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260 KLINISCHE WOCHENSCHRIFT. 4- JAHRGANG. Nf. 6 Welcher Art das infekti6se Agens ist, das den ProzeB ausl6st resp. ihn unterhglt, bleibt einstweiten unbekannt. ]~ONFIGLIO rand bei mehreren seiner F~lle die von DOERR- ZDAI~St~u und LEVADITI ~) beschriebenen und als Ence- phalitozoon cuniculi bezeichneten Gebilde. Da ich ghnliches bislang in meinem lX{aterial nicht m6chte ich es unter- ]assen zut Frage, ob und welche Beziehungen hier bestehen, ob jene Gebilde gar die Erreger selbst sind, Stellung zu nehmen. Nicht ganz unwichtig fiir die Biologie des vorlgufig n hypothetischen Erregers erscheint mir die Tatsache, dal eine Kontaktinfektion anscheinend wenig ,oder gar nieht in Frage kommt, ferner, dal3 wir die t™ bislang nur wghrend der Frtihjahrsmonate unter unserem Tiermaterial fanden. JAI~NEL und ILLSRT berichten, dag ste im September I923 auf ihre spontan kranken Tiere stiel3en. Aus den Mitteilungen von ]3ONFIGLIO und denen der anderen Autoren ist leider nicht zu ersehen, zu welcher Jahreszeit sie ihre Beobachtungen machten. Es ware somit immerhin m6glich, dal3 es sieh hier um eine epidemiologische Eigen- ttimlichkeit der encephalitischen Erkrankung handelt. In gleichem Sinne k6nnte der Umstand sprechen, daB die Er- krankung der Tiere bislang nur an vereinzelten Orten beobach- ter wurde. Das Wesen dieser spontan beim Kaninchen auftretenden Encephalitis weiter zu erforschen wird eine wichtige und dan- kenswerte Aufgabe der ngehsten Zeit sein. Erst wenn wir hier klarer sehen, werden wir mit Ruhe unsere experimentellen Studien auf dem Gebiete der Lues- und Encephalitis-epi- demica-Forschung fortsetzen k6nnen. Diese Ruhe k6nnen wir nicht haben, solange wir Gefahr laufen, durch jene ira Versuchstier selbst ohne unser Zutun sich abspielenden Prozesse irregeftihrt zu werden. Manche beim vorbehandelten Kaninchen als ftir Lues resp. Encephalitis epidemiea spezi- fisch angesprochene cerebrale Befunde haben eine tguschende )khnlichkeit mit rien Bildern, die ich oben beschrieben habe. Sollte es sich hier etwa un: analoge Prozesse handeln? Das ist die Frage,. dioe wir aufwerfen mfissen. Von ihrer Beantwor- tung hgngt ffir die Bewertung mancher Befunde und der aus ihnen bereits gezogenen Schlul3folgerungen sehr viel ab. Literatur: l) Zeitschr. f. d. ges. Neurol. u. Psychol. 66. 1921. -- 3) Journ. of exp. med. 25. -- a) Journ. of dis. 30. 1922. ~) Vet. journ. 78. 1922. -- s) Journ. of policlinico 1923/24. -- s) Klin. Woehensehr. 1924, 79 o, -- ~) Journ. of exp. med. 39, i. -- ~) Zeitsehr. f. Hyg. u. Infektionskrankh. lO1, 239. 1924 -- ~) Schweiz. med. Wochenschr. I924, 149. ZUR FRAGE DER ADRENALINREAKTION. Mitteilung VII. 0BER DIE BEDEUTUNG DES CA-IONS FOR DIE ADRENALINREAKTION. Von Dr. I~SKIL KYLIN. Aus der Intern-lV[edizinisehen Zivilabteilungdes Ivlilit~irkrankenhau~es Eksj6, Schweden (Vorstand: E. KYLIN). In einer vorhergehenden Arbeit 1) habe ich Untersuchungen vorgelegt, welche erwiesen, dag die inverse Adrenalinreaktion bei der essentiellen Hypertoniekrankheit durch Ca-Atropin- Medikation vergndert und normal wird. Gleichzeitig steigt der anfangs abnorm geringe Ca-Gehalt des Blutes zu normalen Werten~). Ans diesem AnlaB schien es mir von Interesse, zu eruieren, ob eine Vermehrung des Ca-Gehaltes im Blute aB und ffir sich auf die Adrenalin-Blutdruckkurve einwirke. Da das Ca-Ion die sympathische Reizung vermittelt, war es schon a priori zu erwarten, dal3 eine ]ginwirkung auf die Adrenalin- reakdon, falls eine solche durch Erh6hung des Ca-Gehaltes ira Blute bewirkt wiirde, in positiver Richtung, d.h. ira Sinne einer Verst/irkung der Adrenalinreaktion gehen dtirfee. Von diesen Voraussetzungen ausgehend, habe ich Patien- ten, die bel subcutaner Einverleibung vagotone Adrenalin- zeaktion zeigten, CaC12 in der Dosis von IO ccm einer Ioproz. L6sung intraven6s injiziert. Die Adrenalinreaktion wurde 5. FEBRUAR I925 sowohl vor als einige Stunden naeh der CaC12-Injektion be- stimmt Die folgenden typischen F/~lle geben ein Bild der Resultat e. 2'a11. 