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Schmitz Zufriedenheitsdimensionen im internationalen Vertrieb Seite 16-20
16 4|2006
1. Zielsetzung des Beitrags
Der vorliegende Betrag zeigt, warum es
wichtig ist, die Zufriedenheit der Ver-
triebspartner zu beachten und welche
Dimensionen der Zufriedenheit dabei
unterschieden werden können. Er gibt da-
mit Ansatzpunkte, wie Hersteller zu einer
besseren Zusammenarbeit mit ihren in-
ternationalen Vertriebspartnern beitragen
können. Die Zielsetzung des vorliegenden
Beitrags besteht darin, einerseits die
Zufriedenheit von Mitgliedern der Ver-
triebsorganisation1 hinsichtlich ihrer Be-
deutung für die Erreichung von Unter-
nehmenszielen zu untersuchen und
andererseits die Dimensionen der Zu-
friedenheit zu ermitteln. Es handelt sich
dabei um ein exploratives Vorgehen, das
durch Literaturanalysen sowie qualitative
und quantitative empirische Daten ge-
stützt wird. Es ergeben sich eine
Strukturierungshilfe und erste Ge-
staltungsansätze für die Unternehmens-
praxis.
2. „Channel MemberSatisfaction“ als Zielgröße inder Vertriebsorganisation
Die Zufriedenheit von Mitgliedern des
Vertriebssystems steht im Mittelpunkt
vieler wissenschaftlicher Untersuchungen
(vgl. z. B. Ping Jr. 2003; Geyskens et al.
1999; Dwyer 1980; Rosenberg/Stern
1971). Geyskens et al. (1999, S. 224) de-
finieren die „Channel Member
Satisfaction“ als emotionalen Zustand,
der aus der Beurteilung sämtlicher
Aspekte der Zusammenarbeit mit dem
Herstellerunternehmen resultiert.
Das hohe Interesse an der Channel
Member Satisfaction besteht deshalb,
weil sie Einfluss auf verschiedene psy-
chische Faktoren sowie auf das Verhalten
der Mitarbeiter, die Arbeitsleistung und
damit auf den Unternehmenserfolg be-
sitzt (vgl. Kieser/Walgenbach 2003, S. 37).
Die Zufriedenheit der Vertriebspartner
fördert danach z. B. das Vertrauen zum
Hersteller, die Verbundenheit und senkt
das Konfliktniveau, woraus eine höhere
Leistung der Mitarbeiter resultiert, die je
nach Fähigkeiten und Charakter wieder-
um zu höheren Unternehmenserfolgen
führt. Durch intrinsische und ex-
trinsische (z. B. variables Gehalt) Be-
lohnungen wirkt sich eine höhere
Zielerreichung wiederum auf die Zu-
friedenheit aus.
Unzufriedenheit der Vertriebspartner
mit dem Hersteller wirkt sich auf ebenso
vielfältige Weise auf die vom Unter-
nehmen verfolgten markt- und organi-
sationsbezogenen Ziele aus. Unzufrie-
denheit verstärkt z. B. die Konflikte mit
dem Hersteller (vgl. Geyskens et al. 1999,
S. 224). Sachliche Konflikte sind zwar
durchaus gewollt, da sie neue Ideen för-
dern, Klarheit schaffen und die Basis für
Veränderungen darstellen. Sie können
jedoch leicht in persönliche Konflikte
umschlagen, die ab einem bestimmten
Niveau die Effizienz des Vertriebssystems
mindern können und eine ernsthafte
Gefahr für die Zusammenarbeit dar-
stellen.
Als Folge können sich durch Un-
zufriedenheit internationaler Vertriebs-
partner verschiedene markt- und
organisationsbezogene Wirkungen er-
geben. Wirkungen, die im Rahmen von
Experteninterviews besonders häufig ge-
nannt wurden, werden in Abbildung 1
beispielhaft dargestellt. Der Umfang und
die Qualität der verschiedenen Wir-
kungen zeigt bereits die Notwendigkeit
eines aktiven Managements der Be-
ziehung zu internationalen Vertriebspart-
nern. Der häufig als „soft factor“
unterschätzte Faktor der internen Zu-
friedenheit erhält hierdurch ein
quantifizierbares Gewicht. Umsätze,
Kosten, die Leistungsqualität sowie die
Flexibilität sind gleichermaßen betroffen.
