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Dr. Susanne Heynen, Jugendamt Karlsruhe 1 Mach mal! Selbstwirksamkeit als Ziel von Beratung, Therapie und Jugendhilfe Eine Fachtagung des Psychosozialen Dienstes Karlsruhe Donnerstag, 7. April 2011 Workshop: Yes we can! Professionelle Selbstwirksamkeit und der Umgang mit Grenzen Fachleute in der Jugendhilfe zielen mit ihren Unterstützungsangeboten auf die Erhö- hung der Selbstwirksamkeitserfahrungen und –erwartungen von Kindern, Jugendli- chen, Eltern und Bezugspersonen. Aber nicht nur für Ratsuchende, sondern auch für Ratgebende selbst ist Selbstwirksamkeit eine wichtige Grundlage für Wohlbefinden und Erfolgserlebnisse. In dem Workshop geht es um die unterschiedlichen Erfahrun- gen von Hilflosigkeit in der direkten Arbeit mit Familien, aber auch gegenüber den ei- genen Arbeits- und Lebensbedingungen sowie gegenüber anderen Institutionen. Nach einer Einführung werden individuelle und gemeinsame Erfahrungen von Wirk- samkeitsgrenzen sowie Strategien, sich trotzdem als erfolgreich und selbstwirksam zu erleben, reflektiert. Am Ende stehen Überlegungen, wie Fachleute der Erschöp- fung der eigenen Ressourcen und Zuversicht wirkungsvoll vorbeugen können. Begrüßung Zugangsmöglichkeiten, Perspektiven Individuum Kleine Systeme wie Gruppe, Team Große Systeme wie Gesellschaft, Nationen (z. B. Ägypten ...) Zielsetzung des Workshops Erkennen von Handlungsmöglichkeiten und Grenzen Strategien zur Stärkung der Selbstwirksamkeitsüberzeugung Erhöhung der Zuversicht Plenum: Zielsetzung der Workshopteilnehmenden Bewusstsein für Selbstwirksamkeit Perspektivenerweiterung Selbstreflexion Umgang mit wachsenden Anforderungen Stärkung Neue Strategien für Grenzsetzung, Umgang mit Grenzen (ohne zu verletzen) Grenzen erweitern Strategien für langfristige Zielerreichung, Durchhalten können Plenum: Begriffsbestimmung - Alter Wein in neuen Schläuchen? Wann erlebe ich mich als selbstwirksam? Welche Gefühle löst das aus? Von was hängen Selbstwirksamkeitsüberzeugungen ab?

Workshop: Yes we can! Professionelle Selbstwirksamkeit und ... · Dr. Susanne Heynen, Jugendamt Karlsruhe 3 Kleingruppe: Vorbereitung auf die Tour (W orst-case-scenario) in Bezug

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Dr. Susanne Heynen, Jugendamt Karlsruhe

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Mach mal!Selbstwirksamkeit als Ziel von Beratung, Therapie und Jugendhilfe

Eine Fachtagung des Psychosozialen Dienstes KarlsruheDonnerstag, 7. April 2011

Workshop: Yes we can!Professionelle Selbstwirksamkeit und der Umgang mit Grenzen

Fachleute in der Jugendhilfe zielen mit ihren Unterstützungsangeboten auf die Erhö-hung der Selbstwirksamkeitserfahrungen und –erwartungen von Kindern, Jugendli-chen, Eltern und Bezugspersonen. Aber nicht nur für Ratsuchende, sondern auch fürRatgebende selbst ist Selbstwirksamkeit eine wichtige Grundlage für Wohlbefindenund Erfolgserlebnisse. In dem Workshop geht es um die unterschiedlichen Erfahrun-gen von Hilflosigkeit in der direkten Arbeit mit Familien, aber auch gegenüber den ei-genen Arbeits- und Lebensbedingungen sowie gegenüber anderen Institutionen.Nach einer Einführung werden individuelle und gemeinsame Erfahrungen von Wirk-samkeitsgrenzen sowie Strategien, sich trotzdem als erfolgreich und selbstwirksamzu erleben, reflektiert. Am Ende stehen Überlegungen, wie Fachleute der Erschöp-fung der eigenen Ressourcen und Zuversicht wirkungsvoll vorbeugen können.

