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Bauforschung Zeitreihenanalyse Bauforschung F 2016 Fraunhofer IRB Verlag

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Bauforschung

Zeitreihenanalyse Bauforschung F 2016

Fraunhofer IRB Verlag

F 2016

Bei dieser Veröffentlichung handelt es sich um die Kopiedes Abschlußberichtes einer vom Bundesmini sterium fürVerkehr, Bau- und Wohnungswesen -BMVBW- geför-derten Forschungsarbeit. Die in dieser Forschungsarbeitenthaltenen Darstellungen und Empfehlungen gebendie fachlichen Auffassungen der Verfasser wieder. Diesewerden hier unverändert wiedergegeben, sie gebennicht unbedingt die Meinung des Zuwendungsgebersoder des Herausgebers wieder.

Dieser Forschungsbericht wurde mit modernstenHochleistungskopierern auf Einzelanfrage hergestellt.

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ii Institut für Stadtforschung und Strukturpolitik GmbH

FORSCHUNGSARBEIT "ZEITREIHENANALYSE BAUFORSCHUNG"

Im Auftrag des Bundesministers für Raumordnung,

Bauwesen und Städtebau

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von

Dipl.-Geogr. Werner Döbritz

Prof.Dr.Hellmut Wollmann

Berlin, August 1985

Inhaltsverzeichnis Seite

Fragestellung und Vorgehensweise des Projekts 1

2. Zeitreihenanalyse mit Hilfe von Daten zur Entwicklung -

der Bauforschung und zur bauwirtschaftlichen

Entwicklung 4

2.1. Methodische Chancen und Grenzen der Zeitreihenanalyse 4

2.2. Statistik der Bauforschung von 1950 bis 1981 11

2.3. Bauwirtschaftliche Entwicklung 14

2.4. Interpretation zu einem möglichen Einfluß der 17

Bauforschung

2.5. Zusammenfassung 18

2.6. Entwicklungslinien in der Bauforschung des BMBau 18

3. Zeitreihenanalyse in Verbindung mit "Fallstudien" im

Themenfeld Energieforschung 22

3.1. Verwendungszusammenhang der Forschungsergebnisse -

Fallbeispiele 33

3.1.1. Fallbeispiel DIN 4108 "Wärmeschutz im Hochbau" 33

3.1.2. Fallbeispiel Wärmeschutzverordnung 37

3.1.3. Fallbeispiel Wärmedämmverbundsysteme 45

3.1.4. Versuch, die Rationalisierungseffekte der Einführung

von Wärmedämmverbundsystemen zu qualifizieren - der

"uredler-Ansatz" 56

3.1.4.1.Konzeption und Ergebnisse des "Weiler-Ansatzes" 56

3.1.4.2.Versuch, den "uredler-Ansatz" bei einer Ermittlung

der Effekte von Wärmedämmverbundsystemen

fruchtbar zu machen 59

3.4. Zusammenfassung

3.4.1. Einschätzung der Leistungsfähigkeit des in diesem

Kapitel dokumentierten Ansatzes 66

3.4.2. Problem der "Messung" von Effekten 66

3.4.3. Zusammenhang von Bauforschung einerseits und Rechtsver-

ordnungsgebung/Normungsarbeit sowie bauwirtschaft-

licher usw. Effekten andererseits

69

4. Untersuchungen zum Diffusionsverhalten von Bauforschung

anhand von Fallbeispielen

4.1. Beschreibung der Vorgehensweise

72

4.2. Durchführung von Expertengesprächen

72

4.2.1. Interviews mit privaten Akteuren - Wohnungsunternehmen 73

4.2.2. Interviews mit wissenschaftlichen Akteuren 84

5. Zusammenfassende Einschätzungen 90

5.1. Untersuchungsmethoden 90

5.2. Messung von "Effekten" 90

5.3. "Kausalität" von Forschung 90

5.4. "Effizienz" der Bauforschung 92

5.5. Schwachstellen in der Diffusion der Forschungsergeb-nisse 92

Verzeichnis der Abbildungen:

Abb.Nr. Abb.Titel Seite

1 Statistik der Bauforschung von 1950 bis 1981 ... 7

2 Statistik der Bauforschung von 1950 bis 1981 ... 8

3 Statistik der Bauforschung von 1950 bis 1981 ... 9

4 Statistik der Bauforschung: alle Vorhaben 11

5 Statistik der Bauforschung: Bauvorbereitung 11

6 Statistik der Bauforschung: Baubetrieb 11

7 Statistik der Bauforschung: Baukonstruktion 12

8 Statistik der Bauforschung: Baustoffe 12

9 Statistik der Bauforschung: Energie 12

10 Statistik der Bauforschung: Baukosten 13

11 Statistik der Bauforschung: Baumarkt 13

12 Statistik der Bauforschung: Bauphysik ..... 13

13 Statistik der Bauforschung: Sonstige Vorhaben . 14

14 Baufertigstellungen ....... ..... ......... 14

15 Beschäftigte Bau 15

16 Baumaterialien I 15

17 Baumaterialien II 16

18 Baumaschinen ........ ............. ........ 16

19 Forschungsvorhaben insgesamt (166) 23

20 Kreissektorendiagramm: Zuordnung Relevanz 23

21 Zuordnung Relevanz: Strategischer Informations-

bedarf 25

22 Zuordnung Relevanz: Informationsbedarf Gesetzge-

bung 25

23 Zuordnung Relevanz: Norm- und Prüfverfahren;

innovativ.......... .......... ..... 26

24 Zuordnung Relevanz: Verbesserung von Norm- u.

Prüfverfahren ..... . ................ 27

25 Zuordnung Relevanz: Umsetzungskontrolle und An-

wendungshilfe ............ ........... 28

26 Kreissektorendiagramm: Inhaltliche Zuordnung 29

27 Kreissektorendiagramm: Stoffliche Zuordnung 30

28 Kreissektorendiagramm: Zuordnung Bauteil 30

29 Zuordnung Bauteil: Wand ...................... 31

30 Zuordnung Bauteil: Heizung 31

31 Entwicklung von Energieverbrauch und Heizkosten

1972 bis 1984 43

32 Dämmsysteme für Neubauten ....... ...... 61

33 Dämmsysteme für Altbauten ........ ...... 62

34 Absatz von Dämmstoffen für das Bauwesen in der

Bundesrepublik Deutschland 1979 - 1984 ...... 65

35 Mittelausgaben für die Bauforschung ....... 89

36 Forschungsberichte zu Raumordnung, Städtebau,

Wohnungswesen, Bauwesen , Verkaufte Exemplare des

IRB 1976 bis 1984 . ..... ....... ............ 94

37 Kurzberichte aus der Bauforschung. Anzahl der

Abonnenten und unentgeltlicher Bezieher 1976

bis 1984 . .... ........ ......... ..... 94

-1-

1. Fragestellung und Vorgehensweise des Projekts.

Mit dem vorliegenden Projekt sollen Aussagen über die "Effi-

zienz" der Bauforschung, dh. insbesondere darüber gewonnen

werden, ob und inwieweit Ergebnisse der Bauforschung in der

bauwirtschaftlichen Praxis, aber auch in der Gesetzgebung

oder Normungsarbeit umgesetzt worden sind. Mit der Formulie-

rung der Vergabe dieses Projekts knüpfte das BMBau an eine

Forschungsrichtung an, die es - als eines der ersten Bundes-

ministerien überhaupt - in den späten sechziger und frühen

siebziger Jahren mit der Absicht entwickelt hatte, die Ver-

breitung (Diffusion) und Nutzung der Ergebnisse der eigenen

Ressortforschung zu überprüfen und auf diesem Wege empi-

risch abgesicherte Überlegungen und Vorschläge zur Verbes-

serung ("Effektivierung") der Nutzbarmachung von Forschungs-

ergebnissen zu erreichen. Von diesen früheren vom BMBau ver-

gebenen Forschungsarbeiten ist vor allem auf

- Metroplan: Innovations- und Diffusionsprozesse im Bauwe-

sen, 1976 und

- Battelle-Institut: Nutzerspezifische Modelle zur Umset-

zung von Bauforschungsergebnissen in die Praxis, 1976, zu

verweisen.

Welcher Stellenwert der Aufgabe, die durch die Bauforschung

angeregten Forschungsergebnisse der bauwirtschaftlichen Pra-

xis zugänglich zu machen, beigemessen wird, erhellt sich

auch daraus, daß die 1969 gegründete Arbeitsgemeinschaft

für Bauforschung diese Fragestellung seit längerem mit Nach-

druck verfolgt und ihr auch in ihren Empfehlungen von 1977

(vgl. AGB Merkblatt "Umsetzung von Forschungsergebnis-

sen") ausführliche Überlegungen und Empfehlungen widmet.

Nach Aufgabenstellung und Anspruch ist das Projekt insbeson-

dere auf zwei Problemkomplexe gerichtet. Zum einen soll ver-

sucht werden, Aussagen zur "Wirksamkeit" der vom BMBau ge-

förderten Bauforschung dadurch zu gewinnen, daß untersucht

wird, ob und welche Ergebnisse der Bauforschung in der bau-

wirtschaftlichen Praxis, in Gesetzgebung und Normungsarbeit

-2-

"ankommen" und zu bestimmten bauwirtschaftlichen Aktivitä-

ten, Veränderungen usw. führen.

Zum andern sollte angestrebt werden, Vorarbeiten für Aussa-

gen darüber zu leisten, wie "effizient" die Bauforschung im

Sinne eines Vergleichs von Forschungsaufwendungen einer-

seits und eingetretenen bauwirtschaftlichen Effekten ande-

rerseits ist.

Auftraggeber und Auftragnehmer waren sich von vornherein da-

rüber im klaren, daß damit eine sehr komplizierte Aufgaben-

stellung für das Projekt formuliert war. Zum einen ist aus

der Forschung zur Diffusion und Umsetzung von Forschungser-

gebnissen (sog. "Transferforschung") insgesamt und aus den

hierzu vom BMBau selber vergebenen Forschungsarbeiten im be-

sonderen geläufig, daß dieser Forschungstransfer nicht als

ein einfacher Umsetzungs- und Lernprozeß begriffen werden

kann, in dem verfügbare Forschungsergebnisse auf verhältnis-

mäßig "direktem" Wege umgesetzt oder nicht umgesetzt werden

(man könnte von einem "mechanistischen " Modell sprechen).

Vielmehr ist er eher als ein komplexer Lernprozeß aufzufas-

sen, in dem die Forschungsinformationen "verschlungene" We-

ge gehen können, vorübergehend "versickern" oder bei be-

stimmten Akteuren "zwischengelagert" werden können, um

schließlich - auf Umwegen und unter Umständen in ihrer ur-

sprünglichen Herkunft kaum mehr erkannt oder erkennbar -

doch noch wirksam zu werden. Die Einsicht in die Komplexi-

tät des Diffusions- und Lernprozesses legt es nahe, die Er-

wartung "schlanker" Kausalitätsaussagen von vornherein zu-

rückzunehmen und sich auf kompliziertere empirische Ermitt-

lungen einzustellen. Zum andern sind von vornherein die

Schwierigkeiten realistisch einzuschätzen, als relevant an-

gesehene Veränderungen im Handlungsfeld in einer für die Un-

tersuchung brauchbaren Weise begrifflich zu fassen (zu "ope-

rationalisieren") und zu "messen".

In Kenntnis dieser Schwierigkeiten war dem Projekt - über

die inhaltlichen Fragen hinaus - auch die Aufgabe ge-

stellt, nach Möglichkeit neue methodische und untersuchungs-

technische Wege zu gehen und zu erproben.

-3-

In Abstimmung mit dem Auftraggeber wurden insbesondere die

folgenden drei Untersuchungsschritte unternommen:

1. Zeitreihenanalyse:

Es wurde angestrebt, Aussagen über den Zusammenhang von Bau-

forschung einerseits und bauwirtschaftlichen Veränderungen

andererseits dadurch zu gewinnen, daß entsprechende "Makro"-

Zeitreihen aufgebaut und interpretiert werden.

2. Zeitreihenanalyse in Verbindung mit Prozeßanalysen:

Hiermit wurde versucht, diesen Zusammenhang dadurch aufzu-

hellen, daß die Forschungsentwicklung (an einem spezifi-

schen Beispielfeld) in einer differenzierteren Zeitreihe re-

konstruiert und der mögliche kausale Einfluß bestimmter Ver-

änderungen und Inhalte von Forschung auf einzelne Regelungs-

felder und bauwirtschaftliche Aktivitäten anhand bestimmter

(über Interviews usw. eruierten) Diffusionsprozesse erfasst

werden.

3. Diffusionsanalysen:

Anhand einzelner ausgewählter bauwirtschaftlicher Handlungs-

felder sollte (über Interviews mit relevanten Akteuren) er-

mittelt werden, ob und welche Forschungsinformation für be-

stimmte Veränderungen im Handlungsfeld (durch Kenntnisnahme

und Umsetzung) relevant geworden sind.

-4-

2. Zeitreihenanalyse mit Hilfe von Daten zur Entwicklung

der Bauforschung und zur bauwirtschaftlichen Entwick-

lung

In diesem Analyseteil wurde versucht, Aussagen über den Zu-

sammenhang zwischen Bauforschung und bauwirtschaftlichen

Veränderungen durch den Aufbau und die Interpretation geeig-

neter Zeitreihen zu gewinnen. (Die Ausführungen dieses Kapi-

tels knüpfen an konzeptionelle und empirische Vorarbeiten

an, die von der Entwicklungs- und Anwendungsgesellschaft

für Baukostenplanung mbh, EGB, München, geleistet wurden.

Die EGB war mit der Studie vorübergehend im Wege eines Un-

terauftrages befaßt).

2.1. Methodische Chancen und Grenzen der Zeitreihenanaly-

se

In ihrer methodisch anspruchsvollen Variante beruhen Zeit-

reihenanalysen auf einer "quasi-experimentellen" oder gar

"experimentellen" Untersuchungslogik, dergestalt daß der

mögliche kausale Einfluß, den ein Ereignis X auf die Ereig-

nisreihe Y hat, dadurch ermittelt werden soll, daß die Er-

eigniskette Y diesem Ereignis X ausgesetzt wird, während ei-

ne andere - der Ereignisreihe Y möglichst weitgehend identi-

sche ("ceteris paribus") - Ereignisreihe Z dieser "Behand-

lung"nicht ausgesetzt wird. Aus der Veränderung, die die Er-

eignisreihe Y (als Untersuchungseinheit) gegenüber der Er-

eignisreihe Z (als"Kontrolleinheit") aufweist, wird dann

"geschlossen" , daß sie kausal auf das Ereignis X zurückzu-

führen sei (zum Zeitreihen-Design und den maßgeblichen me-

thodischen Voraussetzungen vgl. etwa Gerd-Michael Hell-

stern/ Hellmut Wollmann, Evaluierungsforschung - Ansätze

und Methoden, Basel usw. 1983, S. 53ff. Für Beispiele einer

experimentellen Verwendung von Zeitreihen-Designs vgl. die

in der Bundesrepublik durchgeführten "Großversuche" mit ei-

nem Tempolimit auf den Bundesautobahnen).

Im vorliegenden Projekt konnte von vornherein nicht daran

gedacht werden, den Auswirkungen der Bauforschung auf die

-5-

bauwirtschaftliche Entwicklung mit Hilfe einer methodisch

anspruchsvollen Variante des Zeitreihen-Ansatzes - also ins-

besondere unter Verwendung einer "Kontrollzeitreihe" - nach-

zugehen. Vielmehr mußte sich das Projekt -bestenfalls- da-

mit begnügen, eine einfachere Variante des Zeitreihen-De-

sign im Sinne einer "Vorher-Nachher"-Untersuchung zu verfol-

gen, in der zwei Ereignisreihen "nebeneinandergehalten" wer-

den und aus einer zeitlich vorausgehenden Veränderung in

der Ereignisreihe A und einer ihr zeitlich nachfolgenden

Veränderung in der Ereignisreihe B "geschlossen" wird, daß

jene für diese als kausal zu interpretieren sei.

Die methodischen und untersuchungstechnischen Probleme die-

ses Vorgehens sind erheblich. Sie schlugen bei der Durchfüh-

rung einer Zeitreihenanalyse im vorliegenden Projekt in ei-

ner Schärfe durch, die seine Brauchbarkeit für die Beantwor-

tung der Projektfragestellung weitgehend in Zweifel zog.

Allgemein ist gegen ein methodisches Vorgehen, das auf ei-

nem "vorher-deshalb"- (praeter-propter) Schluß beruht, ein-

zuwenden, daß in der "natürlichen" sozialen und politschen

Handlungswelt die Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge viel zu

mannigfaltig und wechselseitig "vernetzt" sind, als daß sie

auf einer linearen "vorher-nachher"-Kausalbeziehung abgebil-

det werden könnten. Dem kann wirksam allenfalls dann abge-

holfen werden, wenn die Untersuchung des interessierenden

Wirklichkeitsfeldes durch brauchbare Hypothesen angeleitet

und das Wirklichkeitsfeld auf diesem Wege in einer analy-

tisch handhabbaren und theoretisch interpretierbaren Weise

strukturiert wird. Bereits daran fehlt es in der vorliegen-

den Untersuchung jedoch weitgehend, zumal an der Absicht

festgehalten wurde, die Zeitreihen nach Möglichkeit mit

überschaubarem empirischem Aufwand, insbesondere durch Nut-

zung der Amtlichen Statistik und von verhältnismäßig ein-

fach auswertbaren Forschungsförderungsstatistiken, jeden-

falls unter Verzicht auf zeitlich und finanziell wesentlich

aufwendigere Neu- und Eigenerhebungen aufzubauen. Dann frei-

-6-

lich bleiben die analytisch abbildbaren Wirklichkeitsfelder

so "global", daß eine sinnvolle Verknüpfung durch Hypothe-

sen kaum möglich scheint.

Zwar konnten für den Aufbau einer Zeitreihe zur Entwicklung

der Bauforschung (als interessierende Einflußvariable, "un-

abhängige" Variable) für den Zeitraum 1961 bis 1981 jahres-

weise recht detaillierte Informationen aus der Aufstellung

und Sammlung von Bauforschungsberichten gewonnen werden,

die im "Bundeshaus" in Berlin zugänglich sind und ausgewer-

tet werden konnten. Bei dieser Auswertung wurde der Akten-

plan des BMBau verwandt, in dem 9 Hauptkategorien mit je-

weils bis zu 9 Unterkategorien unterschieden werden, näm-

lich

1. Bauvorbereitung (Unterkategorie = UK: z.B. Wohnumfeld,

Wohntypologie),

z. Baubetrieb (UK z.B. Produktivität)

3. Baukonstruktion (UK z.B. Fertigteile, Gründung),

4. Baustoffe (UK z.B. Beton, Kunststoffe),

5. Energie (UK z.B. Energieeinsparung, Heizung),

6. Bauphysik (UK z.B. Schallschutz),

7. Baumarkt (UK z.B. Baukonjunktur),

B. Baukosten (UK z.B. Wirtschaftlichkeit),

9. Sonstiges (UK z.B. Deutsche Normung).

Ungeachtet dieser recht kleinkörnigen Kategorisierung in

knapp 100 Kriterien bleibt die Spezifizierung überwiegend

noch zu grob, um sie als Ausgangspunkt für sinnvolle hypo-

thetische Verknüpfungen zu verwenden. Dazu ko mmt, daß die

Daten unter dem Blickwinkel einer vor allem zeitlichen

Trennschärfe zu unpräzise sind. Kann die Jahresnennung in

der Unterlagen doch bedeuten, daß das betreffende Projekt

im jeweiligen Jahr der Nennung angefangen hat, gerade lief

oder abgeschlossen wurde. Eine genauere zeitliche Zuordnung

ist nicht möglich.

-7—

Abb. 1

Statistik der Bauforschung von 1950 bis 1981

BAUVORBEREITUNG

bis

Jahr: 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 Summe

1. Wohnumfeld 1 2 1 1 1 1 1 2 1 1 122. Wohnbedürfnisse 1 1 1 2 3 2 1 - 11

3. Wohntypologie 2 1 2 5 3 1 2 3 3 2 1 3 294. Gebäudearten 1 1 1 1 3 2 1 11

5. Immisionen 1 1 2 1 3 1 1 106. Flexibilität 4 1 2 2 1 9

7. Fertighäuser 5 3 3 3 2 2 1 1 1 1 22-8. Sanierung, Mod. 1 1 1 2 1 3 1 3 2 5 3 24

9. Sonstiges 1 2 4 5 3 2 2 3 4 2 4 2 34

INSGESAMT 6 0 4 3 3 2 1 5 5 6 3 12 10 15 14 7 10 9 15 11 11 11 163

BAUBETRIEB

bis

Jahr: 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 Summe

1. Baumaschinen 1 1 1 3

2. Bauarbeiter 1 1 2 43. Baustelleneinricht. 1 1 2

4. Arbeitsvorbereitung 1 15. Produktivität 1 1 1 3

6. Rationalisierung 1 1 2 1 1 5 2 5 3 3 1 2 277. Ablaufplanung 1 1 1 3

8.Winterbau 1 1 2 2 1 79. Sonstiges 1 1 1 3

INSGESAMT 3 1 2 2 0 2 3 2 1 1 5 3 6 6 4 3 2 0 1 2 3 1 53

BAUXONSTRURTION

bis

Jahr: 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 Summe

1. Gründung 5 2 5 1 2 4 5 2 5 2 2 1 2 2 1 1 42

2. Außenwände 4 2 3 2 2 3 4 2 1 1 1 4 3 1 1 2 3 1 40

3. Innenwände 3 2 1 1 1 8

4. Decken 1 2 1 1 4

5. Dächer 1 2 1 1 1 1 4 1 2 1 3 5 1 24

6. Tragkonstruktion 4 2 1 3 1 5 4 2 1 1 1 1 26

7. Standsicherheit 1 1 1 1 1 2 1 1 2 4 1 2 1 19B. Fertigteile 1 8 7 6 3 3 5 3 1 5 2 2 3 4 1 3 2 2 61

INSGESAMT 19 0 18 10 13 5 4 13 10 5 17 11 10 15 15 13 9 13 6 11 14 7 238

Quelle: Aktenplan des BMBau

-8-

Abb. 2

Statistik der Bauforschunq von 1950 bis 1981

BAUSTOFFE bis

Jahr: 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 Summe

1. Beton 7 2 3 2 4 1 1 2 3 3 2 5 1 6 1 4 1 2 3 2 55

2. Mauerwerk 6 5 2 2 1 2 2 2 2 2 3 5 3 3 1 41

3. Wandbeläge 8 3 1 1 1 2 1 1 1 1 1 1 1 1 24

4. Deckenbeläge 6 2 3 1 2 1 1 1 1 2 1 2 4 1 1 2 31

5. Holz 2 2 1 1 1 7

6. Kunststoffe 1 3 2 5 2 1 3 2 1 2 3 3 3 2 2 3 3 3 44

7. Türen 1 1 2 4

B. Fenster 2 1 1 1 1 1 2 1 3 2 1 1 1 1 3 22

9. Sonstiges 1 1 2 2 1 2 3 1 13

INSGESAMT 31 15 14 11 9 2 4 9 6 5 12 4 9 16 10 18 10 10 16 8 17 5 241

ENERGIE

bis

Jahr: 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 Summe

1. Solarenergie 1 1 1 3

2. Wärmepumpe 1 1

3. Energieeinsparung 1 2 4 2 2 5 3 4 4 27

4. Heizung 4 1 1 1 1 2 4 1 5. 20

5. Lüftung/Klima 1 1 1 2 2 1 1 2 1 1 13

6. Sonstiges 1 1 1 1 1 5

INSGESAMT 4 1 0 0 1 0 2 0 1 0 2 1 0 6 3 5 4 10 8 5 6 10 69

BAUPHSIK

bis

Jahr: 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 Summe

1. Feuchtigkeit 7 1 2 2 2 2 3 1 4 2 1 1 3 1 1 1 3 37

2. Wärmedämmung 4 5 1 2 3 3 4 4 3 4 3 5 2 1 1 2 2 1 50

3. Schallschutz 19 3 10 1 5 2 4 1 4 3 3 4 2 2 5 3 2 3 4 3 834. Brandschutz 9 1 3 1 4 5 1 24

5. Rauch 1 16. Fugen, Dichtung 1 1 1 2 3 2 1 3 4 2 20

7. Anstrichmittel 10 1 3 4 1 1 1 20B. Sonstiges 1 1 2

INSGESAMT 50 6 23 5 11 3 12 16 6 12 13 8 7 10 8 7 7 8 4 5 9 7 237

BAUMARKT

bis

Jahr: 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 Summe

1. Baukonjunktur 1 1 22. Baunachfrage 1 1 1 1 4

3. Baukapazität 1 2 1 3 2 94. Sonstiges 4 1 1 6

INSGESAMT 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 4 1 0 1 2 2 5 4 1 1 21

Quelle: Aktenclan des BMBau

—gv

Abb. 3

Statistik der Bauforschung von 1950 bis 1981

BAUKOSTEN

bis

Jahr: 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 Summe

1. Kostendaten 1 1 1 1 4

2. Investitionskosten 1 2 1 4

3. Betriebskosten 1 1 1 1 2 1 7

4. Wirtschaftlichkeit 2 2 1 6 1 1 1 2 2 1 1 20

5. Selbsthilfe 1 1 1 3

6. Baukostenplanung/

Gebäudeelemente 1 4 5

INSGESAMT 3 0 1 2 0 0 0 0 0 1 7 0 0 2 2 2 1 5 4 6 5 2 43

SONSTIGE VORHABEN

bis

Jahr: 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 Summe

1. Internat. Normung 1 2 1 1 1 1 1 8

2. Deutsche Normung 1 3 5 4 6 6 7 5 10 10 10 12 10 12 101

3. StLB 1 1 1 2 1 1 1 2 1 1 12

4. EDV-Einsatz 1 1 1 1 1 1 3 1 2 2 1 1 1 17

5. Literatur 4 1 1 2 1 1 1 11

6. Vorbereitung Erg. 1 1 1 3 2 1 2 1 12

7. Module, Maße 1 1 1 1 1 3 4 2 4 2 3 2 4 2 31

B. Sonstiges 1 2 1 2 1 4 1 2 3 2 1 1 21

INSGESAMT 2 1 1 1 4 2 1 0 3 6 11 7 17 15 18 14 13 21 22 22 16 16 213

ALLE VORHABEN

bis

Jahr: 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 Summe

1. Bauvorbereitung 6 0 4 3 3 2 1 5 5 6 3 12 10 15 14 7 10 9 15 11 11 11 163z. Baubetrieb 3 1 2 2 0 2 3 2 1 1 5 3 6 6 4 3 2 0 1 2 3 1 53

3. Baukonstruktion 19 0 18 10 13 5 4 13 10 5 17 11 10 15 15 13 9 13 6 11 14 7 2384. Baustoffe 31 15 14 11 9 2 4 9 6 5 12 4 9 16 10 18 10 10 16 8 17 5 241

5. Energie 4 1 0 0 1 0 2 0 1 0 2 1 0 6 3 5 4 10 8 5 6 10 696. Bauphysik 50 6 23 5 11 3 12 16 6 12 13 8 7 10 8 7 7 8 4 5 9 7 237

7. Baumarkt 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 4 1 0 1 2 2 5 4 1 1 21B. Baukosten 3 0 1 2 0 0 0 0 0 1 7 0 0 2 2 2 1 5 4 6 5 2 43

9. Sonstiges 2 1 1 1 4 2 1 0 3 6 11 7 17 15 18 14 13 21 22 22 16 16 213

INSGESAMT 118 24 63 34 41 16 27 45 32 36 70 46 63 86 74 70 58 78 81 74 82 60 1278

Quelle: Aktenplan des BMBau

-10-

1-?rner ist darauf zu verweisen, daß Angaben zum Volumen der

nzelnen Projekte aus diesen Unterlagen nicht verfügbar

sind, so daß die Projekte lediglich "numerisch" gezählt,

nicht aber nach ihrem Förderungsvolumen gewichtet werden

können.

