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zum lesen Infoblatt bibliotheks verband südtirol Bücherhäuser Neue Bibliotheksbauten in Südtirol Runde Geburtstage Klausen, Schlanders, Toblach feiern Aktuelle Jugendbücher Tipps aus den Schulbibliotheken September Nr. 2/2007

zum lesen - Bibliotheksverband Südtirol · Nun gilt es auch für den BVS, sich auf ein Audit im nächsten Jahr vorzubereiten und die Voraus-setzungen zu schaffen, um noch nicht erreichte

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zum lesenInfoblatt bibliotheks verband südtirol

BücherhäuserNeue Bibliotheksbauten in Südtirol

Runde GeburtstageKlausen, Schlanders, Toblach feiern

Aktuelle JugendbücherTipps aus den Schulbibliotheken

September Nr. 2/2007

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Impressum zum lesenInfoblatt des BVSErmächtigung Landesgericht Bozen Nr. 24/2001 vom 27.11.2001Neue Folge - 14. JahrgangNr. 2, September 2007Redaktion: Karin Kircher, Daniel Weger, Frank Weyerhäuser, in Zusammenarbeit mit dem Amt für Bibliotheken und LesenLayout: Atelier Grafico, BozenDruck: A. Weger, BrixenHerausgeber: bibliotheks verband südtirolPenegalstraße 17/b39100 BozenTel.: 0471 / 28 57 30; Fax: 0471 / 40 95 53; [email protected]

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Infoblatt bibliotheks verband südtirol

Liebe Kolleginnenund Kollegen,für die nächsten Jahre sind in Südtirol einige richtung-weisende Bibliotheksbauten geplant. Im Zentrum steht das sprachgruppenübergrei-fende Bibliothekenzentrum in Bozen, das neben der Stadt-bibliothek die beiden Lan-desbibliotheken beherbergen wird. Aber auch die zwei Mit-telpunktbibliotheken Brixen und Bruneck, die in ihren gegenwärtigen Strukturen sich längst mehr schlecht als recht arrangieren, werden ein neues Zuhause bekommen.

Wir haben deshalb für dieses Heft das Thema Bibliotheks-bauten gewählt und stellen kurz ein paar Neubauten aus den letzten drei Jahren vor. Dabei haben wir versucht, einen guten Querschnitt wie-derzugeben und uns bei der Präsentation für eine Mittel-punktbibliothek (Neumarkt), eine große öffentliche Biblio-thek (Lana), eine kleine Dorfbibliothek (Schluderns), eine kombinierte Bibliothek (Ritten), eine Schulbiblio-thek (HOB Bruneck) und eine wissenschaftliche Bibliothek (Claudiana) entschieden. Die Fachartikel liefern die Exper-ten aus dem Amt für Biblio-theken und Lesen, die über großes Know-How und die Kompetenz in diesem Bereich verfügen, und Franz Berger, der Jahrzehnte lang viele Projekte mitinitiiert und mit-begleitet hat.

Hinweisen möchte ich weiters auf unser Veranstaltungs- programm, das wieder eine breite Palette an kostenlosen Schulungen mit dem neuen

Bibliotheksprogramm bein-haltet. Die besonderen High-lights des Herbstes sind die internationale Fachtagung „Die lernende Bibliothek“, die Studienfahrt zur Buch-messe Frankfurt und das in Partnerschaft mit der AIB veranstaltete Seminar zur Infokompetenz für Schulbi-bliothekarInnen.

Letzteren gilt ein beson-derer Dank, denn für den dritten Teil unserer Zeit-schrift haben wir diesmal SchulbibliothekarInnen aus dem ganzen Land um Tipps aus dem Jugendbuchsektor gebeten und sie haben uns in großer Zahl Rezensionen und Empfehlungen aktuell angesagter Titel zugeschickt, die auch für viele öffentliche Bibliotheken interessant sein dürften.

Viel Spaß beim Schmökern wünscht im Namen des Redaktionsteams

Daniel Weger

Inhaltsverzeichnis

BVS-Veranstaltungen in der zweiten Jahreshälfte 2007 3

Die Lernende Bibliothek 2007 4

Protokoll der 26. Jahreshauptversammlung des BVS 5

Neuigkeiten aus dem Bibliotheksverband 6

Lesefrühling - Abschlussfest / Wichtige Termine 8

Jubiläen: Schlandersburg, Klausen, Toblach 9

Bibliotheksbauten: Ein langer Weg mit vielen Stolpersteinen 11

Finanzierung von Bau und Einrichtungen von Bibliotheken 14

Online-Ressourcen zum Thema Bibliotheksbau 15

Bibliotheksbauten in Südtirol - Erinnerungen 16

Kulturpunkt Lana 18

Porträts: Bibliotheksneubauten in Südtirol 21

Ein Blick in die Zukunft: das neue Bibliothekenzentrum 28

Buchtipps: Belletristik für Jugendliche 29

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BVS-Veranstaltungen in der zweiten Jahreshälfte 2007

Fachtagung „Die Lernende Bibliothek III“Convegno ”La bibliotheca apprende III”

Dienstag, 25. bis Donnerstag, 27. September 2007Innsbruck, Aula der Universität

Nähere Einzelheiten siehe http://www.uibk.ac.at/ub/lernendebibliothek/tp.html

Fahrt zur Buchmesse FrankfurtDonnerstag, 11. Oktober bis Sonntag, 14. Oktober 2007

Die Studienfahrt ist ausgebucht!

Seminar „Schulbibliotheken und Informationskompetenz“Seminario “Information literacy nella biblioteca scolastica”

Montag, 29. Oktober 2007, 9.00 -17.00 UhrBozen, Gewerbeoberschule „Max Valier“, Sorrentostr. 20Nähere Einzelheiten siehe http://www.bvs.bz.it/25.html

Vor-Ort-Ausleihschulung in Libro / Bibliotheca für AnfängerKostenpflichtige Ausleihschulungen für ehrenamtliche MitarbeiterInnen

Termine: nach Vereinbarung

Katalogisierung in Libro für AnfängerMontag, 8. und Dienstag, 9. Oktober 2007

jeweils 9.00 – 12.30 Uhr und 14.00 – 17.00 UhrBozen (genauer Veranstaltungsort wird noch bekannt gegeben)

Katalogisierung in Bibliotheca - AnfängerMontag, 1. und Dienstag, 2. Oktober 2007

jeweils 9.00 – 12.30 Uhr und 14.00 – 17.00 UhrLandhaus 7, Bozen, Andreas-Hofer-Str. 18, EDV-Schulungsraum

Katalogisierung in Bibliotheca - UmstellerMittwoch, 3. Oktober 2007

9.00 – 12.30 Uhr und 14.00 – 17.00 UhrBozen, Landhaus 7, Andreas-Hofer-Str. 18, EDV-Schulungsraum

Katalogisierung in Bibliotheca - Nicht-Buch-MedienMontag, 5. November 2007

9.00 – 12.30 Uhr und 14.00 – 17.00 UhrBrixen (genauer Veranstaltungsort wird noch bekannt gegeben)

Katalogisierung in Bibliotheca - Musik-MedienDienstag, 6. November 2007

9.00 – 12.30 Uhr und 14.00 – 17.00 UhrBrixen (genauer Veranstaltungsort wird noch bekannt gegeben)

Bibliotheca – Recherche und weitere TippsFreitag, 28. September 2007

14.00 – 18.00 UhrBruneck, Landesberufsschule, Toblweg 6

Freitag, 7. Dezember 200714.00 – 18.00 Uhr

Meran, Fachoberschule für Soziales „Marie Curie“, Mazziniplatz 1

Ansprechperson: Frank Weyerhäuser - [email protected] - Tel. 0471 28 57 30

zum lesen Nr. 2/2007

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Gratulation zur VerdienstmedailleIm Mai hat der Bibliotheksverband

Frau Christine Gamperaus Algund bei einem Abendessen zum Erhalt der Verdienstmedaille des Landes Tirol gratuliert.

Frau Gamper hat die Verdienstmedaille im

letzten Jahr aufgrund ihrer jahrzehntelangen

ehrenamtlichen Tätigkeit überreicht bekom-

men. Sie ist seit 1980 ehrenamtliche Leiterin

der Öffentlichen Bibliothek Algund, die sich

in dieser Zeit zu einem kulturellen Zentrum

des Dorfes entwickelt hat. Besonders her-

vorzuheben ist dabei die Organisation von

unzähligen lesefördernden Veranstaltungen

sowohl für Kinder und Jugendliche als auch

für Erwachsene. Im Jahr 2004 stellte sich die

Öffentliche Bibliothek Algund einem Audit

und wurde als erste ehrenamtlich geführte

Bibliothek nach dem Qualitätskonzept für

Südtirols Bibliotheken zertifiziert.

Infoblatt bibliotheks verband südtirol

Die Lernende Bibliothek / La biblioteca apprende 20073. internationale Fachkonferenz

Nach 2003 in Bozen (Fortbildung und Inno-vationsmanagement in Bibliotheken und

Bibliothekssystemen) und 2005 in Augsburg (Die lernende Bibliothek: Ausbildung, Mitar-beiter, Dienstleistungen) findet vom 25. bis 27. September in Innsbruck die dritte Tagung dieser Art unter dem Motto „Teaching Library“ statt - wie zuvor schon mit dem Bibliotheksver-band Südtirol und der AIB Sezione Trentino-Alto Adige als Mitveranstalter.

Nach der Eröffnung am Diens-tag Abend bieten die beiden folgenden Tage ein ebenso dich-tes wie interessantes Programm an Vorträgen, gegliedert jeweils in einen Vormittags- und einen Nachmittagsblock. Die Halbtages-abschnitte befassen sich mit den folgenden Themenkomplexen:

• ”Wikis, Blogging, Google & Co”: Neue Stan-dards und die Teaching Library

• „Überfluss schafft Überdruss“: ”Die Vermitt-lung von Informationskompetenz und die Rolle der Bibliotheken

• Neue Lernformen und die Position der Bibli-otheken im Lernprozess - Beispiele aus der Praxis

• Partnerinstitutionen der Teaching Library - Best Practice Modelle

Neben der zweisprachigen Konferenz (Tagungssprachen sind deutsch und italie-nisch mit Simultanübersetzung) wird ein vielseitiges Rahmenprogramm angeboten, das unter anderem Führungen durch die Uni-versitätsbibliothek und die Stadt Innsbruck sowie die Hofburg und das Schloss Ambras umfasst. Nähere Informationen finden sich auf der Veranstaltungs-Homepage unterhttp://www.uibk.ac.at/ub/lernendebibliothek/index.html

Für die TeilnehmerInnen aus Südtirol und dem Trentino organisieren BVS und AIB einen Reise-bus, der sowohl am Mittwoch, 26. als auch am Donnerstag, 27. September morgens von Rove-reto über Trient, San Michele, Auer, Bozen und Brixen nach Innsbruck und abends die gleiche Strecke wieder zurück fährt. Anmeldungen für die Busfahrt (Informationen hierzu unter http://www.bvs.bz.it/25d37.html) nimmt der BVS unter 0471 / 285 730 oder per Mail [email protected] entgegen.

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zum lesen Nr. 2/2007

Beginn: 15.00 Uhr Ende: 17.00 Uhr

Anwesend: ca. 100 Vertreter der Mitgliedsbiblio-theken (BibliothekarInnen, private Mitglieder, Förderer und VertreterInnen der Gemeindever-waltungen), Ausschuss und Team des BVS sowie Ehrengäste.

Mitgliederversammlung

Die Vorsitzende des Bibliotheksverbandes Dr. Eli-sabeth Frasnelli begrüßt die Anwesenden und eröffnet die 26. Jahreshauptversammlung des BVS. Daraufhin bittet sie die Ehrengäste um ihre Grußworte.

Im Anschluss daran stellen die Präsidentin Dr. Elisa-beth Frasnelli und der Geschäftsführer Dr. Daniel Weger den Tätigkeitsbericht 2006 und das Jahres-programm 2007 vor. Die Berichte werden von der Vollversammlung wie folgt genehmigt:

Rechenschaftsbericht 2006 einstimmig

Bericht der Rechnungsprüfer 2006 einstimmig

Entlastung des Vorstandes einstimmig

Jahresprogramm 2007 einstimmig

Finanzierungsplan 2007 einstimmig

Qualitätsstandards

Die Vorsitzende und der Geschäftsführer stellen die im Rahmen des Südtiroler Bibliothekskon-zeptes (BIKO) erarbeiteten Qualitätsstandards für den Bibliotheksverband vor. Diese werden von der Mitgliederversammlung einstimmig genehmigt.

Fachreferat

Jakob Voß vom Gemeinsamen Bibliotheks-verbund Göttingen hält einen Fachvortrag zum Thema „Was Sie schon immer über Web 2.0 wissen wollten“.

Allfälliges

Christian Kofler von der Mittelpunktbiblio-thek Eppan weist die anwesende Landesrä-tin Sabina Kasslatter Mur darauf hin, dass die durch die Novellierung des Bibliotheks-gesetzes heruntergesetzten Öffnungszeiten für Bibliotheken in Gemeinden unter 25.000 Einwohner für die Mittelpunktbibliothek Eppan nicht zum Tragen käme (Eppan hat 27.000 Einwohner). Die Bibliothek Eppan hat lediglich drei Mitarbeiter und muss 40 Öffnungsstunden gewährleisten.

Volker Klotz, Direktor des Landesamtes für Bibliotheken und Lesen, erklärt in seiner Ant-wort, dass er das Problem prüfen werde.

Begleitprogramm am Vormittag (9.00 – 12.30 Uhr)

Am Vormittag werden drei Workshops ange-boten, die reges Interesse finden:

Workshop I: „Heiter und gelassen leben und arbeiten“ (Referentin: Inge Patsch, Axams, Logotherapeutin)

Workshop II: „Lachyoga – Lachen ist die beste Medizin“ (Referentin: Monica Trettel, Völs am Schlern, Künstlerin)

Workshop III: „Web 2.0-Anwendungen nutzen: Eine praktische Einführung“ (Referent: Jakob Voß, Göttingen, Gemeinsamer Bibliotheksver-bund)

An den Workshops nahmen insgesamt 71 Per-sonen teil.

Beim abschließenden Büffet ab 17.00 Uhr wird die Diskussionen zu den Tagungsthemen rege weitergeführt.

Für das Protokoll: Dr. Bruno Kaser

Protokoll der 26. Jahreshauptversammlung des BVSam 5. Mai 2007 im Kolpinghaus in Brixen

Herzlichen Glückwunsch!!!an Daniela Huebser zur Hochzeit mit Markus Kerschbaumer am 17. März

an Manuela Kaser zur Geburt des kleinen Nicholas am 3. Juli

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Im Mai verabschiedete sich der Ausschuss des BVS und die AG Ehrenamt im BVS bei einem gemeinsamen Abendessen von Johannes Andresen, der im Februar seine neue Stelle als Direk-tor der Landesbibliothek „Dr. Friedrich Teßmann“ angetreten hatte. Präsi-dentin Elisabeth Frasnelli dankte ihm für seine wert-volle Arbeit und seinen großen Einsatz und über-reichte als Geschenk des Ausschusses einen Gutschein für einen Privatkochkurs bei der

Haubenköchin Anna Matscher in Tisens, den der begeisterte Hobby-koch im Juni belegte. Ein besonderes Ständ-chen hatte die AG Ehrenamt vorbereitet: Marlene Ladurner (ÖB Nals) hatte prägende Momente aus Johannes’ BVS-Zeit in mehrere Seiten langen Stanzln dichterisch verarbeitet und Oskar Seeber (ÖB

Uttenheim) trug sie in gekonnter Manier mit Gitarrenbegleitung vor.

Nachdem Vorstandsmitglied Ralf Lüfter ab 1. Mai haupt-amtlich für den BVS tätig ist, musste er aus Ausschuss und Vorstand ausscheiden. An seine Stelle im Ausschuss rückte Gerda Winkler aus St. Lorenzen nach. Sie arbeitet als Bibliothekarin in der Uni-versitätsbibliothek in Brixen und war im April 2005 die Erstgereihte der Kandida-tInnen, die nicht direkt in den

Ausschuss gewählt worden waren.

Auf der Ausschusssitzung am 18. Mai 2007 wurde dann auch ein neues Vorstandsmitglied bestimmt. Die Wahl fiel auf Daniela Huebser vom Amt für Bibliotheken und Lesen (im Bild), die nun bis zu den Neuwahlen 2008 zusammen mit Elisabeth Frasnelli und Hermine Larcher den Vorstand des BVS bildet.

Infoblatt bibliotheks verband südtirol

Abschied von Johannes Andresen

Wechsel im Vorstand des BVS

Für das Bibliothekskonzept wurden in den letz-ten Jahren gemeinsam Standards für die ver-schiedenen Bibliotheken des Landes erarbeitet. Dabei war von Anfang an geplant, dass auch für den BVS Qualitätsstandards erstellt werden, die eingehalten werden sollen. Dieser Prozess wurde im heurigen Frühjahr abgeschlossen: das Ergebnis waren 78 Standards, aufgeteilt auf die Bereiche „Verein“, „Verwaltung der Tätigkeit“, „Personalführung“, „Medienbe-arbeitung“, „EDV-Dienstleistungen“ sowie „Schulungen und Veranstaltungen“ (abrufbar unter www.bvs.bz.it > Downloads).

