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September ZEIT FÜR HÖRBÜCHER/HÖRSPIELE YENZ 2018 Telefon: 07042-91949 / E-Mail: yenz @ vkz.de NEWS/NEWS/NEWS/NEWS J. Finn: The Woman in the Window – Was hat sie wirklich gesehen? Gelesen von Nina Kunzendorf. Random House Audio, 2 mp3-CDs, ca. 9 Stunden 15 Minuten, 15 Euro. Das Buch ist bei Blanvalet erschienen. Exzellentes Verwirrspiel Heisa, was für eine ausgeklügelte Story, welch exzel- lentes Verwirrspiel! Am Ende von „The woman in the window“ keine Gänsehaut zu bekommen, ist fast un- möglich. Dass das Debüt von A. J. Finn für weltweite Begeisterungsstürme sorgte, in 39 Sprachen übersetzt wurde und derzeit verfilmt wird, ist der gebührende Ap- plaus für ein Werk, in dem auf grandiose Art und Weise vermittelt wird, welche heftigen Ängste und Störungen traumatische Erlebnisse in einem Menschen auslösen können. Was sich Finn ausgedacht hat und Nina Kun- zendorf in der Hörbuchfassung toll präsentiert, ist höchst verstörend, höchst spannend, höchst dramatisch und absolut bestechend. Nichts wirkt konstruiert, alle Protagonisten überzeugen. Und dann auch noch der Bezug zu Hitchcock und seinem Film „Das Fenster zum Hof“ sowie diese zentrale Frage „Was hat diese Frau im Fenster wirklich gesehen?“ Meisterhaft! Sally Hepworth: Anna Forster erinnert sich an die Liebe. Gelesen von Elisabeth Günther. Audio media, 6 CDs, ca. 7 Stunden 30 Minuten, 19,99 Euro. Das Buch ist bei Blanvalet erschienen. Camilla Läckberg: Die Eishexe. Gelesen von Maria Hartmann. Hörbuch Hamburg, 2 mp3-CDs, ca. 882 Minuten, 22 Euro. Das Buch ist im List Verlag erschienen. Zahlreiche Verbindungslinien Für manche Hörbücher muss man präpariert sein. Im Fall von „Die Eishexe“ von Camilla Läckberg lautet der zentrale Tipp wie folgt: Bitte gleich zu Beginn Papier plus Stift bereithalten und immer mal wieder kurz skiz- zieren, wie welche Personen miteinander verbunden sind. Gut, es mag Hörbuch-Hörer geben, die verste- hen die Zusammenhänge, die Maria Hartmann vor- liest, auch ohne Notizen. Dennoch: Nach und nach zu sehen, wie sich zwischen den einzelnen Personen Ver- bindungslinien ergeben und Bezüge klar werden, ist genial. Wer diese Linien – ob aus Unkonzentriertheit oder warum auch immer – nicht sieht, wird die Ge- schichte um ein vermisstes Mädchen und ein weiteres, das bereits vor dreißig Jahren verschwand, ziemlich verwirrend finden. „Durchblick behalten!“ lautet bei diesem Hörbuch also die oberste Priorität. Dann ist es eine wunderbar erzählte Geschichte. Anna Romer: Der Schattengarten. Gelesen von Eva Gosciejewicz und Jacob Weigert. der Hörverlag, 1 mp3-CD, ca. 10 Stunden 34 Minuten, 12,99 Euro. Das Buch ist im Goldmann Verlag erschienen. Geheimem auf der Spur Es gibt Autoren, die bleiben ihrem Stil treu. Überra- schungen sind nicht zu erwarten. Anna Romer ist eine solche Autorin und so können ihre Fans tatsächlich blind zu ihrem neuesten Werk „Der Schattengarten“ greifen und gewiss sein, nicht enttäuscht zu werden. Wer die englische Autorin mit ihrem Faible für dunkle Familiengeheimnisse, alte Häuser, Briefe, Tagebücher und die australische Landschaft noch nicht kennt, sollte sich tendenziell auf einen Liebesroman einstellen, der in unterschiedlichen Zeitebenen spielt. Doch keine Bange: Da in der Hörbuchfassung Eva Gosciejewicz den Part der Gegenwart und Jacob Weigert den Part der Vergangenheit spricht, lassen sich die Geschehnisse ohne Probleme verfolgen. Manche Zusammenhänge können zwar erst mit der Zeit entschlüsselt werden, doch dies tut