Noch unzureichender sind die aus der Amtlichen Statistik ge-

winnbaren Daten far den Aufbau von Zeitreihen zur bauwirt-

schaftlichen Entwicklung (als möglicherweise beeinflußte Va-

riablen, "a-bhängige Variablen"). Für den Zeitraum 1961 bis

1982 wurden für das Projekt die folgenden bauwirtschaftlich

relevanten Zeitreihen ermittelt:

1. Baufertigstellungen im Hochbau nach Gebäudearten,

2. Beschäftigte und Umsatz im Baugewerbe,

3. Baumaterialien, Produktion und Wert,

4. Baumaschinen und -gerätebestand.

Im folgenden werden die für die Untersuchung herangezogenen

aufgebauten Zeitenreihen zusammengestellt wiedergegeben.

Abb. 4 STATISTIK DER BAUFORSCHUNG: Alle Vorhaben

der Vorhaben

I

Abb. 5 STATISTIK DER BAUFORSCHUNG: Bauvorbereitung

Zahl der Vorhaben

2o

B

6

4

2

61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81

—® Jahr

lo

8

6

4

2

Abb. 6 STATISTIK DER BAUFORSCHUNG: Baubetrieb

Zahl der Vorhaben

410

61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81

^^. Jahr

2.2. Bauforschungsentwicklung

Quelle: BMBau

Quelle: Bi48au

STATISTIK DER BAUFORSCHUNG: Baukonstruktion

2o

8

6

4

2

10

8

6

4

2

61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81

Abb. 7

Zahl der Vorhaben

--t Jahr

Abb. 8 1 STATISTIK DER BAUFORSCHUNG: Baustoffe

61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81

—► Jahr

Zahl der Vorhaben

42o

8

6

4

2

10

8

6

4

Abb. 9 • STATISTIK DER BAUFORSCHUNG: Energie

Zahl der Vorhaben

lo

61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81

^. . Jahr

-12-

Quelle: BMBau

Quelle: BMBau

Quelle: BMBau

8

6

4

2

10

8

6

4

-13—

Abb. 10 STATISTIK DER BAUFORSCHUNG: Baukosten

®Zahl der Vorhaben

I10

5

61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81

Jahr

Quelle: BMBau

Abb. 11 STATISTIK DER BAUFORSCHUNG: Baumarkt

Zahl der Vorhaben

4 t10

5

61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81

Jahr

Quelle: BMBau

Abb. 12 STATISTIK DER BAUFORSCHUNG: Bauphysik

Zahl der Vorh-ben

61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81

—o Jahr

Quelle: BMBau

Abb. 13 STATISTIK DER BAUFORSCHUNG: Sonstige Vorhaben

zahl der Vorhaben

20

8

6

4

2

10

8

6

4

nf-`?(-]':.

61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81

—s Jahr

1'I

00

Ak00 240.000

_ 1IiiiIINiULa fbAHL

00

00

200.000

160.000 I!!!ii1__ •IIlii^r Ii ....GEBÄUDE. WOHNFLACHE

m 120.

111111111_1111111100

e

40.00

WOHNFLACHE IN GEBÄUDENI1MMEHR ALS DREI WOHNUNGEN

10 60.00

Te

60000

50000

40.000.0

30000.

20 000

10 000

-14-.

Quelle: BMBau

2.3 Bauwirtschaftliche Entwicklung

Abb, 14

BAUFERTIGSTELLUNGEN

WOHNFLACHE ANZAHL

60 61 62 .63 64 65 66 67 66 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82

Quelle: Statistisches Bundesamt

NM

MIMil=

ME=

AMEN" D IIMI NE

I I— 1011MEII — I — HEM III I

6

5

4

3

2

-1 5 -

Abb. 15

ANZAHL

600 .00

BESCHAFTIGTE BAU

111111111111 11I 161 e I

1111011111 Ilii . Ili60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82

Quelle: Statistisches Bundesamt

Abb, 16BAUMATERIALIEN I

70000

600.00

500 00

400.0

300.

200.00

100,00

60 61 62 ,63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82

Quelle: Statistisches Bundesamt

.1. 0000001 STABSTANL „,^/^^'^11111111,^,^

41

.0 m3 LEiC HT B ET O N ll I / ' \\\\I„1,1,, STAHL

111

\,

e ^

LEI,HT8ET0 N

-^^^.

B

7

6

5

4

3

2

1

—16°

Abb. 17BAUMATERIALIEN 11

60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 76 79 80 81 82

Quelle: Statistisches Bundesamt

Abb. 18BAUMASCHINEN

K 1 000 BETONPUMPEN .20000 LKWK 100.000 BETONMISCHER K 1.000 AUTOKRANE

LK

mirsimum minm=EN EN=Iiiii

mummorrir

1 ME 111111111111111BETONMISCHER

60 61 62 63 64 65 66 67 6B 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82

Quelle: Statistisches Bundesamt

-17-

2.4. Interpretation zu einem möglichen Einfluß der Baufor-

schung

Wie bereits angedeutet, erweist sich die hier erprobte Vari-

ante einer Zeitreihenanalyse unter der genannten Fragestel-

lung aus mehreren Gründen als kaum leistungsfähig.

Zum einen sind insbesondere die aus der amtlichen Statistik

entnommenen bauwirtschaftlichen Daten so "global", daß sie

keine Anknüpfungspunkte für Hypothesen bilden, die besten-

falls dann brauchbar eingeführt werden könnten, wenn sie

auf "kleinkörnigere" Veränderungen, also beispielsweise auf

die Verwendung bestimmter Bautechniken, bestimmter Bauma-

schinen oder (nach Möglichkeit noch kleinteiliger) etwa auf

die Einführung bestimmter Energiespartechniken zugeschnit-

ten wären. Derartig spezifizierte Daten sind jedoch nicht

aus der Amtlichen Statistik zu entnehmen, sondern bedürften

gesonderter und vermutlich primäranalytischer Erhebungen

und Ermittlungen bei den einzelnen bauwirtschaftlichen Bran-

chen, wenn nicht bei einzelnen Herstellern. Derartig (weit-

gehend wohl: Primär-) Erhebungen wären dann wiederum so

zeit- und damit kostenaufwendig, daß die forschungsökonomi-

sche Attraktion des Zeitreihenansatzes, die nicht zuletzt

in dem mit verhältnismäßig geringem Zeit- und damit Kosten-

aufwand zu bewerkstelligenden Aufbau von Zeitreihen gesehen

wird, verloren ginge. In der vorliegenden Untersuchung wäre

als wohl einziges Beispiel, wo eine Verknüpfung der beiden

Zeitreihen versucht werden könnte, der Baustoff "Beton" zu

nennen, wo Informationen in der Zeitreihe sowohl auf der

Seite der interessierenden Einflußvariablen ("Baustoff-For-

schung", Unterkategorie Beton) als auch auf der Seite der

möglicherweise beeinflußten bauwirtschaftlichen Entwicklung

(Produktionszahlen im Leichtbeton) vorliegen. Bei näherer

Betrachtung erweisen sich jedoch selbst hier die in den bei-

den Zeitreihen abgebildeten Wirklichkeitsfelder als zu um-

fassend, also als noch zu wenig spezifizierend, um die For-

mulierung und Überprüfung brauchbarer Hypothesen zu erlau-

-18-

ben. So ist es nicht weiter verwunderlich, daß, hält man

die beiden Zeitreihen für Forschungsarbeiten über Beton

einerseits und für die Produktionszahlen von Leichtbeton

andererseits nebeneinander, die beiden Kurven unterschied-

liche Ausschläge haben, für deren möglichen Zusammenhang

sich keine Interpretationsmuster anbieten.

2.5. Zusammenfassung

Der"Probelauf", der für die Anwendung einer Zeitreihenanaly-

se unter den (u.a.Daten-) Voraussetzungen der Projektfrage-

stellung durchgeführt wurde, hat somit zum Ergebnis, daß

hiervon brauchbare Aussagen über den kausalen Einfluß von

Bauforschung auf bauwirtschaftliche Entwicklungen nicht zu

erwarten sind. Hierfür bedarf es zum einen, wie erwähnt, ge-

genständlich differenzierterer Zeitreihen und zum andern er-

gänzender Untersuchungsstrategien, die die möglicherweise

relevanten Umsetzungs- und Verknüpfungsprozesse durch empi-

rische Vorgehensweisen (etwa Interviews) aufzuhellen trach-

ten. (Für einen instruktiven Versuch, den Einfluß der Bau-

forschung zu Beton auf die Deutsche Industrienormung (DIN)

aufgrund intensiven "Prozeßwissens" darzustellen, vgl.

Hanno Goffin, Dieter Bertram, Norbert Bunke, Die Entwick-

lung der Bauart im Spiegel von Normung und Forschung, in:

Festschrift "75 Jahre Deutscher Ausschuß für den Stahlbe-

ton", S. 29ff.). Auf die Tragfähigkeit der Verknüpfung ei-

ner differenzierteren Zeitreihe mit einem ergänzenden "Pro-

zeßansatz" wird weiter unten (3) eingegangen.

2.6. Entwicklungslinien in der Bauforschung des BMBau

Sieht man von dem Anspruch ab, die beiden Zeitreihen (Bau-

forschung/bauwirtschaftliche Entwicklung) zu verknüpfen,

und versucht man, die gewonnene Zeitreihe zur Bauforchung

des BMBau für eine Interpretation zu nutzen, in der es da-

rum geht, die Entwicklung der Bauforschung selber darzustel-

len und dabei nach den Faktoren zu fragen, die diese Ent-

wicklung beeinflußt haben, so ergeben sich aufschlußreiche,

die bisherigen Darstellungen zur Entwicklung der Baufor-

-19-

schung (vgl. insbes. Wolfgan g Triebel, Geschichte der Bau-

forschung, Hannover 1983, vor allem S. 167ff.) zeitlich und

inhaltlich ergänzende Aussagen.

Im Gesamtüberblick weist die Auswertung der Projekte der

BMBau-Bauforschung im Zeitverlauf zwischen 1961 und 1981 et-

wa die folgenden Entwicklungslinien auf:

- In den siebziger Jahren hat sich die Zahl der Projekte ge-

genüber den sechziger Jahren verdoppelt, worin die Inten-

sivierung der Bauforschung zum Ausdruck kommt.

- Dabei zeichnen sich drei Phasen ab, in denen die Baufor-

schung eine Zunahme erfuhr,

- 1962-1964,

- 1972-1974,

- 1977-1980.

Für die Interpretation fällt auf, daß diese "Forschungs-

hochs" mit Anstiegs- und Boomphasen der Bautätigkeit insge-

samt zusammenfielen. Es scheint plausibel anzunehmen, daß

das BMBau in der Vergabe von Forschungsarbeiten von den Pro-

blemstellungen der bauwirtschaftlichen Entwicklungen und de-

ren Konjunkturen beeinflußt war. Zwar ist die zeitliche Zu-

ordnung der einzelnen Projekte anhand der verfügbaren Unter-

lagen, wie erwähnt, dadurch ungenau, daß den insoweit zeit-

lich streuenden Jahreszahlenangaben nicht zu entnehmen ist,

ob das einzelne Projekt im angegebenen Jahr begonnen wurde,

lief oder abgeschlossen wurde. Da jedoch vermutet werden

darf, daß sich die Angaben zumindest zum Teil auf den Pro-

jektabschluß beziehen, liegt die Interpretation nahe, daß

ein nicht unerheblicher Teil der sich dann als zeitliche

Häufung ausprägenden Projekte zwei, wenn nicht mehr Jahre

vorher vergeben worden sind, was auf eine forschungsplane-

risch und thematisch voraussc'auende ("antizipative") For-

schungsförderungsstrategie des ,IBau hindeuten würde.

Besonders aufschlußreich sind die Analyse und Interpreta-

tion der nach den (9) Hauptkategorien und den (knapp 100)

Unterkategorien aufgeschlüsselten Projektzahlen im Zeitver-

lauf zwischen 1961 und 1981.

2c-

Hierbei springt ins Auge, daß das zeitliche Einsetzen und

die numerische Häufung von spezifischen Forschungsthemati-

ken zeitlich mit Veränderungen in der politischen, aber

auch gesamtgesellschaftlichen Problemwahrnehmung zusammen-

fallen.

- Innerhalb der Kategorie "Bauvorbereitung" wird dies ins-

besondere an den im Jahr 1970 einsetzenden Forschungsar-

beiten zur Sanierung/Modernisierung sowie zum Wohnumfeld

sichtbar.

- In der Katergorie "Baubetrieb" ist etwa auf "Rationali-

sierung" zu verweisen, die - obschon über die Jahre eher

ein "Dauerbrenner" - zwischen 1970 und 1975 eine geradezu

dramatische Häufung von Projekten (18 von insgesamt 27

Projekten zwischen 1961 und 1981)auf sich zog, was auf

die in dieser Zeitphase hochschießende Baukosteninflation

bei - insbesondere ab 1973 - gleichzeitiger Verschärfung

der Haushaltsengpässe und auf den sich hieraus ergebenden

Forschungsbedarf hindeutet.

- In der Kategorie "Baustoffe" wird eine deutliche Häu-

fung der Forschungsprojekte über "Beton" zwischen 1970

und 1975 sichtbar (20 von insgesamt 48 Projekten zwi-

schen 1961 und 1981). Darin dürfte zum Ausdruck kommen,

daß der vermehrte Bau von Mehr-Geschoß-Häusern, insbeson-

dere Hochhäusern für Miet- und Eigentumswohnungen, neue

Anforderungen an den Baustoff Beton stellte und einen ent-

sprechenden Forschungsbedarf schuf. Allerdings ist daran

zu erinnern, daß - in einer "interministeriellen Arbeits-

teilung"- die eigentliche FuE-Förderung (Produktentwick-

lungsförderung) beim BMFT liegt, während sich die For-

schungsförderung des BMBau hier wohl eher auf die Umset-

zung entsprechender Handlungsbedarfe und Produktentwick-

lungen in die Normierung usw. bezieht.

- Ein besonders augenfälliges Beispiel liefert die Katego-

rie "Energie". Hier setzt die Projektförderung des BMBau

zur Unterkategorie "(Energie-)Einsparung" im Jahre 1973

verhältnismäßig massiv ein, worin die mit dem ersten Erd-

ölschock 1973 einsetzende Energiepreis- und Energiekrise

zum Ausdruck kommt.

-21-

Auch für die Interpretation dieser einzelnen Zeitreihen ist

an die Vermutung zu erinnern, daß sich die Angaben der für

das Projekt zugänglichen Unterlagen zumindest zum Teil auf

die Fertigstellung des betreffenden Projektes beziehen.

Dies würde aber bedeuten, daß die Arbeiten zwei, wenn nicht

noch mehr Jahre vorher als Forschungsauftrag vergeben wor-

den sind, was bedeuten würde, daß das BMBau sich frühzeitig

auf die sich abzeichnenden Problemfelder eingestellt hat

und die von ihm initiierten Forschungsarbeiten damit gerade

rechtzeitig verfügbar waren, um den Wandel in der Problem-

wahrnehmung und Handlungsorientierung in Politik und auch

allgemeiner Öffentlichkeit zu beeinflussen.

-22-

3 Zeitreihenanalyse in Verbindung mit "Fallstudien" im

Themenfeld Energieforschung

Mit 166 im Berliner Archiv des BMBau erfaßten Vorhaben wur-

de der größte Teil der energierelevanten Forschungsvorha-

ben ausgewertet. Auswertungszeitraum war 1955 bis 1984. In

diese Gruppe von Vorhaben wurden alle aufgenommen, die aus

dem Aktenplan des BMBau als energierelevant einzuschätzen

waren. Eindeutige Abgrenzungen zu anderen Themenbereichen

waren allerdings nicht in jedem Fall möglich. Es wurden zum

Teil auch Vorhaben berücksichtigt, die sich mit bauphysika-

lischen Fragen von Wandsystemen befassen, wenn die Ergeb-

nisse im Zusammenhang mit der DIN 4108 oder wärmedämmenden

Materialien standen. Derartige Vorhaben wurden bei der ein-

gangs beschriebenen Grobauswertung unter andere Rubriken,

z.B. "Bauphysik" eingestuft. Weiterhin ist beim Vergleich

von Auswertungen zu beachten, das bei den Forschungsvor-

haben des Normenausschuß für Bauwesen "Auswertung von For-

schungsergebnissen für die Bearbeitung der Normen DIN 4108

und DIN 4109" (B I 5-800177-17) sowie "Auswertung von For-

schungsergebnissen für die Bearbeitung der Normen DIN 4108

und DIN 4109" (B II 5-800175-20) keine exakte Kongruenz der

berücksichtigten Vorhaben mit der hier besprochenen Auswer-

tung gegeben ist, was möglicherweise auf andere Auswertungs-

schlüssel zurückzuführen ist. Die folgende Abbildung zeigt

die Gesamtzahl der 166 energierelevanten Forschungspro-

jekte, aufgeschlüsselt nach dem Jahr der Fertigstellung des

Projektberichts, als Zeitreihe von 1955 bis 1984. Wie be-

reits erwähnt, wurde als Indikator für das Jahr der Fertig-

stellung das Eingangsdatum beim Berliner Archiv des BMBau

im Bundeshaus gewählt.

Abb. 19 Vorhaben insgesamt (166)

15

10

55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84

Abb. 20ZUORDNUNG RELEVANZ

Gesetzgebung und \\r^^p\\\\\\\\\\\^\\\\^\\\\^^\\\\` :_;.: Normung undVerwaltung (24%)

Umsetzungskon-trolle und An-wendungshilfen (12%)

Produktentwicklungund -fertigung (7%)

Prüfverfahren (57%)

-23-

Einzelergebnisse "Relevanz"

Von der Aufgabenstellung und dem Erkenntnisinteresse waren

57% der Vorhaben dem Bereich der Normung und der Prüfver-

fahren zuzuordnen. Gesetzgebungs- und verwaltungsorientiert

waren 24% der Vorhaben. 12% beschäftigten sich mit Fragen

der Umsetzung und Anwendung. Erwartungsgemäß war nur ein ge-

ringer Anteil von 7% der Vorhaben für die Produktentwick-

lung und -fertigung relevant, da diese Forschungsschwerpunk-

te normalerweise vom BMFT abgedeckt werden.

-24

Die Bildung differenzierter Zeitreihen für das Zuordnungs-

kriterium Relevanz gibt folgendes Bild:

Das Zuordnungskriterium "Relevant für Gesetzgebung und Ver-

waltung" wurde daraufhin untersucht, ob ein sogenannter

strategischer Informationsbedarf mit Forschung abgedeckt

werden sollte (Fragen: Wo sind Probleme zu erwarten, wie

sieht der Informations- oder Forschungsbedarf aus?) oder ob

es darum ging, konkrete Entscheidungshilfen für die Gesetz-

und-Verordnungshilfen zu erforschen (im Wesentlichen Wärme-

schutzverordnung). Die - Übergänge zwischen beiden Relevanz-

merkmalen waren teilweise fließend, zugeordnet wurde nach

überwiegenden Gewicht des jeweiligen Merkmals.

Vorhaben, die strategischen Informationsbedarf abdecken,

gab es bereits sehr früh. In der Hauptsache ging es dabei

um die Strukturierung des Forschungsfeldes Wärme- und Feuch-

tigkeitsschutz. Beispiel für ein derartiges Vorhaben ist:

Wärme- und Feuchtigkeitsschutz in Wohnbauten.- Institut für

Technische Physik, Freiland Versuchsstelle Holzkirchen. Die-

ses im Jahr 1956 abgeschlossenen Vorhaben sollte Aufschluß

darüber geben, wie sozialer Wohnungsbau mit neuen kosten-

günstigen Baustoffen und Bauarten betrieben werden kann,

ohne daß bei den zu erwartenden intensiven Wohnbeanspruchun-gen Bauschäden provoziert werden. Hieraus abgeleitet wurden

wichtige Folgerungen für die Normungsarbeit, aber auch Hin-

weise auf die prinzipielle Durchführbarkeit entsprechender

Wohnungsbauprogramme. Die Zahl der Vorhaben nahm Mitte der

70er Jahre zu und erreichte Anfang der 80er Jahre ihren

Höhepunkt. Es handelt sich um Forschungsvorhaben, die sich

mit Möglichkeiten baulich-technischer Energiesparmaßnahmen

auseinandersetzen oder über Erfahrungen mit Sparmaßnahmen

aus dem europäischen Ausland berichten.

I1 1

-25-

Abb. 21 ZUORDNUNG RELEVANZ: Strategischer Informationsbedarf

5

E-I 71----[I i l!

55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84

Die differenzierte Zeitreihenbildung für Vorhaben, die kon-

krete Ergebnisse für die Gesetzgebung, also für die Erarbei-

tung oder Novellierung der Wärmeschutzverordnung (in den

Jahren 1977 und 1982), leisten sollten, zeigt deutlich das

Ansteigen der Zahl durchgeführter Vorhaben.

Abb. 22 ZUORDNUNG RELEVANZ: Informationsbedarf Gesetzgebung

55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84

fl

-26-

Die Vorhaben aus dem Bereich der Normung und der Prüfver-

fahren wurden ebenfalls differenziert nach ihrer Bedeutung

eingestuft. Zum einen wurden die Vorhaben ausgewählt, die

sich eher innovativ mit Fragen im Zusammenhang mit DIN

4108, beispielsweise mit Wärmeleitfähigkeit neuer Bauteile

oder mit der Neuentwicklung geeigneter MeB- oder Prüfver-

fahren beschäftigen. Das starke Ansteigen derartiger Vorha-

ben bis und um den Zeitpunkt der wichtigen Novellierung der

DIN 4108 im Jahr 1960 ist auffallend. Hierbei handelte es

sich um eine Novellierung in wesentlichen Teilen.

Abb. 23 ZUORDNUNG RELEVANZ: Norm- und Prüfverfahren; innovativ

55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84

ZUORDNUNG RELEVANZ: Verbesserung von Norm- u. PrüfverfahrenAbb. 24

55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84

-27-

Eine weitere Zeitreihe zeigt die Vorhaben, die konkrete Ein-

zelergebnisse zur Verbesserung von Norm- und Prüfverfahren

erbracht haben. Die Abgrenzung zum vorhergehenden Merkmal

liegt darin, daß es sich hierbei nicht um die Entwicklung

vollkommen neuer, sondern eher um Anwendung bestehender Ver-

fahren handelt. Die relativ hohe Zahl von sechs Vorhaben in

den Jahren 1962 und 1970 ist auf die Untersuchungen an ei-

ner Reihe von Materialien oder konstruktiven Teilen (Aussen-

putzmörtel, vorfabrizierte Außenwände) zurückzuführen. Hier-

bei ging es häufig um Vergleiche des Verhaltens der Wärme-

leitfähigkeit von Materialien in Abhängigkeit vom Feuchtege-

halt. Die Ergebnisse derartiger Untersuchungen sind bei-

spielsweise als Rechen- und Richtwerte in die Tabellenwerke

der DIN 4108 eingeflossen.