Auf der Jahreshauptversammlung im Mai wurden dieses Gesamtkonzept den Mitglie-dern vorgestellt und anschließend einstimmig gutgeheißen. Dabei ging auch die Landesrätin

Sabina Kasslatter-Mur in ihren Grußworten auf das Bibliothekskonzept ein und deutete erstmals öffentlich an, dass die Finanzierung der Bibliotheken von Seiten der Kulturabtei-lung in Zukunft noch stärker an das Qualitäts-sicherungssystem gekoppelt wird.

Nun gilt es auch für den BVS, sich auf ein Audit im nächsten Jahr vorzubereiten und die Voraus-setzungen zu schaffen, um noch nicht erreichte Standards erfüllen zu können. Ein wichtiger Pro-zess in diesem Zusammenhang ist die Ausarbei-tung eines Leitbildes für den BVS, was sich der Ausschuss und das Team noch für diesen Herbst zum Ziel gesetzt haben. Alle Mitglieder, die an diesem Vorhaben mitwirken wollen, sind einge-laden, sich zu melden und sich an der Erstellung dieses Grundsatzdokumentes zu beteiligen.

Mitgliederversammlung genehmigt BVS-Standards

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Neue Räume in Bruneck

Bei einer kleinen Feier mit zahlreichen Gästen eröffnete der Bibliotheksverband am Sams-tag, 9. Juni 2007, seine neuen Räumlichkeiten im Michael-Pacher-Haus in Bruneck.

Dekan Anton Pichler segnete das Büro, wel-ches dem BVS von der Bezirksgemeinschaft Pustertal zur Verfügung gestellt wird.

Nach den einführenden Worten und einem kurzen Rückblick über die Geschichte der Brun-ecker Außenstelle von Daniel Weger betonte der Präsident der Bezirksgemeinschaft, Man-fred Schmid, wie wichtig die lokale Betreuung für Bibliotheken sei, und dass die Medien-bearbeitung besonders für die ehrenamtlich geführten Bibliotheken ein nicht mehr wegzu-denkender Service sei.

Bereits seit sechs Jahren wird im Brunecker Büro das Pustertaler Gebiet betreut, wobei in dieser Zeit mehr als 60.000 Medien katalogisiert wurden! Der alte Standort im Kolpinghaus ent-sprach absolut nicht mehr den Anforderungen und so erklärte sich die Bezirksgemeinschaft im Frühjahr bereit, ein größeres Büro im zentral gelegenen und mit dem Auto gut erreichbaren Michael-Pacher-Haus zur Verfügung zu stellen.

Auch die Brunecker Stadträtin, Brigitte Pezzei, und die neue Leiterin der Stadtbibliothek Bruneck, Sonja Hartner, bestätigten die sinn-

vollen und erfolgreichen Dienstleistungen des BVS für die Pustertaler Bibliotheken.

Nach der Segnung ließ man die Feier gemein-sam mit den ca. 50 anwesenden Bibliotheka-rInnen aus dem Pustertal (und darüber hinaus!) bei einem Buffet und einem guten Glas Wein ausklingen.

Neues Büro in Meran

Seit Dienstag, 12 Juni 2007, gibt es auch in Meran ein BVS-Büro, um für die Bibliotheken des Vinschgaus und des Burggrafenamtes eine schnellere Abwicklung der Medienbearbei-

tung zu garantieren. Das Büro konnte durch Vermittlung der Buchhandlung „Alte Mühle“ eingerichtet werden und befindet sich deshalb in unmittelbarer Nähe derselben.

In diesem Pilotprojekt werden die drei Mitar-beiterinnen Jana Wagner, Christine Menghin und Gabriele Niedermair zunächst für ein Jahr in der Außenstelle tätig sein. Dann wird eva-luiert, wie dieser Dienst bei den Bibliotheken aufgenommen wurde und ob das Büro weiter-geführt wird.

Die neuen Adressen:BVS - Büro BruneckMichael-Pacher-Haus, Kapuzinerplatz 3/f39031 BruneckTel. 0474 / 41 41 21

BVS – Büro MeranSparkassenstr. 11/a39012 MeranTel. 0473 / 27 00 01

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zum lesen Nr. 2/2007

Der Bibliotheksverband in den Bezirken:Neue Räume in Bruneck – Neues Büro in Meran

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Infoblatt bibliotheks verband südtirol

Lesefrühling - Abschlussfest in AuerDer Lesefrühling mit seinem vielseitigen Pro-gramm – schon im Vorfeld wurden fast 500 Aktionen im Veranstaltungskalender aufgelis-tet – ist am 31. Mai 2007 mit einem Abschluss-fest zu Ende gegangen.

Die Initiatoren des Lesefrühlings, d.h. das Lese-Forum Südtirol (aktive Mitglieder sind das Amt für Bibliotheken und Lesen, das Pädagogische Institut für die deutsche Sprache, das Jukibuz und die Drehscheibe), haben zum Abschluss des Lesefrühlings nach Auer eingeladen. Gefeiert wurde im Innenhof des Happacher-hofes, den die Oberschule für Landwirtschaft großzügigerweise zur Verfügung gestellt hat. Geladen waren alle, die sich sowohl mit Akti-onen wie auch als Teilnehmer oder Gewinner von Wettbewerben am Lesefrühling beteiligt hatten.

In Begleitung der zwei Smarties wurde das Abschlussfest von Volker Klotz eröffnet. Um nicht nur Dankesreden vom Stapel zu lassen, sondern auch der Kreativität Raum zu ver-schaffen, wurde die Improvisationstheater-Gruppe der Carambolage engagiert, Ideen und Gedanken des Publikums zum Thema Lesen oder Buch – wie könnte es anders sein – auf der Bühne umzusetzen. Vom „Mann

ohne Eigenschaften“ bis zu einer Kriminalge-schichte und einer wunderbar ulkigen Umset-zung in die Taubstummensprache verstanden es die drei Schauspielerinnen, das Publikum zum Lachen zu bringen.

Nach der Preisverleihung des Fotowettbewerbs „Blick durch die Linse“ des Jukibuz und des Spieles „Alto Adige! Scopri e gioca la terra delle montagne“ des italienischen Amtes für Biblio-theken gab es ein schmackhaftes Büffet, vorbe-reitet von einer Gruppe von Sarner Bäuerinnen, jazzige Musik von der Gruppe Jazz Fantasy und Zeit für bibliothekarischen Small Talk.

Im Lesefrühling sind altbewährte Aktionen präsentiert und neue erprobt worden; insge-samt hat das Großprojekt eine stark belebende Wirkung auf die Südtiroler Leselandschaft aus-geübt und wir hoffen, dass die neuen Impulse, die mit dem Lesefrühling gesetzt wurden, noch lange anhalten werden.

Helga HofmannAmt für Bibliotheken und Lesen

BarcodesDie Ausstattung der Medien mit Barcode-Eti-ketten stellt eine erhebliche Vereinfachung der Ausleihvorgänge mit dem Bibliothekspro-gramm dar. Durch die Umstellung auf Biblio-theca 2000 ist es zudem zwingend notwendig, dass alle Medien mit Barcodes versehen sind, da beim neuen Programm die Barcode-Nummer die Inventarnummer ablöst.

Öffentliche Bibliotheken können die Barcodes im Amt für Bibliotheken und Lesen innerhalb 28. September 2007 bestellen.

Umstellung auf Bibliotheca 2000Jene Bibliotheken, die von Libro 7 auf das Pro-gramm Bibliotheca 2000 umstellen möchten, müssen sich innerhalb 28. September 2007 an das Amt für Bibliotheken und Lesen wenden. Voraussetzung ist allerdings, dass das Biblio-theksteam bereit ist, die Umstellung durch-zuführen und dass die technischen Kriterien erfüllt sind.

Treffen mehr Anmeldungen ein, als Umstel-lungen durchgeführt werden können, erfolgt eine Reihung. Dabei wird darauf geachtet,

Wichtige Termine im September

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Inzwischen schon seit einem Vierteljahr-hundert hat die Schlandersburg ihre Tore für große und kleine Leseratten geöffnet. Aus diesem Anlass fand am 13. März 2007 eine Feier statt, zu der der Bibliotheksrat zahlreiche Gäste begrüßen konnte, darun-ter auch viele, die die Geschichte der Biblio-

thek entscheidend mitgeprägt haben. Neben der musikalischen und kulinarischen Umrahmung war eine Rückschau in Bildern zu sehen; außerdem stellte Bibliotheksleiter Raimund Rechenmacher das Programm des Jubiläumsjahres 2007 vor und Amtsdirektor Volker Klotz vom Amt für Bibliotheken und Lesen referierte zum Thema „Leselust und mehr – die öffentliche Bibliothek“.

Schon seit 1962 bestand in Schlanders an verschiedenen Standorten eine Bücherei des Südtiroler Kulturinstituts. Nachdem diese Räumlichkeiten auf lange Sicht den Anforderungen einer modernen Bibliothek nicht mehr genügten, fasste die Gemeinde 1980 den Beschluss, Raum in der Schlan-

dersburg zur Verfü-gung zu stellen, und am 13. März 1982 konnte die Bibliothek ihrer Bestimmung übergeben werden. 1988 übernahm die Bibliothek Schlanders die Funktion einer Mit telpunktbiblio -thek für den Vinsch-gau und konnte sich 1999 nach fast dreijähriger Sanie-rung über ein stark erweitertes Raum-angebot freuen. Nicht nur führte dies zu einem starken Anstieg der Benut-zungszahlen; auch wurde und wird die

Atmosphäre des mittelalterlichen Schlos-ses gern zur Durchführung zahlreicher kultureller Veranstaltungen genutzt.

Das Jubiläum wird im Rahmen des Sommer-programms und noch das ganze Jahr über mit vielen kulturellen Aktivitäten und Ange-boten gefeiert.

zum lesen Nr. 2/2007

dass alle Bibliothekstypen berücksichtigt und dass die Umstellungen geografisch verteilt werden. Bei der Reihung der Anmeldungen bevorzugt werden zudem jene Bibliotheken, die eine Zertifizierung im Sinne des Biblio-thekskonzeptes erlangt haben.

Jene Bibliotheken, die sich für den Software-wechsel anmelden, erhalten eine Rückmel-dung über die Reihenfolge der Umstellungen. Aufgrund des Planungsaufwandes durch das Amt für Bibliotheken und Lesen und den Bibliotheksverband Südtirol können festge-legte Umstellungstermine durch die Biblio-

thek nicht verschoben werden.

Bibliotheken, die sich bereits 2006 angemel-det haben und noch nicht mit der neuen Software ausgestattet wurden, brauchen sich nicht noch einmal anmelden.

Für Informationen und Rückfragen steht im Amt für Bibliotheken und Lesen Frau Natalie Pagliara zur Verfügung: 0471 41 33 25 bzw. [email protected]

Natalie Pagliara,Amt für Bibliotheken und Lesen

25 Jahre Bibliothek Schlandersburg

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Am Samstag, den 17. März 2007, feierte die Stadt-bibliothek Klausen ihr 20-jähriges Bestehen.

Dieser runde Geburtstag wurde im Beisein von Ehrengästen und Freunden der Biblio-thek begangen. Begonnen haben die Feier-

lichkeiten am Vormittag mit einem Umtrunk und musikalischen Einlagen, weiter ging es am Nachmittag mit einer Zaubershow für die ganze Familie; geendet hat der Tag mit Zigeu-nermärchen und Zigeunermusik.

Nach der Schließung der katholischen Volksbü-cherei im Jahr 1985 übernahm die Gemeinde Klausen die Trägerschaft der Bibliothek und plante eine Neueröffnung in den Räumlich-keiten des ehemaligen Kapuzinerklosters. In gelungenen Restaurierungsmaßnahmen wurde Altes mit Neuem verbunden und 1989, zwei Jahre nach der Eröffnung, kam noch ein zweites Stockwerk für die Bibliothek hinzu. In der Folge war die Bibliothek Klausen eine der Vorzeigebibliotheken des Landes und diente als Orientierung für Gemeinden im In- und Ausland.

In 20 Jahren wanderten über eine halbe Mil-lion Medien über die Ausleihtheke. Heute ist die Bibliothek ein beliebter Treffpunkt und eine zentrale Einrichtung auch für kulturelle Veranstaltungen und für den Aus- und Wei-terbildungsbereich.

Die Bibliothek Toblach feierte heuer im Früh-jahr gebührend ihren 20. Geburtstag.

Zum Auftakt gab es am 27. April 2007 eine große Jubiläumsfeier mit Toni Taschler, Chris-tine Lasta und der Musikgruppe Titlà. Im Mai folgten zahlreiche Veranstaltungen für Groß und Klein, unter anderem las Erfolgsautorin Leonie Swann, ausgezeichnet mit dem Krimi-preis 2006, aus ihrem Schafskrimi „Glennkill“, für Kinder wurde eine spannende Walpurgis-nacht organisiert und Gudrun Sulzenbacher erklärte, wie Bücher gemacht werden.

Am 27. April 1987 wurde die Bibliothek zum ersten Mal für das Publikum geöffnet.

Die Institution startete damals mit einem Medienbestand von 3.000 Büchern und gehörte somit zu den wenigen Bibliotheken im Lande, die bereits ein eigenes Haus und eine hauptamtliche Bibliothekarin zur Ver-fügung hatten.

Mittlerweile bringt es die Einrichtung auf rund 20 Veranstaltungen im Jahr, die teilweise in Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnern

(Schule, Kindergarten, Vereinen und artcafé) durchgeführt werden. Zudem koordiniert das Personal die Herausgabe des Infoblattes.

Im Jahr 2006 konnte die Bibliothek mit Erfolg das Qualitätszertifikat der Autonomen Pro-vinz erwerben.

Von links nach rechts: Landesrat Luigi Cigolla, Landesrätin Sabina Kasslatter Mur, Bibliothekarin Edith Strobl, Bürgermeister Bernhard Mair, Vorsitzender des ersten Bibliotheksrates Andreas Walder, Bibliotheksratsvorsitzende Veronika Schönegger, Bibliothekarin Manuela Gualtieri, Gemeindereferent Guido Bocher

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Infoblatt bibliotheks verband südtirol

20 Jahre Bibliothek Klausen

20 Jahre Bibliothek Toblach

Von links nach rechts: Bürgermeister Arthur Scheidle, Kulturreferentin Maria Gasser Fink, Landesrätin Sabina Kasslatter Mur, Bibliothekarin Brigitte Fischnaller, Architektin Irmgard Mitterer, Bibliothekarin Marianne Estgfäller, Vorsitzender des ersten Bibliotheksrates Herbert Gamper

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zum lesen Nr. 2/2007Bibliotheksbauten

Ein langer Weg mit vielen Stolpersteinen…Bau und Einrichtung von öffentlichen Bibliotheken

Die Bibliothek als öffentlicher Ort

Die Bibliothek ist in ihrem Einzugsgebiet ein öffentlicher Ort unter vielen. Um ihre Attrak-tivität zu steigern und zu erhalten, sind

• ein zentraler Standort bzw. in kleineren Gemeinden die räumliche Nähe zur Schule,

• ein einladendes Gebäude,

• eine ansprechende Präsentation der Ange-bote,

• eine gute Führung,

• den Zielgruppen entsprechende Öffnungs-zeiten,

• ein auf die Zielgruppen abgestimmter, aktu-eller Bestand,

• eine auf die Zielgruppen ausgerichtete Ver-anstaltungstätigkeit und

• eine regelmäßige Öffentlichkeitsarbeit

notwendig.

Die Bibliothek bekommt neue RäumlichkeitenDie beteiligten Partner

An der Planung einer Bibliothek sollten fol-gende vier Akteure beteiligt sein, die teilweise sehr unterschiedliche Standpunkte vertreten:

• der Träger, der für die Finanzierung Sorge trägt,

• der Architekt, der für die Gestaltung verant-wortlich ist,

• die Bibliotheksmitarbeiter/innen, die ihre Erfahrungen aus der Praxis mitbringen und eine funktionale Lösung anstreben, da sie später in der neuen Unterkunft arbeiten werden und

• das Amt für Bibliotheken und Lesen, das bibliotheksfachliche Überlegungen einbringt und häufig die vermittelnde Rolle zwischen den recht unterschiedlichen Partnern über-nimmt. Die Einbeziehung des Amtes ist inso-fern sinnvoll, da die unmittelbar Beteiligten oft wenig bis keine Erfahrung in diesem Bereich aufweisen können, die Fachstelle aber ihrerseits entsprechende Kenntnisse durch Fortbildung und durch die Begleitung verschiedener Projekte erworben hat.