BegrüßungZugangsmöglichkeiten, Perspektiven Individuum Kleine Systeme wie Gruppe, Team Große Systeme wie Gesellschaft, Nationen (z. B. Ägypten ...)

Zielsetzung des Workshops Erkennen von Handlungsmöglichkeiten und Grenzen Strategien zur Stärkung der Selbstwirksamkeitsüberzeugung Erhöhung der Zuversicht

Plenum: Zielsetzung der Workshopteilnehmenden Bewusstsein für Selbstwirksamkeit Perspektivenerweiterung Selbstreflexion Umgang mit wachsenden Anforderungen Stärkung Neue Strategien für Grenzsetzung, Umgang mit Grenzen (ohne zu verletzen) Grenzen erweitern Strategien für langfristige Zielerreichung, Durchhalten können

Plenum: Begriffsbestimmung - Alter Wein in neuen Schläuchen? Wann erlebe ich mich als selbstwirksam? Welche Gefühle löst das aus? Von was hängen Selbstwirksamkeitsüberzeugungen ab?

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Synonyme Begriffe, vergleichbare Konzepte!? Positives Denken, mehrere Autoren (19 Jh.) Erlernte Hilflosigkeit, Seligmann & Maier (1967) Die Unfähigkeit zu trauern, Mitscherlich (1967) Internale und externale Kontrollüberzeugung, Rotter (1975) Stressbewältigung, Problemlösung, Emotionsbewältigung, u. a. Lazarus (1970er) Familienkonferenz, Gordon (engl. 1970, deutsch 1989) Verwahrloste Jugend, Aichhorn (1974) Burnout-Syndrom, Freudenberger (1975), Maslach (1976) Der hilflose Helfer, Schmidbauer (1977) Trotzdem Ja zum Leben sagen, Frankl (1977) Die sich selbst erfüllende Prophezeiung, Smale (1977/1980) Drama des begabten Kindes, Miller (1979) Die Suche nach dem verlorenen Glück, Liedloff (deutsch 1980) Intrinsische und extrinsische Motivation, u. a. Heckhausen (1980er) Anleitung zum Unglücklichsein, Watzlawick (1983) Konzept der Mittäterschaft, Thürmer-Rohr (1980er) Der kleine Tyrann, Prekop (1988) Emotionale Intelligenz, Goleman (1995) Helfen mit Risiko, Mörsberger & Restemeier (1997) Familien begleiten, Kron-Klees (2001) Wie man Lebenspläne verändert, Steiner (2005) < Transaktionsanalyse, Berne (Beginn

1950er) Lob der Disziplin, Bueb (2006) Tigermama oder Rabenmutter, Chua (2010)

Sonstiges Psychische Gesundheit, WHO Beschwerdemanagement Lebenslanges Lernen

Metapher der Bergsteigung: Erläuterung der AbbildungAnalyse von Schwierigkeiten und Ressourcen zur Festlegung vonSTART, ZIEL und WEG (ggf. flexibel: See am Anfang, Restaurant, Bergspitze)

Ressourcen (Möglichkeiten und Grenzen)(I) Wanderleitung/ICH, (II) Gruppe Vorbereitung Ausstattung (Kleidung, 1. Hilfe, Proviant ...) Gesundheit, Fitness, Ausdauer Kenntnisse (mögliche Ziele, Wegalternativen, Rahmenbedingungen, Gruppe) Fähigkeiten (Führungs- Entscheidungs-, Problemlösefähigkeiten, Sozialverhalten) Selbstwirksamkeitsüberzeugungen

(III) Kompetente Andere Bergrettung, -wacht, Hüttenwirt Wetterdienst Erfahrene Gruppenmitglieder

(IV) Unveränderbare Rahmenbedingungen Wetter, Lawine, Steinschlag Wasser, Beschaffenheit der Wege

