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meisten Zwecke von Interesse ist, hinreichend genau be- schrieben werden. Demnach ist der molare Kapillarakti- vitatskoeffizient fur Monoglyceride der gesattigten n- Pettsauren mit 8 bis 18 C-Atomen konstant. Die speziel- len Kapillaraktivitatskoeffizienten dieser Monoglyceridr sind dagegen vori der Kettenlange ihrer Fettsaure-Reste abhangig, wie aus Abb. 7 zu ersehen ist. Somit konnen die entsprechenden Koeffizienten aller gesattigten Fettsauremonoglyceride in dem angegebenen Kettenlangenbereich aus der obigen Kurve entnommen werden. Die molaren Aktivitatskoeffizienten der Hy- dl-oxyfettsauremonoglyceride besitzen einen zahlenma- i3igen Wert, dessen Hohe sich nach der Anzahl der OH-Gruppen in1 Fettsaure-Rest richtet. A4usder Abb. 8 is: ersichtlich, dai3 es sich hier um eine lineare Beziehung fur die gemessenen Verbindungen handelt. Mithin ist die bemerkenswerte Tatsache festzustellen, dai3 Art unid Anzahl der Substituenten im Fettsaurs- Rest von betrachtlichem Einflui3 auf die Kapillaraktivi- tat der Monoglyceride sind. Dieser kann im Falle der Hydroxyl-Gruppen zwanglos durch deren hydrophilen Charakter erklart, jedoch auch von solchen Substituenten tizw. konstitutionellen Unterschieden erwartet werden, welche den Platzbedarf der Einzelmolekule in der Grenz- schicht in anderer Weise bestimmen. Die vorstehend behandelten Gesetzmaaigkeiten sind fur das System FettiWasser, dessen Grenzflachenspan- nung, van einigen Ausnahmen abgesehen, um 30 dynicin (im flussigen Zustande bei 70O geniessen) betragt, von allgemeiner Gdltigkeit hinsichtlich des Verhaltens von Monoglycerider,. Deren weitere Untersuchung - vor- stehend teilweise bereits iangedeutet - wird sich in erster Linie auf den Einflufi der chemischen Konstitution zu erstrecken haben, wobei auch auflere Bedingungen, wie Temperatur, Aggregatzustand und Zusammenset- zung der heterogenen Systeme, entsprechend zu beruck- sichtigen sind. Abgesehen von den analytischen Anwen- dungsmoglichkeiten ergeben sich daruber hinaus bedeu- tungsvolle Aspekte fur das gesamte Gebiet der kapil- laraktiven Stoffe. da eine weitergehende Gultigkeit der gefundenen Beziehungen vermutet werden darf. Mit deren Prufung sind wir z. Z. auf breiter Basis beschaf- tigt, weshalb wir darum bitten, uns dieses neu erschlos- sene Gebiet fiir einige Zeit zu uberlassen. Zur Biologie der Fette VI: Glyceride" Von Prof. Dr. H. P. K a u f m a n ?a Deutsches Insiitut fiir Fettforschiing, Miinster (West!.) Im altesten Schrifttum werden die Fette nur als Ener- giespender betrachtet. Die Samenole der Pflanzen galten von jeher als Reservestoffe. Schon friihzeitig beschaftigte man sich mit den Beziehungen der Fette zu den anderen Mauptgruppen der Nahrungsmittel, den Eiweii3stoffen rind Kohlenhydraten. Bekannt ist der Hinweis von E:. Fischer, daiS drei Molekule des Cb-Systems der Hexo- sen das CIR-System der am haufigsten vorkommenden Fettsauren liefern konnten. Wichtige Erkenntnisse ver- mittelten, um nur ein weiteres Beispiel der alteren Fett- biologie herauszugreifen, die Arbeiten von F. KnooP uber die 8-Oxydation. Bei physiologischen Untersuchun- g m lieferte der respiratorische Quotient wichtige Hin- beise 2. Dem weiteren Fortschritt auf fettbiologischem Gebiet standen in erster Linie die Schwierigkeiten der F e t t - a II a 1 y s e im Wege. Das iiblihe Kennzahlen-System erschwerte den Einblick in Einzelreaktionen und in die spezifischen Aufgaben bestimmter Koniponenten der Lipide. Hier haben die ,systrmatische Fettanalyse", die Verfeinerung physikalischer Methoden - Tieftem- peratur-Kristallisation, fraktionierte Destillation, beson- ders aber die spektralanalytischen Verfahren -, die Papierchromatographie und die Verwendung radioakti- ver Isotope einen tiefgreifenden Wandel geschdfen. Hand in Hand damit gingen die Arbeiten iiber besonders komplizierte Bestandteile des Lipid-Systems (Steroide, Ccrebroside usw.) sowie die Auffindung neuartiger Fett- snuren, z. B. der unpaarigen und verzweigtkettigen. Im Pflanzenreich traf man uberraschen(d auf neue Konjuen- und Alkinsauren, wie uberhaupt die Fette der Pflanzen noch manches Geheimnis bergen. Die fast sturmische Entwicklung auf diesem Gebiet liefl die Beziehungen zum gesamten biologischen Ge- '' Studien auf dem Fettgebiet, 151. Mitteilung. I Oxydationen im 'Tierkijrper, Stuttgart 1931. a G. Bonnier u. L. Mangien, C. r. hebd. acad. Sci. 99, 184, 240 [1883]; G. 0. HM~T u. E. S. Miller, Bat. Gaz. 99, 773 [1938]. FETTE UND SEIFEN 55. Jahrg. Nr. 10 1953 schehen immer deutlicher werden. Dies gilt nicht nur fur die Wechselwirkung der einzelnen Lipid-Bestandteilc, sondern auch fur die Mitwirkung von Fermenten, Vita- minen, Aminosauren unld mderen physiologisch wich- tigen Stofl'en des Organismus. Dieses Gesamtgeschehen ist naturgemai3 besonclers schwierig zu ubersehen, und es bleibt nichts ulbrig, ais zunachst die einzelnen Bestand- teile der in Betracht kommenden Systeme zu erforschen. Schon lange weifl man, dafi #die Organ-,,Fette" und die Depotfette verschieden zusammengcsetzt sind und dai3 als ,,Fett" haufig Stoffgemische vollig unterschiedlicher chemischer Beschaffenheit bezeichnet werden. Aber auch d a m , wenn die Glyceride mengenmaDig ganz uberwie- gend in Erscheinung treten, mufl den, in diesem Fall zu .Hegleitstoffen" gtwordenen, ubrigen Lipild-Bestand- teilen eine besondere Beachtung geschenkt werden. DaCI hierfur die Leberole als Vitamintrager seit langer Zeit ein vortreffliches Beispiel sind, ist bekannt. Trotz aller Unterschiede der Stoff wechselprozesse in Tier und Pflanze und der verschiedenen Beschaffenheit ihrer Lipid-Bestandteile sollte man manchen Parallelen mehr Beachtung schenken als bisher, zumal fdurch die Verwenldung pflanzlicher Fette als Nahrungsmittel enge Beziehungen zu den Fetten des tierischen Organismus geschaffen wenden. Der Fettstoffwechsel der Kaltbliiter ist noch wenig erforscht; vielleicht laat er Zusammen- hange zwischen pflanzen- und tierphysiologischen Vor- giingen klarer erkennen. Das Studium der Lipide von Mikroorganismen hat einen verheiflungsvollen Anfang genommen. Die auf fettbiologischem Gebiet gewonnenen Erkennt- nisse werden fur die Ernahrungsphysiologie und die Therapie, fur die Landwirtschaft, aber auch fur die fett- erzeugende und fettverarbeitende Industrie von stantdig wachsender Bedeutung sein. In Fortsetzung fruherer Studien iiber ,die Biologie der Fette werde ich in einer Serie von Veroffentlicfiungen die Glyceride, die Fett- srturen und die BegleitstolTe an Hand des Schrifttums -- hier kann es sich infolge des z'ur Verfugung stehenden 673

Zur Biologie der Fette VI: Glyceride

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Page 1: Zur Biologie der Fette VI: Glyceride

meisten Zwecke von Interesse ist, hinreichend genau be- schrieben werden. Demnach ist der molare Kapillarakti- vitatskoeffizient fur Monoglyceride der gesattigten n- Pettsauren mit 8 bis 18 C-Atomen konstant. Die speziel- len Kapillaraktivitatskoeffizienten dieser Monoglyceridr sind dagegen vori der Kettenlange ihrer Fettsaure-Reste abhangig, wie aus Abb. 7 zu ersehen ist.

Somit konnen die entsprechenden Koeffizienten aller gesattigten Fettsauremonoglyceride in dem angegebenen Kettenlangenbereich aus der obigen Kurve entnommen werden. Die molaren Aktivitatskoeffizienten der Hy- dl-oxyfettsauremonoglyceride besitzen einen zahlenma- i3igen Wert, dessen Hohe sich nach der Anzahl der OH-Gruppen in1 Fettsaure-Rest richtet. A4us der Abb. 8 is: ersichtlich, dai3 es sich hier um eine lineare Beziehung fur die gemessenen Verbindungen handelt.

Mithin ist die bemerkenswerte Tatsache festzustellen, dai3 Ar t unid Anzahl der Substituenten im Fettsaurs- Rest von betrachtlichem Einflui3 auf die Kapillaraktivi- tat der Monoglyceride sind. Dieser kann im Falle der Hydroxyl-Gruppen zwanglos durch deren hydrophilen Charakter erklart, jedoch auch von solchen Substituenten

tizw. konstitutionellen Unterschieden erwartet werden, welche den Platzbedarf der Einzelmolekule in der Grenz- schicht in anderer Weise bestimmen.

