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Zur Schätzung und Beurteilung konjunktureller Wirkungen öffentlicher Haushalte. Schriftenreihe des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung, Nr. 100 by Reinhard Lenk Review by: Herbert Timm FinanzArchiv / Public Finance Analysis, New Series, Bd. 39, H. 1 (1981), pp. 166-169 Published by: Mohr Siebeck GmbH & Co. KG Stable URL: http://www.jstor.org/stable/40911686 . Accessed: 12/06/2014 20:24 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . Mohr Siebeck GmbH & Co. KG is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to FinanzArchiv / Public Finance Analysis. http://www.jstor.org This content downloaded from 185.2.32.141 on Thu, 12 Jun 2014 20:24:29 PM All use subject to JSTOR Terms and Conditions

Zur Schätzung und Beurteilung konjunktureller Wirkungen öffentlicher Haushalte. Schriftenreihe des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung, Nr. 100by Reinhard Lenk

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Zur Schätzung und Beurteilung konjunktureller Wirkungen öffentlicher Haushalte.Schriftenreihe des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung, Nr. 100 by Reinhard LenkReview by: Herbert TimmFinanzArchiv / Public Finance Analysis, New Series, Bd. 39, H. 1 (1981), pp. 166-169Published by: Mohr Siebeck GmbH & Co. KGStable URL: http://www.jstor.org/stable/40911686 .

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1 66 Besprechungen

Textes nicht ohne Grund der Ansicht waren, dieser Denkansatz sei noch nicht lehrbuch- reif.

Dann: Die Autoren machen bei der Erorterung der optimalen KollektivgroBe einen Unterschied zwischen Balhingskosten und Uberfullungskosten. Der Rezensent muB gestehen, daB es ihm nicht moglich ist zu sehen, was diesen Unterschied ausmachen soil ; in beiden Fallen variiert der Nutzen, den ein Kollektivmitglied aus der Bereitstellung eines Kollektivgutes zieht, in Abhangigkeit von der Zahl der Kollektivteilnehmer. Im ubrigen: Die Autoren handeln das Problem der optimalen Mitgliederzahl anhand von marginalen Kosten- und Nutzenkurven ab; es ware zu iiberlegen, ob eine Darstellung in GesamtgroBen nicht klarer und unmittelbarer nachvollziehbar gewesen ware. Doch ist dies eine Frage der didaktischen ZweckmaBigkeit und als solche - bei aller Bedeutung - ein Detail.

Und: Die Ausfuhrungen zur Diskontierungsrate in der Kosten-Nutzen- Analyse (S. 308 f.) sind nicht iiberzeugend, insofern als hier die Erfassung der absoluten Hohe der Kosten und Nutzen zum Zeitpunkt ihres Anfallens und die Ermittlung der Zeitpraferenz stellenweise miteinander vermischt werden. Es gibt aber keinen Grund, jene von dieser und diese von jener abhangen zu lassen.

SchlieBlich: Wer nicht schon weiB, wie sich das Kapitaldeckungs- vom Anwartschafts- verfahren in der Rentenversicherung unterscheidet, wird Schwierigkeiten haben, es aus den kurzen Erlauterungen auf Seite 203 herauszulesen.

Die Aneinanderreihung von Schwachstellen ist immer insofern etwas miBlich, als leicht ein durchgangig negativer Eindruck entsteht. Ein solcher ist hier nicht intendiert. Deshalb ist noch einmal in aller Deutlichkeit zu sagen, daB der vorliegende Band 4 ein hervorragendes Lehr- und Lernwerk der Finanzwissenschaft zum AbschluB bringt.

Guy Kirsch Reinhard Lenk: Zur Schatzung und Beurteilung konjunktureller Wirkungen offent-

licher Haushalte. Schriftenreihe des Ifo-Instituts fur Wirtschaftsforschung, Nr. 100. Duncker & Humblot. Berlin-Miinchen 1979. 281 Seiten. In dieser, von der Fritz Thyssen-Stiftung finanziell geforderten Untersuchung setzt sich

