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3 Wolkig mit Aussicht... Plauen, eine schrumpfende Stadt. Masterthesis David Oltsch

Wolkig mit Aussicht

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Masterthesis David Oltsch

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    Wolkig mit Aussicht...Plauen, eine schrumpfende Stadt.

    Masterthesis David Oltsch

  • Masterthesis von David Oltsch

    zum Thema:

    Schrumpfende StdteFallstudie: Plauen im Vogtland

    Prof. Dipl.-Ing. Joachim Schultz - Granbergmsa mnster school of architecture

    Fachbereich Stdtebau

    Prof. Dr. phil. nat. Riklef RambowKIT Karlsruher Institut fr Technologie

    Fachbereich Architekturkommunikation

    2.AuflageMrz 2013

    msa mnster school of architecture

  • 2Inhaltsverzeichniss

    Inhaltsverzeichniss 2

    Einleitung 5

    Orte und Rume 7

    Vom SchrumpfenWeltweites Schrumpfen 15

    Schrumpfen in Deutschland 17

    Eine Stadt schrumpft 25

    Plauen im VogtlandBevlkerungsentwicklung 33

    Die Stadt der Vgte 37

    Der Sprung zur Grostadt 41

    Stadtplan 1795 42

    Stadtplan 1875 49

    Stadtbild um 1930 52

    Stadtplan 1931 55

    Die Zeit danach 59

    StrukturZur Orientierung 71

    Demografie 73

    Einwohnerwanderung 77

    Arbeitslosigkeit 79

    Hhenlage 81

    Infrastruktur 83

    Bahnverkehr 85

    Nahverkehr 87

    Siedlungsstruktur 89

    Grnflchenstruktur 91

    Stellplatzanordnung 93

    Freiflchenstruktur 95

    Lcher im Gewebe 97

    Denkfabrik 99

    BlickwinkelBewohner der Stadt 111

    Umfragen und Interviews 114

    Grenzen der Stadtmitte 127

    Einkaufsverhalten 129

    Besuchermagnete 131

    Lrmemission 133

    Stadtbild um 2010 135

    Stadtbild um 2025 139

    Erkenntnis 141

    Potenziale der Stadt 142

  • 3StrategieStrategie 151

    Taktik 153

    Taktische Handlungsmanahmen 154

    Konsolidierungsgebiete 157

    Potenzialgebiete 159

    Sicherungsgebiete 161

    Perforationsgebiete 163

    Rckbaugebiete 165

    Rohstoffhandel 168

    Impulse und Aktionen 171

    Temporre Rume 173

    Taktische ModelleModellkatalog 179

    Am Altmarkt 180

    Topfmarkt 184

    Arndtstrae 192

    August-Bebel-Strae 198

    Seehaus 200

    Reinsdorferstrae 204

    Dr.-Karl-Gelbke-Strae 208

    Fazit 215

  • 4

  • 5Einleitung

    Vor fast 30 Jahren wurde ich in Plauen im Vogtland geboren. Ich wuchs in der Stadt auf und lernte sie sehr gut kennen. Fr eine Ausbildung habe ich Plauen 2001 verlassen, seither bin ich dort nur als Besucher zu Gast. Bei jedem Be-such sind mir mehr und mehr die brachliegenden Flchen und leerstehenden Gebude aufgefallen. Fllt das niemandem auf? Warum ist das so? Wem ge-hren diese Huser? Warum unternimmt niemand etwas gegen diese teilweise ruinsen Zustnde? Das waren Fragen die ich mir bei der Betrachtung der Probleme stellte. Durch diesen persnlichen Bezug zur Stadt Plauen bin ich auf das Thema meiner Masterthesis gekommen.

    Aufgabenstellung

    Diese Masterthesis stellt schwerpunktmig eine stdtebauliche Untersuchung der Stadt Plauen in Verbindung mit dem Prozess des Schrumpfens dar. Die Arbeit untersucht zunchst stdtebauliche Strukturen und Rauminhalte der Stadt Plauen und stellt den Zusammenhang zwischen konkreten Vorgngen und der Thematik der schrumpfenden Stdte her. In der Analyse werden die Zusammenhnge, Mglichkeiten und Grenzen in der Stadt Plauen unter Be-achtung mglicher Akteure im Raum deutlich gemacht. Aus den verschiedenen Erkenntnissen der Analyse werden rumlich-organisatorische Strategien im Umgang mit den Problemen einer schrumpfenden Stadt entwickelt und ex-emplarisch an konkreten Orten erprobt.

    Nachtrag:Die aus der Arbeit gewonnenen Schlussfolgerungen sind Aufgrund der problematischen Datenerhebung abstrak zu sehen. Es geht bei der Arbeit im wesentlichen um den nachhaltigen Umgang mit der Situation, welchen man nach Mglichkeit auf andere schrumpfende Stdte bertragen kann.

  • 6Exkurs: In der Architektur Sou Fujimotos knnen Rume und Orte immer wieder neu entstehen.

    Flche + Raum = Ort

  • 7Fr diese Arbeit ber die Stadt Plauen ist an erster Stelle wichtig zu klren, wie Rume und Orte zu verstehen sind und in welchem Ma sie bei den nachfol-genden Analysen eine Rolle spielen. Martina Lw erklrt den Ort in ihrem Buch Raumsoziologie wie folgt: Ein Ort bezeichnet einen Platz, eine Stelle, konkret benennbar, meist geo-grafisch markiert oder wie es Jrg Brauns ausdrckt, im Ort ist >das Eigene, Unverwechselbare, Nichtvergleichbare aufgehoben< (Brauns 1992, 162).1

    Orte werden durch die Besetzung mit sozialen Gtern oder Menschen kennt-lich gemacht, verschwinden aber nicht mit dem Objekt, sondern stehen dann fr andere Besetzungen zur Verfgung1

    Orte gibt es nicht einfach so, oft reicht aber schon eine im Gedchtniss ver-ankerte Errinnerung um einen Ort auf einer Flche zu generieren. Im Gegensatz dazu bilden sich Rume auf eine andere Art und Weise. Dem Buch Rume, Orte, Grenzen von Markus Schoer knnen wir folgende Erklrung entnehmen:

    ...Raum bedeutet demnach nicht einfach Boden oder Flche. Selbst als geo-grafischer Raum ist der Raum nicht immer schon vorhanden, sondern muss erst durch menschliche Ttigkeit hervorgebacht werden.2

    Aus der Vielzahl von Menschen ergibt sich eine Vielzahl an Rumen die ent-stehen knnen, so dass man, wenn man von einem Raum spricht eigentlich immer nur einen Teil eines Raumes meint. Um mit den verschieden Rumen differenziert arbeiten zu knnen definiert man die einzelnen Inhalte, die man dann mit den jeweils zugehrigen Orten abgleicht. Somit kann man entschei-den ob ein Ort mit dem jeweiligen Rauminhalt funktioniert oder ob zuknftiger Handlungsbedarf besteht. So unterschiedlich Raum und Ort sein mgen, so besteht zwischen ihnen ein enger Zusammenhang. Laut Martina Lw bringt die Konstitution von Raum systematisch auch Orte hervor. Gleichzeitig ermgli-chen Orte erst die Entstehung von Raum.3

    Orte und Rume

    Martina Lw:Raumsoziologie

    Markus Schroer:Rume, Orte, Grenzen

  • 8Exkurs: Der Klostermarkt in Plauen

    Ein Ort mit wechselnden Rauminhal-ten - damals, frher und heute.

    damals um 1907 - Wochenmarkt

    frher um 1990 - Stellpltze

    heute um 2012 - Hybrid aus Stellplt-zen und Erholungsflche

  • 9Vereinfacht an einem Beispiel wrde der Zusammenhang zwischen Rumen und Orten so aussehen:

    Man nehme sich einen Marktplatz in mitten einer Stadt. Der Ort wre ein

    Marktplatz. An einem Tag wo Marktbetrieb herrschen wrde, wre der Ort mit

    dem Rauminhalt Menschen und Handel belegt. An einem Tag wo sich nie-

    mand auf dem Marktplatz befindet, wrde theoretisch kein Raum entstehen.

    Wenn nun aber Autos dort parken wrden, wre der Ort Marktplatz mit dem

    Rauminhalt Parkplatz gefllt. Wrden die Menschen diesen Platz nie mehr

    als Marktplatz benutzen und er in seiner eigentlichen Funktion in Vergessen-

    heit geraten, wrde sich der Ort in einen Parkplatz wandeln.

    Bei diesem Beispiel besteht Handlungsbedarf mit verschiedenen Mglichkeiten. Man knnte zum Beispiel den Marktplatz mit regelmssigen Events oder ver-schiedenen Wochenmrkten wieder revitalisieren. Alternativ dazu knnte man aus dem Marktplatz auch einen groen Parkplatz machen. Dieser wre dann eine stndige Anlaufstelle fr Parkplatzsuchende.

  • 111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111Vom Schrumpfen

  • 12

    >50%40-50%30-40%20-30%10-20%

    in Stdten mit mehr als 100.000 EinwohnernBevlkerungsrckgang

    Exkurs: World of shrinking cities

    Bei Fortsetzung heutiger Trends wird sich die Weltbevlkerung laut Aussagen der UN um 2070 bei ca. neun Milliarden Menschen stabili-sieren und nicht weiter anwachsen. Auch die Verstdterungsprozesse werden gerade in den bevlkerungs-reichen Lndern wie China und In-dien weitgehend abgeschlossen sein. Mehr als drei Viertel aller Menschen werden in Stdten leben. Nicht nur in Lndern Ost- und Westeuropas sowie Japan wrde in Zukunft die Bevlkerung vorbergehend zurck-gehen, sondern in 50 bis 100 Jahren auch in heute stark wachsenden Ln-dern wie China, Indien, Nigeria oder Mexiko.4

    Philipp Oswalt: Schrumpfende Stdte im 21. Jahrhundert,

    Hypothesen-Indikatoren-Weltkarten

  • 13

    >50%40-50%30-40%20-30%10-20%

    in Stdten mit mehr als 100.000 EinwohnernBevlkerungsrckgang

  • 14

    Geburtendezit

    Natur-katastrophen

    Wirtschaftliche Strukturprobleme

    politischer Wandel

    Abwanderung junger Menschen

    Kriege

    Globale Umweltschden

    kologische Katastrophen

    Epedemien

    DemograscheSchrumpfung

    Abwanderung von:*junger Bevlkerung*Fachkrfte*Einkommensstarke Bevlkerung

    WirtschaftlicheSchrumpfung

    Abnahme von:*Wirtschaftswachstum*Investitionen*Branchenmilieus*Anpassungsfhigkeit

    Imageverlust der Stadt

  • 15

    konomisches Strukturproblem,ist gekennzeichnet durch den Wandel von einer

    Industrie- zu einer Dienstleistungsgesellschaft (06.12.2012, Wikipedia.de)

    rust belt (Rostgrtel),eine alte Industrieregion im nordostlichen Teil der

    USA. Vor allem geprgt duch Schwerindustrie.(06.12.2012, Wikipedia.de)

    Tim Rieniets: Weltweites Schrumpfen,

    Schrumpfende Stdte - Band 1

    Philip Oswalt umschreibt den Begriff schrumpfende Stdte im gleichnamigen Buch als Verlust von stdtischer Bevlkerung und von wirtschaflticher Aktivi-tt. Ursachen dafr knnen vielfltiger Natur sein. Zum Beispiel die Instabili-tt eines politischen Systems. So geschehen in Russland. Nach der politischen Wende Anfang der 90er Jahre wuchs die Zahl der schrumpfenden Stdte in krzester Zeit von 7 auf 93. In den ehemaligen Ostblockstaaten sind die Nach-wirkungen des Systemwechsels so stark, dass aktuell mehr Stdte schrumpfen als wachsen.