1. Einar W., 26 Jahre. Leidet seie 5 Jahren an gewissen ne Beschwerden, mit Unruhe und Angsegefiihl, Druck auf dem Kopf, kalten Ffll3en und I-tgnden, FuBsehweil3, Druekgeftihl auf der Brust, Neigung zu Herzklopfen, erggem Stuhl, mitunter saurem AufstoBen, schlechtem Schlaf. Status am 23. X. 1914. K6rperkonstitueion krMtig. Allgemein- zustand ziemlich gut. Etwas blaB und mager. Leichter Tremor /9O 1L70 I80 78~ l\. i70 J f7g r ~ fS~ :e~ I t \ z5g i5O i l 1 ~'" ~'96 y r ISL s3o ~i \ \ \ /2O -.. (2~ fro Ir :a~ la zo 30 ca 50 so :o~ Abb, I. Il I il I'", ] ! "-- d 10 20 3O Abb. 2, ~050 in den Handen. Thyreoidea etwas grog. Puis 72. Keine objektiven Basedowsymptome. An den inneren Organen nichts Bemerkens- wertes. Neurologisch nichts Abnormes. Blut ca. Io,5 mg-~ Die Adrenalinreaktion nach subcutaner Injektion von I mg ist au Abb. i, t™ I ersichtlich. Fflnf Stunden nach einer intraven6sen Injektion von Io ccm loproz. CaC12-L6sung erhielt man auf sub- cutane Verabreichung von I mg Adrenalin die Reaktion, die auf Kurve 2 der Abb. I wiedergegeben ist. Pat. selbst gibt an, dai3 er sich nach der CaCl=-Injektion bedeutend besser f/ihlt; die nerv6sen Besehwerden waren wie durch einen Zaubersehlag verschwunden. Fag 2. I-Iarald L., 21 Jahre. Seit einem Jahr nerv6se Be- schwerden mit Angst und Unruhe, schwerem Mtidigkeitsgeft~hl, besonders des Morgens, Arbeitsunlust usw. Status ara 13. X. 19i 4. K6rperkonstieution gut Siehe gesund aus. MuskuI6s und krgfeig. Fibrilt/tre Zuckungen um die Lippen. Stottert. Cor: Leichte Mitralinsuffizienz. Innere Organe sonst normal. Neurologisch niches Abnormes, abgesehen davon, daB der Babinski- Reflex am linken FuB unsicher pos. ist, Blut ca. io,o mg- Subeutane Adrenalinreaktion (I mg) gibt J~2urve I auf Abb. 2. Nach intraven6ser Injektion von IO ccm Ioproz. CaC12-L6sung bewirke I mg Adrenalin subcutan die auf Abb. 2, Kurve 2 dar- geseellte Adrenalinreaktion. Fall 8. Lydia S., 38 Jahre. Eine Schweseer wurde wegen Morbus Basedowi operiert Pat. selbst immer nerv6s. Seie I922 sehr mfide und ,,Druck auf dem Kopf'. In der letzten Zeie immer nerv6ser, ~ngstlich t50 --'--7----- und unruhig, Wird oit durch FIerzklopfen bel~st r -- Status am 22. X. 1924. Konstieution kr~I- t~ tig. Allgemeinzustand ziemlich gue. Erngh- t30 ..,q-- rung und Muskulatur von Durchsehnittsmal3. TAyreoigea auffalloe klein. Puis 72. Tremor 120 in Fingern und Augenlidern. I~aut leicht eeigig. Macht einen Ieiche myx6demat6sen Eindruck. Innere Organe normal bis auf das 17# I -- I-Ierz, das ein leichtes akziden%elles Geri~usch I aufweist, lO& O la ZO ,30 Subcutane Adrenatininjektion von I m g Abb. 3. gibt t™ I auf Abb. 3. Nach inerave- n6ser Injektion von IO ccm ioproz. CaCI 2- L6sung erh~le man die auf Abb. 3, Kurve 2 sichtbare Adrenalin- reaktion ( mg subcutan). Aus diesen Versuchen geht also hervor, daB das Ca-Ion als solehes den steigernden Faktor der Adrenalinreaktion zu ver- stgrken und dem senkenden entgegenzuwirken vermag. Die *} Normalwerte ira Alter unter 40 Jahren nach meiner Untersuchung lO,75 - ~2,o mg/%.

