2
Die Angst ausschalten Mein Geist dürstet nach Taten, mein Atem nach Freiheit, FRIEDRICH SCHILLER Angst äußert sich im wesentlichen durch Kontraktion (Zusammenziehen, Zurückziehen, Verkrampfen). Auf der physischen Ebene kann ein solcher Reflex durchaus von Nutzen sein. Denken wir nur an ein Kind, das lernt, daß Feuer Schmerz verursacht, wenn man die Finger zu nahe an die Kerze hält oder eine heiße Pfanne anfaßt. Aber über diese physische Reaktion hinaus ist die Kontraktion von geringem instruktivem Wert. Da Free John schreibt: »Angst ist nichts als ein ganz gewöhnlicher Mechanismus, den man beherrscht... sie hat darüber hinaus keine entscheidende philosophische Bedeutung.« (Da Free John: Easy Death) Da Furcht und Angst, besonders eine über längere Zeit anhaltende Angst, die zur allgegenwärtigen Besessenheit werden kann, ausgesprochen destruktiv wirken, stelle ich in diesem Kapitel einige Techniken vor, mit deren Hilfe Angst umgewandelt und freigesetzt wird. Die erste dieser Techniken, eine Atemübung, wurde von den alten Yogis entwickelt. Sie geht von der Atemtechnik der kleinen Kinder aus. Man bezeichnet sie als Yogi-Atmung. Es ist die vollkommen natürliche Form des Atmens. So möchte Ihr Körper atmen, wenn er sich im Ruhezustand befindet. Wenn Sie diese Atemtechnik regelmäßig anwenden, können Sie den Angstmechanismus in Ihrem Leben unterbrechen und die Angst ausschalten. Die Yogi-Atmung Die Yogi-Atmung ist eine Synthese aus drei Atemtechniken. Man bezeichnet sie auch oft als »Vollständige Atmung«. Bei der Yogi-Atmung wird stets durch die Nase geatmet, und es darf keine Unterbrechung zwischen dem Ein- und Ausatmen entstehen. Sie können die Yogi-Atmung als eigene Übung für sich durchführen oder als Teil Ihrer Meditations- und Entspannungsübungen. Sie sollte allerdings schon nach kurzer Zeit zur normalen Atemweise werden. (Sie werden wahrscheinlich bemerken, daß Sie ganz von selbst zur Yogi-Atmung übergehen, wenn die »Zweite Aufmerksamkeit« wirksam ist.) Der tiefe Entspannungszustand ist immer von der Yogi-Atmung begleitet. Außerdem setzt diese Atemweise ein, wenn ein gesundes Gleichgewicht zwischen dem Bewußtsein und dem Unbewußten herrscht. Die Yogi-Atmung besteht aus drei Teilen. Der erste Teil ist die Bauchatmung. Bei der Bauchatmung wird der Bauch nach außen vorgewölbt und nach unten gedehnt. Der zweite Schritt ist die Mittlere Atmung. Bei der Mittleren Atmung wird zuerst der Bauchraum mit Luft gefüllt, danach werden die Rippen auseinandergespreizt und die Schultern angehoben. Der dritte und letzte Teil ist die Nasenatmung. Dabei wird zuerst der Bauchraum und danach der Brustraum wie beschrieben mit Luft gefüllt, danach füllt man nacheinander auch Rachen, Nase und Nasengänge mit Luft. Wird die Technik angewandt, um Angst in einen gesunden Zustand der Entspannung und des Friedens zu verwandeln, so gelten die nachstehenden Anweisungen: Fangen Sie damit an, daß sie sich eine bequeme Sitzstellung suchen; der Rücken bleibt aufrecht, die Beine sind flach auf dem Boden ausgestreckt. Sie können aber auch die Lotusposition einnehmen. Wenn Sie bequem sitzen, legen Sie die rechte Hand unmittelbar unterhalb des Solarplexus auf den Bauch. Das hilft, den Rhythmus des Atems besser zu spüren und sorgt dafür, daß der Atem fließender wird. Nun schließen Sie die Augen. Das ist zwar nicht unbedingt notwendig, kann aber helfen, besser zu entspannen, und bessere Entspannung wiederum erleichtert die Yogi-Atmung. Beginnen Sie mit dem Einatmen. Füllen Sie zuerst den unteren Teil der Lunge mit Luft. Wenn Sie die Hand auf den Bauch legen, spüren Sie, wie sich die Muskulatur des Zwerchfells dehnt und sich der Magen leicht nach oben wölbt. Atmen Sie weiter ein und lenken Sie den Luftstrom in den mittleren und oberen Teil der Lunge. Während sich die Lunge ausdehnt, heben sich die Schultern, und die Muskulatur des Brustkorbs dehnt sich. Bei der Mittleren Atmung spüren manche Menschen Schmerzen in der oberen Rückenpartie zwischen den Schulterblättern. Dieser Schmerz wird von Muskelpartien ausgelöst, die sich im Laufe der Jahre infolge mangelnden Gebrauchs zusammengezogen haben und steif geworden sind. Das ist weitgehend eine Folge falschen Atmens. Lassen Sie sich durch solche kleinen Unannehmlichkeiten nicht entmutigen, drücken Sie den Atem weiter in den angegebenen Bereich. Nach einigen Tagen verschwindet das unangenehme Gefühl, und die Muskeln werden wieder ihre normale Elastizität erlangen. Nachdem der Luftstrom die Lunge gefüllt hat, lassen Sie ihn weiter nach oben steigen, bis er die Nasengänge und den