Zufriedenheitsdimensionen im internationalen Vertrieb
Dr. Christian SchmitzHabilitand und Leiterdes Kompetenzzen-trums für Business-to-Business Marketing amInstitut für Marketingund Handel der Univer-sität St. Gallen,St. Gallen (CH)
Das Vertriebsengagement in Auslandsmärkten besitzt heute für viele Hersteller einewesentliche Umsatzbedeutung und bildet nicht selten als zentraler Wachstumstreiberden Kern der Geschäftstätigkeit. So erzielen bspw. Schweizer Industriegüterherstellerheute nur noch wenige Prozent ihres Umsatzes im Inland. Internationale Vertriebsgesell-schaften und Vertretungen übernehmen für Hersteller die Umsetzung von Strategien unddie lokale Marktbearbeitung. Sie nehmen damit eine strategische Bedeutung als „Torzum Markt“ ein. Die optimale Unterstützung und Koordination internationaler Vertriebs-partner stellt Hersteller allerdings vor eine anspruchsvolle Herausforderung. Für vieleHersteller scheint es unmöglich, ihre internationalen Vertriebsorgane zufrieden zustellen. Häufig sehen Hersteller hierzu auch gar keine Notwendigkeit.
1 In der Literatur zum Vertrieb wird häufig den Eigen-tumsverhältnissen nach, zwischen herstellereigenenund herstellerfremden Vertriebsorganen unterschie-den (vgl. Homburg/Krohmer 2003, S. 704 f., 710). Die-ser Differenzierung wird in diesem Betrag nicht ge-folgt (vgl. auch Schmitz 2006, S. 13). Der Begriff„Vertriebspartner“, wie er im Weiteren verwendetwird, schließt daher in Anlehnung an Belz/Reinhold(1999, S. 10) herstellereigene Tochtergesellschaftensowie herstellerfremde Vertretungen, Untervertretun-gen und internationale Handelsgesellschaften mit ein.
Zufriedenheitsdimensionen im internationalen Vertrieb Schmitz
174|2006
3. Dimensionalität der Zufriedenheit internationalerVertriebspartner
Die bedeutende Rolle, die der Zu-
friedenheit der Vertriebspartner zu-
kommt, begründet eine differenzierte
Auseinandersetzung mit dieser. Dazu
sind zunächst die konkreten Teilaspekte
zu ermitteln, die von Vertriebsgesell-
schaften und Vertretungen herangezogen
werden, um die Zusammenarbeit mit
dem Hersteller zu beurteilen. Im
Folgenden wird aufgezeigt, wie die Teil-
aspekte mit Hilfe verschiedener em-
pirischer Teiluntersuchungen ermittelt
werden konnten.
3.1 Überblick zur empirischenUntersuchungIm Folgenden wird ein Überblick zur
Datengrundlage und den eingesetzten
Analysemethoden gegeben, um die
Dimensionalität der Zufriedenheit in-
ternationaler Vertriebspartner zu er-
mitteln. Um solche Unternehmen zu be-
trachten, für die Internationalität ein
hohes Gewicht besitzt, wurde ein
Branchenfokus gewählt. Die qualitativen
und quantitativen empirischen Teilunter-
suchungen fokussierten daher beide auf
die Maschinenbau-, Metall- und Elektro-
industrie, die nach der gängigen NACE-
Klassifizierung der Wirtschaftszweige
abgegrenzt wurde und im konkreten Fall
die Klassen 27, 28, 29, 31, 34 und 35 be-
inhaltet.
Qualitative TeilstudieIm Rahmen einer qualitativen empirischen
Untersuchung wurden 45 teilstrukturierte
Experteninterviews in den Marktorganisa-
tionen internationaler Industrieunter-
nehmen durchgeführt. Befragt wurden
Praktiker, die über Expertenwissen zum in-
ternationalen Vertrieb verfügen, wozu ins-
besondere Vertriebsleiter aus der Zentrale
und Vertriebsverantwortliche aus Tochter-
gesellschaften und Vertretungen, so z. B.
lokale Geschäftsführer und lokale Ver-
triebsleiter gehören. Die Interviews
wurden in deutscher und englischer
Sprache durchgeführt. Als Ergebnis dieser
qualitativen Untersuchung ergaben sich 43
zufriedenheitsrelevante Teilaspekte der Zu-
sammenarbeit zwischen Hersteller und
Vertriebspartner. Diese sollten in einem
weiteren Schritt durch eine quantitativ
empirische Untersuchung verdichtet und
auf ihre dahinterliegenden Dimensionen
zurückgeführt werden.