Für alle an der Planung beteiligten Personen ist es wichtig und sinnvoll, gelungene Beispiele von Bibliotheken in ähnlicher Größenordnung anzuschauen, um sich ein Bild davon zu machen, auf welches Ergebnis man hinarbeiten möchte. Die Funktionalität muss bei der Planung einer Bibliothek in jedem Fall die erste Rolle spielen.

Die Freuden des Lesens im Freien sind begrenzt.Es darf nicht regnen, nicht kühl werden,

und man sollte auch nicht auf einer Ameisenstraße lagernoder zwischen Blüten, die die Hummeln lieben…

In Europa sind die Straßen zu dicht, in Afrika blendet das Lichtund stört die Hitze, im indischen Monsunregen lösen sich die Bücher auf!

(Aus: „Wieso Bücher?“. Berlin: Wagenbach, 1994)

Nicht jede und jeder wird obigem Zitat in seiner Gänze zustimmen – dennoch ist nicht von der Hand zu weisen, dass Bücher (und andere Medien) ein geeignetes Gebäude und Ambiente

brauchen, um allen Lese- und Informationshungrigen in angemessener Weise präsentiert und zur Verfügung gestellt werden zu können.

Bibliotheken sind zudem – gerade in kleineren Gemeinden – meist nicht nur Informationszentrum und Fundgrube von Unterhaltungsliteratur, sondern der kommunale Treffpunkt und eine Stätte zahlreicher und vielfältiger kultureller Veranstaltungen, von der Lesenacht für Kinder bis zum Kam-merkonzert für Freunde klassischer Musik.

Wie nun ein „Bibliothekshaus“ beschaffen sein sollte, um all diesen Aspekten gerecht zu werden, und was es bei der Planung zu beachten gilt, soll der folgende Artikel aufzeigen.

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Infoblatt bibliotheks verband südtirol

Der Leitfaden

Der Leitfaden bildet die Grundlage für die Pla-nung der zukünftigen Bibliothek. Der Träger kann dadurch die Kosten grob abschätzen, für den Architekten bildet er den Rahmen, der unbedingt einzuhalten ist und für die Biblio-theksmitarbeiter/innen dient er als Argumenta-tionsgrundlage, damit die Funktionalität nie aus den Augen verloren wird. Er sollte – ausgehend von einer Analyse des Ist-Zustandes der beste-henden Bibliothek – folgende Angaben enthal-ten:

• Funktion der Bibliothek im Einzugsgebiet (z. B. kommunaler Treffpunkt, literarisch-kultureller Ort, Informationszentrum)

• Stellung der Bibliothek im Bibliothekssystem (Hauptsitz/Zweigstellen, zentrale Funktion auf Bezirksebene)

• Personalbedarf

• Öffnungszeiten

• Hauptzielgruppen und Schwerpunkte der Bibliothek

• Zielbestand, Bestandsstruktur, Art des Medienangebots, Präsentation des Bestandes

• geplante besondere Dienstleistungen

• erwartete Nutzerzahlen und Entlehnungen, sowie erforderliche Lese- und Arbeitsplätze

Für die Erarbeitung des Leitfadens können verschiedene Quellen herangezogen werden.Die für Südtirol wichtigste Grundlage bildet das Bibliotheksgesetz (Landesgesetz vom 7.11.1983, Nr. 41) und die entsprechende Durchführungs-verordnung, worin Standards in Bezug auf den Bestand, die Öffnungszeiten, das Personal und die Nutzflächen festgeschrieben sind. Mitein-fließen sollen zudem der aktuelle Stand der bibliotheksfachlichen Diskussion, Erfahrungs-werte aus der gebauten bibliothekarischen Umwelt sowie bibliotheksrelevante gesell-schaftliche und technische Entwicklungen. Wichtig ist auch die Berücksichtigung der loka-len Voraussetzungen (4Gemeindeanalyse) und der Vorstellungen der beteiligten Partner.

Das „Bibliothekshaus“

Bibliotheken werden in Neubauten, aber auch in bestehenden Gebäuden untergebracht. Ein Neubau kann genau auf die Bedürfnisse der entsprechenden Bibliothek hin zugeschnitten werden. Aber auch in bereits bestehenden, in

manchen Fällen denkmalgeschützten Gebäu-den kann sich für die Bibliothek eine gute Lösung mit einer ganz besonderen Atmosphäre ergeben. Sind jedoch erhebliche Kompromisse notwendig, ist eine solche Lösung abzulehnen.

Das Raumprogramm

Das Raumprogramm ist der erste Schritt der flächenmäßigen Erfassung und Einteilung des zu bauenden Gebäudes und dient dem Archi-tekten als Grundlage zur Erstellung seiner Pläne und zur Berechnung der Baukosten.

Der Flächenbedarf für die einzelnen Bereiche ist abhängig von:

• den Medienarten

• der Anzahl der Medien

• der Art der Regale

• den sonstigen Einrichtungsgegenständen

• der Anzahl und Art der Sitz- und Arbeitsmöglichkeiten

• den sonstigen Angeboten der Bibliothek

Eine Hilfestellung für die Ermittlung des Flä-chenbedarfs bietet der DIN-Fachbericht Nr. 13 über die „Bau- und Nutzungsplanung von wis-senschaftlichen Bibliotheken“ (2. Aufl., 1998).

Als Richtwert gilt, dass für 1.000 Medienein-heiten des Zielbestandes 30 Quadratmeter Hauptnutzfläche zur Verfügung stehen sollen (vgl. Durchführungsverordnung zum Biblio-theksgesetz). Hierbei sind Lese- und Arbeits-plätze sowie Präsentationszonen bereits mit eingeplant.

Mögliche Bereiche der Bibliothek sind:

• Eingangsbereich

• Ausleihbereich mit angeschlossenem Büro

• Präsentationsbereich

• Zeitschriftenbereich

• Kinderbereich

• Jugendbereich

• Erwachsenenbereich

• Veranstaltungsbereich

• Magazin

• Sonstige Räume (z. B. WC, Abstellräume)

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zum lesen Nr. 2/2007Bibliotheksbauten

wenig Wände, Stützen in regelmäßigen Abständen, gleichmäßig hohe Deckenbelastbarkeit, leicht an Veränderungen anzupassende Heizung, Belüftung und Beleuchtung, flexible Verkabelung

möglichst kurze Wege von Benutzern, Personal und Medien. Idealform des Gebäudes: Kubus

zentrale Lage, bequemer und einladender Eingang, gutes Leitsystem im Innern, klare Wege, behindertengerecht

spätere Vergrößerungen sollten problemlos möglich sei

Bereiche sollten später leicht umgestellt werden können

gute Verbindung zwischen Benutzern, Personal und Medien, leichte Zugänglichkeit zu den Medien und sonstigen Dienstleistungen der Bibliothek

frische und konstante Temperatur und Feuchtigkeit, gute Beleuchtung

konstante Stärke von Beleuchtung, Heizung, Kühlung, Lüftung und akustischen Bedingungen

Diebstahlsicherung, Sicherheit der Benutzer beim Aufenthalt im Gebäude, Sicherheit gegenüber Bränden und Überflutung

Bibliothek mit geringstem finanziellen und personellen Aufwand zu bauen und zu unterhalten

flexibel

kompakt

zugänglich

erweiterungsfähig

gut organisiert

veränderbar

bequem

konstant gegenüber Umwelteinflüssen

sicher

wirtschaftlich

Die Vielfalt der Angebote einer Bibliothek erfordert eine Einrichtungsplanung, die die Nutzungsbereiche deutlich erkennbar werden lässt. Die Bereichsgliederung muss im Verhält-nis stehen zum Angebot, zur Nutzung und zum Gesamtraum. Übersichtlichkeit, Offen-heit und Transparenz sind zu verbinden mit einer klaren Raumgliederung, d. h.

• Verkehrswege und Aufenthaltsbereiche sind klar voneinander abzugrenzen

• Kommunikationszonen sind von Ruhezonen abzuschirmen

• Rückzugsbereiche für die Benutzer sind not-wendig

Außerdem ist auf eine flexible Einrichtung zu achten. Die jederzeitige Veränderbarkeit tritt

in Widerspruch zu einer eindeutigen Gestal-tung einzelner Bereiche. Eine gute Planung kann diesen Widerspruch jedoch auflösen, wenn Flexibilität da eingesetzt wird, wo es sinnvoll ist (z. B. Präsentationszonen mit mobi-len Möbeln, Bereiche, die bei Bedarf für Ver-anstaltungen genutzt werden können …).

Eine funktionale Lösung wird durch eine klare Wegeführung, reibungslose bibliotheksinterne Abläufe, die logisch sinnvolle Zuordnung der ein-zelnen Bereiche (nach dem Prinzip des fallenden Lärmpegels) und Übersichtlichkeit erreicht.

In Südtirol gibt es einige gelungene Beispiele, wo sich das gute Zusammenwirken der vier ein-gangs genannten Akteure festmachen lässt.

Verena Pernthaler / Daniela Huebser,Amt für Bibliotheken und Lesen

Bibliotheken einrichten

Größere Bibliotheken werden in der Regel in einem eigenen Gebäude untergebracht, kleinere

Bibliotheken nutzen zusammen mit anderen Einrichtungen ein Mehrzweck-gebäude oder werden in der Schule untergebracht und als kombinierte Bibli-otheken geführt. Die Mehrfachnutzung wirkt sich durch die räumliche Nähe zu

anderen Institutionen durchaus positiv aus. Auf jeden Fall soll es in kleineren Gemeinden vermieden werden, mehrere Bibliotheken parallel zu führen.

Generell gelten für das „Bibliothekshaus“ die folgenden mittlerweile schon etwas in die Jahre gekommenen, aber immer noch gül-tigen zehn „Faulkner-Brownschen-Gesetze“, die in der Fachwelt nicht unumstritten sind:

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Infoblatt bibliotheks verband südtirol

Finanzierung von Bau undEinrichtungen von Bibliotheken

Nicht von ungefähr gibt es immer wieder Besu-cherInnen aus Italien, Österreich, der Schweiz oder Deutschland, die sich über unsere Biblio-thekslandschaft informieren und erstaunt sind, dass es auch in kleinen Orten des Landes gut ausgestattete und in der Regel gut funk-tionierende Bibliotheken gibt.

Möglich ist dies durch den großen Einsatz des Landes geworden. In den letzten 25 Jahren wurden jährlich finanzielle Mittel bereit-gestellt, um entweder Bibliotheken neu zu bauen, zu erweitern oder zu sanieren. Diese finanzielle Förderung hat dazu beigetragen, Bibliotheken zu errichten, die den in der Durchführungsverordnung vorgesehenen Standards entsprechen, die sich an internatio-nalen Normen orientieren.

Dieser Anreiz hat neben anderen Förderungen dazu beigetragen, dass auch Gemeinden zunehmend Verantwortung für die örtliche Bibliothek übernommen haben und den Wert einer Bibliothek als Bildungs- und Kulturein-richtung erkannt haben.

Das entsprechende Landesgesetz sieht Förder-möglichkeiten vor, die in den Förderkriterien präzisiert und definiert werden.

1. Grundsätzlich werden nur jene Projekte berücksichtigt, für die im Vorfeld eine inhaltliche Beratung des Amtes für Biblio-theken und Lesen bzw. eines mit diesem einvernehmlich festgelegten Experten in Anspruch genommen wird.

2. Reichen die verfügbaren Haushaltsmittel nicht aus, um alle eingereichten Vorhaben entsprechend zu finanzieren, wird den Projekten, die in ihrer Realisierung schon weiter fortgeschritten sind oder die bereits eine Anfangsfinanzierung erhalten haben, der Vorrang eingeräumt. Darüber hinaus werden Bibliotheken besonders dort geför-dert, wo es noch keine geeigneten Infra-strukturen gibt.

3. Einrichtungen und Bibliotheken von zen-traler Bedeutung werden vorrangig behan-

delt. Hauptsitze von örtlichen öffentlichen Bibliotheken bzw. kombinierten Biblio-theken haben Priorität gegenüber Zweig- und insbesondere Leihstellen.

4. Bei der Einrichtung und Ausstattung von Infra-strukturen von Bibliotheken wird eine funktions-gerechte Grundausstattung gefördert.

5. Bei Investitionsvorhaben auf Gemeinde-ebene können Beiträge nur dann gewährt werden, wenn die betreffenden Gemein-den die geplanten Investitionen mit finan-zieren.

Die im Jahr 2002 von der Landesregierung genehmigten Förderkriterien haben die För-derpolitik des Landes auf größere Bauvorha-ben ausgerichtet. Das heißt, dass das Land vor allem in Hauptsitze investiert, da wir davon ausgehen, dass jede Gemeinde über eine adä-quate, gut ausgestattete Bibliothek verfügen soll. Aus diesem Grund kann das Land bei Hauptsitzen bis zu 50% der Kosten mitfinan-zieren.

Bei Zweigstellen beträgt der Fördersatz 40% der anerkannten Kosten, bei Leihstellen werden lediglich Einrichtungsvorhaben in der Höhe von maximal 30% gefördert.

Derzeit haben wir im Bibliothekswesen die Situation, dass die eingereichten Projekte den Kapitelansatz des Landes für Investitionen im Bibliotheksbereich bei weitem überstei-gen. Entsprechend lang sind unter Umstän-den auch die Wartezeiten, bis ein Bau- oder Einrichtungsprojekt finanziert werden kann. Umgekehrt hat es natürlich auch den Vorteil, dass großteils nur ausgereifte Projekte finan-ziert werden, bei denen es ein gutes Zusam-menwirken zwischen Bauherren (Träger der Bibliothek), Nutzern (Bibliotheksteam), Pla-nern (Architekten) und dem Amt für Biblio-theken und Lesen als Fachstelle gibt. Dieses Zusammenspiel kann man in Südtirol an vielen Bibliotheken festmachen.

Volker Klotz,Direktor des Amtes für Bibliotheken und Lesen

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zum lesen Nr. 2/2007Bibliotheksbauten

Online-Ressourcen zum Thema Bibliotheksbau

Wie in vielen anderen Bereichen bietet auch in Bezug auf das Thema Bibliotheksbau das Internet inzwischen reichlich Material und weiterführende Informationen. Im Folgenden soll eine kleine Auswahl an potenziell interes-santen Internet-Quellen präsentiert werden; hingewiesen sei an dieser Stelle aber auch auf die Fachbibliothek des Amtes für Bibliotheken und Lesen, die entsprechende Publikationen in Printform in ihrem Bestand hat (Recherche über BISON: http://www.provinz.bz.it/bison).

Online-Bibliographie von Prof. Dr. Ulrich Naumann (Institut für Bibliotheks- und Infor-mationswissenschaft, Humboldt-Universität zu Berlin) http://www.ub.fu-berlin.de/~naumann/litera.html

Sehr umfangreiche Auflistung von Litera-turhinweisen - von Standardwerken und Übersichtsartikeln über Literatur speziell zu öffentlichen Bibliotheken bis hin zu Abbil-dungen und Periodika.

LIBREAS 1/2005

http://www.ib.hu-berlin.de/~libreas/libreas_neu/ausgabe1/001ed3.htm

Erste Ausgabe der elektronischen Zeitschrift des Instituts für Bibliothekswissenschaft der HU Berlin mit dem Schwerpunkt Bibliotheks-bau.

Bibliotheksbauarchiv der Senatsbibliothek Berlin

http://www.senatsbibliothek.de/bauarchiv.htm

Archiv des ehemaligen Deutschen Biblio-theksinstituts, seit Frühjahr 2001 zur Senats-bibliothek Berlin gehörig.

Informationsangebote des Bibliotheksbauarchivs

ht tp: / / w w w. senat sb ib l iothek .de / bau /bauinfos.htm

Links zu Bibliotheksbauprojekten im Internet, Firmen-Auswahllisten (von der Beleuchtung bis zu RFID-Systemen) und anderes.

Literatur aus dem Bibliotheksbauarchiv

http://www.senatsbibliothek.de/bau/bau_lit.htm

Literaturverzeichnis des Archivs als pdf-Datei (Stand Juli 2007).

Bibliotheksbauten, die ab 1998 in Deutsch-land neu bzw. wieder eröffnet wurden

ht tp: / / w w w. senat sb ib l iothek .de / bau /baudoku.htm

Nachweis neu gebauter, erweiterter und sanierter Bibliotheken in Deutschland, geglie-dert nach verschiedenen Aspekten, zum Teil mit Fotos.

Das Buch und sein Haus

http://www.bibliotheksbauten.de/

Digitalisierungsprojekt am Institut für Biblio-thekswissenschaft der HU Berlin; Dokumen-tierung von etwa 100 Bibliotheksgebäuden in Mitteleuropa aus allen Epochen, vom Spätmit-telalter bis zur Gegenwart, in Form von über 1400 Bildern (Innen- und Außenansichten).

