4
242 Besprechungen schen der einheimischen keltischen Überlieferung und den Strukturen des jeweiligen provinzialrömischen Umfelds deutlich zu machen. Ob sich die jeweiligen Forschungs- ergebnisse der Archäologie, Philologie und Vergleichenden Sprachwissenschaft aber tatsächlich wechselseitig erhellen und zu einem widerspruchsfreien Gesamtbild ver- einen lassen, bleibt vorerst abzuwarten. Bei der in Aussicht genommenen Gesamtdar- stellung sollten in jedem Fall - analog zur umsichtigen Aufarbeitung der literarischen Quellen durch Andreas Hofeneder - unterschiedliche Forschungsmeinungen und di- vergierende Auffassungen bei der Deutung komplexer Befunde klar zum Ausdruck kommen. Tübingen Bernhard MAIER HILY, GAEL; LAJOYE, PATRICE; HASCOET, JOEL; OUDAER, GUILLAUME & ROSE, CHRI- STIAN (Hrsg.): Deuogdonion. Mélanges offerts en l’honneur du Professeur Claude Sterckx. Rennes: Tir, 2010. 711 S., ISBN 978-2-917681-11-4. € 38. Diese Festschrift für den belgischen Keltologen, Religionswissenschaftler und Indo- germanisten Claude Sterckx vereint 36 Beiträge von Freunden, Schülern und Kollegen. Den Anlass für diese Würdigung ist dessen 65. Geburtstag, wie allein aus dem kur- zen Text auf dem hinteren Buchdeckel hervorgeht. In der gut dreiseitigen Einleitung der Herausgeber (S. 5-8) werden die wichtigsten wissenschaftlichen Stationen des Ju- bilars gewürdigt, auf die Beigabe eines Schriftenverzeichnisses, das die Erschließung des umfangreichen Werks des Jubilars erleichtert hätte, wurde dabei leider verzichtet. Die große Anzahl der Beiträge hält, wie es in solchen Sammelbänden oft der Fall ist, meist nur das Band der Autoren zum Jubilar zusammen. So auch in dem hier besprochenen Buch: Das Charisma („our very own master-druid“, ANTHOONS, S. 37) und der wissenschaftliche Einfluss des Jubilars brechen sich in vielen Beiträgen Bahn und zeugen von einer sympathischen Persönlichkeit. Das religionswissenschaftlich-vergleichende Schaffen von Claude Sterckx war und ist stark beeinflusst von der trifunktionellen Beschreibung der indogermanischen Ge- sellschaft im Sinne von G. Dumézil und dementsprechend nimmt diese Forschungs- richtung unter den Beiträgen zu religionsgeschichtlichen Themen viel Raum ein: Nick ALLEN, ‚Seven, five, three; or a tale of five cities‘ (S.9-24), diskutiert die Notwendig- keit, zusätzlich zu den drei bekannten Funktionen noch eine Funktion (F4+) am oberen und eine (F4-) am unteren Ende der Hierarchie hinzuzufügen. Frédéric BLAIVE, ‚Ro- mulus et Numitor. Mythologie indo-européenne et annalistique romaine‘ (S. 63-75), sieht in der Tötung des römischen Numitor das Mythologem der wiedererlangten Herrschaft. Dominique BRIQUEL, ‚L’accession au pouvoir des deux Tarquins et la con- ception indo-européenne du roi‘ (S. 85-104), interpretiert die Stationen der Erlangung der Herrschaft durch Tarquinius Superbus so, dass sie bezüglich der trifunktionellen Ideologie in der umgekehrten Reihenfolge stattgefunden haben, was das Unrecht- mäßige seiner Herrschaft spiegelt. François DELPECH, ‚Saint Nectan: Hagiographie, folklore et mythologie comparée‘ (S. 133-155), verfolgt in der Folklore die Spur des kornischen Heiligen Nectan als Abkömmling des Wassers im indogermanischen Sinn. DOI10.1515/zcph.2011.028 Brought to you by | Boston College O'Neill Library Authenticated Download Date | 11/28/14 7:20 PM