Quantitative DatenerhebungUm die hinter den Teilaspekten liegenden
Zufriedenheitsdimensionen weiter zu
untersuchen, wurde eine quantitativ-
empirische Datenerhebung und -analyse
durchgeführt. Dabei wurden eine stan-
dardisierte schriftliche Befragung von 240
europäischen Tochtergesellschaften und
Vertretungen der zwanzig größten
Schweizerischen Industriegüterhersteller
vorgenommen. Im Rahmen der Befragung
wurden die Teilnehmenden gebeten, die in
der qualitativen Analyse ermittelten 43 Teil-
aspekte der Zusammenarbeit hinsichtlich
ihrer Zufriedenheit und ihrer Bedeutung
für den lokalen Geschäftserfolg zu beur-
teilen.Die Zufriedenheit und die Bedeutung
wurden anhand siebenstufiger Ratingskalen
und verbal umschriebener Pole („very dis-
satisfied“ – „very satisfied“; „low im-
portance“ – „high importance“) gemessen.
Quantitative DatenanalyseDer erste Schritt, um die Dimensionalität
der Beurteilung zu ermitteln, war eine ex-
plorative Faktorenanalyse. Im vor-
liegenden Fall wurde auf eine Hauptach-
senanalyse zurückgegriffen, da die
Faktoren gefunden werden sollten, die für
die Beurteilung der Zusammenarbeit ver-
antwortlich sind (vgl. Backhaus et al.
2000, S. 286). Um die Unabhängigkeit der
gesuchten Dimensionen zu sichern,
wurde eine rechtwinklige Varimax-Ro-
tation durchgeführt.
Die explorative Faktorenanalyse be-
stätigte eine bereits aus qualitativen
Überlegungen postulierte siebendimen-
sionale Struktur, erforderte jedoch die
Elimination einer großen Anzahl von In-
dikatoren. Konnten einzelne Indikatoren
keinem Faktor zugeordnet werden oder
ließen sie sich nicht eindeutig nur einem
Faktor zuordnen, so wurden diese
eliminiert. Die Ladungsmatrix der ver-
bleibenden 23 Indikatoren weist eine
hohe Eignung auf.
In einem nächsten Schritt wurde mit
Hilfe des Cronbachschen Alphas die
Reliabilität jeder einzelnen Dimension se-
parat untersucht. Sämtliche Dimensionen
zeigten im Rahmen dieser Reliabilitätsana-
lyse sehr zufriedenstellende α-Werte, die
teilweise deutlich höher lagen als der von
Nunnally (1978, S. 245) vorgeschlagene
Richtwert von .70. Die anschließende
erneute einfaktorielle explorative Fak-
torenanalyse ergab bei allen Dimensionen
die gewünschte Einfaktorenlösung, die er-
klärte Gesamtvarianz lag in allen Fällen
höher als die von Homburg/Giering
(1996, S. 12) geforderten 50 Prozent. Es
gab demnach keinen Grund, weitere In-
dikatoren aus der Analyse auszuschließen.
In einem letzten Schritt schließlich
wurde jede einzelne Dimension noch ein-
mal mit Hilfe der konfirmatorischen Fak-
torenanalyse untersucht. Der Faktor 3
Abb. 1: Wirkungen von Unzufriedenheit der Vertriebspartner mit dem Hersteller
Marktseite Interne Organisation
• Servicequalität leidet (z.B. Customerrequests, Antwortzeiten, Lieferzuverlässig-keit, falsche Produktspezifikationen etc.)
• Flexibilität nimmt ab
• Kunden und Wettbewerber nutzen Koor-dinationsdefizite (z. B. Preisdifferenzen,...)
