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494 Bericht: Chemische Analyse organischer KSrper. spricht der berechneten molekularen Menge. Bei den zyklischen Terpenen mit Briickenbindungen wurde festgestellt, dass die p-Brtickenbindung intakt bleibt. Kampher addiert kein Brom. Dagegen verhttlt sich die in-Briickenbindung so, als ob sie eine einfache Doppelbindung wiire, wie die Versuche mit Pinen zeigten. Far dieBenzolderivate liegen die VerhMtnisseanders. Phenol addiert genau 6 Atome Brom und spaltet genau 3 Molekiile Brom- wasserstoff ab. Dagegen gelingt es nicht, bei den Phenol~tthern, sowie auch bei den mehrwertigen Phenolen, molekular verbrauchte Mengeu Brom festzustellen. Bei reinen Benzolderivaten mit Doppel- bindungen in der Seitenkette, wie zum Beispiel bei der Zimtstture, erfolgt die Anlagerung yon Brom an die Doppelbindung glatt und in molekularen Mengen. Alle diese Untersuchungen ft~hren zu dem Schluss, dass die auf diese oder iihnliche Weise in Gegenwart yon Wasser bestimmte Brom- zahl unter allen Umstiinden ein Maf~ fiir die ungesttttigten Valenzen vorstellt. Dort, wo sie mit der theoretischen Zahl nicht fibereinstimmt, hat man eben nicht mit der Gesamtzahl ireier, reaktionsf~higer Valenzen zu rechnen. gur titrimetrischen Bestimmung der Blaus~ure, besonders in und neben Benzaldehydcyanhydrin hat L. Rosenthalerl) das A n dr e w s 'sche Yerfahren 2) modifiziert. Er benutzt als Indikator statt des p-Nitrophenols eine 0,2-prozentige, weingeistige LSsung yon Jodeosin und fiihrt die Bestimmung der Blau- s~ure folgendermafien aus: Die zu untersuchende L6sung wird unter Verwendung yon Jodeosin und Ather neutralisiert, das heisst so lange mit Siiure oder Lauge versetzt, his die w~ssrige L0sung gerade noch Rosaf~rbung zeigt. Dann wird Sublimatl6sung im Uberschuss hinzu- geftigt und sofort unter Umschtitteln mit n/1G-Kalilauge titriert, bis sich die wiissrige L6sung wieder rosa f/irbt. Ob man gentigend Sublimat- 10sung zugegeben hatte, erkennt man daran, dass sich die w~ssrige Fltissigkeit nach dem Eintreten der Rosaf~rbung auf Zusatz einiger Tropfen Sublimatl6sung nicht wieder entfitrbt. I ccm ~/1o-Laug e ----- 2,7 018 u~g Blaus~ure. Zur Bestimmung der Gesamt-Blaustture in Fltissig- keiten, die freie Blaus~ure und Benzaldehydcyanhydrin 1) Archiv der Pharmazie 248, 529. 2) Vergl. diese Zeitschrift~ 46, 444 (1907).

Zur titrimetrischen Bestimmung der Blausäure, besonders in und neben Benzaldehydcyanhydrin

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494 Bericht: Chemische Analyse organischer KSrper.

spricht der berechneten molekularen Menge. Bei den zyklischen Terpenen mit Briickenbindungen wurde festgestellt, dass die p-Brtickenbindung intakt bleibt. Kampher addiert kein Brom. Dagegen verhttlt sich die in-Briickenbindung so, als ob sie eine einfache Doppelbindung wiire, wie die Versuche mit Pinen zeigten.

Far d i e B e n z o l d e r i v a t e liegen die VerhMtnisseanders. Phenol addiert genau 6 Atome Brom und spaltet genau 3 Molekiile Brom- wasserstoff ab. Dagegen gelingt es nicht, bei den Phenol~tthern, sowie auch bei den mehrwertigen Phenolen, molekular verbrauchte Mengeu Brom festzustellen. Bei r e i n e n B e n z o l d e r i v a t e n mit Doppel- bindungen in der Seitenkette, wie zum Beispiel bei der Zimtstture, erfolgt die Anlagerung yon Brom an die Doppelbindung glatt und in molekularen Mengen.

Alle diese Untersuchungen ft~hren zu dem Schluss, dass die auf diese oder iihnliche Weise in Gegenwart yon Wasser bestimmte Brom- zahl unter allen Umstiinden ein Maf~ fiir die ungesttttigten Valenzen vorstellt. Dort, wo sie mit der theoretischen Zahl nicht fibereinstimmt, hat man eben nicht mit der Gesamtzahl ireier, reaktionsf~higer Valenzen zu rechnen.

gu r t i t r imetrischen Bestimmung der Blaus~ure, besonders in und neben Benzaldehydcyanhydrin hat L. R o s e n t h a l e r l ) das A n dr e w s 'sche Yerfahren 2) modifiziert.