Zeitschrift für celtische Philologie (2011) () || HILY, GAEL; LAJOYE, PATRICE; HASCOET, JOEL; OUDAER, GUILLAUME & ROSE, CHRISTIAN (Hrsg.): Deuogdonion. Mélanges offerts en l’honneur

  • Upload
    paul

  • View
    218

  • Download
    2

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Zeitschrift für celtische Philologie (2011) () || HILY, GAEL; LAJOYE, PATRICE; HASCOET, JOEL; OUDAER, GUILLAUME & ROSE, CHRISTIAN (Hrsg.): Deuogdonion. Mélanges offerts en l’honneur

242 Besprechungen

schen der einheimischen keltischen Überlieferung und den Strukturen des jeweiligen provinzialrömischen Umfelds deutlich zu machen. Ob sich die jeweiligen Forschungs­ergebnisse der Archäologie, Philologie und Vergleichenden Sprachwissenschaft aber tatsächlich wechselseitig erhellen und zu einem widerspruchsfreien Gesamtbild ver­einen lassen, bleibt vorerst abzuwarten. Bei der in Aussicht genommenen Gesamtdar­stellung sollten in jedem Fall - analog zur umsichtigen Aufarbeitung der literarischen Quellen durch Andreas Hofeneder - unterschiedliche Forschungsmeinungen und di­vergierende Auffassungen bei der Deutung komplexer Befunde klar zum Ausdruck kommen.

Tübingen Bernhard MAIER

HILY, GAEL; LAJOYE, PATRICE; HASCOET, JOEL; OUDAER, GUILLAUME & ROSE, C H R I ­

STIAN (Hrsg.): Deuogdonion. Mélanges offerts en l’honneur du Professeur Claude Sterckx. Rennes: Tir, 2010. 711 S., ISBN 978-2-917681-11-4. € 38.

Diese Festschrift für den belgischen Keltologen, Religionswissenschaftler und Indo­germanisten Claude Sterckx vereint 36 Beiträge von Freunden, Schülern und Kollegen. Den Anlass für diese Würdigung ist dessen 65. Geburtstag, wie allein aus dem kur­zen Text auf dem hinteren Buchdeckel hervorgeht. In der gut dreiseitigen Einleitung der Herausgeber (S. 5-8) werden die wichtigsten wissenschaftlichen Stationen des Ju­bilars gewürdigt, auf die Beigabe eines Schriftenverzeichnisses, das die Erschließung des umfangreichen Werks des Jubilars erleichtert hätte, wurde dabei leider verzichtet.

Die große Anzahl der Beiträge hält, wie es in solchen Sammelbänden oft der Fall ist, meist nur das Band der Autoren zum Jubilar zusammen. So auch in dem hier besprochenen Buch: Das Charisma („our very own master-druid“, ANTHOONS, S. 37) und der wissenschaftliche Einfluss des Jubilars brechen sich in vielen Beiträgen Bahn und zeugen von einer sympathischen Persönlichkeit.