Designing libraries: the resource for lib-rary planning, design & building

http://www.designinglibraries.org.uk/

Internetportal, erstellt von der Universitäts-bibliothek Aberystwyth (Wales) in Zusammen-arbeit mit dem britischen „Museums, Libraries and Archives Council“ (MLA). Beinhaltet unter anderem die Zugriffsmöglichkeit auf eine Datenbank mit zahlreichen Beispielen von Bibliotheksbauprojekten hauptsächlich aus Großbritannien und Irland.

FW

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Ich habe noch keine Zeile geschrieben und schon die erste Korrektur vorgenommen, näm-lich im Untertitel „Erinnerungen“ eingefügt und dafür „ein Rückblick“ gestrichen. Dieser Beitrag zur Baunummer von ZUM LESEN bean-sprucht nämlich in keiner Weise, einen syste-matischen und umfassenden Rückblick über die Schaffung von Bibliotheksräumen oder die Errichtung von Bibliotheksbauten bis Ende der Neunziger Jahre zu geben. Dazu wären gründ-lichere Recherchen im Archiv des Amtes für Bibliotheken und viel mehr Zeit zum Schreiben notwendig, als ich mir derzeit leisten kann.

So versuche ich einfach, meine Erinnerungen an die wichtigsten „Bibliotheksbauphasen“ zwischen 1975 und 2000 zu strukturieren und wiederzugeben. Ältere Semester unter den LeserInnen werden sich dabei „an alte Zeiten erinnert“ fühlen. Für die Jüngeren oder erst neu zur Bibliotheksarbeit Gekommenen ist es vielleicht interessant zu erfahren, wie manches heute Selbstverständliche entstanden ist.

Ich unterscheide hier der Einfachheit halber folgende vier Phasen, die teilweise nebenein-ander liefen, und beschränke mich auf den Bereich Öffentliche Bibliotheken:

1. Phase: Versteckte Bibliotheken – Bibliotheken im Schatten von Kulturhäusern

2. Phase: Eigene Bibliotheksräume – Bibliotheken profilieren sich

3. Phase: Attraktive Bibliotheksräume – Architekten planen Bibliotheken

4. Phase: Sichtbare Bibliotheksbauten – Bibliotheken erhalten eigenen Bau(körper)

1. Phase: Versteckte Bibliotheken – Bibliotheken im Schatten von Kulturhäusern

Bis zur Verabschiedung des Weiterbildungs- und Bibliotheksgesetzes im Herbst 1983 konnte der Ausbau und die Einrichtung von Öffentlichen Bibliotheken nur über das Lan-desgesetz Nr. 7/1958 betreffend „Kulturbeiräte

und Landskulturfonds“ gefördert werden. Aus diesem Topf musste aber so Vieles subventi-oniert werden, dass eine gezielte und fachge-rechte Förderung von Bibliotheksräumen kaum erfolgen konnte. Es war die Zeit, in der über-all im Lande Kultur- und Vereinshäuser gebaut wurden, die zum Teil mit Landesgeldern, aber zum größeren Teil mit Mitteln der „Stillen Hilfe für Südtirol“ oder österreichischen Quellen finanziert wurden. Soweit ich mich erinnern kann, erfolgte im Jahrzehnt zwischen 1975 und 1984 die Förderung von Bibliotheksräumen vor allem versteckt – im Schatten der Förderung von Kulturhäusern. Das lief nicht selten nach folgendem Schema ab:

a) Für den Ausbau und die Einrichtung einer Bibliothek im Rahmen eines Kulturhausneu-baus wurden gerne überzogen große Kosten angegeben, denn Bibliothek galt schon damals als Kultur in Reinformat;

b) Nach Erhalt der Landessubvention für die Einrichtung des Kulturhauses mussten die Bibliotheksverantwortlichen dann oft streiten, damit für die Bibliothek auch noch etwas übrig blieb. Konkret kann ich mich an einen solchen Streit in Ridnaun noch gut erinnern.

2. Phase: Eigene Bibliotheksräume – Bibliotheken profilieren sich

Ab 1985 griff das Bibliotheksförderungsge-setz. Nun folgte ein regelrechter Bibliotheks-Ausbau-Boom, der in gewisser Hinsicht bis heute anhält. In der ersten Phase ging es vielerorts einfach darum, für die Öffentliche Bibliothek oder für eine kombinierte Öffent-liche Bibliothek/Schulbibliothek angemessene eigene Räume zu schaffen. Für uns in der Büche-reistelle des Landes, wie diese Dienststelle bis zur Schaffung eines eigenen Amtes hieß, wurde die Förderung des Baus und der Ein-richtung von Bibliotheken zu einem wichtigen Schwerpunkt. Dies betraf mehrere Ebenen: die finanzielle Förderung, die Beratung vor Ort, die guten Kontakte zu spezialisierten Ein-richtungsfirmen und Tischlereibetrieben und

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Infoblatt bibliotheks verband südtirol

Bau von Öffentlichen Bibliotheken in Südtirol bis Ende der Neunziger Jahre - Erinnerungen

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nicht zuletzt gezielte flankierende Sensibili-sierungs- und Fortbildungsmaßnahmen, u. a. durch Besichtigungs- und Studienfahrten in weiter entwickelte Bibliothekslandschaften. So entstanden im Zeitraum 1985 bis 2000 weit über hundert neue Bibliotheksräume im ganzen Land, von denen ich exemplarisch ein Foto der Bibliothek Mühlwald zeigen möchte (Bild 1: Kinderbereich der Öffentlichen Biblio-thek Mühlwald).

3. Phase: Attraktive Bibliotheksräume - Architekten planen Bibliotheken

Mit der Eröffnung der Stadtbibliothek Klau-sen im ehemaligen Kapuzinerkloster im Jahr 1987 begann eine weitere wichtige Phase des Bibliotheksbaus in Südtirol. Es war nämlich die erste neue Bibliothek, die von einer Architek-tin, u. zw. von Arch. Irmgard Mitterer, geplant worden war (Siehe Bild 2: Jugendecke der Stadtbibliothek Klausen). Bereits einige Jahre vorher hatte Arch. Pius Pircher mit der Planung

der neuen Stadtbibliothek Meran begonnen, die im Jahr 1990 eröffnet wurde (Siehe Bild 3: Zeitungslesezone in der Stadtbibliothek Meran). Diese ersten von Architekten in enger Zusammenarbeit mit unserer Fachstelle - und im Falle von Meran nach zwei Besichtigungs-fahrten nach Baden-Württemberg - geplanten Bibliotheken setzten ein wichtiges Zeichen, nämlich dies: „Bibliotheken verdienen eine gute Gestaltung, eine attraktive Architektur!“ So blieb die Vorbildwirkung nicht aus und es wurde auch in kleineren Dörfern zunehmend normal, dass eine Bibliothek auch die Hand-schrift eines Architekten trägt (Siehe Bild 4: Farbenfrohe Bibliothek Stilfes).

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zum lesen Nr. 2/2007Bibliotheksbauten

Bild 1

Bild 2

Bild 3

Bild 4

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4. Phase: Sichtbare Bibliotheksbauten – Bibliotheken erhalten eigenen Bau(körper)

Mitte der Neunziger Jahre erfolgte dann der nächste Qualitätssprung: Öffentliche Bibliothe-ken als eigener Bau im Ort oder zumindest als sichtbarer eigener Baukörper. Beispielgebend war diesbezüglich der von Arch. Arnold Gapp geplante Neubau der Öffentlichen Bibliothek Laas (Siehe Bild 5: Die Bibliothek Laas kurz vor der Fertigstellung). Das Bauschild sagt alles aus: „Bau einer Bibliothek mit Musikprobe-lokal“ (im Untergeschoss des Gebäudes) und signalisiert die in zwei Jahrzehnten erfolgte Entwicklung der Bibliotheken zur primären Kultureinrichtung im Dorf. Die eigenständigen Baukörper der Bibliotheken Aldein (Arch. Zeno Bampi) und Schabs (Arch. Josef March) zeig-ten bereits vor über zehn Jahren, dass Biblio-

theken auch in kleineren Gemeinden immer sichtbarer zum Dorfbild gehören. (Siehe Bild 6: Außenansicht der Bibliothek Aldein, und Bild 7: Blick in die Bibliothek Schabs)

Franz Berger

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Infoblatt bibliotheks verband südtirol

„Kulturpunkt Lana“Öffentliche Bibliothek, Volkshochschule Urania,

Bildungsausschuss und Bücherwürmer unter einem gemeinsamen Dach

Bild 5

Bild 7

Bild 6

Was ist eigentlich das Besondere am neuen Haus am Hofmannplatz? Die Licht durchflu-teten, hellen Räume? Sicher. Oder der ovale Grundriss? Auch. Vielleicht die Kombination von Glas, Holz und Stahl? Auf jeden Fall. Aber es gibt noch eine ganz wesentliche Besonder-heit, womit „Kulturpunkt Lana“ aufwarten kann: Seine Bewohner und das dahinter ste-hende Konzept!

In Lana gibt es mehrere Vereine bzw. Organisa-tionen im Bereich Bücher/Bildung/Bibliothek. Vor diesem Hintergrund hat sich die Planung

des Neubaues der Bibliothek abgespielt. Für die Öffentliche Bibliothek von Lana wurde schon seit längerer Zeit eine neue Bleibe gesucht, denn der Standort an der Heilig-Kreuz-Kirche platzte lang schon aus allen Nähten.

Im Zuge der Neuplanung entwickelte sich der Gedanke, nicht nur für die Öffentliche Bibliothek ein neues Haus zu bauen, sondern auch andere Institutionen mit einzubeziehen. Der Hinter-gedanke: Energien und Ressourcen im Bereich Kultur und Bildung auf Ortsebene zu bündeln und sinnvoll miteinander zu kombinieren.

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zum lesen Nr. 2/2007Bibliotheksbauten

An diesem Prozess beteiligt waren neben der Öffentlichen Bibliothek auch die Volkshoch-

schule Urania, der Bildungsausschuss von Lana und der Verein der Bücherwürmer.

Die Öffentliche Bibliothek von Lana bedurfte dringend eines neuen Hauses: Die Benutzer-zahlen stiegen immer weiter an, der Medi-enbestand ebenso, aber die Räumlichkeiten waren immer dieselben geblieben, d.h. es herrschte schon lange akuter Platzmangel. Ein effizienter und nutzergerechter Biblio-theks-Betrieb für einen prosperierenden Ort wie Lana gestaltete sich immer schwieriger.

Die Volkshochschule Urania ist ein ganz wesentlicher und nicht mehr wegzudenken-der Faktor in Sachen Weiterbildung mit einer langen Tradition in Lana. Es werden viele Kurse und Vorträge angeboten, im Bereich Gesundheit, Sprachen, Freizeitgestaltung und auch Kultur. Das Interesse in diesem Bereich ist sehr groß. Die Veranstaltungen fanden aber immer an unterschiedlichen Orten statt, denn die VHS Urania in Lana hatte bislang keinen eigenen Sitz.

Der Bildungsausschuss Lana als koordinie-rende, vereinsübergreifende Organisation im Bereich Weiterbildung weist zwar ebenfalls eine umfangreiche Tätigkeit auf, hatte aber bisher ebenfalls keine eigenen Verwaltungs-strukturen zur Verfügung, um die Lananer Bildungstätigkeit zu betreuen.

Der Verein der Bücherwürmer schließlich ver-fügte zwar schon seit vielen Jahren über eigene Räumlichkeiten und auch über einen eigenen Veranstaltungsraum für die literarischen Ver-anstaltungen („Secession Lana“), aber schon vor geraumer Zeit wurde die Idee eines „Lite-raturhauses“ für Lana lanciert, eines Ortes, an dem die Literatur und an dem Bücher einen fixen Platz erhalten sollten. Umgesetzt konnte diese Idee allerdings bisher nicht werden.

Alle diese vier Institutionen in einem Gebäude zu vereinen, lag also auf der Hand.

Anzumerken bleibt in diesem Zusammen-hang etwas ganz Wichtiges: Es war immer der dezidierte politische Wille der Gemeinde-verwaltung von Lana, einen solchen Ort mit mehreren Organisationen zu schaffen. Ohne diese Bereitschaft wäre das Konzept eines gemeinsamen Hauses sicher nicht realisier-

bar gewesen. Auch das Amt für Bibliotheken und Lesen der Südtiroler Landesregierung hat das Projekt immer großzügig unterstützt und vorangetrieben.

Dezidiertes Ziel war die Schaffung eines „Kul-turhauses“, eines Zentrums für Kultur und Bildung in Lana. Es galt dann aber abzuklä-ren, inwieweit die einzelnen Institutionen überhaupt „kompatibel“ sind und in wel-chen Bereichen die Zusammenarbeit und die Nutzung von Synergien sinnvoll sein können. Die möglichen Schnittpunkte zwischen den einzelnen Organisationen, und auch − natür-lich − das Trennende wurden herausgear-beitet. Einigkeit herrscht darüber, dass man sich gemeinsam präsentiert, ohne jedoch das jeweils eigene Profil zu verlieren. Das ist ein ganz wesentlicher Punkt. Die gemeinsame Nutzung, die „Bewohnung“ des Hauses kann künftig sehr viele Dinge vereinfachen: Durch das gemeinsame Auftreten nach außen erweitert sich im Idealfall der „Kundenkreis“, es können Geräte und Medien gemeinsam genutzt werden, vom Overhead-Projektor über den Beamer bis hin zum Flip-chart oder dem Fernsehapparat. Der Medienbestand kann untereinander abgesprochen werden, größere Investitionen können gemeinsam getätigt werden. Man hat also nach außen mehr Gewicht.

Herzstück der Gemeinsamkeiten und also das Herzstück des Hauses ist der „Lesesaal“, der von allen genutzt werden kann, genutzt werden soll, sowohl für Veranstaltungen als auch für interne Sitzungen.

Allen Beteiligten war die Chance bewusst, in der intensiveren Zusammenarbeit etwas Neues und für Lana Wichtiges zu schaffen, ein Zentrum für Kultur und Bildung, für Bücher und andere Medien, ein Haus, ein Punkt, an dem Tätigkeiten und Angebote im weiten Bereich der Kultur sich bündeln lassen.

Soweit also die Idee, die hinter dem neuen Haus steht. Die Idee ist gleichzeitig ein Prozess, der gerade erst angelaufen ist: Die Weichen sind gestellt, und die Chance, mit diesem Haus zu zeigen, wie eine sinnvolle und fruchtbare Zusammenarbeit in diesem Bereich aussehen könnte, diese Chance wollen alle Beteiligten nutzen.

Und wenn der „Kulturpunkt Lana“ mittel-fristig zu einer wichtigen Anlaufstelle und

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zu einem der Mittelpunkte des öffentlichen Lebens von Lana geworden sein wird, dann ist eines der gesteckten Ziele erreicht worden.

(Text aus der Broschüre anlässlich der Eröff-nung des Kultur.Lana)

Was ist nun, gut zwei Jahre nachher erreicht oder umgesetzt worden? Nach der gemein-sam getragenen Eröffnungswoche ging es darum, sich als einzelne Einrichtung in dem Haus wohnlich einzurichten, sich zu organi-sieren und sich an die Möglichkeiten, die die neuen Räumlichkeiten bieten, anzupassen.

Da bereits im Vorfeld mit Hilfe einer exter-nen Moderation Gemeinsamkeiten und Tren-nendes der vier Einrichtungen ausgelotet wurde, wussten die vier Einrichtungen auch, wo es Berührungspunkte geben könne.

Einiges, was im Vorfeld schwierig schien, ergab sich ganz selbstverständlich, da die Personen, die die Einrichtungen „vertreten“, an diese gemeinsame Idee glauben.

Dies betrifft in erster Linie die verschiedenen technischen Geräte, die eingesetzt werden, die Belegung der Räumlichkeiten, insbesondere des Lesesaals, die Verteilung von Programmen oder das spontane Regeln von Herausforde-rungen, die sich im Alltagsgeschäft ergeben.

Anderes galt und gilt es in einer konstruktiven Auseinandersetzung neu zu diskutieren und Regelungen zu finden – und damit Verbind-lichkeit herzustellen.

War man im Vorfeld der Übersiedelung ins neue Gebäude der Meinung, dass es zwar

einen gemeinsamen Auftritt bei Drucksor-ten, Plakaten usw. brauche, dass es jedoch notwendig sei, das eigene Logo mitzuführen, sind wir nunmehr bereits einen Schritt weiter und können uns auch vorstellen, stärker die „Marke Kultur.Lana“ zu transportieren, mit den Inhalten, die dieser verkörpert. Hier sind wir sicherlich weiter als ursprünglich gedacht.

Dadurch, dass jede Einrichtung ihre ureigenste Aufgabe zu erfüllen hat, bleibt manchmal wenig Zeit, sich um das gemeinsame Ganze zu kümmern. Fixpunkt ist es, ein- bis zweimal pro Jahr mit einer gemeinsamen, vom ganzen Haus getragenen Veranstaltung nach außen zu wirken. Auch die gemeinsame Homepage bleibt derzeit noch ein Desiderat.