• Umsatzverluste (z. B. Kundenzufriedenheitund -vertrauen, Integriertes Marketing,Beratungsqualität, Informationsdefizite)
• Prozesskosten (z. B. parallele zentrale undlokale Aktivitäten)
• Qualitätskosten (z. B. falsche Kundenver-sprechen führen zu Wiedergutmachungen)
• HR-Kosten (z. B. Fluktuation,Krankheitstage, Rekrutierungskosten)
• Planungsunsicherheit (z. B. Kapazitäten,Umsatz, Ressourcen,...)
• Destruktives Verhalten (z. B. Konflikte,Gehinderter Informationsfluss)
Einfluss auf Umsatz,Kosten, Qualität und Flexibilität.
Schmitz Zufriedenheitsdimensionen im internationalen Vertrieb
„Marketing- und Verkaufssupport“ muss-
te von dieser Betrachtung ausgeschlossen
werden, da eine Anzahl von zwei In-
dikatorvariablen eine negative Anzahl von
Freiheitsgraden besitzt. Für die restlichen
Dimensionen kam als Schätzverfahren die
robuste Maximum-Likelihood-Methode
zum Einsatz. Bei der Schätzung erwiesen
sich sämtliche Regressionsgewichte auf
dem 1-Prozent-Niveau als signifikant.
Sämtliche Indikatorreliabilitäten lagen
deutlich über dem geforderten Wert von
.40. Lediglich die Indikatorreliabilität des
Indikators „Similarity of your values and
the manufacturer’s“ erreichte nur knapp
den geforderten Wert, wurde aber
ebenfalls aus Gründen der Inhaltsvalidität
beibehalten. Die durchschnittliche erfass-
te Varianz und die Faktorreliabilitäten
erreichten in allen Fällen die Mindest-
höhe von .50 bzw. 60 (vgl. Jensen 2001,
S. 95 f).
Tabelle 1 stellt noch einmal sämtliche
Gütekriterien der siebenfaktoriellen
SALESSAT-Skala mit den verbleibenden
23 Indikatoren dar. Der Vollständigkeit
halber sind auch einige Gütekriterien der
ersten Generation aufgeführt.
3.2 Interpretation der Zufrieden-heitsdimensionen und ihrerBedeutungNeben der Zufriedenheitsbeurteilung
spielt aus Sicht der Vertriebspartner die
unterschiedliche Bedeutung der Dimen-
sionen für die lokale Geschäftstätigkeit
eine wichtige Rolle. Die Bedeutung für die
lokale Geschäftstätigkeit wird in Ab-
bildung 2 als arithmetischer Mittelwert für
jede einzelne Dimension dargestellt. Als
Information über die Streuung der Ein-
schätzungen sind zusätzlich die Spannwei-
te und der Median eingezeichnet. Die Ab-
bildung wird in den nachfolgenden
Absätzen näher erläutert und interpretiert.
Die „Produkt- und Leistungspolitik“Für das lokale Geschäft von enormer
Bedeutung ist die Produkt- und Leis-
tungspolitik des Herstellers. Es erstaunt
nicht, dass diese aus Sicht des Vertriebs-
partners eine der wichtigsten Dimen-
sionen darstellt (AM=5.59). Denn die At-
traktivität des Vertriebspartners für die
Kunden im lokalen Markt wird durch die
Fähigkeit bestimmt, dessen Bedürfnisse
möglichst gut zu befriedigen. Vertriebs-
partner sind deshalb in höchstem Maße
daran interessiert, durch innovative,
marktgerechte Lösungen des Herstellers
die Konkurrenz zu überflügeln.
Neben der Innovativität spielen selbst-
verständlich, da sie aus Sicht der Kunden
kaufbestimmend sind, auch Aspekte der
Qualität und des Designs von Produkten
und Services sowie die Breite des
Sortimentes eine Rolle . Auch die Häufig-
keit, in der neue Produkte und Services
eingeführt werden, ist aus Sicht der Ver-
triebspartner bestimmend: Werden nur
selten neue Produkte und Services in den
Markt eingeführt, erschwert dies den Ver-
kauf, der sich nicht durch Innovation
vom Wettbewerb differenzieren kann. Ist
die Häufigkeit der Einführung neuer Pro-
dukte und Leistungen allerdings zu hoch,
belasten lokale „Rüstkosten“ durch zu-
sätzliche Schulungen, neue Dokumen-
tationen, Verkaufsunterlagen etc. das
Tagesgeschäft.
