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Yfantis Rezension 21 denn im Gegensatz zu den früheren und späteren Auslegungen wird hier die Grenze zwischen Heideggers eigener Position und den aristotelischen Analysen - wie er sie deutet - weitgehend verwischt. Infolgedessen kann man sich bisweilen kaum des Eindruckes erwehren, das ursprünglich als phänomenologische Destruktion konzipierte Projekt der Aristoteles-Interpretationen habe sich nun in ein umfassendes Erneuerungsprograinm der aristotelischen Philosophie verwandelt (Kapitel 2.1) Für die Zielsetzung von Yfantis: 23: schließlich brachte auch der Beginn der Kehre um 1929/30 eine erneute eingehende Auslegung aristotelischer Texte mit sich. Dieser wechselseitige Zusammenhang zwischen der Aristoteles-Interpretation und deren Entwicklung einerseits und Heideggers früher Philosophie und deren Wandel andererseits scheint in der Forschung nicht genügend eingesehen und gewürdigt worden zu sein, obwohl die Untersuchungen der letzten Jahrzehnte wichtige Aspekte der Auseinandersetzung Heideggers mit Aristoteles beleuchtet haben. 24 Die eigentliche Auseinandersetzung mit der eigenen philosophischen Vergangenheit versteht Heidegger als „Destruktion, ursprüngliche Aneignung und Wiederholung"; sie soll dafür Sorge tragen, daß dieselbe Vergangenheit, die als nicht „ursprünglich angeeignete" ein Hemmnis für das Philosophieren darstellt, als positive Daseinsmöglichkeit verstanden und ergriffen wird. Dies ist für Sein und Zeit nicht minder entscheidend als für die frühe Konzeption, droht aber im Hauptwerk in Vergessenheit zu geraten, da dessen destruktiver Teil nicht

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Yfantis Rezension

21denn im Gegensatz zu den früheren und späteren Auslegungenwird hier die Grenze zwischen Heideggers eigener Position und den aristotelischenAnalysen - wie er sie deutet - weitgehend verwischt. Infolgedessenkann man sich bisweilen kaum des Eindruckes erwehren, das ursprünglichals phänomenologische Destruktion konzipierte Projekt der Aristoteles-Interpretationenhabe sich nun in ein umfassendes Erneuerungsprograinm der aristotelischenPhilosophie verwandelt (Kapitel 2.1)

Für die Zielsetzung von Yfantis: 23:schließlich brachte auch der Beginn der Kehre um 1929/30 eine erneute eingehende Auslegung aristotelischer Texte mit sich. Dieser wechselseitige Zusammenhang zwischen derAristoteles-Interpretation und deren Entwicklung einerseits und Heideggers früher Philosophie und deren Wandel andererseits scheint in der Forschung nicht genügend eingesehen und gewürdigt worden zu sein, obwohl die Untersuchungen der letzten Jahrzehnte wichtige Aspekte der Auseinandersetzung Heideggers mit Aristoteles beleuchtet haben.

24Die eigentlicheAuseinandersetzung mit der eigenen philosophischen Vergangenheit verstehtHeidegger als „Destruktion, ursprüngliche Aneignung und Wiederholung";sie soll dafür Sorge tragen, daß dieselbe Vergangenheit, die als nicht „ursprünglichangeeignete" ein Hemmnis für das Philosophieren darstellt, alspositive Daseinsmöglichkeit verstanden und ergriffen wird. Dies ist für Seinund Zeit nicht minder entscheidend als für die frühe Konzeption, droht aberim Hauptwerk in Vergessenheit zu geraten, da dessen destruktiver Teil nichtausgeführt wurde. Am Ende der vorliegenden Abhandlung soll deshalb eigensgezeigt werden, wie fundamental das Projekt der „ursprünglichen Aneignungund Wiederholung" der überlieferten und namentlich der aristotelischenPhilosophie auch für den veröffentlichten Teil von Sein und Zeit ist.

41Was diesen letzten Aspekt anbelangt, führt die scharfe Trennungdes idealen Sollens der Nonnen vom realen Sein des Psychischen zu einerplatonischen Zwei-Welten-Theorie, die den Zusammenhang der zwei Bereichenicht verständlich zu machen vermag.Fn. 26:„Das Wahrsein (ά-ληοβια) als solches, wertet' nicht ... Ist Wahrheit-nehmen ein Wertnehmen? Im Wertnehmen tut mir das es wertet etwas an, es dringt in mich ein. Das Wahrsein bliebt gleichsam draußen bloß stehen, ich stelle es fest. Im Wertnehmen liegt nichts Theoretisches.

44„kein Vorgang, sondern ein Ereignis ... Das Er-leben geht nicht vor mirvorbei, wie eine Sache, die ich hinstelle, ein Objekt, sondern ich selbst ereignees mir, und es er-eignet sich seinem Wesen nach. Und verstehe ich esdarauf hinblickend so, dann verstehe ich es als ... ein Ereignis" .30

Fn 30: GA 56/57, S. 75 [Hervorhebung Vf.]. Der Ausdruck „Ereignis" soll offenbar anzeigen,

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daß die Erlebnisse keine indifferenten objektiven Vorgänge sind, sondern einenwesenhaften Bezug auf ein konkretes historisches Ich in sich haben, d.h. sich„mir" als dem konkreten historischen Ich er-eignen. Die sehr knappen FormulierungenHeideggers weisen m.E. eindeutig in diese Richtung. F.-W. von Herrmann, der inseiner Deutung bestrebt ist, den Unterschied zum späteren Ereignisbegriff zu unterstreichen,vertritt dagegen die Auffassung, daß der Ausdruck „Ereignis" eher auf dasEigene des Erlebnisses und des Umwelterlebens verweist…. Nach F.-W. von Herrmann ist die These, daß das seynsgeschichtliche Denken mit dem Begriff des Ereignisses an die frühe hermeneutische Phänomenologie des Lebens anschließe, „ein grober Interpretationsirrtum"; vgl. v. Herrmann (2000), I. § 4, S. 44ff.

Fn31GA 56/57, § 15, S. 73 ff. Die „Entlebung" des umweltlichen Bedeutsamenwird im WS 1925/26 und in „Sein und Zeit" als „Nivellierung" der „hermeneutischen"zur „apophantischen Ais-Struktur" analysiert; vgl. GA 21, § 12b, S. 153 ff.,„Sein und Zeit", § 33, S. 153ff./204ff„ und 2.2.3.3 unten. In „Sein und Zeit" sprichtHeidegger auch von der „Entweltlichung des Zuhandenen"; vgl. z.B. ebd., S. 65/88und 75/101.

Die auf diese Weise in ihrer Durchführbarkeitund Methodik begründete Phänomenologie der Faktizität, die sich von Husserlsphänomenologischer Konzeption deutlich distanziert, ist in ihrem Charakterhermeneutisch und historisch, insofern als es bei ihr entscheidend aufden Vollzug ankommt, der Husserls Begriff der Erfüllung ersetzt. Der Zugangzur Dimension des Geschichtlichen und Existenziellen ist somit eröffnetund gesichert.91

Συχνά το πρόβλημα μιας φιλοσοφικής ιστοριογραφίας είναι να βρει τη συστηματική συνοχή εκεί που αυτή δεν υπάρχει. Στη σ. 62 υπάρχει ένα πρόβλημα: η αποβιοποίηση (Entlebung) αποτελεί ένα αρνητικό χαρακτηριστικό της θεωρίας. Η θεμελίωση της επιστήμης όχι απαραίτητα. Περιλαμβάνει διαδικασίες οι οποίες δεν οδηγούν αναγκαστικά σε μία αποστέωση της ζωής, αλλά ενδιάμεσα στάδια της αλήθειας τα οποία ο Χάιντεγκερ του ΕκΧ παραδέχεται.

O Υφαντής διακρίνει σ. 95-7 πολύ εύστοχα την εντασιακή σχέση μεταξύ μιας επιστημονικής έννοιας φιλοσοφίας, την οποία ο πρώιμος Χάιντεγκερ συνδέει απαρέκκλητα με τη φαινομενολογία, και της υπαρκτικής στάσης η οποία θα καταλήξει στη διάκριση αυθεντικότητας και αναυθεντικότητας. Από τη μία δεν υπάρχει αντίφαση, από την άλλη εγείρεται προφανώς το ερώτημα του μεθοδολογικού στάτους της ίδιας της ερμηνευτικής φαινομενολογίας.

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Die Folge davon sei, „daß die Philosophie eigentlich seit der Zeit nach Aristotelesdas Problem der eigentlichen Logik nicht mehr verstanden hat", GA 61, S. 21. Das hierzum ersten Mal geforderte „ursprüngliche" Verständnis der Logik versuchen die Vorlesungendes SS 1924, des WS 1924/25 und des WS 1925/26 zu gewinnen;

eine nicht material gebundene…(die formale Anzeige)

113: Der „gegenruinantc" Zcitigungssinn

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ist aber das Philosophieren als die radikal ursprüngliche Aneignungder faktischen geistesgeschichtlichen Situation, in der es sich zeitigtund die für es eine Voraussetzung bedeutet, die es nie abstreifen kann.

S. 115:213 An einer Stelle der Vorlesung sagt zwar Heidegger, daß der philosophische Interpretationsvollzugeine „gegenruinante" Bewegtheit ist; wenn man jedoch die Ausführungenzur Ruinanz und zum „gegenruinanten" Philosophieren aufmerksam liest,ist nicht ersichtlich, worin sonst die „gegenruinante" Bewegtheit bestehen soll. DieAbstandnahme von dieser - zumindest faktischen - Gleichsetzung, die sich bereits imNatorp-Bericht abzeichnet, wird in „Sein und Zeit" bei der Gewissensauslegung unmißverständlichausgesprochen; vgl. GA 62, S. 360 f., sowie „Sein und Zeit" S. 12/17und 295/391. Es bleibt gleichwohl fraglich, ob das Verhältnis zwischen Eigentlichkeitder Existenz und Philosophie in „Sein und Zeit" ohne eine grundsätzliche Schwankungkonzipiert ist.

