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Zeitschrift der Sternfreunde Münster E.V. 3.- Euro 21. Jahrgang 2008 Nr. 1 Aus dem Inhalt: Berlin-Exkursion der Sternfreunde II WDR 5 Sternennacht CCD Astrofotografie II

Zeitschrift der Sternfreunde Münster E.V. · Andromeda 1/08 7 In den Bilder 4 und 5 sind die Be-schleunigungen und Kräfte als Pfeile dargestellt. Die Pfeillänge ist ein Maß für

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Zeitschrift der Sternfreunde Münster E.V.

3.- Euro

21. Jahrgang 2008 Nr. 1✶ ✶

Aus dem Inhalt:Berlin-Exkursion der Sternfreunde II

WDR 5 Sternennacht

CCD Astrofotografie II

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Titelbild: Einsteinturm - Klaus Kumbrink2. U-Seite: MoFi - und Mars-Kollage - Gerd Neumann3. U-Seite Krater Kopernikus - Gerd NeumannRückseite Junge Mondsichel am 8.2.2008 - Klaus Kumbrink

Inhalt

Herausgeber: Sternfreunde Münster e. V. Sentruper Straße 285, 48161 MünsterRedaktion: Benno Balsfulland, Wolfgang Domberger, Michael Dütting, Ewald Segna (V.i.S.d.P.), Hermann Soester, Wolf Steinle, Philipp StratmannKontakt: Jürgen Stockel, Haus Angelmodde 6 a, 48167 Münster 02506/2131 Auflage: 250 / April 2008

ImpressumFür namentlich gekennzeichnete Artikel sind die Autoren verantwortlich.

Editorial ...................................................................................................... 4Die Gezeiten I .............................................................................................. 5Zum Tode von Norbert Bertels (* 18. 2. 1938, † 12. 12. 2007) ................. 11Sternfreunde intern ..................................................................................... 13Die WDR 5 Sternennacht ........................................................................... 14Protokoll der MGV der Sternfreunde Münster e.V. am 19. Februar 2008 . 16BAV Einführung - Buchbeschreibung ........................................................ 19Deep-Sky CCD-Astrofotografie II ............................................................. 22Bildnachweise ............................................................................................ 30Neue astronomische Vortragsreihe im Zeiss-Planetarium ......................... 31Berlin-Exkursion der Sternfreunde Münster 12.-14. Oktober 2007 II........ 32More Space in Space .................................................................................. 36Was? Wann? Wo?........................................................................................ 38

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Editorial ...und hallo...

Haben wir Amateurastronomen einen merk-würdigen Ruf?Von den einen als Spökenkieker, von anderen als Nachteulen verschrien, sind wir ja schon meistens nachts aktiv. Was mir aber am 8. Feb-ruar passiert ist....Hermann Michael Hahn machte Station mit seiner Sternenwanderung in Münster. Jürgen hatte die Kontakte geknüpft und auch schon die Organisation bewerkstelligt. Ein gut erreichbarer Beobachtungsort wurde ausgeguckt und an ei-nem Nachmittag mit dem Referenten besichtigt. Am 26. Januar sollte die WDR 5 Sternennacht stattfinden. Musste nur noch das Wetter mit-spielen. Das erste Treffen rückte näher, mit ihm aber auch die Wolken und der Regen. Schon am Mittwoch sagte Herr Hahn die Aktion ab. Also auf den Ersatztermin konzentriert. Es war der Freitag vor Rosenmontag. Das Wetter spielte mit, aber die potentiellen Besucher nicht. Null Anmeldungen. Kurzerhand wurde auch der Termin zu den Akten gelegt. Aller guten Dinge sind drei.Nun kam er endlich näher, der dritte Anlauf. Wird er stattfinden können? Bei schlechtem Wet-ter sollte die Veranstaltung im Zeiss Planetarium des LWL Museums für Naturkunde in Münster über die Bühne gehen.Aber das Wetter spielte mit und der ganze Tross konnte sich in Bewegung setzen. Ca. 50 Interes-sierte hatten sich angemeldet. Jürgen organisierte ein paar Leckereien, Ilona und Klaus stellten die Tees zur Verfügung. Damit auch jeder potentielle Besucher unseren Beobachtungsort leicht auffinden konnte, hatte Jürgen den Weg zum Treffpunkt mit roten Friedhofslichtern versehen - ein tolles Bild. Ich durfte dann später den Einweiser spielen, der die Besucherströme

kanalisieren sollte. Mit einer roten Taschenlam-pe bewaffnet machte ich mich ans Werk. Es lief auch alles zur vollsten Zufriedenheit ab. Die nahen Parkplätze waren schnell besetzt, so dass Plan B zum Einsatz kam - die weiter entfernten Regionen mussten angefahren werden. Dann kam ein PKW langsam auf mich zugefahren. Er hatte auch etwas mit einem Stern zu tun. Ein denkwürdiger Dialog begann. Der Fahrer drehte das Seitenfenster herunter. „ Wir wollen zum 40. Geburtstag von Petra.“ „ Bitte?“, ich verstand nur Bahnhof. „Den Weg habt ihr ja echt toll aus-geschmückt mit den roten Kerzenlichtern. War ja ganz einfach zu finden“. Allmählich dämmert‘s bei mir. „Oh, wir haben hier eine astronomische Veranstaltung, wo der Geburtstag von Petra gefeiert wird, weiß ich nicht.“ Aus dem hinteren Wagenteil höre ich eine Frauenstimme: „Das ist hier wohl eine Voodooveranstaltung. Komm lass uns weiterfahren.“ Nach Paragraph 2 unserer Satzung klärte ich die Dame nun auf, was wir für ein Hobby betreiben. Dass das nichts Okkultes ist, sondern nur ein paar begeisterte Sternen-gucker - nicht Deuter, die den klaren Himmel ausnutzen, Mond, Planeten und auch Deep Sky Objekte mit den verschiedensten Teleskopen zu beobachten. Die Einladung, doch selbst mal durch die Fernrohre zu schauen, konnte aus trif-tigen Gründen von der Wagenbesatzung leider nicht angenommen werden. Ich wünschte darauf noch eine schöne Geburtstagsfeier mit Petra. Der Wagen entschwand.Ich musste schmunzeln. Ich hatte mir ja schon vieles anhören müssen, von wegen merkwürdi-ges Hobby und so (s.o.), aber in die Ecke einer Voodooveranstaltung gestellt zu werden, das war bisher einmalig. Ach ja, der Abend war wunderschön, die Besu-cher begeistert und die Durchsicht 1a. Es war eine der wirklich raren fantastischen Nächte. Als dann die Gäste alle wieder gefahren waren, schauten noch ein paar Unentwegte bis 2 Uhr morgens weiter Deep Sky Objekte, Planeten,...auch

Ewald Segna

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Die Gezeiten INorbert Bertels

Wir alle kennen die Erscheinungen von Ebbe und Flut, die Gezeiten. Wir haben sie kennengelernt bei Ferien oder anderen Aufenthalten an den Küsten Deutschlands, Europas, ja der ganzen Welt, und wir wissen, dass es an den Küsten im Verlauf eines Tages etwa zweimal Flut und entsprechend auch zweimal Ebbe gibt. Bild 1 zeigt die Erde mit zwei Flutbergen und den Mond auf seiner Bahn um die Erde.

Wir sagen schlechthin, der Mond ziehe durch seine Gravitationskraft die Was-sermassen auf der ihm zugewandten Seite der Erde an, und somit entstehe dort ein Flutberg. Auf der dem Mond abgewandten Seite befindet sich zum gleichen Zeitpunkt aber auch ein Flut-berg von etwa der gleichen Größe, und hier können wir die Gravitationskraft des Mondes nun nicht mehr so einfach als dessen Ursache angeben. In diesem Artikel soll erläutert werden, auf welche Weise der in Bild 1 auf der linken Seite gezeichnete Flutberg entsteht und etwas präziser auch der

rechts gezeichnete Flutberg, also wel-che Kräfte in beiden Fällen wirken. Ein weiterer Teil des Artikels befasst sich mit den Auswirkungen der Gezeiten, die seit Millionen, ja Milliarden von Jahren auf die Eigendrehung der Erde Einfluss nehmen, auf die Erde selbst und auf den Mond. In der Literatur zum Thema Gezeiten ist anstelle von Kräften meist von Be-schleunigungen die Rede. In diesem Artikel ist das auch so. Die Beschleu-nigungen wirken auf Punkte der Erde; das können Orte mit Wasser oder auch mit fester Konsistenz sein. Die Kräfte, die an diesen Punkten herrschen, erhält man durch Multiplikation der Beschleu-nigungen an diesen Punkten mit der dortigen Masse, zum Beispiel die Masse von 1 Liter oder 1 m3 Wasser oder eines anderen beliebigen Volumens. Es wird also einfach das Newtonsche Gesetz „Kraft ist gleich Masse mal Beschleu-nigung“ angewandt.

Gezeitenkräfte und Gezeiten-beschleunigungen

Erde und Mond stellen eine Art Dop-pelplanet dar, welcher sich beinahe kreisförmig um den gemeinsamen Schwerpunkt S bewegt. Wegen der 81,3 - fach größeren Masse der Erde liegt der Schwerpunkt etwa bei 0,75 des Erdradius RE auf der Verbindungslinie zwischen Erde und Mond, also noch im Erdinneren. Anhand von Bild 2 und

Bild 1

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Bild 3 wollen wir uns die Bewegung von Erde und Mond genauer ansehen.

Wir wollen uns das Problem dadurch vereinfachen, dass wir zunächst von der Eigendrehung der Erde um sich selbst absehen. Ferner machen wir die Annahme, dass die Mondbahn eine genaue Kreisbahn ist, deren Ebene in der Äquatorialebene liegt. Als einen Bezugspunkt auf dem Äquator suchen wir uns die Stadt Libreville aus, die Hauptstadt von Gabun an der Westküste Afrikas. In beiden Bildern schauen wir auf den Nordpol.In Bild 2 steht der Mond rechts vom Schwerpunkt S, der Mittelpunkt M der Erde links von S. Nun bewege sich das System um 90° links herum und erreicht eine Lage, die in Bild 3 dargestellt ist. Der Mittelpunkt M der Erde wandert dabei auf einem Kreis um den Schwer-punkt S und dem Radius M-S. Der beliebige Punkt P3 wandert ebenfalls auf einem Kreis mit dem gleichen Ra-dius, aber dem Drehpunkt O. Auch alle anderen Punkte der Erde wandern auf Kreisen mit dem gleichen Radius M-S,

aber jeweils anderem Drehpunkt. Die Geschwindigkeiten, mit denen sich die Punkte auf den Kreisbahnen bewegen, sind für jeden Punkt zu gleichen Zeiten gleich groß. Das hat zur Folge, dass die Zentrifugalbeschleunigungen (bz in Bild 4) an allen Punkten der Erde gleich groß und für den gleichen Zeitpunkt auch gleich gerichtet sind, nämlich stets vom Mond weg. Die Erde führt somit eine reine translatorische Bewegung aus, ähnlich wie der Putzlappen beim Fensterputzen. Die Drehachse durch S steht senkrecht zur Zeichenebene und hat eine feste Lage im Raum, aber kei-ne feste Lage in der Erde; sie wandert innerhalb der Erde mit der Drehung des Systems.