der Verfasser - nach den relativ kurzen Abschnitten I bis III (12 Seiten) iiber das Konjunkturphanomen, den offentlichen Haushalt als Instrument der Konjunkturstabili- sierung und den Zweck von Budgettypen - zunachst unter der Uberschrift ,,Uberlegun- gen zur empirischen Basis und zum methodischen Aufbau von Budgetkonzepten" mit der Schatzung und Beurteilung konjunktureller Wirkungen offentlicher Haushalte auseinan- der (im Abschnitt IV mit etwa 180 Seiten) und geht sodann (in den beiden folgenden Abschnitten mit etwa 50 Seiten) der Frage nach, ,,ob und inwieweit die Haushaltspolitik in der Bundesrepublik Deutschland seit 1967 ihrem stabilisierungspolitischen Auftrag (des Gesetzes zur Forderung der Stabilitat und des Wachstums der Wirtschaft - H. T.) gerecht werden konnte" (S. 23). Das quantitative Schwergewicht liegt also zwar auf dem Abschnitt IV mit seiner kritischen Analyse; aber die weniger umfangreichen Abschnitte V und VI fallen durch den begriiBenswerten Versuch ins Gewicht, ein ,,einfaches, aber fur konjunkturanalytische Zwecke brauchbares System von Fiskalindikatoren zu entwik- keln" (S. 215) und mit Hilfe dieser Indikatoren sowie aufgrund empirischer Daten die Wirkungen der offentlichen Haushalte auf das Konjunkturgeschehen in der Bundesrepu- blik Deutschland von 1967 bis 1975 zu ermitteln.

Am Beginn des Abschnitts IV werden auf rund 50 Seiten griindliche Uberlegungen zur Eignung des statistischen Ausgangsmaterials, insbesondere unter Beriicksichtigung sei- ner Verfugbarkeit in bundesdeutschen Rechnungen und Statistiken, angestellt; sie enden mit der Entscheidung, anstelle der Finanzstatistik und der Kassenrechnung der Deut- schen Bundesbank die Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen - nach Bereinigung der Ursprungsdaten und unter nachfrageanalytisch orientierter Aggregation ihrer relevanten GroBen - als Informationsgrundlage fur die Auswertung in der empirischen Analyse des Abschnitts VI zu wahlen.

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Bevor es zu dieser empirischen Analyse kommt, wird jedoch der weitaus iiberwiegende, gut gegliederte Teil des Abschnitts IV der theoretischen Analyse - zugleich als Literatur- kritik - gewidmet (rund 120Seiten). Um es vorwegzunehmen : Ich halte diese Analyse sowohl in ihrer Systematik als auch in ihrer Transparenz und Trennscharfe fur gut gelungen. Alle aus der Literatur bekannt gewordenen Budgetkonzepte werden auf ihre Eignung unter dem nachfrageanalytischen und konjunkturanalytischen Aspekt dargestellt und iiberpruft, wobei deutlich zwischen den jeweiligen Schatzfunktionen (den quantitati- ven Analysen) und den Beurteilungsfunktionen (den qualitativen Analysen) - soweit diese Konzepte auch auf die konjunkturpolitische Effizienz gerichtet sind - unterschieden wird : die Saldenkonzepte (insbesondere das Vollbeschaftigungssaldenkonzept), das Fis- cal Leverage-Konzept, das Pure Cycle-Konzept, das Budgetimpuls-Konzept und das Konzept des konjunkturneutralen Haushalts des Sachverstandigenrats. Was die Schatz- funktionen betrifft, so setzt sich Verfasser vornehmlich mit folgenden Fragen auseinander : ob eine Beschrankung der Analyse auf die Wirkung der aktiven Komponente der Haushaltspolitik, d.h. der diskretionaren haushaltspolitischen MaBnahmen, angebracht sei - was er verneint -, ob der Vorjahres- oder der Basisjahrvergleich anzustreben sei - er zieht den ersteren vor - und ob die (ungewichtete oder gewichtete) Multiplikanden- analyse oder die Multiplikatoranalyse geeignet sei - er pladiert fur die letztere. Im iibrigen stellt Verfasser verstandlicherweise weniger auf die Nachfrageeffekte als auf die konjunkturellen Effekte ab, und er betont bereits in diesem Abschnitt die Notwendigkeit der Entwicklung von Beurteilungsfunktionen, in denen ein ,,Kompromi6 in der Nach- fragepolitik" (des Staates) dergestalt zum Ausdruck kommen miisse, daB der ,,Mehr- dimensionalitat der konjunkturpolitischen Steuerungsaufgabe" Rechnung getragen wird (S. 127). Im spateren Abschnitt V entwickelt er zur Vorbereitung und Fundierung seines eigenen empirischen Beitrags eine solche Funktion.