116: Das Problem des Prinzips leitete tatsächlich - wie oben dargestellt - dieÜberlegungen zur Definition der Philosophie im zweiten Teil der Vorlesung.Dort wurde erklärt, daß das Prinzipielle, auf das es beim Seienden als solchenletztlich ankommt und das Gegenstand der Philosophie ist, das Sein bzw. derSeinssinn ist, d.h. Seiendes als Sein, was jedoch nicht im Sinne einer oberstenGattung zu verstehen ist. An diesen Bestimmungen sind die Anspielungenauf die aristotelische Metaphysik unschwer zu erkennen. Denn Met. Αweist der Philosophie die Aufgabe der Aufklärung des Seienden in seinenletzten άρχαί bzw. αίτια zu; Met. Γ bestimmt ihren Gegenstand näher und inAbgrenzung gegen die übrigen Wissenschaften, die jeweils ein abgegrenztesSachgebiet untersuchen, mit der Formel ον ἧ ον, die Heidegger mit der WendungSeiendes als Sein auffaßt und übernimmt; und Met. Β widerlegt dieThese, daß das iv und das ον oberste Genera sind.2'6

(Ich muss mich wahrscheinlich auch bei Antonio Cimino bedanken, der mich in das Problem der formalen Anzeige eingeführt hat.)

Auf S. 118: Frage nach dem Stellenwert der Beweglichkeit. Komplizierter als ich sie bisher aufgefasst hatte… Οὐσία im gegensatz zu Selbsthabe… eine interessante Hypothese von Yfantis.

119: SEHR WICHTIG: Nichtsdestominder ist es wohl keine bloße Frage desAusdrucks, wenn der Gegenstand der Philosophie jetzt als der Seinssinn desfaktischen Lebens bestimmt wird, der in der kategorialen Explikation seinerBewegtheit entfaltet werden soll.223 Die Jaspers-Rezension und vor allem dieVorlesung des WS 1920/21 sind diejenigen Texte, die diese Akzentuierungankündigen, indem sie die Gewinnung des „bin" fordern, aus dem erst derSinn des prädikativen „ist" aufzuklären ist.224

Fn223: Daß der Sinn desprädikativen „ist" der theoretischen Explikation aus dem ursprünglichen „bin" aufzuklärenist, behauptet Heidegger schon im WS 1920/21; vgl. GA 60, S. 92 und 147f.Solange jedoch, bis er auf den Gedanken kam, das Sein aus dem Horizont der Zeitauszulegen, hatte er keine andere Grundlage für die Seinsauslegung außer dem bereitsim KNS 1919 entwickelten Ansatz von der Bedeutsamkeit des umweltlichen Gegenständlichen

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und dem Prozeß seiner „Entlebung"; vgl. 1.1.2.2 oben.

119-120: Auch in WS1921-22 wird betont, dass das faktische Leben und sein Seinssinn nicht einfach konstatierbar sind, dass die Seinsbestimmtheit von Leben genuin nicht erfassbar ist in einer freischwebenden und beliebig zu vollziehenden Kenntnisnahme eines vor der Hand liegenden Objektes (GA61, S. 175).

120: Die „Ich-Metaphysik" seit Descartes vermöge aufgrund ihres erkenntnistheoretischen„Vorgriffs" diese Frage nicht zu stellen und dränge dasIch in den Zusammenhang einer idealistischen oder transzendentalen Konstitutionsproblematik. Dem indifferenten und unkritischen Sinn des „sum" undder „Zeittilgung der Ruinanz" gegenüber gelte es, seinen ursprünglichen Sinnin seiner genuinen Zeitlichkeit zu entfalten; dazu sei die formale Anzeige„ich bin" in ihren eigentlichen faktischen Vollzug des konkreten Fragens „binich?" hineinzustellen, bei dem das Ich in seiner konkreten geistesgeschichtlichenSituation genommen werde.

127: wie er (Heidegger) den aristotelischen Gedanken in einen durch den Ausdruck „Neugier"angezeigten existenziellen Zusammenhang stellt, welcher der aristotelischensinngenetischen Aufklärung der Theoria grundsätzlich fremd ist.239

128: SEHR WICHTIG: Interessant ist aber vor allem die Erweiterung des Sinnzusammenhangs um ein Moment, das Heidegger ohne nähere Erläuterung als „Verwahrung der Zeitigung" bezeichnet. Der zweite Teil des Aufsatzes läßt bei der Vorstellung der Interpretation von Eth. Nie. Ζ erkennen, daß „Verwahrung" bzw. „Seinsverwahrung" die Übersetzung von άληθεύειν (Wahrsein) ist.242 Daraus wirdersichtlich, daß Heidegger hier seine Auslegung des Sinnes von άληθεύεινund άλήθεια bei Aristoteles, die er im zweiten Teil des Aufsatzes zum erstenMal mitteilt, in seine Explikation der Faktizität einzuarbeiten versucht.243

131: Jaspers-Rezension und im WS 1920/21 gefordert worden war, als Heideggerdort behauptete, daß das prädikative „ist" aus dem ursprünglichen „bin" entspringtund nicht umgekehrt, so daß dieses zuerst ursprünglich aufzuklärenund zu explizieren ist. Einen vertieften Ansatz für die Fundierung der regionalenOntologien in der prinzipiellen Seinslehre gewann Heidegger jedocherst, als er erkannte, daß der Grundbegriff der griechischen Ontologie, dieουσία, Anwesenheit bedeute, d.h. daß das Sein aus der Zeit, und zwar beiden Griechen unausdrücklich aus der Gegenwart verstanden wird.250

133: Heideggers übermäßigerGebrauch der Attribute „ursprünglich" und „radikal" - besonders in diesem Aufsatz- bekundet den Anspruch seiner Philosophie, die Sachen von ihrem Ursprung herund in ihrer Verwurzelung in ihm auszulegen. Dieser Anspruch bleibt trotz des Wandelsseiner Konzeption erhalten. Was sich wandelt ist aber dasjenige, was jeweils alsUrsprung angesetzt wird: Für die frühe hermeneutische Phänomenologie des faktischenLebens ist es die Faktizität, für die Fundamentalontologie von „Sein und Zeit"die existenziale Zeitlichkeit als ontologischer Sinn der Sorge und Horizont allenSeinsverständnisses, für die seynsgeschichtliche Konzeption das Sein und dessen Geschichte.In der 1949 verfaßten „Einleitung zu: Was ist ,Metaphysik'?" erweitert Heideggerdas bekannte Bild Descartes', in dem die Philosophie als ein Baum erscheint,dessen Wurzel die Metaphysik ist, indem er das Sein zu dem Boden erklärt, in dem

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die Wurzel der Philosophie ihren Halt findet; s. GA 9, S. 365 ff

135:DieTradition setze die eigentlichen philosophischen Motive außer Kraft, „verunstalte"die „Ursprünglichkeit des Fragens" und untergrabe die Entschlossenheit,sich die eigene Faktizität „ursprünglich anzueignen". Folglich stellt nachHeidegger die Destruktion der philosophischen Überlieferung den einzigenWeg für die „ursprüngliche Aneignung der philosophischen Vergangenheit inexistenzieller Bekümmerung" dar; das Philosophieren ist in diesem besonderenund prinzipiellen Sinne „radikal historisch".262Damit ist das erste konstitutive Moment der hermeneutischen Situation derangestrebten „Interpretationen zur Geschichte der Ontologie und Logik", d. h.ihr „Blickstand", angezeigt. Aus ihm heraus, wenn man die konkrete geschichtlich-faktische Lebenssituation - d. h. in diesem Zusammenhang die gegenwärtigeLage der Philosophie - ins Auge faßt, motiviert sich ihre bestimmte„Blickrichtung". Die Gegenwartsphilosophie wird Heidegger gemäß vonder griechischen Begrifflichkeit beherrscht, die ohne „ursprüngliche Aneignungihrer Herkunft und Motivierung aus bestimmten Grunderfahrungen undGegenstandsregionen" durch eine Vielzahl mannigfaltiger Interpretationenvermittelt wird. Alle heutige Explikation des Seins des Menschen - dies istHeidegger zufolge der eigentliche Gegenstand der Philosophie - beruht letztenEndes auf der griechischen Ethik und der christlichen Idee vom Menschen.

138:Die Orientierung am Ideal von Wissenschaftlichkeitund Objektivität ist gemäß Heidegger der Grund dafür, daßman sich über die Forderung nach einer kritischen Hinterfragung der eigenenVoraussetzungen hinwegsetzt.

139:Wenn die Geschichte nicht etwas Vergangenes ist, das einfach hinter einerGegenwart liegt, sondern vielmehr dasjenige, was diese in eigentlicher oderuneigentlicher Weise ist, dann kann das durch den Grundsinn der Geschichtlichkeitdes faktischen Lebens vorgezeichnete Ziel der philosophischen Auslegungnur dies sein: die „ursprüngliche Aneignung" der eigenen Vergangenheitund der durch diese bestimmten geistesgeschichtlichen Lage in echterexistenzieller Bekümmerung um die eigene Situation.

140: Fn. 275: „Die Hermeneutik jederkonkreten Auslegungssituation ... ist keine Sache nachhinkenden, leeren philosophischenReflektierens, sondern gehört mit zum eigensten Vollzug der jeweiligen Interpretationselbst"; vgl. femer GA 61, S. 157, und den Abriß der Geschichte der Hermeneutikin GA 63, S. 9ff. How can somebody achieve that? Obviously one has to refer to the hermeneutical reflection as an unavoidable by-product of concrete historical inquiry, which is normally suppressed by false epistemological presuppositions.

144: Fn. 286: über die Sprache der formalen Anzeige. Formalanzeigende Funktion haben unter anderem die Substantivierungen von

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Pronominaladverbien (ζ. Β, das Womit), der übermäßige Gebrauch von Partizipien undsubstantivierten Infinitiven und der doppeldeutige Genitiv, d.i. subiectivus und obiectivus(z.B. in „Hermeneutik der Faktizität", ὁ λόγος του θεοῦ); vgl. dazu Kisiel(1994) und ders. (1996).

155: Die Schwierigkeit der Wissenschaft vom καθόλου für das faktische Lebenbesteht Heidegger zufolge darin, daß die Zeitigung des vom ausrichtendenUmgang losgelösten „reinen Hinsehens" (θ€ωρία) mit einer entscheidendenModifizierung des „Womit des Umgangs" einhergeht; dieses werde nämlichjetzt zum „Worauf des Hinsehens". Die umweltlichen Gegenstandscharakterewürden hierbei nivelliert, so daß die Gegenstände jetzt gleichgestellt und alsbloß seiende hinsichtlich ihres „Aussehens" (εἶδος) untersucht würden. Es [156] entstehe damit der Zusammenhang der reinen Sac/zgegenständlichkeit, dersich nach bestimmten „Inwiefernbeziehungen'1 (αἰτίαι) thematisiert lasse.Sich an die hierfür geforderte „Sachlichkeit" zu halten, falle aber dem faktischenLeben schwer.