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In den Bilder 4 und 5 sind die Be-schleunigungen und Kräfte als Pfeile dargestellt. Die Pfeillänge ist ein Maß für den Betrag der Beschleunigung bzw. der Kraft, während ihre Richtung durch die Richtung des jeweiligen Pfeils dar-gestellt wird. Im Erdmittelpunkt ist die Zentrifugal-beschleunigung bz betragsmäßig genau so groß wie die Gravitationsbeschleuni-gung a durch die dortige Anziehung des Mondes und hinsichtlich der Richtung ihr entgegengesetzt (vgl. Bild 4). Wir können daher die Zentrifugalbeschleu-nigung, die ja - wie schon ausgeführt - für alle Punkte der Erde gilt, angeben:

bz = a = G * M / r2 , (1)

wobei G = 6,672*10-11 m3/(kg s2) die Gravitationskonstante, M = 7,35*1022 kg die Mondmasse undr = 384.000 km der Abstand Erde – Mond ist.

Die Gravitationsbeschleunigungen in anderen Punkten der Erde hängen von ihrem Abstand zum Mond ab. Für die

Punkte P1 und P2 an der Oberfläche der Erde - dem Mond zu- bzw. abgewandt - gilt:

a1 = G * M / (r - RE)2 (2a)bzw. a1 = G * M / (r + RE)2 . (2b)

Die resultierenden Beträge ∆b1 und ∆b2 der Beschleunigungen, die an den Massen in P1 und P2 angreifen und die dortigen Gezeitenkräfte bewirken, erge-ben sich nach Bild 4 und mit Hilfe der Gleichungen (1), (2a), (2b) zu:

bzw.

Weiteres Umformen liefert:

≈ 2GMRE / r3 (3a)bzw.

≈ 2GMRE / r3 , (3b)

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wobei im letzten Schritt die nachste-hende Nährung

(falls |x| << 1)

für n = 2 benutzt wurde; x spielt hier die Rolle des sehr kleinen Quotienten RE/r.Wir erkennen aus den Gleichungen (3a), (3b) und aus Bild 4, dass die re-sultierenden Beschleunigungen ∆b1 und ∆b2 an den Orten P1 und P2 etwa gleich groß und entgegengesetzt gerichtet sind. Man nennt sie Gezeitenbeschleu-nigungen. Mit Hilfe dieser Formeln (3) lassen sich die Beträge der Beschleuni-gungen in P1 und P2 berechnen.Nach Einsetzen der Gravitations-konstanten G, der Mondmasse M, des Erdradius RE = 6378 km und des Abstands r des Mondes von der Erde erhalten wir:

(4)Im Vergleich zur Erd- oder Fallbeschleu-nigung g = 9,81 m/s2, die ja für alle Punkte der Erdoberfläche etwa den gleichen Betrag hat und in allen Punk-ten auf den Erdmittelpunkt gerichtet ist, sind die Gezeitenbeschleunigun-gen ∆b1 und ∆b2 in P1 und P2 etwa 10 Millionen mal kleiner als die dortigen Erdbeschleunigungen und deren Rich-tungen genau entgegengesetzt. Die Ge-

zeitenbeschleunigungen und die ihnen zugeordneten Gezeitenkräfte tragen an der Entstehung der Gezeiten an diesen Punkten P1 und P2 somit gar nicht bei. An anderen Orten der Erdoberfläche ist das nicht so. Dazu betrachten wir in Bild 5 den Punkt P3. Die dortige resul-tierende Gezeitenbeschleunigung ∆b3, die sich aus der richtungsabhängigen Differenz von a3 und bz ergibt, ist vom Betrag sehr klein und kann zerlegt wer-den in eine Komponente tangential zur Erdoberfläche und eine Komponente senkrecht dazu.

In Bild 5 ist das am Ort P3 gut er-kennbar. Die senkrechte Komponente trägt zur Gezeitenwirkung wegen der größeren und entgegengesetzt gerich-teten Erdbeschleunigung nicht bei. Die tangentiale Komponente aber kann ungestört wirken; die ihr zugeordnete Gezeitenkraft schiebt Wasserteilchen in Richtung P1. In Bild 5 sind an weiteren Punkten der Erdoberfläche Gezeitenbeschleunigungen dargestellt. Leicht vorstellbar sind ihre tangentialen Komponenten, die hier - abgesehen von P3 - nicht dargestellt sind. Die den

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tangentialen Komponenten zugeord-neten Kräfte schieben riesige Mengen Wasser auf die Orte P1 und P2 zu. Dort entstehen Flutberge. Von den Orten P4 und P5 wird Wasser abgezogen; dort entstehen Ebben.

Wir betrachten Bild 5 genau so wie auch die Bilder 1 bis 4, schauen also auf den Nordpol. Die Punkte P1 bis P5 liegen auf dem Äquator. Wir erkennen, dass am Äquator – und entsprechend längs jeden Breitengrades - die Maxima und Minima der Gezeiten einander in Winkelabständen von je 90° folgen. Wir können Bild 5 auch einmal so be-trachten, dass die Erdachse durch die Punkte P4 und P5 geht. Bei P1 und P2 und längs den Längengraden durch P1 und P2 entstehen Fluten. An den Polen herrscht ständig Niedrigwasser.

Bis jetzt hatten wir vorausgesetzt, dass sich die Erde nicht um ihre Achse dreht. Diese Voraussetzung lassen wir jetzt fallen und betrachten das System unter der Berücksichtigung, dass sich die Erde einmal in 24 Stunden um sich selbst dreht.

Dabei unterläuft die Erde gewisserma-ßen die Kräfte- bzw. die Beschleuni-gungsverteilung, wie sie in den Bildern 4 und 5 dargestellt ist. Die beiden Ma-xima und die beiden Minima umlaufen die Erde somit in etwa 24 Stunden. In dieser Zeit hat sich auch das System

Erde - Mond etwas bewegt, so dass die tatsächliche Umlaufzeit 24 Stunden und 52 Minuten beträgt (vgl. Bild 6).

Der Mond umläuft in 27,32 Tagen die Erde, pro Tag sind das dann 13,18°. Die Erddrehung braucht dafür ca. 52 Minuten.

Wenn also auf Norderney an einem Tag um 9.00 Uhr Morgenhochwasser ist, dann ist am folgenden Tag theoretisch um 9.52 Uhr Morgenhochwasser.

Die hier dargestellten Verhältnis-se nehmen keine Rücksicht auf das Vorhandensein der Kontinente und Landmassenverteilungen, durch die die Gezeitenströmungen in hohem Maße beeinflusst werden. Infolge der Landmassen kommt der Flutberg an den einzelnen Orten verspätet an. Diese Verspätung nennt man “Hafenzeit”. Für Hamburg gilt z. B. eine Hafenzeit von 5 bis 6 Stunden.

Auch die Sonne beeinflusst die Gezei-ten. Wir können ihre Wirkung eben-falls aus der Gleichung (3) ermitteln und diese mit derjenigen des Mondes

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vergleichen. Dazu setzen wir in die Gleichung ∆b ≈ 2GMRE / r3 für die Gezeitenbeschleunigung (vgl. Gl. (3) und (4)) mondspezifische Werte (M = Mondmasse, r = Abstand Erde - Mond) und sonnen-spezifische Werte (M = Sonnenmasse = 1,989*1033 kg,r = Abstand Erde - Sonne = 149,6 Millionen km) ein und bilden dann das Verhältnis:

(5)

Die Gezeitenbeschleunigung der Sonne ist kleiner als die des Mondes, weil die dritte Potenz des jeweiligen Abstands einen höheren Einfluss hat als die je-weilige Masse. Bei Neu- und bei Vollmond liegen Sonne, Erde und Mond etwa auf einer Wirkungslinie (vgl. Bild 7), so dass

die Gezeitenwirkung von Mond und Sonne sich addieren: es kommt zu einer Springflut. Bei Halbmond subtrahieren sich die Wirkungen: es kommt zu einer Nippflut. Das Verhältnis zwischen Springflut und Nippflut beträgt:

V = (2,18 + 1) : (2.18 - 1) = 2,7 (6)

Die Wirkung einer Springflut ist also 2,7 - mal größer als die einer Nippflut. Der mittlere Tidenhub kann bis zu 15 m betragen, z. B. in Neuschottland, in der Bucht von St. Malo 12 m, an der Nordseeküste 4 m. Auf dem freien Ozean beträgt der Tidenhub allerdings nur 35 cm.

Die Gezeiten wirken auch auf den fes-ten Erdkörper. Die Deformation beträgt durch den Mond etwa 21,4 cm, durch die Sonne 9,9 cm. Es entstehen also Springflutamplituden von etwa 60 cm, d. h. ± 30 cm.

Auswirkungen der Gezeiten

Beim Wandern der Flutberge und bei der Bewegung der Erdkruste kommt es zu Reibungswirkungen und Erwär-mungen (Leistung etwa 1012 W). Das bewirkt eine langsame, aber ständige Abbremsung der Erddrehung und somit eine Zunahme der Tageslänge (knapp 2 ms pro Jahrhundert). Auch die Um-laufzeit des Mondes wird länger, der Abstand Erde - Mond wird allmählich größer (knapp 4 cm pro Jahr).

In der nächsten Ausgabe der Andro-meda, werden diese Auswirkungen ausführlich beschrieben.

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Zum Tode von Norbert Bertels (* 18. 2. 1938, † 12. 12. 2007)Ein Nachruf von Wolfgang Domber-ger

Es war unsere Astronomieausstellung im Dezember 1999, als Norbert, in Be-gleitung unseres Sternfreundes Klaus Weber, Kontakt zu unserem Verein auf-nahm. Wir kamen schnell ins Gespräch, das sich um die totale Sonnenfinsternis drehte, besonders aber um das Zusam-menspiel von Erde, Mond und Sonne, das sich im Saros-Zyklus so eindrucks-voll widerspiegelt. Damals habe ich ihn als ausgesprochen freundlichen, hoch interessierten und sehr neugierigen Menschen kennen gelernt. Dieser erste Eindruck hat sich über die ganzen Jahre seiner aktiven Mitgliedschaft im Verein immer wieder bestätigt.

Seine Herzlichkeit und Kontaktfreu-digkeit waren ansteckend, stets war er guter Laune; die Gespräche mit ihm waren anregend und informativ, manchmal auch mit nachdenklichen und ernsten Momenten und Inhalten. So gern er sich auch mit der Astrophysik und insbesondere der Kosmologie be-schäftigte - seine Familie war ihm das wichtigste! Familiäre Ereignisse und Belange hatten stets Vorrang! Er war ein Familienmensch.

Darüber hinaus war Norbert Bertels gesellschaftlich und sozial sehr aktiv. Unter anderem übernahm er beispiels-weise eine Tätigkeit in der Gemeinde St. Petronilla in Handorf in einer Posi-tion mit hoher Verantwortung. Für die sozialen Projekte, die seine Tochter in Südafrika initiiert und aufbaut, setzte er sich hier vor Ort ein.

Bei all seinen Unternehmungen fand er immer wieder Zeit, sich mit der Astro-physik und der Kosmologie zu befas-sen. Regelmäßig ging er zur Universität und hörte Vorlesungen bei Dr. Ott und insbesondere bei Prof. Dr. Broszan, mit dem er häufig einige Fragestellungen diskutierte.

