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Wohnrevue 3 2013 76 wundertüte Wohnreportage Wollerau Redaktion und Text: Nina Huber Fotos: Simone Vogel In Wollerau verblüfft eine Terrassenwohnung mit einer cleveren Grundrissaufteilung und Steinarbeiten in Präzision. Die Küche, die wie eine Skulptur anmutet, ist eine Sonderanfertigung. Sie ist vollständig mit dem brasilianischen Stein Breccia Imperiale verkleidet (Real-Stein).Die Ablage aus Bronze wird mit der Zeit eine Patina erhalten. Der Stolz des Hausherrn ist die Schinkenschneide- maschine von Berkel. Das mehrere Meter lange Aquarium trennt den Eingangsbereich von der Küche.

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Redaktion und Text : Nina HuberFotos: Simone Vogel

In Wollerau verblüfft eine Terrassenwohnung mit einer cleveren Grundrissaufteilung und Steinarbeiten in Präzision.

Die Küche, die wie eine Skulptur anmutet, ist eine Sonderanfertigung. Sie ist vollständig mit dem brasilianischen Stein Breccia Imperiale verkleidet (Real-Stein).Die Ablage aus Bronze wird mit der Zeit eine Patina erhalten. Der Stolz des Hausherrn ist die Schinkenschneide-maschine von Berkel. Das mehrere Meter lange Aquarium trennt den Eingangsbereich von der Küche.

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Der erste Sesam-öffne-dich-Effekt erwartet einen gleich im Flur beim Eingang. In den Marmorkubus wurden automatische Türen eingebaut, die die Garderobe verstecken. Durch den Spiegel wirkt es, als ginge der Flur fast endlos lang weiter. Alle Steinarbeiten sind von Real-Stein.

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Die Terrassenwohnung am Hang von Wollerau ist wie eine Wundertüte: Sie überrascht überall mit Spezialeffekten, geheimen Eingängen und magischen Steinstrukturen. Es beginnt gleich, wenn man die Wohnung betritt: Mit nur einem Druck auf den Lichtschalter neben der Tür erklingt Musik und erleuchtet eine gelbe Marmorwand am Ende des Flurs. Rechts trennt ein mehrere Meter langes Aqua-rium den Eingangs- vom Wohnbereich. Exotische Fische, Korallen und Seesterne entführen in eine Unterwasserwelt.Wie von Zauberhand öffnet sich die Marmorwand und gibt den Blick frei auf einen scheinbar endlosen Flur. Ein op-tischer Trick, wie sich erst beim genauen Hinschauen ent-puppt. Die automatischen Türen öffnen den Weg in die Garderobe mit Spiegel. Der grosse, schwere Lüster, der vorgibt, rund zu sein, erweist sich als halbe Portion. Aber der Effekt sitzt. Die Garderobe ist Teil eines Kubus, der einen Raum im Raum bildet. Er ist von allen Seiten mit Marmor ver-kleidet und hinterleuchtet. Ebenfalls im Kubus unterge-bracht sind ein Gäste-WC und ein Kühlraum. Auf den ers-ten Blick erahnt man all das nicht, denn es sind keine Tü-ren ersichtlich. Jedes Mal, wenn der Hausherr eine der schweren Türen aufstösst, gibt es diesen Sesam-öffne-dich-Effekt. «Ich möchte keine Türfallen sehen. Jeder Raum sollte eine Überraschung sein», erklärt er.Mit Überraschungen geht es auch im Innern der Räume weiter. Das Gäste-WC lässt sich per Knopfdruck magne-tisch verriegeln. Das Waschbecken erinnert an einen Zau-berstein aus einem Märchen: Es ist aus einem Steinblock gefertigt und von unten beleuchtet, wodurch es wie ein Edelstein erstrahlt. «Beim Onyx weisst du nie, was du be-kommst. Du formst den Stein und höhlst ihn aus. Aber erst in dem Augenblick, wenn du ihn beleuchtest, offenbart er sein wahres Inneres. Es ist eine helle Freude», schwärmt der Hausherr.Um die eine Hälfte des Marmorkubus herum ist ein Wein-keller angelegt. Jedes Weinfach kann unterschiedlich ge-kühlt werden. Die Flaschen liegen seitlich auf den Abla-gen, sodass sie immer gleich sichtbar sind. «Das habe ich in einem Restaurant in Miami gesehen», erzählt der Woh-nungsbesitzer. Über eine Sensorsteuerung geht das Licht an, sobald man vor ein Fach tritt. Wo es Lichtschalter gibt, sind sie bündig mit der Wand verbaut. Diese Lichtschalter habe er in Italien entdeckt, verrät der Hausherr. Er betont mehrmals, wie wichtig die Teamarbeit gewesen sei, um alle diese Spezialanfertigungen und Details zu re-alisieren. Über zwei Jahre dauerte die Planung der Woh-nung. Der italienische Designer Andrea Laudini zeichne-te die Pläne, Armin Xylander war der Mann, der für die Umsetzung verantwortlich war. «Und wir hatten sensa-tionelle Arbeiter, etwas vom Wichtigsten beim Bauen», re-sümiert der Hausherr.

