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Zeitschrift für digitale Geisteswissenschaften Artikel aus: Zeitschrift für digitale Geisteswissenschaften Titel: »Etwas für alle« – Ausgewählte Texte von und mit Abraham a Sancta Clara digital Autor/in: Claudia Resch Kontakt: [email protected] Institution: Austrian Centre for Digital Humanities, Österreichische Akademie der Wissenschaften GND: 132312794 ORCID: DOI des Artikels: 10.17175/2016_005 Nachweis im OPAC der Herzog August Bibliothek: 863829074 Erstveröffentlichung: 10.02.2017 Lizenz: Sofern nicht anders angegeben Medienlizenzen: Medienrechte liegen bei den Autoren Letzte Überprüfung aller Verweise: 10.02.2017 GND-Verschlagwortung: Literaturwissenschaft | Linguistik | Daten | Annotation | Edition | Frühe Neuzeit | Zitierweise: Claudia Resch: »Etwas für alle« – Ausgewählte Texte von und mit Abraham a Sancta Clara digital. In: Zeitschrift für digitale Geisteswissenschaften. 2017. PDF Format ohne Paginierung. Als text/html abrufbar unter DOI: 10.17175/2016_005.

Zeitschrift für digitale Geisteswissenschaften - ZfdGzfdg.de/sites/default/files/pdf/santa_clara_2015.pdf · Setzer oder der Drucker? – muss offen bleiben; die Beispiele zeigen

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Zeitschrift fuumlr digitale Geisteswissenschaften

Artikel ausZeitschrift fuumlr digitale Geisteswissenschaften

TitelraquoEtwas fuumlr allelaquo ndash Ausgewaumlhlte Texte von und mit Abraham a Sancta Clara digital

AutorinClaudia Resch

Kontaktclaudiareschoeawacat

InstitutionAustrian Centre for Digital Humanities Oumlsterreichische Akademie der Wissenschaften

GND132312794

ORCID

DOI des Artikels10171752016_005

Nachweis im OPAC der Herzog August Bibliothek863829074

Erstveroumlffentlichung10022017

Lizenz

Sofern nicht anders angegeben

MedienlizenzenMedienrechte liegen bei den Autoren

Letzte Uumlberpruumlfung aller Verweise10022017

GND-VerschlagwortungLiteraturwissenschaft | Linguistik | Daten | Annotation | Edition | Fruumlhe Neuzeit |

ZitierweiseClaudia Resch raquoEtwas fuumlr allelaquo ndash Ausgewaumlhlte Texte von und mit Abraham a Sancta Clara digital InZeitschrift fuumlr digitale Geisteswissenschaften 2017 PDF Format ohne Paginierung Als texthtml abrufbarunter DOI 10171752016_005

raquoEtwas fuumlr allelaquo ndash Ausgewaumlhlte Texte von und mit Abraham a Sancta Clara digital | ZfdG 2017

Claudia Resch

raquoEtwas fuumlr allelaquo ndash Ausgewaumlhlte Texte vonund mit Abraham a Sancta Clara digital

Abstracts

In einer web-basierten Edition werden am Austrian Centre for Digital Humanitiesausgewaumlhlte Texte von und mit Abraham a Sancta Clara mit innovativen digitalen Methodenerschlossen Die Texte sind Teil des sogenannten Austrian Baroque Corpus (ABaCus) undstehen anmeldungsfrei unter httpsacdhoeawacatabacus online zur Verfuumlgung Welchegrundsaumltzlichen Entscheidungen in der Praxis der Annotation und bei der Visualisierungder Daten getroffen worden sind damit die Ressource idealiter raquoEtwas fuumlr allelaquo bietenund sowohl sprachwissenschaftlichen als auch literatur- und kulturwissenschaftlichenForschungsinteressen dienlich sein kann ist eine der Fragen mit der sich vorliegender Beitragnaumlher beschaumlftigt

This paper aims to introduce a new web-based digital edition of printed German textswritten by or ascribed to Abraham a Sancta Clara who was a renowned Augustinian monk anda widely read author at his time The texts are part of the thematic memento mori researchcollection Austrian Baroque Corpus now freely available through the Austrian Centre for DigitalHumanities httpsacdhoeawacatabacus One of the main considerations of the paper washow to shape the annotation process in a way that would meet the needs of linguistic literaryand cultural studies This objective necessitated a user-friendly visualization that would besuitable to the research questions of a broader audience

1 Zur Projektgenese

Das in vorliegendem Beitrag beschriebene Projekt ist ein Beispiel fuumlr jene Arbeitsvorhabendie Patrick Sahle in seiner dreibaumlndigen Publikation uumlber digitalen Editionsformenals raquokleineres Projektlaquo1 bezeichnet Seine Anfaumlnge gehen auf ein personenbezogenesForschungsstipendium2 der Stadt Wien zuruumlck Der 300 Todestag des bekannten Predigers undSchriftstellers Abraham a Sancta Clara (1644ndash1709) war in Wien unbeachtet voruumlbergegangenals aus den Mitteln dieses Stipendiums erste Image-Scans als Vorlage zur Volltextdigitalisierungangekauft werden konnten In den Jahren 2012ndash2014 wurde das Vorhaben maszliggeblich durchden Jubilaumlumsfonds der Oumlsterreichischen Nationalbank gefoumlrdert Durch die Bewilligung desProjekts Texttechnologische Methoden zur Analyse oumlsterreichischer Barockliteratur konntean der Oumlsterreichischen Akademie der Wissenschaften (OumlAW) am Institut fuumlr Corpuslinguistikund Texttechnologie (ICLTT) ein interdisziplinaumlres Projektteam3 aus den FachbereichenLiteraturwissenschaft Sprachwissenschaft und Korpuslinguistik zusammenfinden daseinerseits den Einsatz digitaler Methoden Annotationsstandards und Tools an zeitentfernten

1 Sahle 2013 im Kapitel uumlber raquoTraumlger und Akteurelaquo S 76ff2 Barocke literarische Totentanz-Texte von und mit Abraham a Sancta Clara (2010)3 Aus den Projektmitteln anteilig beschaumlftigt waren Thierry Declerck (Deutsches Forschungszentrumfuumlr Kuumlnstliche Intelligenz Universitaumlt Saarbruumlcken) Barbara Krautgartner Katharina Wappel und EvaWohlfarter

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Textquellen aus der Barockzeit erproben und andererseits zuverlaumlssige Erkenntnisse uumlberderen Spezifika gewinnen wollte Die dafuumlr noumltigen konzeptionellen und technischenFertigkeiten wurden im Verlauf des an Mitteln beschraumlnkten Projekts erworben und entwickelt4

Dass die erschlossenen Texte nicht nur beforscht wurden sondern auch unmittelbar nachAbschluss des Projekts Sichtbarkeit erlangten indem sie auch digital zur Verfuumlgung standenwar im Projektplan nicht intendiert und waumlre ohne institutionelle Unterstuumltzung und dieinterne intensive Zusammenarbeit am Austrian Centre for Digital Humanities (ACDH) nichtmoumlglich gewesen

2 Texte von und mit Abraham a Sancta Clara

Dem Projekt war nicht daran gelegen groszlige Textmengen zu erschlieszligen Vielmehr ginges zunaumlchst um die Sammlung und Zusammenfuumlhrung von ausgewaumlhlten Drucken derBarockzeit5 die sich mit der Vorbereitung auf den Tod beschaumlftigten namentlich um Mementomori- Ars moriendi- und Totentanzliteratur Mit der Wahl dieses thematischen Schwerpunkteswurde spezifischen Forschungsinteressen Rechnung getragen aber auch der Tatsache dasstodesbezogene Texte innerhalb der Literaturproduktion des Untersuchungszeitraumeseinen hohen Anteil und Stellenwert hatten Die aufgenommenen Texte sind (zum Teil auchweniger beachtete) Vertreter einer reichhaltigen weit verbreiteten und fuumlr die Barockzeitcharakteristischen literarischen Tradition Die entstandene textsortenbestimmte Sammlungtraumlgt den Namen Austrian Baroque Corpus (ABaCus) und enthaumllt derzeit etwa 20 Werkemehrerer Autoren vorwiegend aus dem 17 und beginnenden 18 Jahrhundert

Unter den Autoren kommt dem heute noch bekannten Augustiner BarfuumlszligerpredigerAbraham a Sancta Clara eigentlich Johann Ulrich Megerle (1644ndash1709)6 in dieser digitalenSammlung barocker Literatur besonderer Stellenwert zu Fuumlnf seiner beziehungsweiseder ihm zugeschriebenen7 todesbezogenen Schriften haben alle Stufen der Annotationdurchlaufen und stehen seit 5 Mai 2015 in ihren Erstdrucken als digitale Edition zur Verfuumlgungdarunter Bestseller wie Mercks Wienn (1680) aber auch weniger bekannte Neujahrsgaben derin StAugustin ansaumlssigen Totenbruderschaft deren geistliches Oberhaupt Pater Abrahamwar sowie die emblematische Todten=Capelle die 1710 mit seinem werbewirksamen Namenversehen als sein angeblich letztes Werk veroumlffentlicht wurde

1 Mercks Wienn Das ist Deszlig wuumltenden Todts ein vmbstaumlndige Beschreibung Jn Derberuumlhmten Haubt vnd Kayserl Residentz Statt in Oesterreich Jm sechzehen hundert

4 Auch diesen Umstand bezeichnet Sahle als ein Kennzeichen raquokleinerer Projektelaquo vgl Sahle 2013 S 775 Der Barockbegriff wurde lange Zeit als raquoUumlbergangsbezeichnunglaquo verwendet In der germanistischenLiteraturwissenschaft ist diese Sprachregelung heute kaum noch umstritten und raquoBarocklaquo hat sich alsVerstaumlndigungsbegriff fuumlr die Literatur des 17 Jahrhunderts und des beginnenden 18 Jahrhundertsbeziehungsweise fuumlr den mittleren Abschnitt der Fruumlhen Neuzeit etabliert Vgl etwa Braungart 2006 Meid2009 und Niefanger 20126 Vgl die Lexikoneintraumlge von Franz M Eybl 2008 S 10ndash14 oder Wilhelm Friedrich Bautz 1990 S 10ndash11Mit Abraham a Sancta Claras publizistischen Erfolgen hat sich eine ganze Reihe von Wissenschaftern undWissenschaftlerinnen beschaumlftigt Das Interesse an der Person und Biographie des Predigers und dieAuseinandersetzung mit seinen Schriften und deren Rezeption weisen mehrere raquoKulminationsphasenlaquo aufdie Franz M Eybl in seiner Habilitationsschrift eingehend dargestellt hat Vgl Franz M Eybl 1992 S 6ndash237 Zur Problematik populaumlrer Autorschaft vgl Franz M Eybl 2012 S 104ndash121

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vnd neun vnd sibentzigsten Jahr [hellip] Gedruckt zu Wienn bey Peter Paul Vivian derloumlbl Universitet Buchdrucker 16808

2 Loumlsch Wienn Das ist Ein Bewoumlgliche Anmahnung zu der Kays Residentz=Statt Wiennin Oesterreich Was Gestalten Dieselbige der so viel tausend Verstorbene Bekantenvnd Verwandten nicht wolle vergessen [hellip] Gedruckt zu Wien bey Peter Paul Vivian 16809

3 Grosse Todten Bruderschaft Das ist Ein kurtzer Entwurff Deszlig Sterblichen Lebens Mit beygefuumlgten CATALOGO Oder Verzeichnus aller der Jenigen Herren Bruumlderen Frauen und Jungfrauen Schwesteren welche [hellip] von Anno 1679 biszlig 1680 gestorbenseyn Gedruckt im Jahr 168110

4 AUGUSTINI Feuriges Hertz Tragt Ein Hertzliches Mitleyden mit den armen imFeeg=Feuer Leydenden Seelen Das ist Ein kleiner Hauszligrath etliche Sentenz auszlig denSchrifften vnsers Heil Vatters [hellip] Gedruckt zu Saltzburg bey Melchior Haan [hellip] Anno169311

5 Besonders meublirt- und gezierte Todten=Capelle Oder Allgemeiner Todten=Spiegel Darinnen Alle Menschen wes Standes sie sind sich beschauen an denenmannigfaumlltigen Sinnreichen Gemaumlhlden das MEMENTO MORI zu studiren [hellip] Nuumlrnberg[hellip] Druckts Marrtin Frantz Hertz An 171012

Abb 1 LINKS Portrait Abraham a Sancta Claras das einem seiner Nachrufe vorangestellt wurde Quelle

Johann Carl Megerle ABRAHAM ist gestorben Wien [1710] Oumlsterreichische Nationalbibliothek Wien

Signatur 220677-C RECHTS Titelblaumltter und Kupferstiche der in der ABaCus-Edition enthaltenen Schriften

Eigene Darstellung copy ACDH

Bisweilen stellt sich fuumlr ABaCus-Rezipienten und -Rezipientinnen die Frage weshalbdie im Korpus enthaltenen Drucke nicht historisch-kritisch ediert worden sind Dazu istfestzuhalten dass es im Projekt primaumlr darum gegangen ist eine digitale Sammlung mehrererWerke aufzubauen um damit textimmanent und vergleichend sprachliche Phaumlnomene zuuntersuchen und nicht darum ein Werk in all seinen Facetten zu erschlieszligen Wollte man fuumlrjedes in ABaCus enthaltene Werk alle zur Verfuumlgung stehenden Textzeugen beruumlcksichtigen

8Stiftsbibliothek Melk Signatur 480229Rara II Sammlung der Universitaumlt Graz Signatur I 2589610Sammlung von Handschriften und alten Drucken der Oumlsterreichischen Nationalbibliothek Signatur298002-A der Erstdruck dieses Werkes gilt seit dem 2 Weltkrieg als verschollen11Sammlung von Handschriften und alten Drucken der Oumlsterreichischen Nationalbibliothek Signatur484862-A12Emblemsammlung der Universitaumlt Illinois Signatur 832Ab8 Im Gegensatz zu jenem Exemplar ausder Universitaumltsbibliothek Halle das von Wolfgang Harms und Michael Schilling fuumlr den Reprint2003 verwendet wurde weist dieses keine Fehlbindungen auf und enthaumllt zudem eine Vorrede vonGeorg Augustin Widtman die in nur wenigen Drucken enthalten fuumlr die Genese des Werkes alsTotenbruderschaftskalender jedoch von essentieller Bedeutung ist

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und bewerten kaumlme dies einem mehrjaumlhrigen Groszligprojekt gleich wenn man bedenkt in wievielen Ausgaben die Abraham a Sancta Clara zugeschriebenen Werke gedruckt worden sindNicht zuletzt deshalb sind die Nachdruckverhaumlltnisse seiner Werke zu Lebzeiten und postumnach wie vor groumlszligtenteils voumlllig unerforscht Im Rahmen der Moumlglichkeiten hat das Projektteamdennoch versucht textkritisch vorzugehen was im folgenden Abschnitt anhand von Beispielenpraumlzisiert wird

3 Erschlieszligungstiefe und Ebenen der Annotation

Zur Erstellung originalnaher Transkriptionen wurden die Druckvorlagen mit XML undverwandten Technologien zu maschinenlesbarem Text verarbeitet und gemaumlszlig internationalempfohlener Standards (TEI ndash Text Encoding Initiative in der Version P5 httpwwwtei-corgGuidelinesP5indexxml) erschlossen Die digitalen Daten bilden die jeweilige Druckvorlageseiten- zeilen- und zeichengetreu ab Sie haben mehrfache Kollationierungsgaumlngedurchlaufen sind hinsichtlich ihrer Qualitaumlt sorgfaumlltig uumlberpruumlft und geben den historischenSprachstand der Texte unveraumlndert wieder

Die Kodierung ist allerdings nicht nur dokumentarisch weil sie den Druckvorlagen auf dasGenaueste folgt sondern auch textkritisch indem sie offensichtliche Textfehler des Originals13

in der Transkription zwar belaumlsst aber dennoch ausweist und kommentiert EditorischeAnmerkungen wurden durch rote hochgestellte Klammern dargestellt die sich mit einemjeweiligen Korrekturvorschlag oumlffnen sobald Benutzer und Benutzerinnen mit dem Cursorin deren Naumlhe kommen Wer diese Fehler ehemals verursacht hat ndash der Autor selbst derSetzer oder der Drucker ndash muss offen bleiben die Beispiele zeigen eine der sehr haumlufigenBuchstabenauslassungen sowie einen inhaltlichen Rechenfehler (Abbildung 2 und Abbildung3) der in der Vorrede zur Todten-Capelle faumllschlicherweise Abrahams Lebensalter um zwei Jahreverlaumlngert

Abb 2 Kommentierung offensichtlicher Fehler copy ACDH

Abb 3 Kommentierung offensichtlicher Fehler copy ACDH

13 Unter Beruumlcksichtigung des historischen Sprach- und Schreibstandes ist grundsaumltzlich zu uumlberlegen wietolerant Herausgeber und Herausgeberinnen bei der Einschaumltzung von Fehlern sein sollen Allein im Fall vonMercks Wienn hat Werner Welzig bislang den Versuch unternommen ein Register von Fehlern anzulegen(vgl Deutsche Neudrucke Reihe Barock Band 31 1983 Nachwort S 13f) das bei der vorliegenden Editionberuumlcksichtigt ist

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In den Texten wurden auszligerdem historische biblische und mythologische Personennamensowie Ortseigennamen annotiert In der letztgenannten Kategorie wurden die Namen vonBergen Gewaumlssern Regionen Laumlndern und Kontinenten Staumldten und Doumlrfern sowie Straszligenund Plaumltzen in Wien ausgewiesen

31 Linguistische Annotation

Im Hinblick auf die (spaumltere) Durchsuchbarkeit und Nachnutzung der historischenTexte wurde vergleichsweise viel Zeit in deren linguistische Annotation bestehend ausWortartklassifizierung (Part-of-Speech) und Lemmatisierung investiert Das gedruckte AumlltereNeuhochdeutsch besitzt einerseits zwar bereits hinreichend Aumlhnlichkeit mit heutigen Textensodass sich die Erprobung und der Einsatz von Annotationswerkzeugen lohnt andererseitsweicht es ndash was Lexik Flexionsmuster Syntax und Graphie betrifft ndash deutlich von allem abwas Tagger die auf die Analyse von Gegenwartssprache ausgerichtet sind (er)kennen koumlnnensodass man beim Einsatz automatischer Tools unweigerlich an Grenzen stoumlszligt Nachdem Zeitund Mittel begrenzt waren und die Datenmenge (180000 Token) uumlberschaubar schien wurdenzunaumlchst drei der fuumlnf Werke in einem ersten Schritt automatisch annotiert indem zuerst derZeichenstrom der Rohtexte auf Wortebene segmentiert und in einem weiteren Schritt jedeseinzelne Token mit Hilfe der Software TreeTagger einer morphosyntaktischen Wortklasse (unterVerwendung des 54-teiligen Stuttgart-Tuumlbingen-TagSets) zugewiesen und mit einem Lemmaversehen wurde In einem zweiten Schritt wurden diese Zuweisungen kontrolliert manuellnachbearbeitet und stufenweise verbessert Trotz technischer Erleichterungen durch denEinsatz des am Institut entwickelten token_Editor war dieser Korrekturvorgang aus mehrerenGruumlnden zeitaufwendig

(1) Zum einen blieben die Leistungen des Taggers erwartungsgemaumlszlig weit hinter denerwuumlnschten Ergebnissen zuruumlck14 Durch die hohe Anzahl an Fehlzuweisungen mussten jedeeinzelne Wortart-Attribuierung und das dazugehoumlrige Lemma in seinem Kontext uumlberpruumlftwerden15 Die Erfahrungen des Annotatorinnenteams bestaumltigten dass Wortformen die oft nurgeringste Abweichungen von der heutigen Norm aufwiesen vom TreeTagger nicht identifiziertwerden konnten und zu falschen Klassifizierungen fuumlhrten Die haumlufigsten faumllschlichvergebenen Tags waren Eigennamen (NE) wobei eine daran anschlieszligende Tagstromanalysezeigen konnte dass sich die faumllschlich vergebenen NE-Tags vor allem auf eigentliche Nomenoder fremdsprachliches Material verteilten

14 Diese Erfahrungen bestaumltigen auch Stefanie Dipper 2010 S 117ndash121 sowie Erhard Hinrichs und ThomasZastrow 2012 S 1ndash16 Das Testset der Letztgenannten enthielt unter anderen den Abraham a SanctaClara zugeschriebenen Text Wunderlicher Traum Von einem grossen Narren-Nest (1703) in einer Version desProjekts Gutenberg Bei der Auswertung hat sich gezeigt dass dieser Text beim automatischen Tagging-Verfahren ungleich mehr fehlerhafte Annotationen aufweist als etwa Melanchtons (deutlich aumlltere)Augsburger Konfession (1530) Es steht zu vermuten dass sich ndash neben den historischen Schreibvarianten undunbekannten Lexemen ndash vor allem die Komplexitaumlt und die Laumlnge der Saumltze in abrahamischen Texten negativauf die Leistung des TreeTaggers auswirken15 In der Annotationspraxis zeigte sich dass kaum generelle Entscheidungen bei der Nachkorrektur getroffenwerden koumlnnen Ein hochfrequentes Wort wie raquoinlaquo war in den meisten Faumlllen tatsaumlchlich eine Praumlposition ndashim lateinischen Kontext allerdings waumlre die Wortform als raquofremdsprachliches Materiallaquo auszuweisen

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(2) Des Weiteren erschwerten historische Konventionen der Zusammen- undGetrenntschreibung die Zuordnung Fuumlr kontrahierte Formen wie etwa raquowirstlaquo raquomeinestlaquooder raquomustulaquo waren im standardisierten Stuttgart-Tuumlbingen-TagSet (STTS) keine Kategorienvorgesehen weshalb in Analogie zu den bestehenden Kategorien neue kombinierte Tagseingefuumlhrt und in den Registern als solche ausgewiesen wurden (fuumlr die oben genanntenBeispiele etwa VAFINPPER VVFINPPER und VMFINPPER)

(3) Bei der Lemmatisierung16 wurde fuumlr jedes Token eine normalisierte Grundwortformangesetzt und der Duden sowie das Deutsche Woumlrterbuch von Jacob und Wilhelm Grimmals Referenzwerke herangezogen Die mehr als 1000 in den Texten vorkommendenWortformen zu denen es in den beiden genannten Referenzwerken keinen entsprechendenWoumlrterbucheintrag gab wurden als sogenannte out-of-vocabulary-words gekennzeichnetund auf eine naheliegende Grundform zuruumlckgefuumlhrt ndash Beispiele hierfuumlr waren Lexeme wieraquobeindrechslerischlaquo raquobrumbrumbrummendlaquo oder raquoButterkindlaquo und viele weitere mehr

(4) Eine besondere Herausforderung stellten Wortspiele dar die keine eindeutigeZuweisung zu einem Lemma erlaubten Exemplarisch ist eine Textstelle zu nennen in der esdarum ging welche Farbe die schoumlnste sei naumlmlich die goldene die in einer betoumlrten Welt denVorzug haumltte gegenuumlber der raquoweissenlaquo Der Autor laumlsst hier absichtlich beide Lesarten offenweil sowohl von der raquoweiszligen Farbelaquo als auch von der raquoweisen Weltlaquo die Rede sein koumlnnte Beider Annotation wurde in solchen Faumlllen wortwitzerhaltend vorgegangen indem fuumlr ein unddieselbe Wortform zwei Lemmata angesetzt wurden die beide Lesarten zulieszligen sodass dieseStelle unter beiden Eintraumlgen ndash raquoweiszliglaquo oder raquoweiselaquo ndash zu finden waumlre (vgl Abbildung 4)

Abb 4 Annotierung von abrahamischen Wortspielen ndash eine Wortform zwei Lesarten copy ACDH

Die Entscheidungen die bei der Korrektur der automatischen Annotation getroffenwerden mussten erforderten aber nicht nur Zeit vielmehr war die linguistische Analysedieser historischen Sprachdaten an und fuumlr sich eine komplexe houmlchst anspruchsvolle

16 Fuumlr Texte historischer Sprachstadien in denen Graphien staumlrkere Varianz aufweisen als heute ist dieLemmatisierung unserer Ansicht nach unerlaumlsslich weil dadurch nicht nur flektierte Formen abgefragtwerden koumlnnen sondern alle vorkommenden Schreibvarianten vgl etwa die Suche nach dem LemmaraquoHebraumlerlaquo die im konkreten Fall zu den Wortformen raquoHebreerlaquo raquoHaeligbreerlaquo raquoHebraeligrlaquo raquoEbraumlerlaquo raquoEbreerlaquound raquoHebrlaquo fuumlhrt

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Forschungsaufgabe die raquoein profundes historisch-kulturelles Wissen solide sprachhistorischeKenntnisse und Vertrautheit mit Texten und Texttraditionen sowie viel Feingefuumlhl bei derBeurteilunglaquo17 erfordert wie Wulf Oesterreicher bestaumltigt Im ABaCus-Projekt waren neben derVerfasserin vor allem Barbara Krautgartner und Eva Wohlfarter mit dieser Aufgabe betrautwodurch die Konsistenz der annotierten Daten gewaumlhrleistet blieb Die zahlreichen schwierigenFaumllle wurden eingehend besprochen und ndash wenn es mehrere Loumlsungsansaumltze gab ndash gemeinsamdiskutiert und entschieden

Der oben gezeigte Screenshot (Abbildung 4) zeigt dass in der Webapplikation jederBeleg mit Lemma- und PoS-Informationen unterlegt ist sobald man mit dem Cursor indessen Naumlhe kommt Aus der Sicht der Benutzer kann diese Anzeige (etwa bei heute nichtmehr gebraumluchlichen Schreibvarianten) dazu beitragen das Textverstaumlndnis zu verbessernbeziehungsweise kann nach diesen Lemmata und Wortarten auch gesucht werden Gleichzeitigdient diese Anzeige auch der Dokumentation wodurch die linguistische Annotation alseigene wissenschaftliche Leistung sichtbar und fuumlr andere Benutzer und Benutzerinnennachvollziehbar wird Mit Sicherheit finden sich unter den 180000 Token einzelne Faumllledie man anders haumltte beurteilen koumlnnen Trotz Anwendung eines standardisiertenWortartenklassifizierungssystems bleibt in der Praxis ein gewisser Entscheidungsspielraumoffen Dass Annotation immer auch eine Form der Interpretation ist muss zukuumlnftigenBenutzern und Benutzerinnen daher jedenfalls bewusst sein

32 Multifunktionalitaumlt einer Ressource

Die linguistische Annotation von Abraham a Sancta Claras Texten und solchen dieihm zugeschrieben werden hat gleichzeitig gezeigt was aumlhnlich angelegte Projektein Zukunft benoumltigen werden Tools mit denen man automatisch erzeugte Taggingsbenutzerfreundlich und effizient nachbearbeiten kann Die annotierten Texte waren sicherlichein Extremfall von Non-standard dennoch sind die Probleme die dabei zu loumlsen warenweniger periodenspezifisch als erwartet (denn auch in anderen Geltungsbereichen hat manhaumlufig mit Non-standard Varietaumlten zu tun) Umso erfreulicher ist es dass vor dem Hintergrundder Annotationserfahrungen von ABaCus am Austrian Centre for Digital Humanities intensivan einem benutzerfreundlichen webTokenEditor gearbeitet wird mit dem man Daten intabellarischer Form schnell und unkompliziert im Browser wird korrigieren koumlnnen

Das Ergebnis des aufwendigen Annotationsverfahrens ist eine handverlesene Datenbasisderen Qualitaumlt diese digitale Ressource zu einer gefragten Ausgangsbasis fuumlr weiterfuumlhrendeForschungsanliegen macht Anhand der Datenbasis laumlsst sich 1 die Leistung automatischerTaggingverfahren evaluieren18 2 die Leistung automatischer Taggingverfahren regelbasiert

17 Oesterreicher 2006 S 49318 Die Evaluierung des automatischen Taggings und die sich daran anschlieszligenden Versuche die Leistungdes Taggers anhand noch nicht annotierter Texte mit der erarbeiteten Datenbasis als Hilfswoumlrterbuch zusteigern sind in folgenden Publikationen dokumentiert Claudia Resch et al 2014 S 36ndash41 besondersAbschnitt 21 raquoImprovement through reliable datalaquo S 37 und Claudia Resch et al 2016 Erste Ergebnissehaben gezeigt dass mit dem Einsatz zuverlaumlssig korrigierter Daten des gleichen Genres und der gleichenSprachperiode bei noch nicht annotierten Texten sowohl bei der Wortartklassifizierung als auch bei derLemmatisierung wesentlich bessere Ergebnisse zu erzielen sind

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verbessern19 und 3 koumlnnen die generierten maschinenlesbaren Wortformen- undLemmalisten dazu beitragen OCR-Prozesse weiterzuentwickeln20

Daruumlber hinaus lassen sich die manuell uumlberpruumlften Daten als verlaumlssliche Basis fuumlr eineVielzahl von (linguistischen) Fragestellungen nutzen Ihr Wert liegt in der Wiederverwendbarkeitvon bereits erarbeitetem sorgfaumlltig gepruumlftem Wissen uumlber die Texte was bedeutet dassdie Projektgruppe selbst aber auch kuumlnftige Nutzerinnen und Nutzer die Annotationenzeitsparend zweckmaumlszligig und gewinnbringend fuumlr ihre Erkenntnisinteressen einsetzen koumlnnen

4 Etwas fuumlr alle Datenrepraumlsentation in der ABaCus-Edition

Seit 5 Mai 2015 stehen die angereicherten Daten als Teil des Austrian Baroque Corpusmit erlaumluternden Texten einem breiteren Benutzerkreis testweise anmeldungsfrei undkostenlos online unter httpsacdhoeawacatabacus unter einer CC BY-NC 40 Lizenz zurVerfuumlgung Sofern vollstaumlndig auf die Quelle verwiesen wird darf ABaCus als Ressourcefuumlr individuelle nicht kommerzielle Forschungszwecke verwendet werden wofuumlr folgendeZitierweise empfohlen wird ABaCus ndash Austrian Baroque Corpus 2015 Hrsg von Claudia Reschund Ulrike Czeitschner lthttpacdhoeawacatabacusgt abgerufen am [Datum des letztenZugriffs]

Die Webapplikation uumlber die Abraham a Sancta Claras Werke zugaumlnglich sind basiertauf dem modularen Publikations-Framework corpus_shell und wurde in Kooperation mitMatej Ďurčo und Daniel Schopper am ACDH mit der Intention entwickelt zeitentfernte inBibliotheken beherbergte Drucke aus der Barockzeit fuumlr wissenschaftliche Fragestellungenzugaumlnglich zu machen Es haumltte viele weitere Moumlglichkeiten gegeben die Daten auf andereWeise zu kodieren und zu visualisieren Das Projektteam hat sich fuumlr diese Benutzeroberflaumlcheentschieden weil sie dazu geeignet ist ndash einem abrahamischen Buchtitel folgend ndash raquoEtwasfuumlr allelaquo (1699) zu bieten indem sie sich an unterschiedlichen Fragestellungen orientiert undmehrere Nutzungsszenarien ermoumlglicht und unterstuumltzt Abbildung 5 zeigt das derzeitigeErscheinungsbild und die Funktionalitaumlten der ABaCus-Edition im Uumlberblick

19 Auf Anfrage des Deutschen Textarchivs an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaftenstellt ABaCus seine Daten zur Verfuumlgung um dessen automatische Taggingwerkzeuge zu optimieren20 Auf Anfrage der Bayerischen Staatsbibliothek stellt ABaCus seine Daten auch dafuumlr zur Verfuumlgung imRahmen des DFG-Projekts raquoKoordinierte Foumlrderinitiative zur Weiterentwicklung von Verfahren fuumlr die Optical-Character-Recognition (OCR)laquo die Texterkennung zu verbessern

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Abb 5 Screenshot der digitalen ABaCus-Edition copy ACDH

Das Projektteam konnte zwar bestehende Fragen die an die Daten herangetragen werdenberuumlcksichtigen aber keine zukuumlnftigen antizipieren denn raquoDie Fragestellungen an eineEdition liegen in der Zukunft und koumlnnen nicht empirisch ermittelt werdenlaquo21 Gleichzeitig aberwurde bereits mehrfach der Wunsch geaumluszligert raquo[hellip] dass Editionen nach Moumlglichkeit fuumlr alleDisziplinen nutzbar sein sollten dass sie allen moumlglichen Zwecken gleichzeitig dienen solltenlaquo22

Diesen Anspruch vertritt auch Harvey raquoa proper edition should be adequate for them alland for many others besideslaquo23 Wie also kann eine Edition den unterschiedlichen (und sichwomoumlglich veraumlndernden) Fragestellungen die in den geisteswissenschaftlichen Disziplinenentwickelt werden entsprechen

Da sich die Sprachwissenschaft fuumlr andere Fragen interessiert als die Literaturwissenschaftoder andere textbasiert arbeitende Wissenschaften (Theologie Kunstgeschichte) war denHerausgeberinnen primaumlr daran gelegen die Originaldokumente moumlglichst authentischquellennah und vorlagengetreu abzubilden Die zuverlaumlssige Wiedergabe der Texte unddie Wahrung des historischen Sprachstandes waren dafuumlr wesentliche VoraussetzungenDie seitenweise Verknuumlpfung von ediertem Volltext und dem Digitalisat der Originaldruckelaumlsst sich im digitalen Medium problemlos herstellen und unterstuumltzt vor allem jene Formender Analyse und Interpretation24 die bereits bei der Betrachtung der Quelle ihren Ausgangnehmen

Im Grunde ermoumlglicht die realisierte digitale Repraumlsentation der Drucke zweigrundverschiedene Rezeptionshaltungen das Lesen und das Suchen in den Texten BeideNutzungssituationen werden durch das adaptive Layout unterstuumltzt das die Inhalte je nachverfuumlgbarer Bildschirmgroumlszlige entweder automatisch anordnet oder durch die Wahl von einzwei oder drei Spalten festgelegt werden kann Den Lesenden bietet es einerseits den Komfort

21 Sahle 2013 S 12922 Sahle 2013 S 13323 Harvey 2001 S 1124 Da in dieser Art von Literatur Texte und Kupferstiche beziehungswiese Vignetten eine enge Verbindungeingehen und die Gesamtbotschaft nur durch das Zusammenwirken beider semiotischer Partnerverstaumlndlich wird duumlrfen die Bild-Digitalisate der Originale auf denen Vergaumlnglichkeitssymbole undTotentanzmotive zu sehen sind kuumlnftigen Nutzerinnen und Nutzern jedenfalls nicht vorenthalten werden

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einer digitalen Lektuumlreansicht den Suchenden stellt es andererseits Navigationsinstrumentezur Verfuumlgung die den direkten Zugriff auf bestimmte Stellen im Text erlauben WaumlhrendLesende aus der Uumlbersicht ein Werk ein Kapitel oder eine Seite waumlhlen um dann in dersynoptischen Ansicht den elektronischen Lesetext mit der digitalen Druckvorlage vor Augenzu haben und mit der Blaumltterfunktion im Text vorankommen gelangen Suchende uumlberverschiedene Register zu ihren Fundstellen etwa uumlber die alphabetisch sortierten und mitBlaumltterfunktion ausgestatteten Register der Lemmata und der Wortformen oder uumlber dasRegister der Wortarten das zusaumltzlich zu den im STTS enthaltenen Kategorien die zuvorbeschriebenen kombinierten Formen ausweist (Abbildung 6)

Abb 6 LINKS Register insbesondere Register der Wortarten mit STTS und Ergaumlnzungen copy ACDH RECHTS

Trefferliste der Kategorie raquoVerb mit Klitikonlaquo mit Belegstellen copy ACDH

Jeder Registereintrag ist mit Frequenzangaben versehen beim Klicken auf einenEintrag wird automatisch in der Suchleiste eine Abfrage generiert die zu den gewuumlnschtenErgebnissen fuumlhrt Eine zweite Moumlglichkeit der Texterschlieszligung ist die freie Suche uumlberdie Suchleiste Sie erlaubt einerseits die Volltext-Suche nach einzelnen Worten Phrasenbzw Kombinationen von Woumlrtern andererseits eine Index-Suche bei der spezifisch nachWortform Lemma Wortart Lemma und Wort kombiniert Wortteilen Personennamen oderOrtsnamen gesucht werden kann Beginnt man mit der Eingabe wird automatisch eine Listevon moumlglichen Abfragen vorgeschlagen Diese Liste ist mit Frequenzangaben versehen undtypisiert dh es ist zugleich ersichtlich ob es sich etwa um einen Personennamen ein Lemmaoder eine Wortform handelt (Abbildung 7)

Abb 7 LINKS Vorgeschlagene Liste an Abfragen beginnend mit raquoMarslaquo copy ACDH RECHTS Vorgeschlagene

Liste an Abfragen beginnend mit raquoVenuslaquo copy ACDH

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Die Suchergebnisse werden chronologisch nach Werktitel und mit Frequenzangabengelistet Durch den Klick auf eines der Werke lassen sich die Ergebnisse bei Bedarf weiterfiltern Unter der Uumlbersicht werden die Einzelergebnisse in chronologischer Reihenfolge ihresVorkommens innerhalb der Texte in der sogenannten keyword in context-Ansicht dargestelltDas gesuchte Schluumlsselwort ist dabei fett hervorgehoben und wird zentriert in seiner jeweiligenTextumgebung angezeigt sodass sich ein erster Sinnzusammenhang erschlieszligt Die Fundstellejedes Belegs wird mit Werkkurztitel und Seitenzahl unmittelbar daruumlber angegeben klickt manauf diese rot markierte Zeile oumlffnet sich auch die angegebene Textseite in der synoptischenVolltext- und Faksimileansicht wo das gesuchte Wort grau unterlegt in seinem groumlszligerenSeitenkontext erscheint (vgl Abbildung 8)

Abb 8 Kombinierte Abfrage aller Nomen mit dem Suffix raquo-heitlaquo mit keyword in context-Ansicht (samt

Frequenzangaben) rechts einer der Belege (grau unterlegt mit Lemma und PoS) copy ACDH

5 Fazit und Ausblick

In den letzten drei Jahren hat sich das ABaCus-Team ein profundes Wissen uumlber dieLiteratur und Sprache dieser Zeitperiode angeeignet und kann deren periodenspezifischeHerausforderungen durch diese Vorarbeiten realistisch einschaumltzen Die Erstellung derRessource selbst wird mittelfristig dazu beitragen weitere Texte dieser Zeit effizienter undschneller digital zu erschlieszligen Vor diesem Hintergrund waumlre es sinnvoll diese erste Versionder ABaCus-Edition als vorlaumlufiges Etappenziel zu sehen Eine Erweiterung waumlre in mehrereRichtungen denkbar Solange es keine verlaumlssliche Ausgabe zu Abraham a Sancta ClarasSchriften gibt koumlnnten weitere integriert werden (zB um das Fruumlhwerk zu vervollstaumlndigen)auch lieszlige sich natuumlrlich das memento mori-Genre durch weitere wichtige Vertreter ergaumlnzenetwa durch Autoren wie Johannes Khuen Jakob Balde Florentius Schilling Gleichzeitig koumlnnteauch das Wissen mit dem die Daten angereichert wurden naumlher spezifiziert werden (etwadurch die Annotation von Bibelstellenangaben oder durch eine granulare morphologischeAnnotation) Dass sich aus dieser Edition ein groumlszligeres Ganzes formen kann indem nochweitere Ressourcen zusammengefuumlhrt und gleichermaszligen annotiert werden waumlre zuwuumlnschen wird jedoch nicht zuletzt von den Mitteln abhaumlngen die dem Projekt in Zukunftzuerkannt werden

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Anne Baillot und Markus Schnoumlpf sehen wissenschaftliche digitale Editionen grundsaumltzlichraquoimmer noch in den Kinderschuhenlaquo25 und weisen damit darauf hin dass die Moumlglichkeitendigitaler Editionen noch bei weitem nicht ausgeschoumlpft werden In diesem Zusammenhangwird zu beobachten sein ob und in wie weit die in ABaCus verwirklichten methodischen undtechnischen Ziele auch die Anspruumlche anderer Projekte beeinflussen werden beziehungsweisebesteht natuumlrlich auch fuumlr das ABaCus-Team selbst die Chance seine Arbeit an barockenTexten als einen raquoProzess fortschreitender Erschlieszligung und Verarbeitunglaquo26 zu begreifen undgemeinsam mit anderen innovativen Vorhaben zu verbessern und weiterzuentwickeln

Inzwischen bleibt zu hoffen dass die digital verfuumlgbaren Schriften Abraham a Sancta Clarasin Forschung Lehre und Unterricht rezipiert erprobt und beforscht werden und dass nicht nurin der historischen Sprachforschung und in der Literaturwissenschaft Fragen gestellt werdendie sich mit dieser Edition beantworten lassen sondern auch die positiven Ruumlckmeldungenaus der Abraham-Forschung der Totentanz-Forschung der Kunstgeschichte und derReligionswissenschaft als Zeichen des Interesses gewertet werden duumlrfen Die Reaktionen aufABaCus in sozialen Medien wie Twitter (Abbildung 9) bestaumltigen die Relevanz der Ressource fuumlrdie in unterschiedlichen Disziplinen arbeitende Gemeinschaft von Forschenden

Abb 9 Tweets als erste Reaktionen auf die ABaCus-Edition Eigene Darstellung copy ACDH

Wenn die zeitentfernten aber nach wie vor faszinierenden Texte dann noch auf die Neugiereiner interessierten web-affinen Oumlffentlichkeit traumlfen die Abraham a Sancta Clara heute nochkennt und seine Gedanken uumlber den Tod nicht nur kursorisch oder anekdotisch nachlesensondern sie im unveraumlnderten Wortlaut und unter Angabe von Belegstellen finden moumlchtedann waumlre das abrahamische raquoEtwas fuumlr allelaquo mehr als 300 Jahre nach seinem Tod tatsaumlchlicherneu(er)t gegluumlckt

25 Vgl Baillot Schnoumlpf 2015 S 13926 Sahle 2013 S 137

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Bibliographische AngabenAnne Baillot Markus Schnoumlpf Von wissenschaftlichen Editionen als interoperable Projekte oder Was koumlnnen eigentlichdigitale Editionen [online] In Digital Humanities Praktiken der Digitalisierung der Dissemination und der SelbstreflexivitaumltHg von Wolfgang Schmale Stuttgart 2015 S 139ndash156 [Nachweis im GBV]

Wilhelm Friedrich Bautz Abraham a Sancta Clara In Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon Band I (1990) Sp 10ndash11 [Nachweis im GBV]

Georg Braungart Artikel Barock In Literaturwissenschaftliches Lexikon Grundbegriffe der Germanistik 2 Auflage Berlin2006 S 44ndash50 [Nachweis im GBV]

Stefanie Dipper POSTagging of Historical Language Data First Experiments In Semantic Approaches in Natural LanguageProcessing Proceedings of the 10 Conference on Natural Language Processing Hg von Manfred Pinkal Ines Rehbein SabineSchulte im Walde Angelika Storrer Saarbruumlcken 2010 S 117ndash121 [Nachweis im GBV]

Franz M Eybl Abraham a Sancta Clara Vom Prediger zum Schriftsteller Tuumlbingen 1992 [online] [Nachweis im GBV]

Franz M Eybl Abraham a Sancta Clara In Killy Literaturlexikon Volume 1 (2008) S 10ndash14 [Nachweis im GBV]

Franz M Eybl Wissensluumlcken um Abraham a Sancta Clara Zur Problematik populaumlrer Autorschaft [Nachweis im GBV] InAbraham a Sancta Clara Vom barocken Kanzelstar zum populaumlren Schriftsteller Hg von Anton Philipp Knittel Eggingen 2012S 104ndash121 [Nachweis im GBV]

P D A Harvey Editing Historical Records London 2001 [Nachweis im GBV]

Erhard Hinrichs Thomas Zastrow Linguistic Annotations for a Diachronic Corpus of German In Linguistic Issues in LanguageTechnology 7 (2012) S 1ndash16 [online]

Volker Meid Die deutsche Literatur im Zeitalter des Barock Vom Spaumlthumanismus zur Fruumlhaufklaumlrung Muumlnchen 2009 [Nachweis im GBV]

Dirk Niefanger Barock 3 Auflage Stuttgart Weimar 2012 [Nachweis im GBV]

Wulf Oesterreicher Korpuslinguistik und diachronische Lexikologie Fallbeispiele aus dem amerikanischen Spanisch des 16Jahrhunderts In Lexikalische Semantik und Korpuslinguistik Hg von Wolf Dietrich Ulrich Hoinkes Bagraverbara Roviroacute MatthiasWarnecke Tuumlbingen 2006 S 479ndash493 [Nachweis im GBV]

Claudia Resch Thierry Declerck Barbara Krautgartner Ulrike Czeitschner ABaCus revisited ndash Extracting and Linking LexicalData from a historical Corpus of Sacred Literature In Proceedings of the 2 Workshop on Language Resources and Evaluationfor Religious Texts Hg von Eric Atwell Claire Brierley Majdi Sawalha Reykjavik 2014 S 36ndash41 [Nachweis im GBV]

Claudia Resch Wolfgang U Dressler Zur Pragmatik der Diminutive in fruumlhen Erbauungstexten Abraham a Santa Claras Einekorpusbasierte Studie In Linguistische Pragmatik in historischen Bezuumlgen Hg von Peter Ernst Martina Werner Berlin 2016S 235ndash249 [Nachweis im GBV]

Claudia Resch Ulrike Czeitschner Eva Wohlfarter Barbara Krautgartner Introducing the Austrian Baroque CorpusAnnotation and Application of a Thematic Research Collection In Proceedings of the Third Conference on Digital Humanitiesin Luxembourg with a Special Focus on Reading Historical Sources in the Digital Age Luxembourg Luxembourg December 5-62013 Hg von Lars Wieneke Catherine Jones Marten Duumlring Florentina Armaselu Reneacute Leboutte 2016 [online]

Patrick Sahle Digitale Editionsformen Zum Umgang mit der Uumlberlieferung unter den Bedingungen des Medienwandels 3Baumlnde Norderstedt 2013 [online] [Nachweis im GBV]

Weiterfuumlhrende LiteraturUlrike Czeitschner Thierry Declerck Karlheinz Moerth Claudia Resch Linguistic and Semantic Annotation in ReligiousMemento Mori Literature In Proceedings of the LREC 2012 Workshop Language Resources and Evaluation for Religious TextsParis 2012 S 49ndash52 [online]

Martin Durrell rsaquoRepresentativenesslsaquo rsaquoDatalsaquo and legitimate expectations What can an electronic historical corpus tell us thatwe didnrsquot actually know already (and how) In Historical Corpora Challenges and Perspectives Hg von Jost Gippert RalfGehrke Tuumlbingen 2015 S 13ndash33 [Nachweis im GBV]

Claudia Resch Ulrike Czeitschner Repraumlsentation von | in barocken Buch-Totentaumlnzen im digitalen Medium InRepraumlsentation(en) Interdisziplinaumlre Annaumlherungen an einen umstrittenen Begriff Hg von Gernot Gruber Monika MokreWien 2016 S 35ndash41 [Nachweis im GBV]

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Abbildungsnachweise und -legendenAbb 1 LINKS Portrait Abraham a Sancta Claras das einem seiner Nachrufe vorangestellt wurde Quelle Johann Carl MegerleABRAHAM ist gestorben Wien [1710] Oumlsterreichische Nationalbibliothek Wien Signatur 220677-C RECHTS Titelblaumltter undKupferstiche der in der ABaCus-Edition enthaltenen Schriften Eigene Darstellung copy ACDH

Abb 2 Kommentierung offensichtlicher Fehler copy ACDH

Abb 3 Kommentierung offensichtlicher Fehler copy ACDH

Abb 4 Annotierung von abrahamischen Wortspielen ndash eine Wortform zwei Lesarten copy ACDH

Abb 5 Screenshot der digitalen ABaCus-Edition copy ACDH

Abb 6 LINKS Register insbesondere Register der Wortarten mit STTS und Ergaumlnzungen copy ACDH RECHTS Trefferliste derKategorie raquoVerb mit Klitikonlaquo mit Belegstellen copy ACDH

Abb 7 LINKS Vorgeschlagene Liste an Abfragen beginnend mit raquoMarslaquo copy ACDH RECHTS Vorgeschlagene Liste an Abfragenbeginnend mit raquoVenuslaquo copy ACDH