Seine Begeisterungsfähigkeit erlebten wir besonders in unserer Kosmolo-giegruppe, die er maßgeblich mitge-staltete. Die Kosmologie war ihm ein echtes Anliegen, eine Herzensangele-genheit .... die großen kosmologischen Fragen wie die Geburt unseres Univer-sums, seine Geometrie, Entwicklung und Zukunft, die Entstehung der Mate-rie und die Bildung von Strukturen im Kosmos u. v. a. m. zogen ihn magisch an. Dabei interessierten ihn vor allem die theoretischen Modelle und deren mathematische Formulierung, die wir uns erarbeiteten. Wieder zuhause rech-nete er die Gleichungen nach, fand so manche Unklarheit in unserem Skript, machte Vorschläge zu neuen Frage-

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stellungen - immer mit dem Ziel, sein eigenes und unser aller Verständnis zu verbessern. Manche Probleme haben wir auch telefonisch klären können, doch viele Fragen - wie sollte es anders sein - blieben ungelöst.

Am Dienstag, den 25. September 2007, traf unsere Kosmologiegruppe zusammen, um über die Kosmische Hintergrundstrahlung zu sprechen, und Norbert war dabei: gut gelaunt, agil und voller Tatendrang wie eh und je. Aber schon zwei Tage später verschlechterte sich sein Gesundheitszustand drama-tisch und eine Besserung stellte sich nicht mehr ein. Klaus Weber hat mich ständig über Norberts Zustand infor-miert. Am 12. Dezember erlag er im Hospiz lebensHAUS in Handorf seiner schweren Krankheit.

Zur Vorbereitung auf unser anstehendes Kosmologietreffen an jenem Dienstag schrieb er seine letzte mail an uns:

„Liebe Kosmologische,habe große Lust aufs Universum und komme heute Abend!

Norbert Bertels“

Wenn ich jetzt seine Worte lese, denke ich, dass für Norbert die Kosmologie - neben der Religion - etwas Tröstendes hatte.

An der sehr bewegenden Auferste-hungsfeier am 19. Dezember in St. Petronilla konnten auch einige Sternfreunde teilnehmen: Christiane, Ewald, Günther, Jürgen und ich spra-chen Norberts Frau Ingrid und seinen Kindern die Anteilnahme unseres ge-samten Vereins aus und betonten unsere besondere Verbundenheit mit Norbert.

Während sich auf dem Friedhof eine äußerst lange Schlange von Trauer-gästen bildete, um sich von Norbert zu verabschieden, strahlte die tief stehende Sonne von einem nahezu wolkenlosen Himmel herab. Der Mond, der zwei Tage vorher sein erstes Viertel durchlief, stand hoch im Blau des Firmaments. In Erinnerung an Norberts Vortrag über die Gezeiten bemerkten Christane und Ewald: „Das ist Norberts Mond“. Es entstand der Eindruck, als ob sogar der Mond und die Sonne an Norberts Beisetzung teilnehmen würden, indem sie sich derart in Szene setzten.

Die Sternfreunde Münster haben mit Norbert Bertels ein in jeder Hinsicht ak-tives Mitglied verloren. Seine Mensch-lichkeit, seine positive Ausstrahlung und sein ausgleichendes Wesen werden uns sehr fehlen.

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Sternfreunde intern☛ Eintritte: Markus Geers, 14.3.2008

☛ Die totale Mondfinsternis am 21. Februar 2008 von 2:43 Uhr bis 6:09 Uhr (MEZ) war leider nur unter sehr erschwerten Be-dingungen zu beobachten. Gerd hat es trotzdem geschafft, ein paar Aufnahmen zu machen (s. S. 2).

☛ Termine:Messiermarathon: Am 4./5. April ab 21:00 Uhr, der 2. Anlauf.Partielle Sonnenfinsternis am 1. August von 10:38 bis 12:19 Uhr Meteorstrom der Perseiden vom

Gerd

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Besuchen Sie:www.gerdneumann.net

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10.8. bis 14.8.2008 mit dem Maximum in der Nacht vom 11. auf den 12. August. Die beste Beobachtungszeit liegt in der 2. Nachthälfte.Partielle Mondfinsternis am 16./17. August von 21:36 Uhr bis 0:45 Uhr.

☛ Aufruf: Astro-Star XBMeldet Euch bitte bei Hans-Ge-org Pellengahr, wenn Ihr noch ein Exemplar dieser Stirnlampe erwerben wollt. Daten und Er-fahrungsbericht s. Andromeda 3/2007. Bei entsprechender An-zahl von Bestellungen (8) ist der Hersteller bereit, diese Lampe noch einmal zu produzieren.

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Die WDR 5 Sternen-nachtBenno Balsfulland

Am 8. Februar 2008 fand nach zwei vergeblichen Anläufen (das Wetter hatte nicht mitgespielt, aber nun war es großartig) die WDR 5 Sternennacht in Alverskirchen statt. Die Sternfreunde Münster waren diesmal Ausrichter der Veranstaltung.

Die WDR 5 Sternennacht, was ist denn das? Nun, der Wissenschaftsjournalist und Astronom Hermann-Michael Hahn lädt mit Unterstützung von Sternwarten in Nordrhein-Westfalen WDR 5 Hö-rerinnen und Hörer einmal im Monat zu einem nächtlichen Ausflug in den Sternenhimmel ein. Die Veranstaltung wird vom WDR gesponsort. Diesmal konnten die Sternfreunde Münster die Unterstützung leisten. Im Rundfunk waren wir allerdings leider nicht zu hö-ren. Wie mir Herr Hahn selbst mitteilte, handelt es sich um eine sogenannte „offair-Veranstaltung“, die der WDR als Teil seiner „Kundenpflege“ versteht. Im Radio, speziell in der Wissen-schaftssendung Leonardo, wird dafür geworben. Interessenten können sich im Vorfeld zur Teilnahme anmelden. (Informationen sind unter der Adresse http://www.wdr5.de/sendungen/son-derseiten/ 959401.phtml zu erhalten.)Etwa 50 Besucher - Sternenfreunde

oder solche, die es werden wollten - waren gekommen, um sich die Stern-bilder des Herbst- und Winterhimmels zeigen zu lassen. Dies vollbrachte Herr Hahn denn auch vorbildlich mit Hilfe eines Laserstrahls. Dazu erzählte er (mit eigenem Ausdruck) ein paar „Dönekes“ aus der griechischen Sagenwelt, stellte neuzeitliche Bezüge her und gab Infor-mationen über die Sterne im Allgemei-nen und einzelne Sterne im Besonderen. Im Hintergrund hatten sich zahlreiche Mitglieder unseres Vereins mit etlichen Refraktoren und Spiegelteleskopen auf-gebaut, um den vorbeischlendernden Besuchern die Highlights des Nacht-himmels in entsprechender Qualität zu präsentieren, ihnen die Funktionsweise der Instrumente zu erklären oder sie für einen geplanten Kauf zu beraten. Ich selbst hatte u. a. zwei Studenten aus einem Mikroskopierkurs, die natürlich mühelos die Formel für die Vergröße-rung übertragen konnten: Vom Mikro-kosmos zum Makrokosmos ...Besonders viele Objekte aufzusuchen, bietet sich bei Warteschlangen am Te-leskop natürlich nicht an. Außerdem

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lernte ich selbst erst jetzt den Umgang mit dem „Skycommander“ (Naviga-tionshilfe des großen Dobson) richtig kennen. Beliebtestes Objekt der Nacht wurde natürlich der altbekannte Ori-onnebel, der sich im Filter besonders eindrucksvoll abhob. Aber auch einige kleinere NGC - Galaxien im Sternbild Löwe konnten den Gästen gezeigt wer-den. Während sich das Marsscheibchen mit wachsender Entfernung schon sehr klein und undifferenziert präsentierte, stach von den Planeten mit fortschrei-tender Nacht der goldene Saturn hervor, dessen Ring in nächster Zeit übrigens immer schmaler erscheinen wird. Da haben wir Glück gehabt, dass wir die Sternennacht in diesem und nicht etwa im kommenden Jahr zu Besuch hatten, denn dann hätten die Leute den Saturn ohne Ring erlebt und am Ende gar nicht geglaubt, dass er es ist!

Erst gegen 23 Uhr lichteten sich die Reihen, doch einige echte Enthusiasten hielten noch bis etwa 2 Uhr am letzten Teleskop aus. Und noch am folgen-den Tag soll es Rückkehrer gegeben haben!

Zum Abschluss der Veranstaltung hat uns Herr Hahn in einem extra Brief nachträglich seinen besonderen Dank ausgesprochen. Es war ein wirklich gelungener Abend.

E-mail von Herrn Hahn an Michael:

Guten Tag, Herr Dütting, liebe Müns-teraner Sternfreunde

Nachdem ich zwei Tage vom Netz ge-trennt war, kann ich mich nun auch bei Ihnen für den gelungenen Abend am Freitag bedanken. Ich war überwältigt von Ihrem Engagement, den Besuchern die Objekte des Winterhimmels im Fernrohr zu zeigen, und hatte den Ein-druck, dass sich dort nach meiner Ein-führung auch noch einige interessante Gesprächs- und Beobachtergruppen gebildet hatten.Mittlerweile hat auch die Website der Sternennacht einen kurzen Bericht; ob die mitgelieferten Bilder auch noch zum Einsatz kommen, entscheidet die Redaktion - darauf habe ich leider keinen Einfluss.Ich habe mich jedenfalls sehr wohl und gut aufgehoben gefühlt bei Ihnen, und ich denke, den zahlreichen Gästen ist es genau so gegangen. Ein schöner Abend, der nicht so leicht zu toppen sein wird.

Herzlichen Dank!

Viele Grüße an alle Helferinnen und HelferHermann-Michael Hahn

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Protokoll der Mitglie-derversammlung der Sternfreunde Münster e.V. am 19. Februar 2008

Ort:Seminarraum des Naturkundemu-seumsBeginn: 19:40 UhrEnde: 21:40 UhrAnwesend: 22 Mitglieder, alle stimm-berechtigt

Tagesordnung:

TOP1: Begrüßung und satzungsge-mäße Feststellungen

TOP2: Geschäftsbericht, Kassenbe-richt, Bericht der Kassenprüfer und anschließende Ausspra-che

TOP 3: Entlastung des VorstandsTOP 4: Neuwahl der KassenprüferTOP 5: Antrag zur Satzungsänderung:

Mitglieder ab 16 sollen ordent-liche Mitglieder werden.

TOP 6: Zwischenbericht der Fach-gruppen (Kindergruppe, Anfän-ger, Kosmologie)

TOP 7: Ausblick 2008 (Termine, Vor-träge, Exkursion, Aktionen)

TOP 8: Verschiedenes

TOP1:

Jürgen Stockel begrüßt die Mitglieder, stellt die ordnungsgemäße Einberu-fung der Mitgliederversammlung und deren Beschlussfähigkeit im Sinne der Satzung fest.