der Geschichte keinen Abbruch. Ganz im Gegenteil: Man brennt dem Ende entgegen. Packend mit Punktabzug Der Einstieg fesselt: Bundesrichter Scott Sampson be- kommt eine SMS seiner Frau Alison, die ihm mitteilt, dass sie ihre Kinder abholen werde. Doch als Alison nach Hause kommt, sind Sam und Emma nicht bei ihr – und sie hat auch keine SMS geschrieben. Schon kur- ze Zeit später ist klar, dass die Kinder entführt wurden. Doch von wem und warum? Offenbar soll Scott ein Urteil fällen, das den Entführern passt. Wie weit wird der Richter gehen, um seine Kinder zu retten? Dies al- les klingt spannend und „Nicht ein Wort“ ist auch durchaus ein packendes Werk. Gekonnt führt der Sprecher Tobias Kluckert die Hörer immer wieder auf falsche Fährten, wer hinter der Entführung stecken könnte. Schade nur, dass der Autor Brad Parks die Emotionen von Alisons Familienmitgliedern ziemlich ausblendet und der rührselige Schluss etwas konstru- iert und kitschig daherkommt. Ansonsten klasse! Shari Lapena: The couple next door. Gelesen von Friederike Kempter. Lübbe Audio, 6 CDs, ca. 403 Minuten, 18 Euro. Das Buch ist bei Bastei Lübbe erschienen. Geniale Geschichte „The couple next door“ ist eine Wucht – packend, spannend und mit lauter überraschenden Wendungen, die kurioser nicht sein könnten. Langeweile ist tabu, und dabei geht es in diesem Hörbuch rund 400 Minu- ten lang tatsächlich immer und immer wieder nur um ein und denselben Abend. Jenen Abend, an dem Anne und Marco ihre sechs Monate alte Tochter verlieren. Verlieren, weil sie sich nicht um sie kümmern und sie alleine zu Hause in ihrem Bettchen lassen, während sie sich beim „Paar nebenan“ auf einer Party amüsieren. Genial ist, dass sich den Hörern diese Stunden und Mi- nuten vor dem Verschwinden des Babys mit immer neuen Wow-Effekten präsentieren. Hut ab vor der ka- nadischen Autorin Shari Lapena, die mit ihrem Thriller- Debüt für wahre Begeisterungsstürme und internatio- nale Furore sorgte. Wer unabsehbare Geschichten mag, muss hier einfach zugreifen – die Story ist genial! Für alle, die gerne schöne Stunden in der kuscheligen Wohnung verbringen, ist der Herbst der beste Zeitpunkt, um es sich dort mit einem Hörbuch gemütlich zu machen. Doch seien wir ehrlich – wer hat bei dieser großen Auswahl noch den Überblick? Tanja Liebmann hat für euch wieder einmal ein paar Hörbücher Probe gehört. Lasst euch überraschen! Viel Spaß wünscht EURE YENZ-REDAKTION HÖRBUCH -TEST Brad Parks: Nicht ein Wort. Gelesen von Tobias Kluckert. Argon Verlag, 2 mp3-CDs, ca. 12 Stunden 30 Minuten, 19,95 Euro. Das Buch ist im Fischer Verlag erschienen. Zum Nachdenken anregend Was bedeutet es für eine 38-Jährige, die Diagnose Alz- heimer zu bekommen? Man mag über diese Frage kaum nachdenken wollen, doch genau dieser Frage muss sich die Hauptfigur in Sally Hepworths Hörbuch „Anna Forster erinnert sich an die Liebe“ stellen. Was tue ich angesichts der Tatsache, dass ich mich schon bald nur noch an weit in der Vergangenheit zurücklie- gende Begebenheiten erinnern kann und tagesaktuelle Geschehnisse nicht mehr in meinem Gedächtnis hän- gen bleiben? So viel sei schon mal verraten: Die Ge- schichte ist herzergreifend, zu Tränen rührend, wun- derbar, leichtfüßig, traurig und stellenweise auch lustig. Es handelt sich um die Art von Geschichte, die par ex- cellence zum Nachdenken anregt und einem Personen näherbringt, die man zwangsläufig ins Herz schließen muss. Anna Forster ist nämlich nicht die einzige Figur in diesem bezaubernden Roman. Lasst euch überraschen!

