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Erich Hausser, Zur Genese des seitlich offenen Bisses 319 tumsvorgi~nge im Milch- un4 WechselgebilL Inaug.-Diss., Bern 1953. -- 14. Clinch, L. M., Dent. Rec., London 71, 61 (1951). -- 15. Friel, S., Amer. J. Orthodont. 40, 196 (1954). -- 16. Baume, L. J., und H. Becks, Amer. J. Orthodont. 86, 735 (1950). -- 17. Baume, L. J., J. Dent. Res. 29, 123 (1950). ~ 18. Ders., The Development of the Alveolar Process in Macaca Mulatta. Berkeley 1950. -- 19. Ders., Amer. J. Orthodont. 39, 526 (1953). -- 20. Baume, L. J., und tt. Becks, Oral. Surg. 6, 850 (1953). -- 21. Baume, L. J., Austral. J. Dent. 57, 268 (1953)..- 22. Ders., Die hormonale Steuerung des Zahndurchbruches. Schweiz. Mschr. Zahnhk. ~8, 560 (1953).- 23. Baume, L. J., H. Becks und H. M. Evans, J. Dent. Res. 33, 80 (1954); 38, 91 (1954); 33, 104 (1954). -- 24. Dies., Amer. J. Orthodont. 39, 623 (1953). ~ 25. Baume, R., Lehrbuch der Zahnheilkur~le. Leipzig 1877. -- 26. Hell- man, M., Amer. J. Orthodont. 29, 509 (1943). -- 27. Bay, R., Anthropologie und Zahn- medizin in ,,Zahnmedizin". Basel 1949. -- 28. Korkhaus, G., Fortschr. Orthodontik 1O, 2 (1941). -- 29. Ders., Dtsch. zahn~rztl. Zschr. 7, 1205 (1952). -- 30. Ders., Zschr. Stomat. 28, 22 (1930). -- 31. Baume, L. J., Schweiz. Mschr. Zahnhk. 63, 18 (1955).- 32. Korkhaus, G., Internat. Dent. J. 5, 3 (1955). Anschrfft d. Verf.: Institut de M~decine Dentaire, Universit@de Gen~v~ Aus der Universit/~tsklinik und Poliklinik fiir Zahn-, Mund- und Kieferkra~xkheiten Hamburg (Direktor: Prof. Dr. Dr. K. Schuchardt) Zur Genese des seitlich offenen Bisses Yon Prof. Dr. Erich Hausser, Hamburg Mit 13 Abbildungen Als oftener Bif~ wh'd bekanntlich eine Nonokklusion in vertikaler Richtung verstanden, die durch eine Infraposition einzelner Zahngruppen bedingt ist. Es besteht somit ein Klaffen des Bisses, und es f~llt nicht Unter diesen Begriff des offenen Bisses ein fehlendes Zusammentreffen der Zfihne in sagittaler oder trans- versaler Richtung, sofern die Schneiden und HScker der sich nicht beriihrenden antagonistischen Zs in der Kauebene stehen. Carabel]i hat dieses Krank- heitsbild als Mordex apertus bezeichnet. Am h~ufigsten tritt der offene BiB im Frontzahngebiet in Erscheinung, indem beim Schlul~ der Zahnreihen sich die Frontzs nicht finden und zwischen den Schneidekanten der oberen und unteren Frontz~hne in der Vertikalen ein mehr oder weifiger grol~er Abstand besteht. Es lassen sich hierbei zwei verschiedene genetische Gruppen unterscheiden: der lutschoffene BiB und der echte offene Bil3 auf rachitischer Grundlage. Beim ]utschoffenen BiI3 kommen als ~tiologische Faktoren neben dem Ffllgerlutschen auch das Legen der Zunge zwischen die Frontz~hne und das Bellmen auf die Unterlippe in Betracht, die Infraposition ist also mechanisch durch eine Hemmung des Vertikalwachstums der Zghne bedingt. Aul]er den vertikalen Abweichungen, die das Charakteristikum dieses Krankheits- brides darsteUen, sind hi~ufig noch transversale und sagittale Abweichungen vorhanden. Der seitlich offene BiI~ stellt dagegen ein verhgltnismgl~ig seltenes Krankheits- bild dar, wenngleich sich beim rachitisch offenen Bil3 das Klaffen der Zahnreihen auch auf das Seitenzahngebiet erstrecken kann. Beim seitlich offenen Bil~ ist der vertikale Abstand im Seitenzahngcbiet grSl~er als im Frontzahngebiet. In ghn- licher Weise wie beim lutschoffcnen BiI~ kann auch der seitlich offene BiI~ durch eine gewohnheitsm~I~ige Lage der Zunge zwischen den Zahnreihen verursacht