    Niemals zuvor haben politische Ereignisse die demografische Entwicklung von Stdten derart erschttert. Damit hat sich die Anzahl schrumpfender Stdte weltweit fast verdopplet,; mehr als jede vierte Stadt auf der Welt war zwischen 1990 und 2000 eine schrumpfende Stadt5

    Eine andere Ursache fr eine rcklufige Bevlkerungsentwicklung kann unter anderem auch an konomischen Strukturproblemen liegen. Als berhmtestes Beispiel ist hier wohl die Stadt Detroit zu nennen. Sie liegt in mitten der l-testen und grten Industrieregion der USA, dem rust belt. Diese Region ist gekennzeichnet durch die seit den 1970er Jahren abwandernde Industrie und durch massiven Bevlkerungsrckgang.6 Andere Auslser fr einen Schrump-fungsprozess knnen Epedemien, Kriege, kologische Katastrophen oder Na-turkatastrophen sein. Die beiden letzteren, wie der Tsunami, der eine nukleare Verseuchung auslste, konnte man in jngster Vergangenheit in Japan beo-bachten. Das Land hat noch bis heute mit den Folgen zu kmpfen. Die Ursache, der Zeitpunkt und der Umfang der Schrumpfung ist von Region zu Region un-terschiedlich und sollte deshalb auch immer einzeln geprft werden. Probleme die angesichts der sinkenden Einwohnrzahlen auf die Stdte zu kommen sind berdimensionierung der technischen und sozialen Infrastruktur, steigende Kriminalittsrate, steigende Arbeitslosigkeit und Wohnungsleerstand. Es gibt keine Patentlsung fr das Aufhalten dieses Prozesses. Gerade deshalb sollten Antworten auf die Probleme gut durchdacht sein und so entwickelt werden, dass die sozio-kulturelle und bauliche Indentitt der Stadt bewahrt bleibt.

    Weltweites Schrumpfen

  • 16 stark schrumpfende Stdteschrumpfende Stdte

    Polen

    Tschechien

    stereich

    Frankreich

    Belgien

    Niederlande

    NordseeOstsee

    Plauen

    Berlin

    stark schrumpfende Stdteschrumpfende Stdte

    Polen

    Tschechien

    stereich

    Frankreich

    Belgien

    Niederlande

    NordseeOstsee

    Plauen

    Berlin

  • 17

    Schrumpfen in Deutschland

    Wir werden es in Deutschland also in Zukunft sowohl mit wachsenden als auch mit schrumpfenden Stdten sowie mit wachsenden und schrumpfenden Regionen zu tun haben. Dies ist eine groe Herrausforderung fr die Politik, auch die Bau-, Stadtentwicklungs- und Wohnungspolitik.7

    Die Ursachen des Schrumpfens kann man auch in Deutschland beobachten, zum Beispiel bei der Standortwahl deutscher Unternehmen. Ab einer bestimm-ten Gre verlagern viele Unternehmen ihre Hauptstandorte ins Ausland um Steuern zu sparen. Produktionssttten werden wegen hohen Personal- und Betriebskosten meist schon vorher demontiert und ausgelagert. Investitionen erfolgen maximal noch in wachsenden Stadtregionen, wie z.B Mnchen, Berlin oder Leipzig. In Mittel- und Kleinstdten verzeichnet man eher eine rcklufige Zahl an produzierendem Gewerbe sowie einen Rckgang der Arbeitspltze im ffentlichen Dienst. Einen Zuwachs ist nur im Bereich des Dienstleistungsge-werbes und im Gesundheitswesen zu beobachten.8 Aber auch hier wird heute schon aus Kostengrnden in das gnstigere Ausland ausgelagert. Die daraus folgende Arbeitslosigkeit fhrt oft zu einer Bevlkerungsabnahme, unter an-derem aufgrund von Abwanderung der Bewohner in eine wirtschaftlich besser gestellte Umgebung. Solche schrumpfenden Stdte und Regionen gibt es in groem Ausma in ganz Deutschland. All diese Stdte sind direkt oder in-direkt von den allgemeinen Strukturproblemen der deutschen Wirtschaft be-einflusst. Man sollte jedoch innerhalb Deutschlands zwischen den neuen und den alten Bundeslndern unterscheiden.9 Die Schrumpfungsprozesse in der Region der ehemaligen DDR begrnden sich auf den Folgen der Wende und sind tiefgreifender, als die der alten Bundeslnder. Oft leiden die Stdte noch immer an Systemproblemen die aus der Zeit der DDR stammen. Oft wurden sie in Ihrer gesamten Struktur an eine sozialistische Ideologie ausgerichtet. Anfang der 90er Jahre stand die Transformation der sozialistischen Stadt zur kapitalistische Stadt an. Ein Wandel, der Probleme hervorrief. Der wirt-schaftstrukturelle Wandel und die damit verbundenen Deindustriealisierung ist eines der Problem der ostdeutschen Stdte. Zwar sanken in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg die Industriearbeitspltze in fast allen entwickelten

    Engelbert Ltke Daldrup:Umbau im Bestand

  • 18

    unter 2,5 %2,5% bis 5%5% bis 7,5%7,5% bis 10%10% und mehr

    Bevlkerungsverlust Bevlkerunggewinn

    unter 2,5 %2,5% und mehrDurchschnitt: -2,46%Maximum: +4,4% (Dresden)Minimum: -17,8% (Knigstein)

    Plauen

    Zwickau

    Leipzig

    Chemnitz

    Dresden

    Polen

    Tschechien

    Bayern

    Thringen

    Sachsen Anhalt Brandenburg

    Bevlkerungsentwicklung 2006 - 2009 unter 2,5 %2,5% bis 5%5% bis 7,5%7,5% bis 10%10% und mehr

    Bevlkerungsverlust Bevlkerunggewinn

    unter 2,5 %2,5% und mehrDurchschnitt: -2,46%Maximum: +4,4% (Dresden)Minimum: -17,8% (Knigstein)

    Plauen

    Zwickau

    Leipzig

    Chemnitz

    Dresden

    Polen

    Tschechien

    Bayern

    Thringen

    Sachsen Anhalt Brandenburg

    Bevlkerungsentwicklung 2006 - 2009

  • 19

    Lndern, jedoch wurden in den Lndern mit sozialistischer Planwirtschaft die meisten Industriestandorte entwickelt und gefrdert. Dadurch greift die bis heute anhaltende Deindustriealisierung in den neuen Bundeslndern erst nach der Wende. Oft hat sich die wirtschaftliche Bedeutung alter Industriestandorte dort so stark abgebaut, dass sie bei der Vergabe von ffentlichen und privaten Investitions- oder Frdermitteln kaum noch Beachtung finden.8 Dazu kommt noch die Neuordnung der DDR-Grokombinate. Die zentralistisch gefhrten Unternehmensstrukturen wurden aufgebrochen und in mehrere kleine und mit-telgroe Betriebe aufgeteilt und grtenteils privatisiert. Der Nachteil kleiner und mittlerer Betriebe ist, dass Ihnen zumeist Kapazitt und Kompetenz fr die langfristige Erschlieung externer Mrkte und fr die Entwicklung innovativer Produkte fehlen10

    Konkurrenzfhige Betriebsgren wachsen heute an ostdeutschen Standorten kaum herran. Investitionen erfolgen eher an wachsenden Standorten. Der Aus-bau von Vertriebsnetzen und Aufrechterhaltung einer stndigen Marktprsenz ist schwierig. Aufgrund der nur bedingten Konkurrenzfhigkeit ist der Expor-tanteil von ostdeutschen Betrieben nicht einmal halb so hoch wie der von westdeutschen. Insgesamt sieht die ostdeutsche Industrielandschaft eher m-ssig aus. Durch krftige Investitionen konnte die kapitalintensive Auto- und Chemiebranche stabilisiert werden. Der frhere schwerpunktmssige Maschie-nenbau wie auch die Elektroindustrie sind nur noch schwach vorhanden. Die einstmals bedeutende Textil- und Bekleidungsindustrie ist fast vllig zusam-mengebrochen. Die stdtebaulichen Strukturen waren ein weiteres Problem. Eine Stadt der ehemaligen DDR war auf ganz andere Bedrfnisse ausgelegt. Rume wurden damals mit Inhalten gefllt, die sich aus bergreifenden Gesell-schaftzielen ergaben. Heute dagegen stehen mehr und mehr privatwirtschaft-liche Ziele im Vordergrund. Zum Beispiel hatte der Straenraum nicht nur eine Verkehrsfunktion, er sollte darberhinaus die feiernde oder demonstrierende Bevlkerung aufnehmen. Heute stehen die Bemhungen im Vordergrund, einen stndigen Verkehrsfluss zu ermglichen und gengend Parkmglichkeiten zu

    Rudi Schmidt: Peripherisierung, Ostdeutschland

    Schrumpfende Stdte - Band 1

  • 20

    Exkurs: sozialistische Rauminhalte

    Eine Besonderheit im sozialistischen Stdtebau nach dem Vorbild aus Mos-kau. Eine Magistrale zum Demons-trieren am 1.Mai. Als schsiche Lan-deshauptstadt wurde Dresden nach dem zweiten Weltkrieg umgestaltet. Rauminhalte wurden getauscht. Was eine gleichberechtigte Verbindungs-strasse zwischen Postplatz und Pirn-aischen Platz war, sollte durch einen stdtebaulichen Wettbewerb in einen ffentlichen Platz umgewandelt wer-den. Die breite Ost/ West - Magistrale hat die politische Funktion der sozi-alistisch motivierten Demonstration und die gesellschaftliche Funktion des ffentlichen Flanierens. Heute besitzt die breite Strasse nicht mehr die Funktion des Flanierens oder Demonstrierens. Zwei Strassen-bahnschienen und vier Fahrstreifen fr Autos haben zur Folge, dass die Strasse zur Transitstrasse wird und auch so genutzt wird. Eine Analyse und Reorganisation der Rauminhalte knnte dies verndern.

    Wettbewerbsplan von 1953Gewinner: Kollektiv Georg Funk

    Erweiterung zur Magistraleneue Bebauung

    Wilsdruffer Strasse nach der Erweiterung 1975.

  • 21

    schaffen. Die Wohnungsfrage in der ehemaligen DDR wurde als soziales Pro-blem betrachtet. Im Vordergrund stand die Versorgung der breiten Schicht der Bevlkerung mit Wohnraum. Die Schaffung mglichst gleichwertiger Le-bensbedingungen fr alle Bewohner unter Vermeidung der Reproduktion sozi-aler Ungleichheit.

    Hinsichtlich der Stadtstruktur galt das Ideal der kompakten und arbeitsge-rechten (werkttigen) Stadt: Kleinteilige Zersiedlung und damit Suburbani-sierung wurde baupolitisch verhindert indem Stadterweiterungen im Wesent-lichen nur in Gestalt industriell gebauter Wohngebiete realisiert wurde.9

    Man begann mit dem Bau von zahlreichen Grosiedlungen mit industriell vor-gefertigten Betonelementen. Oft befanden sich diese Siedlungen am Ortsrand einer Stadt. Man baute sie aber auch in kleineren Strukturen an Stelle der vom Krieg zerstrten Grnderzeitquartiere. Da die Neubauten im Vergleich zu den sanierungsbedrftigen Altbauten einen hheren Wohnungsstandart aufwiesen, waren sie ein beliebtes Umzugsziel der wohnungssuchenden Bevlkerung. Alte Baustrukturen wurden unter anderem aufgrund fehlender Rohstoffresourcen nicht saniert oder modernisiert. Vielmehr entschied man sich oft dazu alte baufllige Gebude abzureien. Das fhrte zu greren und kleineren Lchern in der Stadtstruktur die noch seit dem zweiten Weltkrieg ungefllt sind. Ei-genheime in der Peripherie der Stdte entstanden zu dieser Zeit kaum.11 Erst in den 90er Jahren trat die Nachfrage nach Eigenheimen und Bauland verstr-kt auf. Viele Stdte wiesen an den Stadtrndern Wohnsiedlungen fr private Eigenheime aus. Staatliche Subventionen unstersttzten den Bautrend dieser Zeit. Darber hinaus wurden viele baufllige Grnderzeithuser gekauft und saniert. Investoren aus ganz Deutschland legten ihr Geld gerne im ostdeutschen Wohnugsbau an.