Die Zahl der Forschungsvorhaben, die sich mit Fragen der Um-

setzung energiesparender Maßnahmen, ihrer Erfolgsbewertung

oder mit konkreten Anwendungshilfen beschäftigen, haben

seit der ersten Energiepreiskrise zugeno mmen und nach der

zweiten Energiepreiskrise ihren Höhepunkt errreicht. Bei

den Anwendungshilfen handelte es sich zum Beispiel um Vorha-

ben, die überwiegend in der Schriftenreihe des BMBau veröf-

fentlicht wurden.

ZUORDNUNG RELEVANZ: Umsetzungskontrolle und AnwendungshilfeAbb. 25

5

1

55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 7879 80 81 82 83 84

-28—

Einige wenige Vorhaben beschäftigen sich mit Fragen der Pro-

duktentwicklung und Fertigung. Ihre Zahl verteilt sich

gleichmäßig über den Erfassungszeitraum. Es handelt sich

hierbei in der Regel um Vorhaben, die sich mit der Untersu-

chung ganz konkreter Einzelprodukte befassen(z.B. Untersu-

chung einer Luftfußbodenheizung mit Elektrowärmespeicherung

in einem Wohnraum.- Auftragnehmer: Prof.Dr.-Ing. W. Kuntze;

Abschlußjahr 1964.).

Einzelergebnisse "Inhaltliche Zuordnung"

Die meisten Vorhaben (64%) beschäftigten sich mit Fragen

der Wärmeleitfähigkeit oder des Wärmedurchganges, rund 27%

mit Fragen der Heizenergieaufwendung und 9% mit überwiegend

raumklimatischen Themen.

Klima, überwiegendRauhklima (9%)

Heizenergie (27%)

Wärmeleitfähig-keit und -durch-gang (64%)

-29-

Abb. 26INHALTLICHE ZUORDNUNG

Eine Zeitreihenbildung für diejenigen Vorhaben, in denen es

um Fragen der Heizenergieaufwendung ging, weist mit dem An-

stieg der Zahl der Vorhaben um die Jahre 1975 und 1981 zum

einen auf die Verabschiedung der Wärmeschutzverordnung hin,

zum anderen sind in den letzteren viele Vorhaben enthalten,

die sich mit Fragen der Anwendungshilfen beschäftigen.

Einzelergebnisse "Stoffliche Zuordnung"

Mit 66% waren die meisten Vorhaben keinem stofflichen Be-

reich eindeutig zuordenbar. Jeweils rund 9% hatten Bezüge

zu Putz und Anstrichen bzw. zu einer nicht näher zu be-

schreibenden Vielzahl von Materialien, jeweils 7% hatten Be-

züge zu Beton und Kunststoffen (z.B. Kunstharzputze), 5% zu

Dämmmaterialien und 4% zu Holz.

Abb. 27STOFFLICHE ZUORDNUNG

sonstige Baustoffe (9%)^•°w i • ••i s ••.:•-• • • • • •• • • • • • • • •

00 i m •°0 ® 0• •• •t ••• • • • • • • • • • •• • • • • • • • • • •0 • • • • • • • • •

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• ♦00000 •

Putz und Anstrich(8,5%)

Beton (7%)

Kunststoff (7%)

Dämmstoff (5%)Holz (4%)

keine eindeutigeZuordnung möglich(66%)

kein spezifischesBauteil betreffend(45%)

Fußboden (6%)

Heizung (16%)

-30-

Einzelergebnisse "Zuordnung Bauteile"

Rund 45% aller Vorhaben konnte keinem Bauteil zugeordnet

werden, 20% hatten Bezüge zu Wand, 16% zu Heizung, 7% zum

Dach, jeweils 6% zu Fußboden und Fenster.

Abb. 29 ZUORDNUNG BAUTEIL: Wand

55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84

-31-

Die Zeitreihenanalyse für Vorhaben zu einzelnen Bauteilen

zeigt, daß Vorhaben zum Thema Wand relativ gleichmäßig

durchgeführt wurden. Vorhaben zum Thema Heizung(sanlagen)

korrelieren stark mit denjenigen zum Thema Heizenergie und

den Bezügen zur Wärmeschutzverordnung und Bereitstellung

von Anwendungshilfen.

Abb. 30 ZUORDNUNG BAUTEIL: Heizung

55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 BO 81 82 83 84

-32-

Einzelergebnisse "Bearbeitungszeiträume"

Die Bearbeitungszeiträume konnten bei Vorhaben ab 1963 über

eine Vergabenummer des BMBau identifiziert werden, die das

Bewilligungsjahr enthielt sowie über die vom Berliner Ar-

chiv vergebene Eingangsnummer. Der damit ausgedrückte Bear-

beitungszeitraum bezieht sich also nicht nur auf die eigent-

liche Bearbeitung eines Vorhabens durch den Auftragnehmer,

eingeschlossen sind ebenfalls verwaltungsbedingte Arbeitsab-

läufe beim Auftraggeber. Lediglich in einigen wenigen Fäl-

len konnte der Beginn der eigentlichen Forschungsarbeiten

und deren Abschluß auf den Monat exakt festgestellt werden.

Bei diesen Fällen differierte die Jahresangabe in der Verga-

benummer teilweise erheblich mit der Angabe der Auftragneh-

mer über den tasächlichen Beginn der Forschungsarbeiten um

ein bis mehrere Jahre. Dies läßt auf einen relativ langwie-

rigen Arbeitsablauf von der Beratung des Vorhabens inner-

halb des BMBau und der Arbeitsgemeinschaft Bauforschung bis

zur erfolgten Bewilligung schließen. Eine gute Übereinstim-

mung konnte dagegen zwischen tatsächlichem Abschluß des Vor-

habens und Eingangsdatum des entsprechenden Forschungsbe-

richtes im Archiv des "Bundeshauses"in Berlin festgestellt

werden.

Die Bearbeitungszeiträume der 103 Forschungsvorhaben, für

die diese Angaben vorhanden waren, differierten zwischen

sechs Jahren (8 Vorhaben) und bis zu einem Jahr (23 Vor-

haben). Eine Analyse der Forschungsthemen der entsprechen-

den Vorhaben der angwandten Arbeitsmethoden läßt die Vermu-

tung zu, daß es sich bei den Langzeitvorhaben im wesentli-

chen um solche handelte, für die umfangreiche und über meh-

rere Jahre dauernden Meßreihen erstellt werden mußten. Bei

Vorhaben bis zu einem Jahr handelte es sich häufig um Kurz-

expertisen zu eingegrenzten Themenbereichen.

Bei der ebenfalls durchgeführten Zeitreihenbildung (ab 1963

bis 1983; ohne Abbildung) konnten keinerlei Anhaltspunkte

für eine Veränderung der durchschnittlichen Bearbeitungs-

zeiträume gefunden werden.

-33-

3.1. Verwendungszusammenhang der Forschungsergebnisse

Fallbeispiele

Die nachstehenden Ausführungen zu drei ausgewählten energie-

relevanten Fallbeispielen, nämlich DIN 4108 "Wärmeschutz im

Hochbau", Wärmeschutzverordnung und Wärmedämmverbundsysteme

beruhen auf Befragungen von Bauforschern, Mitarbeitern des

BMBau und Wohnungsunternehmen sowie auf von Literaturauswer-

tungen.

3.1.1. Fallbeispiel DIN 4108 "Wärmeschutz im Hochbau"

Überwiegender Verwendungszusammenhang der Untersuchungen

zum Forschungsschwerpunkt "Energieeinsparung" ist die Einar-

beitung der Untersuchungsergebnisse in die unterschiedenen

Fassungen der DIN-Norm 4108 "Wärmeschutz im Hochbau" sowie

der mit dieser in Verbindung stehenden Wärmeschutzverord-

nung.

In die Erarbeitung der DIN 4108 sind nach den in den Jahren

1977 bzw. 1979 durchgeführten Forschungsvorhaben "Auswer-

tung von Forschungsergebnissen für die Bearbeitung der Nor-

men DIN 4108 und DIN 4109" (B I 5-800177-17) sowie "Auswer-

tung von Forschungsergebnissen für die Bearbeitung der Nor-

men DIN 4108 und DIN 4109" (B II 5-800175-20) Bauforschungs-

ergebnisse folgendermaßen eingegangen:

* Untersuchungen zur Wärmeleitfähigkeit und zum

Wasserdampf-Diffusionswiderstand von Baustof-

fen (incl. Berechnungs- und Meßverfahren) 69

* Untersuchungen zu Wärmedurchlasswiderstand von

Decken, Wärmeübergangswiderstandswerten außen-

liegender Bauteile 15

* Untersuchungen zu Wärmedurchgangskoeffizienten

von Verglasungen 9

* Untersuchungen zu Wärmebrücken 3

* Untersuchungen zum sommerlichen Wärmeschutz und

zum Raumklima 16

Untersuchungen im Zusammenhang mit DIN 4108 insgesamt 112

-34-

Im Zusammenhang mit DIN 4108 stehen weiterhin 8 Untersuchun-

gen, die sich auf die Anwendungspraxis und deren Überprü-

fung durch Stichproben beziehen.

Die Ergebnisse von Forschungsberichten wurden in diesen bei-

den Untersuchungen daraufhin ausgewertet, ob sie für die

Einarbeitung in die Norm geeignet waren und die Beratung im

Arbeitsausschuß beeinflußt haben. Ferner wurde geprüft, wel-

che Ergebnisse unmittelbar oder mittelbar bei der Normungs-

arbeit berücksichtigt worden sind. Für diese Recherchen kon-

nte auf die Sitzungsunterlagen der Normausschüsse zurückge-

griffen werden. Die Ergebnisse dieser beiden Studien deuten

auf eine etwas höhere Zahl von BMBau-Projekten hin, die für

die Normungsarbeit relevant geworden sind (120), als die

Auswertung der BMBau-Projekte anhand des Aktenplans (101

Projekte) ergibt und unsere eigene Auswertung der energie-

relevanten Projekte nahelegt (ca. 100). Diese Abweichungen

dürften vor allem mit teilweise unterschiedlichen zeitli-

chen Abgrenzungen und unterschiedlichen thematischen

Schwerpunktsetzungen zusammenhängen.

Zweck der DIN 4108 ist die Sicherung eines hygienischen

Raumklimas und eines dauerhaften Gebäudeschutzes vor klima-

bedingten Feuchteeinwirkungen unter der Voraussetzung aus-

reichender Belüftung und Beheizung. Zugleich soll durch die

Mindestanforderungen an die wärmeübertragenden Gebäudeflä-

chen ein geringer Heizenergieverbrauch erreicht werden.

Die Bedeutung der DIN 4108 liegt ausschließlich im bauauf-

sichtlichen Bereich im Gegensatz zur Wärmeschutzverordnung,

die mit ihren energiepolitischen Inhalten der Zuständigkeit

des Bundes zuzurechnen ist und eine andere Zielrichtung ver-

folgt. Die Wärmeschutzverordnung stellt wesentlich höhere

Anforderungen an den baulichen Wärmeschutz. Trotzdem ko mmt

der DIN 4108 eine wichtige Aufgabe zu, da sie auch für sol-

che Einzelbauteile Mindestanforderungen enthält, die von

der Wärmeschutzverordnung nicht direkt angesprochen werden.

-35-

Die DIN 4108 enthält:

- Begriffsbestimmungen und Definitionen von wärme- und

feuchteschutztechnischen Größen

- verbale Ausführungen zur Planung des Wärmeschutzes

- Rechenwerte der Wärmeleitfähigkeit und Richtwerte der Was-

serdampf-Diffusionswiderstandszahlen für Baustoffe

- Wärmedurchlaßwidersta.ndswerte von Decken, Wärmedurchgangs-

koeffizienten für Verglasungen, Wärmeübergangswiderstands-

werte insbesondere für Außenbauteile

- Berechnungsverfahren für wärme- und feuchteschutztechni-

sche Größen

- in der Neufassung von 8/81 Anforderungen an Tauwasser-

und Schlagregenschutz

- Mindestwerte der Wärmedurchgangskoeffizienten für Außen-

wände, Decken unter nicht ausgebauten Dachräumen und Dä-

cher (leichte Bauteile).

Entwicklung der DIN 4108

Die DIN 4108 wurde zu folgenden Zeitpunkten neu gefaßt bzw. er-

gänzt:

- 7/1952

- 5/1960

- 8/1969

- 10/1974

- 11/1975 (Beiblatt; Erläuterungen und Beispiele)

- 8/1981 (Neufassung; Gliederung in fünf Teile)

Die von der DIN 4108 angegangene Problematik wurde vor al-

lem nach dem Krieg durch die neuen Leichtbauweisen brisant.

Die Bauforschung des BMBau widmete sich bereits früh dieser

Problematik, zumal in der Nachkriegszeit das damalige Woh-

nungsbauministerium - nicht zuletzt infolge besonderer per-

sönlicher Konstellationen - an den Normungsarbeiten, insbe-

sondere des Nnrmena»ccrhuß Bau intensiv mitwirkte.

-36-

Bis zur ersten Überarbeitung 1960 war ein starkes Ansteigen

entsprechender Vorhaben zu verzeichnen. Die Überarbeitung

war notwendig geworden, um den durch die "24er Wände" be-

dingten Wärmedämmproblemen begegnen zu können. Die hier-

durch ausgelösten Feuchtigkeitsschäden führten teilweise zu

Schimmelbildung und einer Zunahme allergischer Erkrankungen

von Bewohnern.

Das relativ unbedeutende Forschungsaufkommen vor der näch-

sten Überarbeitung 1969 erklärt sich dadurch, daß es sich

hierbei lediglich um eine Überarbeitung im Sinne einer Ver-

einfachung der Norm. Hierfür bestand kein besonderer For-

schungsbedarf.

Erst mit der Energiekrise und dem verstärkten Dämmen von

Außenwänden wurde ein neuer Forschungsschub initiiert, da

erneut Feuchtigkeitprobleme als Folge falsch durchgeführter

Dämmmaßnahmen zu verzeichnen waren. In diesem Kontext stan-

den auch wichtige Forschungsvorhaben Mitte der 70er Jahre,

die sich mit der Verwendbarkeit neuer Materialien beschäf-

tigten.

Mit der Neufassung der DIN 4108 im Jahre 1981 erfolgte eine

völlig neue Gliederung mit einer Reihe von Berechnungs- und

Verfahrensvereinfachungen, die im Hinblick auf die Anwen-

dung der Norm im Rahmen der Wärmeschutzverordnung notwendig

wurden. Die Diskussion um die DIN 4108 stand in den letzten

Jahren vor allem im Zeichen instationärer Wärmeberechnun-

gen, insbesondere, auch in Hinblick auf den sommerlichen Wär-

meschutz. In der Neufassung wurden daher erstmals auch As-

pekte passiver solarer Energiegewinne konkretisiert und em-

pfohlene Höchstwerte für den so mmerlichen Wärmeschutz ange-

geben (einen detailierten Überblick gibt W.F.Cammerer

1982: DIN 4108- Alt und Neu. Gegenüberstellung von Anforde-

rungen und Empfehlungen.- Bauphysik, H.1, 1982, S. 30-33).

Die durchgeführten Expertengespräche ergaben keinerlei Hin-

weise darauf, auf welche Weise Ergebnisse aus einzelnen Vor-

-37-

haben tatsächlich verwendet wurden und welche Bedeutung die-

sen Ergebnissen im Einzelfall zukam. Die typische Aussage

eines Befragten hierzu war: "Es waren alle Forschungsvorha-

ben gleich wichtig". Als wichtig wurden auch solche Vorha-

ben eingestuft, die nach eigener Aussage keine oder wenig

Ergebnisse erbracht hatten, denn auf diese Weise wurde

klar, welche Wege nicht beschritten werden sollten.

In diesem Zusammenhang ist der Hinweis eines Bauphysikers

interessant, Normenfestlegungen seien lediglich Kompromis-

se, da die Normenausschüsse paritätisch mit Industrievertre-

tern, Freiberuflern und Beamten besetzt seien. "Wenn allein

wissenschaftliche und technische Aspekte in den Vordergrund

rückten, müßten teilweise andere Festlegungen kommen" (In-

terview in: Bauwelt, H.3, 1984, S. 109). Auf der anderen

Seite wird bezweifelt, daß es auch nur ein ausgeführtes Ob-

jekt gibt, das unter Berücksichtigung sämtlicher techni-

scher Anforderungen von Regelwerken wie der DIN 4108 gebaut

wurde. In Verlauf dieses "Bauphysiker-Interviews" wird der

tatsächliche Nutzen der Anwendung bauphysikalischer Regeln,

wie der DIN 4108, relativiert, da Ausführungsregeln, Bauvor-

schläge und Regeldetails nicht ohne weiteres übertragbar

seien. Der Bauphysiker müsse seine Erfahrung einsetzen, um

das "bauphysikalische Umfeld" für jeden Anwendungsfall

stets neu abzuschätzen. Die Regelwerke werden als Planungs-

hilfen gesehen und gerade deswegen kritisiert, weil wich-

tige Aspekte, wie z.B. die Berücksichtigung passiver Solar-

energiegewinne oder instationärer Wärmebedarfsberechnungen

nur zaghaft oder gar nicht mitaufgenommen worden seien.

3.1.2. Fallbeispiel Wärmeschutzverordnung

Mit der Verabschiedung des Gesetzes zur Einsparung von Ener-

gie in Gebäuden (Energieeinsparungsgesetz - EnEG) vom 22.

Juli 1976 (BGBl. I S. 1873) setzte der Bund die Rahmenbe-

dingungen für eine Politik der rationellen und sparsamen

Energieverwendung mit Schwerpunkten beim baulichen Wärme-

cr®h17fi7 tinra hPi Aar Naii cf-r^rhnik 'G'i n Nnen9m ma r h i®rh®; .^ i o..d.^ ..^..^..,^..^ ^...^^

-38-

Einführung einer Wirtschaftlichkeitsklausel als Richtschnur

für die Festlegung von Grenzwerten oder Anforderungen. In

der Folge des Energieeinsparungsgesetzes wurden drei Ausfüh-

rungsverordnungen erlassen:

Verordnung über einen energiesparenden Wärmeschutz bei Ge-

bäuden (Wärmeschutzverordnung - WärmeschutzV) vom 11. Au-

gust 1977 (BGB1. I S. 1554).

Novelliert am 24. Februar 1982 (BGB1. I S.209). Am 1. Ja-

nuar 1984 in Kraft getreten.

- Verordnung über energiesparende Anforderungen an heizungs-

technische Anlagen und Brauchwasseranlagen (Heizungsanla-

gen-Verordnung -HeizAnlV-) vom 22. Sept 1978 (BGBl. I S.

1581).

Novelliert am 24. Februar 1982 (BGB1. I S. 205) Am 1. Ju-

ni 1982 in Kraft getreten.

- Verordnung über energiesparende Anforderungen an den Be-

trieb von heizungstechnischen Anlagen (Heizungsbetriebs-

Verordnung -HeizBetrV-) vom 22. September 1978 (BGB1. I

S.1584).

Diese normativen Vorgaben wurden ergänzt durch die Energie-

programme der Bundesregierung 1973, 1974, 1977 und 1981. Ei-

gentliche Energieeinsparüberlegungen kamen allerdings erst

ab 1977 zum Tragen und fanden im sog. 4,35 Mrd DM Programm

(Heizenergiesparprogramm 1978 bis 1983) sowie im Gesetz zur

Änderung des Wohnungsmodernisierungsgesetzes (ModEnG) vom

Juni 1978 ihren Niederschlag.

Im folgenden interessiert vor allem der Zusa mmenhang zwi-

schen Bauforschung, Wärmeschutzverordnung und Energieein-

sparprogramm.

Inhalt und Aufbau der Wärmschutzverordnung:

-39-

1. Teil: Gilt für Gebäude mit normalen Innenraumtemperatu-

ren.

§ 1 Der Anwendungsbereich wird durch eine

der betreffenden Gebäudearten definiert.

Auflistung

§ 2 Begrenzung der Transmissions-Wärmeverluste

- Gebäuteteilbezogen nach den in Anlage 1

k-Werten

genannten

- Begrenzung der k-Werte von Fenstern und außenlie-

genden Türen

- k-Wertbegrenzung für Außenwände im Bereich von

Heizkörpern

§ 3 Begrenzung von Lüftungswärmeverlusten

- Fugendurchlaßkoeffizienten (a-Werte) außenliegen-

der Fenster und Fenstertüren beheizter Räume dür-

fen die in Anlage 2 genannten Werte nicht über-

schreiten

- sonstige Fugen müssen dauerhaft und entsprechend

dem Stand der Technik luftundurchlässig abgedich-

tet sein.

2. Teil: Gilt für Gebäude mit niedrigen Innenraumtemperatu-

ren.

§ 4 definiert den Anwendungsbereich

§ 5 begrenzt die k-Werte nach Anlage 3

§ 6 begrenzt die Lüftungswärmeverluste; Festlegung ei-

nes a-Wertes

3. Teil: Gilt für Gebäude, die für Sport- und Versammlungs-

zwecke verwendet werden.

§ 7 definiert den Anwendungsbereich

§ 8 begrenzt die k-Werte; es gelten modifiziert die An-

forderungen nach Anlage 1

§ 9 begrenzt die Lüftungswärmeverluste; Festlegung von

a-Werten, speziell auch für Hallenbäder.

4. Teil: Gilt für Gebäude mit gemischter Nutzung.

§ 10 Die vorgenannten Vorschriften gelten jeweils für

die entsprechenden a hä„^Ateile.

-40-

§ 11 Verschärfende Vorschriften bleiben durch die Wärme-

schutzverordnung unberührt.

In vier Anlagen wird im einzelnen geregelt und durch Ermitt-

lungsverfahren konkretisiert:

1. Die Begrenzung von Transmissionswärmeverlusten durch

Festlegung bestimmter k-Werte und den Nachweis ihrer

Einhaltung mittels rechnerischer Verfahren a) durch das

sogenannte Hüllflächen/Volumen-Verfahren, b) alternativ

hierzu durch das sogenannte Außenbauteilverfahren. Die

Berechnung einzelner k-Werte erfolgt nach Maßgabe der

DIN 4108.

2. Die Angabe maximal zulässi ger Fugendurchlaßkoeffizienten

(a-Werte) in Abhängigkeit von der Gebäudehöhe.

3, Anforderungen und Begrenzungen von Transmissionswärmever-

lusten bei Gebäuden mit niedrigen Innenraumtemperaturen.

4. Anforderungen zur Begrenzung von Transmissionswärmeverlu-

sten bei Hallenbädern.

Bei der Novellierung der Wärmeschutzverordnung im Februar

1984 wurden die Wärmeschutz-Anforderungen erhöht, wodurch

die rechnerischen Transmissionswärmeverluste gegenüber der

geltenden Regelung um 20 bis 25% gesenkt wurden.

Weiterhin sind in die novellierte Fassung erstmals auch Vor-

schriften für bauliche Veränderungen bestehender Gebäude

mit aufgenommen worden.

Für die Berechnungs- und Nachweisverfahren wurden einige

Vereinfachungen eingeführt. Die Grundlagen für die Berech-

nung des Wärmeschutzes nach der neuen DIN 4108 aus dem Jah-

re 1981 sind zu berücksichtgigen. Insbesondere dürfen für

die Berechnung nur solche Stoffwerte verwendet werden, die

im Teil 4 DIN 4108 aufgelistet oder durch den BMBau bekannt

gegeben worden sind (vgl. Wiesner, H. 1982: Anforderungen

der neuen Wärmeschutzverordnung im Vergleich zur bisherigen

-41-

Rechtslage.- In: Wärmeschutz und Energieeinsparung m Hoch-

bau.- Mitteilungen der Heimstätten und Landesentwicklungsge-

sellschaften Nr.4, S. 3-5 und Ehm, H. 1982: Was bringt

die neue Wärmeschutzverordnung?, in:Bauphysik, H.2. 1982,

S. 47-49).

Effekte der Wärmeschutzverordnung

Die Wärmeschutzverordnung bezieht sich primär auf Neubauten

bzw. in der novellierten auch in begrenztem Umfang auf be-

stehende Gebäude. Aus der Literatur sind verschiedene An-

sätze zur Bewertung von Heizenergie-Einsparungen durch die

Verbesserung des Wärmeschutzes bekannt. Im folgenden wird

auf einen Vergleich von Rouvel zurückgegriffen (vgl.

Rouvel, L.1983, in: Praxisinformation Energieeinsparung.-

Heft 04.093 der Schriftenreihe des Bundesministers für Raum-

ordnung, Bauwesen und Städtebau). Gegenübergestellt wird

der rechnerische Heizenergiebedarf, wie er sich für ein Ein-

familien- und ein Mehrfamilienhaus aus den jeweiligen Wärme-

schutz-Anforderungen nach DIN 4108 in der Fassung vom Au-

gust 1969, der Wärmeschutzverordnung in der Fassung vom Au-

gust 1977 und der Wärmeschutzverordnung in der novellierten

Fassung vom Februar 1982 ergibt.

Rechnerischer Heizenergiebedarf (Jahreswärmebilanz):

EFH MFH

DIN 4108 Aug.'69(Mindestwärmeschutz) 300 kWh/m2a 195 kWh/m2 a

WschV Aug.'77 (erhöhter Wärmeschutz) 210 kWh/m2 a 130 kWh/m2a

WschV Febr.'82 (novellierte Fassung) 130 kWh/m2 a 80 kWh/m2 a

Das bedeutet, daß eine Reduzierung der rechnerischen Trans-

missionswärmeverluste in der novellierten Wärmeschutzverord-

nung um 20-25% gegenüber der vorher geltenden Regelung zu

-42-

einer Verminderung des Heizwärmebedarfs um fast 40% führen

kann. Der monetäre Effekt bei einem Einfamilienhaus mit 150

m2 und einem durchschnittlichen Nutzwärmepreis von 7

DPf/kWh in 1978 und 9 DPf/kWh in 1983/84 beläuft sich auf

Kosteneinsparungen von rund 1 Mio.DM pro 1000 Objekten.