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Kleingruppe:Vorbereitung auf die Tour (Worst-case-scenario) in Bezug auf die ArbeitWann strecken Sie die Flügel? Wie führe ich mich sicher in die Hilflosigkeit? Wasmuss ich tun, um möglichst bald ins ‚Burn-out’ zu kommen (Mount Everest mit Band-scheibenvorfall; untrainierte Kundschaft mit ganz anderer Zielsetzung; schlechtesWetter ohne den Wetterbericht gelesen zu haben)

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Plenum: Gewichtung der Schwerpunkte „Wo kennen wir uns am besten aus?“vorangestellt: Anzahl der Nennungen

Kognitiv 1 Private Sorgen (oder Krankheit) 4 nicht abschalten, hirnen 3 Hamsterrad, Gedanken kreisen 1 Tunnelblick, Rigidität 1 Pessimistische Haltung 5 sich nie gut genug finden 1 → Selbstabwertung: „Das schaffe ich sowieso nicht“ 1 „Ich schaffe das nicht so gut wie die anderen“ 2 Sozialer Vergleich, Gratifikationen 1 ausschließliche Definierung über die Arbeit / Erfolg 11 allzeit perfekt zu sein, hoher Selbstanspruch 1 „Ich bin die Einzige, die das Problem am besten lösen kann“ 2 Verantwortungsdruck, Perfektionismus, zu hohe Ziele, Selbstanspruch 1 Verantwortung / Schuldgefühle gegen Jammerern, Burn-outlern 2 glauben, unentbehrlich zu sein 2 „Ich kann nicht zusehen, wenn Projekte baden gehen ohne meine zusätzliche Arbeit im

Urlaub“ 2 Verantwortung für Dinge, die einen nichts angehen 5 zu vieles spannend finden, überall dabei sein wollen 1 sich mit zu Vielem gleichzeitig befassen 1 Falsche oder keine Prioritäten 1 Zeit- und Organisationsmanagement 1 „Ich produziere Überstunden, die ich nicht abbauen kann“ 2 eigene Ziele höher als die der Klienten/-innen 1 Identifikation mit Klienten/-innenproblemen 1 „Ich leide mit“

Verhalten auf sich selbst bezogen 2 nicht auf Grundbedürfnisse achten 1 nicht für Ausgleich sorgen 3 Trinken vergessen, unregelmäßig essen 1 nicht genug essen, schlafen 3 Eigene Bedürfnisse nicht wahrnehmen, reines Funktionieren 3 Keine Pausen, Arbeit mitnehmen, keine Zeit für privaten Ausgleich, wenig Erholung 4 Sport ausfallen lassen 1 Nicht in die Natur gehen 1 zu viele oder keine Sozialkontakte 1 Soziale Kontakte vernachlässigen 1 Selbst-/Zeitmanagement 1 Ziel- und strukturloses Arbeiten 1 „Ich plane meinen Terminkalender ohne Pausen“ 3 Anforderungen sofort erfüllen 4 alle Arbeiten annehmen 2 Termine außerhalb der Arbeitszeit 4 nahtlos arbeiten zwischen Beruf und Familie 1 Termindruck in Beruf und Freizeit 2 Zeitmangel, 12-Stunden-Tag 1 „Ich schalte abends nie ab und erreiche nie eine hilfreiche, sortierende Distanz“ 1 „Ich verliere die äußere Ordnung“

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Verhalten auf andere bezogen 1 zu viel / zu wenig reden > Einzelkämpferin 2 nicht darüber sprechen / dass ich mich überfordert fühle 3 zu hohe Anforderungen 7 sich nicht abgrenzen können 3 „Ich übernehme die Arbeit, die durch „Ausfälle“ ansteht, weil sonst die Arbeit liegen

bleibt“ 1 es allen Recht machen wollen 4 nicht Nein sagen in Bezug auf Termine 1 nicht delegieren 1 „Ich lasse mir nicht helfen“ 1 Arbeitsklima vernachlässigen 1 Psychohygiene, mangelnder Austausch, Supervision 1 nicht bewältigte Konflikte 1 Konflikte ignorieren, nicht zeitnah besprechen 2 Ärgerspirale

Plenum: Für was werden ‚Gegenmittel’ gebraucht?ICH / Gruppe Disposition Gesundheit Kenntnisse Fähigkeiten Zielsetzung Rahmenbedingungen: Aktuelle Situation

Plenum: Sammlung der Gegenmittel - Wie bleibe ich selbstwirksam?