Die „Zuverlässigkeit bei Abwicklungund Lieferung“Als wichtigste Dimension für die Beurtei-
lung des Herstellers gilt bei Vertriebspart-
nern die „Zuverlässigkeit bei der Abwick-
lung und bei der Lieferung der Leistung“
(AM=5.95). Aus Sicht der Vertriebs-
partner hat die Zuverlässigkeit des Her-
stellers in dieser „logistischen“ Dimension
eine ganz besondere Funktion: Wie aus
einer internen Studie der BASF AG her-
vorgeht, messen Kunden der Zuverlässig-
keit der Lieferung häufig eine höhere
Bedeutung zu als der Lieferdauer. Das Ver-
trauen, dass die mit dem Vertriebspartner
vereinbarten Konditionen eingehalten
werden, ist schließlich für Kunden die
Basis, um eigene Produktionsplanungen
und die eigene Lieferfähigkeit wiederum
ihren Kunden garantieren zu können.
Der „Marketing- und Verkaufssupport“Die Bedeutung des Supports in Marketing
und Verkauf (AM=5.45) ergibt sich für
Vertriebspartner im Tagesgeschäft: Vor
allem produktbezogenes Material, das der
Hersteller zur Unterstützung der dezen-
tralen Vertriebsprozesse bereitstellt, führt
zu höheren Verkaufserfolgen. Hierbei
geht es um Informationen rund um das
Produkt, ergänzendes Zubehör und eine
klare Beschreibung der komparativen
Konkurrenzvorteile. Ein guter Support im
Marketing und Verkauf erleichtert es dem
Verkäufer, mehr zu verkaufen, was zur
Erreichung der Ziele des Herstellers
beiträgt. Vielfältige Vorteile ergeben sich
für Vertriebspartner aus Prospekten in
landesüblicher Sprache, umfangreichen
Verkaufsunterlagen und Schulungen,
Informationen zu Produktdetails und
Argumentationshilfen. Sie erleichtern
eine Abgrenzung und helfen, den Kunden
zu überzeugen.
Die „Finanziellen Konditionen“Die Dimension „Finanzielle Konditionen“
beinhaltet die Politik des Herstellers in Be-
zug auf Finanzierungshilfen und Incenti-
vierung. Dazu gehören sowohl Be-
dingungen, um Ware zu überlassen und zu
liefern, als auch Unterstützung von Er-
weiterungsfinanzierungen. Finanzierungs-
programme für Kunden, wie z. B. Leasing
und Vorfinanzierung, gehören heute zu
wichtigen Marketinginstrumenten im Be-
reich des Pricing und erlauben auch fi-
nanzschwachen Kunden den Erwerb der
Leistungen, wodurch sich der Markt für
den Anbieter vergrößert. Die Dimension
„Finanzielle Konditionen“ erhält von allen
sieben Faktoren mit dem arithmetischen
Mittelwert von 4.55 die geringste
Bedeutung für das lokale Geschäft. Bei
genauer Betrachtung fällt auf, dass diese
Dimension aber auch die größte Streuung
aufweist. Mehr als 50 Prozent der
Befragten schätzen seine Bedeutung höher
ein. Eine Detailanalyse von Schmitz (2006,
S. 122) zeigt z. B., dass unabhängige Dis-
tributoren den finanziellen Konditionen
eine signifikante, höhere Bedeutung bei-
messen als die Mitarbeiter von Toch-
tergesellschaften. Dies scheint die hohe
Streuung plausibel erklären zu können, da
sich die Beziehung zwischen Hersteller
und Distributoren nicht wie bei Toch-
tergesellschaften durch eine rechtliche Zu-
gehörigkeit, sondern hauptsächlich durch
kommerzielle Interessen an einer Zu-
sammenarbeit bestimmt (vgl. Belz/Rein-
hold 1999, S. 159 ff.).