Durchgehend wird die Untersuchung im Abschnitt IV durch die ausgiebige Heranzie- hung und kritische Wiirdigung der in- und auslandischen Literatur bereichert, die nicht nur in einem Verzeichnis von iiber 200 Angaben aufgefiihrt, sondern offensichtlich auch sorgfaltig studiert worden ist.

Dem Leser notigt der umfangreiche Formelapparat (unter Verwendung von weit uber 100 Symbolen) zwar viel Konzentration und Geduld ab; aber die zahlreichen - dabei iibrigens einfachen - Beziehungen tragen sehr viel dazu bei, die Nachfrage- und konjunk- turellen Effekte der verschiedenen Budgetkonzepte miteinander zu vergleichen. BloBe verbale Argumentation geniigt hier eben nicht.

Gerade auch wegen dieser Moglichkeit des Vergleichs der Budgetwirkungen finde ich den Abschnitt IV recht instruktiv. DaB er in seinen Ergebnissen (der Multiplikator- analyse) immer deswegen an Grenzen stoBt, weil die Analyse nur die iiber die Beeinflus- sung der privaten Konsumausgaben laufenden Nachfrageeffekte in Betracht zieht, muB hingenommen werden, da der EinfluB des offentlichen Budgets - sowohl in seiner aktiven als auch in seiner passiven Komponente - auf die privaten Investitionen zu ungewiB ist, um geniigend zuverlassig quantiflziert werden zu konnen. Man muB sich also dariiber im klaren sein, daB Nachfrage- und Konjunktureffekte solange nur unvollkommen erfaBt werden, wie die Budgetwirkungen auf die privaten Investitionen - sei es iiber die Staatsausgaben, sei es iiber die Steuern - auBerhalb der Analyse bleiben, ganz zu schweigen von den Wirkungen, die iiber den EinfluB auf den Kreditmarkt laufen. Auf den Mangel der Multiplikatoranalyse, der auf der Vernachlassigung der Akzeleratorwir- kung beruht, weist Verfasser selbst hin (S. 1 15).

Abgesehen davon hatte in der Analyse der Budgetkonzepte, die sich auf die Multipli- katorwirkungen erstreckt, wohl doch nicht darauf verzichtet werden sollen, den zeitlich begrenzten Multiplikator (,, lagged multiplier") statt den ,,instantaneous multiplier" zu wahlen. In der theoretischen Analyse mag dieser Hinweis leicht genommen werden; in der empirischen Analyse kann er um so bedeutender werden, je enger der Wirkungshori- zont gezogen wird.

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Wie schon angedeutet, unternimmt es Verfasser im AbschnittVI, die Wirkungen offentlicher Haushalte auf das Konjunkturgeschehen in der Bundesrepublik Deutschland von 1967 bis 1975 in einer empirischen Analyse zu ermitteln, nachdem er diese Analyse durch die Entwicklung eines ,,einfachen Indikatorsystems zur konjunkturorientierten Analyse offentlicher Haushalte (Fiskalindikatoren)" im AbschnittV vorbereitet. In diesen beiden Abschnitten (S. 215 bis 262) liefert Verfasser seinen originellen Beitrag zum Problemkomplex : Der vorangegangene literaturkritische Teil wird durch eine empirische Untersuchung erganzt, in der es um die Messung der Konjunkturgerechtigkeit (!) der (bundesdeutschen) Budgets geht. Er entwickelt im Abschnitt Fzunachst eine Schatzfunk- tion, die auf die konjunkturellen Wirkungen im Vorjahresvergleich abstellt und in die die direkte staatliche Beanspruchung des Produktionspotentials durch die Staatsausgaben fur Guter und Dienste einerseits und der ,,UbertragungsiiberschuB zugunsten des Staates" andererseits eingehen (S. 219ff.). In die Beurteilungsfunktion, die - wie angedeu- tet - eine Aussage iiber die Konjunkturgerechtigkeit des Budgets enthalt, fiihrt Verfasser als OrientierungsgroBe das ,,Normalbeschaftigungsbruttosozialprodukt" (anstelle des Vollbeschaftigungsbruttosozialprodukts) ein, um der ,,Mehrdimensionalitat der kon- junkturpolitischen Zielsetzung Rechnung zu tragen" (S. 236). Es ist das hypothetische Bruttosozialprodukt, das ,,bei etwa ,durchschnittlicher Arbeitslosigkeit' und ,normaler Produktionsintensitat' realisierbar ware" (S. 225) und ,,bei dessen Realisierung noch ein ausgewogenes Verhaltnis zwischen hohem Beschaftigungsgrad und Preisniveaustabilitat gesichert erscheint und andererseits die Risiken einer fiskalpolitischen Ubersteuerung bei der Verfolgung dieser Ziele gering gehalten werden konnen" (S. 231).