Yogi Atmung

Embed Size (px)

DESCRIPTION

Atemtechnik gegen Angst

Citation preview

Die Angst ausschaltenMein Geist dürstet nach Taten, mein Atem nach Freiheit, FRIEDRICH SCHILLER

Angst äußert sich im wesentlichen durch Kontraktion (Zusammenziehen, Zurückziehen, Verkrampfen). Auf der physischen Ebene kann ein solcher Reflex durchaus von Nutzen sein. Denken wir nur an ein Kind, das lernt, daß Feuer Schmerz verursacht, wenn man die Finger zu nahe an die Kerze hält oder eine heiße Pfanne anfaßt. Aber über diese physische Reaktion hinaus ist die Kontraktion von geringem instruktivem Wert. Da Free John schreibt: »Angst ist nichts als ein ganz gewöhnlicher Mechanismus, den man beherrscht... sie hat darüber hinaus keine entscheidende philosophische Bedeutung.« (Da Free John: Easy Death)Da Furcht und Angst, besonders eine über längere Zeit anhaltende Angst, die zur allgegenwärtigen Besessenheit werden kann, ausgesprochen destruktiv wirken, stelle ich in diesem Kapitel einige Techniken vor, mit deren Hilfe Angst umgewandelt und freigesetzt wird. Die erste dieser Techniken, eine Atemübung, wurde von den alten Yogis entwickelt. Sie geht von der Atemtechnik der kleinen Kinder aus. Man bezeichnet sie als Yogi-Atmung. Es ist die vollkommen natürliche Form des Atmens. So möchte Ihr Körper atmen, wenn er sich im Ruhezustand befindet. Wenn Sie diese Atemtechnik regelmäßig anwenden, können Sie den Angstmechanismus in Ihrem Leben unterbrechen und die Angst ausschalten.