…. Denn die Entstehung der Wissenschaft wird jetzt verstandenund erklärt als die Steigerung und schließlich Verselbständigung einesfür den ausrichtenden Umgang konstitutiven Moments, d.h. der zur Hinsichtübergehenden Umsicht. Εδώ συμπληρωματικά με τον Στάινμανν! Το από μία σκοπιά μετατρέπεται αρχικά σε μία φρόνηση και κατόπιν πάλι επανέρχεται σα θεωρητικοποίηση της φρόνησης η οπτική γωνία.

160: Das für die Umsicht des Besorgens vertraute Zuhandene - d. i. der nächsteGegenstand des alltäglichen Umgangs - sei jedoch zugleich das Fremde, d. h.dasjenige „Unwegsame" (ἄπορον), bei dem der faktische Umgangsvollzugnicht durchkomme: „Das Zuhandene ist ... Vorhandenes im Sinne der vertraut-fremd charakterisierten Umgangsgegenständlichkeit".316 Dieses Unwegsamebefremde den Umgang, der sich stets im bestimmten Umkreis der Vertrautheitbewege, und rufe bei ihm „Verwunderung" (θαυμάζειν) hervor.

161:Dieser Hinweis veranlaßt ihn dazu, je einen Passus ausMet. Θ 6 und Λ 6 zu übersetzen und zu erörtern, um - der im Ήatorp-Aufsatzformulierten Leitthese der Aristoteles-Interpretation gemäß - konkret zu zeigen,daß die aristotelische Bestimmung des menschlichen Lebens nicht ausdem spezifischen Seinssinn dieses Seienden geschöpft wurde, sondern letztlichaus der radikalen Explikation der Bewegung erwuchs.

175: Es seien mithin zwei Fragen zu beantworten: a) inwelcher Hinsicht die einzelnen Seinsbedeutungen voneinander verschiedenseien und was diese Hinsicht für sie und das Gegenstandsfeld, aus dem siegeschöpft sind, besage; b) woraufhin sie angesehen seien, so daß gesagt werdenkönne: „unmöglich im Ansprechen" (αδύνατα λέγειν), „nicht freiständig"(ούθέν ... χωριστάν) und „immer in Beziehung auf ein mögliches Worüber"(πάντα καθ*ύποκβιμζνου λέγεται της ουσίας)!349

Die zweite dieser Fragen wird nach der eingeschobenen Interpretation desParmenideischen Lehrgedichtes wieder aufgenommen und konkret beantwortet:Das „Woraufhin" der kritischen Entscheidungen, das Aristoteles bei der

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ontologischen Problematik vor Augen hat, ist das An- und Besprechen selbst- d. i. der λόγος - und dessen Struktur. Die erste Frage wird im SS 1922nicht explizit erörtert.350 Heideggers Antwort auf diese Frage wird nur imSchlußteil der Vorlesung angedeutet und läßt sich eigentlich erst späterenVorlesungen entnehmen, die freilich eine z.T. gewandelte Perspektive haben.Die verschiedenen Seinsbedeutungen - d.h. die Kategorien - sind nach HeideggersErklärung im SS 1924 die Weisen, in denen das umweltliche Seiendeaufgedeckt wird; oder genauer: die „Grundhinsichten der Entdecktheit derWelt", die sich aus der aufzeigenden Funktion (άποφαίνεσθαι) des in bestimmtenVerhaltungen eingebauten λόγος (έ'ξεις μετά λόγου) begreifenlassen. Dies wird auch durch die Ausführungen im WS 1925/26 und in Seinund Zeit (§§ 32-33) bestätigt; ihnen zufolge gründet die Struktur des Logos(„apophantisches Als") in der „vorprädikativen Struktur der Auslegung"(„hermeneutisches Als"), so daß sich die an der Aussage abgehobenen Seinsbedeutungenaus dem Besorgen des Daseins zu verstehen sind.351

178:Diese schlichte Seinsbegegnung wird also Heidegger zufolge in einem bestimmten„Aufenthalt" des faktischen Lebens erfahren, dessen „vorbereitendeBildung" durch die in den Eingangsversen des Lehrgedichtes dargestellteFahrt zum Tor veranschaulicht wird; und diese „Aufenthaltsbildung und ...Lagebereitung des hinsehend forschenden Lebens" sei zugleich durch ein„Enthalten" gekennzeichnet. Hieran läßt sich den Zusammenhang mit derAuslegung von Met. Α 1-2 im ersten Teil der Vorlesung leicht erkennen;denn es handelt sich offenkundig um die Genesis der θεωρία als der eigentümlichenGrundsituation der griechischen Seinsforschung und Lebensexplikation,die Heidegger gemäß ihre erste Prägung bei Parmenides und ihre ausdifferenzierteund radikale Explikation bei Aristoteles erfuhr.

182So tritt hier deutlich zutage, daß Heidegger zu jener Zeit eine grundsätzlichandere Auffassung von der Geschichte der abendländischen Metaphysik hatteals diejenige, die er zu Beginn der dreißiger Jahre erarbeitete und die mit derInterpretation der vorsokratischen Philosophie und der platonischen Lehrevon der Wahrheit einhergeht. Für seine Auffassung der zwanziger Jahre istcharakteristisch, daß sie den Übergang von der vorsokratischen zur platonisch-aristotelischen Philosophie nicht als eine grundsätzliche und verhängnisvolleDiskontinuität, sondern vielmehr als eine Fortführung und Radikalisierungdes griechischen Ansatzes der Seinsauslegung versteht.366

Heidegger GA62, S. 235: 16 b 26: Λόγος δε έστι φωνή σημαντική. »Rede (λόγος) ist etwasLautliches (έστι φωνή), das in ihm selbst den Charakter des Bedeutens(σημαντική) hat.« Bedeuten in transitivem Sinne, = deutend (ερμηνεύνων αφορά κάτι) etwas betreffen; hat eine Mannigfaltigkeit von Bedeutungen,die ansatzweise im Begriff des λόγος lebendig sind: andeuten, ansatzweisebedeutungsmδίig anzeigen; im untheoretischen Zusammenhang,in dem Aristoteles den λόγος ausdrücklich sieht (cf.Ethik), besagt σημαίνειν soviel wie Auslegen, eine Lage des Lebensauslegungsmδίig erhellen. 'Ευδαιμονία ist ενέργεια κατάλόγον. Φρόνησις und Verfahrung (τέχνη) sind έξεις μετά λόγου.(In der Ethik ορθός λόγος wichtige Rolle.)

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188- 189: Deshalb komme es dem faktischen Lebenbei seiner eigentümlichen Bewegtheit - d.h. bei seinem herstellenden,praktischen oder theoretischen Umgang in und mit der auf der Grundlagedieser „Vorhabe" erfahrenen Welt - entscheidend auf ein Lehren und Lernen (δίδαξις, μάθησις) an. Was nicht lehrbar undwißbar sei - dies stelle für die Griechen ein entscheidendes Kriterium für dieBeurteilung des Seinscharakters eines Seienden dar - und damit nicht Gegenstanddieser Sicherungstendenz des Lebens werden könne, besitze kein eigentlichesSein.Die Erhellung des faktischen Lebens - dies stellte Heidegger schon bei derAuslegung von Met. Α 1-2 fest - hat ursprünglich „keinen anderen Sinn alsUmgangserhellung", d.h. sie ziele „auf die Woraus und Warum [άρχαι καιαίτια] des Umgangswornit". Die von ihrem Dienstverhältnis im herstellendenUmgang abgelöste und eigenständig gewordene Erhellung der θεωρία,die ein „hinsehendes umgehendes Bestimmen der ersten Woraus des Aussehensdes Seienden als solchen" sei, bedeute aber die für die griechische Lebenserfahrung„höchste Vollzugsmöglichkeit des faktischen Lebens". Diesehöchste Lebensbewegtheit verleugne jedoch nicht ihre Herkunft aus dem herstellendenUmgang, insofern als sie die ersten Prinzipien und Ursachen desGegenständlichen herauszufinden suche.384

Der Gegenstand des „hinsehend bestimmenden Umgangs" ist die „Gestalt(μορφή) und das Aussehen" (είδος) des Gegenständlichen als dasjenige,was immer an ihm begegnet. Dem platonischen Ansatz gegenüber und dessenprinzipieller Schwierigkeit, d.h. dem Problem der Trennung (χωρισμός)zwischen der sinnlichen und der intelligiblen Welt, entwickelt Aristoteles inseiner konkreten Forschung der Phänomenzusammenhänge von Herstellungund Bewegung - so Heideggers Grundthese - einen neuen Grundansatz, anhanddessen er die griechische Grunderfahrung und „Vorhabe", die sich aufdas Gestalthafte am Seienden richtet, einer radikalen Ausarbeitung unterzieht.Der Stagirit sei also zwar „Grieche, aber gerade nicht Platoniker"; aufgrundder Ursprünglichkeit seiner „Aneignung der griechischen Vorhabe" und derRadikalität seiner Explikation derselben ist er für Heidegger „der erste radikalewissenschaftliche Philosoph - und der letzte".Είναι προφανές ότι κάτι δεν πάει καλά με αυτές τις τελευταίες διαπιστώσεις του Heidegger. Από τη μία όλα εξηγούνται βάσει του βιομεριμνώδους και από την άλλη το τελευταίο αντιμετωπίζεται ως ένα ιδιόμορφο αποκομμένο ον ως προς την εμφάνισή του. Π.χ. στο σημείο, όπου ο Η. λέει: Die von ihrem Dienstverhältnis im herstellendenUmgang abgelöste und eigenständig gewordene Erhellung der θεωρία,die ein „hinsehendes umgehendes Bestimmen der ersten Woraus des Aussehensdes Seienden als solchen… δεν προκύπτει από πουθενά ότι έχουμε μια θεωρία που λειτουργεί αποκομμένα από την παραγωγή και τη φρονητική μέριμνα. Το μόνο διαφορετικό είναι ότι η θεωρία είναι… θεωρία. Δηλαδή σκέψη πάνω στην κατασκευή και όχι καθ’ αυτό κατασκευή. Αυτό όμως είναι τετριμμένο: η θεωρία πράγματι δεν κατασκευάζει!