Zur Frage der Adrenalinreaktion

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2 6 0 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 4- J A H R G A N G . N f . 6

Welcher A r t das infekt i6se Agens ist, das den ProzeB aus l6s t resp. ihn un te rhg l t , b l e i b t e ins twei ten u n b e k a n n t . ]~ONFIGLIO r and bei m e h r e r e n seiner F~lle die v o n DOERR- ZDAI~St~u u n d LEVADITI ~) be sch r i ebenen u n d als Ence- pha l i t ozoon cunicul i beze i chne t en Gebilde. Da ich ghnl iches b i s l ang in m e i n e m lX{aterial n i ch t �9 m 6 c h t e ich es u n t e r - ]assen zu t Frage , ob u n d welche Bez i ehungen hier bes tehen , ob jene Gebi lde gar die E r rege r se lbs t sind, S te l lung zu n e h m e n . N i c h t ganz u n w i c h t i g fiir die Biologie des vor lguf ig n � 8 7 h y p o t h e t i s c h e n Erregers e r sche in t m i r die Ta t sache , d a l e ine K o n t a k t i n f e k t i o n ans che i nend wenig ,oder ga r n i e h t in F rage k o m m t , ferner , dal3 wir die t ™ b i s l ang n u r w g h r e n d der F r t i h j a h r s m o n a t e u n t e r u n s e r e m T i e r m a t e r i a l f anden . JAI~NEL u n d ILLSRT ber i ch ten , dag ste i m S e p t e m b e r I923 auf ih re s p o n t a n k r a n k e n Tiere stiel3en. Aus den Mi t t e i l ungen v o n ]3ONFIGLIO u n d denen der a n d e r e n A u t o r e n i s t le ider n i c h t zu ersehen, zu welcher J a h r e s z e i t sie ihre B e o b a c h t u n g e n m a c h t e n . Es ware somi t i m m e r h i n m6gl ich, dal3 es s ieh h ier u m eine epidemiologische E igen- t t iml i chke i t der encepha l i t i s chen E r k r a n k u n g hande l t . In g le ichem Sinne k 6 n n t e de r U m s t a n d sprechen , daB die E r - k r a n k u n g der Tiere b i s lang n u r a n ve re inze l t en O r t e n beobach - t e r wurde .