Zur Genese des seitlich offenen Bisses

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Page 1: Zur Genese des seitlich offenen Bisses

Erich Hausser, Zur Genese des seitlich offenen Bisses 319

tumsvorgi~nge im Milch- un4 WechselgebilL Inaug.-Diss., Bern 1953. - - 14. C l inch , L. M., Dent. Rec., London 71, 61 (1951). - - 15. F r i e l , S., Amer. J. Orthodont. 40, 196 (1954). - - 16. B a u m e , L. J., und H. Becks , Amer. J. Orthodont. 86, 735 (1950). - - 17. B a u m e , L. J., J. Dent. Res. 29, 123 (1950). ~ 18. Ders. , The Development of the Alveolar Process in Macaca Mulatta. Berkeley 1950. - - 19. Ders. , Amer. J. Orthodont. 39, 526 (1953). - - 20. B a u m e , L. J., und tt . Becks , Oral. Surg. 6, 850 (1953). - - 21. B a u m e , L. J., Austral. J. Dent. 57, 268 (1953) . . - 22. Ders., Die hormonale Steuerung des Zahndurchbruches. Schweiz. Mschr. Zahnhk. ~8, 560 (1953) . - 23. B a u m e , L. J., H. Becks und H. M. E v a n s , J. Dent. Res. 33, 80 (1954); 38, 91 (1954); 33, 104 (1954). - - 24. Dies. , Amer. J. Orthodont. 39, 623 (1953). ~ 25. B a u m e , R., Lehrbuch der Zahnheilkur~le. Leipzig 1877. - - 26. H e l l - man , M., Amer. J. Orthodont. 29, 509 (1943). - - 27. Bay , R., Anthropologie und Zahn- medizin in ,,Zahnmedizin". Basel 1949. - - 28. K o r k h a u s , G., Fortschr. Orthodontik 1O, 2 (1941). - - 29. Ders . , Dtsch. zahn~rztl. Zschr. 7, 1205 (1952). - - 30. D e r s . , Zschr. Stomat. 28, 22 (1930). - - 31. Baume , L. J., Schweiz. Mschr. Zahnhk. 63, 18 ( 1 9 5 5 ) . - 32. K o r k h a u s , G., Internat. Dent. J. 5, 3 (1955).

Anschrfft d. Verf.: Institut de M~decine Dentaire, Universit@ de Gen~v~

Aus der Universit/~tsklinik und Poliklinik fiir Zahn-, Mund- und Kieferkra~xkheiten Hamburg (Direktor: Prof. Dr. Dr. K. S c h u c h a r d t )

Zur Genese des seitlich offenen Bisses

Yon Prof. Dr. Erich Hausser, Hamburg

Mit 13 Abbildungen

Als oftener Bif~ wh'd bekannt l i ch eine Nonokk lus ion in ve r t ika le r R ich tung vers tanden, die durch eine In f rapos i t ion einzelner Zahngruppen bed ing t ist. Es bes teh t somi t ein Klaf fen des Bisses, und es f~ll t n icht Unter diesen Begriff des offenen Bisses e in fehlendes Zusamment re f fen der Zfihne in sag i t t a l e r oder t rans- versaler R ich tung , sofern die Schneiden und HScker der sich n ich t ber i ih renden an tagonis t i schen Zs in der Kauebene stehen. C a r a b e l ] i h a t dieses K r a n k - he i t sb i ld als Mordex aper tus bezeichnet .