190:Dieser Zusammenhangumfaßt die „Vorhabe", die das Seiende im „Aussehen des Gestalthaften"nimmt und auslegt, und das „Gegenstandsfeld der besorgbarenUmgangsgegenstände" in den intentionalen Verhaltungen des „ausrichtendenUmgangs" (τέχνη) und des aus der Erhellung der τέχνη erwachsenen „hinsehenden

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Verstehens" (θεωρία), für welche Verhaltungen das „Vollzugsmoment"des λέγειν konstitutiv ist.386

Diese Bestimmung erfolgt nicht mehr aus dem bloßenλόγος, sondern aus dessen ausgezeichnetem Modus, der Definition(ορισμός). Das Ergebnis dieser Bestimmung faßt Heidegger wie folgt zusammen:„Das Seiende ist seinem Seinssinn nach mannigfaltig; die möglichenletzten Woraus (άρχαί), die einen gegenständlichen Zusammenhangnach seinem Aussehen vorweisend bestimmen, sind einfach, an ihnen selbstnicht weiter abhebbar. Die letzten Woraus sind gleichursprünglich ... DasSeiende ist einhaft als einfach: in seinen letzten Woraus άδιαίρετον, es istnicht εν, sofern es als Seiendes notwendig ist das Worauf eines An- und Besprechens“. Fn. 387: Heidegger bezieht sich hier auf den schwierigen Satz in Phys. Α 3, 186 b35: „εξαδιαίρετων αρα το παν". Er versteht ihn dahingehend, daß hier von den letzten Prinzipiendes Seienden die Rede ist, die in einem nicht diskursiven, „öta-freien", νοείνerfaßt würden, und gibt daher einen Verweis auf De anima Γ 4-7. Der folgende Satzan dieser Stelle legt jedoch nahe, daß sich Aristoteles wohl eher auf die Atomisten bezieht,die, den eleatischen Argumenten nachgebend, άτομα μεγέθη ansetzten; vgl.den Kommentar von D. Ross zu dieser Stelle in seiner Ausgabe der „Physik", S. 479 f.

194: Die Interpretation der logischenSchriften und der Metaphysik - vor allem ihrer zentralen Bücher Ζ,Η,Θ sowie/ und Λ - sollte hauptsächlich zeigen, wie Aristoteles die ontologischeProblematik und Begrifflichkeit am Leitfaden eines bestimmten Seiendenund eines bestimmten Ansprechens entwickelt und wie diese Explikation „derVerfallensgeneigtheit des Auslegens folgend, zu der Ontologie und der Logikwurde, als welche sie ... die Geistesgeschichte selbst, d.h. die Existenzgeschichte,entscheidend durchherrscht".393

197Darin liege aber die Möglichkeit,„das in ihnen jeweils in Verwahrung gebrachte Seiende im Wie seines Vernommenseinsund damit hinsichtlich seines genuinen Seinscharakters zu bestimmenund auszugrenzen" - eine Formulierung, welche die durch HusserlsLogische Untersuchungen ermöglichte phänomenologische Lektüre der aristotelischenSchriften unmißverständlich zu erkennen gibt.

197Der Wahrnehmung kommt Wahrheit - so erklärt Heidegger mit Verweisauf De anima - nicht aufgrund einer Übertragung vom Logos her, sondern ineinem ursprünglichen Sinne zu; sie stelle eine solche Gegebenheitsweise dar,die ihren intentionalen Gegenstand „originär" gebe und damit alle Falschheitausschließe. Demgegenüber weise der Logos eine ganz andere „intentionaleStruktur des Vermeinens" auf, d. h. eine solche, die eine Synthesis impliziere:Der Gegenstand werde hier im „als-Charakter" (etwas als etwas) gegeben,was zugleich die Möglichkeit der Täuschung (ψεύδος) eröffne; dem Logoskomme demnach Wahrheit oder Falschheit zu. Den „intentionalen Charakter"des Logos erläutert Heidegger anhand einer Bedeutungsanalyse des Ausdrucksάποφαίνεσθαι (aufzeigen), von dem das Adjektiv abgeleitet wird, mitdem Aristoteles die Aussage (λόγος άποφαντικός) - in Heideggers Übertragung:aufzeigende Rede - bezeichnet. Er stellt dabei drei Bedeutungsmomente

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im Verb άποφαίνεσθαί heraus: a) από = von, vom Gegenstand her schöpfend,b) φαίνειν = zeigen, erscheinen lassen, c) -σθαι = vox media, d.h. fürsich; zusammenfassend: αποφαίνεσθαι - „für sich (Medium) den Gegenstandvon ihm selbst her erscheinen lassen als ihn selbst".

200:Zum einen soll ersichtlichwerden, daß der praktische νους der in der Lebensbewegtheit primäreist, da der theoretische gewissermaßen die Verselbständigung einer bestimmtenAnwendung des praktischen darstellt, nämlich in der τέχνη, die imübergeordneten Verweisungszusammenhang der Praxis steht; zum anderen,daß diese Radikalisierung des Poietischen im Theoretischen der „ruinanten"Tendenz des faktischen Lebens entstammt, das seine Faktizität dadurchgleichsam abzustreifen versucht.401

201Der Gegenstand des „ausrichtenden Umgangs" {τέχνη) ist HeideggersDeutung zufolge bedeutsam, d.h. er steht im Charakter von „Gut undSchlecht" (αγαθόν και κακόν) bzw. - wie er im SS 1924 ausführen wird -in jenem von „Beiträglich und Schädlich" (συμφέρον και βλαβερόν); er istein „Was" (Gehalt!), das durch den Charakter des „Wozu" (προς τι; Zuhandenes)gekennzeichnet ist. In der Praxis kommt es dagegen auf ein „Wie"(ev; Vollzug!) an, das kein „Wozu" mehr ist, sondern vielmehr ein „Weswegenschlechthin" (ου έ'νεκα; Worumwillen). Aus dem „ausrichtenden Besorgen"und der es leitenden Umsicht verselbständigt sich nun der theoretischeUmgang, der seinen Gegenstand ausschließlich im Hinblick auf das „Unverhüllteund Täuschende" (αληθές και φεΰδος) besorgt. Der theoretische νουςerfaßt die „Ausgänge" (άρχαί) gleichsam „situationsfrei" („Entlebung").Diese Radikalisierung des Poietischen ist Ausdruck und zugleich Steigerungder „ruinanten" Tendenz des faktischen Lebens, das nun, die Abkünftigkeitdes Theoretischen aus dem ausrichtenden Umgang übersehend, das Praktischeaus dem Theoretischen her auszulegen versucht. So weit die Aufzeichnungenund Entwürfe zur Problematik des νους.403

202:

Im WS 1921 /22 sprach Heidegger von zwei entgegengesetzten Grundtendenzenin der griechischen Philosophie: einer „ursprünglichen Explikationder faktischen Lebenserfahrung" und einer „theoretischen kategorialen Explikation".Die aristotelische Analyse der φρόνησις ist offensichtlich der ausgezeichneteExponent für die ursprüngliche Tendenz der griechischen Philosophie,da sie den faktischen Lebensvollzug und dessen Zeitigung einer gleichsamphänomenologischen Deskription unterzieht. Bei aller Ursprünglichkeitder Analyse findet jedoch hier zugleich - der zweiten Grundtendenz der griechischenPhilosophie entsprechend - das verhängnisvolle Versäumnis statt,daß das Sein des menschlichen Lebens nicht aus ihm selbst geschöpft, sondernlediglich formal als „Andersseinkönnen" (ένΒ€χόμενον άλλως Ζχειν)bestimmt wird. Es wird dadurch gegen ein anderes Sein, „das Immersein",abgegrenzt, das für das eigentliche gehalten wird. Dieses eigentliche Seinwird aber nicht aus dem Sein des menschlichen Lebens, sondern „aus einerbestimmt vollzogenen, ontologischen Radikalisierung der Idee des Bewegtseienden"gewonnen - nach einer früheren, bereits zitierten Formulierung:Der Sinn des „bin" wird nicht ursprünglich expliziert, sondern aus einem bestimmten

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„ist-Sinn" verstanden.

203:Diese Bewegtheitsei diejenige des „rein hinsehenden Verstehens" (σοφία) und weise einezweifache Auszeichnung aus. Bei ihr habe sich der Nous jeder ausrichtendenTätigkeit entledigt und beschränke sich darauf, zu vernehmen;…Das eigentliche Sein des Menschen - mit diesem für das gesamteProjekt entscheidenden Resultat schließt der Entwurf der Interpretation vonEth. Nie. Ζ - „zeitigt sich im reinen Vollzug der σοφία", beim „rein vernehmendenVerweilen bei den άρχαί des immer Seienden ... die ontologischeStruktur des Menschseins wird aus der Ontologie des Seienden im Wie einerbestimmten Bewegtheit und der ontologischen Radikalisierung der Idee dieserBewegtheit verständlich".406

GA2: 385: Diese ontologische Charakteristik ist vollzogen im negierendenGegenhalt gegen anderes und eigentliches Sein. Dieses istseinerseits dem Grundcharakter nach nicht aus dem Sein desmenschlichen Lebens als solchen explikativ gewonnen, sondernes entspringt in seiner kategorialen Struktur aus einer bestimmtvollzogenen, ontologischen Radikalisierung der Idee des Bewegtseienden1'*.Für dieses selbst und die möglichen Abhebungen seinerSinnstruktur ist als exemplarisch die Bewegung des Herstellens indie Vorhabe gebracht. Sein ist Fertigsein, das Sein, in dem dieBewegung zu ihrem Ende gekommen ist.

204 Die hermeneutische Phänomenologie des faktischen Lebens wird nun alsGegenentwurf zur griechischen Explikation der Lebensbewegtheit konzipiert entspricht ihr Logos, die formalanzeigende Begrifflichkeit, dem eigentümlichen Gegenstandssinne des faktischen Lebens und trägt dafür Sorge, daß der Primat des Vollzugs gewahrt wird; denn der[205] formalanzeigende Begriff ist gehaltlich unbestimmt (formal) und verweistvon sich aus auf den Vollzug (anzeigend).