Das W e s e n dieser s p o n t a n b e i m K a n i n c h e n a u f t r e t e n d e n E n c e p h a l i t i s wei te r zu e r forschen wi rd eine wicht ige u n d dan - kenswer t e Aufgabe der n g e h s t e n Zei t sein. E r s t w e n n wir h ier k la re r sehen, werden wir m i t R u h e unsere expe r imen t e l l en S tud i en auf d e m Geb ie te der Lues- u n d Encepha l i t i s - ep i - d e m i c a - F o r s c h u n g fo r t se t zen k6nnen . Diese R u h e k 6 n n e n wir n i c h t h a b e n , so lange wir Gefah r laufen, d u r c h jene ira Versuchs t i e r se lbs t ohne unse r Z u t u n s ich absp i e l enden Prozesse i r regef t ih r t zu werden. M a n c h e be im v o r b e h a n d e l t e n K a n i n c h e n als ftir Lues resp. E ncepha l i t i s ep idemiea spezi- f isch angesp rochene cerebra le B e f unde h a b e n eine t g u s c h e n d e )khnl ichkei t m i t rien Bi ldern , die i ch oben besch r i eben habe . Soll te es s ich h ie r e t w a un: ana loge Prozesse h a n d e l n ? Das is t die Frage , . diœ wir aufwer fen mfissen. V on ih re r B e a n t w o r - t u n g h g n g t ffir die B e w e r t u n g m a n c h e r B e funde u n d der aus i h n e n bere i t s gezogenen Schlul3folgerungen sehr viel ab.

L i t e r a t u r : l) Zeitschr. f. d. ges. Neurol. u. Psychol. 66. 1921. -- 3) Journ. of exp. med. 25. -- a) Journ. of dis. 30. 1922. ~) Vet. journ. 78. 1922. -- s) Journ. of policlinico 1923/24. - - s) Klin. Woehensehr. 1924, 79 o, -- ~) Journ. of exp. med. 39, i. -- ~) Zeitsehr. f. Hyg. u. Infektionskrankh. lO1, 239. 1924 �9 -- ~) Schweiz. med. Wochenschr. I924, 149.

ZUR FRAGE DER ADRENALINREAKTION.

Mitteilung VII. 0BER DIE BEDEUTUNG DES CA-IONS

FOR DIE ADRENALINREAKTION. Von

Dr. I~SKIL KYLIN. Aus der Intern-lV[edizinisehen Zivilabteilung des Ivlilit~irkrankenhau~es

Eksj6, Schweden (Vorstand: E. KYLIN).

I n e iner v o r h e r g e h e n d e n A r b e i t 1) h a b e ich U n t e r s u c h u n g e n vorgelegt , welche erwiesen, dag die inverse A d r e n a l i n r e a k t i o n bei de r essent ie l len H y p e r t o n i e k r a n k h e i t d u r c h Ca -At rop in - M e d i k a t i o n v e r g n d e r t u n d n o r m a l wird. Gle ichze i t ig s te ig t der an f angs a b n o r m ger inge Ca -Geha l t des B lu t e s zu n o r m a l e n Werten~). Ans d iesem AnlaB schien es m i r von In teresse , zu eruieren , ob eine V e r m e h r u n g des Ca-Geha l tes im B l u t e aB und ffir s ich au f die A d r e n a l i n - B l u t d r u c k k u r v e einwirke. D a da s Ca- Ion die s y m p a t h i s c h e R e i z u n g ve r m i t t e l t , w a r es schon a pr ior i zu e rwar ten , dal3 eine ]g inwirkung auf die A d r e n a l i n - r e a k d o n , falls eine solche d u r c h E r h 6 h u n g des Ca-Geha l tes i ra B l u t e b e w i r k t wiirde, in pos i t i ve r R i c h t u n g , d .h . ira S inne e iner Ve r s t / i r kung der A d r e n a l i n r e a k t i o n gehen dtirfee.