Wünschenswert wäre, wenn jede Einrichtung Ressourcen für diesen „Mehrwert“, den der Kultur.Lana bringen soll, einplant und vor-sieht.

Wichtig scheint mir auch im Abstand von zwei Jahren eine Standortbestimmung zu sein, die zu einer Feinjustierung dessen führen kann, was vor über zwei Jahren besprochen, disku-tiert und vereinbart worden ist. Diese profes-sionelle Herangehensweise führt zu höherer Akzeptanz zwischen den Akteuren im Haus selbst, mit der Gemeindeverwaltung und der Bevölkerung. Dies kann zu einer größeren gesellschaftlichen Relevanz beitragen und damit nicht zuletzt auch jenen sehr persön-lichen Nutzen für den Einzelnen verstärken, den Kultur und Weiterbildung allen Menschen bringt.

Volker Klotz(arbeitet in der Koordinierungsgruppe des Kultur.Lana mit)

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zum lesen Nr. 2/2007Bibliotheksbauten

Öffentliche Bibliothek im Kultur.LanaLana: 10.500 EinwohnerBestand: 22.000 Medien (Hauptsitz)Entlehnungen: 93.000 (2006, Hauptsitz)Jahresleser: 3.200 (2006, Hauptsitz)hauptamtliche MitarbeiterInnen: 4 Personen(1 Vollzeit und 3 Teilzeit)ehrenamtliche MitarbeiterInnen: 20 PersonenBibliotheksleiterin: Walburga GuflerBibliotheksratvorsitzender: Robert Huez

Größe: 1.280 m² (davon ca. 1.000 m² Bibliothek)Architekt: rieper-architekten: Konrad Rieper und Markus CorazzaBauzeit: 2002 - 2005Eröffnung: 1. Oktober 2005

Kontaktadresse:Öffentliche Bibliothek LanaHofmannplatz 2, 39011 LanaE-Mail: [email protected].: 0473 564 511

Die Bibliothek Lana besteht seit 1968. Lange Zeit wurde sie als Pfarrbücherei geführt und ehrenamtlich geleitet. 1992 übernahm die Gemeinde die Trägerschaft der Bibliothek. Die kleinen Räumlichkeiten (160 m²) konnten dem immer größer werdenden Medienbe-stand und der ständig steigenden Anzahl der BenutzerInnen nicht mehr gerecht werden. 2002 begann die intensive Planungsphase für eine neue Bibliothek im Zentrum der Gemeinde.Inmitten der so genannten Hofmannzone, umgeben von kubischen, städtischen Gebäu-

den, ist ein ganz eigenständiger Baukörper entstanden, der sich durch seine elliptische Form von den umliegenden Bauten zu lösen scheint und sowohl in der Formensprache als auch in der Materialität einen größtmöglichen Kontrast schafft. Das Gebäude zeigt seine Offenheit durch eine vollständig verglaste Fassade, die von außen liegenden Leimholz-bindern getragen und gegliedert wird. Die Offenheit und Transparenz zeigt sich auch im Innenraum. Zentrales Element ist ein Atrium, das die drei Ebenen des Gebäudes mitein-ander verbindet und Blickbeziehungen ent-stehen lässt. Entlang der Fassade befindet sich innen in allen Geschossen eine umlau-fende Sitzbank, die sowohl Rückzugsmög-lichkeit als auch Kommunikationsfläche ist. Anstelle von Mauern werden die einzelnen Bereiche durch Glaswände getrennt, die als Ausstellungs- und Projektionsflächen genutzt werden können. Lediglich die Nebenräume sind als geschlossene Bereiche konzipiert. Der Lesesaal im obersten Geschoss bietet Platz für 100 Besucher und kann für verschiedenste Veranstaltungen genutzt werden. Das Einrich-tungskonzept wurde von den Architekten in enger Zusammenarbeit mit den Nutzern ent-worfen und enthält neben festen Einbauten auch zahlreiche mobile Gegenstände, die verschieden positioniert werden können. Die Bibliothek ist mit einem modernen Mediensi-cherungssystem mit Selbstverbuchung und Rückgabestation ausgestattet.

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Neumarkt - Die Bibliothek im BallhausNeumarkt: 4.500 EinwohnerBestand: 25.500 MedienEntlehnungen: 34.000 (2006)Jahresleser: 1.500 (2006)Öffnungszeiten: 40 Stunden pro WocheBibliotheksratvorsitzende: Martha Kob ThurnerBibliotheksleiter: Roland ZwergerMitarbeiterinnen: Petra Kettner Dibiasi, Rosa Köhl Sanin

Art der Baumaßnahme: Adaptierung eines denkmalgeschützten GebäudesGröße: mehr als 600 m²Architekt: Zeno BampiUmbauzeit: ca. 1,5 JahreEröffnung: September 2005, feierliche Einweihung am 6. Dezember 2005

Kontaktadresse:Bibliothek im BallhausAndreas-Hofer-Str. 58/2, 39044 NeumarktE-Mail: [email protected].: 0471 820 074

Die Mittelpunktbibliothek Neumarkt befindet sich seit September 2005 in einem denkmal-geschützten Lagerhaus aus dem 16. Jahrhun-dert. Das ehemalige „Ballhaus“ (in diesem Haus wurden nicht rauschende Bälle gefeiert, sondern der Name leitet sich von den „Waren-ballen“ ab, die hier gelagert wurden) wurde

umfangreich renoviert und den Ansprüchen einer modernen Bibliothek angepasst. Im unteren Bereich befinden sich die zentral gelegene Ausleihtheke und gleich dahinter ein eigener Raum für den Kinderbereich, in dem die Bücher, passend zur Originalvorlage der Laubengassen im Dorf, in „Mini-Lauben“ präsentiert werden. Über eine Treppe gelangt man in die großzügige Galerie im zweiten Stock, wo den Kunden Internet-Arbeitsplätze und moderne, aber sehr einladende Sitzmög-lichkeiten zwischen den Bücherregalen gebo-ten werden.

Auf einem 42 Meter langen Leinentuch, welches an der Balustrade der Bibliothek angebracht ist, hat die Ahrntaler Künstlerin Annemarie Laner die Geschichte von Neu-markt in Mischtechnik verewigt.

Ein weiteres „Highlight“, das nicht jede Biblio-thek zu bieten hat, ist sicherlich der römer-zeitliche Grabstein aus Neumarkt mitten im Eingangsbereich.

Insgesamt ist die Adaptierung eines alten, denk-malgeschützten Hauses und die Verwandlung in eine ansprechende und moderne Bibliothek unter Bewahrung des ursprünglichen Charmes des Gebäudes mehr als gelungen.

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zum lesen Nr. 2/2007Bibliotheksbauten

Öffentliche Bibliothek RittenRitten: 7.000 EinwohnerBestand: 11.000 Medien (Hauptsitz)Entlehnungen: 17.000 (2006, Hauptsitz)Jahresleser: 2.400 (2006, Hauptsitz)Öffnungszeiten: 23 Stunden pro WocheBibliotheksleiterin: Ildiko Gudrun MaierBibliotheksratvorsitzende: Walburga Goss-RamoserMitarbeiterinnen: Evi Schweigkofler (Schulbi-bliothekarin), Evi Hillebrand, Johanna Öhler(+ 16 ehrenamtliche MitarbeiterInnen in den 5 Leihstellen)

Art der Baumaßnahme: UmbauGröße: 278 m²Architekt: Erich HabicherBauzeit: Juni 2004 – April 2005Wiedereröffnung: 28. Mai 2005

Kontaktadresse:Öffentliche Bibliothek RittenAm Bahnhof 2, 39054 KlobensteinE-Mail: [email protected].: 0471 356 593

Die Öffentliche Bibliothek Ritten besteht seit 1985. Sie ist als kombinierte Bibliothek (mit dem Schulsprengel Ritten) in der Mittelschule in Klobenstein untergebracht.

Nach jahrelanger Raumnot und diversen Not-lösungen wurde die Bibliothek in den Jahren 2004/2005 umgebaut und vergrößert. Auf zwei Stockwerken wird nun eine große Medi-envielfalt geboten, die sowohl von den Schü-lerInnen als auch von der Bevölkerung gut angenommen und genutzt wird (2.400 Jahres-leserInnen 2006!). Neben zwei gepolsterten Kleinkinderecken gibt es eine Sitzecke für Zei-tungsleser sowie im oberen Stock im Jugend-bereich weitere Tische mit PC-Arbeitsplätzen. Hervorragend funktioniert die Zusammenar-beit zwischen der hauptamtlichen Schulbiblio-thekarin und dem Team der ÖB, so dass hier im Bestandsaufbau und bei den angebotenen Dienstleistungen viele Synergien geschaf-fen werden konnten. Insgesamt ist trotz des Umbaus das Raumangebot alles andere als überwältigend, doch mit einem stets aktuell gehaltenen Medienbestand (u.a. durch kon-sequentes Ausscheiden) und viel Kreativität in der Präsentation der Medien und in der Ver-teilung der einzelnen Zonen macht die Biblio-thek mit seinem umtriebigen Team einen sehr sympathischen und einladenden Eindruck.

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Infoblatt bibliotheks verband südtirol

Öffentliche Bibliothek SchludernsSchluderns: 1.800 EinwohnerBestand: 6.000 MedienEntlehnungen: 12.000 (2006)Jahresleser: 500 (2006)Ehrenamtlich geführt (12 Mitarbeiterinnen)Bibliotheksleiterin: Waltraud KlotzBibliotheksratvorsitzende: Rita Stecher

Art der Baumaßnahme: Adaptierung eines denkmalgeschützten GebäudesGröße: 124 m²Architekt: Kurt StecherBauzeit: Juni 2004 – April 2005Eröffnung: 22. April 2006

Kontaktadresse:Öffentliche Bibliothek SchludernsPfarrer-Pali-Str. 5, 39020 SchludernsE-Mail: [email protected].: 0473 614 124

In Schluderns gab es seit den Sechziger-Jahren eine Pfarrbibliothek, die 1989 an die Gemeinde überging und von da an in einem schönen Gewölberaum im Rathaus untergebracht war.

Dieser Raum platzte jedoch bald aus allen Nähten, und man suchte nach einer geeigneten Lösung. Dabei gelang es, das im Dorf zentral gelegene alte Gerätehaus der Feuerwehr für das Vorhaben nutzen zu dürfen. Da an dem Gebäude baulich nichts verändert werden durfte (Ensembleschutz), wurde versucht, die vorgegebenen Räumlichkeiten optimal an die Anforderungen einer Bibliothek anzupassen. So wurde in den hohen Raum eine Galerie ein-gezogen, in dem der Erwachsenen-Sachbuch-bereich untergebracht ist. In den integrierten Turm des Gebäudes wurden im Erdgeschoss der OPAC, im 1. Stock ein Internet-Arbeitsplatz eingerichtet. Etwas ganz Besonderes ist die Frontseite des Gebäudes, wo eine große Fens-terwand einerseits viel Licht garantiert, ande-rerseits als eine Art Schaufensterauslage mit ausgestellten Büchern und Medien fungiert und so viele Besucher und Interessierte anzieht (nach jedem Öffnungstag muss die Auslage wieder neu mit Büchern ausgestattet werden).

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zum lesen Nr. 2/2007Bibliotheksbauten

Bibliothek der Fachhochschule ClaudianaAnzahl StudentInnen 2006/2007: ca. 583Bestand: ca. 22.000 Medien (deutsch-, italie-nisch- und englischsprachig)Entlehnungen im Studienjahr 2006/2007:ca. 14.500Öffnungszeiten: 47 Stunden / WocheBibliotheksleitung: Yvonne PerathonerMitarbeiterInnen: Inge Andolfo, Maurizio Grilli, Eva Moser

Art der Baumaßnahme: NeubauGröße: 420 m²Architekt: Carlo AzzoliniEröffnung: Oktober 2006

Kontaktadresse:Landesfachhochschule für Gesundheitsberufe - ClaudianaLorenz-Böhler-Straße 13, 39100 Bozenwww.claudiana.bz.itE-Mail: [email protected] Tel.: 0471 067 220 - Fax 0471 067 211

Die Bibliothek im Neubau der „Claudiana“ wurde als Lern- und Lehrzentrum der Lan-desfachhochschule für Gesundheitsberufe konzipiert.

Sie verfügt über zwei großzügige, helle und ruhige Leseräume und einem Eingangsbe-reich mit Ausleihe, Info-Point und Infothek.

In einem der Leseräume wurden zwei mit Glas abgetrennte Arbeitskabinen errichtet um das Lernen in Gruppen zu ermöglichen. Hier stehen Hilfsmittel zum Lernen (anatomische Modelle, Lernkarten, Flip-Chart) zur Verfügung.

Die Bibliothek wurde mit einer RFID-Siche-rungsanlage ausgestattet.

Die Bibliothek ist eine Fachbibliothek für Gesundheitsberufe, sie versteht sich als Medien- und Informationszentrum für die Studenten, für Personal und Dozenten der Landesfachhochschule für Gesundheitsberufe und für Personen, die im Gesundheitswesen in der Autonomen Provinz Bozen tätig sind.

Die Bibliothek ist am Projekt „Virtuelle Medi-zinische Bibliothek Südtirols“ beteiligt; alle Fachhochschulangehörigen können deren Online-Ressourcen nutzen (ca. 3.500 Online-Zeitschriften, 5 medizinische Datenbanken): http://www.vmb.bz.it

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Mediothek „KIWI“ der HOB BruneckAnzahl SchülerInnen 2006/2007: 530Bestand: ca. 14.500 MedienEntlehnungen im Schuljahr 2006/2007: ca. 8.900Öffnungszeiten: 53 Wochenstunden (während der Schulzeit)Mitarbeiterinnen: Andrea Baumgartner, Ursula BaumgartnerMediotheksleiterin: Frieda OberhoferMediotheksteam: Frieda Oberhofer, Margit Aschbacher und Frieda Pichler

Art der Baumaßnahme: UmbauGröße: 504 m²Architekt: Arno GamperUmbauzeit: März 2004 - März 2005Eröffnung: Dezember 2005

Kontaktadresse:KIWI – HOB BruneckJosef-Ferrari-Straße 12, 39031 Bruneckwww.mediothek.hob-bruneck.infoTel.: 0474 555 125 - Fax 0474 550 826

Die ehemaligen Räumlichkeiten der Bibliothek der Handesoberschule Bruneck wurden von Architekt Arno Gamper mit einem zweistöcki-

gen Block, bestehend aus Erdgeschoss und Gale-rie, neu geplant und um ca. 500 m² erweitert.

Der großzügige Eingangsbereich verfügt über eine benutzerfreundliche Theke, eine Infothek mit Stöberbereich und reichlich Platz für Aus-stellungen. Im Erdgeschoss wurden eine anspre-chende und gemütliche Leseecke, in der ca. 100 Zeitschriften und Zeitungen Platz finden, sowie Sitzstufen und Sofas für Veranstaltungen und natürlich Multimedia-Tische mit PC-Einzelarbeits-plätzen für SchülerInnen eingeplant. Im ersten Stock bzw. auf der Galerie befinden sich weitere PC-Arbeitsplätze und sogar ein abtrennbarer Seminarraum, in dem eine ganze Klasse Platz findet, um ungestört arbeiten zu können. In der neuen Bibliothek ist es jetzt sogar möglich, dass bis zu drei Klassen gleichzeitig arbeiten können!

Ziel der neuen Mediothek „KIWI“ (Kommuni-kation – Information – Wirtschaft – Recht und Information) ist es, ein multimediales Lernzen-trum für die Schule und Schulzone, aber auch eine Fachbibliothek zum Thema Wirtschaft und Recht für den Bezirk Pustertal zu sein.

Neue öffentliche Bibliotheken (Hauptsitze) sind in den letzten drei Jahren auch in folgenden Ortschaften eröff-net worden:

in Burgstall, in Gossensass, in Mühlbach, in Reischach und in Bruneck (Pfarrbibliothek).

Im Herbst 2007 sollen außerdem in folgenden Gemein-den neue Bibliotheken eingeweiht werden:

in Völs, in Feldthurns, in Vahrn und in St. Lorenzen.

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zum lesen Nr. 2/2007Bibliotheksbauten

Ein Blick in die Zukunft: das neue Bibliothekenzentrum in Bozen

Nimm drei und zahle eines! Wer kennt sie nicht, die Werbesprüche der großen Supermarktket-ten, die auf diese Weise ihre Produkte anprei-sen. Sie werden sich fragen, was diese Aussage mit Bibliotheksneubauten zu tun hat. In Bozen wird in etwa fünf Jahren ein Bibliotheksge-bäude entstehen, das für Südtirol absolutes Neuland darstellt. Drei Bibliotheken ziehen in ein Bibliothekenzentrum: die Landesbibliothek “Dr. Friedrich Teßmann”, die Bozner Stadt-bibliothek “Cesare Battisti” und die italienische Landesbibliothek “Claudia Augusta”. Und das gemeinsame Haus wird bei aller notwendigen Autonomie zur Wahrung der jeweils eigenen Aufgaben als bibliothekarisches Zentrum in das Bibliothekswesen des Landes ausstrahlen und in diesem Kontext Aufgaben übernehmen, wie sie etwa auch im Statut der Teßmann bereits vor-gesehen ist.