    Christine Hannemann: Stadtentwicklung ohne Wirtschaftswachstum-Was verursacht schrumpfende Stdte in Ostdeutschland

  • 22

    Wanderungsbilanz zwischen den alten und neuen Bundeslndern.

  • 23

    Die Rume Europas und seiner Regionen strukturieren sich neu. Das be-deutet auch, Disparitten zwischen Gewinner- und Verliererrumen nehmen wieder zu. Die grten Probleme haben in Ostdeutschland gegenwrtig, neben rein lndlichen Gebieten, industrialisierte Mittelstdte. Diese industriellen Monostrukturen kollabieren jetzt, was sich unter anderem in starken Weg-zugsraten auswirkt. Die Bevlkerungsprognose bis 2040 rechnet daher mit einer Halbierung der Bevlkerung in diesen Stdten12

    Langfristige Vorraussagen zur Arbeitsplatzentwicklung sind schwierig, da sich die wirtschaftlichen Bedingungen einer Stadt oder Region in greren Zeitabstnden stark verndern knnen. Fortschreitende Globalisierung wird zu einem steigenden Konkurrenzkampf zwischen Stadt und Region um den Standort fhren. Wirtschaftliches Wachstum und das damit verbundenen Ar-beitsplatzwachstum wird dort grer sein, wo es der Stadt oder der Region gelingt, berregionale Nachfrage an sich zu binden. Durch den vorherrschen-den Strukturwandel wechseln die Trger der Nachfrage mehr und mehr vom produzierenden Gewerbe zum Dienstleistungssektor. Man sollte auch nicht au-er Acht lassen, dass die Rationalisierungs- und Automatisierungsmanahmen die zu einer Personaleinsparung im Industriesektor gefhrt haben, auch auf den Dienstleistungssektor angewandt werden (homeoffice und offshoring). Die steigende Mobilitt der Menschen wird immer eine Bewegung der Bevlkerung nach sich ziehen. Dazu gehrt eben auch, dass der Prozess der Suburbanisie-rung nie wirklich abgeschlossen sein wird. In kleineren Stdte in einem ande-ren Mastab wie in Grostdten. Aus verschiedensten Grnden wird es immer Menschen geben, die von der Stadt an den Stadtrand ziehen mchten. Die ro-mantische Vorstellung, eines Einfamilienhauses mit grozgigem idyllischen Gartengrundstck im Grnen, ist nach wie vor in den Kpfen verankert. In unserer konsumorientierten Gesellschaft wird das Eigenheim als Statussymbol oder Lebensnotwendigkeit angesehen.

    offshoring,bezeichnet eine Form der Verlagerung unternehmer-

    sicher und Funktionen ins Ausland.(09.11.2012,www.wikipedia.de)

    homeoffice,Unselbststdige Heimarbeit ist eine Form der Lohnar-

    beit bei der der Arbeitsplatz in der eigenen Wohnung liegt.(09.11.2012,www.wikipedia.de)

    Ulf Matthiesen:Abgewandert - Humankapital in Ostdeutschland

    Schrumpfende Stdte - Band 1

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    Geburtendefizit

    Plauen

    Kriege

    wirtschaftlicheStrukturprobleme

    Abwanderung junger Menschen

    Sterbeflle

    Brain-Drain

    Deindustrialisierung

    politischer Wandel

    Deindustrialisierung,ist die strukturelle Verscheibung zwischen Industrie- und Dienstleistungssektor

    Brain-Drain,ist Talentschwund, die Abwanderung der Intelligenz aus einer Volkswirtschaft.

  • 25

    Eine Stadt schrumpft

    Die Stdte Schrumpfen, zum Teil dramatisch. Sie tun dies jedoch nur regi-onal, nicht global. Und ihre ffentlichkeiten verschwinden ebenfalls keines-wegs generell. Vielmehr entwickeln sie sich dezentral, sie transformieren sich, nehmen in den Stdten eher die Gestalt von Strukturen und Landschaften an als die zentraler Rume13

    Der Schrumpfungsprozess in Plauen hat mehrere Ursachen, die sich unter-schiedlich stark auf die Stadt ausgewirkt haben. Die einschneidensten Ereig-nisse waren wohl die zwei Weltkriege und die darauffolgenden 40 Jahre unter sozialistischer Fhrung. Bis heute kann man die verschiedenen Auswirkungen in der Stadtstruktur betrachten. Dazu kommen aktuelle Probleme wie man sie auch in anderen Stdten beobachten kann. Junge, gebildete Menschen verlas-sen Plauen, z.B. um zu studieren oder um eine Berufsausbildung zu beginnen. Das konnte man in den letzten Jahren vorallem bei dem weiblichen Teil der Bevlkerung beobachten.14 Daraus lassen sich zwei Probleme ableiten. Zum ei-nen fehlt es den Betrieben im produzierenden Gewerbe an qualifiziertem Nach-wuchs und des weiteren ergibt sich ein Geburtendefizit in der Bevlkerungs-struktur, welches den demografischen Wandel in Plauen ungnstig beeinflusst. Den daraus folgenden hohen Altersdurchschnitt sieht man der Stadt und ihren Bewohnern an. Diese Situation schlgt sich auf viele Bereiche Plauens negativ nieder. Dies wird zum Beispiel, an dem Wohnungsleerstand in den Altbaustruk-turen oder dem hohen Anteil der lteren Bevlkerung im Stadtbild sichtbar. Insgesamt manifestiert sich eine pessimistische Grundstimmung, die nicht dazu fhren wird, dass es der Stadt in Zukunft besser geht. Im gleichen Zug wirkt sich eine solche Einstellung hemmend auf die Weiterentwicklung der Stadt und den Wohlstand ihrer Einwohner aus.

    Menschen strebten von Natur aus nach mehr. Und wer das Gefhl der Stagnation ertragen muss, wird unglcklich, wie etwa die Menschen in den Lndern des frheren Ostblocks15

    Richard David Precht: Die Kunst, kein Egoist zu sein

    Wolfgang Kaschuba:Reprsentation im ffentlichen Raum,

    Der ffentliche Raum in Zeiten der Schrumpfung

  • 26

    Quellenverzeichniss

    1 Lw, Martina; Raumsoziologie, Suhrkamp Verlag , Frankfurt a.M., Erste Auf-lage 2001, Seite 198 - 199

    2 Schroer, Markus; Rume, Orte, Grenzen: Auf dem Weg zu einer Soziologie der Raums, Suhrkamp Verlag , Frankfurt a.M., Erste Auflage 2006, Seite 29

    3 Lw, Martina; Raumsoziologie, Suhrkamp Verlag , Frankfurt a.M., Erste Auf-lage 2001, Seite 273

    4 Oswalt, Philipp; Prognose: Schrumpfende Stdte im 21. Jahrhundert, Hypo-thesen-Indikatoren-Weltkarten, Projekt Bro Philipp Oswalt, Berlin, Oktober 2008, Seite 4

    5 Rieniets, Tim: Weltweites Schrumpfen, Schrumpfende Stdte, Band 1 - Inter-nationale Untersuchungen, Philipp Oswalt, Hatje Cantz Verlag, Ostfildern-Ruit, 2004, Seite 28

    6 Kullmann, Katja; Rasende Ruinen - Wie Detroit sich neu erfindet, Suhrkamp, Berlin, 2012, Seite 14

    7 Ltke Daldrup, Engelbert; Umbau im Bestand, Karl Krmer Verlag, Stuttgart, 2008, Seite 29

    8 Gatzweiler, Hanspeter; Meyer, Katrin; Milbert, Antonia: Schrumpfende Stdte in Deutschland? Information zur Raumentwicklung 10/ 11.2003, Fakten und Trends, Seite 562 ff

    9 Hannemann, Christine; Stadtentwicklung ohne Wirtschaftswachstum: Was verursacht schrumpfende Stdte in Ostdeutschland, Schrumpfende Stdte - Halle/Leipzig, Studien 2, Oktober 2005, Bro Phillip Oswalt, Berlin, Seite 8 ff

  • 27

    10 Schmidt, Rudi; Peripherisierung - Ostdeutschland, Schrumpfende Stdte, Band 1 - Internationale Untersuchungen, Philipp Oswalt, Hatje Cantz Verlag, Ostfildern-Ruit, 2004, Seite 61

    11 Pfeifer, Ulrich; Porsch, Lucas; szenarien fr Leipzig, Engelbert Ltke Dalrup, Plusminus Leipzig-Stadt in Transforamtion, Mller + Busmann, 2004, Seite 17 ff

    12 Matthiesen, Ulf; Abgewandert - Humankapital in Ostdeutschland, Schrump-fende Stdte, Band 1 - Internationale Untersuchungen, Philipp Oswalt, Hatje Cantz Verlag, Ostfildern-Ruit, 2004, Seite 172

    13 Kschuba, Wolfgang; Reprsentation im ffentlichen Raum, Der ffentli-chen Raum in Zeiten der Schrumpfung, (Hrsg) Nagler, Heinz; Rambow, Riklef; Sturm, Ulrike; Leue Verlag, Berlin, 2004, Seite 41

    14 k.a.; Kommunale Statistikstelle Plauen, Auswertung des Melderegisters der Stadt Plauen, Tabelle: Anzahl der Frauen im gebrfhigem Alter (15 - 44)

    15 Precht, Richard David; Die Kunst, kein Egosist zu sein, Goldman Verlag, Mnchen, Erste Auflage, 2012, Seite 370

    weitere Verwendete Bcher:

    (hrsg)Oswalt, Philipp; Schrumpfende Stdte, Band 2 - Handlungskonzepte, Hatje Cantz Verlag, Ostfildern-Ruit, 2004

    archplus 173,2005, Shrinking Cities, Reinventig, Urbanism

    (Hrsg)Giseke, Udine; Spiegel, Erika; Stadtlichungen- Iritationen, Perpektiven, Strategien, Bauwelt Fundamente 138, Birkhuser Verlag, Basel, 2007

  • 29

    Abbildungsverzeichniss

    1 Abbildungen Seite 6: Bild Sou Fujimoto: http://3.bp.blogspot.com/-sYi74CT8gOg/Tzgm93QQUaI/AAAAAAAAC9A/aypnmBijByQ/s1600/big_ 370270_6358_DO11121300 72.jpg ( 07.10.2012, 3:27 Uhr)

    2 Abbildungen Seite 8: Bild 1/1907: http://static3.akpool.de/images/cards/57/574159.jpg; Bild 2/1990: http://www.89-90.sachsen.de/img/_ansicht/sach-sen-ansicht_seite_15_1.jpg; Bild 3/2020: http://www.89-90.sachsen.de/img/_ansicht/sachsen-ansicht_seite_15_2.jpg ( 30.12.2012, 21:11 Uhr)

    3 Abbildung Seite 12/13: Grafikvorlage: world map of shrinking cities1950-2000Stdte mit mehr als 100.000 Einwohner Projektbro Oswalt, Tim Rie-niets, 2006

    4 Abbildung Seite 16: Datenquelle: Statistisches Bundesamt 5 Abbildung Seite 18: Datenquelle: Statistisches Landsamt

    6 Abbildung Seite 20: Plan: http://www.das-neue-dresden.de/images/ddr/plan-1959.jpg; Foto: Wilsdrufferstrasse:http://www.das-neue-dresden.de/images/ddr/wettbewerb-ost-west-magistrale-vorgabe.jpg ( 24.12.2012,1:15 Uhr)

    7 Abbildung Seite 22: Wanderungsbilanz (Hrsg) Oswalt, Phillip; Stdte im Ver-gleich, Schrumpfende Stdte - Halle/Leipzig, Studien 2, Oktober 2005, Bro Phillip Oswalt, Berlin, Seite 8 ( Quelle: Statistisches Bundesamt)

  • 22222222222222222222222222222222222222222222222222222222Plauen im Vogtland

  • 32

    A Folgen des Ersten WeltkriegesRund 3000 Soldaten aus Plauen starben im 1. Weltkrieg, ca.1300 kamen in Kriegsgefangeschaft. B Folgen des Zweiten Weltkrieges

    Die flchige Zerstrung Plauens machte das Leben in der Stadt sehr schwierig. 75% der Stadt war duch Bombenangriffe zerstrt worden, rund 2350 Menschen starben. Vor allem Wohnbauten, Kulturbauten und die Infrastruktur wurden be-schdigt. Viele kluge Kpfe wur-den aufgrund Ihrer Ausbildung im Zeitraum der amerikanischen Besatzung nach Westdeutschland abgeworben und andere verlieen Plauen aufgrund der vernderten Lebensbedingungen.

