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52. Julius Meyer und Margot Langner: Zur Kenntnis der Farbe des Selendioxyds. ;:\us d. Anorpxi. >il)lcil. d. Cliem. Institutes it. Universitiit Breslau.] (L3iigegarigen itin 30. Dezember 1926.) Ihs Selendiosyd bildet farblose Rrystalle uncl liefert niit 'It'asser uritl .Ilkalien ebenfalls f arblose Liisungen. ljberraschenderweise ist es aber iin gasf6rmigen Zustande gelbgriiii gefiirbt. Diese Erscheinung, daLi ein fester farbloser Stoff einen intensiv gefarbten 1)anipf liefert, st.eht in der unorganischen Cheniie wdil einzig (la. Ils lag nahe, die unerwartete Fiit-biing anf rine therniische Dissoziation des Selendioxyds unter Bildmig von Seleridainpf zuriickzufiihren, dessen 1:arhe etwas dunkler als die des Chlors ist. Dagegen spricht jeiloch die Tatsache, dnQ man Selendiosyd in1 gcsc.hlos~enen Rohre ohne Selen-Abscheidung umsublimieren kann. Wir haben cliese I~rscheinung des farbigen Se0,-Dampfes weiter rerfolgt und festgestellt, dnfi ndi die Schinelzen und gewisse J,iisungen tles Selendioxyds gelh his orniigegelh gefarbt sind. IVasser-freies Selendiosyd wurcle in einc dickwandige Glas-Capillare ein- geschmolzen und in eineni Schutzglase auf ungefahr 350' erhitzt. llas Diospcl schniolz zu einer leichtbeweglichm, orangegelben Vliissigkeit zusammeti, iiber welclier etwas gelblicher Dampf stand. Beim Erkalten erstarrte die fxbige Schrnelze wieder zit einer farblosen Masse aus langen Nadeln. Inner- halb der orangegelben Schnielze hatte sich keine Spur von elernentarem Seleri abgeschietlen, ein Zeichm, tlaB die Farbe der Schrnelze eigentiinilich ist und niclit etwa von abgeschiedeneni oder geliisteni Selen herriihrt. Uns fnrblose Selendiosyd verinag iiberraschenderweise auch gelbgefiirhte Losungen zu bilden. Die kviilirigen, neutralen oder alkalischen Lijsungen sind allerdings dtirchweg f;irblos. SeO, aber, das in konz. Schwefelsaure oder in koni. Selensaurc aufgelijst ist, farbt diese, besonders beiin Erhitzen, deutlich gel b. Beiiii Abkiihlen geht die Intensitat der Fiirbung zuriick. Diese Gelbfiirbung in der IIitze hat uns nls Kenrlzeichen fiir das l'orhandcii- sein yon Selendios!-d in konz. Selensaure gedient, die wir durch Osyd a t' 1011 1-011 seleriiger Saure mittels Chlorsaure darstellteii. Da13 sich Selencliosyd in konz. Snlzsiiure niit gelblicher Farbe liist, ist schon lange bekannt. Printed in Germany. Alle Rechte vorbehalt,en, insbesondere die der ilbersetcung. Drnck: A. W. Schade, Berlin N. 39.

Zur Kenntnis der Farbe des Selendioxyds

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Page 1: Zur Kenntnis der Farbe des Selendioxyds

52. J u l i u s Meyer und M a r g o t Langner : Zur Kenntnis der Farbe des Selendioxyds.

;:\us d. Anorpxi. >il)lcil. d. Cliem. Institutes it. Universitiit Breslau.] (L3iigegarigen itin 30. Dezember 1926.)

I h s Se lendiosyd bildet fa rb lose R r y s t a l l e uncl liefert niit 'It'asser u r i t l .Ilkalien ebenfalls f a rblose Liisungen. ljberraschenderweise ist es aber i i n gasf6rmigen Zus tande gelbgriiii gefiirbt. Diese Erscheinung, daLi ein fester farbloser Stoff einen intensiv gefarbten 1)anipf liefert, st.eht in der unorganischen Cheniie wd i l einzig (la. Ils lag nahe, die unerwartete Fiit-biing anf rine therniische Dissoziation des Selendioxyds unter Bildmig von Seleridainpf zuriickzufiihren, dessen 1:arhe etwas dunkler als die des Chlors ist. Dagegen spricht jeiloch die Tatsache, dnQ man Selendiosyd in1 gcsc.hlos~enen Rohre ohne Selen-Abscheidung umsublimieren kann. Wir haben cliese I~rscheinung des farbigen Se0,-Dampfes weiter rerfolgt und festgestellt, dnfi n d i die Schinelzen und gewisse J, i isungen tles Selendioxyds gelh his orniigegelh gefarb t sind.

IVasser-freies Selendiosyd wurcle in einc dickwandige Glas-Capillare ein- geschmolzen und in eineni Schutzglase auf ungefahr 350' erhitzt. llas Diospcl schniolz zu einer leichtbeweglichm, orangegelben Vliissigkeit zusammeti, iiber welclier etwas gelblicher Dampf stand. Beim Erkalten erstarrte die fxbige Schrnelze wieder zit einer farblosen Masse aus langen Nadeln. Inner- halb der orangegelben Schnielze hatte sich keine Spur von elernentarem Seleri abgeschietlen, ein Zeichm, tlaB die Farbe der Schrnelze eigentiinilich ist und niclit etwa von abgeschiedeneni oder geliisteni Selen herriihrt.

Uns fnrblose Selendiosyd verinag iiberraschenderweise auch gelbgefiirhte Losungen zu bilden. Die kviilirigen, neutralen oder alkalischen Lijsungen sind allerdings dtirchweg f;irblos. SeO, aber, das in konz. Schwefelsaure oder in koni. Se lensaurc aufgelijst ist, farbt diese, besonders beiin Erhitzen, deutlich gel b. Beiiii Abkiihlen geht die Intensitat der Fiirbung zuriick. Diese Gelbfiirbung in der IIitze hat uns nls Kenrlzeichen fiir das l'orhandcii- sein yon Selendios!-d in konz. Selensaure gedient, die wir durch Osyd a t' 1011 1-011 seleriiger Saure mittels Chlorsaure darstellteii. Da13 sich Selencliosyd in konz. Snlzsiiure niit gelblicher Farbe liist, ist schon lange bekannt.

Printed in Germany. Alle Rechte vorbehalt,en, insbesondere die der ilbersetcung. Drnck: A. W. Schade, Berlin N. 39.