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Zukunft Bau KURZBERICHT Titel Langfassung Titel: „Mensch-Roboter-Kooperation im Holzbau: Potentiale für die Vorfertigung“ Anlass/ Ausgangslage Der Holzbau basiert heute auf Leichtbausystemen mit einem sehr hohen Vorfertigungsgrad. Der Automatisierungsgrad der Fertigung im Holzbau ist jedoch im Vergleich zu anderen Industriebranchen immer noch sehr gering. Ziel dieses Projektes ist es daher, einen möglichen Einsatz der Mensch-Roboter-Kooperationsfertigung zu analysieren und zu bewerten, um den Automatisierungsgrad in der Holzbauvorfertigung zu erhöhen und flexibel zu halten. Gegenstand des Forschungsvorhabens Die Forschungsarbeit verfolgt einen vierstufigen Forschungsansatz bestehend aus Analyse, Systematisierung, Entwicklung und Evaluierung: basierend auf der Analyse des aktuellen Stands der Technik im Holzbau und der verfügbaren Technologien der Mensch-Roboter-Kooperation (MRK) und der Systematisierung der Ergebnisse, werden praktikable MRK-Workflows entwickelt und diese abschließend durch eine Reihe von Produktionssystemprototypen bewertet. Dieser Ansatz spiegelt sich in den vier übergeordneten Arbeitspaketen (1) Prozessanalysen, (2) Identifikation von Potenzialen, (3) Systematisierung Anwendungsfelder und (4) Evaluierung durch Prototyping wieder. Die Untersuchung konzentrierte sich von Anfang an speziell auf die Suche nach Lösungen, die den Anforderungen kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) gerecht werden, die die Mehrheit der Holzbaubetriebe in Deutschland bilden. Die Industriepartner Müllerblaustein Holzbau GmbH und KUKA Roboter GmbH haben das Forschungsprojekt dahingehend unterstützt. In einem ersten Arbeitspaket wurde eine gründliche Untersuchung eines modernen Holzbauvorfertigungsprozesses und die Analyse der gesamten Vorfertigungskette durchgeführt. Die Aufgaben der Holzbauvorfertigung wurden kategorisiert und in ihre atomaren Prozesse zerlegt. Parallel dazu wurde ein Überblick über die verfügbaren MRK - Technologien und gängige Szenarien in anderen Branchen erstellt sowie über die entsprechenden normativen Dokumente. Das zweite Arbeitspaket der Untersuchung konzentrierte sich auf die Identifizierung vielversprechender Anwendungen von MRK in der Holzbauvorfertigungskette und möglicher technologischer Lösungen. Die Prozesse mit hohem Potenzial wurden im Hinblick auf den Charakter der Arbeit in zwei große Kategorien eingeteilt: schmutzige, langweilige und gefährliche Prozesse und Prozesse, die eine signifikante Anpassung ihrer Umsetzung von Projekt zu Projekt erfordern. Vier spezifische Unterkategorien wurden weiter ausgewählt und detaillierter bewertet: Platzieren / Fügen, Qualitätssicherung, wiederholende Tätigkeiten und Logistik, und schwere und unangenehme Tätigkeiten. Im zweiten Teil des Arbeitspakets wurde MRK von einem übergeordneten Standpunkt aus bewertet und in zwei allgemeine Bereiche unterteilt: kognitive Kollaboration und verhaltensbasierte Kollaboration. Aus technologischer Sicht wurde eine Mensch-Roboter-Kommunikation als entscheidender Aspekt einer erfolgreichen MRK-Strategie festgelegt. Als Ergebnis der Bewertung wurden drei übergeordnete MRK-Strategien identifiziert, die in den nächsten Schritten untersucht wurden: "gelegentliche Koordination", "Aufgabenübertragung" und "direkte Zusammenarbeit". Im dritten Arbeitspaket wurden die drei zuvor genannten MRK-Strategien weiterentwickelt und konkretisiert. Sie wurden anhand ihres Innovationspotenzials und ihres Automatisierungsgrades bewertet und jeweils mit einer Umsetzungsstrategie versehen. Parallel dazu konzentrierte sich das vierte Arbeitspaket auf die Entwicklung und Erprobung der in Arbeitspaket zwei und drei beschriebenen MRK-Strategien. Insgesamt wurden zwei größere Experimente durchgeführt. Das erste Experiment konzentrierte sich auf die "direkte Zusammenarbeit" und zielte auf die Entwicklung einer universellen Kollaborativen Roboter "Workbench", die auch von Anwendern mit minimalen Programmierkenntnissen erfolgreich eingesetzt werden kann. Ein besonderer Schwerpunkt wurde auf die Mensch-Roboter-Kommunikation in Form einer