    C Beginn des DDR-RegimesVor allem viele junge Menschen flchteten vor dem Bau der Mauer 1961 nach Westdeutschland.

    D Politische WendeIn der Zeit vor dem Oktober 1989, mit den Grenzlockerungen in Un-garn , flohen vor allem junge Men-schen aus Ostdeutschland und auch aus Plauen. Nach der politischen Wende zogen in den ersten 5 Jah-ren rund 5000 Menschen von Plau-en weg.

    E Letzte Eingemeindungen1999 fand der letzte Eingemein-dungsprozess statt. Neundorf, Straberg, Kauschwitz und Jnitz zhlen rund 5000 Einwohner, die sich in einem kleinen Anstieg der Bevlkerungsentwicklung Plauens bemerkbar machen.

    Eckdaten der Bevlkerungsentwicklung

  • 33

    Bevlkerungsentwicklung

    So viel zu den aktuellen Gegebenheiten in Plauen. Im folgenden zweiten Ka-pitel wird auf die historische Entwicklung Plauens eingegangen. Vor allem soll betrachtet werden, welche historischen Ereignisse und Rahmenbedingungen die Stadt Plauen in ihrer Hauptstruktur beeinflusst haben. Dabei wird im we-sentlichen der Zeitraum des Heranwachsens zur Grostadt und die Zeit danach behandelt, da dieser Punkt die wohl bedeutensten strukturellen Vernderungen fr die Stadt mit sich brachte. Auf der folgenden Seite steht ein Diagramm zur Bevlkerungsentwicklung. Darauf markierte Eckpunkte sollen ein ersten ber-blick ermglichen und dazu beitragen eine Besonderheit der Stadt, der rasanten Bevlkerungsanstieg in der Vergangenheit, besser zu verstehen.

    Bis zum heutigen Tag im Jahre 2012 ist die Hhe der Bevlkerung in Plauen fast um die Hlfte, bis auf das Niveau von 1898, zurckgefallen (Quelle: Kom-munale Statistikstelle Plauen).

    Deutlich kristallierte sich die Stadt Plauen als Kernraum des regionalen Urbanisierungsprozesses heraus, der in Sonderheit der Grostadtwerdung das jahrhundertealte topografische Gebilde der 1122 erstmals genannten Siedlung vllig vernderte und das sozialrumliche Gefge wesentlich umge-staltete. Plauen hat dadurch zugleich eine neue Physiognomie, Struktur und funktionale Rangstufe erhalten1

    Gerd Kramer: Die Herausbildung der Grostadt,Der Urbanisierungsproze vollendet vor

    100 Jahren die Grostadtwerdung

  • 34

    WK I1912 - 1919

    1900 Weltausstellung

    in Paris

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    1938 - 1945

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    Die Bevlkerungsentwicklung in Plauen vom Jahre 1400 bis 2011

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    WK I1912 - 1919

    1900 Weltausstellung

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    1938 - 1945

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    Die Bevlkerungsentwicklung in Plauen vom Jahre 1400 bis 2011

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    Altstadt mit Industriezone

    Rekunstruierte Stadtanlage mit Blick ins Syratal um 1500.

    1870 Alte Elsterbrcke von der Reichenbacher Strae aus.

    Stadtansicht von Industrizone aus

    Rekunstruierte Stadtanlage mit Blick ins Syratal um 1500.

  • 37

    Die Stadt der Vgte

    Plauen wurde als Ort plawe das erste mal 1122 in der Weiheurkunde der Johanniskirche erwhnt2. Die Stadt liegt inmitten des Vogtlandes. Eine Region welche seinen Namen den Vgten verdankt. Um 1200 wurden diese im Zuge staufischer Reichsgutpolitik zwischen den Reichslndern des Pleien- und des Egerlandes eingesetzt. Die Vgte etablierten eine eigene Landesherrschaft, in-dem sie Landesausbau betrieben und die Urbanisierung frderten. Im 13. Jahr-hundert errichteten die Vgte eine Burg in Plauen. Es wird vermutet, dass Plauen bereits um 1224 das Stadtrecht besa. Im Jahre 1244 erfolgte, mit der Angliederung der Neustadt, eine erste Stadterweiterung2. Im 14. und 15. Jahr-hundert erwarb sich die Stadt wichtige Privilegien wie das Mnzrecht, freies Erbrecht sowie eine eigenstndige Gerichtsbarkeit.

    Geografisch lag Plauen in mitten eines Durchgangslandes in dem sich wichtige Handelswege kreuzten. Eine Situation die das Aufblhen von Handwerk und Gewerbe positiv beeinflusste. In Zeiten des Krieges war die Position der Stadt jedoch ein Nachteil. Immer wieder wurden die Wege von plndernden und brandschatzenden Truppen benutzt. Viermal fielen die deutschen Soldateska im benachbarten Bhmen ein. Als Vergeltung dafr zersrten die Husseiten auf ihrem Kriegeszug die Stadt mit Schloss. Im Jahre 1521 kamen die reformato-rischen Ideen Luthers in der Stadt an2. Vier Jahre danach wurden die Domini-kanermnche aus der Stadt vertrieben und das Kloster besetzt.

    Neustadt

  • 38

    1618 -

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  • 39

    Das dominierende Handwerk in der Mitte des 16. Jahrhunderts ist die Tuchma-cherei und die Herstellung von Schleier und Tchern. Seit dieser Zeit fertigen die Plauener Weber feine Baumwollgewebe fr Kopf und Hals. 1600 erlie der Rat der Stadt die erste Schleierordnung.3 Die Schleierherren wurden von nun an als Innung anerkannt. Als ortsansssige Hndler lieen sie die Weber (meist in Heimarbeit) im Verlagssystem arbeiten und sicherten sich somit ein stndiges Einkommen welches zum Wohlstand fhrte. 1602 wurde Plauen vom schsischen Kurfrsten zur Hauptstadt des Voigtlndischen Kreises erhoben und war somit die 13. Kreisstadt des Kurfrstentums Sachsen. Im Dreiigjh-rigen Krieg nahm 1632 Feldmarshall Holk Plauen ein und plnderte die Stadt. Kurz danach folgte General Wallenstein mit seiner Armee und setze die Stadt, nach Abzug der Truppen, in Brand. Ein spterer Stadtbrand zerstrte Teile der oberen Stadt mit der Kirche, Pfarrhaus und dem Schulgebude. Als spter Her-zog Moritz von Sachsen-Zeitz Plauen und das Vogtland bekam, berlie er das Deutsche Haus der Stadt und veranlasste den Wiederaufbau des alten Schloes. Von der Kniglichen Fahrpostlinie zwischen Dresden nach Nrnberg profitierte auch Plauen. 1697 wurde die erste Postanstalt am Neustadtplatz errichtet. Bis zu diesen Zeitpunkt kann man die Stadt noch als sehr kompakt bezeichnen.4

    Innung,ist die fachliche Organisation des

    Handwerks auf lokaler Ebene...(27.10.2012, Wikipedia.de)

    Verlagssystem,iste eine wirtsch. Organisationsform mit dezentralen Produktionssttten.

    (31.12.2012, Wikipedia.de)

    Bewegungsmuster(1) Frher: einfache Struktur, kompakte Stadt(2) Heute: komplexe Struktur, disperse Stadtlandschaft

    (1) (2)

    Arbeiten

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    Der Sprung zur Grostadt

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    Kleinstadt

    Mittelstadt

    Der Sprung zur Grostadt vollzog sich in einem kurzen Zeitraum. Der Status einer Mittelstadt (ab 20.000 Einw.) wurde schnell berwunden. Die flchen-mssige Ausdehnung und der Anstieg der Bevlkerung erfolgte vor allem im Zeitraum zwischen 1870 und 1910. Zu dieser Zeit war in Plauen das Bedrfnis nach kultureller Vielseitigkeit sehr hoch. Der damals vorherrschende Wohlstand konnte viele bedeutende Gebude und Orte realisieren, die teilweise noch bis heute in Funktion und Aussehen im Plauener Stadtbild erkennbar sind.

  • 42

    1795

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    ffentliche Pltze ffentliche Gebude

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    Betrachten wir uns Plauen im 18. Jahrhundert. Die Stadt orientiert sich schon frhzeitig in Richtung Textilgewerbe, von 5.743 Einwohnern beziehen bereits 2.291 Arbeiter ihren Lebensunterhalt in der Verarbeitung und im Handel von und mit Baumwolle. Die Ttigkeit der Plauener Textilhandwerker erstreckte sich vor allem ber die Bereiche: Spinnerei, Weberei, Handstrickerei und Zu-richterei. Die Fertigung erfolgte berwiegend in privaten Haushalten oder klei-nen Betrieben die sich oft in den Hinterhfen der Brgerhuser befanden. So enstanden Mischgebiete mit berlagerten Rauminhalten. Eine Gestaltung der Freizeit war zu dieser Zeit nicht notwendig, da der Alltag vorwiegend aus ar-beiten bestand. Orte der Begegnung waren ffentliche Einrichtungen wie Br-gerhaus/ Rathaus, Kirchen, Schulen oder Marktpltze. 1701 wurde in Plauen die erste Baumwollmanufaktur fr Textilhandwerker errichtet. Es folgten wei-tere Ansiedlungen am Mhlgraben, wo 1778 auch das Weibachsche Haus3 errichtet wurde. Es handelt sich hierbei um eines der wohl grten und schns-ten Manufakturgebude seiner Zeit. Unweit dieser industrieellen Ansiedlung, in Wassernhe, entstanden groe Rasenflchen zum Bleichen von Textilien. Im Zuge der Industrialisierung berholte die technisch fortschrittliche Textilferti-gung aus England die Handarbeit aus Plauen. Das Ende der Mousselin - Fabri-kation und die sinkenden Abstze machen Plauen 1817 zu einer Notstandsre-gion. Um wieder marktfhig zu werden erfolgten Technisierungsmanahmen, die Plauen auf den Stand der englischen und schweizerischen Textilbranche brachten. Diese Situation und die Tatsache das Sachsen 1834 an den Deutschen Zollverein angeschlossen wurde, lie die Absatzzahlen in Plauen wieder nach oben steigen. Als die Industrialisierung auch in Plauen einkehrte, triumphierte die Fabrikindustrie ber die Hausindustrie. Dampfmaschienen verdrngten die Handweberei und die Handstickerei in der Stadt. Die maschinelle Tllwebe-rei und Spitzenfertigung beseitigt die Abhnigkeit von englischen Importen. Plauen wurde zunehmend zu den textilen Hochstdten wie Calais oder Not-tinham, konkurrenzfhig. Die Kaufleute Fedor Schnorr und Gustav Steinhu-ser leiteten 1858, mit dem Kauf einer schweizer Stickmaschine, die ra der mechanischen Handstickerei in Plauen ein. Beschftigungslose investierten in Stickmaschienen und erlernten das Handwerk der Stickerei.5 Das alles fhrte zu

    Bleichen von Textilien,siehe Exkurs auf Seite 44

  • 44

    Exkursion: Das Bleichen Fr Textilien wurden bis ins 20. Jahrhundert hinein in Mitteleuropa Leinen und Wolle genutzt. Diese Fa-sern enthalten als Rohware farbige Restsubstanzen aus der Faserferti-gung, auch bilden sich durch den Ge-brauch braune Abbauprodukte. Um den reinen Eindruck zu erreichen, wurden Wschestcke an den Fluss-wiesen in der Nhe von Waschstellen auerhalb der Stdte ausgelegt. Das Ausbleichen wurde von der Son-ne erledigt. Die Gewebe wurden im Wechsel mit saurer Milch und dem Extrakt von Holzasche (Pottasche) benetzt. Die intermedir unter dem Einfluss von Licht und Luftsauerstoff gebildeten Peroxide sowie die bei der Photosynthese des Rasens entste-henden reaktiven Sauerstoffspezies verursachten den Bleicheffekt. Die Behandlung bis zum gewnschten Weigrad konnte Wochen dauern. 9

  • 45

    einer schnellen Expansion der in Plauen vorherrschenden Textilindustrie. 1862 gibt es 42 Handstickmaschinen in der Stadt. Fnf Jahre spter sind es schon 18 Stickereien mit 159 Mitarbeitern. Bereits 1872 verfgt Plauen ber 239 Sticke-reien mit 907 Mitarbeitern. Ein Konkurrenzkampf mit der Schweiz treibt viele innovative Erneuerungen der Plauener Sticktechnik voran.