In der oben genannten Veröffentlichung der Heimstätten und

Landesentwicklungsgesellschaften werden die durch die novel-

lierte Fassung der Wärmeschutzverordnung ausgelösten Bauko-

stensteigerungen (zusammen mit der neuen Heizungsanlagen-

Verordnung) auf 2 bis 4% geschätzt.

Tatsächlich ist mit geringeren Einsparungsquoten zu rech-

nen, da die oben angestellten Vergleiche lediglich die rech-

nerischen Werte unter besti mmten optimalen Rahmenbedingun-

gen berücksichtigen.Diesen Annahmen sind in Wirklichkeit

durch fehldimensionierte Heizungsanlagen und andere Restrik-

tionen (z.B. falsches Nutzerverhalten) Grenzen gesetzt.

Eine Entwicklung von Energieverbrauch und Heizkosten (öl)

von 1972 bis 1984 unter Berücksichtigung von normativen Vor-

gaben, staatlicher Förderung und Marktpreisen für das Fall-

beispiel eines Neubau-Einfamilienhauses bringt Kollmann

(Kollmann, H. 1985: Energiesparen - Technik, Potentiale

und Tendenzen (Am Beispiel der Raumheizung in den Haushal-

ten).- unveröffentlichtes Manuskript der Programmgruppe Sy-

stemforschung und Technologische Entwicklung der Kernfor-

schungsanlage Jülich GmbH). Dabei wurden die Werte des Jah-

res 1973 jeweils mit 1,0 angesetzt. Im Jahr 1981 sind dem-

nach die Heizkosten um den Faktor 2,45 gestiegen, die Ener-

gieeinsparungen um 35%. Die Novelle der Wärmeschutzverord-

nung und die zwischenzeitlich eingeführte Niedertemperatur-

Heiztechnik machen 1984 Einsparungen von 67% möglich. Erst

mit diesen hohen Einsparungen werden die Brennstoffkostenre-

lationen des Ausgangsjahres 1973 wieder erreicht.

Energieverbrauch

Heizkosten ( 01)

im Neubau(EFH)

Parameter:

Ölpreis

Staatl. Malinahmen

(z.B.Wärmeschutz )

Wdrmesc hut z

km'w'ert

W(m2K)

76 7974 77 78751972 73A A

DIN 47011 E;N 4108',969 1959

bis 83:;ä77i51

§ 82a ESt DVbis 1987

SubventionierteEigeninitiative

überwieg. Alt bau

4.35 Mrd DM 1E Mod E n G

6/78 ^• Programm

1978 - 83

-43-

Abb. 31 (Quelle: Kollmann, H. a.a.O.)

En EG7/76

WSchV77

/

Heiz AnIVHerz BetrV

9/78

---- —7.

80 81 82A. A

83 84 1985 JAHRA. A.

Gesetze

Verordnungen

Richtlinien

DN 41081981

DIN 470183

WSchV82

iiHeiz Anl V

82Heiz KV

2/81 überwiegend

NeubauEnAnd

EDG

Einsparungseffekte durch Maßnahmen zur rationellen Energie-

verwendung wurden unter anderem 1982 vom Ifo-Institut für

Wirtschaftsforschung errechnet (Eiffizienz der Energiespar-

politik.-). In dieser Untersuchung wurden die Primärenergie-

einsparungen in Millionen Tonnen Steinkohleeinheiten für

einzelne Maßnahmen abgeschätzt. Die kumulierten Primär-

energieeinsparungen belaufen sich demnach auf 15,5 Milli-

onen Tonnen Steinkohleeinheiten.

Einfluß der Bauforschung auf die Wärmeschutzverordnung

An der Erarbeitung der Wärmeschutzverordnung waren BMBau

und BMWi gleichgewichtig beteiligt, wobei das BMBau den

fachlichen Teil abzudecken hatte.

Die Aussagen befragter Experten über den Nutzen der Baufor-

schung für die Erarbeitung und Novellierung der Wärmeschutz-

verordnung waren nicht immer deckungsgleich. Zwei Auffassun-

gen wurden vertreten: Die Bauforschung war hauptsächlich

für die Erarbeitung der ersten Fassung der Wärmeschutzver-

ordnung von Bedeutung, habe aber bei der Novellierung keine

vergleichbare Rolle mehr gespielt, da es sich hierbei ledig-

-44-

lich um Vereinfachungen und um die Verschärfung von Grenz-

werten (nach der Wirtschaftlichkeitsklausel in Abhängigkeit

vom allgemeinen Energiepreisniveau) gehandelt habe. Die an-

dere Auffassung bestreitet, daß die Bauforschung einen we-

sentlichen Anteil an der Entstehung der Wärmeschutzverord-

nung gehabt habe und verweist demgegenüber auf die Bedeu-

tung der Ressortforschung des BMBau, wo erstmals über die

Möglichkeit von sogenannten "Schwedenstandards" gesprochen

worden sei.

Die Bauforschung hatte bereits in den 70er Jahren eine Viel-

zahl von Arbeiten zum Thema produziert. Nach Einschätzung

beteiligter Akteure aus dem BMBau hat dieser lange Vorlauf

die schnelle Umsetzung bei der Erarbeitung der Verordnung

ermöglicht. Andere Länder konnten - so die verbreitete Auf-

fassung dieser Akteure - nicht auf einen derartige Fundus

von Forschungsergebnissen zurückgreifen und hatten größere

Schwierigkeiten, nach der Energiepreiskrise konkrete regula-

tive Maßnahmen zum baulichen Wärmeschutz zu schaffen. So

seien von Österreich, von den Niederlanden oder von Belgien

grundlegende Teile der zur Berechnung des Wärmebedarfs not-

wendigen DIN 4108 direkt übernommen worden; Griechenland ha-

be die gesamte Wärmeschutzverordnung übernommen.

Das größte Problem bei der Erarbeitung der Wärmeschutzveror-

dnung habe in der Festlegung von Wirtschaftlichkeitskrite-

rien bestanden, denen aufgrund der im Energiewirtschaftge-

setz vorgegebenen Wirtschaftlichkeitsklausel konkreter In-

halt zu geben war. Das Problem habe im wesentlichen darin

bestanden, die Haltbarkeitszeiten der einzusetzenden Mate-

rialien oder Systeme und die damit erzielbaren Einsparungen

einzuschätzen. Von großem Interesse seien daher Forschungs-

arbeiten gewesen, die beispielsweise den Einfluß von Dämm-

stärken auf die Wirtschaftlichkeitsberechnungen oder das Al-

terungsverhalten von Wärmedämmverbundsystemen untersuchten.

Im Gesamtergebnis ergab sich nach Auswertung der vorliegen-

dmn T ntPrurhiingen Ri ngpar»ng ^mc^gl i rhkei tQn anrch Senk»na

-45-

von Transmissionswärmeverlusten zwischen 30 und 35% bei ei-

ner Baukostenerhöhung (Neubau) von rund 3%.

Bei den Gesprächen konnte im einzelnen nicht mehr nachvoll-

zogen werden, welchen Forschungsvorhaben konkret welche An-

gaben entnommen werden konnten.

Ein Blick auf die von uns ermittelte Zeitreihe von Projek-

ten der BMBau-Bauforschung weist unter den Kriterien "Rele-

vanz: Informationsbedarf Gesetzgebung" und "Strategischer

Informationsbedarf" insbesondere für die Jahre 1974 und

1975 entsprechende Vorhaben aus, z.B.:

Energiesparende Bauweisen im Wohnungs- und Städtebau,

Teilbereich IV: Wirtschaftlich optimaler Wärmeschutz von

Einfamilienhäusern. Kritische Gedanken zu Optimierungs-

rechnungen.- Erarbeitet vom Institut für Bauphysik, Stutt-

gart, fertiggestellt 1975.

Des weiteren sind die Ergebnisse zu erwähnen, die aus dem

Zyklus der Forschungsarbeiten zu den sogenannten Therma-Bau-

ten vorlagen.

3.1.3. Fallbeispiel Wärmedämmverbundsysteme

Die Systeme bestehen aus einer auf die Wand aufgebrachten

Wärmedämmung, meist Polystyrol-Hartschaum, aber auch Mine-

ralfaserdämmplatten, und einer Deckschicht. Einschalige Aus-

sendämmungen mit Dämmschichten zwischen 60 und 80 mm gelten

heute als technisch bewährt, bei darüber hinausgehenden

Dämmschichtdicken ist jedoch auf das sich verstärkt auswir-

kende Schwindverhalten sowie die erhöhte thermische Bean-

spruchung der Dämmplatten zu beachten (vgl. RWE Bau-Hand-

buch Technischer Ausbau 1985/86). Die Wärmedämmung wird in

Form von Platten durch Verkleben oder Verdübeln befestigt.

Als Klebmasse werden Dispersionskleber mit einem Zementzu-

satz eingesetzt.

-46-

Die Deckschicht von Wärmedämmverbundsystemen besteht aus

zwei Schichten, einer Armierungsschicht und dem Putz. Heute

üblich ist die Verwendung von Kunstharzputzen mit Kunsthar-

zen als Bindemittel. Die Erhärtung von kunstharzgebundenen

Putzen geschieht rein physikalisch durch Verdunsten des Was-

sers, wodurch die dispersen Teilchen zusammenrücken und ei-

ne geschlossene Oberfläche bilden. (vgl.Lenkeit, W. 1983:

Das Verhalten eines Wärmedämmverbundsystems unter Klimabean-

spruchungen.- Dissertation, TU-Berlin).

Effizienz von Wärmedämmverbundsystemen

Die in der Wärmeschutzverordnung ermittelten Wirtschaftlich-

keitskriterien und Anforderungen an den baulichen Wärme-

schutz waren nicht zuletzt auf das Vorhandensein von Wärme-

dämmverbundsystemen zurückzuführen, für die sich ein außer-

ordentlich günstiges Kosten-Nutzen-Verhältnis ermitteln

ließ. Darüberhinaus ist mit diesen Systemen die wirtschaft-

liche Möglichkeit einer nachträglichen wärmedämmenden Sanie-

rung des bestehenden Altbestandes, gerade auch im Bereich

des mehrgeschossigen Mietwohnungsbaus, gegeben. Eine zuneh-

mende Zahl von Objekten dieses Typs, vor allem aus den 50er

bis in die 70er Jahre ist von teilweise umfangreichen und

starken Bauschäden betroffen (Stichwort 'Betonsanierung').

Bei diesen Fällen ist die Kombination der ohnehin notwendi-

gen Sanierung zur Behebung der vorhandenen Schäden mit ei-

Wärmedämmung +-tei W e.^^'^' emmvrbundsyst emen b esonder siicr mittels rrcLrai^cuauu«vciuu..u..=Y..^^..._....._ ....-.+._ _• ...-^.interessant, da sich die Investitionskosten dadurch nur un-

wesentlich erhöhen, der Investitions-Nutzen aber wesentlich

verbessert wird (vgl. Energiegerechte Neubausanierung. Chan-

cen und Grenzen der Bauschadensanierung bei gleichzeitiger

Verbesserung des Wärmeschutzes von Mehrfamilienhäusern bis

siebziger Jahre.- Untersuchung im Auftrag des Senators für

Wissenschaft und Forschung, Berlin; Bearb.: Weidlich Inge-

nieurgesellschaft, Berlin, Mai 1985).

Dennoch ist eine starke Verbreitung von Wärmedämmverbundsy-

stemen auch im Bereich des Eigenheimbaus festzustellen.

-47-

Zur Verwendung von Wärmedämmverbundsystemen

Wärmedämmverbundsysteme werden seit mehr als 20 Jahren zur

wärmedämmenden Beschichtung von Außenwänden benutzt. Die

Entwicklung und erste Erprobung erfolgte durch Eigeninitia-

tive der Industrie. Ihre breite Verwendung fanden die Syste-

me allerdings erst nach Beginn der Energieverteuerung Mitte

der 70er Jahre. Neben großen Erfolgen (vgl. z.B. Institut

für das Bauen mit Kunststoffen 1976: Praktische Erfahrun-

gen mit Wärmeschutzmaßnahmen bei einer gemeinnützigen Woh-

nungsbaugesellschaft.- Forschungsbericht im Auftrag des Bun=

desministeriums für Forschung und Technologie; BMFT FB 78-

13) gab es eine Reihe von Mißerfolgen in Form von Bauschä-

den. Häufigste Mängel waren Rißbildung, Abblättern von Put-

zen oder Durchfeuchtung der Wände.

In diesem Stadium setzte Mitte der 70er Jahre die BMBau-

Forschung mit der Untersuchung von Wärmedammverbundsystemen

ein. Eine Reihe wichtiger Vorhaben wurden vom Institut für

Bauphysik der Fraunhofer-Gesellschaft, Außenstelle Holzkir-

chen, durchgeführt. Hierbei ging es vorrangig um die Wasser-

dampfdurchlässigkeit von Beschichtungen, die Beurteilung

des Wasserdampfdiffusions- und Feuchteverhaltens beschichte-

ter Wandsysteme. Weitere Vorhaben beschäftigten sich mit

der Einsatzfähigkeit verschiedener Materialien als Elemente

im Verbundsystem; so wurden in einem Vorhaben Polystyrol-

Hartschaumplatten auf ihre Tauglichkeit überprüft. Eine

Gruppe von Untersuchungen widmete sich dem Problemkreis der

Beschichtungen, insbesondere dem Verhalten der damals neu-

entwickelten Kunstharzputze. Die Vorhaben hatten insgesamt

das Ziel, die Grundvoraussetzungen für das "Funktionieren"

von Wärmedämmverbundsystemen klären. Dabei wurde der be-

reits vorher bei der Anwendung gefundene Hinweis bestätigt,

daß es wesentlich darauf ankomme, die richtigen Systemele-

mente miteinander zu kombinieren.

Die meisten Wärmedämmverbundsysteme sind durch das Institut

für Bautechnik, Berlin, zugelassen und in die Baustoffklas-

se B 1 (schwer entflammbar) eingestuft; eine besondere bau-

-48-

aufsichtliche Genehmigung ist im Einzelfall nicht mehr er-

forderlich. Die Prüfung des Instituts für Bautechnik be-

schränkt sich allerdings nur auf das Brandverhalten, andere

Aspekte, wie Standsicherheit oder Haltbarkeit werden bei

der Prüfung nicht berücksichtigt.

Aus diesem Grund kommt der Prüfung dieser Eigenschaften

eine besondere Bedeutung zu, die seit einigen Jahren im

Rahmen der sogenannten UEAtc-Richtlinie für die Beurteilung

der Eignung von Wärmedämmverbundsystemen für Fassaden durch-

geführt wird. UEAtc steht dabei für "UNION EUROPEENNE POUR

L`AGREMENT TECHNIQUE DANS LA CONSTRUCTION", einer Einrich-

tung, die darum bemüht ist, durch die Erarbeitung gemein-

samer Richtlinien für bestimmte Baustoffe eine einheitliche

Beurteilung dieser Produkte in den verschiedenen ihr ange-

schlossenen Ländern zu erreichen. Diese Richtlinien sollen

einen Beitrag zum Abbau technischer Handelshemmnisse in

Europa bewirken. Die Richtlinie "Fassaden-Wärmedämmverbund-

systeme" wurde unter französischer Federführung erarbeitet;

auf bundesdeutscher Seite war das Sekretariat für UEAtc-

Fragen in der Bundesanstalt für Materialprüfung (BAM) betei-

ligt. Jedes Mitgliedsinstitut wendet die Richtlinie für die

Erteilung von Agréments in seinem Land an. Im Agrément

werden zwei wesentliche Punkte angesprochen:

Anforderungen hinsichtlich der Gebrauchstauglichkeit (Si-

VLler lief t, hygl othermisL Ldes V CL. LL Q1 6^GLL , v ci LLQl L^ClL gegen-

über mechanischen Beanspruchungen, Dauerhaftigkeit, Qua-

litätskonstanz und -kontrollen, Aussehen, Wartung)

2. Bestimmung der oben genannten Eigenschaften.

Die Beurteilun g durch das Prüfinstitut enthält Angaben

über

- die Gleichmäßigkeit der Produkte, die Bestandteil sind

- Einbauschwierigkeiten

- Interpretation der Versuchsergebnisse

- Art des Vertriebes

- die Überprüfung alter Referenzobjekte oder statisti-

scher Untersuchungsergebnisse.

-49-

Das Sekretariat prüft nicht selbst, sondern vergibt Prüfauf-

träge an einschlägige Institute, in der Bundesrepublik

Deutschland sind dies die BAM und die Materialprüfanstalt

Baden-Württemberg.

Die Richtlinie wurde unter französischer Federführung er-

stellt. Jedes Mitgliedsinstitut war jedoch an der Erstel-

lung beteiligt, um die Meinung des Mitgliedslandes in den

Erstellungsprozeß einbringen zu können. Hierzu wurden soge-

nannte Spiegelausschüsse gebildet, in die Vertreter aus In-

dustrie, Wissenschaft und der Prüfinstitute etc. geladen wa-

ren. Mit der Richtlinienarbeit wurde bereits 1978 begonnen.

Eine wesentliche Hilfe seien dabei die Erkenntnisse aus Bau-

forschungsarbeiten gewesen, die vom Fraunhofer-Institut für

Bauphysik, Außenstelle Holzkirchen erarbeitet worden

waren.

Es liegt im Ermessen der einzelnen Hersteller, für ihre

Produkte Agrements erarbeiten zu lassen. Nach Angaben des

Sekretariats haben bislang rund ein Dutzend bundesdeutscher

Hersteller ein Agrement erhalten. Es handelt sich dabei

ausnahmslos um Systeme mit Polystyrol-Hartschaum als

wärmedämmende Schicht. Die Gesamtzahl der Hersteller wird

derzeit auf ca.25 Firmen geschätzt. Der größte Teil aller

Hersteller hat seinen Sitz im süddeutschen Raum. In Berlin

(West) gibt es nach Kenntnis des Sekretariats lediglich

einen Hersteller.

Die im Rahmen der Agrement-Erstellung durchgeführten Unter-

suchungen sollen einen hohen Qualitäts-Standard für Wärme-

dämmverbundsysteme gewährleisten, eine Absicht, die ange-

sichts der durchgeführten Untersuchungen sehr wahrschein-

lich erreicht wird. Nach mehrfach geäußerter Expertenmei-

nung liegt der Hauptschwachpunkt auch von ausgereiften Wär-

medämmverbundsystemen in der Art der Vorbehandlung und Ver-

arbeitung einzelner Systemkomponenten (z.B. Lagerung von Po-

lystyrol-Hartschaumplatten). Die im Agrement behandelten

Qualitätsanforderungen setzen diese fachgerechte Behandlung

voraus. Es liegt jedoch im Belieben des jeweiligen Anwen-

ders, d.h. des ausführenden Unternehmens, ob eine fachge-

rechte Bearbeitung erfolgt oder nicht. Ein großer Teil von

-50-

Problemen mit Wärmedämmverbundsystemen wird deshalb auf der-

artige Handhabungsmängel zurückgeführt, die kaum überprüft

werden können.

Anwendung von Wärmedämmverbundsystemen durch Wohnungsunter-

nehmen

Lediglich eines der befragten Unternehmen gab an, Wärmedämm-

verbundsysteme auch in größererm Maßstab bei der energiege-

rechten Sanierung seines Altbestandes und bei Neubauvorha-

ben eingesetzt zu haben, und dies bereits seit Anfang der

70er Jahre. Man habe damals bewußt experimentiert, um das

richtige System zu finden. Dabei habe man von der BMBau-For-

schung nichts gewußt. Vielmehr habe man seine eigenen Er-

fahrungen an andere Unternehmen weitergeben können. Bei an-

deren Unternehmen, insbesondere in Berlin, war man mit der

Verwendung von Wärmedämmverbundsystemen vorsichtiger. Die

Skepsis war sowohl bei kleineren als auch bei großen Unter-

nehmen zu finden, wobei ein gewisser Schneeballeffekt durch-

aus eine Rolle gespielt haben mag: ein namhaftes Unterneh-

men trete als "Bremser" auf, und alle anderen zögern. Die-

ser Effekt scheint im Falle der Berliner Unternehmen da-

durch begünstigt, daß diese traditionell in einem engen Er-

fahrungsaustausch stehen.Die geäußerste Skepsis bezog sich

auf die Haltbarkeit von Wärmedämmverbundsystemen. Aus eige-

ner Erfahrung kannte z.B. ein großes Unternehmen lediglich

Systeme, die höchstens 12 Jahre alt waren (Diese Jahresanga-

be deckt sich mit dem Durchschnittsalter der Wärmedämmver-

bundsysteme, deren Alterungsverhalten im Rahmen eines BMBau-

Vorhabens, Vorh.Nr.800182-9, vom Fraunhofer-Institut für

Bauphysik, Außenstelle Holzkirchen, im Jahr 1984 untersucht

wurde; die Untersuchung war dem Unternehmen nicht bekannt).

Von einer verputzten Fassade würden aber Standzeiten, ver-

gleichbar normalen Mauerwerksfassaden erwartet. Zudem wür-

den durch den Schichtenaufbau Behinderungen des Wasserhaus-

haltes der Wände und in Kombination mit den bereits im

Rahmen des Heizenergiesparprogramms eingesetzten dichten

Fenstern - Feuchtigkeitsschäden befürchtet. Gedämmt werde

nach Aussagen der Unternehmen eigentlich nur dort, wo es er-

-51-

stens leicht und problemlos möglich scheint und zweitens

ein außerordentlich günstiges Kosten-Nutzen-Verhältnis gege-

ben sei, also im Bereich der Dachböden oder Rohrleitungen.

Diese Möglichkeiten, so die "Dämmphilosophie" eines Unter-

nehmens, sollten zunächst ausgeschöpft werden, bevor mit

der risikoreichen Fassadendämmung begonnen wird.

Ein Unternehmen konnte von seinen mehr als zwanzigjährigen

Erfahrungen im Umgang mit Wärmedämmsystemen berichten. Man

hatte sich dort bereits deshalb so frühzeitig damit beschäf-

tigt, weil das Unternehmen eine Pionierrolle auf dem Gebiet

der Stromdirektheizungen, insbesondere der Nachtstromspei-

cherheizungen spielte. Bei der Verwendung dieser Art von Be-

heizung war man aus Kapazitätsgründen gezwungen, die An-

schlußleistung und damit den Wärmebedarf möglichst niedrig

zu halten. In den 60er Jahren hatte man vergleichsweise we-

nig für die Wärmedämmung getan. Ein zum damaligen Zeitpunkt

mit Stromdirektheizungen umgerüstetes Objekt bekam eine In-

nendämmung mit 15 mm starken Polystyrol-Hartschaumplatten.

Im übrigen war der Wärmebedarf dieses Objektes durch eine

gleichmäßige Verteilung des Wärmeübergangs relativ gering,

ein Effekt, der durch den Einbau von Klimalit-Voll- und

Hohlkörperdecken verstärkt werden konnte. Bauphysikalische

Probleme aufgrund der Innendämmung wurden nicht festge-

stellt. Das Objekt wurde erst vor kurzem in die laufende Be-

tonsanierung einbezogen wobei in einem Gutachten der sehr

gute bauphysikalische Zustand bestätigt wurde.

In den Jahren 1964/65 wurde ein weiteres Objekt (Neubau in

Beton-Schüttbauverfahren) mit einer 30 mm Polystyrol-Hart-

schaum-Außenisolierung ausgestattet. Die Polystyrol-Hart-

schaumplatten wurden dabei noch punktuell aufgeklebt und

mit "Kaninchendraht" überspannt, worauf ein Haftgrund aus

einer Kies-Zement-Mischung aufgebracht wurde, der mit zwei

Lagen Putz versehen wurde. Mit diesem System wurden keine

guten Erfahrungen gemacht, da vor allem auf der Südseite

durch die starke Sonneneinstrahlung Wärmespannungen zu Riss-

bildungen führten, die nur schwer behoben werden konnten.

Bei einem anderen ebenfalls mit diesem System ausgeführten

Objekt traten diese Probleme dagegen nicht auf.

-52-

Als nächstes wurde eine Außenwandisolierung (ebenfalls Poly-

styrol-Hartschaumplatten) mit Rigips-Platten eingesetzt, um

den Putz zu sparen. Bei einem 24er-Hohlblock-Mauerwerk wur-

de zusätzlich noch innen gedämmt (30 mm Mineralfasermatte

auf Holzständerwerk, verkleidet mit Rigipsplatten). Mit die-

sem Versuch wurden als der Folge von Ausführungsmängeln

schlechte Erfahrungen gemacht; es kam zu Feuchtigkeitsschä-

den, und im Winter traten Frostschäden auf, so daß sich die

Fassade bereits nach zwei Jahren in einem "desolaten Zu-

stand" befand.

Erst jetzt, Anfang der 70er Jahre machte man sich frei von

der Innenisolierung. Eine Reihe von Objekten wurden mit Vor-

hang-Fassaden versehen, und zwar zunächst aus Kostengründen

mit auf Lattenrost autoglasierten Eternitplatten. In einer

zweiten Ausführungsstufe wurden 60 mm starke Mineralfaser-

platten zwischen Lattenrost und Eternitplatten gebracht.

Die Eternitplatten erwiesen sich als sehr schmutzempfind-

lich, weshalb als nächstes das Ikla-Aluminium-System sowie

ein Kunststoff-System verwendet wurden.

