2
Zur Kenntniss der IIefe. 79 ich die milchwciss gefirbten Bliithcn dcr erstgenannten ge- friercn licss, w u r d c n s i e b l a u , iind ebcnso alle anderen Theile der l'flanze mit alleinigcr Ausnahme der zarten Pol- lenmassen , und ebenso verhielten sich die grossen weiss, bmun und rosenroth gefdrbten Bliithcn von P h a j u s g ran - d i f I o r u s nnd die wciss, braun und orangefarbenen Bliithcn von P Ii n,i 11 s W a 11 i c h i i , ebenfalls mit Ausschluss der Pol- Icnmasscn. Das Lcben oder die Lebenskritft wurde demnach hicr schon wiihrcnd des Ersbrrcns vernichtet, in Folgc dcs- scn alsbald die chemische Wirkung, dio Bildung des Indigos eintrat, folglich also der Beweis gcliefert, dass di e d u rch Frost getodtetcn Pflanzen schon wlhrend dcs Gcfrierens und nicht erst wahrcnd des Aufthau- ens stcrben, also somit zur Rettung gefrorencr 1' f 1 a n z c n d n r c h V e r 1 a n g s it m ii n g d c 6 A u ft h a u u n g s- prozesscs keine IEilfe zu erwartcn ist. Man kann dahcr mit einiger Ruhe dcni unnothigcrweise befiirchtcten ' schnellen Aufthaucn untcr obigen Umstiinden cntgegenschcn in der Ueberzeugnng, dass man die einmal wirklich einge- tretenen echldlichen Folgen des Frostcs doch nicht zu ver- hindern vermochte. Die Unvcriinderlichkcit dcr Pollcnmasse zeigt, dass sie keinen Indigostoff cnthllt. Die Kiilte wirkt hier als Reagcns von iingcmeiner Fcinhcit. Da die Tempe- ratur dcr Atmosph5ra an dcm Vortragsabcnd - 7 Gr. bc- trng, bot sich die crwiinsclite Gclcgenhcit dar, das in ltedc stelicndc Experiment mit don Bliithen dcr Calanthe zu mi- gcn." hly. Zur Kenntniss der l-rcfe. Die grossc U'iclerstandA~~higkcit nicdcrer I'ilzformen (Spo- rcn dcr gewiihnlichcn Schimmclpilzc und dcr Hefc) gcgcn hohc Tcmperaturen iind gegen Wasser entziehendc hliltcl wurdc diirch die Untersuchungen von I1 of xn an n in Giessen und W i c s n e r in Wien dargethan. 8eitdem hat Me1 s e n s der l'ariscr Akademic ein Mcmoirc iiber die Vitalitiit der IEefc (Presshcfe und Bierhefe diente zu dcn Versuchen) iiber- gcben, welchcs die Resultate von Versnchcn enthiclt, die der genannte Cheniiker iiber den Einfluss tioher und nicdcrer Temperatiiren uiicl des Druclias nuf die Lebcnsfiilligkcit dcr Hefezellen :instell I e.

Zur Kenntniss der Hefe

  • Upload
    r

  • View
    214

  • Download
    2

Embed Size (px)

Citation preview

Zur Kenntniss der IIefe. 79

ich die milchwciss gefirbten Bliithcn dcr erstgenannten ge- friercn licss, w u r d c n s i e b l a u , iind ebcnso alle anderen Theile der l'flanze mit alleinigcr Ausnahme der zarten Pol- lenmassen , und ebenso verhielten sich die grossen weiss, bmun und rosenroth gefdrbten Bliithcn von P h a j u s g r a n - d i f I o r u s nnd die wciss, braun und orangefarbenen Bliithcn von P Ii n,i 11 s W a 11 i c h i i , ebenfalls mit Ausschluss der Pol- Icnmasscn. Das Lcben oder die Lebenskritft wurde demnach hicr schon wiihrcnd des Ersbrrcns vernichtet, in Folgc dcs- scn alsbald die chemische Wirkung, dio Bildung des Indigos eintrat, folglich also der Beweis gcliefert, dass d i e d u r c h F r o s t g e t o d t e t c n P f l a n z e n s c h o n w l h r e n d d c s G c f r i e r e n s u n d n i c h t e r s t w a h r c n d d e s A u f t h a u - e n s s t c r b e n , also somit z u r R e t t u n g g e f r o r e n c r 1' f 1 a n z c n d n r c h V e r 1 a n g s it m ii n g d c 6 A u f t h a u u n g s- p r o z e s s c s k e i n e IEi l fe zu e r w a r t c n i s t . Man kann dahcr mit einiger Ruhe dcni unnothigcrweise befiirchtcten

' schnellen Aufthaucn untcr obigen Umstiinden cntgegenschcn in der Ueberzeugnng, dass man die einmal wirklich einge- tretenen echldlichen Folgen des Frostcs doch nicht zu ver- hindern vermochte. Die Unvcriinderlichkcit dcr Pollcnmasse zeigt, dass sie keinen Indigostoff cnthllt. Die Kiilte wirkt hier als Reagcns von iingcmeiner Fcinhcit. Da die Tempe- ratur dcr Atmosph5ra an dcm Vortragsabcnd - 7 Gr. bc- trng, bot sich die crwiinsclite Gclcgenhcit dar, das in ltedc stelicndc Experiment mit don Bliithen dcr Calanthe zu mi- gcn." hly.