YENZ September ZEIT FÜR HÖRBÜCHER/HÖRSPIELE€¦ · Camilla Läckberg: Die Eishexe. Gelesen von Maria Hartmann. Hörbuch Hamburg, 2 mp3-CDs, ca. 882 Minuten, 22 Euro. Das Buch

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    YENZ September

    YENZYENZYENZYENZYENZ2018

    Telefon: 0 70 42 - 9 19 49 / E - M a i l : y e n z @ v k z . d e

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    J. Finn: The Woman in the Window – Was hat sie wirklich gesehen? Gelesen von Nina Kunzendorf. Random House Audio, 2 mp3-CDs, ca. 9 Stunden 15 Minuten, 15 Euro. Das Buch ist bei Blanvalet erschienen.

    Exzellentes VerwirrspielHeisa, was für eine ausgeklügelte Story, welch exzel-lentes Verwirrspiel! Am Ende von „The woman in the window“ keine Gänsehaut zu bekommen, ist fast un-möglich. Dass das Debüt von A. J. Finn für weltweite Begeisterungsstürme sorgte, in 39 Sprachen übersetzt wurde und derzeit verfilmt wird, ist der gebührende Ap-plaus für ein Werk, in dem auf grandiose Art und Weise vermittelt wird, welche heftigen Ängste und Störungen traumatische Erlebnisse in einem Menschen auslösen können. Was sich Finn ausgedacht hat und Nina Kun-zendorf in der Hörbuchfassung toll präsentiert, ist höchst verstörend, höchst spannend, höchst dramatisch und absolut bestechend. Nichts wirkt konstruiert, alle Protagonisten überzeugen. Und dann auch noch der Bezug zu Hitchcock und seinem Film „Das Fenster zum Hof“ sowie diese zentrale Frage „Was hat diese Frau im Fenster wirklich gesehen?“ Meisterhaft!

    Sally Hepworth: Anna Forster erinnert sich an die Liebe. Gelesen von Elisabeth Günther. Audio media, 6 CDs, ca. 7 Stunden 30 Minuten, 19,99 Euro. Das Buch ist bei Blanvalet erschienen.

    Camilla Läckberg: Die Eishexe. Gelesen von Maria Hartmann. Hörbuch Hamburg, 2 mp3-CDs, ca. 882 Minuten, 22 Euro. Das Buch ist im List Verlag erschienen.

    Zahlreiche VerbindungslinienFür manche Hörbücher muss man präpariert sein. Im Fall von „Die Eishexe“ von Camilla Läckberg lautet der zentrale Tipp wie folgt: Bitte gleich zu Beginn Papier plus Stift bereithalten und immer mal wieder kurz skiz-zieren, wie welche Personen miteinander verbunden sind. Gut, es mag Hörbuch-Hörer geben, die verste-hen die Zusammenhänge, die Maria Hartmann vor-liest, auch ohne Notizen. Dennoch: Nach und nach zu sehen, wie sich zwischen den einzelnen Personen Ver-bindungslinien ergeben und Bezüge klar werden, ist genial. Wer diese Linien – ob aus Unkonzentriertheit oder warum auch immer – nicht sieht, wird die Ge-schichte um ein vermisstes Mädchen und ein weiteres, das bereits vor dreißig Jahren verschwand, ziemlich verwirrend finden. „Durchblick behalten!“ lautet bei diesem Hörbuch also die oberste Priorität. Dann ist es eine wunderbar erzählte Geschichte.

    Anna Romer: Der Schattengarten. Gelesen von Eva Gosciejewicz und Jacob Weigert. der Hörverlag, 1 mp3-CD, ca. 10 Stunden 34 Minuten, 12,99 Euro. Das Buch ist im Goldmann Verlag erschienen.

    Geheimem auf der SpurEs gibt Autoren, die bleiben ihrem Stil treu. Überra-schungen sind nicht zu erwarten. Anna Romer ist eine solche Autorin und so können ihre Fans tatsächlich blind zu ihrem neuesten Werk „Der Schattengarten“ greifen und gewiss sein, nicht enttäuscht zu werden. Wer die englische Autorin mit ihrem Faible für dunkle Familiengeheimnisse, alte Häuser, Briefe, Tagebücher und die australische Landschaft noch nicht kennt, sollte sich tendenziell auf einen Liebesroman einstellen, der in unterschiedlichen Zeitebenen spielt. Doch keine Bange: Da in der Hörbuchfassung Eva Gosciejewicz den Part der Gegenwart und Jacob Weigert den Part der Vergangenheit spricht, lassen sich die Geschehnisse ohne Probleme verfolgen. Manche Zusammenhänge können zwar erst mit der Zeit entschlüsselt werden, doch dies tut der Geschichte keinen Abbruch. Ganz im Gegenteil: Man brennt dem Ende entgegen.