Die vorstehend behandelten Gesetzmaaigkeiten sind fur das System FettiWasser, dessen Grenzflachenspan- nung, van einigen Ausnahmen abgesehen, um 30 dynicin (im flussigen Zustande bei 70O geniessen) betragt, von allgemeiner Gdltigkeit hinsichtlich des Verhaltens von Monoglycerider,. Deren weitere Untersuchung - vor- stehend teilweise bereits iangedeutet - wird sich in erster Linie auf den Einflufi der chemischen Konstitution zu erstrecken haben, wobei auch auflere Bedingungen, wie Temperatur, Aggregatzustand und Zusammenset- zung der heterogenen Systeme, entsprechend zu beruck- sichtigen sind. Abgesehen von den analytischen Anwen- dungsmoglichkeiten ergeben sich daruber hinaus bedeu- tungsvolle Aspekte fur das gesamte Gebiet der kapil- laraktiven Stoffe. da eine weitergehende Gultigkeit der gefundenen Beziehungen vermutet werden darf. Mit deren Prufung sind wir z. Z. auf breiter Basis beschaf- tigt, weshalb wir darum bitten, uns dieses neu erschlos- sene Gebiet fiir einige Zeit zu uberlassen.

Zur Biologie der Fette VI: Glyceride" Von Prof. Dr. H. P. K a u f m a n ?a

Deutsches Insiitut fiir Fettforschiing, Miinster (West!.) Im altesten Schrifttum werden die Fette nur als Ener-

giespender betrachtet. Die Samenole der Pflanzen galten von jeher als Reservestoffe. Schon friihzeitig beschaftigte man sich mit den Beziehungen der Fette zu den anderen Mauptgruppen der Nahrungsmittel, den Eiweii3stoffen rind Kohlenhydraten. Bekannt ist der Hinweis von E:. Fischer, daiS drei Molekule des Cb-Systems der Hexo- sen das CIR-System der am haufigsten vorkommenden Fettsauren liefern konnten. Wichtige Erkenntnisse ver- mittelten, um nur ein weiteres Beispiel der alteren Fett- biologie herauszugreifen, die Arbeiten von F. KnooP uber die 8-Oxydation. Bei physiologischen Untersuchun- g m lieferte der respiratorische Quotient wichtige Hin- beise 2.

Dem weiteren Fortschritt auf fettbiologischem Gebiet standen in erster Linie die Schwierigkeiten der F e t t - a II a 1 y s e im Wege. Das iiblihe Kennzahlen-System erschwerte den Einblick in Einzelreaktionen und in die spezifischen Aufgaben bestimmter Koniponenten der Lipide. Hier haben die ,systrmatische Fettanalyse", die Verfeinerung physikalischer Methoden - Tieftem- peratur-Kristallisation, fraktionierte Destillation, beson- ders aber die spektralanalytischen Verfahren -, die Papierchromatographie und die Verwendung radioakti- ver Isotope einen tiefgreifenden Wandel geschdfen. Hand in Hand damit gingen die Arbeiten iiber besonders komplizierte Bestandteile des Lipid-Systems (Steroide, Ccrebroside usw.) sowie die Auffindung neuartiger Fett- snuren, z. B. der unpaarigen und verzweigtkettigen. Im Pflanzenreich traf man uberraschen(d auf neue Konjuen- und Alkinsauren, wie uberhaupt die Fette der Pflanzen noch manches Geheimnis bergen.

Die fast sturmische Entwicklung auf diesem Gebiet liefl die Beziehungen zum gesamten biologischen Ge- '' Studien auf dem Fettgebiet, 151. Mitteilung. I Oxydationen im 'Tierkijrper, Stuttgart 1931. a G. Bonnier u. L. Mangien, C. r. hebd. acad. Sci. 99, 184,

240 [1883]; G. 0. H M ~ T u. E. S . Miller, Bat. Gaz. 99, 7 7 3 [1938].

F E T T E U N D S E I F E N 55. Jahrg. Nr. 10 1953

schehen immer deutlicher werden. Dies gilt nicht nur fur die Wechselwirkung der einzelnen Lipid-Bestandteilc, sondern auch fur die Mitwirkung von Fermenten, Vita- minen, Aminosauren unld mderen physiologisch wich- tigen Stofl'en des Organismus. Dieses Gesamtgeschehen ist naturgemai3 besonclers schwierig zu ubersehen, und es bleibt nichts ulbrig, ais zunachst die einzelnen Bestand- teile der in Betracht kommenden Systeme zu erforschen. Schon lange weifl man, dafi #die Organ-,,Fette" und die Depotfette verschieden zusammengcsetzt sind und dai3 als ,,Fett" haufig Stoffgemische vollig unterschiedlicher chemischer Beschaffenheit bezeichnet werden. Aber auch d a m , wenn die Glyceride mengenmaDig ganz uberwie- gend in Erscheinung treten, mufl den, in diesem Fall zu .Hegleitstoffen" gtwordenen, ubrigen Lipild-Bestand- teilen eine besondere Beachtung geschenkt werden. DaCI hierfur die Leberole als Vitamintrager seit langer Zeit ein vortreffliches Beispiel sind, ist bekannt.

Trotz aller Unterschiede der Stoff wechselprozesse in Tier und Pflanze und der verschiedenen Beschaff enheit ihrer Lipid-Bestandteile sollte man manchen Parallelen mehr Beachtung schenken als bisher, zumal fdurch die Verwenldung pflanzlicher Fette als Nahrungsmittel enge Beziehungen zu den Fetten des tierischen Organismus geschaffen wenden. Der Fettstoffwechsel der Kaltbliiter ist noch wenig erforscht; vielleicht laat er Zusammen- hange zwischen pflanzen- und tierphysiologischen Vor- giingen klarer erkennen. Das Studium der Lipide von Mikroorganismen hat einen verheiflungsvollen Anfang genommen.

Die auf fettbiologischem Gebiet gewonnenen Erkennt- nisse werden fur die Ernahrungsphysiologie und die Therapie, fur die Landwirtschaft, aber auch fur die fett- erzeugende und fettverarbeitende Industrie von stantdig wachsender Bedeutung sein. In Fortsetzung fruherer Studien iiber ,die Biologie der Fette werde ich in einer Serie von Veroffentlicfiungen die Glyceride, die Fett- srturen und die BegleitstolTe an Hand des Schrifttums -- hier kann es sich infolge des z'ur Verfugung stehenden

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Page 2: Zur Biologie der Fette VI: Glyceride

Kaumes nur um eine Auswahl handeln - und eigener Versuche behandeln.

G l y c e r i d e Bei zahlreichen biologischen Vorgangen werden be-

stimmte Stofie a u f v e r s c h i e d e n e n W e g e n ge- bildet. Je hiiher organisiert ein Lebewesen ist, desto mannigfaltiger sind naturgemSi3 die sich abspielenden Stoffwechselprozesse. Damit wachst auch die Aussicht, gleichartige Substanzen aus verschiedenen Ausgangs- stoffen biologisch aufzubauen. Infolgedessen hat der Or- ganismus die Moglichkeit des Ausweichens, falls aus irgendwelchen Umstanden - sei es z. B. infolge unzu- reichender Ernahrung oder sei es infolgc anormaler (pathologischer) Vorgfinge - ein sonst im Vordergrund stehender Vorgang erschwert omder unmoglich gewordeii ist. Dies schliefit nicht aus, dai3 bestimmte Stoffe vor- handen sein oder von aui3en zugefiihrt werden mussen (Vitamine, essentielle Fettsauren usw.). Dai3 die Fett- verbrennung im Organismus die grijiiten Kalorienwcrte liefert und aus den Glyceriden der Depots nach Bedarf Fettsauren entnomrnen werden konnen, ist lange be- kannt.

Die Entstehung der Glyceri'de, z. 'I'. auch primar 'der Fettsauren, ist ein Beispiel fur die verschie'denen Bil- dungsmoglichkeiten einer physiologisch bedeutsamen Stoffklasse. Es erscheint zweckmaaig, hier genauere Un- terscheidungen bzw. Benennungen einzufuhren. Man pflegt in der Physiologie von ,,exogenem" un.d ,,endo- genem" Fett zu sprechen. Um die Herkunft Ndes Korper- fetts aus Nahrungsmitteln scharfer herauszustellen und es von dein durch Umwandlung anderer Stoffe im Orga- nismus entstandenen zu unterscheiden, spreche ich nach- stehend von >,ahmentarem" und ,,transitorischem" Fett. Das gleiche gilt fur d'ie Herkunft der Fettsauren und des Glycerins. Um diese kurz zu kennzeichnen, werde ich die Bezeichnungen a- und t-Fettsauren und A- und T- Glycerin benutzen.

h) Bildung uon Fettsiiuren und Glyceriden aus andereii

Hier stehen die K o h 1 e n h y d r a t e im Vordergrund, an zweiter Stelle folgen die E i w e i i 3 s t o f f e. Dar Schrifttum iiber ,,transitorisches Fett" ist au5erordentlich umfangreich, so daa ich mich mit einigen Hinweisen begniigen mu5. Wie leicht sich im Tierleib aus Kohlen- hydraten Depotfette in groi3er Menge bilden konnen, ist z. B. aus der Fettmast der Schweine oder der Entstehung ungeheuerer Fettmengen beim Wal erkennbar. Hier spielen im intermediaren Stoffwechsel Spaltprodukte der Kohlenhydrate - Methylglyoxal, Brenztraubensaure, Atetaldehyd, Essigsaure usw. - eine wichtige Rolle. In welchem Umfang Parallelen zwischen der Fettbildung a.us Kohlenhydraten im Tier und in der Pflanzie mit Sicherheit gezogen werden kijnnen, mui3 vorlaufig dahin- gestellt bleiben.

