Zur Polychromie Der Altagyptisc - Von Bissing, F.W

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  • 7/24/2019 Zur Polychromie Der Altagyptisc - Von Bissing, F.W

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    120 ZUR POLYCHROMIE DER ALT^GYPTISCHEN SKULPTUR

    MASSIF SUD (Suite)

    Horizontalement

    ZUR POLYCHROMIE DER ALLEGYPTJSCHEN SKULPTUR

    VON

    F. W. VON BlSSING

    Im Folgenden soll der Versuch gemaclit werden eine zusammenfassende Ubersichtber die Bemalung segyptischer Statuen zu geben. Die Untersuchung beruht ira Wesent-

    lichen auf dem Material des Musums in Gizeh und will fur jede Priode und jedeStatuenklasse meist nur ein Beispiel genauer anfhren. Wer im Einzelnen des Ver-fassers Ausfuhrungen nachzuprfen wnscht, mag sich an das Statueninventar desMusums zu Gizeh wenden. Dort hat L. Borchardt aile Einzelheiten aufgefhrt undes braucht kaum gesagt zu werden dass auch dise Arbeit Borchardt viel verdankt.Strittige Punkte namentlich haben wir fast immer gemeinsam besprochen.

    Anders als die archaisch-griechische Kunst, erstrebt die segyptische in der Bemalung

    der Skulptur ausschliesslich die Darstellung der Wirklichkeit. Die Farbe trittganz in den Dienstdes Bildhauers, wo der Mcissel versagt, setzt der Pinsel ein. Selten

    verliert sich der Maler in farbenprchtige Einzelheiten, bunte Muster und dergl. DieHaut der Manner malt er rot, die der Frauen hellgelb; um die Umrisse des Krpersklarer hervortreten zu lassen, frbt er die Basis und den Sitz schwarz, zuweilen auchweiss, ebenso werden die freien Zwischenrume zwischen clen Beinen und unter den

    Armen behandelt; er umrndert die Gewnder, auch einzelne Glieder des Krpers rot,

    selten schwarz. Die eignen Haare so gut wie die Perrcken werden schwarz gemalt,ebenso die Augenwimpern, clie Brauen und Augensterne, die sich vom weissen Grundal)heben. Haufig bezeichnet man die innern wie ussern Augenwinkel mit rot. ber-

    haupt wendet der agyptische Knstler viel Sorgfalt an die Bilclung des Auges :manche Statue erscheint, aller Trockenheit der Arbeit zum Trotz, lebendig, weil diegrossen Augen aus dem Gesicht hervorleuchten. Aus Knochen uncl Edelsteinen bildet

    man bei besonders kostbaren Werken das Weiss des Auges und die Iris, whrend einsilberner oder holzerner Stift die Pupille darstellt.

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    Beobachten knnen wir ail dies am besten bei den Statuen aus Kalkstein undSandstein, die uns aus dem alten Reich erhalten sind1. Die Umstnde der Auffindungin z. th. noch unerbrochenen Grbern wie die Beschafenheit der Oberflche dieserGesteine, die ohne uneben zu sein rauh ist und die Farbe einsaugt, liaben das verursacht.

    Doch felilen gleichartige Beispiele auch aus den spteren Zeiten der ecgyptischenKunst nicht, wie die Sandsteinstatue der Mutter Tuthmosis II in Gizeh beweist, dienoch heute im frischen Farbenschmuck prangt.

    Wichtiger aber ist, dass bei aufmerksamer Beobachtung auch bei Statuen aushartem Stein sich fast uberall Spuren von Bemalung finden. Man kann schwanken ob

    abgesehn von den schn polierten Statuen der Sptzeit aus grunem, metamorphischem

    Schiefer nicht aile Statuen aus Granit, Diorit u. s. w. mehr oder mincler bernait waren2.

    Jedenfalls lehrt eine genauere Betrachtung, dass aus dem Zustand der Oberflche nur

    wenig zu schliessen ist. Freilich lsst man den Augapfel gern rauh uni die Farbebesser haften zu lassen, wie man bei Reliefs auch die Innenflchen der Figuren ausderselben Ursache nicht wie den Grund poliert. Aber es giebt vllig sichere Beispiele

    von Bemalung polierter Flchen : so aus dem mittleren Reich die Sphingen derXllten Dynastie, die flschlich den Hyksos zugeschrieben wurden (N. 393, 394 =134-35, Virey), aus dem neuen Reich eine Gruppe des Horus mit Ramesses II (neues

    Inv. 629). Hufiger freilich lsst man bemalte und unbemalte Teile unpoliert undbegniigt sich mit einer Glttung; die Oberflche erscheint dann stumpf.