Es entsteht ein bibliothekarisches Schwerge-wicht, das - davon bin ich überzeugt - die Potenz und auch den Auftrag hat, eine enorme Strahl-

kraft für unser Bibliothekswesen zu entwickeln und zu einem kulturell-bibliothekarischen Zen-trum für die Stadt Bozen und das ganze Land zu werden. So wird die Stadtbibliothek ein moder-nes Kinder-und Jugendbuchzentrum aufbauen, die Claudia Augusta ihren jetzigen Schwerpunkt in der italienischsprachigen regionalen Literatur fortsetzen und die Teßmann neben den bishe-rigen Standbeinen “wissenschaftliche Univer-salbibliothek” und “Tirolensiensammlung” sich verstärkt ins Südtiroler Bibliothekswesen ein-bringen. Das wird auch durch digitale Medien-angebote geschehen.

Das vom Bozner Architekten Christoph Mayr-Fingerle konzipierte Gebäude soll ein Haus des Wissens und der Information, ein Haus der regi-onalen Kulturüberlieferung und Traditionen, vor allem aber ein einladendes Zentrum der Begeg-nung und des Miteinander werden. Nimm drei und zahle keines, besuchen Sie drei Bibliotheken an einem Ort! 2012 wird es soweit sein.

Johannes AndresenLandesbibliothek “Dr. Friedrich Teßmann”

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70 Meilen zum Paradies

Robert Klement: 70 Meilen zum Paradies. Jungbrunnen-Verlag 2006. ISBN 978-3-7026-5779-6, 143 Seiten.

Im Buch geht es um Shara und ihren Vater Siad, einen Krankenpfleger, die beide aus Somalia geflohen sind, um in Europa ihr Glück zu finden. Tunesien ist ein Zwischenstopp, von hier soll die Reise in die Freiheit beginnen. Siad hat sein gesamtes Vermögen bereits an Schlepper bezahlt, und als es schließlich endlich soweit ist, drängen sich viel zu viele Passagiere auf ein viel zu kleines verlottertes Boot, das sie nach Lam-pedusa bringen soll. Die gefährliche Fahrt dauert nicht lange, da merkt Siad, dass der „Kapitän” keine Ahnung vom Navigieren hat, und dann fällt auch noch der Motor aus und ein Sturm kommt auf. Erreichen sie jemals Lampedusa? Und

Ein großes Thema und ein Dauerbrenner für öffentliche Bibliotheken auch in Südtirol: Wie spreche ich Jugendliche an, mit welchen multimedialen Angeboten locke ich sie in meine Einrichtung, und – last but not least – welche Bücher sind für die Altersgruppe der Heran-wachsenden „cool“?

Bei der Literaturauswahl sollen die folgenden Rezensionen eine Hilfe sein. Sie wurden von Kolleginnen und Kollegen aus Schulbibliotheken in ganz Südtirol verfasst und stellen gleich-sam einen Überblick über die aktuell interessante Jugendbelletristik dar.

Belletristik für Jugendliche

wenn ja, ist es dann wirk-lich das erhoffte Paradies?

Ich habe dieses Buch gewählt, weil der Autor hier ein aktu-elles Thema aufgreift und viel Hintergrundinformation in eine spannende Geschichte verpackt. Indem er ein Ein-zelschicksal des Flüchtlings-dramas herausgreift, will er auf die menschenverach-tende Behandlung von Afri-kaflüchtlingen und auf das Drama aufmerksam machen, das sich momentan an den Küsten Europas abspielt.Ein wichtiges und unbequemes Jugendbuch.

Carmen Telser,Mittelschule Glurns

Teach me

Russell A. Nelson: Teach me. Ravensburger 2005. ISBN 3-473-35262-4, 350 Seiten.

Nine wird bald achtzehn: letztes Jahr an der High-school und im folgenden Jahr dann endlich zur Uni!

Alles wie geplant und wie es die Eltern erwarten! Bis sie sich total und bedingungs-los in ihren Lehrer Mr. Mann verliebt. Ihre Liebe wird erwidert: Nine erlebt die schönste Zeit ihres Lebens, lässt sich in dieses Glücksge-fühl fallen. Dann, von einem Tag auf den anderen, bricht Mr. Mann ihre Beziehung ohne jegliche Erklärung ab und stürzt sie damit in eine bodenlose Tiefe.

Nur langsam, mit Hilfe ihres Freundes Scheyler, rappelt sie sich von ihrem Schmerz über die Trennung wieder auf, bis sie schließlich nur noch eines im Kopf hat: sie möchte Mr. Mann ihre Ver-zweiflung spüren lassen! Sie beginnt eine besessene Beschattung ihres Lehrers, für die Nine ihre ganze Zukunft aufs Spiel setzt, um schließlich Mr. Manns Gründe für den Bezie-hungsabbruch doch noch zu erfahren …

Ein emotional starkes Buch, das dem jungen Leser über die wunderbaren Höhen und die schmerzenden Tiefen der Liebe erzählt. Durch den Einschub von Dialogpassa-gen und kurzen Gedichten wird die Ich-Erzählform auf-gelockert, sodass sich der Roman flüssig lesen lässt.

Jasmin Ritsch,Handelsoberschule Brixen

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zum lesen Nr. 2/2007Rezensionen: Jugendbücher

Leihst du mir deinen Blick?

Valérie Zenatti: Leihst du mir deinen Blick? Dressler 2006. ISBN 978-3-7915-2579-2, 189 Seiten.

Die 17-jährige Tal lebt mit ihrer Familie im jüdischen Teil Jerusa-lems. Ein Selbstmordattentat in ihrer Nachbarschaft veranlasst sie, mehr über das Leben in Palästina in Erfahrung zu brin-gen. Sie schreibt einen Brief, und ihr Bruder, der im Gazastreifen als Soldat stationiert ist, soll die Flaschenpost dort für sie ins Meer werfen. Tal erhofft sich einen Brief von einem palästi-nensischen Mädchen, doch die Antwort über E-Mail kommt von einem jungen Mann, der sich „Gazaman“ nennt. Dieser ist anfangs nicht sehr kommu-nikationsfreudig, doch Tal gibt nicht auf, und irgendwann werden die Mails freundlicher und die beiden nähern sich ein-ander an. Sie erzählen sich von ihren Erfahrungen, Ängsten und Träumen und lernen somit das Alltagsleben des anderen im Nachbarland kennen.

Die Autorin Valerie Zenatti, die ihre Jugend in Israel verbracht hat, beschreibt in diesem Buch eine Art Freundschaftsgeschichte im Nahen Osten, in der sie eine Annäherung der beiden Völker

versucht. Das Buch beschreibt die Hintergründe des Konflikts zwischen Israelis und Palästinen-sern auf leicht verständliche Art und setzt sich mit der politischen Situation im Nahen Osten ernst-haft auseinander.

Das Buch ist für LeserInnen ab 12 Jahren zu empfehlen.

Johanna Oberrauch,Mittelschule „O. von Wolkenstein“

Brixen

Die Ministerpräsidentin

Tore Tungodden: Die Minister-präsidentin. Gerstenberg 2007. ISBN 978-3-8067-5142-0, 157 Seiten.

„Ihr wollt die Stimmen der Kinder hören … gemein-sam werden wir die Kinder zu Hauptpersonen machen … und alle Kinder werden bestimmen dürfen!“

In seinem Erstlingswerk „Die Ministerpräsidentin“, einer Mischung aus modernem Märchen und Sachbuch, setzt der norwegische Autor Tore Tungodden die 10-jährige Hannah an die Spitze der norwegischen Regierung. Gemeinsam mit ihrem besten Freund Fred „Fettsack“, der eigentlich spindeldürr ist, beginnt für sie das unfreiwil-lige Abenteuer Politik.

Ein sehr ungewöhnliches Buch. In rasantem Tempo und mit viel Frechheit und Witz gelingt es dem Autor, nicht nur Kindern und Jugendlichen das Thema Politik auf ganz unkonventio-nelle Weise näher zu bringen, sondern auch so manchen Erwachsenen zum Nachdenken anzuregen.

„Kinder schaffen es besser Kind zu sein. Viele Erwachsene dage-gen müssen unbedingt lernen erwachsen zu sein.“

Brigitte Zwischenbrugger,Mittelschule „Dr. Josef Röd“ Bruneck

Paradiesische Aussichten

Faïza Guène: Paradiesische Aussichten. Carlsen 2006. ISBN 978-3-551-58154-9, 144 Seiten.

Doria ist 15 Jahre alt, ihre Eltern sind aus Marokko. Sie lebt mit ihrer analphabetischen Mutter in der „Cité du Paradis“, einem Randbezirk von Paris. Ihr Leben ist aber alles andere als paradiesisch. Ihr Vater hat die Familie verlassen und ist nach Marokko zurückgekehrt, um mit einer jüngeren Frau einen Sohn zu zeugen. Seitdem kommen Doria und ihre Mutter gerade so über die Runden. Doria wird in der Schule nicht in die nächste Klasse versetzt und muss eine Ausbildung als Friseuse beginnen. Die Nach-

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Infoblatt bibliotheks verband südtirol

barn sind mehr oder weniger Idioten, Doria und ihre Mutter werden von „Tussis vom Sozial-amt“ betreut und Doria muss einmal die Woche zur Thera-peutin Madame Burlaud, die nach Läuseshampoo stinkt. Und dann drückt ihr auch noch Nabil, ein Junge, der Doria bei den Hausaufgaben hilft, den ersten Kuss auf.

Es handelt sich um einen tra-gisch-komischen Roman. Dorias Zukunft scheint aussichtslos, aber es ereignen sich Dinge, die Doria erkennen lassen, dass sie auf eine Verbesserung ihrer Situation hoffen kann. Der Roman ist auf-grund der aktuellen Thematik der Migration für Jugendliche zu empfehlen. Das Buch wurde für den Jugendliteraturpreis 2007, Kategorie „Jugendbuch“, nomi-niert (ab 14 Jahren).

Susanne Schenk,LEWIT „R. Gasteiner“ Bozen

Ein Sommer mit Percy und Buffalo Bill

Ulf Stark: Ein Sommer mit Percy und Buffalo Bill. Carlsen 2006. ISBN 978-3-551-55425-3, 237 Seiten.

Die Schule ist aus, die großen Ferien beginnen und Percy, Ulfs bester Freund in der Schule, erzwingt die Einladung von Ulf, die großen Ferien mit ihm bei dessen Großeltern in den Schä-ren verbringen zu dürfen. Der Großvater ist cholerisch, ihm gehen Ungeziefer und Steine im Garten und Kinder gene-rell auf die Nerven. Im Dorf der Großeltern treffen sie auf Klas, der immer zuerst etwas Nützliches und Lehrreiches tun muss, bevor er sich in die Ferien stürzen kann und Pia, in die Ulf

heimlich verliebt ist, und noch einige andere Kinder. Unver-gesslich wir dieser Sommer aber mit Percy: Er hält dem Zornaus-bruch des Großvaters stand, der daraufhin zum Freund der beiden Jungs wird und ihnen die Geschichte von Buffalo Bill und damit auch seine eigene erzählt. Percy entpuppt sich als der beste Kumpel, der bei allen Streichen dabei ist und jedes Abenteuer erleben will, sogar bei Liebeskummer weiß er Rat.

Jedes Kapitel ist leicht zu ver-folgen, die Sprache ist einfach, direkt und klar. Die drei Haupt-personen, Ulf, Percy und der im Herzen jung gebliebene Groß-vater sind wegen ihrer lebens-echten Charaktere liebenswert und zeigen Jugendlichen, dass harte und festgefahrene Verhal-tensmuster sehr wohl aufgege-ben und zu freundschaftlichem Miteinander, auch zwischen Alt und Jung, führen können. Zum Abschied umarmt Percy den Großvater Ulfs und sagt: „Mann, war toll, Sie kennen gelernt zu haben.“ Dieses Kom-pliment möchte ich an diese Sommer-Abenteuer-Geschichte und seinen Autor weitergeben, auch wenn mir der Einband nicht gefällt: „Jungs, war toll, eure Sommererlebnisse geteilt zu haben.“

Manuela Pahl,Schulsprengel Sterzing I

Die Ameisensiedlung

Mirijam Günter: Die Ameisen-siedlung. dtv 2006.ISBN 978-3-423-78212-8,267 Seiten.

Mirijam Günter stellt in ihrem zweiten Roman die 15-jährige Conny vor, die mit ihrer alko-holkranken Mutter und ihren jüngeren Halbgeschwistern in einer Sozialsiedlung, genannt die Ameisensiedlung, am Stadt-rand lebt. Ein Vater ist nicht vor-handen, die Mutter vergnügt sich mit ständig wechselnden Liebhabern. Conny schwänzt einerseits mit ihren Freun-den Andi, Michi und Benni die Schule, andererseits küm-mert sie sich um ihre jüngeren Geschwister und beschützt sie vor den teilweise gewalttätigen Freunden ihrer Mutter. Eine Wende tritt ein, als Conny sich mit einem Lehrer anfreundet, der ihr ein anderes Leben auf-zeigt. Ihre Freunde lehnen den Lehrer jedoch ab und wollen Conny zu einer Entscheidung zwingen …

Der Roman wird geprägt durch eine klare und einfache Spra-che, welche der harten Reali-tät in sozialen Brennpunkten entspricht. Das Buch findet bei unseren jugendlichen Lesern großen Anklang, ist aber auch für Erwachsene geeignet.

Ulrike Geier,LEWIT „P. Mitterhofer“ Meran

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zum lesen Nr. 2/2007Rezensionen: Jugendbücher

Der Joker

Markus Zusak: Der Joker. cbj 2006. ISBN 978-3-570-13107-7, 443 Seiten.

Der neunzehnjährige Ed schlägt sich als illegaler Taxifahrer durchs Leben. Er fühlt sich als Versager, nur seine Freunde Marv, Ritchie und Audrey, mit denen er sich regelmäßig zum Pokerspielen trifft, und „der Türsteher“, so heißt sein übel riechender Hund, machen sein Leben erträglich.

Eines Tages kann Ed einen Banküberfall vereiteln und den Bankräuber stellen. Danach ist nichts mehr so, wie es vorher war. Denn kurz danach findet Ed in seinem Briefkasten ein Karo-Ass mit drei Adressen. Nach langem Überlegen fährt Ed zu den angegebenen Orten und findet drei Menschen, denen er in Notsituationen beisteht. Dann kommt die nächste Karte, ein Kreuz-Ass mit drei neuen Aufgaben, dann ein Karo-Ass und als vierte und letzte Karte bekommt er das Herz-Ass. Auf dieser Karte stehen die Namen seiner drei Freunde. Wie und bei was soll er ihnen helfen? Wer ist der Mensch, der ihm die Karten geschickt hat? Und Ed selber? Auch er braucht Hilfe.

„Der Joker“ ist ein berüh-rendes Buch über Hilfsbereit-schaft und Freundschaft voller schöner Gedanken, teils sehr melancholisch, teils sehr witzig geschrieben. Es ist bis zur letz-ten Seite spannend, auch wenn man über das Ende des Romans geteilter Meinung sein kann.

Petra Pedross,Realgymnasium Schlanders

Die Sache mit Kiffo und mir

Barry Jonsberg: Die Sache

mit Kiffo und mir. Oetinger 2007. ISBN 978-3-7891-3918-5, 287 Seiten.

Calma und Kiffo, beide 15 Jahre alt, sind grundverschieden und trotzdem Freunde. Aktuell ver-eint sie vor allem der Kampf gegen die neue Horror-Lehrerin Miss Payne, die sie viel sagend „Pitbull“ nennen und die sie unbedingt loswerden wollen. Tatsächlich machen die beiden eine Beobachtung, aus der sie den Schluss ziehen, dass die ver-hasste Lehrerin eine Drogendea-lerin ist. Besonders Kiffo steigert sich in diese Theorie hinein und will sie unbedingt beweisen, wobei Calma ihm bereitwillig hilft. Sie bekommt deshalb viel Ärger, er bezahlt sogar mit dem Leben. Aber Calma bekennt sich zu ihrem Freund Kiffo - über seinen Tod hinaus.

Die Geschichte wird von Calma rasant und mitreißend erzählt. Dadurch, dass sie den Leser mit „du“ anspricht, vermittelt sie das Gefühl, am Geschehen ganz nah dran zu sein. Die Frage, ob sie und Kiffo wirklich einer Verbre-cherin auf der Spur sind, hält die Spannung bis zum Schluss auf-recht. Dann allerdings konnte sich der Autor offensichtlich nicht entscheiden: Zunächst wird der „Pitbull“ nämlich ent-, dann wieder belastet. Einzig dieses Hin und Her hat mich persönlich an der sonst wunderbaren Freund-schaftsgeschichte gestört – und auch das nur ein bisschen.