Zukunft Bau KURZBERICHT · 2019. 8. 12. · wurde eine Mensch -Roboter-Kommunikation als entscheidender Aspekt einer erfolgreichen MRK-Strategie festgelegt. Als Ergebnis der Bewertung

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  • Zukunft Bau KURZBERICHT Titel

    Langfassung Titel: „Mensch-Roboter-Kooperation im Holzbau: Potentiale für die Vorfertigung“

    Anlass/ Ausgangslage

    Der Holzbau basiert heute auf Leichtbausystemen mit einem sehr hohen Vorfertigungsgrad. Der Automatisierungsgrad der Fertigung im Holzbau ist jedoch im Vergleich zu anderen Industriebranchen immer noch sehr gering. Ziel dieses Projektes ist es daher, einen möglichen Einsatz der Mensch-Roboter-Kooperationsfertigung zu analysieren und zu bewerten, um den Automatisierungsgrad in der Holzbauvorfertigung zu erhöhen und flexibel zu halten.

    Gegenstand des Forschungsvorhabens

    Die Forschungsarbeit verfolgt einen vierstufigen Forschungsansatz bestehend aus Analyse, Systematisierung, Entwicklung und Evaluierung: basierend auf der Analyse des aktuellen Stands der Technik im Holzbau und der verfügbaren Technologien der Mensch-Roboter-Kooperation (MRK) und der Systematisierung der Ergebnisse, werden praktikable MRK-Workflows entwickelt und diese abschließend durch eine Reihe von Produktionssystemprototypen bewertet. Dieser Ansatz spiegelt sich in den vier übergeordneten Arbeitspaketen (1) Prozessanalysen, (2) Identifikation von Potenzialen, (3) Systematisierung Anwendungsfelder und (4) Evaluierung durch Prototyping wieder.

    Die Untersuchung konzentrierte sich von Anfang an speziell auf die Suche nach Lösungen, die den Anforderungen kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) gerecht werden, die die Mehrheit der Holzbaubetriebe in Deutschland bilden. Die Industriepartner Müllerblaustein Holzbau GmbH und KUKA Roboter GmbH haben das Forschungsprojekt dahingehend unterstützt.

    In einem ersten Arbeitspaket wurde eine gründliche Untersuchung eines modernen Holzbauvorfertigungsprozesses und die Analyse der gesamten Vorfertigungskette durchgeführt. Die Aufgaben der Holzbauvorfertigung wurden kategorisiert und in ihre atomaren Prozesse zerlegt. Parallel dazu wurde ein Überblick über die verfügbaren MRK -Technologien und gängige Szenarien in anderen Branchen erstellt sowie über die entsprechenden normativen Dokumente.

    Das zweite Arbeitspaket der Untersuchung konzentrierte sich auf die Identifizierung vielversprechender Anwendungen von MRK in der Holzbauvorfertigungskette und möglicher technologischer Lösungen. Die Prozesse mit hohem Potenzial wurden im Hinblick auf den Charakter der Arbeit in zwei große Kategorien eingeteilt: schmutzige, langweilige und gefährliche Prozesse und Prozesse, die eine signifikante Anpassung ihrer Umsetzung von Projekt zu Projekt erfordern. Vier spezifische Unterkategorien wurden weiter ausgewählt und detaillierter bewertet: Platzieren / Fügen, Qualitätssicherung, wiederholende Tätigkeiten und Logistik, und schwere und unangenehme Tätigkeiten.

    Im zweiten Teil des Arbeitspakets wurde MRK von einem übergeordneten Standpunkt aus bewertet und in zwei allgemeine Bereiche unterteilt: kognitive Kollaboration und verhaltensbasierte Kollaboration. Aus technologischer Sicht wurde eine Mensch-Roboter-Kommunikation als entscheidender Aspekt einer erfolgreichen MRK-Strategie festgelegt. Als Ergebnis der Bewertung wurden drei übergeordnete MRK-Strategien identifiziert, die in den nächsten Schritten untersucht wurden: "gelegentliche Koordination", "Aufgabenübertragung" und "direkte Zusammenarbeit".