    Ebenso wie die Architektur des spten 19.Jahrhunderts, besticht auch die Spitzen- und Stickherstellung in ihrer Musterung nach der Nachahmung der reinen Spitze den Weg des Eklektizismus5

    Anton Falke konnte im Jahre 1881 erstmalig maschinell Luftspitze herrstel-len und immitierte somit handgefertigte Spitze. 1883 war man auf dem tech-nischen Stand Schiffchenstickmaschinen herzustellen, mit denen es sogar mglich war auch noch ltere Spitze zu immitieren. Dieser Umstand und die unternehmerische Tchtigkeit des Fabrikants Theodor Bickel verhalfen zu die-sem Zeitpunkt der Plauener Spitze zu ihrem Namen und ihrem Weltruf. Dieser wurde auf der Weltausstellung in Paris mit der Auszeichnung grand prix gekrnt.9 Im Zuge des Aufschwungs entwickelte sich auch eine Hilfsindustrie (z.B. Verleger, Zeichner, Sticker) und eine Fertigungsindustrie im Bereich Ma-schinenbau. Das war zwar gut fr die regionale Industrie, aber schlecht fr das Handwerk in der Stadt. Fr Plauen sehr bedeutsam war die VOMAG und der Ausbau des industriellen Standbeines Maschinenbau. Er besa, genau wie die Plauener Spitze, zu seiner Bltezeit einen Weltruf was Qualitt und Langlebig-keit seiner Produkte anging. Plauen wurde sehr attraktiv fr Zuwanderer aus ganz Europa. Es herrschte eine regelrechte Goldgrber Stimmung. Bis zum Ausbruch des ersten Weltkrieges zhlte man in Plauen 16.000 Stickmaschinen. Zwischen 1888 und 1909 verdoppelte sich die Einwohnerzahl und man begann mit den ersten Eingemeindungen der umliegenden Gemeinden. 1912 erreichte Plauen seinen Populationszenit mit gezhlten 128.000 Einwohnern.3 Die Stadt wuchs proportional mit ihrer Einwohnerzahl und bot den Bewohnern Unvor-eingenommenheit und Bewegungsfreiheit. Zu diesem Zeitpunkt strukturierte sich die Gesellschaft neu und man konnte als einzelner Bewohner aktiv am Wandel teilnehmen.

    VOMAG, Vogtlndische Maschienenfabrik mit

    Standort in Plauen (27.10.2012, Wikipedia.de)

    Gerd Naumann: Grundzge der wirtschaftlichen Entwicklung in der Stadt Plauen von der Mitte

    des 19. Jhd. bis zum Jahre 1914

  • 46

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  • 47

    Aus dem einstigen Weberstdtchen war in rasendem Tempo eine industrielle Grostadt geworden, in der jedoch die Groindustrie nicht dominierte. Dieser Umstand sowie die in ihm wurzelnde Besonderheit in der Sozialstruktur seiner Bevlkerung, unterschied sich Plauen deutlich von anderen Grostdten5

    Die mit dem Wohlstand verbundene Expansion in Flche und Population n-derte die Grundflche sowie das Aussehen Plauens grundlegend. Viele neue Gebude und Anlagen formten das Stadtbild dieser Zeit. Das neue Rathaus mit seinem Turm, das Stadttheater, das groe Kaufhaus Tietz, das Kaffeehaus Tr-mel, den Stadtpark und das Syratalviadukt/ Friedensbrcke, um nur einige zu nennen. Um die Mobilitt der Bewohner gewhrleisten zu knnen, wurde schon 1894 mit dem Bau der Plauener Strassenbahn begonnen.3 Den industriellen Schwerpunkt vor dem ersten Weltkrieg bildete nach wie vor die Textilbranche. Der Prozess der Grostadtwerdung war stark von dieser Hauptindustrie abhn-gig. Es gab unzhlige kleine Betriebe und private Textilproduzenten die verteilt in Plauen ihrem Handwerk nachgingen. Verleger verteilten Auftrge auf die einzelnen Betriebe und besaen somit eine gewisse Steuerungsfunktion. Dar-ber hinaus waren sie flexibler und konnten das Produktionsrisiko auf mehrere Produzenten verteilen. Betriebskapital in Form von Anlagen und Maschinen konnten sich die Verleger sparen. Das Funktionierte, so lang man eine gewisse Nachfrage nach dem Produkt Spitze erzeugte. Doch die groe Abhngig-keit der Textilbranche von den Launen der Mode machte sich auch in Plauen bemerkbar. Schon kurz vor dem Ausbruch des ersten Weltkrieges war Spitze nicht mehr modern. Daraus folgte eine Verschlechterung der Auftragslage der Betriebe, welches fr die Stadt zu einer Minderung ihrer Wirtschaftskraft fhrte. In Verbindung mit den Folgen des ersten Weltkrieges sank die Populati-on schlagartig von 112.200 auf 82.134 Einwohner.4 Viele Menschen suchten ihr Glck in einer anderen Region und kehrten der Stadt den Rcken zu.

    Gerd Naumann: Grundzge der wirtschaftlichen Entwicklung in der Stadt Plauen von der Mitte

    des 19. Jhd. bis zum Jahre 1914

  • 48

    Stadtplan von 1875

    Das Bevlkerungswachstum stt eine Reihe von Stadterweiterungs-manahmen an. Im Bereich der Alt-stadt erkennt man eine Vielzahl von Orten des ffentlichen Lebens. Vor allem Behrden und Marktpltze bestimmen das Leben der arbeiten-den Bevlkerung. Vereinzelt entste-hen auch schon Orte der Erholung. Vom Zentrum der Stadt zum Oberen Bahnhof hin plant man die grte Er-weiterungsmanahme. Im Plan kann man schon gut die ortogonale Raster-struktur ablesen. In diesem Bereich entstehen aus der Platznot heraus Mischgebiete, Wohnhuser mit Lden im Erdgeschoss.3 Im Bereich der El-steraue wachsen verstrkt Industrie und Handwerksflchen.

    Lebhaftes Markttreiben auf dem Klostermarkt in der Plauener Altstadt. (1875)

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    Die Einwohner brauchen mehr Raum

    Mit dem explosionsartigen Populationsanstieg zu Beginn des 19. Jahrhunderts erfolgte eine Erweiterung des Stadtgebietes mit neu angelegte Stadtteilen und den der ersten Eingemeindungen umliegender Ortschaften.

    BAHNHOF-VORSTADTSie zieht sich in einem topografischen Anstieg entlang der Bahnhofstrasse zwi-schen Bahnhof und Altstadt. Die im Raster abgesteckten Quartiere wurden vom Stadtkern aus hin zum Bahnhof nach und nach bebaut. Baublcke wurden zur Gestaltung von ffentlichen Rumen ausgespart. Das orthogonale Strassensy-stem wurde der Topografie des Ortes angepasst. Ein differenziertes Strassennetz mit verschiedenen Breiten und Nutzungen teilt die Rume der einzelnen Quar-tiere. Zu erwhnen sind die breitere Bahnhofstrasse mit den Geschften und der Strassenbahn und die verbreiterte Kaiserstrasse, die als Allee und mit zwei getrennten Fahrbahnen angelegt wurde.

    NEUE MARKT-VORSTADTSie erstreckt sich in Form einer Blockrandbebauung sdlich der NeundorferStrasse bis hin zum nicht fertiggestellten Sternplatz. Man findet ffentliche Rume in Form von Grnpltzen wie dem Dietrichplatz oder dem Schrder-platz.

    BRCKENTOR - VORSTADTSie befindet sich zwischen Elster und sdlicher Reichsbahntrasse. Gekennzeich-net durch Strassenrandbebauung entlang der Hofer Strasse und rasterfrmiger Erweiterung im Bereich Elsteraue/ Bhler Strasse.

    RINNELBERG/ OstvorstadtEin Wohngebiet welches unmittelbar hinter der Brcken-Vorstadt beginnt. DieBlockrandbebauung ist auf eine Baublockbreite beschrnkt.

    HAMMER-VORSTADTEin Stadtteil der die Verlngerung der Neustadt zur stlichen Seite darstellt. Zum Sden hin verluft parallel zur Elster ein Industriegebiet, was die Hammer Vorstadt abgrenzt.

    INDUSTRIEZONESie zieht sich als Band der Elster entlang. Beginnend am Unteren Bahnhof bis zum Hammer-Platz und endet am Bahnhof Chrieschwitz.6

  • 51

    Stadterweiterungen im Zuge der Grostadtwerdung um 1900

  • 52

    Stadtbild um 1930

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    Stadtplan von 1931

    Die meisten Erweiterungsmanahmen wurden schon zu einem groen Teil fertig gestellt. Im Bereich der Bahn-hofs Vorstadt erkennt man die Wohn-quartiere, gebaut in einer Blockrand-struktur. Einzelne Quartiere werden herausgenommen und mit Grn-anlagen oder kulturellen Gebuden gefllt. Die Orte des ffentlichen Le-bens verteilen sich nun ber das neue Stadtgebiet. Wo man sich frher noch auf Marktpltzen traf, grt man sich nun freundlich in kultivierten Grn-anlagen. Die Erholung nach getaner Arbeit besitzt einen hohen Stellen-wert bei den Bewohnern der Stadt.Nach einem ausgeschriebenen Wett-bewerb wird der Plauener Stadtpark am Rande der Bahnhofsvorstadt ge-baut. Einer der noch bis heute bedeu-tensten Grnanlagen der Stadt.7

    1. Preis des Wettbewerbs fr einen Stadtpark in Plauen. (1903)

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    Wiederaufbau nach dem zweiten Weltkrieg

    Die Stadt wurde im zweiten Weltkrieg zu 75 Prozent zerstrt. Im Zuge der Wie-deraufbauarbeiten wurden groe Flchen und Quartiere nach sozialistischen Stadtbauprinzipien neu geordnet und bebaut.

    BAHNHOF-VORSTADTDer obere Teil wurde total zerstrt und mit freistehenden Huserzeilen neu bebaut. Die Achsbezge der alten Blockrandstruktur wurde durch eine neue Strassenfhrung unterbrochen. Vom neu gestalteten Albertplatz bis ins Stadt-zentrum (Tunnel) fhrt die Bahnhofstrasse als reine Fugngerzone. Der Tun-nel wird infrastruktureller Knotenpunkt der Strassenbahn.

    NEUE MARKT-VORSTADTDas Gebiet wurde teilweise zerstrt. Es erfolgte ein Ersatzneubau unter Berck-sichtigung der typischen Blockrandbebauung.

    BRCKENTOR - VORSTADTDer Blockrand ist zu gunsten der Verbreiterung der Hofer Strasse aufgelst worden. Strukturverluste in diesem Bereich sind durch Rckbau bereinigt wor-den.

    RINNELBERG/OstvorstadtErweiterung des bestehenden Wohngebietes in Richtung Westen mit freistehen-den Wohnzeilen.

    HAMMER-VORSTADTDie zerstrte Neustadt wir abgerissen. Dieser Teil der Stadt verfllt. Raum-kanten und Pltze bleiben nur andeutungsweise erhalten.

    INDUSTRIEZONEDie teilweise stark zerstrten Industrieflchen lassen sich nur schwer gliedern. Groe Flchen und Gebiete bleiben ungenutzt. Sdlich des Hammertorplatzes siedeln sich einige kompakte Produktions- und Versorgungseinrichtungen an.