Abb 8 Kombinierte Abfrage aller Nomen mit dem Suffix raquo-heitlaquo mit keyword in context-Ansicht (samt Frequenzangaben) rechtseiner der Belege (grau unterlegt mit Lemma und PoS) copy ACDH

Abb 9 Tweets als erste Reaktionen auf die ABaCus-Edition Eigene Darstellung copy ACDH

  • 1 Zur Projektgenese
  • 2 Texte von und mit Abraham a Sancta Clara
  • 3 Erschlieszligungstiefe und Ebenen der Annotation
  • 31 Linguistische Annotation
  • 32 Multifunktionalitaumlt einer Ressource
  • 4 Etwas fuumlr alle Datenrepraumlsentation in der ABaCus-Edition
  • 5 Fazit und Ausblick
  • Bibliographische Angaben
  • Weiterfuumlhrende Literatur
  • Abbildungsnachweise und -legenden

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Claudia Resch

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Abstracts

In einer web-basierten Edition werden am Austrian Centre for Digital Humanitiesausgewaumlhlte Texte von und mit Abraham a Sancta Clara mit innovativen digitalen Methodenerschlossen Die Texte sind Teil des sogenannten Austrian Baroque Corpus (ABaCus) undstehen anmeldungsfrei unter httpsacdhoeawacatabacus online zur Verfuumlgung Welchegrundsaumltzlichen Entscheidungen in der Praxis der Annotation und bei der Visualisierungder Daten getroffen worden sind damit die Ressource idealiter raquoEtwas fuumlr allelaquo bietenund sowohl sprachwissenschaftlichen als auch literatur- und kulturwissenschaftlichenForschungsinteressen dienlich sein kann ist eine der Fragen mit der sich vorliegender Beitragnaumlher beschaumlftigt

This paper aims to introduce a new web-based digital edition of printed German textswritten by or ascribed to Abraham a Sancta Clara who was a renowned Augustinian monk anda widely read author at his time The texts are part of the thematic memento mori researchcollection Austrian Baroque Corpus now freely available through the Austrian Centre for DigitalHumanities httpsacdhoeawacatabacus One of the main considerations of the paper washow to shape the annotation process in a way that would meet the needs of linguistic literaryand cultural studies This objective necessitated a user-friendly visualization that would besuitable to the research questions of a broader audience

1 Zur Projektgenese

Das in vorliegendem Beitrag beschriebene Projekt ist ein Beispiel fuumlr jene Arbeitsvorhabendie Patrick Sahle in seiner dreibaumlndigen Publikation uumlber digitalen Editionsformenals raquokleineres Projektlaquo1 bezeichnet Seine Anfaumlnge gehen auf ein personenbezogenesForschungsstipendium2 der Stadt Wien zuruumlck Der 300 Todestag des bekannten Predigers undSchriftstellers Abraham a Sancta Clara (1644ndash1709) war in Wien unbeachtet voruumlbergegangenals aus den Mitteln dieses Stipendiums erste Image-Scans als Vorlage zur Volltextdigitalisierungangekauft werden konnten In den Jahren 2012ndash2014 wurde das Vorhaben maszliggeblich durchden Jubilaumlumsfonds der Oumlsterreichischen Nationalbank gefoumlrdert Durch die Bewilligung desProjekts Texttechnologische Methoden zur Analyse oumlsterreichischer Barockliteratur konntean der Oumlsterreichischen Akademie der Wissenschaften (OumlAW) am Institut fuumlr Corpuslinguistikund Texttechnologie (ICLTT) ein interdisziplinaumlres Projektteam3 aus den FachbereichenLiteraturwissenschaft Sprachwissenschaft und Korpuslinguistik zusammenfinden daseinerseits den Einsatz digitaler Methoden Annotationsstandards und Tools an zeitentfernten

1 Sahle 2013 im Kapitel uumlber raquoTraumlger und Akteurelaquo S 76ff2 Barocke literarische Totentanz-Texte von und mit Abraham a Sancta Clara (2010)3 Aus den Projektmitteln anteilig beschaumlftigt waren Thierry Declerck (Deutsches Forschungszentrumfuumlr Kuumlnstliche Intelligenz Universitaumlt Saarbruumlcken) Barbara Krautgartner Katharina Wappel und EvaWohlfarter

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Textquellen aus der Barockzeit erproben und andererseits zuverlaumlssige Erkenntnisse uumlberderen Spezifika gewinnen wollte Die dafuumlr noumltigen konzeptionellen und technischenFertigkeiten wurden im Verlauf des an Mitteln beschraumlnkten Projekts erworben und entwickelt4

Dass die erschlossenen Texte nicht nur beforscht wurden sondern auch unmittelbar nachAbschluss des Projekts Sichtbarkeit erlangten indem sie auch digital zur Verfuumlgung standenwar im Projektplan nicht intendiert und waumlre ohne institutionelle Unterstuumltzung und dieinterne intensive Zusammenarbeit am Austrian Centre for Digital Humanities (ACDH) nichtmoumlglich gewesen

2 Texte von und mit Abraham a Sancta Clara

Dem Projekt war nicht daran gelegen groszlige Textmengen zu erschlieszligen Vielmehr ginges zunaumlchst um die Sammlung und Zusammenfuumlhrung von ausgewaumlhlten Drucken derBarockzeit5 die sich mit der Vorbereitung auf den Tod beschaumlftigten namentlich um Mementomori- Ars moriendi- und Totentanzliteratur Mit der Wahl dieses thematischen Schwerpunkteswurde spezifischen Forschungsinteressen Rechnung getragen aber auch der Tatsache dasstodesbezogene Texte innerhalb der Literaturproduktion des Untersuchungszeitraumeseinen hohen Anteil und Stellenwert hatten Die aufgenommenen Texte sind (zum Teil auchweniger beachtete) Vertreter einer reichhaltigen weit verbreiteten und fuumlr die Barockzeitcharakteristischen literarischen Tradition Die entstandene textsortenbestimmte Sammlungtraumlgt den Namen Austrian Baroque Corpus (ABaCus) und enthaumllt derzeit etwa 20 Werkemehrerer Autoren vorwiegend aus dem 17 und beginnenden 18 Jahrhundert

Unter den Autoren kommt dem heute noch bekannten Augustiner BarfuumlszligerpredigerAbraham a Sancta Clara eigentlich Johann Ulrich Megerle (1644ndash1709)6 in dieser digitalenSammlung barocker Literatur besonderer Stellenwert zu Fuumlnf seiner beziehungsweiseder ihm zugeschriebenen7 todesbezogenen Schriften haben alle Stufen der Annotationdurchlaufen und stehen seit 5 Mai 2015 in ihren Erstdrucken als digitale Edition zur Verfuumlgungdarunter Bestseller wie Mercks Wienn (1680) aber auch weniger bekannte Neujahrsgaben derin StAugustin ansaumlssigen Totenbruderschaft deren geistliches Oberhaupt Pater Abrahamwar sowie die emblematische Todten=Capelle die 1710 mit seinem werbewirksamen Namenversehen als sein angeblich letztes Werk veroumlffentlicht wurde

1 Mercks Wienn Das ist Deszlig wuumltenden Todts ein vmbstaumlndige Beschreibung Jn Derberuumlhmten Haubt vnd Kayserl Residentz Statt in Oesterreich Jm sechzehen hundert

4 Auch diesen Umstand bezeichnet Sahle als ein Kennzeichen raquokleinerer Projektelaquo vgl Sahle 2013 S 775 Der Barockbegriff wurde lange Zeit als raquoUumlbergangsbezeichnunglaquo verwendet In der germanistischenLiteraturwissenschaft ist diese Sprachregelung heute kaum noch umstritten und raquoBarocklaquo hat sich alsVerstaumlndigungsbegriff fuumlr die Literatur des 17 Jahrhunderts und des beginnenden 18 Jahrhundertsbeziehungsweise fuumlr den mittleren Abschnitt der Fruumlhen Neuzeit etabliert Vgl etwa Braungart 2006 Meid2009 und Niefanger 20126 Vgl die Lexikoneintraumlge von Franz M Eybl 2008 S 10ndash14 oder Wilhelm Friedrich Bautz 1990 S 10ndash11Mit Abraham a Sancta Claras publizistischen Erfolgen hat sich eine ganze Reihe von Wissenschaftern undWissenschaftlerinnen beschaumlftigt Das Interesse an der Person und Biographie des Predigers und dieAuseinandersetzung mit seinen Schriften und deren Rezeption weisen mehrere raquoKulminationsphasenlaquo aufdie Franz M Eybl in seiner Habilitationsschrift eingehend dargestellt hat Vgl Franz M Eybl 1992 S 6ndash237 Zur Problematik populaumlrer Autorschaft vgl Franz M Eybl 2012 S 104ndash121

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vnd neun vnd sibentzigsten Jahr [hellip] Gedruckt zu Wienn bey Peter Paul Vivian derloumlbl Universitet Buchdrucker 16808

2 Loumlsch Wienn Das ist Ein Bewoumlgliche Anmahnung zu der Kays Residentz=Statt Wiennin Oesterreich Was Gestalten Dieselbige der so viel tausend Verstorbene Bekantenvnd Verwandten nicht wolle vergessen [hellip] Gedruckt zu Wien bey Peter Paul Vivian 16809

3 Grosse Todten Bruderschaft Das ist Ein kurtzer Entwurff Deszlig Sterblichen Lebens Mit beygefuumlgten CATALOGO Oder Verzeichnus aller der Jenigen Herren Bruumlderen Frauen und Jungfrauen Schwesteren welche [hellip] von Anno 1679 biszlig 1680 gestorbenseyn Gedruckt im Jahr 168110

4 AUGUSTINI Feuriges Hertz Tragt Ein Hertzliches Mitleyden mit den armen imFeeg=Feuer Leydenden Seelen Das ist Ein kleiner Hauszligrath etliche Sentenz auszlig denSchrifften vnsers Heil Vatters [hellip] Gedruckt zu Saltzburg bey Melchior Haan [hellip] Anno169311

5 Besonders meublirt- und gezierte Todten=Capelle Oder Allgemeiner Todten=Spiegel Darinnen Alle Menschen wes Standes sie sind sich beschauen an denenmannigfaumlltigen Sinnreichen Gemaumlhlden das MEMENTO MORI zu studiren [hellip] Nuumlrnberg[hellip] Druckts Marrtin Frantz Hertz An 171012

Abb 1 LINKS Portrait Abraham a Sancta Claras das einem seiner Nachrufe vorangestellt wurde Quelle

Johann Carl Megerle ABRAHAM ist gestorben Wien [1710] Oumlsterreichische Nationalbibliothek Wien

Signatur 220677-C RECHTS Titelblaumltter und Kupferstiche der in der ABaCus-Edition enthaltenen Schriften

Eigene Darstellung copy ACDH

Bisweilen stellt sich fuumlr ABaCus-Rezipienten und -Rezipientinnen die Frage weshalbdie im Korpus enthaltenen Drucke nicht historisch-kritisch ediert worden sind Dazu istfestzuhalten dass es im Projekt primaumlr darum gegangen ist eine digitale Sammlung mehrererWerke aufzubauen um damit textimmanent und vergleichend sprachliche Phaumlnomene zuuntersuchen und nicht darum ein Werk in all seinen Facetten zu erschlieszligen Wollte man fuumlrjedes in ABaCus enthaltene Werk alle zur Verfuumlgung stehenden Textzeugen beruumlcksichtigen

8Stiftsbibliothek Melk Signatur 480229Rara II Sammlung der Universitaumlt Graz Signatur I 2589610Sammlung von Handschriften und alten Drucken der Oumlsterreichischen Nationalbibliothek Signatur298002-A der Erstdruck dieses Werkes gilt seit dem 2 Weltkrieg als verschollen11Sammlung von Handschriften und alten Drucken der Oumlsterreichischen Nationalbibliothek Signatur484862-A12Emblemsammlung der Universitaumlt Illinois Signatur 832Ab8 Im Gegensatz zu jenem Exemplar ausder Universitaumltsbibliothek Halle das von Wolfgang Harms und Michael Schilling fuumlr den Reprint2003 verwendet wurde weist dieses keine Fehlbindungen auf und enthaumllt zudem eine Vorrede vonGeorg Augustin Widtman die in nur wenigen Drucken enthalten fuumlr die Genese des Werkes alsTotenbruderschaftskalender jedoch von essentieller Bedeutung ist

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und bewerten kaumlme dies einem mehrjaumlhrigen Groszligprojekt gleich wenn man bedenkt in wievielen Ausgaben die Abraham a Sancta Clara zugeschriebenen Werke gedruckt worden sindNicht zuletzt deshalb sind die Nachdruckverhaumlltnisse seiner Werke zu Lebzeiten und postumnach wie vor groumlszligtenteils voumlllig unerforscht Im Rahmen der Moumlglichkeiten hat das Projektteamdennoch versucht textkritisch vorzugehen was im folgenden Abschnitt anhand von Beispielenpraumlzisiert wird

3 Erschlieszligungstiefe und Ebenen der Annotation

Zur Erstellung originalnaher Transkriptionen wurden die Druckvorlagen mit XML undverwandten Technologien zu maschinenlesbarem Text verarbeitet und gemaumlszlig internationalempfohlener Standards (TEI ndash Text Encoding Initiative in der Version P5 httpwwwtei-corgGuidelinesP5indexxml) erschlossen Die digitalen Daten bilden die jeweilige Druckvorlageseiten- zeilen- und zeichengetreu ab Sie haben mehrfache Kollationierungsgaumlngedurchlaufen sind hinsichtlich ihrer Qualitaumlt sorgfaumlltig uumlberpruumlft und geben den historischenSprachstand der Texte unveraumlndert wieder

Die Kodierung ist allerdings nicht nur dokumentarisch weil sie den Druckvorlagen auf dasGenaueste folgt sondern auch textkritisch indem sie offensichtliche Textfehler des Originals13

in der Transkription zwar belaumlsst aber dennoch ausweist und kommentiert EditorischeAnmerkungen wurden durch rote hochgestellte Klammern dargestellt die sich mit einemjeweiligen Korrekturvorschlag oumlffnen sobald Benutzer und Benutzerinnen mit dem Cursorin deren Naumlhe kommen Wer diese Fehler ehemals verursacht hat ndash der Autor selbst derSetzer oder der Drucker ndash muss offen bleiben die Beispiele zeigen eine der sehr haumlufigenBuchstabenauslassungen sowie einen inhaltlichen Rechenfehler (Abbildung 2 und Abbildung3) der in der Vorrede zur Todten-Capelle faumllschlicherweise Abrahams Lebensalter um zwei Jahreverlaumlngert

Abb 2 Kommentierung offensichtlicher Fehler copy ACDH

Abb 3 Kommentierung offensichtlicher Fehler copy ACDH

13 Unter Beruumlcksichtigung des historischen Sprach- und Schreibstandes ist grundsaumltzlich zu uumlberlegen wietolerant Herausgeber und Herausgeberinnen bei der Einschaumltzung von Fehlern sein sollen Allein im Fall vonMercks Wienn hat Werner Welzig bislang den Versuch unternommen ein Register von Fehlern anzulegen(vgl Deutsche Neudrucke Reihe Barock Band 31 1983 Nachwort S 13f) das bei der vorliegenden Editionberuumlcksichtigt ist

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In den Texten wurden auszligerdem historische biblische und mythologische Personennamensowie Ortseigennamen annotiert In der letztgenannten Kategorie wurden die Namen vonBergen Gewaumlssern Regionen Laumlndern und Kontinenten Staumldten und Doumlrfern sowie Straszligenund Plaumltzen in Wien ausgewiesen

31 Linguistische Annotation

Im Hinblick auf die (spaumltere) Durchsuchbarkeit und Nachnutzung der historischenTexte wurde vergleichsweise viel Zeit in deren linguistische Annotation bestehend ausWortartklassifizierung (Part-of-Speech) und Lemmatisierung investiert Das gedruckte AumlltereNeuhochdeutsch besitzt einerseits zwar bereits hinreichend Aumlhnlichkeit mit heutigen Textensodass sich die Erprobung und der Einsatz von Annotationswerkzeugen lohnt andererseitsweicht es ndash was Lexik Flexionsmuster Syntax und Graphie betrifft ndash deutlich von allem abwas Tagger die auf die Analyse von Gegenwartssprache ausgerichtet sind (er)kennen koumlnnensodass man beim Einsatz automatischer Tools unweigerlich an Grenzen stoumlszligt Nachdem Zeitund Mittel begrenzt waren und die Datenmenge (180000 Token) uumlberschaubar schien wurdenzunaumlchst drei der fuumlnf Werke in einem ersten Schritt automatisch annotiert indem zuerst derZeichenstrom der Rohtexte auf Wortebene segmentiert und in einem weiteren Schritt jedeseinzelne Token mit Hilfe der Software TreeTagger einer morphosyntaktischen Wortklasse (unterVerwendung des 54-teiligen Stuttgart-Tuumlbingen-TagSets) zugewiesen und mit einem Lemmaversehen wurde In einem zweiten Schritt wurden diese Zuweisungen kontrolliert manuellnachbearbeitet und stufenweise verbessert Trotz technischer Erleichterungen durch denEinsatz des am Institut entwickelten token_Editor war dieser Korrekturvorgang aus mehrerenGruumlnden zeitaufwendig

(1) Zum einen blieben die Leistungen des Taggers erwartungsgemaumlszlig weit hinter denerwuumlnschten Ergebnissen zuruumlck14 Durch die hohe Anzahl an Fehlzuweisungen mussten jedeeinzelne Wortart-Attribuierung und das dazugehoumlrige Lemma in seinem Kontext uumlberpruumlftwerden15 Die Erfahrungen des Annotatorinnenteams bestaumltigten dass Wortformen die oft nurgeringste Abweichungen von der heutigen Norm aufwiesen vom TreeTagger nicht identifiziertwerden konnten und zu falschen Klassifizierungen fuumlhrten Die haumlufigsten faumllschlichvergebenen Tags waren Eigennamen (NE) wobei eine daran anschlieszligende Tagstromanalysezeigen konnte dass sich die faumllschlich vergebenen NE-Tags vor allem auf eigentliche Nomenoder fremdsprachliches Material verteilten

14 Diese Erfahrungen bestaumltigen auch Stefanie Dipper 2010 S 117ndash121 sowie Erhard Hinrichs und ThomasZastrow 2012 S 1ndash16 Das Testset der Letztgenannten enthielt unter anderen den Abraham a SanctaClara zugeschriebenen Text Wunderlicher Traum Von einem grossen Narren-Nest (1703) in einer Version desProjekts Gutenberg Bei der Auswertung hat sich gezeigt dass dieser Text beim automatischen Tagging-Verfahren ungleich mehr fehlerhafte Annotationen aufweist als etwa Melanchtons (deutlich aumlltere)Augsburger Konfession (1530) Es steht zu vermuten dass sich ndash neben den historischen Schreibvarianten undunbekannten Lexemen ndash vor allem die Komplexitaumlt und die Laumlnge der Saumltze in abrahamischen Texten negativauf die Leistung des TreeTaggers auswirken15 In der Annotationspraxis zeigte sich dass kaum generelle Entscheidungen bei der Nachkorrektur getroffenwerden koumlnnen Ein hochfrequentes Wort wie raquoinlaquo war in den meisten Faumlllen tatsaumlchlich eine Praumlposition ndashim lateinischen Kontext allerdings waumlre die Wortform als raquofremdsprachliches Materiallaquo auszuweisen

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(2) Des Weiteren erschwerten historische Konventionen der Zusammen- undGetrenntschreibung die Zuordnung Fuumlr kontrahierte Formen wie etwa raquowirstlaquo raquomeinestlaquooder raquomustulaquo waren im standardisierten Stuttgart-Tuumlbingen-TagSet (STTS) keine Kategorienvorgesehen weshalb in Analogie zu den bestehenden Kategorien neue kombinierte Tagseingefuumlhrt und in den Registern als solche ausgewiesen wurden (fuumlr die oben genanntenBeispiele etwa VAFINPPER VVFINPPER und VMFINPPER)

(3) Bei der Lemmatisierung16 wurde fuumlr jedes Token eine normalisierte Grundwortformangesetzt und der Duden sowie das Deutsche Woumlrterbuch von Jacob und Wilhelm Grimmals Referenzwerke herangezogen Die mehr als 1000 in den Texten vorkommendenWortformen zu denen es in den beiden genannten Referenzwerken keinen entsprechendenWoumlrterbucheintrag gab wurden als sogenannte out-of-vocabulary-words gekennzeichnetund auf eine naheliegende Grundform zuruumlckgefuumlhrt ndash Beispiele hierfuumlr waren Lexeme wieraquobeindrechslerischlaquo raquobrumbrumbrummendlaquo oder raquoButterkindlaquo und viele weitere mehr

(4) Eine besondere Herausforderung stellten Wortspiele dar die keine eindeutigeZuweisung zu einem Lemma erlaubten Exemplarisch ist eine Textstelle zu nennen in der esdarum ging welche Farbe die schoumlnste sei naumlmlich die goldene die in einer betoumlrten Welt denVorzug haumltte gegenuumlber der raquoweissenlaquo Der Autor laumlsst hier absichtlich beide Lesarten offenweil sowohl von der raquoweiszligen Farbelaquo als auch von der raquoweisen Weltlaquo die Rede sein koumlnnte Beider Annotation wurde in solchen Faumlllen wortwitzerhaltend vorgegangen indem fuumlr ein unddieselbe Wortform zwei Lemmata angesetzt wurden die beide Lesarten zulieszligen sodass dieseStelle unter beiden Eintraumlgen ndash raquoweiszliglaquo oder raquoweiselaquo ndash zu finden waumlre (vgl Abbildung 4)

Abb 4 Annotierung von abrahamischen Wortspielen ndash eine Wortform zwei Lesarten copy ACDH

Die Entscheidungen die bei der Korrektur der automatischen Annotation getroffenwerden mussten erforderten aber nicht nur Zeit vielmehr war die linguistische Analysedieser historischen Sprachdaten an und fuumlr sich eine komplexe houmlchst anspruchsvolle

16 Fuumlr Texte historischer Sprachstadien in denen Graphien staumlrkere Varianz aufweisen als heute ist dieLemmatisierung unserer Ansicht nach unerlaumlsslich weil dadurch nicht nur flektierte Formen abgefragtwerden koumlnnen sondern alle vorkommenden Schreibvarianten vgl etwa die Suche nach dem LemmaraquoHebraumlerlaquo die im konkreten Fall zu den Wortformen raquoHebreerlaquo raquoHaeligbreerlaquo raquoHebraeligrlaquo raquoEbraumlerlaquo raquoEbreerlaquound raquoHebrlaquo fuumlhrt

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Forschungsaufgabe die raquoein profundes historisch-kulturelles Wissen solide sprachhistorischeKenntnisse und Vertrautheit mit Texten und Texttraditionen sowie viel Feingefuumlhl bei derBeurteilunglaquo17 erfordert wie Wulf Oesterreicher bestaumltigt Im ABaCus-Projekt waren neben derVerfasserin vor allem Barbara Krautgartner und Eva Wohlfarter mit dieser Aufgabe betrautwodurch die Konsistenz der annotierten Daten gewaumlhrleistet blieb Die zahlreichen schwierigenFaumllle wurden eingehend besprochen und ndash wenn es mehrere Loumlsungsansaumltze gab ndash gemeinsamdiskutiert und entschieden

Der oben gezeigte Screenshot (Abbildung 4) zeigt dass in der Webapplikation jederBeleg mit Lemma- und PoS-Informationen unterlegt ist sobald man mit dem Cursor indessen Naumlhe kommt Aus der Sicht der Benutzer kann diese Anzeige (etwa bei heute nichtmehr gebraumluchlichen Schreibvarianten) dazu beitragen das Textverstaumlndnis zu verbessernbeziehungsweise kann nach diesen Lemmata und Wortarten auch gesucht werden Gleichzeitigdient diese Anzeige auch der Dokumentation wodurch die linguistische Annotation alseigene wissenschaftliche Leistung sichtbar und fuumlr andere Benutzer und Benutzerinnennachvollziehbar wird Mit Sicherheit finden sich unter den 180000 Token einzelne Faumllledie man anders haumltte beurteilen koumlnnen Trotz Anwendung eines standardisiertenWortartenklassifizierungssystems bleibt in der Praxis ein gewisser Entscheidungsspielraumoffen Dass Annotation immer auch eine Form der Interpretation ist muss zukuumlnftigenBenutzern und Benutzerinnen daher jedenfalls bewusst sein

32 Multifunktionalitaumlt einer Ressource

Die linguistische Annotation von Abraham a Sancta Claras Texten und solchen dieihm zugeschrieben werden hat gleichzeitig gezeigt was aumlhnlich angelegte Projektein Zukunft benoumltigen werden Tools mit denen man automatisch erzeugte Taggingsbenutzerfreundlich und effizient nachbearbeiten kann Die annotierten Texte waren sicherlichein Extremfall von Non-standard dennoch sind die Probleme die dabei zu loumlsen warenweniger periodenspezifisch als erwartet (denn auch in anderen Geltungsbereichen hat manhaumlufig mit Non-standard Varietaumlten zu tun) Umso erfreulicher ist es dass vor dem Hintergrundder Annotationserfahrungen von ABaCus am Austrian Centre for Digital Humanities intensivan einem benutzerfreundlichen webTokenEditor gearbeitet wird mit dem man Daten intabellarischer Form schnell und unkompliziert im Browser wird korrigieren koumlnnen

Das Ergebnis des aufwendigen Annotationsverfahrens ist eine handverlesene Datenbasisderen Qualitaumlt diese digitale Ressource zu einer gefragten Ausgangsbasis fuumlr weiterfuumlhrendeForschungsanliegen macht Anhand der Datenbasis laumlsst sich 1 die Leistung automatischerTaggingverfahren evaluieren18 2 die Leistung automatischer Taggingverfahren regelbasiert

17 Oesterreicher 2006 S 49318 Die Evaluierung des automatischen Taggings und die sich daran anschlieszligenden Versuche die Leistungdes Taggers anhand noch nicht annotierter Texte mit der erarbeiteten Datenbasis als Hilfswoumlrterbuch zusteigern sind in folgenden Publikationen dokumentiert Claudia Resch et al 2014 S 36ndash41 besondersAbschnitt 21 raquoImprovement through reliable datalaquo S 37 und Claudia Resch et al 2016 Erste Ergebnissehaben gezeigt dass mit dem Einsatz zuverlaumlssig korrigierter Daten des gleichen Genres und der gleichenSprachperiode bei noch nicht annotierten Texten sowohl bei der Wortartklassifizierung als auch bei derLemmatisierung wesentlich bessere Ergebnisse zu erzielen sind

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verbessern19 und 3 koumlnnen die generierten maschinenlesbaren Wortformen- undLemmalisten dazu beitragen OCR-Prozesse weiterzuentwickeln20

Daruumlber hinaus lassen sich die manuell uumlberpruumlften Daten als verlaumlssliche Basis fuumlr eineVielzahl von (linguistischen) Fragestellungen nutzen Ihr Wert liegt in der Wiederverwendbarkeitvon bereits erarbeitetem sorgfaumlltig gepruumlftem Wissen uumlber die Texte was bedeutet dassdie Projektgruppe selbst aber auch kuumlnftige Nutzerinnen und Nutzer die Annotationenzeitsparend zweckmaumlszligig und gewinnbringend fuumlr ihre Erkenntnisinteressen einsetzen koumlnnen

4 Etwas fuumlr alle Datenrepraumlsentation in der ABaCus-Edition

Seit 5 Mai 2015 stehen die angereicherten Daten als Teil des Austrian Baroque Corpusmit erlaumluternden Texten einem breiteren Benutzerkreis testweise anmeldungsfrei undkostenlos online unter httpsacdhoeawacatabacus unter einer CC BY-NC 40 Lizenz zurVerfuumlgung Sofern vollstaumlndig auf die Quelle verwiesen wird darf ABaCus als Ressourcefuumlr individuelle nicht kommerzielle Forschungszwecke verwendet werden wofuumlr folgendeZitierweise empfohlen wird ABaCus ndash Austrian Baroque Corpus 2015 Hrsg von Claudia Reschund Ulrike Czeitschner lthttpacdhoeawacatabacusgt abgerufen am [Datum des letztenZugriffs]

Die Webapplikation uumlber die Abraham a Sancta Claras Werke zugaumlnglich sind basiertauf dem modularen Publikations-Framework corpus_shell und wurde in Kooperation mitMatej Ďurčo und Daniel Schopper am ACDH mit der Intention entwickelt zeitentfernte inBibliotheken beherbergte Drucke aus der Barockzeit fuumlr wissenschaftliche Fragestellungenzugaumlnglich zu machen Es haumltte viele weitere Moumlglichkeiten gegeben die Daten auf andereWeise zu kodieren und zu visualisieren Das Projektteam hat sich fuumlr diese Benutzeroberflaumlcheentschieden weil sie dazu geeignet ist ndash einem abrahamischen Buchtitel folgend ndash raquoEtwasfuumlr allelaquo (1699) zu bieten indem sie sich an unterschiedlichen Fragestellungen orientiert undmehrere Nutzungsszenarien ermoumlglicht und unterstuumltzt Abbildung 5 zeigt das derzeitigeErscheinungsbild und die Funktionalitaumlten der ABaCus-Edition im Uumlberblick

19 Auf Anfrage des Deutschen Textarchivs an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaftenstellt ABaCus seine Daten zur Verfuumlgung um dessen automatische Taggingwerkzeuge zu optimieren20 Auf Anfrage der Bayerischen Staatsbibliothek stellt ABaCus seine Daten auch dafuumlr zur Verfuumlgung imRahmen des DFG-Projekts raquoKoordinierte Foumlrderinitiative zur Weiterentwicklung von Verfahren fuumlr die Optical-Character-Recognition (OCR)laquo die Texterkennung zu verbessern

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Abb 5 Screenshot der digitalen ABaCus-Edition copy ACDH

Das Projektteam konnte zwar bestehende Fragen die an die Daten herangetragen werdenberuumlcksichtigen aber keine zukuumlnftigen antizipieren denn raquoDie Fragestellungen an eineEdition liegen in der Zukunft und koumlnnen nicht empirisch ermittelt werdenlaquo21 Gleichzeitig aberwurde bereits mehrfach der Wunsch geaumluszligert raquo[hellip] dass Editionen nach Moumlglichkeit fuumlr alleDisziplinen nutzbar sein sollten dass sie allen moumlglichen Zwecken gleichzeitig dienen solltenlaquo22

Diesen Anspruch vertritt auch Harvey raquoa proper edition should be adequate for them alland for many others besideslaquo23 Wie also kann eine Edition den unterschiedlichen (und sichwomoumlglich veraumlndernden) Fragestellungen die in den geisteswissenschaftlichen Disziplinenentwickelt werden entsprechen

Da sich die Sprachwissenschaft fuumlr andere Fragen interessiert als die Literaturwissenschaftoder andere textbasiert arbeitende Wissenschaften (Theologie Kunstgeschichte) war denHerausgeberinnen primaumlr daran gelegen die Originaldokumente moumlglichst authentischquellennah und vorlagengetreu abzubilden Die zuverlaumlssige Wiedergabe der Texte unddie Wahrung des historischen Sprachstandes waren dafuumlr wesentliche VoraussetzungenDie seitenweise Verknuumlpfung von ediertem Volltext und dem Digitalisat der Originaldruckelaumlsst sich im digitalen Medium problemlos herstellen und unterstuumltzt vor allem jene Formender Analyse und Interpretation24 die bereits bei der Betrachtung der Quelle ihren Ausgangnehmen

Im Grunde ermoumlglicht die realisierte digitale Repraumlsentation der Drucke zweigrundverschiedene Rezeptionshaltungen das Lesen und das Suchen in den Texten BeideNutzungssituationen werden durch das adaptive Layout unterstuumltzt das die Inhalte je nachverfuumlgbarer Bildschirmgroumlszlige entweder automatisch anordnet oder durch die Wahl von einzwei oder drei Spalten festgelegt werden kann Den Lesenden bietet es einerseits den Komfort

21 Sahle 2013 S 12922 Sahle 2013 S 13323 Harvey 2001 S 1124 Da in dieser Art von Literatur Texte und Kupferstiche beziehungswiese Vignetten eine enge Verbindungeingehen und die Gesamtbotschaft nur durch das Zusammenwirken beider semiotischer Partnerverstaumlndlich wird duumlrfen die Bild-Digitalisate der Originale auf denen Vergaumlnglichkeitssymbole undTotentanzmotive zu sehen sind kuumlnftigen Nutzerinnen und Nutzern jedenfalls nicht vorenthalten werden

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einer digitalen Lektuumlreansicht den Suchenden stellt es andererseits Navigationsinstrumentezur Verfuumlgung die den direkten Zugriff auf bestimmte Stellen im Text erlauben WaumlhrendLesende aus der Uumlbersicht ein Werk ein Kapitel oder eine Seite waumlhlen um dann in dersynoptischen Ansicht den elektronischen Lesetext mit der digitalen Druckvorlage vor Augenzu haben und mit der Blaumltterfunktion im Text vorankommen gelangen Suchende uumlberverschiedene Register zu ihren Fundstellen etwa uumlber die alphabetisch sortierten und mitBlaumltterfunktion ausgestatteten Register der Lemmata und der Wortformen oder uumlber dasRegister der Wortarten das zusaumltzlich zu den im STTS enthaltenen Kategorien die zuvorbeschriebenen kombinierten Formen ausweist (Abbildung 6)

Abb 6 LINKS Register insbesondere Register der Wortarten mit STTS und Ergaumlnzungen copy ACDH RECHTS

Trefferliste der Kategorie raquoVerb mit Klitikonlaquo mit Belegstellen copy ACDH

Jeder Registereintrag ist mit Frequenzangaben versehen beim Klicken auf einenEintrag wird automatisch in der Suchleiste eine Abfrage generiert die zu den gewuumlnschtenErgebnissen fuumlhrt Eine zweite Moumlglichkeit der Texterschlieszligung ist die freie Suche uumlberdie Suchleiste Sie erlaubt einerseits die Volltext-Suche nach einzelnen Worten Phrasenbzw Kombinationen von Woumlrtern andererseits eine Index-Suche bei der spezifisch nachWortform Lemma Wortart Lemma und Wort kombiniert Wortteilen Personennamen oderOrtsnamen gesucht werden kann Beginnt man mit der Eingabe wird automatisch eine Listevon moumlglichen Abfragen vorgeschlagen Diese Liste ist mit Frequenzangaben versehen undtypisiert dh es ist zugleich ersichtlich ob es sich etwa um einen Personennamen ein Lemmaoder eine Wortform handelt (Abbildung 7)

Abb 7 LINKS Vorgeschlagene Liste an Abfragen beginnend mit raquoMarslaquo copy ACDH RECHTS Vorgeschlagene

Liste an Abfragen beginnend mit raquoVenuslaquo copy ACDH

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Die Suchergebnisse werden chronologisch nach Werktitel und mit Frequenzangabengelistet Durch den Klick auf eines der Werke lassen sich die Ergebnisse bei Bedarf weiterfiltern Unter der Uumlbersicht werden die Einzelergebnisse in chronologischer Reihenfolge ihresVorkommens innerhalb der Texte in der sogenannten keyword in context-Ansicht dargestelltDas gesuchte Schluumlsselwort ist dabei fett hervorgehoben und wird zentriert in seiner jeweiligenTextumgebung angezeigt sodass sich ein erster Sinnzusammenhang erschlieszligt Die Fundstellejedes Belegs wird mit Werkkurztitel und Seitenzahl unmittelbar daruumlber angegeben klickt manauf diese rot markierte Zeile oumlffnet sich auch die angegebene Textseite in der synoptischenVolltext- und Faksimileansicht wo das gesuchte Wort grau unterlegt in seinem groumlszligerenSeitenkontext erscheint (vgl Abbildung 8)

Abb 8 Kombinierte Abfrage aller Nomen mit dem Suffix raquo-heitlaquo mit keyword in context-Ansicht (samt

Frequenzangaben) rechts einer der Belege (grau unterlegt mit Lemma und PoS) copy ACDH

5 Fazit und Ausblick

In den letzten drei Jahren hat sich das ABaCus-Team ein profundes Wissen uumlber dieLiteratur und Sprache dieser Zeitperiode angeeignet und kann deren periodenspezifischeHerausforderungen durch diese Vorarbeiten realistisch einschaumltzen Die Erstellung derRessource selbst wird mittelfristig dazu beitragen weitere Texte dieser Zeit effizienter undschneller digital zu erschlieszligen Vor diesem Hintergrund waumlre es sinnvoll diese erste Versionder ABaCus-Edition als vorlaumlufiges Etappenziel zu sehen Eine Erweiterung waumlre in mehrereRichtungen denkbar Solange es keine verlaumlssliche Ausgabe zu Abraham a Sancta ClarasSchriften gibt koumlnnten weitere integriert werden (zB um das Fruumlhwerk zu vervollstaumlndigen)auch lieszlige sich natuumlrlich das memento mori-Genre durch weitere wichtige Vertreter ergaumlnzenetwa durch Autoren wie Johannes Khuen Jakob Balde Florentius Schilling Gleichzeitig koumlnnteauch das Wissen mit dem die Daten angereichert wurden naumlher spezifiziert werden (etwadurch die Annotation von Bibelstellenangaben oder durch eine granulare morphologischeAnnotation) Dass sich aus dieser Edition ein groumlszligeres Ganzes formen kann indem nochweitere Ressourcen zusammengefuumlhrt und gleichermaszligen annotiert werden waumlre zuwuumlnschen wird jedoch nicht zuletzt von den Mitteln abhaumlngen die dem Projekt in Zukunftzuerkannt werden

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Anne Baillot und Markus Schnoumlpf sehen wissenschaftliche digitale Editionen grundsaumltzlichraquoimmer noch in den Kinderschuhenlaquo25 und weisen damit darauf hin dass die Moumlglichkeitendigitaler Editionen noch bei weitem nicht ausgeschoumlpft werden In diesem Zusammenhangwird zu beobachten sein ob und in wie weit die in ABaCus verwirklichten methodischen undtechnischen Ziele auch die Anspruumlche anderer Projekte beeinflussen werden beziehungsweisebesteht natuumlrlich auch fuumlr das ABaCus-Team selbst die Chance seine Arbeit an barockenTexten als einen raquoProzess fortschreitender Erschlieszligung und Verarbeitunglaquo26 zu begreifen undgemeinsam mit anderen innovativen Vorhaben zu verbessern und weiterzuentwickeln

Inzwischen bleibt zu hoffen dass die digital verfuumlgbaren Schriften Abraham a Sancta Clarasin Forschung Lehre und Unterricht rezipiert erprobt und beforscht werden und dass nicht nurin der historischen Sprachforschung und in der Literaturwissenschaft Fragen gestellt werdendie sich mit dieser Edition beantworten lassen sondern auch die positiven Ruumlckmeldungenaus der Abraham-Forschung der Totentanz-Forschung der Kunstgeschichte und derReligionswissenschaft als Zeichen des Interesses gewertet werden duumlrfen Die Reaktionen aufABaCus in sozialen Medien wie Twitter (Abbildung 9) bestaumltigen die Relevanz der Ressource fuumlrdie in unterschiedlichen Disziplinen arbeitende Gemeinschaft von Forschenden

Abb 9 Tweets als erste Reaktionen auf die ABaCus-Edition Eigene Darstellung copy ACDH

Wenn die zeitentfernten aber nach wie vor faszinierenden Texte dann noch auf die Neugiereiner interessierten web-affinen Oumlffentlichkeit traumlfen die Abraham a Sancta Clara heute nochkennt und seine Gedanken uumlber den Tod nicht nur kursorisch oder anekdotisch nachlesensondern sie im unveraumlnderten Wortlaut und unter Angabe von Belegstellen finden moumlchtedann waumlre das abrahamische raquoEtwas fuumlr allelaquo mehr als 300 Jahre nach seinem Tod tatsaumlchlicherneu(er)t gegluumlckt

25 Vgl Baillot Schnoumlpf 2015 S 13926 Sahle 2013 S 137

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Bibliographische AngabenAnne Baillot Markus Schnoumlpf Von wissenschaftlichen Editionen als interoperable Projekte oder Was koumlnnen eigentlichdigitale Editionen [online] In Digital Humanities Praktiken der Digitalisierung der Dissemination und der SelbstreflexivitaumltHg von Wolfgang Schmale Stuttgart 2015 S 139ndash156 [Nachweis im GBV]

Wilhelm Friedrich Bautz Abraham a Sancta Clara In Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon Band I (1990) Sp 10ndash11 [Nachweis im GBV]

Georg Braungart Artikel Barock In Literaturwissenschaftliches Lexikon Grundbegriffe der Germanistik 2 Auflage Berlin2006 S 44ndash50 [Nachweis im GBV]

Stefanie Dipper POSTagging of Historical Language Data First Experiments In Semantic Approaches in Natural LanguageProcessing Proceedings of the 10 Conference on Natural Language Processing Hg von Manfred Pinkal Ines Rehbein SabineSchulte im Walde Angelika Storrer Saarbruumlcken 2010 S 117ndash121 [Nachweis im GBV]

Franz M Eybl Abraham a Sancta Clara Vom Prediger zum Schriftsteller Tuumlbingen 1992 [online] [Nachweis im GBV]

Franz M Eybl Abraham a Sancta Clara In Killy Literaturlexikon Volume 1 (2008) S 10ndash14 [Nachweis im GBV]

Franz M Eybl Wissensluumlcken um Abraham a Sancta Clara Zur Problematik populaumlrer Autorschaft [Nachweis im GBV] InAbraham a Sancta Clara Vom barocken Kanzelstar zum populaumlren Schriftsteller Hg von Anton Philipp Knittel Eggingen 2012S 104ndash121 [Nachweis im GBV]

P D A Harvey Editing Historical Records London 2001 [Nachweis im GBV]

Erhard Hinrichs Thomas Zastrow Linguistic Annotations for a Diachronic Corpus of German In Linguistic Issues in LanguageTechnology 7 (2012) S 1ndash16 [online]

Volker Meid Die deutsche Literatur im Zeitalter des Barock Vom Spaumlthumanismus zur Fruumlhaufklaumlrung Muumlnchen 2009 [Nachweis im GBV]

Dirk Niefanger Barock 3 Auflage Stuttgart Weimar 2012 [Nachweis im GBV]

Wulf Oesterreicher Korpuslinguistik und diachronische Lexikologie Fallbeispiele aus dem amerikanischen Spanisch des 16Jahrhunderts In Lexikalische Semantik und Korpuslinguistik Hg von Wolf Dietrich Ulrich Hoinkes Bagraverbara Roviroacute MatthiasWarnecke Tuumlbingen 2006 S 479ndash493 [Nachweis im GBV]

Claudia Resch Thierry Declerck Barbara Krautgartner Ulrike Czeitschner ABaCus revisited ndash Extracting and Linking LexicalData from a historical Corpus of Sacred Literature In Proceedings of the 2 Workshop on Language Resources and Evaluationfor Religious Texts Hg von Eric Atwell Claire Brierley Majdi Sawalha Reykjavik 2014 S 36ndash41 [Nachweis im GBV]

Claudia Resch Wolfgang U Dressler Zur Pragmatik der Diminutive in fruumlhen Erbauungstexten Abraham a Santa Claras Einekorpusbasierte Studie In Linguistische Pragmatik in historischen Bezuumlgen Hg von Peter Ernst Martina Werner Berlin 2016S 235ndash249 [Nachweis im GBV]

Claudia Resch Ulrike Czeitschner Eva Wohlfarter Barbara Krautgartner Introducing the Austrian Baroque CorpusAnnotation and Application of a Thematic Research Collection In Proceedings of the Third Conference on Digital Humanitiesin Luxembourg with a Special Focus on Reading Historical Sources in the Digital Age Luxembourg Luxembourg December 5-62013 Hg von Lars Wieneke Catherine Jones Marten Duumlring Florentina Armaselu Reneacute Leboutte 2016 [online]

Patrick Sahle Digitale Editionsformen Zum Umgang mit der Uumlberlieferung unter den Bedingungen des Medienwandels 3Baumlnde Norderstedt 2013 [online] [Nachweis im GBV]

Weiterfuumlhrende LiteraturUlrike Czeitschner Thierry Declerck Karlheinz Moerth Claudia Resch Linguistic and Semantic Annotation in ReligiousMemento Mori Literature In Proceedings of the LREC 2012 Workshop Language Resources and Evaluation for Religious TextsParis 2012 S 49ndash52 [online]

Martin Durrell rsaquoRepresentativenesslsaquo rsaquoDatalsaquo and legitimate expectations What can an electronic historical corpus tell us thatwe didnrsquot actually know already (and how) In Historical Corpora Challenges and Perspectives Hg von Jost Gippert RalfGehrke Tuumlbingen 2015 S 13ndash33 [Nachweis im GBV]

Claudia Resch Ulrike Czeitschner Repraumlsentation von | in barocken Buch-Totentaumlnzen im digitalen Medium InRepraumlsentation(en) Interdisziplinaumlre Annaumlherungen an einen umstrittenen Begriff Hg von Gernot Gruber Monika MokreWien 2016 S 35ndash41 [Nachweis im GBV]

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Abbildungsnachweise und -legendenAbb 1 LINKS Portrait Abraham a Sancta Claras das einem seiner Nachrufe vorangestellt wurde Quelle Johann Carl MegerleABRAHAM ist gestorben Wien [1710] Oumlsterreichische Nationalbibliothek Wien Signatur 220677-C RECHTS Titelblaumltter undKupferstiche der in der ABaCus-Edition enthaltenen Schriften Eigene Darstellung copy ACDH

Abb 2 Kommentierung offensichtlicher Fehler copy ACDH

Abb 3 Kommentierung offensichtlicher Fehler copy ACDH

Abb 4 Annotierung von abrahamischen Wortspielen ndash eine Wortform zwei Lesarten copy ACDH

Abb 5 Screenshot der digitalen ABaCus-Edition copy ACDH

Abb 6 LINKS Register insbesondere Register der Wortarten mit STTS und Ergaumlnzungen copy ACDH RECHTS Trefferliste derKategorie raquoVerb mit Klitikonlaquo mit Belegstellen copy ACDH

Abb 7 LINKS Vorgeschlagene Liste an Abfragen beginnend mit raquoMarslaquo copy ACDH RECHTS Vorgeschlagene Liste an Abfragenbeginnend mit raquoVenuslaquo copy ACDH

Abb 8 Kombinierte Abfrage aller Nomen mit dem Suffix raquo-heitlaquo mit keyword in context-Ansicht (samt Frequenzangaben) rechtseiner der Belege (grau unterlegt mit Lemma und PoS) copy ACDH

Abb 9 Tweets als erste Reaktionen auf die ABaCus-Edition Eigene Darstellung copy ACDH

  • 1 Zur Projektgenese
  • 2 Texte von und mit Abraham a Sancta Clara
  • 3 Erschlieszligungstiefe und Ebenen der Annotation
  • 31 Linguistische Annotation
  • 32 Multifunktionalitaumlt einer Ressource
  • 4 Etwas fuumlr alle Datenrepraumlsentation in der ABaCus-Edition
  • 5 Fazit und Ausblick
  • Bibliographische Angaben
  • Weiterfuumlhrende Literatur
  • Abbildungsnachweise und -legenden

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Textquellen aus der Barockzeit erproben und andererseits zuverlaumlssige Erkenntnisse uumlberderen Spezifika gewinnen wollte Die dafuumlr noumltigen konzeptionellen und technischenFertigkeiten wurden im Verlauf des an Mitteln beschraumlnkten Projekts erworben und entwickelt4

Dass die erschlossenen Texte nicht nur beforscht wurden sondern auch unmittelbar nachAbschluss des Projekts Sichtbarkeit erlangten indem sie auch digital zur Verfuumlgung standenwar im Projektplan nicht intendiert und waumlre ohne institutionelle Unterstuumltzung und dieinterne intensive Zusammenarbeit am Austrian Centre for Digital Humanities (ACDH) nichtmoumlglich gewesen