DAS SPIEL MIT STEINStein gibt in der ganzen Wohnung den Ton an, auch im Wohnzimmer. Der Boden besteht aus dunklem, brasilia-nischem Breccia Imperiale. Da er matt ist, wirkt er sehr dezent und unaufdringlich. Der Inselblock der offenen Wohnküche ist aus demselben Stein gefertigt, aber zusätz-

Eine Glasskulptur bildet den Blickfang an der Wand im Wohnzim-mer. Darin spiegelt sich der Kubus aus Marmor. Im Sideboard im Wohnzimmer sind die Musikanlage und CDs verstaut.

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lich poliert, was ihm eine ganz andere Ausstrahlung ver-leiht. Da die Strukturen viel deutlicher zu sehen sind, wirkt er gleich dominanter. Die Küche sieht aus wie ein Kunstwerk: Eine bronzene Pla-stik bildet den Sockel der Kücheninsel und wird gleichzei-tig zur Ablagefläche. «Der Teil aus Bronze wird eine wun-derbare Patina erhalten», freut sich der Hausherr. Für diese Spezialanfertigung wurde vorab ein Modell aus Styro-por hergestellt. Selbst der Geschirrspüler ist mit Stein ver-kleidet. Damit die schwere Tür nicht einfach herunterfällt, wurde eigens eine spezielle Feder eingebaut.Bevor die Küche gebaut wurde, zeigte der Besitzer dem Küchenplaner alle seine Messer. Finde für jedes von ih-nen einen Platz, habe er ihm gesagt. Die Lösung: ein Mes-serblock mit Einlassungen für jedes einzelne Messer, fein säuberlich in die oberste Schublade integriert. Der Haus-herr mag Ordnung. Jedes Gewürz, jede Flasche, jedes Kü-chenutensil hat seinen Platz in einer Schublade oder einem Schrank. Selbst die Kaffeemaschine ist hinter einer Tür versteckt. Ein Ehrenplatz gehört einer mächtigen Schin-kenschneidemaschine, ein Modell von Berkel aus dem Jahr

1928. Sie habe ein Vermögen gekostet, aber es gebe auch nichts Schöneres, als seinen Gästen hauchdünne Scheiben eines guten Rohschinkens zu servieren, sagt der Hausherr lachend.Trotz des vielen Steins wirkt der Wohnbereich wohnlich und warm. Das ist nicht zuletzt den Teppichen, Vorhän-gen und der grosszügigen, weichen Polstergruppe zu ver-danken. Dafür sorgte Daniel Widmer von Widmer Woh-nen, der für die gesamte Einrichtung zuständig war. Der 3,40 Meter lange Esstisch aus Eukalyptus ist eine Spe- zialanfertigung von ihm.