205: Die Idee einer Fundamentalontologie, in der alle Regionalontologien undEinzelwissenschaften gründen, ist zwar von Anfang an - d. h. seit dem Entwurfder a-theoretischen Urwissenschaft vom faktischen Leben im KNS1919 - greifbar und in Heideggers früher Freiburger Zeit wohl am deutlichstenim Natorp-Bericht programmatisch ausgesprochen. Solange aber bis dieZeitlichkeit als „Sinn der Sorge" - d. h. als „Bedingung" der Seinsverfassungdes Daseins - und damit als Horizont für alles Seinsverständnis sowie füralle explizite Seinsauslegung entdeckt wird, bildet die Faktizität selbst dasFundament der prinzipiellen Ontologie. Den bisher erörterten Texten läßt sichbezüglich der gelegentlich angedeuteten oder auch ausdrücklich angekündigtenFundamentalontologie lediglich so viel entnehmen, daß die Faktizität denSeinssinn des Lebens darstellt, daß die Bedeutsamkeit das in der Faktizitätgründende, ursprüngliche Sein des Umweltgegenständlichen ist und daß diesebeiden Seinsmodi in einem Prozeß der „Ent-lebung", der „Ent-geschichtlichung"und der „Ent-deutung" zum bloßen „ist" der theoretischen Einstellungnivelliert werden.

Die für die Daseinsanalytik von Sein und Zeit grundlegendeund charakteristische Unterscheidung zwischen der „existenziellen" und der

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[206]„existenzialen" Dimension wird nicht explizit getroffen und scheint sogar derfrühen Konzeption in gewisser Hinsicht eher zu widerstreiten; denn dasjenige,was vom faktischen Lebensvollzug unterschieden wird, ist nicht - wie inSein und Zeit - die Seinsstruktur des Daseins, die im Hinblick auf die Seinsfrageuntersucht werden kann und soll, sondern lediglich die formale Anzeige,die auf den Vollzug der Faktizität verweist und nur in ihm „ist".Die Rede von der „mit dem Erleben selbst identischen Lebenssympathie" (KNS 1919)oder die Metapher vorn „treibenden Boot" (WS 1921/22) machen dies überausdeutlich.

Fn: 409: 409 Vgl. GA 61, S. 113; vgl. ferner Gethmann (1986/7), S. 38 ff. C.-F. Gethmannvergleicht in seiner Besprechung dieser Problematik Heideggers „Identitätsphilosophiedes Lebens" mit Fichtes „Konzeption einer Selbstexplikation des Wissens". Heideggersfrühe Phänomenologie vermöge die Unmittelbarkeit der Philosophie nur aufKosten ihrer Vermittelbarkeit zu wahren. Die Konzeption der formalanzeigenden Begrifflichkeitbezeichnet er, auf Wittgenstein anspielend, als „Vollzugstheorie der Bedeutung“ Die Frage nach der Ausweisbarkeit der philosophischen Aussagen mit Bezugauf die Fundamentalontologie von „Sein und Zeit" und auf Heideggers Philosophienach der Kehre erörtert er kurz in seiner Rezension von Tugendhat (1970); vgl.Gethmann (1975), S. 199 f.

Was er nachdrücklichleugnet, ist nur die Möglichkeit objektiver philosophiegeschichtlichcrErkenntnis, d. h. einer Erkenntnis, die von der geschichtlichen Situierfheit derjeweiligen Gegenwart unabhängig wäre und somit ein für alle und immer ingleicher Weise zugängliches Ansich zum Gegenstande hätte.

209: Nichtsdestoweniger gelten für die philosophiegeschichtliche InterpretationHeidegger gemäß strenge Anforderungen, die ihr gleichsam „intersubjektiveGültigkeit" innerhalb der jeweiligen faktischen hermeneutischen Situationverleihen. Ihre eigentümliche Strenge soll vor allem von der „Ursprünglichkeitund Radikalität" der Ausarbeitung der hermeneutischen Situation abhängen.Ας προσέξουμε ότι η αποφασιστικότητα της παρούσας κατάστασης είναι αυτό που ο Heidegger εδώ θέτει ως δικό του κριτήριο ισχύος. Η απόφαση την οποία εκάστοτε καλείται να πάρει ο εν καταστάσει άνθρωπος είναι το κυρίαρχο και μόνιμο αιτούμενό του, η αντικειμενική γνώση δεν αποτελεί παρά μέρος αυτής της συνολικής πραγματικότητας, της οποίας και ο ίδιος ο άνθρωπος αναπόφευκτα είναι πάντα μέλος.

212: Die Interpretationen, die im Kontext der erstgenannten Konzeption unternommenwerden, sollen die Verwurzelung in der Lebensfaktizität und denexistenziellen Charakter der untersuchten Position deutlich werden lassen.Der Faktizitätsbezug der griechischen Lebensexplikation muß hierbei deshalbeigens herausgestellt werden, weil er durch die spätere Traditionsbildung„verschüttet" ist, während ihr existenzieller Charakter z.T. auch ihr selbstverborgen blieb. Die Herausstellung des verschütteten Faktizitätsbezugs bestehtvornehmlich darin, daß die konkrete Herkunft der Begrifflichkeit ausbestimmten Grunderfahrungen und Verhaltungen des faktischen Lebens - beider griechischen Seins- und Lebensauslegung: „verrichtend-herstellendesVerfahren" (ττοίησις), Aussage (λόγος), „sehbares Gestalthaftes" (eTSos) —nachgewiesen wird. Hinsichtlich ihres existenziellen Charakters wird die Lebensexplikationdanach beurteilt, ob sie aus ihrem Gegenstande und desseneigentümlichem Seinscharakter geschöpft ist und den Primat des Faktizitätsvollzugswahrt oder ob sie einen dem faktischen Leben unangemessenen

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Seinssinn ansetzt und den Abfall vom Vollzug in die Gehalte fördert.415 Daßjede vergangene Philosophie auf diese beiden Aspekte befragt werden kann,ergibt sich daraus, daß Heidegger zufolge alle Philosophie aus der Lebensfaktizitäterwächst und einen existenziell bestimmten Zeitigungs- und Vollzugssinnderselben darstellt. Ein besonderes Bewährungskriterium scheintHeideggers Auffassung zufolge weder bezüglich des Grundansatzes der Faktizitätsproblematik überhaupt - denn der Gegenstand der Philosophie ist gemäßdem Νatorp-Aufsatz das menschliche Leben in seinem Seinscharakter,der Faktizität - noch bezüglich der konkreten Ergebnisse der phänomenologischenDestruktion erforderlich zu sein.

213: So wurde die exemplarische Funktion der Herstellung für die Erforschung des Nafturseienden zunächst nur behauptet.

215: Der λόγος wird dabei von Heidegger – wie sowohl die Vorlesung des SS1925 als auch der Natorp-Aufsatz zeigen – als eine bestimmte „intentionale Struktur des Vermeinens“ aufgefasst, d.h. eine solche, die eine Synthesis impliziert: etwas als etwas; und dieser als Charakter werde nicht in einer nachträglichen Reflexion auf den Logos, sondern vielmehr am Gegenstand selbst erfahren.

223: Hierbei wird sein eigener Ansatz, die Sprache als Träger der Durchschnittlichkeit und Alltäglichkeit des menschlichen Daseins zu fassen, deutlich sichtbar.

224: da der λόγος sei historisch, d.h. er erwächst aus … dem jeweiligen Stande der Sachentdeckung.

Der von Aristoteles verwendete Ausdruck πρόσθεσις, der den Gegenbegriffzur Abstraktion (άφαίρασις) darstellt, besage „Konkretion" - d. h.Bejahung oder Verneinung fänden dort statt, wo das Bedeutete im „Sprechenmit der daseienden Welt" „als konkret Seiendes vermeint ist".431

225Fn. 434 Vgl. De an. Β6, 418 all £ Aristoteles sagt an dieser Stelle, daß bei den ί'διαkeine Täuschungsmöglichkeit besteht; in Γ 3, 428 bl8f. schwächt er jedoch dieseBehauptung etwas ab…

Im durch die Wahrnehmung vernommenen Gegenstandeliegt die Möglichkeit der „Aufsplitteaing und Abhebung" durchden λόγος, wodurch das Phänomen der Täuschung ermöglicht wird; die Täuschungaber selbst erwirkt ihrerseits den Umschlag der Bedeutung desψαινόμζνον von „Erscheinung" zu „Schein".436

230: Der alte Heidegger selbst gab das Jahr 1923 als den Zeitpunkt an, an demer auf die Frage nach dem Zusammenhang von Zeit und Sein stieß, mit derdie Denkentwicklung eigentlich einsetzte, die schließlich zum fundamentalontologischenVersuch von Sein und Zeit führte; deshalb zögerte er, seine frühenFreiburger Vorlesungen bis zum SS 1923 in die Gesamtausgabe seinerSchriften aufzunehmen. Die neue Fragestellung hing mit der Einsicht - Heidegger

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sprach sogar von einem „Geistesblitz" - zusammen, daß ουσία beiden Griechen und Aristoteles Anwesenheit bedeutet. Aufgrund dieser Einsichtverwandelte sich allmählich das frühere Projekt einer hermeneutischen Phänomenologieder Lebensfaktizität in das neue Projekt einer - so HeideggersAnspruch - gegenüber der griechischen und aller nachfolgenden Ontologieursprünglicheren Seinsexplikation aus dem Horizont der Zeit; diese neueSeinsauslegung sollte sich nämlich nicht wie bisher allein an der Gegenwart,sondern an allen drei Dimensionen des ursprünglichen Zeitphänomens orientieren.

233: des für die aristotelische Ontologie fundamentalen Seinsbegriffes ουσία.Diese Bedeutungsanalyse ist nicht nur die früheste, sondern zugleich die konkretesteund ausführlichste Ausarbeitung der Deutung der ουσία in HeideggersVorlesungen der zwanziger Jahre - eine Deutung, die sowohl für seineInterpretation der griechischen Ontologie als auch für seine eigene fundamentalontologischeKonzeption überhaupt grundlegend ist.452

235: In der geläufigen Bedeutung sei aberzugleich, wenn auch unausdrücklich, das Sein dieses Seienden mitgemeint,seine „Seinsheit\ d. i. das „Dasein in der Weise des Verfügbarseins". Was soll diese Seinsheit bedeuten?? Was heißt der Ausdruck „Sein des Seienden“. Es handelt sich offenkundig um einen heideggerschen Ausdruck, dessen Sinn keineswegs so klar ist, wie es hier wohl scheint.