    Packend mit PunktabzugDer Einstieg fesselt: Bundesrichter Scott Sampson be-kommt eine SMS seiner Frau Alison, die ihm mitteilt, dass sie ihre Kinder abholen werde. Doch als Alison nach Hause kommt, sind Sam und Emma nicht bei ihr – und sie hat auch keine SMS geschrieben. Schon kur-ze Zeit später ist klar, dass die Kinder entführt wurden. Doch von wem und warum? Offenbar soll Scott ein Urteil fällen, das den Entführern passt. Wie weit wird der Richter gehen, um seine Kinder zu retten? Dies al-les klingt spannend und „Nicht ein Wort“ ist auch durchaus ein packendes Werk. Gekonnt führt der Sprecher Tobias Kluckert die Hörer immer wieder auf falsche Fährten, wer hinter der Entführung stecken könnte. Schade nur, dass der Autor Brad Parks die Emotionen von Alisons Familienmitgliedern ziemlich ausblendet und der rührselige Schluss etwas konstru-iert und kitschig daherkommt. Ansonsten klasse!

    Shari Lapena: The couple next door. Gelesen von Friederike Kempter. Lübbe Audio, 6 CDs, ca. 403 Minuten, 18 Euro. Das Buch ist bei Bastei Lübbe erschienen.

    Geniale Geschichte„The couple next door“ ist eine Wucht – packend, spannend und mit lauter überraschenden Wendungen, die kurioser nicht sein könnten. Langeweile ist tabu, und dabei geht es in diesem Hörbuch rund 400 Minu-ten lang tatsächlich immer und immer wieder nur um ein und denselben Abend. Jenen Abend, an dem Anne und Marco ihre sechs Monate alte Tochter verlieren. Verlieren, weil sie sich nicht um sie kümmern und sie alleine zu Hause in ihrem Bettchen lassen, während sie sich beim „Paar nebenan“ auf einer Party amüsieren. Genial ist, dass sich den Hörern diese Stunden und Mi-nuten vor dem Verschwinden des Babys mit immer neuen Wow-Effekten präsentieren. Hut ab vor der ka-nadischen Autorin Shari Lapena, die mit ihrem Thriller-Debüt für wahre Begeisterungsstürme und internatio-nale Furore sorgte. Wer unabsehbare Geschichten mag, muss hier einfach zugreifen – die Story ist genial!

    Für alle, die gerne schöne Stunden in der kuscheligen Wohnung verbringen, ist der Herbst der beste Zeitpunkt, um es sich dort mit einem Hörbuch gemütlich zu machen. Doch seien wir ehrlich – wer hat bei dieser großen Auswahl noch den Überblick? Tanja Liebmann hat für euch wieder einmal ein paar Hörbücher Probe gehört. Lasst euch überraschen!

    Viel Spaß wünschtEURE YENZ-REDAKTION

    HÖRBUCH-TEST

    Brad Parks: Nicht ein Wort. Gelesen von Tobias Kluckert. Argon Verlag, 2 mp3-CDs, ca. 12 Stunden 30 Minuten, 19,95 Euro. Das Buch ist im Fischer Verlag erschienen.

    Zum Nachdenken anregendWas bedeutet es für eine 38-Jährige, die Diagnose Alz-heimer zu bekommen? Man mag über diese Frage kaum nachdenken wollen, doch genau dieser Frage muss sich die Hauptfigur in Sally Hepworths Hörbuch „Anna Forster erinnert sich an die Liebe“ stellen. Was tue ich angesichts der Tatsache, dass ich mich schon bald nur noch an weit in der Vergangenheit zurücklie-gende Begebenheiten erinnern kann und tagesaktuelle Geschehnisse nicht mehr in meinem Gedächtnis hän-gen bleiben? So viel sei schon mal verraten: Die Ge-schichte ist herzergreifend, zu Tränen rührend, wun-derbar, leichtfüßig, traurig und stellenweise auch lustig. Es handelt sich um die Art von Geschichte, die par ex-cellence zum Nachdenken anregt und einem Personen näherbringt, die man zwangsläufig ins Herz schließen muss. Anna Forster ist nämlich nicht die einzige Figur in diesem bezaubernden Roman. Lasst euch überraschen!