Die Yogi-AtmungDie Yogi-Atmung ist eine Synthese aus drei Atemtechniken. Man bezeichnet sie auch oft als »Vollständige Atmung«. Bei der Yogi-Atmung wird stets durch die Nase geatmet, und es darf keine Unterbrechung zwischen dem Ein- und Ausatmen entstehen. Sie können die Yogi-Atmung als eigene Übung für sich durchführen oder als Teil Ihrer Meditations- und Entspannungsübungen. Sie sollte allerdings schon nach kurzer Zeit zur normalen Atemweise werden. (Sie werden wahrscheinlich bemerken, daß Sie ganz von selbst zur Yogi-Atmung übergehen, wenn die »Zweite Aufmerksamkeit« wirksam ist.) Der tiefe Entspannungszustand ist immer von der Yogi-Atmung begleitet. Außerdem setzt diese Atemweise ein, wenn ein gesundes Gleichgewicht zwischen dem Bewußtsein und dem Unbewußten herrscht.Die Yogi-Atmung besteht aus drei Teilen. Der erste Teil ist die Bauchatmung. Bei der Bauchatmung wird der Bauch nach außen vorgewölbt und nach unten gedehnt. Der zweite Schritt ist die Mittlere Atmung. Bei der Mittleren Atmung wird zuerst der Bauchraum mit Luft gefüllt, danach werden die Rippen auseinandergespreizt und die Schultern angehoben. Der dritte und letzte Teil ist die Nasenatmung. Dabei wird zuerst der Bauchraum und danach der Brustraum wie beschrieben mit Luft gefüllt, danach füllt man nacheinander auch Rachen, Nase und Nasengänge mit Luft.Wird die Technik angewandt, um Angst in einen gesunden Zustand der Entspannung und des Friedens zu verwandeln, so gelten die nachstehenden Anweisungen:Fangen Sie damit an, daß sie sich eine bequeme Sitzstellung suchen; der Rücken bleibt aufrecht, die Beine sind flach auf dem Boden ausgestreckt. Sie können aber auch die Lotusposition einnehmen. Wenn Sie bequem sitzen, legen Sie die rechte Hand unmittelbar unterhalb des Solarplexus auf den Bauch. Das hilft, den Rhythmus des Atems besser zu spüren und sorgt dafür, daß der Atem fließender wird. Nun schließen Sie die Augen. Das ist zwar nicht unbedingt notwendig, kann aber helfen, besser zu entspannen, und bessere Entspannung wiederum erleichtert die Yogi-Atmung. Beginnen Sie mit dem Einatmen. Füllen Sie zuerst denunteren Teil der Lunge mit Luft. Wenn Sie die Hand auf den Bauch legen, spüren Sie, wie sich die Muskulatur des Zwerchfells dehnt und sich der Magen leicht nach oben wölbt. Atmen Sie weiter ein und lenken Sie den Luftstrom in den mittleren und oberen Teil der Lunge. Während sich die Lunge ausdehnt, heben sich die Schultern, und die Muskulatur des Brustkorbs dehnt sich. Bei der Mittleren Atmung spüren manche Menschen Schmerzen in der oberen Rückenpartie zwischen den Schulterblättern. Dieser Schmerz wird von Muskelpartien ausgelöst, die sich im Laufe der Jahre infolge mangelnden Gebrauchs zusammengezogen haben und steif geworden sind. Das ist weitgehend eine Folge falschen Atmens. Lassen Sie sich durch solche kleinen Unannehmlichkeiten nicht entmutigen, drücken Sie den Atem weiter in den angegebenen Bereich. Nach einigen Tagen verschwindet das unangenehme Gefühl, und die Muskeln werden wieder ihre normale Elastizität erlangen. Nachdem der Luftstrom die Lunge gefüllt hat, lassen Sie ihn weiter nach oben steigen, bis er die Nasengänge und den