Zur Kenntniss der l-rcfe.

Die grossc U'iclerstandA~~higkcit nicdcrer I'ilzformen (Spo- rcn dcr gewiihnlichcn Schimmclpilzc und dcr Hefc) gcgcn hohc Tcmperaturen iind gegen Wasser entziehendc hliltcl wurdc diirch die Untersuchungen von I1 of xn a n n in Giessen und W i c s n e r in Wien dargethan. 8eitdem hat Me1 s e n s der l'ariscr Akademic ein Mcmoirc iiber die Vitalitiit der IEefc (Presshcfe und Bierhefe diente zu dcn Versuchen) iiber- gcben, welchcs die Resultate von Versnchcn enthiclt, die der genannte Cheniiker iiber den Einfluss tioher und nicdcrer Temperatiiren uiicl des Druclias nuf die Lebcnsfiilligkcit dcr Hefezellen :instell I e.

80 Zur Kenntriiss der Hofe.

M e 1 s e n s giebt an, gcfunden zu haben, dass Giihrung bei der Temperatur des schmelzenden Eises nioglich sei, dass die Hefe nicht getodtet wird, wenn sie dem Gefrieren ausge- sctzt war und dass selbst die niedrigstcn Tcinperaturen, die man crzeugen kann, nernlich einige Grade unter - 100, die Hefe nicht ganzlich zu todtcn vernibg.cn. Each 31 e 1 se 11 s soll die Alkohol- Gahrung innerhalb cines vcrschlosscnen Ge- fdsscs erst aufgehoben wwden , wenn die entwichene Kohlen- saure unter einem I)ru&e von 25 Atmosphlren steht. Hin- gegen sol1 die Hefe noch einem weitaus holieren Drucke (yon 8000 Atmosphlren !) zu widerstehen im Stande sein.

Diese Ergcbuisse miissen wohl noch iuit Vorsicht aufge- nommen werden, da sic, abgevehcn von ihror geringen Wahr- scheinlichkeit, in mehrfacher Bczichung aEfechtbar sind. Es darf nemlich nicht unerwiihnt bleiben, dass M e l s e n s die Xohlensaure -Entwicklung aus ciner zuckerhaltigen Pliiesigkeit schon als Kennzeichen fur das Leben der €Me nimmt, was nach den heut.igen Erhhruiigen nicht mehr erlaubt ist. Es soll hiebei gar nicht auf den heute noch inimer nicht beige- legten L i e b i g - P a s teur’schen Streit aufnicrksam gemacht werdcn, worin es sich urn die Frage handelt, ob die Alkoliol- gahrung, also die Spaltung des Zuckcrs in Kohlensaure, Al- kohol und einige andere Gahrungsproducte, eine Lebensausse- rung der Hefe oder ein von den Lebensthatigkeitcn der Hefe unabhangiger chemischer l’roccss ist.

Wohl aber muss man, angesichts dcr M e 1 s e n s ’ schen Beliauptungcn, dcr Erschcinung gedenken, dass die IIefe unter hiiufig vorkommenden Vcrh3tnissen selbst in schon getodte- tem Zustande Kohlenslure absorbirt enlhalt und weiterhin abzugeben im Stande ist. In diesen Fallen ist die Xohlen- tjaure - Entwicklung aus zuclierhaltigen , cine derartige Hefe enthaltenden Flussigkeiten kein Anzeichen des Lebens der Hefe. Auch hat M e l a e n s verabsaumt, die den niedrigen Tcmperatnren und dem hohen Drucke ausgesetzt gewesene und ale lebend angenommene Hefe mikroskonisch zu unter- suchen. Llie morphologischen Verhaltniom der Hefezellen hatten ihm sehr sichere Anhaltspunkte zur Losung der Frage, ob die Hefe noch lebend oder schon gctodtet war, gegeben. Die endgiltige Entscheidung der vom physiologischen Gesichts- punkte mi8 hochst wichtigen Frage iiber den Einfluss niedri- ger Temperatur und hohen Drrickes auf die Lebeusfahigkeit der Hefexellcn bleibt mithin noch xultunftigen Untermchungen Torbehalten. (Ncite f k i c l ’ t w s r , Nownibw 1870.). R .