Der erste Einsatz eines "echten" Wärmedämmverbundsystems er-

folgte erst sehr spät im Jahr 1983, als die Wohnungen neben

und über Toreinfahrten damit besser vor Wärmeverlusten ge-

schützt wurden. Obwohl das System an einer äußerst gefährde-

ten Stelle ständigen Beschädigungen durch Fahrzeuge ausge-

setzt ist, wurden bislang noch keine Schäden festgestellt,

was vor allem auf die Verwendung eines harten Putzes der

Mörtelklasse 3 zurückgeführt wurde.

Im übrigen wurde durch die geführten Informationsgespräche,

nicht nur bei den Wohnungsunternehmen, bestätigt, daß beim

Einsatz von Wärmedämmverbundsystemen eine Art "Nord-Süd-Ge-

fälle" festzustellen ist. Dies wurde einmal auf die Herstel-

lerkonzentration in Süddeutschland zurückgeführt, aber auch

auf die unterschiedlichen klimatischen Bedingungen und

nicht zuletzt auf die Klinkerbauweise Nordeutschlands. Klin-

kermauerwerke würden meist nicht so gerne mit Wärmedämmver-

bundsystemen "verschandelt". In Süddeutschland würden auch

Wohnungsunternehmen Wärmedämmverbundsysteme in großem Um-

fang einsetzen.

mit

und

Von

ren.

2. Die

steure

3. Eine

dem Einsatz von Wärmedämmverbundsystemen begonnen

von Folgeschäden in Kauf nehmen.

diesen Erfahrungen konnte man in München profitie-

Jetzt war klar, wie man es nicht machen durfte.

Hersteller führten eine Gewährleistung für die Sy-

ein, wodurch das Schadensrisiko vermindert wurde.

ausschlaggebende Rolle spielten aber persönliche

mußte eine Reihe

-53-

Die stichprobenhafte Nachfrage bei einem Münchner Wohnungs-

unternehmen brachte folgende Resultate.

Tatsächlich wurden hier seit Ende der 70er Jahre eine größe-

re Zahl von Objekten energetisch saniert, allerdings nur Ob-

jekte bis zu acht Stockwerken; bei Hochhäusern greift man

auf vorgehängte Fassaden zurück. Für den Einsatz von Wärme-

dämmverbundsystemen entscheidend waren drei Aspekte:

1. Erfahrungen, die bei der Konkurrenz, insbesondere im

fränkischen Raum gemacht wurden. Hier hatte man vorher

Kontakte eines Unternehmensmitarbeiters zu Dr. Künzel

vom Fraunhofer-Institut für Bauphysik, Außenstelle Holz-

kirchen, der als Auftragnehmer der BMBau-Forschung wich-

tige Hinweise geben konnte.

Im weiteren Verlauf der Untersuchung der Effizienz von Wär-

medämmverbundsystemen wurde versucht, eine Bewertung von

tatsächlich realisierten Energieeinsparungseffekten an aus-

gewählten Objekten der befragten Wohnungsunternehmen festzu-

stellen. Die Objekte sollten nach folgenden Kriterien ausge-

wählt werden: Es mußte eine Heizungsversorgung vorhanden

sein, die eine Verbrauchsmessung durch das Unternehmen für

das Gesamtobjekt ermöglichte. Außer der Fassadenerneuerung

durch Wärmedämmverbundsysteme durfte keine andere energiere-

levante Maßnahme durchgeführt worden sein, die das Ergebnis

der Vorher-Nachher-Verbrauchsmessungen beeinträchtigen könn-

te.

Zumindest zwei Objekte eines Wolfsburger Wohnungsunterneh-

mens eigneten sich für diesen Vergleich. Die energiegerech-

te Modernisierung dieser Objekte wurde im Rahmen eines BMFT-

Forschungsvorhabens (Rationelle Energieverwendung im Fern-

-54-

wärmeversorgungsgebiet der Stadtwerke Wolfsburg AG.- BMFT-

FB-T 83-259) mit umfangreichen Untersuchungen begleitet,

die nach Abschluß des Vorhabens durch das betreffende Woh-

nungsunternehmen fortgeführt wurden, so daß ausreichende Er-

kenntnisse zur Beurteilung der Effizienz von Wärmedämmver-

bundsysteme gesammelt werden konnten.

Es handelte sich hierbei um zwei nahezu identische Gebäude,

dreigeschossige Zweispänner, Baujahr 1941/42, jeweils 10

Wohnungen (incl. Dachausbau) und einer Wohnfläche von je-

weils rund 600 m 2 . Die Gebäude sind alleinstehend, befin-

den sich aber beide innerhalb einer geschlossenen Innen

stadtbebauuung. Die Außenwände bestehen aus gebrannten Voll-

ziegeln mit 38 bis 25 cm Dicke (k-Werte zwischen 1,46 und

1,97 W/m2K). Das Oberflächen-Volumen-Verhältnis ist mit

0,52 relativ günstig. Die Objekte verfügen über Kasten-

Sprossenfenster.

Der Normwärmebedarf nach DIN 4701 "Regeln für die Berech-

nung des Wärmebedarfs in Gebäuden" wurde mit 121 W/m 2 er-

mittelt, der Energieverbrauch (nach VDI-Richtlinie 2067)

mit 248 kWh/m 2 a. Nach Durchführung von Wärmeverlustanaly-

sen und Wirtschaftlichkeitsberechnungen für verschiedene

bautechnische und heizungstechnische Maßnahmen wurden fol-

gende Maßnahmen ausgeführt:

* Außenwanddämmung mit Wärmedämmverbundsystemen (Dämmstoff-

dicke 60 mm)

* zusätzlich Dämmung der Kellerdecken mit Verbundplatten

(30-40 mm)

* Dämmung der obersten Geschoßdecke in den nicht ausgebau-

ten Teilen des Dachgeschosses mit Felsverbundplatten

(Dämmstoffdicke 40 mm) .

Nach Abschluß der Maßnahmen erfolgte eine Effizienzprüfung

unter Zuhilfenahme von Infrarot-Thermografie und mittels

eingebauter Wärmemengenzähler® Die temperaturbereinigte Mes-

sung der tatsächlich verbrauchten Heizenergiemengen ergab

zunächst über eine relativ kurzen Zeitraum keine wesentli-

chen Einsparungen im Vergleich zu den vorhergehenden Heizpe-

-55-

rioden. Im Gegenteil führten die Verbrauchsmessungen zu hö-

heren Werten als die Berechnungen erwarten ließen. Obwohl

für beide Gebäude identische Ausgangsvoraussetzungen gege-

ben waren und sich die durchgeführten Maßnahmen nicht unter-

schieden, wurden Differenzen beim Energieverbrauch um bis

zu 10% gemessen.

Diese unerwarteten Ergebnisse wurden auf zweierlei Gründe

zurückgeführt, erstens auf das unterschiedliche Nutzerver-

halten, insbesondere bei den Lüftungsgewohnheiten der Mie-

ter, zweitens auf Fehler an den Thermostatventilen, die auf

die veränderten Bedingungen nicht mit einer Drosselung des

Warmwasserdurchflusses reagierten. Die Unterschiede bei den

Lüftungsgewohnheiten konnten empirisch durch Begehungen und

Überprüfung von Fensteröffnungszeiten der Mieter bestätigt

werden.

Die Maßnahmen kamen ah 1 979/80 zum Tragen. Für die folgen-

den drei Heizperioden konnten deutliche Heizenergieeinspa-

rungen verzeichnet werden, was in der Hauptsache auf die

wärmetechnische Sanierung zurückgeführt wurde. Eine weitere

Rolle spielten gestiegene Energiepreise und unter Umständen

ein verändertes Nutzerverhalten (20 0 statt 23° Raumtem-

peratur).

Das Fallbeispiel zeigt, wie schwierig eine einwandfreie Be-

wertung der Effizienz durchgeführter Maßnahmen sein kann.

Die Ergebnisse decken cir-h nur teilweise mit den Ergebnis-

sen des Instituts für Bauforschung, Hannover aus den Unter-

suchungen des Energieverbrauchs und der Heizkosten der soge-

nannten Therma-Bauten vor und nach Verbesserung des Wärme-

schutzes mittels Wärmedämmverbundsystemen. Der Bundesbaumi-

nister hatte im Jahre 1974 einen Wettbewerb "therma" durch-

geführt, mit dem Ziel, die wirtschaftlichen Vorteile einer

verbesserten Wärmedämmung an bestehenden Wohngebäuden zu un-

tersuchen. Maßnahmen an insgesamt zehn Beispielbauten wur°

den realisiert (Veröffentlichung in der BMBau-Schriftenrei-

he H. 05.005 und 05.007). Die rechnerisch ermittelte Redu-

zierung des Wärmebedarfs sollte mit den tatsächlich erziel-

-56-

ten Einsparungen verglichen werden. Dabei zeigte sich eben-

falls, daß die zum Teil sehr hohen rechnerisch ermittelten

Werte nicht immer erreicht werden konnten, was in der Unter-

suchung darauf zurückgeführt wurde, daß die Heizungsnlagen

nicht den veränderten Anforderungen eines reduzierten Wärme-

bedarfs angepaßt warden sind und mit einem sehr schlechten

Wirkungsgrad betrieben wurden. Eine wichtige Erfahrung aus

diesem Projekt war daher, Maßnahmen zur rationellen und

sparsamen Energieverwendung müssen integriert durchgeführt

werden, um ein optimales Ergebnis zu erreichen.

Im Beispielfall des Wolfsburger Wohnungsunternehmens kamen

Ergebnisse der Bauforschung direkt nicht zum Tragen; inwie-

weit sie indirekt, beispielsweise in Form von Kenntnissen

bei den wissenschaftlichen Begleitern des Vorhabens oder

bei den ausführenden Bauunternehmungen eine Rolle spielten,

war nachträglich nicht zu klären.

3.1.4 Versuch, die Rationalisierungseffekte der Einführung

von Wärmedämmverbundsystemen zu qualifizieren - der

"Wedler-Ansatz"

Für die quantitative Bezifferung der Effekte von Baufor-

schungsergebnissen wurde in unserer Untersuchung auch ein

Ansatz verfolgt, der in anderem Zusammenhang bereits vor

über 20 Jahren zur Bewertung von Rationalisierungseffekten

im Wohnungsbau entwickelt wurde. Dieser Ansatz versucht im

Prinzip, konkrete Rationalisierungseffekte an Einzelfällen

zu messen und unter Verwendung bestimmter Hypothesen hochzu-

rechnen.

3.1.4.1 Konzeption und Ergebnisse des "Wedler-Ansatzes"

In dem von B. Wedler im Jahr 1961 zur Bewertung von Ratio-

nalisierungseffekten im Wohnungsbau entwickelten Ansatz wur-

den die Baukosten von zwei gleichwertigen viergeschossigen

Wohngebäuden mit je 16 Zweieinhalb-Zimmer-Wohnungen vergli-

-57-

chen (vgl. Wedler, B. 1961: Einfluß der Rationalisierungs-

maßnahmen seit dem Jahre 1949 auf die Kosten des Wohnungs-

baus.- Bundesbaublatt, H. 3, 15. März 1961, S. 214-221). Da-

bei wurde angenommen, daß die Vergleichsobjekte im Jahre

1958 erbaut wurden, und zwar einerseits mit Baustoffen, Bau-

arten und Bauverfahren, die 1930 üblich waren, und anderer-

seits mit den Baustoffen, Bauarten und Bauverfahren, die

1958 gängig waren. Soweit in den genannten Jahren verschie-

dene Baustoffe, Bauarten oder Bauverfahren für die einzel-

nen Gewerke zur Verfügung standen, wurden jeweils die wirt-

schaftlicheren berücksichtigt. Verglichen wurden die Bauko-

sten - in den Varianten nach den geltenden Preisen und Löh-

nen von 1958 - ohne Berücksichtigung der Versorgungs- und

Außenanlagen außerhalb des Gebäudes sowie ohne Honorare und

Gebühren. Die auf dem Gebiet der Organisation möglichen Ko-

steneinsparungen wurden bei der Untersuchung nicht berück-

sichtigt.

Die ermittelten Unterschiede der Baukosten sollten im Ergeb-

nis die in dieser Zeitspanne durchgeführten und bei der Bau°

art 1958 berücksichtigten Rationalisierungsmaßnahmen aufzei-

gen.

Im Ergebnis differierten die Gesamtkosten für die beiden

Bauarten, wobei die Bauart 1958 jedesmal günstiger ab-

schnitt. Die größten Unterschiede konnten bei den Rohbauko-

sten festgestellt werden. Hier wiederum waren die größten

Rationalisierungseffekte bei den Maurerarbeiten und Decken-

konstruktionen zu verzeichnen, was auf den Ersatz des Voll-

ziegelmauerwerks durch solches aus großformatigen Mauerstei-

nen mit besserer Wärmedämmung sowie auf den Ersatz der

Holzbalkendecken duch Stahlbetondecken zurückgeführt werden

konnte. Für die Bauart 1958 waren Außenwände von 30 cm Dik-

ke gewählt worden, obwohl nach DIN 4108 wärmetechnisch auch

eine Dicke von 24 cm ausgereicht hätte. Die Ersparnisse

beim Mauerwerk lagen in den einzelnen Orten zwischen 37%

und 48%, die Ersparnisse beim Rohbau zwischen 13 und 17%.

-58-

Weitere Rationalisierungseffekte durch die Bauart 1958 erga-

ben sich durch geringere Geschoßhöhen, entsprechend gerin-

gere Fensterhöhen und geringere Dachneigung. Durch den

stark gestiegenen Komfortstandard für 1958 konnten spürbare

Rationalisierungseffekte beim Ausbau nicht festgestellt wer-

den.

Generell konnten Einsparungseffekte durch technische Ratio-

nalisierung in Höhe von 9% bis 14%, in Berlin (West) sogar

von rund 22% festgestellt werden. Die Rationalisierungsef-

fekte betrugen nach dieser Untersuchung im Jahr 1958 durch-

schnittlich 2300 DM pro Wohnung. Hätte die diesen Effekten

zugrundeliegende Rationalisierung nicht stattgefunden, so

die Argumentation, so hätten die Baukosten für die unter-

suchten Wohnungen um diesen Betrag höher gelegen; denn auch

ohne Rationalisierung hätten die Löhne und Preise im Bauwe-

sen die 1958 ermittelte Höhe erreicht.

Die bei den viergeschossigen Modellobjekten ermittelten Er-

gebnisse wurden im folgenden auch auf andere Wohnbauten

übertragen. Hierfür wurden für die Bauarten Geschoßmietwoh-

nung, Einfamilienreihenhaus und Einfamilien-Einzel oder Dop-

pelhaus mittlere "Wirkungsgrade" der technischen Rationali-

sierung festgelegt und über die durchschnittliche Zahl der

Wohnungen für die jeweiligen Bauarten eine mittlere Erspar-

nis je Wohnung von 1750 DM ermittelt. Für die im Jahre 1958

im Bundesgebiet ohne Berlin (West) und Saarland fertigge-

stellten 490 000 Wohnungen errechnete sich damit eine Ge-

samtersparnis von rund 860 Millionen DM. Unter Berücksich-

tigung der Veränderungen von Baupreisen und Wohnungsgrößen

wurde für den Zeitraum von 1949 bis 1960 eine Ersparnis von

5,8 Milliarden DM ermittelt.

Bei diesen Überlegungen ist zu berücksichtigen, daß Fort-

schritte in der Rationalisierung der Organisation der Bauar-

beiten und des Entwurfs nicht berücksichtigt wurden, obwohl

die hier praktisch zu realisierenden Ersparnisse von Wedler

als bedeutsam eingeschätzt wurden. Die Rationalisierungsef-

fekte wurden in der Untersuchung auf 1,1 Milliarden DM für

den Untersuchungszeitraum 1949 bis 1960 geschätzt.

-59-

Zusammenfassend kommt die Untersuchung zu dem Ergebnis, daß

in den Jahren 1949 bis 1960 im Bundesgebiet 110 Milliarden

DM an öffentlichen und privaten Mitteln in den Wohnungsbau

investiert worden sind und daß ohne die ermittelten Rationa-

lisierungseffekte für die Errichtung der gleichen Zahl von

rund 5,5 Millionen Wohnungen ein Mehrbetrag von etwa 7 Mil-

liarden DM hätte aufgebracht werden müssen.

Die Rationalisierungseffekte wurden in der Untersuchung -den

Bemühungen von Wissenschaft, Bauwirtschaft, Baustoffindu-

strie, Behörden, Architekten und Baufachleuten zugeschrie-

ben.

3.1.4.2 Versuch, den "uredler-Ansatz" bei einer Ermittlung

der Effekte von Wärmedämmverbundsystemen fruchtbar

zu machen

In Abwandlung des Untersuchungsansatzes von Wedler werden

im folgenden Rationalisierungseffekte am Beispiel Wärmedäm-

mung im Wohnungsbau ermittelt. Voraussetzung für die Anwen-

dung dieses Ansatzes auf das Fallbeispiel Wärmedämmung/Wär-

medämmverbundsysteme sind drei Annahmen: Es muß sich, im

Hinblick auf das erreichte Dämmniveau (ausgedrückt durch

die k-Wert-Angabe) erstens um vergleichbare Systeme han-

deln. Zweitens müssen Angaben über die Gestehungskosten für

die einzelnen Systeme vorliegen, die Material- und Lohnko-

sten berücksichtigen. Drittens muß eine zeitliche Kostenbe-

reinigung möglich sein.

Folgendes Vorgehen wurde gewählt:

- Auswahl für den Vergleich geeigneter Wand- bzw. Dämmsyste-

me unterschiedlicher Entwicklun gsstufen für die beiden

prinzipiellen Anwendungsbereiche Neubau und Modernisie-

rung (Bestand). Beschreibung dieser Systeme.

Ermittlung der Systemkosten pro Quadratmeter für einen

Zeitpunkt Anfang der 70er und 1984. Angaben hierzu konn-

-60-

ten dem RWE Baukalender aus dem Jahre 1973 und dem RWE

Bau-Handbuch Technischer Ausbau 1985/86 entnommen werden.

Weiterhin wurden Gestehungskosten durch eine Recherche

bei den Herstellern ermittelt. Probleme ergaben sich da-

durch, daß Gestehungskosten nicht durchgängig erhältlich

waren, da im RWE Baukalender nur Materialpreise angegeben

sind. Eine Reihe von Herstellern von Systemen, die für

den Vergleich ausgewählt wurden, sind nicht mehr am

Markt, so daß für deren Produkte keine originären Geste-

hungskosten für die 70er Jahre ermittelt werden konnten.

- Der zeitliche Kostenvergleich wurde ermöglicht durch Er-

mittlung verschiedener Preisindizes (für Maurerarbeiten,

Instandhaltung von Wohngebäuden und im Vergleich hierzu

die allg. Lebenshaltungskosten).

- Der Ansatz wurde bei der Befragung von Experten auf seine

Brauchbarkeit überprüft.

Überprüfung des modifizierten Wedler-Ansatzes auf seine

Brauchbarkeit durch Expertenbefragungen:

Die daraufhin angesprochenen Experten hielten den Ansatz,

Rationalisierungseffekte durch den Vergleich der Kosten

gleichwertiger Wärmedämmsysteme zu ermitteln für prinzi-

piell durchführbar. Auf folgende zwei Probleme wurde hinge-

wiesen:

Zum einen sei zu beachten, daß die Preisentwicklung im Be-

reich der Bauwirtschaft sehr differenziert und nicht durch-

gängig erfolgte. So gab es Materialien, wie Aluminium, die

damals nicht bezahlbar waren, heute aber billiger seien als

vergleichbare Produkte (verzinkte Eisenbleche). In den nach-

stehend aufgeführten Vergleichsrechnungen wurde daher ver-

sucht, mit verschiedenen Indizes aus dem baulichen Bereich

oder aus dem Bereich der allgemeinen Lebenshaltungskosten

unterschiedliche Ergebnisse zu errechnen.

Abb. 32 DAMMSYSTEME FUR NEUBAUTEN

Dämmsystem: Wandaufbau: Einsatzgebiet: Vorteile/Nachteile: Kosten in DM/m2 k-Wert:

BISOTBERM-MAUERWERK

Innenputz;Mauerwerk (30 cm);Außenputz

Kärlich

Leichte Verarbeitung; Verwendung vonLeichtmörtel zur Vermeidung von Wärme-brücken; Problematisch bei statischbeanspruchten Mauerteilen;besondere Maßnahmen notwendig im Bereichvon Türstützen, Deckenauflagen oder Heiz-körpernischen (Gefahr von Wärmebrücken);

Material incl. Spezial-mörtelt

1970: I 1985:

32 I 48

0,4 -0,45

Hohl- oder Voliblocksteine ausNaturbimskörnern;

Hersteller: Bisotherm-Werk G. Rifler /5403 Mülheim-

GASBETON - YTON PLANBLÖCKE

Innenputz;Ytong-Planblöcke;(z.B. G2 P - 30 cm)Außenputzutz

Einfamilien-häuser undMehrgeschoßbau

exakte Verarbeitung zur Vermeidung vonWärmebrücken ist notwendig;besonderer Wetterschutz mit Spezialputz

Materialkosten:

1977: I 1985:

75-80 1100-110

0,48Poröser Beton in unterschiedlichenRaumgewichten (variierbar durchBeigabe von Porenbildner) in Formverschieden großer Blöcke;

Hersteller: Ytong-AG /Hornstr. 3 - 8000 München 40

HYPERLITDXMMUNG

Innenputz;tragendes Mauerwerk(z.B. HLZ 24 cm);Luftschicht mit Hyper-litfüllung, 6 cm;Blendschale (11,5 cm)

Zwei- bisdreigeschosssigeGebäude

Günstig, wenn ohnehin zweischalig gebautwird;keine Feuchtigkeitsprobleme;schwierige Verarbeitung;Gefahr von Wärmebrücken durch Mörtel

Materialkosten:

1973: j 1985:

5-6 I 15 Hyperlite

0,42Zweischaliges Mauerwerk mitHyperlitfüllung zwischenBlende und tragendem Mauerkern;

Hersteller: Deutsche Perlite GmbH /4600 Dortmund

DURISOL-HOLZSPANBETON -SCHALUNGSSTEINE

ca. 60 % Mehr-geschoßbauca. 30 % 1/2-Fam.-hausbau, Rest In-dustrie/Gewerbe

Leichte Verarbeitung;keine Vermörtelung notwendig;Gefahr von Wärmebrücken durchBeton in Fugen

Materialkosten:1973:1050

19

1985:- Innenputz62 Schalungs

steine- Außenputz

0,52Außen- und Innendämmung mit vorge-formten hohlen Schalungssteinen,die mit Beton verfüllt werden, derdie tragende Funktion übernimmt.

Hersteller: Durisol-Leichtbaustoffe GmbH 6 Co KG

Innenputz;Schalungssteine, mitBeton verfüllt(30 cm);Außenputz

GISOTON-MEHRKAMMERSTEINE

Innenputz;Mehrkammersteine,30 cm,mit 6 cm DämmschichtAußenputz

Str. 1 - 4600 Dortmund

Ein- biszweigeschossigerWohnungsbau

Leichte Verarbeitung;Normalputz ausreichend;Verwendung von Dämmörtel notwendig zurVermeidung von Wärmebrücken

1970:

103019

Materialkosten:

1985:

- Innnenputz40 Gisotonst.- Außenputz

0,48Kerndämmung mittels großformatigerMehrkammersteine aus Blähton mit4 - 6 cm starker Polystyrol-Hart-schaumfüllung;

Hersteller: westdeutsche Steinwerke GmbH /DeusenerFa. Gebhardt s Co /7971 Aichstetten

LEICHTZIEGEL

einschaligesMauerwerk (49 cm)mit Leichtmörtel

Einfamilienhaus-und Mehrgeschoß-bau

Gestehungskosten1984: 280-320

0,41

versch. Hersteller

Abb. 33 DAMMSYSTEME

System:

FUR ALTBAUTEN

Wandaufbau Einsatzgebiet Vorteile/Nachteile Kosten in DM/m 2 k-Wert:

ALUFORMFASSADE VOR AUSSENDAMMSCHICHT

AusschließlichMehrgeschossbauund Hochhäuser,hauptsächlichIndustrie- undGewerbebau

Bauphysikalisch richtige Lage der Dämmung;geringe Unterhaltungs- und Wartungskosten;Gerüstbau;mechanische Verformungen oder mutwilligeBeschädigungen im unteren Bereich möglichmit beliebigen Dämmsystemen kombinierbar

1977: I 1985:

12-35 I 15-40 Aluformplatten

60-70 I 80-90 Gestehungskosten

0,63

Hersteller:

vereinigte Aluminium-werte

Ednfgsallee 30 4000 Düsseldorf

Mauerwerk;Dämmschicht (4 cm);Unterkonstruktion;beidseitig beschichteteAlufassadenplatten

FASERZEMENT-FASSADE VOR AUSSENDAMMSCHICHT

Mehrgeschossbau Bauphysikalisch richtige Lage der Dämmung;keine Spannungen oder Wärmebrücken zwischenden Bauteilen; guter Wetterschutz;Feuchtigkeitschutz der Holzunterkonstruktionist notwendig (biozide Imprägnierung);witterungsbeständige Vernagelung;Bruchempfindlichkeit der Asbestplatten;ästhetische Schwierigkeiten

1970: I 1985:

Nur Fassadenplatten:

11-35 ( 36-60

0,55

x<r,tottor,Fulgvrit AG / 3050 wun,torf 1Eternit AG /Ernst-Reuter-Platt 8

Mauerwerk;Dämmschicht zwischen Latten;Lattenunterkonstruktion;Fassade aus kleinformatigenFaserzementplatten

1000 Berlin 12

BRAAS-FASSADE VOR AUSSENDAMMSCHICHT

Bauten bis zudrei Geschossen

Lage der Dämmschicht bauphysikalischeinwandfrei;keine Spannungen zwischen den einzelnenBauelementen;keine Feuchtigkeits- oder Frostprobleme;guter Wetterschutz und hohe Haltbarkeit;Gerüstbau erforderlich;schwierige Verarbeitung

Materialkosten 1973:Dämmschicht: 8 DM,Fassadenplatten: 75 DM

o,52Steinwolldämmplatten;Asbestzementplattenauf Trägerleisten alsWetterschutz, befestigtmit Edelstahlwinkeln

HerstellersBrass 4 Co / Frtedrleh-Ebert-An1a

Mauerwerk;Dämmplatten (Steinwolle, 5 cm);Asbestzementträgerleisten;Fassadenplatten

a 56 - 6000 Frankfurt

DURO-STEIN-FASSADE VOR AUSSENDAMMSCHICHT

Mehrgeschossbauohne Begrenzungder Geschoßhöhe

Bauphysikalisch richtige Lage der Dämmschicht;keine Frost- und Feuchtigkeitsschäden;tragendes Mauerwerk wirkt temperaturaus-gleichend;schwierige Verarbeitung (Rostschutz derNagelung);Gerüstaufbau

Materialkosten 1973:Dämmschicht: 15 DM,Duro-Stein-Platten: 45 DM

0,55Hinterlüftete,schlagregensichereFassade;

Herstellers Pe. Dreyer

Prit.t-Linde-Str. 35 - 5891 Kierepe

Mauerwerk;Dämmschicht in Form nebeneinander-gesetzter, angemörtelter und aus-gefluchteter Dämmplatten (5 cm);aufgenagelte und gefalzte Duro-Stein-Platten mit Abstandshaltern

G + H - RAUMHOCBPLATTEN

Raumhochplatte (5 cm);Mauerwerk, Außenputz

/6700 Ludwigshafen-etr.l.