Das religionswissenschaftlich-vergleichende Schaffen von Claude Sterckx war und ist stark beeinflusst von der trifunktionellen Beschreibung der indogermanischen Ge­sellschaft im Sinne von G. Dumézil und dementsprechend nimmt diese Forschungs­richtung unter den Beiträgen zu religionsgeschichtlichen Themen viel Raum ein: Nick ALLEN, ‚Seven, five, three; or a tale of five cities‘ (S.9-24), diskutiert die Notwendig­keit, zusätzlich zu den drei bekannten Funktionen noch eine Funktion (F4+) am oberen und eine (F4-) am unteren Ende der Hierarchie hinzuzufügen. Frédéric BLAIVE, ‚Ro-mulus et Numitor. Mythologie indo-européenne et annalistique romaine‘ (S. 63-75), sieht in der Tötung des römischen Numitor das Mythologem der wiedererlangten Herrschaft. Dominique BRIQUEL, ‚L’accession au pouvoir des deux Tarquins et la con-ception indo-européenne du roi‘ (S. 85-104), interpretiert die Stationen der Erlangung der Herrschaft durch Tarquinius Superbus so, dass sie bezüglich der trifunktionellen Ideologie in der umgekehrten Reihenfolge stattgefunden haben, was das Unrecht­mäßige seiner Herrschaft spiegelt. François DELPECH, ‚Saint Nectan: Hagiographie, folklore et mythologie comparée‘ (S. 133-155), verfolgt in der Folklore die Spur des kornischen Heiligen Nectan als Abkömmling des Wassers im indogermanischen Sinn.

DOI 10.1515/zcph.2011.028 Brought to you by | Boston College O'Neill Library

AuthenticatedDownload Date | 11/28/14 7:20 PM

Page 2: Zeitschrift für celtische Philologie (2011) () || HILY, GAEL; LAJOYE, PATRICE; HASCOET, JOEL; OUDAER, GUILLAUME & ROSE, CHRISTIAN (Hrsg.): Deuogdonion. Mélanges offerts en l’honneur

Besprechungen 243

Glenys GOETINCK, ‚The divine twins and medieval Welsh literature‘ (S. 259-275), be­schreibt duale literarische Verhältnisse „from a portrayal of definite twins, to probable twins, to closely bonded male companions, to a looser bond which briefly includes a female protagonist“ (S. 270f.) auf dem Hintergrund eines Zwillingsmythos’. Joël H A S -COET, ‚La troménie fantastique‘ (S. 321-334), geht den legendären Rundgängen der Klo­stergemeinschaft (tro minihi) nach, die wegen schlechten äußeren Umständen nicht stattfinden können, worauf sich die Reliquien (bzw. in anderen Varianten die Toten) trotzdem auf den Weg machen. Gaël HILY, ‚Conflits au sein de familles royales: Les cas d’EochaidFeidlech et de Math‘ (S. 335-348), parallelisiert die Geschichten des irischen Eochaid Feidlech einerseits und des kymrischen Math andererseits und führt sie auf einen gemeinkeltischen trifunktionellen Sukzessionsmythos zurück. Dominique HOL­LARD, ‚Au dieu qui a inventé les routes et les chemins‘ (S. 349-367), interpretiert den deus qui vias et semitas commentus est auf einer Weihinschrift aus Yorkshire (CIL VII 271) als Lug. Patrice LAJOYE, ‚Àpropos de la chronique apocryphe bulgare et du livre des conquêtes de l’Irlande. Le troisième fils et le tiers dupeuple‘ (S. 369-380), vergleicht mit etymologischen und literaturwissenschaftlichen Anschlüssen auf dem Hintergrund von Dumézils Erkenntnissen die Gründungsmythen mehrerer indogermanischer Völ­kerschaften. Francisco Marco SIMON, ‚Rethinking Interpretatio as a key factor in the religious romanisation of the west‘ (S. 413-431), argumentiert zu Gunsten von kultur­kontextabhängigen interpretationes romanae im religiösen Kontakt zwischen indige-nen Kelten und den Römern. Alain MEURANT, ‚Structure (grands-)pères/(petits-)fils dans la tradition relative á la Rome royale‘ (S. 473-492), identifiziert für das frühe Rom narrative Strukturen, die zu den drei Funktionen von Dumézil hinzukommen. Dean MILLER, ‚A most peculiar Irish King - „Bad King“ Bres‘ (S. 493-512), findet Parallelen zur Figur des „Bad King“ Bres aus Cath Maige Tuired in Culhwch ac Olwen, und sieht in Bres Vorläufer von Figuren, die im 20. Jh. der Feder von Flann O’Brian entsprun­gen sind. Christian ROSE, ‚Esquisses indo-grecques VI. Achille et Athéna, ou le fils que n’eut jamais le Zeus indrien (S. 583-625), verteidigt gegen Sergent, Pirart und andere seine These des indrischen Charakters der Zeustochter Athena. Pierre SAU-ZEAU, ‚À propos du tesson géométrique argien C 240 et du sacrifice du cheval dans le „tourbillon“‘ (S. 627-655), diskutiert die Möglichkeit eines Pferdeopfers im Wasser­strudel in Argos und bringt nat. auch den Vergleich mit dem Aśvamedha. Christophe VIELLE, ‚Du Tóraigheacht an ghiolla dheacair au Jaiminīyāśvamedha. Mythe hippique et cheval(eresque) épique d’Irlande et d’Inde‘ (S. 675-696), beobachtet die literarische Transformation eines indogermanischen mythischen Stoffes zu einem neoepischen Stoff, die unabhängig im Indischen und Irischen vorgenommen wurde. Philippe WAL­TER, ‚La fée, le chien et l’épervier. De l’identité de Morgane et Mélusine‘ (S. 697-710), besteht auf der Identität von Morgane und Melusine, beide Herrscherin über das menschliche Schicksal.