Vie1 diskutiert wurde die Fettbildung durch die A 1 - d tr 1 - K o n d e n s a t i o n des Acetaldehyds". Dai3 sie bei der Entstehung der Samenole eine Rolle spielt, mochte ich aus dem Vorkommen der Konjuensfiuren in den Glyceriden derselben folgern. Diese Zwischenpro- dukte bleiben je nach Standort und klimatischen Bedin- gungen - vielleicht auch genetisch - in groi3erer older geringerer Menge erhalten. Bei der Surhe nach den

Stofklassen: ,,Transitorisches Fett"

hl. N e n d i . J. prakt. Chem. 17, 105 [1878]

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spektralanalytisch leicht nachweisbaren Konjuensauren IielS ich mich seinerzeit von der Arbeitshypothese leiten, dai3 an feuchten Standorten wachsentde l'flanzen diese iiiteressanten Sauren iin Samenol in grotlerer Menge konservieren 4. Diese Annahme erwies sich als richtig. Der Samen einer ganzen Reihe, auf die Zufuhr groiler Wassermengen angewiesener l'flanzen, z. B. der Was- serrose, der Bach-lris und mancher Balsaminaceen, war reich an Konjuensauren. Wahrend die vorgenlannte Iris- art ( I r i s pseudacorns) gro5e Mengen zwei- un,d dreifach konjugiert-ungesattigter Fettsauren enthalt, verschwin- den diese in einer auf trockenem Do'den wachsenden Iridacee, namlich von Sisyrinchziunz anceks, fast viillig. Besonders reich an konjugicrt-ungesattigten Fettsauren ist das in der Lackindustrie verwandte Holzol, das 70 bis 130 '10 Elaeostearinsiiure enthalt. Auch das neuerdings vielfach technisch benutzte Oiticicaol weist einen Gehalt voii 70 Oio der gleichfalls dreifach konjugiert ungesattig- ten Licansaure auf. Neuere Versuche init den S'amenolen der Balsaminaceen zeigten, da5 diese in erheblicher Menge die vierfach konjugiert ungesattigte Parinarsaure etithalten, und zwar

Impatiens fulva 51 o i o " parviflora 46 010

.. noli me tangere 32 010

., Sultanii 27 o/u ,, hortensis 27 010

,. glanduligera 42 O / o

,, Holstii nana amabiljs 13 " / o

Dai3 diese Ole gleichzeitig Essigsaure im 'Glycerid ent- halten, so z. B. als Aceto-diparininO, ist ein Hinweis auf die Entstehung aus Acetaldehyd bzw. aus der durch Oxydation gleichzeitig gebildeten Essigsaure. Aus Tab. 1 ist das weitverbreitete Vorkommen von Konjuensauren in Pflanzenfetten ersichtlich.

'Tabelle 1

I'flanzliche Fette O!o 010 o i o

Samenolc von Dien Trien Tctraen ~~

Familie ___

Iris pseudacorus 3.6 10.0 0.56 ., sibirica 3.6 9.3 0.36 ,, graminea 3.6 6.9 0.89

Iridaceac

Sisyrinchium anceps 0.22 0.04 0.01

(Fruchtfleisch) 1.8 0.63 0.14

Npmphaeaceae Nymphaea alba 5.0 0.81 1.5 Kosaceae Sorbus aucuparia

(Samenj 0.47 0.07 0.01 Caprifoliaceae Sambucus nigra (Frucht) 1 .O 0.40 0.12 Linaceae Linum usitatissimum 0.35 0.02 0.01 Compositae Carthamus tinctorius 0.36 0.07 0.01 Labiatae Dracocephalum moldavica 0.32 0.07 0.02 Euphorbiaceae Mercurialis perennis 0.1 7 0.02 0.01 Ranunculaceac Aquileja vulgaris 0.26 0.04 0.01 Papaveraceae Papaver somniferum 0.14 0.02 0.01

Chelildoium majus (reif) 0.14 0.04 0.01 ,, (unreif) 0.24 0.08 0.01

(Samen) 0.77 0.16 0.06 (Keimol) 3.2 0.93 0.25 (Samenfett, von Keimen befreit) 1.6 0.39 0.12

Gramineae 'Triticum vulgare

Cruciferae Brassica napus oleifera 0.16 0.02 0.005

H . P. K a u f m m n , (:hem. Ber. 81, 159 [1948]. €1. P. Kaufmann u. M. C . Keller, Fette und Seifen 52, 305

H . P. Kntifmann u. M. C . Keller, Cheni. Ber. 81, 152 [1948].

F E T T E U N D S E I F E N 55. Jahrg. Nr . 10 1933

[ 19501.

Page 3: Zur Biologie der Fette VI: Glyceride

1st die Hypothese der Bildung von Konjuensauren aus Acetaldeliyd richtig, so ergibt sich fiir das Kohlenhydrat- Fctt-System folgendes Schema.

Fette

[Jntersucht man die Glyceride t i e r i s c h e r F e t t e auf den Gehalt an Konjuensauren, so findet man, daiS ihre Menge stark zuriicktritt, dafi sie aber auch hier stets vor- handen sind. Natiirlich wurde - bei Versuchen mit Frl. Dr. E.llleycr - durch sorgsamste Herstellung und Rei- nigung dafiir gesorgt, da13 weder Veraniderungen bei der Isolierung, noch Begleitstoffe die spektrographischen Be- funde storen kon.nen. DaB ,die Mengen dfer Konjuen- sauren im timerischen Organismus so stark zuriicktreten, kann mit ihrer groflen Reaktionsfahigkeit, so z. R. dcr Bereitschaft zur Oxydation und zur Cyclisierung, er- klrtrt werden. Offen bleibt allergdings die Frage, in wel- chem Umfang sie aus pflanzlicher Nahrung stammen.

Tabelle 2

Tierische Fette ou 00 !lo

Dien Trien Tetrsen

Pferd

Rind

Kalb

Milchfett

Schwein

Hammel

Reh

Kaninchen

Meer-

Untcrhautfett 0.24 Nierenfett 0.21 Darmfett 0.57 Nierenfett 0.87 Pansen (Netz)-Fett 0.60 Unterhautfett 0.59 Nierenfett 0.93 Netzfett 0.53 1. Probe 2.5 2. Probe 1.6 Fettsauren der Probe 2 1.1 Hauchspeck 0.30 Darmfett 0.26 Flomen 0.19 Darmfett 1.6 Nierenfett 2.2 Netzfett 1.3 Unterhautfett 0.45 Nierenfett 0.78 Darmfett 0.29 Nierenfctt 0.41 Darmfett 0.21 Unterhautfett 0.20 Leberfett 0.42 Un t crha u t f e t t 0.34

schweinchen Darmfett Eingeweidcfett

Magenfett

Darmfett N erenfett Herzfett

Huhn Unterhautfetl

Hund Unterhautfett

Raupe

FETTE UNn S E I F E N 55 Jahrg. Nr.10 1953

0.44 0.30 0.23 0.93 0.54 0.55 0.49 0.44 0.32

0.04 0.03 0.04 0.04 0.06 0.02 0.03 0.002 0.69 0.07 0.12 0.01 0.02 0.02 0.09 0.06 0.07 0.04 0.04 0.03 0.01 0.01 0.01 0.19 0.06 0.0s 0.06 0.02 0.01 0.02 0.02 0.02 0.02 0.1 1

0.016 0.005

0.004 0.003 0.005 0.005 0.004 0.003 0.005 0.005 0 '33 0.004 0.01 0.01 0.02 0.005 0.005 0.01 0.01 0.01 0.002 0.003 0.003 0.22 0.008 0.032 0.009 0.002 0.002 0.004 0.00; 0.005 0.004 0.05

Versuche mit Kaltbliiter-Fetten sollen noch angestellt werden. Tab. 2 zeigt die bisher bei tierischen Fetten gewonnenen Ergebnisse.

hufier den Glyceriden mit Konjuensauren, die in groi3er Menge in pflanzlichen Ulen vorkommen, finiden wir haufig noch andere, die ebenfalls fur das Pflanzen- reich charakterjstische Fettsauren enthalten, wie Oxy- siiuren (Ricinolsiiure im Ricinusol, Isanolsaure im Bo- lekool), Ketosauren (Licansaure irn Oiticicaol), Alkin- sauren (Isansaure), cyclische Sauren (Chaulmoograsaure in Gyizocurclicz odoraia u. a.). Die Mannigfaltigkeit der im Pflanzenreich hiiheren Fettsauren ist demnlach grijfier als im Tierreich, mit Ausnahme der Wassertiere.

Die Zusammensetzung der Gesamtfettsauren einer Pflanze ist vor allem von ,ihrer Abstammung abhangig, aber darijber hinaus sind auch das Klima und die Art der Diingung von Bedeutung 7. Das tierische Fett kann z. T. der pflanzlichen Nahrung entstammen und nimnit nur bei Kaltbliiter-Fetten (Fischole) besondere Form'en an. Vielleicht ist es infolge der langsamer oder bei tieferer Temperatur verlaufenden Verbre~inungsprozessc reicher an Iangkettigen Fettsauren und Zwischenstufen. z. B. hochungesiittigten Sauren, die deshalb auch im De- potfett erhalten ,bleiben.

Auf spezifische biologische Wirkungen der Fettsauren soll in der nachsten Mitteilung eingegangen werden.

Neueste Auffas- sungen .des inter-

Brenz traubensourr 71 wechsels betracb ten 'den C i t r o -

Al I n e n s a u r e - C v -

FrrrsSurrn Kohlenhy@rmt 41

Arninosliwen mediaren Stoff- 11 \ Ti 1. OM v,erf)e ES s,gsiwre"J

citronen- Acerylcno/in Haminver6;ndungen S ferine Corofinoide Teroene u s w

COz + Hz 0

; 1 u s H und die ,,a k t i v i e r t e Es- s i g s a u r e " als wichtige Zwischen- glieder. Der Ab- bau der Eiweii3-

korper, Kohlenhydrate und Fettsauren miindet bei der Stufe der ,,aktivierten Essigsaure" in einen gemeinsanien Reaktionsweg, in den Citronensaure-Cyclus.

Die vorgenannte Essigsaure wurde neuerdings durch bemerltenswerte Untersucliungen von F. Lyizcn auf- grklart. Auf &ese soll nur durch eine formelmafiige Darstellung hingewiesen werden:

Adenosin . . . . H,PO,

0 I

MO-P=O

b I

HO--P=O

0 S-C-CH, II I

CH,

CH, I I I I i CfH, OH "I

0 I 1 I - w,-c -CH--CO--NH--CH,--CH,-&O

I CH,

.,Aktivierte Essigsaure"

' S. Iwanuw, Allg. Oel- u. Fett-Ztg. 29, 149 [1932]; K

* C . hfujtius, Fctte 11. Seiicn 52, 306 [1950]; 55, 1 [1953].