Von diesen V o r a u s s e t z u n g e n ausgehend , h a b e ich P a t i e n - t en , die bel s u b c u t a n e r E i n v e r l e i b u n g v a g o t o n e A d r e n a l i n - zeak t ion zeigten, CaC12 in de r Dosis v o n IO ccm einer Ioproz. L 6 s u n g i n t r a v e n 6 s in j iz ier t . Die A d r e n a l i n r e a k t i o n wurde

5. FEBRUAR I925

sowohl vor als einige S t u n d e n n a e h der CaC12-Injektion be- s t i m m t Die fo lgenden t y p i s c h e n F/~lle geben ein Bi ld der R e s u l t a t e.

2'a11. 1. Einar W., 26 Jahre. Leidet seie 5 Jahren an gewissen ne�9 Beschwerden, mit Unruhe und Angsegefiihl, Druck auf dem Kopf, kalten Ffll3en und I-tgnden, FuBsehweil3, Druekgeftihl auf der Brust, Neigung zu Herzklopfen, erggem Stuhl, mi tun te r saurem AufstoBen, schlechtem Schlaf.

Status am 23. X. 1914. K6rperkonsti tueion krMtig. Allgemein- zustand ziemlich gut. Etwas blaB und mager. Leichter Tremor

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in den Handen. Thyreoidea etwas grog. Puis 72. Keine objektiven Basedowsymptome. An den inneren Organen nichts Bemerkens- wertes. Neurologisch nichts Abnormes. Blut ca. Io,5 mg-~ Die Adrenal inreaktion nach subcutaner Injekt ion von I mg ist au�9 Abb. i, t™ I ersichtlich. Fflnf Stunden nach einer intraven6sen Injekt ion von Io ccm loproz. CaC12-L6sung erhielt man auf sub- cutane Verabreichung von I mg Adrenal in die Reaktion, die auf Kurve 2 der Abb. I wiedergegeben ist. Pat . selbst gibt an, dai3 er sich nach der CaCl=-Injektion bedeutend besser f/ihlt; die nerv6sen Besehwerden waren wie durch einen Zaubersehlag verschwunden.

F a g 2. I-Iarald L., 21 Jahre. Seit einem Jahr nerv6se Be- schwerden mit Angst und Unruhe, schwerem Mtidigkeitsgeft~hl, besonders des Morgens, Arbei tsunlust usw.

Status ara 13. X. 19i 4. K6rperkonstieution g u t Siehe gesund aus. MuskuI6s und krgfeig. Fibrilt/tre Zuckungen um die Lippen. Stottert .

Cor: Leichte Mitralinsuffizienz. Innere Organe sonst normal. Neurologisch niches Abnormes, abgesehen davon, daB der Babinski- Reflex am linken FuB unsicher pos. ist, Blut ca. io,o mg-�9 Subeutane Adrenalinreaktion (I mg) gibt J~2urve I auf Abb. 2. Nach intraven6ser Injekt ion von IO ccm Ioproz. CaC12-L6sung bewirke I mg Adrenalin subcutan die auf Abb. 2, Kurve 2 dar- geseellte Adrenalinreaktion.

Fall 8. Lydia S., 38 Jahre. Eine Schweseer wurde wegen Morbus Basedowi oper ier t Pat. selbst immer nerv6s. Seie I922 sehr mfide und ,,Druck auf dem Kopf ' . In der letzten Zeie immer nerv6ser, ~ngstlich t50 -- '--7----- und unruhig, Wird oit durch FIerzklopfen bel~st�9 r - -

Status am 22. X. 1924. Konstieution kr~I- t~ tig. Allgemeinzustand ziemlich gue. Erngh- t30 ..,q-- rung und Muskulatur von Durchsehnittsmal3. TAyreoigea auffallœ klein. Puis 72. Tremor 120 in Fingern und Augenlidern. I~aut leicht eeigig. Macht einen Ieiche myx6demat6sen Eindruck. Innere Organe normal bis auf das 17# I - - I-Ierz, das ein leichtes akziden%elles Geri~usch I aufweist, lO& O la ZO ,30

Subcutane Adrenatininjektion von I m g Abb. 3. gibt t™ I auf Abb. 3. Nach inerave- n6ser Injekt ion von IO ccm ioproz. CaCI 2- L6sung erh~le man die auf Abb. 3, Kurve 2 sichtbare Adrenalin- reaktion (�9 mg subcutan).