STEinKuBuS ALS BADEziMMERin den Schlafbereich gelangt man wiederum durch eine unsichtbare Tür in einer Wand hinter dem Marmorkubus. Rechts befindet sich ein Gästezimmer mit eigenem Bad und separater Ankleide. Geradeaus geht es ins Reich des Hausherrn. Eine grosszügige Ankleide verfügt über ge-nügend Ablagen für jedes einzelne Hemd und eine leder-bezogene Wand eigens für Handtaschen. Das grosszügige Badezimmer besteht vollständig aus Lumix, einem Quar-

Der Wohnbereich mit einer gemütlichen Sofaecke von Flexform geht fliessend in den Essbereich mit einem Tisch aus Eukalyptus, einer Son-deranfertigung von Daniel Widmer, über. Der Boden besteht aus dem brasilianischen Stein Breccia Imperiale. Für eine warme Atmosphäre sorgen Vorhänge und ein flauschiger Teppich.

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zit. Es ist als Kubus angelegt, genau wie auch im vorde-ren Teil der Wohnung. Die Dusche wird von einer sch-malen Glaswand begrenzt, hinter der sich drei Töpfe mit üppigen, weissen Orchideen befinden. «Diese Idee ist mir auf den Malediven gekommen, dort werden oft Pflanzen in der Dusche integriert», sagt der Hausherr.Das Schlafzimmer ist auf die Seeseite hin ausgerich-tet. Blickfang ist die freistehende, glitzernde Wanne aus Perlmuttblättchen. «Diese Wanne ist für mich ein Mö-bel, wenn nicht sogar eine Skulptur», sagt der Haus-herr, der selbst noch nie darin gebadet hat.Und just als man glaubt, alle Tricks und Kniffe dieser Wohnung ge-sehen zu haben, folgt der letzte Coup. Vom Flur im Ein-

gangsbereich lässt sich einmal mehr völlig unerwartet eine Tür aufstossen. Sie führt in ein separates, kleines Appartement mit Schlafzimmer, Bad und Lounge-Be-reich. Ein Druck auf die richtige Stelle im Büchergestell, und schwupps – es schwingt auf und bittet direkt in ei-nen kleinen Fitnessraum. «Hier ist alles vorbereitet, dass später einmal eine Küche eingebaut werden könnte.» Der Hausherr denkt voraus: Später, wenn es einmal nötig sein sollte, könnte hier Haushalts- oder Pflegeper-sonal wohnen. Im Moment ist dieses Szenario allerdings noch weit weg. Der aktive Hausherr plant einmal mehr seine nächste Reise – am liebsten soll es wieder nach Miami gehen. $

Die Küche ist eine Meisterleistung an Präzisionsarbeit. Selbst der Geschirrspüler (Gaggenau) ist mit Stein verkleidet. Damit die Tür hält, wurde eigens eine spezielle Feder eingebaut. Beim Stein handelt es sich um Breccia Imperiale, poliert (Real-Stein).

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Die grosszügige Ankleide bietet genügend Platz für Anzüge, Kleider, Schuhe und Schmuck. Bild links: Das Hauptbadezimmer ist vollständig aus Lumix, einem Quarzit, gefertigt (Real-Stein). Drei grosse Töpfe mit üppigen Orchideen hinter einer schmalen Glaswand verleihen der Dusche einen Hauch Exotik. Armaturen: Dornbracht

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Oben links: Die Wanne ist mit Tausenden von kleinen Perlmuttblätt-chen aus Zuchtperlen verkleidet. In der Wanne liegend, geniesst man einen wunderschönen Blick auf den Zürichsee. Oben rechts: Das Gästezimmer verfügt über ein eigenes Bad und eine separate Ankleide. Für diesen Bereich wurde eine besondere Lösung für die Beleuchtung erarbeitet : Die Lichtschlitze in Wand und Decke machen einen besonderen Effekt. Unten: Auch im Schlafzimmer zieht sich der Steinboden durch. Der Teppich sorgt für wohnliche Wärme. Das Doppelbett ist von Giorgetti.