    Dies Verfahren scheint im alten Reich fast ausschliesslich blich gewesen zu seinund es hat auch den Anschein, als seien wirklich aile hierher gehrigen Statuen bernait

    gewesen. Schon das lteste Document altsegyptischer Plastik, clie Granitstatue Gizeh

    N. I3 macht durch die verschiedene Behandlung der Augen gegeniiber dem strkergegltteten Krper die Verwendung der Farbe wenigstens fur dise wahrscheinlichSichere Beispiele finden wir zahlreich unter den der IV-VIten Dynastie angehrendenStatuen, die uns die Mastabas von Gizeh und Saqqara geschenkt haben.

    Im Ganzen befolgt man die gleichen Regeln fur die Bemalung wie bei den Kalk-

    ' 1. Fur bemalte Kalksteinstatuen des alten Reichs gengt es auf den Schreiber des Louvre (in FarbenPerrot-Chipiez, I, Taf. X) und die Gruppen des Gizehniuseums neues Inventar 6, 21 u. s. w. zu verweisen.Fur das mittlere Reich seien die Osirisstatuen von Lisht (Reo. arch., 1896, S. 63 u. 65 angefbrt : das Fleischist rot, Augenbrauen und Schminkstreifen blau, die Kronen rot. Aus dem neuen Reich erwhne ich NeuesInv. 600 ( Virey, 1379) Oberteil der Statue einer Knigin, deren Perrcke blau (das nicht selten fur schwarz

    vorkommt), deren Krone und Urseusschlange gelb gemalt ist. Ebenso ist das Diadem und die Ohrringe ge-frbt. Die Haut ist unbemalt nur die Lippen und die Umrisse der Lieder und des Diadems rot. Aus der Sptzeit, wo Kalkstein wie Sandsteinstaluen gegenber den Statuen aus hartem Material zurcktreten, erwhneist e.inen Naophoros mit dem Bild des Osiris (neues Inv. 667), dessen Haut rot gemalt i st (aus Kalkstein)whrend die Sandsteinstatue eines zweiten Naophoros (neues Inv. 674) ausser der roten Farbe der Haut, auch

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    steinstatuen : schwarze Basen und Sessel, schwarze Zwischenrume unter den Achseln

    und zwischen den B.einen, rote Umrisse derganzen Gestalt oder auch nur der Gewnder

    (auch schwarz kommt so vor), schwarzes Haar und schwarzer Schnur-Bart (im altenReich hufig angegeben) ; die Augen werden bei dern harten Material lieber schwarzund weiss bernait als besonders eingesetzt dies scheint fur Granit u. s. w. erst vommittleren Reich an blich zu werden im Gefolge der fortgeschrittueren Technik. Die Augenwinkel malt man rot, Brauen und Wimpern schwarz, ebenso den seit der

    Vlten Dynastie blichen Schminkstrich. Gelegentlich giebt man auch die Brustwarzenin schwarz an mit den sie umgebenden Haaren, hufiger die hell-rtlichen Ngel zuweilen geradezu weiss- und,, nach einer Beobachtung Borchardts, die Frbung derFingerspitzen mit Henna.

    Hingegen bietet das mir zugngliche Material nur sehr wenige Beispiele fur dieBemalung des ganzen Krpers. Unbeanstandet ist eigentlich nur die Statuette 131, wo

    die Hautfarbe rotbraun ist. Bei der Statue des die meistenZge des obigen Gesammtbildes entlehnt habe1, finden sich an Brust und Armen helleFarbspuren : sind dise, wie es den Anschein hat, ait, so hatte er einen braungelbenFleischton hnlich wie die bekannte Statue des Rahetep.

    Besonders gern gab man mit allen farbigen Einzelheiten den Halsschmuck wieder.

    Die in verschiedenen Reihen angeordneten Ketten blauer, gelber und grner Perlenmit weissen und grnen Bommeln daran, hinten zusammengehalten durch ein Gegen-gewicht, aus vielfarbigen Perlen, in der Gestalt der Hiroglyphe A (die eben dies Gegen-

    iTTTi

    gewicht mit den freien Enden der Perlenschnur darstellt), werden besonders liebevollausgefiihrt. Bei den Bommeln z. B. giebt der Maler gewissenhaft die Zusammensetzung

    aus 2 verschiedenen Steinarten an, clie uns die erhaltenen Exemplare aus Dashur als

    gebruchlich erweisen.