Aus d iesen V e r s u c h e n geh t also hervor , daB das Ca- Ion als solehes den s t e i ge rnden F a k t o r de r A d r e n a l i n r e a k t i o n zu ver - s t g rken u n d dem s e n k e n d e n e n t g e g e n z u w i r k e n ve rmag . Die

*} Normalwerte ira Alter unter 40 Jahren nach meiner Untersuchung lO,75 - ~2,o mg/%.

5. FEBRUAR 1925 K L I N I S C H E W O C H E l g S C H R I F T . 4. J A H R G A R r G . Nr. 6 261

theoretische Erkl~irung hierfiir dtirfte bel dem gegenw~rtigen Stand llnseres Wissens nicht m6glich sein. Indes mag in diesem Zllsammenhang erw~ihn~ sein, daB die Wirkung anderer innersekretoriseher Produkte (z. B. des voll Glandula Thyreoidea) gleichfalls durch gewisse Elektrolytell verst~irkt bzw. abgeschw~tcht wird (ZoNI)EK). Die hlkrete scheillen ihren EinfluB anf dem Wege iiber die Elektrolyten auszlliiben. Die Vermutung liegt da nahœ daB auch das Adrenalin seille Wirkullg durch das Ca- und I™ hervorbringt, wobei day Ca-Ion die au]steigende Kurve, das K-Ion die absteigende her~'orru]t. In weiterell Arbeiten hoffe ich in der Lage zll sein, zu zeigen, ob eine solche Vermlltung richtig ist.

Das oben dargestellte Verhalten, daB intraven6se Ca- Injekt ion eine Anderung der Subcutall-Adrenalillreaktion hervorrllft, ist geeigllet, Licht in eine strittlge Frage betreffs der Adrenalinreaktion zu brillgen, n~mlich die, ob das Mitre1 zu probatorischen Zwecken subcutan oder illtravenSs ein- verleibt werden soll. CSnPAI ist bekanntlich der Ansieht, daB die Reaktion nach Subcutaninjektion des Mittels zu sehr voll der Resorptionsgesehwindigkeit abh~ngig ist, als daB diese Methode verwendbar w~~e. Er meint, daB nur die auf intra- venSse Injekt ion erhaltene Reaktion AllfschluB tiber die Reaktiollsweise des vegetativen Systems gibt. Da indes eine Vermehrllng des Ca-Gehaltes ira Blute (und damit wohl aueh der intermedi~iren Gewebsfltissigkeit) durch Mlle intraven6se CaC]~-Injektion die Subcutan-Adrenalinreaktion von einem hochgradig vagotonen zu einem stark sympathicotonen Typus ver~indern kanll, so muB diese Ansicht CSEPAIS endlich defini- t i r abgelehnt werdell. Denn man kann nicht allnehmell, daB die Resorption des Adrenalins dureh eine Vermehrung der Ca-Ionkonzentration auf diese Weise gMindert wtirde. Da- gegen wissen wir durch die Forschungen der Klinik t(RAUS, daB Ca als Vermittler der Sympathicusreizung und K als Vermittler der Vagusreizung von der allergr6Bten Bedeutung ffir die Sympathicus-Vagus-Reaktion sind. Die in Rede stehende Reaktionsiinderung wird deshalb leicht erkl~irlich als eine Folge der geiinderten Ca-K-Ionkonstellation, welche einer illtraven6sen CaCl~-Injektion folgt.

L i t e r a t u r: 1) Zur Therapie der essentiellen Hypertonie- krankheit. Klin. Wochenschr. 1924, Iqr. 37. -- u) Blutkalk-Studien. Zeitschr. f. d. ges. exp. Med.