    MELANCHTON-STRASSEAufgrund des teilzerstrten Blockrandes verfllt dieses Gebiet zunehmend.6

  • 57

    Obere Teil der Bahnhofs-Vorstadt Neustadtplatz Friedensstrae

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    Bis zum ersten Weltkrieg stieg die Einwohnerzahl der Stadt kontinuierlich an. In Folge des Krieges dezimierte sich die Anzahl jedoch auf rund 90.000 Men-schen. Danach konnte sie wieder auf Grostadtniveau steigen, erreichte jedoch nie mehr das Rekordhoch von 128.014 Einwohnern.1929 folgten schwere Jah-re fr Plauen. Die Weltwirtschaftskrise machte sich in der export-/ importab-hngigen Stadt stark bemerkbar.3 Wie in vielen anderen Stdten Deutschlands nutzte die NSDAP die Notlage um Sympathiepunkte zu gewinnen. Nach der Machtergreifung in Deutschland war Plauen 7 Jahre lang Sitz der schsichen Gauleitung und wichtiger Bestandteil der deutschen Rstungsindustrie. Die VOMAG stellte zur NS-Zeit neben Einheitsdruckmaschinen spter auch Ket-tenfahrzeuge her10. Das ist auch einer der Grnde warum Plauen zum Ende des zweiten Weltkrieges schweren Bombardementen ausgesetzt war. 75% der gesamten Stadt wurden zerstrt11 (vgl.: Dresden wurde zu 60% zerstrt). Ein wesentliches Ziel, die VOMAG, wurde nicht so stark beschdigt wie vielleicht beabsichtigt. Vor allem trafen die Bomben Wohngebude (78%) und Kulturein-richtungen (80%).4 Durch die Folgen des zweiten Weltkrieges sank die Popula-tion schlagartig von rund 112.200 auf 82.134 Bewohner. Nach der Kapitulation Deutschlands wurde das Vogtland und Plauen vom 347. US-Infanterieregiment besetzt. Sie setzten die Verwaltung der Stadt wieder in Takt und begannen mit der Demontage von VOMAG-Maschinen. Spezialmaschinen, Facharbeiter und Ingenieure wurden in die amerikanische Besatzungszone gebracht. Nach den Vereinbarungen der Konferenz von Jalta zogen sich die Amerikaner sp-ter zurck und berlieen den sowjetischen Besatzungstruppen die Stadt. Die Demontage der VOMAG ging auch unter der neuen Besatzungsmacht weiter, bis die VOMAG 1946 gesprengt wurde.12 Maschinen und Rohstoffe die nicht aus dem Land gebracht wurden, bergab man an die VEB Plamag Plauen. Eines der verstaatlichten Unternehmen, die zu Beginn der DDR - Zeit gegrn-det wurde. Auch die Plauener Strickereien wurden unter VEB Plauener Spitze zusammengefasst.13 VEB Plamag und VEB Plauener Spitze waren starke Ex-portbetriebe, die viele Devisen fr die DDR einbrachten und deshalb wichtig fr die Region waren. Des weiteren trieb man eine Bodenreform voran. Die im wesentlichen darin bestand, Grogrundbesitzer ( mehr als 100 ha Landbesitz)14

    Konferenz von Jalta,ein diplomatisches Treffen der aliierten

    Staatschefs im Jahre 1945 in dem u.a. die Aufteilung Deutschlands bestimmt wurde.

    (01.01.2013, Wikipedia.de)

    VEB,Volkseigener Betrieb ist eine Rechtsform der DDR. Sie entstanden durch den Prozess der Enteignung

    und Verstaatlichung von Privatunternehmen. (01.01.2013, Wikipedia.de)

    Weltwirschaftskrise,ausgehend von Amerika verbreitete sich das Ende

    der goldenen Zwanziger weltweit.Folgen sind unter anderem

    Massenarbeitslosigkeit und Deflation. (27.10.2012, Wikipedia.de)

    Die Zeit danach

  • 60

    Perspektive Richtung Plauener Altstadt mit Blick auf das Kulturzentrum Plauen. (1970)

  • 61

    entschdigungslos zu enteignen. Der Grund und Boden sollte der oft mittel-losen lndlichen Bevlkerung zu Gute kommen. Es wurden vermehrt buer-liche Genossenschaften (LPG) gegrndet. Der groen Wohnungsnot nach dem Krieg entgegnete man durch den Neubau von Wohnsiedlungen. Dies gelang besonders schnell durch die Vorfertigung der Gebudeelemente. So entstanden in Plauen um 1965 erste Wohnsiedlungen in Plattenbauweise. Vorwiegend in den Gebieten Chrieschwitz, Ostvorstadt, sowie in dem oberen Teil der stark zerstrten Bahnhofsvorstadt. Den alten Bestandsgebuden und dem Gedanken des Denkmalschutzes wurden zur Zeit der DDR nicht viel Beachtung geschenkt. Rohstoffe zum Bauen und finanzielle Mittel waren knapp. Das fhrte dazu, dass sich das Stadtbild nach und nach verschlechterte. Bis zum Bau der Mauer flchteten viele Menschen von der sowjetischen in die amerikanische Besat-zungszone. Danach stieg die Bevlkerung an und blieb relativ konstant bei 82.000 Einwohnern. Plauen war nun zu einer Grenzstadt geworden. Bis zur Mauer die Deutschland trennte, waren es nur 25 km. Als strategisch wichtiger Punkt, befanden sich in Plauen die DDR-Grenztruppen, eine NVA-Offizierschu-le und eine Garnison der Sowjetarmee.4 Darberhinaus war Plauen noch immer ein Industriestandort, der fr die DDR notwendige Devisen garantierte. Wo Geld fliest wird investiert. Als gesellschaftliche Investition sollte im Herzen der Stadt ein kulturelles Zentrum errichtet werden.15 Das Gebude htte in Gre und Form das Aussehen des Stadtzentrums stark beeinflusst. Mit ihm htte sich die Chance ergeben, geistig wie auch kreative Potentiale der Stadt zu aktivieren um eine bessere Lebensqualitt in der Stadt zu erzeugen. Ein solcher Ort htte eventuell zu einer Strkung des Stadt gefhrt. Das Kulturzentrum von 1976 wurde jedoch nie gebaut. In den Jahren vor der Wende war die Bevlkerungs-entwicklung wieder rcklufig. Erste Menschen flchteten ber Ungarn/ s-terreich nach Westdeutschland. Der Unmut der Plauener ber das DDR-Regime gipfelte zur Jubilumsfeier anlsslich des 40 jhrigen Bestehens der DDR am 7. Oktober 1989. Als erste Grodemonstration in der DDR zur Wendezeit ver-sammelten sich hier rund 10.000 Menschen um gemeinsam gegen das Regime zu protestieren. Zum Zeitpunkt des Falls der Deutschen Mauer besa Plauen rund 74.000 Einwohner.2

  • 62

    Zuknftige Bevlkerungsentwicklung der Stadt Plauen (Stand: 2010).

    Hochindustrieallisierung 1870 - 1914

    Plauen 2011 bis 2050

    Was kommt nun ...

    55 Tsd bis 2025

  • 63

    Hochindustrieallisierung 1870 - 1914

    Plauen 2011 bis 2050

    Was kommt nun ...

    55 Tsd bis 2025

  • 64

    1 Kramer, Gerd: Die Herausbildung der Grostadt:Der Urbanisierungsproze vollendet vor 100 Jahren die Grostadtwerdung, Stadt Plauen, Seite 89

    2 k.a.; Plauens Stadtgeschichte: 1000 Tipps fr Brger und Gste unserer Stadt, Ausgabe 2011, Stadt Plauen - Presse- und ffentlichkeitsarbeit: Plauener Stadt-geschichte, Seite 15-16

    3 Tmpner, Walter G.; Aus der Geschichte der Stadt Plauen:Plauener Spitzen, Verein zu Frderung des Plauener Spitzenmuseums e.V. Oktober 2007, Seite 7-23

    4 k.a., http://de.wikipedia.org/wiki/Plauen (abgerufen am 23.10.2012)

    5 Naumann, Gerd; Grundzge der wirtschaftlichen Entwicklung in der Stadt Plauen von der Mitte des 19. Jhd. bis zum Jahre 1914, Mitteilungen des Vereins fr Vogtlndische Geschichte Volks - und Landeskunde, 10. Jahresheft, Plauen 2004, Seite 4 ff.

    6 Enzmann, Christian; Koch und Partner Architekten und Stadtplaner: Stadt Plauen Untersuchung zur Vorbereitung der Altstadtsanierung, Auftrag der Stadt Plauen; Mnchen, Januar 1991, Seite 7+9

    7 k.a.; Verwaltungsbericht der Stadt Plauen i.V. 1903/04 auf http://www.alt-plauen.de/src/gebude/Stadtpark.php

    8 www.plauener-spitze-r.de/spitze/spitze.php (abgerufen am 05.11.2012)

    9 Bleichen, http://de.Wikipedia.org/wiki/Bleichen (10.12.2012)

    10 Der Vomag Automobilbau 1915-1945; Autor: Christian Suhr, Herrausge-ber: Curt Rder Vogtlndischer Heimatverlag Neupert Plauen, 1. Auflage 1997, Seite 10

    Quellenverzeichniss

  • 65

    11 A908 Akte des Stadtarchivs Plauen VOMAG Demontage und Bestands-bernahme1946 1949 Rathaus der Stadt Plauen

    12 Kraft, Achim; Schsiche Heimatbltter4 97 43. Jahgang: Zeitschrift fr Schsiche Geschichte, Denkmalpflege, Natur und Umwelt, Stdtebauliche Ver-nderung in Plauen seit der Wende und Chancen fr die Zukunft, Seite 214

    13 Naumann, Gerd; Schsiche Heimatbltter4 97 43. Jahrgang: Zeitschrift fr Schsiche Geschichte, Denkmalpflege, Natur und Umwelt, Spitzen und Strick-industrie in Vergangenheit und Gegenwart , Seite 238

    14 k.a., de.wikipedia.org/wiki/Landwirtschaft_in_der_DDR (abgerufen am 24.10.2012)

    15 Studie, Kuturzentrum Plauen ,Bauakademie der DDR, Muster und Experi-mentallabor, Berlin 1976

    weitere verwendete Bcher:

    Kramer, Gerd; Der Naturraum der Stadt Plauen, Vogltandmuseum Heft 59, Plauen 1992 Druckhaus Gera GmbH , Niederlassung Greiz

    Flmig, Rdiger (Dr.phil.); Staatliche Kunst-und Fachschule fr Textilindustrie 1877-1945 Plauen/Vogtland, Sebald Sachsendruck, Druck und Verlag GmbH 1996 Plauen

    Hannemann, Christine; Stadtentwicklung ohne Wirtschaftswachstum: Was ver-ursacht schrumpfende Stdte in Ostdeutschland, Schrumpfende Stdte - Halle/Leipzig, Studien 2, Oktober 2005, Bro Phillip Oswalt, Berlin, Seite 8 ff

  • 67

    Abbildungsverzeichniss

    1 Abbildung Seite 36: Rekonstruierte Stadtanlage mit Blick ins Syratal um 1500. Entnommen aus: Enzmann, Christian; Koch und Partner Architekten und Stadtplaner: Stadt Plauen Untersuchung zur Vorbereitung der Altstadtsanie-rung, Auftrag der Stadt Plauen; Mnchen, Januar 1991, Seite 48

    2 Abbildung Seite 44: Alte Bleicherei. Entnommen aus: http://www.alte-blei-che-trimbach.ch/fotos_kurzversion/Bleicherei03.jpg ( 06.12.2012, 14:45 Uhr )

    3 Abbildung Seite 48: Lebhaftes Markttreiben auf dem Klostermarkt in der Plauener Altstadt. (1875) Entnommen aus: www.facebook.com, Gruppe: Wir sind Plauener-StadtPlauen-das Herz im Vogtland, Frank Lenk

    4 Abbildung Seite 54: 1. Preis des Wettbewerbs fr einen Stadtpark in Plauen. (1903) Entnommen aus: http://www.alt-plauen.de/src/gebude/Stadtpark.php ( 06.12.2012, 14:45 Uhr )

    5 Abbildung Seite 57: Folgen des zweiten Weltkrieges. Entnommen aus: 1944/45 Plauen: Eine Stadt wird zerstrt, Vogtlndischer Heimatverlag Neu-pert, Plauen, Seite 230, Seite 192, Seite 216. und entnommen aus: Naumann, Gerd: Plauen i.V. 1933-45; Herrausgeber: Rder, Curt; Vogtlndischer Heimatverlag Neupert, Plauen, Seite 218

    6 Abbildung Seite 60: Perspektive Richtung Plauener Altstadt mit Blick auf das Kulturzentrum Plauen. (1970) Entnommen aus: Studie, Kuturzentrum Plauen ,Bauakademie der DDR, Muster und Experimentallabor, Berlin 1976

    Hier nicht aufgelistete Darstellungen und Abbildungen wurden vom Verfasser selbst erstellt oder zusammengefhrt.