Andrea Baumgartner,Handelsoberschule Bruneck

Eine Nacht

Margaret Wild: Eine Nacht. Hanser 2006. ISBN 978-3-446-20705-9, 236 Seiten.

Unterschied-licher können

Freunde kaum sein: Gabe, der Mädchenschwarm und Herzens-brecher, Bram, der mit seiner Mutter und seinen Geschwistern im Trailerpark in einem Wohn-wagen lebt, und Al, der nicht mehr weiß, wann seine Eltern aufgehört haben, sich zu lieben. Sie verbindet eine große gemein-same Leidenschaft: Partys feiern. Auf einer dieser Partys lernt Gabe Helen mit dem komischen Gesicht kennen und verbringt eine Nacht mit ihr. Helen wird schwanger und Gabe, der sich am Telefon verleugnen lässt, erfährt nichts davon.

Helen, von den Eltern unver-standen, nimmt ihr Schicksal alleine in die Hand, lernt neue Freunde kennen, die ihr unter die Arme greifen und sie unter-stützen. Sie bringt einen Sohn zur Welt – Raphael. Nun begin-nen endlich auch die Eltern und Gabe, Helens Situation, vor allem aber ihre Wünsche und Vorstellungen, wirklich wahr-zunehmen.

Wie bereits bei ihrem Erst-lingsroman „Jinx“ verwendet Margaret Wild auch hier sehr kurze Sätze, die sie strophen-förmig anordnet. Dabei ist die Sprache klar und prägnant. Das ist auch das ganz Besondere an diesem Buch: Das thematisch Bekannte wird vom sprachlich Neuen aufgewertet.

Eine Geschichte über das Erwach-senwerden und das Überneh-men von Verantwortung für sich und andere (ab 14).

Christine Ferdigg,Pädagog. Gymnasium „J. Gasser“ Brixen

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Evil -Das Böse

Jan Guillou: Evil - Das Böse. Hanser 2005. ISBN 978-3-446-20646-5, 379 Seiten.

Erik ist 14, als ihn keine normale Schule mehr aufnehmen will. Selbst Sohn eines prügelnden Vaters, ist er bereits der Anfüh-rer einer berüchtigten Jugend-bande. Der letzte Ausweg aus dem Sumpf von Gewalt und Hass ist das Internat Stjärnsberg. Dort soll Erik das Abitur machen. Doch auch das Internat wird von Gewalt beherrscht. Jüngere Schüler werden von einer sadis-tischen Clique gequält, ernied-rigt und sogar gefoltert. Die Lehrer schauen weg.

Doch Erik will durchhalten und seinen Abschluss machen. Er lernt sich zu wehren. Er will das Böse besiegen und frei sein.

Dieses Jugendbuch setzt sich hauptsächlich mit den Themen Gewalt und Macht auseinan-der. Schnell kann ein Opfer zum Täter werden. Der Leser wird mitgerissen und kann sich in die Geschehnisse gut hineinver-setzen. Dieses Buch ist sehr gut geeignet zu zeigen, dass es sich lohnt, sich dem Bösen zu wider-setzen, anstatt es zu ertragen.

Das Jugendbuch basiert auf einer wahren Begebenheit. Das Internat, das in Wirklich-keit “Solbacka” hieß, wurde nach der Veröffentlichung dieses Romans geschlossen.

Simone Sagmeister,LEWIT „Claudia v. Medici“ Mals

Die Bruderschaft vom Heiligen Gral

Rainer M. Schröder: Trilogie Die Bruderschaft vom Heiligen Gral. Arena 2006/2007.

Im ersten Band mit dem Titel Der Fall von Akkon (487 Seiten, ISBN 978-3-401-05878-8) kämpfen vier Ritter des Templerordens im Jahre 1291 vergeblich um die Verteidigung der Stadt Akkon, der letzten Bastion der Chris-ten im Heiligen Land. Kurz vor der Eroberung durch die mus-limischen Mameluken geraten Gerolt von Weißenfels, Maurice von Montfontaine, McIvor von Conneleagh und Tarik el-Kharim während eines Gefechts in eine aussichtslose Situation, aus der sie auf wundersame Weise von einem alten Mann gerettet werden. Dieser Mönchskrie-ger weiht die vier Ritter in das Geheimnis um den Heiligen Gral ein und verleiht ihnen beson-dere Gaben; jeder von ihnen kann eines der vier Elemente beherrschen. Doch erst müssen die Ritter üben, bevor sie die Kräfte in den nächsten Bänden in Gefahrensituationen gezielt einsetzen können. Von nun an sind sie die Hüter des Heiligen Grals, den es vor den Ungläu-bigen und den Mächten des Bösen – den Iskaris – zu vertei-digen gilt. Dieser Band besticht durch hervorragende Schilde-rungen der Realität des Mittelal-ters, aber auch durch eine große Portion Fantasie.

Der zweite Band Das Amulett der Wüstenkrieger (591 Seiten, ISBN 978-3-401-05879-5) knüpft an die Flucht der Gralshüter aus Akkon an. Ein Beduine spielt bei der abenteuerlichen Reise durch die Wüste eine zentrale Rolle. Schröder schildert mit viel Fachwissen die Gefahren der Wüste, wie Sandstürme, Durst und Erschöpfung, denen die Ritter und ihre Begleite-rinnen, zwei französische Kauf-mannstöchter, ausgesetzt sind. Hinzu kommt noch die viel grö-ßere Gefahr der Iskaris, die den Heiligen Gral um jeden Preis an sich bringen wollen. Dieser Band ist an Spannung und Dra-matik kaum zu übertreffen; Überfälle, Gefangenschaft und der Verlust des Grals lassen die Krieger fast aufgeben. Schließ-lich gelangen die vier Ritter doch noch nach Paris und der Heilige Gral scheint gerettet.

Der dritte Band Das Labyrinth der schwarzen Abtei (546 Seiten, ISBN 978-3-401-05880-1) beginnt einige Jahre später, nämlich 1307. Der König befiehlt die Auf-lösung des Templerordens und die Verfolgung und Verhaftung aller Templer. Schröder schreibt diese Intrige allein den Iskaris zu. Auch dieser Band beschreibt sehr gut das Leben im mittelal-terlichen Europa, ist aber nicht mehr so spannend wie die vori-gen Bände. Drei der vier Temp-ler entkommen der Verhaftung, retten auf abenteuerliche Weise ihren Kameraden und begeben sich gemeinsam auf die Suche nach einem neuen Versteck für den Heiligen Gral. Dabei treffen sie erneut auf die beiden Kauf-mannstöchter, ebenso lassen die Iskaris nicht lange auf sich warten und bringen den Gral ein weiteres Mal an sich. Diesen zu befreien ist nun das letzte, aber leider nicht aufregendste Unterfangen der Gralshüter.

Evi Schweigkofler,Schulsprengel Ritten

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zum lesen Nr. 2/2007Rezensionen: Jugendbücher

Eine schaurig-romantische Vampir-Liebesgeschichte

Stephenie Meyer: Bis(s) zum Morgengrauen. Carlsen 2006. ISBN 978-3-551-58149-5, 510 Seiten.

Bella erzählt aus der Ich-Per-spektive ihre einzigartige Lie-besgeschichte. Von ihrem Leben erwartet sie sich nichts als Lan-geweile, bis sie den geheimnis-vollen Edward kennen lernt. Sein Verhalten ihr gegenüber ist anfangs recht zwiespältig, manchmal spielt er den großen Beschützer, dann wieder ist er abweisend und unhöflich, so dass Bella ein Wechselbad der Gefühle durchlebt. Endlich lüftet sie sein Geheimnis: Edward und seine Familie sind Vampire. Sie sind zwar „zivilisiert“, dürsten aber nach wie vor nach mensch-lichem Blut.

Der Duft von Bellas Blut zieht Edward magisch an und Bella ist unsterblich in Edward ver-liebt. Die ständige Gefahr, dass Edward oder seine Verwandten die Beherrschung verlieren und die Bedrohung durch „böse“ Vampire erzeugen skurrile, unheimliche und spannende Momente. Oft scheint die Tren-nung der beiden Liebenden der einzige Ausweg aus verfah-renen Situationen zu sein, und dennoch kommen sie immer wieder zusammen.

Die beiden Bände sind mit viel Sprachwitz geschrieben und leicht zu lesen. Die Mischung

aus viel Romantik, witzigen Dialogen, spannenden Aben-teuern und der gruseligen Vampirwelt mit ihren kuriosen Eigenheiten sorgen dafür, dass unsere LeserInnen ungeduldig auf den dritten Band warten.

Zu erwähnen ist noch, dass die englischsprachige Ausgabe relativ einfach geschrieben ist, so dass auch LeserInnen ohne fortgeschrittene Kennt-nisse das Buch in der Origi-nalsprache lesen können.

Margareth Ebner,Pädagogisches Gymnasium

„Josef Ferrari“ Meran

Stephenie Meyer: Bis(s) zur Mittagsstunde. Carlsen 2007. ISBN 978-3-551-58161-7, 557 Seiten.

Habe ich dir eigentlich schon erzählt

Sibylle Berg: Habe ich dir eigentlich schon erzählt. KiWi 2006. ISBN 978-3-462-03735-7, 167 Seiten.

Was ist das für ein Buch? Ist es ein Bericht über das Leben in der ehemaligen DDR, ein Roman über zwei Teenies, die ausreißen, oder ganz einfach eine moderne Version von „Hänsel und Gretel“? Es ist eine Mischung von all dem, aber der rote Faden, der sich durch die gesamte Geschichte

zieht, ist die Auseinanderset-zung zweier Heranwachsen-der mit der Erwachsenenwelt und deren Werten.

Anna ist 14, ihre Mutter dem Alkohol verfallen. Max ist genauso alt, er lebt mit dem wortkargen Vater allein. Beide leben in der DDR vor dem Mauerfall, im selben Haus ohne voneinander zu wissen, beide sind einsam. Sie wollen ihr Leben nicht mehr so hinnehmen und begegnen sich zufällig. Sie beschließen abzuhauen, um ihrem Leben eine Chance auf eine bessere Zukunft zu geben.

Es wird ähnlich wie in einem Tagebuch aus zwei Perspek-tiven erzählt, abwechselnd von Anna und von Max. Ein Mädchen und ein Junge, die längst nicht mehr Kinder sind, aber Angst haben so zu werden, wie die Men-schen, die sie umgeben.

Es ist ein Buch, mit dem sich junge Leser identifizieren können, das ihre Zweifel und Sehnsüchte anspricht, das sie auffordert, das eigene Leben nicht nur dem Schick-sal zu überlassen (empfeh-lenswert ab 13 Jahren).

Simonetta Pancheri,Schulsprengel St. Ulrich

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Wenn er kommt, dann laufen wir

David Klass: Wenn er kommt, dann laufen wir. Arena 2006. ISBN 978-3-401-05898-6,325 Seiten.

Die Geschichte handelt von Jeff, einem 17-jährigen Jugendlichen, der mitten im Leben steht: Er geht zur Schule, spielt Fußball, hat seit letztem Sommer eine Freundin und trifft sich regel-mäßig mit seinen Kollegen. Doch Jeff muss mit einem klei-nen/großen Familiengeheimnis fertig werden, das er bereits seit fünf Jahren mit sich herumträgt und mehr oder weniger erfolg-reich verdrängt hat: Sein Bruder Troy hat damals einen anderen Jungen getötet, wurde verurteilt und musste ins Gefängnis. Nun ist es so, dass Troy, mittlerweile 21 Jahre alt, aufgrund eines Ver-fahrensfehlers entlassen wird und nach Hause zurückkehrt!

Hier beginnt nun Jeffs Problem, denn er kennt Troy fast so gut wie sich selbst und glaubt zu wissen, dass dieser nichts Gutes im Schilde führt. Aufgrund dieses Misstrauens lässt er jegli-chen Schlichtungsversuch seines Bruders von sich abprallen. Vorsichtshalber verschließt Jeff sogar seine Zimmertür, wenn er nicht zu Hause ist und versteckt die Fotos seiner Freundin …

Der Ausgang dieser Geschichte über eine verzwickte Brüder-beziehung ist unerwartet, das Buch ist gut lesbar und fesselt von Anfang an.

Dorothea Prenn, Realgymnasium„J. Ph. Fallmerayer“ Brixen

Die seltene Gabe

Andreas Eschbach: Die seltene Gabe. Bastei Lübbe 2004.ISBN 978-3-404-24348-8,204 Seiten.

Auf seiner Flucht vor der Poli-zei versteckt sich der franzö-sische Junge Armand in einem Haus in einer deutschen Klein-stadt. Dort wird er von der 17-jährigen Marie entdeckt, und um nicht von ihr verraten zu werden, nimmt er sie als Geisel. Die abenteuerliche Verfol-gungsjagd und die gemischten Gefühle ihrem Entführer gegenüber würden alleine aus-reichen, um das Buch als span-nend zu bezeichnen. Aber was den Leser wirklich fesselt, ist die Lebensgeschichte Armands. Er entpuppt sich nämlich als ein außergewöhnlich begabter Telekinet, der vom Militär aus-gebildet wurde, um seine para-psychologischen Fähigkeiten als Geheimwaffe einzusetzen. Eine Liebesgeschichte? Ein Abenteuerroman mit Science-Fiction-Elementen? Jugendlite-ratur zum Thema Außenseiter?

Auf alle Fälle ein Buch, das man auch Jugendlichen als unkom-plizierte, unterhaltsame Som-merlektüre empfehlen kann.

Claudia Delladio,Realgymnasium Bozen

Zwei Wege in den Sommer

Robert Habeck und Andrea Paluch: Zwei Wege in den Sommer. Sauerländer 2007.ISBN 978-3-7941-8046-2,191 Seiten.

Sie sind jung, in den Sommer-ferien und bereit für ein span-nendes Abenteuer: Max, Ole und Svenja. Die drei Freunde machen sich ohne Geld von Deutschland nach Finnland auf. Während Max allein segelt, fahren Svenja und Ole mit Güterzügen zum Treffpunkt. Die Gründe, warum die jungen Erwachsenen die Reise antre-ten, könnten unterschiedlicher nicht sein: Max versucht, den Tod seiner Zwillingsschwes-ter Miriam zu verarbeiten, Ole will mit Svenja schlafen und Svenja möchte endlich Max ihre Liebe gestehen. Einige unvorhergesehene Ereignisse erhöhen den Spannungsbogen der Geschichte. So verliebt sich Max in ein schwedisches Mäd-chen, das seine Reisebegleiterin wird, und Svenja hält ihr neues Lebensgefühl mittels einer Videokamera fest, um Max ihre Gefühle zu offenbaren.

Ein faszinierender Jugendro-man über das Leben und den Tod, der zum Nachdenken anregt. Zugleich aber auch mit heiterem Sprachwitz erzählt, bleibt der Roman spannend bis zum Schluss.

Brigitte Ambach Patreider,Fachoberschule für Soziales „Marie

Curie“ Meran

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zum lesen Nr. 2/2007Rezensionen: Jugendbücher

Tom Tin und das Sträflingsschiff

Iain Lawrence: Tom Tin und das Sträflingsschiff. Verlag Freies Geistesleben 2006. ISBN 978-3-7725-2291-8, 260 Seiten.

„Am Morgen kamen sie meinen Vater holen. Zwei bullige Männer, so dick wie Baumstümpfe, hielten ihn in der Mitte, marschierten mit ihm die Stufen hinunter und in den Nebel hinein. Seine Ell-bogen fest im Griff, so führten sie ihn ins Schuldgefängnis“.

Damit sind wir mitten drin in Lawrences Roman, der im London des beginnenden 19. Jahrhunderts spielt. Der Protagonist Tom Tin will sich an dem Mann rächen, der die Familie in den finanziel-len Ruin getrieben hat und begibt sich auf abenteuerliche Suche durch London. Zwie-lichtige Gestalten, Lumpen-sammler, Leichenräuber und Jugendbanden treiben dort ihr Unwesen. Schon bald ist Tom in den Fängen der Justiz, wird des Mordes angeklagt und muss für sieben Jahre auf ein vor Anker liegendes Sträflingsschiff. Waren die Zustände schon auf den Stra-ßen grausam und erbärm-lich, so kämpft Tom auf dem Schiff ums nackte Überleben: unter den Jungen gibt es eine strenge Rangordnung, jeder muss den Anführern seinen Teil vom wenigen Essen abge-ben und gehorchen. Dazu wird

Tom mit einem rätselhaften Doppelgänger konfrontiert. Einzig die Hoffnung auf Flucht und die Freundschaft mit Midge lassen Tom überleben. Ob der geplante Ausbruchs-versuch gelingt, ob Tom nach Australien deportiert wird, ob er seinen Vater wiedersieht – am besten selbst lesen!