A m h~ufigsten t r i t t der offene BiB im F r o n t z a h n g e b i e t in Erscheinung, i ndem beim Schlul~ der Zahnre ihen sich die F ron tz s n icht f inden u n d zwischen den Schne idekan ten der oberen und un te ren F ron tz~hne in der V e r t i ka l e n ein mehr oder weifiger grol~er A b s t a n d besteht . Es lassen sich hierbei zwei verschiedene genetische Gruppen unterscheiden: der lutschoffene BiB und der echte offene Bil3 auf rach i t i scher Grundlage. Beim ]utschoffenen BiI3 k o m m e n als ~tiologische F a k t o r e n neben dem Ffl lger lutschen auch das Legen der Zunge zwischen die Fron tz~hne und das Bellmen auf die Un te r l i ppe in Be t rach t , die In f rapos i t ion is t also mechanisch durch eine H e m m u n g des Ver t ika lwachs tums der Zghne bedingt . Aul]er den ve r t ika len Abweichungen, die das Cha rak t e r i s t i kum dieses Krankhe i t s - brides darsteUen, sind hi~ufig noch t r ansversa le und sag i t ta le Abweichungen vorhanden .

Der sei t l ich offene BiI~ stel l t dagegen ein verhgltnismgl~ig seltenes Krankhe i t s - bi ld dar , wenngleich sich be im rachi t i sch offenen Bil3 das Klaf fen der Zahnre ihen auch a u f das Sei tenzahngebie t e rs t recken kann. Beim seit l ich offenen Bil~ is t de r ve r t ika le A b s t a n d im Sei tenzahngcbie t grSl~er als im F ron t zahngeb i e t . I n ghn- licher Weise wie beim lutschoffcnen BiI~ k a n n auch der sei t l ich offene BiI~ durch eine gewohnheitsm~I~ige Lage der Zunge zwischen den Zahnre ihen ve ru r sach t

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sein, indem hierdurch das Ver t ika lwachstum der Z~,hne u n d des Alveolarfortsatzes gehemmt ~ d . Die Ursache ffir eine solche falsche Lage der Zunge kann eine fibermi~l~ige GrS•e der Zunge sein, wie auch eine E inengung des Platzes ffir die Zunge durch eine Unte ren twick lung der Kiefer zu einem Ausweichen der Zunge

Abb. 1. Zunge zwisclmn den Seitenzahureihcn rechts

Abb. 2 und 3. 5Iodelle des Patienten in Okklusion mit dem seitlich offenen Bifi rechts

Abb. 4 und 5. En-face-Aufnahmen des Patienten. Die Zunge ist sehr breit

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nach einer Seite fiihren kann. So besteht bei einem 12j~hrigen Jungen ein seit- lich oftener BiG im Seitenzahngebiet rechts, der durch ein Ausweichen der Zunge zwischen die rechten Seitenzabalreihen bedingt ist (Abb. 1). W/~hrend auf der linken Seite korrekte Beziehungen der Zahnreihen zueinander bestehen (Abb. 2 und 3), ist auf der reehten SeRe beginnend beim seitlichen Sehneidezahn bis zu den Molaren eine Nonokklusion vorhanden, und die Zunge legt sich in diesen Zwischenraum hinein. Der Oberkiefer zeigt eine starke Unterentwicklung, es besteht eine ausgepriigte Verengung, und der Platz ffir die oberen Eckz/ihne ist voll- kommen geschlossen, so dab diese im Hoch- stand durchbrechen. Darfiber hinaus ist die Zunge verh/~ltnismiiBig groG, insbeson- dere diirfte ihre Breite als iiberm~Big an. zusehen sein (Abb. 4 und 5).

Die starke Ausbildung der Zunge u n d die Verkleinerung des Oberkiefers infolge vorzeitigen Milchzahnverlustes diirften in diesem Falle als die urs/~chlichen ~t iolo- gischen Faktoren fiir die Entstehung des seitlich offenen Bisses anzusehen sein.