Die „Soziale Interaktion“Wie bereits mehrfach erläutert, spielen
aus Sicht der Vertriebspartner auch ver-
schiedene Aspekte der „Sozialen Inter-
aktion“ mit dem Hersteller eine wichtige
Rolle. Zu den Aspekten der sozialen
18 4|2006
Interaktion gehören insbesondere die
Fairness und Ehrlichkeit des Herstellers,
das Interesse und die Sorge, die der Her-
steller für die Erreichung der Ziele eines
Vertriebspartners zeigt. Aber auch die ge-
samte Art und Weise, mit der ein Ver-
triebspartner vom Hersteller oder von
den regionalen Headquarters des Herstel-
lers behandelt wird, stellt eine wichtige
Facette der sozialen Interaktion dar. Die
Bedeutung der Dimension „Soziale Inter-
aktion“ ist allerdings nicht unumstritten.
Der Median weist nach der „Zuverlässig-
keit bei Abwicklung und Lieferung“ den
höchsten Wert auf. Das bedeutet, min-
destens 50 Prozent der Befragten messen
der Bedeutung dieser Dimension den
Wert 5.56 oder höher zu. Das arith-
metische Mittel wird also in erheblichem
Maße durch die Streuung nach unten
beeinflusst.
Der „Umgang mit Kultur und Werten“Ebenfalls im Kontext der sozialen
Beziehungen zwischen Hersteller und
Vertriebspartner angesiedelt, befindet
sich die Dimension „Umgang mit Kultur
und Werten“. Obgleich Aspekte der
kulturellen Unterschiede zwischen
Ländern und Organisationseinheiten
vielfach zum Gegenstand von Anekdoten
und wissenschaftlicher Diskussionen
gemacht wurden (einen Überblick geben
Kutschker/Schmid 2002, S. 655 ff.;
Belz/Reinhold 1999, S. 56 ff.), schenken
die Vertriebspartner diesen kulturellen
Aspekten auffallend wenig Beachtung
(arithmetisches Mittel 4.91). Zu den
beurteilten Teilaspekten gehören etwa der
Umgang des Herstellers mit den lokalen
Gebräuchen und Werten, die Ähnlichkeit
dieser lokalen Werte mit denen des Her-
stellers, die Art und Weise, in der der Her-
steller diese Kultur des Gastlandes res-
pektiert und behandelt sowie das Ver-
ständnis der lokalen Sprache und Schrift.
Das „Informations- und Kom-munikationsverhalten“Als letztgenannte Dimension der Beurtei-
lung des Herstellers kommt dem
„Informations- und Kommunikationsver-
halten“ aus Sicht der Vertriebspartner die
drittstärkste Bedeutung zu. Zu wichtigen
Teilaspekten dieser Dimension gehören
z. B. die Länge der Reaktionszeiten auf An-
fragen an den Hersteller, die Zeitigkeit, mit
der der Hersteller informiert, sowie die
Vollständigkeit von Informationen, die
der Vertriebspartner vom Hersteller erhält.
Zu den Informationen, die der Her-
steller dem Vertriebspartner zugänglich
machen kann, gehören insbesondere pro-
dukt-, leistungs-, kunden- und wett-
Zufriedenheitsdimensionen im internationalen Vertrieb Schmitz
194|2006
Tab. 1: Gütekriterien erster und zweiter Generation für die SALESSAT-Skala
Faktor 1:„Produkte und Leistungen“
Faktor 2:„Zuverlässigkeit bei Abwicklung und Lieferung“
Faktor 3:„Marketing-Support“
Faktor 4:„Finanzielle Konditionen“
Faktor 5:„Soziale Interaktion“
Faktor 6:„Umgang mit Kultur undWerten“
Faktor 7:„Informations- und Kommunikationsverhalten“
Indikator
New product market opportunities
The width of the products and services offered
Quality and design of products and services
Frequency of introducing new products or services
Order handling by manufacturer
Meeting of promised delivery dates
Availability of products and replacement parts
Support with manuals, handbooks, etc.