Iain Lawrence gelingt es in eindrucksvoller Weise, einen spannenden und von Beginn an fesselnden Roman vorzu-legen. Die harte Realität, die grausamen Umstände berüh-ren sehr und lassen mit dem Titelhelden mitzittern. In den Anmerkungen gibt der Autor einen interessanten historischen Einblick in die Geschichte der Sträflings-schiffe und Deportationen. Das Buch ist leicht und flüssig zu lesen und besonders für Jungen sehr empfehlenswert.

Günther Burger,Handelsoberschule „H. Kunter“ Bozen

Wir retten Leben, sagt mein Vater

Do van Ranst: Wir retten Leben, sagt mein Vater. Carlsen 2006. ISBN 978-3-551-58156-3,160 Seiten.

Eine Brücke ist der Dreh- und Angelpunkt dieser bitter-süßen Geschichte. Die Brücke als Symbol, Grenzen zu überwin-den, für die Lösung von Pro-blemen und die Schwierigkeit, Neuland zu betreten. Genau darum scheint es auch in diesem Buch zu gehen. Die Brücke ist

nämlich nur eine halbe Brücke, sie führt ins Nichts und prangt nun wie ein Mahnmal an diesem abgelegenen Ort, an dem die Handlung spielt. Sie ist ein halbfertiges Bauwerk, das zugleich vom Innenleben der Hauptpersonen zu erzäh-len scheint: Von der fünfzehn-jährigen Ich-Erzählerin, die immer wieder in das Land der Phantasie flüchtet, um wenigs-tens ein imaginäres Neuland zu betreten, ihrer Mutter, die im Innersten gegen ihre Ehe und ihre scheinbare Ausweg-losigkeit rebelliert, aber keine Möglichkeit sieht sich daraus zu befreien, und dem inva-liden Vater, der - obwohl es der Titel des Buches schein-bar anders impliziert - von der Tochter gering geschätzt wird und beharrlich Veränderungen ablehnt.

Die Ich-Erzählerin lebt in einem Haus vor besagter Brücke, genau in einer gefährlichen 90-Grad-Kurve; bereits sieben Autos sind in dieses Haus gerast. Der erste war ihr Vater und zwei Jahre später wurde sie geboren. Auch sie träumt nun von einem Jungen, dessen Schicksal es sein würde, in das Haus zu fahren, von ihr gesund gepflegt zu werden und dessen Vorname mit „B“ wie Benjamin anfängt, weil sie Namen mit B am schöns-ten findet. Einer, mit dem sie einen Neuanfang wagen und mit dem sie, wie in ihren Träu-men, die Brücke zu Ende bauen könnte. Und eines Tages passiert es wirklich: Ein Junge rammt mit seinem Auto das Haus, aber sein Name ist nicht Benjamin, son-dern Zack …

Ein tolles Buch, das tiefer geht, als es auf den ersten Blick den Anschein hat …Nominiert für den Jugend-literaturpreis 2007 (ab 14 Jahren).

Elke Messmer,Schulsprengel Naturns

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Flüsternde Schatten

Peter Schwindt: Flüsternde Schatten (Libri mortis, Band 1). Loewe 2006. ISBN 978-3-7855-5875-1, 395 Seiten.

Rosalie lebt mit ihrem Vater in Paris, ihre Mutter liegt seit Rosa-lies Geburt im Koma. Das Ver-hältnis zwischen Tochter und Vater ist getrübt, das schwere Schicksal ihrer Mutter steht zwi-schen ihnen.

An ihrem sechzehnten Geburts-tag hört Rosalie zum ersten Mal Stimmen und sieht auf dem Schulhof einen eigenar-tigen Mann, der sie anstarrt. Wie sich später herausstellt, war er einmal Hausmeister an der Schule und ist seit vielen Jahren spurlos verschwunden. Das Erschreckende ist, dass nur Rosalie ihn sehen kann.

Rosalie wird klar, dass die myste-riösen Stimmen aus dem Boden kommen und entdeckt in der Schule und im Keller ihres Hauses einen Zugang zu den Katakom-ben. Die Geschichte wird immer unheimlicher, denn jetzt wird der geheimnisvolle Geschäfts-mann Pylart auf Rosalie auf-merksam. Pylart ist gefährlich und es geschehen immer merk-würdigere Dinge. Rosalie steigt

alleine in die Katakomben, um endlich das Geheimnis um den Hausmeister und die schreckli-chen Stimmen zu lösen. Beinahe muss sie dieses Abenteuer mit ihrem Leben bezahlen.

Sehr spannendes Lesefutter, das Lust auf die nächsten zwei Bände der Trilogie macht, die im Jänner und Juni 2007 erschienen sind.

Petra Pedross,Realgymnasium Schlanders

Jamies Glück

Sarah Weeks: Jamies Glück. Hanser 2007. ISBN 978-3-446-2083-6, 157 Seiten.

Seit etwa einem Jahr scheint der elfjährige Jamie vom Pech ver-folgt zu sein: Sein Kater Mister wird überfahren, sein Vater verlässt die Familie wegen einer anderen Frau, und nachdem Jamies Tante Sapphy bei einem schweren Arbeitsunfall ihr Gedächtnis verloren hat und sich nur mehr an ihr Leben vor dem Unfall erinnert, ziehen Jamie und seine Mutter zu ihr in eine Wohnwagensiedlung, um sich um sie zu kümmern.

Obwohl Jamie früher ein ganz normaler Junge war – „normal wie Cornflakes“ –, wird er in der Schule immer mehr zum Außen-seiter. Er zieht sich in sich selbst zurück und versucht, den Kon-takt zu anderen Menschen, so gut es geht, zu vermeiden, denn er gibt sich selbst die Schuld daran, dass seit einer Weile alles schief zu laufen scheint, und auch daran, was an Heiligabend im Büro des alten Gray gesche-hen ist – er hätte eben nicht so

leichtgläubig sein dürfen. Seit diesem Abend hat er ständig Angst, dem alten Mann alleine zu begegnen, und er stellt vor dem Schlafengehen einen Kreis leerer Konservendosen um sein Bett, um vorgewarnt zu sein, falls sich der Alte in der Nacht zu ihm in den Wohnwagen schlei-chen sollte.

Während Jamie gemeinsam mit seiner Mutter versucht, den „magischen Auslöser“ zu finden, der Tante Sapphys Erinnerung zurückkehren lässt, möchte er selbst am liebsten alles verges-sen, und so trifft es sich ganz gut, dass Audrey Krouch, die in dieselbe Klasse geht und immer eine große gläserlose Brille trägt, Menschen hypnotisieren kann – vielleicht schafft es Jamie damit, den Abend beim alten Gray zu vergessen. Doch Audreys Hyp-nose bewirkt das Gegenteil: Jamie durchlebt den schreckli-chen Abend in Gedanken noch einmal und kann dieses bedrü-ckende Geheimnis schließlich nicht mehr für sich behalten. So vertraut er sich seiner Tante Sapphy an, sich darauf verlas-send, dass sie bis zum nächsten Morgen ohnehin alles vergessen hat – oder etwa doch nicht?

Ein wunderschönes, gefühlvoll geschriebenes Buch über ein sehr ernstes Thema, welches Einblick in die Gedankenwelt eines Elfjährigen gibt, der trotz seines jungen Alters bereits mit Großen konfrontiert wird. Auf-grund der Kürze des Buches und des lockeren, teilweise recht humorvollen Schreibstils der Autorin ist „Jamies Glück“ auch sehr für Leser zu empfehlen, die sich nicht zu den Leseratten zählen oder nicht so viel Zeit für das Lesen aufbringen können.

Karin Pircher,Mittelschule „Egger Lienz“ Bozen

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zum lesen Nr. 2/2007Rezensionen: Jugendbücher

Der Spinatvampir

Gudrun Pausewang: Der Spinat-vampir. Carlsen 2005. ISBN 978-3-7941-6010-5, 149 Seiten.

Als das Prager Vampirehepaar Grusel endlich einen Sohn bekommt, ist die Freude groß, aber nur von kurzer Dauer. Das Kind sieht nämlich überhaupt nicht mager, bleich und fins-ter aus, wie es sich für einen richtigen Vampir gehört. Im Gegenteil – es ist rund und kräftig und hat rosa Wangen. Nur die Eckzähne, die ihm wachsen, haben Vampircha-

Drachenglut

Jonathan Stroud: Drachenglut. Boje 2007. ISBN 978-3-414-82027-3, 314 Seiten.

Tief in der Erde verborgen schläft seit Jahrhunderten der Drache. Seine übernatürlichen Kräfte werden von einem keltischen Kreuz gebannt. Doch entge-gen der Warnungen einer alten Frau hat Pfarrer Tom Aubrey seine Renovierungsarbeiten in Angriff genommen und dabei das keltische Kreuz entdeckt und ausgegraben. Zur selben Zeit passieren mit Michael McIn-tyre seltsame Dinge, als er auf dem Wirrim, einem Hügelgrab in der Gemeinde Fordrace, ein-schläft. Michael besitzt plötzlich magische Fähigkeiten, die ihm große Macht verleihen können. Doch auch andere Menschen im Dorf haben dieselben Gaben und nehmen Kontakt zu ihm auf. Michael erfährt, was es mit den Gaben auf sich hat und er wird immer mehr in den Bann des Drachen und somit des Bösen gezogen. Er fühlt sich zwischen den Verlockungen der Macht und seiner Familie hin- und her gerissen und muss sich entschei-den, ob er hilft, den Drachen zu befreien, der Jahrhunderte lang unter der Erde festgehalten wurde, oder ob er mit seinem Bruder, seiner Schwester und Tom gegen das Böse kämpft.

Jonathan Stroud lässt uns immer wieder in die Gefühlsverfassung der Helden blicken, und man erahnt, wie schwierig es ist, den

Verlockungen der magischen Fähigkeiten und der Macht zu widerstehen. Die eingebauten Horrorelemente wirken in dieser Geschichte eher überladen. Ins-gesamt jedoch ein fesselndes Buch über Macht und deren Missbrauch, über Gut und Böse, das mit Tempo und in einer bild-reichen Sprache erzählt wird (ab 13 Jahren).

Veronika Rabanser, Schulsprengel Schlern

Echte Freunde

Daniel Zimakoff: Echte Freunde. Bloomsbury 2007. ISBN 978-3-8270-5155-4, 165 Seiten.

Als sein bester Freund nach Neuseeland gezogen ist, fühlt sich Oliver seinem feindlich gesinnten Klassenkameraden Sebastian und dessen Clique hilflos ausgeliefert. Zu allem Überfluss muss er fortan neben dem blassen, kahlköpfigen, blitzgescheiten Vitus sitzen, der wegen seiner mittlerweile über-standenen Leukämie häufig gefehlt hat und ein Außensei-terdasein führt.

Eines Tages kommt Linnea, „die Neue“, in die Parallelklasse – ein kesses, selbstbewusstes Mäd-chen, das sowohl Sebastian als auch Oliver den Kopf verdreht. Zwischen den beiden Jungen entwickelt sich eine Rivalität um die Gunst von Linnea. Um ihr, selbst passionierte Schachspie-lerin, zu imponieren, arbeitet sich Oliver in Windeseile zum Schachprofi empor und bestrei-tet erfolgreich ein Turnier – mit

Vitus als Trainer. Seine Rech-nung geht auf: Linnea scheint Gefallen an Oliver zu finden. Doch Oliver spürt, dass der Hauptpreis des Schachturniers nicht Linneas Herz ist, sondern dass er etwas viel Tieferes, Bedeutenderes gewonnen hat: die wunderbare Freundschaft zu Vitus, einer irdischen Verbin-dung auf Zeit …

Ein Mix aus erster Liebe, Ärger mit den Klassenkameraden, nervigen Eltern … – typisch Jugendroman. Und doch ist Daniel Zimakoff mit diesem Buch ein besonderer Wurf gelungen: Eine berührende, tiefsinnige Geschichte um die eigentlichen Werte im Leben, verpackt in eine spannende Erzählung in jugendnaher Sprache. Für Jungen und Mäd-chen ab 13 Jahren.

Greti Khuen,Realgymnasium „A. Einstein“ mit

angeschl. Gewerbeoberschule Meran

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rakter. Vater Jarmil macht sich Sorgen, ob Basil, so wird der Junge genannt, normal ist. Tatsächlich stellt sich mit der Zeit heraus, dass Basil sich ganz anders entwickelt …

Gudrun Pausewang erzählt eine sehr humorvolle, nicht weiter blutrünstige Geschichte von einem kleinen Vampir, aber auch eine Geschichte vom Anderssein. Basil, der Antivampir, wächst unter Vampiren auf. Er fühlt sich aber in ihrer Welt nicht wohl und erkennt mit der Zeit, dass er das tun muss, was für ihn richtig und gut ist. So geht er schließlich seinen eigenen Weg und wird glücklich.

„Der Spinatvampir“ war für mich ein unterhaltsames und lustiges Buch, die Autorin brachte mich oft zum Lachen. Ganz nebenbei lernte man etwas über Vampir-kunde.

Ich kann das Buch allen, auch denen, die sich weniger für Vam-pire interessieren, empfehlen. Es geht schließlich nicht nur um das Thema Vampire, sondern auch um das Thema Anderssein und um die Frage: Was ist schon normal? (Ab 10 Jahren)

Evi Prister, Schulsprengel Prad

Ein Hund fürs Leben

Laura S. Matthews: Ein Hund fürs Leben. Carlsen 2007. ISBN 978-3-551-55492-5, 187 Seiten.

John und sein Bruder Tom leben zusammen mit ihrer Mutter hoch oben im Norden von England. Sie haben eine Hündin, Mouse, die sie über alles lieben. Sie war ein Geschenk ihres Vaters, der bei einem Arbeitsunfall ums Leben gekommen ist. Als Tom schwer krank wird, darf Mouse nicht mehr bei ihnen bleiben und beide Jungen schmieden einen Plan: John nimmt alles Taschen-geld und Karten und haut mit

Mouse von zu Hause ab, er will in den Süden Englands, wo Onkel David wohnt, von dem er nur weiß, dass es ihn gibt. Onkel David soll Mouse solange über-nehmen, bis Tom wieder gesund wird. Leider reicht das Zuggeld nur für die Hälfte der Strecke und den Rest müssen John und Mouse zu Fuß mit vielen Aben-teuern, ungewöhnlicher Hilfe und einer gehörigen Portion Mut zurücklegen. In diesem Buch kann man lesen, wie weit Tierliebe bei Kindern gehen kann und auch davon, wie Kinder, um Tiere zu retten, über sich und ihre Ängste hinaus-wachsen und sogar fühlen, wem sie vertrauen können. Matthews macht Kindern Mut, ihrer inne-ren Stimme zuzuhören, und Erwachsene ermuntert sie durch Gespräche Zusammenhalt und gute Lösungen auch für Kinder zu finden. Eine große Hilfe hier-bei ist Mouse: Tom und John können sich in Gedanken mit ihr unterhalten und beide Jungs lassen sich diese für Erwach-sene unverständliche Art nicht nehmen; auch in der Entfer-nung weiß Tom um den guten Ausgang der Reise von John und Mouse und findet dadurch zum Leben zurück. In seiner Spra-che bietet dieses Buch Mut für Kinder, die für ihre Haustiere alles tun würden, nicht zuletzt weil John ein neues Zuhause für Mouse findet, sondern auch einen „neuen“ Bruder und Vater und mit diesen mitten hinein ins Leben.Manuela Pahl, Schulsprengel Sterzing I

Die Maske der Verräter

Ulrike Schweikert: Die Maske der Verräter. Cbj 2007. ISBN 978-3-570-12967-8, 480 Seiten.

Würzburg im Jahr 1453. Seit Jos mit seiner Freundin Sara nach Würzburg gekommen ist, arbeitet er als Lehrling beim Hufschmied Hermann Buchner. Dort belauscht er durch Zufall eine geheime Unterredung, bei dem es um einen Mordanschlag geht. Wer steckt dahinter und was haben sie vor? Er weiht Sara, seine Freundin, und Rebecca, ein Mädchen, für das Jos immer noch Gefühle hegt, in sein Geheimnis ein. Als er mehr über die geheim-nisvollen Reiter und den Plan der Männer herausfinden will, bringt Jos sich selbst immer wieder in Schwierigkeiten. Rebecca kann ihn mehrmals aus einer verzwick-ten Situation retten, da sie die Frau des Henkers ist. Doch je näher sie dem Geheimnis kommen, desto gefährlicher wird es, denn schon bald merken sie, dass es sich um eine Verschwörung in hohen poli-tischen Kreisen handelt. Können sie das Verbrechen noch verhin-dern? Wer würde ihnen glauben und wem können sie vertrauen?

Ulrike Schweikert gibt einen lebendigen Eindruck vom Leben in einer spätmittelalterlichen Stadt ohne belehrend zu wirken und verwebt historisch Belegtes und selbst Erdachtes zu einem spannenden Ganzen. Ein histo-rischer Krimi, den man so schnell nicht beiseite legt. (ab 13 Jahren)

Veronika Rabanser, Schulsprengel Schlern