Kopfbereich erfüllt. Das sollte Ihnen ein angenehmes Gefühl der Leichtigkeit vermitteln. Beim Ausatmen kehren Sie den Ablauf um und lassen die Luft zunächst aus dem Nasen- und Kopfbereich ausströmen, dann aus dem oberen und mittleren, und schließlich aus dem unteren Teil der Lunge. Die Schultern werden sich dabei ganz von selbst wieder senken, und das Zwerchfell wird in seine normale Lage zurückkehren. Führen Sie diese Übung etwa fünf Minuten lang durch, ohne daß zwischen Ein- und Ausatmen eine Unterbrechung eintritt.Setzen Sie anfangs für diese Atemübung bestimmte Zeiten fest. Sobald Sie jedoch den Rhythmus beherrschen, sollte diese Form des Atmens zu ihrer ganz normalen, alltäglichen Atemtechnik werden. Achten Sie auf Ihre Atemweise, und sobald Sie bemerken, daß Ihre Atmung flach wird und daß Sie wieder in eine alte Gewohnheit verfallen, gehen Sie sachte wieder zur vollständigen Yogi-Atmung über. An dieser Stelle ein kleiner Hinweis: Seien Sie sanft und freundlich zu sich selbst! Machen Sie nicht den Fehler, daß Sie ständig sich und Ihre Atemtechnik beobachten. Die Atmung darf nicht zur fixen Idee werden und in Besessenheit ausarten, denn das würde nur unnötige Angst verursachen, und anstatt zu einer freien Ausstrahlung zu kommen, würden Sie sich sogar noch weiter einengen.

Auswirkungen auf der materiellen EbeneDie Yogi-Atmung ist geeignet, Angstreflexe zu unterbrechen, denn sie verhindert, daß sich der Mensch zusammenzieht (verkrampft) und den Energiestrom blockiert, der durch sein feinstoffliches Energiesystem fließt. Durch Anhalten des Atems zwischen Ein- und Ausatmung und durch flache Atemzüge kommt es zu einer Einschränkung der Gefühle, die dadurch schließlich ganz abstumpfen. Aus diesem Grund neigt der Mensch beispielsweise dazu, den Atem anzuhalten und nicht mehr tief durchzuatmen, wenn er Streß ausgesetzt ist.Die Anwendung von Atemübungen zur Beruhigung und zur Milderung von Streß folgen wird inzwischen sowohl von der Ärzteschaft akzeptiert als auch seit kurzem im Wirtschaftsleben berücksichtigt. Dr. Philip Nuernberger, der als Berater für Streßprobleme in großen Firmen tätig ist, hat verschiedene Tests über die Anwendung von Atemtechniken zur Entspannung durchgeführt. Bei einem dieser Experimente unterrichtete er eine Gruppe in den Yogi-Atemtechniken, während eine Kontrollgruppe keine solche Techniken erlernte. Die Gruppe, die Yogi-Atmung einsetzen konnte, erzielte durchweg bessere Ergebnisse bei psychologischen Standardtests und niedrigere Werte auf der Skala, die den Grad des Neurotizismus angibt, als die Gruppe ohne Kenntnisse in der Yogi-Atmung.Außerdem wurde in zwei unabhängig voneinander durchgeführten Untersuchungen der Universität von Kalifornien von J. V. Hardt und B. Timmons bewiesen, daß es eine Verbindung zwischen der Atmung und der Beschaffenheit der Gehirn wellen gibt. Sie fanden bei der tiefen Atmung mehr Alpha-Wellen, von denen man weiß, daß sie auftreten, wenn der Mensch entspannt ist, während bei schneller, flacher Atmung der Versuchsperson weniger Alpha-Wellen erschienen. Die Alpha-Wellen waren bei tiefer, kräftiger und rhythmischer Atmung besser ausgeprägt als bei flacher und weniger rhythmischer Atmung.Selbst bei Menschen, die flach und unregelmäßig atmen, kann der Körper automatisch Angst und Spannung abbauen, wenn der Atem in Form eines Seufzers oder Stöhnens ausgestoßen wird. Diese instinktive Reaktion weist auf die Möglichkeit hin, die unbewußten Mechanismen des

Körpers einzusetzen, um große Mengen Streß oder Angst zu verarbeiten. Wir benutzen diesen unbewußten Mechanismus als Ausgangspunkt, gehen aber noch einen Schritt weiter und setzen an die Stelle eines Seufzens oder Stöhnens Klang und Schwingung, um bewußt die Angst und ihre charakteristische Kontraktion zu lösen. Diese Technik bezeichnen wir als »Resonanzübung«.

Weiteres später... (Micha)