-

Schrnalfufl, Fette u. Seifen 44, 31 [1937].

F. Lynen, E. Rpirhprt u. L. Rueff , Liebigs Ann. Chem. 674, 1 "511.

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Page 4: Zur Biologie der Fette VI: Glyceride

An der Tatsache der Fettbilduilg aus Eiweifl ist nicht zu zweifeln, aber uber die Zwischenprodukte der UIII- wandlung der Aminosauren in Fettsauren bzw. deren Glyceride ist noch wenig bekannt.

Der stufenweise Aufbau der Fettsauren um j e 2 C- Atome in [Jmkehrung des Abbaus nach Knoog ist durch neuere Versuche von H . S. Anker'O, der markierte Myri- stinsaure an Ratten verfiitterte und spater aus den1 Rattenfett aktive Sauren mit einer langeren Kette iso- lieren konnte, bewiesen worden. Weitere Versuche zur in vivo-Synthese markierter Fettsauren gelangen durch Verfutterung unid intravenose Gabe von 14C enthalten- dem Acetat, Bei lactierenden Kaninchen und Ziegen l2

wurde das markierte C-Atom zum groi3ten Teil lin den kurzkettigen Milchfettsauren wiedergefunden. I n vitro gelang es R. 0. Rrady und S. GurinI3, durch Einwir- kung von Taubenleber-Gewebe auf aktives Acetat Fett- ssuren zu erhalten. Die Synthese von Fettsauren in vivo scheint vorzugsweise in der Leiber stattzufinden, denn nach Anreicherung der Korperflussigkeit mit schwerem Wasser war der D-Gehalt der Leberfettsauren hoher als der der ubrigen Korperfettsauren 1 4 . Allerdings waren auch die Fettsauren des Tntestinal-Tractus D-reich; be- sonders hei Verfiitterung eiweiflhaltiger, fettreicher Nahrung, aber aucb bei Ernahrung mit fettfreiem Rrot waren die erhaltenen Werte annahernd gleich den- jcnigen, dlie sich fiir die Leberfettsauren ergaben.

B) Bildung ifon Fetisatcren und Glyceriden aus Felt-

Eine grun'dsatzlich andere Entstehung von Glyceriden geht auf die Fettnahrung zuruck. Sie spielt naturgemai3 niir im tierischen Organismus eine Rolle. Vielleicht sollte man aber auch die fleischfressenden Pflanzen, z. B. Drosercl, unid die extratestinale Verdauung im Hin- blick auf das Schicksad der Fette der als Nahrung (die- nenden Insekten einmal priifen.

Auch iiber das alimentare Fett existiert ein kaum nocb ubersehhares Schrifttlum, auf das nur mit einigen Stich-

nahrung: ,,Alimentiires E'ett"

l o J. biol. Chemistry 194, 177 [b952]. 11 7'. H . French u. G. Pobia'k. Biochem. 1. 49, 111-IV r19511. l*G. Popjrik, T . H . Frin'ch u. S. J . FGlley, Biochem.'J. 48,

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The Chemical Constitution of Natural Fats, 2. Aufl., Verlag Chapman & Hall, London 1949, S. 351.

411 [1!J51].

16 E . M. Crtiickshank, Biochem. J. 28, 965 [1931]. " A . Banks, T. P. Hilditch u. E. C. Jones, Biochem. J. 27,

la H. J. Chmznun, G. N . Jenkins u. J . A . B. Srnath, Biochem.

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2 0 H . E . Longenerkei u. T. P . Hilditch, Biochem. J. 32, 784

21H. E. Longenecker, J. biol. Chemistry 129, 13; 130, 167

22 N . R. Ellis u. /. H . Zeller, J. biol. Chemistry 89, 185 [1930]. 2 3 N . R. Ellis, C . S. Rothwell u. W. 0. Pool, J. biol. Che-

* % J . R. Brown, J. biol. Chemistry 90, 133 [1931]. 25 T. P. Hilditch, C. H . Lea u. W. H. Prdelty, Biochem. J. 33,

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j11)36].

[1938].

[ 19391.

mistry 92, 385 [1931].

493 [1939]. ZGG. A. Garton, T. P. Hilditch u. M . L. Meara, Biochem. J.

50, 517 [1952]. 27 B H. Thomas. C. C . CuEberton u. F . Heard, Amer. SOC. Ani-

mal Product., Rec. Proc. 27th Annual Meeting 1934, 193. 2* A . LebedcB, Pfliigers Archiv 31, 11 [1883]. 29 1. M m R , Archiv path. Anatom. Physiol. 95, 107 [1X81].

worten hingewiesen werden soll: Spaltung der Gly- ceride Nder Nahrung durch Lipasen und Darmalkali; Steuerung durch innere Sekretion (Hypophyse, Schild- druse usw.); Beteiligung bestimmter Mercaptoamino- sauren; Rolle der Pro- und Antioxydantien. Letzt- genannter Punkt wirrd in einer spateren Abhandlunp ausfuhr1,ich behandelt werden.

Ob und in welchem Umfang Nahrungsfett zur Bildung korpereigener Fettsauren b'zw. Glyceride herangezogen wird, hangt neben der Leistungsfahigkeit der fur #den Stoffwechsel der Fette wbchtigen Organe und der Quali- tat ihrer Sekrete auch von dem Kalorien-Bedarf, vor- zugsweise durch die Musikeltatigkeit bedingt, ab.

Ober die Zusammenhange zwischen dem Nahrungsfett und dem korpereigenen Fett sind zahlreiche Versuche angestellt worden. T. P. Hilditch15 gab daruber nach- steheade Obmersicht.

Tabelle 3

Vtrranderungen im Defiotfett diirch uerfutteries Fett

T i e r a r t V e r f i i t t e r t e s F e t t

Huhn Palmkernol, Hanfsamenol, Hammeltalg IG Katte Lebertnan lR

Baumwollsaatoll~, Butter, Rinder-Depot-Fett und versch. pflanzl. Fette '*, Kuhmilch-Felt 20, Cocosol, Maisol

Schwein Sojzbohne, Erdniisse 22, Baumwollsaatol Menha- denol e4, nicdere Fettsauren 2 5 , Walijl y6

Rind Soja-, Mais-, Cocos-, Menhaden01 2i

Hund Leinol und Hammeltalg, RiibolZaE. %*.

In dem Fett der Tiere wurden artfremde Fettsauren wietdergefunden. Es scheint mir aber noch nicht genugend geklart, ob es sich hier um die gleichen G l y c e r i d e handelt. die im Nahrungsfett vorhanden waren, also urn ,. alimentare Glyceri,de". Dai3 jedoch die artfremrden F e t t s a u r e n (z. B. Erucasaure) im Depotfett der Ver- suchtiere mit Sicherheit ,, alimentare Fettsauren" sind, steht fest. Sie sind nach Versagen der abbauenden Krafte resorbiert und zur Synthese von Glyceriden verwendet worden. Wahrend normalerweise der Organismus die ihm arteigenen Fettsauren assimililert und in die Blut- lipolide aufnimmt, um sie spater in ,,indivi,duelles" Fett umzuwandeln, versagte bei vorstehenden Tierversuchen diese Selektion.

Mit dem V e r l a u f d e r R e s o r p t i o n unld V e r - d a u u n g haben sich in letzter Zeit viele Arbeiten be- schiiftigt, wenn auch die vollstindige Klarung diesrs Problems noch weiterer Untersuchungen bedarf. An- fanglich galt die Ansicht von 1;. I/crzhrao als unbestrit- tell, dai3 die Triglycerisde, bevor sie resorbiert werden kiinnen, vollkommen gespalten sein miissen. Die ent- stehenden freien Fettsauren sollten mit Hilfe der Phos- phatide zur Resynthese von Glyceriden verwandt wer- den. Die spater von A. C. Frawral gemachten Beobach- tungen deuteten aber auch auf eine Resorption der un- hydrolysierten Triglyceride hin. Er beobachtete im Dunkelfeld im Blutserum vorhandene, aus neutralem Fett bestehende Fettpartikelchen. Es gelang ihm, die bei

F . Verzrir u. A . Kuthy, Biochem. Z. 225, 267 [1930]; F . Vei- ztir u. E. J . MrDougaZl, Absorption from the Intestine, London 19BF.

31 A. C. FrazPr u. K . C. Stewart, J. Physiology 95, Proc. 21, 23 [ 19391 ; 102, 306, 329 [ 19431.

F E T T E UND S E I F E N 55. Jahrq. Nr. 10 1953 676

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der Verdauung 'der Fette sich abspielenden Vorgange zu verfolgen: Das aufgenommene Fett wird nicht voll- standig hydrolysiert, Teile des Fettes, bevorzugt die Triglyceride langkettiger Fettsauren '*, werden nicht gespalten, vielmehr unwrandert von 'dem Lymphsystem aufgenommen und als Depotfett abgelagert. Die durch die Spaltung erhaltenen niederen Fettsiuren weaden den) Pfortaderblut zugefiihrt und erreichen auf diesem W'eg die Leber.

Es ersche,int durchaus denkbar, dai3 a 1 i m e n t a r e G 1 y c e r i d e im Depotfett, wahrscheinlich aber nicht im Zellfett, vorkommen, insbesondere bei einem Mange1 an lipatischen Fermenten bei ubermafliger Fettzufuhr. Nach feinster Emulgierung (Mitwirkung der Galle, der Phosphatide und der Monoglyceride?) gelangen sie dann auf d'em Chylusweg zur Resorption. Das im Tier- kcrper vorhandene Fett kann also entweder durch Re- sorption und Ablagerung der unhydrolysierten Nah- rungsfette entstanden sein oder auch durch Resynthese einer durch Spaltung des Fettes entstandenen freien Fett- saure mit einem ebenso entstandenen Glycerin-Molekiil. Die a-Fettsiiuren und das A-Glycerin liefern a A - G 1 y - c e r i d e. Ferner ist die Moglichkeit 'der Veresterung von a-Fettsauren mit transitorisch entstandenen Glycerin- Molekiilen, die zur Bildung von aT-Glyceriden fiihrt sowie der Kombination einer transitorisch entstandenen Pettsaure mit einem A-Glycerin (tA-Glycerid) gegeben. Werden sowohl Fettsauren als auch Glycerin im Orga- nisinus durch Umwandlung anderer Nahrungsfette ge- bildet, so liefert ihre Veresterung d'io tT-Glyceride.