  • Struktur33333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333333Struktur3StrukturStruktur3StrukturStruktur3StrukturStruktur3StrukturStruktur3StrukturStruktur3StrukturStruktur3StrukturStruktur3StrukturStruktur3StrukturStruktur3StrukturStruktur3StrukturStruktur3StrukturStruktur3StrukturStruktur3StrukturStruktur3StrukturStruktur3StrukturStruktur3StrukturStruktur3StrukturStruktur3StrukturStruktur3StrukturStruktur3StrukturStruktur3StrukturStruktur3StrukturStruktur3StrukturStruktur3StrukturStruktur3StrukturStruktur3StrukturStruktur3StrukturStruktur3StrukturStruktur3StrukturStruktur3StrukturStruktur3StrukturStruktur3StrukturStruktur3StrukturStruktur3StrukturStruktur3StrukturStruktur3StrukturStruktur3StrukturStruktur3StrukturStruktur3StrukturStruktur3StrukturStruktur3StrukturStruktur3StrukturStruktur3StrukturStruktur3StrukturStruktur3StrukturStruktur3StrukturStruktur3StrukturStruktur3StrukturStruktur3StrukturStruktur3StrukturStruktur3StrukturStruktur3StrukturStruktur3StrukturStruktur3StrukturStruktur3StrukturStruktur3StrukturStruktur3StrukturStruktur3StrukturStruktur3StrukturStruktur3Struktur

  • 70

    Plauen

    BerlinPolen

    Tschechien

    stereich

    Frankreich

    Belgien

    Niederlande

    NordseeOstsee

    Plauen

    ZwickauGera

    Leipzig

    Hof

    Chemnitz

    Dresden

    Prag

    A4

    A4

    A9

    A93

    A72

    DB

    DB

    DB

    A9

    DB

  • 71

    Bundesland Sachsen

    Landkreis Vogtland

    Hhenlage 412 m . NN

    Flche der Stadt Plauen 102,12 km

    Einwohnerzahl 66.703

    davon 32.004 mnnlich 34.699 weiblich

    Bevlkerungsdichte 651 EW/ km

    Stadtgliederung 5 Stadtgebiete mit 38 Stadteilen 1

    Zur Orientierung

    Berlin

    Leipzig

    PlauenDresden

    PragFrankfurt a. M.

    HofJena Zwickau

    Mnchen

    Entfernungsdiagramm in km.

  • 72

    B

    C

    D

    EF

    G

    H

    IJ

    K

    L

    M

    N

    O

    P

    Q

    A

    Stadtteile in Plauen

    ZentrumA BahnhofsvorstadtB Altstadt

    Stadtmitte WestC Neundorfer VorstadtD Syratal/ Brenstein

    Stadtmitte NordE HaselbrunnF ReiigG Preielphl

    Stadtmitte SdostH Chrieschwitz/ ReusaI Sdvostadt/ OstvorstadtJ Elsteraue

    RandgebieteK Altchrieschwitz/ KleinfriesenL Oberlosa/ StckigtM GrofriesenN Thiergarten/ Mebach/ UnterlosaO Neundorf/ StrabergP Kauschwitz/ ZwoschwitzQ Jnitz/ Steinsdorf/ Rttis

  • 73

    46,6

    48,8

    39,5

    46

    46,3

    44,8

    47,8

    47,9

    46,5

    50,6

    50

    Senioren Ghetto

    45,7

    48,2

    46

    45,5

    41,5

    45,9

    Senioren GhettoSenioren GhettoSenioren GhettoSenioren GhettoSenioren GhettoSenioren GhettoSenioren GhettoSenioren GhettoSenioren GhettoSenioren GhettoSenioren GhettoSenioren GhettoSenioren GhettoSenioren GhettoSenioren GhettoSenioren GhettoSenioren GhettoSenioren GhettoSenioren GhettoSenioren GhettoSenioren GhettoSenioren GhettoSenioren GhettoSenioren GhettoSenioren GhettoSenioren GhettoSenioren GhettoSenioren GhettoSenioren GhettoSenioren GhettoSenioren GhettoSenioren GhettoSenioren GhettoSenioren GhettoSenioren GhettoSenioren GhettoSenioren GhettoSenioren GhettoSenioren GhettoSenioren GhettoSenioren GhettoSenioren GhettoSenioren GhettoSenioren GhettoSenioren GhettoSenioren GhettoSenioren GhettoSenioren GhettoSenioren GhettoSenioren GhettoSenioren GhettoSenioren GhettoSenioren GhettoSenioren GhettoSenioren Ghetto

    Demograe

    Durchschnittsalter der Gesamtbevlkerung.2

    Durchnittsalter 2011

    In dem zentrumsnahen Gebiet der El-steraue und im Bereich des inneren Stadtrandes ist das durchschnittliche Alter am geringsten. Die Bereiche mit dem hchsten Durchschnitt verbin-den sich im ueren Stadtrand. Dies wird begnstigt durch den hohen Bestand an modernisierten Neubau-Wohnsiedlungen mit idealen Wohn-bedingungen fr Senioren.

  • 74

    0-9

    10-19

    20-29

    30-39

    40-49

    50-59

    60-64

    65-70

    70-79

    80-89

    90-99

    ber 100

    Altersverteilung der Bewohner in Plauen. (2010)2

  • 75

    Der Wandel der Altersstruktur ist im vollen Gange. Die Relation zwischen jung und alt verschiebt sich in Plauen sprbar. Aktuell liegt das einerseits an der Ab-wanderung junger Leute und zum anderen an dem starken Geburtenrckgang Anfang der 90iger Jahre. Da die Geburtenzahl zum jetzigen Zeitpunkt niedrig ist, wird auch in Zukunft die Anzahl der jungen Mtter gering sein.

    Im Jahr 2010 wird jeder 4. Plauener lter als 64 Jahre sein, im Jahr 2020 wird das sogar jeder 3. Einwohner Plauens sein.3

    Der zuknftige hohe Anteil der lteren Bevlkerung in Plauen erzeugt eine entsprechend hohe Nachfrage an Rumen und Flchen fr ltere Menschen.Vor allem altersgerechte Infrastrukturen im Wohn- und Pflegebereich, sowie bei der medizinischen Versorgung werden zuknftig einen hohen Stellenwert einnehmen.

    Bevlkerungsprognosevon 66.200 auf 61.000 Einw.

    Personen im erwerbsfhigen Altervon 60% auf 55%

    Personen im Ruhestandvon 24% auf 30%

    Prognosen bis 2020 (Stand 2010):3

    Flchennutzungsplan Plauen

  • 76

    -20

    -25

    -15

    -10

    -5

    0

    5

    10

    15

    20

    25 Zuwanderung

    20 Jahre

    Abwanderung

    31 Jahre

    37 Jahre

    53 Jahre

    25 Jahre

    69 Jahre

    Gegenberstellung: Anzahl der Mnner und Frauen die nach Plauen zu- und abgewandert sind. (2011)2

  • 77

    0

    +2,6

    +0,2

    -0,8

    -0,2

    -0,5

    -0,3

    -0,6

    -0,2

    -0,2

    -0,5

    -0,7

    -0,2

    -0,2

    +0,1

    +0,5

    0

    Wanderungsbilanz 2004 - 2011

    Die zentrumsnahen Stadtgebiete weisen eine positive Wanderungsbi-lanz auf, ein Hinweis auf attraktives Wohnumfeld. Das Zentrum besitzt eine zentrale Infrastruktur, gute Ein-kaufsmglichkeiten und umfang-reiche Dienstleistungsangebote.

    Prozentualer Anteil an der Gesamtbevlkerung. 2

    Einwohnerwanderung

  • 78

    Arbeitslosenquote4

    Der Durchnitt bei der Arbeitslosen-quote liegt bundesweit aktuell bei 7,1 Prozent. Die ostdeutschen Stdte Plauen und Zwickau haben eine hn-lich hohe Arbeitslosequote, doppelt so hoch wie die flchenmssig hn-lich groen Stdte Mainz und Kerpen.

    PlauenSachsen

    ZwickauSachsen

    KerpenNordrhein - Westfalen

    MainzRheinland - Pfalz

  • 79

    192

    1407

    48

    773

    817

    335

    417

    16

    789

    1735

    31

    23

    34

    23

    1112

    524

    36Bezug von Leistungen nach SGB II

    Anzahl der Personen und Bedarfsge-meinschaften die Sozialleistung be-ziehen ist seit 2006 rund 20 % zu-rckgegangen. Die hchste Zahl von Leistungsempfngern sind im Innen-stadtgebiet mit der Altbaustruktur und in der Neubausiedlung aus der DDR-Zeit (den 80er Jahren) am Stadtrand zu finden. Wenig Empfnger wohnen dagegen auerhalb der Kernstadt und im Bereich der Einfamilienhaussied-lungen (Eigenheimsiedlungen).Anzahl der Personen die Leistungen aus SGB II beziehen. 2

    Arbeitslosigkeit

  • 80

    Hhenlinien5

  • 81

    Plauen liegt im sdwestlichen Teil von Sachsen, mitten im Vogtland. Ein Landschaftsraum der sich zwischen dem th-ringischem Schiefergebirge und dem Westerzgebirge befindet. Die Landschaft zeichnet sich durch weite Felder, Wiesen und bewaldete Hgelkuppen aus und wird unter anderem deshalb von Bewohnern und Touristen gleichermaen als idyllisch empfunden. Zum Osten hin steigt das Vogtland zu einem Mittelgebirge an. In diesem oberen Teil des Vogt-landes kennzeichnen dichte Nadelwlder die Landschaft. Der hchste Berg des Vogtlandes ist der Schneehbel mit 974 m . NN. Plauen selbst befindet sich bei 412 m ber den Meeresspiegel und wird von West nach Nord, talbildend von der Weien Elster durchflossen.6

    Hhenlage

    Schemaschnitt mit Hhenlagen und Stadtteilen.

    Blick vom Bernsteinturm Richtung Stadtmitte.

  • 82

    StadtringHauptverkehrsstraen

  • 83

    Der wohl wichtigste Bestandteil des Hauptverkehrsstraennetzes der Stadt Plauen ist die A72 sdstlich der Stadt. Des Weiteren gehren auch die Bundesstraen B92, B173, B282 so-wie der Stadtring, der die Kernstadt einrahmt zur Infrastruktur des Stadt-bildes. Die Lage der Stadt im Auto-bahndreieck A9 - A72 - A4 macht sie zu einem wichtigen Verkehrskno-tenpunkt im Vogtland. Viele Straen fhren durch die Stadt. Durch Redu-zierung der Spangen-Straen am Stadtring knnte man die Straen des Durchgangverkehrs klarer defi-nieren und ausbauen. Von Leerstadt gekennzeichnete Randbebauungen in diesem Bereich knnten entspre-chend umstrukturiert und rckgebaut werden. Fr die nachrangigen Woh-nungsbebauungen knnte man eine bessere Wohnqualitt schaffen.7

    Infrastruktur

    Blick vom Rathausturm auf den sdlichenTeil des Stadtrings von Plauen.