Archäologische Themen werden in folgenden Beiträgen behandelt: Greta A N T -HOONS, ‚A well-connected evangelist‘ (S. 25-44), sieht das Ende der Wagenbestattung in Ost-Yorkshire um Christi Geburt als Folge des Abbrechens der Kontakte der dor­tigen Druiden zum Kontinent. Marco V CARCIA QUINTELA, Variaciones iconográ-ficas galaicas‘ (S. 183-213), versucht, keltische Motive in der Ikonographie zu isolie­ren. D. GRICOURT und J. FERRANT, ‚Lugus solaire sur une piécette en argent inédite des Morins‘ (S. 277-304), präsentieren erstmals eine silberne Münze mit dem Kopf

Brought to you by | Boston College O'Neill LibraryAuthenticated

Download Date | 11/28/14 7:20 PM

Page 3: Zeitschrift für celtische Philologie (2011) () || HILY, GAEL; LAJOYE, PATRICE; HASCOET, JOEL; OUDAER, GUILLAUME & ROSE, CHRISTIAN (Hrsg.): Deuogdonion. Mélanges offerts en l’honneur

244 Besprechungen

eines jungen Mannes auf der einen und einem Pferd auf der anderen Seite, das sie als Abbild des Lug deuten. Pierre-Marie GUIHARD, ‚Pixtilos sous d’augustes augures: Honneurs adressés au princeps sur une émission gauloise‘ (S. 305-319), bespricht ei­ne Reihe von Bronzemünzen mit der Legende Pixtilos, die er auf den Namen eines romanisierten Galliers zurückführt. Marie PLISNIER, ‚Iron Age oddity: Unusual ani-mal remains‘ (S. 535-553) beschreibt eisenzeitliche Funde von Tieren in Europa (vor allem Hirsch und Pferd) und ihre Funktionen. Jacques POUCET, ‚Réflexions critiques sur l’utilisation du rameau d’or par A. Carandini: À propos du démembrement de Ro-mulus‘ (S. 555-582), attestiert dem Archäologen Carandini, dass seine Art, die verglei­chende Ethnographie historisch anzuwenden, „totalement dépassée et indéfendable“ und „plus qu’une caricature de méthode“ ist.