Sales promotion material and documentations
Manufacturer credit policies
Customer financing programs
Incentive programs (bonuses, contests, trips)
Sales support relationship with the sales rep
Overall fairness and honesty of manufacturer
Interest and concern to help you
Overall manner you were treated
Dealing with your local customs and values
Way of respecting and treating your local culture
Understanding your language
Similarity of your values and the manufacturer’s
Manufacturer's response times to your requests
Timeliness of receiving necessary information
Completeness of information you get
IR T I/T
.53 6.13 .57
.46 7.40 .55
.54 8.64 .55
.45 8.41 .49
.55 11.82 .65
.59 12.88 .66
.61 12.53 .67
-* -* .57
-* -* .57
.48 5.99 .49
.57 7.70 .52
.63 6.72 .64
.47 11.20 .61
.52 11.94 .64
.63 13.47 .72
.63 13.42 .71
.58 7.23 .56
.74 4.10 .61
.47 10.42 .61
.35 9.50 .56
.49 10.85 .61
.75 13.49 .70
.48 10.75 .60
CA FR DEF
.79 .80 .51
.81 .81 .59
.72 -* -*
.78 .79 .56
.84 .84 .57
.82 .82 .54
.79 .80 .57
IR = Indikatorreliabilität, t = t-Wert der Faktorladung, I/T = Item-to-Total-Korrelation, CA = Cronbachsches Alpha, FR = Faktorreliabilität, DEF = Durchschnittlich erfasste Varianz, * Bei zwei Indikatoren ist die Berechnung dieser Masse nicht möglich.
Schmitz Zufriedenheitsdimensionen im internationalen Vertrieb
bewerbsbezogene Informationen. So
gewährleistet eine frühe Information
über mögliche Lieferengpässe, dass der
Kunde ebenso frühzeitig informiert wird
und sich dementsprechend einrichten
kann. Informationen zu Wettbewerbern
und deren Strategien in anderen Märkten
unterstützen unmittelbar den Verkauf,
wie auch Informationen über das Vor-
gehen von Kunden in anderen Märkten.
4. Schlussbetrachtung
Obgleich Hersteller unter dem Druck der
aktuellen Marktherausforderungen stär-
ker auf die optimale Abstimmung in der
Vertriebsorganisation angewiesen sind
als bisher, existieren in der Praxis nur
selten systematische Ansätze um dieser
„Zerrissenheit“ zu begegnen. Indem es
internationalen Industriegüterherstellern
gelingt, die Interessen lokaler Vertriebs-
partner zu erfassen und einen echten
Mehrwert für diese zu generieren,
schaffen sie die Voraussetzung dafür, dass
Marketingkonzepte vor Ort wirkungsvoll
unterstützt und umgesetzt werden.
Der vorliegende Beitrag zeigt, dass für
Hersteller neben Produkt- und Preis-
gestaltung noch eine Vielzahl anderer
Stellhebel existiert, mit denen die Wert-
schöpfung nachgelagerter Vertriebsstufen
erhöht werden kann.
Als Ergebnis der empirischen Teilunter-
suchungen konnten sieben interne Leis-
tungsdimensionen identifiziert werden,
die Vertriebspartner bei ihrer Beurteilung
heranziehen. Jede der sieben Dimensionen
kann vom Hersteller als Handlungsbereich
aufgegriffen werden, um Verbesserungen
in der Zusammenarbeit herbeizuführen.
An jeden der Bereiche werden durch die
internationalen Vertriebspartner be-
stimmte Erwartungen gestellt, da sie den
lokalen Erfolg maßgeblich mitbestimmen.
Die gezielte Steuerung der Erwartungen,
die Vertriebspartner an den Hersteller
stellen, sowie die Erfüllung der Er-
wartungen und Kommunikation dieser
Erfüllung gehören daher zu wichtigen
Aufgabenbereichen im internationalen
Vertriebsmanagement der Zukunft.
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triebsmanagement für Industriegüter,
Handlungsempfehlungen aus dem
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Wiesbaden.
20 4|2006
Abb. 2: Bedeutung der Beurteilungsdimensionen für die lokale Geschäftstätigkeit
(Arithmetischer Mittelwert (AM); 1 = gering, 7 = hoch)
5.59
Maximum
Median
Minimum
7
6
5
4
3
2
1
„Produkte und Leistungen“
5.68
„Informations- und Kommunika-tionsverhalten“
4.91
„Umgang mitKultur und Werten“
5.56
„SozialeInteraktion“
4.55
„FinanzielleKonditionen“
5.45
„Marketing-Support“
5.95
„Zuverlässigkeitbei Abwicklungund Lieferung“