Er benutzt als Indikator statt des p-Nitrophenols eine 0,2-prozentige, weingeistige LSsung yon Jodeosin und fiihrt die Bestimmung der Blau- s~ure folgendermafien aus: Die zu untersuchende L6sung wird unter Verwendung yon Jodeosin und Ather neutralisiert, das heisst so lange mit Siiure oder Lauge versetzt, his die w~ssrige L0sung gerade noch Rosaf~rbung zeigt. Dann wird Sublimatl6sung im Uberschuss hinzu- geftigt und sofort unter Umschtitteln mit n/1G-Kalilauge titriert, bis sich die wiissrige L6sung wieder rosa f/irbt. Ob man gentigend Sublimat- 10sung zugegeben hatte, erkennt man daran, dass sich die w~ssrige Fltissigkeit nach dem Eintreten der Rosaf~rbung auf Zusatz einiger Tropfen Sublimatl6sung nicht wieder entfitrbt. I ccm ~/1 o-Laug e ----- 2,7 018 u~g Blaus~ure.

Zur B e s t i m m u n g de r G e s a m t - B l a u s t t u r e in F l t i s s i g - k e i t e n , d i e f r e i e B l a u s ~ u r e u n d B e n z a l d e h y d c y a n h y d r i n

1) Archiv der Pharmazie 248, 529. 2) Vergl. diese Zeitschrift~ 46, 444 (1907).

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e n t h a l t e n, verf~hrt man in folgender Weise: Die Flfissigkeit wird gegen Jodeosin neutralisiert, m i t einem Uberschuss yon n/lo-Kalilauge versetzt, eine Minute ]ang kr~ftig geschiittelt und ebenso lange nacl~ erfolgtem Zusatz tier Sublimatl0sung. Man gibt alsdann S~ure bis zur Entf~.rbung zu und titriert zuletzt ~ieder mit Lauge his zum Endpunkt.

Die Blaus~ure im B i t t e r m a n d e l w a s s e r bestimmt man, indem man 25cc~n gegen Jodeosin neutralisiert und mit 1 5 c c m n/lo-Lauge 1 Minute lang kr~ftig schilttelt. Nach Zusatz von 5 ccm Sublimat- 15sung schiittelt man ebenso lunge und titriert dann, wie vorher be- schrieben.

Die f r e i e B l a u s ~ u r e n e b e n B e n z a l d e h y d c y a n h y d r i n . l~sst sieh bestimmen~ indem man die Blaus~ure yore Cyanhydrin durcb Ausschiitteln mit Natriumsulfat]Ssung trennt. Die zu titrierende LSsung l~sst man in einem Scheidetrichter zu 20 cc~n gesSttigter, neutralisierter NatriumsulfatlSsung laufen, setzt etwa 5 0 c c m Ather und 10 Tropfen- JodeosinlSsung hinzu und neutralisiert. Alsdann gibt man Sublimat- 15sung hinzu, scht~ttelt mehrmals kr~ftig um und lasst nach Entmischung die w~ssrige LSsung in gegen Jodeosin neutralisiertes Wasser ablaufem Den Scheidetrichter w~scht man mit etwas NatriumsulfatlSsung hack und seMtte]t dann noehmals mit 2 0 c c m derselben LSsung aus, hack deren Abtrennung man wieder mit wenig NatriumsulfatlSsung naeh- spalen kann. Die auf diese Weise ausgeschattelte S~ure wird wie sonst mit Lauge titriert.

Die quant i ta t ive Best immung des Methylalkohols bei Gegen-~ wart yon Athyla lkohol im Spiritus und in Lik~ren grtindet G. T e s to n i 1) auf die Tatsache, dass der Methylalkohol im Stande ist, das Drehungs- vermSgen einiger optisch aktiver Substanzen, namentlich tier Saecharose, zu beeinflussen, w~hrend der J(thylalkohol n u r ganz verschwindende Anderungen hervorruft.

Versuche, welche mit Wasser~ Methylalkohol, J~thylalkohol, oder mit Mischungen dieser drei Fl~ssigkeiten in verschiedenem Verh~ltnis. unter Anwendung einer 40-prozentigen SaccharoselSsung im 400 mm-Rohr bei 16 0 C. ausgefiihrt wurden, ergaben Zahlen, aus denen hervorgehtr dass der Methylalkoho! sieh mit geniigender Genauigkeit bestimmea. lasst naeh der Formel:

M ~-~ [(P' - - P ' ' ) 0,1] 100 2~4 - - 0~1

1) Rendiconti della Soc. Chim. Ita]. Fuse. 1I, 1912, yore ¥erfasser eingesandL.