TOP 2:

Jürgen Stockel verliest als Vorsitzender den Geschäftsbericht. Dem Verein ge-hören derzeit 107 Mitglieder an. Es gab 2 Todesfälle, 2 Austritte und 4 Eintritte. Es folgt eine Gedenkminute für die Verstorbenen.Christiane Wermert berichtet über die stattgefundenen Vorträge. Eine Neu-erung stellen die Vorträge durch Dr. Björn Voss im Planetarium dar.Es sollen gegenseitig Hinweise auf die jeweils andere Veranstaltung erfolgen. Es fand im Jahr 2007 eine „normale“ öffentliche Beobachtung statt sowie eine des Kometen Holmes anlässlich des Kometenvortrags von Dr. Björn Voss und während der Aktionen des Naturkundemuseums.Im Frühjahr gelang zum 1. Mal ein Messiermarathon, bei dem trotz nicht optimaler Bedingungen 63 Objekte be-obachtet werden konnten. Die geplan-ten Beobachtungen in Kattenvenne sind nicht immer konsequent durchgeführt worden, was sich künftig ändern soll. Dass dies möglich ist, zeigte die große, zahlreiche Teilnahme der Sternfreunde

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bei der WDR 5 Aktion mit Hermann-Michael Hahn am 8. Februar in Alvers-kirchen. Die Sternfreunde nahmen an der „Nacht der Vier“ teil, sowie am Familientag des Naturkundemuseums in Verbindung mit der Ausstellung.Es folgt ein kurzer Rückblick auf die Berlinexkursion.

Es erschienen 3 Ausgaben der Vereins-zeitschrift „Andromeda“. Michael Dütting berichtet über die Pressearbeit.Kassenwart Andreas Göttker präsentiert den Kassenbericht.Die Kassenprüfer bestätigen eine ord-nungsgemäße Kassenführung. Jürgen Stockel bedankt sich bei allen Betei-ligten für die Mitarbeit. Bei der an-schließenden Aussprache gibt es keine Wortmeldungen.

TOP 3:

Die Entlastung des Vorstandes wird mit 17 Ja-Stimmen bei 5 Enthaltungen befürwortet.

TOP 4: Als neue Kassenprüfer werden gewählt: Wolf Steinle mit 15 Stimmen, Klaus Kumbrink mit 5 Stimmen und als Ersatz Winfried Scheiper mit 2 Stimmen .

TOP 5:Schon zu Beginn der Versammlung wurde festgestellt, dass 22 anwesende

Mitglieder nicht ausreichen, um über eine Satzungsänderung abzustimmen. Bei einer Mitgliederzahl von 107 (passive wie aktive) wären 27 anwe-sende Mitglieder (ein Drittel) nötig gewesen. Deshalb regt Jürgen Stockel eine Diskussion über den Entwurf ei-ner Satzungsänderung an. Es werden verschiedene Argumente ausgetauscht und Andreas Bügler erläutert juris-tische Angelegenheiten. Es geht vor allem um Fragen der Haftung und der eingeschränkten Geschäftsfähigkeit Ju-gendlicher zwischen 16 und 18 Jahren. Gegen Ende der Diskussion haben sich drei unterschiedliche Möglichkeiten ei-ner Satzungsänderung herausgeschält:

1.) Der Änderungsvorschlag des Vor-stands mit aktivem und passivem Wahl-recht für Jugendliche unter 18 Jahren

2.) Eine Modifikation mit lediglich einem aktivem Wahlrecht

3.) Eine Modifikation mit lediglich einem aktivem Wahlrecht unter Aus-schluss der Funktionen als 1. Vorsit-zender und des Schatzmeisters

Die anschließende Abstimmung ergibt folgendes Resultat:

Zu 1.): 4 StimmenZu 2.): 15 StimmenZu 3.): 2 Stimmen

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Aufgrund dieses Stimmungsbildes wird auf der nächsten MGV Modell 2 zur Abstimmung vorgelegt, vorausgesetzt es sind dann genügend stimmberech-tigte Mitglieder anwesend.

TOP 6

Die Vertreter der Projektgruppen stellen ihre Arbeit im vergangenen Jahr vor: Wolfgang Domberger berichtet über die Kosmologiegruppe, Jürgen Stockel über die Kinder bzw. Jugendgruppe. Stephan Plaßmann berichtet, dass die Startergruppe sich in einer Ruhephase befindet, er aber bereit sei, bei vor-handenem Interesse diese Aufgabe wieder wahrzunehmen. Am Ende der öffentlichen Vorträge soll künftig auf diese Möglichkeit hingewiesen werden. Für die Mondgruppe Klaus Kumbrinks hat noch niemand konkretes Interesse angemeldet. Michael Dütting erinnert an das Ende des Sonnenfleckenmi-nimums und Christian Rieping will dann die Sonnenbeobachtungsgruppe reaktivieren.

TOP 7

Christiane Wermert liefert einen Aus-blick auf die künftigen Vorträge im angebrochenen Jahr, unter anderem im März über den Selbstbau eines Newtonteleskops (Jochen Borgert). Jürgen Stockel drückt noch einmal die Hoffnung aus, dass die gemeinsamen

Beobachtungen in Kattenvenne künf-tig konsequenter durchgeführt werden und der Messiermarathon stattfinden kann. Das Astrocamp in Reken wird wegen besserer Beobachtungschancen auf zwei Übernachtungen aufgestockt. Die Radtour findet dieses Jahr am 13. September statt. Die Sternfreunde Münster werden sich wieder an der „Langen Nacht der Vier am Aasee“ beteiligen, die Ausstellung wird wieder, wie im letzten Jahr an den Familientag gekoppelt und der 6. VdS-Astronomie-tag am 6. September wird mit einer öf-fentlichen Beobachtung gewürdigt. Im Herbst ist eine Beobachtungsexkursion nach Zentralrumänien geplant. Jürgen Stockel und Andreas Göttker werden im Frühjahr die Verhältnisse und Un-terkunftsmöglichkeiten ausloten. Es folgen Ausblicke auf besondere astro-nomische Ereignisse, z. B. eine totale und eine partielle Mondfinsternis sowie eine partielle Sonnenfinsternis.

TOP 8Der Stammtisch wird um eine Stunde auf 20:30 verlegt.Ewald Segna berichtet von einer Zu-nahme von Anfragen wegen sogenann-ter „Sternkäufe“. Es gibt in Deutschland wohl mehrere Unternehmen, die das kommerziell betreiben.

Letzterer ruft auch zu einer Beteiligung an der Andromeda in Form von Artikel-lieferungen auf.

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Christian Rieping erinnert an die un-günstigen Beleuchtungsverhältnisse am Vorplatz des NKM besonders bei der letzten öffentlichen Beobachtung. Wegen des Scheinwerfers am Eingang des Zoos erklärt sich Klaus Kumbrink bereit, mit verantwortlichen Personen in Kontakt zu treten.

Um 21.40 Uhr wird die Versammlung durch Jürgen Stockel beendet.

Hermann Soester(Schriftführer)

BAV EinführungEinführung in die Beobach-tung Veränderlicher SterneW. Braune, B. Hassforther, W. Quester, Prof. E. GeyerBuchbesprechungEwald Segna

Das Buch möchte Amateurastronomen, die sich bisher nicht für Veränderliche interessiert haben, zur Beobachtung dieser interessanten Sterne anregen. Seine Gliederung folgt dem üblichen Ablauf der Beobachtung. Die einzelnen Kapitel sind so abgefasst, dass sie für sich verständlich sind. Dabei ist nicht auszuschließen, dass zu interessanten Details auf andere Kapitel zurückge-griffen werden muss.*

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1987 hatte ich mir die damals aktu-elle Ausgabe der „BAV Einführung“ gekauft. Da ich mich sehr für die Veränderlichenbeobachtung interes-sierte, schien mir das Buch eine gute Einführung in die Thematik zu sein. Ausführlich wurde vor allem die Licht-schätzung mit dem bloßem Auge darge-legt. Um so gespannter war ich, als die Bundesdeutsche Arbeitsgemeinschaft für Veränderliche Sterne e.V. nach ca. 20 Jahren die 3. völlig neu bearbeitete und wesentlich erweiterte Auflage ihres Klassikers herausbrachte. In den vergangenen 20 Jahres hat sich in der Ausstattung der Beobachter verän-derlicher Sterne gerade in technischer Hinsicht eine Menge getan, ich denke nur an die CCD-Technik, die nicht nur in der Deep Sky-Fotografie ihren Siegeszug angetreten hat. So ist es auch nicht verwunderlich, dass gerade der CCD-Technik ein eigenes Kapitel gewidmet ist, da immer mehr Ama-teurastronomen auf diese Technik zur Lichtkurvenbestimmung setzen. Aber für die Veränderlichenbeobachtung ist nicht unbedingt dieser technische Aufwand nötig. Und das macht dieses Buch deutlich.

Es gliedert sich in acht Kapitel plus einen Anhang mit einem ausführlichen Literaturverzeichnis und den unver-zichtbaren Links auf Webseiten sowie nützlichen Übersichten über die Na-mensgebung und Typen veränderlicher Sterne und diversen Tabellen.

Ich stelle im Folgenden die einzelnen Kapitel einmal kurz vor und beschreibe im Groben ihren Inhalt.Das 1. Kapitel beschäftigt sich mit den Beobachtungsmöglichkeiten der ver-schiedenen Typen veränderlicher Ster-ne. Was will ich bestimmen, z. B. das Minimum einer Lichtkurve - wie bei den Bedeckungsveränderlichen, wo ein Stern den anderen verdeckt und es so zu einem Helligkeitsabfall kommt - oder das Maximum, wie z. B. bei pulsieren-den Veränderlichen wie den Miraster-nen oder den Delta Cepheii Typen, wo der Zeitpunkt der größten Helligkeit bestimmt wird. Für jeden Interessierten bietet sich ein breites Spektrum von unterschiedlichen Veränderlichentypen an, die auch unterschiedlich behandelt werden müssen.Kapitel 2 vermittelt die astrophysika-lischen Grundlagen der verschiedenen Veränderlichen. Absolute Helligkeit, Lage des Veränderlichen im HR-Diagramm, damit einhergehend die Leuchtkraftklasse und der Spektraltyp und die Schwierigkeiten mit dem Zwei-körperproblem werden auf 74 Seiten eingehend abgehandelt.Zusammenfassend: In den ersten beiden Kapiteln wird das theoretische Rüst-zeug für die Beobachtung der diversen Veränderlichen besprochen - die große Typenvielfalt, wie Bedeckungsver-änderliche, Pulsierende, Eruptive, Halbregelmäßige etc., sowie deren astrophysikalische Grundlagen.

