik, Adámek, Bauckholt,

Klangwanderung Muttental, Chaya, Czernowin,

Djordjević, Gorlinsky, Illés, Zubel, Dohmen

2016 Pesson, Poppe, Muntendorf, Hodkinson, Cattaneo,

Urquiza, Kerschbaumer, Lee, Giesen, Bedrossian,

Dufourt

2017 Adámek, Kishino, Bianchi, Hurel, Steiger, Djordjević,

Grütter, Manoury, N. A. Huber, Hammerteich-Musik.

2018 Žuraj, Eizirik, Fure, Bedrossian, Andre, Lim, Seyedi,

Staud, Robin, KampeWittener Tage für neue Kam-

mermusik 2020

2020Scheuer, Coates, Borowski, Lazkano, Korsun,

Poznańska, Kampe, Seyedi, Rykova, Janulyté,

Kubisch, Bauckholt, Dufourt, Parra, Muntendorf

Die Jahrgänge 1990 – 94, 1995 – 99, 2000 – 04,

2005 – 09, 2011 – 15 und 2016 – 20 sind jeweils

im Paket für 45 Euro zu beziehen über:

Kulturforum Witten

Bergerstraße 25

58452 Witten

Tel: 02302 581 2435

[email protected]

Page 100: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

100

Wir danken den folgenden Institutionen für die freundliche Unterstützung der Projekte:

/ der Ernst von Siemens Musikstiftung für die Finan- zierung des Kompositionsauftrages für Brice Pauset

/ der Kunststiftung NRW für die Finanzierung des Kom positionsauftrags für Birke Bertelsmeier, für die Unterstützung der Schwesterparkmusik und des Newcomer-Konzertes

/ der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia für die Unterstützung der Projekte von Mauro Hertig, Daniel Ott und Lilian Beidler

/ der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia und dem Kanton Zürich für die Unterstützung des Komposi- tionsauftrags für Michael Pelzel

/ Förderung der Arbeit von Sabine Maier/Klaus Lang aus Mitteln des Innovationsfonds des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg

/ dem ORF und Elke Tschaikner für die Kooperation bei den Aufnahmen der Werke von Brice Pauset, Christian Winther Christensen und Mirela Ivisevic mit dem Klangforum Wien

/ dem SWR und Björn Gottstein für die Kooperation bei der Aufnahme des Werks von Klaus Lang mit dem Ensemble ascolta

/ dem Ircam, Paris für die Kooperation bei der Realisation der Werke von Mauro Lanza, Céline Steiner und Sasha J. Blondeau mit dem Quatuor Diotima und von Brice Pauset mit dem Klangforum Wien

/ Marianne Anschutz / Ev. Stiftung Diakoniewerk Ruhr Witten und Burkhard Bredenbeck / Schwesternpark

/ Tabea Rossol für den Hinweis auf den Schwesternpark

WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMERMUSIK 2020

Page 101: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

101

IMPRESSUM

Herausgegeben vonWestdeutscher Rundfunk KölnAnstalt des öffentlichen Rechts, MarketingKulturforum Witten

Künstlerische Leitung, Produktion und Redaktion Harry Vogt, WDR 3

Programmleitung Matthias Kremin, WDR 3

BildnachweiseSiegrid Ablinger (Ablinger), José Pascual Pastor (Badalo), Jana Türlich (Beck), Inigo Taylor (Beidler), Manu Theobald, EVS (Bertelsmeier), Philipp Ottendörfer (Cheng), Mette Kramer Kristensen (Christensen), privat (Doganay), Astrid Karger (Dufourt), privat (Fallah), Ingrid Götz (Gander), Dan Safier (Gedizlioğlu)Shirley Suarez (Göncü), Helga Brekkan (Hartman), Emile Kirsch (Hertig), privat (Ivičević), Angela von Brill (Klein), Eirini Fountedaki (Koumará), NN (Lang), Andris Kozlovskis (Lanza), Yaroslav Kotov (Maminova), Sabine Maier (Maier), Christina Marx (Neumann), Manu Theobald (Ott), Gilles Abegg (Pauset), privat (Pelzel), privat (Praderios), Peter ScurrI (Reese), Piotr Czyż (Rydzewska), Gilles Abegg / Farbe privat / s/w (Steiner), privat (Ye)

AbdrucknachweisDie Essays und Gespräche von Uli Mosch, Kornelia Bittmann und Holger Noltze sind Original-Beiträge. Wir danken den Verlagen für die Abdruckgenehmigung von Noten und Skizzen.