2 Texte von und mit Abraham a Sancta Clara

Dem Projekt war nicht daran gelegen groszlige Textmengen zu erschlieszligen Vielmehr ginges zunaumlchst um die Sammlung und Zusammenfuumlhrung von ausgewaumlhlten Drucken derBarockzeit5 die sich mit der Vorbereitung auf den Tod beschaumlftigten namentlich um Mementomori- Ars moriendi- und Totentanzliteratur Mit der Wahl dieses thematischen Schwerpunkteswurde spezifischen Forschungsinteressen Rechnung getragen aber auch der Tatsache dasstodesbezogene Texte innerhalb der Literaturproduktion des Untersuchungszeitraumeseinen hohen Anteil und Stellenwert hatten Die aufgenommenen Texte sind (zum Teil auchweniger beachtete) Vertreter einer reichhaltigen weit verbreiteten und fuumlr die Barockzeitcharakteristischen literarischen Tradition Die entstandene textsortenbestimmte Sammlungtraumlgt den Namen Austrian Baroque Corpus (ABaCus) und enthaumllt derzeit etwa 20 Werkemehrerer Autoren vorwiegend aus dem 17 und beginnenden 18 Jahrhundert

Unter den Autoren kommt dem heute noch bekannten Augustiner BarfuumlszligerpredigerAbraham a Sancta Clara eigentlich Johann Ulrich Megerle (1644ndash1709)6 in dieser digitalenSammlung barocker Literatur besonderer Stellenwert zu Fuumlnf seiner beziehungsweiseder ihm zugeschriebenen7 todesbezogenen Schriften haben alle Stufen der Annotationdurchlaufen und stehen seit 5 Mai 2015 in ihren Erstdrucken als digitale Edition zur Verfuumlgungdarunter Bestseller wie Mercks Wienn (1680) aber auch weniger bekannte Neujahrsgaben derin StAugustin ansaumlssigen Totenbruderschaft deren geistliches Oberhaupt Pater Abrahamwar sowie die emblematische Todten=Capelle die 1710 mit seinem werbewirksamen Namenversehen als sein angeblich letztes Werk veroumlffentlicht wurde

1 Mercks Wienn Das ist Deszlig wuumltenden Todts ein vmbstaumlndige Beschreibung Jn Derberuumlhmten Haubt vnd Kayserl Residentz Statt in Oesterreich Jm sechzehen hundert

4 Auch diesen Umstand bezeichnet Sahle als ein Kennzeichen raquokleinerer Projektelaquo vgl Sahle 2013 S 775 Der Barockbegriff wurde lange Zeit als raquoUumlbergangsbezeichnunglaquo verwendet In der germanistischenLiteraturwissenschaft ist diese Sprachregelung heute kaum noch umstritten und raquoBarocklaquo hat sich alsVerstaumlndigungsbegriff fuumlr die Literatur des 17 Jahrhunderts und des beginnenden 18 Jahrhundertsbeziehungsweise fuumlr den mittleren Abschnitt der Fruumlhen Neuzeit etabliert Vgl etwa Braungart 2006 Meid2009 und Niefanger 20126 Vgl die Lexikoneintraumlge von Franz M Eybl 2008 S 10ndash14 oder Wilhelm Friedrich Bautz 1990 S 10ndash11Mit Abraham a Sancta Claras publizistischen Erfolgen hat sich eine ganze Reihe von Wissenschaftern undWissenschaftlerinnen beschaumlftigt Das Interesse an der Person und Biographie des Predigers und dieAuseinandersetzung mit seinen Schriften und deren Rezeption weisen mehrere raquoKulminationsphasenlaquo aufdie Franz M Eybl in seiner Habilitationsschrift eingehend dargestellt hat Vgl Franz M Eybl 1992 S 6ndash237 Zur Problematik populaumlrer Autorschaft vgl Franz M Eybl 2012 S 104ndash121

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vnd neun vnd sibentzigsten Jahr [hellip] Gedruckt zu Wienn bey Peter Paul Vivian derloumlbl Universitet Buchdrucker 16808

2 Loumlsch Wienn Das ist Ein Bewoumlgliche Anmahnung zu der Kays Residentz=Statt Wiennin Oesterreich Was Gestalten Dieselbige der so viel tausend Verstorbene Bekantenvnd Verwandten nicht wolle vergessen [hellip] Gedruckt zu Wien bey Peter Paul Vivian 16809

3 Grosse Todten Bruderschaft Das ist Ein kurtzer Entwurff Deszlig Sterblichen Lebens Mit beygefuumlgten CATALOGO Oder Verzeichnus aller der Jenigen Herren Bruumlderen Frauen und Jungfrauen Schwesteren welche [hellip] von Anno 1679 biszlig 1680 gestorbenseyn Gedruckt im Jahr 168110

4 AUGUSTINI Feuriges Hertz Tragt Ein Hertzliches Mitleyden mit den armen imFeeg=Feuer Leydenden Seelen Das ist Ein kleiner Hauszligrath etliche Sentenz auszlig denSchrifften vnsers Heil Vatters [hellip] Gedruckt zu Saltzburg bey Melchior Haan [hellip] Anno169311

5 Besonders meublirt- und gezierte Todten=Capelle Oder Allgemeiner Todten=Spiegel Darinnen Alle Menschen wes Standes sie sind sich beschauen an denenmannigfaumlltigen Sinnreichen Gemaumlhlden das MEMENTO MORI zu studiren [hellip] Nuumlrnberg[hellip] Druckts Marrtin Frantz Hertz An 171012

Abb 1 LINKS Portrait Abraham a Sancta Claras das einem seiner Nachrufe vorangestellt wurde Quelle

Johann Carl Megerle ABRAHAM ist gestorben Wien [1710] Oumlsterreichische Nationalbibliothek Wien

Signatur 220677-C RECHTS Titelblaumltter und Kupferstiche der in der ABaCus-Edition enthaltenen Schriften

Eigene Darstellung copy ACDH

Bisweilen stellt sich fuumlr ABaCus-Rezipienten und -Rezipientinnen die Frage weshalbdie im Korpus enthaltenen Drucke nicht historisch-kritisch ediert worden sind Dazu istfestzuhalten dass es im Projekt primaumlr darum gegangen ist eine digitale Sammlung mehrererWerke aufzubauen um damit textimmanent und vergleichend sprachliche Phaumlnomene zuuntersuchen und nicht darum ein Werk in all seinen Facetten zu erschlieszligen Wollte man fuumlrjedes in ABaCus enthaltene Werk alle zur Verfuumlgung stehenden Textzeugen beruumlcksichtigen

8Stiftsbibliothek Melk Signatur 480229Rara II Sammlung der Universitaumlt Graz Signatur I 2589610Sammlung von Handschriften und alten Drucken der Oumlsterreichischen Nationalbibliothek Signatur298002-A der Erstdruck dieses Werkes gilt seit dem 2 Weltkrieg als verschollen11Sammlung von Handschriften und alten Drucken der Oumlsterreichischen Nationalbibliothek Signatur484862-A12Emblemsammlung der Universitaumlt Illinois Signatur 832Ab8 Im Gegensatz zu jenem Exemplar ausder Universitaumltsbibliothek Halle das von Wolfgang Harms und Michael Schilling fuumlr den Reprint2003 verwendet wurde weist dieses keine Fehlbindungen auf und enthaumllt zudem eine Vorrede vonGeorg Augustin Widtman die in nur wenigen Drucken enthalten fuumlr die Genese des Werkes alsTotenbruderschaftskalender jedoch von essentieller Bedeutung ist

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und bewerten kaumlme dies einem mehrjaumlhrigen Groszligprojekt gleich wenn man bedenkt in wievielen Ausgaben die Abraham a Sancta Clara zugeschriebenen Werke gedruckt worden sindNicht zuletzt deshalb sind die Nachdruckverhaumlltnisse seiner Werke zu Lebzeiten und postumnach wie vor groumlszligtenteils voumlllig unerforscht Im Rahmen der Moumlglichkeiten hat das Projektteamdennoch versucht textkritisch vorzugehen was im folgenden Abschnitt anhand von Beispielenpraumlzisiert wird

3 Erschlieszligungstiefe und Ebenen der Annotation

Zur Erstellung originalnaher Transkriptionen wurden die Druckvorlagen mit XML undverwandten Technologien zu maschinenlesbarem Text verarbeitet und gemaumlszlig internationalempfohlener Standards (TEI ndash Text Encoding Initiative in der Version P5 httpwwwtei-corgGuidelinesP5indexxml) erschlossen Die digitalen Daten bilden die jeweilige Druckvorlageseiten- zeilen- und zeichengetreu ab Sie haben mehrfache Kollationierungsgaumlngedurchlaufen sind hinsichtlich ihrer Qualitaumlt sorgfaumlltig uumlberpruumlft und geben den historischenSprachstand der Texte unveraumlndert wieder

Die Kodierung ist allerdings nicht nur dokumentarisch weil sie den Druckvorlagen auf dasGenaueste folgt sondern auch textkritisch indem sie offensichtliche Textfehler des Originals13

in der Transkription zwar belaumlsst aber dennoch ausweist und kommentiert EditorischeAnmerkungen wurden durch rote hochgestellte Klammern dargestellt die sich mit einemjeweiligen Korrekturvorschlag oumlffnen sobald Benutzer und Benutzerinnen mit dem Cursorin deren Naumlhe kommen Wer diese Fehler ehemals verursacht hat ndash der Autor selbst derSetzer oder der Drucker ndash muss offen bleiben die Beispiele zeigen eine der sehr haumlufigenBuchstabenauslassungen sowie einen inhaltlichen Rechenfehler (Abbildung 2 und Abbildung3) der in der Vorrede zur Todten-Capelle faumllschlicherweise Abrahams Lebensalter um zwei Jahreverlaumlngert

Abb 2 Kommentierung offensichtlicher Fehler copy ACDH

Abb 3 Kommentierung offensichtlicher Fehler copy ACDH

13 Unter Beruumlcksichtigung des historischen Sprach- und Schreibstandes ist grundsaumltzlich zu uumlberlegen wietolerant Herausgeber und Herausgeberinnen bei der Einschaumltzung von Fehlern sein sollen Allein im Fall vonMercks Wienn hat Werner Welzig bislang den Versuch unternommen ein Register von Fehlern anzulegen(vgl Deutsche Neudrucke Reihe Barock Band 31 1983 Nachwort S 13f) das bei der vorliegenden Editionberuumlcksichtigt ist

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In den Texten wurden auszligerdem historische biblische und mythologische Personennamensowie Ortseigennamen annotiert In der letztgenannten Kategorie wurden die Namen vonBergen Gewaumlssern Regionen Laumlndern und Kontinenten Staumldten und Doumlrfern sowie Straszligenund Plaumltzen in Wien ausgewiesen

31 Linguistische Annotation

Im Hinblick auf die (spaumltere) Durchsuchbarkeit und Nachnutzung der historischenTexte wurde vergleichsweise viel Zeit in deren linguistische Annotation bestehend ausWortartklassifizierung (Part-of-Speech) und Lemmatisierung investiert Das gedruckte AumlltereNeuhochdeutsch besitzt einerseits zwar bereits hinreichend Aumlhnlichkeit mit heutigen Textensodass sich die Erprobung und der Einsatz von Annotationswerkzeugen lohnt andererseitsweicht es ndash was Lexik Flexionsmuster Syntax und Graphie betrifft ndash deutlich von allem abwas Tagger die auf die Analyse von Gegenwartssprache ausgerichtet sind (er)kennen koumlnnensodass man beim Einsatz automatischer Tools unweigerlich an Grenzen stoumlszligt Nachdem Zeitund Mittel begrenzt waren und die Datenmenge (180000 Token) uumlberschaubar schien wurdenzunaumlchst drei der fuumlnf Werke in einem ersten Schritt automatisch annotiert indem zuerst derZeichenstrom der Rohtexte auf Wortebene segmentiert und in einem weiteren Schritt jedeseinzelne Token mit Hilfe der Software TreeTagger einer morphosyntaktischen Wortklasse (unterVerwendung des 54-teiligen Stuttgart-Tuumlbingen-TagSets) zugewiesen und mit einem Lemmaversehen wurde In einem zweiten Schritt wurden diese Zuweisungen kontrolliert manuellnachbearbeitet und stufenweise verbessert Trotz technischer Erleichterungen durch denEinsatz des am Institut entwickelten token_Editor war dieser Korrekturvorgang aus mehrerenGruumlnden zeitaufwendig

(1) Zum einen blieben die Leistungen des Taggers erwartungsgemaumlszlig weit hinter denerwuumlnschten Ergebnissen zuruumlck14 Durch die hohe Anzahl an Fehlzuweisungen mussten jedeeinzelne Wortart-Attribuierung und das dazugehoumlrige Lemma in seinem Kontext uumlberpruumlftwerden15 Die Erfahrungen des Annotatorinnenteams bestaumltigten dass Wortformen die oft nurgeringste Abweichungen von der heutigen Norm aufwiesen vom TreeTagger nicht identifiziertwerden konnten und zu falschen Klassifizierungen fuumlhrten Die haumlufigsten faumllschlichvergebenen Tags waren Eigennamen (NE) wobei eine daran anschlieszligende Tagstromanalysezeigen konnte dass sich die faumllschlich vergebenen NE-Tags vor allem auf eigentliche Nomenoder fremdsprachliches Material verteilten

14 Diese Erfahrungen bestaumltigen auch Stefanie Dipper 2010 S 117ndash121 sowie Erhard Hinrichs und ThomasZastrow 2012 S 1ndash16 Das Testset der Letztgenannten enthielt unter anderen den Abraham a SanctaClara zugeschriebenen Text Wunderlicher Traum Von einem grossen Narren-Nest (1703) in einer Version desProjekts Gutenberg Bei der Auswertung hat sich gezeigt dass dieser Text beim automatischen Tagging-Verfahren ungleich mehr fehlerhafte Annotationen aufweist als etwa Melanchtons (deutlich aumlltere)Augsburger Konfession (1530) Es steht zu vermuten dass sich ndash neben den historischen Schreibvarianten undunbekannten Lexemen ndash vor allem die Komplexitaumlt und die Laumlnge der Saumltze in abrahamischen Texten negativauf die Leistung des TreeTaggers auswirken15 In der Annotationspraxis zeigte sich dass kaum generelle Entscheidungen bei der Nachkorrektur getroffenwerden koumlnnen Ein hochfrequentes Wort wie raquoinlaquo war in den meisten Faumlllen tatsaumlchlich eine Praumlposition ndashim lateinischen Kontext allerdings waumlre die Wortform als raquofremdsprachliches Materiallaquo auszuweisen

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(2) Des Weiteren erschwerten historische Konventionen der Zusammen- undGetrenntschreibung die Zuordnung Fuumlr kontrahierte Formen wie etwa raquowirstlaquo raquomeinestlaquooder raquomustulaquo waren im standardisierten Stuttgart-Tuumlbingen-TagSet (STTS) keine Kategorienvorgesehen weshalb in Analogie zu den bestehenden Kategorien neue kombinierte Tagseingefuumlhrt und in den Registern als solche ausgewiesen wurden (fuumlr die oben genanntenBeispiele etwa VAFINPPER VVFINPPER und VMFINPPER)

(3) Bei der Lemmatisierung16 wurde fuumlr jedes Token eine normalisierte Grundwortformangesetzt und der Duden sowie das Deutsche Woumlrterbuch von Jacob und Wilhelm Grimmals Referenzwerke herangezogen Die mehr als 1000 in den Texten vorkommendenWortformen zu denen es in den beiden genannten Referenzwerken keinen entsprechendenWoumlrterbucheintrag gab wurden als sogenannte out-of-vocabulary-words gekennzeichnetund auf eine naheliegende Grundform zuruumlckgefuumlhrt ndash Beispiele hierfuumlr waren Lexeme wieraquobeindrechslerischlaquo raquobrumbrumbrummendlaquo oder raquoButterkindlaquo und viele weitere mehr

(4) Eine besondere Herausforderung stellten Wortspiele dar die keine eindeutigeZuweisung zu einem Lemma erlaubten Exemplarisch ist eine Textstelle zu nennen in der esdarum ging welche Farbe die schoumlnste sei naumlmlich die goldene die in einer betoumlrten Welt denVorzug haumltte gegenuumlber der raquoweissenlaquo Der Autor laumlsst hier absichtlich beide Lesarten offenweil sowohl von der raquoweiszligen Farbelaquo als auch von der raquoweisen Weltlaquo die Rede sein koumlnnte Beider Annotation wurde in solchen Faumlllen wortwitzerhaltend vorgegangen indem fuumlr ein unddieselbe Wortform zwei Lemmata angesetzt wurden die beide Lesarten zulieszligen sodass dieseStelle unter beiden Eintraumlgen ndash raquoweiszliglaquo oder raquoweiselaquo ndash zu finden waumlre (vgl Abbildung 4)

Abb 4 Annotierung von abrahamischen Wortspielen ndash eine Wortform zwei Lesarten copy ACDH

Die Entscheidungen die bei der Korrektur der automatischen Annotation getroffenwerden mussten erforderten aber nicht nur Zeit vielmehr war die linguistische Analysedieser historischen Sprachdaten an und fuumlr sich eine komplexe houmlchst anspruchsvolle

16 Fuumlr Texte historischer Sprachstadien in denen Graphien staumlrkere Varianz aufweisen als heute ist dieLemmatisierung unserer Ansicht nach unerlaumlsslich weil dadurch nicht nur flektierte Formen abgefragtwerden koumlnnen sondern alle vorkommenden Schreibvarianten vgl etwa die Suche nach dem LemmaraquoHebraumlerlaquo die im konkreten Fall zu den Wortformen raquoHebreerlaquo raquoHaeligbreerlaquo raquoHebraeligrlaquo raquoEbraumlerlaquo raquoEbreerlaquound raquoHebrlaquo fuumlhrt

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Forschungsaufgabe die raquoein profundes historisch-kulturelles Wissen solide sprachhistorischeKenntnisse und Vertrautheit mit Texten und Texttraditionen sowie viel Feingefuumlhl bei derBeurteilunglaquo17 erfordert wie Wulf Oesterreicher bestaumltigt Im ABaCus-Projekt waren neben derVerfasserin vor allem Barbara Krautgartner und Eva Wohlfarter mit dieser Aufgabe betrautwodurch die Konsistenz der annotierten Daten gewaumlhrleistet blieb Die zahlreichen schwierigenFaumllle wurden eingehend besprochen und ndash wenn es mehrere Loumlsungsansaumltze gab ndash gemeinsamdiskutiert und entschieden

Der oben gezeigte Screenshot (Abbildung 4) zeigt dass in der Webapplikation jederBeleg mit Lemma- und PoS-Informationen unterlegt ist sobald man mit dem Cursor indessen Naumlhe kommt Aus der Sicht der Benutzer kann diese Anzeige (etwa bei heute nichtmehr gebraumluchlichen Schreibvarianten) dazu beitragen das Textverstaumlndnis zu verbessernbeziehungsweise kann nach diesen Lemmata und Wortarten auch gesucht werden Gleichzeitigdient diese Anzeige auch der Dokumentation wodurch die linguistische Annotation alseigene wissenschaftliche Leistung sichtbar und fuumlr andere Benutzer und Benutzerinnennachvollziehbar wird Mit Sicherheit finden sich unter den 180000 Token einzelne Faumllledie man anders haumltte beurteilen koumlnnen Trotz Anwendung eines standardisiertenWortartenklassifizierungssystems bleibt in der Praxis ein gewisser Entscheidungsspielraumoffen Dass Annotation immer auch eine Form der Interpretation ist muss zukuumlnftigenBenutzern und Benutzerinnen daher jedenfalls bewusst sein

32 Multifunktionalitaumlt einer Ressource

Die linguistische Annotation von Abraham a Sancta Claras Texten und solchen dieihm zugeschrieben werden hat gleichzeitig gezeigt was aumlhnlich angelegte Projektein Zukunft benoumltigen werden Tools mit denen man automatisch erzeugte Taggingsbenutzerfreundlich und effizient nachbearbeiten kann Die annotierten Texte waren sicherlichein Extremfall von Non-standard dennoch sind die Probleme die dabei zu loumlsen warenweniger periodenspezifisch als erwartet (denn auch in anderen Geltungsbereichen hat manhaumlufig mit Non-standard Varietaumlten zu tun) Umso erfreulicher ist es dass vor dem Hintergrundder Annotationserfahrungen von ABaCus am Austrian Centre for Digital Humanities intensivan einem benutzerfreundlichen webTokenEditor gearbeitet wird mit dem man Daten intabellarischer Form schnell und unkompliziert im Browser wird korrigieren koumlnnen

Das Ergebnis des aufwendigen Annotationsverfahrens ist eine handverlesene Datenbasisderen Qualitaumlt diese digitale Ressource zu einer gefragten Ausgangsbasis fuumlr weiterfuumlhrendeForschungsanliegen macht Anhand der Datenbasis laumlsst sich 1 die Leistung automatischerTaggingverfahren evaluieren18 2 die Leistung automatischer Taggingverfahren regelbasiert

17 Oesterreicher 2006 S 49318 Die Evaluierung des automatischen Taggings und die sich daran anschlieszligenden Versuche die Leistungdes Taggers anhand noch nicht annotierter Texte mit der erarbeiteten Datenbasis als Hilfswoumlrterbuch zusteigern sind in folgenden Publikationen dokumentiert Claudia Resch et al 2014 S 36ndash41 besondersAbschnitt 21 raquoImprovement through reliable datalaquo S 37 und Claudia Resch et al 2016 Erste Ergebnissehaben gezeigt dass mit dem Einsatz zuverlaumlssig korrigierter Daten des gleichen Genres und der gleichenSprachperiode bei noch nicht annotierten Texten sowohl bei der Wortartklassifizierung als auch bei derLemmatisierung wesentlich bessere Ergebnisse zu erzielen sind

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verbessern19 und 3 koumlnnen die generierten maschinenlesbaren Wortformen- undLemmalisten dazu beitragen OCR-Prozesse weiterzuentwickeln20

Daruumlber hinaus lassen sich die manuell uumlberpruumlften Daten als verlaumlssliche Basis fuumlr eineVielzahl von (linguistischen) Fragestellungen nutzen Ihr Wert liegt in der Wiederverwendbarkeitvon bereits erarbeitetem sorgfaumlltig gepruumlftem Wissen uumlber die Texte was bedeutet dassdie Projektgruppe selbst aber auch kuumlnftige Nutzerinnen und Nutzer die Annotationenzeitsparend zweckmaumlszligig und gewinnbringend fuumlr ihre Erkenntnisinteressen einsetzen koumlnnen

4 Etwas fuumlr alle Datenrepraumlsentation in der ABaCus-Edition

Seit 5 Mai 2015 stehen die angereicherten Daten als Teil des Austrian Baroque Corpusmit erlaumluternden Texten einem breiteren Benutzerkreis testweise anmeldungsfrei undkostenlos online unter httpsacdhoeawacatabacus unter einer CC BY-NC 40 Lizenz zurVerfuumlgung Sofern vollstaumlndig auf die Quelle verwiesen wird darf ABaCus als Ressourcefuumlr individuelle nicht kommerzielle Forschungszwecke verwendet werden wofuumlr folgendeZitierweise empfohlen wird ABaCus ndash Austrian Baroque Corpus 2015 Hrsg von Claudia Reschund Ulrike Czeitschner lthttpacdhoeawacatabacusgt abgerufen am [Datum des letztenZugriffs]

Die Webapplikation uumlber die Abraham a Sancta Claras Werke zugaumlnglich sind basiertauf dem modularen Publikations-Framework corpus_shell und wurde in Kooperation mitMatej Ďurčo und Daniel Schopper am ACDH mit der Intention entwickelt zeitentfernte inBibliotheken beherbergte Drucke aus der Barockzeit fuumlr wissenschaftliche Fragestellungenzugaumlnglich zu machen Es haumltte viele weitere Moumlglichkeiten gegeben die Daten auf andereWeise zu kodieren und zu visualisieren Das Projektteam hat sich fuumlr diese Benutzeroberflaumlcheentschieden weil sie dazu geeignet ist ndash einem abrahamischen Buchtitel folgend ndash raquoEtwasfuumlr allelaquo (1699) zu bieten indem sie sich an unterschiedlichen Fragestellungen orientiert undmehrere Nutzungsszenarien ermoumlglicht und unterstuumltzt Abbildung 5 zeigt das derzeitigeErscheinungsbild und die Funktionalitaumlten der ABaCus-Edition im Uumlberblick

19 Auf Anfrage des Deutschen Textarchivs an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaftenstellt ABaCus seine Daten zur Verfuumlgung um dessen automatische Taggingwerkzeuge zu optimieren20 Auf Anfrage der Bayerischen Staatsbibliothek stellt ABaCus seine Daten auch dafuumlr zur Verfuumlgung imRahmen des DFG-Projekts raquoKoordinierte Foumlrderinitiative zur Weiterentwicklung von Verfahren fuumlr die Optical-Character-Recognition (OCR)laquo die Texterkennung zu verbessern

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Abb 5 Screenshot der digitalen ABaCus-Edition copy ACDH

Das Projektteam konnte zwar bestehende Fragen die an die Daten herangetragen werdenberuumlcksichtigen aber keine zukuumlnftigen antizipieren denn raquoDie Fragestellungen an eineEdition liegen in der Zukunft und koumlnnen nicht empirisch ermittelt werdenlaquo21 Gleichzeitig aberwurde bereits mehrfach der Wunsch geaumluszligert raquo[hellip] dass Editionen nach Moumlglichkeit fuumlr alleDisziplinen nutzbar sein sollten dass sie allen moumlglichen Zwecken gleichzeitig dienen solltenlaquo22

Diesen Anspruch vertritt auch Harvey raquoa proper edition should be adequate for them alland for many others besideslaquo23 Wie also kann eine Edition den unterschiedlichen (und sichwomoumlglich veraumlndernden) Fragestellungen die in den geisteswissenschaftlichen Disziplinenentwickelt werden entsprechen

Da sich die Sprachwissenschaft fuumlr andere Fragen interessiert als die Literaturwissenschaftoder andere textbasiert arbeitende Wissenschaften (Theologie Kunstgeschichte) war denHerausgeberinnen primaumlr daran gelegen die Originaldokumente moumlglichst authentischquellennah und vorlagengetreu abzubilden Die zuverlaumlssige Wiedergabe der Texte unddie Wahrung des historischen Sprachstandes waren dafuumlr wesentliche VoraussetzungenDie seitenweise Verknuumlpfung von ediertem Volltext und dem Digitalisat der Originaldruckelaumlsst sich im digitalen Medium problemlos herstellen und unterstuumltzt vor allem jene Formender Analyse und Interpretation24 die bereits bei der Betrachtung der Quelle ihren Ausgangnehmen

Im Grunde ermoumlglicht die realisierte digitale Repraumlsentation der Drucke zweigrundverschiedene Rezeptionshaltungen das Lesen und das Suchen in den Texten BeideNutzungssituationen werden durch das adaptive Layout unterstuumltzt das die Inhalte je nachverfuumlgbarer Bildschirmgroumlszlige entweder automatisch anordnet oder durch die Wahl von einzwei oder drei Spalten festgelegt werden kann Den Lesenden bietet es einerseits den Komfort

21 Sahle 2013 S 12922 Sahle 2013 S 13323 Harvey 2001 S 1124 Da in dieser Art von Literatur Texte und Kupferstiche beziehungswiese Vignetten eine enge Verbindungeingehen und die Gesamtbotschaft nur durch das Zusammenwirken beider semiotischer Partnerverstaumlndlich wird duumlrfen die Bild-Digitalisate der Originale auf denen Vergaumlnglichkeitssymbole undTotentanzmotive zu sehen sind kuumlnftigen Nutzerinnen und Nutzern jedenfalls nicht vorenthalten werden

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einer digitalen Lektuumlreansicht den Suchenden stellt es andererseits Navigationsinstrumentezur Verfuumlgung die den direkten Zugriff auf bestimmte Stellen im Text erlauben WaumlhrendLesende aus der Uumlbersicht ein Werk ein Kapitel oder eine Seite waumlhlen um dann in dersynoptischen Ansicht den elektronischen Lesetext mit der digitalen Druckvorlage vor Augenzu haben und mit der Blaumltterfunktion im Text vorankommen gelangen Suchende uumlberverschiedene Register zu ihren Fundstellen etwa uumlber die alphabetisch sortierten und mitBlaumltterfunktion ausgestatteten Register der Lemmata und der Wortformen oder uumlber dasRegister der Wortarten das zusaumltzlich zu den im STTS enthaltenen Kategorien die zuvorbeschriebenen kombinierten Formen ausweist (Abbildung 6)

Abb 6 LINKS Register insbesondere Register der Wortarten mit STTS und Ergaumlnzungen copy ACDH RECHTS

Trefferliste der Kategorie raquoVerb mit Klitikonlaquo mit Belegstellen copy ACDH

Jeder Registereintrag ist mit Frequenzangaben versehen beim Klicken auf einenEintrag wird automatisch in der Suchleiste eine Abfrage generiert die zu den gewuumlnschtenErgebnissen fuumlhrt Eine zweite Moumlglichkeit der Texterschlieszligung ist die freie Suche uumlberdie Suchleiste Sie erlaubt einerseits die Volltext-Suche nach einzelnen Worten Phrasenbzw Kombinationen von Woumlrtern andererseits eine Index-Suche bei der spezifisch nachWortform Lemma Wortart Lemma und Wort kombiniert Wortteilen Personennamen oderOrtsnamen gesucht werden kann Beginnt man mit der Eingabe wird automatisch eine Listevon moumlglichen Abfragen vorgeschlagen Diese Liste ist mit Frequenzangaben versehen undtypisiert dh es ist zugleich ersichtlich ob es sich etwa um einen Personennamen ein Lemmaoder eine Wortform handelt (Abbildung 7)

Abb 7 LINKS Vorgeschlagene Liste an Abfragen beginnend mit raquoMarslaquo copy ACDH RECHTS Vorgeschlagene

Liste an Abfragen beginnend mit raquoVenuslaquo copy ACDH

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Die Suchergebnisse werden chronologisch nach Werktitel und mit Frequenzangabengelistet Durch den Klick auf eines der Werke lassen sich die Ergebnisse bei Bedarf weiterfiltern Unter der Uumlbersicht werden die Einzelergebnisse in chronologischer Reihenfolge ihresVorkommens innerhalb der Texte in der sogenannten keyword in context-Ansicht dargestelltDas gesuchte Schluumlsselwort ist dabei fett hervorgehoben und wird zentriert in seiner jeweiligenTextumgebung angezeigt sodass sich ein erster Sinnzusammenhang erschlieszligt Die Fundstellejedes Belegs wird mit Werkkurztitel und Seitenzahl unmittelbar daruumlber angegeben klickt manauf diese rot markierte Zeile oumlffnet sich auch die angegebene Textseite in der synoptischenVolltext- und Faksimileansicht wo das gesuchte Wort grau unterlegt in seinem groumlszligerenSeitenkontext erscheint (vgl Abbildung 8)

Abb 8 Kombinierte Abfrage aller Nomen mit dem Suffix raquo-heitlaquo mit keyword in context-Ansicht (samt

Frequenzangaben) rechts einer der Belege (grau unterlegt mit Lemma und PoS) copy ACDH

5 Fazit und Ausblick

In den letzten drei Jahren hat sich das ABaCus-Team ein profundes Wissen uumlber dieLiteratur und Sprache dieser Zeitperiode angeeignet und kann deren periodenspezifischeHerausforderungen durch diese Vorarbeiten realistisch einschaumltzen Die Erstellung derRessource selbst wird mittelfristig dazu beitragen weitere Texte dieser Zeit effizienter undschneller digital zu erschlieszligen Vor diesem Hintergrund waumlre es sinnvoll diese erste Versionder ABaCus-Edition als vorlaumlufiges Etappenziel zu sehen Eine Erweiterung waumlre in mehrereRichtungen denkbar Solange es keine verlaumlssliche Ausgabe zu Abraham a Sancta ClarasSchriften gibt koumlnnten weitere integriert werden (zB um das Fruumlhwerk zu vervollstaumlndigen)auch lieszlige sich natuumlrlich das memento mori-Genre durch weitere wichtige Vertreter ergaumlnzenetwa durch Autoren wie Johannes Khuen Jakob Balde Florentius Schilling Gleichzeitig koumlnnteauch das Wissen mit dem die Daten angereichert wurden naumlher spezifiziert werden (etwadurch die Annotation von Bibelstellenangaben oder durch eine granulare morphologischeAnnotation) Dass sich aus dieser Edition ein groumlszligeres Ganzes formen kann indem nochweitere Ressourcen zusammengefuumlhrt und gleichermaszligen annotiert werden waumlre zuwuumlnschen wird jedoch nicht zuletzt von den Mitteln abhaumlngen die dem Projekt in Zukunftzuerkannt werden

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Anne Baillot und Markus Schnoumlpf sehen wissenschaftliche digitale Editionen grundsaumltzlichraquoimmer noch in den Kinderschuhenlaquo25 und weisen damit darauf hin dass die Moumlglichkeitendigitaler Editionen noch bei weitem nicht ausgeschoumlpft werden In diesem Zusammenhangwird zu beobachten sein ob und in wie weit die in ABaCus verwirklichten methodischen undtechnischen Ziele auch die Anspruumlche anderer Projekte beeinflussen werden beziehungsweisebesteht natuumlrlich auch fuumlr das ABaCus-Team selbst die Chance seine Arbeit an barockenTexten als einen raquoProzess fortschreitender Erschlieszligung und Verarbeitunglaquo26 zu begreifen undgemeinsam mit anderen innovativen Vorhaben zu verbessern und weiterzuentwickeln

Inzwischen bleibt zu hoffen dass die digital verfuumlgbaren Schriften Abraham a Sancta Clarasin Forschung Lehre und Unterricht rezipiert erprobt und beforscht werden und dass nicht nurin der historischen Sprachforschung und in der Literaturwissenschaft Fragen gestellt werdendie sich mit dieser Edition beantworten lassen sondern auch die positiven Ruumlckmeldungenaus der Abraham-Forschung der Totentanz-Forschung der Kunstgeschichte und derReligionswissenschaft als Zeichen des Interesses gewertet werden duumlrfen Die Reaktionen aufABaCus in sozialen Medien wie Twitter (Abbildung 9) bestaumltigen die Relevanz der Ressource fuumlrdie in unterschiedlichen Disziplinen arbeitende Gemeinschaft von Forschenden

Abb 9 Tweets als erste Reaktionen auf die ABaCus-Edition Eigene Darstellung copy ACDH

Wenn die zeitentfernten aber nach wie vor faszinierenden Texte dann noch auf die Neugiereiner interessierten web-affinen Oumlffentlichkeit traumlfen die Abraham a Sancta Clara heute nochkennt und seine Gedanken uumlber den Tod nicht nur kursorisch oder anekdotisch nachlesensondern sie im unveraumlnderten Wortlaut und unter Angabe von Belegstellen finden moumlchtedann waumlre das abrahamische raquoEtwas fuumlr allelaquo mehr als 300 Jahre nach seinem Tod tatsaumlchlicherneu(er)t gegluumlckt

25 Vgl Baillot Schnoumlpf 2015 S 13926 Sahle 2013 S 137

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Bibliographische AngabenAnne Baillot Markus Schnoumlpf Von wissenschaftlichen Editionen als interoperable Projekte oder Was koumlnnen eigentlichdigitale Editionen [online] In Digital Humanities Praktiken der Digitalisierung der Dissemination und der SelbstreflexivitaumltHg von Wolfgang Schmale Stuttgart 2015 S 139ndash156 [Nachweis im GBV]

Wilhelm Friedrich Bautz Abraham a Sancta Clara In Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon Band I (1990) Sp 10ndash11 [Nachweis im GBV]

Georg Braungart Artikel Barock In Literaturwissenschaftliches Lexikon Grundbegriffe der Germanistik 2 Auflage Berlin2006 S 44ndash50 [Nachweis im GBV]

Stefanie Dipper POSTagging of Historical Language Data First Experiments In Semantic Approaches in Natural LanguageProcessing Proceedings of the 10 Conference on Natural Language Processing Hg von Manfred Pinkal Ines Rehbein SabineSchulte im Walde Angelika Storrer Saarbruumlcken 2010 S 117ndash121 [Nachweis im GBV]

Franz M Eybl Abraham a Sancta Clara Vom Prediger zum Schriftsteller Tuumlbingen 1992 [online] [Nachweis im GBV]

Franz M Eybl Abraham a Sancta Clara In Killy Literaturlexikon Volume 1 (2008) S 10ndash14 [Nachweis im GBV]

Franz M Eybl Wissensluumlcken um Abraham a Sancta Clara Zur Problematik populaumlrer Autorschaft [Nachweis im GBV] InAbraham a Sancta Clara Vom barocken Kanzelstar zum populaumlren Schriftsteller Hg von Anton Philipp Knittel Eggingen 2012S 104ndash121 [Nachweis im GBV]

P D A Harvey Editing Historical Records London 2001 [Nachweis im GBV]

Erhard Hinrichs Thomas Zastrow Linguistic Annotations for a Diachronic Corpus of German In Linguistic Issues in LanguageTechnology 7 (2012) S 1ndash16 [online]

Volker Meid Die deutsche Literatur im Zeitalter des Barock Vom Spaumlthumanismus zur Fruumlhaufklaumlrung Muumlnchen 2009 [Nachweis im GBV]

Dirk Niefanger Barock 3 Auflage Stuttgart Weimar 2012 [Nachweis im GBV]

Wulf Oesterreicher Korpuslinguistik und diachronische Lexikologie Fallbeispiele aus dem amerikanischen Spanisch des 16Jahrhunderts In Lexikalische Semantik und Korpuslinguistik Hg von Wolf Dietrich Ulrich Hoinkes Bagraverbara Roviroacute MatthiasWarnecke Tuumlbingen 2006 S 479ndash493 [Nachweis im GBV]

Claudia Resch Thierry Declerck Barbara Krautgartner Ulrike Czeitschner ABaCus revisited ndash Extracting and Linking LexicalData from a historical Corpus of Sacred Literature In Proceedings of the 2 Workshop on Language Resources and Evaluationfor Religious Texts Hg von Eric Atwell Claire Brierley Majdi Sawalha Reykjavik 2014 S 36ndash41 [Nachweis im GBV]

Claudia Resch Wolfgang U Dressler Zur Pragmatik der Diminutive in fruumlhen Erbauungstexten Abraham a Santa Claras Einekorpusbasierte Studie In Linguistische Pragmatik in historischen Bezuumlgen Hg von Peter Ernst Martina Werner Berlin 2016S 235ndash249 [Nachweis im GBV]

Claudia Resch Ulrike Czeitschner Eva Wohlfarter Barbara Krautgartner Introducing the Austrian Baroque CorpusAnnotation and Application of a Thematic Research Collection In Proceedings of the Third Conference on Digital Humanitiesin Luxembourg with a Special Focus on Reading Historical Sources in the Digital Age Luxembourg Luxembourg December 5-62013 Hg von Lars Wieneke Catherine Jones Marten Duumlring Florentina Armaselu Reneacute Leboutte 2016 [online]

Patrick Sahle Digitale Editionsformen Zum Umgang mit der Uumlberlieferung unter den Bedingungen des Medienwandels 3Baumlnde Norderstedt 2013 [online] [Nachweis im GBV]

Weiterfuumlhrende LiteraturUlrike Czeitschner Thierry Declerck Karlheinz Moerth Claudia Resch Linguistic and Semantic Annotation in ReligiousMemento Mori Literature In Proceedings of the LREC 2012 Workshop Language Resources and Evaluation for Religious TextsParis 2012 S 49ndash52 [online]

Martin Durrell rsaquoRepresentativenesslsaquo rsaquoDatalsaquo and legitimate expectations What can an electronic historical corpus tell us thatwe didnrsquot actually know already (and how) In Historical Corpora Challenges and Perspectives Hg von Jost Gippert RalfGehrke Tuumlbingen 2015 S 13ndash33 [Nachweis im GBV]

Claudia Resch Ulrike Czeitschner Repraumlsentation von | in barocken Buch-Totentaumlnzen im digitalen Medium InRepraumlsentation(en) Interdisziplinaumlre Annaumlherungen an einen umstrittenen Begriff Hg von Gernot Gruber Monika MokreWien 2016 S 35ndash41 [Nachweis im GBV]

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Abbildungsnachweise und -legendenAbb 1 LINKS Portrait Abraham a Sancta Claras das einem seiner Nachrufe vorangestellt wurde Quelle Johann Carl MegerleABRAHAM ist gestorben Wien [1710] Oumlsterreichische Nationalbibliothek Wien Signatur 220677-C RECHTS Titelblaumltter undKupferstiche der in der ABaCus-Edition enthaltenen Schriften Eigene Darstellung copy ACDH

Abb 2 Kommentierung offensichtlicher Fehler copy ACDH

Abb 3 Kommentierung offensichtlicher Fehler copy ACDH

Abb 4 Annotierung von abrahamischen Wortspielen ndash eine Wortform zwei Lesarten copy ACDH

Abb 5 Screenshot der digitalen ABaCus-Edition copy ACDH

Abb 6 LINKS Register insbesondere Register der Wortarten mit STTS und Ergaumlnzungen copy ACDH RECHTS Trefferliste derKategorie raquoVerb mit Klitikonlaquo mit Belegstellen copy ACDH

Abb 7 LINKS Vorgeschlagene Liste an Abfragen beginnend mit raquoMarslaquo copy ACDH RECHTS Vorgeschlagene Liste an Abfragenbeginnend mit raquoVenuslaquo copy ACDH

Abb 8 Kombinierte Abfrage aller Nomen mit dem Suffix raquo-heitlaquo mit keyword in context-Ansicht (samt Frequenzangaben) rechtseiner der Belege (grau unterlegt mit Lemma und PoS) copy ACDH

Abb 9 Tweets als erste Reaktionen auf die ABaCus-Edition Eigene Darstellung copy ACDH

  • 1 Zur Projektgenese
  • 2 Texte von und mit Abraham a Sancta Clara
  • 3 Erschlieszligungstiefe und Ebenen der Annotation
  • 31 Linguistische Annotation
  • 32 Multifunktionalitaumlt einer Ressource
  • 4 Etwas fuumlr alle Datenrepraumlsentation in der ABaCus-Edition
  • 5 Fazit und Ausblick
  • Bibliographische Angaben
  • Weiterfuumlhrende Literatur
  • Abbildungsnachweise und -legenden

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vnd neun vnd sibentzigsten Jahr [hellip] Gedruckt zu Wienn bey Peter Paul Vivian derloumlbl Universitet Buchdrucker 16808

2 Loumlsch Wienn Das ist Ein Bewoumlgliche Anmahnung zu der Kays Residentz=Statt Wiennin Oesterreich Was Gestalten Dieselbige der so viel tausend Verstorbene Bekantenvnd Verwandten nicht wolle vergessen [hellip] Gedruckt zu Wien bey Peter Paul Vivian 16809

3 Grosse Todten Bruderschaft Das ist Ein kurtzer Entwurff Deszlig Sterblichen Lebens Mit beygefuumlgten CATALOGO Oder Verzeichnus aller der Jenigen Herren Bruumlderen Frauen und Jungfrauen Schwesteren welche [hellip] von Anno 1679 biszlig 1680 gestorbenseyn Gedruckt im Jahr 168110

4 AUGUSTINI Feuriges Hertz Tragt Ein Hertzliches Mitleyden mit den armen imFeeg=Feuer Leydenden Seelen Das ist Ein kleiner Hauszligrath etliche Sentenz auszlig denSchrifften vnsers Heil Vatters [hellip] Gedruckt zu Saltzburg bey Melchior Haan [hellip] Anno169311

5 Besonders meublirt- und gezierte Todten=Capelle Oder Allgemeiner Todten=Spiegel Darinnen Alle Menschen wes Standes sie sind sich beschauen an denenmannigfaumlltigen Sinnreichen Gemaumlhlden das MEMENTO MORI zu studiren [hellip] Nuumlrnberg[hellip] Druckts Marrtin Frantz Hertz An 171012

Abb 1 LINKS Portrait Abraham a Sancta Claras das einem seiner Nachrufe vorangestellt wurde Quelle

Johann Carl Megerle ABRAHAM ist gestorben Wien [1710] Oumlsterreichische Nationalbibliothek Wien

Signatur 220677-C RECHTS Titelblaumltter und Kupferstiche der in der ABaCus-Edition enthaltenen Schriften

Eigene Darstellung copy ACDH

Bisweilen stellt sich fuumlr ABaCus-Rezipienten und -Rezipientinnen die Frage weshalbdie im Korpus enthaltenen Drucke nicht historisch-kritisch ediert worden sind Dazu istfestzuhalten dass es im Projekt primaumlr darum gegangen ist eine digitale Sammlung mehrererWerke aufzubauen um damit textimmanent und vergleichend sprachliche Phaumlnomene zuuntersuchen und nicht darum ein Werk in all seinen Facetten zu erschlieszligen Wollte man fuumlrjedes in ABaCus enthaltene Werk alle zur Verfuumlgung stehenden Textzeugen beruumlcksichtigen

8Stiftsbibliothek Melk Signatur 480229Rara II Sammlung der Universitaumlt Graz Signatur I 2589610Sammlung von Handschriften und alten Drucken der Oumlsterreichischen Nationalbibliothek Signatur298002-A der Erstdruck dieses Werkes gilt seit dem 2 Weltkrieg als verschollen11Sammlung von Handschriften und alten Drucken der Oumlsterreichischen Nationalbibliothek Signatur484862-A12Emblemsammlung der Universitaumlt Illinois Signatur 832Ab8 Im Gegensatz zu jenem Exemplar ausder Universitaumltsbibliothek Halle das von Wolfgang Harms und Michael Schilling fuumlr den Reprint2003 verwendet wurde weist dieses keine Fehlbindungen auf und enthaumllt zudem eine Vorrede vonGeorg Augustin Widtman die in nur wenigen Drucken enthalten fuumlr die Genese des Werkes alsTotenbruderschaftskalender jedoch von essentieller Bedeutung ist

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und bewerten kaumlme dies einem mehrjaumlhrigen Groszligprojekt gleich wenn man bedenkt in wievielen Ausgaben die Abraham a Sancta Clara zugeschriebenen Werke gedruckt worden sindNicht zuletzt deshalb sind die Nachdruckverhaumlltnisse seiner Werke zu Lebzeiten und postumnach wie vor groumlszligtenteils voumlllig unerforscht Im Rahmen der Moumlglichkeiten hat das Projektteamdennoch versucht textkritisch vorzugehen was im folgenden Abschnitt anhand von Beispielenpraumlzisiert wird

3 Erschlieszligungstiefe und Ebenen der Annotation

Zur Erstellung originalnaher Transkriptionen wurden die Druckvorlagen mit XML undverwandten Technologien zu maschinenlesbarem Text verarbeitet und gemaumlszlig internationalempfohlener Standards (TEI ndash Text Encoding Initiative in der Version P5 httpwwwtei-corgGuidelinesP5indexxml) erschlossen Die digitalen Daten bilden die jeweilige Druckvorlageseiten- zeilen- und zeichengetreu ab Sie haben mehrfache Kollationierungsgaumlngedurchlaufen sind hinsichtlich ihrer Qualitaumlt sorgfaumlltig uumlberpruumlft und geben den historischenSprachstand der Texte unveraumlndert wieder

Die Kodierung ist allerdings nicht nur dokumentarisch weil sie den Druckvorlagen auf dasGenaueste folgt sondern auch textkritisch indem sie offensichtliche Textfehler des Originals13

in der Transkription zwar belaumlsst aber dennoch ausweist und kommentiert EditorischeAnmerkungen wurden durch rote hochgestellte Klammern dargestellt die sich mit einemjeweiligen Korrekturvorschlag oumlffnen sobald Benutzer und Benutzerinnen mit dem Cursorin deren Naumlhe kommen Wer diese Fehler ehemals verursacht hat ndash der Autor selbst derSetzer oder der Drucker ndash muss offen bleiben die Beispiele zeigen eine der sehr haumlufigenBuchstabenauslassungen sowie einen inhaltlichen Rechenfehler (Abbildung 2 und Abbildung3) der in der Vorrede zur Todten-Capelle faumllschlicherweise Abrahams Lebensalter um zwei Jahreverlaumlngert

Abb 2 Kommentierung offensichtlicher Fehler copy ACDH

Abb 3 Kommentierung offensichtlicher Fehler copy ACDH

13 Unter Beruumlcksichtigung des historischen Sprach- und Schreibstandes ist grundsaumltzlich zu uumlberlegen wietolerant Herausgeber und Herausgeberinnen bei der Einschaumltzung von Fehlern sein sollen Allein im Fall vonMercks Wienn hat Werner Welzig bislang den Versuch unternommen ein Register von Fehlern anzulegen(vgl Deutsche Neudrucke Reihe Barock Band 31 1983 Nachwort S 13f) das bei der vorliegenden Editionberuumlcksichtigt ist