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In den nächsten Kapiteln liegt der Fo-kus auf der praktischen Arbeit. Kapitel 3 und 4 widmen sich der visuellen Be-obachtung und Auswertung der gewon-nenen Lichtkurven. Das fängt schon mit der nicht immer trivialen Bestimmung des aufzusuchenden Veränderlichen am Himmel an. Wichtige Hilfsmittel sind und bleiben die Sternkarten, auf denen die Veränderlichen markiert sind, auch mit schon besonders gekennzeichneten Vergleichssternen, um möglichst keine Hemmschwelle für Beginner aufzubau-en. Die Argelander Stufenschätzmetho-de, der Vergleich des Veränderlichen mit zwei Sternen in der näheren Um-gebung, eines Schwächeren und eines Helleren, ist auch für absolute Anfänger ein leicht zu lernendes Unterfangen. Die Aufsuchkarten sind natürlich auch über die BAV zu beziehen. Es gibt einen Standardsatz, der sich für Neueinsteiger gut eignet.Hat der Neueinsteiger die Benutzung dieser Hilfsmittel erlernt, ist der nächste Schritt die Aufstellung eines eigenen Beobachtungsprogramms (was will und kann ich wann und wo beob-achten). Kapitel 5 macht dazu für die unterschiedlichen Typen veränderlicher Sterne einige Vorschläge. Die Vorher-sagen der Minima- oder Maximazeiten müssen in der persönlichen Zusam-menstellung natürlich berücksichtigt werden.Im nächsten Kapitel 6 - messende Be-obachtungen - werden die technischen Hilfsmittel besprochen, die statt des

Auges die Lichtintensität messen, wie Fotomultiplier und CCD-Chips, auch in Kombination mit verschiedenen Filtern.Computerprogramme helfen bei der Auswertung, die Daten zu bearbeiten und in ein Helligkeitsdiagramm zu überführen und auch bei der Bestim-mung der Periode (wenn denn eine vorliegt), Inhalt des 7. Kapitels.Zweieinhalb Seiten beschäftigen sich im 8. Kapitel des Buches mit der Zu-sammenarbeit von Fachastronomen und Amateuren. Zunehmend setzen die Fachastronomen auf die Mitarbeit von Amateuren bei der Beobachtung bestimmter Veränderlicher, sei es für Alarmmeldungen an die Wissenschaft-ler für den beginnenden Ausbruch eines Programmsternes oder auch generell zur „Himmelssüberwachung“.

Kurzum, es wird ein Betätigungsfeld- ja ein wissenschaftlich nutzbares und auswertbares Betätigungsfeld - für den Interessierten aufgezeigt, das sich meines Erachtens lohnt zu bestellen. Ich kann das Buch nur wärmstens empfehlen.

BAV Einführung, Einführung in die Be-obachtung Veränderlicher ist übrigens bei den Sternfreunden ausleihbar ;-)).

* Zitat aus dem Vorwort des Buches

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Deep-Sky CCD-Astro-fotografie Teil IIGerd Neumann

Der erste Teil behandelte die Funkti-onsweise von CCDs. Ferner erfuhren Sie, welches Fernrohr besonders für den CCD-Baustein geeignet ist und weshalb der Montierung so eine große Bedeutung zukommt.

Die KameraWenn Sie einen Blick in die Anzeigen-seiten der großen Astrozeitschriften werfen, werden Sie feststellen, dass es mittlerweile sowohl weltweit als auch in Deutschland sehr viele Anbieter von

CCD - Kameras gibt. Eine allgemeine Kaufempfehlung für eine Kamera oder einen Hersteller kann hier nicht gegeben werden, da die Anforderungen zu unterschiedlich sind. Im folgenden Abschnitt werden die wichtigsten Punkte zur Wahl einer Kamera erläu-tert. Kommen einige Kameras in die engere Wahl, nehmen Sie Kontakt zum

Hersteller auf, und bitten Sie um die Adressen einiger Kamerabesitzer, um sich dort direkt über deren Erfahrungen zu informieren.

PixelgrößeDie Größe der Pixel Ihres CCDs muss zur Brennweite Ihres Instrumentes passen. Arbeiten Sie mit einem CCD mit sehr großen Pixeln, zum Beispiel 25 µm, an einem kleinen Refraktor mit 400 mm Brennweite, werden auf der fertigen Aufnahme alle Sterne als kleine Quadrate zu sehen sein. Das Sternscheibchen, in das Ihr Teleskop das Licht bündelt, ist bei einer so kurzen Brennweite viel kleiner als ein Pixel, weshalb nur ein einziges Pixel beleuchtet wird, was hässliche, eckige Sterne zur Folge hat.Das andere Extrem ist eine Kamera mit winzigen 6 µm Pixeln an einem Teleskop mit 3 m Brennweite. Das Scheibchen dehnt sich jetzt über 10x10 Pixel aus und wird rund dargestellt. Schwache Sterne lassen sich jedoch kaum nachweisen, weil sich das Licht über so viele Pixel verteilt, dass das Signal im Rauschen untergeht. Das Optimum ist erreicht, wenn das Sternscheibchen auf ein Feld von 3x3 Pixeln fällt. An einem hervorragenden Standort, bei bester Luftruhe, sollte die Brennweite so groß gewählt werden, dass sich das Beugungsscheibchen über 3x3 Pixel erstreckt. In einer durchschnittlichen Nacht sollte sich das

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Seeingscheibchen, also die Fläche, in der das Beugungsscheibchen aufgrund des Seeings hin und her hüpft, über 3x3 Pixel erstrecken.

ChipgrößeHier gilt: Je größer, desto besser. Die ersten für Amateure verfügbaren CCDs waren 2,5 mm x 2,5 mm groß. Heute haben die meisten Kameras eine Dia-gonale von 8 mm bis 12 mm, seit Ende 2003 sind sogar Kameras mit einem CCD in der Größe des Kleinbildforma-tes erhältlich. Nehmen Sie den größten Chip, den Sie sich leisten können, und achten Sie auf jeden Fall darauf, ob Sie später einen größeren Chip nachrüsten (lassen) können.Leider steigt mit der Größe des CCDs auch die Menge der Daten, was sich bei der späteren Bearbeitung sehr be-merkbar macht. Außerdem brauchen Sie für große CCDs sehr gute Optiken,

damit an den Bildecken nicht nur die Abbildungsfehler des Teleskops zu sehen sind.

BloomingOben wurde ein CCD - Sensor als ein Feld nebeneinander stehender Eimer dargestellt. Regnet es besonders stark, sind die Eimer früher oder später voll und laufen über. Dies passiert auch bei einem CCD: Hat ein sehr heller Stern

ein Pixel „gesät-tigt“, laufen Elek-tronen in die be-nachbarten Pixel über. Dieser Effekt heißt „Blooming“

und sieht auf dem fertigen Bild ausge-sprochen hässlich aus. Es gibt CCDs, die zusätzliche Elektroden auf dem Chip haben, die überschüssige Elektronen abführen. So ein „Anti-Blooming-Gate“ ist eine feine Sache, wenn man nur schöne Bilder machen möchte. Problematisch ist allerdings, dass die Elektroden einen Teil der Pixelfläche abdecken, und so die Empfindlichkeit um 20% bis 30% reduzieren. Weiterhin verhält sich der Chip nicht mehr linear, weil auch schon vor Erreichen der Füll-grenze Elektronen abgeführt werden. Wollen Sie auch Photometrie betreiben, verbietet sich aus diesem Grund der Einsatz von Kameras mit ABG.

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KühlungAuch wenn kein Licht auf das CCD fällt, sammeln sich Elektronen in den Pixeln an. Diesen Effekt nennt man „Dunkelstrom“. Er wird immer schwächer, je tiefer der CCD - Sensor gekühlt wird. Ungefähr alle 7° C hal-biert beziehungsweise verdoppelt sich der Dunkelstrom. Die CCD - Kameras an Profisternwarten werden häufig mit flüssigem Stickstoff auf ca. -100° C gekühlt, so dass der Dunkelstrom keine nennenswerte Rolle mehr spielt. Bei den typischen Amateurkameras wird der CCD - Chip elektrisch mit Peltier-Elementen auf 30° C bis 35° C unter Umgebungstemperatur gekühlt. Schon kleine Temperaturschwankungen des CCDs haben große Auswirkungen: Wird der Chip 1° C wärmer, steigt der Dunkelstrom schon merklich an. Da-rum ist es wichtig, dass die Kühlung genau geregelt ist, was bei den meisten Kameras gut funktioniert. Allerdings gibt es noch immer einige Hersteller, die Kameras ohne geregelte Kühlung anbieten.

VerschlussDer Verschluss steuert die genaue Länge der Belichtungszeit. Gute Ver-schlüsse sind sehr teuer, weshalb es auch Kameras ganz ohne mechanischen Verschluss gibt. Diese Kameras sollte man nur nicht zur Fotografie von Mond und Planeten verwenden. Auch sehr helle Sterne machen Probleme, denn

da während des Auslesens des CCDs weiter Licht auf den Chip fällt, entste-hen bei hellen Sternen „Schwänze“ in Ausleserichtung.Weiterhin kann man nur mit einem mechanischen Verschluss bequem Dunkelstromaufnahmen machen, denn wenn der Verschluss zu ist, fällt kein Licht auf den Chip. Wenn Ihre Kamera keinen mechanischen Verschluss hat, müssen Sie das ganze Teleskop abde-cken und hoffen, dass kein Streulicht in den Tubus fällt.

SchnittstelleIrgendwie müssen die Daten aus der Kamera in den Computer und die Steuersignale in die Kamera. Die ersten Kameras wurden an die serielle Schnitt-stelle angeschlossen. Bei größeren CCDs musste der Benutzer dabei viel Geduld aufbringen: Download-Zeiten von 2 bis 4 Minuten pro Bild waren kei-ne Seltenheit. Heute haben die meisten Kameras eine parallele Schnittstelle.Moderne Kameras lassen sich über den USB - Anschluss oder ein Netzwerk-kabel steuern. Auch bei großen Chips liegen die Downloadzeiten unter 10 Sekunden und das nächtliche Arbei-ten, vor allem das Fokussieren macht wirklich Spaß.

Technischer SupportJedes technische Produkt geht früher oder später einmal kaputt. Muss Ihre CCD - Kamera zur Reparatur erst in die

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USA geschickt werden, können Sie sich auf eine lange CCD - freie Zeit einstel-len. Informieren Sie sich vor dem Kauf einer Kamera im Internet und bei an-deren Benutzern über den Support der verschiedenen Hersteller und Händler. Es gibt auch in Deutschland verschie-dene Hersteller hochwertiger Kameras, und es ist eine feine Sache, wenn man bei einem Problem einfach direkt mit dem Hersteller telefonieren kann.

Am TeleskopFokussierenDas saubere Fokussieren einer CCD - Kamera ist sehr anspruchsvoll, und gleichzeitig der Schlüssel zu guten Bildern. Nehmen Sie sich hierfür viel Zeit, und kontrollieren Sie auch im Laufe einer Nacht immer wieder, ob sich Ihre Kamera noch genau im Fokus befindet. Die Außentemperatur fällt im Laufe einer Nacht, und der Tubus Ihres Instrumentes wird sich etwas verkürzen. Auch Linsen und Spiegel ändern ein wenig ihre Form und damit auch die Brennweite. Je nachdem wie schnell die Temperaturen fallen, sollten Sie sie einmal bis zweimal pro Stunde überprüfen. Es ist sehr ärgerlich, eine ganze Nacht am Rechner neben dem Teleskop verbracht zu haben, um bei der späteren Verarbeitung der Aufnah-men festzustellen, dass die Bilder leicht unscharf sind. Es gibt eine ganze Reihe von Verfahren, wie Sie den genauen

Fokus manuell einstellen können. Mit-tlerweile gibt es auch Okularauszüge mit Schrittmotor und einer Steuerung, so dass eine entsprechende Software Ihre Kamera vollautomatisch scharf stellen kann. Probieren Sie die verschiedenen Me-thoden einmal aus und entscheiden Sie, anhand der Ergebnisse, welchem Verfahren Sie den Vorzug geben.