OBER ECHTE AMINVERGIFTUNG BEIM SAUGLING. Vou

P�9 Dr. ERICH ROMINGER. Aus der Universit~ts-Kinderklinik Freiburg i. Br.

(Vorstand: Prof. Dr. C. T. NOEGGERATH).

Trotz der wichtigen klillisehell und experimelltellen For- schungen der letzten Zeit ist die Natur der Gifte, die das ali- mentaire Fieber und die Vergiftungserscheinungeu bei der aliment~irell Intoxikation der S~iuglinge verursachen, nicht aufgekl~irt wordell. ~eben der neuerdings wieder zu Ehren gekommenen Bakterienendotoxintheorie is~ die Annahme MoRos, dal3 EiweiBspaltk6rper peptonartiger Igatur, Amine, die gesch~digte Darmwand passieren und die Allgemeinver- giftullg hervorrufen, die alle Widersprtiche ara besten er- kl~rende Arbeitshypothese. In meinen gemeinsam mit HlJ~o MEYER angestellten klinisch experimelltellen Ulltersuchungen konntœ ich feststellen, dal3 die Aminbildung ira Darm bel den mit Kuhmilch ern~ihrten Siinglingen di• Regel ist, wiihrelld sie bei Brustkindern ira allgemeinen fehlt und weiter, dal3 bei Kindern im Stadium der aliment~iren Intoxikation ebenso- wenig wie bel den gesunden Flaschenkilldern Amine ira Harn auftreten, iNach den Ergebnissen der Tierversuche Iniissen wir aber Mlle AmillaUsscheidung ira Harn bei echter Aminvergif- tung verlangen (GUGGENHEIM und LOFFLER). Wenll llnsere Versuche also allch gegell die Annahme sprechen, daB die ali- Inent~Lre Illtoxikatioll mit einer Aminvergiftung identisch ist, so erschien es mit doch wichtig, der Frage, ob iiberhallpt Mlle echte Amillvergiftung bel S~uglingen vorkommt, weiter naeh- zugehen.

Es ist mir nun gelungen, bei einem wohlumschriebenen toxischen Symptomenkomplex des S~iuglings Amine nicht nur ira Darminhalt, sondern auch ira Harn llachzuweisen, wiihrend jedesmal nach Abklingen der Vergiftungssymptome der Harn wieder frei von Aminen war.

Es handelt sich um einen 11/2 Monate alten S~ugling, Elsa R., der am 6. X. wegen hartn~ickiger Obstipation zur Aufnahme kam.

Aus der Vorgeschi™ ist zu erw~hnen, daB die Mutter wegen Grippeerkrankung ira V~'ochenbett das Kind nur 8 Tage stillen konnte. Es wurde dann mit Halbmilch und sch~Ltzungsweise nur 3% Zueker ern~thrt und gedieh dabei gui. Von der 4. V~'oche ab machte sich die Verstopfung geliend, die, da ausreichende Mengen gereicht wurden, lediglich auf die zu geringe Zuckerzugabe zurfick- geftihrt werden k6nnte. Die Mutter machte ira Anfang hin und wie- der, zuletzt nahezu t~iglich Einl~iufe, die nieht mehr helfen wollten. Die Stuhlverhaltung dauert nun mehrere Tage, zuletzt 5 Tage.

Bei der Aufnahme wog das Kind 414 ~ g, zeigte starke Auf- bl~hung des Leibes und groBe ]3liisse, sons~ aber keinen besonderen Befund. I]rin frei von EiweiI3 und Zucker. Temp. 38. Bel der Palpation des Leibes entleert das Kind erst gelben bis dunkel- braunen knolligen Stuhl, der von reichlich Darmgasen begleitet ist und kurz darauf spritzenden, w~isserigen aashaft stinkendell Stuh], der riel Schleim enth~It.