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In den Texten wurden auszligerdem historische biblische und mythologische Personennamensowie Ortseigennamen annotiert In der letztgenannten Kategorie wurden die Namen vonBergen Gewaumlssern Regionen Laumlndern und Kontinenten Staumldten und Doumlrfern sowie Straszligenund Plaumltzen in Wien ausgewiesen

31 Linguistische Annotation

Im Hinblick auf die (spaumltere) Durchsuchbarkeit und Nachnutzung der historischenTexte wurde vergleichsweise viel Zeit in deren linguistische Annotation bestehend ausWortartklassifizierung (Part-of-Speech) und Lemmatisierung investiert Das gedruckte AumlltereNeuhochdeutsch besitzt einerseits zwar bereits hinreichend Aumlhnlichkeit mit heutigen Textensodass sich die Erprobung und der Einsatz von Annotationswerkzeugen lohnt andererseitsweicht es ndash was Lexik Flexionsmuster Syntax und Graphie betrifft ndash deutlich von allem abwas Tagger die auf die Analyse von Gegenwartssprache ausgerichtet sind (er)kennen koumlnnensodass man beim Einsatz automatischer Tools unweigerlich an Grenzen stoumlszligt Nachdem Zeitund Mittel begrenzt waren und die Datenmenge (180000 Token) uumlberschaubar schien wurdenzunaumlchst drei der fuumlnf Werke in einem ersten Schritt automatisch annotiert indem zuerst derZeichenstrom der Rohtexte auf Wortebene segmentiert und in einem weiteren Schritt jedeseinzelne Token mit Hilfe der Software TreeTagger einer morphosyntaktischen Wortklasse (unterVerwendung des 54-teiligen Stuttgart-Tuumlbingen-TagSets) zugewiesen und mit einem Lemmaversehen wurde In einem zweiten Schritt wurden diese Zuweisungen kontrolliert manuellnachbearbeitet und stufenweise verbessert Trotz technischer Erleichterungen durch denEinsatz des am Institut entwickelten token_Editor war dieser Korrekturvorgang aus mehrerenGruumlnden zeitaufwendig

(1) Zum einen blieben die Leistungen des Taggers erwartungsgemaumlszlig weit hinter denerwuumlnschten Ergebnissen zuruumlck14 Durch die hohe Anzahl an Fehlzuweisungen mussten jedeeinzelne Wortart-Attribuierung und das dazugehoumlrige Lemma in seinem Kontext uumlberpruumlftwerden15 Die Erfahrungen des Annotatorinnenteams bestaumltigten dass Wortformen die oft nurgeringste Abweichungen von der heutigen Norm aufwiesen vom TreeTagger nicht identifiziertwerden konnten und zu falschen Klassifizierungen fuumlhrten Die haumlufigsten faumllschlichvergebenen Tags waren Eigennamen (NE) wobei eine daran anschlieszligende Tagstromanalysezeigen konnte dass sich die faumllschlich vergebenen NE-Tags vor allem auf eigentliche Nomenoder fremdsprachliches Material verteilten

14 Diese Erfahrungen bestaumltigen auch Stefanie Dipper 2010 S 117ndash121 sowie Erhard Hinrichs und ThomasZastrow 2012 S 1ndash16 Das Testset der Letztgenannten enthielt unter anderen den Abraham a SanctaClara zugeschriebenen Text Wunderlicher Traum Von einem grossen Narren-Nest (1703) in einer Version desProjekts Gutenberg Bei der Auswertung hat sich gezeigt dass dieser Text beim automatischen Tagging-Verfahren ungleich mehr fehlerhafte Annotationen aufweist als etwa Melanchtons (deutlich aumlltere)Augsburger Konfession (1530) Es steht zu vermuten dass sich ndash neben den historischen Schreibvarianten undunbekannten Lexemen ndash vor allem die Komplexitaumlt und die Laumlnge der Saumltze in abrahamischen Texten negativauf die Leistung des TreeTaggers auswirken15 In der Annotationspraxis zeigte sich dass kaum generelle Entscheidungen bei der Nachkorrektur getroffenwerden koumlnnen Ein hochfrequentes Wort wie raquoinlaquo war in den meisten Faumlllen tatsaumlchlich eine Praumlposition ndashim lateinischen Kontext allerdings waumlre die Wortform als raquofremdsprachliches Materiallaquo auszuweisen

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(2) Des Weiteren erschwerten historische Konventionen der Zusammen- undGetrenntschreibung die Zuordnung Fuumlr kontrahierte Formen wie etwa raquowirstlaquo raquomeinestlaquooder raquomustulaquo waren im standardisierten Stuttgart-Tuumlbingen-TagSet (STTS) keine Kategorienvorgesehen weshalb in Analogie zu den bestehenden Kategorien neue kombinierte Tagseingefuumlhrt und in den Registern als solche ausgewiesen wurden (fuumlr die oben genanntenBeispiele etwa VAFINPPER VVFINPPER und VMFINPPER)

(3) Bei der Lemmatisierung16 wurde fuumlr jedes Token eine normalisierte Grundwortformangesetzt und der Duden sowie das Deutsche Woumlrterbuch von Jacob und Wilhelm Grimmals Referenzwerke herangezogen Die mehr als 1000 in den Texten vorkommendenWortformen zu denen es in den beiden genannten Referenzwerken keinen entsprechendenWoumlrterbucheintrag gab wurden als sogenannte out-of-vocabulary-words gekennzeichnetund auf eine naheliegende Grundform zuruumlckgefuumlhrt ndash Beispiele hierfuumlr waren Lexeme wieraquobeindrechslerischlaquo raquobrumbrumbrummendlaquo oder raquoButterkindlaquo und viele weitere mehr

(4) Eine besondere Herausforderung stellten Wortspiele dar die keine eindeutigeZuweisung zu einem Lemma erlaubten Exemplarisch ist eine Textstelle zu nennen in der esdarum ging welche Farbe die schoumlnste sei naumlmlich die goldene die in einer betoumlrten Welt denVorzug haumltte gegenuumlber der raquoweissenlaquo Der Autor laumlsst hier absichtlich beide Lesarten offenweil sowohl von der raquoweiszligen Farbelaquo als auch von der raquoweisen Weltlaquo die Rede sein koumlnnte Beider Annotation wurde in solchen Faumlllen wortwitzerhaltend vorgegangen indem fuumlr ein unddieselbe Wortform zwei Lemmata angesetzt wurden die beide Lesarten zulieszligen sodass dieseStelle unter beiden Eintraumlgen ndash raquoweiszliglaquo oder raquoweiselaquo ndash zu finden waumlre (vgl Abbildung 4)

Abb 4 Annotierung von abrahamischen Wortspielen ndash eine Wortform zwei Lesarten copy ACDH

Die Entscheidungen die bei der Korrektur der automatischen Annotation getroffenwerden mussten erforderten aber nicht nur Zeit vielmehr war die linguistische Analysedieser historischen Sprachdaten an und fuumlr sich eine komplexe houmlchst anspruchsvolle

16 Fuumlr Texte historischer Sprachstadien in denen Graphien staumlrkere Varianz aufweisen als heute ist dieLemmatisierung unserer Ansicht nach unerlaumlsslich weil dadurch nicht nur flektierte Formen abgefragtwerden koumlnnen sondern alle vorkommenden Schreibvarianten vgl etwa die Suche nach dem LemmaraquoHebraumlerlaquo die im konkreten Fall zu den Wortformen raquoHebreerlaquo raquoHaeligbreerlaquo raquoHebraeligrlaquo raquoEbraumlerlaquo raquoEbreerlaquound raquoHebrlaquo fuumlhrt

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Forschungsaufgabe die raquoein profundes historisch-kulturelles Wissen solide sprachhistorischeKenntnisse und Vertrautheit mit Texten und Texttraditionen sowie viel Feingefuumlhl bei derBeurteilunglaquo17 erfordert wie Wulf Oesterreicher bestaumltigt Im ABaCus-Projekt waren neben derVerfasserin vor allem Barbara Krautgartner und Eva Wohlfarter mit dieser Aufgabe betrautwodurch die Konsistenz der annotierten Daten gewaumlhrleistet blieb Die zahlreichen schwierigenFaumllle wurden eingehend besprochen und ndash wenn es mehrere Loumlsungsansaumltze gab ndash gemeinsamdiskutiert und entschieden

Der oben gezeigte Screenshot (Abbildung 4) zeigt dass in der Webapplikation jederBeleg mit Lemma- und PoS-Informationen unterlegt ist sobald man mit dem Cursor indessen Naumlhe kommt Aus der Sicht der Benutzer kann diese Anzeige (etwa bei heute nichtmehr gebraumluchlichen Schreibvarianten) dazu beitragen das Textverstaumlndnis zu verbessernbeziehungsweise kann nach diesen Lemmata und Wortarten auch gesucht werden Gleichzeitigdient diese Anzeige auch der Dokumentation wodurch die linguistische Annotation alseigene wissenschaftliche Leistung sichtbar und fuumlr andere Benutzer und Benutzerinnennachvollziehbar wird Mit Sicherheit finden sich unter den 180000 Token einzelne Faumllledie man anders haumltte beurteilen koumlnnen Trotz Anwendung eines standardisiertenWortartenklassifizierungssystems bleibt in der Praxis ein gewisser Entscheidungsspielraumoffen Dass Annotation immer auch eine Form der Interpretation ist muss zukuumlnftigenBenutzern und Benutzerinnen daher jedenfalls bewusst sein

32 Multifunktionalitaumlt einer Ressource

Die linguistische Annotation von Abraham a Sancta Claras Texten und solchen dieihm zugeschrieben werden hat gleichzeitig gezeigt was aumlhnlich angelegte Projektein Zukunft benoumltigen werden Tools mit denen man automatisch erzeugte Taggingsbenutzerfreundlich und effizient nachbearbeiten kann Die annotierten Texte waren sicherlichein Extremfall von Non-standard dennoch sind die Probleme die dabei zu loumlsen warenweniger periodenspezifisch als erwartet (denn auch in anderen Geltungsbereichen hat manhaumlufig mit Non-standard Varietaumlten zu tun) Umso erfreulicher ist es dass vor dem Hintergrundder Annotationserfahrungen von ABaCus am Austrian Centre for Digital Humanities intensivan einem benutzerfreundlichen webTokenEditor gearbeitet wird mit dem man Daten intabellarischer Form schnell und unkompliziert im Browser wird korrigieren koumlnnen

Das Ergebnis des aufwendigen Annotationsverfahrens ist eine handverlesene Datenbasisderen Qualitaumlt diese digitale Ressource zu einer gefragten Ausgangsbasis fuumlr weiterfuumlhrendeForschungsanliegen macht Anhand der Datenbasis laumlsst sich 1 die Leistung automatischerTaggingverfahren evaluieren18 2 die Leistung automatischer Taggingverfahren regelbasiert

17 Oesterreicher 2006 S 49318 Die Evaluierung des automatischen Taggings und die sich daran anschlieszligenden Versuche die Leistungdes Taggers anhand noch nicht annotierter Texte mit der erarbeiteten Datenbasis als Hilfswoumlrterbuch zusteigern sind in folgenden Publikationen dokumentiert Claudia Resch et al 2014 S 36ndash41 besondersAbschnitt 21 raquoImprovement through reliable datalaquo S 37 und Claudia Resch et al 2016 Erste Ergebnissehaben gezeigt dass mit dem Einsatz zuverlaumlssig korrigierter Daten des gleichen Genres und der gleichenSprachperiode bei noch nicht annotierten Texten sowohl bei der Wortartklassifizierung als auch bei derLemmatisierung wesentlich bessere Ergebnisse zu erzielen sind

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verbessern19 und 3 koumlnnen die generierten maschinenlesbaren Wortformen- undLemmalisten dazu beitragen OCR-Prozesse weiterzuentwickeln20

Daruumlber hinaus lassen sich die manuell uumlberpruumlften Daten als verlaumlssliche Basis fuumlr eineVielzahl von (linguistischen) Fragestellungen nutzen Ihr Wert liegt in der Wiederverwendbarkeitvon bereits erarbeitetem sorgfaumlltig gepruumlftem Wissen uumlber die Texte was bedeutet dassdie Projektgruppe selbst aber auch kuumlnftige Nutzerinnen und Nutzer die Annotationenzeitsparend zweckmaumlszligig und gewinnbringend fuumlr ihre Erkenntnisinteressen einsetzen koumlnnen

4 Etwas fuumlr alle Datenrepraumlsentation in der ABaCus-Edition

Seit 5 Mai 2015 stehen die angereicherten Daten als Teil des Austrian Baroque Corpusmit erlaumluternden Texten einem breiteren Benutzerkreis testweise anmeldungsfrei undkostenlos online unter httpsacdhoeawacatabacus unter einer CC BY-NC 40 Lizenz zurVerfuumlgung Sofern vollstaumlndig auf die Quelle verwiesen wird darf ABaCus als Ressourcefuumlr individuelle nicht kommerzielle Forschungszwecke verwendet werden wofuumlr folgendeZitierweise empfohlen wird ABaCus ndash Austrian Baroque Corpus 2015 Hrsg von Claudia Reschund Ulrike Czeitschner lthttpacdhoeawacatabacusgt abgerufen am [Datum des letztenZugriffs]

Die Webapplikation uumlber die Abraham a Sancta Claras Werke zugaumlnglich sind basiertauf dem modularen Publikations-Framework corpus_shell und wurde in Kooperation mitMatej Ďurčo und Daniel Schopper am ACDH mit der Intention entwickelt zeitentfernte inBibliotheken beherbergte Drucke aus der Barockzeit fuumlr wissenschaftliche Fragestellungenzugaumlnglich zu machen Es haumltte viele weitere Moumlglichkeiten gegeben die Daten auf andereWeise zu kodieren und zu visualisieren Das Projektteam hat sich fuumlr diese Benutzeroberflaumlcheentschieden weil sie dazu geeignet ist ndash einem abrahamischen Buchtitel folgend ndash raquoEtwasfuumlr allelaquo (1699) zu bieten indem sie sich an unterschiedlichen Fragestellungen orientiert undmehrere Nutzungsszenarien ermoumlglicht und unterstuumltzt Abbildung 5 zeigt das derzeitigeErscheinungsbild und die Funktionalitaumlten der ABaCus-Edition im Uumlberblick

19 Auf Anfrage des Deutschen Textarchivs an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaftenstellt ABaCus seine Daten zur Verfuumlgung um dessen automatische Taggingwerkzeuge zu optimieren20 Auf Anfrage der Bayerischen Staatsbibliothek stellt ABaCus seine Daten auch dafuumlr zur Verfuumlgung imRahmen des DFG-Projekts raquoKoordinierte Foumlrderinitiative zur Weiterentwicklung von Verfahren fuumlr die Optical-Character-Recognition (OCR)laquo die Texterkennung zu verbessern

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Abb 5 Screenshot der digitalen ABaCus-Edition copy ACDH

Das Projektteam konnte zwar bestehende Fragen die an die Daten herangetragen werdenberuumlcksichtigen aber keine zukuumlnftigen antizipieren denn raquoDie Fragestellungen an eineEdition liegen in der Zukunft und koumlnnen nicht empirisch ermittelt werdenlaquo21 Gleichzeitig aberwurde bereits mehrfach der Wunsch geaumluszligert raquo[hellip] dass Editionen nach Moumlglichkeit fuumlr alleDisziplinen nutzbar sein sollten dass sie allen moumlglichen Zwecken gleichzeitig dienen solltenlaquo22

Diesen Anspruch vertritt auch Harvey raquoa proper edition should be adequate for them alland for many others besideslaquo23 Wie also kann eine Edition den unterschiedlichen (und sichwomoumlglich veraumlndernden) Fragestellungen die in den geisteswissenschaftlichen Disziplinenentwickelt werden entsprechen

Da sich die Sprachwissenschaft fuumlr andere Fragen interessiert als die Literaturwissenschaftoder andere textbasiert arbeitende Wissenschaften (Theologie Kunstgeschichte) war denHerausgeberinnen primaumlr daran gelegen die Originaldokumente moumlglichst authentischquellennah und vorlagengetreu abzubilden Die zuverlaumlssige Wiedergabe der Texte unddie Wahrung des historischen Sprachstandes waren dafuumlr wesentliche VoraussetzungenDie seitenweise Verknuumlpfung von ediertem Volltext und dem Digitalisat der Originaldruckelaumlsst sich im digitalen Medium problemlos herstellen und unterstuumltzt vor allem jene Formender Analyse und Interpretation24 die bereits bei der Betrachtung der Quelle ihren Ausgangnehmen

Im Grunde ermoumlglicht die realisierte digitale Repraumlsentation der Drucke zweigrundverschiedene Rezeptionshaltungen das Lesen und das Suchen in den Texten BeideNutzungssituationen werden durch das adaptive Layout unterstuumltzt das die Inhalte je nachverfuumlgbarer Bildschirmgroumlszlige entweder automatisch anordnet oder durch die Wahl von einzwei oder drei Spalten festgelegt werden kann Den Lesenden bietet es einerseits den Komfort

21 Sahle 2013 S 12922 Sahle 2013 S 13323 Harvey 2001 S 1124 Da in dieser Art von Literatur Texte und Kupferstiche beziehungswiese Vignetten eine enge Verbindungeingehen und die Gesamtbotschaft nur durch das Zusammenwirken beider semiotischer Partnerverstaumlndlich wird duumlrfen die Bild-Digitalisate der Originale auf denen Vergaumlnglichkeitssymbole undTotentanzmotive zu sehen sind kuumlnftigen Nutzerinnen und Nutzern jedenfalls nicht vorenthalten werden

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einer digitalen Lektuumlreansicht den Suchenden stellt es andererseits Navigationsinstrumentezur Verfuumlgung die den direkten Zugriff auf bestimmte Stellen im Text erlauben WaumlhrendLesende aus der Uumlbersicht ein Werk ein Kapitel oder eine Seite waumlhlen um dann in dersynoptischen Ansicht den elektronischen Lesetext mit der digitalen Druckvorlage vor Augenzu haben und mit der Blaumltterfunktion im Text vorankommen gelangen Suchende uumlberverschiedene Register zu ihren Fundstellen etwa uumlber die alphabetisch sortierten und mitBlaumltterfunktion ausgestatteten Register der Lemmata und der Wortformen oder uumlber dasRegister der Wortarten das zusaumltzlich zu den im STTS enthaltenen Kategorien die zuvorbeschriebenen kombinierten Formen ausweist (Abbildung 6)

Abb 6 LINKS Register insbesondere Register der Wortarten mit STTS und Ergaumlnzungen copy ACDH RECHTS

Trefferliste der Kategorie raquoVerb mit Klitikonlaquo mit Belegstellen copy ACDH

Jeder Registereintrag ist mit Frequenzangaben versehen beim Klicken auf einenEintrag wird automatisch in der Suchleiste eine Abfrage generiert die zu den gewuumlnschtenErgebnissen fuumlhrt Eine zweite Moumlglichkeit der Texterschlieszligung ist die freie Suche uumlberdie Suchleiste Sie erlaubt einerseits die Volltext-Suche nach einzelnen Worten Phrasenbzw Kombinationen von Woumlrtern andererseits eine Index-Suche bei der spezifisch nachWortform Lemma Wortart Lemma und Wort kombiniert Wortteilen Personennamen oderOrtsnamen gesucht werden kann Beginnt man mit der Eingabe wird automatisch eine Listevon moumlglichen Abfragen vorgeschlagen Diese Liste ist mit Frequenzangaben versehen undtypisiert dh es ist zugleich ersichtlich ob es sich etwa um einen Personennamen ein Lemmaoder eine Wortform handelt (Abbildung 7)

Abb 7 LINKS Vorgeschlagene Liste an Abfragen beginnend mit raquoMarslaquo copy ACDH RECHTS Vorgeschlagene

Liste an Abfragen beginnend mit raquoVenuslaquo copy ACDH

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Die Suchergebnisse werden chronologisch nach Werktitel und mit Frequenzangabengelistet Durch den Klick auf eines der Werke lassen sich die Ergebnisse bei Bedarf weiterfiltern Unter der Uumlbersicht werden die Einzelergebnisse in chronologischer Reihenfolge ihresVorkommens innerhalb der Texte in der sogenannten keyword in context-Ansicht dargestelltDas gesuchte Schluumlsselwort ist dabei fett hervorgehoben und wird zentriert in seiner jeweiligenTextumgebung angezeigt sodass sich ein erster Sinnzusammenhang erschlieszligt Die Fundstellejedes Belegs wird mit Werkkurztitel und Seitenzahl unmittelbar daruumlber angegeben klickt manauf diese rot markierte Zeile oumlffnet sich auch die angegebene Textseite in der synoptischenVolltext- und Faksimileansicht wo das gesuchte Wort grau unterlegt in seinem groumlszligerenSeitenkontext erscheint (vgl Abbildung 8)

Abb 8 Kombinierte Abfrage aller Nomen mit dem Suffix raquo-heitlaquo mit keyword in context-Ansicht (samt

Frequenzangaben) rechts einer der Belege (grau unterlegt mit Lemma und PoS) copy ACDH

5 Fazit und Ausblick

In den letzten drei Jahren hat sich das ABaCus-Team ein profundes Wissen uumlber dieLiteratur und Sprache dieser Zeitperiode angeeignet und kann deren periodenspezifischeHerausforderungen durch diese Vorarbeiten realistisch einschaumltzen Die Erstellung derRessource selbst wird mittelfristig dazu beitragen weitere Texte dieser Zeit effizienter undschneller digital zu erschlieszligen Vor diesem Hintergrund waumlre es sinnvoll diese erste Versionder ABaCus-Edition als vorlaumlufiges Etappenziel zu sehen Eine Erweiterung waumlre in mehrereRichtungen denkbar Solange es keine verlaumlssliche Ausgabe zu Abraham a Sancta ClarasSchriften gibt koumlnnten weitere integriert werden (zB um das Fruumlhwerk zu vervollstaumlndigen)auch lieszlige sich natuumlrlich das memento mori-Genre durch weitere wichtige Vertreter ergaumlnzenetwa durch Autoren wie Johannes Khuen Jakob Balde Florentius Schilling Gleichzeitig koumlnnteauch das Wissen mit dem die Daten angereichert wurden naumlher spezifiziert werden (etwadurch die Annotation von Bibelstellenangaben oder durch eine granulare morphologischeAnnotation) Dass sich aus dieser Edition ein groumlszligeres Ganzes formen kann indem nochweitere Ressourcen zusammengefuumlhrt und gleichermaszligen annotiert werden waumlre zuwuumlnschen wird jedoch nicht zuletzt von den Mitteln abhaumlngen die dem Projekt in Zukunftzuerkannt werden

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Anne Baillot und Markus Schnoumlpf sehen wissenschaftliche digitale Editionen grundsaumltzlichraquoimmer noch in den Kinderschuhenlaquo25 und weisen damit darauf hin dass die Moumlglichkeitendigitaler Editionen noch bei weitem nicht ausgeschoumlpft werden In diesem Zusammenhangwird zu beobachten sein ob und in wie weit die in ABaCus verwirklichten methodischen undtechnischen Ziele auch die Anspruumlche anderer Projekte beeinflussen werden beziehungsweisebesteht natuumlrlich auch fuumlr das ABaCus-Team selbst die Chance seine Arbeit an barockenTexten als einen raquoProzess fortschreitender Erschlieszligung und Verarbeitunglaquo26 zu begreifen undgemeinsam mit anderen innovativen Vorhaben zu verbessern und weiterzuentwickeln

Inzwischen bleibt zu hoffen dass die digital verfuumlgbaren Schriften Abraham a Sancta Clarasin Forschung Lehre und Unterricht rezipiert erprobt und beforscht werden und dass nicht nurin der historischen Sprachforschung und in der Literaturwissenschaft Fragen gestellt werdendie sich mit dieser Edition beantworten lassen sondern auch die positiven Ruumlckmeldungenaus der Abraham-Forschung der Totentanz-Forschung der Kunstgeschichte und derReligionswissenschaft als Zeichen des Interesses gewertet werden duumlrfen Die Reaktionen aufABaCus in sozialen Medien wie Twitter (Abbildung 9) bestaumltigen die Relevanz der Ressource fuumlrdie in unterschiedlichen Disziplinen arbeitende Gemeinschaft von Forschenden

Abb 9 Tweets als erste Reaktionen auf die ABaCus-Edition Eigene Darstellung copy ACDH

Wenn die zeitentfernten aber nach wie vor faszinierenden Texte dann noch auf die Neugiereiner interessierten web-affinen Oumlffentlichkeit traumlfen die Abraham a Sancta Clara heute nochkennt und seine Gedanken uumlber den Tod nicht nur kursorisch oder anekdotisch nachlesensondern sie im unveraumlnderten Wortlaut und unter Angabe von Belegstellen finden moumlchtedann waumlre das abrahamische raquoEtwas fuumlr allelaquo mehr als 300 Jahre nach seinem Tod tatsaumlchlicherneu(er)t gegluumlckt

25 Vgl Baillot Schnoumlpf 2015 S 13926 Sahle 2013 S 137

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Bibliographische AngabenAnne Baillot Markus Schnoumlpf Von wissenschaftlichen Editionen als interoperable Projekte oder Was koumlnnen eigentlichdigitale Editionen [online] In Digital Humanities Praktiken der Digitalisierung der Dissemination und der SelbstreflexivitaumltHg von Wolfgang Schmale Stuttgart 2015 S 139ndash156 [Nachweis im GBV]

Wilhelm Friedrich Bautz Abraham a Sancta Clara In Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon Band I (1990) Sp 10ndash11 [Nachweis im GBV]

Georg Braungart Artikel Barock In Literaturwissenschaftliches Lexikon Grundbegriffe der Germanistik 2 Auflage Berlin2006 S 44ndash50 [Nachweis im GBV]

Stefanie Dipper POSTagging of Historical Language Data First Experiments In Semantic Approaches in Natural LanguageProcessing Proceedings of the 10 Conference on Natural Language Processing Hg von Manfred Pinkal Ines Rehbein SabineSchulte im Walde Angelika Storrer Saarbruumlcken 2010 S 117ndash121 [Nachweis im GBV]

Franz M Eybl Abraham a Sancta Clara Vom Prediger zum Schriftsteller Tuumlbingen 1992 [online] [Nachweis im GBV]

Franz M Eybl Abraham a Sancta Clara In Killy Literaturlexikon Volume 1 (2008) S 10ndash14 [Nachweis im GBV]

Franz M Eybl Wissensluumlcken um Abraham a Sancta Clara Zur Problematik populaumlrer Autorschaft [Nachweis im GBV] InAbraham a Sancta Clara Vom barocken Kanzelstar zum populaumlren Schriftsteller Hg von Anton Philipp Knittel Eggingen 2012S 104ndash121 [Nachweis im GBV]

P D A Harvey Editing Historical Records London 2001 [Nachweis im GBV]

Erhard Hinrichs Thomas Zastrow Linguistic Annotations for a Diachronic Corpus of German In Linguistic Issues in LanguageTechnology 7 (2012) S 1ndash16 [online]

Volker Meid Die deutsche Literatur im Zeitalter des Barock Vom Spaumlthumanismus zur Fruumlhaufklaumlrung Muumlnchen 2009 [Nachweis im GBV]

Dirk Niefanger Barock 3 Auflage Stuttgart Weimar 2012 [Nachweis im GBV]

Wulf Oesterreicher Korpuslinguistik und diachronische Lexikologie Fallbeispiele aus dem amerikanischen Spanisch des 16Jahrhunderts In Lexikalische Semantik und Korpuslinguistik Hg von Wolf Dietrich Ulrich Hoinkes Bagraverbara Roviroacute MatthiasWarnecke Tuumlbingen 2006 S 479ndash493 [Nachweis im GBV]

Claudia Resch Thierry Declerck Barbara Krautgartner Ulrike Czeitschner ABaCus revisited ndash Extracting and Linking LexicalData from a historical Corpus of Sacred Literature In Proceedings of the 2 Workshop on Language Resources and Evaluationfor Religious Texts Hg von Eric Atwell Claire Brierley Majdi Sawalha Reykjavik 2014 S 36ndash41 [Nachweis im GBV]

Claudia Resch Wolfgang U Dressler Zur Pragmatik der Diminutive in fruumlhen Erbauungstexten Abraham a Santa Claras Einekorpusbasierte Studie In Linguistische Pragmatik in historischen Bezuumlgen Hg von Peter Ernst Martina Werner Berlin 2016S 235ndash249 [Nachweis im GBV]

Claudia Resch Ulrike Czeitschner Eva Wohlfarter Barbara Krautgartner Introducing the Austrian Baroque CorpusAnnotation and Application of a Thematic Research Collection In Proceedings of the Third Conference on Digital Humanitiesin Luxembourg with a Special Focus on Reading Historical Sources in the Digital Age Luxembourg Luxembourg December 5-62013 Hg von Lars Wieneke Catherine Jones Marten Duumlring Florentina Armaselu Reneacute Leboutte 2016 [online]

Patrick Sahle Digitale Editionsformen Zum Umgang mit der Uumlberlieferung unter den Bedingungen des Medienwandels 3Baumlnde Norderstedt 2013 [online] [Nachweis im GBV]

Weiterfuumlhrende LiteraturUlrike Czeitschner Thierry Declerck Karlheinz Moerth Claudia Resch Linguistic and Semantic Annotation in ReligiousMemento Mori Literature In Proceedings of the LREC 2012 Workshop Language Resources and Evaluation for Religious TextsParis 2012 S 49ndash52 [online]

Martin Durrell rsaquoRepresentativenesslsaquo rsaquoDatalsaquo and legitimate expectations What can an electronic historical corpus tell us thatwe didnrsquot actually know already (and how) In Historical Corpora Challenges and Perspectives Hg von Jost Gippert RalfGehrke Tuumlbingen 2015 S 13ndash33 [Nachweis im GBV]

Claudia Resch Ulrike Czeitschner Repraumlsentation von | in barocken Buch-Totentaumlnzen im digitalen Medium InRepraumlsentation(en) Interdisziplinaumlre Annaumlherungen an einen umstrittenen Begriff Hg von Gernot Gruber Monika MokreWien 2016 S 35ndash41 [Nachweis im GBV]

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Abbildungsnachweise und -legendenAbb 1 LINKS Portrait Abraham a Sancta Claras das einem seiner Nachrufe vorangestellt wurde Quelle Johann Carl MegerleABRAHAM ist gestorben Wien [1710] Oumlsterreichische Nationalbibliothek Wien Signatur 220677-C RECHTS Titelblaumltter undKupferstiche der in der ABaCus-Edition enthaltenen Schriften Eigene Darstellung copy ACDH

Abb 2 Kommentierung offensichtlicher Fehler copy ACDH

Abb 3 Kommentierung offensichtlicher Fehler copy ACDH

Abb 4 Annotierung von abrahamischen Wortspielen ndash eine Wortform zwei Lesarten copy ACDH

Abb 5 Screenshot der digitalen ABaCus-Edition copy ACDH

Abb 6 LINKS Register insbesondere Register der Wortarten mit STTS und Ergaumlnzungen copy ACDH RECHTS Trefferliste derKategorie raquoVerb mit Klitikonlaquo mit Belegstellen copy ACDH

Abb 7 LINKS Vorgeschlagene Liste an Abfragen beginnend mit raquoMarslaquo copy ACDH RECHTS Vorgeschlagene Liste an Abfragenbeginnend mit raquoVenuslaquo copy ACDH

Abb 8 Kombinierte Abfrage aller Nomen mit dem Suffix raquo-heitlaquo mit keyword in context-Ansicht (samt Frequenzangaben) rechtseiner der Belege (grau unterlegt mit Lemma und PoS) copy ACDH

Abb 9 Tweets als erste Reaktionen auf die ABaCus-Edition Eigene Darstellung copy ACDH

  • 1 Zur Projektgenese
  • 2 Texte von und mit Abraham a Sancta Clara
  • 3 Erschlieszligungstiefe und Ebenen der Annotation
  • 31 Linguistische Annotation
  • 32 Multifunktionalitaumlt einer Ressource
  • 4 Etwas fuumlr alle Datenrepraumlsentation in der ABaCus-Edition
  • 5 Fazit und Ausblick
  • Bibliographische Angaben
  • Weiterfuumlhrende Literatur
  • Abbildungsnachweise und -legenden

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und bewerten kaumlme dies einem mehrjaumlhrigen Groszligprojekt gleich wenn man bedenkt in wievielen Ausgaben die Abraham a Sancta Clara zugeschriebenen Werke gedruckt worden sindNicht zuletzt deshalb sind die Nachdruckverhaumlltnisse seiner Werke zu Lebzeiten und postumnach wie vor groumlszligtenteils voumlllig unerforscht Im Rahmen der Moumlglichkeiten hat das Projektteamdennoch versucht textkritisch vorzugehen was im folgenden Abschnitt anhand von Beispielenpraumlzisiert wird

3 Erschlieszligungstiefe und Ebenen der Annotation

Zur Erstellung originalnaher Transkriptionen wurden die Druckvorlagen mit XML undverwandten Technologien zu maschinenlesbarem Text verarbeitet und gemaumlszlig internationalempfohlener Standards (TEI ndash Text Encoding Initiative in der Version P5 httpwwwtei-corgGuidelinesP5indexxml) erschlossen Die digitalen Daten bilden die jeweilige Druckvorlageseiten- zeilen- und zeichengetreu ab Sie haben mehrfache Kollationierungsgaumlngedurchlaufen sind hinsichtlich ihrer Qualitaumlt sorgfaumlltig uumlberpruumlft und geben den historischenSprachstand der Texte unveraumlndert wieder

Die Kodierung ist allerdings nicht nur dokumentarisch weil sie den Druckvorlagen auf dasGenaueste folgt sondern auch textkritisch indem sie offensichtliche Textfehler des Originals13

in der Transkription zwar belaumlsst aber dennoch ausweist und kommentiert EditorischeAnmerkungen wurden durch rote hochgestellte Klammern dargestellt die sich mit einemjeweiligen Korrekturvorschlag oumlffnen sobald Benutzer und Benutzerinnen mit dem Cursorin deren Naumlhe kommen Wer diese Fehler ehemals verursacht hat ndash der Autor selbst derSetzer oder der Drucker ndash muss offen bleiben die Beispiele zeigen eine der sehr haumlufigenBuchstabenauslassungen sowie einen inhaltlichen Rechenfehler (Abbildung 2 und Abbildung3) der in der Vorrede zur Todten-Capelle faumllschlicherweise Abrahams Lebensalter um zwei Jahreverlaumlngert

Abb 2 Kommentierung offensichtlicher Fehler copy ACDH

Abb 3 Kommentierung offensichtlicher Fehler copy ACDH

13 Unter Beruumlcksichtigung des historischen Sprach- und Schreibstandes ist grundsaumltzlich zu uumlberlegen wietolerant Herausgeber und Herausgeberinnen bei der Einschaumltzung von Fehlern sein sollen Allein im Fall vonMercks Wienn hat Werner Welzig bislang den Versuch unternommen ein Register von Fehlern anzulegen(vgl Deutsche Neudrucke Reihe Barock Band 31 1983 Nachwort S 13f) das bei der vorliegenden Editionberuumlcksichtigt ist

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In den Texten wurden auszligerdem historische biblische und mythologische Personennamensowie Ortseigennamen annotiert In der letztgenannten Kategorie wurden die Namen vonBergen Gewaumlssern Regionen Laumlndern und Kontinenten Staumldten und Doumlrfern sowie Straszligenund Plaumltzen in Wien ausgewiesen

31 Linguistische Annotation

Im Hinblick auf die (spaumltere) Durchsuchbarkeit und Nachnutzung der historischenTexte wurde vergleichsweise viel Zeit in deren linguistische Annotation bestehend ausWortartklassifizierung (Part-of-Speech) und Lemmatisierung investiert Das gedruckte AumlltereNeuhochdeutsch besitzt einerseits zwar bereits hinreichend Aumlhnlichkeit mit heutigen Textensodass sich die Erprobung und der Einsatz von Annotationswerkzeugen lohnt andererseitsweicht es ndash was Lexik Flexionsmuster Syntax und Graphie betrifft ndash deutlich von allem abwas Tagger die auf die Analyse von Gegenwartssprache ausgerichtet sind (er)kennen koumlnnensodass man beim Einsatz automatischer Tools unweigerlich an Grenzen stoumlszligt Nachdem Zeitund Mittel begrenzt waren und die Datenmenge (180000 Token) uumlberschaubar schien wurdenzunaumlchst drei der fuumlnf Werke in einem ersten Schritt automatisch annotiert indem zuerst derZeichenstrom der Rohtexte auf Wortebene segmentiert und in einem weiteren Schritt jedeseinzelne Token mit Hilfe der Software TreeTagger einer morphosyntaktischen Wortklasse (unterVerwendung des 54-teiligen Stuttgart-Tuumlbingen-TagSets) zugewiesen und mit einem Lemmaversehen wurde In einem zweiten Schritt wurden diese Zuweisungen kontrolliert manuellnachbearbeitet und stufenweise verbessert Trotz technischer Erleichterungen durch denEinsatz des am Institut entwickelten token_Editor war dieser Korrekturvorgang aus mehrerenGruumlnden zeitaufwendig

(1) Zum einen blieben die Leistungen des Taggers erwartungsgemaumlszlig weit hinter denerwuumlnschten Ergebnissen zuruumlck14 Durch die hohe Anzahl an Fehlzuweisungen mussten jedeeinzelne Wortart-Attribuierung und das dazugehoumlrige Lemma in seinem Kontext uumlberpruumlftwerden15 Die Erfahrungen des Annotatorinnenteams bestaumltigten dass Wortformen die oft nurgeringste Abweichungen von der heutigen Norm aufwiesen vom TreeTagger nicht identifiziertwerden konnten und zu falschen Klassifizierungen fuumlhrten Die haumlufigsten faumllschlichvergebenen Tags waren Eigennamen (NE) wobei eine daran anschlieszligende Tagstromanalysezeigen konnte dass sich die faumllschlich vergebenen NE-Tags vor allem auf eigentliche Nomenoder fremdsprachliches Material verteilten

14 Diese Erfahrungen bestaumltigen auch Stefanie Dipper 2010 S 117ndash121 sowie Erhard Hinrichs und ThomasZastrow 2012 S 1ndash16 Das Testset der Letztgenannten enthielt unter anderen den Abraham a SanctaClara zugeschriebenen Text Wunderlicher Traum Von einem grossen Narren-Nest (1703) in einer Version desProjekts Gutenberg Bei der Auswertung hat sich gezeigt dass dieser Text beim automatischen Tagging-Verfahren ungleich mehr fehlerhafte Annotationen aufweist als etwa Melanchtons (deutlich aumlltere)Augsburger Konfession (1530) Es steht zu vermuten dass sich ndash neben den historischen Schreibvarianten undunbekannten Lexemen ndash vor allem die Komplexitaumlt und die Laumlnge der Saumltze in abrahamischen Texten negativauf die Leistung des TreeTaggers auswirken15 In der Annotationspraxis zeigte sich dass kaum generelle Entscheidungen bei der Nachkorrektur getroffenwerden koumlnnen Ein hochfrequentes Wort wie raquoinlaquo war in den meisten Faumlllen tatsaumlchlich eine Praumlposition ndashim lateinischen Kontext allerdings waumlre die Wortform als raquofremdsprachliches Materiallaquo auszuweisen

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(2) Des Weiteren erschwerten historische Konventionen der Zusammen- undGetrenntschreibung die Zuordnung Fuumlr kontrahierte Formen wie etwa raquowirstlaquo raquomeinestlaquooder raquomustulaquo waren im standardisierten Stuttgart-Tuumlbingen-TagSet (STTS) keine Kategorienvorgesehen weshalb in Analogie zu den bestehenden Kategorien neue kombinierte Tagseingefuumlhrt und in den Registern als solche ausgewiesen wurden (fuumlr die oben genanntenBeispiele etwa VAFINPPER VVFINPPER und VMFINPPER)

(3) Bei der Lemmatisierung16 wurde fuumlr jedes Token eine normalisierte Grundwortformangesetzt und der Duden sowie das Deutsche Woumlrterbuch von Jacob und Wilhelm Grimmals Referenzwerke herangezogen Die mehr als 1000 in den Texten vorkommendenWortformen zu denen es in den beiden genannten Referenzwerken keinen entsprechendenWoumlrterbucheintrag gab wurden als sogenannte out-of-vocabulary-words gekennzeichnetund auf eine naheliegende Grundform zuruumlckgefuumlhrt ndash Beispiele hierfuumlr waren Lexeme wieraquobeindrechslerischlaquo raquobrumbrumbrummendlaquo oder raquoButterkindlaquo und viele weitere mehr

(4) Eine besondere Herausforderung stellten Wortspiele dar die keine eindeutigeZuweisung zu einem Lemma erlaubten Exemplarisch ist eine Textstelle zu nennen in der esdarum ging welche Farbe die schoumlnste sei naumlmlich die goldene die in einer betoumlrten Welt denVorzug haumltte gegenuumlber der raquoweissenlaquo Der Autor laumlsst hier absichtlich beide Lesarten offenweil sowohl von der raquoweiszligen Farbelaquo als auch von der raquoweisen Weltlaquo die Rede sein koumlnnte Beider Annotation wurde in solchen Faumlllen wortwitzerhaltend vorgegangen indem fuumlr ein unddieselbe Wortform zwei Lemmata angesetzt wurden die beide Lesarten zulieszligen sodass dieseStelle unter beiden Eintraumlgen ndash raquoweiszliglaquo oder raquoweiselaquo ndash zu finden waumlre (vgl Abbildung 4)

Abb 4 Annotierung von abrahamischen Wortspielen ndash eine Wortform zwei Lesarten copy ACDH

Die Entscheidungen die bei der Korrektur der automatischen Annotation getroffenwerden mussten erforderten aber nicht nur Zeit vielmehr war die linguistische Analysedieser historischen Sprachdaten an und fuumlr sich eine komplexe houmlchst anspruchsvolle

16 Fuumlr Texte historischer Sprachstadien in denen Graphien staumlrkere Varianz aufweisen als heute ist dieLemmatisierung unserer Ansicht nach unerlaumlsslich weil dadurch nicht nur flektierte Formen abgefragtwerden koumlnnen sondern alle vorkommenden Schreibvarianten vgl etwa die Suche nach dem LemmaraquoHebraumlerlaquo die im konkreten Fall zu den Wortformen raquoHebreerlaquo raquoHaeligbreerlaquo raquoHebraeligrlaquo raquoEbraumlerlaquo raquoEbreerlaquound raquoHebrlaquo fuumlhrt

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Forschungsaufgabe die raquoein profundes historisch-kulturelles Wissen solide sprachhistorischeKenntnisse und Vertrautheit mit Texten und Texttraditionen sowie viel Feingefuumlhl bei derBeurteilunglaquo17 erfordert wie Wulf Oesterreicher bestaumltigt Im ABaCus-Projekt waren neben derVerfasserin vor allem Barbara Krautgartner und Eva Wohlfarter mit dieser Aufgabe betrautwodurch die Konsistenz der annotierten Daten gewaumlhrleistet blieb Die zahlreichen schwierigenFaumllle wurden eingehend besprochen und ndash wenn es mehrere Loumlsungsansaumltze gab ndash gemeinsamdiskutiert und entschieden

Der oben gezeigte Screenshot (Abbildung 4) zeigt dass in der Webapplikation jederBeleg mit Lemma- und PoS-Informationen unterlegt ist sobald man mit dem Cursor indessen Naumlhe kommt Aus der Sicht der Benutzer kann diese Anzeige (etwa bei heute nichtmehr gebraumluchlichen Schreibvarianten) dazu beitragen das Textverstaumlndnis zu verbessernbeziehungsweise kann nach diesen Lemmata und Wortarten auch gesucht werden Gleichzeitigdient diese Anzeige auch der Dokumentation wodurch die linguistische Annotation alseigene wissenschaftliche Leistung sichtbar und fuumlr andere Benutzer und Benutzerinnennachvollziehbar wird Mit Sicherheit finden sich unter den 180000 Token einzelne Faumllledie man anders haumltte beurteilen koumlnnen Trotz Anwendung eines standardisiertenWortartenklassifizierungssystems bleibt in der Praxis ein gewisser Entscheidungsspielraumoffen Dass Annotation immer auch eine Form der Interpretation ist muss zukuumlnftigenBenutzern und Benutzerinnen daher jedenfalls bewusst sein

32 Multifunktionalitaumlt einer Ressource

Die linguistische Annotation von Abraham a Sancta Claras Texten und solchen dieihm zugeschrieben werden hat gleichzeitig gezeigt was aumlhnlich angelegte Projektein Zukunft benoumltigen werden Tools mit denen man automatisch erzeugte Taggingsbenutzerfreundlich und effizient nachbearbeiten kann Die annotierten Texte waren sicherlichein Extremfall von Non-standard dennoch sind die Probleme die dabei zu loumlsen warenweniger periodenspezifisch als erwartet (denn auch in anderen Geltungsbereichen hat manhaumlufig mit Non-standard Varietaumlten zu tun) Umso erfreulicher ist es dass vor dem Hintergrundder Annotationserfahrungen von ABaCus am Austrian Centre for Digital Humanities intensivan einem benutzerfreundlichen webTokenEditor gearbeitet wird mit dem man Daten intabellarischer Form schnell und unkompliziert im Browser wird korrigieren koumlnnen

Das Ergebnis des aufwendigen Annotationsverfahrens ist eine handverlesene Datenbasisderen Qualitaumlt diese digitale Ressource zu einer gefragten Ausgangsbasis fuumlr weiterfuumlhrendeForschungsanliegen macht Anhand der Datenbasis laumlsst sich 1 die Leistung automatischerTaggingverfahren evaluieren18 2 die Leistung automatischer Taggingverfahren regelbasiert

17 Oesterreicher 2006 S 49318 Die Evaluierung des automatischen Taggings und die sich daran anschlieszligenden Versuche die Leistungdes Taggers anhand noch nicht annotierter Texte mit der erarbeiteten Datenbasis als Hilfswoumlrterbuch zusteigern sind in folgenden Publikationen dokumentiert Claudia Resch et al 2014 S 36ndash41 besondersAbschnitt 21 raquoImprovement through reliable datalaquo S 37 und Claudia Resch et al 2016 Erste Ergebnissehaben gezeigt dass mit dem Einsatz zuverlaumlssig korrigierter Daten des gleichen Genres und der gleichenSprachperiode bei noch nicht annotierten Texten sowohl bei der Wortartklassifizierung als auch bei derLemmatisierung wesentlich bessere Ergebnisse zu erzielen sind

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verbessern19 und 3 koumlnnen die generierten maschinenlesbaren Wortformen- undLemmalisten dazu beitragen OCR-Prozesse weiterzuentwickeln20

Daruumlber hinaus lassen sich die manuell uumlberpruumlften Daten als verlaumlssliche Basis fuumlr eineVielzahl von (linguistischen) Fragestellungen nutzen Ihr Wert liegt in der Wiederverwendbarkeitvon bereits erarbeitetem sorgfaumlltig gepruumlftem Wissen uumlber die Texte was bedeutet dassdie Projektgruppe selbst aber auch kuumlnftige Nutzerinnen und Nutzer die Annotationenzeitsparend zweckmaumlszligig und gewinnbringend fuumlr ihre Erkenntnisinteressen einsetzen koumlnnen

4 Etwas fuumlr alle Datenrepraumlsentation in der ABaCus-Edition

Seit 5 Mai 2015 stehen die angereicherten Daten als Teil des Austrian Baroque Corpusmit erlaumluternden Texten einem breiteren Benutzerkreis testweise anmeldungsfrei undkostenlos online unter httpsacdhoeawacatabacus unter einer CC BY-NC 40 Lizenz zurVerfuumlgung Sofern vollstaumlndig auf die Quelle verwiesen wird darf ABaCus als Ressourcefuumlr individuelle nicht kommerzielle Forschungszwecke verwendet werden wofuumlr folgendeZitierweise empfohlen wird ABaCus ndash Austrian Baroque Corpus 2015 Hrsg von Claudia Reschund Ulrike Czeitschner lthttpacdhoeawacatabacusgt abgerufen am [Datum des letztenZugriffs]