Rei der Aufklarung der Entstehung der Glyceri'de auf den verschiedenen, vorstehend genannten Wegen, werden markierte Ausgangsstoffe vorteilhaft anwendbar sein. R. Reiser u. a. 33 verfiitterten an Katten synthetisches Trilinolenin, in dem das Glycerid mit 14C markiert wor- den war. Das abgespaltene Glycerin wurde nicht zur Resynthese der Glyceride benutzt. Ein ahnliches Er- gebnis hatten Versuche von P. Fazlarger34 u. a., die Glyceride verfiitterten, deren Glycerin D enthielt. Es brsteht also ein groi3er Teil d'es gebildeten Fettes aus aT-Glyceriden.

Bei der Lipolyse entstehen nicht nur Glycerin und freie Fettsiiuren; vielmehr verlauft die Spaltung meist nicht vollstandig und bleibt bei der Stufe der Mono- und Diglyceride stehen. A. C. Frazer und H . G. Sam- mons 35 untersuchten den nichtverseiften Teil und fan- den darin freie Hydroxylgruppen, die einem Gehalt von 20 bis 25 Monoglyceriden entsprechen. Die durch Lipolyse entstandene wasserlosliche Fraktion Fettsauren- Monoglyceride-Gdlensiiuren ist ein guter Emulgator fiir Triglyceride, die Emulsion ist stabil im pH-Bereich 5 bis 9. Die gespaltenen Fettsauren und Mono- sowie Diglyceride dienen zur Bibdung d.er Phospholipoisde und zur Resynthese in den Darmzellen.

Diese von A . C. Frazer geaui3erte Ansicht der par- tiellcn Hydrolyse sder Triglyceride, die sog. Verteilungs- hypothese, wurde von Schweizer Forsch,ern bestatigt 34.

Van anderer Seite allerdings stiefl sie auf Ablehnung,

32 A. C . Frazer, Intern. Kongress fur Biochemie, 1952 Paris,

33 R. Rciser, M. J . Bryson, M . 1. Carr u. K. A. Ktciken, J.

34 P. Fmnrger , R. A . Collel u. E . Cherbulier, Helv. chim. Acta

85 Biochem. J. 39, 122 [1945].

~ ~~~

vgl. auch Angew. Cheni. ti4, 660 [1952].

biol. Chemistry 194, 131 [€952].

34, 1641 [1961].

F E T T E U N D S E I F E N 55. Jahrg. Nr. 10 1953

und zwar auf Grund vergleichender Futterungsversuche mit freien Fettsauren, Lino1saure3@ sowie markierten Fett- sauren ", und den entsprechenden Triglyceriden. Hier- bei wurden Fettsauren in gleichen Mengcn in der Darm- lymphe gefunden, ganz gleich, ob Triglyceride oder freie Fettsauren verfiittert wurden, wahrend man bei den Versuchen mit freien Fettsauren einen hoheren Piozentsatz erwartet hatte. Dazu ist zu bemerken, dais A. C. Frnzer die Resorption der freien Fettsauren, die nach F. Verzcir die einzig mogliche Ar t der Resorption ist, nicht ausschlieflt, sondern sie nur durch cdie Resorp- tion der Triglyoeride erganzt hat. Obige Versuche kon- nen deshalb den Verlauf der Resorption nicht aufklaren. Als weitere Stutze fur seine Theorie wurde von A . C. Fpnzer die Resorbiepbarkeit von Mineral01 in fein emul- gierter Form herangezogen. Von anderer Seite wird die Paraffinol-Resorption fur unwahrscheinlich gehalten 38,

aber neuerdings wieder von K . Betnharcl bestatigt JD. Das nachstehende Schema gibt die nach vorstehenden

Gesichtspunkten verlaufenden E n t s t e h u n g s m 6 g - l i c h k e i t e n d e r G l y c e r i d e i m t i e r i s c h e n 0 r g a n i s m u s nochmals wieder. A) Resorption der ursprunglichen Glyceride der Nah-

rung nach Emulgierung auf dem Lymphwege; Ab- lagerang von unveranderten alimentaren Glyceriden.

1. aA-Glyceride verschiedener Struktur durch Syn- these der durch Spaltung des Nahrungsfettes ent- standenen Fettsauren mit ebensolchem Glycerin.

2. aT-Glyceride durch Synthese der Spaltfettsauren der Fettnahrung rnit transitorischem Glycerin.

3. tA-Glyceride diirch Synthese der transitorischen Fettsauren rnit alimentarem Glycerin.

4. tT-Glyceride; Fettsauren sowie Glycerin sind tran- sitorischen Ursprungs.

In bezug auf den Mechanismus der Fettspaltung im Verdauungstraktus bestehen einige Widerspruche. Mit dem Speisebrei wird das Nahrungsfett in mehr oder weniger zerkleinerter oder emulgierter Form dem Magen zugefiihrt. Je nach der Temperatur der Speise, ihrer Zu- bereitung, dem Kauakt usw. durfte die Beschaffenheit des Fettes im Magen sehr unterschiedlich sein. Die Zu- fuhr von stark alkoholischen Getranken nach sehr fett- haltigem Essen (,,Verdauungsschnaps") erleichtert die Dispergierung. Das Schrifttum spricht mitunter von einer Spaltung durch die Magenlipase 40, wenigstens in gerin- gem Umfang. Wi r konnten keine diesbeziiglichen An- haltspunkte finden.

Mein Mitarbeiter Th. Lii/3ling emulgierte ein Gemisch aus gleichen Teilen Olivenol und Schmalz mit ausgehebertem Ma- gensaft bei 37O. Nach 5 Tagen wurde das Fett isoliert. Eine Spaltung war praktisch nicht eingetreien.

Tritt nun der Speisebrei in den Darm uber, so ist zu- nachst die alkalische Reaktion zu beachten. Zur Beurtei- lung der Frage, ob das ,,Darmalkali" a 11 e i n zur Emul- gierung und Spaltung beitragt, hat man sich vergleichs- weise vorgestellt, Neutralfett konne durch Sodalosung 3B R Reiser u. M . /. Bryson, J. biol. Chemistry 189, 87 [19S1]. 3 7 U . Borgctrdm, Acta chcm. scand. 5, 643 [1951]; B. Bloom,

I. L. Chaikoff, W. 0. Reinhardt, C . 0. Entenmann u. W. G. Dazcben, J. biol. Chemistry 184, 1 [1950].

38 K . Lrindback u. 0. Maale, Acta physiol. scand. 13, 2k7 [1947]; I '44. Rer7y u. A. C. Ivy, Amer. J. Physiol. 162, SO r19521: H. C. Tidwell, 1. biol. Chemistry 182, 406 119501.

B) Im Korper synthetisierte Glyceride:

. .

33eette L. Scifen 55, 160 [1953]. 40 E . Lehnartz, Chemische Physiologie, Springer-Verlag, Ber- - - -

lin 1952, S. 334.

677

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emulgiert werden. Olivenol werde auf diese Weise in eine stabile Emulsion iibergefuhrt. Diese Annahme ist irrig. Wie nachstehen'de Versuche zeigen, ist hieran die Seifenbildung aus den in jedem 071 in kleiner Menge vorhandenen freien Fmettsaiiren (Olivenol bester Quali- tiit d'arf bis 2"io enthalten) schuld.

Olivenol der SZ 2 bildet rnit der funffachen Menge 10°/oigcr Spdalosung in 2 his 3 Min. eine Wasser-in-01-Emulsion, die sich auf der wai3rigen Schicht ansammelt und lange stabil ist.

Oliveniil der SZ < 0.1 lieferte auch nach zweistundigem Sghutteln unter gleichen Bedingungen keine stabile Emulsion.

Olivenol der SZ 0 verhielt sich ebenso, der Schaum setzte srch noch s h e l l e r ah. Schutklte man nur 5 sbis 10 Min., so blieb auch die Schaumschicht aus. Das saurefreie 0 1 verhielt sich wie ein Mineral01 glcicher Viskositat.

Eine geringe Menge freier Fettsauren im Nahrungs- fctt ist vollig unschadlich, wenn es sich um hochmoleku- lare und reine Fettsauren hanidelt. Die Entsauerung veil

Speiseol schematisch ,d,urchzufuhren und letztere nur nach den Saurezahlen zu beurteil,en, ist also abwegig.

Die vorstehend geschilderte Emulgierung saurehaltigen Olivenols im Darmsaft mit Hilfe des Darmalkalis ist nach Angaben des Schrifttums 4O unmijglich, da bei einer Alkalitat von pH 8.3 Seifen nicht bestandig sind. Nun hiingt ,aber der pH-Wert von Seifen bekanntlich von de: Natur der Fettsauren und dem Grad der Hydrolyse ab. Je niedrigermolekular die Sauren sind, desto geringer kann auch der pH-Wert sein. So ergabrn Messungen der Wasserstoffionen-Konzentration bei 20 bis 22O von 0. l.D/oigen Seifenlosungen der Stearinsawe einen pH- Wert von 9.6, der Myristinsaure 8.1 und der Laurin- saure 7.5. Die entsprechenden Seifenlosungen ungesattig- ter Sauren weisen eihen verhaltnismagig niedrigen pH- Wert auf: fur Olsaure p H = 8.0, fur Linol-, Linolen- und Stearolsaure p H = 7.6 und fur Ricinolsaure p H = 7.4. Der pH-Wert von Seifenlosungen aus Fettsaure-Ge- mischen liegt niedriger als der der einzelnen Sauren allein. und zwar im Bereich von 7.2 bis 8.6".