236: In der Besprechung dieser beiden Kapitel der Metaphysik sucht Heideggerzu zeigen, daß es sich jeweils um Daseiendes in einem betonten Sinne {Met.Ζ 2) bzw. um „Charaktere des Da" (Met. Δ 8) handelt. Deshalb dürfe manbei der Erklärung des Aristoteles in Met. Ζ 2, daß der Charakter der ουσίαoffenkundig den σώματα zukomme, den Ausdruck σώμα nicht einfach mit„Körper" übersetzen, da auf diese Weise übersehen werde, „daß Körperlichkeitfür den Griechen nicht Stofflichkeit oder Materialität bedeutet, sondern... eine eigentümliche Aufdringlichkeit eines Daseienden". Was der Stagiritin diesem Kapitel zunächst aufzähle (Pflanzen, Tiere, Wasser, Luft, der Himmelusw.), sei Seiendes, „das zunächst und zumeist in der Alltäglichkeit desLebens da isf", von solchem Seienden auszugehen, sei für die aristotelischeund für jede „bodenständige Seinsforschung" selbstverständlich.457

Fn. 456: Die zweifache Richtung der ontologischen Forschung verweist natürlich auf das Problem der Bestimmung der ersten Philosophie bei Aristoteles, das für Heidegger erst vor dem Hintergrunde seiner neuen fundamentalontologischen Konzeption besondere Bedeutung erhielt und folgerichtig zum ersten Mal im WS 1924/25 explizit angesprochen und balddarauf, im SS 1926, eingehend erörtert wurde; vgl. dazu 2.2.2.2 und 2.2.2.5 unten.Nach der Kehre ist es unter dem Titel „Onto-theo-logie" der vorherrschende Gegenstandder Heideggerschen Reflexion über die aristotelische Philosophie; vgl. dazuPöggeler (1990), S. 333.Heidegger hat vielleicht Recht, wenn er die Philosophie aus der Faktizität erwachsen lassen will, nur, dass das Problem der Thematisierung des Einzelnen, was jeweils in der Philosophie Gegenstand der Reflexion wird, ist nicht mit dieser Auffassung erledigt. Es wirft sich nämlich die Frage auf, wie die Thematisierung je aus dem Erlebten heraus erwächst, inwiefern sie das

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Erlebte mitmacht. Deswegen ist es nicht akkurat zu behaupten, dass die Thematisierung gleich eine Entlebung heißt, es sei denn, die Entlebung selbst unabdingbar ist, um das Leben fortzuführen.

236 συνέχεια: Die in diesem Kapitel aufgeführten Seinscharakterewerden von Heidegger daraufhin geprüft, inwiefern in ihnen derbei der geläufigen Bedeutung von ουσία herausgestellte Seinssinn zum Ausdruckkommt, d.h. ob sie sich als „Charaktere des Da" verstehen lassen. IhreErörterung soll darüber hinaus den Sinn des Da nach seinen zwei Grundmomentenhervortreten lassen, wie im folgenden erläutert wird. Auch in Met.Δ 8 geht Aristoteles von den „Körpern", den „in betontem Sinne daseiendenGegenständen" (σώματα) aus und benennt somit die Grundlage, auf der diefolgende Explikation der Seinscharaktere erfolgt.Der Charakter des Da ist ohne Zweifel ein Charakteristikum des heideggerschen Ansatzes, ohne welchen die Analyse der Gedankenentwicklung des Philosophen nicht auskommt. Das ist unter anderem der Mangel von Steinmann, der den Da-Charakter ohne konkrete Ausführung lässt. Es erweist sich hier, dass dieser Charakter ohne die eigentümliche Auseinandersetzung Heideggers mit der griechischen Philosophie keine angemessene Erklärung bekommen kann.

238: Der fünfte und letzte Seinscharakter, der erst in der zusammenfassendenDiskussion am Ende von Met. Δ 8 auftritt, ist das „Aussehen" (ζΐΒος) oderdie „Gestalt" (μορφή). Er bedeutet Heidegger zufolge schon bei Aristotelesdie Spezies, meint aber ursprünglich die Weise, wie sich das Daseiende ausnimmt.

In ihr kämen die beiden Grundcharaktere zum Ausdruck, die dem griechischenDaseinsverständnis gemäß für das Da eines Seienden konstitutiv sind: a) Gegenwart,Gegenwärtigkeit, Gegenwärtigsein, b) Fertigkeit, Fertigsein.Damit ist der entscheidende Schritt vollzogen, der - wie schon erläutert -der Entstehung des neuen fundamentalontologischen Projektes der „temporalen"Seinsauslegung zugrunde liegt und Heideggers Interpretation der aristotelischenPhilosophie einer grundlegenden Modifikation unterwerfen sollte.

240: Das Herstellen (ποίησις) ist seiner Erläuterung zufolge eine Umgangsweise mit demumweltlichen Seienden, die von einer bestimmten , „Auskenntnis" (τέχνη) geleitetwird.Der λόγος sei hierbei als fundamentale Seinsbestimmung desMenschen eine „konstitutive Vollzugsweise" für allen besorgenden und herstellendenUmgang mit dem Umweltgegenständlichen. Durch die Preisgabeder ausrichtenden Tätigkeit, die zur Entstehung der Wissenschaft führe, werdeer eigenständig und erhalte die Funktion und Bedeutung des theoretischenAbhandeins - Heidegger spielt hier offensichtlich auf die Genesis des Theoretischennach Met. Α 1-2 an. Es gelte nun, sich den λόγος in der „Auskenntnis"(τέχνη) und der Wissenschaft (επιστήμη) zu vergegenwärtigen,um einzusehen, daß auch das Dasein des Naturseienden, sein Gegenwärtigsein,als „Her-gestelltsein" verstanden werde.465

Offenbar lässt sich hierdurch kaum die Entstehung der Theorie erklären. Wenn man z.B. sagt, dass einerseits die οὐσία durch die τέχνη verstanden werden soll, weil sie dieser Umgangsweise entspringt, und dennoch andererseits die mit ousia beschäftigte Theorie von der Herstellung nur absehen kann, ist es offenbar, dass die Diskrepanz hier nicht leicht

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aufhebbar ist. Es bleibt nur der Ansatz übrig, dass die Herstellung und keine andere Weise des Umgangs einer Entlebung unterzogen wird, was aber nicht automatisch falsch ist. Einerseits ist die Entlebung immer falsch, andererseits ist die Auslegung jedes Seienden von ποίησις her. Man sieht aber sofort, dass diese Behauptungen ziemlich stark sind und angesichts der Texte schwer nachweisbar. 240:Der gesamte Herstellungsprozeßsei in seinem „Ende" (τέλος) und dessen Vorwegnahme fundiertund im einzelnen vorgezeichnet; das Dasein des Produkts bestehe aberin seinem „Hergestellt- und Fertigsein".466

Fn.466 „... αποδιδόασι τους λογούς και τα αίτια οὗ ποιοῦσιν έκαστου, καιδιότι ποιητέον οὔτως", De pari. an. Α 1, 639 b 18f.; vgl. auch Met. Ζ 7, 1032b21 ff. undGA 18, S. 219 ff. 467: vgl. Deport, an. Α 1, 641 b24ff„ und De an. Β 4, 415 bl6ff, sowie GA 18,S. 214 und 223 ff. Auch in der Erörterung der aristotelischen Bewegungsdefinition inPhys. Γ 1, die Heidegger am Beispiel der Herstellung eines Kastens erläutert, sprichter vom Naturseienden als dem „Arbeiter seiner selbst"; vgl. GA 18, S. 380, und2.1.2.7.4 unten. Diese Deutung der φύσις als ein „Sich-selbst-Herstellen" wird Heideggerim späteren „φύσις-Aufsatz" (1939) aus- und nachdrücklich zurückweisen;der Organismus als ein Sich-selbst-Herstellendes sei „ein rein neuzeitlicher, mechanisch-technischer Begriff; vgl. GA 9, S. 250 ff, (insbes. 254 f.) und 288 ff., sowie denAusblick der vorliegenden Abhandlung.Fn. 468: Es ist sinnlos, danach zu fragen, in welchem Sinne die Griechen das individuelle'Sein als konkrete Daseinsbestimmung aufgefaßt hätten. Der Grieche kommtgar nicht darauf, in diesem hinc und nunc das eigentliche Da zu sehen", GA 18,S. 223; vgl. ferner ebd., S. 213 ff. Diese Bemerkung macht deutlich, daß für Heideggerdie scholastische Rede von einem actus essendi der Dinge, der zu deren essentiahinzuträte, nicht in Übereinstimmung mit der aristotelischen Lehre ist; vgl. Düsing(1997a), S. 69.

242: Man sollte erwarten - so erklärt er -, daß das „Aussehen"(εἶδος) eines Seienden im „Gepräge" (μορφή) desselben gründet. Für[243]die griechische Ontologie sei indessen das Fundierungsverhältnis gerade umgekehrt,d.h. für sie gründe das Gepräge im Aussehen. Hätte sie ihren Leitfadenin der Ordnung der Wahrnehmung, die durch das Aussehen zum es fundierendenGepräge vordringt, so wäre das „Gepräge" für sie das in sachlicherHinsicht Primäre; jedoch nicht an der Wahrnehmung sei sie orientiert, sondernvielmehr am Herstellen, das auf dem Grunde des vorweggenommenenund im vorhinein gesichteten Aussehens des herzustellenden Gegenstandesdurchgeführt werde.…Primär seiend sind für die natürliche Erfahrung Heidegger zufolge die Umgangsgegenstände,d. h. die vom Menschen benutzten Naturerzeugnisse und hergestellten Güter; sie machen die Habe aus, d.h. die ουσία, gemäß der geläufigen Bedeutung dieses Ausdrucks. Die ουσία als ontologischer Begriff scheine aber gerade nicht aus der am Leitfaden der Herstellung vollzogenen Seinsinterpretation gewonnen zu sein, denn sie betone nicht die Herstellbarkeitdes Seienden, sondern dessen Hergestellt- und Vorhandensein. Dem entspreche auch, daß die primäre Zugangsweise zum Seienden für die Griechen die rein betrachtende Verhaltung des Vernehmens (voeiv, θεωρία) sei, was bereits Parmenides ausgesprochen habe. Dieser Schwierigkeit begegnet Heidegger mit einer Aufklärung der „intentionalen Struktur des

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Herstellens", welche die Vereinbarkeit und Zusammengehörigkeit der beiden Seinscharaktere „Hergestelltheit" und „Anwesenheit" zeigen soll.