Einige Artikel beschäftigen sich mit literaturwissenschaftlichen Themen: Dimitri BOEKHOORN, ‚Le thème des animaux les plus anciens, les „aînés“ du monde‘ (S. 77-84), zur inselkeltischen Ausprägung der Tradition der ältesten Tiere. Pierre Yves LAMBERT, ‚Réflexions sur Culhwch ac Olwen (S. 381-392), geht der Bedeutung der Kopf- und Bartbehaarung in besagtem Text nach und schließt auf einen männlichen Verfasser, der gleichermaßen für ein männliches und weibliches Publikum schreibt. Guillaume OUADER, ‚Le „teind to hell“: Un écho écossais d u n mythème irlandais‘ (S. 513-525), vergleicht die folkloristischen schottischen Motive des Tributs der Feenwelt an die Unterwelt, für den von den Feen auch Menschen(kinder) geraubt und substituiert werden können, mit den irischen Motiven. Bernard SERGENT, ‚Aspects formels du Ma-binogi de Math fils de Mathonwy‘ (S. 657-674), hebt vor allem dichotome Verhältnisse in dem besagten Text hervor.

Historische Themen behandeln folgende Gratulanten: Dominique GAURIER, ‚Entre roman et réalité: Des pérégrinations des moines chinois bouddhistes en Inde aux loin-taines expéditions maritimes‘ (S. 215-232), schlägt einen großen historischen Bogen von den frühen Reisen buddhistischer Mönche aus China nach Indien zu den chinesi­schen Großexpeditionen im späten Mittelalter. Bernard MERDRIGNAC, ‚„Autant en em­porte…“ saint Event, ou les tribulations des reliques de saint Evence‘ (S. 433-453), nutzt das Wiederauftauchen eines Reliquienschreins in einem Sammelbehälter für Alteisen im Jahr 2009, um die Installation des Soldatenheiligen Eventius in der Bretagne zu skizzieren. Interessant sind auch seine Hinweise auf militante Neopaganisten (TABM ‚True Armorik Black Metal‘), die die Profanation von christlichen Kultgegenständen betreiben, um die alten keltischen Glaubensformen zu rächen, die vom Christentum hinweggefegt wurden. Marcel MEULDER, ‚L’Irlande et les cyniques‘ (S. 455-472), ver­folgt die Darstellung Irlands in den antiken und spätantiken Quellen, die das kanni­balische, inzestuöse Irland wegen seiner Lage außerhalb der zivilisierten Welt (toto diuisi orbe) als andere Welt begreifen.

Dem Bretonischen gewidmet sind: Gwendal DENEZ, ‚Ar varzhoniezh engouestlet‘ (S. 157-171), zeichnet Aspekte engagierten Dichtung auf Bretonisch in der zweiten Hälfte des 20. Jh. nach. Francis FAVEREAU, ‚De quelques avatars du celtique en breton actuel‘ (S. 171-181) behandelt lexikalische Quisquilien. Daniel GIRAUDON, ‚Son ar bi­zin gwenn, La chanson du goémon blanc, une composition populaire du XIXe siècle en Trégor‘ (S. 233-257), dokumentiert mit viel jungem Belegmaterial ein Lied aus Le Braz’ Manuskript, das zur Tangernte gesungen wurde. Herve LE BIHAN, ‚À propos de quel­ques textes en moyen-breton: Contribution à une anthologie‘ (S. 393-411), skizziert

Brought to you by | Boston College O'Neill LibraryAuthenticated

Download Date | 11/28/14 7:20 PM

Page 4: Zeitschrift für celtische Philologie (2011) () || HILY, GAEL; LAJOYE, PATRICE; HASCOET, JOEL; OUDAER, GUILLAUME & ROSE, CHRISTIAN (Hrsg.): Deuogdonion. Mélanges offerts en l’honneur

Besprechungen 245

die Probleme und Verdienste einer geplanten Anthologie mittelbretonischer Texte. Etymologisches und Indogermanisches behandeln die folgenden Beiträge: Françoi-

se BADER, ‚Noms de lettres et arithmétique chez Homère (Il. 2,811-815)‘ (S. 45-62), erörtert mögliche Zahlensymboliken in fünf Versen der Ilias. Patricia DE BERNARDO STEMPEL, ‚Celtic taboo-theonyms, GÓBANOS/GOBÁNNOS in Alesia and the epigra-phical attestations of AISOS/ESUS‘ (S. 105-132) deutet die Theonyme Ucuetis und Ali-sanos als Tabubezeichnungen für Goban(n)os und sieht den o-Stamm in Ais-o- als älter an als den u-Stamm Ais-u-, der ein sekundäres „sakrales u enthalte.