Fur die empirische Analyse des folgenden Abschnitts F/sind Produktionspotential und ,,Normalbeschaftigungsbruttosozialprodukt" aufgrund einer im Ifo-Institut entwickel- ten Produktionsfunktion geschatzt worden. Auf die Notwendigkeit, das - sicherlich stark problembeladene - ,,Normalbeschaftigungsbruttosozialprodukt" jeweils situationsbezo- gen zu bestimmen, wird ebenso ausdriicklich hingewiesen wie darauf, daB die Ergebnisse der empirischen Analyse mit der ,,gebotenen Zuruckhaltung" zu interpretieren seien (S. 236). M. E. ware es dariiber hinaus angebracht, die Hinweise zu beachten, die ich oben im Hinblick auf die Wahl des Multiplikators in der Schatzfunktion und auf die Begrenzung der Aussagekraft des ,,KonjunkturgerechtigkeitsmaBes" durch die Be- schrankung der Nachfrage- und Konjunktureffekte via den EinfluB auf die privaten Konsumausgaben gemacht habe.

Bei aller ,,gebotenen Zuruckhaltung" muB der Versuch des Verfassers m.E. aber anerkannt werden, fuhrt er doch - unter Verwendung des auf S. 226 definierten ,,Kon- junkturgerechtigkeitsmaBes" - zu quantifizierten Aussagen iiber die Konjunkturgerech- tigkeit der offentlichen Haushalte in den einzelnen Jahren von 1967 bis 1975, wobei in den abschlieBenden Tabellen 22 bis 27 die Nachfragewirkungen, die (gesamten) konjunktu- rellen Wirkungen und die diskretionaren konjunkturellen Wirkungen sowohl des Staats (insgesamt) als auch der Gebietskorperschaften im Vorjahresvergleich zusammengefaBt dargestellt werden.

DaB einige Resultate nicht iiberraschen, wie die, daB die ,,staatlichen Haushalte zusammengenommen im Beobachtungszeitraum nahezu die Halfte der gesamten ,defla- torischen4 Liicken geschlossen haben", daB sie aber demgegeniiber im Beobachtungszeit- raum ,,nur wenig dazu bei(trugen), konjunkturellen Uberhitzungen entgegenzuwirken" (S. 260) - diese Feststellung laBt vermuten, daB die empirische Analyse des Verfassers einen vielleicht erfolgversprechenden Versuch darstellt, die konjunkturellen Effekte des offentlichen Budgets einzufangen und unter der Restriktion eines Zielkompromisses zu beurteilen. Er sollte daher fortgefiihrt werden, obwohl sein dorniges Problem vor allem in der naturgemaB kontroversen Schatzung des ,,Normalbeschaftigungsbruttosozialpro- dukts" und der GroBe des davon beeinfluBten ,,KonjunkturgerechtigkeitsmaBes" liegt, das ja wesentlich anspruchsvoller ist als eine Aussage iiber die bloBe Konjunkturgerech- tigkeit.

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Abgesehen von diesem mutigen Versuch: Insbesondere der AbschnittIV bietet m.E. einen instruktiven und reichhaltigen Stoff fur Lehrveranstaltungen, in denen fortgeschrit- tene Studenten mit der theoretischen Analyse der konjunkturellen Effekte offentlicher Haushalte vertraut gemacht werden sollen, und zwar auch in einer Zeit, in der das Pendel in der Diskussion mehr und mehr zu einer skeptischen Beurteilung der konjunkturorien- tierten Nachlragepohtik der ottentlicnen budgets hinschwingt.

Alan Peacock: The Economic Analysis of Government and Related Themes. Martin Robertson&Co. Oxford 1979. 245 Seiten.