    Gleich naturgetreu werden clie Papyrusrollen dargestellt, die viele der sog.Schreiber auf den Knieen haben meist sind es vielmehr Lesende : auf gelbemGrund heben sich die roten Columnen ab mit schwarzen Hieroglyphen.

    Im mittleren Reich, das ja in so vielem nur die Fortsetzung der Vlten Dynastieist, bleiben die Gesetze der Polychromie die gleichen. Leider ist unser Material recht

    armselig, weil clie Knige vor allem der XIXten Dynastie fur gut fanden die schnenDiorit- und Basaltkolosse der Xllten Dynastie sich anzueignen. Fur unsere Betrachtungkommen ail dise usurpierten Statuen in Wegfall. Immerhin lehren die schon erwhn-ten Hyksossphingen deren Antlitz rot gemalt war, whrend die Mhne und viel-

    1. J kauert in Schreiberstellung am Boden. Er trgt einen weissen, schwarz umrissenen

    Schurz, ein Halsband aus blauen, gelben und grnen Perlen mit grn-weissen Bommeln, die auf die Brust

    fallen. Hinten wird es durch das Gegengewicht [ Vdas in tausend Farben schillert, festgehalten. Haare undmil

    Schnurbart, Augenbrauenund Wimpernsind schwarz gemalt. Vonden weissenAugen hebt sichdie schwarzePupille ab. Auf seinen Knieen liegt die Papyrusrolle, wie sie weiter unten beschrieben wird, in diesem Falle

    wohl ein Rechnungsbuch. Man liest darauf noch 0 . Auf Brust und Armen bemerkt man die obenerwhntengelblichenFarbreste. DieBasisunddie freienRumesindschwarz bernait. (V Dynastie.)

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    leicht der Scliwanz gelb waren1, genug. Der merkwrdige, Naville, Bubastis,T. XI,publicierte Kopf hatte sicher eingelegte Augen, so gut wie die Granitstatuen derKnigin Nofret und Bronzewimpern. Fur die Aufnahme dieser haben nmlich zwei-

    fellos die im Innern des Auges befindlichen Rillen gedient. Man mchte giauben, dassauch andere Einzelheiten farbig wiedergegeben waren.Im neuen Reich sind glatt polierte Statuen fast die Regel. Dennoch macht man

    einen ausreichenden Gebrauch von der Farbe und es mag mehr Zufall der Erhaltungals etwa Folge eines verschiedenen Farbaufwandes sein, dass die besten Beispiele fur

    Polychromie an nicht polierten, nur gegltteten Statuen sich finden. Denn die schonheraugezogene Gruppe aus Ramesses II Zeit und eine Reihe anderer bemalter Fragmente

    lehren deutlich, dass auch polierte Flchen bernait wurden. Uns mag das befremdlicherscheinen : aber der Egypter, der Riesengranitblcke versetzte, um sie erst whrend

    des Baus an Ort und Stelle anzupassen, der Fussbden in seinen Palsten aus bemaltem

    Lehm herstellte, scheute keine auch noch so unkonomische Arbeit. Beispiele vonBemalung der nackten Fleischteile sind mir aus dieser Zeit nicht bekannt.

    Besonders gut zur Politur eignete sich der dunkelgrne metamorphische Schiefer.

    Die Rmer haben ihn und hnliche dunkle Steine bekanntlich gern zu Copieen nachBronze benutzt. Und wie man gewhnt war, die menschliche Gestalt ohne besondereFarbung des Fleisches in Bronze wiedergegeben zu sehen, so mag man auch amleichtesten bei den in der Sptzeit allgemein blichen Bildwerken aus schwarz-grnem

    Schiefer von jeder Farbung abgesehn haben.Immerhin fehlen auch aus der Zeit nach der XXIten Dynastie Beispiele von Polychromie

    nicht. Und da man Rosengranit zu statuarischen Zwecken verhltnismssigselten verwendet, sind es Werke aus ebendiesem Schiefer oder dunklen Steinen : so

    der bekannte Tarakeskopf aus schwarzem Diorit : hier sind die Augen und clie einst

    wohl vergoldete Kappe rauh gelassen, die brigen Teile poliert. Ferner ein Osiris(N. 1366, Virey) aus grunem Schiefer; die nicht polierte Oberflche hat die rotenBegrenzungslinien fur das Halsband und die schwarze Farbung der Augenwimpernbewahrt. Im brigen will ich nic ht wiederholen, was Rec. de Trav., 1895, 105 f., furdie Sptzeit ausgefuhrt ist : an den in Gizeh ausgestellten Bildwerken der Zeit nachAlexander aus hartem Stein habe ich Farbspuren nicht wahrgenommen.