Στο τέλος κανείς δεν μπορεί να καταλάβει αν η παραγωγή ή η ποίηση προτρέπει προς τη θεωρητική στάση ή αντίστροφα η θεωρητική στάση προκρίνει το πρότυπο της ποίησης.

245: Die Begriffe erfahren ihre ausdrückliche Bestimmung in der Definition und diese ist Gegenstand der Logik. … Was zu einemtechnischen Griff herabgesetzt worden sei, welcher bloß der scharfen Fassungdes Begriffs dienen solle, sei bei Aristoteles eine ausgezeichnete Grundmöglichkeitdes Sprechens des Menschen gewesen; denn die Definition bedeutefür ihn das Ansprechen der Sache in dem, was sie ist, und mache dahermit deren eigentlichem Sein (ουσία) vertraut (Realdefinition).

246! Zum einen spricht Ar. dort (Μετ. Δ8) von denjenigen Teilen, die den Körpern innewohnen, sie begrenzen und ihre Eigenständigkeit bedeuten… (1017b17) GA 18, S. 31Fn. 477: vgl. Met. Δ 8, 1017 bl7ff., und GA 18, S. 31. Der ausdrückliche Beleg dafürist die Erörterung des Begriffes „Grenze" (πέρας) in Met. Δ 17, bei der das eigentlicheSein (ουσία) und das Wesen (το τί ην dvai) eines jeden Dinges als Bedeutungendieses Begriffs angeführt werden; vgl. Met. Δ 17, 1022 a4ff. Der durch dasπέρας gekennzeichnete griechische Seinssinn, der im folgenden für die Bestimmungdes Seins des Menschen von erheblicher Bedeutung sein wird, ist nach Heidegger derAusdruck der Lebenserfahrung in einer vom Himmel umschlossenen Welt (yeah, whatever…); vgl. GA18, S. 39.

S. 246Dasjenige Sprechen aber, das die Artikulation des zunächst Bekanntendadurch leiste, daß es das Seiende in seiner „Fertigkeit" (τέλος) und „Gegenwärtigkeit"(ουσία) konstituierenden „Grenzhaftigkeit" (πέρας) anspreche,sei der ορισμός. Fn. 479: 479 In der Forderung, vom zunächst und durchschnittlich Bekannten auszugehen,sieht Heidegger die radikale Tendenz des Aristoteles und einen entscheidenden „Gegenstoß"gegen die platonische Philosophie: „So wird also die Auslegung des Seiendenauf Sein in den Umkreis des Zunächst zurückgeholt, ausdrücklich, und geradedamit die Ausschau nach dem Sein radikal", GA 18, S. 352; vgl. auch ebd., S. 37. Fürden Zusammenhang der Grenze (πέρας) mit ontologischen Grundbegriffen wie „Aussehen"(είδος), „Fertigkeit" (τέλος), „Worumwillen" (οΰ έ'νςκα), „Seinsheit" (ουσία)und „Wesen" (το τί rjv etvou), auf den Heidegger hier lediglich anspielt, vgl. Met.Δ 17, 1022 a4ff, und GA 18, S. 38f.

253: der λόγος ist seinerseits die Vollzugsweise des menschlichen Besorgens….

Denn dieses verfügt in seiner Faktizität immer schon über eine mehr oder minder ausdrückliche Ausgelegtheit seiner selbst.

Στο βιβλίο υπάρχει πλήθος εσωτερικών παραπομπών. Στα πλεονεκτήματα πάντως είναι ότι παρέχεται μια κάποια συστηματικότητα εκεί που τα ίδια τα κείμενα είτε δεν την αναδεικνύουν είτε είναι πραγματικά δυσδιάκριτη.

255: es sei nämlich auch für das Sein des menschlichen Besorgens konstitutiv, durch ein letztes begrenzt zu sein. Die Faktizität als Schlüsselbegriff für Heideggers ontologische Konzeption der 20ern muss deutlicher dargelegt werden. Es scheint nämlich ein allumfassender Begriff zu sein, dessen funktioneller Sinn nicht klar definiert ist. Schließlich ist er ein Begriff, der eine nur unscharfe

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Wahrnehmung eines nicht rigid designated Bezugs wiederzugeben aus ist, der in unmittelbarem Kontrast mit der strengen Begrifflichkeit der Theorie steht. Wenn das aber richtig ist, dann vertritt Heidegger nichts minderes als das, dass die alltägliche Erfahrung ohne präzisen Bezug auszukommen vermag, während die Theorie sich erst eine gekünstelte Präzision zu verschaffen sucht. Dennoch, wenn die Theorie immer in der alltäglichen faktischen Erfahrung beruht, muss jene auf diese zurückgeführt werden, so dass die Tendenz der Theorie schon im Leben innewohnt und ohnehin durchgeführt werden muss! Es sind zwei Auffassungen der Konkretion, die hier indes gegenüberzustellen sind: die Konkretion des Lebens, d.h. ihre eigene Vereinzelung, und die Konkretion der Theorie, die einem Ding seinen Namen zuschreibt.

258: Daseins des Menschen anhand des für diegriechische Seinsauslegung grundlegenden Begriffes des τέλειον durchzuführen,sieht Heidegger die radikale Tendenz des Aristoteles, die griechische„Vorhabe" zu Ende zu denken. Als die „eigentlichste Existenzmöglichkeit"des Menschen wird sich im letzten Buch der Nikomachischen Ethik das Betrachten(θεωρεῖν) herausstellen. Dieses ist Heidegger zufolge die „Vollendung"(ἐντελέχεια) des menschlichen Daseins, „sein eigenstes Da".

Fn. 505: Im SS 1924 ist die θeωρία diejenige Seinsweise des Menschen, die diesen Seinssinn ammeisten erfüllt; im WS 1924/25 aber ist sie bzw. die σοφία deshalb seine höchsteExistenzmöglichkeit, weil sie beim „höchsten Seienden" (άριστον), d.h. dem „Immerseienden"(aei ον), verweilt. Diese partielle Verschiebung ist für den Übergangvon der Hermeneutik der Faktizität zur neuen fundamentalontologische Konzeptioncharakteristisch; vgl. dazu 2.1.4.5-2.1.4.6 unten.

Der Stagirit verleihe mit dieser Auslegung…zu radikalisieren.

261: πρέπει να είναι η εικοστή επανάληψη της επεξήγησης του τι είναι Destruktion μέσα στο βιβλίο. Δυσχεραίνεται κάπως η ανάγνωση με αυτόν τον σχολαστικισμό… Το βιβλίο θα μπορούσε λοιπόν να είναι μικρότερο… Im SS 1924 folgt Heideggerder Anweisung des Aristoteles in De interpr. 4, der zufolge die Erörterungder weiteren Arten des Logos außer der „aufzeigenden Rede" (λόγοςάποφαντίκός) der Rhetorik und Poetik obliegt, und versucht, die Rolle desLogos im alltäglichen Miteinandersein herauszustellen; im WS 1924/25 wirder den Logos in seinen Zusammenhang mit den fünf Weisen des „Wahrseins"(άληθ€ν€ΐν) stellen, die Aristoteles in Eth. Nie. Ζ untersucht; und im WS1925/26 wird er schließlich die Struktur und Leistung des λόγος άποφαντικόςeingehend analysieren und dessen spezifisches Wahrsein im Zusammenhangmit demjenigen des „Vernehmens" (voeiv) darlegen

261:Der Logos soll sich dadurchals der eigentliche Träger des spezifisch menschlichen ln-der-Weltseinsund Miteinanderseins in der griechischen Daseinsauslegung konkret erweisen.Diese erfährt in den aristotelischen Schriften Heidegger zufolge [262]lediglich ihre umfassende und radikale Ausarbeitung, denn die Bestimmungdes Seins des Menschen anhand des Logos ist keine Erfindung des Aristotelesselbst, sondern vielmehr eine bei den Griechen geläufige Daseinsauslegung(ἔνδοξον).

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263: Wenn Aristoteles die Definition als λόγος ουσίας kennzeichnet, d. h.als dasjenige Sprechen, welches das Seiende in seinem Sein anspricht, sokehrt er das sophistische „Gerede" in sein Entgegengesetztes um.Dadurch lässt sich auch eine Interpretation des Sophisten von Plato mit dem ganzen Anliegen der Philosophie, die hier von Aristoteles Heidegger gemäß übernommen wird, im Einklang bringen.

263: kehrt er das sophistische „Gerede" in sein Entgegengesetztes um.517

Besinnt man sich nun darauf, daß das ursprüngliche Motiv für die Hinwendungzu Aristoteles drei Jahre zuvor nicht zuletzt das Vorhaben war, die urchristlicheLebenserfahrung von deren Verunstaltung durch die griechischePhilosophie freizulegen, so wird offenbar, daß die intensive Auseinandersetzungmit Aristoteles eine nicht unerhebliche Verschiebung des Standpunktesherbeigeführt hat.Yfantis erwägt hier nicht, dass Heidegger selbst auf die Enttäuschung der Erwartungen an der christlichen Seinserfahrung selbst hingewiesen hat. Eine Interpretation dieses Phänomens wäre vielleicht, dass die unartikullierte Weise in der dieses Leben geführt wurde, lässt es nicht mehr ein Beispiel werden. Das heißt wiederum, dass der zeitgenössische Standpunkt unumgänglich wird, da der Maßstab der Artikulation nicht von einem außenweltlichen Ideal gesetzt wird, sondern von der Situation der jeweiligen Besinnung. Das aber kann selbst Heidegger verworfen werden, solange seine Interpretation einer Philosophie verpflichtet ist, die nicht mehr dem wissenschaftlichen Maßstab der Zeit gewachsen ist.

266: An der Weise, wie über sie verhandeltwird, kommt ein Moment der Zeitlichkeit zum Ausdruck, das schonbei der Einteilung der Zuhörer und der Gattungen der rhetorischen Redesichtbar wurde und das Heidegger in seiner Erörterung nachdrücklich hervorhebt.