Schiittelt man saurefreies Olivenol mit frisch entnom- mrnem Duodenal-Saft, so ist die Emulgierung in der Ta t schlecht. Werden aber dem Neutral01 l 0 O i o freie Fett- siiuren zugesetzt, so beobachtete man bei pH 10.5 des Duodenal-6aftes (Einstellung erfolgte durch Zugabe einer Natriumkarbonat-Losung) stabile Emulsionen, die drei ?'age bestandig warcn. Bei der Einstellung des Duodenal-Saftes auf p H 8.8 bis 9.0 mit Natriumbikar- bonat-Losung wurden 12 Std. bestandige Emulsionen erhalten, dagegen rnit nlativem Duodenal-Saft des pH 8.2 bis 8.4 nicht. 1:7 ml Duodenal-Saft wurden mit 5 ml Olivenol (SZ 0.6)

2 Min. kraftig geschiittelt. Es entstand keine stabile Emul- sion.

2. 7 ml Duodenal-Saft wurden; nachdem der pH-Wert mit ge- satbigter Soda-Losung auf 10.5 eingestellt war, mit 5 ml neutralem Oliveno1 sowie Olivenol der SZ 0.6 wie vorher geschiittelt. Keinc Emulsion.

9. 7 ml Duodenal-Saft (pH 8.2 bis 8.4) wurjden niit 5 ml Oli- venol, das 10 Oiu Olivenol-Fettsaurcn enthiielt, wie bisher geschiittelt. Es bildete sich keine Emulsion.

4. 7 ml Duodenal-Saft des pH 8.8 bis 9.0 (eingestellt durch Zugabe gcsattigter Natriumbikarbonat-Losung) ergaben durch Schiitteln init 5 ml Olivcnol (wie beim Versuch 3 ) eine 12 Std. bestandige Emulsion.

Eine schaumige Schicht, die sich bildete, zerfiel in 10 Min. -

41 B. Lzistig u. F. Schmerda, Fette u. Srifen 44, 91 [1937].

675

5. 7 ml Duodenal-Saft (pH 10.5) bildeten nach dem Schutteln rnit 100/0 freir Sauren enthaltendem Olivenol (5 ml) eine 3 Tage stabile Emulsion. Di,ese Versuche zeigen, dai3 bei Olivenol ein pH- Wert

von '3.0 erforderlich ist, um Seifen entstehen zu lassen. Die Verhaltnisse in Gegenwart der Seifen kurzkettiger Fettsauren sollen noch untersucht werden.

Die Spaltung im Duodenal-Saft in vitro ist naturlich rnit ,den Vorgangen im Organismus nicht ohne weiteres vergleichbar, trotzdem man darauf eine Funktionsprii- fung des Darmsaftes un'd der Galle grundet. Wie stark pflanzliche Lipasen vergleidisweise spalten, bewcist der weiter unten geschild'erte Versuch unter Zusatz von Rici- nuslipase.

Im Hinblick auf die Frage, ob die Synthese der Phos- phatide ilm menschlichen Organismus von Diglyceriden ausgeht, ist es von Interesse, ob der Organismus zuerst die gesattigten oder ungesattigten Fettsauren aus dem Glycerid-SIolekiil eliminiert. Nach neueren Untersuchun- gen von G. Popjak und H . Muiraz verlauft die Phos- phatid-Synthese aber in der Weise, dai3 sich erst Gly- cerophosphorsaure bildet, m'it der sich die Fettsauren verestmern, ehe in getrennter Reaktion die Phosphatid- basen angelagert werden. Wurden nun bei der Lipolyse auch in vivo vorzugsweise die ungesattigten Fettsauren abgespalten, so ware es erklarlich, warum die Yhospha- tide besonders reich an diesen sind. Dai3 letzteres der Fall list, wissen wir seit den Untersuchungen von E . Klenk 46.

In jungster Zeit veroffentlichten indische Forscher Arbeiten iiber den Verlauf der Lipolyse mit Hilfe der Ric:inuslipase bei Erdnui3-, Lein- und Saflorol, dsie sie als Beispiel fur ein nichttrocknendes, halbtrocknendes und trocknendes MI nahmen. Ihre Untersuchungen er- gaben einen selektiven Verlauf der Spaltung, indem die ungesattigten Fettsauren werst abgespalten wurden. Bei einer 50"ioigen Hydrolyse des Oles z. B. betriigt das Verhaltnis der Jodzahl der abgespaltenen freien Fettsau- ren und der nicht gespaltenen Anteile bei ErdnuBol 119.7 : 75.0, bei Saflorol 171.8 : 121.0 und bei Leinol -303.2 : 135.0. Ferner geht aus diesen Untersuchungen hcrvor, dai3 die Reaktionsgeschwind,igkeit der Spaltung der Bindung zwischen Glycerin-OH und ungesattigter Fettsaure hoher als zwischen Glycerin-OH und gesattig- ter Fettsaure sist. Die 50°/oige Hydrolyse des Safloroles war bereits nach 45 Min. eingetret'en, wahrend Leinsaat- und Erdnu1361 eine Zeit von ca. 2 bis 5 Std. benotigten.

Einige Versuche meines Mitarbeiters Tlz. Liifiling be- ststigten, dai3 bei mder lipatischen Spaltung Monogly- ceride auftreten. Die Unterschiede der JZZ des urspriing- lichen Schweineschmalzes und des nicht gespaltenen Ruck- standes waren weniger deutlich. a) S p a l t u n g e n bmit R i c i n u s l i p a s e - E m u l s i o n

50 g eines Fettes - bestehend aus 300/0 Olivenol und 70"io Schweineschmalz - wurden rnit 50 ml einer Kicinuslipase-Emul- sion emulgiert und 5 Tage bci 30° C im Brutschrank a d - bewahrt. SZ nach 5 Tagen: 102.0; Spaltungsgrad (unter Zu- grundelcgung einer mittleren S'Z von 195.0) 52.3 O / o .

50 g reines Schweineschmalz ergaberl nach der Spaltung einen Spaltungsgrad von 90.8 O / o (SZ nach 5 Tagen 177.0).

4d J. biol. Chcm. 167, 193 [1948]; Biochem. J. 46, 103 [1950]. 43Hoppe-Seylc~'s Z. physiol. Chem. 206, 25 [1932]; E. Klenk

u. 0. u. Schoenebcck, ebenda 209, 112 [1932]; E. K h k 1.1. /. Dittmer, ebenda 244, 203 [193F].

4 1 H. Nizamuddin u. R. S. Kulknmi , Paintindia 3, Nr. 1. 75 [ 19531.

F E T T E U N D S E I F E N 55. Jahrg. Nr. 10 1953

Page 7: Zur Biologie der Fette VI: Glyceride

b) S p a l t u n g e n m i t D u o d e n a l - S a f t 50 g resines Schweineschmalz der JZ 64.7 wurden rnit 50 ml

frischem Duodenal-Saft vom p H 8.2 bis 8.4 ohne PufferzusatL 5 Tage bei 37oC aufbewahrt; das Fett wurde d'ann nach dem Ansauern mit verd. Schwefelsaure in Ather aufgenommen. Kennzahlen: SZ 23.0; VZ 181.7; Spaltungsgrad 12.0 O / o ; OHZ 29.0; Monoglyceride 12.5 O/o.

Das durch Abtrennung der freien Fettsauren rnit 50°io alkohol. Soda-Losung in Hexan entsiiuerte Fett hatte die JZ 61.

Im Zusammenhang mit der Frage der Konjuensauren als Zwischenstufen des Fettauf- und -abbaus interessiert natiirlich die T o x i z i t a t i h r e r G l y c e r i d e . Im Schrifttum findet man haufig Hinweise, cdai3 Holzol giftig sei. Versuche meiner Mitarbeiterin M . Engel bewiesen aber, dai3 es sich hier nur um 'die Wirkung der im rohen Holzol enthaltmenen Begleitstoffe handelt. Die mit reinem Elaeostearinsaure-triglycerid gefiitterten Rat- ten zeigten namlich wahrend der Futterung ein gutes Aussehen; sie hatten ein schones glattes Fell, und ihre Organe waren siimtlich fettreich.

Fur den Versuch wurdc die Normalkost, bestehend aus grob- geschrotetem Mais 65 g, grobgeschrotetem Weizen 20 g, Trok- kenmilch 20 g, Casein 9 g, getrocknete Hefe (DAB V1) 5 g, Natriumchlorid 0.5 g, Calciurnkarbonat 0.5 g, wovon die Tiere pro Tag 10 g erhielten, fein gemahlen und zu einem dicken Brei gekocht. Nach dem Erkalten wurde das p-Elaeostearin- saure-triglycerid .daruntergemischt, worauf man aus dem Ge- menge kleine Kiigelchen drehte, die in Grieflmehl gewalzt wurden.

Die Tiere erhielten fiinf- bzw. zehnmal je 0.5 g Elaeostea- rinsaure. Nach einer Zeit von etwa 30 Tagen wurden die Tiere getotet und 'das Leber-, Nieren- und Darmfett unter- sucht. Die Tiere A und B bekamen insgesamt 2.5 g, die Tiere C. D und E 5 g P-Elaeostearinsaure-triglycerid.

Tabelle 4

Gehalt an D i e m und Trienfettsauren im Darm-, Nieyen- w i d Lcberfett van Ratten, die mit ~-Elaeoslea7.-lnsau,.e-triglycerid

gefiitlert wurden Spalte I = O i o Diensaure, Spalte I1 = O/o Elaeostearinsaure

Tier lebend tot I I1 I I1 I I1 Gewicht in g Darmfett Nierenfett Leberfett

~~ ~

A 127 113 5.2 0.24 6.5 1.03 - 0.12 B 148 135 - - 10.12 0.51 Spuren 0.89 C 132 123 6.24 0.44 6.84 0.57 3.43 Spuren D 141 126 8.22 1.08 6.38 1.39 - 0.32 E 162 165 6.5 0.44 2.7 0.12 - -

Wie aus den Ergebnissen hervorgeht, sind groi3ere Mengen Diensauren in den isolierten Fetten enthalten. Wahrscheinlich wird im Korper der Tiere die Triensaure zur Diensaure hydriert.