Die Webapplikation uumlber die Abraham a Sancta Claras Werke zugaumlnglich sind basiertauf dem modularen Publikations-Framework corpus_shell und wurde in Kooperation mitMatej Ďurčo und Daniel Schopper am ACDH mit der Intention entwickelt zeitentfernte inBibliotheken beherbergte Drucke aus der Barockzeit fuumlr wissenschaftliche Fragestellungenzugaumlnglich zu machen Es haumltte viele weitere Moumlglichkeiten gegeben die Daten auf andereWeise zu kodieren und zu visualisieren Das Projektteam hat sich fuumlr diese Benutzeroberflaumlcheentschieden weil sie dazu geeignet ist ndash einem abrahamischen Buchtitel folgend ndash raquoEtwasfuumlr allelaquo (1699) zu bieten indem sie sich an unterschiedlichen Fragestellungen orientiert undmehrere Nutzungsszenarien ermoumlglicht und unterstuumltzt Abbildung 5 zeigt das derzeitigeErscheinungsbild und die Funktionalitaumlten der ABaCus-Edition im Uumlberblick

19 Auf Anfrage des Deutschen Textarchivs an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaftenstellt ABaCus seine Daten zur Verfuumlgung um dessen automatische Taggingwerkzeuge zu optimieren20 Auf Anfrage der Bayerischen Staatsbibliothek stellt ABaCus seine Daten auch dafuumlr zur Verfuumlgung imRahmen des DFG-Projekts raquoKoordinierte Foumlrderinitiative zur Weiterentwicklung von Verfahren fuumlr die Optical-Character-Recognition (OCR)laquo die Texterkennung zu verbessern

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Abb 5 Screenshot der digitalen ABaCus-Edition copy ACDH

Das Projektteam konnte zwar bestehende Fragen die an die Daten herangetragen werdenberuumlcksichtigen aber keine zukuumlnftigen antizipieren denn raquoDie Fragestellungen an eineEdition liegen in der Zukunft und koumlnnen nicht empirisch ermittelt werdenlaquo21 Gleichzeitig aberwurde bereits mehrfach der Wunsch geaumluszligert raquo[hellip] dass Editionen nach Moumlglichkeit fuumlr alleDisziplinen nutzbar sein sollten dass sie allen moumlglichen Zwecken gleichzeitig dienen solltenlaquo22

Diesen Anspruch vertritt auch Harvey raquoa proper edition should be adequate for them alland for many others besideslaquo23 Wie also kann eine Edition den unterschiedlichen (und sichwomoumlglich veraumlndernden) Fragestellungen die in den geisteswissenschaftlichen Disziplinenentwickelt werden entsprechen

Da sich die Sprachwissenschaft fuumlr andere Fragen interessiert als die Literaturwissenschaftoder andere textbasiert arbeitende Wissenschaften (Theologie Kunstgeschichte) war denHerausgeberinnen primaumlr daran gelegen die Originaldokumente moumlglichst authentischquellennah und vorlagengetreu abzubilden Die zuverlaumlssige Wiedergabe der Texte unddie Wahrung des historischen Sprachstandes waren dafuumlr wesentliche VoraussetzungenDie seitenweise Verknuumlpfung von ediertem Volltext und dem Digitalisat der Originaldruckelaumlsst sich im digitalen Medium problemlos herstellen und unterstuumltzt vor allem jene Formender Analyse und Interpretation24 die bereits bei der Betrachtung der Quelle ihren Ausgangnehmen

Im Grunde ermoumlglicht die realisierte digitale Repraumlsentation der Drucke zweigrundverschiedene Rezeptionshaltungen das Lesen und das Suchen in den Texten BeideNutzungssituationen werden durch das adaptive Layout unterstuumltzt das die Inhalte je nachverfuumlgbarer Bildschirmgroumlszlige entweder automatisch anordnet oder durch die Wahl von einzwei oder drei Spalten festgelegt werden kann Den Lesenden bietet es einerseits den Komfort

21 Sahle 2013 S 12922 Sahle 2013 S 13323 Harvey 2001 S 1124 Da in dieser Art von Literatur Texte und Kupferstiche beziehungswiese Vignetten eine enge Verbindungeingehen und die Gesamtbotschaft nur durch das Zusammenwirken beider semiotischer Partnerverstaumlndlich wird duumlrfen die Bild-Digitalisate der Originale auf denen Vergaumlnglichkeitssymbole undTotentanzmotive zu sehen sind kuumlnftigen Nutzerinnen und Nutzern jedenfalls nicht vorenthalten werden

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einer digitalen Lektuumlreansicht den Suchenden stellt es andererseits Navigationsinstrumentezur Verfuumlgung die den direkten Zugriff auf bestimmte Stellen im Text erlauben WaumlhrendLesende aus der Uumlbersicht ein Werk ein Kapitel oder eine Seite waumlhlen um dann in dersynoptischen Ansicht den elektronischen Lesetext mit der digitalen Druckvorlage vor Augenzu haben und mit der Blaumltterfunktion im Text vorankommen gelangen Suchende uumlberverschiedene Register zu ihren Fundstellen etwa uumlber die alphabetisch sortierten und mitBlaumltterfunktion ausgestatteten Register der Lemmata und der Wortformen oder uumlber dasRegister der Wortarten das zusaumltzlich zu den im STTS enthaltenen Kategorien die zuvorbeschriebenen kombinierten Formen ausweist (Abbildung 6)

Abb 6 LINKS Register insbesondere Register der Wortarten mit STTS und Ergaumlnzungen copy ACDH RECHTS

Trefferliste der Kategorie raquoVerb mit Klitikonlaquo mit Belegstellen copy ACDH

Jeder Registereintrag ist mit Frequenzangaben versehen beim Klicken auf einenEintrag wird automatisch in der Suchleiste eine Abfrage generiert die zu den gewuumlnschtenErgebnissen fuumlhrt Eine zweite Moumlglichkeit der Texterschlieszligung ist die freie Suche uumlberdie Suchleiste Sie erlaubt einerseits die Volltext-Suche nach einzelnen Worten Phrasenbzw Kombinationen von Woumlrtern andererseits eine Index-Suche bei der spezifisch nachWortform Lemma Wortart Lemma und Wort kombiniert Wortteilen Personennamen oderOrtsnamen gesucht werden kann Beginnt man mit der Eingabe wird automatisch eine Listevon moumlglichen Abfragen vorgeschlagen Diese Liste ist mit Frequenzangaben versehen undtypisiert dh es ist zugleich ersichtlich ob es sich etwa um einen Personennamen ein Lemmaoder eine Wortform handelt (Abbildung 7)

Abb 7 LINKS Vorgeschlagene Liste an Abfragen beginnend mit raquoMarslaquo copy ACDH RECHTS Vorgeschlagene

Liste an Abfragen beginnend mit raquoVenuslaquo copy ACDH

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Die Suchergebnisse werden chronologisch nach Werktitel und mit Frequenzangabengelistet Durch den Klick auf eines der Werke lassen sich die Ergebnisse bei Bedarf weiterfiltern Unter der Uumlbersicht werden die Einzelergebnisse in chronologischer Reihenfolge ihresVorkommens innerhalb der Texte in der sogenannten keyword in context-Ansicht dargestelltDas gesuchte Schluumlsselwort ist dabei fett hervorgehoben und wird zentriert in seiner jeweiligenTextumgebung angezeigt sodass sich ein erster Sinnzusammenhang erschlieszligt Die Fundstellejedes Belegs wird mit Werkkurztitel und Seitenzahl unmittelbar daruumlber angegeben klickt manauf diese rot markierte Zeile oumlffnet sich auch die angegebene Textseite in der synoptischenVolltext- und Faksimileansicht wo das gesuchte Wort grau unterlegt in seinem groumlszligerenSeitenkontext erscheint (vgl Abbildung 8)

Abb 8 Kombinierte Abfrage aller Nomen mit dem Suffix raquo-heitlaquo mit keyword in context-Ansicht (samt

Frequenzangaben) rechts einer der Belege (grau unterlegt mit Lemma und PoS) copy ACDH

5 Fazit und Ausblick

In den letzten drei Jahren hat sich das ABaCus-Team ein profundes Wissen uumlber dieLiteratur und Sprache dieser Zeitperiode angeeignet und kann deren periodenspezifischeHerausforderungen durch diese Vorarbeiten realistisch einschaumltzen Die Erstellung derRessource selbst wird mittelfristig dazu beitragen weitere Texte dieser Zeit effizienter undschneller digital zu erschlieszligen Vor diesem Hintergrund waumlre es sinnvoll diese erste Versionder ABaCus-Edition als vorlaumlufiges Etappenziel zu sehen Eine Erweiterung waumlre in mehrereRichtungen denkbar Solange es keine verlaumlssliche Ausgabe zu Abraham a Sancta ClarasSchriften gibt koumlnnten weitere integriert werden (zB um das Fruumlhwerk zu vervollstaumlndigen)auch lieszlige sich natuumlrlich das memento mori-Genre durch weitere wichtige Vertreter ergaumlnzenetwa durch Autoren wie Johannes Khuen Jakob Balde Florentius Schilling Gleichzeitig koumlnnteauch das Wissen mit dem die Daten angereichert wurden naumlher spezifiziert werden (etwadurch die Annotation von Bibelstellenangaben oder durch eine granulare morphologischeAnnotation) Dass sich aus dieser Edition ein groumlszligeres Ganzes formen kann indem nochweitere Ressourcen zusammengefuumlhrt und gleichermaszligen annotiert werden waumlre zuwuumlnschen wird jedoch nicht zuletzt von den Mitteln abhaumlngen die dem Projekt in Zukunftzuerkannt werden

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Anne Baillot und Markus Schnoumlpf sehen wissenschaftliche digitale Editionen grundsaumltzlichraquoimmer noch in den Kinderschuhenlaquo25 und weisen damit darauf hin dass die Moumlglichkeitendigitaler Editionen noch bei weitem nicht ausgeschoumlpft werden In diesem Zusammenhangwird zu beobachten sein ob und in wie weit die in ABaCus verwirklichten methodischen undtechnischen Ziele auch die Anspruumlche anderer Projekte beeinflussen werden beziehungsweisebesteht natuumlrlich auch fuumlr das ABaCus-Team selbst die Chance seine Arbeit an barockenTexten als einen raquoProzess fortschreitender Erschlieszligung und Verarbeitunglaquo26 zu begreifen undgemeinsam mit anderen innovativen Vorhaben zu verbessern und weiterzuentwickeln

Inzwischen bleibt zu hoffen dass die digital verfuumlgbaren Schriften Abraham a Sancta Clarasin Forschung Lehre und Unterricht rezipiert erprobt und beforscht werden und dass nicht nurin der historischen Sprachforschung und in der Literaturwissenschaft Fragen gestellt werdendie sich mit dieser Edition beantworten lassen sondern auch die positiven Ruumlckmeldungenaus der Abraham-Forschung der Totentanz-Forschung der Kunstgeschichte und derReligionswissenschaft als Zeichen des Interesses gewertet werden duumlrfen Die Reaktionen aufABaCus in sozialen Medien wie Twitter (Abbildung 9) bestaumltigen die Relevanz der Ressource fuumlrdie in unterschiedlichen Disziplinen arbeitende Gemeinschaft von Forschenden

Abb 9 Tweets als erste Reaktionen auf die ABaCus-Edition Eigene Darstellung copy ACDH

Wenn die zeitentfernten aber nach wie vor faszinierenden Texte dann noch auf die Neugiereiner interessierten web-affinen Oumlffentlichkeit traumlfen die Abraham a Sancta Clara heute nochkennt und seine Gedanken uumlber den Tod nicht nur kursorisch oder anekdotisch nachlesensondern sie im unveraumlnderten Wortlaut und unter Angabe von Belegstellen finden moumlchtedann waumlre das abrahamische raquoEtwas fuumlr allelaquo mehr als 300 Jahre nach seinem Tod tatsaumlchlicherneu(er)t gegluumlckt

25 Vgl Baillot Schnoumlpf 2015 S 13926 Sahle 2013 S 137

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Bibliographische AngabenAnne Baillot Markus Schnoumlpf Von wissenschaftlichen Editionen als interoperable Projekte oder Was koumlnnen eigentlichdigitale Editionen [online] In Digital Humanities Praktiken der Digitalisierung der Dissemination und der SelbstreflexivitaumltHg von Wolfgang Schmale Stuttgart 2015 S 139ndash156 [Nachweis im GBV]

Wilhelm Friedrich Bautz Abraham a Sancta Clara In Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon Band I (1990) Sp 10ndash11 [Nachweis im GBV]

Georg Braungart Artikel Barock In Literaturwissenschaftliches Lexikon Grundbegriffe der Germanistik 2 Auflage Berlin2006 S 44ndash50 [Nachweis im GBV]

Stefanie Dipper POSTagging of Historical Language Data First Experiments In Semantic Approaches in Natural LanguageProcessing Proceedings of the 10 Conference on Natural Language Processing Hg von Manfred Pinkal Ines Rehbein SabineSchulte im Walde Angelika Storrer Saarbruumlcken 2010 S 117ndash121 [Nachweis im GBV]

Franz M Eybl Abraham a Sancta Clara Vom Prediger zum Schriftsteller Tuumlbingen 1992 [online] [Nachweis im GBV]

Franz M Eybl Abraham a Sancta Clara In Killy Literaturlexikon Volume 1 (2008) S 10ndash14 [Nachweis im GBV]

Franz M Eybl Wissensluumlcken um Abraham a Sancta Clara Zur Problematik populaumlrer Autorschaft [Nachweis im GBV] InAbraham a Sancta Clara Vom barocken Kanzelstar zum populaumlren Schriftsteller Hg von Anton Philipp Knittel Eggingen 2012S 104ndash121 [Nachweis im GBV]

P D A Harvey Editing Historical Records London 2001 [Nachweis im GBV]

Erhard Hinrichs Thomas Zastrow Linguistic Annotations for a Diachronic Corpus of German In Linguistic Issues in LanguageTechnology 7 (2012) S 1ndash16 [online]

Volker Meid Die deutsche Literatur im Zeitalter des Barock Vom Spaumlthumanismus zur Fruumlhaufklaumlrung Muumlnchen 2009 [Nachweis im GBV]

Dirk Niefanger Barock 3 Auflage Stuttgart Weimar 2012 [Nachweis im GBV]

Wulf Oesterreicher Korpuslinguistik und diachronische Lexikologie Fallbeispiele aus dem amerikanischen Spanisch des 16Jahrhunderts In Lexikalische Semantik und Korpuslinguistik Hg von Wolf Dietrich Ulrich Hoinkes Bagraverbara Roviroacute MatthiasWarnecke Tuumlbingen 2006 S 479ndash493 [Nachweis im GBV]

Claudia Resch Thierry Declerck Barbara Krautgartner Ulrike Czeitschner ABaCus revisited ndash Extracting and Linking LexicalData from a historical Corpus of Sacred Literature In Proceedings of the 2 Workshop on Language Resources and Evaluationfor Religious Texts Hg von Eric Atwell Claire Brierley Majdi Sawalha Reykjavik 2014 S 36ndash41 [Nachweis im GBV]

Claudia Resch Wolfgang U Dressler Zur Pragmatik der Diminutive in fruumlhen Erbauungstexten Abraham a Santa Claras Einekorpusbasierte Studie In Linguistische Pragmatik in historischen Bezuumlgen Hg von Peter Ernst Martina Werner Berlin 2016S 235ndash249 [Nachweis im GBV]

Claudia Resch Ulrike Czeitschner Eva Wohlfarter Barbara Krautgartner Introducing the Austrian Baroque CorpusAnnotation and Application of a Thematic Research Collection In Proceedings of the Third Conference on Digital Humanitiesin Luxembourg with a Special Focus on Reading Historical Sources in the Digital Age Luxembourg Luxembourg December 5-62013 Hg von Lars Wieneke Catherine Jones Marten Duumlring Florentina Armaselu Reneacute Leboutte 2016 [online]

Patrick Sahle Digitale Editionsformen Zum Umgang mit der Uumlberlieferung unter den Bedingungen des Medienwandels 3Baumlnde Norderstedt 2013 [online] [Nachweis im GBV]

Weiterfuumlhrende LiteraturUlrike Czeitschner Thierry Declerck Karlheinz Moerth Claudia Resch Linguistic and Semantic Annotation in ReligiousMemento Mori Literature In Proceedings of the LREC 2012 Workshop Language Resources and Evaluation for Religious TextsParis 2012 S 49ndash52 [online]

Martin Durrell rsaquoRepresentativenesslsaquo rsaquoDatalsaquo and legitimate expectations What can an electronic historical corpus tell us thatwe didnrsquot actually know already (and how) In Historical Corpora Challenges and Perspectives Hg von Jost Gippert RalfGehrke Tuumlbingen 2015 S 13ndash33 [Nachweis im GBV]

Claudia Resch Ulrike Czeitschner Repraumlsentation von | in barocken Buch-Totentaumlnzen im digitalen Medium InRepraumlsentation(en) Interdisziplinaumlre Annaumlherungen an einen umstrittenen Begriff Hg von Gernot Gruber Monika MokreWien 2016 S 35ndash41 [Nachweis im GBV]

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Abbildungsnachweise und -legendenAbb 1 LINKS Portrait Abraham a Sancta Claras das einem seiner Nachrufe vorangestellt wurde Quelle Johann Carl MegerleABRAHAM ist gestorben Wien [1710] Oumlsterreichische Nationalbibliothek Wien Signatur 220677-C RECHTS Titelblaumltter undKupferstiche der in der ABaCus-Edition enthaltenen Schriften Eigene Darstellung copy ACDH

Abb 2 Kommentierung offensichtlicher Fehler copy ACDH

Abb 3 Kommentierung offensichtlicher Fehler copy ACDH

Abb 4 Annotierung von abrahamischen Wortspielen ndash eine Wortform zwei Lesarten copy ACDH

Abb 5 Screenshot der digitalen ABaCus-Edition copy ACDH

Abb 6 LINKS Register insbesondere Register der Wortarten mit STTS und Ergaumlnzungen copy ACDH RECHTS Trefferliste derKategorie raquoVerb mit Klitikonlaquo mit Belegstellen copy ACDH

Abb 7 LINKS Vorgeschlagene Liste an Abfragen beginnend mit raquoMarslaquo copy ACDH RECHTS Vorgeschlagene Liste an Abfragenbeginnend mit raquoVenuslaquo copy ACDH

Abb 8 Kombinierte Abfrage aller Nomen mit dem Suffix raquo-heitlaquo mit keyword in context-Ansicht (samt Frequenzangaben) rechtseiner der Belege (grau unterlegt mit Lemma und PoS) copy ACDH

Abb 9 Tweets als erste Reaktionen auf die ABaCus-Edition Eigene Darstellung copy ACDH

  • 1 Zur Projektgenese
  • 2 Texte von und mit Abraham a Sancta Clara
  • 3 Erschlieszligungstiefe und Ebenen der Annotation
  • 31 Linguistische Annotation
  • 32 Multifunktionalitaumlt einer Ressource
  • 4 Etwas fuumlr alle Datenrepraumlsentation in der ABaCus-Edition
  • 5 Fazit und Ausblick
  • Bibliographische Angaben
  • Weiterfuumlhrende Literatur
  • Abbildungsnachweise und -legenden

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In den Texten wurden auszligerdem historische biblische und mythologische Personennamensowie Ortseigennamen annotiert In der letztgenannten Kategorie wurden die Namen vonBergen Gewaumlssern Regionen Laumlndern und Kontinenten Staumldten und Doumlrfern sowie Straszligenund Plaumltzen in Wien ausgewiesen

31 Linguistische Annotation

Im Hinblick auf die (spaumltere) Durchsuchbarkeit und Nachnutzung der historischenTexte wurde vergleichsweise viel Zeit in deren linguistische Annotation bestehend ausWortartklassifizierung (Part-of-Speech) und Lemmatisierung investiert Das gedruckte AumlltereNeuhochdeutsch besitzt einerseits zwar bereits hinreichend Aumlhnlichkeit mit heutigen Textensodass sich die Erprobung und der Einsatz von Annotationswerkzeugen lohnt andererseitsweicht es ndash was Lexik Flexionsmuster Syntax und Graphie betrifft ndash deutlich von allem abwas Tagger die auf die Analyse von Gegenwartssprache ausgerichtet sind (er)kennen koumlnnensodass man beim Einsatz automatischer Tools unweigerlich an Grenzen stoumlszligt Nachdem Zeitund Mittel begrenzt waren und die Datenmenge (180000 Token) uumlberschaubar schien wurdenzunaumlchst drei der fuumlnf Werke in einem ersten Schritt automatisch annotiert indem zuerst derZeichenstrom der Rohtexte auf Wortebene segmentiert und in einem weiteren Schritt jedeseinzelne Token mit Hilfe der Software TreeTagger einer morphosyntaktischen Wortklasse (unterVerwendung des 54-teiligen Stuttgart-Tuumlbingen-TagSets) zugewiesen und mit einem Lemmaversehen wurde In einem zweiten Schritt wurden diese Zuweisungen kontrolliert manuellnachbearbeitet und stufenweise verbessert Trotz technischer Erleichterungen durch denEinsatz des am Institut entwickelten token_Editor war dieser Korrekturvorgang aus mehrerenGruumlnden zeitaufwendig

(1) Zum einen blieben die Leistungen des Taggers erwartungsgemaumlszlig weit hinter denerwuumlnschten Ergebnissen zuruumlck14 Durch die hohe Anzahl an Fehlzuweisungen mussten jedeeinzelne Wortart-Attribuierung und das dazugehoumlrige Lemma in seinem Kontext uumlberpruumlftwerden15 Die Erfahrungen des Annotatorinnenteams bestaumltigten dass Wortformen die oft nurgeringste Abweichungen von der heutigen Norm aufwiesen vom TreeTagger nicht identifiziertwerden konnten und zu falschen Klassifizierungen fuumlhrten Die haumlufigsten faumllschlichvergebenen Tags waren Eigennamen (NE) wobei eine daran anschlieszligende Tagstromanalysezeigen konnte dass sich die faumllschlich vergebenen NE-Tags vor allem auf eigentliche Nomenoder fremdsprachliches Material verteilten

14 Diese Erfahrungen bestaumltigen auch Stefanie Dipper 2010 S 117ndash121 sowie Erhard Hinrichs und ThomasZastrow 2012 S 1ndash16 Das Testset der Letztgenannten enthielt unter anderen den Abraham a SanctaClara zugeschriebenen Text Wunderlicher Traum Von einem grossen Narren-Nest (1703) in einer Version desProjekts Gutenberg Bei der Auswertung hat sich gezeigt dass dieser Text beim automatischen Tagging-Verfahren ungleich mehr fehlerhafte Annotationen aufweist als etwa Melanchtons (deutlich aumlltere)Augsburger Konfession (1530) Es steht zu vermuten dass sich ndash neben den historischen Schreibvarianten undunbekannten Lexemen ndash vor allem die Komplexitaumlt und die Laumlnge der Saumltze in abrahamischen Texten negativauf die Leistung des TreeTaggers auswirken15 In der Annotationspraxis zeigte sich dass kaum generelle Entscheidungen bei der Nachkorrektur getroffenwerden koumlnnen Ein hochfrequentes Wort wie raquoinlaquo war in den meisten Faumlllen tatsaumlchlich eine Praumlposition ndashim lateinischen Kontext allerdings waumlre die Wortform als raquofremdsprachliches Materiallaquo auszuweisen

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(2) Des Weiteren erschwerten historische Konventionen der Zusammen- undGetrenntschreibung die Zuordnung Fuumlr kontrahierte Formen wie etwa raquowirstlaquo raquomeinestlaquooder raquomustulaquo waren im standardisierten Stuttgart-Tuumlbingen-TagSet (STTS) keine Kategorienvorgesehen weshalb in Analogie zu den bestehenden Kategorien neue kombinierte Tagseingefuumlhrt und in den Registern als solche ausgewiesen wurden (fuumlr die oben genanntenBeispiele etwa VAFINPPER VVFINPPER und VMFINPPER)

(3) Bei der Lemmatisierung16 wurde fuumlr jedes Token eine normalisierte Grundwortformangesetzt und der Duden sowie das Deutsche Woumlrterbuch von Jacob und Wilhelm Grimmals Referenzwerke herangezogen Die mehr als 1000 in den Texten vorkommendenWortformen zu denen es in den beiden genannten Referenzwerken keinen entsprechendenWoumlrterbucheintrag gab wurden als sogenannte out-of-vocabulary-words gekennzeichnetund auf eine naheliegende Grundform zuruumlckgefuumlhrt ndash Beispiele hierfuumlr waren Lexeme wieraquobeindrechslerischlaquo raquobrumbrumbrummendlaquo oder raquoButterkindlaquo und viele weitere mehr

(4) Eine besondere Herausforderung stellten Wortspiele dar die keine eindeutigeZuweisung zu einem Lemma erlaubten Exemplarisch ist eine Textstelle zu nennen in der esdarum ging welche Farbe die schoumlnste sei naumlmlich die goldene die in einer betoumlrten Welt denVorzug haumltte gegenuumlber der raquoweissenlaquo Der Autor laumlsst hier absichtlich beide Lesarten offenweil sowohl von der raquoweiszligen Farbelaquo als auch von der raquoweisen Weltlaquo die Rede sein koumlnnte Beider Annotation wurde in solchen Faumlllen wortwitzerhaltend vorgegangen indem fuumlr ein unddieselbe Wortform zwei Lemmata angesetzt wurden die beide Lesarten zulieszligen sodass dieseStelle unter beiden Eintraumlgen ndash raquoweiszliglaquo oder raquoweiselaquo ndash zu finden waumlre (vgl Abbildung 4)

Abb 4 Annotierung von abrahamischen Wortspielen ndash eine Wortform zwei Lesarten copy ACDH

Die Entscheidungen die bei der Korrektur der automatischen Annotation getroffenwerden mussten erforderten aber nicht nur Zeit vielmehr war die linguistische Analysedieser historischen Sprachdaten an und fuumlr sich eine komplexe houmlchst anspruchsvolle

16 Fuumlr Texte historischer Sprachstadien in denen Graphien staumlrkere Varianz aufweisen als heute ist dieLemmatisierung unserer Ansicht nach unerlaumlsslich weil dadurch nicht nur flektierte Formen abgefragtwerden koumlnnen sondern alle vorkommenden Schreibvarianten vgl etwa die Suche nach dem LemmaraquoHebraumlerlaquo die im konkreten Fall zu den Wortformen raquoHebreerlaquo raquoHaeligbreerlaquo raquoHebraeligrlaquo raquoEbraumlerlaquo raquoEbreerlaquound raquoHebrlaquo fuumlhrt

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Forschungsaufgabe die raquoein profundes historisch-kulturelles Wissen solide sprachhistorischeKenntnisse und Vertrautheit mit Texten und Texttraditionen sowie viel Feingefuumlhl bei derBeurteilunglaquo17 erfordert wie Wulf Oesterreicher bestaumltigt Im ABaCus-Projekt waren neben derVerfasserin vor allem Barbara Krautgartner und Eva Wohlfarter mit dieser Aufgabe betrautwodurch die Konsistenz der annotierten Daten gewaumlhrleistet blieb Die zahlreichen schwierigenFaumllle wurden eingehend besprochen und ndash wenn es mehrere Loumlsungsansaumltze gab ndash gemeinsamdiskutiert und entschieden

Der oben gezeigte Screenshot (Abbildung 4) zeigt dass in der Webapplikation jederBeleg mit Lemma- und PoS-Informationen unterlegt ist sobald man mit dem Cursor indessen Naumlhe kommt Aus der Sicht der Benutzer kann diese Anzeige (etwa bei heute nichtmehr gebraumluchlichen Schreibvarianten) dazu beitragen das Textverstaumlndnis zu verbessernbeziehungsweise kann nach diesen Lemmata und Wortarten auch gesucht werden Gleichzeitigdient diese Anzeige auch der Dokumentation wodurch die linguistische Annotation alseigene wissenschaftliche Leistung sichtbar und fuumlr andere Benutzer und Benutzerinnennachvollziehbar wird Mit Sicherheit finden sich unter den 180000 Token einzelne Faumllledie man anders haumltte beurteilen koumlnnen Trotz Anwendung eines standardisiertenWortartenklassifizierungssystems bleibt in der Praxis ein gewisser Entscheidungsspielraumoffen Dass Annotation immer auch eine Form der Interpretation ist muss zukuumlnftigenBenutzern und Benutzerinnen daher jedenfalls bewusst sein

32 Multifunktionalitaumlt einer Ressource

Die linguistische Annotation von Abraham a Sancta Claras Texten und solchen dieihm zugeschrieben werden hat gleichzeitig gezeigt was aumlhnlich angelegte Projektein Zukunft benoumltigen werden Tools mit denen man automatisch erzeugte Taggingsbenutzerfreundlich und effizient nachbearbeiten kann Die annotierten Texte waren sicherlichein Extremfall von Non-standard dennoch sind die Probleme die dabei zu loumlsen warenweniger periodenspezifisch als erwartet (denn auch in anderen Geltungsbereichen hat manhaumlufig mit Non-standard Varietaumlten zu tun) Umso erfreulicher ist es dass vor dem Hintergrundder Annotationserfahrungen von ABaCus am Austrian Centre for Digital Humanities intensivan einem benutzerfreundlichen webTokenEditor gearbeitet wird mit dem man Daten intabellarischer Form schnell und unkompliziert im Browser wird korrigieren koumlnnen

Das Ergebnis des aufwendigen Annotationsverfahrens ist eine handverlesene Datenbasisderen Qualitaumlt diese digitale Ressource zu einer gefragten Ausgangsbasis fuumlr weiterfuumlhrendeForschungsanliegen macht Anhand der Datenbasis laumlsst sich 1 die Leistung automatischerTaggingverfahren evaluieren18 2 die Leistung automatischer Taggingverfahren regelbasiert

17 Oesterreicher 2006 S 49318 Die Evaluierung des automatischen Taggings und die sich daran anschlieszligenden Versuche die Leistungdes Taggers anhand noch nicht annotierter Texte mit der erarbeiteten Datenbasis als Hilfswoumlrterbuch zusteigern sind in folgenden Publikationen dokumentiert Claudia Resch et al 2014 S 36ndash41 besondersAbschnitt 21 raquoImprovement through reliable datalaquo S 37 und Claudia Resch et al 2016 Erste Ergebnissehaben gezeigt dass mit dem Einsatz zuverlaumlssig korrigierter Daten des gleichen Genres und der gleichenSprachperiode bei noch nicht annotierten Texten sowohl bei der Wortartklassifizierung als auch bei derLemmatisierung wesentlich bessere Ergebnisse zu erzielen sind

raquoEtwas fuumlr allelaquo ndash Ausgewaumlhlte Texte von und mit Abraham a Sancta Clara digital | ZfdG 2017

verbessern19 und 3 koumlnnen die generierten maschinenlesbaren Wortformen- undLemmalisten dazu beitragen OCR-Prozesse weiterzuentwickeln20

Daruumlber hinaus lassen sich die manuell uumlberpruumlften Daten als verlaumlssliche Basis fuumlr eineVielzahl von (linguistischen) Fragestellungen nutzen Ihr Wert liegt in der Wiederverwendbarkeitvon bereits erarbeitetem sorgfaumlltig gepruumlftem Wissen uumlber die Texte was bedeutet dassdie Projektgruppe selbst aber auch kuumlnftige Nutzerinnen und Nutzer die Annotationenzeitsparend zweckmaumlszligig und gewinnbringend fuumlr ihre Erkenntnisinteressen einsetzen koumlnnen

4 Etwas fuumlr alle Datenrepraumlsentation in der ABaCus-Edition

Seit 5 Mai 2015 stehen die angereicherten Daten als Teil des Austrian Baroque Corpusmit erlaumluternden Texten einem breiteren Benutzerkreis testweise anmeldungsfrei undkostenlos online unter httpsacdhoeawacatabacus unter einer CC BY-NC 40 Lizenz zurVerfuumlgung Sofern vollstaumlndig auf die Quelle verwiesen wird darf ABaCus als Ressourcefuumlr individuelle nicht kommerzielle Forschungszwecke verwendet werden wofuumlr folgendeZitierweise empfohlen wird ABaCus ndash Austrian Baroque Corpus 2015 Hrsg von Claudia Reschund Ulrike Czeitschner lthttpacdhoeawacatabacusgt abgerufen am [Datum des letztenZugriffs]

Die Webapplikation uumlber die Abraham a Sancta Claras Werke zugaumlnglich sind basiertauf dem modularen Publikations-Framework corpus_shell und wurde in Kooperation mitMatej Ďurčo und Daniel Schopper am ACDH mit der Intention entwickelt zeitentfernte inBibliotheken beherbergte Drucke aus der Barockzeit fuumlr wissenschaftliche Fragestellungenzugaumlnglich zu machen Es haumltte viele weitere Moumlglichkeiten gegeben die Daten auf andereWeise zu kodieren und zu visualisieren Das Projektteam hat sich fuumlr diese Benutzeroberflaumlcheentschieden weil sie dazu geeignet ist ndash einem abrahamischen Buchtitel folgend ndash raquoEtwasfuumlr allelaquo (1699) zu bieten indem sie sich an unterschiedlichen Fragestellungen orientiert undmehrere Nutzungsszenarien ermoumlglicht und unterstuumltzt Abbildung 5 zeigt das derzeitigeErscheinungsbild und die Funktionalitaumlten der ABaCus-Edition im Uumlberblick

19 Auf Anfrage des Deutschen Textarchivs an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaftenstellt ABaCus seine Daten zur Verfuumlgung um dessen automatische Taggingwerkzeuge zu optimieren20 Auf Anfrage der Bayerischen Staatsbibliothek stellt ABaCus seine Daten auch dafuumlr zur Verfuumlgung imRahmen des DFG-Projekts raquoKoordinierte Foumlrderinitiative zur Weiterentwicklung von Verfahren fuumlr die Optical-Character-Recognition (OCR)laquo die Texterkennung zu verbessern

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Abb 5 Screenshot der digitalen ABaCus-Edition copy ACDH

Das Projektteam konnte zwar bestehende Fragen die an die Daten herangetragen werdenberuumlcksichtigen aber keine zukuumlnftigen antizipieren denn raquoDie Fragestellungen an eineEdition liegen in der Zukunft und koumlnnen nicht empirisch ermittelt werdenlaquo21 Gleichzeitig aberwurde bereits mehrfach der Wunsch geaumluszligert raquo[hellip] dass Editionen nach Moumlglichkeit fuumlr alleDisziplinen nutzbar sein sollten dass sie allen moumlglichen Zwecken gleichzeitig dienen solltenlaquo22

Diesen Anspruch vertritt auch Harvey raquoa proper edition should be adequate for them alland for many others besideslaquo23 Wie also kann eine Edition den unterschiedlichen (und sichwomoumlglich veraumlndernden) Fragestellungen die in den geisteswissenschaftlichen Disziplinenentwickelt werden entsprechen

Da sich die Sprachwissenschaft fuumlr andere Fragen interessiert als die Literaturwissenschaftoder andere textbasiert arbeitende Wissenschaften (Theologie Kunstgeschichte) war denHerausgeberinnen primaumlr daran gelegen die Originaldokumente moumlglichst authentischquellennah und vorlagengetreu abzubilden Die zuverlaumlssige Wiedergabe der Texte unddie Wahrung des historischen Sprachstandes waren dafuumlr wesentliche VoraussetzungenDie seitenweise Verknuumlpfung von ediertem Volltext und dem Digitalisat der Originaldruckelaumlsst sich im digitalen Medium problemlos herstellen und unterstuumltzt vor allem jene Formender Analyse und Interpretation24 die bereits bei der Betrachtung der Quelle ihren Ausgangnehmen

Im Grunde ermoumlglicht die realisierte digitale Repraumlsentation der Drucke zweigrundverschiedene Rezeptionshaltungen das Lesen und das Suchen in den Texten BeideNutzungssituationen werden durch das adaptive Layout unterstuumltzt das die Inhalte je nachverfuumlgbarer Bildschirmgroumlszlige entweder automatisch anordnet oder durch die Wahl von einzwei oder drei Spalten festgelegt werden kann Den Lesenden bietet es einerseits den Komfort

21 Sahle 2013 S 12922 Sahle 2013 S 13323 Harvey 2001 S 1124 Da in dieser Art von Literatur Texte und Kupferstiche beziehungswiese Vignetten eine enge Verbindungeingehen und die Gesamtbotschaft nur durch das Zusammenwirken beider semiotischer Partnerverstaumlndlich wird duumlrfen die Bild-Digitalisate der Originale auf denen Vergaumlnglichkeitssymbole undTotentanzmotive zu sehen sind kuumlnftigen Nutzerinnen und Nutzern jedenfalls nicht vorenthalten werden

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einer digitalen Lektuumlreansicht den Suchenden stellt es andererseits Navigationsinstrumentezur Verfuumlgung die den direkten Zugriff auf bestimmte Stellen im Text erlauben WaumlhrendLesende aus der Uumlbersicht ein Werk ein Kapitel oder eine Seite waumlhlen um dann in dersynoptischen Ansicht den elektronischen Lesetext mit der digitalen Druckvorlage vor Augenzu haben und mit der Blaumltterfunktion im Text vorankommen gelangen Suchende uumlberverschiedene Register zu ihren Fundstellen etwa uumlber die alphabetisch sortierten und mitBlaumltterfunktion ausgestatteten Register der Lemmata und der Wortformen oder uumlber dasRegister der Wortarten das zusaumltzlich zu den im STTS enthaltenen Kategorien die zuvorbeschriebenen kombinierten Formen ausweist (Abbildung 6)

Abb 6 LINKS Register insbesondere Register der Wortarten mit STTS und Ergaumlnzungen copy ACDH RECHTS

Trefferliste der Kategorie raquoVerb mit Klitikonlaquo mit Belegstellen copy ACDH

Jeder Registereintrag ist mit Frequenzangaben versehen beim Klicken auf einenEintrag wird automatisch in der Suchleiste eine Abfrage generiert die zu den gewuumlnschtenErgebnissen fuumlhrt Eine zweite Moumlglichkeit der Texterschlieszligung ist die freie Suche uumlberdie Suchleiste Sie erlaubt einerseits die Volltext-Suche nach einzelnen Worten Phrasenbzw Kombinationen von Woumlrtern andererseits eine Index-Suche bei der spezifisch nachWortform Lemma Wortart Lemma und Wort kombiniert Wortteilen Personennamen oderOrtsnamen gesucht werden kann Beginnt man mit der Eingabe wird automatisch eine Listevon moumlglichen Abfragen vorgeschlagen Diese Liste ist mit Frequenzangaben versehen undtypisiert dh es ist zugleich ersichtlich ob es sich etwa um einen Personennamen ein Lemmaoder eine Wortform handelt (Abbildung 7)

Abb 7 LINKS Vorgeschlagene Liste an Abfragen beginnend mit raquoMarslaquo copy ACDH RECHTS Vorgeschlagene

Liste an Abfragen beginnend mit raquoVenuslaquo copy ACDH

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Die Suchergebnisse werden chronologisch nach Werktitel und mit Frequenzangabengelistet Durch den Klick auf eines der Werke lassen sich die Ergebnisse bei Bedarf weiterfiltern Unter der Uumlbersicht werden die Einzelergebnisse in chronologischer Reihenfolge ihresVorkommens innerhalb der Texte in der sogenannten keyword in context-Ansicht dargestelltDas gesuchte Schluumlsselwort ist dabei fett hervorgehoben und wird zentriert in seiner jeweiligenTextumgebung angezeigt sodass sich ein erster Sinnzusammenhang erschlieszligt Die Fundstellejedes Belegs wird mit Werkkurztitel und Seitenzahl unmittelbar daruumlber angegeben klickt manauf diese rot markierte Zeile oumlffnet sich auch die angegebene Textseite in der synoptischenVolltext- und Faksimileansicht wo das gesuchte Wort grau unterlegt in seinem groumlszligerenSeitenkontext erscheint (vgl Abbildung 8)

Abb 8 Kombinierte Abfrage aller Nomen mit dem Suffix raquo-heitlaquo mit keyword in context-Ansicht (samt

Frequenzangaben) rechts einer der Belege (grau unterlegt mit Lemma und PoS) copy ACDH

5 Fazit und Ausblick

In den letzten drei Jahren hat sich das ABaCus-Team ein profundes Wissen uumlber dieLiteratur und Sprache dieser Zeitperiode angeeignet und kann deren periodenspezifischeHerausforderungen durch diese Vorarbeiten realistisch einschaumltzen Die Erstellung derRessource selbst wird mittelfristig dazu beitragen weitere Texte dieser Zeit effizienter undschneller digital zu erschlieszligen Vor diesem Hintergrund waumlre es sinnvoll diese erste Versionder ABaCus-Edition als vorlaumlufiges Etappenziel zu sehen Eine Erweiterung waumlre in mehrereRichtungen denkbar Solange es keine verlaumlssliche Ausgabe zu Abraham a Sancta ClarasSchriften gibt koumlnnten weitere integriert werden (zB um das Fruumlhwerk zu vervollstaumlndigen)auch lieszlige sich natuumlrlich das memento mori-Genre durch weitere wichtige Vertreter ergaumlnzenetwa durch Autoren wie Johannes Khuen Jakob Balde Florentius Schilling Gleichzeitig koumlnnteauch das Wissen mit dem die Daten angereichert wurden naumlher spezifiziert werden (etwadurch die Annotation von Bibelstellenangaben oder durch eine granulare morphologischeAnnotation) Dass sich aus dieser Edition ein groumlszligeres Ganzes formen kann indem nochweitere Ressourcen zusammengefuumlhrt und gleichermaszligen annotiert werden waumlre zuwuumlnschen wird jedoch nicht zuletzt von den Mitteln abhaumlngen die dem Projekt in Zukunftzuerkannt werden

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Anne Baillot und Markus Schnoumlpf sehen wissenschaftliche digitale Editionen grundsaumltzlichraquoimmer noch in den Kinderschuhenlaquo25 und weisen damit darauf hin dass die Moumlglichkeitendigitaler Editionen noch bei weitem nicht ausgeschoumlpft werden In diesem Zusammenhangwird zu beobachten sein ob und in wie weit die in ABaCus verwirklichten methodischen undtechnischen Ziele auch die Anspruumlche anderer Projekte beeinflussen werden beziehungsweisebesteht natuumlrlich auch fuumlr das ABaCus-Team selbst die Chance seine Arbeit an barockenTexten als einen raquoProzess fortschreitender Erschlieszligung und Verarbeitunglaquo26 zu begreifen undgemeinsam mit anderen innovativen Vorhaben zu verbessern und weiterzuentwickeln

Inzwischen bleibt zu hoffen dass die digital verfuumlgbaren Schriften Abraham a Sancta Clarasin Forschung Lehre und Unterricht rezipiert erprobt und beforscht werden und dass nicht nurin der historischen Sprachforschung und in der Literaturwissenschaft Fragen gestellt werdendie sich mit dieser Edition beantworten lassen sondern auch die positiven Ruumlckmeldungenaus der Abraham-Forschung der Totentanz-Forschung der Kunstgeschichte und derReligionswissenschaft als Zeichen des Interesses gewertet werden duumlrfen Die Reaktionen aufABaCus in sozialen Medien wie Twitter (Abbildung 9) bestaumltigen die Relevanz der Ressource fuumlrdie in unterschiedlichen Disziplinen arbeitende Gemeinschaft von Forschenden

Abb 9 Tweets als erste Reaktionen auf die ABaCus-Edition Eigene Darstellung copy ACDH

Wenn die zeitentfernten aber nach wie vor faszinierenden Texte dann noch auf die Neugiereiner interessierten web-affinen Oumlffentlichkeit traumlfen die Abraham a Sancta Clara heute nochkennt und seine Gedanken uumlber den Tod nicht nur kursorisch oder anekdotisch nachlesensondern sie im unveraumlnderten Wortlaut und unter Angabe von Belegstellen finden moumlchtedann waumlre das abrahamische raquoEtwas fuumlr allelaquo mehr als 300 Jahre nach seinem Tod tatsaumlchlicherneu(er)t gegluumlckt

25 Vgl Baillot Schnoumlpf 2015 S 13926 Sahle 2013 S 137

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Bibliographische AngabenAnne Baillot Markus Schnoumlpf Von wissenschaftlichen Editionen als interoperable Projekte oder Was koumlnnen eigentlichdigitale Editionen [online] In Digital Humanities Praktiken der Digitalisierung der Dissemination und der SelbstreflexivitaumltHg von Wolfgang Schmale Stuttgart 2015 S 139ndash156 [Nachweis im GBV]

Wilhelm Friedrich Bautz Abraham a Sancta Clara In Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon Band I (1990) Sp 10ndash11 [Nachweis im GBV]

Georg Braungart Artikel Barock In Literaturwissenschaftliches Lexikon Grundbegriffe der Germanistik 2 Auflage Berlin2006 S 44ndash50 [Nachweis im GBV]

Stefanie Dipper POSTagging of Historical Language Data First Experiments In Semantic Approaches in Natural LanguageProcessing Proceedings of the 10 Conference on Natural Language Processing Hg von Manfred Pinkal Ines Rehbein SabineSchulte im Walde Angelika Storrer Saarbruumlcken 2010 S 117ndash121 [Nachweis im GBV]

Franz M Eybl Abraham a Sancta Clara Vom Prediger zum Schriftsteller Tuumlbingen 1992 [online] [Nachweis im GBV]

Franz M Eybl Abraham a Sancta Clara In Killy Literaturlexikon Volume 1 (2008) S 10ndash14 [Nachweis im GBV]

Franz M Eybl Wissensluumlcken um Abraham a Sancta Clara Zur Problematik populaumlrer Autorschaft [Nachweis im GBV] InAbraham a Sancta Clara Vom barocken Kanzelstar zum populaumlren Schriftsteller Hg von Anton Philipp Knittel Eggingen 2012S 104ndash121 [Nachweis im GBV]

P D A Harvey Editing Historical Records London 2001 [Nachweis im GBV]

Erhard Hinrichs Thomas Zastrow Linguistic Annotations for a Diachronic Corpus of German In Linguistic Issues in LanguageTechnology 7 (2012) S 1ndash16 [online]

Volker Meid Die deutsche Literatur im Zeitalter des Barock Vom Spaumlthumanismus zur Fruumlhaufklaumlrung Muumlnchen 2009 [Nachweis im GBV]

Dirk Niefanger Barock 3 Auflage Stuttgart Weimar 2012 [Nachweis im GBV]

Wulf Oesterreicher Korpuslinguistik und diachronische Lexikologie Fallbeispiele aus dem amerikanischen Spanisch des 16Jahrhunderts In Lexikalische Semantik und Korpuslinguistik Hg von Wolf Dietrich Ulrich Hoinkes Bagraverbara Roviroacute MatthiasWarnecke Tuumlbingen 2006 S 479ndash493 [Nachweis im GBV]

Claudia Resch Thierry Declerck Barbara Krautgartner Ulrike Czeitschner ABaCus revisited ndash Extracting and Linking LexicalData from a historical Corpus of Sacred Literature In Proceedings of the 2 Workshop on Language Resources and Evaluationfor Religious Texts Hg von Eric Atwell Claire Brierley Majdi Sawalha Reykjavik 2014 S 36ndash41 [Nachweis im GBV]

Claudia Resch Wolfgang U Dressler Zur Pragmatik der Diminutive in fruumlhen Erbauungstexten Abraham a Santa Claras Einekorpusbasierte Studie In Linguistische Pragmatik in historischen Bezuumlgen Hg von Peter Ernst Martina Werner Berlin 2016S 235ndash249 [Nachweis im GBV]

Claudia Resch Ulrike Czeitschner Eva Wohlfarter Barbara Krautgartner Introducing the Austrian Baroque CorpusAnnotation and Application of a Thematic Research Collection In Proceedings of the Third Conference on Digital Humanitiesin Luxembourg with a Special Focus on Reading Historical Sources in the Digital Age Luxembourg Luxembourg December 5-62013 Hg von Lars Wieneke Catherine Jones Marten Duumlring Florentina Armaselu Reneacute Leboutte 2016 [online]

Patrick Sahle Digitale Editionsformen Zum Umgang mit der Uumlberlieferung unter den Bedingungen des Medienwandels 3Baumlnde Norderstedt 2013 [online] [Nachweis im GBV]

Weiterfuumlhrende LiteraturUlrike Czeitschner Thierry Declerck Karlheinz Moerth Claudia Resch Linguistic and Semantic Annotation in ReligiousMemento Mori Literature In Proceedings of the LREC 2012 Workshop Language Resources and Evaluation for Religious TextsParis 2012 S 49ndash52 [online]