April 2021Änderungen vorbehalten.

Kulturforum WittenSaalbau Witten, Bergerstraße 25, 58452 Witten

KartenvorbestellungenTel 02302 581 2441, Fax 02302 581 [email protected]

Auskunft Tel 02302 581 [email protected]

VERANSTALTER

Kulturforum WittenWestdeutscher Rundfunk Köln

SchirmherrinIsabel Pfeiffer-Poensgen, Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen

Diese Publikation besteht aus FSC®-zertifiziertem Papier. Mit dem Kauf von FSC®-Produkten fördert der Westdeutsche Rundfunk Köln verantwortungs-volle Waldwirtschaft, die nach strengen sozialen, ökologischen und wirtschaftlichen Kriterien des Forest Stewardship Council überprüft wird.

Page 102: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

102

PROJEKTTEAM

WESTDEUTSCHER RUNDFUNK KÖLN

ProgrammheftHarry Vogt, Martina Seeber, WDR 3

OrganisationHarry Vogt, WDR 3

Koordination SachbearbeitungJulia Martinjak, WDR, PG Produktion Musik

AssistenzAnnalisa Schradin, Johannes Ohde (Studentische Hilfskräfte)

MarketingDennis Faustino, WDR

PressearbeitFlorian Schlittgen, WDR

NotenarchivJutta Stüber, WDR

WDR SinfonieorchesterSebastian König (Management), Magdalena Wolf (Disposition), Lothar Momm, Pierre Bleckmann

TonmeisterWolfgang Ellers, Stephan Hahn, Martin Pilger, Stephan Schmidt, Günther Wollersheim / WDR, PG Produktion Musik

AufnahmetechnikMartin Andrae (technische Leitung Außenproduktionen), Arnd Coppers (Funkhausproduktionen), Jens Digel, Katharina Kiefer, David Schwager, Thomas Sehringer, Christian Meurer, Mark Hohn, Michael Weber, Frederike Mathes, Michaela Höck, Nicola Stanisci, Martin Cichy, Michael Weber, Lutz Rameisel

ModerationSophie Emilie Beha, Kornelia Bittmann, Barbara Eckle, Martina Seeber, Johannes Zink, Koordination: Susanne Rump

Koordination VideostreamNiklas Rudolph

KlaviertechnikPaul Müller, Hans Giese, WDR

WITTEN

OrganisationJasmin Vogel, Kulturforum Witten

Koordinationsbüro WittenFrederike Hansen, Saalbau Witten / Juana Andrisano, Kulturbüro Witten

SaaltechnikLutz Schädlich, Kulturforum Witten

ProduktionskoordinationAngelika Maul, Martin Schmitz, littlebit GbR

BeleuchtungGerd Weidig, Jörg Schuchard, Fa. Schneider, Team Saalbau

Assistenz SchwesternparkMarkus Oppenländer

Hochschulprojekt LaborEva Maria Müller, Brigitta Muntendorf, Günter Steinke

gefördert vomMinisterium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen und dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe

WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMERMUSIK 2020

Page 103: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

103

AUFNAHMEN

Konzert 1Paris Centre Pompidou, Ircam, 17. – 18. April 2021Arnaud Méthivier / Video, Gisèle ProductionNino Guarda Becerra / Toningenieur, Gisèle ProductionClément Cerles / Toningenieur, Ircam