1. Hellstes-Pixel-VerfahrenWährend die Kamera laufend Bilder macht, zeigt die Software jeweils die Koordinaten und den Pixelwert des hellsten Pixels an. Sie verstellen Ihren Okularauszug so lange bis der Hellig-keitswert am größten ist. Nachteilig an diesem Verfahrens ist, dass der Hel-ligkeitswert bei kurzen Brennweiten teilweise erhebliche Sprünge macht: Je nachdem, ob das Licht auf ein oder zwei Pixel fällt, ändern sich die Hellig-keitswerte sprunghaft. Man muss beim Fokussieren die Werte im Kopf mitteln und entsprechend weiter fokussieren.

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2. Kleinster Durchmesser des SternscheibchensDieses Verfahren funktioniert im Prin-zip genauso wie das erste Verfahren, allerdings beurteilt man nicht den Hel-ligkeitswert, sondern den Durchmesser des Sternscheibchens. Programme wie „MaxIm DL-CCD“ oder „AstroArt“ geben im Fokussiermodus auch die Halbwertsbreite der Sternscheibchen aus.Diese beiden Verfahren funktionieren recht gut, erreichen aber bei schlechtem Seeing oder sehr großen Brennweiten nicht zuverlässig den besten Fokus. Wirkungsvoller sind folgende Verfah-ren:

3. ScheinerblendeDas Fokussieren mit der Scheiner-blende geht schnell, ist zuverlässig

und erfordert nur minimalen Aufwand: Die Scheinerblende deckt die Eintritts-öffnung Ihres Teleskops bis auf zwei kleine Öffnungen am äußeren Rand vollständig ab, so dass nur zwei schlan-ke Lichtbündel den Fokus erreichen. So

lange der CCD - Chip sich nicht genau im Fokus befindet, wird jeder Stern als Doppelstern abgebildet. Je dichter Sie am Fokus sind, desto enger liegen die beiden Scheibchen beisammen, und nur genau im Fokus sehen Sie nur einen einzigen runden Punkt.

4. BeugungsmusterWenn Sie ein Teleskop haben, bei dem der Fangspiegel an einer Fang-spiegelspinne befestigt ist, werden Sie von der visuellen Beobachtung und der Fotografie die „Spikes“ an hellen Sternen kennen. Genau diese kann man auch zum Fokussieren verwenden, denn sobald der Chip nicht genau im Fokus ist, verschwinden sie vom Bild.

5. Automatisches FokussierenZum automatischen Fokussieren brau-chen Sie einen motorisierten Okular-auszug mit Schnittstelle zum Computer. Ein Programm wie „FocusMax“ (www.focusmax.org) verstellt den Okularaus-zug und analysiert die Bilder, die Ihre Kamera liefert. Nach einer anfängli-chen Lernphase „kennt“ das Programm Ihr Instrument und kann die Kamera selbstständig fokussieren. Für mich war die Anschaffung eines automatischen Fokussierers die wertvollste Ergänzung meiner CCD - Ausrüstung: Während früher unscharfe Bilder leider die Regel waren, habe ich seit der Anschaffung von FocusMax keine einzige unscharfe Aufnahme mehr produziert.

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6. NachführungEgal wie gut Ihre Montierung ist, wer-den Sie, wenn Sie mit mehr als 500 mm Brennweite arbeiten, nachführen müssen. Da Sie bei der CCD - Astrofo-tografie sowieso einen Computer dabei

haben, bietet sich die Nachführung mit einem Autoguider an. Es gibt von der Firma SBIG (www.sbig.com) Kame-ras, die einen zweiten Chip integriert haben, mit dem man nachführen kann. Leider findet man nicht immer einen passenden Leitstern, und bei Auf-nahmen durch Farb- oder Linienfilter muss man oft zu lange belichten um ein brauchbares Signal zu erhalten. Im Normalfall ist der zweite Chip aber sehr praktisch: Er ist gleichzeitig fokussiert und, um die Aufnahmen schon vorher zu planen, kann man sich das Feld von Haupt- und Guidingchip in Sternkarten-programmen anzeigen lassen.

BelichtungszeitenWollen Sie wirklich schöne, rausch-arme Bilder erzielen, sind häufig nicht mehr als zwei bis drei Objekte pro Nacht schaffbar. Für eine Farb-

aufnahme eines Objektes benötigen Sie typischerweise eine ganze Nacht! Mit einer Belichtungszeit von 10 s bis 60 s sehen Sie die meisten Deep-Sky Objekte nur als kleine, verrauschte Matschflecke auf dem Monitor. In den ersten Nächten kann man so durchaus über 50 Objekte pro Nacht aufnehmen, allerdings kann man mit diesen Bildern wenig anfangen. Sie sehen nicht hübsch aus, woran auch viel Bildverarbeitung nichts ändert. Wollen Sie das Potential Ihrer Kamera voll ausschöpfen, müssen sie lange belichten!Leider stehen neben einem schwachen Objekt häufig auch ein paar helle Ster-ne, welche Ihr CCD nach kurzer Zeit sättigen. Wenn Sie eine Kamera mit Anti-Blooming-Gate haben, passiert nichts weiter; besitzen Sie aber eine Kamera ohne ABG, laufen die Pixel über und die Bilder sehen ziemlich verunstaltet aus. Sie sollten eine lan-ge Belichtungszeit in viele kürzere Aufnahmen aufteilen, die Sie dann im Rechner addieren. Eine Gesamtbelich-tungszeit von 120 Minuten kann also zum Beispiel aus acht Einzelaufnahmen a 15 Minuten bestehen, wenn nach 15 Minuten noch kein Stern im Bildfeld den Chip gesättigt hat. Die längste Be-lichtungszeit für eine Einzelaufnahme kann auch anders begrenzt sein: Hat Ihre Montierung einen starken Pendel-fehler oder Sie möchten Sie nicht aktiv nachführen, kann eine Einzelaufnahme immer nur so lange dauern, dass die

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Sterne gerade noch als Punkte und nicht als Striche abgebildet werden. Versu-chen Sie jedoch, jede Einzelaufnahme so lange wie möglich zu belichten, denn je höher die Zahl der Einzelaufnahmen ist, desto stärker macht sich das Ausle-serauschen bemerkbar.

Kalibrieren der RohdatenDie Rohbilder einer CCD - Kamera sehen nicht besonders schön aus: Sie sind verrauscht, zeigen vielleicht eine aufgehellte Ecke, Staubflecken und „Cosmics“, die Spuren der kosmischen Strahlung. Aber in diesen Rohdaten steckt viel Information, und der erste Schritt auf dem Weg zum fertigen Bild ist ihre Kalibrierung.

DunkelstromDunkelstrom entsteht, egal ob Licht auf den CCD - Chip fällt oder nicht. Leider erzeugen nicht alle Pixel gleich viel Dunkelstrom, weshalb man Dun-kelstromaufnahmen (oder „Darks“) mit gleicher Belichtungszeit und Chip-temperatur wie die Rohbilder erstellen muss. Als Faustregel gilt: Belichten Sie etwa fünfmal so viele Dunkelstrom-aufnahmen, wie Sie Objektaufnahmen erzeugt haben. Das gemittelte, rausch-

arme „Masterdark“ wird dann von Ihrer Objektaufnahme abgezogen.

FlatfieldLeider ist ein System aus Teleskop und CCD - Kamera nie perfekt: Jedes Pixel hat eine etwas andere Empfindlichkeit als seine Nachbarn. Die meisten Teles-kope leuchten wahrscheinlich nicht das gesamte Bildfeld homogen aus, und es ist immer etwas Staub auf den optischen Flächen im Strahlengang, der Schatten auf den Chip wirft. Das untenstehende Bild zeigt eine typische Aufnahme.

Zur Korrektur dieser Fehler erstellt man Flatfield Aufnahmen (oder „Flats“). Dazu richtet man das Instrument auf eine gleichmäßig beleuchtete Fläche und belichtet so lange, bis das Signal etwa die Hälfte des linearen Bereiches erreicht hat. Geeignete Flächen sind zum Beispiel eine weiße Fläche an der Innenseite der Kuppel oder der Dämmerungshimmel. Viele CCD-Astrofotografen verwenden auch eine Leuchtbox aus zwei Milchglasscheiben und einigen Lampen, die auf die Teles-kopöffnung gestellt wird.

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Auch bei der Flatfieldkorrektur soll dem Objektbild möglichst wenig zusätzliches Rauschen hinzugefügt werden, weshalb man ca. 20 bis 30 Flatfieldaufnahmen erstellen und diese zu einem Masterflat mitteln sollte.Für die Kalibrierung wählen Sie in den gängigen Bildverarbeitungsprogram-men wie „MaxIm DL“, „AstroArt“, „CCDWorks“ oder „CCOPS“ einfach die Verzeichnisse mit den Flatfield- be-ziehungsweise Dunkelstromaufnahmen an. Die Programme erstellen selbst-ständig die Summenbilder und wenden diese in der korrekten Reihenfolge auf Ihre Rohdaten an.

FilterFilter sind wichtige Zubehörteile bei der CCD - Astronomie. Sie beschrän-ken den Wellenlängenbereich der ein-fallenden Strahlung. Mit Filtern lassen sich Abbildungsfehler minimieren, Farbaufnahmen erstellen oder Infor-mationen über den Aufbau der Objekte gewinnen.Filter sollten immer so groß sein, dass auch die Ecken des CCDs noch voll ausgeleuchtet werden. Die optische

Qualität sollte so gut sein, dass keine sichtbare Verschlechterung des Bildes bewirkt wird.

FarbaufnahmenEine RGB - Farbaufnahme besteht aus den drei Farbkanälen rot, grün und blau. Es gibt „Single Shot Color Cameras“, die mit einer einzigen Aufnahme ein Farbbild erzeugen; um aber wirklich hochwertige Farbaufnahmen zu ma-chen, sollte man mit einer „normalen“ CCD - Kamera das Objekt jeweils durch einen Rot, Grün- und Blaufilter aufneh-men und diese Aufnahmen im Rechner zu einem Farbbild zusammenfügen. Damit die Farben der Sterne und Objek-te im fertigen Bild realitätsnah ausse-hen, müssen die Transmissionskurven der Filter zum CCD passen. Weiterhin dürfen die Filter kein infrarotes Licht passieren lassen. Sie können also nicht beliebige Farbfilter aus Ihrem Oku-larkoffer verwenden, sondern sollten einen Satz RGB - Filter mit IR - Sperre für CCD - Kameras erwerben. Da jeder Filter nur das Licht einer Farbe passieren lässt, müssen die Aufnahmen sehr lange belichtet werden, weshalb Sie sich für wirklich gute Bilder auf ein Objekt pro Nacht konzentrieren und dafür entsprechend häufig und lange belichten sollten.Falls Sie Ihre Kamera an einem Refrak-tor oder Teleobjektiv montiert haben, müssen Sie für jede Farbe neu scharf stellen, da selbst ausgezeichnete Opti-

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ken nicht alle Wellenlängen im selben Brennpunkt vereinigen.Da eine umfassende Behandlung des Themas „Farbaufnahmen“ den Umfang dieses Artikels sprengen würde, beachten Sie bitte die Literaturhinweise am Ende der Artikelserie.