Das klinische Bild eines anderen Falles ist dem ersten auBerordentlich /ihnlich (Abb. 6). Bei einem 21j/~hrigen Patienten Abb. 6. Rechtsseitig oftener Bifl bei einem 21j/ih- besteht ebenfalls auf der rechten Seite ein rigen Patienten. Die Zunge liegt nicht zwischen

den Zahnreihen

Abb. 7 bis 9. Kephalometrisch orientierte 5Iodelle. Die Seitenziihne im Oberkiefer zeigen keine Infraposition

oftener BiB, dessen Auspr~gung sich vom mitt leren Schneidezahn nach distal vergrSBert. Die kephalometrisch orientierten Modelle (Abb. 7 bis 9) zeigen, dab im Oberkiefer eine Infraposition der Seitenz/~hne nicht vorhanden ist und der seitlich offene BiB nur durch ein Tieferstehen der SeitenzahnhScker und Schneiden der ZiChne im Unterkiefer bedingt ist. Dariiber hinaus zeigt das FernrSntgenbild (Abb. 10) eine Verl~ngerung des aufsteigenden Unterkieferastes der rechten Seite, und die Unterkieferbasis reehts liegt tiefer als links. Auch das Frontbild des Patienten (Abb. 11) l~Bt eine gewisse vertikale Asymmetrie erkenncn, es zeigt aber auch eine geringe Verschiebung der Kinnmit te nach links.

Aus der Anamnese des Patienten geht hervor, dab er die Ents tehung des seit- lich oftenen Bisses erstmalig vor etwa einem gahr bemerkte, weil ihm die Zer- kleinerung der Nahrung auf der rechten Seite nicht mehr mSglich war. In der Zwischenzeit (1 Jahr) soll das Klaffen der Zahnreihen immer grSBer geworden sein. Weiterhin ist der Anamnese zu entnehmen, dab der Pat ient vor 11~ Jahren einen Unfall erlitten hat, bei dem ein Eisentriiger auf ihn fiel, so dab er bewuBtlos

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zusammenbrach. Er erlitt einen Beinbruch, und er hat unterhalb des Ansatzes des Nasenflfigels auf der Oberlippe links eine Narbe als Folge einer gleichzeitig dort stattgefundenen Verletzung. Wenn der Patient, auch keine ni~heren Angaben fiber ein Aufsehlagen auf den Boden machen konnte, so liegt doch der Verdacht

Abb. 10. Die :FernrSntgenprofilaufnahme zeigt eine vertikale Verl/ingerung des Unterkiefers rechts

nahe, da$ beim Zusammenbrechen sich das Trauma auch auf den Unterkiefer auswirkte. Nach dem Unfall waren keine Anzeichen fiir eine Verletzung des Kau- organes vorhanden.

Ein Vergleieh der R6ntgenaufnahmen der Kiefergelenke (Abb. 12 und 13) ergibt, dab das rechte Gelenkk6pfchen wesentlich st/~rker ausgepri~gt ist als das linke. Der Processus artieularis ist l:echts breiter als links, und aueh das Kollum erscheint breiter ausgebildet, wie es auch kfirzer ist.

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Die Auswertung der diagnostischen Unter lagen ergibt also, dab der seitlich offene BiB bei diesem Fall mandibular bedingt ist, indem der Unterkiefer vor- nehmlich ein vergrSl~ertes Vertikalwachstum auf der rechten Seite zeigt, mit dem gleichzeitig eine geringe Verschiebung nach links verbunden ist. Die Entstehung des seit- lich offenen Bisses dfirfte also als Folge einer deformierenden Gelenkerkrankung anzusehen sein, wobei im Gegensatz zu den bisher im Schrifttum beschriebenen F~llen dieser Art die vertikale Abweichung im Vordergrund steht und nur eine au•erordentlich geringe Ver- schiebung zur gesunden Seite lfin festzustel- len ist.

Ftir die t raumatisch bedingte Entstehung des Krankheitsbildes spricht der zeitliche Zu- sammenhang mit dem Unfall und der naeh Angaben des Patienten vorher vorhandene korrekte Zusammenbil] der Seitenzahnreihen rechts, wie auch die laufend sich vergrSBernde Nonokklusion. Der Patient klagt auch nicht fiber irgendeine Schmerzhaftigkeit und hat kein Knacken im Gelenk bisher beobachtet. Abb. 11. En-face-Aufnahme des Patienten.