Konzert 2Wien, Konzerthaus, Mozartsaal / ORF, 16. April 2021Christian Gortz / TonmeisterPhilipp Weismannn / Aufnahmeleitung Paris, Ircam, 17. – 21.04.2021Benjamin Levy, Ircam / Klangregie Videoinstallation: produziert von Arotin & Serghei Contemporary Art, Berlin, in Kooperation mit dem Klangforum Wien, WDR, Ircam-Centre Pompidou, Paris und Espace Muraille, Genf

Dialog.PortratKöln, WDR Funkhaus, 20. April 2021Martin Pilger / TonmeisterDavid Schwager / ToningenieurFrederike Mathes / TontechnikDaniel Przemus / MMR BildingenieurJulian Schulte-Eversum / MMR Bild-/TontechnikSynke Schlüter / Kamera

Konzert 3Witten Festsaal, 03. April 2021 (Ensemble Nikel)Wolfgang Ellers / Tonmeister Thomas Sehringer / ToningenieurMichaela Höck / Tontechnik, Witten Festsaal, 22. April 2021 (Ensemble Schwerpunkt) Stephan Hahn / Tonmeister Christian Meurer / ToningenieurMartin Cichy / Tontechnik Michael Weber / Techn. AssistentVideo: Peter Knackstedt / Aufnahmeleitung Musik- und Multimedia Produktionen

Jochen Stein / BiMi / Regie

Osman Ozan Özbanazi / SchnittAhmad Almassi, Carsten Gierke, Michael Lehmann und Ingo Matzpohl / Kamera

Konzert 4Stuttgart, SWR, 24. März 2021Roland Rublé / TonmeisterWien, April 2021 Klaus Lang, Sabine Maier / LichtBarbara Konrad, Klaus Lang, Sabine Maier / Video- und

8mm-ProjektorenRudolf Aigelsreiter / BühnenkonstruktionAlexander Bachmayer / Kamera Alexander Bachmayer, Andreas Reisenbauer / Postproduktion Roland Rublé, Klaus Lang / Audioaufnahme, Mischung, Schnitt

Konzert 5Wien, ORF Studio 3, 18. April 2021 (Klangforum Wien)Christian Gortz / TonmeisterPhilipp Weismann / AufnahmeleitungBernd Faszl / Video / Regie Stuttgart, Theaterhaus, 13. April 2021 (ascolta)Florian Bitzer / TonmeisterChristopher Bühler / Video (Kamera und Regie)

Konzert 6Köln, WDR Funkhaus, 25. April 2021Günther Wollersheim / TonmeisterMark Hohn / Toningenieur Lutz Rameisel / TontechnikFrederike Mathes / MMR Bildingenieurin, Daniel Przemus / MMR Bild- & TontechnikNorbert Tielkes / Kamera: Jarmila Kremberg / Partiturleserin

SchwesternParkMusikKöln, WDR Funkhaus, 16. – 17. April und 19. April 2021Stephan Schmidt / TonmeisterJens Digel / Toningenieur Frederike Mathes / Tontechnik Witten, Schwesternpark 3. und 17. – 21. April 2021Janet Sinica / Video / Kamera / SchnittDana Schmidt / FotoRicarda Baldauf / Video, RegieKatja Teubner / Regie, Studio AudioSuite Köln

Newcomer KonzertFrankfurt, Festeburgkirche, 07. – 08. Juli 2020Martin Rust / TonmeisterKatharina Kiefer / ToningenieurinMichael Weber / Tontechnik RadiomoderationenWolfang Mertens / Tontechnik, F&M Tonstudio VideomoderationenUdo Heck, Stephan Weidenbrück / Producer Kamera und Ton

Page 104: WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER MUSKI WITTENER …

WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMERMUSIK 2021104

WITTENER TAGE FÜR NEUE

KAMMER MUSIK

KONZERTEKLANGKUNSTPERFORMANCESGESPRÄCHE

23. – 25. APRIL 2021

Eine Veranstaltung mit dem

KULTURFORUMWITTENWIT

TE

NE

R T

AG

E F

ÜR

NE

UE

KA

MM

ER

MU

SIK

202

1

wdr3.de wittenertage.de

EXKLUSIV IM

RADIO UND BEI

WDR3.DE