Die vorliegende Sammlung von Aufsatzen zeichnet sich im Vergleich zu ahnlichen Publikationen anderer sei es britischer, sei es nicht-britischer Autoren dadurch aus, daB ungeachtet der groBen Zahl behandelter Probleme und der unterschiedlichen Anlasse, aus denen sie untersucht wurden, eine einheitliche Grundkonzeption deutlich erkennbar ist. Es ist die eines hochgebildeten Wirtschaftstheoretikers, der nicht zuletzt aufgrund langjahriger Erfahrungen, die er als leitender - beamteter - Berater der Regierung seines Landes sammeln konnte, einerseits Vorteile, aber auch Grenzen einer freiheitlichen Wirtschaftsordnung erkennt und gewissenhaft gegeneinander abwagt und andererseits kraft seines ungewohnlichen theoretischen und empirischen Wissens die Gefahren bzw. Schwachen iibermaBig formalisierter Modellkonstruktionen eindrucksvoll aufzuzeigen weiB. Nimmt man noch eine Diktion hinzu, die selbst im Raum der angelsachsischen Okonomik in bezug auf Klarheit und Anschaulichkeit einen hervorragenden Platz einnimmt, so ist damit schon angedeutet, daB und warum ich mich erfolglos nach einem deutschsprachigen Pendant der PEACOCKschen Essaysammlung umgesehen habe.

Lasse ich die Einleitung beiseite, so umfaBt das Buch vier groBe Teile, von denen sich einer mit der ,,Political Economy of Government", der folgende mit der ,,Economic Analysis of Government Policies", ein weiterer schlieBlich mit ,,A Variety of Govern- mental Experience" beschaftigt. Es ist hier unmoglich, auch nur einen ungefahren Eindruck von der Vielzahl der Probleme zu vermitteln, die Peacock mit Scharfsinn (und, nebenbei bemerkt, Loyalitat bzw. Fairness) behandelt. Nur kurz und beispielsweise sei erwahnt, daB der Leser eine auch von eher interventionistisch orientierten Okonomen anzuerkennende wohlfundierte Kritik an zahlreichen Staatseingriffen in die Wirtschaft, eine Auseinandersetzung mit dem (seit langem stark iiberschatzten) PARETO-Optimum und gewissen Ubertreibungen moderner, einseitig mathematischer Methoden sich bedie- nender Wirtschaftstheorie (cf. S. 89 f.) in den Abhandlungen von Part II findet. Von Part III hebe ich die beiden Studien hervor, die sich mit der Beurteilung offentlicher Ausgaben sowie dem Problem ihrer tendenziellen und aktuellen Steigerung auseinandersetzen (letzteres bekanntlich ein Fragenkomplex, dessen Untersuchung durch Peacock und Wiseman die moderne Finanzwissenschaft viel verdankt). Zu erwahnen ist ferner auch die kurze, aber meines Erachtens mit durchschlagenden Argumenten abgesicherte Beant- wortung der seit ein, zwei Jahrzehnten vieldiskutierten Frage ,,Do We Need to Reform Direct Taxes?" (S. 186fT.) - ein ,,Yes, but ...", das sich hauptsachlich auf Empfehlungen des MEADE-Report bezieht, aber auch fur manche Publikationen in nicht-britischen Landern seine Bedeutung hat und gerade auch deutschen Anhangern sei es einer Expenditure Tax, sei es einer grundlegenden Umgestaltung der Steuersystemstruktur zur Lektiire dringend zu empfehlen ist. Im letzten Hauptteil schlieBlich imponiert die Wohlabgewogenheit des Urteils eines Mannes, der aus seiner Tatigkeit in einem groBen Ministerium sehr wohl um MiBstande und Gefahren moderner Verwaltung und Biirokra- tie weiB, aber auch um den Sachverstand und die groBen Verdienste der letzteren, dies etwa in betontem Gegensatz zu Hayek, von Quacksalbern wie Parkinson zu schweigen.

AbschlieBend: Ich wiinschte, ein deutscher Okonom besaBe die gleiche Bildung, theoretische Begabung und praktischen Erfahrungen wie Alan Peacock und zugleich dessen Fahigkeit zu klarer, plastischer Darstellung auch komplizierter Zusammenhange.

F. Neumark

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