    Bisher habe ich die Alabasterstatuen noch unberiicksichtigt gelassen : sie sindnaturgemss seltner und aus dem A. und M. R. kenne ich nur Statuetten. Auch disewaren bernait z. B. neues Inv. 40 == M(aspero), 1, 840, hat schwarzes Haar und schwarze

    Augenbrauen, dabei einen grnen Halskragen, neues Inv. 132, 134 = Virey, 782, 783,haben schwarzes Haar und schwarz gefrbte Basis und freie Rume. Intressant isteine ans Ende des A. R. oder den Anfang des M. R. gehrige Statuette aus Elephan-tine (neues Inv. 484) wo die Perrcke und die Brustwarzen aus schwarzem Pech auf-

    gelegt sind. Die allbekannte Statue der Ameniritis setzt zum mindesten fur das Halsband

    1 Es bat freilich hie und da den Anscbein als sei die Mhne rot gewesen; doch mchte ich giauben dass

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    124 UNE PAGE DES SOURCES DE BROSE

    und den sonstigen Schmuck die Verwendung der Farbe voraus, damit man ihn ber-haupt sah.

    Im Allgemeinn dient, wie gesagt, die Bemalung nur dazu, um mehr Dtailswiederzugeben und dem Stein frischeres Leben einzuflssen. Ineinzelnen Fllen scheint

    man jedoch der Farbe mehr berlassen zu haben : Borchardt hat mich auf eine Statuedes spten neuen Reichs aufmerksam gemacht, die nur in den allgemeinsten Formenangelegt ist, wie ein Blick auf die nebenstehende Abbildung lehrt, aber so gieiclimssigbehandelt ist, dass man an ein unfertiges Werk nicht denken kann (neues Inv. 654).

    Die Oberflche des grauen Granits ist unpoliert : in der Nase, am Mund, zwischen denFingern findet sich rote Farbe. Die Statue war also bernait. Dann werden wir nicht

    zweifeln, dass vor allem auch die Ausfhrung der Augen, die jetzt wie eine flachePlatte in der Augenhohle liegen, dem Maler berlassen blieb. Auch die unfrmiglangen Finger, an denen die Ngel nicht angegeben sind, die Geissel i n der linkenHand und der Kopfputz empfingen erst mit der Bemalung ihre Gliederung.

    Ob es sich in diesem Fall um ein absichtlich unfertig gelassenes Werk handelt,das von vorn herein auf die Farbe rechnete oder ob man ein halbfertiges Werkeilig zugerichtet hat, und clabei der Farbe soviel als mgiich berliess, ist nichtzu entscheiden. Es giebt noch einzelne Beispiele des gleichen Verfahrens abersie sind immer vereinzelt. In jedem Fall aber spielt die Polychromie bei der segyp-tischen Skulptur eine so wichtige Rolle, dass wir ohne ihre Bercksichtigung zueinem richtigen sthetischen Verstndnis nicht gelangen knnen.i Man kann sich diecegyptischen Tempel, die Ebenbilder der farbenreichen Aussenwelt, gar nicht buntgenug denken : denn was von der Rundskulptur gilt, hat noch mehr Berechtigung furdie Reliefs bis zu den Inschriften. berall tritt uns eine seltene Farbenfreude oder viel-

    mehr der Wunsch entgegen, das Ebenbild dem Vorbilde so getreu wie mgiich zugestalten, ihm soviel Leben wie mgiich zugeben. Nicht umsonst heisst der Bildhauerim ./Egyptischen der, der lebendig macht )).

    UNE PAGE DES SOURCES DE BROSE(LE ROI ADAPAROS)

    par

    V. SCHEIL, 0. P.

    Le texte d'une Cration babylonienne attribue, ds les premiers mots, la vertucommune des dieux, l'origine des vivants :

    numa ilni ina puhrisnu ibn.. . ubassimu, [bu]-rumi iq-su-[j*u]

    usap siknat. . . napisti.. . bL sri umm sri u namassi sri.(VII. Tab., 345 + 248 + 1471.)

    1. Pource texteet les suivants, voirJensen, Kosmologie, p. 290et suiv.