LinienfilterLinienfilter lassen nur das Licht einer bestimmten Wellenlänge passieren. Am Bekanntesten sind die H-Alpha Filter, die nur das Licht des einfach ionisierten Wasserstoffes bei der Wellenlänge von 656 nm passieren lassen. Zudem gibt es noch Filter für OIII (501 nm) und SII (672 nm). Empfehlenswert sind die Fil-ter von CustomScientific (USA) (www.customscientific.com) oder Astronomik (D) (www.astronomik.com)Mit Linienfiltern kann und muss man sehr lange belichten, um so auch sehr schwache Objekte aufzunehmen. Sie ermöglichen sogar bei Vollmond oder an Standorten mit starker Lichtver-schmutzung Deep-Sky Aufnahmen zu erstellen. Das Bild vom Pferdekopfne-bel entstand zum Beispiel in nur 400 m

Entfernung vom Hamburger Flughafen, wo die Gürtelsterne des Orion mit dem bloßen Auge nur knapp zu erkennen waren. Fortsetzung folgt

Bildnachweise:S. 2 MoFi - und Marskollage GN Mars: von links oben nach rechts unten Aufnahmedaten: 22.12.2007, 20:00 Uhr MEZ 22.12.2007, 22:00 Uhr MEZ 23.12.2007, 00:15 Uhr MEZ MoFi von links oben nach rechts unten Bei den drei Fotos, Instrument: SDHF 75 Kamera:EOS 350D 1. Aufnahme:Durchsicht: Wolkenlücken Belichtungszeit: 1/200s@800ASA 14min nach Beginn der partiellen Phase Datum: 21.02.2008, 2:57h MEZ 2. Aufnahme: Durchsicht: Wolkenlücken Belichtungszeit: 1/2s@800ASA noch 9min bis zur Totalität! Datum: 21.02.2008, 3:52h MEZ 3. Aufnahme: Durchsicht: Wolkenlücken 10min nach Beginn der Totalität. Mit dem bloßen Auge sah man nichts! Belichtungszeit: 5s@1600ASA Datum: 21.02.2008, 4:11h MEZS. 5 - S. 10 alle Grafiken NBS. 14 Hermann-Michael Hahn, Besucher KKS. 22 - S. 30 alle Fotos GNS. 32 r.o. Einsteinturm KKS. 32 r.u. Spiegel AIPS. 33 l.u. Modell Einsteinturm HGPS. 33 r. Sofabild AIPS. 34 l.o. Einsteinturm HGPS. 34 l.u. Originalskizzen Mendelsohn AIPS. 34 r. Einsteinturm HGPS. 35 l.u. Kriegsschäden 1945 AIPS. 35 r.o. Putzschäden AIPS. 36 ISS GNS. 39 Krater Kopernikus GN Instrument: Intes MK1008 Filter: Astronomik ProPlanet 742 Kamera: DMK31F03 Mosaik aus 9 Bildern, Verarbeitung mit Registax, Mosaik mit AutoPanoPro Belichtungszeit: 1/30s Datum und Ort: 2008 / Münster

AIP - Astrophysikalisches Institut Potsdam, NB - Norbert Bertels, MD - Michael Dütting, KK - Klaus Kumbrink, GN - Gerd Neumann,HGP - Hans-Georg Pellengahr

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Neue astronomische Vortrags-reihe im Zeiss-Planetarium des LWL-Museums für Naturkunde

Die astronomischen Vorträge finden in der Regel am ersten Dienstag eines Monats um 19.30 Uhr statt. Jeder Vortrag ist in sich abgeschlossen und stellt ein bestimmtes astronomisches Thema allgemeinverständ-lich dar. Die Vorträge sind für interessierte Besucher ab 14 Jahren geeignet.Eintritt: Erwachsene 4,- €; Kinder 2.-€Veranstaltungsort: Zeiss-Planetarium im LWL-Museum für Naturkunde

Neue Sterne haufenweise 06.05.08 | 19.30 Uhr

Prof. Dr. Susanne Hüttemeister, Ruhr-Universität Bochum / Planetarium Neue Sterne bilden sich noch heute: Tief in dichten Gas- und Staubwolken verborgen findet die Sternentstehung statt. Und meist wird nicht nur ein Stern geboren, sondern gleich ein ganzer Sternhaufen. Prächtige Beispiele finden sich in unserer Nachbar-schaft, in unserer eigenen Milchstraße: Den Orion-Nebel etwa kann man am dunklen Himmel mit dem bloßen Auge erkennen. Aber auch in anderen Galaxien fallen die Regionen der Sternentstehung besonders auf, vor allem dann, wenn zwei Milch-straßen zusammenstoßen und dadurch ein kosmisches Feuerwerk der Sternentstehung auslösen.Allerdings ist der Höhepunkt der Aktivität schon überschritten: Früher entstanden im Kosmos viel mehr Sterne als heute. Geht das Universum also dunklen Zeiten entgegen?

Mars - geologische Untersuchun-gen mit Fernerkundungs-methoden27.05.08 | 19.30 Uhr

Prof. Dr. Harald Hiesinger, Westfäli-sche Wilhelms-Universität MünsterMars, der erdähnlichste Planet wird der-zeit von mehreren Raumfahrtmissionen besucht. Das Institut für Planetologie der Westfälischen Wilhelms-Universität Müns-ter ist an einigen dieser Missionen aktiv beteiligt. Im Rahmen des Vortrags wird über die neuesten Ergebnisse der Marsmis-sionen berichtet und auch ein Ausblick auf zukünftige Missionen gegeben.Am 25.5. erreicht die Raumsonde „Phoenix“ den Mars. Sollte die Landung glücken, werden im Rahmen des Vortrags die ersten Bilder von Phoenix vorgestellt.

Der Sternenhimmel im Sommer – mit Sternschnuppen undFinsternissen03.06.08 | 19.30 Uhr

Dr. Björn Voss, LWL-PlanetariumAm Sommersternenhimmel leuchten die Sternbilder des „Sommerdreiecks“, Schwan, Leier und Adler. Auf einem Streif-zug durch diesen Bereich des Himmels begegnet man dem Planeten Jupiter und anderen interessanten Himmelskörpern.Im August hat der Mond seine große Stun-de: Am 1.8. verfinstert er die Sonne zum Teil, am 16.8. wird er selber verfinstert. Aber auch viele Sternschnuppen werden im August zu sehen sein. Eine Vorschau auf diese Ereignisse rundet den Himmels-spaziergang ab.

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Berlin-Exkursion der Sternfreunde Münster 12.-14. Oktober 2007 Teil IIDrittes Ziel: Der EinsteinturmKlaus Kumbrink

Der 3. Teil unserer astronomischen Er-lebnisreise in Berlin fand am 13.10.2008 unter der Führung von Herrn Einsporn über den Telegrafenberg statt.

Vormittags hatten wir bereits unter der Führung von Prof. Liebscher tiefere Eindrücke vom Astrophysikalischen Institut Potsdam (AIP) erhalten - insbe-sondere der große Babelsberg-Refrak-tor hatte uns alle ziemlich beeindruckt (siehe Andromeda 3/2007). Wir alle - das waren Christiane, Conny + Jürgen, Michael + Jupp (Dütt + Dad!!), Hans-Georg, Benno, Klaus sowie Ilona + ich - sollten aber auf dem Telegrafenberg unser persönliches Highlight mit dem frisch renovierten großen Refraktor erleben. Doch davon später mehr von Michael Dütting.

Erst einmal stellte uns Herr Einsporn neben vielen weiteren Einrichtungen auf dem weitläufigen Gelände des Te-legrafenbergs im „Wissenschaftspark Albert Einstein“ ein besonderes Obser-vatorium vor: den „Einsteinturm“.Der Einsteinturm ist ein Sonnenob-

servatorium, das insbesondere zu dem Zweck errichtet wurde, die Gültigkeit von Albert Einsteins Relativitäts-theorie experimentell zu bestätigen. Erwin Finlay-Freundlich, Astronom und Mitarbeiter Albert Einsteins, hat das Instrumentarium konzipiert und damit das erste Turmteleskop Europas mit einem der größten Spektrographen seiner Zeit geschaffen. Er beauftragte mit der Erstellung den bekannten Ar-chitekten Erich Mendelsohn, der das Observatorium in den Jahren 1919 bis 1924 entwarf und fertigstellte.Herzstück des Teleskops ist ein Linsen-

objektiv mit 60 cm Durchmesser und einer Brennweite von 14 m. Man erhält somit ein Sonnenbild von etwa 13 cm

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Durchmesser. Das Teleskop ist fest in das Gebäude eingebaut. Um dem Lauf der Sonne über den Himmel folgen zu können, befindet sich in der drehbaren Kuppel ein Coelostat. Er besteht aus zwei Planspiegeln, von denen sich einer um eine Achse parallel zur Erdachse dreht und so der Sonne folgt, während der andere das Sonnenlicht in das Te-leskop lenkt.Vom Teleskop wird das Licht in den Spektrografen weitergeführt. Der Spektrograf ist mit einer Littrow-Lin-se von 12 m Brennweite ausgestattet. Das Spektrografengitter ist 42 cm x 32 cm groß und verfügt über 632 Rillen pro Millimeter. Bei einer Wellenlänge von 600 nm erreicht man somit eine spektrale Auflösung von 0,56 pm. Für Parallelmessungen in einer anderen Spektrallinie kann man einen Teil des Lichtes über ein zweites, kleineres Gitter leiten. Der Spektrograf kann auch zur Messung der Polarisationsei-genschaften des Sonnenlichtes genutzt werden. Da der Spektrograf sehr emp-findlich auf Temperaturschwankungen reagiert, ist er tief im Inneren des Ge-

bäudes in einem thermisch isolierten Raum untergebracht.

Am 6. Dezember 1924 wurde die Sonnenforschungsanlage des Einstein-turmes in einer von Albert Einstein geleiteten Sitzung des Kuratoriums des „Einstein-Instituts“ offiziell in Betrieb genommen.

Das berühmte „Sofabild“ der Berliner Physiker-Elite, darunter fünf Nobel-preisträger im Jahr 1921.

Die primäre wissenschaftliche Aufga-benstellung bestand im Nachweis der Gravitationsrotverschiebung, einer winzigen, von Einstein vorhergesagten Verschiebung von Spektrallinien im Schwerefeld der Sonne, die als Beweis für die Richtigkeit der Allgemeinen Relativitätstheorie dienen sollte.In den 20 er Jahren war der Einstein-turm das erste Turmteleskop in Europa. Teleskop und Spektrograph gehörten lange zu den größten derartigen Instru-menten auf der Welt. Seit Beginn der 40 er Jahre wurden hier von H. von Klüber erstmalig in Europa kosmische Mag-

genommen. Das berühmte „Sofabild“ der Berliner Physiker-Elite, darunter fünf Nobelpreisträger im Jahr 1921.
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netfelder in Sonnenflecken gemessen. Auch heute noch wird der Einsteinturm im wissenschaftlichen Betrieb genutzt und ist eines der größten Sonnenteles-kope in Europa.

Das berühmte Bauwerk Erich Men-delsohns gilt als bedeutendste archi-tektonische Leistung des deutschen Expressionismus und steht unter Denk-malschutz. Mendelsohn suchte damals nach neuen architektonischen Aus-drucksformen, die er mit den zeitgemä-ßen Baumaterialien Stahl und Stahlbe-ton realisieren wollte. Der Turm stellt eine der sehr seltenen Verknüpfungen zwischen Wissenschaft und Kunst dar, weil es Mendelsohn gelang, sowohl die Anforderungen der Wissenschaft als auch seine eigenen Vorstellungen von Formgebung zu erfüllen.