ÉricPIRART, ‚Le nomproto-indo-européen du sacrifice du cheval‘ (S. 527-533) lehnt Pinaults etymologischen Vergleich des gallischen Andronyms IIPOMIIDVOS mit dem vedischen Namen des Pferdeopfers aśvamedhá- ab und bringt für -medha- des letzte­ren selber das Attribut hamāspaθmaēdaiia- der avestischen Spəntā Ārmaiti ins Spiel. Das darin enthaltene *-θmaēda- (= ved. medha-) soll weiter auf ein Kompositum *tm-éi+dh(H1)o- ‚soumettre à la coupure d’avec ce monde, réserver à laut re monde‘ zu­rückgehen (mit lokativischem *tm-éi des Wurzelnomens von *temH1- ‚schneiden‘, das im Indoiranischen sonst nicht bezeugt ist).

Auch wenn der Band nicht homogen ist, haben die Herausgeber dem Jubilar mit diesem Band ein schönes Präsent auf den Gabentisch gelegt. Und man konstatiert mit Freude, dass die Publikationstätigkeit des keltologischen Verlags Tir, der seit einigen Jahren mit interessanten Publikationen auf sich aufmerksam macht, weiterhin rege fortgeführt wird.

Marburg Paul WIDMER

HINRICHS, U W E ; REITER, NORBERT & TORNOW, SIEGFRIED (Hrsg.) unter Mitarbeit von

U W E BÜTTNER: Eurolinguistik, Entwicklungen und Perspektive. Akten der Internatio­nalen Tagung vom 30.9.-2.10.2007 in Leipzig. Wiesbaden: Harrassowitz, 2009 (Euro­linguistische Arbeiten Band 5, ISSN 1613-1118). ix + 374 S., 5 Abbildungen, 5 Karten, ISBN 978-3-447-06115-5. €98.

Den Begriff ‚Eurolinguistik‘ hat der Berliner Balkanologe Norbert REITER geprägt.¹ Er versteht darunter eine Linguistik, die auf die Bewertung des Sprachpotentials vor­nehmlich in Europa gerichtet ist“ (ebd.). Damit sei die Eurolinguistik „die Wissen­schaft von den sprachlichen Gemeinsamkeiten in Europa“ (S. 5). Nach Reiters und seiner Schüler Arbeiten zu urteilen, ist damit v.a. die Herausarbeitung ähnlicher Vorstellungen (Phraseologie) in den Sprachen Europas gemeint, damit also das alte Konzept des sprachlichen (weil sprachbedingten) Weltbildes, das v.a. Wilhelm von Humboldt ins Bewußtsein der gebildeten Welt gerufen hatte, angesprochen, neben rein-linguistischen Sprachbund-Vorstellungen wie etwa B. L. Whorf ’s ‚Standard Aver-age European‘. Die Begriffsklärung und die Abgrenzung des spezifischen Forschungs­bereichs einer ‚Eurolinguistik‘, etwa gegenüber der historisch-vergleichenden oder typologischen Sprachwissenschaft ist allerdings noch in vollem Gange, wie auch der

1 REITER, Norbert, 1991: ‚Ist Eurolinguistik Gotteslästerung?‘. In: Elisabeth FELDBUSCH (Hrsg.), Neue Fragen der Linguistik, Band I. Tübingen: Niemeyer, 111.

DOI 10.1515/zcph.2011.029 Brought to you by | Boston College O'Neill Library

AuthenticatedDownload Date | 11/28/14 7:20 PM