ICH - Selbst (Professionelle) ! nicht zu streng sein guten körperlichen, seelischen, geistigen Ausgleich körperlich fit halten ! sich was gönnen, Ausgleich, Gegenpart - genau so wichtig im Urlaub was Schönes machen ! Realistische Ziele ! Gute Struktur/Selbstorganisation ! Pausen einplanen + einhalten (Essen, Trinken, Toilette) Fortbildung, Supervision Kontaktpflege, zweckmäßige Kommunikation, im selben Boot ! gutes Arbeitsklima, Lob geben + annehmen ! authentisch sein, transparent sein ! Grenzen erkennen, Nein sagen ohne schlechtes Gewissen Hilfe holen Aufgaben übertragen Erfolge erkennen und schätzen Selbstmotivation

Rahmenbedingungen ! Gesetze kennen, incl. Lücken Vorgaben der Direktion Zeitung lesen

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! Weiterbildung → nicht stehen bleiben, neuester Stand/Vereinfachung ! Aufgabenbereiche kennen + vertreten in Organisationen ! Gelder über Projektarbeit / nicht machen ohne Finanzierung, kreative Alternativsuche ! Ressourcenfrage stellen + für lebbare Bedingungen sorgen bzw. diese kommunizieren

(s. Beschlüsse des Gemeinderats) ! Netzwerk kennen, Kooperation eingehen (s. unten: Professionelles Netzwerk) Realitätsabgleich / Wechselwirkungen kennen → Gefahren ausblenden Anspruch an Realität anpassen Alternativen suchen

Professionelles Netzwerk ! Aktuelles Telefonbuch, Internet Digitale soziale Netzwerke Kooperation statt Konkurrenz Interdisziplinärer Austausch Arbeitskreise über eigene Institutionen hinaus ! Kontaktpflege ! Supervision, Kollegiale Beratung

‚Klienten/-innen’: Eltern, Kinder, Fachleute ! Beziehungsaufbau ! Lebenslage kennen Kompetenz ausstrahlen, aber nicht zu viel ! Rahmenbedingungen ! Klarheit + Struktur + Grenzen Empathie Zuhören Altersentsprechende und zielgruppenorientierte Sprache Ziele + Bedürfnisse erfragen, Fragetechnik, Auftrag wissen bzw. klären Zielgenau beraten, begleiten ! Ressourcen erkennen Respekt, Wertschätzung, Lob + Anerkennung Wertfreiheit Verantwortung lassen Fehler machen dürfen ’Mach mal’

! Zielsetzung klären Verbünden, gemeinsame Wege Infoaustausch, Ideenpool Hilfe ! Arbeitsaufträge: Möglichkeiten + Grenzen kennen → wen brauche ich?

Plenum: Zusammenfassung Problemlösung Emotionsbewältigung

Ziel: Selbstwirksamkeit der ‚Klienten/-innen’ (Kinder, Eltern, andere Fachleute) Beteiligen Ernstnehmen Realistische Ziele ausgerichtet an den vorhandenen Ressourcen Anerkennung unterschiedlicher Lebenswelten

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Analyse der RahmenbedingungenEinbezug vorhandener Ressourcen, z. B. von Unterstützer/-innen, Kollegium Analyse realistische Zielsetzung Schaffung bestmöglicher Bedingungen

Plenum: Individueller Plan

Frühe Kommunikation, Gegenmittel kennen + sofort anwenden Zeit / nehmen Ressourcen Aufschreiben Selbstreflexion, ‚Bauchgefühl’ Erreichbarkeit einschränken

Ziel ändern unter Berücksichtigung der Konsequenzen

Strategie/Plan ändern/überdenken (Weg o. Umweg)

Metaebene einnehmen