Unabhängigvon Konstruk-tion und Ge-schoßzahl

Einfache Montage ohne Gerüstaufbau;trockene Verarbeitung;keine bauphysikalisch richtige Lage derDämmschicht;Gefahr von Feuchtigkeitsschäden;

Materialkosten 1973: 17 DMca.'76 vom Markt genommen

0,55Innendämmung durchDämmplatten mitdruckfester Deck-schicht aus kunst-harzgetränkterSteinwolle

Hersteller: Grineweig und HartmannBOrgermelster-Grünswel

"THERMOHAUT°

Mauerwerk; aufgeklebteFassadendämmplatten (8 cm);Grundierungsauftrag;Armierung mit Mörtelüberzug;Kunststoffdispersionsputz

EicheldorfWarendorf 2/HOrchhelmer Str. 52 - 6520 worms

Ramstadt

Ohne Einschrän-kung, sofernfester Unter-grund vorhanden

Bauphysikalisch richtige Lage derDämmschicht;

Problematischer Wetterschutz

1970 ! 1985

Materialkosten incl.Kleber, Armierung usw.

20-25 I 30-40Gestehungskosten insges.45-60 165-85bei Verwendung von Mine-ralfaserdämmung:

- I 100-120

0,39Außendämmung mitRillen- oder Falzdämm-platten aus Poly-styrol-Hartschaum oderSteinwolle

Hersteller: Alsecco GmbH / 6444 wlldeck-Caluplast GmbH / 4410Deutsche Frigolit GmbHCapatect GmbH / 6105 Ober-

-63-

Der zweite Hinweis berührte die Randbedingungen, die bei

der Durchführung eines derartigen Vergleichs zu beachten

sind. Für den Einsatzbereich der verschiedenen Systeme oder

Materialien seien bestimmte Grenzen gesetzt, die außer Grün-

den baulich-technischer Art durch enge Kosten-Nutzen-Berei-

che bestimmt sind (vgl. hierzu Fraunhofer-Institut für Bau-

. physik, Außenstelle Holzkirchen 1982: Wirtschaftlich

optimaler Wärmeschutz im Hochbau.- BMFT-Forschungsbericht

Nr. T 82-1-31). Wird beispielsweise der Dämmstandard eines

Wärmedämmverbundsystems mit einer Dämmstoffdicke von 60 mm

gewählt (eine geringere Dicke sei aus Kosten-Nutzen-Gründen

uninteressant), benötigte man im Vergleich hierzu einen 120

mm dicken Putzauftrag, sollte die gleiche Dämmwirkung mit

Wärmedämmputzen erzielt werden. Aus technischen Gründen ist

aber derzeit die höchste damit zu erreichende Dämmstärke 50

mm. Ein direkter Vergleich beider Systeme scheide damit

aus, wäre aber besonders interessant, weil es sich bei

Wärmedämmputzen um eine unter Kosten-Nutzen-Gesichtspunkten

ebenso interessante Dämmmöglichkeit handelt wie bei den Wär-

medämmverbundsystemen. Ziegelmauerwerke mit einer Dicke von

über 50 cm seien ebenfalls bautechnisch nicht zu realisie-

ren und könnten damit nicht in unseren Vergleich einbezogen

werden.Diesen Hinweisen wurde versucht, mit der Auswahl der

Systeme Rechnung zu tragen. Wie bereits erwähnt, wurden je-

weils solche Systeme miteinander verglichen, die nur im Be-

reich des Neubaus und solche, die ebenso im Bereich der wär-

metechnischen Bestandserneuerung einzusetzen waren oder

sind.

Wie bereits im Vorspann zum Kapitel "Bauliche Maßnahmen"

des RWE Baukalenders von 1973 ausgeführt ist überdies die

Annahme eines identischen bauphysikalischen Verhaltens ver-

schiedener Wärmedämmsysteme sehr problematisch und kann

nicht einfach nur durch die Angabe eines identischen k-Wer-

tes erreicht werden. Bei den einzelnen Systemen wurde daher

versucht, auf wichtige Unterschiede hinzuweisen.

Eine weitere wichtige Einschränkung erfolgt dadurch, daß

mittelbare Kosten (z.B. Gerüstkosten) im folgenden Ver-

-64-

gleich nicht berücksichtigt wurden, da dies die systemspezi-

fischen Kosten stark in Abhängigkeit von unbekannten Größen

geführt hätte.

Prinzipiell wurde im folgenden zwischen Systemen unterschie-

den, die auch nachträglich im Gebäudebestand eingesetzt wer-

den können (Außen- und Innnendämmung), und solchen Syste-

men, die nur im Falle von Neubauvorhaben Bedeutung erlangen

(Kerndämmung, Mauerwerk mit hoher Eigendämmung)

Wie aus der tabellarischen Zusammenstellung ersichtlich,

zeichnet sich ein gewisser Preisvorteil der Wärmedämmver-

bundsysteme gegenüber vergleichbaren Vorhangfassaden-

Systemen ab. Dies ist eindeutig auf die geringeren Verarbei-

tungskosten zurückzuführen (was auch durch Befragungen bei

den Wohnungsunternehmen bestätigt werden konnte). Hinweise

auf Verarbeitungsschwierigkeiten deuten auf derartige Abhän-

gigkeiten hin.

Ein direkter Vergleich zwischen Systemen, für die lediglich

Materialkosten angegeben sind und solchen, für die Geste-

hungskosten vorliegen, ist nur eingeschränkt möglich® Im

Vergleich mit einem Wärmedämmverbundsystem (30er Mauerwerk,

WVS mit 8 cm Dämmschicht; k-Wert 0,4; Richtpreis 1984: 190

DM) schneidet das einschalige 49er Leichtziegelmauerwerk

(mit Leichtmörtel; k-Wert 0,41); Richtpreis 1984: 280-320

DM)) wesentlich schlechter ab. Wie bereits dargestellt, ist

ein entsprechender Vergleich mit einem Vollziegelmauerwerk

nicht möglich.

Einen aktuellen Kostenüberblick gibt Stiftung Warentest

(Energie-Sonderheft). Auch hierin spiegelt sich der deut-

liche Kostenvorsprung von Wärmedämmverbundsystemen (insbe-

sondere mit Polystyrol-Hartschaumplatten als Dämmmaterial)

gegenüber vorgehängten Systemen wieder. Interessant die

ebenfalls in diesem Heft aufgeführten Preisvergleiche ein-

-65-

zelner Dämmmaterialien (Stand: Anfang 1984), der deutliche

Preisunterschiede zwischen den verschiedenen Herstellern

desselben Materials erkennen läßt.

Bei der Interpretation von Kostenentwicklungen zwischen

1970 und 1985 ist zu berücksichtigen, daß dabei mehrere Fak-

toren eine Rolle gespielt haben können:

- Rationalisierungseffekte durch Bauforschung (incl. F+E-

Forschung der Industrie)

- Produktionsspezifische Rationalisierungseffekte (incl. Ko-

stendegression bei zunehmender Stückzahl, was wiederum

vom Markterfolg des Produktes bestimmt wird)

- Sonstige Einflüsse (z.B. Energiepreisentwicklungen; vgl.

hierzu Marme, W. und Seeberger, J. 1982: Primärenergie-

inhalt von Baustoffen.- Bauphysik H. 5 u. 6 1982)

Leider gibt die Dämmstoffstatistik des Gesamtverbandes

Dämmstoffindustrie erst ab 1979 Auskunft über den Absatz

von Dämmstoffe, so daß die Reaktionen des Marktes auf die

beiden Energiepreiskrisen nicht abgelesen werden können.

Freilich ist damit offen, ob diese Dämmstoffe in Wärmedämm-

verbundsystemen, in vorgehängten Systemen oder in anderer

Form (Innen-, Aussendämmung) verwendet wurden.

Abb. 34

Absatz von Dämmstoffen für das Bauwesen in der BundesrepublikDeutschland 1979 - 1984 in 1000 m3

JahrArt des Dämmstoffes

1979 1980 1981 1982 1983 1984

Mineralfaserdämmstoffe 9 800 10 500 9 000 8 700 9 600 8 600

EPS Hartschaumdämmstoffe 5 500 5 700 5 500 5 060 4 970 4 732

PUR Hartschaumdämmstoffe 660 720 720 720 752 750

Perlite-Dämmstoffe 456 480 420 400 420 400

Dämmende Leichtbauplatten 1 290 265 275 225 201 188

Sonstige anorganische Dä=nstoffe 120 135 130 103 113 130

Dämmstoffe insgesamt 16 826 17 800 16 045 15 208 16 056 14 800

1) ohne EPS-Hartschaumdämmstoffe in Mehrschicht-Leichtbauplatten nach DIN 1104Quelle: Gesamtverband Dämmstoffindustrie (GDI), Frankfurt

-66-

3.4. Zusammenfassung

3.41, Einschätzung der Leistungsfähigkeit des in diesem

Kapitel dokumentierten Ansatzes

Wie eingangs skizziert, ist der diesem Kapitel zugrunde lie-

gende Ansatz darauf gerichtet, Aussagen über den kausalen

Zusammenhang zwischen Forschungsergebnissen einerseits und

Gesetzgebungs-, Normungsarbeit und bauwirtschaftlicher Akti-

vitäten dadurch zu gewinnen, daß zunächst Zeitenreihen zu

den interessierenden Ereignisreihen (Bauforschung einer-

seits, Gesetzgebungs-, Normungsarbeit, bauwirtschaftliche

Entwicklung andererseits) aufgebaut werden und in einem wei-

teren Analyseschritt den die Ereignisreihen möglicherweise

verknüpfenden Diffusionsprozessen nachgegangen wird. Dieses

Verfahren wurde in drei Beispielfeldern, nämlich der Norm

4108 "Wärmeschutz im Hochbau", der Wärmeschutzverordnung

und der Einführung von Wärmedämmverbundsystemen (WVS) ange-

wandt und "erprobt".

Zwar waren dieser "Erprobung" der Methodenkombination nicht

zuletzt dadurch Schranken gezogen, daß die Projektmittel

eng begrenzt waren und das Projekt überdies vorzeitig abzu-

schließen war. Nach den gemachten Erfahrungen zeichnet sich

dieses Vorgehen als durchaus leistungsfähig ab, auch wenn,

wie im folgenden noch zu diskutieren ist, erhebliche Ein-

schränkungen und Abstriche zu machen sind.

3.4.2. Problem der "Messung" von Effekten

Hinsichtlich der Formulierung von Vorschriften, sei es in

Gesetzen und Rechtsverordnungen, sei es in DIN-Normen, ist

die Frage der Erfassung von Veränderungen verhältnismäßig

einfach zu beantworten, weil die interessierenden Verände-

rungen hier an den textlichen Modifikationen ablesbar sind.

Handelt es sich hingegen um die Aufgabe, Veränderungen in

der bauwirtschaftlichen Praxis in einer Weise anzugehen,

daß sie nach Möglichkeit quantifizierenden Aussagen zugäng-

lich sind, stellt sich das der sozialwissenschaftlichen For-

-67-

schung insgesamt geläufige Problem, Veränderungen in der so-

zialen Wirklichkeit brauchbar zu erfassen ("operationalisie-

ren") und zu "messen".

In der vorliegenden Untersuchung stellte sich dieses Pro-

blem in der Frage dar, welche (betriebswirtschaftlichen und

gegebenenfalls auch gesamtwirtschaftlichen) Einsparungen da-

durch erzielt werden konnten, daß die Wärmedämmverbundssy-

steme eingeführt wurden. Hierbei sind wiederum zwei Dimen-

sionen zu unterscheiden, zum einen der Aspekt der Energie-

einsparung (als Differenzbetrag der Heizungsausgaben vor

und nach Einführung des WVS) und zum andern jener der Sen-

kung der Gesteheungskosten des Bauwerkes insgesamt (durch

Verwendung eines WVS).

Für die Ermittlung der monetären Ersparnisse durch Energie-

einsparung kann einerseits zum Verfahren von Modellrechnun-

gen gegriffen werden, durch das die durch eine energieein-

sparende Maßnahme erzielbaren Ersparnisse in der Bewirt-

schaftung des Objektes "modellhaft" berechnet werden. Wie

erwähnt, wurde von uns so in der vorliegenden Studie verfah-

ren, um die Einsparungen zu beziffern, die unter Zugrundele-

gung von DIN 4108 in Verbindung mit der Novelle 1982 der

Wärmeschutzverordnung gegenüber dem früheren Zustand (DIN

4108 in Verbindung mit der WärmeschutzVO, Fassung 1977) er-

zielbar waren. Die entsprechenden Einsparungen wurden für

ein 1-Familien-Haus berechnet und für 1.000 Gebäudeeinhei-

ten mit 1 Mio. DM beziffert.

Freilich sind die Ergebnisse solcher Modellrechnungen, so

wichtig sie als "Tendenzaussagen" sind, jeweils nur mit ge-

höriger Vorsicht zu interpretieren. Untersuchungen, die die

erzielten Kosteneinsparungen dadurch zu identifizieren such-

ten, daß diese an dem tatsächlichen Heizmittelverbrauch und

den hierfür tatsächlich aufgewendeten Ausgaben abgelesen

wurden, deuten nämlich darauf hin, daR die tatsächlich er-

zielten Einsparungen zum Teil deutlich von den unter Modell-

annahmen berechneten abwichen, was insbesondere auf sich

geltend machende "Störfaktoren" im "natürlichen" Handlungs-

feld hinweist. Besonders deutlich wird dies in der erwähn-

-68-

ten Wolfsburger Studie, die die Energieeinsparungseffekte

von Maßnahmen energiegerechter Modernisierung zum Gegen-

stand hatte. Wie sie zeigte, blieb die tatsächliche Energie-

einsparung hinter der abstrakt errechneten unter anderem

deshalb zurück, weil die Bewohner die - in der Energieein-

sparungsförderung "nicht vorgesehene" - Neigung hatten, die

durch die bessere Dämmung erzielbare Energiekostensenkung

dadurch zunichte zu machen, daß sie angesichts der durch

die Dämmung steigenden Zimmertemperatur nunmehr häufiger

"die Fenster aufrissen", anstatt den Energieverbrauch durch

Regulierung der Thermostatventile zu drosseln. Auch die er-

wähnte Studie zu den in "Thermabauten" erzielten Energieein-

sparungen, die anhand von 10 Modellhäusern durchgeführt wur-

de, ergab, daß die tatsächlich gemessenen Einsparungen hin-

ter den rechnerisch ermittelten zurückblieben. Diese Unter-

suchungen geben einerseits Hinweise darauf, welchen Hinder-

nissen die erfolgreiche Durchsetzung von Energieeinsparmaß-

nahmen in der Praxis begegnet und welche Defizite, aber

auch Spielräume hierbei vorhanden sind. Andererseits warnen

sie davor, vorschnell und unkritisch modellhaft errechnete

Effekte bereits als in der Wirklichkeit eingetretene Verän-

derungen zu betrachten oder auszugeben.

Um die (einzelbetrieblichen und - hochgerechnet auch ge-

samtwirtschaftlichen) Kostensenkungen zu beziffern, die bei

der Gebäudeherstellung dadurch erzielt werden und zu erzie-

len sind, daß das Bauvorhaben unter Nutzung der neuesten

Bauverfahren und Baustoffe errichtet wird, wurde von B.

Wedler ein analytisches Verfahren entwickelt, das einer-

seits die Gestehungskosten ermittelt, die bei einem Bauvor-

haben bestimmter Ausstattung unter Verwendung der neuesten

Bauverfahren, Baustoffe usw. zu aktuellen Marktpreisen auf-

treten, und andererseits die Gestehungskosten zu berechnen

sucht, die anzusetzen wären, falls ein Bauvorhaben ver-

gleichbarer Ausstattung unter Verwendung derjenigen Bauver-

fahren, Baustoffe usw., die in der als interessierenden zu-

rückliegenden Vergleichszeitraum herangezogenen Phase gän-

gig waren, zu aktuellen Marktpreisen berechnet, errichtet

würde. In der Differenz zwischen den (auf diese Weise er-

-69-

rechneten, unter Umständen höheren) Gestehungskosten des

"historischen" Bauwerks und denjenigen für das "aktuelle"

Bauwerk wird innerhalb dieses Ansatzes die analytisch inte-

ressierende Kostensenkung gesehen. Indem diese Kostensen-

kung wiederum als Ausdruck und Ergebnis des "technischen

Fortschrittes" gedeutet werden kann, wird die Möglichkeit

einer Verknüpfung sichtbar, die von der Kosteneinsparung

über den "technischen Fortschritt" auf die entsprechende

Forschung zurückweist. Allerdings ist auch gegenüber diesem

Ansatz daran zu erinnern, daß in ihm eine Reihe problemati-

scher, bei der Interpretation jedenfalls zur Vorsicht gemah-

nender unsicherer Annahmen stecken. Dies gilt zum einen für

den Versuch, die Gestehungskosten des "historischen" Bau-

werks nach gegenwärtigen Marktpreisen berechnen zu wollen.

Zum andern ist die Annahme ungesichert, daß etwa errechnete

Kostensenkungen ausschließlich oder vorrangig auf "techni-

schen Fortschritt" zurückgehen. Der rapide Preisverfall,

den beispielsweise die Personal Computer in jüngster Zeit

erlitten haben, läßt sich wohl nur zum geringen Teil auf

den (in der Tat gerade in diesem Bereich sprunghaften) tech-

nischen Fortschritt ( und damit auf entsprechende For-

schungs- und Entwicklungsarbeiten, nicht zuletzt im militä-

rischen Bereich!), sondern vor allem auf die von den Produ-

zenten nicht vorausgesehene rasche Marktsättigung und die

Verdrängungskonkurrenz auf diesem international umkämpften

Markt zurückführen. Diese Einwendungen können allerdings

das Verdienst Wedlers nicht schmälern, einen Weg für die Er-

schließung eines analytisch nur schwer zugänglichen Wirk-

lichkeitsfeldes gewiesen zu haben.

3.4.3. Zusammenhang von Bauforschung einerseits und

Rechtsverordnungsgebung/Normungsarbeit sowie

bauwirtschaftlicher usw. Effekten andererseits

Die (wie erwähnt, wegen der begrenzten zeitlichen und finan-

ziellen Resourcen des Projekts nur eingeschränkt mögliche)

empirische Analyse der Diffusionsprozesse in den hier heran-

gezogenen drei Beispielfeldern verdeutlichte zum einen, daß

-70-

der Einfluß von Forschungsergebnissen auf die Rechtsverord-

nungsgebung und Normungsarbeit durchaus beachtlich war. So

läßt sich eindeutig zeigen, daß bei der Novellierung der

Wärmeschutzverordnung 1982 auf Ergebnisse der Bauforschung

zur Verwendung und Wirksamkeit von Wärmedämmverbundssyste-

men zurückgegriffen wurde. Dies traf insbesondere auf die

Frage zu, ob die "Thermohaut" ein kostengünstiges Verfahren

sei, das angestrebte Dämmniveau unter Orientierung an wirt-

schaftliche Kriterien zu erreichen, was aus der Sicht des

Verordnungsgebers insbesondere verläßliche Kenntnisse über

die Haltdauer solcher Wärmedämmverbundsysteme wünschenswert

machte. Vor allem hierzu gab. die Bauforschung gesicherte

Aussagen.

Für die Einführung der Wärmedämmverbundssysteme und ihre

weitere Verwendung bestätigt die (auf Interviews mit Woh-

nungsunternehmen und sonstige Akteuren gestützte) "Fallstu-

die" erneut, daß die Diffusions- und Transferprozesse zwi-

schen Forschung und (privatwirtschaftlicher) Praxis überaus

verwickelt und vielfältig sind. Als gesicherter Befund

zeichnet sich ab, daß die Anstöße, Wärmedämmverbundssysteme

zu entwickeln, in erster Linie von der durch die Energie-

preiskrise ausgelösten Nachfrage und den hierauf reagieren-

den Wirtschaftsunternehmen ausgingen. Die sich mit den Wär-

medämmverbundssystemen beschäftigenden Forschungsarbeiten

wurden vom BMBau in einer Phase vergeben, als sich Material-

und Anwendungsprobleme der Wärmedämmverbundssysteme in der

bauwirtschaftlichen Praxis mehrten und sich hier die Skep-

sis gegenüber deren weiterer Verbreitung und Verwendung ver-

tiefte. Vor diesem Hintergrund konnten die Forschungsergeb-

nisse, die durchweg die Leistungsfähigkeit usw. der Wärme-

dämmverbundssysteme bestätigten, überwiegend vor allem dazu

dienen, der eingetretenen Skepsis der bauwirtschaftlichen

Praxis entgegenzuwirken.

Allerdings deuten Befunde unserer Befragungen bei Wohnungs-

unternehmen auf die erheblichen Schwierigkeiten hin, denen

die Nutzung dieser Forschungsergebnisse in der Praxis begeg-

net. Zum einen signalisieren die Befragungen, daß die Ent-

scheidung von Wohnungsunternehmen, Wärmedämmverbundssysteme

-71-

in ihre Bestände einzuführen, kaum ausschließlich oder auch

nur wesentlich auf Informationen aus der Bauforschung des

BMBau zurückgingen. Vielmehr handelte es sich in der Regel

offenbar darum, daß sich die Unternehmen der Beratung oderHinweise durch einzelne Informationsmittler (Fachleute in

der "Szene") bedienten. In diesem Zusammenhang ist aller-

dings an die der Transferforschung gängige Einsicht zu erin-

nern, daß die Diffusion von Forschungsergebnissen als kom-

plexer Kommunikations- und Lernprozess zu begreifen ist. Et-

liches spricht dafür, daß für die Informationsmittler sel-

ber die Kenntnis und Verwendung der Informationen aus der

Bauforschung erhebliche Bedeutung hat.

Darüber hinaus machten die Interviews deutlich, wie stark

die Einführung von Wärmedämmverbundssystemen von spezifi-

schen Gegebenheiten im potentiellen Anwenderfeld abhängt.

Für einen "geschlossenen Markt" wie Berlin (West) zeigte

sich, daß derartige Entscheidungen in beachtlichem Maße von

bestimmten Unternehmen abhängen, die innerhalb der in einem

engen Erfahrungsaustausch stehenden Wohnungsunternehmen ei-

ne Art "Meinungsführerschaft" haben. Ferner wird offenkun-

dig, daß die Einführung stark von regionalen Faktoren be-

stimmt ist, was auf eine Art "Nord -Süd-Gefälle" hinausläuft

(im Süden sind die Winter kälter, die wichtigsten Herstel-

ler von Wärmedämmverbundssystemen haben hier ihren Standort

usw )

-72-

4. Untersuchungen zum Diffusionsverhalten von Bauforschung

anhand von Fallbeispielen

4.1. Beschreibung der Vorgehensweise

Der hier gewählte Forschungsansatz knüpft an die von Bat-

telle, Metroplan und dem Institut für Arbeitswissenschaft

durchgeführten Untersuchungen an (Battelle-Institut (1981):

Nutzerspezifische Modelle zur Umsetzung von Bauforschungser-

gebnissen in die Praxis.- Forschungsbericht für das Bundes-

ministerium für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau® Metro-

plan (1975): Innovations- und Diffusionsprozesse im Bauwe-

sen.- Forschungsbericht für das Bundesministerium für Raum-

ordnung, Bauwesen und Städtebau. Institut für Arbeits- und

Baubetriebswissenschaft: Umsetzung von Forschungsergebnis-

sen in Bauunternehmen.- Laufendes Forschungsvorhaben für

das Bundesministerium für Raumordnung, Bauwesen und Städte-

bau). In Fortführung, Konkretisierung und Ergänzung dieser

Ansätze sollen durch die exemplarische Beschreibung der Dif-

fusion von Ergebnissen der Bauforschung bei verschiedenen

Nutzergruppen Nutzungspfade deutlich werden, die vom For-

schungsergebnis zum Anwendungsfall verlaufen.