    Im dritten Arbeitspaket wurden die drei zuvor genannten MRK-Strategien weiterentwickelt und konkretisiert. Sie wurden anhand ihres Innovationspotenzials und ihres Automatisierungsgrades bewertet und jeweils mit einer Umsetzungsstrategie versehen.

    Parallel dazu konzentrierte sich das vierte Arbeitspaket auf die Entwicklung und Erprobung der in Arbeitspaket zwei und drei beschriebenen MRK-Strategien. Insgesamt wurden zwei größere Experimente durchgeführt. Das erste Experiment konzentrierte sich auf die "direkte Zusammenarbeit" und zielte auf die Entwicklung einer universellen Kollaborativen Roboter "Workbench", die auch von Anwendern mit minimalen Programmierkenntnissen erfolgreich eingesetzt werden kann. Ein besonderer Schwerpunkt wurde auf die Mensch-Roboter-Kommunikation in Form einer

  • Augmented Reality (AR)-Schnittstelle gelegt. Das Experiment wurde in Zusammenarbeit mit der KUKA AG realisiert und das Ergebnis als eines der Finalistenprojekte des KUKA Innovationspreises auf der Hannover Messe 2018 vorgestellt.

    Das zweite Experiment wurde im Rahmen eines größeren Forschungsprojektes einer Weitspann-Holzplattenschale in Zusammenarbeit mit der Müllerblaustein Holzbau GmbH durchgeführt. Im Mittelpunkt des Experiments stand die Verbesserung der Herstellung der Holzplatten mit den Methoden der gelegentlichen Koordination. Ziel des Experiments war es, gemeinschaftliche Räume für eine sichere Material- und Halbzeugübergabe zwischen den für die Logistik verantwortlichen Mitarbeitern und der vollautomatischen Roboterzelle zu entwerfen und zu entwickeln. Die entstandene Holzschale wurde im Rahmen der Bundesgartenschau Heilbronn 2019 ausgestellt.

    Fazit Die beiden durchgeführten Experimente zeigten die Potenziale der MRK im Holzbau und deren mögliche Umsetzungen auf. Die Ziele des Forschungsprojekts wurden somit erfolgreich erreicht. Die verfügbaren Technologien sind weit genug entwickelt, um auch Standardindustrieroboter sicher zu machen und zur einfachen Zusammenarbeit mit Menschen in unmittelbarer Nähe zu befähigen. Es wurde auch nachgewiesen, dass MRK den Vorfertigungsablauf im Holzbau radikal verbessern kann. Dennoch ist weitere Forschung erforderlich, um eine nahtlose MRK zu erreichen. Dafür ist es zum Beispiel notwendig, das Verständnis der Maschine für menschliche Absichten weiter zu verbessern und die Kommunikationsschnittstellen Mensch-Roboter sorgfältig zu gestalten. Eckdaten Kurztitel: Mensch-Roboter-Kooperation (MRK) im Holzbau Forscher / Projektleitung: Universität Stuttgart Institut für Computerbasiertes Entwerfen und Baufertigung (ICD) Prof. Achim Menges Oliver David Krieg Ondrej Kyjanek Tobias Schwinn Gesamtkosten: 264.331,11 € Anteil Bundeszuschuss: 142.200,16 € Projektlaufzeit: 24 Monate

  • BILDER/ ABBILDUNGEN:

    Bild 1: ICD_MRK-Abb_1.jpg Implementierung der kollaborativen Roboter "Workbench" CRoW auf der Hannover Messe 2018.

    Bild 2: ICD_MRK-Abb_2.png Prozessdiagramm der Kollaborativen Roboter "Workbench" (CRoW).

  • Bild 3: ICD_MRK-Abb_3.jpg Augmented Reality-Schnittstelle

    Bild 4: ICD_MRK-Abb_4.jpg Der kollaborative Montageprozess.

  • Bild 5: ICD_MRK-Abb_5.jpg Roboterzelle für die Holzplattenfertigung.

    Bild 6: ICD_MRK-Abb_6.png Roboter im sicheren gemeinsamen Übergaberaum.