Ein weiteres 01, das reich a n Konjuensauren ist, ist das bereits erwahnte I m p a t i e n s o I , das etwa 50 O i o Pari- narsaure enthalt. Gegen seine ,,Giftigkeit" sprach zu- nschst die Tatsache, )dai3 die Samen von Vogeln rnit be- sonderer Vorliebe gefressen wurden. Wi r pruften aber auch die Bekommlichkeit durch Verfiitterung an eine Milchziege unter gleichzeiiiger Kontrolle des Obergangs der Konjuensauren in das Milchfett.

Die zweijahrige Milchziege Heidi erhielt 250 g des Samens. Sie fral3 ihn gern und ohne jede erkennbare Beeintracbtigung ihres korperlichen Zustandes. Das Milchfett wurde taglich in bekannter Weise entnommen und spektralanalytisch unter- sucht. Die Ergebnisse sind aus folgender Abbildung er- kennbar.

FETTE UND SEIFEN 55. Jahrg. Nr. 10 1953

4 r YO Konjuensauren

0.2

0.1

Tage

Man sieht also, dal3 in den ersten Tagen rnit der Milch Glyceride aus- geschiedeii wurden, die noch Parinarsaure ent- halten, neben drei- und zweifach konjugiert-un- gesattigten Sauren. Das Maximum der Tetraen- Ausscheidung war am dritten Tage der Verfiit- terung zu beobachten. Danach nahm die ausge- schiedene Parinarsaure- Menge ab, wahrschein- lich, weil der Tierkorper nunmehr in der Lage

die aufgenommene Tetraensaure zu hydrie-

Abb. 1 . Ausscheidung von Kon- juen-Fettsauren in der Ziegen- milch nach Verfiitterung von 250

Y Y

Samen von Impatiens Roylei r m , worauf auch der WoZpers (ca. 100 g Parinarsaure) nach dem dritten Tage Gesamtmilch 3090 ml; Gesamt- ansteigende Gehalt an fett: 88.2 g; Ausgeschieden wurden Trien- und Diensaure

0.18 g Tetraensauren hinweist. Bemerkenswert 1.26 g Triensauren ist, dai3 nach 7 Tagen

ein kleiner Rest von Kon- juensauren in der Milch verbleibt, den umzuwandeln dem Organismus scheinbar nicht moglich ist.

Weiterhin interessierte uns das Verhalten von Gly- ccriden, die A 1 k i n s a u r e n enthalten. Hierzu diente uns das Boleko-, auch I s a n o o 1 genannt, uber dessen Zu- sammensetzung wir in dieser Zeitschrift bereits berichte- ten". Dieses 01 gilt gleichfalls als giftig. Mein Mit- arbeiter Dr. Seher konnte aber im Rattenversuch zeigen, dais zwar die Verabreichung von 1 g des Oles durch Schlundsonde toxische Wirkungen ausloste, dai3 aber bei langsam steigender Dosis, rnit 0.05 g beginnend bis 0.6 g, die Vertraglichikeit gut war. Die Tiere zeigten erhebliche Gewichtszunahme und iiberlebten die mit Olivenol gefut- terten Kontrolltieie. Daruber wird Dr. A. Seher in dieser Zeitschrift spater eingehend berichten.

In bezug auf s p e z i f i s c h e W i r k u n g e n bestimm- ter Glyceride, also den Einflui3 der Verteilung der Fett- sauren im Glycerid-Molekul, haben wir noch keine sichere Kenntnis. Wenn aber die Glyceride vor der Resorption nur partiell verseift werden, und der biologische Versei- fungsprozei3 von der Art der Bindung der Fettsauren abhangig ist, so liegt es auf der Hand, daiS auch die Gly- cerild-Struktur von Belang ist. Ober die bei den Fett- sauren immer klarer in Erscheinung tretenden spezifi- schen Eigenschaften sol1 in der nachsten Veroffentlichung ausfiihrlich berichtet werden.

Eine Eigenschaft der Glyceride, die i m Zusammen- hang zu ihrer Verdaulichkeit vie1 diskutiert wurde, ist ihr S c h m e 1 z p u n k t bzw. das Schmelzintervall. Hoch- schmelzenide Fette gelten als schwerverdaulich, niedrig- schmelzende und fliissige als leirhter resorbierbar und besser bekommlich. Der Vergleich zwischen Verdau- lichkeitskoeffizient und Schmelzpunkt des Fettes ist in Tab. 5 angegeben.

Diese Beziehung trifft nur fur (die reinen Fette zu. Butter ist leicht verdaulicii, Rindertalg schwer. Bei letz- tei em verhindert der groi3e Anteil hochschmelzender

1 97 g Diensauren

-~

P. h'aufmann, J . Baltes u. H. Herminghaus, Fette u. Sei- fen 53, 537 [1951].

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Page 8: Zur Biologie der Fette VI: Glyceride

Glyceride die Verflussigung ,bei Korpertemperatur uncl damit die Emulgierung und Spaltung. Ganz anders lie- gen die Verhaltnisse bei Fetten, die geringe Anteile hochschmelzender Glyceride enthalten oder die vorher ausreichend emulgiert worden sind. Auch entbalten viele niedrigschmelzende Fette der Natur in beachtlicher Menge hochschmelzende Glyceride, z. B. die in Schokolade-Er- zeugnissen (Milchschokolade) leicht verdauliche Kakao-

TaLelle 5 4 6 I~erdaul i r l~k~i fskoef l i z ient uizd Schmelzpunkt der Fette

Schmp. Verdaulichkeits- Fctt OC k d f . o h

Margarine 34 97 Crisco 4 3 97.3 gchwcincschmalz I 37 96.6

I1 48 94.3 hydriertcs Schweineschmalz I 55 63.2

butter. Hier werden die hochschmelzenden Glyceride in der Kombination mit niedrigschmelzenden ohne weiteres resorbiert. Das gleiche ist bei einer, wahrend der Magen- passage stabilen Emulsion hoherschmelzender Ijette der Fall. Es ist daher abwegig, etwa von einem in der Mar- garine-Herstellung zur Emulgierung bestimmten Fett- gcrnisch einen unter der Korpertemperatur liegenden K!arschmelzpunkt zu verlangen. Kleine Mengen hoher- sckmelzender Glyceride sind bedeutungslos; sie werden in der Emulsion in Gemeinschaft mit niedrigerschmelzen- den Anteilen glatt verdaut. Auf meine Anregung wur- den an der Medizinischen Klinik ,der Diisseldorfer Aka- demie 47 an einem reichlichen Krankenmaterial mit Talg- emulsionen enthaltenden Frischwursten Versuche durch- gefuhrt. Sie wurden auch bei Magen-, Darm-, Leber- und Gallenkranfken anstandslos vertragen. Der zur Bc- seit.igung des Talguberschusses der Buiidesrepublik angt- ordnete geringe Zusatz von Talg zur Margarine ist also durchaus zu verantworten und ,,reine Pflanzenmarga- rinen" sin(d keineswegs besser als Margarinen, die tie- risches Fett enthalten. Neuerdings wird fur mit Pflanzen- olen hergestellte Margarinen mit der Begriindung ge- worben, daf3 pflanzliche Fette weniger zur Bildung von Fettdepots fiihren als tierische, eine im Interesse des Schlankbleibens, auch bei reichlicliem FettgenuB, sehr wirkungsvolle Propaganda. Zwar sollen nach Frazey langkettige Glyceride leichter in das Depotfett uber- gehen als kurzkettige. Dies wurde fur eine geringere Depotbildung bei GenuD von Butter oder Fetten der Cocos-Palmkern-Gruppe zutreffen. Jedoch liegen in be- zug auf den Einflufi des Sattigungsgrades mder Fettsau- ren zuverlassige Angaben nicht vor, aus denen etwa eitl unterschiedlich'es Vcrhalten von Glyceriden gesattigter bzw. ungesattigter C18-Sauren bei ,der Bildung von Adi- positas hervorginge. Die Entstehung von Depotfetten ist im Sinne der obigen Darlegungen, wenn man von der Menge der Fettnahrung absieht, von zahlreichen ande- ren und individuellen Faktoren abhangig, so von der Leistungsfahigkeit der am Fettstoffwechsel beteiligten Organe und ihrer nervosen Steuerung, der Pro- und An- tioxydantien im Korper, dem Kalorien-Bedarf der ar- beitenden Muskeln usw.

Die Verbesserung der Verdaulichkeit eines nnter Zu- satz eines hochschmelzenden Anteils bereiteten Fettes 46M. E. Crochutt u. H . 1. Deuel, J . Nutrit. 33, 187 [1017]. 47Herrn Oberarzt Doz. Dr. Petrides danke ich auch an dieser

I1 61 21

.

Sklle fur die Durchfuhrung der Versuche.

kann durch Umesterung ohne weiteres erreicht werden. Dime Umesterung bewirkt eine intramolekulare Acyl- wanderung innerhalb der Glyceride, indem z. B. der Anteil an trigesattigten hochschmelzenden Glyceriden zugunsten der gesattigt-ungcsattigten Glyceride, die tinen niedrigeren Schmelzpunkt haben, albnimmt. Die Verteilung aller vorhandenen Acylreste auf die Glyce- rid-Molekiile erfolgt nach den Gesetzen der Wahrschein- lichkeit. M. Naudet und P . Desriuelle 44 untersuchten Ge- rnische von Tristearin und Triolcin in verschiedenen Zu- sammensetzungen. Aus ihren Versuchen geht z. 13. hervor, dafs ein Gemisch, bestehend aus 90 V o Triolcin und 10 '10 'Trictearin, nach der Umesterung so gut wie lrein Tri- stcarin mehr enthalt, dafiir aber bedeutende Mengen Di- oleo-monostearin und geringe Mengen Distearo-mono- olein.