Geringe Kinnverschiebung nach links

Abb. 12 und 13. Die Gelenkaufnahmen lassen eine Formver/inderung des rechten Processus articularis erkennen

Ffir die Entstehung der deformierenden Gelenkerkrankung machen R e i c h e n- b a c h und S e i d l e r 1) insbesondere eine unnatfirliche Beanspruchung der Gelenke

1) Reichenbach und Seidler, Dtsch. zahn~rztl. Zschr. 1948. Fortschritte der Kieferorthop~idie Bd. 16 H. 4 22

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durch eine Ver~,nderung der Statik und Dynamik verantwortlich, wie sic an einem yon ihnen beschriebenen Fall nachweisen konnten. Es kann die Veri~nderung des Processus articularis jedoch auch auf Grund einer epiphys~ren Hypertrophie durch enchondrale Knochenapposition, die F l o h r bei einer 21j~hrigen Patientin fest- stellen konnte, erfolgen. Aueh in diesem Fall war vollkommene Schmerzfreiheit gegeben. Das Collum mandibulae zeigte bei diesem Fall eine abnorme L~nge. Weiterhin hat G a b k a l) vor kurzem einen Fall verSffentlicht, bei dem die Gelenk- ver~nderung durch einen K n o c h e n t u m o r - O s t e o m - bedingt war. Es handelte sich um einen fast 50j~hrigen Patienten, bei dem gleichfalls vSllige Schmerzfreiheit bestand und erst in den letzten Jahren eine Bewegungseinschri~nkung auftrat, obwohl die ersten Anzeichen ffir einen fehlenden Zusammenbi~ yon dem Patienten schon vor 25 Jahren beobachtet wurden.

Die ~tiologisehen Faktoren, die zu einer Umbildung des Proeessus articularis ffihren, kSnnen also recht verschiedener Art sein. G a b k a schli~gt daher vor, sic als ,,tumorSse bzw. pseudotumorSse Deformierung des Kiefergelenkes" zu be- zeiehnen, w~hrend R e i c h e n b a c h und S e i d l e r die sog. , ,Hypertrophie des KiefergelenkkSpfchens" zum Formenkreis der deformierenden Gelenkerkran- kungen rechnen. Dieser Ansicht pflichtet A x h a u s e n 2) bei und ffihrt aus, dal3 es sieh bei dem von R e i e h e n b a c h und S e i d l e r beschriebenen Fall um ,,die Folgererseheinung einer frfihkindlichen Kol lumfraktur mit einer auf die knScherne Epiphyse beschri~nkten Nekrose und mit weitgehender Erhaltung des Gelenk- knorpels" handelt.

Es liegt somit nahe, ffir die hier besehriebenen Ver~nderungen ebenfalls das erlittene Trauma als auslSsenden Faktor anzunehmen, indem es bei der Ausheilung der durch das Trauma bedingten Sch~digung zu der deformierenden Gelenk- veranderung kam.

Die Entstehung eines seitlich offenen Bisses kann durch auBerordentlieh ver- schiedene Ursachen ausgelSst werden, und es ist ffir die Einleitung einer sinnvollen Therapie eine eingehende Kl~rung der Art der morphologischen Abweichungen erforderlieh. Hierbei ist insbesondere zu untersuchen, ob der seitlich offene Bil3 dutch eine Verkfirzung der Zahnreihen bedingt ist, indem eine Infraposition der oberen und unteren Seitenz~hne vorliegt, oder ob durch eine StSrung des L~ngen- wachstums des Unterkiefers die Nonokklusion im Seitenzahnbereich verursacht ist. Anamnestische Angaben fiber ein erlittenes Trauma weisen dabei stets auf eine Schi~digung des Kiefergelenkes und eine dadureh bedingte deformierende Ver~nderung des Gelenkkopfes hin, deren AusmaB dureh R6ntgenaufnahmen beider Kiefergelenke zu kli~ren ist.

1) Gabka , J., Dtsch. Zalm-Mund-Kieferhk. 21, 11/12 (1955). 2) Axhausen, G., Dtsch. zahni~rztl. Zschr. 1949.

Anschrift d. Verf.: Hamburg 20, Lenhartzstra0e 9