269: Diesesumfassende Phänomen der δόξα ist Heidegger zufolge gleichsam der „Boden",aus dem die Wissenschaft erwächst. Der wissenschaftliche Schluß auseinem Prinzip (αρχή), bei dem das Mit- und Zueinandersprechen nicht mehrausdrücklich da ist, stelle nur einen besonderen Fall des dialektischen Schließensaus einem Bekannten und deshalb einer Diskussion Unbedürftigen dar.

Στη 271 καταλαβαίνουμε την ανάγκη του Heidegger μετά από την «αποδόμηση» της θεωρητικής στάσης της φιλοσοφίας να καταρτίσει μια δομή διαφοροποίησής της από το κοινό ζην, στο οποίο διαβιεί ο άνθρωπος. Αυτό είναι το γεγονός ότι ο άνθρωπος εβρίσκεται ερριγμένος πάντα έχοντας ηδονή και/ή λύπη. Η αδρανοποίηση αυτής της μετοχής του στο όλον του κόσμου (κόσμος ως το σύνολο διαφοροποιημένου και αδιαφοροποίητου Είναι – και γι’ αυτό καθορίζεται τελικά ως ανοιχτότητα) είναι που δημιουργεί τελικά τη θεωρία. Αλλά είναι πολύ αμφίβολο αν αυτή η αδρανοποίηση είναι τελικά κάτι το αρνητικό.

Στη 276 πρέπει να σημειώσει κανείς ότι η ανάλυση του φόβου αποπροσανατολίζει και γίνεται με καταλογογραφική διάθεση.

277 Es handelt sich somitweder um die bloß logische Möglichkeit noch um die Möglichkeit als „Kategoriedes Vorhandenen", sondern um das Möglichem, d.h. um diejenigeSeinsweise, wie das menschliche Dasein seine Möglichkeiten ist. Denn diesesSeiende - das betrifft gewissermaßen alles Lebende überhaupt, wie Heideggermit einem Hinweis auf die „Seinsmöglichkeiten" (δυνάμεις) der Seele erläu-

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tert - ist wesenhaft Möglichsein, und zwar ein durch das „Besorgen" (πραξις)und das „Sprechen" {λόγος) bestimmtes. Dieser Zusammenhang ist für dieAufklärung der Entstehung der Konzeption von „Verstehen" und „Entwurfin Sein und Zeit von Bedeutung; denn man ersieht, wie die Möglichkeit alsursprüngliche cxistenzialc Bestimmtheit des menschlichen Daseins z.T. ausder Reflexion über die aristotelische „Ontologie des Lebens" (De animd) und„Ontologie des Daseins" (Nikomachische Ethik) gewonnen wird.551

281: Neben den Seinscharakter „Hergestelltsein“ bzw. „Fertigsein“ ist nun derjenige des Gegenwärtigseins hinzugetretenm der über die frühe Hermeneutik der Faktizität hinausführt, indem er die Problematik der „Temporalität“ des Seins eröffnet. …Die Leitidee für Heideggers Interpretation der aristotelischen Physik überhaupt- dies sei vorausgeschickt - ist, daß die Bewegung (κίνησις) keinebloß ontische Eigenschaft des Seienden, sondern eine bestimmte Seinsweise,und zwar diejenige des Daseins der Welt, ist. Δεν πρέπει να ξεχνάμε άλλωστε ότι πρώτος ο Αρ. επεξεργάστηκε τη σύνδεση κινήσεως και χρόνου. Και μάλιστα έτσι ώστε η τελευταία παράμετρος να συνδέεται και με το νου. Η κίνηση τώρα όπως σωστά την ερμηνεύει ο Heidegger είναι ταυτόχρονα και οντολογικός καθορισμός αφού χωρίς αυτήν είναι ασύλληπτο το δυνάμει και το ενεργεία.

282: Dort sagt Aristoteles, daß es - anders als die früheren Naturforschergemeint hätten - nicht zu befürchten stehe, daß die Himmelsbewegungeinmal aufhören könnte. Dieser Hinweis stellt für Heidegger einen Belegdafür dar, daß der Seinssinn „Gegenwärtigkeit" - motiviert in der Furchtdes menschlichen Daseins vor dem Verschwinden des Daseins der Welt, aufdas es ihm ankommt - bereits bei jenen frühen Denkern unausdrücklich leitendwar. Das griechische Dasein habe gleichsam die für die Furcht konstitutiveHoffnung auf Rettung (ελπίς σωτηρίας) gefaßt und dadurch der Furchtzu entgehen versucht, daß es seine Zuflucht in der reinen Betrachtung(θεωρία) und der entsprechenden Lebensführung (διαγωγή) suchte undfand.

283: nach der Bestimmung der Bewegung selbsr auch diejenigen Grundcharaktere zu untersuchen sind die mit ihr einhergehen (τα ἐφεξής): das Kontinuum, das Unendliche, der Ort das Vakuum und die Zeit; Genau das beweist auch unmittelbar dass die ontologische Bestimmung der Bewegung auch unvermeidlich zu einer ontologischen Ausführung einer Reihe von Begriffen führt, die heutzutage ausschließlich der Physik obliegen!! Es ist aber sehr leicht zu beweisen, dass die Wissenschaft von heute genau diese Dimension ihres Fundaments entdeckt und deshalb in Verlegenheit kommt. Fn. 561: Vgl. Phys. Β 1, 192 b20ff., und Phys. Γ 1, 200 bl2ff. Diese ontologische Dimensionerreicht Heidegger zufolge die Bewegungslehre der neuzeitlichen Physiknicht; denn sie befasse sich nicht mit der Bewegung selbst als ein „Wie des Daseins"eines Seienden, sondern lediglich mit der Frage nach ihrem - absoluten oder nur relativen- Bezugssystem und ihrer Messung. Ihre Entdeckungen beträfen zudem die Bewegungeinzig als Ortsveränderung, während Aristoteles das umfassende Phänomender Veränderung überhaupt als die Daseinsweise des Naturseienden untersuche; vgl.GA 18, S. 293 f. und 368, sowie GA 22, S. 319. Daß die Bewegungslehre der neuzeitlichenPhysik trotz ihrer beeindruckenden Resultate in bestimmten prinzipiellen Hinsichteneine „Vergröberung" gegenüber der aristotelischen Bewegungslehre darstellt,betont auch P. Feyerabend, ein prominenter Kritiker der modernen Wissenschaft und

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Wissenschaftstheorie; vgl. Feyerabend (1986), S. 61 ffΕδώ ο Υφαντής αποδεικνύεται εξαιρετικά ενημερωμένος στη βιβλιογραφία του ακόμα κι από φαινομενικά άσχετους τομείς. Εδώ η μελέτη του προβάλλει αξιώσεις αξιοποίησής της και στα πλαίσια μιας ευρύτερης σειράς προβλημάτων.

284!Dies bedeutet nachHeidegger, daß ein solches Seiendes nie hergestellt wurde, sondern immerschon fertig war, d.h. „schlechthin gegenwärtig" ist; dieser Seinsmodus seiaber nicht beliebig erdacht, sondern vielmehr an den Himmelsbewegungenabgelesen. Εδώ έχουμε το λόγο που ο Η. στη δεκαετία του 50 θα διαχωρίσει το ουράνιο από τη γη στο Χιαστί της Τετράδας του.

287, hinsichtlich Ketegorien: weder Formen noch Einteilungsprinzipien von Sätzen und Urteilen, die in ein System gebracht werden müßten, sondern „Weisen desGegenwärtigseins", d.h. Weisen, in denen das (umweltliche) Seiende aufgedecktda ist; sie stellten die „Grundhinsichten der Entdecktheit der Welt, die sich aus der Hauptfunktion des λόγος, dem Aufzeigen (άποφαίνασθαι), begreifenließen. Fn 570: Bestummungen nicht des Sprechens, als „subjektiven“ oder ähnlichen, sondern des Ausgelegtseins auf…hin: die Voersichten, Vorhaben des Umgangs, d.h. Charaktere des In-seins in [der] Welt, des Sichauseinandergesetzthabens [a priori] mit dieser – nicht Aspekte, sondern Entdecktheiten. 288:daß die Kategorien die „Grundhinsichten für die Entdecktheitder Welt" sind, einleuchten, daß sie sich nicht aus einem Prinzip deduktivableiten, sondern nur aus und an der aufweisenden Entdeckung des Seiendenablesen lassen, der sie immer schon zugrunde liegen.

Sinn des Apriori = das „strukturmäßig frühere“, „Titel des Seins“ nicht des Verhaltens.

Die Kategorien fungieren bei Aristoteles gemäß Heidegger als Leitfaden im konkreten Forschungsvollzug und werden nicht schematisch-formalistisch, sondern gerade im Hinblick auf die bestimmte Sachhaltigkeit des jeweiligen Seinsbereichs eingesetzt. Die Kategorien sind als erste Anzeige zu verstehen, welche die Untersuchung von sich aus fordere.

289: SEHR WICHIG: Bei der Explikation des Seins des Menschen wurde die Bestimmung seiner„eigentümlichen Leistung" (ἔργον) nach Eth. Nie. Ad- „besorgendes In-der-Welt-sein des Lebewesens, das spricht" (ζωή πρακτική τοῦ λόγον έχοντος)- erörtert. Daraus entnimmt Heidegger, daß die Kategorien, die ausgezeichneteλόγοι sind, sich zunächst auf die umweltlichcn Gegenstände der menschlichen„Besorgung" (πράξις) beziehen und diese nach den „äußersten Grundhinsichtenihres Daseins" artikulieren.573 Sie seien somit die Grundweisen derWelt im Charakter des Beiträglichen (συμφέρον), das durch Verweisung bestimmtsei. Die Kategorien haben ihren Ursprung im λόγος, d.h. - HeideggersErläuterung zufolge - im Miteinandersprechen über die Welt und deren(zunächst besorgendes) Aufdecken.574 Es ist auch hier unverkennbar, wie HeideggerGrundfragen der Logik und der Ontologie auf die Ebene einer Hermeneutikoder Analytik der Faktizität zurückzuholen versucht.

Ο Υφαντής κάνει στην υποσημείωση 573 μια ενδιαφέρουσα κριτική παρατήρηση που δείχνει ότι είναι προσεκτικός αναγνώστης και με κριτική ματιά.

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290: Heideggers Leitidee, dass Ar. die Bewegung ontologisch und nicht als Seiendes behandle. Als Weise des Seins! Er führt auch den Hinweis des Aristoteles an, dass die κίνησις nichts ist, was neben den Sachen wäre (παρά τα πράγματα).