  • 84

    EreichbarkeitBahnlinien

  • 85

    Plauen besitzt eine gute Anbindung an das Kernnetz der Deutschen Bahn AG. Schon in der Vergangenheit zeichnete sich die Stadt durch ihre Lage an der Transitstrecke Nrnberg / Dresden aus. Der Obere Bahnhof ist der lteste und grte Bahnhof der Stadt. Er ist damit die erste Anlauf-stelle wenn es darum geht mit dem Zug zu reisen. Neben Dresden, Chem-nitz und Zwickau besteht von hier aus auch eine Direktverbindung nach Bad Brambach / Vojtanov (CZ). Vom Unteren Bahnhof aus besteht eine di-rekte Verbindung nach Gera in Th-ringen. Aktuell erfolgt ein Ausbau der Strecke, so dass man zuknftig von Plauen aus nonstop nach Leipzig und Berlin fahren kann.

    Bahnverkehr

    Plauen

    Zwickau

    Bad Brambach

    Vojtanov (CZ)

    Reichenbach

    Gera

    Saalfeld

    Bayreuth

    Bamberg

    Halle

    Jena

    Leipzig

    Erfurt

    Hof

    Weiden

    Nrnberg

    Chemnitz

    Dresden

    Riesa

    Dbeln

    Freiberg

    Berlin

    Hannover

    Frankfurt a.M.

    Mnchen

    RegensburgKarlsruhe

    Prag (CZ)

    Wrzburg

    Berlin

    Grlitz

    Sachsen - Franken - Magistralewichtige Bahnstrecken

  • 86

    StadtbuslinienStrassenbahnlinien

  • 87

    Nahverkehr

    Die Straenbahn gehrt zum Stadt-bild Plauens. Sie berwindet hier auch deutschlandweit die grten Hhen-unterschiede. Stadtbus- und Straen-bahnlinien verteilen sich sternfrmig ber die Stadt und bilden ein dichtes infrastrukturelles Netz. Dies garan-tiert eine gute Anbindung aller Stadt-teile an die Stadtmitte. Am Oberen Bahnhof befindet sich der Busbahn-hof, von dem aus Regionalbusse in die umliegenden Gemeinden und ein Fernbus nach Aue fahren. Vor allem Schler und Senioren, die in der Stadt wohnen, nutzen die Straenbahn als Verkehrsmittel. Laut einer Umfrage bei den Bewohnern findet die Hlf-te der Befragten die Straenbahn fr sinnvoll. Jedoch nur ein Drittel davon nutzt sie regelmig. Unter Berck-sichtigung der demografischen Ent-wicklung, der Preisentwicklung bei Kraftstoffen und dem Ziel, Plauen ge-rade fr junge Menschen attraktiver zu gestalten, wird die Straenbahn zuknftig eine grere Rolle ber-nehmen als bisher.

    Linie 1 der Plauener Straenbahnan der Haltestelle Tunnel im Stadtzentrum.

  • 88

    GewerbeflcheSiedlungskernEinfamilienhaussiedlungMehrfamilienhaussiedlung

  • 89

    Siedlungsstruktur

    Die Altstadt Plauens bildet das Zen-trum der Stadt. Um sie herum reiht sich die Blockrandbebauung der Grnderzeit, die sich strahlenfrmig vom Zentrum aus fortfhrt. Diese Wohn- und Mischbebauung wurde im zweiten Weltkrieg stark zerstrt. Auf den zerstrten Flchen wurden in der Nachkriegszeit Neubausiedlungen fr die breite Bevlkerungsmasse errich-tet. Dazu kam in den 80er Jahren eine groe Neubausiedlung im Bereich des stlichen Stadtrandes. Im Bereich des ueren Stadtrandes befinden sich verschieden groe Eigenheimwohn-siedlungen. Die zwei Grten jeweils im Osten und Westen der Stadt. Aus der Stadtgeschichte geht hervor, dass sich die Industriegebiete um die El-steraue schon frh gebildet haben. Noch bis heute befinden sich dort Industrie- und Handwerksbetriebe sowie verschieden Dienstleistungsan-bieter. Durch verschiedene Initiatoren wurden in diesem Bereich schon f-fentliche Rume geschaffen.

    Das Stadtgebiet Bahnhofsvorstadt mit seiner charakterisierenden Blockrandbebauung (1928).

  • 90

    Florazuknftige Verbindung von Grnflchen

  • 91

    Die Verhltnisse der Grnflchen ergeben sich aus den Daten des Flchennutzungsplanes.9

    Grnchenstruktur

    Geprgt durch die Bauttigkeit in der Vergangenheit der Stadt findet man viele ffentliche Grnflchen in Form von angelegten Parkanlagen, Fried-hofanlagen oder auch Sportpltzen. Vor allem der Stadtpark mit dem Parktheater bietet viel Raum fr Er-holung. An die Stadtteile Haselbrunn und Reusa schlieen sich direkt gr-ere Waldflchen an. Viele private Grnflchen finden sich zwischen den Einfamilienhaus-Siedlungen in den Stadtteilen Westend/ Neundorf, Reusa und der Sdvorstadt. Weitere private Grnflchen findet man in den vielen Kleingartenanlagen die sich in unterschiedlichen Gren ber die gesamte Stadt verteilen.

    Merke:Kleingliedrige Siedlungsstrukturen in stdtischen Randlage sind ge-whnlich mit wohungsbezogenen Hausgrten ausgestattet. In diesem Fall ist der Bedarf an ffentlichen Freiflchen niedrig8

  • 92

    GaragenStellplatzflchen

  • 93

    Stellplatzanordnung

    In den Grnderzeitquartieren ist grundstzlich das beidseitige Par-ken an den Randstreifen der Straen mglich. Das reicht jedoch nicht aus, um jedem Bewohner ein Stellplatz zu gewhren. In den Neubausiedlungen kommen vermehrt kompaktere Park-taschen vor. Besonders bei den 70er Jahre Siedlungen liegen oft unweit von den Wohnhusern Garagensied-lungen. Im kleineren Mastab finden sich viele Garagen in den Lcken der Blockrandbebauung wieder. Zum Stadtzentrum hin verdichtet sich die Nachfrage nach Stellpltzen. Auf Grundstcken ohne Bebauung entste-hen in krzester Zeit entgeltpflichti-ge Stellplatzmglichkeiten. Das freut die Hndler, rgert aber die Bewohner die sich gerne mehr Erholungsflche (Grnflche) in der Stadt wnschen.

    Projekt Stattpark:Die Schilder verhindern wildes Par-ken und weisen gleichzeitig auf das Potential zur Gestaltung eines Frei-raumes mit den Aufenthaltsquali-tten eines Parks hin. Die Assoziati-on Park bietet Spielraum fr kreative Interpretation.10

  • 94

    ffentliche Freiflchenpotenzielle Freiflchen

  • 95

    Freichenstruktur

    Plauen besitzt eine Vielzahl von un-bebauten Flchen, die man verschie-denen Akteuren zugnglich machen knnte. Potenzielle grere Flchen mit einer guten Lage und guter in-frastrukturellen Anbindung kann man Investoren offerieren. Kleinere Freiflchen kann man den Brgern berlassen, z.B. in Form einer un-entgeltlichen Patenschaft. Im inner-stdtischen Bereich finden wir neben einigen kleinen Parkanlagen und Spielpltzen vor allem Freiflchen in Form von Brachflchen vorangegan-gener Rckbaumanahmen. Grere Freiflchen befinden sich jeweils um die Neubausiedlungen, die ber die Stadt verteilt liegen. Im Bereich des Stadtrandes liegen die grten Frei-flchen, oft als Auslufer von Ein-familienhaussiedlungen in Form von Rasenflchen oder ckern.

    Der alte Exerzierplatz der ehemaligen Kaserne im Westend wurde in einen groflchigen

    Parkplatz mit Grnanlage umgestaltet.

  • 96

    Bebauung

  • 97

    Lcher im Gewebe

    Der Vorgang des Schrumpfens hinterlsst seine Spur in der Stadtstruktur in Form von Perforationen. Im Fall Plauen treten diese vor allem als stdtische Zwischenfelder bei unterschiedlicher Nutzungsstruktur, als gebrochene Block-randbebauungen in Altbauquartieren, als aufgelockerte Growohnsiedlungen und als durchgrnte Einfamilienhaussiedlungen im Stadtrandgebiet in Erschei-nung. Nher betrachtet, kann man eine Ausdnnung der Innenstadt und eine Zersiedlung der Randstadt erkennen. Es entstehen groe und kleine Lcher im stdtischen Gewebe, die sich in einem Zustand ohne definierten Rauminhalt befinden. Ein Situation, die man als Chancen fr die zuknftige Stadtentwick-lung sehen sollte. Eine Disharmonie der Stadtstruktur kann die ntige Rei-bung erzeugen, um neue urbane Projekte anzustoen. Im besten Fall schafft man es alte Brachflchen in fruchtbare Flchen zu wandeln, welche mittels Akteuren Rume formulieren, die auch in Zeiten eines Rckbaus eine angemes-sene Lebensqualitt erzeugen und aufrechterhalten knnen.

    Perforation kann in diesem Sinne als Inkubator fr produktive urbane Um-bauprozesse fungieren11

    Ein stdtebauliches Konzept fr eine perforierte Stadt zu entwickeln bedeutet, die Chancen und Potenziale bestehender Strukturen zu untersuchen und sie den nicht mehr unterhaltenden Strukturen gegenber zustellen. Als Ergebnis dieser Gegenberstellung filtern sich Flchen heraus, die mit einem neu defi-nierten Rauminhalt zu bespielen sind. Bei der Definition des Rauminhaltes hel-fen Akteure in Form von Stadtbewohnern, privaten Investoren oder auch der ffentlichen Hand, denn sie sind auch die Nutznieer aus dem neuen Raumge-winn. Dabei gilt es nicht alleine eine stdtebaulich-gestalterische Lsung zur perforierten Stadtlandschaft zu finden. Um eine Nachhaltigkeit des Konzeptes zu garantieren, mssen die neu definierten Rauminhalte flexibel auf die zu-knftigen stdtebaulichen Entwicklungen reagieren knnen.

    Kees Christiaansen, Mark Michaeli, Tim Rieniets: Aufgabe als Aufgabe. Entwurf und Strategie im perforierten Raum. Stadtlichtungen: Irritationen,

    Perspektiven, Strategien

  • 98

    Hof

    Mnchberg

    ZwickauGera

    SchneebergReichenbach

    Markneukirchen

    Chemnitz

    Dresden

    Mittweida

    Leipzig

    Burg Giebichenstein

    Merseburg

    Halle

    Dessau

    Jena

    Weimar

    Ilmenau

    Erfurt

    Arnstadt

    Technik/ WirtschaftJura/ MedizinGeisteswissenschaftGesundheit / SprachenKunst/ DesignArchitekturHof

    Mnchberg

    ZwickauGera

    SchneebergReichenbach

    Markneukirchen

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    Erfurt

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  • 99

    Denkfabrik

    In Anlehnung an die im Krieg zer-strte Kunstschule knnte in Plauen eine Hochschule in Form eines Kom-petenzzentrums fr Textiltechnik und Textildesign entstehen. Mit der Ausbildung kreativer Talente wrde die Stadt vor allem in den Bereichen Kultur und Kreativwirtschaft weiter-wachsen. Darber hinaus knnte man die Talente als Akteure fr die Gestal-tung des perforierten Raums der Stadt einsetzen. In Form einer kreativen Intervention knnte man diese neu-en Studenten besonders dann ttig werden lassen, grade wenn an einem Ort kein oder nur schwierig neuer Rauminhalt entsteht. Ausgangspunkt des kreativen Handelns knnte der neu entstehenden Campus im Alten Schloss im Zentrum der Stadt sein. Als Untersttzung sollte man vorhan-dene Infrastrukturen, wie das Theater, die verschiedenen Kunstgalerien und Museen oder die alljhrige internati-onale Sommerakademie der initiative Kunstschule Plauen mit in das Hoch-sch