Auf 5 g Ol. Rizini folgen lloch mehrere Stfihle von teils br™ figer, teils w~isserig schleimiger Beschaffellheit. Ern~ihrung mit Buttermilchsuppe und Frauenmilch.

Am 8. X. (3. Behandlungstag) steigt die Temperatnr bis auf 38,8. ])er Leib ist meteoristisch aufgetrieben, das Kind ist bellom- men und verf~llt sichtlich. Ira heiBen Bad und nach Eilllegen eines Darmrohres erholt sich das Killd unter Hexeton allmlih]ig.

Am folgenden Tage 9. X. geht die Temperatur zur Norm zurfick. Das Kind hat einen Gewichtsver]ust von 660 g erlitten, trotz eiuer Normosalinfusion von IiO cm.

Erst am io. X. schwindet der Sopor, llnd das Kind erholt sich ganz allmAhlieh. Die Stuhlentleerung erfolgt gelegent]ich spontan oder aber nach Einiegen eines Darmrohres. Stets werdell reichlich Gase und faulig stinkellde Massen abwechselnd mit geIbgrauem pastenartigem normalem Stuhl herausbef6rdert.

Im weiteren Verlauf tritt 4 Tage nach dem ersten Kollaps am 12. X., am 18. X., ara 21. X. und ara 24. X. derselbe Symptomen- komplex, also hochgradiger Meteorismus, akuter Verfall unter Fieber und Sopor auf. Die Untersuchung des Harlles ergibt nur beim ersten Anfall Indican + und damais Alb. schwach + ohue Sediments5efund. In den folgendell Anf~illen war der Harnbefund v611ig negativ.

Die Untersuchullg von Stuh] ulld Harn anf Amine~(Methodik siehe unsere Arbeit Jahrb. f. Kinderheilk.) ergab nun ira 2. Anfall ara 12. X. positiven Befund von Stuhl und Harn, ara 13. X. ulld 16. X. poMtiven Befund ira Stuhl bei uegativem Befund im Harn.

Am 18. X. gab auch der im Laufe der Nachl vom 18./19. X. aufgefangene Harn noch positiven Aminbefund, w~ihrend die Be- wuI3tseinstri~bullg sehon gegell Abend schwindet. Ara 2o. X. sind Amine im Harn ebenfalls nieht mehr llachweisbar.

Es handelt sich also in dem beschriebenen Fall um eine intestinale Autointoxikatioll illfolge Koprostase bel einem Megacolon congenitum ohne Geschwfirsbildung. Die Unter- suchung von S~iuglingen mit funktioneller Obstipation, bel denell ja eigentliche Vergiftullgssymptome fehlell, ergab keille Aminausscheidllng im Harn. Daraus geht hervor, dal3 erst bei hoehgradiger Koprostase mit erheblicher F~iulniszersetzung des Darminhaltes und -- wie wir wohl annehmen diirfell -- mehr oder weniger betr~ehtliehen Darmwandsseh~idigung eine echte Aminvergiftullg beim jungen Kind zustande kommt.

Von besonderer Bedeutung sind nuu die Unterschiede irn klinischen Bilde bei dieser echten Amillvergiftullg des I™ mit Megakolon mit dem der aliment~ren Intoxikatioll. In beiden F~llen tritt Fieber auf, ein erheblieher Gewichtsstllrz und eine BewllBtseillstriibung. Ira Vordergrund des schweren Krankheitsbildes bel der Megakolontoxikose stehen aber dureh- nus die abdominellenSymptome, also der hoehgradigeMeteoris- mus (Flankenmeteorismlls), der nach der Unruhe und dem Geschrei des Kindes zu schlieBen, anBerordentlich schmerz- haft sein muB, der fortschreitende Verfall mit Auspr~igung der Facies hippokratica lllld dem Kollaps. Aile diese Symptome sind in der Hauptsache also Ileuserscheinungen, w~hrend auf Rechnung der dell Organismlls iiberschwemmenden giftigen Amille wohl nur das Fieber und zum Teil die 13ewuBtseins- triibung zu setzen sind.