Martin Durrell rsaquoRepresentativenesslsaquo rsaquoDatalsaquo and legitimate expectations What can an electronic historical corpus tell us thatwe didnrsquot actually know already (and how) In Historical Corpora Challenges and Perspectives Hg von Jost Gippert RalfGehrke Tuumlbingen 2015 S 13ndash33 [Nachweis im GBV]

Claudia Resch Ulrike Czeitschner Repraumlsentation von | in barocken Buch-Totentaumlnzen im digitalen Medium InRepraumlsentation(en) Interdisziplinaumlre Annaumlherungen an einen umstrittenen Begriff Hg von Gernot Gruber Monika MokreWien 2016 S 35ndash41 [Nachweis im GBV]

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Abbildungsnachweise und -legendenAbb 1 LINKS Portrait Abraham a Sancta Claras das einem seiner Nachrufe vorangestellt wurde Quelle Johann Carl MegerleABRAHAM ist gestorben Wien [1710] Oumlsterreichische Nationalbibliothek Wien Signatur 220677-C RECHTS Titelblaumltter undKupferstiche der in der ABaCus-Edition enthaltenen Schriften Eigene Darstellung copy ACDH

Abb 2 Kommentierung offensichtlicher Fehler copy ACDH

Abb 3 Kommentierung offensichtlicher Fehler copy ACDH

Abb 4 Annotierung von abrahamischen Wortspielen ndash eine Wortform zwei Lesarten copy ACDH

Abb 5 Screenshot der digitalen ABaCus-Edition copy ACDH

Abb 6 LINKS Register insbesondere Register der Wortarten mit STTS und Ergaumlnzungen copy ACDH RECHTS Trefferliste derKategorie raquoVerb mit Klitikonlaquo mit Belegstellen copy ACDH

Abb 7 LINKS Vorgeschlagene Liste an Abfragen beginnend mit raquoMarslaquo copy ACDH RECHTS Vorgeschlagene Liste an Abfragenbeginnend mit raquoVenuslaquo copy ACDH

Abb 8 Kombinierte Abfrage aller Nomen mit dem Suffix raquo-heitlaquo mit keyword in context-Ansicht (samt Frequenzangaben) rechtseiner der Belege (grau unterlegt mit Lemma und PoS) copy ACDH

Abb 9 Tweets als erste Reaktionen auf die ABaCus-Edition Eigene Darstellung copy ACDH

  • 1 Zur Projektgenese
  • 2 Texte von und mit Abraham a Sancta Clara
  • 3 Erschlieszligungstiefe und Ebenen der Annotation
  • 31 Linguistische Annotation
  • 32 Multifunktionalitaumlt einer Ressource
  • 4 Etwas fuumlr alle Datenrepraumlsentation in der ABaCus-Edition
  • 5 Fazit und Ausblick
  • Bibliographische Angaben
  • Weiterfuumlhrende Literatur
  • Abbildungsnachweise und -legenden

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(2) Des Weiteren erschwerten historische Konventionen der Zusammen- undGetrenntschreibung die Zuordnung Fuumlr kontrahierte Formen wie etwa raquowirstlaquo raquomeinestlaquooder raquomustulaquo waren im standardisierten Stuttgart-Tuumlbingen-TagSet (STTS) keine Kategorienvorgesehen weshalb in Analogie zu den bestehenden Kategorien neue kombinierte Tagseingefuumlhrt und in den Registern als solche ausgewiesen wurden (fuumlr die oben genanntenBeispiele etwa VAFINPPER VVFINPPER und VMFINPPER)

(3) Bei der Lemmatisierung16 wurde fuumlr jedes Token eine normalisierte Grundwortformangesetzt und der Duden sowie das Deutsche Woumlrterbuch von Jacob und Wilhelm Grimmals Referenzwerke herangezogen Die mehr als 1000 in den Texten vorkommendenWortformen zu denen es in den beiden genannten Referenzwerken keinen entsprechendenWoumlrterbucheintrag gab wurden als sogenannte out-of-vocabulary-words gekennzeichnetund auf eine naheliegende Grundform zuruumlckgefuumlhrt ndash Beispiele hierfuumlr waren Lexeme wieraquobeindrechslerischlaquo raquobrumbrumbrummendlaquo oder raquoButterkindlaquo und viele weitere mehr

(4) Eine besondere Herausforderung stellten Wortspiele dar die keine eindeutigeZuweisung zu einem Lemma erlaubten Exemplarisch ist eine Textstelle zu nennen in der esdarum ging welche Farbe die schoumlnste sei naumlmlich die goldene die in einer betoumlrten Welt denVorzug haumltte gegenuumlber der raquoweissenlaquo Der Autor laumlsst hier absichtlich beide Lesarten offenweil sowohl von der raquoweiszligen Farbelaquo als auch von der raquoweisen Weltlaquo die Rede sein koumlnnte Beider Annotation wurde in solchen Faumlllen wortwitzerhaltend vorgegangen indem fuumlr ein unddieselbe Wortform zwei Lemmata angesetzt wurden die beide Lesarten zulieszligen sodass dieseStelle unter beiden Eintraumlgen ndash raquoweiszliglaquo oder raquoweiselaquo ndash zu finden waumlre (vgl Abbildung 4)

Abb 4 Annotierung von abrahamischen Wortspielen ndash eine Wortform zwei Lesarten copy ACDH

Die Entscheidungen die bei der Korrektur der automatischen Annotation getroffenwerden mussten erforderten aber nicht nur Zeit vielmehr war die linguistische Analysedieser historischen Sprachdaten an und fuumlr sich eine komplexe houmlchst anspruchsvolle

16 Fuumlr Texte historischer Sprachstadien in denen Graphien staumlrkere Varianz aufweisen als heute ist dieLemmatisierung unserer Ansicht nach unerlaumlsslich weil dadurch nicht nur flektierte Formen abgefragtwerden koumlnnen sondern alle vorkommenden Schreibvarianten vgl etwa die Suche nach dem LemmaraquoHebraumlerlaquo die im konkreten Fall zu den Wortformen raquoHebreerlaquo raquoHaeligbreerlaquo raquoHebraeligrlaquo raquoEbraumlerlaquo raquoEbreerlaquound raquoHebrlaquo fuumlhrt

raquoEtwas fuumlr allelaquo ndash Ausgewaumlhlte Texte von und mit Abraham a Sancta Clara digital | ZfdG 2017

Forschungsaufgabe die raquoein profundes historisch-kulturelles Wissen solide sprachhistorischeKenntnisse und Vertrautheit mit Texten und Texttraditionen sowie viel Feingefuumlhl bei derBeurteilunglaquo17 erfordert wie Wulf Oesterreicher bestaumltigt Im ABaCus-Projekt waren neben derVerfasserin vor allem Barbara Krautgartner und Eva Wohlfarter mit dieser Aufgabe betrautwodurch die Konsistenz der annotierten Daten gewaumlhrleistet blieb Die zahlreichen schwierigenFaumllle wurden eingehend besprochen und ndash wenn es mehrere Loumlsungsansaumltze gab ndash gemeinsamdiskutiert und entschieden

Der oben gezeigte Screenshot (Abbildung 4) zeigt dass in der Webapplikation jederBeleg mit Lemma- und PoS-Informationen unterlegt ist sobald man mit dem Cursor indessen Naumlhe kommt Aus der Sicht der Benutzer kann diese Anzeige (etwa bei heute nichtmehr gebraumluchlichen Schreibvarianten) dazu beitragen das Textverstaumlndnis zu verbessernbeziehungsweise kann nach diesen Lemmata und Wortarten auch gesucht werden Gleichzeitigdient diese Anzeige auch der Dokumentation wodurch die linguistische Annotation alseigene wissenschaftliche Leistung sichtbar und fuumlr andere Benutzer und Benutzerinnennachvollziehbar wird Mit Sicherheit finden sich unter den 180000 Token einzelne Faumllledie man anders haumltte beurteilen koumlnnen Trotz Anwendung eines standardisiertenWortartenklassifizierungssystems bleibt in der Praxis ein gewisser Entscheidungsspielraumoffen Dass Annotation immer auch eine Form der Interpretation ist muss zukuumlnftigenBenutzern und Benutzerinnen daher jedenfalls bewusst sein

32 Multifunktionalitaumlt einer Ressource

Die linguistische Annotation von Abraham a Sancta Claras Texten und solchen dieihm zugeschrieben werden hat gleichzeitig gezeigt was aumlhnlich angelegte Projektein Zukunft benoumltigen werden Tools mit denen man automatisch erzeugte Taggingsbenutzerfreundlich und effizient nachbearbeiten kann Die annotierten Texte waren sicherlichein Extremfall von Non-standard dennoch sind die Probleme die dabei zu loumlsen warenweniger periodenspezifisch als erwartet (denn auch in anderen Geltungsbereichen hat manhaumlufig mit Non-standard Varietaumlten zu tun) Umso erfreulicher ist es dass vor dem Hintergrundder Annotationserfahrungen von ABaCus am Austrian Centre for Digital Humanities intensivan einem benutzerfreundlichen webTokenEditor gearbeitet wird mit dem man Daten intabellarischer Form schnell und unkompliziert im Browser wird korrigieren koumlnnen

Das Ergebnis des aufwendigen Annotationsverfahrens ist eine handverlesene Datenbasisderen Qualitaumlt diese digitale Ressource zu einer gefragten Ausgangsbasis fuumlr weiterfuumlhrendeForschungsanliegen macht Anhand der Datenbasis laumlsst sich 1 die Leistung automatischerTaggingverfahren evaluieren18 2 die Leistung automatischer Taggingverfahren regelbasiert

17 Oesterreicher 2006 S 49318 Die Evaluierung des automatischen Taggings und die sich daran anschlieszligenden Versuche die Leistungdes Taggers anhand noch nicht annotierter Texte mit der erarbeiteten Datenbasis als Hilfswoumlrterbuch zusteigern sind in folgenden Publikationen dokumentiert Claudia Resch et al 2014 S 36ndash41 besondersAbschnitt 21 raquoImprovement through reliable datalaquo S 37 und Claudia Resch et al 2016 Erste Ergebnissehaben gezeigt dass mit dem Einsatz zuverlaumlssig korrigierter Daten des gleichen Genres und der gleichenSprachperiode bei noch nicht annotierten Texten sowohl bei der Wortartklassifizierung als auch bei derLemmatisierung wesentlich bessere Ergebnisse zu erzielen sind

raquoEtwas fuumlr allelaquo ndash Ausgewaumlhlte Texte von und mit Abraham a Sancta Clara digital | ZfdG 2017

verbessern19 und 3 koumlnnen die generierten maschinenlesbaren Wortformen- undLemmalisten dazu beitragen OCR-Prozesse weiterzuentwickeln20

Daruumlber hinaus lassen sich die manuell uumlberpruumlften Daten als verlaumlssliche Basis fuumlr eineVielzahl von (linguistischen) Fragestellungen nutzen Ihr Wert liegt in der Wiederverwendbarkeitvon bereits erarbeitetem sorgfaumlltig gepruumlftem Wissen uumlber die Texte was bedeutet dassdie Projektgruppe selbst aber auch kuumlnftige Nutzerinnen und Nutzer die Annotationenzeitsparend zweckmaumlszligig und gewinnbringend fuumlr ihre Erkenntnisinteressen einsetzen koumlnnen

4 Etwas fuumlr alle Datenrepraumlsentation in der ABaCus-Edition

Seit 5 Mai 2015 stehen die angereicherten Daten als Teil des Austrian Baroque Corpusmit erlaumluternden Texten einem breiteren Benutzerkreis testweise anmeldungsfrei undkostenlos online unter httpsacdhoeawacatabacus unter einer CC BY-NC 40 Lizenz zurVerfuumlgung Sofern vollstaumlndig auf die Quelle verwiesen wird darf ABaCus als Ressourcefuumlr individuelle nicht kommerzielle Forschungszwecke verwendet werden wofuumlr folgendeZitierweise empfohlen wird ABaCus ndash Austrian Baroque Corpus 2015 Hrsg von Claudia Reschund Ulrike Czeitschner lthttpacdhoeawacatabacusgt abgerufen am [Datum des letztenZugriffs]

Die Webapplikation uumlber die Abraham a Sancta Claras Werke zugaumlnglich sind basiertauf dem modularen Publikations-Framework corpus_shell und wurde in Kooperation mitMatej Ďurčo und Daniel Schopper am ACDH mit der Intention entwickelt zeitentfernte inBibliotheken beherbergte Drucke aus der Barockzeit fuumlr wissenschaftliche Fragestellungenzugaumlnglich zu machen Es haumltte viele weitere Moumlglichkeiten gegeben die Daten auf andereWeise zu kodieren und zu visualisieren Das Projektteam hat sich fuumlr diese Benutzeroberflaumlcheentschieden weil sie dazu geeignet ist ndash einem abrahamischen Buchtitel folgend ndash raquoEtwasfuumlr allelaquo (1699) zu bieten indem sie sich an unterschiedlichen Fragestellungen orientiert undmehrere Nutzungsszenarien ermoumlglicht und unterstuumltzt Abbildung 5 zeigt das derzeitigeErscheinungsbild und die Funktionalitaumlten der ABaCus-Edition im Uumlberblick

19 Auf Anfrage des Deutschen Textarchivs an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaftenstellt ABaCus seine Daten zur Verfuumlgung um dessen automatische Taggingwerkzeuge zu optimieren20 Auf Anfrage der Bayerischen Staatsbibliothek stellt ABaCus seine Daten auch dafuumlr zur Verfuumlgung imRahmen des DFG-Projekts raquoKoordinierte Foumlrderinitiative zur Weiterentwicklung von Verfahren fuumlr die Optical-Character-Recognition (OCR)laquo die Texterkennung zu verbessern

raquoEtwas fuumlr allelaquo ndash Ausgewaumlhlte Texte von und mit Abraham a Sancta Clara digital | ZfdG 2017

Abb 5 Screenshot der digitalen ABaCus-Edition copy ACDH

Das Projektteam konnte zwar bestehende Fragen die an die Daten herangetragen werdenberuumlcksichtigen aber keine zukuumlnftigen antizipieren denn raquoDie Fragestellungen an eineEdition liegen in der Zukunft und koumlnnen nicht empirisch ermittelt werdenlaquo21 Gleichzeitig aberwurde bereits mehrfach der Wunsch geaumluszligert raquo[hellip] dass Editionen nach Moumlglichkeit fuumlr alleDisziplinen nutzbar sein sollten dass sie allen moumlglichen Zwecken gleichzeitig dienen solltenlaquo22

Diesen Anspruch vertritt auch Harvey raquoa proper edition should be adequate for them alland for many others besideslaquo23 Wie also kann eine Edition den unterschiedlichen (und sichwomoumlglich veraumlndernden) Fragestellungen die in den geisteswissenschaftlichen Disziplinenentwickelt werden entsprechen

Da sich die Sprachwissenschaft fuumlr andere Fragen interessiert als die Literaturwissenschaftoder andere textbasiert arbeitende Wissenschaften (Theologie Kunstgeschichte) war denHerausgeberinnen primaumlr daran gelegen die Originaldokumente moumlglichst authentischquellennah und vorlagengetreu abzubilden Die zuverlaumlssige Wiedergabe der Texte unddie Wahrung des historischen Sprachstandes waren dafuumlr wesentliche VoraussetzungenDie seitenweise Verknuumlpfung von ediertem Volltext und dem Digitalisat der Originaldruckelaumlsst sich im digitalen Medium problemlos herstellen und unterstuumltzt vor allem jene Formender Analyse und Interpretation24 die bereits bei der Betrachtung der Quelle ihren Ausgangnehmen

Im Grunde ermoumlglicht die realisierte digitale Repraumlsentation der Drucke zweigrundverschiedene Rezeptionshaltungen das Lesen und das Suchen in den Texten BeideNutzungssituationen werden durch das adaptive Layout unterstuumltzt das die Inhalte je nachverfuumlgbarer Bildschirmgroumlszlige entweder automatisch anordnet oder durch die Wahl von einzwei oder drei Spalten festgelegt werden kann Den Lesenden bietet es einerseits den Komfort

21 Sahle 2013 S 12922 Sahle 2013 S 13323 Harvey 2001 S 1124 Da in dieser Art von Literatur Texte und Kupferstiche beziehungswiese Vignetten eine enge Verbindungeingehen und die Gesamtbotschaft nur durch das Zusammenwirken beider semiotischer Partnerverstaumlndlich wird duumlrfen die Bild-Digitalisate der Originale auf denen Vergaumlnglichkeitssymbole undTotentanzmotive zu sehen sind kuumlnftigen Nutzerinnen und Nutzern jedenfalls nicht vorenthalten werden

raquoEtwas fuumlr allelaquo ndash Ausgewaumlhlte Texte von und mit Abraham a Sancta Clara digital | ZfdG 2017

einer digitalen Lektuumlreansicht den Suchenden stellt es andererseits Navigationsinstrumentezur Verfuumlgung die den direkten Zugriff auf bestimmte Stellen im Text erlauben WaumlhrendLesende aus der Uumlbersicht ein Werk ein Kapitel oder eine Seite waumlhlen um dann in dersynoptischen Ansicht den elektronischen Lesetext mit der digitalen Druckvorlage vor Augenzu haben und mit der Blaumltterfunktion im Text vorankommen gelangen Suchende uumlberverschiedene Register zu ihren Fundstellen etwa uumlber die alphabetisch sortierten und mitBlaumltterfunktion ausgestatteten Register der Lemmata und der Wortformen oder uumlber dasRegister der Wortarten das zusaumltzlich zu den im STTS enthaltenen Kategorien die zuvorbeschriebenen kombinierten Formen ausweist (Abbildung 6)

Abb 6 LINKS Register insbesondere Register der Wortarten mit STTS und Ergaumlnzungen copy ACDH RECHTS

Trefferliste der Kategorie raquoVerb mit Klitikonlaquo mit Belegstellen copy ACDH

Jeder Registereintrag ist mit Frequenzangaben versehen beim Klicken auf einenEintrag wird automatisch in der Suchleiste eine Abfrage generiert die zu den gewuumlnschtenErgebnissen fuumlhrt Eine zweite Moumlglichkeit der Texterschlieszligung ist die freie Suche uumlberdie Suchleiste Sie erlaubt einerseits die Volltext-Suche nach einzelnen Worten Phrasenbzw Kombinationen von Woumlrtern andererseits eine Index-Suche bei der spezifisch nachWortform Lemma Wortart Lemma und Wort kombiniert Wortteilen Personennamen oderOrtsnamen gesucht werden kann Beginnt man mit der Eingabe wird automatisch eine Listevon moumlglichen Abfragen vorgeschlagen Diese Liste ist mit Frequenzangaben versehen undtypisiert dh es ist zugleich ersichtlich ob es sich etwa um einen Personennamen ein Lemmaoder eine Wortform handelt (Abbildung 7)

Abb 7 LINKS Vorgeschlagene Liste an Abfragen beginnend mit raquoMarslaquo copy ACDH RECHTS Vorgeschlagene

Liste an Abfragen beginnend mit raquoVenuslaquo copy ACDH

raquoEtwas fuumlr allelaquo ndash Ausgewaumlhlte Texte von und mit Abraham a Sancta Clara digital | ZfdG 2017

Die Suchergebnisse werden chronologisch nach Werktitel und mit Frequenzangabengelistet Durch den Klick auf eines der Werke lassen sich die Ergebnisse bei Bedarf weiterfiltern Unter der Uumlbersicht werden die Einzelergebnisse in chronologischer Reihenfolge ihresVorkommens innerhalb der Texte in der sogenannten keyword in context-Ansicht dargestelltDas gesuchte Schluumlsselwort ist dabei fett hervorgehoben und wird zentriert in seiner jeweiligenTextumgebung angezeigt sodass sich ein erster Sinnzusammenhang erschlieszligt Die Fundstellejedes Belegs wird mit Werkkurztitel und Seitenzahl unmittelbar daruumlber angegeben klickt manauf diese rot markierte Zeile oumlffnet sich auch die angegebene Textseite in der synoptischenVolltext- und Faksimileansicht wo das gesuchte Wort grau unterlegt in seinem groumlszligerenSeitenkontext erscheint (vgl Abbildung 8)

Abb 8 Kombinierte Abfrage aller Nomen mit dem Suffix raquo-heitlaquo mit keyword in context-Ansicht (samt

Frequenzangaben) rechts einer der Belege (grau unterlegt mit Lemma und PoS) copy ACDH

5 Fazit und Ausblick

In den letzten drei Jahren hat sich das ABaCus-Team ein profundes Wissen uumlber dieLiteratur und Sprache dieser Zeitperiode angeeignet und kann deren periodenspezifischeHerausforderungen durch diese Vorarbeiten realistisch einschaumltzen Die Erstellung derRessource selbst wird mittelfristig dazu beitragen weitere Texte dieser Zeit effizienter undschneller digital zu erschlieszligen Vor diesem Hintergrund waumlre es sinnvoll diese erste Versionder ABaCus-Edition als vorlaumlufiges Etappenziel zu sehen Eine Erweiterung waumlre in mehrereRichtungen denkbar Solange es keine verlaumlssliche Ausgabe zu Abraham a Sancta ClarasSchriften gibt koumlnnten weitere integriert werden (zB um das Fruumlhwerk zu vervollstaumlndigen)auch lieszlige sich natuumlrlich das memento mori-Genre durch weitere wichtige Vertreter ergaumlnzenetwa durch Autoren wie Johannes Khuen Jakob Balde Florentius Schilling Gleichzeitig koumlnnteauch das Wissen mit dem die Daten angereichert wurden naumlher spezifiziert werden (etwadurch die Annotation von Bibelstellenangaben oder durch eine granulare morphologischeAnnotation) Dass sich aus dieser Edition ein groumlszligeres Ganzes formen kann indem nochweitere Ressourcen zusammengefuumlhrt und gleichermaszligen annotiert werden waumlre zuwuumlnschen wird jedoch nicht zuletzt von den Mitteln abhaumlngen die dem Projekt in Zukunftzuerkannt werden

raquoEtwas fuumlr allelaquo ndash Ausgewaumlhlte Texte von und mit Abraham a Sancta Clara digital | ZfdG 2017

Anne Baillot und Markus Schnoumlpf sehen wissenschaftliche digitale Editionen grundsaumltzlichraquoimmer noch in den Kinderschuhenlaquo25 und weisen damit darauf hin dass die Moumlglichkeitendigitaler Editionen noch bei weitem nicht ausgeschoumlpft werden In diesem Zusammenhangwird zu beobachten sein ob und in wie weit die in ABaCus verwirklichten methodischen undtechnischen Ziele auch die Anspruumlche anderer Projekte beeinflussen werden beziehungsweisebesteht natuumlrlich auch fuumlr das ABaCus-Team selbst die Chance seine Arbeit an barockenTexten als einen raquoProzess fortschreitender Erschlieszligung und Verarbeitunglaquo26 zu begreifen undgemeinsam mit anderen innovativen Vorhaben zu verbessern und weiterzuentwickeln

Inzwischen bleibt zu hoffen dass die digital verfuumlgbaren Schriften Abraham a Sancta Clarasin Forschung Lehre und Unterricht rezipiert erprobt und beforscht werden und dass nicht nurin der historischen Sprachforschung und in der Literaturwissenschaft Fragen gestellt werdendie sich mit dieser Edition beantworten lassen sondern auch die positiven Ruumlckmeldungenaus der Abraham-Forschung der Totentanz-Forschung der Kunstgeschichte und derReligionswissenschaft als Zeichen des Interesses gewertet werden duumlrfen Die Reaktionen aufABaCus in sozialen Medien wie Twitter (Abbildung 9) bestaumltigen die Relevanz der Ressource fuumlrdie in unterschiedlichen Disziplinen arbeitende Gemeinschaft von Forschenden

Abb 9 Tweets als erste Reaktionen auf die ABaCus-Edition Eigene Darstellung copy ACDH

Wenn die zeitentfernten aber nach wie vor faszinierenden Texte dann noch auf die Neugiereiner interessierten web-affinen Oumlffentlichkeit traumlfen die Abraham a Sancta Clara heute nochkennt und seine Gedanken uumlber den Tod nicht nur kursorisch oder anekdotisch nachlesensondern sie im unveraumlnderten Wortlaut und unter Angabe von Belegstellen finden moumlchtedann waumlre das abrahamische raquoEtwas fuumlr allelaquo mehr als 300 Jahre nach seinem Tod tatsaumlchlicherneu(er)t gegluumlckt

25 Vgl Baillot Schnoumlpf 2015 S 13926 Sahle 2013 S 137

raquoEtwas fuumlr allelaquo ndash Ausgewaumlhlte Texte von und mit Abraham a Sancta Clara digital | ZfdG 2017

Bibliographische AngabenAnne Baillot Markus Schnoumlpf Von wissenschaftlichen Editionen als interoperable Projekte oder Was koumlnnen eigentlichdigitale Editionen [online] In Digital Humanities Praktiken der Digitalisierung der Dissemination und der SelbstreflexivitaumltHg von Wolfgang Schmale Stuttgart 2015 S 139ndash156 [Nachweis im GBV]

Wilhelm Friedrich Bautz Abraham a Sancta Clara In Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon Band I (1990) Sp 10ndash11 [Nachweis im GBV]

Georg Braungart Artikel Barock In Literaturwissenschaftliches Lexikon Grundbegriffe der Germanistik 2 Auflage Berlin2006 S 44ndash50 [Nachweis im GBV]

Stefanie Dipper POSTagging of Historical Language Data First Experiments In Semantic Approaches in Natural LanguageProcessing Proceedings of the 10 Conference on Natural Language Processing Hg von Manfred Pinkal Ines Rehbein SabineSchulte im Walde Angelika Storrer Saarbruumlcken 2010 S 117ndash121 [Nachweis im GBV]

Franz M Eybl Abraham a Sancta Clara Vom Prediger zum Schriftsteller Tuumlbingen 1992 [online] [Nachweis im GBV]

Franz M Eybl Abraham a Sancta Clara In Killy Literaturlexikon Volume 1 (2008) S 10ndash14 [Nachweis im GBV]

Franz M Eybl Wissensluumlcken um Abraham a Sancta Clara Zur Problematik populaumlrer Autorschaft [Nachweis im GBV] InAbraham a Sancta Clara Vom barocken Kanzelstar zum populaumlren Schriftsteller Hg von Anton Philipp Knittel Eggingen 2012S 104ndash121 [Nachweis im GBV]

P D A Harvey Editing Historical Records London 2001 [Nachweis im GBV]

Erhard Hinrichs Thomas Zastrow Linguistic Annotations for a Diachronic Corpus of German In Linguistic Issues in LanguageTechnology 7 (2012) S 1ndash16 [online]

Volker Meid Die deutsche Literatur im Zeitalter des Barock Vom Spaumlthumanismus zur Fruumlhaufklaumlrung Muumlnchen 2009 [Nachweis im GBV]

Dirk Niefanger Barock 3 Auflage Stuttgart Weimar 2012 [Nachweis im GBV]

Wulf Oesterreicher Korpuslinguistik und diachronische Lexikologie Fallbeispiele aus dem amerikanischen Spanisch des 16Jahrhunderts In Lexikalische Semantik und Korpuslinguistik Hg von Wolf Dietrich Ulrich Hoinkes Bagraverbara Roviroacute MatthiasWarnecke Tuumlbingen 2006 S 479ndash493 [Nachweis im GBV]

Claudia Resch Thierry Declerck Barbara Krautgartner Ulrike Czeitschner ABaCus revisited ndash Extracting and Linking LexicalData from a historical Corpus of Sacred Literature In Proceedings of the 2 Workshop on Language Resources and Evaluationfor Religious Texts Hg von Eric Atwell Claire Brierley Majdi Sawalha Reykjavik 2014 S 36ndash41 [Nachweis im GBV]

Claudia Resch Wolfgang U Dressler Zur Pragmatik der Diminutive in fruumlhen Erbauungstexten Abraham a Santa Claras Einekorpusbasierte Studie In Linguistische Pragmatik in historischen Bezuumlgen Hg von Peter Ernst Martina Werner Berlin 2016S 235ndash249 [Nachweis im GBV]

Claudia Resch Ulrike Czeitschner Eva Wohlfarter Barbara Krautgartner Introducing the Austrian Baroque CorpusAnnotation and Application of a Thematic Research Collection In Proceedings of the Third Conference on Digital Humanitiesin Luxembourg with a Special Focus on Reading Historical Sources in the Digital Age Luxembourg Luxembourg December 5-62013 Hg von Lars Wieneke Catherine Jones Marten Duumlring Florentina Armaselu Reneacute Leboutte 2016 [online]

Patrick Sahle Digitale Editionsformen Zum Umgang mit der Uumlberlieferung unter den Bedingungen des Medienwandels 3Baumlnde Norderstedt 2013 [online] [Nachweis im GBV]

Weiterfuumlhrende LiteraturUlrike Czeitschner Thierry Declerck Karlheinz Moerth Claudia Resch Linguistic and Semantic Annotation in ReligiousMemento Mori Literature In Proceedings of the LREC 2012 Workshop Language Resources and Evaluation for Religious TextsParis 2012 S 49ndash52 [online]

Martin Durrell rsaquoRepresentativenesslsaquo rsaquoDatalsaquo and legitimate expectations What can an electronic historical corpus tell us thatwe didnrsquot actually know already (and how) In Historical Corpora Challenges and Perspectives Hg von Jost Gippert RalfGehrke Tuumlbingen 2015 S 13ndash33 [Nachweis im GBV]

Claudia Resch Ulrike Czeitschner Repraumlsentation von | in barocken Buch-Totentaumlnzen im digitalen Medium InRepraumlsentation(en) Interdisziplinaumlre Annaumlherungen an einen umstrittenen Begriff Hg von Gernot Gruber Monika MokreWien 2016 S 35ndash41 [Nachweis im GBV]

raquoEtwas fuumlr allelaquo ndash Ausgewaumlhlte Texte von und mit Abraham a Sancta Clara digital | ZfdG 2017

Abbildungsnachweise und -legendenAbb 1 LINKS Portrait Abraham a Sancta Claras das einem seiner Nachrufe vorangestellt wurde Quelle Johann Carl MegerleABRAHAM ist gestorben Wien [1710] Oumlsterreichische Nationalbibliothek Wien Signatur 220677-C RECHTS Titelblaumltter undKupferstiche der in der ABaCus-Edition enthaltenen Schriften Eigene Darstellung copy ACDH

Abb 2 Kommentierung offensichtlicher Fehler copy ACDH

Abb 3 Kommentierung offensichtlicher Fehler copy ACDH

Abb 4 Annotierung von abrahamischen Wortspielen ndash eine Wortform zwei Lesarten copy ACDH

Abb 5 Screenshot der digitalen ABaCus-Edition copy ACDH

Abb 6 LINKS Register insbesondere Register der Wortarten mit STTS und Ergaumlnzungen copy ACDH RECHTS Trefferliste derKategorie raquoVerb mit Klitikonlaquo mit Belegstellen copy ACDH

Abb 7 LINKS Vorgeschlagene Liste an Abfragen beginnend mit raquoMarslaquo copy ACDH RECHTS Vorgeschlagene Liste an Abfragenbeginnend mit raquoVenuslaquo copy ACDH

Abb 8 Kombinierte Abfrage aller Nomen mit dem Suffix raquo-heitlaquo mit keyword in context-Ansicht (samt Frequenzangaben) rechtseiner der Belege (grau unterlegt mit Lemma und PoS) copy ACDH

Abb 9 Tweets als erste Reaktionen auf die ABaCus-Edition Eigene Darstellung copy ACDH

  • 1 Zur Projektgenese
  • 2 Texte von und mit Abraham a Sancta Clara
  • 3 Erschlieszligungstiefe und Ebenen der Annotation
  • 31 Linguistische Annotation
  • 32 Multifunktionalitaumlt einer Ressource
  • 4 Etwas fuumlr alle Datenrepraumlsentation in der ABaCus-Edition
  • 5 Fazit und Ausblick
  • Bibliographische Angaben
  • Weiterfuumlhrende Literatur
  • Abbildungsnachweise und -legenden

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Forschungsaufgabe die raquoein profundes historisch-kulturelles Wissen solide sprachhistorischeKenntnisse und Vertrautheit mit Texten und Texttraditionen sowie viel Feingefuumlhl bei derBeurteilunglaquo17 erfordert wie Wulf Oesterreicher bestaumltigt Im ABaCus-Projekt waren neben derVerfasserin vor allem Barbara Krautgartner und Eva Wohlfarter mit dieser Aufgabe betrautwodurch die Konsistenz der annotierten Daten gewaumlhrleistet blieb Die zahlreichen schwierigenFaumllle wurden eingehend besprochen und ndash wenn es mehrere Loumlsungsansaumltze gab ndash gemeinsamdiskutiert und entschieden

Der oben gezeigte Screenshot (Abbildung 4) zeigt dass in der Webapplikation jederBeleg mit Lemma- und PoS-Informationen unterlegt ist sobald man mit dem Cursor indessen Naumlhe kommt Aus der Sicht der Benutzer kann diese Anzeige (etwa bei heute nichtmehr gebraumluchlichen Schreibvarianten) dazu beitragen das Textverstaumlndnis zu verbessernbeziehungsweise kann nach diesen Lemmata und Wortarten auch gesucht werden Gleichzeitigdient diese Anzeige auch der Dokumentation wodurch die linguistische Annotation alseigene wissenschaftliche Leistung sichtbar und fuumlr andere Benutzer und Benutzerinnennachvollziehbar wird Mit Sicherheit finden sich unter den 180000 Token einzelne Faumllledie man anders haumltte beurteilen koumlnnen Trotz Anwendung eines standardisiertenWortartenklassifizierungssystems bleibt in der Praxis ein gewisser Entscheidungsspielraumoffen Dass Annotation immer auch eine Form der Interpretation ist muss zukuumlnftigenBenutzern und Benutzerinnen daher jedenfalls bewusst sein

32 Multifunktionalitaumlt einer Ressource

Die linguistische Annotation von Abraham a Sancta Claras Texten und solchen dieihm zugeschrieben werden hat gleichzeitig gezeigt was aumlhnlich angelegte Projektein Zukunft benoumltigen werden Tools mit denen man automatisch erzeugte Taggingsbenutzerfreundlich und effizient nachbearbeiten kann Die annotierten Texte waren sicherlichein Extremfall von Non-standard dennoch sind die Probleme die dabei zu loumlsen warenweniger periodenspezifisch als erwartet (denn auch in anderen Geltungsbereichen hat manhaumlufig mit Non-standard Varietaumlten zu tun) Umso erfreulicher ist es dass vor dem Hintergrundder Annotationserfahrungen von ABaCus am Austrian Centre for Digital Humanities intensivan einem benutzerfreundlichen webTokenEditor gearbeitet wird mit dem man Daten intabellarischer Form schnell und unkompliziert im Browser wird korrigieren koumlnnen

Das Ergebnis des aufwendigen Annotationsverfahrens ist eine handverlesene Datenbasisderen Qualitaumlt diese digitale Ressource zu einer gefragten Ausgangsbasis fuumlr weiterfuumlhrendeForschungsanliegen macht Anhand der Datenbasis laumlsst sich 1 die Leistung automatischerTaggingverfahren evaluieren18 2 die Leistung automatischer Taggingverfahren regelbasiert

17 Oesterreicher 2006 S 49318 Die Evaluierung des automatischen Taggings und die sich daran anschlieszligenden Versuche die Leistungdes Taggers anhand noch nicht annotierter Texte mit der erarbeiteten Datenbasis als Hilfswoumlrterbuch zusteigern sind in folgenden Publikationen dokumentiert Claudia Resch et al 2014 S 36ndash41 besondersAbschnitt 21 raquoImprovement through reliable datalaquo S 37 und Claudia Resch et al 2016 Erste Ergebnissehaben gezeigt dass mit dem Einsatz zuverlaumlssig korrigierter Daten des gleichen Genres und der gleichenSprachperiode bei noch nicht annotierten Texten sowohl bei der Wortartklassifizierung als auch bei derLemmatisierung wesentlich bessere Ergebnisse zu erzielen sind

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verbessern19 und 3 koumlnnen die generierten maschinenlesbaren Wortformen- undLemmalisten dazu beitragen OCR-Prozesse weiterzuentwickeln20

Daruumlber hinaus lassen sich die manuell uumlberpruumlften Daten als verlaumlssliche Basis fuumlr eineVielzahl von (linguistischen) Fragestellungen nutzen Ihr Wert liegt in der Wiederverwendbarkeitvon bereits erarbeitetem sorgfaumlltig gepruumlftem Wissen uumlber die Texte was bedeutet dassdie Projektgruppe selbst aber auch kuumlnftige Nutzerinnen und Nutzer die Annotationenzeitsparend zweckmaumlszligig und gewinnbringend fuumlr ihre Erkenntnisinteressen einsetzen koumlnnen

4 Etwas fuumlr alle Datenrepraumlsentation in der ABaCus-Edition

Seit 5 Mai 2015 stehen die angereicherten Daten als Teil des Austrian Baroque Corpusmit erlaumluternden Texten einem breiteren Benutzerkreis testweise anmeldungsfrei undkostenlos online unter httpsacdhoeawacatabacus unter einer CC BY-NC 40 Lizenz zurVerfuumlgung Sofern vollstaumlndig auf die Quelle verwiesen wird darf ABaCus als Ressourcefuumlr individuelle nicht kommerzielle Forschungszwecke verwendet werden wofuumlr folgendeZitierweise empfohlen wird ABaCus ndash Austrian Baroque Corpus 2015 Hrsg von Claudia Reschund Ulrike Czeitschner lthttpacdhoeawacatabacusgt abgerufen am [Datum des letztenZugriffs]

Die Webapplikation uumlber die Abraham a Sancta Claras Werke zugaumlnglich sind basiertauf dem modularen Publikations-Framework corpus_shell und wurde in Kooperation mitMatej Ďurčo und Daniel Schopper am ACDH mit der Intention entwickelt zeitentfernte inBibliotheken beherbergte Drucke aus der Barockzeit fuumlr wissenschaftliche Fragestellungenzugaumlnglich zu machen Es haumltte viele weitere Moumlglichkeiten gegeben die Daten auf andereWeise zu kodieren und zu visualisieren Das Projektteam hat sich fuumlr diese Benutzeroberflaumlcheentschieden weil sie dazu geeignet ist ndash einem abrahamischen Buchtitel folgend ndash raquoEtwasfuumlr allelaquo (1699) zu bieten indem sie sich an unterschiedlichen Fragestellungen orientiert undmehrere Nutzungsszenarien ermoumlglicht und unterstuumltzt Abbildung 5 zeigt das derzeitigeErscheinungsbild und die Funktionalitaumlten der ABaCus-Edition im Uumlberblick

19 Auf Anfrage des Deutschen Textarchivs an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaftenstellt ABaCus seine Daten zur Verfuumlgung um dessen automatische Taggingwerkzeuge zu optimieren20 Auf Anfrage der Bayerischen Staatsbibliothek stellt ABaCus seine Daten auch dafuumlr zur Verfuumlgung imRahmen des DFG-Projekts raquoKoordinierte Foumlrderinitiative zur Weiterentwicklung von Verfahren fuumlr die Optical-Character-Recognition (OCR)laquo die Texterkennung zu verbessern

raquoEtwas fuumlr allelaquo ndash Ausgewaumlhlte Texte von und mit Abraham a Sancta Clara digital | ZfdG 2017

Abb 5 Screenshot der digitalen ABaCus-Edition copy ACDH

Das Projektteam konnte zwar bestehende Fragen die an die Daten herangetragen werdenberuumlcksichtigen aber keine zukuumlnftigen antizipieren denn raquoDie Fragestellungen an eineEdition liegen in der Zukunft und koumlnnen nicht empirisch ermittelt werdenlaquo21 Gleichzeitig aberwurde bereits mehrfach der Wunsch geaumluszligert raquo[hellip] dass Editionen nach Moumlglichkeit fuumlr alleDisziplinen nutzbar sein sollten dass sie allen moumlglichen Zwecken gleichzeitig dienen solltenlaquo22

Diesen Anspruch vertritt auch Harvey raquoa proper edition should be adequate for them alland for many others besideslaquo23 Wie also kann eine Edition den unterschiedlichen (und sichwomoumlglich veraumlndernden) Fragestellungen die in den geisteswissenschaftlichen Disziplinenentwickelt werden entsprechen

Da sich die Sprachwissenschaft fuumlr andere Fragen interessiert als die Literaturwissenschaftoder andere textbasiert arbeitende Wissenschaften (Theologie Kunstgeschichte) war denHerausgeberinnen primaumlr daran gelegen die Originaldokumente moumlglichst authentischquellennah und vorlagengetreu abzubilden Die zuverlaumlssige Wiedergabe der Texte unddie Wahrung des historischen Sprachstandes waren dafuumlr wesentliche VoraussetzungenDie seitenweise Verknuumlpfung von ediertem Volltext und dem Digitalisat der Originaldruckelaumlsst sich im digitalen Medium problemlos herstellen und unterstuumltzt vor allem jene Formender Analyse und Interpretation24 die bereits bei der Betrachtung der Quelle ihren Ausgangnehmen

Im Grunde ermoumlglicht die realisierte digitale Repraumlsentation der Drucke zweigrundverschiedene Rezeptionshaltungen das Lesen und das Suchen in den Texten BeideNutzungssituationen werden durch das adaptive Layout unterstuumltzt das die Inhalte je nachverfuumlgbarer Bildschirmgroumlszlige entweder automatisch anordnet oder durch die Wahl von einzwei oder drei Spalten festgelegt werden kann Den Lesenden bietet es einerseits den Komfort

21 Sahle 2013 S 12922 Sahle 2013 S 13323 Harvey 2001 S 1124 Da in dieser Art von Literatur Texte und Kupferstiche beziehungswiese Vignetten eine enge Verbindungeingehen und die Gesamtbotschaft nur durch das Zusammenwirken beider semiotischer Partnerverstaumlndlich wird duumlrfen die Bild-Digitalisate der Originale auf denen Vergaumlnglichkeitssymbole undTotentanzmotive zu sehen sind kuumlnftigen Nutzerinnen und Nutzern jedenfalls nicht vorenthalten werden

raquoEtwas fuumlr allelaquo ndash Ausgewaumlhlte Texte von und mit Abraham a Sancta Clara digital | ZfdG 2017

einer digitalen Lektuumlreansicht den Suchenden stellt es andererseits Navigationsinstrumentezur Verfuumlgung die den direkten Zugriff auf bestimmte Stellen im Text erlauben WaumlhrendLesende aus der Uumlbersicht ein Werk ein Kapitel oder eine Seite waumlhlen um dann in dersynoptischen Ansicht den elektronischen Lesetext mit der digitalen Druckvorlage vor Augenzu haben und mit der Blaumltterfunktion im Text vorankommen gelangen Suchende uumlberverschiedene Register zu ihren Fundstellen etwa uumlber die alphabetisch sortierten und mitBlaumltterfunktion ausgestatteten Register der Lemmata und der Wortformen oder uumlber dasRegister der Wortarten das zusaumltzlich zu den im STTS enthaltenen Kategorien die zuvorbeschriebenen kombinierten Formen ausweist (Abbildung 6)

Abb 6 LINKS Register insbesondere Register der Wortarten mit STTS und Ergaumlnzungen copy ACDH RECHTS

Trefferliste der Kategorie raquoVerb mit Klitikonlaquo mit Belegstellen copy ACDH

Jeder Registereintrag ist mit Frequenzangaben versehen beim Klicken auf einenEintrag wird automatisch in der Suchleiste eine Abfrage generiert die zu den gewuumlnschtenErgebnissen fuumlhrt Eine zweite Moumlglichkeit der Texterschlieszligung ist die freie Suche uumlberdie Suchleiste Sie erlaubt einerseits die Volltext-Suche nach einzelnen Worten Phrasenbzw Kombinationen von Woumlrtern andererseits eine Index-Suche bei der spezifisch nachWortform Lemma Wortart Lemma und Wort kombiniert Wortteilen Personennamen oderOrtsnamen gesucht werden kann Beginnt man mit der Eingabe wird automatisch eine Listevon moumlglichen Abfragen vorgeschlagen Diese Liste ist mit Frequenzangaben versehen undtypisiert dh es ist zugleich ersichtlich ob es sich etwa um einen Personennamen ein Lemmaoder eine Wortform handelt (Abbildung 7)

Abb 7 LINKS Vorgeschlagene Liste an Abfragen beginnend mit raquoMarslaquo copy ACDH RECHTS Vorgeschlagene

Liste an Abfragen beginnend mit raquoVenuslaquo copy ACDH

raquoEtwas fuumlr allelaquo ndash Ausgewaumlhlte Texte von und mit Abraham a Sancta Clara digital | ZfdG 2017

Die Suchergebnisse werden chronologisch nach Werktitel und mit Frequenzangabengelistet Durch den Klick auf eines der Werke lassen sich die Ergebnisse bei Bedarf weiterfiltern Unter der Uumlbersicht werden die Einzelergebnisse in chronologischer Reihenfolge ihresVorkommens innerhalb der Texte in der sogenannten keyword in context-Ansicht dargestelltDas gesuchte Schluumlsselwort ist dabei fett hervorgehoben und wird zentriert in seiner jeweiligenTextumgebung angezeigt sodass sich ein erster Sinnzusammenhang erschlieszligt Die Fundstellejedes Belegs wird mit Werkkurztitel und Seitenzahl unmittelbar daruumlber angegeben klickt manauf diese rot markierte Zeile oumlffnet sich auch die angegebene Textseite in der synoptischenVolltext- und Faksimileansicht wo das gesuchte Wort grau unterlegt in seinem groumlszligerenSeitenkontext erscheint (vgl Abbildung 8)

Abb 8 Kombinierte Abfrage aller Nomen mit dem Suffix raquo-heitlaquo mit keyword in context-Ansicht (samt

Frequenzangaben) rechts einer der Belege (grau unterlegt mit Lemma und PoS) copy ACDH

5 Fazit und Ausblick

In den letzten drei Jahren hat sich das ABaCus-Team ein profundes Wissen uumlber dieLiteratur und Sprache dieser Zeitperiode angeeignet und kann deren periodenspezifischeHerausforderungen durch diese Vorarbeiten realistisch einschaumltzen Die Erstellung derRessource selbst wird mittelfristig dazu beitragen weitere Texte dieser Zeit effizienter undschneller digital zu erschlieszligen Vor diesem Hintergrund waumlre es sinnvoll diese erste Versionder ABaCus-Edition als vorlaumlufiges Etappenziel zu sehen Eine Erweiterung waumlre in mehrereRichtungen denkbar Solange es keine verlaumlssliche Ausgabe zu Abraham a Sancta ClarasSchriften gibt koumlnnten weitere integriert werden (zB um das Fruumlhwerk zu vervollstaumlndigen)auch lieszlige sich natuumlrlich das memento mori-Genre durch weitere wichtige Vertreter ergaumlnzenetwa durch Autoren wie Johannes Khuen Jakob Balde Florentius Schilling Gleichzeitig koumlnnteauch das Wissen mit dem die Daten angereichert wurden naumlher spezifiziert werden (etwadurch die Annotation von Bibelstellenangaben oder durch eine granulare morphologischeAnnotation) Dass sich aus dieser Edition ein groumlszligeres Ganzes formen kann indem nochweitere Ressourcen zusammengefuumlhrt und gleichermaszligen annotiert werden waumlre zuwuumlnschen wird jedoch nicht zuletzt von den Mitteln abhaumlngen die dem Projekt in Zukunftzuerkannt werden

raquoEtwas fuumlr allelaquo ndash Ausgewaumlhlte Texte von und mit Abraham a Sancta Clara digital | ZfdG 2017

Anne Baillot und Markus Schnoumlpf sehen wissenschaftliche digitale Editionen grundsaumltzlichraquoimmer noch in den Kinderschuhenlaquo25 und weisen damit darauf hin dass die Moumlglichkeitendigitaler Editionen noch bei weitem nicht ausgeschoumlpft werden In diesem Zusammenhangwird zu beobachten sein ob und in wie weit die in ABaCus verwirklichten methodischen undtechnischen Ziele auch die Anspruumlche anderer Projekte beeinflussen werden beziehungsweisebesteht natuumlrlich auch fuumlr das ABaCus-Team selbst die Chance seine Arbeit an barockenTexten als einen raquoProzess fortschreitender Erschlieszligung und Verarbeitunglaquo26 zu begreifen undgemeinsam mit anderen innovativen Vorhaben zu verbessern und weiterzuentwickeln