Original Skizzen von Mendelsohn

Das Gebäude wurde zwar als Stahl-betonbau konzipiert, ist aber in einer Art Mischbauweise ausgeführt: Aus Beton sind der Kuppelkranz, die Au-ßenwände der Anbauten, Terrasse und Terrassentreppe. Das Zentrum der Anlage, der Turm selbst, besteht aus Ziegelmauerwerk, ebenso die Dächer über den Anbauten. Der gewünschte Eindruck eines homogenen Betonbaues entstand erst, nachdem alles mit einer gleichmäßigen Schicht von feinkörni-gem, hell ockerfarbenem Spritzputz überzogen war.

Mit den anfänglichen Schwierigkeiten begann eine lange Geschichte von Schäden und Reparaturen. Hauptur-sachen waren thermische Spannungen durch unterschiedliche Materialien und Wandstärken sowie durch die strikte Nord / Süd-Ausrichtung des Observato-

Formgebung zu erfüllen.
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riums. Schon 1927, nur fünf Jahre nach Fertigstellung, musste wegen zahl-reicher Defekte – Durchfeuchtungen, Risse und Rostschäden – umfassend saniert werden. An mehreren Stellen wurden Bleche angebracht, die das Erscheinungsbild deutlich veränderten. Aber auch diese Schutzmaßnahmen schadeten letztlich der Bausubstanz. 1937 machte Pilzbefall den Ausbau des großen Prismenspektrografen erforderlich. Die zweite Generalüber-holung wurde 1940/41 notwendig. Im Zweiten Weltkrieg explodierte 1945 eine Luftmine in der Nähe und zerstörte verschiedene Gebäudeteile. Nach der Wiederherstellung 1950 wurden in den Jahren 1958, 1964, 1974-78 und 1984 weitere Reparaturen vorgenommen. Zu Beginn der 1990 er Jahre erschien die

Situation exis-tenzbedrohend. Auf umfang-reiche Unter-suchungen und Kartierung der Schadensstellen folgte in den Jahren 1997 bis 1999 die bisher gründlichste Sa-

nierung, dabei wurde darauf geachtet, soviel Originalsubstanz wie irgend möglich zu erhalten. Gemeinsame Träger der etwa drei Millionen Euro teuren Maßnahmen waren eine pri-vatwirtschaftliche Stiftung, die zwei Drittel der Kosten übernahm, und das Astrophysikalische Institut Potsdam (AIP) als Hausherr des Einsteinturms. In Zukunft werden die kritischen Bereiche der Anlage anhand eines Pflegeplans regelmäßig überwacht und gewartet. Leider konnten wir den Einsteinturm nur von außen betrachten, ein Führung innen war aufgrund der wissenschaft-lichen Nutzung nicht möglich. Aber auch so erschloss sich uns die einmalige Schönheit des Gebäudes, das inzwi-schen schon mehr als 80 Jahre „auf dem Buckel“ hat...Nach soviel geschichtlicher Bedeutsam-keit lechzten wir nun nach „handfester Astronomie“ - der große Refraktor sollte unser nächstes Ziel sein!Quellen: wikipedia.org und einsteinturm.de

Fortsetzung folgt

Sanierung, dabei wurde
35 Zu Beginn der 1990 er Jahre erschien die
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More Space in SpaceWolf Steinle

Übersetzung und Bearbeitung einer Mitteilung der Presseagentur AP (As-sociated Press)

In die Freude und Erleichterung über die kürzlich erfolgreiche Mission der Raumfähre ATLANTIS zur Raumsta-tion ISS mischte sich bei der NASA auch Nachdenklichkeit und Besorgnis. Dies kam kürzlich bei einer internen Dringlichkeitssitzung, noch vor dem nächsten Start der Raumfähre EN-DEAVOUR, bei der auch hochrangige Regierungsvertreter anwesend waren, deutlich zum Ausdruck. Während NASA-Chef Michael Griffin einleitend die Anwesenden noch mit dem Erfolge der gelungenen Mission begeisterte, wies die stellvertretende Administratorin der NASA, Shana Dale, in einem eindringlichen Refe-rat auf die enorme Kostenexplosion hin. Nach Shanas Ansicht wäre dies weniger dramatisch, wenn die Gelder

überwiegend in die technische Zukunft-sentwicklung fließen würden. Doch der größte Anteil musste für die Instand-haltung der mittlerweile in die Jahre gekommenen Flotte der verbliebenen drei Raumfähren aufgebracht werden. Durch die enorme Belastung bei Start und Landung werden die Fähren so stark beansprucht, dass der Aufwand für das nächste „Startklar“ immer mehr einer Generalüberholung gleich kommt – dies ist „lost budget“, so warnte Dale. Hier sei schnelles Handeln dringend geboten, um nicht die ATLANTIS Ende dieses Jahres außer Dienst stellen zu müssen. Anschließend ließ sie durch Ih-ren Planungsdirektor Dr. Samuel Garlic ein neues Konzept vorstellen.Sam Garlic hält die Spaceshuttles wei-terhin für eine geniale Entwicklung, ließ aber keinen Zweifel, dass im Laufe der Zeit durch die Belastungen von Starts und Landungen eine unvermeidliche Materialermüdung eintreten wird. Ein deutliches Signal waren die, in letzter Zeit immer häufiger auftretenden tech-nisch bedingten Startverzögerungen. Ohne diese kurzzeitigen, aber erheb-lichen Spontanbelastungen könnten die Raumfähren noch Jahrzehnte im All eine sinnvolle Aufgabe erfüllen. Deshalb möchte Sam die bewährten Raumgleiter nicht ausmustern, sondern einfach „oben“ lassen. Da auf der ISS ohnehin drangvolle Enge herrsche, wäre die ISS-Besatzung für jeden zusätzlichen Raum dankbar. „We win more space in space“, so Dr. Garlic

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und schilderte, wie durch einen relativ geringen Zeit- und Kostenaufwand der großzügige Laderaum der Shuttle zu einem praktikablen Arbeits- und Lagerraum umgerüstet werden könne – die ISS erhalte dadurch einen sog. „Kofferraum“. Aus dem Spaceshuttle würde dann ein Shuttlespace und wäre permanent an die ISS angedockt.

Vorläufig müsste bis zur Installation einer zusätzlichen Andockstation an die ISS der Shuttlespace kurzfristig ab-gekoppelt und im All geparkt werden, wenn gerade ein Versorgungsshuttle sich von der Erde nähert. Sam Garlic schilderte jedoch sehr konkret seine gut überlegten Vorschläge über die zukünftige Nutzung. So stellt er sich als neue Andockstation einen multiplen Dockingblock vor, der ähnlich wie ein HUB der USB Computerschnittstelle fungieren solle, um alle drei Raumfäh-ren (Atlantis, Discovery, Endeavour) gleichzeitig andocken zu können.

Außerdem könnte auch in den meisten Fällen das risikobehaftete „Hochschie-ßen“ von Satelliten und ISS-Modulen mit aufwendigen Transportraketen entfallen. Sam möchte kleinere, auf der Erde vorgefertigte und geprüfte Bauteile und Module mit billigeren „Miniraketen“ zur ISS transportieren. Dies hätte den kostensenkenden Vorteil, dass beim Versagen einer Rakete nicht gleich ein ganzer 100 Millionen teurer

Satellit verloren ginge. Vor Ort, in der „Montagehalle“ eines Shuttlespaces (ehemaliger Frachtraum) sollen die Satelliten endmontiert werden. Die ohnehin vorhandene Ladeluke des ehe-maligen Spaceshuttles diente schon im-mer als geeigneter Transportweg zum Aussetzen von kompletten Satelliten und würde kein Problem darstellen.

Die Umsetzung dieses neuen Kon-zepts wäre äußerst kostengünstig, da die NASA vieles aus den eingesparten Instandhaltungskosten finanzieren und auch zukünftige Weltraumausgaben erheblich reduzieren würde. Doch ganz ohne eine kurzfristige Budgetaufsto-ckung von nur 200 Millionen $ wäre die Umrüstung der Shuttle und Installation des Dockingblocks nicht durchführbar. Dies machten Dale und Garlic den Regierungsvertretern deutlich und sie wiesen darauf hin, dass auch Eile ge-boten sei. Denn man möchte die noch verbleibende Amtszeit von Präsident Bush, der immer als starker Befürwor-ter der US-Weltrauminteressen galt, nutzen, diese Gelder durch den Senat zu „boxen“.

Bei der Verabschiedung zeigten die Regierungsvertreter anerkennendes Verständnis für das überzeugende Konzept und versicherten NASA-Chef Michael Griffin, sich mit ganzer Kraft für eine rasche Bewilligung der Gelder einzusetzen.

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Astronomie - Unser Hobby:Gemeinsame Beobachtung • Astrofotografie • Startergruppe • Mond & Sonnenbeobachtung • Beratung beim Fernrohrkauf • öffentliche Vorträge über astronomische Themen • Vereinszeitung

Was? Wann? Wo?

Vortragsthemen (A): Anfänger (F): Fortgeschrittene

Ort und Zeit: Seminarraum des Westfälischen Museums für Naturkunde / 19.30 Uhr

8. April.: Historische Sternwarten in Berlin - ein Exkursionsbericht (A)div. SternfreundeDie Berlin-Exkursion der Sternfreunde Münster im Herbst 2007 führte zu ver-schiedenen Sternwarten, die auf eine beeindruckende Geschichte zurückblicken konnten. Neben den alten Refraktoren, die heute immer noch zu den Superlativen die-ser Geräte zählen, gab es noch viele andere astronomische Sehenswürdigkeiten. 13. Mai .: Radioastronomie (A) Dr. Enno MiddelbergDie Radioastronomie hat im 20. Jahrhun-dert fundamentale Beiträge zu unserem Bild vom Kosmos geleistet, was sich auch in der Anzahl der der Radioastronomie zuzurechnenden Nobelpreise ablesen

lässt. In diesem Vortrag wird erläutert, was Radioastronomen beobachten, womit sie beobachten und welche wichtigen Entdeckungen in jüngerer Zeit gemacht wurden.10. Juni: Geistergalaxien: der übersehe-ne Ast von Hubble‘s Galaxien- Klassifi-kation (A) Dr. BomansDieser Vortrag nimmt die Zuhörer mit auf eine Reise an die Grenzen des beobachtba-ren Weltalls. Das Ziel sind die sogenannten Geistergalaxien, Objekte die gerade noch von den leistungsfähigsten zur Verfügung stehenden Teleskopen nachgewiesen werden können. Vielleicht handelt es sich bei ihnen um Protogalaxien, Überreste von Sternen und Sternensystemen aus der Frühzeit des Universums.

Wer sich mit dem faszinierenden Gebiet der Astronomie näher beschäftigen möchte, ist herzlich eingeladen, zu einem unserer öffentlichen Treffen zu kommen. Unsere Mitglieder beantworten gerne Ihre Fragen.

Öffentliche VeranstaltungenWir veranstalten Vorträge über aktuelle astronomische Themen an jedem 2. Dienstag des Monats. Öffentliche Beobachtung vor dem Museum für Naturkunde. Aktuelle Infos über unsere „Homepage“.www.sternfreunde-muenster.de. Alle Veranstaltungen sind kostenlos!

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