Der für die Untersuchung von Diffusionsvorgängen ausgewähl-

te Forschungsbereich wurde auf den Themenbereich "Energie-

einsparung" im weitesten Sinne reduziert. Hierbei handelt

es sich um ein aktuelles Forschungsfeld, dessen Nutzen un-

mittelbar plausibel scheint. Die im Rahmen dieses Untersu-

chungsschrittes gewonnenen Ergebnisse werden auch auf die

oben (3.1.3) im Fallbeispiel "Wärmedämmverbundsysteme" be-

handelten Versuche quantitativen Bezifferung von Effekten

bezogen.

4,2 Durchführung von Expertengesprächen

Zur Untersuchung der Diffusion von Forschungsergebnissen

wurden standardisierte Gespräche (anhand eines Gesprächs-

-73-

leitfadens) mit insgesamt 22 Experten aus folgenden Nutzer-

bereichen durchgeführt: Öffentliche Akteure (vier Mitarbei-

ter des BMBau), Wissenschaftler (sechs Forschungsnehmer des

BMBau), private Akteure (12 Mitarbeiter von gemeinnützigen

Wohnungsunternehmen). Freilich ist auch an dieser Stelle zu

betonen, daß dem - grundsätzlich als tragfähig anzusehenden

- Ansatz, den Diffusions- und Transferpfad von Forschungsin-

formationen über Interviews mit daran beteiligten "Schlüs-

selpersonen" zu ermitteln, durch die finanziellen und zeit-

lichen Gegebenheiten des Projekts Grenzen gezogen waren.

4.2.1. Interviews mit privaten Akteuren - Wohnungsunterneh-

men

Die Befragung von Wohnungsunternehmen wurde deshalb in die

Untersuchung einbezogen, weil zu erwarten war, daß es sich

hierbei nicht nur um potentielle Nutzer von anwendungsbezo-

genen Forschungsergebnissen handelt, sondern daß aufgrund

der unternehmerischen Situation und der personellen Ausstat-

tung eine entsprechende Nutzung auch tatsächlich stattfin-

det und nachvollzogen werden kann.

Die Auswahl der befragten Wohnungsunternehmen geschah unter

dem Gesichtspunkt der örtlichen Nähe, vorhandener innovati-

ver Ansätze im Bereich rationeller und sparsamer Energiever-

wendung und schließlich nach dem Vorhandensein energiever-

brauchsstatistischer Angaben, die eine Bewertung von durch-

geführten Maßnahmen im Sinne eines Vorher-Nachher-

Vergleichs zulassen. Aus diesem Grund wurden vier Berliner

und ein Wolfsburger Unternehmen befragt.

Es handelte sich hierbei um zwei große Unternehmen mit je-

weils über 20 000 Wohneinheiten, ein mittelgroßes Unterneh-

men mit über 10 000 Wohneinheiten und zwei kleinere Unter-

nehmen mit jeweils über 5000 Wohneinheiten. Die Unternehmen

hatten insgesamt einen Wohnungsbestand von knapp 100 000

Wohneinheiten.

-74-

Vier Unternehmen sind oder waren selbst an der Erarbeitung

von Forschungsaufträgen aus dem Bereich rationeller und

sparsamer Energieverwendung tätig; ein Unternehmen ist vor

allem auf dem Gebiet der Energieverbrauchsmessung und - sta-

tistik sowie der Mieteraufklärung aktiv. Bei den durchge-

führten Forschungsvorhaben handelt es sich um rein anwen-

dungsbezogene Vorhaben, die vom BMFT mitfinanziert wurden.

Die Durchführung der Interviews erfolgte anhand von Ge-

sprächsleitfäden. Folgende Punkte wurden dabei angespro-

chen:

a) Überblick über den Wohnungsbestand (Anzahl der Wohnein-

heiten, Baualtersklassen, Neubauaktivitäten, Bautypen,

durchschnittliche Wohnungsgrößen, Strukturen der Ener-

gieversorgung, energierelevante Problembereiche und Ak-

tionsfelder energierelevanter Modernisierung, energiere-

levante organisatorische und personelle Ausstattung).

b) Erfassung durchgeführter energierelevanter baulich-tech-

nischer Maßnahmen und deren Bewertung durch die Unterneh-

men

c) Nutzung von Forschungsergebnissen für Vorbereitung, Um-

setzung oder Kontrolle dieser Maßnahmen.

ad a) Überblick über den Wohnungsbestand

Baualtersklassen: Bei allen Unternehmen bestand der

Schwerpunkt des Wohnungsbestandes aus (modernisierten) Alt--

bauten, überwiegend aus den 20er und 30er Jahren. Ein weite-

rer Schwerpunkt liegt im Bereich des sozialen Wohnungsbaus.

Neubauaktivitäten: Sind in den letzten Jahren bei allen

Unternehmen mehr oder weniger stark zurückgegangen. Gebaut

werden lediglich noch kleine bis mittelgroße Objekte.

Bautypen: Einen Schwerpunkt des Gesamtbestandes bildet

der Geschoßmietwohnungsbau in verdichteter oder aufgelocker-

ter Bauweise.

-75-

Durchschnittliche Wohnungsgrößen: Insbesondere bei den

großen Unternehmen waren alle Wohnungsgrößen vorzufinden.

Die durchschnittliche Wohnungsgröße der kleineren Unterneh-

men lag bei rund 60 m2.

Strukturen der Energieversorgung: Trotz eines relativ ho-

hen Altbaubestandes war der Ausstattungsgrad der Unterneh-

mensbestände mit Sammel- oder Etagenheizungen relativ

hoch; lediglich bei einem Berliner Unternehmen waren noch

rund 40% des Bestandes mit Einzelofenfeuerungsanlagen ausge-

stattet. Aufgrund der speziellen Versorgungssituation ver-

fügte das Wolfsburger Unternehmen über einen außerordent-

lich hohen Fernwärmeanschlußgrad. Ein im Bereich der Nacht-

stromspeicherheizungen innovatives Berliner Unternehmen hat-

te hier einen überproportional hohen Anschlußgrad.

Problembereiche und Aktionsfelder energierelevanter Moder-

nisierung: Fast durchgängig wurde bei den Berliner Unter-

nehmen zwischen den beiden Problembereichen Altbaubestand/

Neubaubestand unterschieden. Im Bereich des Althausbestan-

des gab es aufgrund der soliden Bauweise kaum Probleme beim

Wärmeschutz, dagegen verstärkt im Bereich der Heizungsanla-

gen. Daneben wurde von Wärmeschutz-Problemen im Bereich des

Daches berichtet. Schwachstellen seien auch die Küchen und

Bäder. Dementsprechend lag ein energierelevanter Modernisie-

rungsschwerpunkt in den letzten Jahren auf der Umrüstung

der Heizungsanlagen, dem Einbau von Thermostatventilen und

der Durchführung gezielter baulicher Einzelmaßnahmen zur

Verringerung von Transmissions- und Lüftungswärmeverlusten.

Für den Neubaubestand wurden sowohl Probleme im Bereich der

heizungstechnischen Ausstattung (überdimensionierte Kessel,

überalterte Heizzentralen, mangelhafte Regelbarkeit von

Heizkörpern etc.) als auch - aufgrund der überwiegend leich-

ten Nachkriegsbauweise - im Bereich des baulichen Wärme-

schutzes genannt. Neben Sanierungsmaßnahmen bei Heizungsan-

lagen standen hier auch bauliche Maßnahmen im Vordergrund.

Dabei wurde von allen Unternehmen eine starke Zurückhaltung

-76-

bei der Durchführung umfassender wärmedämmender Maßnahmen

geäußert. Offensichtlich beschränkte man sich in vielen Fäl-

len auf die Behebung drängendster Mängel (z.B. Isolierung

von Flachdächern) und verlegte - nicht zuletzt aufgrund von

Kosten-Nutzen-Überlegungen - den Schwerpunkt der Modernisie-

rungstätigkeit auf den heizungstechnischen Bereich.

Etwas anders stellte sich die Situation für das Wolfsburger

Unternehmen dar. Aufgrund der bestehenden und gut funktio-

nierenden Fernwärmeversorgung, bei der im wesentlichen rege-

lungstechnische Modernisierungsmaßnahmen durchgeführt wur-

den (z.B. Einbau von Thermostatventilen), begann man hier

bereits relativ früh auch mit der Durchführung intensiver

baulicher Maßnahmen. (Vgl. Rationelle Energieverwendung im

Fernwärmeversorgungsgebiet der Stadtwerke Wolfsburg AG.-

Forschungsbericht im Auftrag des Bundesministers für For-

schung und Technologie T 83-259, herausg. 1983).

Energierelevante organisatorische und personelle Ausstat-

tung: Die bei den Unternehmen angetroffenen Organisations-

strukturen wiesen Unterschiede auf, was auf die sehr unter-

schiedlichen Unternehmensgrößen zurückzuführen ist. Bei

fast allen Unternehmen liegt die Betonung auf dem Bereich

der technischen Energiesparmaßnahmen. Entsprechend gut aus-

gebaut sind die heizungstechnischen Betriebsabteilungen.

Bauliche Maßnahmen werden häufig von den jeweiligen Bauab-

teilungen mitbetreut. Integrierte Planungen, d.h. optimale

Abstimmungen zwischen baulichen und technischen Maßnahmen

scheinen organisatorisch schwierig durchführbar und werden

vor allem dort berücksichtigt, wo einzelne kompetente Mitar-

beiter in der Lage sind, derartige Probleme zu beherrschen.

Ein Unternehmen läßt zum Beispiel einen seiner Mitarbeiter

im Rahmen eines Seminars der Technischen Universität Berlin

zum "Energiemanager" ausbilden.

ad b) Erfassung von durchgeführten energierelevanten bau-

lich-technischer Maßnahmen und deren Einschätzung durch die

Unternehmen

-77-

Im Rahmen dieses Untersuchungsschrittes wurden die Erfolge

durchgeführter Energiesparmaßnahmen im Bestand der Unterneh-

men dadurch ermittelt, daß die Unternehmen um eine eigene

Einschätzung gebeten wurden, die sie möglichst mit Zahlenma-

terial belegen sollten. Ein Untersuchungsschwerpunkt lag da-

bei auf den Energieeinsparungen, die durch Wärmedämmverbund-

systeme erzielt wurden, worüber bereits oben (3.1.3) bei

dem Fallbeispiel "Wärmedämmverbundsysteme" berichtet wurde.

c) Nutzung von Forschungsergebnissen für Vorbereitung, Um-

setzung oder Kontrolle dieser Maßnahmen.

Die Frage nach der Nutzung von Forschungsergebnissen im Sin-

ne einer Nutzung von Information wurde zunächst allgemein

gestellt: Ober welche Informationskanäle werden Innovatio-

nen aufgenommen?

- Durch Fachzeitschriften: welche Zeitschriften werden ge-

halten gelesen oder systematisch ausgewertet; wie ist ih-

re Verbreitung im Unternehmen organisiert?

- Durch Mitteilungen der Verbände (mit den gleichen Zusatz-

fragen wie bei den Fachzeitschriften)?

- Durch Seminare oder andere Fachveranstaltungen: welche

Mitarbeiter nehmen daran teil und wie häufig?

- Durch spezielle Arbeitskreisen bei Verbänden oder sonsti-

gen Institutionen?

- Durch Kontakte zu Kollegen in anderen Unternehmen?

- Durch Forschungsberichte, insbesondere des BMBau.

Im folgenden werden die Antworten der befragten Unterneh-

mensmitarbeiter ungewichtet wiedergegeben.

_78-

Die meisten Gesprächspartner in den Unternehmen gaben an,

daß Fachzeitschriften gehalten und teilweise auch gelesen

werden. Die konkrete Nachfrage, um welche Zeitschriften es

sich dabei handelte, konnte nicht immer beantwortet werden,

was darauf schließen läßt, daß ein tatsächliches Zeitschrif-

ten-Studium nicht stattfindet. Teilweise wurden von einzel-

nen Mitarbeitern außer den üblichen Zeitschriften wie "Bau-

welt" auch entlegnere z.B. "Sonnenenergie & Wärmepumpe" ge-

lesen. Eine systematische Zeitschriftenauswertung fand in

keinem Unternehmen statt. -

Die eingegangenen Publikationen werden den betreffenden Mit-

arbeitern direkt zur Verfügung gestellt.

Mitteilungen der Verbände scheinen regelmäßig gelesen zu

werden. Ihnen kommt deshalb eine relativ große Bedeutung

zu.

Seminare und Fachveranstaltungen werden sehr unterschied-

lich besucht. So gab es einen Mitarbeiter eines Unterneh-

mens, der berichtete, regelmäßig die energierelevanten BMFT-

Statusseminare besucht zu haben, um sich auf den neuesten

Stand der Wärmepumpen- und Blockheizkraftwerkstechnik zu

bringen. Zeitprobleme wurden als Haupthindernisgrund ge-

nannt, warum Veranstaltungen nicht besucht werden konnten.

Als besonders wichtig für Innovationen wurden Fachmessen

(z.B. die ISH) genannt, wohin Mitarbeiter gezielt geschickt

werden, um die neuesten Entwicklungen in Erfahrung zu brin-

gen. Der Nutzen durch Fachmessen wurde als besonders hoch

im Bereich der Meß- und Regelungstechnik eingestuft, wohl

vor allem deshalb, weil in den letzten Jahren auf diesem Ge-

biet ein enormer Entwicklungssprung zu verzeichnen war

(Elektronik).

Der Problemdruck und der Umstand, daß niemand im Unterneh-

men in der Lage war, sich übergreifend mit Fragen der Ener-

gieeinsparung und der rationellen Energieverwendung zu be-

fassen. hat dieses Unternehmen dazu veranlaßt, einen Mitar-

beiter aus dem laufenden Betrieb herauszuziehen und ihn bei

-79-

der TU-Berlin zum "Energiemanager" ausbilden zu lassen.

Überlegungen, sogar einen weiteren Mitarbeiter auf diesen

halbjährigen Ausbildungsgang zu schicken, scheiterten da-

ran, daß kein Mitarbeiter mit Zeit und Bereitschaft hierfür

zu finden war.

Die persönlichen Kontakte, beispielsweise zu Kollegen, aber

auch zu kompetenten Experten aus anderen Tätigkeitsberei-

chen, kommen vor allem durch die Mitarbeit in Verbänden, Ar-

beitskreisen etc, zustande. Diese Art von Informationskanä-

len wird sehr hoch eingeschätzt. "Aus diesen (dort gewonne-

nen) Kontakten entwickeln sich viele Dinge, die bei der täg-

lichen Arbeit von großem Nutzen sind". Insbesondere die Ber-

liner Unternehmen stehen in intensivem Erfahrungsaustausch,

was durch die rege Verbandsarbeit begünstigt wird. Ein gros-

ses Berliner Unternehmen führt sogar eigene, verbandsinter-

ne Weiterbildungs- oder Informationsveranstaltungen durch,

die rege besucht sind.

Für ein Unternehmen wirkt sich der Umstand äußerst positiv

aus, daß Prof. Ehm als Experte im Aufsichtsrat vertreten

ist. Gerade auch außerhalb von Aufsichtsratssitzungen unter-

halte man sich oft über Möglichkeiten der Energieeinspa-

rung. Damit ist eine unmittelbare Nutzung von BMBau-For-

schungsergebnissen durch "Personalunion" sichergestellt. Be-

sonders betont wurde, daß man damit auch über die Möglich-

keit verfüge, Forschungs-Zwischenergebnisse zu bekommen,

die für die laufenden Arbeiten manchmal dringend benötigt

werden. Darüber hinaus gebe es manche Anstöße auf interes-

sante Arbeiten, die nicht veröffentlicht beim IRB "schlum-

mern" und wohl nicht beachtet würden (offensichtlich werden

die Kurzberichte aus der Bauforschung kaum berücksichtigt,

die vom Informationszentrum RAUM und BAU der Fraunhofer-Ge-

sellschaft, Stuttgart, herausgegeben werden, um in knapper

Form über die Ergebnisse abgeschlossener Forschungsarbeiten

des Bauwesens aus dem deutschsprachigen Raum zu berichten).

-80-

Information durch Forschungsberichte

Veröffentlichungen, insbesondere Forschungsberichten des

BMBau werden sehr ambivalent beurteilt. Auf der einen Seite

fand sich die Meinung, diese Informationsquelle sei die

wichtigste Informationsquelle, auf der anderen Seite wurde

diese Aussage aber dadurch relativiert, daß man kaum Zeit

habe, sich um diese Dinge zu kümmern.

Gestaltung von Forschungsberichten

Dazu wurde bemängelt, daß die meisten Forschungsberichte zu

unübersichtlich und umfangreich seien und allein schon des-

wegen von vielen Mitarbeitern überhaupt nicht oder nur sehr

ungern gelesen werden. "Manchmal hat man den Eindruck, die

Mitarbeiter verlieren die Lust, sich dort durchzuarbeiten,

weil es eben harte Arbeit ist". Mehr Kürze würde mehr brin-

gen.

Von einem Gesprächspartner wurde vorgeschlagen, die Berich-

te benutzerfreundlicher und in der Ausdrucksweise besser

lesbar zu zu gestalten. Problem sei, daß sich Wissenschaft-

ler schwer tun, eine Sprache zu finden, die leicht verständ-

lich ist. Bei einem Unternehmen wurde zum Beispiel das Expe-

riment durchgeführt, in Form einer Selbstdarstellung die

Mieter über das Unternehmen zu informieren. Hierfür wurden

jeweils ein engagierter, in einer Bürgerinitiative tätiger

Wissenschaftler sowie eine Werbeagentur mit identischen In-

formationen versorgt und gebeten, diese Selbstdarstellung

zu schreiben. Im Ergebnis kam die "Wissenschaftler-Präsenta-

tion" bei den Lesern wesentlich schlechter an.

Inhalt von Forschungsberichten

Die Gesprächspartner wurden dahingehend befragt, worin sie

den Hauptnutzen von Forschungsergebnissen sehen: eher in ei-

ner Initiativfunktion, in einer Entscheidungshilfe oder in

einer Umsetzungshilfe. Die Fragestellung wurde ebenfalls un-

terschiedlich beantwortet.

-81-

Kritisiert wurde in diesem Zusammenhang der mangelnde Pra-

xisbezug vieler Forschungsberichte. Viele der dort angespro-

chenen Dinge würden nicht auf ihren Praxisbezug überprüft,

es würde versäumt, technische oder kaufmännische Aspekte

ausreichend zu berücksichtigen, vor allem aber würden recht-

liche Probleme zu wenig beachtet oder aber gute Vorschläge

passen nicht mit Förderungsprogrammen zusammen.

Beispielfall für Problemstellungen und unternehmerische Lö-

sungen

1) Innovation und Hemmnisse: Ein Bauvorhaben befand sich in

der Realisierungsphase. Dabei wurde festgestellt, daß

der bauliche Wärmeschutz noch wesentlich verbessert wer-

den könnte. Die Novellierung der Wärmeschutzverordnung

stand bevor, es mußte ohnehin mit einer Verschärfung der

Anforderungen gerechnet werden. Die Maßnahmen wurden

durchgeführt, die entstandenen

nungsbaukreditanstalt mit der

kannt, die Mehraufwendungen für

Mehrkosten von der Woh-

Begründung nicht

einen erhöhten baulichen

aner-

Wärmeschutz seien nicht nötig gewesen. Wenige Tage spä-

ter trat die neue Wärmeschutzverordnung in Kraft.

2) Einführung einer neuen Technik: Ein Berliner Unternehmen

begann bereits Mitte der 70er Jahre mit Versuchen, Block-

heizkraftwerke zu betreiben. Auslöser war die Umrüstung

der alten Heizzentrale einer Siedlung, die im Rahmen ei-

nes BMFT-Vorhabens energiegerecht modernisiert werden

sollte. Damals standen kaum Informationen über dieses

Technik zur Verfügung. Der betreffende Mitarbeiter war

gezwungen, sich autodidaktisch in die Materie einzuarbei-

ten (z.B. durch Besuche der Stadtwerke Heidenheim). Es

brauchte mehrere Jahre der Fortbildung und des Erfah-

rungsammeins. Heute ist das Unternehmen in Berlin ein

Vorreiter auf dem Gebiet des Einsatzes von motorbetriebe-

nen Wärmepumpen und Blockheizkraftwerken. Forschungser-

gebnisse des BMFT konnten erst gegen Ende des Innova-

tionsprozesses genutzt werden (z.B. BMFT Statussemina-

re).

-82-

3) Umsetzung gesetzlicher Vorgaben - Heizkostenabrechnung

Von allen Unternehmen kam Kritik zur verbrauchsabhängigen

Heizkostenabrechnung, insbesondere wurde auf die bekannten

Probleme fehlerhafter Messung bei Meßhilfsverfahren (z.B.

Verdunstungsmessern), auf hohe Ablese- und Abrechnungsko-

sten, vor allem aber auf die ausgebliebenen starken Energie-

einsparungen hingewiesen.

Bei den unternehmenseigenen Messungen von Heizenergiever-

brauchswerten vor und nach Einführung der verbrauchsabhängi-

gen Komponente (hiermit wurde teilweise schon lange vor der

Einführung durch die Heizkostenverordnung experimentiert)

wurde eine typische Verlaufskurve festgestellt: Im ersten

Jahr nach der Einführung war ein deutlicher Rückgang der

Verbrauchswerte zu verzeichnen (in Verbindung mit dem

gleichzeitigen Einbau von Thermostatventilen wurden klimabe-

reinigte Einsparungen zwischen 15 und 20% festgestellt),

die sich aber häufig bereits im dritten Jahr wieder auf ihr-

en Ausgangswert eingependelt hatten. Damit, so die Argumen-

tation einiger Unternehmen, sei der Erfolg der verbrauchsab-

hängigen Heizkostenabrechnung stark vom Nutzerverhalten und

Problembewußtsein der Mieter abhängig.

Von den fachlich zuständigen Mitarbeitern der Unternehmen

wurden die durch die verbrauchsabhängige Abrechnung erziel-

baren Einsparmöglichkeiten nicht bestritten. Der Einspa-

rungserfolg wurde aber dem erhöhten (Kosten-)Aufwand gegen-

übergestellt. Weiterhin wurde betont, daß die Ursache für

eine große Zahl von Feuchteschäden vor allem in dem durch

die neue Abrechnungsart ausgelösten Einsparverhalten der

Mieter zu suchen sei. Bei einigen Mietern sei dadurch das

Sparverhalten dermaßen extrem ausgebildet worden, daß

falsch geheizt (d.h. nur noch in einem Raum) und darüber

hinaus nicht mehr gelüftet würde.

Ein Blick in die Auswertung von Bauforschungsberichten

zeigt, daß vor allem die Heizkostenabrechnung intensiv

durch Bauforschung vorbereitet wurde. Eine ganze Reihe von

Vorhaben beschäftigte sich mit Problemen der Verbrauchser-

fassung (z.B. Institut für Heizungs- und Klimatechnik der

-83-

TU-Berlin 1983: Anwendung von Heizkostenverteilern.- Vorh.

Nr. 1916) mit dem grundsätzlichen Ergebnis, daß die techni-

schen Möglichkeiten für die Mehrzahl der bestehenden Heiz-

körper ausreichend sind.

Offensichtlich werden in der kontroversen Diskussion pro

und contra verbrauchsabhängige Heizkostenabrechnung Ergeb-

nisse von Forschungsvorhaben nicht mehr als wissenschaft-

lich abgesichert akzeptiert, sondern werden, wie in diesem

Fall, als energiepolitische Steuerungsversuche der Bundesre-

gierung abqualifiziert.

4) Informationsarbeit "Energieeinsparung und Feuchtigkeits-

probleme"

Das Problem verstärkt auftretender Feuchteschäden nach der

Energiekrise wurde von allen Unternehmen verzeichnet. Bei

den für Energiefragen zuständigen Mitarbeitern bestand Ein-

vernehmen darüber, daß hierfür drei wesentliche Gründe ver-

antwortlich seien:

- Übertriebenes Sparverhalten der Mieter

- Falsches Lüftungsverhalten

- Maßnahmen zur Energieeinsparung.

Erwähnt wurden insbesondere die im Rahmen des Heizenergie-

sparprogramms (s.o.) durchgeführten umfangreichen Fenstersa-

nierungen, bei denen die bestehenden Holzfenster durch mo-

derne Isolierglasfenster ersetzt wurden. Erst jetzt stellt

sich nachteilig heraus, daß diese Fenster nahezu völlig

dicht sind (ganz dem Trend folgend, mit günstigen a-Werten

Lüftungswärmeverluste zu minimieren) und jeden Luftaus-

tausch verhindern. In Verbindung mit falschem Lüftungsver-

halten der Mieter würden sich diese Konstruktionen verhäng-

nisvoll auswirken. Zur Lösung des Problems griff man bei ei-

nem Unternehmen bereits zu drastischen Maßnahmen - bei Woh-

nungen, in denen Feuchtigkeitsschäden auftraten, wurden Lüf-

tungslöcher in die Fensterrahmen gebohrt, um auf diese Wei-

se eine Zwangslüftung zu erreichen.