Abb. 2. Zusammen- setzung urngeesterter

Trigiycerid- Ge- inische bei verschie- denen Gehalten an Stearin- und 01- saure. Die Kurven geben die nach den Gesetzen der Wahr- scheinlichkcit berecl- nete, die Punkte die experimentell ermit- tclte Zusammenset- zung an (nach ill. Nazidct u. P . Des-

nwl l e 48)

Durch Urnesterung kann man andererseits unter ge- eigneten Bedingungen auch hiiherschmelzende Glyceride zur Rbscheidung bringen. E. W. Eckey 49 gelang es unter Verwendung kleinster Mengen von Natriummethylat oder -athylat, die Umesterung der Glyceride bei derart niedriger Temperatur durchzufdhren, dai3 die Moglich- keit des Auskristallisierens der gesattigtcn Triglyceride gegeben war. Durch diese Mafinahme ist es moglich, den Anteil a n gesattigten Glyceriden iiber das nach der Wahrscheinlichkeitsverteilung erhaltliche MaB hinaus zu steigern und z. B. aus Baumwollsamen- oder Erdnui3iil ein festes Fett zu isolieren. DaD man nach intramole- kularer Umesterung von Wen bei der Entstearinisierung ei heblich groDere Mengen fester Glyceride abscheiden kana, konnte ich schon vor geraunier Zeit zeigen50.

P a r e n t e r a l e V e r a b r e i c h u n g v o n G l y c e - r i d e n

Die bisherigen Betrachtungen iiber Fetlnahrung und Veranderung der alimentaren Glyceride im Korper be- zogen sich auf die perorale Verabreichung. Von hohem Interesse, und zwar nicht nur wissenschaftlich. sondern auch praktisch fur die Fetternahrung kranker Menschen unter Umgchung des Vcrdauungstraktus ist die i n t r a - v e n i i s e V e r a h r e i c h u n g v o n F e t t e m u l s i o -

48 Bull. SOC. chim. 14, 323 119471. "Ind. Engng. Chem. 40, 1183 [l94S]. "ORP 751 147.

FSO FETTE U N D S E I F E N 55. Jahrq. Nr . 10 1953

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n e n. Bekanntlich werden schon lange Traubenzucker- Liisungen mit aui3erordentlichem ErfoIg intraveniis ge- geben. Aurh Eiweii3 bzw. Aminosauren sctzt man in die- ser Weise therapeutisch ein. Bei Fctten und Olen befurch- tete man aber mit Recht die gefahrliche Fettembolie. An- dererseits sind die Vorteile der intravenosen Fettinfusion einleuchtend. Fette sind die energiereichsten Nahrungs- mittel, und sie beeinflussen die osmotischen Verhaltnisse

Tabelle 6 1nlrauent;se Verubreichwig uon j e I L t r . / n u inf'tisioii einer

1,ioIoigen Pettemzclsion Zahl der Diagnose Infusionen

Magengeschwiir, totale Mqen-Rktomie, Milz-

Magcnkrankheit mit Ausgangsversperrung 10

~~~.~ .~ ~~ ... .- ~-

Ektomie, partiale Pankrcas-Ektomie 21

Retroperitoneales Sarkom 14 Pankreas-Karzinom 10 Magen-Karzinom, totalc Magen-Ektomie 1 Terminal Kcphritis I

- 0 Grimmdarms mit Resektion 2

Laugenveritzung des Usophagus 3

des Blutes infolge ihrer IJnliislichkeit .in Wasser nicht. Durch Zugabe von Glukose, Aminosauren oder Salzge- mischen lafit sich eine Fettemulsion auf den gewiinschten osmotischen Wert einstellen. Nun haben neuerdinp amerikanische Forscher gezeigt, .dai3 in bestimmter Weise hergestellte Emulsionen in groi3en Mengen intravenos verabreicht werden konnen. Es kommt nur darauf an, den notigen Dispersitatsgrad zu erreichen - Durchmes- scr der Fett-Teilchen kleiner als derjenige ,der Erythro-

Terminales Karzinoni des Cervis Beckenbruch, Karzinom des rechten

cyten - und eine genugend stabile Emulsion herzustel- len. Benutzt wurden Maisiil, Butterfett, Tripalmitin, be- sonders aber Cocosfett. Als Emillgatoren dienten Phoi- phatide neben Dextrose, als Stabilisatoren Gelatine und Eiweifihydrolysa~te 5 1 . Die nachstehend'e Tab. 6 zeigt die Ergebnisse bei verschiedenen Krankheiten 52.

Diesc 9 schwerkranken Patienten erhielten also z. T. schr groi3e Mengen der Fettemulsion (bis 21 Ltr.), und zwar 5 his 8 ml j e Minute, ohne dai3 Schadigungen beobachtet wurden. Auf diese Weis'e wurden bis 1600 Kalorien tag- lich gegeben. Die Menge der Bluthetone stieg schnell an (z. B. von 0.5 auf 13 mg O!O), ohne nachteilige Ketose oder Ketonurie. An Tieren wurde mit Hilfe von 14C-mar- kicrten Triglyceriden der Abb'au verfolgt. Zur Vermei- dung von Zwischenfallen sind natiirlich besondere Sorg- falt, die Anwendung frischer Emulsionen und Erfahrun- gcn bei der Herstellung derselben notig. Olber Versuche an dem Deutschen Institut fur Fettforschung, anfangs in Zusammenarbeit mit Dr. Dr. H . Kathen sowie mit mei- nem Mitarbeiter Dr. I . Baltes; bei denen wir uns der LJnterstiitzung des Herrn Dr. mrd. Strehl vom Rochus- Krankenhaus in 'Telgte erfreuen konnten, wird spater berich7tet. Die intravenose Injektion besontderer Glyce- ride bzw. Fettsauren (essentielle) und von Monoglyce- riden - bei diesen liegt die Gefahr der Hamolyse vor - liegt nahe. Hier handelt es sich um ein zukunftsrei- ches und fiir die Therapie a d e r s t wichtiges Gebiet, das die Zusammenarbeit des Mediziners mit erfahrenen Fettchemikern notwendig macht.

51Siehe z. B. S. W. Gorens, R. G. Geyer, L. W. Matthews 11.

52 E. M . Neptune, R. P. Gcyer, J. M. Saslaw u. F . J . Starc, F . /. S l a w , J. Lab. din. Med. 34, 1627 [19-19].

Surgery, Gynecol. and Obstetr. 92, 365 [1951].

Uber Glanzschaden bei Anstrichfilmen I: ,,Das Blauanlaufen" Von Pro f . D?. H . P. K a u f m n n n

Ueziftdzes I n s ~ i ~ i t ~ f io keftjorschzrng. Mzinsfer 2. W.

In letzter Zeit mehren sich die Klagen iiber einen An- strichfehler, der geeignet ist, die Lackindustrie in erheb- lichem Umfang wirtschaftlich zu schiidigen. Man pflegt ihn als ,,B 1 a u a n 1 a u f e n" zu bezeichnen. Hat inan hicrbei also in erster 1,inie eine optische Erscheinung im kluge. so zcigt die nahere Betrachtung, d.ai3 sie hgufig mil schwer zu definierenden Ausscheidungen verkniipft ist, die als Hauch die Oberfliche ganz oder nur an be- stimmten Stellen uberziehen. Hierbei kann es sich um feinst verteilte Flussigkeiten oder um feste Stoffe han- drln. Im angelsachsischen Schrifttum wird. indem inan vergleichsweise den auf vielen Steinfriichten zu beob- achtenden Wberzug heranzicht, von einem ,,blooming" gesprochen. Dieser Schleier kann nach dem Abwischen wiederkehren. Haufig werden aber als ,,Blauanlaufen" auch ohne Ausscheidungen sich abspielende, den Glanz des Anstriches herabsetzende Erscheinungen angespro- &en.

Im Schrifttum sind zahlreiche Untersuchungen iibcr das ,,Blauanlaufen" von Lackfilmen zu finden. Die hn- sichten iiber die Ursache gehen weit auseinander. Als Fehlerquellen werden diskutiert :

Die Qualitat der Ausgangsmaterialien (OIme, Harze, Siccative, Pigmente, Losungsmittelj. Besondere Be-

~

':. Studien auf dem Fettgebiet, 152. Mitteilung.

V E T T E U N D S E I F E N 55. Jahrg. Nr . 10 1953

arhtung fanden das Holziil, Kopale, Kalk- und Zink- Harze, lreie Sauren und Glycerin, daneben aber auch die Art der Gewinnung derselben, so z. B. der Stand- 61-Bereitung.

Die Mengenverhaltnisse der Lark-Komponenten und die Art der Kochung; die Technik der Grun- dierung und des Anstreichens; die Filmdicke.

Die Art der Verfilmung und iiui3ere Einflusse, ins- besondere der Atmospharilien (Wasserdampf, .4m- moniak, Schwefeldioxyd usw.); klimatische Verhalt- nisse; Temperatur- und Lichteinwirkung.

Man sieht, welche Fiille yon Ursachen fiir das ,,Blau- anlaufen" angefiihrt wird. Es blieben fast keine Roh- stoff e und keine der Manipulationen der Lack-Herstel- lvng unerwahnt. Eine der sorgfaltigsten Untersuchungen stammt von A . W . C. Zfariison und E. Fonrubert'. Diese erfahrenen Autoren sagen in der Zusammenfassung ihrer Ei gebnisse: ,. Wenn man schliefllich die ganzen Ergeb- rzisse unserer Arbeit zusamrncnfnflt, so konzmt man lei- der zu dem unbefriedige~den Resultat. dafl eine restlose Losung cles P , oblems auch von uns nicht gefunclen wurde. EJ is1 auch ein schledzter Trost, wenn man weiter folgern mu f l , clap diese ersehnte restlose Liisicng auch so bald noch riicht gefuiaden werden wird, d a zu viele verschip-

Farben-Ztg. 35, 1467, 1512, 1554, 1601, 1645 [1930].

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