Inzwischen bleibt zu hoffen dass die digital verfuumlgbaren Schriften Abraham a Sancta Clarasin Forschung Lehre und Unterricht rezipiert erprobt und beforscht werden und dass nicht nurin der historischen Sprachforschung und in der Literaturwissenschaft Fragen gestellt werdendie sich mit dieser Edition beantworten lassen sondern auch die positiven Ruumlckmeldungenaus der Abraham-Forschung der Totentanz-Forschung der Kunstgeschichte und derReligionswissenschaft als Zeichen des Interesses gewertet werden duumlrfen Die Reaktionen aufABaCus in sozialen Medien wie Twitter (Abbildung 9) bestaumltigen die Relevanz der Ressource fuumlrdie in unterschiedlichen Disziplinen arbeitende Gemeinschaft von Forschenden

Abb 9 Tweets als erste Reaktionen auf die ABaCus-Edition Eigene Darstellung copy ACDH

Wenn die zeitentfernten aber nach wie vor faszinierenden Texte dann noch auf die Neugiereiner interessierten web-affinen Oumlffentlichkeit traumlfen die Abraham a Sancta Clara heute nochkennt und seine Gedanken uumlber den Tod nicht nur kursorisch oder anekdotisch nachlesensondern sie im unveraumlnderten Wortlaut und unter Angabe von Belegstellen finden moumlchtedann waumlre das abrahamische raquoEtwas fuumlr allelaquo mehr als 300 Jahre nach seinem Tod tatsaumlchlicherneu(er)t gegluumlckt

25 Vgl Baillot Schnoumlpf 2015 S 13926 Sahle 2013 S 137

raquoEtwas fuumlr allelaquo ndash Ausgewaumlhlte Texte von und mit Abraham a Sancta Clara digital | ZfdG 2017

Bibliographische AngabenAnne Baillot Markus Schnoumlpf Von wissenschaftlichen Editionen als interoperable Projekte oder Was koumlnnen eigentlichdigitale Editionen [online] In Digital Humanities Praktiken der Digitalisierung der Dissemination und der SelbstreflexivitaumltHg von Wolfgang Schmale Stuttgart 2015 S 139ndash156 [Nachweis im GBV]

Wilhelm Friedrich Bautz Abraham a Sancta Clara In Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon Band I (1990) Sp 10ndash11 [Nachweis im GBV]

Georg Braungart Artikel Barock In Literaturwissenschaftliches Lexikon Grundbegriffe der Germanistik 2 Auflage Berlin2006 S 44ndash50 [Nachweis im GBV]

Stefanie Dipper POSTagging of Historical Language Data First Experiments In Semantic Approaches in Natural LanguageProcessing Proceedings of the 10 Conference on Natural Language Processing Hg von Manfred Pinkal Ines Rehbein SabineSchulte im Walde Angelika Storrer Saarbruumlcken 2010 S 117ndash121 [Nachweis im GBV]

Franz M Eybl Abraham a Sancta Clara Vom Prediger zum Schriftsteller Tuumlbingen 1992 [online] [Nachweis im GBV]

Franz M Eybl Abraham a Sancta Clara In Killy Literaturlexikon Volume 1 (2008) S 10ndash14 [Nachweis im GBV]

Franz M Eybl Wissensluumlcken um Abraham a Sancta Clara Zur Problematik populaumlrer Autorschaft [Nachweis im GBV] InAbraham a Sancta Clara Vom barocken Kanzelstar zum populaumlren Schriftsteller Hg von Anton Philipp Knittel Eggingen 2012S 104ndash121 [Nachweis im GBV]

P D A Harvey Editing Historical Records London 2001 [Nachweis im GBV]

Erhard Hinrichs Thomas Zastrow Linguistic Annotations for a Diachronic Corpus of German In Linguistic Issues in LanguageTechnology 7 (2012) S 1ndash16 [online]

Volker Meid Die deutsche Literatur im Zeitalter des Barock Vom Spaumlthumanismus zur Fruumlhaufklaumlrung Muumlnchen 2009 [Nachweis im GBV]

Dirk Niefanger Barock 3 Auflage Stuttgart Weimar 2012 [Nachweis im GBV]

Wulf Oesterreicher Korpuslinguistik und diachronische Lexikologie Fallbeispiele aus dem amerikanischen Spanisch des 16Jahrhunderts In Lexikalische Semantik und Korpuslinguistik Hg von Wolf Dietrich Ulrich Hoinkes Bagraverbara Roviroacute MatthiasWarnecke Tuumlbingen 2006 S 479ndash493 [Nachweis im GBV]

Claudia Resch Thierry Declerck Barbara Krautgartner Ulrike Czeitschner ABaCus revisited ndash Extracting and Linking LexicalData from a historical Corpus of Sacred Literature In Proceedings of the 2 Workshop on Language Resources and Evaluationfor Religious Texts Hg von Eric Atwell Claire Brierley Majdi Sawalha Reykjavik 2014 S 36ndash41 [Nachweis im GBV]

Claudia Resch Wolfgang U Dressler Zur Pragmatik der Diminutive in fruumlhen Erbauungstexten Abraham a Santa Claras Einekorpusbasierte Studie In Linguistische Pragmatik in historischen Bezuumlgen Hg von Peter Ernst Martina Werner Berlin 2016S 235ndash249 [Nachweis im GBV]

Claudia Resch Ulrike Czeitschner Eva Wohlfarter Barbara Krautgartner Introducing the Austrian Baroque CorpusAnnotation and Application of a Thematic Research Collection In Proceedings of the Third Conference on Digital Humanitiesin Luxembourg with a Special Focus on Reading Historical Sources in the Digital Age Luxembourg Luxembourg December 5-62013 Hg von Lars Wieneke Catherine Jones Marten Duumlring Florentina Armaselu Reneacute Leboutte 2016 [online]

Patrick Sahle Digitale Editionsformen Zum Umgang mit der Uumlberlieferung unter den Bedingungen des Medienwandels 3Baumlnde Norderstedt 2013 [online] [Nachweis im GBV]

Weiterfuumlhrende LiteraturUlrike Czeitschner Thierry Declerck Karlheinz Moerth Claudia Resch Linguistic and Semantic Annotation in ReligiousMemento Mori Literature In Proceedings of the LREC 2012 Workshop Language Resources and Evaluation for Religious TextsParis 2012 S 49ndash52 [online]

Martin Durrell rsaquoRepresentativenesslsaquo rsaquoDatalsaquo and legitimate expectations What can an electronic historical corpus tell us thatwe didnrsquot actually know already (and how) In Historical Corpora Challenges and Perspectives Hg von Jost Gippert RalfGehrke Tuumlbingen 2015 S 13ndash33 [Nachweis im GBV]

Claudia Resch Ulrike Czeitschner Repraumlsentation von | in barocken Buch-Totentaumlnzen im digitalen Medium InRepraumlsentation(en) Interdisziplinaumlre Annaumlherungen an einen umstrittenen Begriff Hg von Gernot Gruber Monika MokreWien 2016 S 35ndash41 [Nachweis im GBV]

raquoEtwas fuumlr allelaquo ndash Ausgewaumlhlte Texte von und mit Abraham a Sancta Clara digital | ZfdG 2017

Abbildungsnachweise und -legendenAbb 1 LINKS Portrait Abraham a Sancta Claras das einem seiner Nachrufe vorangestellt wurde Quelle Johann Carl MegerleABRAHAM ist gestorben Wien [1710] Oumlsterreichische Nationalbibliothek Wien Signatur 220677-C RECHTS Titelblaumltter undKupferstiche der in der ABaCus-Edition enthaltenen Schriften Eigene Darstellung copy ACDH

Abb 2 Kommentierung offensichtlicher Fehler copy ACDH

Abb 3 Kommentierung offensichtlicher Fehler copy ACDH

Abb 4 Annotierung von abrahamischen Wortspielen ndash eine Wortform zwei Lesarten copy ACDH

Abb 5 Screenshot der digitalen ABaCus-Edition copy ACDH

Abb 6 LINKS Register insbesondere Register der Wortarten mit STTS und Ergaumlnzungen copy ACDH RECHTS Trefferliste derKategorie raquoVerb mit Klitikonlaquo mit Belegstellen copy ACDH

Abb 7 LINKS Vorgeschlagene Liste an Abfragen beginnend mit raquoMarslaquo copy ACDH RECHTS Vorgeschlagene Liste an Abfragenbeginnend mit raquoVenuslaquo copy ACDH

Abb 8 Kombinierte Abfrage aller Nomen mit dem Suffix raquo-heitlaquo mit keyword in context-Ansicht (samt Frequenzangaben) rechtseiner der Belege (grau unterlegt mit Lemma und PoS) copy ACDH

Abb 9 Tweets als erste Reaktionen auf die ABaCus-Edition Eigene Darstellung copy ACDH

  • 1 Zur Projektgenese
  • 2 Texte von und mit Abraham a Sancta Clara
  • 3 Erschlieszligungstiefe und Ebenen der Annotation
  • 31 Linguistische Annotation
  • 32 Multifunktionalitaumlt einer Ressource
  • 4 Etwas fuumlr alle Datenrepraumlsentation in der ABaCus-Edition
  • 5 Fazit und Ausblick
  • Bibliographische Angaben
  • Weiterfuumlhrende Literatur
  • Abbildungsnachweise und -legenden

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verbessern19 und 3 koumlnnen die generierten maschinenlesbaren Wortformen- undLemmalisten dazu beitragen OCR-Prozesse weiterzuentwickeln20

Daruumlber hinaus lassen sich die manuell uumlberpruumlften Daten als verlaumlssliche Basis fuumlr eineVielzahl von (linguistischen) Fragestellungen nutzen Ihr Wert liegt in der Wiederverwendbarkeitvon bereits erarbeitetem sorgfaumlltig gepruumlftem Wissen uumlber die Texte was bedeutet dassdie Projektgruppe selbst aber auch kuumlnftige Nutzerinnen und Nutzer die Annotationenzeitsparend zweckmaumlszligig und gewinnbringend fuumlr ihre Erkenntnisinteressen einsetzen koumlnnen

4 Etwas fuumlr alle Datenrepraumlsentation in der ABaCus-Edition

Seit 5 Mai 2015 stehen die angereicherten Daten als Teil des Austrian Baroque Corpusmit erlaumluternden Texten einem breiteren Benutzerkreis testweise anmeldungsfrei undkostenlos online unter httpsacdhoeawacatabacus unter einer CC BY-NC 40 Lizenz zurVerfuumlgung Sofern vollstaumlndig auf die Quelle verwiesen wird darf ABaCus als Ressourcefuumlr individuelle nicht kommerzielle Forschungszwecke verwendet werden wofuumlr folgendeZitierweise empfohlen wird ABaCus ndash Austrian Baroque Corpus 2015 Hrsg von Claudia Reschund Ulrike Czeitschner lthttpacdhoeawacatabacusgt abgerufen am [Datum des letztenZugriffs]

Die Webapplikation uumlber die Abraham a Sancta Claras Werke zugaumlnglich sind basiertauf dem modularen Publikations-Framework corpus_shell und wurde in Kooperation mitMatej Ďurčo und Daniel Schopper am ACDH mit der Intention entwickelt zeitentfernte inBibliotheken beherbergte Drucke aus der Barockzeit fuumlr wissenschaftliche Fragestellungenzugaumlnglich zu machen Es haumltte viele weitere Moumlglichkeiten gegeben die Daten auf andereWeise zu kodieren und zu visualisieren Das Projektteam hat sich fuumlr diese Benutzeroberflaumlcheentschieden weil sie dazu geeignet ist ndash einem abrahamischen Buchtitel folgend ndash raquoEtwasfuumlr allelaquo (1699) zu bieten indem sie sich an unterschiedlichen Fragestellungen orientiert undmehrere Nutzungsszenarien ermoumlglicht und unterstuumltzt Abbildung 5 zeigt das derzeitigeErscheinungsbild und die Funktionalitaumlten der ABaCus-Edition im Uumlberblick

19 Auf Anfrage des Deutschen Textarchivs an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaftenstellt ABaCus seine Daten zur Verfuumlgung um dessen automatische Taggingwerkzeuge zu optimieren20 Auf Anfrage der Bayerischen Staatsbibliothek stellt ABaCus seine Daten auch dafuumlr zur Verfuumlgung imRahmen des DFG-Projekts raquoKoordinierte Foumlrderinitiative zur Weiterentwicklung von Verfahren fuumlr die Optical-Character-Recognition (OCR)laquo die Texterkennung zu verbessern

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Abb 5 Screenshot der digitalen ABaCus-Edition copy ACDH

Das Projektteam konnte zwar bestehende Fragen die an die Daten herangetragen werdenberuumlcksichtigen aber keine zukuumlnftigen antizipieren denn raquoDie Fragestellungen an eineEdition liegen in der Zukunft und koumlnnen nicht empirisch ermittelt werdenlaquo21 Gleichzeitig aberwurde bereits mehrfach der Wunsch geaumluszligert raquo[hellip] dass Editionen nach Moumlglichkeit fuumlr alleDisziplinen nutzbar sein sollten dass sie allen moumlglichen Zwecken gleichzeitig dienen solltenlaquo22

Diesen Anspruch vertritt auch Harvey raquoa proper edition should be adequate for them alland for many others besideslaquo23 Wie also kann eine Edition den unterschiedlichen (und sichwomoumlglich veraumlndernden) Fragestellungen die in den geisteswissenschaftlichen Disziplinenentwickelt werden entsprechen

Da sich die Sprachwissenschaft fuumlr andere Fragen interessiert als die Literaturwissenschaftoder andere textbasiert arbeitende Wissenschaften (Theologie Kunstgeschichte) war denHerausgeberinnen primaumlr daran gelegen die Originaldokumente moumlglichst authentischquellennah und vorlagengetreu abzubilden Die zuverlaumlssige Wiedergabe der Texte unddie Wahrung des historischen Sprachstandes waren dafuumlr wesentliche VoraussetzungenDie seitenweise Verknuumlpfung von ediertem Volltext und dem Digitalisat der Originaldruckelaumlsst sich im digitalen Medium problemlos herstellen und unterstuumltzt vor allem jene Formender Analyse und Interpretation24 die bereits bei der Betrachtung der Quelle ihren Ausgangnehmen

Im Grunde ermoumlglicht die realisierte digitale Repraumlsentation der Drucke zweigrundverschiedene Rezeptionshaltungen das Lesen und das Suchen in den Texten BeideNutzungssituationen werden durch das adaptive Layout unterstuumltzt das die Inhalte je nachverfuumlgbarer Bildschirmgroumlszlige entweder automatisch anordnet oder durch die Wahl von einzwei oder drei Spalten festgelegt werden kann Den Lesenden bietet es einerseits den Komfort

21 Sahle 2013 S 12922 Sahle 2013 S 13323 Harvey 2001 S 1124 Da in dieser Art von Literatur Texte und Kupferstiche beziehungswiese Vignetten eine enge Verbindungeingehen und die Gesamtbotschaft nur durch das Zusammenwirken beider semiotischer Partnerverstaumlndlich wird duumlrfen die Bild-Digitalisate der Originale auf denen Vergaumlnglichkeitssymbole undTotentanzmotive zu sehen sind kuumlnftigen Nutzerinnen und Nutzern jedenfalls nicht vorenthalten werden

raquoEtwas fuumlr allelaquo ndash Ausgewaumlhlte Texte von und mit Abraham a Sancta Clara digital | ZfdG 2017

einer digitalen Lektuumlreansicht den Suchenden stellt es andererseits Navigationsinstrumentezur Verfuumlgung die den direkten Zugriff auf bestimmte Stellen im Text erlauben WaumlhrendLesende aus der Uumlbersicht ein Werk ein Kapitel oder eine Seite waumlhlen um dann in dersynoptischen Ansicht den elektronischen Lesetext mit der digitalen Druckvorlage vor Augenzu haben und mit der Blaumltterfunktion im Text vorankommen gelangen Suchende uumlberverschiedene Register zu ihren Fundstellen etwa uumlber die alphabetisch sortierten und mitBlaumltterfunktion ausgestatteten Register der Lemmata und der Wortformen oder uumlber dasRegister der Wortarten das zusaumltzlich zu den im STTS enthaltenen Kategorien die zuvorbeschriebenen kombinierten Formen ausweist (Abbildung 6)

Abb 6 LINKS Register insbesondere Register der Wortarten mit STTS und Ergaumlnzungen copy ACDH RECHTS

Trefferliste der Kategorie raquoVerb mit Klitikonlaquo mit Belegstellen copy ACDH

Jeder Registereintrag ist mit Frequenzangaben versehen beim Klicken auf einenEintrag wird automatisch in der Suchleiste eine Abfrage generiert die zu den gewuumlnschtenErgebnissen fuumlhrt Eine zweite Moumlglichkeit der Texterschlieszligung ist die freie Suche uumlberdie Suchleiste Sie erlaubt einerseits die Volltext-Suche nach einzelnen Worten Phrasenbzw Kombinationen von Woumlrtern andererseits eine Index-Suche bei der spezifisch nachWortform Lemma Wortart Lemma und Wort kombiniert Wortteilen Personennamen oderOrtsnamen gesucht werden kann Beginnt man mit der Eingabe wird automatisch eine Listevon moumlglichen Abfragen vorgeschlagen Diese Liste ist mit Frequenzangaben versehen undtypisiert dh es ist zugleich ersichtlich ob es sich etwa um einen Personennamen ein Lemmaoder eine Wortform handelt (Abbildung 7)

Abb 7 LINKS Vorgeschlagene Liste an Abfragen beginnend mit raquoMarslaquo copy ACDH RECHTS Vorgeschlagene

Liste an Abfragen beginnend mit raquoVenuslaquo copy ACDH

raquoEtwas fuumlr allelaquo ndash Ausgewaumlhlte Texte von und mit Abraham a Sancta Clara digital | ZfdG 2017

Die Suchergebnisse werden chronologisch nach Werktitel und mit Frequenzangabengelistet Durch den Klick auf eines der Werke lassen sich die Ergebnisse bei Bedarf weiterfiltern Unter der Uumlbersicht werden die Einzelergebnisse in chronologischer Reihenfolge ihresVorkommens innerhalb der Texte in der sogenannten keyword in context-Ansicht dargestelltDas gesuchte Schluumlsselwort ist dabei fett hervorgehoben und wird zentriert in seiner jeweiligenTextumgebung angezeigt sodass sich ein erster Sinnzusammenhang erschlieszligt Die Fundstellejedes Belegs wird mit Werkkurztitel und Seitenzahl unmittelbar daruumlber angegeben klickt manauf diese rot markierte Zeile oumlffnet sich auch die angegebene Textseite in der synoptischenVolltext- und Faksimileansicht wo das gesuchte Wort grau unterlegt in seinem groumlszligerenSeitenkontext erscheint (vgl Abbildung 8)

Abb 8 Kombinierte Abfrage aller Nomen mit dem Suffix raquo-heitlaquo mit keyword in context-Ansicht (samt

Frequenzangaben) rechts einer der Belege (grau unterlegt mit Lemma und PoS) copy ACDH

5 Fazit und Ausblick

In den letzten drei Jahren hat sich das ABaCus-Team ein profundes Wissen uumlber dieLiteratur und Sprache dieser Zeitperiode angeeignet und kann deren periodenspezifischeHerausforderungen durch diese Vorarbeiten realistisch einschaumltzen Die Erstellung derRessource selbst wird mittelfristig dazu beitragen weitere Texte dieser Zeit effizienter undschneller digital zu erschlieszligen Vor diesem Hintergrund waumlre es sinnvoll diese erste Versionder ABaCus-Edition als vorlaumlufiges Etappenziel zu sehen Eine Erweiterung waumlre in mehrereRichtungen denkbar Solange es keine verlaumlssliche Ausgabe zu Abraham a Sancta ClarasSchriften gibt koumlnnten weitere integriert werden (zB um das Fruumlhwerk zu vervollstaumlndigen)auch lieszlige sich natuumlrlich das memento mori-Genre durch weitere wichtige Vertreter ergaumlnzenetwa durch Autoren wie Johannes Khuen Jakob Balde Florentius Schilling Gleichzeitig koumlnnteauch das Wissen mit dem die Daten angereichert wurden naumlher spezifiziert werden (etwadurch die Annotation von Bibelstellenangaben oder durch eine granulare morphologischeAnnotation) Dass sich aus dieser Edition ein groumlszligeres Ganzes formen kann indem nochweitere Ressourcen zusammengefuumlhrt und gleichermaszligen annotiert werden waumlre zuwuumlnschen wird jedoch nicht zuletzt von den Mitteln abhaumlngen die dem Projekt in Zukunftzuerkannt werden

raquoEtwas fuumlr allelaquo ndash Ausgewaumlhlte Texte von und mit Abraham a Sancta Clara digital | ZfdG 2017

Anne Baillot und Markus Schnoumlpf sehen wissenschaftliche digitale Editionen grundsaumltzlichraquoimmer noch in den Kinderschuhenlaquo25 und weisen damit darauf hin dass die Moumlglichkeitendigitaler Editionen noch bei weitem nicht ausgeschoumlpft werden In diesem Zusammenhangwird zu beobachten sein ob und in wie weit die in ABaCus verwirklichten methodischen undtechnischen Ziele auch die Anspruumlche anderer Projekte beeinflussen werden beziehungsweisebesteht natuumlrlich auch fuumlr das ABaCus-Team selbst die Chance seine Arbeit an barockenTexten als einen raquoProzess fortschreitender Erschlieszligung und Verarbeitunglaquo26 zu begreifen undgemeinsam mit anderen innovativen Vorhaben zu verbessern und weiterzuentwickeln

Inzwischen bleibt zu hoffen dass die digital verfuumlgbaren Schriften Abraham a Sancta Clarasin Forschung Lehre und Unterricht rezipiert erprobt und beforscht werden und dass nicht nurin der historischen Sprachforschung und in der Literaturwissenschaft Fragen gestellt werdendie sich mit dieser Edition beantworten lassen sondern auch die positiven Ruumlckmeldungenaus der Abraham-Forschung der Totentanz-Forschung der Kunstgeschichte und derReligionswissenschaft als Zeichen des Interesses gewertet werden duumlrfen Die Reaktionen aufABaCus in sozialen Medien wie Twitter (Abbildung 9) bestaumltigen die Relevanz der Ressource fuumlrdie in unterschiedlichen Disziplinen arbeitende Gemeinschaft von Forschenden

Abb 9 Tweets als erste Reaktionen auf die ABaCus-Edition Eigene Darstellung copy ACDH

Wenn die zeitentfernten aber nach wie vor faszinierenden Texte dann noch auf die Neugiereiner interessierten web-affinen Oumlffentlichkeit traumlfen die Abraham a Sancta Clara heute nochkennt und seine Gedanken uumlber den Tod nicht nur kursorisch oder anekdotisch nachlesensondern sie im unveraumlnderten Wortlaut und unter Angabe von Belegstellen finden moumlchtedann waumlre das abrahamische raquoEtwas fuumlr allelaquo mehr als 300 Jahre nach seinem Tod tatsaumlchlicherneu(er)t gegluumlckt

25 Vgl Baillot Schnoumlpf 2015 S 13926 Sahle 2013 S 137

raquoEtwas fuumlr allelaquo ndash Ausgewaumlhlte Texte von und mit Abraham a Sancta Clara digital | ZfdG 2017

Bibliographische AngabenAnne Baillot Markus Schnoumlpf Von wissenschaftlichen Editionen als interoperable Projekte oder Was koumlnnen eigentlichdigitale Editionen [online] In Digital Humanities Praktiken der Digitalisierung der Dissemination und der SelbstreflexivitaumltHg von Wolfgang Schmale Stuttgart 2015 S 139ndash156 [Nachweis im GBV]

Wilhelm Friedrich Bautz Abraham a Sancta Clara In Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon Band I (1990) Sp 10ndash11 [Nachweis im GBV]

Georg Braungart Artikel Barock In Literaturwissenschaftliches Lexikon Grundbegriffe der Germanistik 2 Auflage Berlin2006 S 44ndash50 [Nachweis im GBV]

Stefanie Dipper POSTagging of Historical Language Data First Experiments In Semantic Approaches in Natural LanguageProcessing Proceedings of the 10 Conference on Natural Language Processing Hg von Manfred Pinkal Ines Rehbein SabineSchulte im Walde Angelika Storrer Saarbruumlcken 2010 S 117ndash121 [Nachweis im GBV]

Franz M Eybl Abraham a Sancta Clara Vom Prediger zum Schriftsteller Tuumlbingen 1992 [online] [Nachweis im GBV]

Franz M Eybl Abraham a Sancta Clara In Killy Literaturlexikon Volume 1 (2008) S 10ndash14 [Nachweis im GBV]

Franz M Eybl Wissensluumlcken um Abraham a Sancta Clara Zur Problematik populaumlrer Autorschaft [Nachweis im GBV] InAbraham a Sancta Clara Vom barocken Kanzelstar zum populaumlren Schriftsteller Hg von Anton Philipp Knittel Eggingen 2012S 104ndash121 [Nachweis im GBV]

P D A Harvey Editing Historical Records London 2001 [Nachweis im GBV]

Erhard Hinrichs Thomas Zastrow Linguistic Annotations for a Diachronic Corpus of German In Linguistic Issues in LanguageTechnology 7 (2012) S 1ndash16 [online]

Volker Meid Die deutsche Literatur im Zeitalter des Barock Vom Spaumlthumanismus zur Fruumlhaufklaumlrung Muumlnchen 2009 [Nachweis im GBV]

Dirk Niefanger Barock 3 Auflage Stuttgart Weimar 2012 [Nachweis im GBV]

Wulf Oesterreicher Korpuslinguistik und diachronische Lexikologie Fallbeispiele aus dem amerikanischen Spanisch des 16Jahrhunderts In Lexikalische Semantik und Korpuslinguistik Hg von Wolf Dietrich Ulrich Hoinkes Bagraverbara Roviroacute MatthiasWarnecke Tuumlbingen 2006 S 479ndash493 [Nachweis im GBV]

Claudia Resch Thierry Declerck Barbara Krautgartner Ulrike Czeitschner ABaCus revisited ndash Extracting and Linking LexicalData from a historical Corpus of Sacred Literature In Proceedings of the 2 Workshop on Language Resources and Evaluationfor Religious Texts Hg von Eric Atwell Claire Brierley Majdi Sawalha Reykjavik 2014 S 36ndash41 [Nachweis im GBV]

Claudia Resch Wolfgang U Dressler Zur Pragmatik der Diminutive in fruumlhen Erbauungstexten Abraham a Santa Claras Einekorpusbasierte Studie In Linguistische Pragmatik in historischen Bezuumlgen Hg von Peter Ernst Martina Werner Berlin 2016S 235ndash249 [Nachweis im GBV]

Claudia Resch Ulrike Czeitschner Eva Wohlfarter Barbara Krautgartner Introducing the Austrian Baroque CorpusAnnotation and Application of a Thematic Research Collection In Proceedings of the Third Conference on Digital Humanitiesin Luxembourg with a Special Focus on Reading Historical Sources in the Digital Age Luxembourg Luxembourg December 5-62013 Hg von Lars Wieneke Catherine Jones Marten Duumlring Florentina Armaselu Reneacute Leboutte 2016 [online]

Patrick Sahle Digitale Editionsformen Zum Umgang mit der Uumlberlieferung unter den Bedingungen des Medienwandels 3Baumlnde Norderstedt 2013 [online] [Nachweis im GBV]

Weiterfuumlhrende LiteraturUlrike Czeitschner Thierry Declerck Karlheinz Moerth Claudia Resch Linguistic and Semantic Annotation in ReligiousMemento Mori Literature In Proceedings of the LREC 2012 Workshop Language Resources and Evaluation for Religious TextsParis 2012 S 49ndash52 [online]

Martin Durrell rsaquoRepresentativenesslsaquo rsaquoDatalsaquo and legitimate expectations What can an electronic historical corpus tell us thatwe didnrsquot actually know already (and how) In Historical Corpora Challenges and Perspectives Hg von Jost Gippert RalfGehrke Tuumlbingen 2015 S 13ndash33 [Nachweis im GBV]

Claudia Resch Ulrike Czeitschner Repraumlsentation von | in barocken Buch-Totentaumlnzen im digitalen Medium InRepraumlsentation(en) Interdisziplinaumlre Annaumlherungen an einen umstrittenen Begriff Hg von Gernot Gruber Monika MokreWien 2016 S 35ndash41 [Nachweis im GBV]

raquoEtwas fuumlr allelaquo ndash Ausgewaumlhlte Texte von und mit Abraham a Sancta Clara digital | ZfdG 2017

Abbildungsnachweise und -legendenAbb 1 LINKS Portrait Abraham a Sancta Claras das einem seiner Nachrufe vorangestellt wurde Quelle Johann Carl MegerleABRAHAM ist gestorben Wien [1710] Oumlsterreichische Nationalbibliothek Wien Signatur 220677-C RECHTS Titelblaumltter undKupferstiche der in der ABaCus-Edition enthaltenen Schriften Eigene Darstellung copy ACDH

Abb 2 Kommentierung offensichtlicher Fehler copy ACDH

Abb 3 Kommentierung offensichtlicher Fehler copy ACDH

Abb 4 Annotierung von abrahamischen Wortspielen ndash eine Wortform zwei Lesarten copy ACDH

Abb 5 Screenshot der digitalen ABaCus-Edition copy ACDH

Abb 6 LINKS Register insbesondere Register der Wortarten mit STTS und Ergaumlnzungen copy ACDH RECHTS Trefferliste derKategorie raquoVerb mit Klitikonlaquo mit Belegstellen copy ACDH

Abb 7 LINKS Vorgeschlagene Liste an Abfragen beginnend mit raquoMarslaquo copy ACDH RECHTS Vorgeschlagene Liste an Abfragenbeginnend mit raquoVenuslaquo copy ACDH

Abb 8 Kombinierte Abfrage aller Nomen mit dem Suffix raquo-heitlaquo mit keyword in context-Ansicht (samt Frequenzangaben) rechtseiner der Belege (grau unterlegt mit Lemma und PoS) copy ACDH

Abb 9 Tweets als erste Reaktionen auf die ABaCus-Edition Eigene Darstellung copy ACDH

  • 1 Zur Projektgenese
  • 2 Texte von und mit Abraham a Sancta Clara
  • 3 Erschlieszligungstiefe und Ebenen der Annotation
  • 31 Linguistische Annotation
  • 32 Multifunktionalitaumlt einer Ressource
  • 4 Etwas fuumlr alle Datenrepraumlsentation in der ABaCus-Edition
  • 5 Fazit und Ausblick
  • Bibliographische Angaben
  • Weiterfuumlhrende Literatur
  • Abbildungsnachweise und -legenden

raquoEtwas fuumlr allelaquo ndash Ausgewaumlhlte Texte von und mit Abraham a Sancta Clara digital | ZfdG 2017

Abb 5 Screenshot der digitalen ABaCus-Edition copy ACDH

Das Projektteam konnte zwar bestehende Fragen die an die Daten herangetragen werdenberuumlcksichtigen aber keine zukuumlnftigen antizipieren denn raquoDie Fragestellungen an eineEdition liegen in der Zukunft und koumlnnen nicht empirisch ermittelt werdenlaquo21 Gleichzeitig aberwurde bereits mehrfach der Wunsch geaumluszligert raquo[hellip] dass Editionen nach Moumlglichkeit fuumlr alleDisziplinen nutzbar sein sollten dass sie allen moumlglichen Zwecken gleichzeitig dienen solltenlaquo22

Diesen Anspruch vertritt auch Harvey raquoa proper edition should be adequate for them alland for many others besideslaquo23 Wie also kann eine Edition den unterschiedlichen (und sichwomoumlglich veraumlndernden) Fragestellungen die in den geisteswissenschaftlichen Disziplinenentwickelt werden entsprechen

Da sich die Sprachwissenschaft fuumlr andere Fragen interessiert als die Literaturwissenschaftoder andere textbasiert arbeitende Wissenschaften (Theologie Kunstgeschichte) war denHerausgeberinnen primaumlr daran gelegen die Originaldokumente moumlglichst authentischquellennah und vorlagengetreu abzubilden Die zuverlaumlssige Wiedergabe der Texte unddie Wahrung des historischen Sprachstandes waren dafuumlr wesentliche VoraussetzungenDie seitenweise Verknuumlpfung von ediertem Volltext und dem Digitalisat der Originaldruckelaumlsst sich im digitalen Medium problemlos herstellen und unterstuumltzt vor allem jene Formender Analyse und Interpretation24 die bereits bei der Betrachtung der Quelle ihren Ausgangnehmen

Im Grunde ermoumlglicht die realisierte digitale Repraumlsentation der Drucke zweigrundverschiedene Rezeptionshaltungen das Lesen und das Suchen in den Texten BeideNutzungssituationen werden durch das adaptive Layout unterstuumltzt das die Inhalte je nachverfuumlgbarer Bildschirmgroumlszlige entweder automatisch anordnet oder durch die Wahl von einzwei oder drei Spalten festgelegt werden kann Den Lesenden bietet es einerseits den Komfort

21 Sahle 2013 S 12922 Sahle 2013 S 13323 Harvey 2001 S 1124 Da in dieser Art von Literatur Texte und Kupferstiche beziehungswiese Vignetten eine enge Verbindungeingehen und die Gesamtbotschaft nur durch das Zusammenwirken beider semiotischer Partnerverstaumlndlich wird duumlrfen die Bild-Digitalisate der Originale auf denen Vergaumlnglichkeitssymbole undTotentanzmotive zu sehen sind kuumlnftigen Nutzerinnen und Nutzern jedenfalls nicht vorenthalten werden

raquoEtwas fuumlr allelaquo ndash Ausgewaumlhlte Texte von und mit Abraham a Sancta Clara digital | ZfdG 2017

einer digitalen Lektuumlreansicht den Suchenden stellt es andererseits Navigationsinstrumentezur Verfuumlgung die den direkten Zugriff auf bestimmte Stellen im Text erlauben WaumlhrendLesende aus der Uumlbersicht ein Werk ein Kapitel oder eine Seite waumlhlen um dann in dersynoptischen Ansicht den elektronischen Lesetext mit der digitalen Druckvorlage vor Augenzu haben und mit der Blaumltterfunktion im Text vorankommen gelangen Suchende uumlberverschiedene Register zu ihren Fundstellen etwa uumlber die alphabetisch sortierten und mitBlaumltterfunktion ausgestatteten Register der Lemmata und der Wortformen oder uumlber dasRegister der Wortarten das zusaumltzlich zu den im STTS enthaltenen Kategorien die zuvorbeschriebenen kombinierten Formen ausweist (Abbildung 6)

Abb 6 LINKS Register insbesondere Register der Wortarten mit STTS und Ergaumlnzungen copy ACDH RECHTS

Trefferliste der Kategorie raquoVerb mit Klitikonlaquo mit Belegstellen copy ACDH

Jeder Registereintrag ist mit Frequenzangaben versehen beim Klicken auf einenEintrag wird automatisch in der Suchleiste eine Abfrage generiert die zu den gewuumlnschtenErgebnissen fuumlhrt Eine zweite Moumlglichkeit der Texterschlieszligung ist die freie Suche uumlberdie Suchleiste Sie erlaubt einerseits die Volltext-Suche nach einzelnen Worten Phrasenbzw Kombinationen von Woumlrtern andererseits eine Index-Suche bei der spezifisch nachWortform Lemma Wortart Lemma und Wort kombiniert Wortteilen Personennamen oderOrtsnamen gesucht werden kann Beginnt man mit der Eingabe wird automatisch eine Listevon moumlglichen Abfragen vorgeschlagen Diese Liste ist mit Frequenzangaben versehen undtypisiert dh es ist zugleich ersichtlich ob es sich etwa um einen Personennamen ein Lemmaoder eine Wortform handelt (Abbildung 7)

Abb 7 LINKS Vorgeschlagene Liste an Abfragen beginnend mit raquoMarslaquo copy ACDH RECHTS Vorgeschlagene

Liste an Abfragen beginnend mit raquoVenuslaquo copy ACDH

raquoEtwas fuumlr allelaquo ndash Ausgewaumlhlte Texte von und mit Abraham a Sancta Clara digital | ZfdG 2017

Die Suchergebnisse werden chronologisch nach Werktitel und mit Frequenzangabengelistet Durch den Klick auf eines der Werke lassen sich die Ergebnisse bei Bedarf weiterfiltern Unter der Uumlbersicht werden die Einzelergebnisse in chronologischer Reihenfolge ihresVorkommens innerhalb der Texte in der sogenannten keyword in context-Ansicht dargestelltDas gesuchte Schluumlsselwort ist dabei fett hervorgehoben und wird zentriert in seiner jeweiligenTextumgebung angezeigt sodass sich ein erster Sinnzusammenhang erschlieszligt Die Fundstellejedes Belegs wird mit Werkkurztitel und Seitenzahl unmittelbar daruumlber angegeben klickt manauf diese rot markierte Zeile oumlffnet sich auch die angegebene Textseite in der synoptischenVolltext- und Faksimileansicht wo das gesuchte Wort grau unterlegt in seinem groumlszligerenSeitenkontext erscheint (vgl Abbildung 8)

Abb 8 Kombinierte Abfrage aller Nomen mit dem Suffix raquo-heitlaquo mit keyword in context-Ansicht (samt

Frequenzangaben) rechts einer der Belege (grau unterlegt mit Lemma und PoS) copy ACDH

5 Fazit und Ausblick

In den letzten drei Jahren hat sich das ABaCus-Team ein profundes Wissen uumlber dieLiteratur und Sprache dieser Zeitperiode angeeignet und kann deren periodenspezifischeHerausforderungen durch diese Vorarbeiten realistisch einschaumltzen Die Erstellung derRessource selbst wird mittelfristig dazu beitragen weitere Texte dieser Zeit effizienter undschneller digital zu erschlieszligen Vor diesem Hintergrund waumlre es sinnvoll diese erste Versionder ABaCus-Edition als vorlaumlufiges Etappenziel zu sehen Eine Erweiterung waumlre in mehrereRichtungen denkbar Solange es keine verlaumlssliche Ausgabe zu Abraham a Sancta ClarasSchriften gibt koumlnnten weitere integriert werden (zB um das Fruumlhwerk zu vervollstaumlndigen)auch lieszlige sich natuumlrlich das memento mori-Genre durch weitere wichtige Vertreter ergaumlnzenetwa durch Autoren wie Johannes Khuen Jakob Balde Florentius Schilling Gleichzeitig koumlnnteauch das Wissen mit dem die Daten angereichert wurden naumlher spezifiziert werden (etwadurch die Annotation von Bibelstellenangaben oder durch eine granulare morphologischeAnnotation) Dass sich aus dieser Edition ein groumlszligeres Ganzes formen kann indem nochweitere Ressourcen zusammengefuumlhrt und gleichermaszligen annotiert werden waumlre zuwuumlnschen wird jedoch nicht zuletzt von den Mitteln abhaumlngen die dem Projekt in Zukunftzuerkannt werden

raquoEtwas fuumlr allelaquo ndash Ausgewaumlhlte Texte von und mit Abraham a Sancta Clara digital | ZfdG 2017

Anne Baillot und Markus Schnoumlpf sehen wissenschaftliche digitale Editionen grundsaumltzlichraquoimmer noch in den Kinderschuhenlaquo25 und weisen damit darauf hin dass die Moumlglichkeitendigitaler Editionen noch bei weitem nicht ausgeschoumlpft werden In diesem Zusammenhangwird zu beobachten sein ob und in wie weit die in ABaCus verwirklichten methodischen undtechnischen Ziele auch die Anspruumlche anderer Projekte beeinflussen werden beziehungsweisebesteht natuumlrlich auch fuumlr das ABaCus-Team selbst die Chance seine Arbeit an barockenTexten als einen raquoProzess fortschreitender Erschlieszligung und Verarbeitunglaquo26 zu begreifen undgemeinsam mit anderen innovativen Vorhaben zu verbessern und weiterzuentwickeln

Inzwischen bleibt zu hoffen dass die digital verfuumlgbaren Schriften Abraham a Sancta Clarasin Forschung Lehre und Unterricht rezipiert erprobt und beforscht werden und dass nicht nurin der historischen Sprachforschung und in der Literaturwissenschaft Fragen gestellt werdendie sich mit dieser Edition beantworten lassen sondern auch die positiven Ruumlckmeldungenaus der Abraham-Forschung der Totentanz-Forschung der Kunstgeschichte und derReligionswissenschaft als Zeichen des Interesses gewertet werden duumlrfen Die Reaktionen aufABaCus in sozialen Medien wie Twitter (Abbildung 9) bestaumltigen die Relevanz der Ressource fuumlrdie in unterschiedlichen Disziplinen arbeitende Gemeinschaft von Forschenden

Abb 9 Tweets als erste Reaktionen auf die ABaCus-Edition Eigene Darstellung copy ACDH

Wenn die zeitentfernten aber nach wie vor faszinierenden Texte dann noch auf die Neugiereiner interessierten web-affinen Oumlffentlichkeit traumlfen die Abraham a Sancta Clara heute nochkennt und seine Gedanken uumlber den Tod nicht nur kursorisch oder anekdotisch nachlesensondern sie im unveraumlnderten Wortlaut und unter Angabe von Belegstellen finden moumlchtedann waumlre das abrahamische raquoEtwas fuumlr allelaquo mehr als 300 Jahre nach seinem Tod tatsaumlchlicherneu(er)t gegluumlckt

25 Vgl Baillot Schnoumlpf 2015 S 13926 Sahle 2013 S 137

raquoEtwas fuumlr allelaquo ndash Ausgewaumlhlte Texte von und mit Abraham a Sancta Clara digital | ZfdG 2017

Bibliographische AngabenAnne Baillot Markus Schnoumlpf Von wissenschaftlichen Editionen als interoperable Projekte oder Was koumlnnen eigentlichdigitale Editionen [online] In Digital Humanities Praktiken der Digitalisierung der Dissemination und der SelbstreflexivitaumltHg von Wolfgang Schmale Stuttgart 2015 S 139ndash156 [Nachweis im GBV]

Wilhelm Friedrich Bautz Abraham a Sancta Clara In Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon Band I (1990) Sp 10ndash11 [Nachweis im GBV]

Georg Braungart Artikel Barock In Literaturwissenschaftliches Lexikon Grundbegriffe der Germanistik 2 Auflage Berlin2006 S 44ndash50 [Nachweis im GBV]

Stefanie Dipper POSTagging of Historical Language Data First Experiments In Semantic Approaches in Natural LanguageProcessing Proceedings of the 10 Conference on Natural Language Processing Hg von Manfred Pinkal Ines Rehbein SabineSchulte im Walde Angelika Storrer Saarbruumlcken 2010 S 117ndash121 [Nachweis im GBV]

Franz M Eybl Abraham a Sancta Clara Vom Prediger zum Schriftsteller Tuumlbingen 1992 [online] [Nachweis im GBV]

Franz M Eybl Abraham a Sancta Clara In Killy Literaturlexikon Volume 1 (2008) S 10ndash14 [Nachweis im GBV]

Franz M Eybl Wissensluumlcken um Abraham a Sancta Clara Zur Problematik populaumlrer Autorschaft [Nachweis im GBV] InAbraham a Sancta Clara Vom barocken Kanzelstar zum populaumlren Schriftsteller Hg von Anton Philipp Knittel Eggingen 2012S 104ndash121 [Nachweis im GBV]

P D A Harvey Editing Historical Records London 2001 [Nachweis im GBV]

Erhard Hinrichs Thomas Zastrow Linguistic Annotations for a Diachronic Corpus of German In Linguistic Issues in LanguageTechnology 7 (2012) S 1ndash16 [online]

Volker Meid Die deutsche Literatur im Zeitalter des Barock Vom Spaumlthumanismus zur Fruumlhaufklaumlrung Muumlnchen 2009 [Nachweis im GBV]

Dirk Niefanger Barock 3 Auflage Stuttgart Weimar 2012 [Nachweis im GBV]

Wulf Oesterreicher Korpuslinguistik und diachronische Lexikologie Fallbeispiele aus dem amerikanischen Spanisch des 16Jahrhunderts In Lexikalische Semantik und Korpuslinguistik Hg von Wolf Dietrich Ulrich Hoinkes Bagraverbara Roviroacute MatthiasWarnecke Tuumlbingen 2006 S 479ndash493 [Nachweis im GBV]

Claudia Resch Thierry Declerck Barbara Krautgartner Ulrike Czeitschner ABaCus revisited ndash Extracting and Linking LexicalData from a historical Corpus of Sacred Literature In Proceedings of the 2 Workshop on Language Resources and Evaluationfor Religious Texts Hg von Eric Atwell Claire Brierley Majdi Sawalha Reykjavik 2014 S 36ndash41 [Nachweis im GBV]

Claudia Resch Wolfgang U Dressler Zur Pragmatik der Diminutive in fruumlhen Erbauungstexten Abraham a Santa Claras Einekorpusbasierte Studie In Linguistische Pragmatik in historischen Bezuumlgen Hg von Peter Ernst Martina Werner Berlin 2016S 235ndash249 [Nachweis im GBV]

Claudia Resch Ulrike Czeitschner Eva Wohlfarter Barbara Krautgartner Introducing the Austrian Baroque CorpusAnnotation and Application of a Thematic Research Collection In Proceedings of the Third Conference on Digital Humanitiesin Luxembourg with a Special Focus on Reading Historical Sources in the Digital Age Luxembourg Luxembourg December 5-62013 Hg von Lars Wieneke Catherine Jones Marten Duumlring Florentina Armaselu Reneacute Leboutte 2016 [online]

Patrick Sahle Digitale Editionsformen Zum Umgang mit der Uumlberlieferung unter den Bedingungen des Medienwandels 3Baumlnde Norderstedt 2013 [online] [Nachweis im GBV]

Weiterfuumlhrende LiteraturUlrike Czeitschner Thierry Declerck Karlheinz Moerth Claudia Resch Linguistic and Semantic Annotation in ReligiousMemento Mori Literature In Proceedings of the LREC 2012 Workshop Language Resources and Evaluation for Religious TextsParis 2012 S 49ndash52 [online]

Martin Durrell rsaquoRepresentativenesslsaquo rsaquoDatalsaquo and legitimate expectations What can an electronic historical corpus tell us thatwe didnrsquot actually know already (and how) In Historical Corpora Challenges and Perspectives Hg von Jost Gippert RalfGehrke Tuumlbingen 2015 S 13ndash33 [Nachweis im GBV]

Claudia Resch Ulrike Czeitschner Repraumlsentation von | in barocken Buch-Totentaumlnzen im digitalen Medium InRepraumlsentation(en) Interdisziplinaumlre Annaumlherungen an einen umstrittenen Begriff Hg von Gernot Gruber Monika MokreWien 2016 S 35ndash41 [Nachweis im GBV]

raquoEtwas fuumlr allelaquo ndash Ausgewaumlhlte Texte von und mit Abraham a Sancta Clara digital | ZfdG 2017

Abbildungsnachweise und -legendenAbb 1 LINKS Portrait Abraham a Sancta Claras das einem seiner Nachrufe vorangestellt wurde Quelle Johann Carl MegerleABRAHAM ist gestorben Wien [1710] Oumlsterreichische Nationalbibliothek Wien Signatur 220677-C RECHTS Titelblaumltter undKupferstiche der in der ABaCus-Edition enthaltenen Schriften Eigene Darstellung copy ACDH

Abb 2 Kommentierung offensichtlicher Fehler copy ACDH

Abb 3 Kommentierung offensichtlicher Fehler copy ACDH

Abb 4 Annotierung von abrahamischen Wortspielen ndash eine Wortform zwei Lesarten copy ACDH

Abb 5 Screenshot der digitalen ABaCus-Edition copy ACDH

Abb 6 LINKS Register insbesondere Register der Wortarten mit STTS und Ergaumlnzungen copy ACDH RECHTS Trefferliste derKategorie raquoVerb mit Klitikonlaquo mit Belegstellen copy ACDH

Abb 7 LINKS Vorgeschlagene Liste an Abfragen beginnend mit raquoMarslaquo copy ACDH RECHTS Vorgeschlagene Liste an Abfragenbeginnend mit raquoVenuslaquo copy ACDH

Abb 8 Kombinierte Abfrage aller Nomen mit dem Suffix raquo-heitlaquo mit keyword in context-Ansicht (samt Frequenzangaben) rechtseiner der Belege (grau unterlegt mit Lemma und PoS) copy ACDH

Abb 9 Tweets als erste Reaktionen auf die ABaCus-Edition Eigene Darstellung copy ACDH