-84-

Andere Unternehmen gehen behutsamer vor und versuchen durch

Aufklärung der Mieter ein erweitertes Problembewußtsein zu

erzeugen, das nicht nur engstirnig die Kostenreduzierung

durch Energieeinsparung, sondern auch den richtigen Umgang

mit dem Gut "Wohnung" beinhaltet. Als eine große Hilfe wur-

de im diesem Zusammenhang ein Merkblatt des BMBau "Richtig

heizen und lüften - Schutz vor Gesundheits- und Bauschäden"

bezeichnet, das zur Erstellung einer derartigen Mieterinfor-

mation benutzt wurde®

4.2.2 Interviews mit wissenschaftlichen Akteuren

Die befragten Gesprächspartner sind teilweise schon seit

langem für den BMBau als Forschungsnehmer tätig. Befragt

wurde ebenfalls mittels eines standardisierten Gesprächs-

leitfadens, in dem folgende Punkte angesprochen wurden:

- Weiche Forschungsthemen aus dem Bereich der BMBau-For-

schung der Vergangenheit und der Gegenwart werden von den

Gesprächspartnern als wichtig eingeschätzt?

- Was hat nach ihrer Meinung zum Entstehen dieser Themen

beigetragen?

- Wie werden Auswirkungen der hieraus entwickelten Ergeb-

nisse beurteilt?

- Wie wird die BMBau-Forschung im Kontext der Bauforschung

insgesamt, insbesondere im Vergleich der baurelevanten

Forschung des BMFT eingeschätzt?

- Worin werden die zukünftigen Aufgaben gesehen, die von

der Bauforschung anzupacken sind?

In diesem Kontext wurde wiederum einschränkend nach energie-

relevanten Themenfeldern gefragt. In der Regel wurden von

den Befragten nur solche Themen oder Beispiele genannt, die

auch für sie selbst von Bedeutung waren:

-85-

Als wichtige Felder wurden genannt:

- die Forschungsarbeiten, die im Zusammenhang mit der Erar-

beitung und Überarbeitung der DIN 4108 sowie

- Vorhaben, die für die Erarbeitung der ersten Wärmeschutz-

verordnung erstellt wurden. Diese Aktivitäten seien jetzt

ausgelaufen, da eine weitere Verschärfung der Wärmeschutz-

verordnung (Stichwort: "Schwedenstandard") nicht mehr zu

erwarten sei.

- Als sehr wichtig wurden die Arbeiten eingestuft, die sich

im Bereich der Heizenergieeinsparung mit Anwendungshilfen

beschäftigen.

- In Zukunft sei vor allem von Interesse, den durch die Ver-

ringerung der Transmissionswärmeverluste in seiner Bedeu-

tung gewachsenen Bereich der Lüftungswärmeverluste darauf-

hin zu überprüfen, ob und welche Einsparmöglichkeiten zu

erreichen sind, ohne in der Folge Feuchtigkeitsschäden zu

provozieren.

- Weiterhin käme es darauf an, die Umsetzungs- bzw. Anwen-

dungshilfen noch mehr zu forcieren. Dabei wurde aller-

dings in Frage gestellt, ob diese Aufgabe von der Baufor-

schung allein zu leisten ist. Wichtig sei zumindest, daß

unter anderem auch von der BMBau-Forschung ausreichend

Grundlagenmaterial hierzu bereitgestellt wird.

An zwei kurzen Fallbeispielen sollen typische Diffusions-

muster skizziert werden.

1. Beispiel: Bitumenabdichtungen von Flachdächern

In diesem Bereich bekam die Forschung den Ruf des "Nachta-

rockens". Grund: Lange nachdem die ersten Schadensfälle be-

kannt wurden (Blasenbildung, Aufplatzen von Belägen mit

nachfolgenden Undichtigkeitsproblemen), sei vom BMBau ein

Vorhaben initiiert worden, das die Erforschung der Schadens-

ursachen zum Ziel hatte. Bei der empirischen Überprüfung

-86-

von Schadensfällen und der Verlegepraktiken der Betriebe

stellten die Forscher fest, daß man statt der

problematischen Rohfließplatten am Bau nur noch

Glasfließplatten einsetzte, bei denen keine Folgeschäden

bekannt geworden sind. Es stellte sich bei den

Forschungsarbeiten dann auch heraus, daß erstere für diese

Verwendung nicht geeignet waren. Die Bemerkung eines

Dachdeckers "ihr Forscher seid nur am Nachtarocken".

2. Beispiel: Entwicklung von Wärmedämmputzen

Ein kurioses Beispiel für die Entwicklung kostengünstiger

Wärmedämmmaterialien scheint mit diesem Beispiel gegeben zu

sein. Die Entwicklung wurde ursprünglich von einer Verpak-

kungsfirma eingeleitet, die eine Recycling-Möglichkeit für

ihre Polystyrol-Hartschaumabfälle suchte. Auf einer Hanno-

ver-Messe wurde mit dem Wärmedämmputz eine mit Polystyrol-

HAri-RchlimMirn p, rn verini schte p314-7cr.hir=ht nic Nntwicklung

präsentiert, die von der Fachwelt mit Kopfschütteln begrüßt

worden sei. Bereits eine alte Maurerregel besage, daß die

Härte eines Putzes von innen nach außen abnehmen müsse. Bei

Wärmedämmputzen - und dies sei gerade ihr Vorteil gegenüber

Wärmedämmverbundsystemen - liege aber die härteste Schicht

außen. Damit fiel der Putz nicht unter die durch die Nor-

mung bestimmte Kategorie, sondern mußte eine eigene bauauf-

sichtliche Zulassung erhalten. Die BMBau-Vorhaben (z.B. Wär-

meleitfähigkeit von Wärmedämmputzen.- Institut für Bauphy-

sik, Außenstelle Holzkirchen 1982; Vorh.Nr. 1789) hätten

zu einer "Legalisierung" dieser Dämmmaterialien und damit

zu ihrer breiten Markteinführung beigetragen.

Einschätzung der BMBau-Forschung im Kontext der Baufor-

schung insgesamt, insbesondere im Vergleich der baurelevan-

ten Forschung des BMFT:

Im Vergleich zur Forschungsförderung anderer Institutionen,

insbesondere des BMFT, verfügt die Bauforschung des BMBau

über releativ bescheidene Mittel. Die BMBau-Forschung sei

-87-

nur der sprichwörtliche Tropfen auf einen heißen Stein.

Trotzdem käme ihr dadurch eine besondere Funktion zu, weil

sie sich im Gegensatz zur eher industriebezogenen Entwick-

lungsforschung des BMFT direkt an den Forscher wende und da-

mit eine große Rolle im Bereich der Grundlagenforschung

spiele. Damit sei häufig die Grundsteinlegung für For-

schungsprozesse gegeben, die nach folgendem Muster ablaufen

können:

- Aufgreifen eines grundlagenorientierten Forschungsthemas

durch den BMBau.

- Definition und Vergabe von Forschungsvorhaben in der Grös-

senordnung bis zu 100 000 DM.

- Nach Abschluß des Vorhabens Veröffentlichung entweder in-

nerhalb der BMBau-Schriftenreihe oder durch Eigenveröf-

fentlichungen durch den Forschungsnehmer (die befragten

Forscher verfügen über eigene Veröffentlichungskanäle, wo-

bei die breite Veröffentlichung meist schwächer einge-

schätzt wird als die Lancierung von_ Ergebnissenn_ an be-

stimmte Kreise)

- Aufgreifen von Forschungsergebnissen beispielsweise bei

der Industrie

- Aufgreifen des nun entwicklungsorientierten Forschungsthe-

mas durch den BMFT.

- Definition und Vergabe von Forschungsvorhaben in der Grös-

senordnung von mehreren 100 000 DM.

Auf diese Weise "wurde durch die Bauforschung des BMBau

viel erreicht". Ein konkretes Beispiel aus der Fensterfor-

schung wurde genannt. Im Jahre 1976 wurde im "Fenster-Ar-

beitskreis" des BMBau ein Vorhaben initiiert, das sich mit

den theoretischen Einsatzmöglichkeiten von Thermopene-Fen-

stern beschäftigen sollte. Nach Abschluß des Vorhabens sei-

en die Ergebnisse in Fachzeitschriften publiziert, die Idee

von einem führenden Konsortium der Fensterindustrie aufge-

griffen worden. Über ein BMFT-Projekt wurde die Entwick-

lungsarbeit durchgeführt.

-88-

Dieser "Schneeballeffekt" der BMBau-Forschung wurde von al-

len befragten Forschern bestätigt.

Ein weiteres Beispiel sei die Einrichtung der Außenstelle

Holzkirchen der Fraunhofer-Gesellschaft für Bauphysik gewe-

sen. Die ersten fünf Versuchshäusern seien vom damaligen

Wohnungsbauministerium finanziert worden mit dem Zweck, em-

pirische Datengrundlagen für die bauphysikalische Beurtei-

lung neuer Baustoffe und -materialien zu bekommen® Bis heu-

te seien rund 80 Forschungsvorhaben für den BMBau durchge-

führt worden, die Außenstelle habe aber auch eine wichtige

Transferrolle dadurch gespielt, daß die Industrie - und

hier v.a. Unternehmen ohne eigene Entwicklungs- und For-

schungskapazitäten - eine Anlauf- und Beratungsstelle hat-

te. Heute kommt ein beachtlicher Teil (30% des Volumens)

der Forschungsaufträge durch die Industrieforschung.

an Fiv. Pnrsrhnng des BMFT —nrd^

die Regelung kritisiert, die Industrie an der Finanzierung

von Vorhaben zu beteiligen. Auf diese Weise sei man indu-

striefixiert immer nur darauf aus, bestimmte Trends zu för-

dern, innovative Entwicklungen jedoch würden häufig dadurch

eingeschränkt, daß keine finanzkräftigen Partner aus der

Industrie zu finden seien. Ein Beispiel aus dem Bereich der

Heizungstechnik wurde genannt: So sei sich die Fachwelt

seit einiger Zeit darüber einig, daß unter dem Aspekt der

guten Regelbarkeit die Luftheizung im Vergleich zur Radia-

torheizung ein ideales Heizungssystem sei. Bis heute seien

jedoch keine öffentlich geförderten Vorhaben durchgeführt

worden, die sich mit einem Systemvergleich beschäftigen.

Der Grund: Die "Zentralheizungsindustrie" habe eine zu star-

ke Lobby, aber die noch kleine Gruppe der Luftheizungsindu-

strie keine finanziellen Mittel, um eigene Forschungen be-

treiben zu können.

Es würde als sehr negativ beurteilt, wenn beim BMBau eben-

falls eine solche industriebetonte Forschungsausrichtung

einkehrte.

II I/MI

111 I1 I

72

1

1

12

10

8

6

-89-

Ein Überblick über die Relationen und die Entwicklung von

Mittelausgaben für die Bauforschung vermittelt die folgende

Abbildung. Während sowohl beim BMBau als auch beim BMFT dra-

stische Einschnitte zu verzeichnen waren, sind die Mittel-

ausgaben der Länder, ausgedrückt in Zuwendungen für das In-

stitut für Bautechnik, relativ konstant geblieben.

Abb. 35

MITTELAUSGABEN FÜR DIE BAUFORSCHUNG IN MID DM

67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85

Vorschläge der Bauforscher zur Verbesserung des Transferef-

fektes von Bauforschungsergebnissen

Die Forschungsarbeiten sollten nach Abschluß einem breite-

ren Kreis von Fachleuten verfügbar gemacht werden. Von den

hieraus entstehenden Reaktionen sollte abhängig gemacht wer-

den, ob und in welcher Form die Ergebnisse weiter verwertet

werden können. Zu beachten sei dabei, daß die hieran betei-

ligten Experten nicht mit denjenigen identisch sind, die in

der entsprechenden Fachkommission des Arbeitskreises Baufor-

schung für die Vergabe des Vorhabens mitverantwortlich

zeichneten.

-90-

5. Zusammenfassende Einschätzungen

5.1. Untersuchungsmethoden

In methodischer Hinsicht haben die Probeläufe der Studie ge-

zeigt, daß die hier verfolgte Kombination unterschiedlicher

methodischer Vorgehensweisen (Aufbau von Zeitreihen, Durch-

führung von "Fallstudien" zur Rekonstruktion von Wirkungs-

verläufen usw.) durchaus leistungsfähig und aussichtsreich

ist. Die auf diesem Wege gewonnenen und "zusammengespiel-

ten • Informationen und Aussagen können sich wie einzelne

Steine eines Mosaiks zu einem Gesamtbild addieren und run-

den, das in seinem Erkenntnispotential über das bisher Be-

kannte hinausgeht. Allerdings bleiben die methodischen Pro-

bleme erheblich.

5.2. Messung von "Effekten"

die "Messung"'vF "Effekte"l Ür die Messung möglicher der Da Ül V 1.7C:11 ullg

zeigt die Studie, daß quantifizierte (monitäre) Aussagen

über bauwirtschaftlich relevante Effekte (Energieeinspa-

rung, Senkung der Gestehungskosten) durchaus gewinnbar

sind, wobei sowohl an Modellrechnungen als auch an empiri-

sche Analysen zu denken ist.

Allerdings gemahnen vorliegende Untersuchungen, in denen

die Energiekostensenkungen anhand der tatsächlichen Verände-

rung im Energieverbrauch analysiert wurden, entschieden da-

zu, "modellgerechte" Aussagen und vor allem hieraus "hochge-

rechnete" Gesamtaussagen sehr vorsichtig zu interpretieren.

5.3. "Kausalität" von Forschung

In der Frage der validen Aufzeigbarkeit von kausalen Zusam-

menhängen ist die im Verlaufe der Studie gemachte Erfahrung

zwiespältig. Einerseits wird ein weiteres Mal die aus der

Transferforschung geläufige Einsicht bestätigt, daß eine

"schlanke" kausale Zuordnung zwischen Forschung und bestimm-

ten Effekten im Praxisfeld in der Regel nicht möglich ist.

Dies gilt zum einen - plausiblerweise - für die Interpreta-

-91-

tion von Rationalisierungseffekten (wie sie z.B. mit Hilfe

des "Wedler-Ansatzes" errechnet werden), bei denen die kau-

sale Zuordnung zum Beitrag der Forschung insgesamt, ge-

schweige denn zu spezifischen Projekten der BMBau-Forschung

kaum möglich ist. Dies wurde zum anderen aber auch in den

in der Studie untersuchten drei Beispielsfeldern (DIN 4108,

WärmeschutzVO, Wärmedämmverbundsysteme) und der in ihnen

wirksamen Diffusionsprozessen deutlich. Am ehesten ist der

kausale Beitrag der BMBau-Forschung in Handlungszusammenhän-

gen zu erwarten und auch nachweisbar, in denen spezifische

Forschungsergebnisse in die Vorbereitung von politischen

und administrativen Entscheidungen (z.B. die Novellierung

der Wärmeschutzverordnung) eingebracht werden. Als wesent-

lich vielschichtiger erweist sich hingegen die Umsetzung

von Forschungsergebnissen in der privatwirtschaftlichen Pra-

xis. Angesichts der zu vermutenden komplizierten Zusammen-

hänge, in denen unterschiedliche Akteure und Informationska-

näle vielfältig vernetzt sein können, erscheint es von vorn-

herein wenig wahrscheinlich, daß Forschungsinformationen

den "direkten" Weg in das Anwendungsfeld nehmen oder fin-

den. Vielmehr ist analytisch insbesondere auf "Vermittlungs-

stellen" zu achten, durch die entsprechende Informationen

aufgenommen, unter Umständen "zwischengelagert" und schließ-

lich weitergegeben werden. Dabei läßt sich zum einen zei-

gen, daß die Wirkungskette von Forschungsergebnissen zum ei-

nen über Gesetzgebung/Rechtsverordnungssetzung und Normungs-

arbeit laufen kann, indem Forschungsinformationen in deren

Vorbereitung eingehen. Zum andern spielen, wie die Fallstu-

die zu Wärmedämmungssystemen verdeutlicht, die "Experten in

der Anwendungsszene" im Diffusions- und Transferprozeß gera-

de auch der BMBau-Forschung eine wichtige Rolle. Ahnliches

gilt für personelle Konstellationen, in denen - etwa über

"Personalunion", "mehrfache Mitgliedschaft" usw. - ein mit

dem Forschungsstand vertrauter Ministerialbeamter eine wich-

tige Informationsvermittlungsfunktion ausüben kann. Die em-

pirische Aufhellung solcher Diffusions- und Transferprozes-

se (im Sinne der Aufdeckung "schlanker" und "eindeutiger"

Informationsverläufe) wird freilich dadurch erschwert, daß

die ursprünglichen Forschungsinformationen auf diesen Wegen

-92-

und Umwegen der "Zwischenlagerung" usw. leicht gewissermas-

sen ihre "Identität" verlieren können und in ihrem Ursprung

nicht mehr erkennbar sind, was zwar ihre analytische Erkenn-

barkeit mindern mag, nicht aber mit einem Nichtvorliegen

von Informationsbeiträgen der Forschung (etwa des BMBau) zu

verwechseln ist.

5.4. "Effizienz" der Bauforschung

Aufgrund dieser Überlegungen und Einsichten liegt es nahe,

die dieser Studie aufgetragene Frage nach der "Effizienz"

der Bauforschung des BMBau von vornherein differenzierter

zu formulieren und ihre Beantwortbarkeit, zumindest im Rah-

men einer zeitlich und finanziell verhältnismäßig knapp be-

messenen Studie, von vornherein unter die hier angedeuteten

Vorbehalte zu stellen. Es zeigt sich insbesondere, daß eine

zureichende Quantifizierung möglicher relevanter bauwirt-

aft1=-Ifi- lif.hr, ESSO.ktc_ einer-

seits und eine verläßliche kausale Beziehung solcher Effek-

te zu Forschungsausgaben - gar mit dem Ziel, eine Aufwand

/Ertragsrelation zu errechnen - als ein Unterfangen zu be-

zeichnen ist, für das eine Studie wie die vorliegende allen-

falls ein vorbereitender Schritt und eine Vorarbeit darstel-

len kann.

5.5. Schwachstellen in der Diffusion der Forschungsergeb-

nisse

Die Studie bestätigt die aus vergleichbaren Transferuntersu-

chungen (vgl. etwa die vom auftragnehmenden Institut zur

Verbreitung der Forschungsergebnisse des BMBau insbesondere

durch dessen Schriftenreihen vgl. J. Hucke, G. Seidel, Un-

tersuchung der Nutzung von Ergebnissen der Ressortfor-

schung, vv.Ms. Berlin 1982) gewonnene Erkenntnis, daß - aus

der Sicht der potentiellen Anwender von Forschungsergeb-

nissen maßgebliche Hürden für den Ergebnistransfer insbe-

sondere liegen

-93-

- in der "Verpackung" (Sprache, Länge, Übersichtlichkeit

usw.) der Forschungsberichte,

- in der Eignung der benutzten Medien (Schriftenreihe des

Ministeriums, Kurzberichte in Fachzeitschriften usw.),

- in der Funktionsfähigkeit der eingeschalteten oder sich

einschaltenden Akteure oder Vermittlungsstellen.

Die Einwendungen, die die von uns befragten Akteure der bau-

wirtschaftlichen Praxis an der "Verpackung" der Forschungs-

informationen hatten, entsprechen den aus anderen Studien

bekannten Punkten. Dies gilt auch für die Erkenntnis, daß

die gängigen Publikationen, aber auch die Fachpresse die

Akteure "vor Ort" je lückenhafter zu erreichen scheinen, je

näher diese an der eigentlichen "Praxisfront" stehen. In

der Regel fehlt es diesem bereits an der Zeit, sich um die

einschlägigen Informationen aktiv zu kümmern.

Als ein besonders wichtiges "Scharnier" zwischen Forschung

und (bauwirtschaftlicher usw.) Praxis schälten sich in den

Erhebungen zum Diffusionsprozeß solche Akteure und Stellen

heraus, die die Funktion von Informationsvermittlern über-

nehmen (können).

Dies gilt zum einen für solche Fachleute, an die sich die

Akteure des Anwendungsfeldes wegen unterschiedlicher Bera-

tungsleistungen wenden. Diese könnten - gegebenenfalls über

ausdrücklich hierauf zugeschnittene Werkverträge des BMBau

- als "Informationsmakler" gewonnen und genutzt werden.

Zum andern und vor allem trifft dies auf bereits institutio-

nalisierte Informationsvermittlungsstellen zu. Hier ist in

erster Linie das IRB zu nennen, das mit der Absicht gegrün-

det wurde, die Diffusion und den Transfer der Bauforschung

zu verstärken. Die Auflistung der vom IRB abgegebenen For-

schungsinformationen zeigt, daß die vom IRB verkauften For-

schungsberichte aus dem gesamten Bereich "Raumordnung, Städ-

tebau, Wohnungswesen, Bauwesen" seit 1978 zwar die durchaus

beachtliche Zahl von jährlich ca. 4000 Exemplare erreichen

und 1984 noch einmal deutlich anstiegen, daß jedoch die

INFORMATIONSZENTRUMRAUM und BAUder Fraunhoter-Gesellschaft

Stuttgart, 19. 7. 1985 - bl/e h

-94-

Abb. 36

Forschungsberichte zu Raumordnung, Städtebau, Wohnungswesen, Bauwesen. Verkaufte Exemplare 1976 bis 1984

Nutzergruppe 1984 1983 1982 1981 1980 1979 1978 1977 1976 °1

01 Verwaltungen, Ministerien,andere Behörden 139 258 279 333 165 160 143 69 84

02 Forschung und Lehre 665 626 617 739 1037 1499 728 256 318

03 Planer (Architekten,Ingenieure, Stadt- undRaumplaner) 812 1251 1050 1367 940 850 633 393 237

04 Industrie, Handel, Gewerbe 1702 1681 1629 1105 1128 1023 1327 1002 543

05 Studierende 8 23 43 20 26 16 19 10 3

06 Fachverbände 3759 °2 117 103 107 113 177 95 167

07 Buchhandel, Fachverlage,Bibliotheken, IuD-Stellen 410 327 270 300 241 247 162 147 127

08 Sonstige 240 397 296 135 109 136 60 49 217

7735 4670 4287 4106 3759 4108 3167 2093 1529

*1 Für das Jahr 1976 wurden die Angaben für Baubehörden und Fachverbände nicht getrennt erhoben.Die Tabelle nennt die Summe in der Nutzergruppe 01 und ve rzeichnet unter 06 keinen Wert.

°2 3.500 Exemplare von einem Bericht von einem Besteller

Abb. 37Kurzberichte aus der Bauforschung. Anzahl der Abonnenten und unentge tlicher Bezieher. 1976 bis 1984

Nutzergruppe 1984 1983 1982 1981 1980 1979 1978 1977 1978 °

01 Verwaltungen, Ministerien,andere Behörden 30 27 28 33 41 43 36 45 29

02 Forschung und Leh re 123 112 109 123 117 108 94 94 31

03 Planer (Architekten,Ingenieure, Stadt- undRaumplaner 173 155 115 161 114 97 83 75 25

04 Industrie, Handel, Gewerbe 122 107 116 132 126 109 104 100 38

05 Studie rende — — — — — — — —

06 Fachverbände 37 30 30 34 34 34 32 31

07 IuDStellenBuchhandel, Fachverlage,Bibliotheken 58 42 50 58 66 66 59 62 24

08 Sonstige 3 16 3 4 3 4 7 7 1

546 489 451 545 501 461 415 414 148

° Für das Jahr 1976 wurden die Anga ben für Baubehörden und Fachverbände nicht getrennt erhoben.Die Tabe lle nennt die Summe in der Nutzergruppe 01 und verzeichnet unter 06 keinen We rt .

INFORMATIONSZENTRUMRAUM und BAUder Fraunhofer-Gesellschaft

Stuttgart, 19. 7. 1985 - bl/eh

-95-

Zahl der vom IRB abgegebenen Kurzberichte aus der Baufor-

schung verhältnismäßig niedrig blieb (vgl. Tabelle). Zudem

fällt auf, daß unter ihnen die Zahl der Anfragen aus "Indu-

strie, Handel, Gewerbe" verhältnismäßig gering, nämlich -

vor allem in der jüngsten Phase - unter derjenigen der Be-

nutzergruppen "Forschung und Lehre" und "Planer (Architek-

ten usw.)" liegt. Hier stecken offenbar Defizite, die durch

gezieltere Hinweise auf IRB-Informationen überwunden werden

dürften. Um das "Marketing" der IRB-Informationen zu ver-

bessern, könnte ein nicht unwichtiges Hilfsmittel darin be-

stehen, daß beim IRB für jeden Forschungs- und Kurzbericht

darüber "Buch geführt" wird, welcher Benutzergruppe die je-

weilige Informationsnachfrage zuzurechnen ist (Unsere Anfra-

ge beim IRB ergab, daß eine solche Aufschlüsselung, die für

ein gezielteres Ansprechen der potentiellen Anwender nütz-

lich sein dürfte, bislang nicht verfügbar ist. Ein Ver-

such, den Zugriff einzelner Nutzergruppen auf bestimmte For-

schungsberichte zu recherchieren, scheiterte an der offen-

sichtlich fehlenden Zuordnungsbarkeit von Bericht-Nummern

und Nutzergruppen).

Ein großer und bislang kaum genutztes Informationsangebot

(jeder BMBau-Bericht wird hier archiviert) steht im "Berli-

ner Bundeshaus" zur Verfügung und wird von ausgezeichneten

Sachkennern verwaltet. Ein Zugriff auf diese Berichte ist

bislang noch außerordentlich schwierig. Möglicherweise er-

gibt sich durch eine mit dem IRB abgestimmte Katalogisie-

rung und durch eine verbesserte Informationsverknüpfung

(z.B. Btx) die Chance, diesen Informationspool besser zu er-

schließen.