  • 1 Zur Projektgenese
  • 2 Texte von und mit Abraham a Sancta Clara
  • 3 Erschlieszligungstiefe und Ebenen der Annotation
  • 31 Linguistische Annotation
  • 32 Multifunktionalitaumlt einer Ressource
  • 4 Etwas fuumlr alle Datenrepraumlsentation in der ABaCus-Edition
  • 5 Fazit und Ausblick
  • Bibliographische Angaben
  • Weiterfuumlhrende Literatur
  • Abbildungsnachweise und -legenden

raquoEtwas fuumlr allelaquo ndash Ausgewaumlhlte Texte von und mit Abraham a Sancta Clara digital | ZfdG 2017

einer digitalen Lektuumlreansicht den Suchenden stellt es andererseits Navigationsinstrumentezur Verfuumlgung die den direkten Zugriff auf bestimmte Stellen im Text erlauben WaumlhrendLesende aus der Uumlbersicht ein Werk ein Kapitel oder eine Seite waumlhlen um dann in dersynoptischen Ansicht den elektronischen Lesetext mit der digitalen Druckvorlage vor Augenzu haben und mit der Blaumltterfunktion im Text vorankommen gelangen Suchende uumlberverschiedene Register zu ihren Fundstellen etwa uumlber die alphabetisch sortierten und mitBlaumltterfunktion ausgestatteten Register der Lemmata und der Wortformen oder uumlber dasRegister der Wortarten das zusaumltzlich zu den im STTS enthaltenen Kategorien die zuvorbeschriebenen kombinierten Formen ausweist (Abbildung 6)

Abb 6 LINKS Register insbesondere Register der Wortarten mit STTS und Ergaumlnzungen copy ACDH RECHTS

Trefferliste der Kategorie raquoVerb mit Klitikonlaquo mit Belegstellen copy ACDH

Jeder Registereintrag ist mit Frequenzangaben versehen beim Klicken auf einenEintrag wird automatisch in der Suchleiste eine Abfrage generiert die zu den gewuumlnschtenErgebnissen fuumlhrt Eine zweite Moumlglichkeit der Texterschlieszligung ist die freie Suche uumlberdie Suchleiste Sie erlaubt einerseits die Volltext-Suche nach einzelnen Worten Phrasenbzw Kombinationen von Woumlrtern andererseits eine Index-Suche bei der spezifisch nachWortform Lemma Wortart Lemma und Wort kombiniert Wortteilen Personennamen oderOrtsnamen gesucht werden kann Beginnt man mit der Eingabe wird automatisch eine Listevon moumlglichen Abfragen vorgeschlagen Diese Liste ist mit Frequenzangaben versehen undtypisiert dh es ist zugleich ersichtlich ob es sich etwa um einen Personennamen ein Lemmaoder eine Wortform handelt (Abbildung 7)

Abb 7 LINKS Vorgeschlagene Liste an Abfragen beginnend mit raquoMarslaquo copy ACDH RECHTS Vorgeschlagene

Liste an Abfragen beginnend mit raquoVenuslaquo copy ACDH

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Die Suchergebnisse werden chronologisch nach Werktitel und mit Frequenzangabengelistet Durch den Klick auf eines der Werke lassen sich die Ergebnisse bei Bedarf weiterfiltern Unter der Uumlbersicht werden die Einzelergebnisse in chronologischer Reihenfolge ihresVorkommens innerhalb der Texte in der sogenannten keyword in context-Ansicht dargestelltDas gesuchte Schluumlsselwort ist dabei fett hervorgehoben und wird zentriert in seiner jeweiligenTextumgebung angezeigt sodass sich ein erster Sinnzusammenhang erschlieszligt Die Fundstellejedes Belegs wird mit Werkkurztitel und Seitenzahl unmittelbar daruumlber angegeben klickt manauf diese rot markierte Zeile oumlffnet sich auch die angegebene Textseite in der synoptischenVolltext- und Faksimileansicht wo das gesuchte Wort grau unterlegt in seinem groumlszligerenSeitenkontext erscheint (vgl Abbildung 8)

Abb 8 Kombinierte Abfrage aller Nomen mit dem Suffix raquo-heitlaquo mit keyword in context-Ansicht (samt

Frequenzangaben) rechts einer der Belege (grau unterlegt mit Lemma und PoS) copy ACDH

5 Fazit und Ausblick

In den letzten drei Jahren hat sich das ABaCus-Team ein profundes Wissen uumlber dieLiteratur und Sprache dieser Zeitperiode angeeignet und kann deren periodenspezifischeHerausforderungen durch diese Vorarbeiten realistisch einschaumltzen Die Erstellung derRessource selbst wird mittelfristig dazu beitragen weitere Texte dieser Zeit effizienter undschneller digital zu erschlieszligen Vor diesem Hintergrund waumlre es sinnvoll diese erste Versionder ABaCus-Edition als vorlaumlufiges Etappenziel zu sehen Eine Erweiterung waumlre in mehrereRichtungen denkbar Solange es keine verlaumlssliche Ausgabe zu Abraham a Sancta ClarasSchriften gibt koumlnnten weitere integriert werden (zB um das Fruumlhwerk zu vervollstaumlndigen)auch lieszlige sich natuumlrlich das memento mori-Genre durch weitere wichtige Vertreter ergaumlnzenetwa durch Autoren wie Johannes Khuen Jakob Balde Florentius Schilling Gleichzeitig koumlnnteauch das Wissen mit dem die Daten angereichert wurden naumlher spezifiziert werden (etwadurch die Annotation von Bibelstellenangaben oder durch eine granulare morphologischeAnnotation) Dass sich aus dieser Edition ein groumlszligeres Ganzes formen kann indem nochweitere Ressourcen zusammengefuumlhrt und gleichermaszligen annotiert werden waumlre zuwuumlnschen wird jedoch nicht zuletzt von den Mitteln abhaumlngen die dem Projekt in Zukunftzuerkannt werden

raquoEtwas fuumlr allelaquo ndash Ausgewaumlhlte Texte von und mit Abraham a Sancta Clara digital | ZfdG 2017

Anne Baillot und Markus Schnoumlpf sehen wissenschaftliche digitale Editionen grundsaumltzlichraquoimmer noch in den Kinderschuhenlaquo25 und weisen damit darauf hin dass die Moumlglichkeitendigitaler Editionen noch bei weitem nicht ausgeschoumlpft werden In diesem Zusammenhangwird zu beobachten sein ob und in wie weit die in ABaCus verwirklichten methodischen undtechnischen Ziele auch die Anspruumlche anderer Projekte beeinflussen werden beziehungsweisebesteht natuumlrlich auch fuumlr das ABaCus-Team selbst die Chance seine Arbeit an barockenTexten als einen raquoProzess fortschreitender Erschlieszligung und Verarbeitunglaquo26 zu begreifen undgemeinsam mit anderen innovativen Vorhaben zu verbessern und weiterzuentwickeln

Inzwischen bleibt zu hoffen dass die digital verfuumlgbaren Schriften Abraham a Sancta Clarasin Forschung Lehre und Unterricht rezipiert erprobt und beforscht werden und dass nicht nurin der historischen Sprachforschung und in der Literaturwissenschaft Fragen gestellt werdendie sich mit dieser Edition beantworten lassen sondern auch die positiven Ruumlckmeldungenaus der Abraham-Forschung der Totentanz-Forschung der Kunstgeschichte und derReligionswissenschaft als Zeichen des Interesses gewertet werden duumlrfen Die Reaktionen aufABaCus in sozialen Medien wie Twitter (Abbildung 9) bestaumltigen die Relevanz der Ressource fuumlrdie in unterschiedlichen Disziplinen arbeitende Gemeinschaft von Forschenden

Abb 9 Tweets als erste Reaktionen auf die ABaCus-Edition Eigene Darstellung copy ACDH

Wenn die zeitentfernten aber nach wie vor faszinierenden Texte dann noch auf die Neugiereiner interessierten web-affinen Oumlffentlichkeit traumlfen die Abraham a Sancta Clara heute nochkennt und seine Gedanken uumlber den Tod nicht nur kursorisch oder anekdotisch nachlesensondern sie im unveraumlnderten Wortlaut und unter Angabe von Belegstellen finden moumlchtedann waumlre das abrahamische raquoEtwas fuumlr allelaquo mehr als 300 Jahre nach seinem Tod tatsaumlchlicherneu(er)t gegluumlckt

25 Vgl Baillot Schnoumlpf 2015 S 13926 Sahle 2013 S 137

raquoEtwas fuumlr allelaquo ndash Ausgewaumlhlte Texte von und mit Abraham a Sancta Clara digital | ZfdG 2017

Bibliographische AngabenAnne Baillot Markus Schnoumlpf Von wissenschaftlichen Editionen als interoperable Projekte oder Was koumlnnen eigentlichdigitale Editionen [online] In Digital Humanities Praktiken der Digitalisierung der Dissemination und der SelbstreflexivitaumltHg von Wolfgang Schmale Stuttgart 2015 S 139ndash156 [Nachweis im GBV]

Wilhelm Friedrich Bautz Abraham a Sancta Clara In Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon Band I (1990) Sp 10ndash11 [Nachweis im GBV]

Georg Braungart Artikel Barock In Literaturwissenschaftliches Lexikon Grundbegriffe der Germanistik 2 Auflage Berlin2006 S 44ndash50 [Nachweis im GBV]

Stefanie Dipper POSTagging of Historical Language Data First Experiments In Semantic Approaches in Natural LanguageProcessing Proceedings of the 10 Conference on Natural Language Processing Hg von Manfred Pinkal Ines Rehbein SabineSchulte im Walde Angelika Storrer Saarbruumlcken 2010 S 117ndash121 [Nachweis im GBV]

Franz M Eybl Abraham a Sancta Clara Vom Prediger zum Schriftsteller Tuumlbingen 1992 [online] [Nachweis im GBV]

Franz M Eybl Abraham a Sancta Clara In Killy Literaturlexikon Volume 1 (2008) S 10ndash14 [Nachweis im GBV]

Franz M Eybl Wissensluumlcken um Abraham a Sancta Clara Zur Problematik populaumlrer Autorschaft [Nachweis im GBV] InAbraham a Sancta Clara Vom barocken Kanzelstar zum populaumlren Schriftsteller Hg von Anton Philipp Knittel Eggingen 2012S 104ndash121 [Nachweis im GBV]

P D A Harvey Editing Historical Records London 2001 [Nachweis im GBV]

Erhard Hinrichs Thomas Zastrow Linguistic Annotations for a Diachronic Corpus of German In Linguistic Issues in LanguageTechnology 7 (2012) S 1ndash16 [online]

Volker Meid Die deutsche Literatur im Zeitalter des Barock Vom Spaumlthumanismus zur Fruumlhaufklaumlrung Muumlnchen 2009 [Nachweis im GBV]

Dirk Niefanger Barock 3 Auflage Stuttgart Weimar 2012 [Nachweis im GBV]

Wulf Oesterreicher Korpuslinguistik und diachronische Lexikologie Fallbeispiele aus dem amerikanischen Spanisch des 16Jahrhunderts In Lexikalische Semantik und Korpuslinguistik Hg von Wolf Dietrich Ulrich Hoinkes Bagraverbara Roviroacute MatthiasWarnecke Tuumlbingen 2006 S 479ndash493 [Nachweis im GBV]

Claudia Resch Thierry Declerck Barbara Krautgartner Ulrike Czeitschner ABaCus revisited ndash Extracting and Linking LexicalData from a historical Corpus of Sacred Literature In Proceedings of the 2 Workshop on Language Resources and Evaluationfor Religious Texts Hg von Eric Atwell Claire Brierley Majdi Sawalha Reykjavik 2014 S 36ndash41 [Nachweis im GBV]

Claudia Resch Wolfgang U Dressler Zur Pragmatik der Diminutive in fruumlhen Erbauungstexten Abraham a Santa Claras Einekorpusbasierte Studie In Linguistische Pragmatik in historischen Bezuumlgen Hg von Peter Ernst Martina Werner Berlin 2016S 235ndash249 [Nachweis im GBV]

Claudia Resch Ulrike Czeitschner Eva Wohlfarter Barbara Krautgartner Introducing the Austrian Baroque CorpusAnnotation and Application of a Thematic Research Collection In Proceedings of the Third Conference on Digital Humanitiesin Luxembourg with a Special Focus on Reading Historical Sources in the Digital Age Luxembourg Luxembourg December 5-62013 Hg von Lars Wieneke Catherine Jones Marten Duumlring Florentina Armaselu Reneacute Leboutte 2016 [online]

Patrick Sahle Digitale Editionsformen Zum Umgang mit der Uumlberlieferung unter den Bedingungen des Medienwandels 3Baumlnde Norderstedt 2013 [online] [Nachweis im GBV]

Weiterfuumlhrende LiteraturUlrike Czeitschner Thierry Declerck Karlheinz Moerth Claudia Resch Linguistic and Semantic Annotation in ReligiousMemento Mori Literature In Proceedings of the LREC 2012 Workshop Language Resources and Evaluation for Religious TextsParis 2012 S 49ndash52 [online]

Martin Durrell rsaquoRepresentativenesslsaquo rsaquoDatalsaquo and legitimate expectations What can an electronic historical corpus tell us thatwe didnrsquot actually know already (and how) In Historical Corpora Challenges and Perspectives Hg von Jost Gippert RalfGehrke Tuumlbingen 2015 S 13ndash33 [Nachweis im GBV]

Claudia Resch Ulrike Czeitschner Repraumlsentation von | in barocken Buch-Totentaumlnzen im digitalen Medium InRepraumlsentation(en) Interdisziplinaumlre Annaumlherungen an einen umstrittenen Begriff Hg von Gernot Gruber Monika MokreWien 2016 S 35ndash41 [Nachweis im GBV]

raquoEtwas fuumlr allelaquo ndash Ausgewaumlhlte Texte von und mit Abraham a Sancta Clara digital | ZfdG 2017

Abbildungsnachweise und -legendenAbb 1 LINKS Portrait Abraham a Sancta Claras das einem seiner Nachrufe vorangestellt wurde Quelle Johann Carl MegerleABRAHAM ist gestorben Wien [1710] Oumlsterreichische Nationalbibliothek Wien Signatur 220677-C RECHTS Titelblaumltter undKupferstiche der in der ABaCus-Edition enthaltenen Schriften Eigene Darstellung copy ACDH

Abb 2 Kommentierung offensichtlicher Fehler copy ACDH

Abb 3 Kommentierung offensichtlicher Fehler copy ACDH

Abb 4 Annotierung von abrahamischen Wortspielen ndash eine Wortform zwei Lesarten copy ACDH

Abb 5 Screenshot der digitalen ABaCus-Edition copy ACDH

Abb 6 LINKS Register insbesondere Register der Wortarten mit STTS und Ergaumlnzungen copy ACDH RECHTS Trefferliste derKategorie raquoVerb mit Klitikonlaquo mit Belegstellen copy ACDH

Abb 7 LINKS Vorgeschlagene Liste an Abfragen beginnend mit raquoMarslaquo copy ACDH RECHTS Vorgeschlagene Liste an Abfragenbeginnend mit raquoVenuslaquo copy ACDH

Abb 8 Kombinierte Abfrage aller Nomen mit dem Suffix raquo-heitlaquo mit keyword in context-Ansicht (samt Frequenzangaben) rechtseiner der Belege (grau unterlegt mit Lemma und PoS) copy ACDH

Abb 9 Tweets als erste Reaktionen auf die ABaCus-Edition Eigene Darstellung copy ACDH

  • 1 Zur Projektgenese
  • 2 Texte von und mit Abraham a Sancta Clara
  • 3 Erschlieszligungstiefe und Ebenen der Annotation
  • 31 Linguistische Annotation
  • 32 Multifunktionalitaumlt einer Ressource
  • 4 Etwas fuumlr alle Datenrepraumlsentation in der ABaCus-Edition
  • 5 Fazit und Ausblick
  • Bibliographische Angaben
  • Weiterfuumlhrende Literatur
  • Abbildungsnachweise und -legenden

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Die Suchergebnisse werden chronologisch nach Werktitel und mit Frequenzangabengelistet Durch den Klick auf eines der Werke lassen sich die Ergebnisse bei Bedarf weiterfiltern Unter der Uumlbersicht werden die Einzelergebnisse in chronologischer Reihenfolge ihresVorkommens innerhalb der Texte in der sogenannten keyword in context-Ansicht dargestelltDas gesuchte Schluumlsselwort ist dabei fett hervorgehoben und wird zentriert in seiner jeweiligenTextumgebung angezeigt sodass sich ein erster Sinnzusammenhang erschlieszligt Die Fundstellejedes Belegs wird mit Werkkurztitel und Seitenzahl unmittelbar daruumlber angegeben klickt manauf diese rot markierte Zeile oumlffnet sich auch die angegebene Textseite in der synoptischenVolltext- und Faksimileansicht wo das gesuchte Wort grau unterlegt in seinem groumlszligerenSeitenkontext erscheint (vgl Abbildung 8)

Abb 8 Kombinierte Abfrage aller Nomen mit dem Suffix raquo-heitlaquo mit keyword in context-Ansicht (samt

Frequenzangaben) rechts einer der Belege (grau unterlegt mit Lemma und PoS) copy ACDH

5 Fazit und Ausblick

In den letzten drei Jahren hat sich das ABaCus-Team ein profundes Wissen uumlber dieLiteratur und Sprache dieser Zeitperiode angeeignet und kann deren periodenspezifischeHerausforderungen durch diese Vorarbeiten realistisch einschaumltzen Die Erstellung derRessource selbst wird mittelfristig dazu beitragen weitere Texte dieser Zeit effizienter undschneller digital zu erschlieszligen Vor diesem Hintergrund waumlre es sinnvoll diese erste Versionder ABaCus-Edition als vorlaumlufiges Etappenziel zu sehen Eine Erweiterung waumlre in mehrereRichtungen denkbar Solange es keine verlaumlssliche Ausgabe zu Abraham a Sancta ClarasSchriften gibt koumlnnten weitere integriert werden (zB um das Fruumlhwerk zu vervollstaumlndigen)auch lieszlige sich natuumlrlich das memento mori-Genre durch weitere wichtige Vertreter ergaumlnzenetwa durch Autoren wie Johannes Khuen Jakob Balde Florentius Schilling Gleichzeitig koumlnnteauch das Wissen mit dem die Daten angereichert wurden naumlher spezifiziert werden (etwadurch die Annotation von Bibelstellenangaben oder durch eine granulare morphologischeAnnotation) Dass sich aus dieser Edition ein groumlszligeres Ganzes formen kann indem nochweitere Ressourcen zusammengefuumlhrt und gleichermaszligen annotiert werden waumlre zuwuumlnschen wird jedoch nicht zuletzt von den Mitteln abhaumlngen die dem Projekt in Zukunftzuerkannt werden

raquoEtwas fuumlr allelaquo ndash Ausgewaumlhlte Texte von und mit Abraham a Sancta Clara digital | ZfdG 2017

Anne Baillot und Markus Schnoumlpf sehen wissenschaftliche digitale Editionen grundsaumltzlichraquoimmer noch in den Kinderschuhenlaquo25 und weisen damit darauf hin dass die Moumlglichkeitendigitaler Editionen noch bei weitem nicht ausgeschoumlpft werden In diesem Zusammenhangwird zu beobachten sein ob und in wie weit die in ABaCus verwirklichten methodischen undtechnischen Ziele auch die Anspruumlche anderer Projekte beeinflussen werden beziehungsweisebesteht natuumlrlich auch fuumlr das ABaCus-Team selbst die Chance seine Arbeit an barockenTexten als einen raquoProzess fortschreitender Erschlieszligung und Verarbeitunglaquo26 zu begreifen undgemeinsam mit anderen innovativen Vorhaben zu verbessern und weiterzuentwickeln

Inzwischen bleibt zu hoffen dass die digital verfuumlgbaren Schriften Abraham a Sancta Clarasin Forschung Lehre und Unterricht rezipiert erprobt und beforscht werden und dass nicht nurin der historischen Sprachforschung und in der Literaturwissenschaft Fragen gestellt werdendie sich mit dieser Edition beantworten lassen sondern auch die positiven Ruumlckmeldungenaus der Abraham-Forschung der Totentanz-Forschung der Kunstgeschichte und derReligionswissenschaft als Zeichen des Interesses gewertet werden duumlrfen Die Reaktionen aufABaCus in sozialen Medien wie Twitter (Abbildung 9) bestaumltigen die Relevanz der Ressource fuumlrdie in unterschiedlichen Disziplinen arbeitende Gemeinschaft von Forschenden

Abb 9 Tweets als erste Reaktionen auf die ABaCus-Edition Eigene Darstellung copy ACDH

Wenn die zeitentfernten aber nach wie vor faszinierenden Texte dann noch auf die Neugiereiner interessierten web-affinen Oumlffentlichkeit traumlfen die Abraham a Sancta Clara heute nochkennt und seine Gedanken uumlber den Tod nicht nur kursorisch oder anekdotisch nachlesensondern sie im unveraumlnderten Wortlaut und unter Angabe von Belegstellen finden moumlchtedann waumlre das abrahamische raquoEtwas fuumlr allelaquo mehr als 300 Jahre nach seinem Tod tatsaumlchlicherneu(er)t gegluumlckt

25 Vgl Baillot Schnoumlpf 2015 S 13926 Sahle 2013 S 137

raquoEtwas fuumlr allelaquo ndash Ausgewaumlhlte Texte von und mit Abraham a Sancta Clara digital | ZfdG 2017

Bibliographische AngabenAnne Baillot Markus Schnoumlpf Von wissenschaftlichen Editionen als interoperable Projekte oder Was koumlnnen eigentlichdigitale Editionen [online] In Digital Humanities Praktiken der Digitalisierung der Dissemination und der SelbstreflexivitaumltHg von Wolfgang Schmale Stuttgart 2015 S 139ndash156 [Nachweis im GBV]

Wilhelm Friedrich Bautz Abraham a Sancta Clara In Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon Band I (1990) Sp 10ndash11 [Nachweis im GBV]

Georg Braungart Artikel Barock In Literaturwissenschaftliches Lexikon Grundbegriffe der Germanistik 2 Auflage Berlin2006 S 44ndash50 [Nachweis im GBV]

Stefanie Dipper POSTagging of Historical Language Data First Experiments In Semantic Approaches in Natural LanguageProcessing Proceedings of the 10 Conference on Natural Language Processing Hg von Manfred Pinkal Ines Rehbein SabineSchulte im Walde Angelika Storrer Saarbruumlcken 2010 S 117ndash121 [Nachweis im GBV]

Franz M Eybl Abraham a Sancta Clara Vom Prediger zum Schriftsteller Tuumlbingen 1992 [online] [Nachweis im GBV]

Franz M Eybl Abraham a Sancta Clara In Killy Literaturlexikon Volume 1 (2008) S 10ndash14 [Nachweis im GBV]

Franz M Eybl Wissensluumlcken um Abraham a Sancta Clara Zur Problematik populaumlrer Autorschaft [Nachweis im GBV] InAbraham a Sancta Clara Vom barocken Kanzelstar zum populaumlren Schriftsteller Hg von Anton Philipp Knittel Eggingen 2012S 104ndash121 [Nachweis im GBV]

P D A Harvey Editing Historical Records London 2001 [Nachweis im GBV]

Erhard Hinrichs Thomas Zastrow Linguistic Annotations for a Diachronic Corpus of German In Linguistic Issues in LanguageTechnology 7 (2012) S 1ndash16 [online]

Volker Meid Die deutsche Literatur im Zeitalter des Barock Vom Spaumlthumanismus zur Fruumlhaufklaumlrung Muumlnchen 2009 [Nachweis im GBV]

Dirk Niefanger Barock 3 Auflage Stuttgart Weimar 2012 [Nachweis im GBV]

Wulf Oesterreicher Korpuslinguistik und diachronische Lexikologie Fallbeispiele aus dem amerikanischen Spanisch des 16Jahrhunderts In Lexikalische Semantik und Korpuslinguistik Hg von Wolf Dietrich Ulrich Hoinkes Bagraverbara Roviroacute MatthiasWarnecke Tuumlbingen 2006 S 479ndash493 [Nachweis im GBV]

Claudia Resch Thierry Declerck Barbara Krautgartner Ulrike Czeitschner ABaCus revisited ndash Extracting and Linking LexicalData from a historical Corpus of Sacred Literature In Proceedings of the 2 Workshop on Language Resources and Evaluationfor Religious Texts Hg von Eric Atwell Claire Brierley Majdi Sawalha Reykjavik 2014 S 36ndash41 [Nachweis im GBV]

Claudia Resch Wolfgang U Dressler Zur Pragmatik der Diminutive in fruumlhen Erbauungstexten Abraham a Santa Claras Einekorpusbasierte Studie In Linguistische Pragmatik in historischen Bezuumlgen Hg von Peter Ernst Martina Werner Berlin 2016S 235ndash249 [Nachweis im GBV]

Claudia Resch Ulrike Czeitschner Eva Wohlfarter Barbara Krautgartner Introducing the Austrian Baroque CorpusAnnotation and Application of a Thematic Research Collection In Proceedings of the Third Conference on Digital Humanitiesin Luxembourg with a Special Focus on Reading Historical Sources in the Digital Age Luxembourg Luxembourg December 5-62013 Hg von Lars Wieneke Catherine Jones Marten Duumlring Florentina Armaselu Reneacute Leboutte 2016 [online]

Patrick Sahle Digitale Editionsformen Zum Umgang mit der Uumlberlieferung unter den Bedingungen des Medienwandels 3Baumlnde Norderstedt 2013 [online] [Nachweis im GBV]

Weiterfuumlhrende LiteraturUlrike Czeitschner Thierry Declerck Karlheinz Moerth Claudia Resch Linguistic and Semantic Annotation in ReligiousMemento Mori Literature In Proceedings of the LREC 2012 Workshop Language Resources and Evaluation for Religious TextsParis 2012 S 49ndash52 [online]

Martin Durrell rsaquoRepresentativenesslsaquo rsaquoDatalsaquo and legitimate expectations What can an electronic historical corpus tell us thatwe didnrsquot actually know already (and how) In Historical Corpora Challenges and Perspectives Hg von Jost Gippert RalfGehrke Tuumlbingen 2015 S 13ndash33 [Nachweis im GBV]

Claudia Resch Ulrike Czeitschner Repraumlsentation von | in barocken Buch-Totentaumlnzen im digitalen Medium InRepraumlsentation(en) Interdisziplinaumlre Annaumlherungen an einen umstrittenen Begriff Hg von Gernot Gruber Monika MokreWien 2016 S 35ndash41 [Nachweis im GBV]

raquoEtwas fuumlr allelaquo ndash Ausgewaumlhlte Texte von und mit Abraham a Sancta Clara digital | ZfdG 2017

Abbildungsnachweise und -legendenAbb 1 LINKS Portrait Abraham a Sancta Claras das einem seiner Nachrufe vorangestellt wurde Quelle Johann Carl MegerleABRAHAM ist gestorben Wien [1710] Oumlsterreichische Nationalbibliothek Wien Signatur 220677-C RECHTS Titelblaumltter undKupferstiche der in der ABaCus-Edition enthaltenen Schriften Eigene Darstellung copy ACDH

Abb 2 Kommentierung offensichtlicher Fehler copy ACDH

Abb 3 Kommentierung offensichtlicher Fehler copy ACDH

Abb 4 Annotierung von abrahamischen Wortspielen ndash eine Wortform zwei Lesarten copy ACDH

Abb 5 Screenshot der digitalen ABaCus-Edition copy ACDH

Abb 6 LINKS Register insbesondere Register der Wortarten mit STTS und Ergaumlnzungen copy ACDH RECHTS Trefferliste derKategorie raquoVerb mit Klitikonlaquo mit Belegstellen copy ACDH

Abb 7 LINKS Vorgeschlagene Liste an Abfragen beginnend mit raquoMarslaquo copy ACDH RECHTS Vorgeschlagene Liste an Abfragenbeginnend mit raquoVenuslaquo copy ACDH

Abb 8 Kombinierte Abfrage aller Nomen mit dem Suffix raquo-heitlaquo mit keyword in context-Ansicht (samt Frequenzangaben) rechtseiner der Belege (grau unterlegt mit Lemma und PoS) copy ACDH

Abb 9 Tweets als erste Reaktionen auf die ABaCus-Edition Eigene Darstellung copy ACDH

  • 1 Zur Projektgenese
  • 2 Texte von und mit Abraham a Sancta Clara
  • 3 Erschlieszligungstiefe und Ebenen der Annotation
  • 31 Linguistische Annotation
  • 32 Multifunktionalitaumlt einer Ressource
  • 4 Etwas fuumlr alle Datenrepraumlsentation in der ABaCus-Edition
  • 5 Fazit und Ausblick
  • Bibliographische Angaben
  • Weiterfuumlhrende Literatur
  • Abbildungsnachweise und -legenden

raquoEtwas fuumlr allelaquo ndash Ausgewaumlhlte Texte von und mit Abraham a Sancta Clara digital | ZfdG 2017

Anne Baillot und Markus Schnoumlpf sehen wissenschaftliche digitale Editionen grundsaumltzlichraquoimmer noch in den Kinderschuhenlaquo25 und weisen damit darauf hin dass die Moumlglichkeitendigitaler Editionen noch bei weitem nicht ausgeschoumlpft werden In diesem Zusammenhangwird zu beobachten sein ob und in wie weit die in ABaCus verwirklichten methodischen undtechnischen Ziele auch die Anspruumlche anderer Projekte beeinflussen werden beziehungsweisebesteht natuumlrlich auch fuumlr das ABaCus-Team selbst die Chance seine Arbeit an barockenTexten als einen raquoProzess fortschreitender Erschlieszligung und Verarbeitunglaquo26 zu begreifen undgemeinsam mit anderen innovativen Vorhaben zu verbessern und weiterzuentwickeln

Inzwischen bleibt zu hoffen dass die digital verfuumlgbaren Schriften Abraham a Sancta Clarasin Forschung Lehre und Unterricht rezipiert erprobt und beforscht werden und dass nicht nurin der historischen Sprachforschung und in der Literaturwissenschaft Fragen gestellt werdendie sich mit dieser Edition beantworten lassen sondern auch die positiven Ruumlckmeldungenaus der Abraham-Forschung der Totentanz-Forschung der Kunstgeschichte und derReligionswissenschaft als Zeichen des Interesses gewertet werden duumlrfen Die Reaktionen aufABaCus in sozialen Medien wie Twitter (Abbildung 9) bestaumltigen die Relevanz der Ressource fuumlrdie in unterschiedlichen Disziplinen arbeitende Gemeinschaft von Forschenden

Abb 9 Tweets als erste Reaktionen auf die ABaCus-Edition Eigene Darstellung copy ACDH

Wenn die zeitentfernten aber nach wie vor faszinierenden Texte dann noch auf die Neugiereiner interessierten web-affinen Oumlffentlichkeit traumlfen die Abraham a Sancta Clara heute nochkennt und seine Gedanken uumlber den Tod nicht nur kursorisch oder anekdotisch nachlesensondern sie im unveraumlnderten Wortlaut und unter Angabe von Belegstellen finden moumlchtedann waumlre das abrahamische raquoEtwas fuumlr allelaquo mehr als 300 Jahre nach seinem Tod tatsaumlchlicherneu(er)t gegluumlckt

25 Vgl Baillot Schnoumlpf 2015 S 13926 Sahle 2013 S 137

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Bibliographische AngabenAnne Baillot Markus Schnoumlpf Von wissenschaftlichen Editionen als interoperable Projekte oder Was koumlnnen eigentlichdigitale Editionen [online] In Digital Humanities Praktiken der Digitalisierung der Dissemination und der SelbstreflexivitaumltHg von Wolfgang Schmale Stuttgart 2015 S 139ndash156 [Nachweis im GBV]

Wilhelm Friedrich Bautz Abraham a Sancta Clara In Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon Band I (1990) Sp 10ndash11 [Nachweis im GBV]

Georg Braungart Artikel Barock In Literaturwissenschaftliches Lexikon Grundbegriffe der Germanistik 2 Auflage Berlin2006 S 44ndash50 [Nachweis im GBV]

Stefanie Dipper POSTagging of Historical Language Data First Experiments In Semantic Approaches in Natural LanguageProcessing Proceedings of the 10 Conference on Natural Language Processing Hg von Manfred Pinkal Ines Rehbein SabineSchulte im Walde Angelika Storrer Saarbruumlcken 2010 S 117ndash121 [Nachweis im GBV]

Franz M Eybl Abraham a Sancta Clara Vom Prediger zum Schriftsteller Tuumlbingen 1992 [online] [Nachweis im GBV]

Franz M Eybl Abraham a Sancta Clara In Killy Literaturlexikon Volume 1 (2008) S 10ndash14 [Nachweis im GBV]

Franz M Eybl Wissensluumlcken um Abraham a Sancta Clara Zur Problematik populaumlrer Autorschaft [Nachweis im GBV] InAbraham a Sancta Clara Vom barocken Kanzelstar zum populaumlren Schriftsteller Hg von Anton Philipp Knittel Eggingen 2012S 104ndash121 [Nachweis im GBV]

P D A Harvey Editing Historical Records London 2001 [Nachweis im GBV]

Erhard Hinrichs Thomas Zastrow Linguistic Annotations for a Diachronic Corpus of German In Linguistic Issues in LanguageTechnology 7 (2012) S 1ndash16 [online]

Volker Meid Die deutsche Literatur im Zeitalter des Barock Vom Spaumlthumanismus zur Fruumlhaufklaumlrung Muumlnchen 2009 [Nachweis im GBV]

Dirk Niefanger Barock 3 Auflage Stuttgart Weimar 2012 [Nachweis im GBV]

Wulf Oesterreicher Korpuslinguistik und diachronische Lexikologie Fallbeispiele aus dem amerikanischen Spanisch des 16Jahrhunderts In Lexikalische Semantik und Korpuslinguistik Hg von Wolf Dietrich Ulrich Hoinkes Bagraverbara Roviroacute MatthiasWarnecke Tuumlbingen 2006 S 479ndash493 [Nachweis im GBV]

Claudia Resch Thierry Declerck Barbara Krautgartner Ulrike Czeitschner ABaCus revisited ndash Extracting and Linking LexicalData from a historical Corpus of Sacred Literature In Proceedings of the 2 Workshop on Language Resources and Evaluationfor Religious Texts Hg von Eric Atwell Claire Brierley Majdi Sawalha Reykjavik 2014 S 36ndash41 [Nachweis im GBV]

Claudia Resch Wolfgang U Dressler Zur Pragmatik der Diminutive in fruumlhen Erbauungstexten Abraham a Santa Claras Einekorpusbasierte Studie In Linguistische Pragmatik in historischen Bezuumlgen Hg von Peter Ernst Martina Werner Berlin 2016S 235ndash249 [Nachweis im GBV]

Claudia Resch Ulrike Czeitschner Eva Wohlfarter Barbara Krautgartner Introducing the Austrian Baroque CorpusAnnotation and Application of a Thematic Research Collection In Proceedings of the Third Conference on Digital Humanitiesin Luxembourg with a Special Focus on Reading Historical Sources in the Digital Age Luxembourg Luxembourg December 5-62013 Hg von Lars Wieneke Catherine Jones Marten Duumlring Florentina Armaselu Reneacute Leboutte 2016 [online]

Patrick Sahle Digitale Editionsformen Zum Umgang mit der Uumlberlieferung unter den Bedingungen des Medienwandels 3Baumlnde Norderstedt 2013 [online] [Nachweis im GBV]

Weiterfuumlhrende LiteraturUlrike Czeitschner Thierry Declerck Karlheinz Moerth Claudia Resch Linguistic and Semantic Annotation in ReligiousMemento Mori Literature In Proceedings of the LREC 2012 Workshop Language Resources and Evaluation for Religious TextsParis 2012 S 49ndash52 [online]

Martin Durrell rsaquoRepresentativenesslsaquo rsaquoDatalsaquo and legitimate expectations What can an electronic historical corpus tell us thatwe didnrsquot actually know already (and how) In Historical Corpora Challenges and Perspectives Hg von Jost Gippert RalfGehrke Tuumlbingen 2015 S 13ndash33 [Nachweis im GBV]

Claudia Resch Ulrike Czeitschner Repraumlsentation von | in barocken Buch-Totentaumlnzen im digitalen Medium InRepraumlsentation(en) Interdisziplinaumlre Annaumlherungen an einen umstrittenen Begriff Hg von Gernot Gruber Monika MokreWien 2016 S 35ndash41 [Nachweis im GBV]

raquoEtwas fuumlr allelaquo ndash Ausgewaumlhlte Texte von und mit Abraham a Sancta Clara digital | ZfdG 2017

Abbildungsnachweise und -legendenAbb 1 LINKS Portrait Abraham a Sancta Claras das einem seiner Nachrufe vorangestellt wurde Quelle Johann Carl MegerleABRAHAM ist gestorben Wien [1710] Oumlsterreichische Nationalbibliothek Wien Signatur 220677-C RECHTS Titelblaumltter undKupferstiche der in der ABaCus-Edition enthaltenen Schriften Eigene Darstellung copy ACDH

Abb 2 Kommentierung offensichtlicher Fehler copy ACDH

Abb 3 Kommentierung offensichtlicher Fehler copy ACDH

Abb 4 Annotierung von abrahamischen Wortspielen ndash eine Wortform zwei Lesarten copy ACDH

Abb 5 Screenshot der digitalen ABaCus-Edition copy ACDH

Abb 6 LINKS Register insbesondere Register der Wortarten mit STTS und Ergaumlnzungen copy ACDH RECHTS Trefferliste derKategorie raquoVerb mit Klitikonlaquo mit Belegstellen copy ACDH

Abb 7 LINKS Vorgeschlagene Liste an Abfragen beginnend mit raquoMarslaquo copy ACDH RECHTS Vorgeschlagene Liste an Abfragenbeginnend mit raquoVenuslaquo copy ACDH

Abb 8 Kombinierte Abfrage aller Nomen mit dem Suffix raquo-heitlaquo mit keyword in context-Ansicht (samt Frequenzangaben) rechtseiner der Belege (grau unterlegt mit Lemma und PoS) copy ACDH

Abb 9 Tweets als erste Reaktionen auf die ABaCus-Edition Eigene Darstellung copy ACDH

  • 1 Zur Projektgenese
  • 2 Texte von und mit Abraham a Sancta Clara
  • 3 Erschlieszligungstiefe und Ebenen der Annotation
  • 31 Linguistische Annotation
  • 32 Multifunktionalitaumlt einer Ressource
  • 4 Etwas fuumlr alle Datenrepraumlsentation in der ABaCus-Edition
  • 5 Fazit und Ausblick
  • Bibliographische Angaben
  • Weiterfuumlhrende Literatur
  • Abbildungsnachweise und -legenden

raquoEtwas fuumlr allelaquo ndash Ausgewaumlhlte Texte von und mit Abraham a Sancta Clara digital | ZfdG 2017

Bibliographische AngabenAnne Baillot Markus Schnoumlpf Von wissenschaftlichen Editionen als interoperable Projekte oder Was koumlnnen eigentlichdigitale Editionen [online] In Digital Humanities Praktiken der Digitalisierung der Dissemination und der SelbstreflexivitaumltHg von Wolfgang Schmale Stuttgart 2015 S 139ndash156 [Nachweis im GBV]

Wilhelm Friedrich Bautz Abraham a Sancta Clara In Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon Band I (1990) Sp 10ndash11 [Nachweis im GBV]

Georg Braungart Artikel Barock In Literaturwissenschaftliches Lexikon Grundbegriffe der Germanistik 2 Auflage Berlin2006 S 44ndash50 [Nachweis im GBV]

Stefanie Dipper POSTagging of Historical Language Data First Experiments In Semantic Approaches in Natural LanguageProcessing Proceedings of the 10 Conference on Natural Language Processing Hg von Manfred Pinkal Ines Rehbein SabineSchulte im Walde Angelika Storrer Saarbruumlcken 2010 S 117ndash121 [Nachweis im GBV]

Franz M Eybl Abraham a Sancta Clara Vom Prediger zum Schriftsteller Tuumlbingen 1992 [online] [Nachweis im GBV]

Franz M Eybl Abraham a Sancta Clara In Killy Literaturlexikon Volume 1 (2008) S 10ndash14 [Nachweis im GBV]

Franz M Eybl Wissensluumlcken um Abraham a Sancta Clara Zur Problematik populaumlrer Autorschaft [Nachweis im GBV] InAbraham a Sancta Clara Vom barocken Kanzelstar zum populaumlren Schriftsteller Hg von Anton Philipp Knittel Eggingen 2012S 104ndash121 [Nachweis im GBV]

P D A Harvey Editing Historical Records London 2001 [Nachweis im GBV]

Erhard Hinrichs Thomas Zastrow Linguistic Annotations for a Diachronic Corpus of German In Linguistic Issues in LanguageTechnology 7 (2012) S 1ndash16 [online]

Volker Meid Die deutsche Literatur im Zeitalter des Barock Vom Spaumlthumanismus zur Fruumlhaufklaumlrung Muumlnchen 2009 [Nachweis im GBV]

Dirk Niefanger Barock 3 Auflage Stuttgart Weimar 2012 [Nachweis im GBV]

Wulf Oesterreicher Korpuslinguistik und diachronische Lexikologie Fallbeispiele aus dem amerikanischen Spanisch des 16Jahrhunderts In Lexikalische Semantik und Korpuslinguistik Hg von Wolf Dietrich Ulrich Hoinkes Bagraverbara Roviroacute MatthiasWarnecke Tuumlbingen 2006 S 479ndash493 [Nachweis im GBV]

Claudia Resch Thierry Declerck Barbara Krautgartner Ulrike Czeitschner ABaCus revisited ndash Extracting and Linking LexicalData from a historical Corpus of Sacred Literature In Proceedings of the 2 Workshop on Language Resources and Evaluationfor Religious Texts Hg von Eric Atwell Claire Brierley Majdi Sawalha Reykjavik 2014 S 36ndash41 [Nachweis im GBV]

Claudia Resch Wolfgang U Dressler Zur Pragmatik der Diminutive in fruumlhen Erbauungstexten Abraham a Santa Claras Einekorpusbasierte Studie In Linguistische Pragmatik in historischen Bezuumlgen Hg von Peter Ernst Martina Werner Berlin 2016S 235ndash249 [Nachweis im GBV]

Claudia Resch Ulrike Czeitschner Eva Wohlfarter Barbara Krautgartner Introducing the Austrian Baroque CorpusAnnotation and Application of a Thematic Research Collection In Proceedings of the Third Conference on Digital Humanitiesin Luxembourg with a Special Focus on Reading Historical Sources in the Digital Age Luxembourg Luxembourg December 5-62013 Hg von Lars Wieneke Catherine Jones Marten Duumlring Florentina Armaselu Reneacute Leboutte 2016 [online]

Patrick Sahle Digitale Editionsformen Zum Umgang mit der Uumlberlieferung unter den Bedingungen des Medienwandels 3Baumlnde Norderstedt 2013 [online] [Nachweis im GBV]

Weiterfuumlhrende LiteraturUlrike Czeitschner Thierry Declerck Karlheinz Moerth Claudia Resch Linguistic and Semantic Annotation in ReligiousMemento Mori Literature In Proceedings of the LREC 2012 Workshop Language Resources and Evaluation for Religious TextsParis 2012 S 49ndash52 [online]

Martin Durrell rsaquoRepresentativenesslsaquo rsaquoDatalsaquo and legitimate expectations What can an electronic historical corpus tell us thatwe didnrsquot actually know already (and how) In Historical Corpora Challenges and Perspectives Hg von Jost Gippert RalfGehrke Tuumlbingen 2015 S 13ndash33 [Nachweis im GBV]

Claudia Resch Ulrike Czeitschner Repraumlsentation von | in barocken Buch-Totentaumlnzen im digitalen Medium InRepraumlsentation(en) Interdisziplinaumlre Annaumlherungen an einen umstrittenen Begriff Hg von Gernot Gruber Monika MokreWien 2016 S 35ndash41 [Nachweis im GBV]

raquoEtwas fuumlr allelaquo ndash Ausgewaumlhlte Texte von und mit Abraham a Sancta Clara digital | ZfdG 2017

Abbildungsnachweise und -legendenAbb 1 LINKS Portrait Abraham a Sancta Claras das einem seiner Nachrufe vorangestellt wurde Quelle Johann Carl MegerleABRAHAM ist gestorben Wien [1710] Oumlsterreichische Nationalbibliothek Wien Signatur 220677-C RECHTS Titelblaumltter undKupferstiche der in der ABaCus-Edition enthaltenen Schriften Eigene Darstellung copy ACDH

Abb 2 Kommentierung offensichtlicher Fehler copy ACDH

Abb 3 Kommentierung offensichtlicher Fehler copy ACDH

Abb 4 Annotierung von abrahamischen Wortspielen ndash eine Wortform zwei Lesarten copy ACDH

Abb 5 Screenshot der digitalen ABaCus-Edition copy ACDH

Abb 6 LINKS Register insbesondere Register der Wortarten mit STTS und Ergaumlnzungen copy ACDH RECHTS Trefferliste derKategorie raquoVerb mit Klitikonlaquo mit Belegstellen copy ACDH

Abb 7 LINKS Vorgeschlagene Liste an Abfragen beginnend mit raquoMarslaquo copy ACDH RECHTS Vorgeschlagene Liste an Abfragenbeginnend mit raquoVenuslaquo copy ACDH

Abb 8 Kombinierte Abfrage aller Nomen mit dem Suffix raquo-heitlaquo mit keyword in context-Ansicht (samt Frequenzangaben) rechtseiner der Belege (grau unterlegt mit Lemma und PoS) copy ACDH

Abb 9 Tweets als erste Reaktionen auf die ABaCus-Edition Eigene Darstellung copy ACDH

  • 1 Zur Projektgenese
  • 2 Texte von und mit Abraham a Sancta Clara
  • 3 Erschlieszligungstiefe und Ebenen der Annotation
  • 31 Linguistische Annotation
  • 32 Multifunktionalitaumlt einer Ressource
  • 4 Etwas fuumlr alle Datenrepraumlsentation in der ABaCus-Edition
  • 5 Fazit und Ausblick
  • Bibliographische Angaben
  • Weiterfuumlhrende Literatur
  • Abbildungsnachweise und -legenden

raquoEtwas fuumlr allelaquo ndash Ausgewaumlhlte Texte von und mit Abraham a Sancta Clara digital | ZfdG 2017

Abbildungsnachweise und -legendenAbb 1 LINKS Portrait Abraham a Sancta Claras das einem seiner Nachrufe vorangestellt wurde Quelle Johann Carl MegerleABRAHAM ist gestorben Wien [1710] Oumlsterreichische Nationalbibliothek Wien Signatur 220677-C RECHTS Titelblaumltter undKupferstiche der in der ABaCus-Edition enthaltenen Schriften Eigene Darstellung copy ACDH

Abb 2 Kommentierung offensichtlicher Fehler copy ACDH

Abb 3 Kommentierung offensichtlicher Fehler copy ACDH

Abb 4 Annotierung von abrahamischen Wortspielen ndash eine Wortform zwei Lesarten copy ACDH

Abb 5 Screenshot der digitalen ABaCus-Edition copy ACDH

Abb 6 LINKS Register insbesondere Register der Wortarten mit STTS und Ergaumlnzungen copy ACDH RECHTS Trefferliste derKategorie raquoVerb mit Klitikonlaquo mit Belegstellen copy ACDH

Abb 7 LINKS Vorgeschlagene Liste an Abfragen beginnend mit raquoMarslaquo copy ACDH RECHTS Vorgeschlagene Liste an Abfragenbeginnend mit raquoVenuslaquo copy ACDH

Abb 8 Kombinierte Abfrage aller Nomen mit dem Suffix raquo-heitlaquo mit keyword in context-Ansicht (samt Frequenzangaben) rechtseiner der Belege (grau unterlegt mit Lemma und PoS) copy ACDH

Abb 9 Tweets als erste Reaktionen auf die ABaCus-Edition Eigene Darstellung copy ACDH

  • 1 Zur Projektgenese
  • 2 Texte von und mit Abraham a Sancta Clara
  • 3 Erschlieszligungstiefe und Ebenen der Annotation
  • 31 Linguistische Annotation
  • 32 Multifunktionalitaumlt einer Ressource
  • 4 Etwas fuumlr alle Datenrepraumlsentation in der ABaCus-Edition
  • 5 Fazit und Ausblick
  • Bibliographische Angaben
  • Weiterfuumlhrende Literatur
  • Abbildungsnachweise und -legenden